Remberti Nachrichten - Kunst und Religion
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Inhalt + Impressum Impressum Inhalt Remberti Nachrichten 2/2021 Ein Geleitwort von Lea Vosgerau .......... 3 Herausgeber und Anzeigenverwaltung: St. Remberti Gemeinde Bremen Kunst und Religion.................................. 4 Mail: feedback@remberti.de Kunsträtsel.............................................16 Redaktion: Ausschuss für Öffentlichkeitsar- Der Remberti Terminkalender...............18 beit, Pastorin Isabel Klaus (v.i.S.d.P.) Notizen aus der Gemeinde .................. 23 Layout: René Bärje-Keßler Kontakte................................................ 36 Lektorat: Dr. Johanna Köster-Lange, Ramona Alberts Erscheinungsweise: 4 Ausgaben/Jahr Redaktionsschluss Ausgabe 3/2021: Bildnachweis: Titelbild „Remberti einge- 9. April 2021 nolde-t“ I.K.; S. 4, 10, 16 Wolfgang Everding; Die Remberti Nachrichten werden im Ge- S. 8 Foto: Papamanila; S. 11 Kunsthalle meindegebiet der St. Remberti Gemeinde von Bremen; S. 13 Foto: Gabriele Warnke, Ehrenamtlichen an alle Haushalte ausgeteilt. Übersee-Museum; S. 14-15 IK; S. 16, 17, 25 Wenn Sie keine Zustellung wünschen, wenden Wikimedia Commons; S. 17 Foto: Joern M.; Sie sich bitte an das Gemeindebüro. S. 20-22 IK; S .25 Foto: Wolfgang Sauber; S. 26 Foto: Florian Reible; S. 29 Giovanni AZ Otte 2/06 29.03.2006 10:17 Uhr Bellini,Se Dokument Sacra conversazione 1 27.03.2006 Accademia12:02 in Uhr Seit Venedig Grabgestaltung Grabpflege Trauerbinderei Beerdigungs-Institut Moderne Floristik Bohlken und Engelhardt AM RIENSBERG Friedhofsgärtnerei Otte GbR Heinstraße 1 / Ecke Friedhofstraße 28213 Bremen Tel. 21 20 47 Telefon: 04 21 / 21 35 32 Tag und Nacht Telefax: 04 21 / 21 35 30 Vertrauen Sie unserer langjährigen Erfahrung e-mail:info@friedhofsgaertnerei-otte.de http://www.friedhofsgaertnerei-otte.de Friedhofstraße 16 · 28213 Bremen Vertragsgärtner der Nordwestdeutschen www.bohlken-engelhardt.de Treuhandstelle für Dauergrabpflege GmbH info@bohlken-engelhardt.de 2
Geleitwort Musik ist mein Gemüse #ohnekunstundKulturwirdsstill Welche Bedeutung hat Kunst? Eine Frage, Bewegungsab- die sich im letzten Jahr noch einmal ganz neu läufe, ich inter- gestellt hat. Da war der Pianist Igor Levit, der pretiere Stücke zu Beginn der Corona-Krise täglich Wohnzim- aus verschie- merkonzerte gestreamt und so eine Art musi- denen Zeiten kalisches Lagerfeuer initiiert hat, an dem die und finde eige- Menschen während des Lockdowns zusam- ne Ausdrucks- menkommen konnten. Unter anderem hierfür formen. Das erhielt er später das Bundesverdienstkreuz. Da Entscheidende ist für mich aber, dass Musik waren aber auch die zahlreichen freiberuflich mir Begegnungen ermöglicht. Begegnungen tätigen Künstler*innen, die plötzlich keine mit Menschen, ihren Gedanken und Gefühlen Auftrittsmöglichkeiten mehr hatten und oft in mitunter vor langer Zeit aufgeschriebener durch das Raster staatlicher Hilfen gefallen Musik, berührenden Konzerterlebnissen oder sind. #sangundklanglos, #ohnekunstundKul- im Zusammenspiel und der gemeinsamen Ent- turwirdsstill hallte es durch die sozialen Me- wicklung von Ausdrucksformen. dien und Kulturschaffende posteten stumme Gerne denke ich in diesem Zusammenhang Videos oder Schwarzweiß-Bilder von leeren an die besonderen musikalischen Begeg- Kulturstätten, wobei die im Zusammenhang nungen meines ersten Remberti-Jahres: mit den Maßnahmen zur Eindämmung der Mit den Chorgruppen habe ich mich per Pandemie erfolgte Subsumierung von Kunst Mail über die Bedeutung von Chorgesang und Kultur unter Freizeitgestaltung besonde- im Leben der Sänger*innen ausgetauscht, ren Zorn hervorrief. Ist es das, was Kunst für Instrumentalist*innen und Sänger*innen aus uns ist, Freizeitgestaltung? der Gemeinde haben solistisch und in klei- neren neu entstandenen Ensembles die Musik ist Begegnung Gottesdienste gestaltet, der Digitalchor Die Frage nach der Bedeutung von Kunst ist hat musikalische Begegnungen auf vielschichtig. Es gibt gesellschaftliche, religi- neue Weise ermöglicht, die Open- öse und vor allem sehr persönliche Antwor- Air-Proben haben an lauen Sommer- ten, von denen einige in diesem Heft zusam- abenden zahlreiche Menschen in mengetragen wurden. den Innenhof gelockt. Das Asam- Für mich ist Kunst in Form von Musik zu- bura-Ensemble hat uns in der inter- nächst einmal etwas sehr Alltäg- kulturellen Winterreise die Begegnung liches, fast so etwas wie ein Grund- verschiedener musikalischer Traditionen nahrungsmittel. Man könnte sagen, auf der Suche nach dem verbindend Ge- Musik ist mein Gemüse: nicht immer meinsamen erfahrbar und nochmal in be- extravagant, aber lebenswichtig. Sie sonderer Weise deutlich gemacht, wie wich- strukturiert meinen Alltag und mein tig Kunst als Ort der Begegnung und Spiegel Leben vom Instrumentalunterricht zu Schul- der Gesellschaft ist. zeiten über das Studium bis in meine Anstel- Ich wünsche mir, dass das kulturelle Leben lung als Kirchenmusikerin, indem sie mir eine in diesem Frühjahr mit der Natur wieder auf- Aufgabe gibt, mir Ausdrucksmöglichkeiten blühen kann, und freue mich auf spannende und Spielräume eröffnet: Ich höre Musik und Begegnungen. analysiere sie, ich lese Musik und trainiere Lea Vosgerau 3
Kunst Audienz bei der Königin Ein Kunstwerk im doppelten Sinn ist die Orgel. So sind Orgelmusik und Orgelbau seit 2017 durch die UNESCO als immaterielles Kultur- erbe anerkannt. Die Orgel gilt als Königin der Instrumente und ist das größte aller Musikin- strumente, das tiefste und höchste, das lau- teste und leiseste. Allein in Deutschland gibt es etwa 50.000 Orgeln. Für das Jahr 2021 ist die Orgel von den Landesmusikräten zum „In- Unsere Königin! God save the Queen! strument des Jahres“ gekürt worden. Zu die- sem Anlass habe ich mit der Remberti-Orgel fang an für herrschaftliche Prachtentfaltung über ihre Pläne gesprochen. zuständig: Vor unserer Bekehrung vom Saulus Herzlichen Glückwunsch zum Titel „In- zum Paulus im 10. Jahrhundert für die welt- strument des Jahres 2021“. Was erhoffst liche, in Renaissance und besonders im Barock du dir von der Auszeichnung? kam dann die geistliche dazu und wir wurden Vielen Dank, ich freue mich sehr darauf, mich für die protestantische Kirchenmusik zum in diesem Jahr gemeinsam mit meinen Kol- Sinnbild der „festen Burg“, dienten aber auch leginnen besonders präsentieren und viele als Medium unterschiedlichster menschlicher Menschen für uns begeistern zu können. Affekte. Obwohl Wolfgang Amadeus Mozart Fühlt ihr euch denn unterrepräsentiert? uns noch den Titel Königin der Instrumente Schließlich steht in fast jeder Kirche eine verliehen hat, störte man sich im Zuge von Orgel, die in Gottesdienst und Konzert Aufklärung und Romantik mehr und mehr an erklingt und so sicher viele Menschen unserem als starr empfundenen Klang und die erreicht. Menschen wählten andere Instrumente, um Einerseits genießen wir große Beachtung. ihre Seelenzustände auszudrücken. Zurecht, denn wir haben den größten Ton- Ich persönlich finde das sehr schade, denn wir umfang aller analogen Instrumente und viele sind euch näher, als ihr glaubt. Unsere Klang- verschiedene Klangfarben, die Menschen in erzeugung ist der euren ähnlich und beruht der Kirche durch das Kirchenjahr und ihr Le- auf Luftstrom. Zugegebenermaßen ist unser ben von der Taufe bis zur Trauerfeier in Freud Atem etwas länger. Keine Stimme, kein an- und Leid begleiten. Wir sind flexibel und als deres akustisches Musikinstrument kann, los- Unikate genau auf die jeweiligen räumlichen gelöst von der Anstrengung des Bogenstrichs Bedingungen abgestimmt. Trotzdem halten oder Nachatmens, ähnlich lang ausgehaltene Viele uns heute mehr für musikalische Saurier Töne produzieren. als für Königinnen. Aber hat dieser quasi ewige Klang nicht Woran liegt das? auch etwas Tröstliches, vielleicht sogar A lles, was man tun muss, ist, die richtige Taste Das ist vielschichtig, denke ich. Vielleicht hat Göttliches? Die Vielfalt unserer Pfeifen und ihrer unter- es etwas damit zu tun, schiedlichen Klangfarben ist vielleicht mit den zum richtigen Zeit- dass die Menschen sich unterschiedlichen Talenten und Aufgaben ei- punkt zu treffen. mit der Zeit aus der Herr- ner Gemeinde vergleichbar und nicht zuletzt Johann Sebastian Bach schaft ihrer Könige und sind wir von euch abhängig. Wir brauchen Königinnen befreit haben Menschen, die uns spielen, mit uns gemein- und wir so nicht mehr als zeitgemäß empfun- sam singen, uns ihre Emotionen anvertrauen den wurden. Schließlich waren wir von An- und uns neue Töne entlocken. Gemeinsam 4
Religion können wir in alten und neuen Liedern Worten nachspüren, in Kompositionen Menschen aus vergangenen Zeiten begegnen und in der Im- provisation neue Klangsprachen entdecken. Vielen Dank für dieses flammende Plädo- yer. Wie willst du die Menschen in Rem- berti in diesem Jahr ganz praktisch davon überzeugen, dass wir gemeinsam viel er- leben können? Ich möchte euch begegnen, rein räumlich auf der Orgelempore bei Orgelführungen mit der Gelegenheit zum gemeinsamen Musizieren und klanglich in den unterschiedlichsten Stilen und Stimmungen; beim Zusammenspiel mit analogen und elektronischen Instrumenten und hoffentlich bald auch wieder im Gemein- degesang. Das klingt gut, ich freue mich sehr da- Remberti singt im Innenhof unserer Gemeinde rauf! Lea Vosgerau Nun singet und seid froh Zur Kunst in St. Remberti gehört Musik in vie- schein beim „lebendigen Adventskalender“. len Variationen. Es ist besonders bitter, dass Diese Momente gehören sicherlich für viele alle Liebhaber*innen von Chormusik durch die von uns zu den Lichtblicken des vergangenen Corona-Pandemie komplett ausgebremst und Jahres. irgendwie verstummt sind. Die Freude, das Die beiden Digital- Tröstende und das Ermutigende am Singen fehlen sehr, denn es ermöglicht den Ausdruck chorprojekte waren als neue Formate I ch übe nicht, ich spiele. Ich gestalte die Melodien in den Musikstücken. unterschiedlichster Emotionen. des gemeinsamen Am liebsten tue ich es Seit vielen Generationen gehört Singen in Singens eine echte mit anderen zusammen. verschiedenen Chören in unsere Gemeinde. und sehr gelungene Vorspiele sind Geschenke. Kirchenlieder und Kirchenmusik verbinden Herausforderung. Sänger*innen und Zuhörer*innen mit jahr- Die Kunst lag hier- Heide Steinhäuser beschenkt hundertealten Texten und wunderbaren Me- bei sicherlich auch uns im Gottesdienst mit lodien. Glücklicherweise ist es unserer neuen in der Bearbeitung ihrem Bratschenspiel. Kantorin in den vergangenen Monaten mehr- der eingegangenen fach erfolgreich gelungen, TROTZ ALLEM – Gesänge. Ich verbinde hiermit einen besonde- mit gebotenem Abstand – andere Klangräume ren Dank an Lea Vosgerau, die offensichtlich und neue Formen für das gemeinsame Singen unermüdlich und kreativ jede Möglichkeit zur zu entdecken. Dazu gehörten bisher die klei- Freude am gemeinsamen Musizieren zu nut- nen Ensembles bei leichtem warmen Sommer- zen weiß und mit uns hoffentlich auch in der wind auf der großen Wiese oder draußen vor nächsten Zeit wieder singen kann. dem Albert-Schweitzer-Saal, Chorproben im Auf bessere Zeiten – mit Paul Gerhardt: Wohl- Innenhof in der Dämmerung und zuletzt die auf, mein Herze, sing und spring und habe Weihnachtslieder zum Mitsingen im Kerzen- guten Mut! Christina Roth-Trinkhaus 5
Kunst Kunst und Würde Ein Interview mit Prof. Dr. Anna Greve, Direktorin des Focke-Museums, und Marion Koch, Kunstvermittlerin und Kuratorin Esther Joas: Die Bibel beginnt mit der Dar- eigene Ideen. In diesen Tagen war er bei mir stellung der göttlichen Kreativität. Und noch im Museum zu Besuch und gab mir konkrete im ersten Kapitel des ersten Buches lesen Tipps, wie man kunstgewerbliche Objekte wir, dass der Mensch zum Ebenbild Gottes attraktiver präsentieren könnte. Ich glaube, geschaffen sei; zu einem also, der kreativ ohne das durch Corona verordnete Home- (d. h. „schöpferisch“) handelt, erfindet, die schooling wäre er gar nicht so interessiert Dinge ordnet und benennt. Die unverbrüch- gewesen, sich darüber Gedanken zu machen. liche Würde des Menschen ist theologisch also Scheinbar fördern auch Grenzerfahrungen die mit seiner Berufung zur Kreativität verbunden. Kreativität. Entlang der europäischen Kunst- Ein Resultat davon ist die Bibel selbst. Wel- geschichte kann man feststellen, dass beson- che Umgebung fördert diesen menschlichen dere Kunstwerke insbesondere in schwierigen Schaffensdrang? Was brauchen wir heute Zeiten des Umbruchs entstanden. dazu? Marion Koch: Als Kunsthistorikerin und Anna Greve: Tatsäch- Kunstpädagogin greife ich die Möglichkeiten lich gehört es zum auf, die im Kontext eines Museums und der Menschsein dazu, kre- dort angesiedelten Kunstvermittlung denk- ativ zu sein. In der Zeit bar sind. Da sind zunächst die Originale der der Reformation, als Sammlung des Museums, die Besucher*innen dezidiert bilderfeind- entdecken und sich erschließen können: im liche Positionen ver- kreativen Gedanken- und Fragenbilden. Als treten wurden, kam es Kunstvermittlerin verstehe ich mich als Mo- beispielsweise zu einer deratorin, die die Besucher*innen zur indi- Verlagerung der Bild- viduellen Wahrnehmung, zum Formulieren, produktion aus dem Zeichnen, Nachstellen von Gesehenem ein- Kirchenraum ins Private. lädt. Diese diskursive, offene Zugangsweise In Bremen waren über benötigt jedoch ein Museum ohne Zugangs- mehrere Generationen schwellen und ohne einen Habitus, dass Bildschnitzer aktiv, die Mensch eigentlich schon Kunstexpert*in sein Prof. Dr. Anna Greve, Direktorin biblische Szenen nun muss, bevor er/sie das Museum betritt. des Focke-Museums auf Truhenwände und Schranktüren brachten. Esther Joas: Mich berühren Berichte von Bilder können die Werte einer Gemeinschaft, Künstler*innen, die gedemütigte oder schwer aber auch ihre Missstände, gut auf den Punkt traumatisierte Menschen durch Kunst wieder bringen. Im Focke-Museum haben wir viele aufrichten. Eine Pianistin, die in den Trüm- dieser wunderbaren, detailfreudigen Darstel- mern des Kosovo ein Konzert gab, ein Maler, lungen. Um heute kreativ werden zu können, der geschundene Kindergesichter zeichnete benötigen Menschen meines Erachtens vor und darin ihre Einzigartigkeit darstellte. Wel- allem innere Ruhe. Das sehe ich immer wie- che Projekte kennen (oder fördern) Sie, in der an meinem 16-jährigen Sohn: Erst nach denen Künstler*innen auf diese Weise gesell- 1-2 Wochen Ferien fängt er an, sich von seiner schaftlich aktiv werden? Umgebung inspirieren zu lassen, entwickelt 6
Religion Anne Greve: Ja, es gibt viele solcher Pro- einfließen, werden neue Perspektiven und jekte. Mich hat 2017 das Werk von Ngozi Sichtweisen auf Werke geöffnet und tragen Schommers in der Bremer Kunsthalle be- zum gegenseitigen Verständnis und gesell- eindruckt. Sie machte eine Installation mit schaftlichen Miteinander bei. Verpackungsmaterial von Kolonialwaren wie Kaffee und Kakao. Zu sehen waren darauf ste- Esther Joas: Welche Rolle spielen Würde und reotype Darstellungen schwarzer Menschen. die davon abgeleiteten Menschenrechte in Erst wenn man stehen blieb und hinter diese Ihren Ausstellungen und Projekten? Sehen Sie Ebene schaute, sah man die von Schommers darin einen gesellschaftlichen Auftrag? gezeichneten, sehr individuellen Porträts schwarzer Frauen, die in Bremen leben, die Anne Greve: Als Bremer Landesmuseum sie beim Zeichnen nach ihren Gedanken zum für Kunst und Kulturgeschichte sehen wir es Thema Kolonialismus und struktureller Rassis- als unseren Gesellschaftsauftrag, möglichst mus befragt hatte. Wir werden im Focke-Mu- vielen verschiedenen Menschen und Grup- seum in diesem Jahr ein Stadtlabor in Betrieb pierungen einen Zugang zum Erbe Bremens nehmen. Ziel ist es, dort gesellschaftlichen zu geben. Sie sollen sich repräsentiert füh- Gruppierungen, Vereinen, Communitys die len. Mein Kollege Dr. Bora Aksen hat eine Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Themen Filmreihe mit Arbeitsmigranten der ersten als Ausstellungen anderen Bürger*innen zu Generation konzipiert. Sie erzählen, wie sie präsentieren, sich damit in den Gesellschafts- in der Türkei angeworben wurden, wie es diskurs einzubringen. Geplant ist beispielswei- war, in der Fremde – in Bremen – z. B. auf der se eine Ausstellung des Sprachenrates und wir Vulkan-Werft zu arbeiten, wie sie um ihre Ar- werden sicherlich auch mit dem Afrika-Netz- beitsrechte, ihre Würde kämpften und wie sie werk Bremen kooperieren. noch heute zwischen zwei Heimaten hin und her gerissen sind. Diese Filme sind über Face- Marion Koch: book, Twitter und Instagram frei zugänglich Ein wichtiger An- und können also auch in der Türkei rezipiert satz meiner Arbeit werden. Aktuell überlegen wir, ob man nicht im Museum ist einen digitalen Gesprächskreis zu diesem The- der der Teilhabe ma anbietet. So könnten Menschen in Bremen möglichst vieler und in der Türkei über ihre Erinnerungen spre- Menschen unserer chen. Die Digitalisierung ermöglicht uns das vielfältigen und Überwinden räumlicher Grenzen. diversen Gesell- schaft in und an Marion Koch: Ich möchte den Blick auf die dem, was im Mu- Sammlungen von Museen lenken, beispiels- seum geschieht. weise auf Werke, die die koloniale Geschichte Dabei stellt sich Europas zum Inhalt haben. Es ist meines Er- die Frage, wer ins achtens Aufgabe der Museen, sich mit diesem Marion Koch, Kunstvermittlerin und Kuratorin Museum kommt, Erbe auseinanderzusetzten und etwa Titel, die www.marionkoch-kunstdialoge.de wer draußen das N-Wort führen, zu ändern. Das hat mit bleibt, wessen Ge- der Würde von Schwarzen ganz allgemein zu schichten erzählt werden und wer sie erzählt. tun wie auch mit der Verantwortung, Worte Mit partizipativen Ausstellungsprojekten, bei und deren Geschichte, den Zusammenhang welchen die Fragen und Zugangsweisen von von Worten und Denkmustern zu beleuch- Menschen, die nicht zum klassischen Muse- ten und sich kritisch damit auseinanderzu- umspublikum gehören, in die Museumsarbeit setzten. Diese Auseinandersetzung sollte 7
Kunst für die Besucher*innen sichtbar und damit schenbildern autoritär aufspielten. Picasso nachvollziehbar sein. Einen ähnlich kritischen verfügte, dass „Guernica“ erst nach Ende des Umgang wünsche ich mir zu Werke aus dem Franco-Regimes nach Spanien kommen dürfe. Bereich des sogenannten Orientalismus oder Jahrzehntelang war das Gemälde im Exil in zu Werken, die die Frau als Ware und Sexob- den USA. Heute hängte es im Museo Reina jekt darstellen. Sofia in Madrid. Esther Joas: Welches Marion Koch: Sehr beeindruckt – unter dem Kunstwerk postuliert Aspekt der Würde des Menschen – haben in Ihren Augen die mich die Fotografien von Zanele Muholi, die Würde des Menschen auf der Biennale 2019 zu sehen waren. Sie wie kaum ein anderes? engagiert sich als Fotografin und Aktivistin für die Rechte von Homosexuellen. Ihre Fo- Anne Greve: „Gu- tografien zeigen vor allem Homosexualität ernica“ (1937) von unter Schwarzen in einer sehr würdevollen Pablo Picasso. Es stellt Weise. Oder, ebenfalls auf der Biennale 2012 das unermessliche zu sehen: die Fotografien von Soham Gupta menschliche Leid im aus der Reihe Angst, die zwischen 2013 und Angesicht des Krieges 2017 entstanden. Mit Lichtaufnahmen in der symbolhaft, zeitlos Nacht zeigt er die Verletzlichkeit, Schutzlosig- dar. Zugleich war es keit der Menschen in der Stadt, oft jener, die Pastorin Esther Joas durch das konkrete Er- durch die Maschen des Kapitalismus „durch- eignis der Bombardie- gefallen“ sind. Da er die Menschen eine Zeit rung des baskischen lang begleitet, ihre Biographie aufschreibt, Dorfes Gernika im spanischen Bürgerkrieg entsteht ein würdevolles Verhältnis zwischen inspiriert. Ebenfalls wichtig: Picasso malte Fotograf und den Proträtierten, was man den es für den spanischen Pavillon auf der Welt- Fotos ansieht und spürt. ausstellung 1937, auf der das nationalsozia- listische Deutschland und die stalinistische Sowjetunion sich mit ihren spezifischen Men- Nachbildung des Gemäldes auf Fliesen als Wandbild in Originalgröße in der Stadt Gernika. Foto: Papamanila 8
Religion Gemeinsam für das Recht auf Kultur Thema des Kultur-Mitmach-Markts am 10. Juli 2021 Gibt es ein Recht auf Kultur? Für wen? Für Geistesleben, sozialem Zusammenleben und diejenigen, die Kultur als Komposition, Dra- Religion. Bremen ist stolz auf seinen „Garten ma, Tanz, Bild oder Skulptur schaffen, oder der Menschenrechte“. An seinen Wegesrän- für diejenigen, die Kulturprodukte in Museen, dern ist auf Bronzebändern der Wortlauf der Schulen, Theatern, Konzertsälen und Kirchen 30 Artikel der Menschenrechtserklärung zu vorführen? Also für uns alle? Dass Menschen lesen, die am 10. Dezember 1948 von der nicht allein vom Generalversammlung der Vereinten Nationen Brot leben, zeigt angenommen wurde. Dass sie in einem Park in der Pande- zu lesen ist, geht auf das Inscrire-Projekt (DIE mie der Durst, Menschenrechte schreiben) von Francoise den wir auf Schein zurück, das zu Beginn unseres Jahrhun- unmittelbare derts von Barbara Reiter und Witha Winter v. Begegnung Gregory mit der Agenda mit den be- sonderen Aus- 21 in Bremen verbun- den wurde, als die Öko- Es ist gut, sich aus den Verhältnissen heraus- zulösen, die einem die druck sformen logiekrise zum Handeln Luft nehmen. entwickelt drängte: Ohne Pflege haben, die wir der Lebensgrundlagen Paula Modersohn-Becker Kultur nennen. sind die Menschenrech- So lag es nahe, dass sich in diesem Jahr der te und -pflichten nicht geerdet. nächste Kultur-Mitmach-Markt im „Garten Am 10. Juli geht es um die Vielfalt von Kul- der Menschenrechte“ dem Menschenrecht turen, geprägt von verschiedenen Traditionen, auf Kultur widmen wird: Artikel 27 der UN- Lebensformen und Lebensbereichen, aber Menschenrechtserklärung handelt vom Recht auch um die gemeinsame Kultur, in der diese jedes Menschen, am kulturellen Leben der Vielfalt, gestützt auf Verfassungsrechte und Gemeinschaft frei teilzunehmen, sich der Rechtsstaatlichkeit und durch gemeinsames Künste zu erfreuen und am wissenschaftlichen Engagement, gelebt werden kann. Kommen Fortschritt teilzuhaben sowie vom Recht auf Sie dazu! Schutz der moralischen und materiellen Inte- Eva Senghaas-Knobloch ressen der Urheber. Kultur-Mitmach-Markt? Am Samstagnach- mittag des 10. Juli wird dies Menschenrecht mit Beiträgen verschiedenster Art und mit Infoständen (von Amnesty International bis zur Mission für Seeleute) in seiner Bedeutung und seiner Verletzbarkeit erfahrbar gemacht: mit Sang, Klang und bürgerschaftlichem En- gagement. Dass dies im Rhododendronpark stattfindet, verweist auf einen umfassenden Kulturbegriff. Das Wort Kultur, das sich vom lateinischen „colere“ (pflegen) ableitet, ver- bindet sich von alters her mit vielen Lebens- bereichen, mit Ackerbau ebenso wie mit Unser Stand mit Elshan Ghasimi mit der Tar 9
Bilder Ist das Religion oder kann das weg? Warum auch Kunst Religion sein kann Ausreichend Abstand, gute Lüftung, Desinfek- tion, Registrierung von Kontaktdaten und ein schlüssiges Hygienekonzept: Gottesdienste können unter solchen Umständen stattfin- den, Konzerte nicht. Viele fragen sich, worin der Unterschied besteht. Warum wird Reli- gionsgemeinschaften selbst noch bei hohen Infektionszahlen ein Privileg eingeräumt, das man Künstler*innen verwehrt? Gewiss gibt es in Deutschland ein Recht auf freie Religions- ausübung, doch das Grundgesetz garantiert Dass viele Menschen, zum Beispiel im Hören auch das Recht auf Gleichbehandlung und die und Praktizieren von Musik, mehr religiöse Freiheit der Kunst. Der Gleichheitsgrundsatz Gefühle erleben und sich stärker in der Tie- fußt zudem noch in dem Gedanken der Gott- fe ihrer Existenz angesprochen fühlen als esebenbildlichkeit aus dem Schöpfungsbericht in den Veranstaltungen der professionellen im 1. Buch Mose. Verwalter*innen des Heils, hat Soziolog*innen Müssten also wir privilegierten Kirchen dazu bewogen, Religion nicht im traditio- uns nicht einsetzen für das Recht von nellen Sinne anhand ihrer Offenbarungsbü- Künstler*innen, die zunehmend zur Gruppe cher, Gebäude oder Riten zu beschreiben, der „Armen und Schwachen“ gehören, auf sondern anhand der Funktionen, die sie für die die uns Jesus verweist? Zumindest könnten Gläubigen erfüllt. Dazu gehören zum Beispiel wir die Selbstverständlichkeit hinterfragen, die Erfahrung von Gemeinschaft und sozialer mit der wir davon ausgehen, dass die von uns Einbindung in eine Gruppe, Angstbewältigung praktizierten Gottesdienste mehr zum See- und Identitätsfindung, Trost und Sinnfindung lenheil von Menschen beitragen als ein gutes in existenziellen Krisensituationen und noch klassisches oder auch Rock-Konzert. manch anderes mehr. Mal abgesehen davon, dass Die Konsequenz aus dieser Sicht, dass nämlich N eulich habe ich nachzudenken, was nur noch etwa die Hälfte der versucht darüber deutschen Bevölkerung Mit- auch Sport, Kunst und Konsum Formen seien, in denen säkularisierte Menschen sich eine glied einer christlichen Kir- Alltagsreligion zusammenstellten, die den man heutzutage che ist und davon vielleicht traditionellen Religionen gleichwertig sei, ist macht, wenn man fünf Prozent gelegentlich mittlerweile überholt. Erfolg haben will: Gottesdienste besuchen, Dennoch täte die Kirche gut daran, von ihrem Reich denken. wage ich zu behaupten, elitären Sockel zu steigen hin in eine öku- Arm Aussehen. dass viele es nicht wegen menische Solidarität mit jenen vermeintlich Andy Warhol der erbaulichen Predigten, „unreligiösen“ Botschaftern heilender Erfah- sondern vor allem wegen rungen, wie es Künstler*innen nun einmal tat- des gemeinsamen Gesanges, der Musik und sächlich sind. Im glücklichsten Falle könnten der erlebten Gemeinschaft tun. Dafür spricht sie zu Dolmetscher*innen unserer Botschaft die häufig zu hörende „Abmeldung“ vom werden für Menschen, denen wir bisher kom- Gottesdienst: „Ich komme erst wieder, wenn plett fremd waren. wir wieder singen können.“ Uli Bandt 10
berühren Tobias im Hafen Christine Spieß Bei diesem Bild von 1950, das in der Kunsthalle Das Bild heißt: Tobias im Hafen. Tobias ist eine Bremen hängt, hat man sofort den Freihafen Geschichte aus den Apokryphen, den Texten, vor Augen, als dort noch schwer beladene die nicht in das Alte und Neue Testament auf- Schiffe lagen, wie der Maler Franz Radziwill es genommen worden sind. aus seiner Kindheit kannte. Sie spielt in der assyrischen Gefangenschaft des Auf den ersten Blick ein beinahe realistisches Volkes Israel und erzählt, wie Gott die From- Gemälde. Rechts im Wasser ein riesiger Pas- men auf eine vielfältige Probe stellt. Tobias und sagierdampfer, die berühmte „Bremen“. Am seine Eltern wurden nach Ninive ins jüdische Wasser entlang Poller, links Schuppen und Exil verschleppt, der Vater blieb seinem Gott Hafenbahn, über dem Kai die für den Bremer treu und wurde deshalb mit dem Tod bedroht. Freihafen typischen Halbportalkräne zum Ent- Dann ließ Gott ihn auch noch erblinden. Er sah laden der Schiffe. Im Hintergrund vielleicht ein sein Ende nahen und schickte seinen Sohn auf Kriegsschiff. eine ungewisse Reise, er sollte verliehenes Geld Dann fallen die Ungereimtheiten auf. Passa- wiederholen und eine Frau aus seinem Stamm gierschiffe haben 1950 nicht im Freihafen an- freien. gelegt. Dass hier die „Bremen“ liegt, ist sym- Tobias macht sich auf den Weg, begleitet von bolisch. Außerdem lauter fantastische, surreale einem Fremden. Am Tigris droht ihn ein Fisch Details. Ein schwebender Engel, am Himmel zu verschlingen, er tötet den Fisch, auf Geheiß seltsame Flugobjekte, ganz zentral ein Gitter, des Begleiters bewahrt er Galle, Herz und Le- der Eingang zum Himmel? Im Vordergrund ein ber. Nach langer Wanderung kehrt Tobias mit kleiner Junge mit Latzhose und rotem Hemd. Er dem wiederbeschafften Geld und der Frau, die hat einen gelben Beutel in der Hand, aus dem er in der Fremde heiratete, zurück zu den Eltern. ein Fischschwanz schaut. Hinter dem Jungen, Die Galle macht den Vater wieder sehend, die- fast durchsichtig, ein Engel. ser lebt noch viele Jahre inmitten einer großen Schar von Enkeln. Der treue Begleiter von Tobias aber gibt sich zu erkennen: Er ist der Erzengel Raphael und von Gott gesandt. Franz Radziwill nannte das Bild anfangs: „Verlaufen am Sonntag“. Ein kleiner Junge in der Nachkriegszeit im Hafen, allein und verlassen, der desolaten Welt ausgeliefert. Stellt er ihm deshalb einen Schutzengel zur Seite? Hat er Engel und surreale Elemente erst später ins Bild gemalt, wie er es bei anderen Bildern machte? Tessa Alex, Ku- ratorin der Bremer Kunsthalle, schreibt im Katalog zur Ausstellung „Franz Radziwill und Bremen“, dass die Themen der Tobias- Geschichte, Glaube und Familie, für Radzi- will um 1950 immer wichtiger wurden. Der neue Titel, Tobias im Hafen, unterstreicht, was ihm nach dem Krieg Zuversicht gab. 11
Bilder Zeige deine Wunden Uli Bandt Ich blättere durch den alten, 1936 in Wien Was hat dieses Bild in mir zum Schwingen gedruckten Van-Gogh-Bildband, der mich gebracht? Ich wusste nichts von den See- als Kind oft in seinen lenqualen Vincent van Bann gezogen hat. Goghs. Dass dort ein Doch das Bild, nach schwer Verletzter abge- dem ich suche, finde bildet ist, der sich sel- ich nicht darin. 1936 ber das Ohr abgetrennt war ein sich selbst ver- hat, das hatte man mir letzender Sonderling wohl erzählt. Doch un- offenbar kein würdiges ter Verband und Mütze Thema für eine Öffent- und vor leuchtend rot- lichkeit, die sich Schritt orangenen Farben ist für Schritt auf einen der Schmerz ja gut ver- Eroberungskrieg vorbe- borgen. reitete – aus dem mein 50 Jahre lang war mir Vater, der sechs Jahre van Goghs Selbstbildnis als Sanitäter in Krieg aus dem Blick geraten. und Gefangenschaft in Plötzlich erzeugt es Russland zubrachte, schwer erkrankt zurück- neue Resonanz. War das Bild eine unbewuss- kehrte. Der Bildband war eines seiner wenigen te Aufforderung an meinen Vater, von seinen Besitztümer, die ihm aus seinem zerbombten Verwundungen zu erzählen, oder auch die Elternhaus geblieben waren. stumme Bitte, hinter meiner strahlenden Fröh- Es gab viele Bilder in der Wohnung meiner lichkeit meine Traurigkeit zu sehen? Kindheit. Doch nur für eins habe ich mich „Zeige deine Wunde“ forderte Joseph Beuys selber entschieden: Mit sieben Jahren erbat 1974 in einer Installation. Er ist dafür kritisiert ich mir aus einem Kunst- und verspottet worden. Und auch heute, 150 D ie beste Art, Gott kennen zu lernen, ist, viele kalender die Reproduktion von van Goghs Portrait mit Jahre nach van Goghs Selbstbildnis, leben wir in einer Kultur, die die Konfrontation mit Pelzmütze, verbundenem Schwäche, Verletzlichkeit und Vergänglichkeit Dinge zu lieben. Ohr und Pfeife. Jahrelang aus ihrer Wahrnehmung verdrängt. Vincent van Gogh hing es über meinem Bett. Keine halben Sachen. Wir bieten Ihnen Qualität! • Ausgezeichnet als Premium-Gärtnerei • Exklusive Floristik • Event-Dekoration • Stilvolles für In- und Outdoor • Trauerfloristik • Grabpflege und Grabneuanlage auf den Friedhöfen Friedhofstr. 30 · 28213 Bremen Riensberg, Oberneuland, Horn und Borgfeld Tel. (0421) 21 45 41 · Fax (0421) 21 41 19 • Vertragsgärtner der Nordwestdeutschen Treuhandstelle E-Mail: blumen@blumen-stelter.de für Dauergrabpflege www.blumen-stelter.de 12
berühren Das Böse Die tastende Engel Esther Joas Isabel Klaus Ich glaube, ich war gerade Studentin im ersten Ein Jahr vor seinem Tod entfacht in Paul Klee Semester, als ich mir von meiner Mutter zum ein neuer Schaffensdrang und es entstehen Geburtstag ein Buch über das Böse wünsch- noch einmal 1.200 Werke. Dazu gehört die Se- te: All about Evil. Sie war nicht begeistert, rie seiner bekannten schenkte es mir aber trotzdem. Ist das Böse Engel-Zeichnungen. eine Seins-Form oder nur Abwesenheit des Ich liebe sie allesamt, Guten? Unde malum, das ist die Frage, von aber nur einer darf der aus Augustin sein theologisches Denken heute in den Vorder- begann (und nicht gerade zufriedenstellend grund: „Engel, noch beantwortete). Woher kommt das Böse? In tastend“. einer veröffentlichten Seminararbeit habe ich Mit farbiger Kreide mich mal damit beschäftigt, wie das Böse im malt Paul Klee seiner Neuen Testament, insbesondere im Lukas- Engel rote Lippen evangelium, dargestellt wird. Hat der Mensch und langes Haar. Schuld oder überkommt es ihn einfach? In dem Leere Fenster sind besagten Geburtstagsbuch, einem Ausstel- die blinden Augen. lungskatalog des Bremer Überseemuseums, Die tastende Engel werden Erscheinungsformen des Bösen aus sieht nichts. Noch zahlreichen Kulturen nichts, denn sie ta- der Welt bebildert. Der stet sich durch eine unsichtbare Welt. Ihr Kleid rote Teufel mit Hör- sieht wie ein Stück vom Himmel aus, wie das nern und gefährlichen Sternenkleid der Ewigkeit an einem wolken- Zähnen, blutsaugende losen Tag. Die „Engel, noch tastend“ gibt den Vampire, Dämonen mit Blick frei auf einen Gott, der uns zart zur Seite Riesenköpfen, Hexen geht, der uns die Hand leiht, ohne uns zu er- mit Glubschaugen wie greifen, der sich nach uns ausstreckt, ohne uns die balinesische Rang- einzufangen. Die tastende Engel weist auf den da, Mephisto. Richtig zärtlichen Gott, der sich verletzlich macht. Er gruselig wird es auf der teilt, was uns verletzt – und die Liebe, die sich Basler Fasnacht, wenn gibt, die sich verschenkt. Die Engelsfiguren zu den fratzenhaften haben Klee nie losgelassen, besonders in den Dämonen-Kostümen schweren Zeiten der Diffamierung durch die Foto: Gabriele Warnke, Übersee-Museum noch Krach und Kra- Nazis und seiner Krankheit hielt er sich an sei- walle kommen. Das metaphysische Böse nen Engeln fest. Sie sind seine Begleiter, sie fasziniert und ängstigt den Menschen durch setzen seine Fragen und Zweifel ins Bild, seine alle Zeiten und Kulturen hindurch. Voldemort, Sehnsüchte und Hoffnungen. Ganz oft wirken Sauron, Darth Vader: Hier sind die Fronten die Engel Paul Klees unfertig oder verletzt, sie (relativ) klar. Nach jüdisch-christlichem Ver- sind den Menschlichen näher als dem Gött- ständnis ist das Böse aber keine gleich-ur- lichen. „Kunst“, sagte Paul Klee, „gibt nicht sprüngliche Gegenmacht zu Gott. Es ist gebro- das Sichtbare chen und endzeitlich besiegt. Wie es trotzdem in der Welt wirken kann, ist eine immer neu zu S tütze Dich auf mich und folge mir, wenn unten die Gründe gäh- wieder, son- dern macht stellende Frage. Da können wir gerne mal eine sichtbar!“ Gesprächsreihe zu machen! nen, schließ die Augen. Vertraue meinem Schritt und dem eisig hohen Geiste. Dann sind wir zu zwei wie Gott. 13 Paul Klee
Kunst Remberti und die liebe Kunst Vor Corona war alles anders. Das waren Die Kunstgottesdienste Zeiten und ich bin mir sicher, dass sie zurück- Die Kunstgottesdienste gibt es seit 2017 in kommen. In Remberti ist die Kunst zuhause. Remberti. Sie waren immer sehr gut besucht, Sie hat es sich hier gemütlich gemacht und oft war die Kirche bis zur letzten Bank besetzt. unser Gemeindeleben sehr bereichert. Das kann man sich in der heutigen Situation Die Pinselkinder kaum vorstellen, und weil sie so gut besucht waren, haben auch sie Corona-bedingt eine Fangen wir bei den Kleinen an, bei unseren Pause gemacht. Mir fehlen die Kunstgot- Pinselkindern. Wir haben schon drei Ausstel- tesdienste sehr, das höre ich von vielen, die lungen in Remberti gemacht. Die Pinselkinder immer gern kamen. Wir haben mit diesen malen ein Jahr lang an einem besonderen Pro- Gottesdiensten unsere Reichweite erhöht. jekt. Unser erstes Projekt 2017 war der Him- Immer wieder aufs Neue habe ich mich in der mel und seine Engelsbewohner. 2018 haben wir Remberti und in dem Zuge auch gleich Bremen verhundertwassert. 2019 wurden wir poppig und ließen der Popart freien Lauf. Auf unserer Website finden Sie einen kleinen Film über die drei Ausstellungen unserer Pinsel- kinder. Isabel Klaus | Artemisia bleibt zuhause Vorbereitungsphase in die Lebenswege und Entwicklungsprozesse der Künstler*innen vertieft und ihre Werke erkundet. Wenn dann am Ende der Vorbereitung alles zu einem Guss wurde, der jeweils individuelle Künstlerpsalm Matthis Grabendorff | Engel mit Düsenantrieb geschrieben war und auch die Bilder über die Leinwand flackerten, war ich glücklich. Das Jahr 2020 war eigentlich den Künstler*innen gewidmet. Den Auftakt-Got- tesdienst im Februar 2020 konnten wir noch feiern und einen historischen Streifzug durch 14
Religion die Vielfalt des künstlerischen Schaffens der Kunst in der Coronazeit Frauen unternehmen. Ich bin zuversichtlich, Auch wenn wegen Corona vieles ruhen muss- dass wir 2021 nun dort weitermachen kön- te, so waren wir als Gemeinde weiterhin sehr nen, wo wir aufhören mussten. Einen Über- kreativ. Es gab mehrere Mitmachaktionen, blick, welche Künstler*innen schon zu Gast sogenannte Challenges, auf unserer Website waren, finden Sie als Blogbeitrag auf unserer und in den sozialen Netzwerken, die zu großer Website. Beteiligung anregten: Die Pfingst-Challenge Kunstspur Remberti „Colors of Red“, die Sommer-Challenge „Remberti macht Urlaub“, wo unsere schöne Im Mai 2018 starteten wir mit der „Kunstspur Kirche auf einmal in den Alpen zu sehen war Remberti“. Wir unternahmen eine kleine Rei- oder an der See, und die Herbst-Challenge se nach Emden und tauchten in die Kunst des „Blätter“. Amerikanischen Realismus ein. Isabel Klaus 2019 blieben wir bremisch und verweilten in unserer Kunsthalle. Die Ausstellungen „Hans Christian Andersen“ und „Ikonen“ gaben uns genug Anlass, uns auszutauschen und das Gesehene, Erlebte in einem Gottesdienst zu vertiefen. E s geht darum, dieses Schweigen und diese Abgeschiedenheit zu beenden, wieder zu atmen und die Arme auszustrecken. Mark Rothko Remberti macht Urlaub in den französischen Alpen 15
Kunst Kunst in ihrer Vielfalt Das Kunsträtsel „Wenn es eine Freude ist, das Gute zu ge- 3 Eines der berühmtesten Gemälde des ita- nießen, ist es eine größere, das Bessere zu lienischen Malers Leonardo da Vinci zeigt eine empfinden, und in der Kunst ist das Beste sehr bekannte Szene aus der Bibel. In Secco- gut genug“, sagte Johann Wolfang von Goe- technik angefertigt, dauerte es drei Jahre bis the. Kunst kann so vielfältig sein und in jeder zur Fertigstellung im Jahre 1497. Direkt neben Betrachter*in oder Zuhörer*in verschiedene Jesus sitzt einer seiner „Lieblingsjünger“. My- Assoziationen wecken. Kunst ist nicht nur in then ranken sich um dieses Bild und sagen, es vielen Facetten anzutreffen, sondern auch könnte gar Maria Magdalena sein. wahrzunehmen. Ein paar von diesen Facetten Wer sitzt auf dem Bild an Jesu rechter werden Sie hier in diesem Rätsel wiederfin- Seite (6 v. l.)? Fünfter und Sechster Buch- den. stabe. 1 Wenn Lea Vosgerau alle Register zieht, hört man Flöten und Trompeten. Wenn sie an der Kirchenorgel sitzt, spielt sie Hauptwerk (I. Manual) und Schwellwerk (III. Manual). Doch welchen Namen trägt eigentlich das II. Manual? Erster Buchstabe. 2 In Stein gemeißelt, begegnen sie hinter dem Albert-Schweitzer-Saal einem Bild zu ei- ner biblischen Geschichte aus dem Evanglium nach Matthäus. Leonardo da Vincis Werk in der Santa Maria delle Grazie, Mailand Von welcher Geschichte sprechen wir? Siebter Buchstabe. 4 Einer der größten Kirchenmusiker schrieb ein Stück, dessen Uraufführung am Oster- sonntag 1725 stattfand. Noch heute zu Ostern wird dieses Werk sehr oft gespielt (BWV 249). Dem Werk liegt ein erzählender Bibeltext zu Grunde und deshalb ist es einer bestimmten Form zuzuordnen. Welcher Formenlehre ist dieses Werk zu- zuordnen? Siebter Buchstabe. 5 Eine der bedeutendsten Malerinnen des frühen Expressionismus (1876-1907) kennt man sehr gut in Bremen. In der damaligen „Schwachhauser Chaussee 23“ wohnte sie für 11 Jahre und hatte ein kleines Atelier. Wen suchen wir? Gesucht ist vom Dop- pelname der zweite Teil, vierter Buchsta- be. Foto: Wolfgang Everding 16
Rätsel 6 Auch die 8 Ein Künstler ist prominent in der Kirche Architektur ge- vertreten. Der Schöpfer unseres Kruzifixes. hört mit den klas- Während dieses „Bild“ bei uns an der Wand sischen Formen hängt, kann man im Güstrower Dom einen zur bildenden bronzenen Engel sehen. Dieser hängt jedoch Kunst. Ein Bremer nicht an der Wand. Architekt, von Aber was tut er, dessen Tätigkeiten er 1926 bis 1967 auch seinem Namen verdankt? Erster tätig, baute un- Buchstabe. ter anderem die Erlöserkirche an Die Buchstaben müssen nun durcheinander der Schwachhau- gewürfelt werden und ergeben schlussend- ser Heerstraße, lich ein Wort, das in Remberti wohlbekannt die Sparkasse am ist. Markt, die Lehn- Verlost wird unter allen richtigen Antworten hofsiedlung, unse- ein Frühstücksset bestehend aus Bio-Tee re Kirche und viele und -Marmelade. Schicken Sie dazu die rich- Erlöserkirche an der Schwachhauser andere Bauten in tige Lösung an das Gemeindebüro per Post Heerstraße. Foto: Joern M. Bremen. oder per E-Mail an buero@remberti.de. Wie heißt der Architekt unserer Rember- Einsendeschluss ist der 21. März 2021. ti-Kirche? Vom Nachnamen den dritten René Bärje-Keßler und vierten Buchstaben. 7 Über die Übersetzung und Interpretation des Berufs Josephs und vermutlich auch des Remberti Newsletter in seine Fußstapfen tretenden Jesus, streiten Alle Termine aktuell sich bis heute die Gelehrten. War er Zimmer- Möchten Sie zeitnah über Veran- mann, Bauhandwerker, Maurer, Schmied oder staltungen, Online- gar Architekt? Aber ein Beruf, den es auch oft Gottesdienste oder in der Friedhofsstraße anzutreffen gibt, fehlt Neugikeiten aus der in dieser Aufzählung. Gemeinde informiert Welchen Beruf suchen wir? Vierter Buch- werden? stabe. Gemeinsam für eine sozial gerechte Stadt! www.inneremission-bremen.de 17
Kalender Gottesdienste März 07.03 10 Uhr Pastorin Isabel Klaus 3. März | Mittwoch 14.03 18 Uhr Pastor Uli Bandt 19:30 Uhr Klang & Stille | Marion Safier 21.03 18 Uhr Pastor Uli Bandt März 28.03 10 Uhr Pastorin Isabel Klaus 10. März | Mittwoch 20 Uhr Bibellesen | Uli Bandt 01.04 20 Uhr Gründonnerstag Isabel Klaus 02.04 15 Uhr Karfreitag | Pastorin Esther Joas 17. März | Mittwoch 15 Uhr Freundeskreis 04.04 6 Uhr Osternacht | Pastor Uli Bandt 10 Uhr Ostern | Pastorin Isabel Klaus 18. März | Donnerstag 05.04 10 Uhr Familiengottesdienst 20 Uhr Taizéandacht | Uli Bandt Pastorin Isabel Klaus 11.04 10 Uhr Pastor Uli Leube 25. März | Donnerstag 18 Uhr Psalmen, Musik & Segen April 18.04 18 Uhr Pastorin Esther Joas Isabel Klaus 25.04. 10 Uhr Pastorin Isabel Klaus 28. März | Sonntag 02.05 18 Uhr Pastorin Esther Joas 18 Uhr Wünsch dir was 09.05 18 Uhr Pastorin Isabel Klaus Orgelkonzert mit Themen- 13.05 10 Uhr Himmelfahrt wünschen aus dem Publikum Pastorin Esther Joas Orgel: Lea Vosgerau Eintritt frei, Spende erbeten 16.05 10 Uhr Pastor Uli Bandt 23.05 10 Uhr Pfingsten | Pastorin Isabel Klaus April Mai 30.05 10 Uhr Pastor Uli Bandt 7. April | Mittwoch Begrüßung der neuen Konfirmand*innen 19:30 Uhr Klang & Stille | Marion Safier 14.03 10 Uhr Pastorin Esther Joas 12 Uhr Pastorin Esther Joas 15. April | Donnerstag 21.03 10 Uhr Pastorin Esther Joas 20 Uhr Taizéandacht | Uli Bandt 12 Uhr Pastorin Esther Joas Konfirmationen mit Pastor Uli Bandt 21. April | Mittwoch 17.04 15 Uhr Konfirmation 2020 15 Uhr Freundeskreis 17 Uhr Konfirmation 2020 18.04 10 Uhr Konfirmation 2020 22. April | Donnerstag 12 Uhr Konfirmation 2020 18 Uhr Psalmen, Musik & Segen 01.05 12 Uhr Konfirmation 2021 Isabel Klaus 02.05 10 Uhr Konfirmation 2021 08.05 12 Uhr Konfirmation 2021 26. April | Montag 09.05 10 Uhr Konfirmation 2021 19:30 Uhr Kirche im Kommen Vortrag: Dr. Ulrich Laux Gottesdienste Gehörlosengemeinde 28.03 | 25.04 | 23.05 | 15 Uhr Pastor Gerriet Neumann Taufgottesdienste am Samstag M an ist sozusagen selbst nur ein Instrument, auf dem 13.03 11 Uhr Pastorin Esther Joas das Universum spielt. 04.04 06 Uhr Pastor Uli Bandt Gustav Mahler 18 11 Uhr Pastorin Isabel Klaus 15.05
Kalender Mai Wöchentlich 5. Mai | Mittwoch Montagsbastelgruppe | 15 Uhr 19:30 Uhr Klang & Stille | Marion Safier am 1. Montag | E. Kohl | 04298 4892 Montag 20 Uhr Bibellesen | Uli Bandt am 3. Montag | E.-M. Klüting | 2235979 Tüten- und Talerausgabe | 15 Uhr 16. Mai | Sonntag 11:30 Uhr Prof. Wolfgang Baumgratz Senioren-ErlebnisTanz | 14 Uhr Stücke aus dem Wohltemperierten Dienstag Uschi Krüger | 0421 424466 Klavier von J. S. Bach Eintritt frei, Spende erbeten Remberti Café | 15-16 Uhr mit Anmeldung (9 Plätze) | Nicht in den Ferien 19. Mai | Mittwoch 15 Uhr Freundeskreis Patchwork | 10 Uhr | B. Treber | 236606 Donnerstag Mittwoch Offene Kirche | 15-16 Uhr im April 20. Mai | Donnerstag 17-18 Uhr ab Mai 20 Uhr Taizéandacht | Uli Bandt Teestube der Jugend | 19 Uhr 26. Mai | Mittwoch Tanzen im Sitzen | 10 Uhr 15 Uhr Geburtstagscafé C. Labinsky | 67370647 27. Mai | Donnerstag Remberti Café International | 15 Uhr 18 Uhr Psalmen, Musik & Segen Isabel Klaus Kirchenmusik Juni Remberti singt ... ab Mai immer sams- tags um 18 Uhr im Innenhof bekannte und 2. Juni | Mittwoch unbekannte Lieder, Kanons und leichtere 19:30 Uhr Klang & Stille | Marion Safier Arrangements | Leitung: von Lea Vosgerau 6. Juni | Sonntag Kinderchöre: Die Kinderchöre starten im 18 Uhr Barock und Romantik Frühjahr 2021 mit einem neuen Konzept. Musik für Orgel von Buxtehude, Infos unter lea.vosgerau@remberti.de Bach, Reger und Messiaen | Orgel: Sara Johnson Huidobro Netzwerk Kinder in Remberti Eintritt frei, Spende erbeten Im Moment läuft alles digital. Melden Sie sich Begegnungen mit der Königin gern für das Netztwerk Kinder in Remberti Orgelwoche vom 20. – 27. Juni bei Pastorin Isabel Klaus an! Dort erfahren 20. Juni | Sonntag Sie, ob etwas stattfindet und erhalten Filme 12-18 Uhr Tag der offenen Orgelbank aus der Playmobil-Bibel, Geschichten aus der Orgelführungen mit der digitalen Kinderkirche und vieles mehr. Gelegenheit zum Selbstspielen zu isabel.klaus@gmx.de jeder vollen Stunde Veranstaltungen für Senior*innen 26. Juni | Samstag 15 Uhr Orgelkonzert für Kinder Bitte melden Sie sich zu Veranstaltungen für Senior*innen über das Gemeindebüro an. 27. Juni | Sonntag 18 Uhr Die Königin lädt zum Tanz 19
Kunst Pinsel und Wein warf. Wunderbar! Und so fuhr eine kleine Gesandtschaft Anfang Oktober nach Berlin. Nur wenige Tage später wurde Berlin zum Von dem Namen war Wilma Hagedorn- Risikogebiet erklärt. Und so erging es unserer Giesa ganz angetan. „Pinsel und Wein – das Ausstellung wie so vielen Ausstellungen. Die klang fein, nach wunderbarer Entspannung, Bilder hingen in menschenleeren Räumen und den Pinsel beschwipst zu schwingen. Mich be- bestaunten sich selbst oder waren hin und geistert“, sagte Wilma, „die schöne Stimmung wieder online zu sehen. bei klassischer Musik und dass wir nach der Gemalte Gottsuche Technik von Gerhard Richter oder der leben- Unsere Bilder kommentieren Sehnsüchte, digen Farbgestaltung von Emil Nolde gepin- Hoffnungen und Träume, die in uns schlum- selt haben.“ mern. Sie malen gegen das Traurige und Ein- same an, gegen das Verzweifelte und Kranke. Wir wollen es nicht überpinseln, sondern mit unseren Farben verwandeln. Die Bilder von Pinsel und Wein sind wie das Leben. Alles ist dabei. Glück. Farben wie im Traum. Erlösung in schwimmenden Pigmenten. Ein Totalscha- den in Klecksen, Kratzern und Schlieren. Aber nix für ungut. Bei Gerhard Richter spricht man dann immer noch von Kunst. „Sich ein Bild machen, eine Anschauung haben“, sagte Gerhard Richter einmal, „macht uns zu Men- schen. Kunst ist Sinngebung, Sinngestaltung, Die Pinselfreund*innen gleich Gottsuche und Religion.“ Auch wenn Gerhard Richter es selbst nicht so eng hält mit Eine Ausstellung in Berlin dem lieben Gott, weil er ihm entweder zu groß Vor zwei Jahren haben wir angefangen, Pin- oder zu klein ist, so bringt er hier doch etwas sel mit dicken Farbwellen über Leinwände zu auf den Punkt: Kunst ist gewissermaßen Gott- schieben. Vergangenes Jahr mussten die Pin- suche. sel die Füße stillhalten. Nur im August fanden Ekkehard Plate verriet mir: „Ich male, um in wir ein kleines Sommerhoch, trafen uns im In- eine andere Welt einzutauchen, um etwas zu nenhof von Remberti und tun, dessen Ergebnis malten. Ich postete auf noch offen ist, auch Instagram einige Aqua- wenn der Prozess relle unserer „Pinsel und oft mühsam ist. Ich Wein“-Abende. Unsere male, weil ich in die- Follower auf Instagram ser Gruppe getragen fanden die Bilder toll. Be- werde von dem Ener- sonders eine Followerin giefeld, das hier beim freute sich sehr darüber: stillen, konzentrier- die Kulturkirche Nikode- ten Malen entsteht, mus in Berlin. Die Freude in dem ich mich ge- war so groß, dass wir zu borgen fühle.“ einer Ausstellung einge- laden wurden, was uns wiederum aus den Socken Unser Bilder am Altar der Kulturkirche Nikodemus in Berlin 20
Religion Michaela Deu stellte fest, dass ihr in Le- Marita Wessel-Niepel ist unsere malende bensphasen, in denen sie nicht gemalt hat, Juristin, die gern Kunst in allen Facetten kon- Wesentliches im und zum Leben gefehlt hat. sumiert. Für ihre Bilder in Berlin hat sie die „Man ist ganz im gegenwärtigen Moment Titel „miteinander verbunden“ und „grüne und Ängste oder Sorgen sind dann zeitweilig Hoffnung“ gewählt. Ein Ausdruck dessen, nicht vorhanden. Es ist dann der Zustand des was ihr im Alltag wichtig ist. ‚Flow‘ erreicht, in diesem Sinne ist Malen auch Gebet.“ Klaus Radloff ist durch seine Ausbildung zum Goldschmied zum Zeich- nen und Malen gekom- men. „Zu Geburtstagen bekam ich Malutensi- lien, die ich ungenutzt mit in die Rentnerzeit nahm. Nun, angeregt durch Pinsel und Wein, habe ich wieder Mut zum Neuanfang bekom- men und die kleinen Erfolge machen mir Bei der Vernissage Anfang Oktober 2020 Freude.“ Klaus Radloff | Sommernacht Große Worte leuchten aus den Farben Wie eine Initialzündung Für Gerhard Richter ist Kunst „die höchste Heidrun Cramer lag mit der Malerei schon Form von Hoffnung“. Wir sind also ganz nah in der Wiege, erklärte sie mir. „Nun, im Ruhe- dran an den großen Künstlern. Denn uns allen stand, gab es eine Initialzündung, die ruhende geht es beim Malen wie dem großen Lyonel Kreativität drängte an die Oberfläche, will Feininger: „Augenblick um Augenblick ver- endlich ausgelebt werden. Beim Malen und fliegt alles zehrende Grübeln, alle Beklom- Zeichnen bin ich einfach glücklich und zufrie- menheit und Nervosität. Hier schenkt mir der den.“ Weltgrund eine neue Weltperspektive.“ Große Worte leuchten aus unseren Farben. Und nun wird unsere Ausstellung nach Bre- men zurückkehren und passend zu Heft und Zeit online zu sehen sein. Isabel Klaus D oktor, wenn Sie mich diesen Tequila trinken lassen, dann verspreche ich Ihnen, dass ich zu meiner Beerdigung nicht trinken werde. Frida Kahlo Heidrun Cramer vor ihren Bildern in Berlin 21
Kunst Aufgrund der Pandemie war es vielen nicht möglich, einfach nach Berlin zu fahren. Je- doch erhielten wir viel Zuspruch und viele Fragen, wie es denn war und wie die Bilder aussahen. Ein paar Eindrücke haben wir bereits über Instagram veröffentlicht. An dieser Stelle möchten wir einen kleinen Aus- schnitt der Ausstellung präsentieren. René Bärje-Keßler Vorsitzender des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit Heidrun Cramer Ekkehard Plate Klaus Radloff Cosima Wendt Dorothea Westermann Marita Wessel-Nieppel Michaela Deu Wilma Hagedorn-Giesa Hildegard Lenz Rita Schulze-Orlowski Annette Cassou 22 Johanna Köster-Lange
aus der Gemeinde RembertiBlech – just launched Die neue Gruppe RembertiBlech Musik muss gut sein. musste – kaum gestartet – schon Im kirchlichen Umfeld gelten Posaunenchöre wieder pausieren. Immerhin konn- als „mobile Allwetter-Orgeln“, und seit De- ten die Gründungsmitglieder Lea zember 2018 gehören sie zum immateriellen Vosgerau (Trompete), Christoph UNESCO-Kulturerbe. Immateriell, aber laut. Buße (Tenorhorn) und der Autor Wir freuen uns über Verstärkung. dieser Zeilen (Posaune), verstär- Kontakt über unsere Kantorin: kt durch einen externen Bläser, lea.vosgerau@remberti.de erstmalig am 1. Advent ihr erstes Friedemann Krummheuer einstudiertes Lied vierstimmig spielen. Der zweite Auftritt, für den 3. Advent geplant, musste co- ronabedingt leider ganz kurzfristig abgesagt werden. M usik aber macht das Herz weich; sie ordnet seine Verworrenheit, löst seine Wir machen aber unverdrossen Verkrampftheit und schafft weiter. Unsere Instrumente vertra- so eine Voraussetzung für das gen durchaus auch Temperaturen, Wirken des Geistes in der Seele, wie sie im Freien herrschen – des- der vorher an ihren hart und wegen lassen sich Abstandsregeln verschlossenen Pforten vergeb- mühelos einhalten. Und laut ge- lich geklopft hat. Ja, nun sind nug sind sie auch, um über meh- sie offen! Nun ist sie bereit, rere Meter die Mitspieler*innen zu aufzunehmen. hören. Gute Musik muss laut sein, und laute Sophie Scholl, Januar 1942 Der wichtigste Wir von PiB beraten, qualifizieren und Job der Welt!? begleiten Sie dabei, Kinder und Jugend- liche für kurze oder Kindheitserinnerungen lange Zeit zu unter- prägen! stützen. pib-bremen.de Tel. 0421 95 88 200 23
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