STEHEN WIR? T WO - ETA Hoffmann Theater Bamberg

 
WEITER LESEN
STEHEN WIR? T WO - ETA Hoffmann Theater Bamberg
SPIELZEIT 2020/21
                                                                                                                WO
                                                                                                               STEHEN
                                                      Gedruckt auf 100% Recyclingpapier.
                                                                                                                 WIR?
                                                                                                                2020/21
ETA Hoffmann Theater Bamberg
E.T.A.-Hoffmann-Platz 1 | 96047 Bamberg
Tel.: 0951 87 3030 (Kasse) | www.theater.bamberg.de
STEHEN WIR? T WO - ETA Hoffmann Theater Bamberg
INHALT
    GELEITWORT  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .              02

    GRUSSWORT  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .              04

    ÜBERBLICK  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            06

    PREMIEREN  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .            09

    AUSSERDEM  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .               42

    ENSEMBLE  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .          54

    JUNGES ETA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                        60

    REGIE  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .    70

    THEATERVEREIN  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                 79

    KARTEN UND PREISE  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                      82

    ABONNEMENTS  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                   91

    ALLGEMEINE GESCHÄFTSBEDINGUNGEN  .  .  .  .  .  .  .  .  .                                                 101

    SERVICE  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .       108

    MITARBEITER*INNEN  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .                        114

    KONTAKT  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .       120

    DANK  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .    124

    IMPRESSUM  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .           127

2                                                             1
STEHEN WIR? T WO - ETA Hoffmann Theater Bamberg
GE L E I T W O R T

LIEBE ZUSCHAUERINNEN
UND ZUSCHAUER,

                                                                                                                        ©Matthias Hoch
LIEBE THEATERFREUNDE!
Während ich dies schreibe, leben wir alle im Lockdown, unsere sozialen Kontakte sind     „Kirschgarten“ ins Russland zur Zeit epochaler gesellschaftlicher Umwälzungen,
auf das Nötigste beschränkt, wir gehen einkaufen mit Masken vor Mund und Nase,           ­stellen Sie sich mit Thomas Köcks „Paradies“-Trilogie den großen Problemen des
schauen misstrauisch auf hustende Mitmenschen. Die Innenstädte sind wie leer­            ­Klimawandels, fragen Sie mit Björn SC Deigners „Polizey“ nach den Befugnissen
gefegt, die Spielplätze, Fußballstadien, Kirchen … Der Spielbetrieb unseres Theaters     ­unserer Ordnungsmacht, folgen Sie mit Gabriele Tergits „Effingers“ dem Schicksal
ist für den Rest der Spielzeit 2019/20 ausgesetzt, für Monate werden keine Vorstel­      ­einer jüdischen Bürgerfamilie vom Beginn der Gründerzeit bis zum Holocaust, stellen
lungen ­stattfinden.                                                                     Sie sich mit Hannah Arendt der „Banalität des Bösen“ und vieles, vieles mehr.

Vor Corona schienen Globalisierung, Digitalisierung, Klimawandel, die Zukunft der        Horvaths Karoline hat „so eine Sehnsucht in sich“, die haben auch wir gerade alle,
Demokratie, Rechtspopulismus und aufkommender Rassismus die Herausforderungen            nach einer glücklicheren Zukunft, nach sozialen Kontakten, nach Normalität … und
der Zeit zu sein. Und nun schafft es ein kleines, hübsch anzuschauendes, aber unbe­      wir Theatermenschen danach, „dass der Lappen wieder hochgeht“.
rechenbares Virus, die Welt zum Anhalten zu bringen und gleichzeitig wie ein Brenn­
glas auf eben diese Themen, unseren gesellschaftlichen Zustand zu fokussieren. Und       Die Spielzeit ist geplant, das Heft halten Sie in den Händen, die Abonnements sind
bei aller Tendenz zur Abschottung zwingt es uns zur Zusammenarbeit, global im            geschnürt. Ob die Spielzeit aber so stattfinden kann, wie wir uns das jetzt wünschen,
­wissenschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen Bereich, persönlich in der direkten   wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Lassen Sie uns das Beste hoffen.
Nachbarschaft. Ob die Welt sich „nach Corona“ ändern wird und wenn ja wie, vermag
sicher gerade niemand zu sagen. Aber die Situation fordert eine Bestandsaufnahme.        Und wenn wir dann im Oktober die Türen zum Theater wieder öffnen können, dann
                                                                                         seien Sie dabei. Wir freuen uns auf Sie!
Dazu wollen auch wir als Theater beitragen mit einer Spielzeit, die sich unter der
­Fragestellung „Wo stehen wir?“ mit unserer Standortbestimmung in gesellschafts­         Bis dahin: kommen Sie gesund durchs Jahr!
politischer wie individueller Hinsicht beschäftigt, wie immer anhand zeitgenössischer
und klassischer Texte, wie immer mit unseren Mitteln, anschaulich, unterhaltend,         Ihre
­facettenreich, berührend, künstlerisch anspruchsvoll. Begeben Sie sich mit Tschechows
                                                                                                                                         Sibylle Broll-Pape
                                                                                                                                            Intendantin

                                          2                                                                                                      3
STEHEN WIR? T WO - ETA Hoffmann Theater Bamberg
GR US S W O R T

VEREHRTE
THEATERBESUCHER,

im Jahr 2020 wurde unser ETA Hoffmann Theater gleich fünf Mal überregional ausge­          Die Strahlkraft des Theaters in der Republik ist eine herausragende Anerkennung für die
zeichnet und mit Festivaleinladungen überhäuft, traurigerweise sind alle fünf Festivals    wertvolle Arbeit von Intendantin Sibylle Broll-Pape, Chefdramaturg Remsi Al Khalisi
wegen der Corona-Krise abgesagt worden. Die Einladungen aber bleiben als wichtige          und dem gesamten Team des Theaters. Neue Dramatik erfolgreich uraufzuführen bleibt
Auszeichnungen bestehen und in Erinnerung. Mit „DAS DEUTSCHLAND“ von Bonn Park             auch in der neuen Spielzeit ein Aushängeschild des ETA Hoffmann Theaters, ebenso wie
erfolgte zum dritten Mal eine Einladung zu den Mülheimer Theatertagen, außerdem            die Verhandlung gesellschaftlich bedeutender Fragen in kurzweiligen Klassiker-Insze­
wurde die Produktion zum Festival für aufstrebende Regisseur*innen „Radikal jung“ in       nierungen.
München und auch noch zu den Autorentheatertagen nach Berlin eingeladen. „Der
Reichskanzler von Atlantis“ von Björn SC Deigner sollte beim Heidelberger Stückemarkt      Besonders freuen darf sich das Publikum in diesem Jahr wieder auf eine Geschichte des
gastieren und „Bunbury“ bei den Bayerischen Theatertagen gezeigt werden.                   Bamberger Kinderbuchautors Paul Maar. Nachdem 2017 das Sams die Bühne eroberte,
                                                                                           werden diesen Winter in „Herr Bello und das blaue Wunder“ nicht nur ein Hund, sondern
In Zeiten, in denen wir alle aus vernünftigen Gründen Verzicht üben müssen, wird uns       auch alle Menschen ab 5 Jahren verzaubert werden.
schmerzlich bewusst, wie reich das kulturelle Leben unserer Stadt normalerweise
blüht, nicht zuletzt durch unser sehr erfolgreiches und beliebtes Stadttheater. Wir alle   Freuen Sie sich mit uns über das attraktive und vielfältige Programm und auf viele
vermissen es, unser Bamberger Ensemble leibhaftig auf der Bühne zu sehen und ge­           ­unterhaltsame und anregende Theaterabende in unserem ETA Hoffmann Theater.
meinsam die einzigartigen Momente einer Theateraufführung genießen zu können.              ­Hoffen wir alle das Beste für unser Theater, unsere schöne Stadt und alle Menschen.
                                                                                           Auf dass wir diese Krise gut, vernünftig und möglichst bald überstehen.
In den vergangenen Monaten war unser Theater mit seinen Produktionen am Puls der
Zeit: Inszenierungen wie Goethes „Faust 1in2“ ließen über den Fortschrittsdrang            Bleiben Sie gesund!
nachdenken und waren Stadtgespräch, „Jugend ohne Gott“ beleuchtete die Aktualität
von rechtem Gedankengut und Gewaltbereitschaft. „fort schreiten“ zeigte als interstel­     Ihr
lare Überspitzung einen möglichen Ausweg für die Menschheit von unserer zerstörten
Erde und die Komödie „Bunbury“ sorgte als buntes Verwechslungsspiel für euphori­                                              Andreas Starke
sche, die Vielfalt feiernde Abende beim Publikum.                                                                            Oberbürgermeister

                                           4                                                                                         5
STEHEN WIR? T WO - ETA Hoffmann Theater Bamberg
ÜBE R BL I C K

PREMIEREN                                                        Miroslava Svolikova      URAUFFÜHRUNG

                                                                 GOTT IST 3 FRAUEN        Regie: JAKOB WEISS

                                                                 (Gi3F)
                                                                                          Premiere: 22. JAN 2021
                                                                                          Spielort: STUDIO

LIEDERABEND                Regie: SIBYLLE BROLL-PAPE             Gabriele Tergit          Regie: SIBYLLE BROLL-PAPE

SCHÖNE                     Musikal. Leitg.: BETTINA OSTERMEIER
                                                                 EFFINGERS                Bearbeitung: REMSI AL KHALISI

AUSSICHTEN!
                           Premiere: 03. OKT 2020                                         Premiere: 30. JAN 2021
                           Spielort: GROSSE BÜHNE                                         Spielort: GROSSE BÜHNE

Anton Tschechow                                                  nach Hannah Arendt

DER                        Regie: SIBYLLE BROLL-PAPE
                                                                 DIE BANALITÄT            Regie: CLEMENS BECHTEL

KIRSCHGARTEN                                                     DES BÖSEN
                           Premiere: 09. OKT 2020                                         Premiere: 12. MÄR 2021
                           Spielort: GROSSE BÜHNE                                         Spielort: STUDIO

Björn SC Deigner           URAUFFÜHRUNG AUFTRAGSWERK             Roland Schimmelpfennig

DIE POLIZEY                Regie: DANIEL KUNZE
                                                                 DER RISS                 Regie: SIBYLLE BROLL-PAPE

                                                                 DURCH DIE WELT
                           Premiere: 11. OKT 2020                                         Premiere: 19. MÄR 2021
                           Spielort: STUDIO                                               Spielort: GROSSE BÜHNE

Thomas Köck                KLIMATRILOGIE                         Ödön von Horváth

PARADIES                   Regie: CILLI DREXEL
                                                                 KASIMIR UND              Regie: STEFAN OTTENI

FLUTEN/HUNGERN/SPIELEN                                           KAROLINE
                           Premiere: 31. OKT 2020                                         Premiere: 07. MAI 2021
                           Spielort: GROSSE BÜHNE                                         Spielort: GROSSE BÜHNE

Paul Maar /Ulrich Limmer   WEIHNACHTSMÄRCHEN AB 5 JAHREN         Philipp Gärtner

HERR BELLO UND             Regie: JANA VETTEN
                                                                 GOLD                     Regie: WILKE WEERMANN

DAS BLAUE WUNDER
                           Premiere: 21. NOV 2020                                         Premiere: 14. MAI 2021
                           Spielort: GROSSE BÜHNE                                         Spielort: STUDIO

Mark Ravenhill             DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG       William Shakespeare      CALDERÓN-SPIELE

DER STOCK                  Regie: MATTHIAS KÖHLER
                           Premiere: 04. DEZ 2020
                                                                 WAS IHR WOLLT            Regie: MIA CONSTANTINE
                                                                                          Premiere: 03. JUL 2021
                           Spielort: STUDIO                                               Spielort: ALTE HOFHALTUNG

                           6                                                              7
STEHEN WIR? T WO - ETA Hoffmann Theater Bamberg
ÜBE R BL I C K

AUSSERDEM                                                     DIE PREMIEREN
                                                              DER SPIELZEIT 2020/21
Stephan Ullrich liest aus   LESUNG
James Joyces                sieben Termine, einmal im Monat
ULYSSES                     AB OKTOBER 2020

ETA FRAGT                   GESPRÄCHSREIHE MIT GÄSTEN

ETA TRIFFT                  LATE-NIGHT-SHOW MIT DEM
                            ENSEMBLE

ICH WOLLT‘, ICH WÄR‘        LIEDERABEND MIT
EIN HUHN                    ANNE SOFIE VON OTTER UND
                            WOLFRAM KOCH
                            11. UND 13. JUNI 2021

FARGES MIKH NIT –           LIEDERABEND MIT BARRIE KOSKY –
VERGISS MICH NICHT          JIDDISCHE OPERETTENLIEDER VON
                            WARSCHAU ZUM BROADWAY
                            12. JUNI 2021

SPIELCLUB JUGEND            THEATER ZUM MITMACHEN
SPIELCLUB GENERATION        wöchentliche Treffen
SPIELCLUB FRAUEN
AUS ALLER WELT

                            8                                            9
STEHEN WIR? T WO - ETA Hoffmann Theater Bamberg
PREMIEREN

     SCHÖNE AUSSICHTEN!
     LIEDERABEND

     Wenn die Gäste ausbleiben, dann taugt das ganze Hotel nichts! Die Wirtin ist am
     ­Klavier versackt, doch für wen soll sie ausschenken? In der Pension „Zur schönen
     ­Aussicht“ drängeln sich sonst die vergnügten Sommerfrischler an die Tische, im Gar­
     ten wird musiziert und „der Dampfer, der Dampfer“ gießt die Erholungstüchtigen in
     Scharen an den Fuße des Schafbergs. Doch diese Saison bleibt all das aus. Na, das sind
     ja schöne Aussichten! Hotelbelegschaft, Dorfhonorationen und so manch‘ schräger
     Vogel müssen nun der grassierenden Langeweile ein Schnippchen schlagen – am
     ­besten mit Musik!

     Wir haben unser Publikum mindestens so schmerzlich vermisst wie die Wirtin Gerdi die
     Urlaubsgroschen der Touristen. Mit dem Liederabend „Schöne Aussichten!“ wollen wir
     feiern, dass wir wieder beieinander sein können, herzhaft darüber lachen, was uns
     fehlt(e) und frohen Mutes davon singen, wie es morgen schon sein könnte. Denn, auch
     wenn es in der Ferienregion gerne mal richtig regnet, strahlt die Sonne am Tag danach
     umso schöner über den Bergen.

                                                                      Premiere:
                                                                 03. OKTOBER 2020
                                                                       Regie:
                                                                 SIBYLLE BROLL-PAPE
                                                                Musikalische Leitung:
                                                                BETTINA OSTERMEIER
                                                                 Bühne und Kostüme:
                                                                    TRIXY ROYECK
                                                                     Dramaturgie:
                                                                  REMSI AL KHALISI,
                                                                   VICTORIA WEICH
                                                                       Spielort:
                                                                    GROSSE BÜHNE

10                                            11
STEHEN WIR? T WO - ETA Hoffmann Theater Bamberg
PREMIEREN

  SIND
              Anton Tschechow

              DER KIRSCHGARTEN
              EINE KOMÖDIE

  SIE
              Das Landgut der Ljubow Andrejewna Ranjewskaja ist mit Schulden belastet, zu lange
              hat sie sich nicht ums Geld geschert, aber es mit vollen Händen ausgegeben; in Paris
              mit ihrem Liebhaber. So muss das Gut mitsamt dem traditionsreichen Kirschgarten
              versteigert werden. In den guten alten Zeiten wurden die dicken, duftenden Kirschen
              geerntet, getrocknet und zu Marmelade eingekocht, das Rezept ist längst vergessen.

 BEREIT,
              Jetzt sind sie nur noch sehnsüchtig betrachtete Kindheitserinnerung der Ranjewskaja
              und Insolvenzmasse. Jermolaj Alexejewitsch Lopachin, Kaufmann und seit einer Ge­
              neration in die bessere Gesellschaft aufgestiegen, hat eine lukrative Idee: Dort, wo
              der Kirschgarten nur alle zwei Jahre sinn- und ertraglos blüht, könnten Datschen ste­

  IHREN
              hen, gut zahlende Sommergäste würden die Familie von ihren finanziellen Sorgen
              befreien. Doch Ranjewskaja, ihr Bruder Gajew, ihre Töchter Anja und Warja geben sich
              lieber erquicklichen Gesprächen und romantischen Beziehungen hin, anstatt eine
              ökonomische Entscheidung zu treffen. Hat Nietzsche nicht das Falschgelddrucken für

BESITZ
              legitim erklärt? Könnte Warja nicht Lopachin heiraten? Stattdessen verlieben sich
              Anja und der ewige Student Trofimow ineinander und das Gut kommt unter den Ham­
              mer. Der meistbietende Lopachin freut sich, die Axt durch den Kirschgarten tanzen zu
              lassen, um seinen Nachkommen eine neue Welt hinterlassen zu können.

              In Anton Tschechows Komödie „Der Kirschgarten“ treffen die nostalgischen Bewahrer
              auf den blitzgescheiten Aufsteiger, der erkannt hat, dass die Zukunft Sentimentali­
              täten nicht verzeihen wird. Die Ranjewskaja und ihre
              Familie erleben, dass die Ver­änderung, ist sie erst
                                                                               Premiere:
              einmal eingetreten, für alle, ob verlustreich oder          09. OKTOBER 2020

HERZUGEBEN?
              hoffnungsvoll, ein neues Leben ermöglicht.                       Regie:
                                                                         SIBYLLE BROLL-PAPE
                                                                         Bühne und Kostüme:
                                                                            TRIXY ROYECK
                                                                             Dramaturgie:
                                                                           VICTORIA WEICH
                                                                               Spielort:
                                                                            GROSSE BÜHNE

     12                                               13
STEHEN WIR? T WO - ETA Hoffmann Theater Bamberg
PREMIEREN

 BIST
          Björn SC Deigner

          DIE POLIZEY
          URAUFFÜHRUNG AUFTRAGSWERK

DU AUF
          „Die Bosheit kann sie zum Werkzeug brauchen, der Unschuldige kann durch sie leiden,
          sie ist oft genötigt, schlimme Werkzeuge zu gebrauchen.“
          Verbrechen, Verschwörung, die Nacht: dies sind die Zutaten für Schillers Fragment
          „Die Polizey“, das kurz vor seinem Tod entsteht. Die französische Revolution im
          ­Rücken, zeichnet er ein Bild von Paris als Welt mit zwei Gesichtern, die auch die Polizei

 DEM
          als Maske zu tragen weiß. Bereits zur Geburtsstunde der modernen Polizei sucht er
          hellsichtig nach der Verflechtung von kriminellem Geschehen und polizeilicher Arbeit,
          er ahnt den Graubereich, in dem die Polizei tätig ist. In der Gegenwart schreiben sich
          diese Verbindungen aufs Schärfste fort, wenn V-Leute Verhaftungen vereiteln und

RECHTEN
          Rechtsextremisten im Sicherheitsapparat keine Seltenheit zu sein scheinen. Hat sich
          die Polizei zum Freund und Helfer der Falschen gemacht?
          In „Die Polizey“ wird der Chor der Polizei zum Ausgangspunkt und Ort der Befragung.
          Als Brennglas gesellschaftlicher Entwicklungen lassen sich an der Polizei Polarisie­
          rungen ablesen wie an kaum einer anderen Stelle unseres Zusammenlebens. Sie ist

 AUGE
          ein soziales Phänomen, das als Exekutivorgan des Staates die Demokratie zu sichern
          und zu wahren hat. Wie legitimiert der Staat das Gewaltmonopol der Polizei, wenn
          Polizist*innen diese Gewalt auch gegen die Gemeinschaft einsetzten könnten?

BLIND?
          Björn SC Deigner ist Autor für Theater und Hörspiel sowie Sounddesigner und Kompo­
          nist. In diesem Auftragswerk folgt er Schillers Personal und Gedanken, untersucht
          Polizeigeschichte ebenso wie Verschwörungen in und um den Polizeiapparat. Sein am
          ETA Hoffmann T­heater uraufgeführtes Stück „Der
                                                                              Premiere:
          Reichskanzler von Atlantis“ war zum Heidelberger               11. OKTOBER 2020
          Stückemarkt eingeladen.                                              Regie:
                                                                            DANIEL KUNZE
                                                                         Bühne und Kostüme:
                                                                          SOPHIE LEYPOLD
                                                                            Dramaturgie:
                                                                          REMSI AL KHALISI
                                                                               Spielort:
                                                                               STUDIO

   14                                                15
STEHEN WIR? T WO - ETA Hoffmann Theater Bamberg
PREMIEREN

 SCHNEIT
           Thomas Köck

           PARADIES
           FLUTEN/HUNGERN/SPIELEN
           KLIMATRILOGIE

 ES,
           Wie leben Menschen in einer Welt, die ausschließlich der Logik eines stetig wachsen­
           den Marktes folgt? Die Geschichte einer Familie von Wendeverlierern in Ostdeutsch­
           land erzählt exemplarisch vom globalen Siegeszug des Kapitalismus und seiner nach
           dem Fall der Mauer nun grenzenlosen Gierdynamik. Der Vater will in der neuen Zeit der

 ODER
           Glücksritter als selbstständiger „freier mechanikermensch“ mit seiner Autowerkstatt
           einen Teil vom Kuchen, die Mutter sieht hellsichtig das Scheitern voraus, die Tochter
           wird irgendwann das wenige Ersparte der Eltern zur Finanzierung ihres prekären

ASCHT
           ­Lebens als freiberufliche Tänzerin verbrauchen. Es wird ferner erzählt vom Kautschuk­
           boom in Brasilien am Ende des 19. Jahrhunderts, dem ganze Landstriche und Völker
           zum Opfer fielen. Nach den Segeln der christlichen Seefahrt, mit denen die Globalisie­
           rung begann, kamen die Gummi-Reifen, in jüngerer Zeit die Container: „Es reisen um
           die Welt die Waren.“ Und: es reisen um die Welt die Viren! Es folgt die Geschichte eines
           chinesischen Paares, das sich mit dem Zug auf den weiten Weg von Henan Zhengzhou
           nach Italien aufmacht, nur um dort in einer chinesischen Nähfabrik dieselben grauen­
           vollen Arbeitsbedingungen vorzufinden wie in China. Und es wird erzählt von einer
           Handvoll Reisender „im ewigen ICE der spätmoderne“, in einer menschlichen Ewig­
           keitskomödie, die sich aus Alltäglichem speist. Sie rasen durch eine vereiste Welt, bis
           es zum Knall kommt.

                                                                              Premiere:
           Der Klimawandel ist in der Trilogie nicht vordergrün­
                                                                         31. OKTOBER 2020

 ES?
           dig als Wetterentwicklung beschrieben, sondern es
                                                                               Regie:
           wird das Klima als Ergebnis unseres kapitalistischen             CILLI DREXEL
           Wirtschaftens anhand von mal traurigen, mal komi­                  Bühne:
                                                                           MAREN GREINKE
           schen, aber immer berührenden Menschengeschich­
                                                                             Kostüme:
           ten erzählt. Thomas Köck wurde für sein noch junges
                                                                          REBEKKA ZIMLICH
           Werk mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a.
                                                                            Dramaturgie:
           zweimal mit dem Mülheimer Dramatikerpreis und dem              REMSI AL KHALISI
           Literaturpreis „Text & Sprache“.                                   Spielort:
                                                                           GROSSE BÜHNE

    16                                               17
18   19
PREMIEREN

 MÖCHTEST
            Paul Maar / Ulrich Limmer

            HERR BELLO UND DAS BLAUE WUNDER
            WEIHNACHTSMÄRCHEN AB 5 JAHREN

 DU
            Der Apotheker Sternheim besitzt eine kleine Apotheke im ländlichen Raum. Dort
            wohnt er gerne, weil er hier Ruhe und viel Zeit für seinen Sohn Max hat, den er alleine
            erzieht. Vor Kurzem zog Frau Lichtblau in den oberen Stock des Hauses ein. Sofort
            empfinden Herr Sternheim und Frau Lichtblau eine gewisse Zuneigung, doch Vater

 WIEDER
            Sternheim möchte eigentlich nicht, dass sein Sohn eine neue Mutter bekommt, und
            Max selbst behagt diese Vorstellung überhaupt nicht.
            Als eine geheimnisvolle alte Frau eines Tages einen zauberhaften blauen Saft in die

HERR
            Apotheke von Max Sternheim und seinem Vater bringt, nimmt das Unheil seinen Lauf.
            Hund Bello ist nämlich dummerweise so unvorsichtig und schlabbert die ganze F­ lasche
            des blauen Tranks aus – wodurch sich Bello blitzschnell in den Menschen „Herr Bello“
            verwandelt. Auch Herr Bello ist verliebt in Frau Lichtblau und Max sieht darin eine
            große Chance, seinen Herrn Bello und Frau Lichtblau zu verkuppeln, damit er seinen
            Vater weiterhin ganz für sich alleine hat. Doch das „blaue Wunder“, der Trank, führt zu
            einer langen und amüsanten Kette von Verwicklungen, denn nicht nur Hund Bello hat

 BELLO
            davon gekostet. Und außerdem ist es für Herrn Bello gar nicht so leicht, als Hund im
            Körper eines Menschen zu leben.

            Der Bamberger Kinderbuchautor Paul Maar hat mit den Geschichten von „Herrn Bello“
            eine ebenso magische wie verspielte Welt erschaffen, in der die Schwierigkeiten des
            menschlichen Zusammenlebens und ganz alltägliche Kinderprobleme auf amüsante
            und wunderbar-tierische Weise verhandelt werden.

                                                                             Premiere:
                                                                        21. NOVEMBER 2020

 WERDEN?
                                                                                Regie:
                                                                             JANA VETTEN
                                                                         Bühne und Kostüme:
                                                                           EUGENIA LEIS
                                                                             Dramaturgie:
                                                                            PETER KRAUCH
                                                                              Spielort:
                                                                           GROSSE BÜHNE

     20                                              21
PREMIEREN

  HAST
               Mark Ravenhill

               DER STOCK
               DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG

  DU
               Edward steht kurz vor der Pensionierung als Lehrer, doch es formiert sich Protest, der
               den salbungsvollen Abgang verhindert: Vor dem Haus skandieren die Schüler*innen

GEGEN
               und werfen mit einem Stein die Fensterscheibe ein. Die Kinder haben herausgefun­
               den, dass Edward früher Jungen mit dem Stock gezüchtigt hat. Schnelle Schläge aus
               dem richtigen Winkel, damit die Haut nicht aufplatzt. Alles dokumentiert, von den
               Eltern der Jungen erlaubt und vom Direktor gegengezeichnet. Es war damals so. Heute
               ist es anders. Edwards Tochter Anna konfrontiert den Vater mit seiner Schuld. Sie, die
               beruflich dafür sorgt, dass vor allem solche wie Edwards Schulen privatisiert werden,
               sorgt für einen heftigen Streit. Anna attestiert der heutigen Generation ein „viel
               schärferes Bewusstsein für Themen wie Zwang, Übergriffigkeit, Gewalt“, Mutter
               Maureen hält die Schüler*innen für „verzärtelt“, Edward mutmaßt, dass er vielleicht
               „das Opfer von zu vielen dummen Frauen“ ist. Die sich vermeintlich sorgende Mutter,
               die neoliberale Tochter und der alternde Patriarch im drohenden Bedeutungsverlust
               liefern sich einen Schlagabtausch, der den Generationenkonflikt ebenso offenbart

 DEINE
               wie die dysfunktionalen Familiengeflechte. Keiner ist bereit, seinen Standpunkt zu
               verlassen, ob aus wahrer Überzeugung oder bloßem Opportunismus den Familienmit­
               gliedern gegenüber, ist nicht auszumachen.

PRINZIPIEN
               Mark Ravenhill gehört zu den britischen Theaterautor*innen, die sich nicht vor Härten
               und Abgründen scheuen. In „Der Stock“ kommt durch die gnadenlos-bissigen Dialoge
               der Kern der Debatte um Machtmissbrauch zum Vorschein, althergebrachte Auf­
               fassungen zerbrechen an den Anforderungen der Ge­
                                                                                Premiere:
               genwart, politische Überzeugungen reichen weit ins          04. DEZEMBER 2020

 VERSTOSSEN?
               Private hinein, sind dort vielleicht erwachsen und                Regie:
                                                                            MATTHIAS KÖHLER
               unauflösbar.
                                                                           Bühne und Kostüme:
                                                                            RAN CHAI BAR-ZVI
                                                                               Dramaturgie:
                                                                             VICTORIA WEICH
                                                                                 Spielort:
                                                                                 STUDIO

      22                                                23
PREMIEREN

  SOLLTE
              Miroslava Svolikova

              GOTT IST 3 FRAUEN (Gi3F)
              URAUFFÜHRUNG

  EINE
              Gott ist kein weißer, weiser Mann, Gott ist drei Frauen. Und sie sehen die Welt: „da sind
              seitenzahlen drin und versprechen. gesten sind drinnen und kleine tränen. die ver­

FRAU
              gangenheit ist drin, schaut mal, die zieht sich dahin. die zukunft auch, oder nein, die
              ist noch gar nicht da.“
              Doch dann: Eine Orange, die erstaunliche Ähnlichkeit mit Donald Trump hat, rollt auf
              einen roten Knopf, Raketen fallen wie Bleistifte durch die Wolken, und das Meer kocht
              schäumend über. Ist dies das Ende oder der Anfang? Die Göttinnen kennen sich nicht
              so gut aus mit der Zeit. Ist auch verwirrend bei all dem Leid und dem Schmerz, den die
              Menschen da unten anstellen.
              Die Erde dreht sich und weiß nicht, ob sie noch 2,5 Milliarden Jahre oder Stunden hat,
              bis das Ganze endlich vorbei ist. Die Menschen findet sie okay, besser als nichts, es
              wäre nur schöner, wenn sie zuhören würden. Stattdessen steht der Mensch auf der
              Welt und winkt. Aber es ist nur Jens. Er hat den Drachen getötet, Gewerkschaften ge­
              gründet und Guillotinen gebaut, sich von Speeren durchbohren lassen und Urlaub

 NICHT DAS
              ­gemacht. „das mensch“ Jens ist lernfähig, aber wozu? Und während er von seinen
              grausamen und großartigen Taten spricht, kommt das Böse und die Göttinnen müssen
              entscheiden, ob sie für die Spezies alles noch mal von vorne beginnen lassen.

 LETZTE
              Miroslava Svolikova ist vielfach ausgezeichnete Theaterautorin, u. a. durch die
              ­Nestroy-Nominierung als bester weiblicher Nachwuchs. Ihr Stück „europa flieht nach
              europa“ eröffnete 2018 die Autorentheatertage in Berlin. Mit „Gott ist 3 Frauen
              (Gi3F)“ entwirft sie fein und leicht eine Schöpfungs­
                                                                                 Premiere:
              geschichte, die das menschliche Irren und Streben              22. JANUAR 2021
              zwinkernd begutachtet. Der Mensch ist nicht, und                Regie und Bühne:

WORT HABEN?
                                                                                JAKOB WEISS
              schon gar nicht dieses „mensch Jens“, der Mittelpunkt,
                                                                                 Kostüme:
              sondern von der Güte der humorvollen Göttinnen ab­
                                                                                ELENA GAUS
              hängig.
                                                                                Dramaturgie:
                                                                              VICTORIA WEICH
                                                                                  Spielort:
                                                                                  STUDIO

      24                                                25
26   27
WER
                 PREMIEREN

              Gabriele Tergit

              EFFINGERS
              BEARBEITUNG: REMSI AL KHALISI

              „Effingers“ ist ein großer Familienroman. Er beginnt mit einem Brief des 17-jährigen
              Paul Effinger und endet mit dem Abschiedsbrief des nunmehr 80-Jährigen kurz vor
              der Deportation in die Vernichtungslager 1942.

 WANDERT
              Der junge Paul will teilhaben am Aufschwung der Gründerzeit der 1880er Jahre und
              zieht aus seiner fränkischen Heimat hinauf ins aufstrebende Berlin zu seinem Bruder
              Karl, um hier sein Glück als Fabrikant zu versuchen und ein Pionier der Autoindustrie
              zu werden. Durch die Verbindung mit der glanzvollen Bankiersfamilie Oppner/Gold­

  DENN AUS,
              schmidt gelangen sie in die besten Kreise Berlins, in die Villen im Tiergarten und am
              Kurfürstendamm. Sie sind als Juden jener Zeit selbstverständlicher Teil der Bürger­
              schaft. Ihr Leben wird bestimmt durch Arbeit, Gewinne, Verluste und begleitet von
              glänzenden Festen mit getrüffelter Poularde, Theaterbesuchen und kleinen und gro­

 WENN ER
              ßen persönlichen Krisen.
              Die Enkelgeneration kurz vor dem Ersten Weltkrieg stellt die materialistischen Werte
              ihrer Eltern in Frage, sie sind auf der Suche nach anderen Inhalten, sie feiern auf Mas­
              kenbällen ihre sexuelle Befreiung, sind offen für jedwede antibürgerliche Idee. Nicht

   NICHT
              alle ahnen, wie sehr sich neue Ideale auch in menschenverachtende Ideologie entwi­
              ckeln. Karls und Pauls Töchter Marianne und Lotte sind Teil der neuen Frauenbewe­
              gung: M
                    ­ arianne engagierte sich sozial und Lotte wird Schauspielerin. In der Weimarer
              Zeit erobert der Antisemitismus immer umfassender die gesellschaftliche Mitte.

GEZWUNGEN
              Gabriele Tergit ist selbst in einer Villa im Tiergarten aufgewachsen, auf dem Grund­
              stück ihrer Eltern steht heute die Philharmonie. Fast
                                                                                 Premiere:
              zwei Jahrzehnte hat Gabriele Tergit an ihren „Effin­           30. JANUAR 2021

   IST?
              gers“ geschrieben. 1951 wurde der Roman in gekürz­                 Regie:
                                                                           SIBYLLE BROLL-PAPE
              ter Form in Deutschland gedruckt, aber kaum jemand
                                                                                  Bühne:
              wollte sich damals mit dem vertriebenen und vernich­
                                                                               TRIXY ROYECK
              teten jüdischen Bürgertum beschäftigen. Erst 2019
                                                                               Dramaturgie:
              ist dieses Meisterwerk wieder in einer Neuauflage              REMSI AL KHALISI
              ­erschienen.                                                       Spielort:
                                                                              GROSSE BÜHNE

     28                                                 29
PREMIEREN

  KANN
          nach Hannah Arendt

          DIE BANALITÄT DES BÖSEN

  DAS
          Hannah Arendts Buch über den Prozess gegen Adolf Eichmann hat weltweit große

BOSE
          ­Empörung ausgelöst, vor allem in jüdischen Kreisen. Sie hat ihr Buch im Untertitel
          „Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ genannt, weil sie befand, dass Eichmann
          zweifellos einer der „größten Verbrecher“ seiner Zeit gewesen sei und gleichzeitig ein
          „Hanswurst“. Sie attestierte ihm die vollkommene Unfähigkeit, sich in die Perspektive
          des anderen hineinzuversetzen. Er sei „schier gedankenlos“, „realitätsfern“ und ohne
          Fantasie, jemand, dem man „beim besten Willen keine teuflisch-dämonische Tiefe
          ­abgewinnen“ könne. Er sei ein neuer Verbrechertypus, der von einer „Ideologie der
          Sachlichkeit“ durchdrungen war, die die vollständige Zerstörung jeglichen Urteilsver­
          mögens, jeglichen lebendigen Denkens einschloss. Und diese Zerstörung des Denkens
          sei in der Theorie des Antisemitismus bereits angelegt. Von ihren Kritikern wird ihr
          bis heute vorgeworfen, dass sie einem Theaterspiel Eichmanns im Prozess auf den
          Leim gegangen sei, weil sie seine Selbstäußerungen (die sog. „Sassen-Protokolle“)
          nicht kannte, in denen er sich als eifriger und wohlüberlegter Überzeugungstäter
          ­darstellt. Nichtsdestotrotz hat sie der Nachwelt mit der „Banalität des Bösen“ eine
          Denkfigur hinterlassen, die bis heute diskutiert und angewendet wird und die immer
          auch mit einem leidenschaftlichen Appell für politische Wachsamkeit und politisches

  BANAL
          Engagement verbunden ist.

          Dem „beispiellosen industriellen Massenmord“ an den europäischen Juden ist Arendt
          selbst durch einen glücklichen Zufall und Flucht entkommen. „… das wirklich Böse ist
          das, was bei uns sprachloses Entsetzen verursacht, wenn wir nichts anderes mehr

  SEIN?
          ­sagen können als: Dies hätte nie geschehen dürfen.“
          Ausgehend von ihren Schriften zum „Bösen“ wollen                Premiere:
                                                                        12. MÄRZ 2021
          wir uns mit der großen Denkerin des 20. Jahrhun­
                                                                            Regie:
          derts auf der Bühne beschäftigen.
                                                                       CLEMENS BECHTEL
                                                                         Dramaturgie:
                                                                       REMSI AL KHALISI
                                                                            Spielort:
                                                                            STUDIO

   30                                              31
WAS
               PREMIEREN

            Roland Schimmelpfennig

            DER RISS DURCH DIE WELT
            170 FRAGMENTE EINER GESCHEITERTEN UNTERHALTUNG

            Viel Glas, altes Holz, ein toller Ausblick; innen große moderne Bilder und indianische
            Masken, überall Bücher; außen ein riesiger Garten und Rehe, die darin weiden – hier

 IST DAS
            leben Sue und Tom und schwimmen im Geld. Sie bekommen Besuch von der jungen
            Künstlerin Sophia und ihrem noch jüngeren Mitbringsel Jared.
            Das soziale Unten der Großstadthipster trifft auf arrivierte Großspurigkeit. Auf der
            einen Seite Komplexe der niederen Klasse, die sich im Scherz selbst herabsetzt, auf
            der anderen Seite die selbstgefällige Sicherheit des ahnungslosen, reichen Millionärs.

GEGENTEIL
            Sich gegenseitig begehrend und verachtend ist vorherbestimmt, dass diese Abend­
            gesellschaft in einer Katastrophe enden wird. Sophia schwört das Bild eines Flusses
            herauf voller Blut, Müll und Kadaver, der sich durch die Landschaft schneidet. Es steht
            zwischen ihnen und wälzt sich brennend ins Bewusstsein der Beteiligten.
            Wie in Fieberfantasien werden sie von den biblischen Plagen heimgesucht: Tosender

  EINER
            Hagel schlägt gegen die Scheiben, eine Kröte krabbelt in Sues Mund, Sophia und­
            Jared sind von Pocken übersät. Die einstudierte Besuchsperformance zerfällt und der
            ­soziale Sprengsatz der Begegnung bricht sich seine metaphysische Bahn. Ein Glas
            ­zerspringt. Rasch muss die Haushälterin die Scherben aufkehren, damit der Riss über­
            sprungen werden kann.

  HEU-
            Roland Schimmelpfennig gehört zu den meistgespielten Gegenwartsdramatikern im
            deutschsprachigen Raum. Er erhielt 2010 den Mülheimer Dramatikerpreis, sein Ro­
            mandebüt wurde für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. „Der Riss durch die
            Welt“ ist sein neustes Stück, in dem Schimmelpfennig
                                                                             Premiere:

SCHRECKE?
            seine Figuren mit einem göttlichen Fingerschnipsen             19. MÄRZ 2021
            rasant von Champagnerlaune in apokalyptische Düs­                  Regie:
                                                                         SIBYLLE BROLL-PAPE
            ternis springen lässt.
                                                                         Bühne und Kostüme:
                                                                            TRIXY ROYECK
                                                                             Dramaturgie:
                                                                           VICTORIA WEICH
                                                                              Spielort:
                                                                           GROSSE BÜHNE

    32                                               33
34   35
PREMIEREN

WOHER
         Ödön von Horváth

         KASIMIR UND KAROLINE
         VOLKSSTÜCK

 KOMMT
         Aufs Oktoberfest wollte Kasimir eigentlich gar nicht mitgehen. „Gestern abgebaut und
         morgen stempeln, aber heut sich amüsieren.“ Seine Karoline hat gut lachen, sie hat
         noch Arbeit in einem Büro, sogar pensionsberechtigt. „Vielleicht sind wir zu schwer
         füreinander?“, fragt sie sehnsuchtsvoll dem Zeppelin nachschauend, der über die
         Wiesn fliegt, und geht zum Eismann. Dort steht der Schürzinger, vielleicht eine gute

 DIESE
         Partie so ein Zuschneider. Karoline lässt sich treiben auf dem Fest, sie spielt und rei­
         tet und trinkt – auch mit den zwielichtigen Herren Rauch und Speer, aus gehobenen
         Kreisen, die sie einfach nur flachlegen wollen. Zwielichtig auch der Merkl Franz und
         seine Erna, die dem Kasimir jetzt beistehen. Wird ein Mann arbeitslos, „dann lässt die

SEHN-
         Liebe der Frau nach und zwar automatisch“, weiß Kasimir, da hilft auch nicht, dass
         Karoline das Gegenteil behauptet. Mit Kommerzienrat Rauch will sie nun nach Alt­
         ötting und hoch hinaus. Schürzinger macht Platz, ist Rauch doch sein Chef und jeder
         hat schließlich seinen Preis. Erna bittet ihren Merkl Franz, den Kasimir in keine
         ­krummen Dinger zu verwickeln, als Franz selbst wegen Autodiebstahls ins Zuchthaus
         gebracht wird. Sie singen und trinken und paaren sich neu, denn „die Liebe höret­
         ­nimmer auf“.

SUCHT?
         Ödön von Horváth hat sein Stück unter dem Eindruck der Wirtschaftskrise 1929 ge­
         schrieben. „Als mein Stück 1932 in Berlin uraufgeführt wurde, schrieb fast die gesam­
         te Presse, es wäre eine Satire auf München und auf
                                                                            Premiere:
         das dortige Oktoberfest – ich muss es nicht betonen,
                                                                          07. MAI 2021
         dass dies eine völlige Verkennung meiner Absichten
                                                                             Regie:
         war, eine Verwechslung von Schauplatz und Inhalt;               STEFAN OTTENI
         es ist überhaupt keine Satire, es ist die Ballade vom         Bühne und Kostüme:
                                                                           AYS˛E ÖZEL
         arbeitslosen Chauffeur Kasimir und seiner Braut mit
                                                                            Musik:
         der ­Ambition, eine Ballade voll stiller Trauer, gemil­
                                                                      BETTINA OSTERMEIER
         dert durch Humor, das heißt durch die alltägliche
                                                                          Dramaturgie:
         ­Erkenntnis ,sterben müssen wir alle‘.“                        REMSI AL KHALISI
                                                                            Spielort:
                                                                         GROSSE BÜHNE

   36                                              37
PREMIEREN

 IST
            Philipp Gärtner

            GOLD

DENKEN
            Tildas short way down beginnt mit einem Fahrradunfall. Es folgen Post vom Amtsge­
            richt, WG-Rausschmiss und entwürdigende Stunden in einem Internetcafé. Zum Glück
            beendet plötzlich einsetzender Goldklumpenregen ihr deprimierendes Dasein im
            Co-Working-Space-Prekariat. Gerade als der Kaufhausdetektiv sie fälschlicherweise
            überführen will, wird er erschlagen und Tilda bringt sich in der Kanalisation in Sicher­
            heit. Dort ist sie nicht allein. Sandra hat der Oberfläche den Rücken zugekehrt und
            von dem Goldregen nichts mitbekommen. Natürlich ist es verrückt, lieber im feuchten

 NICHT
            und stinkenden Untergrund zu leben, aber „wenn man davon überzeugt ist, dass das
            Getriebe einer durch weiße Überlegenheitsphantasmata geprägte, disableistischen,
            hetero/cissexistischen patriarchalen, imperialistisch-kapitalistischen Kultur an sich
            pervers ist“, ist es nur folgerichtig, dieses Getriebe zu verlassen.
            Die beiden Heldinnen können in eine grandiose Zukunft blicken: Alles, was Sandra

 WAS
            verabscheut und Tilda in den Ruin getrieben hat, ist kaputt. Sie bewegen sich unten
            aufeinander zu, während oben der absolute Ausnahmezustand herrscht und alle, auch
            der Pizzalieferant, die Maklerin, Nissan und Mazda und Tildas Hochstaplervater, heiter
            ums Überleben kämpfen.

TOTAL
            In „Gold“ geht der Spätkapitalismus märchenhaft unter. Wo Sterntaler noch friedlich
            ihr Nachthemd aufhalten konnte, bringt das Gold Tod und Verderben unter die
            ­Menschen. Doch in der brutalen Apokalypse steckt die Poesie der Zerstörung. Der
            ­reinigende Goldregen könnte Gleichheit schaffen, man könnte von vorne anfangen.
            Philipp Gärtner legt mit „Gold“ ein fulminantes De­
                                                                                Premiere:
            butstück vor. Der 1986 geborene Autor studierte                   14. MAI 2021
            ­Szenisches Schreiben an der Universität der Künste                  Regie:
                                                                            WILKE WEERMANN
            Berlin, ist freier Autor und Regisseur und Teil des
                                                                           Bühne und Kostüme:
            ­Leitungskollektivs des Berliner Ringtheaters.
                                                                            JOHANNA STENZEL
                                                                               Dramaturgie:
                                                                             VICTORIA WEICH
                                                                                   Spielort:
                                                                                   STUDIO

       38                                              39
PREMIEREN

 WOLLEN
            William Shakespeare

            WAS IHR WOLLT
            CALDERÓN-SPIELE

 WIR DIE
            Herzog Orsino von Illyrien ist ganz krank vor Liebe zur Gräfin Olivia, die aber in Trauer
            um ihren verstorbenen Bruder jeglicher Gesellschaft abgeschworen hat. Orsino schickt
            seinen charismatischen Diener Cesario zu Olivia, um seine Liebesbotschaften zu über­

STERNE
            mitteln. Und tatsächlich verliebt sich Olivia, aber nicht in den Herzog, sondern in den
            Boten Cesario. Cesario ist aber in Wirklichkeit Viola, eine junge Frau, die nach einem
            Schiffbruch in Illyrien gestrandet ist und sich zum Schutz als Mann verkleidet hat.
            Noch komplizierter wird alles, weil Viola sich Hals über Kopf in Orsino verliebt hat. An
            Olivias Hof wird dem ordnungsliebenden Verwalter Malvolio ein derber Streich von­
            ihrer Zofe Mary, Andreas Bleichenwang und Tobias Rülps gespielt. Und irgendwann
            tritt auch noch Violas verschollen geglaubter Zwillingsbruder Sebastian auf. In wilden
            Wirrungen und Weinsalven erzählt sich in Illyrien eine Welt, in der die Narren noch die
            klügsten Worte von sich geben, sich der Adel komplett dem Liebeswahnsinn und den

  ZUM
            niederen Gelüsten verschrieben hat und in deren Trubel sich die Grenzen zwischen
            Wahn und Wirklichkeit, Tag und Nacht, Mann und Frau verflüssigen.

            Shakespeares meistgespielte Komödie trägt im Originaltitel den Zusatz „Die zwölfte

 TANZEN
            Nacht“ und bezieht sich damit auf den Dreikönigsabend, an dem die besinnlichen
            Weihnachtstage von einer ausgelassenen, karnevalsähnlichen Zeit abgelöst werden;
            in der die Welt, Rollen, Ränge und Ordnungen aufgehoben werden – macht, was ihr
            wollt!

                                                                               Premiere:

 BRINGEN?
                                                                             03. JULI 2021
                                                                                Regie:
                                                                           MIA CONSTANTINE
                                                                          Bühne und Kostüme:
                                                                           BRIGITTE SCHIMA
                                                                              Dramaturgie:
                                                                             PETER KRAUCH
                                                                                Spielort:
                                                                           ALTE HOFHALTUNG

    40                                                41
AUSSERDEM IN
     DER SPIELZEIT 2020/21

42              43
AUS SE R DE M

     James Joyce

     ULYSSES
     STEPHAN ULLRICH LIEST AUS JAMES JOYCES MEISTERWERK DER WELTLITERATUR

     In unserer Lesereihe in der TREFFBAR widmet sich Stephan Ullrich in dieser Spielzeit
     James Joyces „Ulysses“. In 18 Stunden, in 18 Kapiteln, erlebt der Protagonist Leopold
     Bloom darin am 16. Juni 1904 seine Odyssee des Alltags in Dublin. Bei einem Glas Wein
     lauschen und folgen wir den Erlebnissen des Anzeigenvertreters Bloom vom morgend­
     lichen Frühstück, aus dem Haus zum Postamt und in die Drogerie, zur Arbeit und abends
     in ein Bordell, begegnen seiner Frau Molly und dem ziellosen Intellektuellen Stephen
     Dedalus.

     Die vordergründige Geschichte dreier Bewohner von Dublin, deren Gedanken, Wahr­
     nehmungen, Gefühle, Stimmungen und Begegnungen ist Chronik, Epos, Drama,
     ­Reportage, Essay und Entwicklungsroman in einem; letztlich die umfassende Bestands­
     aufnahme des „Welt-Alltag einer Epoche“ (Hermann Broch).

     James Joyces (1882-1941) „Ulysses“ gilt mit seinem zentralen Erzählelement des
     ­Bewusstseinsstroms als richtungsweisender Roman der Moderne und gewinnt seinen
     besonderen Reiz aus der unerwarteten Kombination, das altbekannte Muster der
     ­Odyssee, des zehn Jahre andauernden homerischen Epos auf einen einzigen Tag
     ­anzuwenden und so die Komplexität des Alltäglichen originell zu ästhetisieren. Die
     deutsche Übersetzung wurde geschaffen von Hans Wollschläger, der viele Jahrzehnte
     bis zu seinem Lebensende in Bamberg gewirkt hat und den Bambergern in zugewandter
     Erinnerung geblieben ist.

     Ab Oktober 2020 einmal im Monat (Änderungen vorbehalten).
     Ein Einstieg in die siebenteilige Lesereihe ist jederzeit möglich.

     		     I: Telemachos                		     V: Äolus/Nausikaa
     		    II: Nestor/Proteus            		 VI: Sirenen
     		 III: Kalypso                     		 VII: Circe
     		 IV: Lotophagen

44                                            45
AUS SE R DE M

     ETA FRAGT
     In der Veranstaltungsreihe „ETA fragt“ gehen wir gesellschaftlichen und politischen
     Fragen gemeinsam mit Gästen aus Politik, Journalismus und Literatur auf den Grund,
     hören ihre Stimmen und kommen ins Gespräch. Nachdem in der Vergangenheit u. a.
     die KI-Professorin Ute Schmid in Begleitung des Roboters Pepper, der ­Autor Max
     ­Czollek, die Gerichtsreporterin Annette Ramelsberger und die Essayistin und Dramati­
     kerin Enis Maci zu Gast waren, geht das Diskursformat auch in dieser Spielzeit weiter.
     Lassen Sie sich anregen von erhellenden, provozierenden und beflügelnden Thesen
     unserer Gäste.

     ETA TRIFFT
     Produktionen kommen und gehen – nur ETA bleibt! In unserer glamourösen Late-
     Night-Show „ETA trifft“ geben uns Daniel Seniuk als Showmaster ETA und Eric Wehlan
     als sein Assistent Dirk Beständigkeit in einer sich ständig wandelnden (Theater-)Welt.
     Hochprofessionelle Vorbereitung, unwiderstehlicher Charme, topaktuelle Themen,
     musikalische Einlagen und interaktive Spiele zeichnen diese nicht unbedingt minuten­
     genau durch­getaktete Show aus. Als Showgäste begrüßt ETA regelmäßig Ensemble-­
     Mitglieder und Mitarbeiter*innen des Theaters. Lernen Sie die Theatermenschen von
     einer ganz anderen Seite kennen!

46                                            47
AUS SE R DE M

     Villa Concordia

     VILLA WILD – #12 UND #13
     TANZ-, TALK- & MUSIKSHOW

     Villa Wild, die bunte Tanz-, Talk- und Musikshow des Internationalen Künstlerhauses
     ­Villa Concordia geht in die vierte „Spielzeit“ im Studio des ETA Hoffmann Theaters.
     ­Lyrikerin und Villa Concordia-Direktorin Nora-Eugenie Gomringer und Autor Martin
     Beyer nähern sich mit ihren illustren Gästen aus Kunst, Literatur, Politik, Wissenschaft
     und Stadtgeschehen ganz unterschiedlichen Themen, umkreisen sie, tauchen ein und
     geben die Möglichkeit zu weiteren Assoziationen.

       #12 VON DER JUGEND | 20. OKTOBER 2020
     Wenn die Eltern die besten Feinde werden, der eigene Weg gesucht und zumeist noch
     nicht gefunden wird; wenn alle Erfahrungen grell und gleißend sind, das Verlangen
     und die Sehnsucht so groß und die Grenzen noch so eng. Wenn das zutrifft, dann
     dürfte man den Kinderschuhen entwachsen sein und in jener intensiven, heiklen,
     irren Zwischenzeit stecken, die man gemeinhin „Jugend“ nennt. Nora Gomringer und
     Martin Beyer sprechen mit ihren Gästen über das erste große Lieben, über Gewalt und
     Chancengleichheit, über den Soundtrack, Bücher und Filme der Jugend – unter ande­
     rem mit Bestsellerautor Christian Baron („Ein Mann seiner Klasse“). Natürlich wird es
     dazu Tanz geben, wie immer, und Musik.

       #13 VON DER ZUKUNFT | 09. FEBRUAR 2021
     Kristallkugel oder Prognosen, neue Trends, alte Besen, die gut kehren – was bedeutet
     es, die Zukunft in den Blick zu nehmen? Bleibt dann alles beim Ahnen, Orakeln,
     ­Rätseln oder gibt es Echtes, Fassbares im Futur? Mit Gästen reden Martin Beyer und
     Nora Gomringer zum Thema, das so vielfältig wie unsicher, so wunschbeladen wie
     ­gefürchtet ist, denken Sie an alle Unsicherheiten, die mit dem Virus kamen, das unse­
     rer Freiheitsliebe namentlich eine Krone aufsetzte. Doch … wie
     sprechen von den Dingen, die da kommen mögen? Oder – im
     Sinne von Villa Wild – wie tanzen?

     Spielort:
         STUDIO

48                                             49
AUS SE R DE M

                                  L IEDERA BEN D

                                  ICH WOLLT‘, ICH WÄR‘ EIN HUHN
                                  MIT ANNE SOFIE VON OT TER UND WOLFRAM KOCH

                                  Der Opern-Weltstar Anne Sofie von Otter wird nach dem großen Erfolg 2019 zum
                                  ­zweiten Mal mit einem Liederabend zu Gast im ETA Hoffmann Theater sein. Diesmal mit
                                  dem renommierten Theater- und Filmschauspieler Wolfram Koch (auch bekannt als
                                  Frank­furter Tatort-Kommissar).

                                  „Ich wollt’, ich wär’ ein Huhn“, „In meiner Badewanne bin ich der Kapitän“, „Oui,
                                  ­Madame“ – zeitlose Melodien auf absurd-skurrile und sachlich-romantische Texte sind
                                  das Markenzeichen der Berliner Schlager der 1920er und 30er Jahre. Kurt Weill, Paul
                                  Dessau, Hanns Eisler, Friedrich Hollaender, Peter Kreuder, Theo Mackeben, Michael Jary
                                  lauten die Namen ihrer Verfasser, deren Schicksal unterschiedlicher nicht hätte sein
                                  können: Während die einen aufgrund ihrer Abstammung oder Überzeugung verfolgt
                                  wurden, arrangierten sich andere mit dem faschistischen Regime. Ihre musikalischen
                                  Wurzeln aber haben sie alle im legendär-libertären Berlin. Ein Abend der Gegensätze
                                  und Widersprüche, die sich unauflösbar und ungeglättet ins Gesicht lachen.

                                  Die szenische Einrichtung des Liederabends verantwortet Barrie Kosky, Intendant der
                                  Komischen Oper Berlin und Kultregisseur, Darsteller und Pianist. Er ist Artist in Resi­
                                  dence der Festspielbiennale „Lied & Lyrik“, die im Juni 2021 in Bamberg und auf Kloster
                                  Banz stattfinden wird. Musikalische Leitung: Adam Benzwi.

                                  Termine:
                                    11. UND 13. JUNI 2021

                                  Spielort:
                                    GROSSE BÜHNE
     Foto: © Monika Rittershaus

                                                                              In Kooperation mit
                                                                              dem Festival „Lied & Lyrik”
                                                                              der Bayerischen Akademie
                                                                              der Schönen Künste

50                                                                         51
AUS SE R DE M

                            L IEDERABEN D

                            FARGES MIKH NIT – VERGISS MICH NICHT
                            JIDDISCHE OPERET TENLIEDER VON WARSCHAU ZUM BROADWAY

                            Ein virtuoser Liederabend zwischen mitreißender Komik, leiser Melancholie und tief
                            ­berührender Verzweiflung. Das Ensemble-Mitglied der Komischen Oper Berlin, Alma
                            Sadé, ihr Intendant Barrie Kosky als „großartiger Entertainer und kongenialer Be­
                            gleiter am ­Piano für seine beiden wunderbaren Sängerinnen“ [BERLINER ZEITUNG] und
                            die international erfolgreiche Mezzosopranistin Helene Schneiderman lassen eine ver­
                            gessene Gattung wiederaufleben: die Jiddische Operette.

                            Die Autoren und Komponisten, zum größten Teil aus Osteuropa stammend, emigrierten
                            unter dem Druck der dortigen Pogrome Anfang des 20. Jahrhunderts in die USA, wo sie
                            dem noch in den Kinderschuhen steckenden amerikanischen Musical und der aus Europa
                            importierten Operette ein drittes Genre gegenüberstellten. Ihre Lieder handeln nicht
                            selten vom Exil, von Einsamkeit und Heimweh, aber auch von der Lust am Leben – allen
                            Widerständen zum Trotz.

                            „Ein besseres Plädoyer gegen den gerade auch in Berlin wieder ansteigenden Antisemi­
                            tismus als einen solchen Liederabend, der einen wichtigen Teil der jüdischen Kultur auf
                            ebenso sympathische wie mitreißende Weise vorstellt, kann man künstlerisch nicht
                            ­halten.“ [Deutschlandfunk]

                            Termin:
                              12. JUNI 2021

                            Spielort:
                              GROSSE BÜHNE
     Foto: © Jan Windszus

                                                                        In Kooperation mit
                                                                        dem Festival „Lied & Lyrik”
                                                                        der Bayerischen Akademie
                                                                        der Schönen Künste

52                                                                   53
ENSEMBLE

54              55
WO
    STEHEN
      WIR?        DAS ENSEMBLE DES
                                                   ANTONIA
                                                   BOCKELMANN
                                               Wir stehen auf der Bühne. / Wir stehen auf der
                                                                                                 STEFAN
                                                                                                 HERRMANN
                                                                                                 Ich stehe am Anfang, / Wir stehen am Anfang!
                                                                                                                                                     CLARA
                                                                                                                                                     KRONECK
                                                                                                                                                 An der Regnitz.

            ETA HOFFMANN THEATERS
                                               Straße. / Wir stehen gemeinsam für die Gleich­
                                               behandlung aller Menschen ein.
               DER SPIELZEIT 2020/21

                                                                                                                                                     PAUL
KATHARINA                                          DANIEL                                        OLIVER                                              MAXIMILIAN
BRENNER                                            DIETRICH                                      NIEMEIER                                            PIRA
Wir haben die Wahl: mit neuem Blick hinzu­­    Wir stehen mitten im Zwischendrin und in          Stehen und Bewegen. / Beides in ausgewogenem    Es gibt viele Sachen, die man noch nicht
schauen und aktiv zu werden – oder uns         unseren Köpfen ruft es: „Das reicht noch nicht!   Maß. / Wann und wohin? Mit Kopf und Bauch. /    verstehen kann, sondern verherzen muss.
­über­fordert von der nahenden Apokalypse      Da geht noch was!“                                Beides in ausgewogenem Maß.
 ­nochmal im Bett umzu­drehen!

                                              56                                                                                                57
EWA                                                    ANSGAR                                          STEPHAN                                             FLORIAN
RATAJ                                                  SAUREN                                          ULLRICH                                             WALTER
Ich hoffe sehr, dass wir kräftig in Bewegung       Mitten in der Welt, am Scheideweg, in der           Es gibt eine Lehre vom richtigen Leben.         Gestern waren wir dem Abgrund nahe, heute sind
bleiben und aktiv eine Zukunft und Gesellschaft    Schlange bei Edeka.                                                                                 wir einen Schritt weiter …
­gestalten, die auf Generosität, Mut, Empathie
 und Verstand beruht – privat und politisch!

MARIE-
PAULINA                                                DANIEL                                          ERIC                                                ANNE
SCHENDEL                                               SENIUK                                          WEHLAN                                              WEISE
Auf einem blauen Planeten, der sich um einen       Ich sitze am Straßenhang. / Der Fahrer wechselt     Wir stehen an einem überfüllten Güterbahnhof    Auf festem Boden, denn Wir, das sind viele.
­Feuerball dreht, mit einem Mond, der die Meere    das Rad. / Ich bin nicht gern, wo ich herkomme. /   bei Sonnenaufgang.
 bewegt.                                           Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre. / Warum sehe
                                                   ich den Radwechsel / mit Ungeduld? (B. Brecht)

                                                  58                                                                                                  59
JUNGES ETA

60                61
J U N GE S E TA

JUNGES ETA MACHT MEHR
Mehr wissen, mehr sehen, mehr machen ist unsere Devise. In zahlreichen partizipati­          M AT E R I A L M A P P E N
ven Formaten kann sich jede*r Zuschauer*in mit den Menschen und Möglichkeiten des        Umfassende theaterpädagogische Begleitmaterialien, die Ihnen die Vor- und Nach­
Theaters beschäftigen. Ob als Unterrichtsergänzung oder Hobby, wir arbeiten stetig       bereitung eines Stückbesuches mit Schulklassen erleichtern, gibt es in dieser Spielzeit
daran, für alle Theaterbegeisterten das richtige Angebot zu kreieren. Dabei ist es uns   zu den folgenden Inszenierungen:
wichtig, nicht nur Angebote zu gestalten, in denen die Teilnehmenden selbst auf der      		                   DER KIRSCHGARTEN
Bühne stehen, sondern auch Formate für Menschen anzubieten, die sich mit der Arbeit      		                   PARADIES FLUTEN/HUNGERN/SPIELEN
hinter den Kulissen beschäftigen möchten.                                                		                   HERR BELLO UND DAS BLAUE WUNDER
                                                                                         		                   DER STOCK
Das Junge ETA wendet sich damit nicht nur an unser Nachwuchspublikum, sondern
                                                                                         		                   GOTT IST 3 FRAUEN (Gi3F)
auch an diejenigen, die sich noch jung genug fühlen, etwas Neues auszuprobieren.
                                                                                         		                   EFFINGERS
Wir wünschen viel Spaß dabei, die folgenden Seiten nach passenden Formaten zu            		                   DIE BANALITÄT DES BÖSEN
durchforsten, und stehen für Fragen und weitere Informationen gerne zur Verfügung.       		                   DER RISS DURCH DIE WELT
                      theaterpaedagogik@theater.bamberg.de                               		                   KASIMIR UND KAROLINE

                                                                                         Fordern Sie Ihr Exemplar einfach kostenlos per Mail an.

MEHR WISSEN
                                                                                             PÄ D A G O G I K- N E W S L E T T E R
                                                                                         Alle vier bis acht Wochen erscheint der digitale Newsletter für alle interessierten
                                                                                         ­Pädagog*innen. Sie sind noch nicht im Verteiler? Schicken Sie uns einfach eine E-Mail

    T H E AT E R F Ü H RU N G E N                                                        mit Ihrem Namen und dem Namen Ihrer Institution!

Vorhang auf, Licht an, los geht’s? So einfach ist das nicht. Bis am Premierenabend das
Bühnenlicht angeht, gleicht das Theater wochenlang einem Ameisenhaufen. In jeder             PÄ D A G O G I K S TA M M T I S C H
Ecke wird gelesen, gedacht, gerechnet, gebohrt, gesägt, genäht, gestrichen und           Alle sechs bis acht Wochen heißt es im Theater: Pädagog*innen unter sich! Wir tau­

­geprobt. Lassen Sie sich und Ihre Klasse/Gruppe beeindrucken von dem, was nicht         schen uns über Theater und Schule aus und suchen nach immer neuen Schnittstellen.

offensichtlich ist.                                                                      Die Termine für den Lehrerstammtisch werden über unsere Website, den Pädagog*in­
                                                                                         nen-Newsletter und im Monatsplan bekannt gegeben.
Das Angebot ist für alle Menschen ab 4 Jahren geeignet und für Kinder und Jugend­        Bitte melden Sie Ihre Teilnahme zum Stammtisch per E-Mail an.
liche unter 18 Jahren sowie für Gruppen von Auszubildenden und Studierenden kos­
tenfrei. Das ETA Hoffmann Theater ist barrierefrei.

                                         62                                                                                          63
J U N GE S E TA

   V O R- U N D N A C H B E R E I T U N G E N                                                A U S S E R O R D E N T L I C H E P R OJ E K T E
Sie wollen mehr? Holen Sie die ETA Theaterpädagogik zu einer kostenlosen Vor- oder       Auch in dieser Spielzeit suchen wir Kooperationspartner für außerordentliche Projekte.
Nachbereitung ins Klassenzimmer und lassen Sie Ihre Schüler*innen theoretisch und        Diese können einen Umfang von acht bis 60 Stunden haben. Sie möchten mit Ihrer Ein­
spielpraktisch in die Tiefen unserer Inszenierungen eintauchen. In Einheiten von 45      richtung gerne Kooperationspartner des Theaters werden?
bis 90 Minuten vertiefen wir gemeinsam das Theatererlebnis und erweitern das Kultur­     		                        Sprechen Sie uns an!
verständnis Ihrer Klasse. Termine werden individuell vereinbart. Außerhalb des Bam­
berger Stadtgebietes fallen hierfür Fahrtkosten in Höhe von 0,30 € pro Kilometer an.

   PROBENKL ASSE
Woher wissen die Schauspieler*innen eigentlich, was sie wann tun sollen? Wie schaf­      MEHR SEHEN
fen sie es, sich so viel Text zu merken? Durch die Proben mit dem Regieteam natürlich.
Wie das genau funktioniert, können Sie sich mit Ihrer Klasse anschauen und danach            B E S T E P L ÄT Z E M I T D E R M A G I S C H E N 7
mit dem Ensemble ins Gespräch kommen.                                                    Ein erschwingliches Ticket, das für alle freien Plätze gültig ist? Klar gibt es das, für
                                                                                         Schüler*innen, Azubis und Studierende! Hol dir dein Last-Minute-Ticket 20 Minuten
Ein Probenbesuch umfasst ca. 90 Minuten. Das Angebot ist in Verbindung mit einem
                                                                                         vor Vorstellung an der Abendkasse und zahle gegen Vorlage deines Schüler- oder Stu­
Vorstellungsbesuch kostenlos zubuchbar.
                                                                                         dierendenausweises nur 7 €! (ausgenommen Gastspiele und Sonderveranstaltungen)
                                                                                         ­Online kannst du dir anschauen, ob Tickets verfügbar sind. Dieses Angebot ist nur für
   W O R K S H O P S U N D V O RT R Ä G E
                                                                                         Einzeltickets, nicht aber für Gruppenbuchungen verfügbar.
Sie sind mit Ihrem Theater-Latein am Ende oder wollen für einen Moment das Regie-­
Ruder aus der Hand legen und den Blickwinkel ändern? Wir stehen mit gepacktem
                                                                                             E TA K L A S S E
Werkzeugkoffer, Rat und Tat für Sie bereit und konzipieren individuell passende Work­
                                                                                         Du bist mindestens 14 Jahre alt und brennst für das Theater? Du findest, dass ihr von
shops oder Vorträge.
                                                                                         der Schule aus viel zu selten ins Theater geht?
Pro 45 Minuten berechnen wir 50 €, zzgl. 19 % MwSt., inklusive Vorbereitung. Außer­
                                                                                         Werde Teil der ETA KLASSE und lasse dich von unseren Theaterpädagoginnen auf die
halb des Bamberger Stadtgebietes fallen zusätzlich Fahrtkosten in Höhe von 0,30 €
                                                                                         exklusive Einladungsliste setzen. Zu ausgewählten Terminen treffen sich Schüler*in­
pro Kilometer an.
                                                                                         nen aus Stadt und Land in unserem Kassenfoyer, um einen gemeinsamen Theater­
                                                                                         abend zu erleben. Ab einer Gruppengröße von 10 Schüler*innen kannst du dir so dein
                                                                                         Ticket für 8 € holen. Und für jede Inszenierung, die du so besuchst, erhältst du ein
                                                                                         kostenloses Programmheft.

                                            64                                                                                         65
J U N GE S E TA

     MEHR MACHEN
        E TA C A M P U S
     Du bist Schüler*in, Auszubildende*r oder Studierende*r? Dann werde Teil unseres
     neuen Formates und erlebe das ETA Hoffmann Theater interaktiv über den Vorstel­
     lungsbesuch hinaus, indem du dich für eines oder mehrere der folgenden Module an­
     meldest. Jeder Einsatz auf unserem Campus wird mit einer Freikarte belohnt.

     		     p ETA REPORTER*IN
     			        Verfasse zu verschiedenen Themen rund ums Theater einen Artikel.

     		     p ETA BOTSCHAFTER*IN
     			        Verteile Flyer, Plakate, Postkarten und Spielzeithefte und fungiere als
     			        Botschafter*in für das Theater.

     		     p ETA MODERATOR*IN
     			        Bereite mit uns ein Publikumsgespräch vor und moderiere es.

     		     p ETA INNOVATOR*IN
     			        Dir fehlt im ETA Hoffmann Theater ein spezielles Format für junges
     			        Publikum? Lasse deiner Kreativität freien Lauf und setze deine Idee mit
     			        unserer Hilfe um.

     		S P I E LC LU B J U G E N D
     Im SPIELCLUB JUGEND eroberst du mit anderen theaterbegeisterten Jugendlichen im
     Alter zwischen 13 und 17 Jahren das Profitheater für dich. Gemeinsam lasst ihr eurer
     Spielwut freien Lauf und werdet dabei von zahlreichen Abteilungen zur Premiere be­
     gleitet. Es wird improvisiert, recherchiert, getextet, geträumt und erfunden. Du bist
     neugierig geworden? Dann komm einfach zum unverbindlichen Schnuppern vorbei
     und schau dir an, ob der SPIELCLUB JUGEND deine neue Leidenschaft werden kann.

     Die Proben finden immer freitags von 15:00 Uhr bis 17:00 Uhr statt.
     Die Jahresgebühr beträgt 50 €. Das erste Treffen der Spielzeit findet am
     25. September 2020 statt. Anmeldungen sind bis 18. Dezember 2020 möglich.
     		 Um Anmeldung zum Schnuppern wird gebeten.

66                                            67
Sie können auch lesen