TÄTIGKEITSBERICHT 2021 - GLOBAL NATURE FUND (GNF) Internationale Stiftung für Umwelt und Natur
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TÄTIGKEITSBERICHT
2021
GLOBAL NATURE FUND (GNF)
Internationale Stiftung für
Umwelt und Natur
UNTERM STRICH VORWORT
13 10.421
UNTERNEHMEN UND LIKES
STANDARDORGANISATIONEN erhielten die Social Media-Bei-
aus der Lebensmittelbranche, träge, in denen das FUMS – Ma-
Umweltverbände und andere gazin für Fußball & Humor im
gründeten am 3. März 2021, dem Januar 2021 auf Facebook, Twit-
28
Welttag des Artenschutzes, den ter und Instagram seine Spiel-
vom GNF initiierten Verein tagsspende für den GNF ankün- Liebe Freundin, lieber Freund des Global Nature Fund,
„Food for Biodiversity“. Darun- digte: Die Wette auf Ereignisse
ter sind Branchenschwerge- in der Fußball-Bundesliga brach- es gibt keine sogenannten weißen Flecken mehr auf der Landkarte unseres Planeten
wichte wie die REWE Group, LÄNDER te uns nicht nur eine Menge Auf- Erde. Selbst arktische Zonen, tropische Regenwälder und Wüsten verändert der „mo-
Kaufland und Lidl. merksamkeit im Netz, sondern derne“ Mensch. Lange Zeit nahm der Homo sapiens die wilde Natur oft als eher
In so vielen Staaten führte der auch 500 Euro ein. unheimlich, gefährlich oder gar feindselig wahr. Heute scheinen sich die Kräftever-
GNF im Berichtszeitraum Pro- hältnisse drastisch verändert zu haben. Forschung, Wissenschaft und Technik haben
2.330
jekte durch: Davon liegen zehn es den Menschen ermöglicht, die Natur zu beherrschen.
in Europa, sieben in Afrika,
sechs in Asien, vier in Mittel- und Die Eroberung und Veränderung der Natur erzeugt aber zunehmend Widersprüche.
eines in Südamerika. Einerseits bieten Wirtschaftswachstum und technologischer Fortschritt einer steigen-
TRAININGSKILOMETER den Zahl von Menschen auf der Erde Schutz, Nahrung und Sicherheit. Auf der ande-
400.000
ren Seite sind die größten Gefahren für unsere Gesellschaft im 21. Jahrhundert men-
absolvierte das Ruderteam des schengemacht: Klimawandel, knapper werdendes sauberes Wasser, Artensterben und
Deutschland-Achters im Vorfeld militärische Konflikte – um nur die größten Bedrohungen zu nennen.
der Olympischen Spiele in Tokio
– und verschaffte dem GNF da- Das mag wie die übliche Warnung sogenannter Ökopessimisten klingen. Immer mehr
mit den gleichen Betrag in Euro EURO AN SPENDENGELDERN Wissenschaftler*innen kommen aber zu der Überzeugung, dass die planetare Lage
als Spende der Wilo SE, die aufgrund der sich verschärfenden ökologischen Krise sehr ernst ist. Trotzdem findet
Hauptsponsor des deutschen Diese Marke knackte die Aktion eine auf weniger Konsum zielende Suffizienzstrategie leider immer noch nicht aus-
Ruderflaggschiffs ist und auch „Trinkbecher für Trinkwasser“ reichende Zustimmung. Oft wird sie als unrealistisch oder unrealisierbar abgetan. Die
unser Netzwerk Lebendige Seen im März 2021. Die Summe fließt Mär vom ewigen Wachstum der sozialen Marktwirtschaft und der technische Fort-
Deutschland unterstützt. in Trinkwasserprojekte des GNF schrittsglaube sind nahezu unumstößlich.
in Afrika. Normalerweise sam-
meln die Ehrenamtlichen der Seit der Veröffentlichung des Club of Rome („Die Grenzen des Wachstums“, 1972) und
100.000
Hilfsaktion bei Heimspielen von der „Warnung der Wissenschaftler der Welt an die Menschheit“ (1992) hat sich aber
Hannover 96 das Becherpfand glücklicherweise auch einiges bewegt. Die Botschaften der Umweltbewegung der 80er
der Besucher*innen ein. Umso und 90er Jahre sind endlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Jede seriöse
bemerkenswerter, dass der Er- Partei geht in ihrem Programm auf Klimaschutz und Generationengerechtigkeit ein.
MANGROVENSETZLINGE folg während des Corona-Lock- Dabei ist zu beobachten, dass mit der Reife der ökologischen Bewegung ihre Protago-
downs gelang, der Fußballfans nist*innen gealtert sind. Von daher ist es eine vordringliche Aufgabe, junge Menschen
zogen die Partner im Projekt den Genuss der schönsten Ne- für den Einsatz in Vereinen, Verbänden oder Bewegungen – wie z.B. Fridays for Fu-
SAIME („Sustainable Aquaculture bensache der Welt im Stadion ture – zu mobilisieren.
in Mangrove Ecosystems“) bis verwehrte.
Juni 2021 in fünf Baumschulen Die Projekte des Global Nature Fund basieren in der Regel auf vier Säulen: Wasser-
113
in Indien und Bangladesch auf schutz, Klimaschutz, Schutz der Biologischen Vielfalt und Einbindung der lokalen Be-
und pflanzten sie in den rund 50 völkerung, v.a. junger Menschen. Die Beteiligung der Jugend an essentiellen politi-
Projektfarmen an. schen Entscheidungen über unsere Zukunft kommt leider immer noch deutlich zu
kurz – vor allem auch auf globaler Ebene. Aber gerade kreative und motivierte
30
Jugendliche sind Garanten für die Zukunft unserer Gesellschaft. Deshalb widmet sich
SEEN UND FEUCHTGEBIETE der GNF dieser vierten Säule derzeit im Besonderen.
sind Mitglied in unserem welt- Unterstützen Sie uns dabei!
PRESSEMELDUNGEN weiten Netzwerk L iving Lakes.
Der GNF koordiniert die Arbeit Ihr
veröffentlichte der GNF im der Gemeinschaft und kann sich
Berichtszeitraum. Ach ja, und
im Einsatz für Gewässer rund
außerdem 1.045 Social Media- um den Globus auf die Unter-
Postings, die unseren Online- stützung von 138 Partnerorgani- Udo Gattenlöhner
Kanälen 1.250 neue Follower*in- sationen in 57 Ländern verlas- Geschäftsführer
nen bescherten. sen.
2 3
INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS
2 UNTERM STRICH
3 VORWORT
6 PROJEKTWELTKARTE
LIVING LAKES & NACHHALTIGE UNTERNEHMEN & NATURSCHUTZ &
WASSER ENTWICKLUNG BIODIVERSITÄT LEBENDIGE LANDSCHAFTEN
08 16 24 32
‘We Save the Lakes of the World’ – so lautet die Mission des Natur- und Umweltschutz funktionieren in der Entwicklungs- Es gibt für Firmen eine Vielzahl von Möglichkeiten, der ge- Die Begrenzung der globalen Erwärmung sowie der Schutz der
globalen Netzwerks Living Lakes. zusammenarbeit am nachhaltigsten gemeinsam mit den samtgesellschaftlichen Verantwortung der Privatwirtschaft für Biologischen Vielfalt sind Ziele, die sich gegenseitig unterstüt-
Menschen vor Ort und im Einklang mit anderen Organismen, den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen gerecht zu zen, und deren Erreichung für eine nachhaltige und g erechte
mit denen wir Lebensräume und Ressourcen teilen. werden. Versorgung der Menschen unerlässlich ist.
10 18 26 34
Living Lakes 2030: Perspektiven für gesunde Entwicklungszusammenarbeit und Pandemie Unternehmen, Umwelt und Corona – Themen und Trends: GNF-Projekte und Entwick-
Gewässer weltweit Aufbruchstimmung statt Krisenblues lungen im Naturschutz
20
12 Das Dickhäuter-Dilemma 27 36
Blitzlicht-Studie „Biologische Vielfalt und Klima- Entwaldung stoppen, Biodiversität Mehr Biodiversität bei EU-Bio-Obst aus den
wandel in deutschen Seen“ in Waldökosystemen fördern: Die deutsche Tropen – Unser nächstes großes Thema
22 Wirtschaft ist gefragt
Mangrovenwälder schützen Küsten, M
enschen –
13 und das Klima 38
Weltnaturerbe in Flammen – Das Pantanal ist 28 Naturerleben für alle!
„Bedrohter See des Jahres 2021“ Fair Wear? Works!
13 29
rkundenüberreichung Digital – Die Seen der
U „Insektenfördernde Regionen“: 40
DAS INTERVIEW
Holsteinischen Schweiz sind „Lebendige Seen Damit es weiter brummt im Land
2020/2021“ 43 Schauspieler Gregory B. Waldis im Gespräch
30
14 Grün statt Grau – 42
F INANZEN & MARKETING
iving Lakes und die Frankophonie schreiben
L Gewerbegebiete im Wandel
über effektiven globalen Feuchtgebietsschutz 43 Kooperationspartner
44 Darstellung des Jahresabschlusses
46
DAS GNF-TEAM
Impressum
4 5
PROJEKTWELTKARTE PROJEKTWELTKARTE
UNSERE PROJEKTE UND
I NITIATIVEN FÜR NATUR
UND UMWELT RUND UM
DEN GLOBUS 25
01–03 25,26
14–23
25,26 23 25 28
22 23 25,26
22 03
22,23
10
27
06
24 11
29 11 27
30–32
33
12
31,32
04,05
06
13
05
07
08
04,05
09
LIVING LAKES & WASSER NACHHALTIGE ENTWICKLUNG & UNTERNEHMEN & BIODIVERSITÄT NATURSCHUTZ & LEBENDIGE LANDSCHAFTEN
01 Netzwerk Lebendige Seen Deutschland / Deutschland ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT 14 Biodiversitätsmonitoring / Deutschland 25 Inspiring for Biodiversity / Deutschland, Estland,
02 Blitzlichtstudie „Klimawandel und Biologische Vielfalt an 07 Inclusive Green Growth-Strategien / Tansania 15 ELAN: Entwaldungsfreie Lieferketten / Deutschland Slowakei, Österreich, Polen, Ungarn
Seen in Deutschland“ / Deutschland 08 Gemeindebasiertes Projekt zur Armutsbekämpfung im 16 Grau wird Grün – Gewerbegebiete im Wandel / 26 Nature without Barriers / Deutschland, Österreich,
03 LIFE Blue Lakes / Deutschland, Italien Cubango-Okavango-Distrikt / Angola Deutschland Ungarn, Polen
04 Trinkbecher für Trinkwasser / Elfenbeinküste, Malawi 09 Nachhaltige Gemeindeentwicklung / Südafrika 17 Investments für den Wald- und Biodiversitätsschutz / 27 M
inderung von Konflikten zwischen Menschen und
05 Trinkwasser für Afrika / Burundi, Elfenbeinküste, Malawi 10 Dezentrale Stromversorgung für eine Kläranlage mit Deutschland Elefanten am Fuße des Himalaya / Indien, Nepal
06 Sicheres Trinkwasser für benachteiligte Bevölkerungs Solarstrom / Jordanien 18 LIFE Insektenfördernde Regionen / Deutschland 28 Nachhaltiger Tourismus und Ökosystemschutz im
gruppen im ländlichen Raum / Bangladesch, Kolumbien 11 M
ulti-Akteurs-Partnerschaft zum Schutz von Mangroven 19 Naturkapital im Hotel- und Gastgewerbe / Deutschland Hovsgol-Nationalpark / Mongolei
in der Garnelen-Aquakultur / Bangladesch, Indien 20 Öko-faire Textilien in Unternehmen / Deutschland 29 Die Wurzeln des Lebens in den Sierras von Chapala /
Im Netzwerk Living Lakes sind wir mit 113 Partnerseen und -feucht- 12 Stärkung der Fischergemeinden am Tonle Sap-See / 21 Verein Food for Biodiversity / Deutschland Mexiko
gebieten überall auf der Erde verbunden. Erfahren Sie mehr: Kambodscha 22 Biodiversitätskriterien in Standards und Labels für die 30 Nationalparkmanagement und Mangrovenschutz
13 Schutz und Erhalt der Fischbestände am Mittleren Río Lebensmittelindustrie / Deutschland, Frankreich, am Bajo Yuna / Dominikanische Republik
Magdalena / Kolumbien Spanien, Portugal
31 From Farm to Fork / Costa Rica, Dominikanische Republik
23 Boosting Urban Green Infrastructure through 32 Transforming Tourism / Costa Rica, Dominikanische
Biodiversity-Oriented Design of Business Premises / Republik
Deutschland, Spanien, Österreich, Slowakei
33 Sicherung von Ökosystemdienstleistungen und
24 Backstopping Biodiversity Action Plans through Bio Klimaresilienz / Guatemala
www.globalnature.org/de/living-lakes diversity-Oriented Design of Business Premises / Mexiko
6 7
Living Lakes &
Wasser
„We Save the Lakes of the World“ – so lautet die
Mission des globalen Netzwerks Living Lakes.
Die weltumspannende Partnerschaft von Organi-
sationen an Seen und Feuchtgebieten hat sich
dem Schutz von Wasserökosystemen verschrieben.
Damit gibt sie ein einzigartiges Versprechen:
Unseren blauen Planeten zu achten und alles
dafür zu tun, dass seine Gewässer als Lebens-
grundlage auch des Menschen erhalten bleiben.
Der majestätische Lago de Atitlán, Gua
temala, mit dem namensgebenden Vul
kan im Hintergrund. Unser „Bedrohter
See des Jahres 2009“ ist eines unter vie
len Beispielen für die Schönheit von ge
fährdeten Binnengewässern weltweit –
und für die Notwendigkeit, sie zu
bewahren.
8 9
LIVING LAKES & WASSER LIVING LAKES & WASSER
LIVING LAKES 2030: PERSPEKTIVEN Was wollen wir
FÜR GESUNDE GEWÄSSER WELTWEIT erreichen?
1. Konkrete Maßnahmen:
Innovative Ansätze zur Sanie
Dr. Thomas Schaefer rung von Seen und Feucht
gebieten und zur Verringerung
Living Lakes-Biodiver negativer Auswirkungen
sitäts- und Klimapro-
Insgesamt 20 innovative Lösungs-
gramm: Gut vorbereitet ansätze werden unmittelbar zum
für die Dekade zur Schutz von Feuchtgebieten bei-
Wiederherstellung von tragen, z.B. nachhaltige Reisan-
bausysteme auf den Philippinen,
Ökosystemen die Förderung traditioneller An
baupraktiken in den drei Pro-
Mit einer sechsmonatigen Vor- jektländern Afrikas und die am
bereitungsphase hat 2021 ein höchsten gelegene Pflanzenklär Am Titicacasee,
GNF-Projekt begonnen, das bis anlage der Welt am Titicacasee. dessen Ufer sich
Bolivien und Peru
2027 maßgeblich zur Erhaltung Damit schaffen wir zugleich Folgen nicht-nachhaltiger wirt- welt- und Naturschutzorganisa- teilen, soll mithilfe
und Wiederherstellung von Seen auch Modelle für den Schutz der schaftlicher Aktivitäten heute tionen voranbringen. des GNF die welt
und Feuchtgebieten beitragen Biologischen Vielfalt, die allge- und in der Zukunft zu verstehen. weit höchstgelege
ne Pflanzenkläran
wird: das Living Lakes Biodiver- mein anwendbar sind. Die Maß- Mithilfe partizipativer Konzepte 4. Lobbyarbeit für bessere lage entstehen.
sity and Climate Programme Mit der Förderung nahmen unseres Living Lakes- stärken wir die Akzeptanz der Gesetze, Managementpläne
(LLBCP). Vielfältige Maßnahmen traditioneller Projekts setzen wir in zehn Projektmaßnahmen und -ziele und deren Umsetzung
nachhaltiger
im Rahmen des Projekts fördern Anbaumethoden Ländern um, dazu kommen so- in der lokalen Öffentlichkeit und
den Schutz der Biologischen unterstützen wir genannte Replizierungsmaßnah schärfen das Bewusstsein für Auch die besten Naturschutz-
Vielfalt und sichern mit Wasser Menschen am men in zehn weiteren Seenre Lösungen zum Schutz der un- maßnahmen können nicht auf
Malawi-See dabei,
und Nahrung unverzichtbare ihre Lebensgrund gionen, die im Laufe des Projekts verzichtbaren Leistungen von politische Unterstützung ver-
Ökosystemleistungen für die an lagen zu sichern. ausgewählt werden. Feuchtgebieten. zichten. Das Projekt vernetzt
Seen lebenden Menschen. sich daher mit anderen inter
Ein Schwerpunkt liegt auf dem 2. Transfer von Wissen und 3. Fokus auf eine nächste nationalen Initiativen, um auf
Aufbau von Kapazitäten in zehn Alarmierende Fakten Technologien Generation von Seenmanager- Verwaltungen und Regierungen
Ländern der Welt. Die globale zum Zustand der *innen einzuwirken, sich effektiv am
Reichweite des Projekts wird das Süd-Süd-Dialog ist ein häufig ge- Schutz von Seen und Feuchtge-
Verständnis für Seen und Feucht-
Feuchtgebiete hörtes Stichwort. Im Netzwerk Das LLBCP wird sich explizit bieten zu beteiligen. Die Partner
gebiete als wertvolle Lebensräu- Living Lakes werden wir seinem auch um die Aus- und Weiterbil- stellen Informationen und Pro-
me weltweit verbessern. Außer- Süßwasser-Ökosysteme sind für Flüsse und Grundwassersysteme Anspruch in den kommenden dung junger Menschen küm- jektergebnisse zu wirkungsvol-
dem werden wir mit unseren die Biologische Vielfalt auf un mit den umliegenden Landschaf- Jahren mit konkreten Maßnah- mern. Wir haben mit dem Um- lem Feuchtgebietsmanagement
Vor-Ort-Partnern versuchen, auf serem Planeten unverzichtbar. ten verbunden. Die Wasseröko- men gerecht werden. Regelmä- welt-Campus Birkenfeld eine auf einer digitalen Austausch-
verschiedenen Regierungsebe- Seen und Feuchtgebiete sind systeme stehen in direktem ßige Seminare, Workshops, Ex- Vereinbarung getroffen, um re- plattform bereit. Kontinentale
nen Einfluss auf politische Maß- wichtige Kohlenstoffsenken und Zusammenhang mit der Biodi- kursionen und internationale gelmäßig Studierende des neuen Living Lakes-Netzwerke in Afri-
nahmen zum Seenschutz zu erbringen zahlreiche weitere versität und dem Zustand der Konferenzen verbreiten Lösun- Studiengangs NGO-Management ka, Asien und Lateinamerika
nehmen. Am Projekt beteiligen Ökosystemleistungen. Trotz na- umgebenden Grasland-, Savan- gen für weltweites Seenmanage- am Projekt teilhaben zu lassen. unterstützen die regionale Um-
sich elf Living Lakes-Partneror- tionaler gesetzlicher Regelun- nen- und Waldökosysteme. Wenn ment und nachhaltige Ressour- Außerdem richten wir eine Li- setzung der Strategien. Die Ak
ganisationen aus Indien, Kam- gen und internationaler Konven- diese Lebensräume geschädigt cennutzung. Die Projektpartner ving Lakes-Akademie ein, um tivitäten bilden eine weltweite
bodscha, Kolumbien, Malawi, tionen zu ihrem Schutz sind 85 werden, geht nicht nur die Ar- bieten einen breiten Wissens- junge Menschen aus öffentli- Kampagne zum Schutz von Seen
Mexiko, Peru, den Philippinen, Prozent der Feuchtgebiete welt- tenvielfalt verloren: Immense und Erfahrungsschatz, den wir chen Einrichtungen und NGOs und Feuchtgebieten, um diese
Ruanda, Sri Lanka und Südafrika. weit bereits verschwunden oder Mengen an CO2 gelangen in die nutzen werden, um die Einbin- im Natur- und Umweltschutz aus- einzigartigen Lebensräume rund
In der Vorbereitungsphase wur- degradiert. Atmosphäre und beschleunigen dung von weiteren Expert*innen zubilden. Damit wird eine Idee um den Globus zu erhalten.
den die relevanten Ministerien Dieser alarmierende Prozess hat den Klimawandel. aus nationalen und internationa- Wirklichkeit, die auf die Living
in diesen Ländern, die nationa- sich seit dem Jahr 2000 sogar len öffentlichen Einrichtungen, Lakes-Konferenz im Jahr 2008
len Ramsar-Kontaktstellen zum noch beschleunigt. Wie der ak- NGOs und der Wissenschaft zu am Poyang-See in China zurück-
Schutz von Feuchtgebieten und tuelle Bericht des IPBES (Inter- organisieren und sicherzustellen. geht. Ein Trainee-Programm, das
die deutschen Botschaften be- national Panel of Biodiversity sich an junge Umwelt-Führungs-
reits eng in die Planungen ein- and Ecosystem Services) bestä- Vergleichbare Ansätze verfolgen kräfte in verschiedenen Ländern Dr. Thomas Schaefer
gebunden. tigt, schreitet der Verlust von wir im LLBCP in den teilneh- richtet, wird es diesen Menschen ist Biologe, Nachhaltigkeitsmanager
Feuchtgebieten damit deutlich menden Ländern. Wir unter- und weiteren jungen Aktiven an und seit 36 Jahren im Naturschutz
a ktiv. Als Leiter der Bereiche Living
schneller voran als der von stützen Interessengruppen aus Seen und Feuchtgebieten er- Lakes & Wasser und Naturschutz beim
Waldökosystemen. Seen und Landwirtschaft, Fischerei und möglichen, neue Erfahrungen GNF schlägt sein Herz für Lebendige
Feuchtgebiete sind Hotspots der anderen Bereichen dabei, die und Kenntnisse zu erwerben, Seen in Deutschland und der Welt.
Biologischen Vielfalt und über Auswirkungen und möglichen die die Entwicklung von Um-
10 11
LIVING LAKES & WASSER LIVING LAKES & WASSER
BLITZLICHT-STUDIE „BIOLOGISCHE WELTNATURERBE IN FLAMMEN –
VIELFALT UND KLIMAWANDEL IN Das Pantanal ist „Bedrohter See
D EUTSCHEN SEEN“ des Jahres 2021“
diese Feuer auf naturbelassene
Gebiete über. Die Fachwelt ist
Dr. Thomas Schaefer wandels auf Gewässer sind nahe- Es ist noch zu früh, um ein Fazit Bettina Schmidt sich einig, dass ein Großteil der
liegend: Das Wasser wird in der zu ziehen, welche Auswirkun- verheerenden Brände 2020 auf
Die Biologische Vielfalt auf und Regel wärmer. Darüber, welche gen der Klimawandel auf die Es ist ein trauriger Rekord: Als Brandstiftung zur Erschließung
an Gewässern ist relativ leicht zu Effekte das auf nicht-bio
ti
sche Biodiversität unter Wasser ha- erstes Feuchtgebiet bekommt neuer Agrarflächen zurückzu-
beobachten: Dem interessierten Faktoren hat, an denen keine ben wird. Die weitere Forschung das Pantanal in Brasilien, Para- führen ist. Viehhaltung, Zucker-
Blick zeigt sich schnell, ob und Lebewesen beteiligt sind, und wird darüber Aufschluss geben. guay und Bolivien den Titel „Be- rohr- und Sojaanbau boomen in
in welcher Anzahl Vögel, Libel- wie sich die Temperaturzunah- Wichtige Ergebnisse erwarten drohter See des Jahres“ bereits Brasilien – angeheizt von großer lien erweitert, bereits bestehende Inferno im
len oder typische Pflanzenarten me auf die Nahrungsnetze unter wir aus der Kartierung zur Fest- zum zweiten Mal vom Global Na- überseeischer Nachfrage und ordnungspolitische Maßnahmen Feuchtgebiet: Um
die Zerstörung des
an Seen, Flüssen oder in Feucht- Wasser auswirkt, wissen wir bis- stellung der biologischen Quali- ture Fund und dem Netzwerk Li- forciert von der Regierung des besser umgesetzt und Verstöße Pantanal zu stop
gebieten vorkommen. Und auch her allerdings noch zu wenig. tät nach der EU-Wasserrahmen- ving Lakes verliehen. Nach einer Präsidenten Jair Bolsonaro, des- konsequenter geahndet werden. pen, ist der ent
die Artenvielfalt unter Wasser richtlinie, bevor wir vorhersagen der schwersten Dürreperioden sen Wirtschaftspolitik brasilia- Außerdem bedarf es verstärkter schlossene Einsatz
der Menschen vor
ist interessant. Das Konzept der Unterstützt vom Bundesamt für können, welche Effekte des Kli- der vergangenen sechzig Jahre nische und internationale Na- Aufklärungsarbeit in Nordame Ort erforderlich,
Nahrungsnetze haben viele von Naturschutz haben wir in der mawandels auf Wassertiere und im brasilianischen Sommer von tur- und Umweltschutzgesetze rika und Europa darüber, dass wir aber auch ein Um
uns bereits im Biologieunter- Blitzlicht-Studie „Biologische Viel- -pflanzen wahrscheinlich sind. Dezember 2019 bis März 2020 systematisch unterläuft. Um zu alle mit unseren Konsum- und Er- denken in Europa.
richt der Schule anhand von falt und Klimawandel in deut- Was heute schon klar ist: Die Be- vernichteten dramatische Brände bewahren, was vom UNESCO- nährungsentscheidungen massiv
Seen gelernt: Pflanzliches und schen Seen“ Informationen und ziehungen sind komplex und in den darauffolgenden Mona- Weltnaturerbe mit seiner einzig- zum Einsatz nicht-nachhaltiger
tierisches Plankton, Insekten- Analysen aus ganz Deutschland Vorhersagen schwierig. Leider ten etwa ein Drittel der Gesamt- artigen Artenvielfalt noch übrig Produktionsweisen in Südame-
larven und andere Kleinlebewe- und darüber hinaus ausgewertet erwartet kaum jemand aus un- fläche des größten Binnenfeucht- ist, braucht es ein Umdenken rika beitragen. So werden drei
sen, Schnecken und Muscheln, und Interviews mit vielen Fach- serem befragten Expertenkreis gebiets der Erde. und entschlossenes Handeln der Viertel des weltweit produzierten
Fische, aber auch Pflanzen wie leuten geführt. Die Ergebnisse positive Effekte. Umso wichtiger Menschen vor Ort, aber auch in Sojas als Futtermittel zur Erzeu-
z.B. Armleuchteralgen leben im sind uneinheitlich: Zu divers sind ist es, dass wir als Global Nature Dass es im Pantanal gelegentlich Nordamerika und Europa. gung von Hamburgern, Würst-
Wasser und knüpfen ein kom- die Seen in Deutschland, zu stark Fund mit unserer Projektarbeit zu Bränden kommt, ist nicht un- chen und billigen Schnitzeln ver-
zeigen, dass es (noch!) Wege aus gewöhnlich. Dass Landwirt*in- Für die langfristige Erhaltung wendet. Und nahezu das gesamte www.global
der Spirale abwärts gibt – wir nen Anbauflächen brandroden, der einzigartigen Naturland- Futtersoja in Deutschland und nature.org/de/
living-lakes/
müssen sie aber rasch identifi- ist leider auch gängige Praxis. schaft des Pantanal müssen die der EU stammt aus Südamerika.
bedrohter-see-2021
Mithilfe solcher zieren und dann entschlossen Doch immer häufiger springen Umweltschutzgesetze in Brasi
Messkoffer erfas gehen.
sen engagierte
Bürger*innen seit
mehr als dreißig URKUNDENÜBERREICHUNG DIGITAL –
Jahren an zahlrei
chen Seen in der Die Seen der Holsteinischen Schweiz
Holsteinischen
Schweiz im Rah sind „Lebendige Seen 2020/2021“
men des Seen-
Beobachtungs
programms www.globalnature.org/de/
Sichttiefen als blitzlichtstudie-seen-und-klimawandel Bettina Schmidt nendes Thema sowie Vorzeige-
Indikator für Was projekte zum Schutz von Seen
sertrübung und
Algenentwick Gerne hätten sich die Partner und Feuchtgebieten auf die Ta- Der feierliche Augenblick: Dr. Thomas
lung. Diese Daten des Netzwerks Lebendige Seen gesordnung brachte. Im Juni Schaefer (rechts) überreichte die Aus
sind für Klimawis zeichnungsurkunde für die „Lebendigen
Deutschland zur feierlichen lag der Fokus auf der aktuellen Seen des Jahres 2020/2021“ digital an
senschaftler*in
nen von unschätz Auszeichnung der „Lebendigen Bestandsentwicklung des Fisch Hanna Kirschnick-Schmidt von Wasser
barem Wert. Seen 2020/2021“ am schönen otters in der Holsteinischen Otter Mensch e.V.
Plöner See getroffen. Da jedoch Schweiz, im Herbst nahmen
auch 2021 coronabedingt noch wir die Themen Mikroplastik
plexes Gewebe von Nahrungsbe- hängt die Wirkung der Klimaer- nicht an eine Präsenzveranstal- und Nährstoffrückhalt in der
ziehungen und Abhängigkeiten. wärmung davon ab, ob ein See tung zu denken war, übergab Dr. Fläche unter die Lupe und im
Dieser Biologischen Vielfalt un- tief oder flach, von ausgedehn- Thomas Schaefer die Urkunde Winter stand das Thema Biodi-
ter Wasser geht es schon heute ten Flachwasserzonen oder stei- für die Seen der Holsteinischen versität & Klimawandel in Seen www.globalnature.org/de/
schlecht, das belegen viele Un- len Ufern geprägt ist und ob es Schweiz auf virtuellem Wege vom auf dem Programm. lebendige-seen-2020
tersuchungen. Die Nahrungsnet darin eine saisonale Schichtung Bodensee aus an Hanna Kir-
ze hängen von den Eigenschaf- der Wassertemperatur gibt. Was schnick-Schmidt, Vorsitzende des Möglich gemacht wird die Netz-
ten des Sees ab: Temperatur, aber sicher ist: Veränderungen Vereins „Wasser Otter Mensch“. werkarbeit durch die Förderung Bettina Schmidt
Nährstoffgehalt, Belastungen sind heute schon sichtbar und der Wilo-Foundation. Wir freu- ist Diplom-Biologin und arbeitet beim
durch Einleitungen und die soge- messbar – Veränderungen auch Die Auszeichnungsfeier war der en uns außerdem sehr, dass sich GNF als Koordinatorin des Netzwerks
Living Lakes sowie als Projektmanagerin
nannte thermische Schichtung in der Biologischen Vielfalt, die Auftakt für eine Online-Seminar- die Ruderer des Teams Deutsch- in den Bereichen Living Lakes & Wasser
sind wichtige Einflussgrößen. wir bisher kaum verstehen, die Reihe im Rahmen des Netzwerks land-Achter als Botschafter für sowie Naturschutz.
Die Auswirkungen des Klima- aber alarmierend sind. Lebendige Seen Deutschland, die das Netzwerk Lebendige Seen
zu jeder Jahreszeit 2021 ein span- engagieren.
12 13
LIVING LAKES & WASSER LIVING LAKES & WASSER
LIVING LAKES UND DIE FRANKOPHONIE
SCHREIBEN ÜBER EFFEKTIVEN
G LOBALEN FEUCHTGEBIETSSCHUTZ
Die Karte der
Dr. Thomas Schaefer und Feuchtgebiete, Seen, Flüsse, un- Frankophonie-
Mitglieder welt-
David Marchetti terirdisches Grundwasser, Sümp- weit macht deut-
fe, Moore, Flussmündungen, Del- lich, dass die Ein-
Um unsere Projekte im Living tas, Gezeitengebiete, Mangroven beziehung dieses
Sprachraums un-
Lakes-Netzwerk wirkungsvoll und vom Menschen angelegte verzichtbar ist,
umsetzen zu können, ist eine ge- Strukturen wie Fischteiche, Reis- wenn internatio-
member (national / regional)
meinsame Sprache unverzicht- felder, Stauseen und Salzwiesen nale Bemühungen
associate member um Umwelt- und
bar. In Ländern des Common- – die vielfältigen Wasserökosys Feuchtgebiets-
wealth und in Lateinamerika ist teme beweisen täglich ihren im- observer schutz erfolgreich
das kaum ein Problem. Von 113 mensen Nutzen für die gesamte suspended member sein sollen.
Living Lakes-Partnern gehören Menschheit. Sie sind der Nähr-
allerdings 22 zur Frankophonie, boden für Biologische Vielfalt
der internationalen Vereinigung und versorgen die Menschen
französischsprachiger Länder vor Ort mit Wasser und Fisch. Gemeinsam für den
Die Organisation Internationale de
und Territorien. Dazu gehören Die Ernährungssicherheit hun- Erhalt von Lebens la Francophonie (OIF) repräsentiert
Staaten in Westafrika, deren derter Millionen von Menschen
hohes Bevölkerungswachstum hängt von ihnen ab – ein plasti- räumen, die kurz vor eine der größten Sprachzonen der
Welt. 54 Mitglieder, 7 assoziier-
nachhaltige Entwicklung zu ei- sches Beispiel für unverzichtbare dem Kollaps stehen te Mitglieder und 27 Beobachter
ner großen Herausforderung Ökosystemleistungen. Feucht- machen mehr als ein Drittel der
macht. Seen und Feuchtgebiete gebiete dienen zudem als Puffer Die Artikel im Heft fassen die Forschungsergebnisse, die ein Mitgliedsstaaten der Vereinten
stehen hier besonders unter gegen die wachsenden Risiken Bedeutung von Feuchtgebieten genaues und kompromissloses Nationen aus. Das IFDD wurde als
Druck und sind als Lebensräu- sich häufender Naturkatastro- in der Frankophonie zusam- Bild vom Zustand der Feuchtge- Unterorganisation der OIF gegrün-
me durch Übernutzung und Ver- phen wie Überflutungen. Und men. Sie betonen aber auch die biete zeichnen, regen aber auch det, um Initiativen zum Aufbau
schmutzung gefährdet. dank ihrer enormen Kohlen- Bedrohungen, denen Feuchtge- politische und bürgerschaftliche von Kapazitäten zu initiieren und
stoffspeicherkapazität sind sie biete zunehmend ausgesetzt Maßnahmen zu ihrer Erhaltung zu unterstützen, die Partnerschaf-
Texte auf Französisch – von großem Wert für den Klima- sind. Auch in französischspra- und Wiederherstellung an. Es ist ten in den Bereichen Energie und
Umwelt fördern. Sie gibt die vier-
für einen wesentlichen schutz. chigen Ländern ist die Situation unverzichtbar, dass sich wichti-
vieler Wasserlebensräume pre- ge Institutionen wie der Global teljährlich erscheinende Zeitschrift
Teil der Welt kär. Sie sind Teil eines alarmie- Nature Fund, die Ramsar-Kon- „Liaison Énergie-Francophonie“
renden globalen Phänomens, vention über Feuchtgebiete, die heraus.
Grund genug für den GNF, die auf das die Ramsar-Konvention International Union for Conser-
frankophone Welt besser zu er- 2018 in ihrem Bericht zum Zu- vation of Nature (IUCN) und die
schließen. Gemeinsam mit dem stand der Feuchtgebiete auf- MAVA-Stiftung, die im Bereich
Institut der Frankophonie für merksam machte: Da weltweit der Erhaltung von Feuchtgebie- Besonderes Gewicht erlangt die
eine nachhaltige Entwicklung bereits 85 Prozent der einstigen ten tätig sind, an der Weitergabe Veröffentlichung dank prominen-
(Institut de la Francophonie pour Feuchtgebiete zerstört sind, ihrer Analysen und Zeugnisse ter Beiträge von Martha Rojas Ur-
le développement durable, IFDD) sterben mit diesen Lebensräu- über diese ganz besonderen Le- rego (Generalsekretärin des Ram-
haben wir eine Publikation her- men auch wertvolle Tier- und bensräume beteiligen und Kräfte sar-Sekretariats), Bruno Oberle
ausgegeben: Im Sonderheft der Pflanzenarten aus, die auf die bündeln, um das Blatt zu wen- (IUCN-Generaldirektor) und André
IFDD-Reihe „Liaison Énergie- einzigartigen Lebensräume an- den. Hoffmann (Präsident der MAVA-
Francophonie“ mit dem Titel gewiesen sind – und auch wir Stiftung). Die Autor*innen betonen
„Écosystèmes et zones humides Menschen leiden früher oder in der Publikation die große Be-
en Francophonie – Préservati- später unter dem selbstver- deutung von Seen und Feuchtge-
on, restauration et valorisation schuldeten Verlust. bieten weltweit – im Kontrast zur
pour la survie de la biodiversité“ Geringschätzung, die sie leider in
stellen sechs Living Lakes-Part- Die Autor*innen der IFDD-Publi- Deutschland, Europa und darüber
ner ihre Arbeit vor. Die Redakti- kation aus Mexiko, Madagaskar, www.ifdd.francophonie.org/ hinaus noch allzu oft erfahren.
on übernahmen die Kanadierin Haiti, Kanada, Dschibuti, Sene- publications/liaison-energie-
francophonie-ecosystemes-et-
Anne Lévesque und Paul Judex Innovative und gal, Benin, Kamerun, Gabun, zones-humides-en-francophonie-
Edouarzin aus Haiti. Das Son- informative Part- der Demokratischen Republik preservation-restauration-et-
nerarbeit: Die
derheft ist in vier Teile geglie- Kongo und Ruanda sprechen valorisation-pour-la- David Marchetti
gemeinsame Pub-
survie-de-la-biodiversite
dert: bedeutende Ökosysteme, likation von IFDD sich für eine Trendwende aus ist seit 2019 beim GNF und bringt sich als
Rolle der Feuchtgebiete, Heraus- und Global Nature und raten, Allianzen zu bilden Projektmanager in den Bereichen Natur-
Fund zu Ökosys schutz sowie Living Lakes & W asser ein.
forderungen für die Frankopho- temen und und sich für grenzüberschrei-
nie sowie Initiativen zum Feucht- Feuchtgebieten in tende Vereinbarungen stark zu
gebietsschutz. der Frankophonie. machen. Die Fachleute teilen
14 15
Nachhaltige
Entwicklung
Natur- und Umweltschutz funktionieren in der
Entwicklungszusammenarbeit am nachhaltigs-
ten gemeinsam mit den Menschen vor Ort und
im Einklang mit anderen Organismen, mit denen
wir Lebensräume und Ressourcen teilen. Dass
wir den Weg in ein ökologisch bewussteres Zeit-
alter nur mit wachem Blick für die Bedürfnisse
unserer Mitmenschen beschreiten können, wird
im B ereich Nachhaltige Entwicklung & Entwick-
lungszusammenarbeit besonders deutlich: Hier
finden wir partnerschaftliche Lösungen für ein
nachhaltigeres Leben rund um den Globus.
Die Mitarbeiterin einer Baumschule in Bangladesch spendiert
jungen Mangrovenpflanzen eine Erfrischung: Aufforstungs-
maßnahme im Rahmen von SAIME, dem GNF-Projekt für
nachhaltigere Garnelen-Aquakultur.
16 17
NACHHALTIGE ENTWICKLUNG NACHHALTIGE ENTWICKLUNG
ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT Thato Morule, Direktorin der Julia Pérez Sillero von der Fun-
UND PANDEMIE Kalahari Conservation Society
in Botswana, sieht trotz der
dación Humedales aus Kolum-
bien:
beispiellosen Herausforderung
Udo Gattenlöhner bedürfnisse wie Essen, sauberes durch die Pandemie auch posi
Wasser oder Gesundheit oft ein tive Aspekte:
Wir hatten sehr gehofft, dass wir zerbrechliches Gut darstellen.
uns in unserem aktuellen Tätig- Dicht besiedelte Länder wie In-
keitsbericht nicht mehr mit der dien und Bangladesch wurden „Wir haben aus der Krise gelernt, dass „Wir haben eine intensive und regel-
Pandemie beschäftigen müssen. von der Pandemie massiv beein- das effektive Management von Projek- mäßige Kommunikation mit allen
Leider ist sie aber auch im Jahr trächtigt. In dünner besiedelten
2021 nicht verschwunden und Ländern wie Botswana oder der ten und die Partnerschaft mit interna- unseren Projektpartnern aufgebaut,
schränkt unsere Gesellschaft und Mongolei zeigten sich zwar zu- tionalen Organisationen entscheidend aber auch das konnte erhebliche Verzö-
die Menschen in allen Ländern nächst eher geringe Infektions- ist. Es hilft sehr, wenn man weiß, dass gerungen in unserer Arbeit nicht ver- Im Kubango-Okavango-Distrikt, einer der ärmsten Regionen
der Welt in ihren Lebensweisen zahlen, aber die globalen Aus- Angolas, unterstützen wir Pilotprojekte für ökologische Land
nach wie vor massiv ein. Diese wirkungen der Pandemie haben
man nicht alleine ist.“ hindern. In einigen Gebieten hat die wirtschaft. Davon profitieren die Menschen vor Ort und die Be
wohner*innen des UNESCO-Weltnaturerbes Okavango-Delta –
Einschränkungen treffen auch die Bevölkerung dieser Länder Unsicherheit zugenommen, da viele etwa die Elefanten, die der Titel dieses Tätigkeitsberichts zeigt.
die Projekte des GNF mit Part- trotzdem hart getroffen. Die wirtschaftliche Aktivitäten zum Erlie-
nerorganisationen aus dem glo- wenigen Einkommensmöglich-
gen gekommen sind. In Kolumbien gibt
balen Süden. Das gilt für unse- keiten, beispielsweise aus dem
ren Partner NEWS in Indien Ökotourismus, sind zum Teil es eine starke ‚informelle‘ Wirtschaft,
ebenso wie für die Fundación komplett weggefallen. und die ländlichen Gemeinden haben
Humedales in Kolumbien oder kaum Hilfe oder Subventionen erhal- Der GNF und seine Partner sind re Zeit zu bringen. Doch es gibt
ACADIR in Angola. Wir haben Wir stehen mit unseren Projekt- einsatzfähig geblieben. Die lang auch einen Gegenreflex, eine Re
erfahren, dass insbesondere partnerorganisationen in engem ten. Als Organisation haben wir aber andauernden Hindernisse infol- aktion auf große Herausforde
Entwicklungsländer mit dieser Kontakt und nehmen kontinuier- gelernt, besser mit unvorhersehbaren ge der C orona-Krise haben je- rungen, ein anderes Zusammen-
zusätzlichen Herausforderung liche Risikobewertungen vor, um Situationen umzugehen. Und es tat doch zu spürbaren organisatori- halten, an das wir ap pellieren
sehr zu kämpfen haben und die die Planungen der gemeinsamen schen Problemen geführt. Für möchten: Teilen wir miteinan-
Menschen dort stark darunter Aktivitäten den sich ändernden
gut zu sehen, dass das Team flexibel unsere Projekte bedeuten sie ei- der das, was wir haben. Sorgen
leiden. Bedingungen anzupas sen. Aus und professionell reagiert hat.“ nen deutlich erhöhten zeitli- wir dafür, dass niemand auf der
aller Welt erreichen uns Nach- chen Aufwand und zusätzliche Strecke bleibt – auch und gerade
Zu den bereits bekannten Prob- richten von unseren Partnern Aufgaben im Bereich der Pla- nicht die Schwächsten und jene,
lemen, mit denen viele Entwick- zur Lage in der Pandemie. Ihre nung, der Kommunikation und die sich ihrer annehmen.
lungsländer leider konfrontiert Perspektive auf das Geschehen des Projektmanagements, wor- Unterstützen Sie uns deshalb
sind, z.B. Armut, Hunger und muss Teil eines Tätigkeitsbe- aus sich finanzielle Konsequen- jetzt mit Ihrer Spende:
unzureichende Gesundheitsver richts aus dem zweiten Corona- zen für die Trägerorganisatio-
sorgung, kommen zusätzliche Jahr sein, der so nicht nur zum nen ergeben. Das führt nicht
Belastungen durch die Auswir- Rückblick auf ein Jahr unserer Maksudur Rahman, Geschäfts- nur bei den Kosten zu Heraus-
kungen des Klimawandels und Arbeit im Natur- und Umwelt- führer der Bangladesh Environ- forderungen, auch bei den Ein-
der langwierigen Pandemie. Das schutz sowie in der Entwicklungs- ment and Development Society nahmen, z.B. durch Spenden
trifft vor allem die ärmsten Men- zusammenarbeit wird, sondern (BEDS), schreibt: und öffentliche Zuschüsse, se-
schen in diesen Ländern beson- zum Dokument einer historisch hen wir krisenbedingt deutliche www.globalnature.org/de/spende
ders hart, für die bereits Grund- herausfordernden Zeit. Einbußen.
Der Reflex ist verständlich und Seien wir füreinander da – bis
„Covid-19 hat die Menschen in Bang- nur allzu menschlich: In Krisen- die Pandemie für die Entwick-
ladesch massiv unter Stress gesetzt und zeiten halten wir zusammen, lungszusammenarbeit weltweit
was wir haben, um uns und un- und unseren Tätigkeitsbericht
unsere Wirtschaft stark beeinträchtigt. sere Nächsten durch die schwe- 2022 hoffentlich keine Rolle
Der Zugang zu lebenswichtigen Pro- mehr spielt.
dukten wie Nahrung und Medikamen-
ten ist schwieriger geworden, insbeson-
dere für die ärmere Bevölkerung. Wir
bleiben aber optimistisch, denn wir
Udo Gattenlöhner
haben auch erlebt, dass BEDS durch
ist Agrarwissenschaftler und arbeitet
Covid-19 wichtige Erfahrungen ma- seit 1999 für den GNF, seit 2001 als Ge-
chen konnte – und wie wertvoll globale Gemeinsam mit Projektpartnern wie der
schäftsführer. Er koordiniert verschie-
dene Projekte für eine nachhaltige Ent-
Fundación Humedales ist der GNF welt
Partnerschaften für unsere Zukunft weit im Einsatz für Mensch und Natur:
wicklung in Ländern des globalen
Südens.
sind.“ hier für nachhaltiges Fischereimanage
ment am Río Magdalena, Kolumbien.
18 19NACHHALTIGE ENTWICKLUNG NACHHALTIGE ENTWICKLUNG
Staatliche Programme sich die Partner im Projekt am- Die neu gegründeten Elefanten- nen. Dazu R amesh Kumar Thapa:
reichen nicht aus bitionierte Ziele gesteckt: Im Schutzgruppen werten gemein- „Nach unserer Erfahrung ist
Zeitraum von zwei Jahren wol- sam mit den Forstbehörden Be- das friedliche Zusammenleben
Zwar gibt es für Schäden an Leib len sie die Anzahl der gewaltsa- wegungsmuster der Elefanten zwischen Menschen und Elefan-
und Leben ein staatliches Kom- men Begegnungen mit Elefanten aus, identifizieren Konflikt- ten möglich. Die Sicherstellung
pensationsprogramm. „Da sind im Projektgebiet um 75 Prozent schwerpunkte und koordinie- freier Wanderkorridore für die
die bürokratischen Hürden aller- reduzieren. Das setzt den Einsatz ren Abwehrmaßnahmen. Par- Bewegung der Elefanten auf ih-
dings hoch. Zu hoch für die innovativer Abwehrmaßnahmen, allel ermitteln Expert*innen ren traditionellen Routen redu-
Dorfbewohner*innen, die meist den Austausch von Informatio- die Wirksamkeit der einzelnen ziert konfliktträchtige Begeg-
der marginalisierten indigenen nen über die Bewegungsmuster Instrumente – teils archaische nungen. Das ist genau das, was
Gruppe der Tharu angehören“, der Elefantenherden sowie eine Methoden wie das Ausheben wir mit unserem Projekt errei-
erklärt Thapa. Da die Tiere zu- effektive Koordination der Maß- von Gräben und das Abbrennen chen wollen.“
dem ständig zwischen Indien nahmen über die Staatengrenze von Chilischoten und Feuer-
und Nepal die Grenze passieren, hinweg voraus. Dafür bilden werkskörpern – und machen Möglicherweise kann die Bevöl
schiebt man die Schuld in Er- sich ständige Elefanten-Schutz- Vorschläge für den Einsatz neu- kerung zukünftig sogar von Ein-
mangelung geeigneter Schutz- gruppen unter Beteiligung der er Maßnahmen. „Wir entwi- nahmen aus dem Schutzgebiets
maßnahmen mitunter einfach Bevölkerung auf indischer und ckeln zum Beispiel gerade ein tourismus profitieren. Denn die
der jeweils anderen Seite in die nepalesischer Seite. Außerdem modernes datengestütztes Früh- Gebiete – darunter sind mit dem
Schuhe. Thapa: „Hier sind es eröffnen Vertreter*innen der warnsystem, um das Risiko von Valmiki Tiger Reserve und dem
angeblich indische Elefanten,
Schutzgebiets- und Forstbehör- Begegnungen mit Elefanten zu Bardia Nationalpark zwei Schutz-
die die Ernte in nepalesischen den einen dauerhaften Dialog. verringern“, so Dey. „Auf dieser gebiete von Weltrang – werben
Grenzdörfern verwüsten, dort „Bislang gab es nur alle zwei Jah- Grundlage können wir die Dorf- damit, Panzernashörner, Benga-
Eine Großfamilie beschädigen vermeintlich nepa- re einen Austausch zu diesem bevölkerung auch mittels Handy lische Tiger und Elefanten in ih-
Asiatischer Ele lesische Elefanten die Lehm- Thema zwischen Nepal und In- und Sirene über das Heranna- rem natürlichen Lebensraum
DAS DICKHÄUTER-DILEMMA fanten in ihrem
natürlichen häuser in Grenzdörfern in Indi- dien. Das ist natürlich viel zu hen einer Elefantenherde infor- beobachten zu können. Der GNF
Lebensraum. en. In der Praxis mangelt es an selten“, sagt Ajanta Dey, Projekt- mieren. Damit geben wir den und seine Partner werden sich
Abstimmung und Austausch leiterin der GNF-Partnerorgani- Menschen ein paar Minuten Vor- jedenfalls weiter für eine har-
Thies Geertz und „Vor allem zur Erntezeit nähern zwischen den verantwortlichen sation Nature Environment & sprung vor den Elefanten – und monische Koexistenz und den
Laura Maeso Velasco sich die Elefanten den Anbauflä- Stellen in Indien und Nepal, z.B. Wildlife Society (NEWS) auf in- die können entscheidend sein.“ Erhalt der anmutigen Dickhäu-
chen und waldnahen Siedlun- zwischen den jeweiligen Forst- discher Seite. Dabei sind die Vo- ter einzusetzen, die in der nepa-
Der Lebensraum der Asiatischen gen“, erklärt Ramesh Kumar behörden. Die bedauerliche raussetzungen e igentlich gut: lesischen ebenso wie in der indi-
Elefanten wird zunehmend klei- Thapa, Elefantenexperte der ne- Situation ist Folge eines struk Vor zwei Jahren unterzeichne- Gibt es ein Happy End schen Kultur und Mythologie so
ner. Neben dem Bau von Infra- palesischen GNF-Partnerorgani- turellen Problems, das wir ten die Regierungen Indiens für Dickhäuter und tief verwurzelt sind.
struktur ist die Ausweitung von sation Bright Nepal. „Das hat gemein sam im grenzübergrei- und Nepals ein bilaterales Ab-
Siedlungs- und landwirtschaftli- mit dem Verlust von Lebens- fenden Kontext lösen wollen.“ kommen zum Artenschutz. Die- Menschen im
chen Flächen der Grund für zu- raum zu tun. Noch vor wenigen sem Abkommen gilt es nun am Terai-Tiefland?
nehmende Konflikte zwischen Jahrzehnten gab es im nepalesi- Dass er dieses Ziel gemeinsam konkreten Beispiel des grenz-
Elefanten und der ländlichen schen Terai-Tiefland große zu- mit dem GNF erreichen kann, übergreifenden Elefantenschut- Viel hängt davon ab, wie e
ffektiv
Bevölkerung – mit Opfern auf sammenhängende Waldflächen. da ist sich Ramesh Kumar Thapa zes Leben einzuhauchen. die von Elefanten verursachten
beiden Seiten. Mittlerweile ist vieles davon für sicher. Und tatsächlich haben Schäden vermieden werden kön- www.globalnature.org/de/
Acker- und Siedlungsflächen ge- elefanten-himalaya
rodet worden und die Menschen
Elefanten-Lebensräume rücken den verbleibenden Ele-
sind knapp geworden fanten immer näher auf den
Leib“, so Thapa. Die Konkurrenz
Mit Unterstützung durch den um Lebensraum fordert regel-
Naturschutzbund Deutschland mäßig Todesopfer unter den
(NABU) e. V. und die Weltnatur- Dorfbewohner*innen, die mit-
schutzunion IUCN arbeitet der unter nachts von den Herden Thies Geertz
GNF im Grenzgebiet zwischen überrascht und beim Versuch, ist Biologe und beschäftigt sich beim
Nepal und Indien an Lösungen die Tiere zu vertreiben, niederge- GNF als Projektmanager mit dem Kon-
zept integrierter Gemeindeentwick-
zur Entschärfung der Landnut- trampelt werden. Umgekehrt tö- lung in verschiedenen Ländern, in de-
zungskonflikte zwischen Men- ten die Betroffenen aus Vergel- nen die Folgen des K
limawandels
schen und Elefanten. Auf ihren tung gezielt Elefanten und bereits spürbar sind.
Streifzügen kommen die Dick- verursachen so einen kontinuier-
häuter nämlich immer häufiger lichen Aderlass der mit 150 Tie-
in die Nähe von Siedlungen und ren ohnehin nur noch kleinen Laura Maeso Velasco
richten Verwüstungen auf den Population des Asiatischen Ele- ist Umweltwissenschaftlerin und seit
Feldern der ohnehin sehr armen fanten im n epalesischen Tief- Eine der neu ge 2017 Mitarbeiterin des GNF. Sie arbeitet
gründeten Elefan an den Themen Trinkwasser, Wasser-
Landbevölkerung an. land am Fuße des Himalaya. aufbereitung sowie Schutz der Biologi-
ten-Schutzgrup
pen (auf Nepali: schen Vielfalt.
Hatti Mero Sathi).
20 21NACHHALTIGE ENTWICKLUNG NACHHALTIGE ENTWICKLUNG
MANGROVENW ÄLDER SCHÜTZEN INTERVIEW
KÜSTEN, M
ENSCHEN – U ND DAS KLIMA Dr. Stefan Holler, Naturland e. V., im turland-Richtlinien auch die Verarbeitung von
Interview mit GNF-Projektmanager Fisch und Meeresfrüchten. Und zusätzlich gelten
strenge Sozialstandards für die Beschäftigten. Letz-
Ralph Dejas
Ralph Dejas teres gilt auch für Naturland-zertifizierte Fischerei-
en, für die es ansonsten natürlich keine standardi-
Die verheerenden Auswirkun- SAIME: nern vor Ort (BEDS in Bangla- Dr. Stefan Holler ist seit 2007 sierten Produktionsricht linien geben kann. Hier
gen des Tsunami im Dezember Ein Projekt für gesunde desch und NEWS in Indien) ein bei Naturland e.V. als Experte definiert Naturland vielmehr gemeinsam mit Wis-
2004 haben der Weltöffentlich- umfangreiches Aufforstungspro- für Aquakultur tätig. senschaft und Umweltschutzorganisationen für
keit dramatisch vor Augen ge-
Mangroven und nach- gramm gestartet. jede einzelne Fischerei spezifische Auflagen, die
führt, wie fragil Küstenregionen haltigere Aquakultur genau auf die jeweilige Zielfischart und das Ökosys-
sind. Im Mai 2021, als Indien im In fünf Baumschulen haben Un- tem abgestimmt sind. Egal ob Aquakultur oder
Verlauf weniger Tage von zwei Das weltweite Schwinden der terstützer*innen von SAIME be- Wildfisch: Kontrolliert wird das alles jährlich und
Taifunen getroffen wurde, muss- Mangroven in tropischen Küs- reits mehr als 100.000 Mangro- vor Ort von unabhängigen, staatlich akkreditier-
ten mehr als zwei Millionen tenregionen (mehr als ein Drit- vensetzlinge aufgezogen und in „In vielen Ländern ist die kleinbäuerliche Aquakul- ten Kontrollstellen.
Menschen in Westbengalen und tel ging seit den 1980er Jahren den rund 50 IMA-Pilotfarmen an- tur ein wichtiger Einkommenszweig, das gilt auch
im ostindischen Bundesstaat verloren) hat viel mit dem stei- gepflanzt. Naturland e.V. bringt Der Biomarkt ist ein Wachstumsmarkt. Eine
Odisha in Notunterkünfte flüch- genden Konsum von Garnelen als Projektpartner seine Aqua-
für Garnelen aus Asien. Der Schutz der Mangroven nachhaltige Lebensweise ist vielen Menschen
ten. Ihr Hab und Gut wurde in- zu tun: Für deren Produktion in kultur-Expertise ein. SAIME för- ist ein ganz wichtiger Aspekt bei der ökologischen wichtig. Die ökologisch bewirtschaftete landwirt
nerhalb weniger Stunden ver- Aquakultur werden die Wälder dert außerdem kleinbäuerliche Garnelenzucht – deshalb wollen wir ihn im SAIME- schaftliche Fläche vergrößert sich kontinuier
nichtet. großflächig abgeholzt. Doch von Kooperativen und bindet die lich. Wie sind die Entwicklungen im Bereich
den Gewinnen großer Aquakul- Nachfrageseite in einen Nord-
Projekt fördern. Kund*innen empfehlen wir, im Fischerei und Aquakultur?
Die Zerstörung von Mangroven- turbetriebe hat die lokale Bevöl- Süd-Dialog ein, um in Europa Lebensmittelhandel nur Produkte aus ökologischer
wäldern und Korallenriffen, un- kerung häufig nichts. Im Projekt Bewusstsein für nachhaltigere Aquakultur oder nachhaltiger Fischerei zu kaufen.“ Ökologische Aquakulturprodukte sind immer
angemessene Nutzung natürli- SAIME (Sustainable Aquaculture Produktionsweisen zu schaffen. noch Nischenprodukte. Der weltweite Anteil an
cher Ressourcen, Urbanisierung in Mangrove Ecosystems) verfol- Der enge fachliche Austausch ökologisch zertifizierten aquatischen Erzeugnis-
und unverantwortliche Formen gen wir deshalb seit Ende 2019 mit der neu gegründeten Bran- Naturland ist einer der größten Anbauverbände sen liegt bei ca. einem Prozent, mit starken regio-
des Tourismus verstärken die den Ansatz einer Integrierten cheninitiative „Food for Biodi- des ökologischen Landbaus in Deutschland und nalen Unterschieden. In Irland beispielsweise ist
negativen Auswirkungen der Mangroven-Aquakultur (IMA): versity“ und dem Lebensmittel- international tätig. Wie hat sich Naturland in den mittlerweile ein Großteil der Lachs- und Muschel-
Globalen Erwärmung, die in Im weltgrößten Mangrovenge- handel in Deutschland helfen letzten Jahrzehnten entwickelt und wo liegen die produktion ökologisch zertifiziert. In vielen Län-
Südostasien deutlich spürbar biet, den Sundarbans, haben wir dabei. Kernkompetenzen? dern ist die kleinbäuerliche Aquakultur ein wichti-
sind. Dabei sind gerade die Man- gemeinsam mit unseren Part- ger Einkommenszweig, das gilt auch für Garnelen
groven-Ökosysteme von funda- Naturland wurde 1982 von zehn Öko-Pionieren ge- aus Asien. Der Schutz der Mangroven ist ein ganz
mentaler Bedeutung: Sie dienen gründet. Heute arbeiten mehr als 100.000 Bäue- wichtiger Aspekt bei der ökologischen Garnelen-
als Rückzugsort und Kinderstu- rinnen und Bauern in 60 Ländern der Erde nach zucht – deshalb wollen wir ihn im SAIME-Projekt
be für unzählige Fisch- und unseren Richtlinien. So viel zu den Zahlen. Was fördern. Kund*innen empfehlen wir, im Lebens-
Krebsarten, halten große Men- die Frage nach den Kernkompetenzen angeht: Na- mittelhandel nur Produkte aus ökologischer Aqua-
gen Sediment zurück und schüt- turland hat im Öko-Landbau vor allem immer kultur oder nachhaltiger Fischerei zu kaufen. Der
zen so auch die Menschen an wieder neue Tätigkeitsfelder besetzt und Pionier- WWF-Einkaufsführer zu Fisch und Meeresfrüch-
den Küsten und in landeinwärts arbeit geleistet, sei es nun im Sozialbereich, im ten bietet hier eine gute Orientierungshilfe:
liegenden Gebieten vor Erosion, öko-fairen Handel oder ganz aktuell beim großen https://fischratgeber.wwf.de
tropischen Wirbelstürmen und Zukunftsthema ökologische Insektenzucht. Die
Sturmfluten. Auch gegen den ersten Richtlinien für eine ökologische Aquakultur,
Klimawandel sind sie ein wirk- die Naturland 1996 in Reaktion auf die drastischen
sames Mittel: Gesunde Mangro- Zustände in Fischfarmen entwickelt hat, gehören
venwälder speichern mehr Koh- ebenso in diese Reihe wie die 2007 begonnene Zer-
lenstoff als jeder andere Wald – tifizierung wirklich nachhaltiger Fischereien.
bis zu 1.000 Tonnen pro Hektar.
Bei Fischerei und Aquakultur hat sich Naturland www.globalnature.org/de/
eine international anerkannte Expertise erarbei garnelen-mangroven
tet. Was macht die ökologische, nachhaltige Pro
duktion in diesen Sektoren aus und wie wird sie
Mangroven an der kontrolliert und zertifiziert?
Küste der Sundar
bans (Bengali:
„Schöner Wald“) Zu den Grundprinzipien der Naturland-Aquakul- Ralph Dejas
im größten zu turbetriebe zählen eine sensible Standortwahl, ist Diplom-Geograf und arbeitet als
sammenhängen artgerechte Haltungsbedingungen (Stichwort Tier- Projektmanager im Bereich Nachhaltige
den Mangrovenge Entwicklung für den GNF. Außerdem
biet der Erde, das wohl) und niedrige Besatzdichten. Biozertifiziertes koordiniert er die Initiative „Biodiver-
sich von Ostindien Futter und ein Verbot von Gentechnik, chemischen sität in der Lebensmittelbranche“ im
bis nach Bangla Zusätzen und Hormonen sind weitere wichtige Vo- Bereich Unternehmen & Biodiversität.
desch erstreckt.
raussetzungen. Neben der Aufzucht regeln die Na-
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