Aviso - Hans-Bredow-Institut
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aviso Informationsdienst der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft av/71 09/2020 Geschichten über absolute Gewissenheiten? Verschwörungstheorien als Thema der Kommunikationswissenschaft. Eine Debatte mit Beiträgen von Michael Butter, Florian Gallwitz, Thorsten Quandt, Jens Seiffert-Brockmann und Jens Soentgen. Inhalte: Nr. 71 Herbstavisiert 2020 (2) Debatte aviso(3-11) Aus den Fachgesellschaften (12-14) Neues Netz-1 werk (15) Sonderthema Corona (16-22) Notabene (22-23) Tagungen (24-25) 60 Semester Aviso (26-27) Neu Erschienen (28-29) Nachrichten und Personalien (29) Fragebogen (30-31) Leserbrief (31)
DEBATTE: "VERSCHWÖRUNGSTHEORIE" avisiert. Anzeige wie aus unseren Partnergesellschaften ÖGK und SGKM erwarten Sie. Dazu kommen Berichte von Tagungen un- Von Weltverschwörern und Marlis Prinzing und Saskia Sell Verschwörungstheorien sind nichts serer Fachgruppen, die noch offline stattfinden konnten, sowie die Rubrik "Public Intellectuals" Neues, aber die gegenwärtige Pan- „Neu erschienen“. Das Netzwerk Qua- Die Pandemie-Krise machte Verschwörungstheorien zu einer zunehmend Raum greifenden Her- demie-Krise machte sie zu einer litative Methoden (NQM) stellt sich ausforderung im öffentlichen Diskurs. Die Kommunikationswissenschaft ist mehrfach betroffen. im öffentlichen Diskurs zunehmend vor. Und wir feiern mit einem Beitrag Im Fadenkreuz von Verschwörungstheoretikern sind die Forschenden selbst – als Teil einer Wis- raumgreifenden Herausforderung. Die von Walter Hömberg zu „60 Semestern senschaftselite; zudem ist der Journalismus, einer ihrer Objektbereiche, zur Zielscheibe gewor- Kommunikationswissenschaft ist da- Aviso“ das 30-Jahre-Jubiläum des Infor- den. Grund genug für (auch interdisziplinäre) Reflexion und Debatte. durch mehrfach betroffen: z.B., weil mationsdienstes unserer Fachgesell- einer ihrer Objektbereiche, der Journa- schaft. Dazu kommt ein Interview mit lismus, Zielscheibe geworden ist, aber auch, weil sie als Teil einer Wissen- Julia Metag über ihre Perspektive auf das Fach und ihre Ziele als neuberufene Alles ist geplant, nichts so wie es scheint, schaftselite selbst ins Fadenkreuz von Verschwörungstheoretikern geraten Professorin für Kommunikationswis- senschaft in Münster. alles hängt mit allem zusammen. ist. Der Debattenschwerpunkt dieser Viel Spaß beim Lesen wünschen Ihnen Ein Interview mit Michael Butter . Aviso-Ausgabe umfasst Standpunkte und Euch Marlis Prinzing (Köln), Saskia aus dem Fach bezogen auf Kommuni- Sell (Berlin) und Stefan Weinacht (Gel- Wie definieren Sie Verschwörungstheorien? Die Q-Anon-Theorien in den USA sind in obsku- kation, Medienkritik, Wissenschafts- senkirchen). ren Internetforen entstanden, bei 4chan, dann kritik und Forschungskritik, aber auch Michael Butter: Sie nehmen erstens an, dass 8chan; solche Theorien funktionieren oft gerade interdisziplinäre Perspektiven, die u.a. nichts durch Zufall geschieht, also alles geplant dann besonders gut, wenn sie eine rohe Authen- die Frage adressieren, ob wir uns – Impressum wurde. Sie behaupten zweitens, dass nichts so ist tizität transportieren und nicht so poliert wirken. Michael Butter ist seit 2014 nicht nur bei diesem Thema – öfter als wie es scheint, man also immer hinter die Kulis- Erst wenn es um die Breitenwirkung geht, wird Professor für Amerikanische Herausgeber: Literatur- und Kulturge- „public intellectuals“ verstehen sollten. Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- sen schauen muss, um zu erkennen, was wirklich wichtig, dass Seiten wie „Breitbart“ das Thema schichte an der Universität Der Debattenschwerpunkt wird auch und Kommunikationswissenschaft e.V. (DGPuK) vor sich geht. Und dann erkenne man drittens, aufgreifen oder auch Donald Trump. Professio- Tübingen. Gemeinsam mit auf der Website unserer Fachgesell- Layout und Gestaltung: dass alles zusammenhängt, es also Verbindun- nalität hilft, ist aber nicht alles. Kernaspekt ist, Peter Knight (Uni Manches- schaft veröffentlicht. Dort besteht wei- Marlis Prinzing & Saskia Sell gen gibt zwischen Ereignissen, Personen und Ins- eine großartige Geschichte zu erzählen. Eine ter) stieß er die COST Action an. Butter ist Principal terhin die Möglichkeit zu kommentie- Lara Jack (Coverzeichnung) titutionen, die man vorher niemals gesehen hat: Geschichte, die absolute Sicherheit und Klarheit Investigator des ERC-geför- ren. Jetzt bei Corona z.B. das Virus, die 5-G-Technolo- bietet und den Zufall auslässt. Anders als es in der derten Fünf-Jahres-Projekts Erscheinungsweise: Diese Aviso-Ausgabe widmet sich Zweimal jährlich gie, die Bill-Gates-Stiftung und Wuhan. offiziellen Version desselben Themas möglich ist, „Populism and Conspiracy Theory”, das im April 2020 außerdem einem Sonderthema. Wir wo – z.B. bei Corona – Medien und Wissenschaft- Redaktion: an den Start ging. (https:// reflektieren, quasi in einem „Extra- Marlis Prinzing & Saskia Sell Unter den Verschwörungstheoretikern sind ler immer wieder auch die Positionen ändern, cordis.europa.eu/project/ blatt“, über das kommunikationswis- (beide verantwortlich) Kommunikationsprofis wie Eva Herman (früher wenn man wieder andere Erkenntnisse hat. id/865202/de). m.prinzing@macromedia.de senschaftliche Arbeiten unter Coro- saskia.sell@fu-berlin.de Nachrichtensprecherin) und Ken Jebsen (Ex- na-Bedingungen. Dazu haben wir Lars Rinsdorf (Vorstand) Rundfunkmoderator) Wie wichtig ist dies für Verschwörungstheorien sind nicht neu. Worin Stefan Weinacht (Neu Erschienen) Perspektiven aus der Forschung – kon- die Wirkung einer Verschwörungstheorie? besteht der Hauptunterschied zu heute? kret zum virtuellen Start eines neuen Anzeigenakquise: Stefan Weinacht Forschungsprojekts – und Erfahrungen MB: Diese ehemaligen Journalisten können zwar MB: Lange Zeit wurden sie von den Mächtigen als aus der Lehre sowie aus dem interna- Anschrift der Redaktion: professionell kommunizieren und Inhalte tech- normal angesehen und verbreitet, sie richteten tionalen Konferenzbusiness eingeholt. Hochschule Macromedia sich in der Regel gegen Außenseiter und Schwa- nisch perfekt aufbereiten; noch wichtiger aber University of Applied Sciences Auch hier ist uns daran gelegen, den Lehrstuhl Kommunikationswissenschaft ist, dass sie die Rolle eines „Renegades“ spielen, che. Heute hingegen richten sich Verschwörungs- Austausch im Fach voranzubringen, und Journalistik eines Abtrünnigen. Diese Figur gibt es seit Jahr- theorien meistens gegen die Eliten selber. Prof. Dr. Marlis Prinzing denn dieser für uns alle neue Arbeits- Brüderstrasse 17, 50667 Köln hunderten: Leute, die Mitglieder der „Verschwö- modus wird uns weiterhin begleiten – rung“ waren, dann die Seiten wechselten und als Verschwörungstheorien berühren öffentliche Druck: mindestens noch ins kommende Win- Griebsch & Rochol Druck, Hamm (Auflage: 1250) Insider z.B. berichten können, wie es zugeht in Diskursstrukturen und andere kommunikati- tersemester. ISSN 2193-0341 [Print], ISSN 2193-035X [Internet] den Redaktionen. Es bedarf aber nicht unbedingt onswissenschaftliche Themen. Sie haben ge- Berichte aus unserem Vorstand so- einer professionellen Kommunikationsstrategie. meinsam mit Ihrem Fachkollegen Peter Knight 2 aviso Nr. 71 Herbst 2020 Nr. 71 Herbst 2020 aviso 3
DEBATTE: "VERSCHWÖRUNGSTHEORIE" DEBATTE: "VERSCHWÖRUNGSTHEORIE" Anzeige das interdisziplinäre Forschungsnetzwerk eine englische Uni unser Podcast viel wichtiger anhängen? Das änderte sich mit der Krimkrise. „Comparative Analysis of Conspiracy Theory“ für den Impact, den man so für das Department In deren Kontext wurden Journalisten als Teil der angestoßen. Welche Rolle spielte da die Kom- generiert, als drei weitere Journal-Beiträge. Peter „Lügenpresse“, der „Nato-Medien“ beschimpft, munikationswissenschaft? Knight, mit dem ich das Netzwerk angestoßen was für sie schwer zu schlucken war. Anfang 2015 habe, hat diese Transferleistung immer gepusht. haben Peter Knight und ich den COST-Action-An- MB: Eine Mitarbeiterin von mir hat z.B. bei acade- In Deutschland ist das schwierig abzuschätzen. trag unter Hochdruck geschrieben. Wir wollten mia.edu recherchiert, wer zu Verschwörungsthe- Ich weiß nicht, ob ich es so extrem machen wür- unbedingt die Deadline im März schaffen und orien arbeitet; wer auf uns aufmerksam wurde, de, wenn ich keine Professur hätte, weil man nie dachten, das Thema sei gerade en vogue, bald konnte sich auch selbst melden. Aber tatsächlich: weiß, wenn man vorsingt, ob man eine Kommis- aber interessiere es keinen mehr. Doch dann ka- Es waren sehr wenige Kommunikationswissen- sion hat, die das toll findet, oder eine, die das men Flüchtlingssommer, Brexit, Trump, AfD, Pe- schaftler dabei; mir ist das bis jetzt nicht speziell nicht so toll findet. In der Qualifizierungsphase gida, jetzt Corona – das Thema blieb. Dieses Jahr aufgefallen. kann es schwierig sein, viel populäre Veröffentli- war es extrem wie nie; im Mai erhielt ich 160 An- chungen zu machen. Es kommt auch auf die Uni fragen für Interviews. Da kam ich mit dem Absa- Sie haben das Thema nicht nur wissenschaft- an und auf das Fach. An der Uni Tübingen findet gen kaum mehr nach. lich aufgearbeitet, sondern auch populär. man es toll, wenn Wissenschaftler oft in der Öf- Welche Rolle spielte der Transfer in die Öffent- fentlichkeit auftreten und sich z.B. Geisteswis- Hinzu kommen direkte Reaktionen der Men- lichkeit? senschaftler, die etwas zu Corona zu sagen ha- schen. Wie teilen sich diese bei Ihnen auf? ben, zu Wort melden. Das wird hier sehr positiv MB: Er war uns von Anfang an wichtig und er ist in gesehen, auch wenn es nicht irgendwie zusätz- MB: Etwa 60 Prozent der Mails zum Thema sind der Projektausschreibung breit angelegt. Es war lich honoriert wird. Hinzu kommt: Unser Rektor Fragen von Journalisten; 20 Prozent umfassen av[Debatte] klar, dass wir ein Handbuch und damit eine große ist, wie ich auch, Amerikanist; in unserem Fach positives Feedback von Leuten, die in einem wissenschaftliche Publikation machen wollten. zählt die die angloamerikanischen Diskurse prä- Webinar oder einem Vortrag von mir waren und Aber wir hatten schon zu Beginn des Netzwerks gende Einstellung, dass sich Forscher eher dem z.B. Rat suchen, weil der Vater plötzlich Ver- im Januar 2017 einen Stakeholder-Workshop in Ideal als „public intellectuals“ nahe sehen und es schwörungstheorien gut finde. Und 20 Prozent Brüssel, zu dem wir uns Leute von der EU-Kom- gut finden, wenn sie in der Öffentlichkeit gese- der Schreiben kommen von Leuten, die mich mission geholt haben, aus dem journalistischen hen und gehört werden. wüst beschimpfen. Aber das nimmt ab, weil sie Bereich, von NGOs, dem Bildungsbereich und mittlerweile eher im Netz ablästern, teilweise in hören wollten: Was macht Ihr bereits? Und was Forschung zu Verschwörungstheorien ist Ihr 90minütigen Videos; Ausschnitte daraus nehme braucht Ihr? Darauf haben wir uns auch ausge- Kernthema geworden. Wie kam das? ich gerne als Einstieg in einen Vortrag. richtet – und einen Praxisleitfaden gemacht und dann noch einen Podcast. MB: Bei meiner Doktorarbeit zur Darstellung von Sie schauen sich an, was Verschwörungstheore- Adolf Hitler in der amerikanischen Literatur stieß tiker über Sie verbreiten? In der deutschen Forschungsgemeinschaft, ich auf Verschwörungsszenarien wie z.B., dass auch in der Kommunikationswissenschaft, gibt Hitlers Tochter amerikanische Präsidentin wer- MB: Zum Teil ja, weil ich wissen will, wie sie ar- es für solche Transfers wenig Incentivierung. den wolle und ein CIA-Agent sie stoppen solle. Ich gumentieren. Diesen Sommer haben Verschwö- Es wird befürchtet, dass sie einer Karriere auch habe zu solchen Szenarien ein Seminar gemacht, rungstheoretiker unser COST-Netzwerk entdeckt; schaden können. Wie war das im Netzwerk? dann zum Thema habilitiert und bin dabeige- jetzt schreiben sie, da seien ja genau die Leute blieben. dabei, die in einer Sendung von „Quarks und Co.“ MB: Allen, die dort zusammenkamen, waren die (28.6.2016) befragt wurden und das zeige, welche wissenschaftliche Seite und der Transfer in die ... und mittlerweile einer der bedeutendsten geheimen Netzwerke es hier gebe. Doch in der Das Forschungsnetzwerk „Comparative Analysis Öffentlichkeit wichtig. Wir sind dort geprägt von Experten in diesem Feld. Wie hat sich Ihrer Sendung wird ja gesagt, dass man beim Treffen of Conspiracy Theory“ wurde von der Initiative der britischen Kultur; in Großbritannien ist die Wahrnehmung nach das Interesse am Thema unseres Netzwerks die Interviews gemacht hat, European Cooperation in Science and Techno- Verschwörungstheorieforschung sehr stark. Für entwickelt? außerdem stehen wir im Internet; es ist also si- logy (COST) gefördert. An der COST Action von 2016-2020 wirkten rund 60 Wissenschaftler aus die Bewertungen, die alle fünf Jahre an den briti- cher keine Rechercheleistung, herauszufinden, über 30 Ländern mit, überwiegend aus Fächern schen Hochschulen gemacht werden, ist Impact MB: Seit 2014 stieg es kontinuierlich. Vorher ka- dass wir im Netzwerk zusammenarbeiten. wie Geschichtswissenschaft, Politik, Soziologie, wichtig. Das heißt dort nicht nur: wo hat man men zwei Mal im Jahr dazu Anfragen – immer Anthropologie, Kulturwissenschaften und Psychologie. publiziert und wieviel, sondern auch: wie trägt mit der Richtung, warum die Amerikaner (impli- Netzwerk: https://conspiracytheories.eu/ man es in die Öffentlichkeit? Zum Beispiel ist für zit: anders als die Deutschen) solchen Theorien Das Interview führte Marlis Prinzing. 4 aviso Nr. 71 Herbst 2020 Nr. 71 Herbst 2020 aviso 5
DEBATTE: "VERSCHWÖRUNGSTHEORIE" DEBATTE: "VERSCHWÖRUNGSTHEORIE" Verschwörungstheorien – (k)ein Thema sind implizit oder explizit Teil weltanschauli- cher und politischer Auseinandersetzungen in sind: Der Begriff der „Systemmedien“, der inzwi- schen Journalist*innen von wütenden Demons- für die Kommunikationswissenschaft? der Gesellschaft. Es geht um Sinnsuche, Angst vor fremder Kontrolle sowie fehlender Selbstbe- trierenden entgegen geschmettert wird, basiert auf eben jener Idee einer sinistren Verschwörung stimmung in einer komplexen Welt – letztlich der Machteliten, zu denen etablierte Medien en Standpunkt: also um Fragen der Macht. Selbst die wirrsten bloc gehören. Thorsten Quandt (Westfälische Wilhelms-Universität Münster) S Verschwörungstheorien stehen für den Versuch, Damit kommt der Kommunikationswissen- pätestens seit der Corona-Krise kennen te zu etablieren, um den Unterschied zur Vorge- alternative Erklärungen jenseits eines als domi- schaft eine zentrale Rolle bei der Erforschung von wir wohl alle ein paar sogenannte „Ver- hensweise im System Wissenschaft deutlich zu nant angesehenen ‚Mainstreams‘ zu finden, zu Verschwörungstheorien zu, denn sie kann wie schwörungstheorien“, die den Weg aus machen. Das hilft zwar bei der Differenzierung dem in der Sicht ihrer Anhänger neben Politik kein anderes Fach eben diese Aspekte empirisch dubiosen Ecken des Internets in die öf- – und vielleicht auch ein klein wenig der Selbst- und etablierter Wissenschaft auch die Medien wie theoretisch adressieren. Insofern sollte sich fentliche Diskussion gefunden haben. Das Virus vergewisserung der Wissenschaft –, doch wird gehören. Insofern ist es kein Zufall, dass Medien unsere Disziplin nicht nur mit dem Thema ausei- stamme eigentlich aus einem Biowaffenlabor. man dem Phänomen und seiner Bedeutung in selbst Gegenstand von Verschwörungstheorien nandersetzen – sie muss es sogar! Bill Gates habe Corona entwickeln lassen, um der Gesellschaft allein mit Definitionslyrik oder Impfungen der Bevölkerungen zu erzwingen. Die dem eiligen Verschieben ins Reich der Blöden Bundesregierung sei Mitwisser eines langfristi- gen Plans, Corona in der Welt zu streuen – ver- nicht gerecht. Denn unter den Verschwörungstheorien gibt es „Lügenpresse“ als „Medienkritik“ – mutlich mit dem Ziel, die Macht der Eliten zu fes- tigen oder bestimmte Bevölkerungsgruppen zu hartnäckige „Klassiker“, die immer wieder aktua- lisiert werden: Das Schicksal des vermuteten Aus- Eine Einordnung vernichten. Und Angela Merkel sei entführt und tauschs teilt Angela Merkel beispielsweise mit Sir Standpunkt: av[Debatte] irgendwo nach Südamerika verbracht worden. Paul McCartney, der angeblich im Jahr 1966 durch Jens Seiffert-Brockmann (Wirtschafts-Universität Wien) A Die aktuelle Merkel: nur eine Doppelgängerin. einen Doppelgänger ersetzt wurde. Auch diverse Von vielen anfangs belächelt, werden solche andere Personen der Zeitgeschichte wurden an- ls sich der Komet Hale-Bopp im Früh- wurde der Begriff von den Nazis massentauglich Ideen inzwischen auf sogenannten „Hygienede- geblich ausgetauscht, geklont oder warten nur jahr 1997 der Sonne näherte, begaben gemacht, um Hass gegen jüdische Mitmenschen mos“ oder in „Alternativmedien“ breit gestreut im Exil auf ihre Rückkehr: Dass Adolf Hitler und sich die Anhänger der Sekte Heaven‘s und Andersdenkende zu schüren. Die Konse- – und sie finden nicht nur bei Esoteriker*innen führende Nazis sich mit Reichsflugscheiben auf Gate in ein Fachgeschäft, um ein Te- quenzen sind bekannt. und Verwirrten Anklang, sondern inzwischen die Rückseite des Mondes zurückgezogen haben, leskop zu kaufen. Mit dem Teleskop wollten sie Man muss sich die Begriffshistorie immer wie- bei vielen, die Zweifel an der aktuellen Corona- um bei richtiger Gelegenheit wieder zu kommen, im Schweif des Kometen ein Raumschiff beob- der vor Augen halten, um die als „Medienkri- Politik haben. Von dieser in mehrfacher Hinsicht ist inzwischen Teil der Popkultur und wird sogar achten, von dem sie glaubten, es sei gekommen, tik“ getarnte Schmähung einordnen zu können. ‚virulenten‘ Debatte leicht genervte Kolleg*innen in Computerspielen oder Kinofilmen themati- um ihre Seelen von ihrem irdischen Dasein zu er- Schon während des Erstarkens von Pegida war werden sich vermutlich fragen: Soll sich dann siert. lösen und auf eine höhere Entwicklungsstufe zu die erste, verständliche Reaktion eine introspek- auch noch die Kommunikationswissenschaft Jedoch hört hier das Amüsante im Populären bringen. Auf der Erde blieb ihnen das verwehrt, tive: Ausgewogene, transparente und selbstre- (und der Aviso!) mit so etwas auseinandersetzen, auch schnell wieder auf: Denn die Nazis selbst da böse Aliens konspirierten um die Entwick- flexive Berichterstattung, die Fehler offenlegt, oder läuft man hier einem aktuellen Modethema sind nicht nur Gegenstand von Verschwörungs- lung der Menschheit aufzuhalten. Der Verkäufer so sie passiert sind. Vermutlich wird ein solcher hinterher, das wieder verschwinden wird und ei- theorien, sie haben sie selbst für politische Zwe- staunte nicht schlecht, als die Kunden wenige Journalismus langfristig das seit Jahrzehnten gentlich nichts mit dem Fach zu tun hat? cke instrumentalisiert, mit bekannten Folgen. Tage später wiederkamen und ihr Geld zurück- erodierende Vertrauen in die Medien stabilisie- Tatsächlich hat sich unsere Disziplin in der Ver- Dolchstoßlegende und jüdische Weltverschwö- verlangten, mit der Begründung, das Gerät sei ren oder steigern. Doch kurzfristig ist sogar Was- gangenheit nur stiefmütterlich um Verschwö- rung waren wirkmächtige Bausteine der Ideo- kaputt. Den Kometen hätten sie zwar sehen kön- ser auf die Mühlen derjenigen, die ihren kruden rungstheorien gekümmert – wie übrigens die logie, die letztlich in die größte Tragödie des 20. nen, nicht aber das Schiff in seinem Schweif. Folg- Verschwörungsglauben popularisieren und zu Wissenschaft insgesamt. Dies mag einerseits Jahrhunderts geführt hat. Nicht alle Verschwö- lich müsse das Fernrohr defekt sein. Geld machen wollen. Denn die Proponenten daran liegen, dass man vieles sehr schnell als rungstheorien sind also harmlose und schnell- Das vermeintlich defekte Teleskop der Ver- der „Lügenpresse“ deuten Selbstkritik meist als witzigen, jedoch irrelevanten Unsinn abtun lebige Spinnerei, sondern sie folgen mitunter schwörungsgläubigen im Jahr 2020 sind die so- Schwäche und instrumentalisieren sie, um die konnte, andererseits an der eher irreführenden einem gefährlichen politischen Kalkül. Diese genannten Mainstreammedien. Seit der Grün- Spirale der Empörung weiterzudrehen. Digitale Bezeichnung als „Theorie“. Letzteres hat jüngst Historie ließe sich übrigens von der Antike bis ins dung von Pegida 2014 ist es wieder in Mode Plattformen belohnen diese in Clicks übersetzte zu geradezu reflexhaften Abwehrreaktionen bei Heute nachverfolgen. gekommen, für diese Medien das Mem „Lügen- öffentliche Aufmerksamkeit oft noch, indem sie Akademiker*innen und dem Versuch geführt, Verschwörungstheorien sind damit ganz grund- presse“ zu verwenden. Wie viele zweifelhafte Werbeeinnahmen mit den Kanalbetreibern tei- andere Begriffe wie „Verschwörungsmythen“ legend Medien- und Kommunikationsthemen: „Innovationen“ ist auch die „Lügenpresse“ ein len oder Crowdfunding ermöglichen. oder „Verschwörungserzählungen“ in der Debat- Mit ihnen wird Öffentlichkeit gesucht, und sie Kind des Krieges. Ersonnen im Ersten Weltkrieg, „Lügenpresse“ ist ein Kampfbegriff und sollte 6 aviso Nr. 71 Herbst 2020 Nr. 71 Herbst 2020 aviso 7
DEBATTE: "VERSCHWÖRUNGSTHEORIE" DEBATTE: "VERSCHWÖRUNGSTHEORIE" als solcher verstanden werden. Die Behauptung, den all dies verbergen helfen und decken. al Bots“ schon auf eindeutig menschliche Nut- Wahrzeichens verkündet (“BONG BONG BONG”), man wolle „Medienkritik“ betreiben, ist lediglich „Lügenpresse“ als Hilfshypothese von Ver- zer gestoßen, die in einer einzigen Stunde 200 als menschlich bewertet wird. eine strategische Camouflage, deren Funktion schwörungstheoretikern bedroht die freie Gesell- Tweets abgesetzt haben. Unzählige teils promi- Wäre das Botometer nur eine amüsante Jahr- darin besteht, Zweifel zu säen. In der modernen schaft und muss strategisch bekämpft werden. nente Twitternutzer gelten nach Howards Krite- marktattraktion, könnte man es belächeln oder Informationsgesellschaft fällt dieser Zweifel Die Anhänger von Heaven’s Gate, die von Dritten rium als Bots. ignorieren. Tatsächlich fußt aber ein Großteil der leicht auf fruchtbaren Boden. Denn scheinbare immer als freundlich im Auftritt beschrieben Einen anderen Ansatz, den hypothetischen Mei- wissenschaftlichen Literatur über „Social Bots“, in „Belege“ für die Richtigkeit eines Verschwörungs- wurden, haben mit ihrem Glauben letztlich vor nungsrobotern vollautomatisch auf die Schliche denen oft von zehntausenden Social-Bot-Funden glaubens lassen sich im Internet schnell finden allem sich selbst geschadet. Bei den Coronaleug- zu kommen, verfolgte der amerikanische Botfor- berichtet wird, auf der Prämisse, dass dem Boto- und in sozialen Medien ebenso schnell verbrei- nern ist dies anders. In der aktuellen Pandemie scher Emilio Ferrara. Wenn Computer mittels ma- meter vollständig zu vertrauen sei. Deshalb sind ten. Allein die Theorien rund um Corona sind geht es nicht mehr nur um diejenigen, die sich schineller Lernverfahren in der Lage sind, Hunde diese Veröffentlichungen das Papier nicht wert, bereits jetzt erschreckend verbreitet, wie eine in massenmedialen Diskursen nicht mehr reprä- von Katzen zu unterscheiden, warum dann nicht auf dem sie gedruckt sind. Und das ist den Auto- jüngste Repräsentativstudie von Marketagent in sentiert sehen, sich von Abstieg bedroht fühlen auch Menschen von „Social Bots“? Dumm nur, ren durchaus bewusst. Fragt man diese nämlich Österreich zeigt: elf Prozent der Befragten glau- und daher Zuflucht im Verschwörungsglauben dass man hierfür repräsentative Stichproben nach nur einem einzigen konkreten Beispiel für ben, dass Bill Gates mit Mikrochips in Impfstof- suchen. Es geht um die Gesundheit aller und da- beider Klassen benötigen würde. In Ermange- einen „Social Bot“, so stehen sie stets, peinlich be- fen Menschen kontrollieren will. 13,6% vermu- rum, in unsicheren Zeiten wertvolles Vertrauen lung von „Social Bots“ entschied er sich, eine rührt, mit leeren Händen da. ten, ein Impfstoff ist bereits entwickelt, wird aber in Medien zu erhalten. Die Kommunikations- Stichprobe von kommerziellen Spam-Accounts Jeder einzelne angebliche Fund eines „Soci- zurückgehalten und 14% sind der Überzeugung, wissenschaft kann nichts zur Erforschung eines aus den Pionierjahren von Twitter unauffällig in al Bots“, über den in der „Social-Bot-Literatur“ dass Geheimgesellschaften die Krise nutzen, um Impfstoffes beitragen. Aber sie kann die Fakten „Social Bots“ umzudeklarieren und damit sein und in Zeitungsartikeln berichtet wird, lässt sich die Errichtung einer autoritären Weltordnung vo- liefern, um die Öffentlichkeit gegen die nicht „Botometer“ zu trainieren. Das Ergebnis ist eine durch diese und andere methodische Fehler und ranzutreiben. Und die „Mainstreammedien“ wür- minder gefährliche Infodemie zu inokulieren. algorithmische Wünschelrute, die ohne erkenn- Taschenspielertricks erklären. Das Problem ist bares System Bewertungen zwischen 0 (Mensch) den einschlägigen Forschern längst bekannt. Es und 5 (Bot) vergibt. Zahlreiche Journalisten, ist an der Zeit, dass in diesem aus dem Ruder Wie Wissenschaftler den Abgeordnete und Nobelpreisträger werden als Bots eingestuft, während etwa der automatisier- gelaufenen Forschungsgebiet die Selbstkor- rekturmechanismen der Wissenschaft in Gang Social-Bot-Aberglauben kreierten te Account @big_ben_clock, der seit zehn Jah- ren stündlich die Glockenschläge des Londoner kommen. Standpunkt: Florian Gallwitz (Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm) V erschwörungstheorien und „Fake den Gegenstand ihrer Forschung finden? Das Be- Verschwörungstheorie als News“ sollen sie verbreiten, ja eine Bedrohung für die Demokratie seien trachten einzelner Twitter-Accounts ist zeitrau- bend. Schlimmer noch, die Illusion vermeintli- Wissenschaftskritik sie. Forscher warnen seit Jahren vor ge- cher Botfunde wird dadurch regelmäßig zerstört. Standpunkt: heimnisvollen „Social Bots“, als menschliche Nut- Ambitionierte Botforscher suchten deshalb nach Jens Soentgen (Universität Augsburg) av[Debatte] V zer getarnten automatisierten „Meinungsrobo- Kriterien, anhand derer sich Bots automatisch tern”. Diese sollen auf Twitter zu Abertausenden aus großen Datensätzen extrahieren ließen. Los- erschwörungstheorie: das Wort stammt teleuropa. Diese Verschwörungstheorien waren unterwegs sein und, programmiert von finsteren gelöst von lästigen konkreten Einzelfällen konnte aus der Philosophie, geprägt wurde eine naheliegende Ergänzung der Klimaskepsis. Hintermännern, politische Diskussionen mani- die Diskussion so unmittelbar auf eine quantita- es vom Wissenschafts- und Sozialphi- Denn wenn jemand die wissenschaftliche Lehr- pulieren. Doch der Glaube an Social-Bot-Armeen tive Ebene gehoben werden. losophen Karl Popper. Leider aber hat meinung bezweifelt, dass der Klimawandel 1) ist selbst eine ebenso abwegige wie toxische Ver- Eine radikal einfache Idee zur zeitsparenden sich die Wissenschaftsphilosophie anschließend überwiegend durch die gesellschaftliche Emissi- schwörungstheorie, die Benutzer von Sozialen Identifikation von Bots kam dem Soziologen Phi- kaum mehr mit dem Phänomen befasst. In der on von Kohlendioxid und weitere Treibhausgase Medien entmenschlicht und legitime politische lip Howard. Ein Twitter-Account sei dann ein Bot, Corona-Krise nun tauchen auf breiter Front Ver- verursacht ist; 2) bereits jetzt messbar ist, 3) sich Meinungsäußerungen diskreditiert. wenn er mehr als 50 Tweets pro Tag aussende. schwörungstheorien auf, auch solche, die sich um künftig, wenn keine wirksamen Gegenmaßnah- Vor allem Forscher aus den Sozial-, Politik- und Howard lässt freilich offen, warum er die Schwel- Wissenschaftler drehen, und werden von Perso- men ergriffen werden, weiter entfalten wird und Kommunikationswissenschaften, weitgehend le nicht etwa bei 20 oder bei 500 angesetzt hat. nen aller Bildungsniveaus gestreut. 4) überwiegend negative Auswirkungen hat, unbelastet von technischem Sachverstand, wit- Der Autor dieser Zeilen ist bei seiner seit 18 Mo- Auch im Kontext des Klimathemas sind Ver- dann war eine Erklärung erforderlich, weshalb terten vor wenigen Jahren in der Erforschung von naten andauernden vergeblichen Suche nach schwörungstheorien gestreut worden, insbeson- denn dann die ganz überwiegende Mehrheit der „Social Bots“ ihre Chance. Bloß, wie sollten sie auch nur einem einzigen Exemplar eines „Soci- dere in den USA, jedoch auch in Ost- und Mit- Wissenschaftler genau dies behauptete. 8 aviso Nr. 71 Herbst 2020 Nr. 71 Herbst 2020 aviso 9
DEBATTE: "VERSCHWÖRUNGSTHEORIE" DEBATTE: "VERSCHWÖRUNGSTHEORIE" Anzeige Wie kommt es, dass diese Klimaforscher etwas chen, bietet dies nur allzuleicht ein Aha-Moment. bundesamtes nachweisen kann. Wenn nun ein lehren, das nach Auffassung der Klimaskeptiker Die Wissenschaft, die sich, meist mit gutem Nichtwissenschaftler sagt, dass die Umwandlung in wesentlichen Teilen falsch ist? Die Antwort lie- Grund, in die Rolle des Anklägers begibt, des eines freifließenden Flusses in ein CO2-neutrales fert die Verschwörungstheorie. Anklägers etwa ökologisch problematischer For- Wasserkraftwerk Umweltzerstörung und nicht In einer gemeinsam mit Helena Bilandzic men der Energieerzeugung, findet sich nunmehr Umweltschutz sei, können wir daraus, wenn wir durchgeführten gründlichen Untersuchung der selbst auf der Anklagebank. Dies ist historisch diesen Kritiker nicht gleich als Kohlelobbyisten klimaskeptischen Literatur konnten wir zeigen, keineswegs eine einmalige Situation. Die mo- abtun, immerhin lernen, dass die stillschwei- dass sehr viele Klimaskeptiker zugleich Ver- dernen Formen der Verschwörungstheorien, die gende Gleichsetzung von Umwelt mit Klima eine schwörungstheoretiker sind. Sie glauben z.B., sich um geheime, hochgebildete und emotions- problematische Verengung darstellt. Die Wis- dass unter dem Vorwand des Klimaschutzes eine los, mit Pokerface handelnde Akteure drehen, senschaft sollte lernen, in einen symmetrischen ganz andere Agenda durchgesetzt werden soll, werden erstmals in der Epoche der Aufklärung und für beide Seiten produktiven Dialog mit ih- etwa ein radikaler gesellschaftlicher Umbau. fassbar. Gleichwohl ist nach Jahrzehnten eines ren dialogfähigen und dialogbereiten Kritikern „Green is the new red“ ist ein in der US-amerika- dominant wissenschaftsfreundlichen Klimas, je- einzutreten. nischen klimaskeptischen Literatur bedeutsames denfalls in Mitteleuropa, nun erstmals ein Bruch Klimakrise und Coronakrise machen deutlich Schlagwort hierfür. Und sie wollen eine Wirklich- unverkennbar. wie nie zuvor, dass wir nicht nur die eigene Spe- keit hinter den Dingen herausfinden, zu der nur Die Reaktion von Seiten der Wissenschaft ist zialdisziplin zum Nabel der Welt machen soll- Indizien und indirekte Schlussfolgerungen füh- meist aggressiv. Es macht aber wenig Sinn, nun ten, sondern durch kontinuierliche interdiszip- ren, der Begriff impliziert also eine Wertung. umgekehrt Verschwörungstheorien zu bemühen, linäre Kooperationen den berühmten Blick über Entscheidend ist, dass Verschwörungstheori- also z.B. zu verallgemeinern, dass Wissenschafts- den Tellerrand kultivieren müssen. Uns ist die av[Debatte] en im Kern als Erzählungen funktionieren. Der kritiker von der Kohle- und Erdölindustrie unter- Fähigkeit abhanden gekommen, aufs Ganze zu Theologe Thomas Hausmanninger hat dies in stützt würden, oder jedem Kritiker der Maßnah- blicken. Dies liegt besonders an dem drastisch einer sehr guten, leider kaum rezipierten Studie men gegen die Coronapandemie ein Aluhütchen gewachsenen Graben zwischen den Sozial- und schon vor mehreren Jahren zeigen können. Be- aufzusetzen und ihn als Verschwörungstheore- Geisteswissenschaften auf der einen und den Na- zieht man seine Ergebnisse auf die Gegenwart, tiker abzuqualifizieren. Auch der Hinweise, dass turwissenschaften auf der anderen Seite. Die Fä- dann bedeutet dies: Eine sehr komplexe wissen- die Wissenschaftskritiker ja keine hinreichenden higkeit zur disziplinären Mehrsprachigkeit müss- schaftliche Lageanalyse aus mithilfe von Hoch- Fachkenntnisse hätten ist wenig hilfreich. te viel mehr gepflegt werden: Stattdessen setzt leistungsrechnern berechneten Szenarien wird Zielführend könnte jedoch sein, sich die Art der aber z.B. die DFG trotz mancher interdisziplinä- ersetzt durch eine soziale Erklärung. Ein Ver- vorgetragenen Kritik genauer anzuschauen. rer Kosmetik fast ausschließlich auf disziplinäre schwörungstheoretiker spricht nicht von abstrak- In der Wissenschaftskritik, gerade auch in der Spezialisierung, selbst in eigentlich integrativen ten und unsichtbaren, oft schwer begreifbaren Kritik von Nichtfachleuten, steckt oft ein zutref- Fächern wie der Geographie. Wir müssen aber Objekten wie Reproduktionszahl, Kohlendioxid, fender Kern, die Diskussion über Transdizipli- nicht nur immer präziser analysieren, sondern Klima oder globaler Durchschnittstemperatur, narität hat immer wieder darauf hingewiesen. auch in der Lage sein, unterschiedliche Aspekte sondern führt als Erklärung eine kleine, heimlich Wenn Kritik der Motor der Wissenschaft ist, dann in eine wissenschaftlich fundierte Gesamtsicht operierende Gruppe von Menschen ein, die Macht muss dies nicht nur die Kritik aus dem Fachkol- zu integrieren. Erst wo dies gelingt, kann ein sinn- oder Geld will. Mit dieser Erzählung schafft er ein legium sein. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass voller Dialog begonnen werden. Feindbild, bietet emotionale Entlastung und er- Nichtfachleute Verfahren zur Messung des atmo- möglicht allen, die ihm folgen können, eine Art sphärischen Kohlendioxids verbessern; Metho- von sozialem ‚Aufstieg‘ oder Rollenwechsel. Man den werden immer eine innerwissenschaftliche ist Befunden der Wissenschaft und einer wissen- Domäne bleiben. Aber bezogen zum Beispiel Debatte – online schaftsgeleiteten Politik nicht mehr ausgeliefert, sondern wird vom Ermahnten zum Mahner, vom auf die grundlegenden Begriffe kann nichtfach- liche Kritik sehr wohl auf verengte Auffassungen und diskursoffen Adressaten wohlmeinender wissenschaftlicher und auf unbefragte Prioritäten hinweisen. Ein Auch dieser Debattenschwerpunkt wird auf Aufklärungsbemühungen zum ‚Aufklärer‘. erheblicher Teil der Kritik an der Klimapolitik ist der DGPuK-Webseite wieder online gestellt Zugleich wird auch jemand präsentiert, der an z.B. darauf zurückzuführen, dass der Umweltbe- und Mitglieder der DGPuK können sich am der ganzen ambivalenten und stressreichen Si- griff seit etwa dreißig Jahren systematisch mit Gespräch beteiligen; selbstverständlich ent- tuation schuld ist. Für Menschen, die nun einmal Klima gleichgesetzt wird, bzw. dass das Klima lang von Netiquette und von gängigen Regeln soziale, manche sagen sogar ultrasoziale Wesen zum wichtigsten Umweltthema avancierte, wie der Fairness. Auf den produktiven Austausch! sind, die immer und überall nach Akteuren su- man etwa an den Jahresberichten des Umwelt- 10 aviso Nr. 71 Herbst 2020 Nr. 71 Herbst 2020 aviso 11
AUS DEN DEBATTE: WISSENSCHAFT ALS BERUF AUS DEN FACHGESELLSCHAFTEN bedingungen und entsprechende Lösungsmöglichkeiten FACHGESELLSCHAFTEN fehlen in Österreich immer noch weitgehend. Umso bedeu- tender sind die Initiativen unserer deutschen Kolleg*innen; im Fach vor allem vorangetrieben durch die DGPuK- Nachwuchssprecher*innen. Die Auswirkungen von Covid-19 haben die Situation im Wissenschaftsbetrieb nur noch verschärft. Auch in Öster- L die Kommunikationswissenschaft hinaus von Bedeutung reich haben daher Jungwissenschaftler*innen zusammen sind. So sind wir mit der DVPW, mit der zusammen wir eine iebe Kolleg*innen, die „Roaring Twenties“ haben begon- mit anderen Universitätsangehörigen auf die nun teils exis- C Wahl-Allianz gebildet hatten, im engen Austausch über In- nen! Wir hoffen, dass Sie und Ihre Familien gesund und tenzbedrohenden Entwicklungen öffentlich aufmerksam OVID19 beeinträchtigt nach wie vor den wissen- itiativen im RatSWD. Des Weiteren haben wir zusammen munter sind und starten als ÖGK in die zweite Hälfte gemacht. Ein Vorschlag, zumindest die durch die Pandemie schaftlichen Austausch in unserem Fach, zunächst mit Vertreter*innen anderer Fachgesellschaften intensive dieses eigentlich dem wissenschaftlichen Nachwuchs entstandenen Nachteile für das Erreichen von Qualifikati- bei unseren Fachgruppen, deren Tagungen in die- Gespräche darüber geführt, wie wir gemeinsam an Themen gewidmete Jahr mit einer entsprechenden Reflexion unse- onsvereinbarungen durch ein „neutrales Semester“ abzufe- sem Jahr verschoben oder auf Online-Formate arbeiten können, die die Arbeitsbedingungen und Zukunfts- res Nachwuchssprechers Roland Holzinger. Darüber hinaus dern, liegt bisher noch ohne Entscheid im österreichischen umgestellt wurden. So sehr wir den persönlichen Austausch perspektiven von Wissenschaftler*innen im Mittelbau be- möchten wir den „öffentlichen Auftrag“ der Medien- und Wissenschaftsministerium. vermissen, so klar ist aber auch die Notwendigkeit, das Infek- treffen. Auf große Resonanz ist ein Papier zur Wissenschafts- Kommunikationswissenschaften gerade in den Zeiten beto- So sind es also vor allem Diskussionsinitiativen, die auch für tionsgeschehen zu kontrollieren. Gleichzeitig gehen die Fach- kommunikation gestoßen, das wir zusammen mit der DGS nen, in denen eine „pandemic“ zu einer „infodemic“ wird, wie den kommunikationswissenschaftlichen Mittelbau in Öster- gruppen sehr kreativ mit der Situation um und testen neue initiiert haben. Dem Positionspapier, das in wesentlichen es die WHO labelt. Dementsprechend freuen wir uns, einen reich den Fokus über die individuelle Betroffenheit hinaus Online-Formate. Wir sehen es als wichtige Aufgabe des Vor- Teilen von Mitgliedern der Fachgruppe Wissenschaftskom- kleinen Einblick in ein von dem Institut für Höhere Studien auf die strukturellen Rahmenbedingungen lenken sollen. Ein stands an, diese Erfahrungen zusammenzutragen, um beson- munikation entwickelt wurde, haben sich bereits 13 Fachge- (IHS) initiiertes und von der ÖGK mitgetragenes und mitge- Auftakt hierfür hätten die kommunikations- und medienwis- ders erfolgreiche Ansätze für künftige Tagungen übernehmen sellschaften angeschlossen. staltetes öffentliches Forum zu geben, das den Titel „Leben senschaftlichen Tage (KMWT) 2020 in Salzburg sein können, zu können. Auch ein weiteres fachpolitisches Thema wollen wir weiter mit Corona“ trug. Wir wünschen einen sonnendurchflute- die gemeinsame sogenannte Nachwuchstagung von DGPuK, Auch die gemeinsame Jahrestagung von SGKM, ÖGK und begleiten: Die Ergebnisse der AG Forschungsverbünde sind ten, fröhlichen Sommer, Franzisca Weder, Corinna Peil und SGKM und ÖGK, die erstmals in Österreich stattfindet. Doch DGPuK im April 2021 in Zürich wird als Online-First-Tagung inzwischen sowohl auf der DGPuK-Website als auch in der Matthias Wieser (für den Vorstand) auch hier hat Covid-19 den Auftakt eines längst überfälligen stattfinden Die frühe Festlegung des Veranstaltendenteams Publizistik veröffentlicht. Im Nachgang zur Mitgliederver- Austausches unter den Betroffenen aus Deutschland, der eröffnet Optionen, die Tagung von vornherein an die virtu- sammlung in München hat die AG in einer virtuellen Sitzung Ein Jahr ÖGK-Nachwuchsarbeit – was für ein Jahr! Schweiz und Österreich zumindest für dieses Jahr vereitelt. elle Umgebung anzupassen und dabei Erfahrungen einzu- Ideen dazu entwickelt, wie die DGPuK den Knowhow-Trans- Umso mehr freue ich mich daher auf die KMWT 2021, die bringen, die wir auf Online-Konferenzen gemacht haben fer innerhalb der Kommunikationswissenschaft fördern Turbulent! So könnte das Resümee des ersten Jahres insti- wieder nach Salzburg einladen, um dort vor allem im per- und machen werden. Mit den Veranstaltenden teilen wir die könnte, um die Erfolgschancen von Verbundanträgen mit tutionalisierter ÖGK-Nachwuchsarbeit lauten. 2019 gab die sönlichen Miteinander auch die Lage des wissenschaftli- Hoffnung, vielleicht noch ein paar hybride Elemente realisie- kommunikationswissenschaftlicher Beteiligung zu steigern. ÖGK ihren Bemühungen zur Förderung neuer Generatio- chen Mittelbaus zu diskutieren und erste Lösungsansätze ren zu können, die den Austausch zwischen den drei Fachge- Von Seiten des Vorstands scheint es uns hier besonders er- nen von Kommunikationswissenschaftler*innen erstmals auszuloten. Roland Holzinger sellschaften vor Ort besonders betonen. strebenswert, junge Wissenschaftler*innen früh in DFG- in Form eines Nachwuchssprechers eine Anlaufstelle und Anträge einzubinden. Ebenso würden wir Initiativen unter- (m)ein Gesicht und sie tat gut daran! Denn die Verärge- Leben mit Corona – ein interaktives, interdisziplinäres Digitale Mitgliederversammlung stützen, die Daten zum Antragsgeschehen auch weiterhin rung und Enttäuschung über die Arbeitsbedingungen des Symposium systematisch erheben und auswerten. wissenschaftlichen Mittelbaus, die in Deutschland wenig Im kommenden Jahr werden wir auch die Mitgliederver- Im Bereich Kommunikation haben wir die Website der DG- später nach der Wahl des ÖGK-Nachwuchssprechers durch Mit diesem Thema beschäftigte sich eine interdisziplinäre sammlung auf eine digitale Plattform verlegen, da es nur PuK um weitere Angebote ergänzt: Erstmalig war es möglich, die „Bayreuther Erklärung“ offen zutage getreten sind, sind Konferenz am Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien vom mit unverhältnismäßig großem Aufwand möglich wäre, die Aviso-Debatte online weiter zu führen. Ebenso haben wir auch in Österreich vorhanden und spürbar. Auch hierzulande 29.6.-1.7.2020. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftsge- eine physische Mitgliederversammlung unten den aktuellen ein Diskussionsforum geschaffen, um sich zu allen Punkten ist ein Leben im wissenschaftlichen Mittelbau ein vor allem sellschaften beteiligte sich die ÖGK im Programmboard an Rahmenbedingungen zu organisieren. An geeigneten tech- rund um das Thema COVID19 auszutauschen. Sehr gut ent- prekäres, in welchem mangelnde Zukunftsaussichten nur dieser Veranstaltung, in deren Rahmen unterschiedliche nischen Plattformen wird eine Online-Mitgliederversamm- wickeln sich zudem die DGPuK-Proceedings, in denen über durch viel Motivation ausgeglichen werden können. Immer Fragen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie dis- lung nicht scheitern. Wir hoffen alle sehr, dass wir 2022 in die DGPuK-Website digital und open access Tagungsbeiträge wieder führen paradoxe Situationen, in denen hoch qualifi- kutiert wurden. Zentrale Themen waren Veränderungen des Hannover wieder in Präsenz tagen können, aber wir sind uns publiziert werden können. Nach dem Pilotprojekt zur Jahres- zierte Forscher*innen nach Jahren erfolgreicher Tätigkeit aus gesellschaftlichen und privaten Lebens im politisch-institu- sicher, notfalls auch eine Vorstandswahl online sauber um- tagung 2019 in Münster hat mit der Fachgruppe Medienöko- der Wissenschaft ausgeschlossen werden, zu Betroffenheit tionellen Gefüge, in der Arbeitswelt und im kulturellen Le- setzen zu können. nomie auch die erste Fachgruppe ihre Tagungsergebnisse in der Fachgemeinschaft. Und doch wird das Problem letzt- ben ebenso wie in der Familie und im Freundeskreis. Unter Wie bereits auf der Mitgliederversammlung angekündigt, dort publiziert. Für drei weitere Fachgruppen sind bereits lich noch weitgehend individualisiert behandelt. anderem wurden in diesem Rahmen die Zukunft demokra- haben wir die Zusammenarbeit mit anderen Fachgesell- Projekte eingerichtet. Lars Rinsdorf Die breite – auch öffentlich – geführte Diskussion über die tischer Gesellschaften in Zeiten disruptiver Krisen sowie das schaften bei fachpolitischen Themen intensiviert, die über strukturellen Ursachen der prekären Arbeits- und Lebens- Verhältnis von Wissenschaft und Öffentlichkeit erörtert. 12 aviso Nr. 71 Herbst 2020 Nr. 71 Herbst 2020 aviso 13
AUS DEN FACHGESELLSCHAFTEN VORSTELLUNG: NQM Der Konferenz war es insbesondere ein Anliegen, Vertreter*innen der Wissenschaftscommunity mit schiedlicher Weise brisanten Thema gesetzt werden. Aus ÖGK-Perspektive hervorzuheben sind die Beiträge von Josef Netzwerk Qualitative Methoden: Vertreter*innen der politischen bzw. öffentlichen Institutio- nen und der Zivilgesellschaft in einen Dialog zu bringen. Zu- Seethaler, Christine Nöstlinger und Alexander Bogner. Das Programm und die Live-Streams zu den einzelnen Pa- Gemeinsam qualitative Forschung stärken dem sollte mit dieser Initiative ein Startschuss für vermehrte nels sind online dokumentiert unter: https://www.ihs.ac.at/ Kooperationen zwischen den unterschiedlichen Disziplinen events/events-storage/leben-mit-corona/ Koordination des Netzwerks: Thomas Wiedemann (LMU zu einem gesellschaftlich derzeit aktuellen und in unter- Thomas Steinmaurer München) und Christine Lohmeier (Universität Salzburg) I m Frühjahr 2016 haben wir mit Unterstützung von 21 etab- lierten Kommunikationswissenschaftler*innen das Netz- werk Qualitative Methoden (NQM) ins Leben gerufen. 190 Forscher*innen sind dem Aufruf mittlerweile gefolgt und D haben sich entschlossen, den Austausch in Sachen qualitati- ie Corona/Covid-Welle verlangte von ForscherIn- Forderungen nach einem „Nicht-“ oder „Un-„Semester“ gab ve Methoden voranzutreiben. Höchste Zeit also, unser Netz- nen und Studierenden Flexibilität. Die DGPuK- es unseres Wissens nach keine – ganz im Gegenteil: Viele werk der Fach-Community offiziell vorzustellen. Auf beide Tagungen folgte – dem Wunsch der Teilnehmen- Jahrestagung in München war auch für manche Studierende besonders in höheren Semestern befürchteten, Das NQM richtet sich an alle Kolleg*innen aus der Kommu- den entsprechend – eine Publikation. 2019 er-schien bei SGKM-Mitglieder die letzte Konferenz vor dem dass sich ihr Studium verzögert oder gar der Abschluss be- nikationswissenschaft wie aus den Nachbardisziplinen im Springer VS der Tagungsband Diskursanalyse für die Kom- „Lockdown“. Die SGKM-Jahrestagung zum Thema „Media droht war. Diese Befürchtungen stellten sich als unnötig he- deutschsprachigen Raum. Es möchte die Position qualitati- munikationswissenschaft, der eine Bestandsaufnahme zur Literacy“ im April musste abgesagt werden. Dem Organisati- raus: Alle Hochschulen und die Bildungsdirektionen waren ver For-schungszugänge stärken – auch und gerade in Zeiten, Diskursanalyse in der sozialwissenschaftlichen Medienfor- onsteam des iam/zhaw Winterthur ist es zu verdanken, dass sich einig, dass die Studienleistungen wie geplant erbracht in denen Big Data in der Kommunikationswissenschaft Kon- schung liefert. Eine ähnliche Aufbereitung der Salzburger sie auf den November unter Anpas-sung des Tagungsfor- werden sollten. junktur hat. Absicht ist nicht die Gründung einer weiteren Tagung (ebenfalls bei Springer VS) folgt nächstes Jahr. Vom mats von zwei auf einen Tag verschoben werden kann (inkl. Dafür wurden die Prüfungsformen angepasst: Prüfungen Fachgruppe in der DGPuK. Das Netzwerk hat einen interdis- 30. März bis 1. April 2021 findet auf Einladung von Maria Vorbereitung eines Plan B zur virtuellen Durchführung). wurden zumeist über E-Learning-Plattformen synchron und ziplinären Charakter, sein gemeinsamer Nenner ist methodi- Löblich die 3. Netzwerk-Tagung statt und widmet sich dem Damit unsere Fachgesellschaft weiterhin vereinsdemo- als Open-Book-Tests oder mündlich über Videokonferenz- scher Natur und es will sich dementsprechend in bestehende Stellenwert von Theorie in qualitativen Forschungsprojek- kratisch legitimiert tätig sein konnte, wurde die Generalver- tools durchgeführt. Um der besonderen Situation Rechnung Fachgruppen einbringen. ten (ob, wie ursprünglich geplant, als Präsenz-Veranstaltung sammlung elektronisch durchgeführt: Alle Informationen zu tragen, erhielten die Studierenden an verschiedenen Uni- Das NQM versteht sich als Forum für Information, Diskussi- an der FU Berlin, wird noch entschieden). Die interessierten wurden den Mitgliedern per E-Mail zugestellt; Wahlen und versitäten (z.B. Fribourg und Bern) die Möglichkeit, ungenü- on und Zusammenarbeit und hat sich folgende Ziele gesetzt: Leser*innen sind an dieser Stelle herzlich eingeladen, auf Abstimmungen fanden über ein Online-Befragungstool gende Prüfungsergebnisse annullieren zu lassen, zusätzli- ܚSteigerung des Wissens über die Forschung der Mitglie- den Call (zu erreichen über den Web-Auftritt des Netzwerks statt. In den Ersatzwahlen wurden mit überwältigendem che Nachprüfungen zu absolvieren (z. B. FH Graubünden) der sowie den State of the Art qualitativer Methoden unter http://www.netzwerkqualitativemethoden.de/) mit ei- Mehr Nathalie Wappler, SRF-Direktorin; Florence van Hove oder Masterarbeiten später einzureichen (z. B. Uni Basel). (kritische Reflexion, Weiterentwicklung und Innovati- nem Beitragsvorschlag zu antworten oder sich auch nur den und Sarah Marschlich (beide Uni Fribourg) gewählt. Daniel Insgesamt waren die Rückmeldungen der Studierenden on); Termin vorzumerken und unserer Tagung beizuwohnen. Süss löste als Präsident der Ethikkommission Roger Blum ab. auf den digitalen Fernunterricht zumeist positiv und das ܚAnregen von Kooperationen (für Forschungsprojekte, Er trat nach Aufbau und mehrjähriger Tätigkeit auf eigenen Verständnis für die besonderen Umstände groß. Gewisse Tagungsbeiträge, Panel-Einreichungen), Organisation Wunsch zurück. Heinz Bonfadelli wurde neu in die Kommis- Schwierigkeiten traten dort auf, wo Laboreinrichtungen oder von Tagungen (alle zwei Jahre) und Publikationen sowie sion gewählt. Produktionsmaterial wie Kameras etc. benötigt wurde. Die- ܚVerbesserung der Sichtbarkeit qualitativer Methoden Während für die Verlegung der Vereinsgeschäfte in die vir- se Probleme konnten über Anpassungen bei den Lehrplänen bzw. nicht standardisierter Verfah-ren in der Kommuni- tuelle Welt genügend Zeit zur Verfügung stand, war in der und die Teilöffnung von Laboren gegen Ende des Semesters kationswissenschaft. Hochschullehre das Gegenteil der Fall. Weil in der Schweiz entschärft werden. Dass unsere Initiative auf fruchtbaren Boden fiel, belegt das Semester seit Mitte Februar lief, musste von einer Woche Gesamthaft bot die Krise die Chance, neue digitale Formen nicht nur die Mitgliederzahl des Netzwerks. Ebenso bli- Wer sich für eine (kostenlose) Mitgliedschaft interessiert, auf die andere vollständig auf e-Learning umgestellt werden. des Arbeitens und Lehrens auszuprobieren. Davon möchten cken wir inzwischen auf zwei Tagungen mit jeweils über nutzt bitte das Kontaktformular auf unserer Web-Präsenz Dies funktionierte nach kleineren Startschwierigkeiten er- Kolleginnen und Kollegen an unterschiedlichen Instituten 40 Teilnehmer*innen zurück. Die Gründungstagung fand oder wendet sich per E-Mail an info@netzwerkqualitati- staunlich gut. Die vorhandenen e-Learning-Plattformen wie das eine und andere beibehalten. Dazu gehören u.a. die im April 2017 zum Thema „Diskursanalyse in der Kommu- vemethoden.de). moodle oder olat wurden intensiver eingesetzt. In den ers- Durchführung von Institutssitzungen und von Einzel- bzw. nikationswissenschaft und Medienforschung“ an der LMU Vorschläge für künftige Tagungsorte sowie für Tagungs- ten Wochen wurden oft Podcasts aufgenommen und z.T. Jitsi Gruppenbesprechungen mit Studierenden über Videokon- München statt. Im April 2019 trafen wir uns zur 2. Netzwerk- themen sind ebenso willkommen wie darüberhinausge- eingesetzt. Manche Hochschulen boten von Anfang an auch ferenztools. Ebenfalls dürfte der Anteil des Blended Lear- Tagung an der Universität Salzburg und diskutierten aus- hende Aktivitäten und Kooperationsideen. „zoom“, „MS Teams“ oder „Webex“ an, alle anderen führten nings am Gesamtunterricht steigen, da gewisse Formen von gehend von 21 Fachvorträgen über „Datenvielfalt“ sowie die Informationen zum NQM: http://www.netzwerkqualitati- diese Tools nach kurzer Zeit ebenfalls ein, um das Kapazitäts- E-Learning von Studierenden und Dozierenden durchaus ge- damit verbundenen Potenziale und Herausforderungen in vemethoden.de/ problem bei großen Veranstaltungen zu lösen. schätzt wurden. Matthias Künzler kommunikationswissenschaftlichen Forschungskontexten. 14 aviso Nr. 71 Herbst 2020 Nr. 71 Herbst 2020 aviso 15
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