DU BIST DA LERNEN ANDERS ERLEBEN - Schulwerk Augsburg
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
A F R A SCHULMODELL DER DIÖZESE AUGSBURG INHALT 6 Schulen als Herzensanliegen der Diözese Augsburg 9 Dr. Bertram Meier, Bischof von Augsburg Das AFRA-Konzept: Theologische Verortung 13 Andreas Walch, Referent für Schulentwicklung im Schulwerk der Diözese Augsburg Ein Schulmodell aus dem Geist des „Du bist da“ DAS AFRA-KONZEPT 19 1. Die vier Eckpfeiler des AFRA-Konzepts 22 2. Konzeptioneller Grundansatz 24 3. Die Elemente des AFRA-Konzepts 39 4. Die Umsetzung des AFRA-Konzepts an der Schule 43 Petra Schiele, Rektorin der Maria-Ward-Realschule Schrobenhausen des Schulwerks der Diözese Augsburg NetzWerk – Der religionsbasierte Themenunterricht als Herzstück katholischer Unterrichtsgestaltung 45 Qualitätsmanagement und Zertifizierung 46 Anhang 5
VORWORT SCHULEN ALS HERZENSANLIEGEN DER DIÖZESE AUGSBURG D ie Diözese Augsburg ist seit Jahrhunderten ein lebendiger Ort der schulischen Bil- dung. Die Zahl der Klöster und Glaubensge- lichen Rechts die Trägerschaft über Schulen, die von den Ordensgemeinschaften ange- sichts der personellen und finanziellen meinschaften, die sich hier der Ausbildung Schwierigkeiten nicht mehr weiter betrieben und Erziehung heranwachsender Menschen werden konnten. Seitdem ist die Zahl der gewidmet haben oder immer noch widmen, zum Schulwerk Augsburg gehörigen Schulen ist innerhalb der Bistümer Deutschlands her- von 12 auf mittlerweile 44 gewachsen – und ausragend. Gelebter Glauben, monastischer in gleicher Weise auch das finanzielle Engage- Auftrag und ein Selbstverständnis, das den ment der Diözese, da private Bildung ohne Platz der Kirche gerade auch unter jungen die in jedem Fall zu vermeidende soziale Menschen sieht, führten über viele Generatio- Spaltung zwangsläufig nur mit massiven nen zu einer ausnehmend reichen, vielfältigen Zuschüssen funktionieren kann. und fruchtbaren Bildungslandschaft inner- halb des Bistumsgebiets und zu einem leben- Im Kern all dieses Einsatzes für Schulen und digen Miteinander unter den Zeichen von deren Bildungsangebot steht für das Bistum Unterricht und Schule. Augsburg immer noch die Sorge um den Menschen und der höhere Auftrag, dass Hat sich im Lauf der Zeit auch vieles in den „Gott die alles bestimmende Wirklichkeit“ Strukturen, im Schulwesen und natürlich (W. Pannenberg) ist und die Frohe Botschaft auch in der Pädagogik verändert, so ist das Jesu Christi sich an alle Menschen richtet. Engagement der Diözese Augsburg für diesen Auf Grundlage dieser Ausrichtung sind die Schatz katholischer Bildungsinstitutionen Schulen mit den in ihnen versammelten über die Jahre hinweg groß geblieben und in jungen Menschen ein Feld, auf dem die Saat den letzten Jahrzehnten sogar noch gewach- dieses Auftrags besonders gut gedeihen kann sen. Die Gründung des Schulwerks der Diöze- und soll. Hier ist die Kirche im Dienst am se Augsburg im Jahr 1975 ist dabei als eine Menschen an einem Zukunfts-Ort tätig, hier zentrale Weichenstellung zu sehen, über- wird Glaube zu einem Wert, der als Leben nahm damit doch auf Betreiben von Bischof sorientierung vorgelebt und weitergegeben Josef Stimpfle eine kirchliche Stiftung öffent- wird. 6
VORWORT „Vom Vorrang des Menschen“ steht für das ein Angebot g emacht werden, das Schule zu Engagement der Diözese Augsburg im Schul- einem Ort macht, der lebenswert ist und bereich und genauso als Überschrift über Werte fürs Leben vermittelt. dem Leitbild des Schulwerks Augsburg. Die Schulen und Ausbildungsstätten im Bistum Das AFRA-Konzept will beides ermöglichen Augsburg sollen „ein Segen sein“, damit all und die Diözese Augsburg als Nährboden die Menschen, die davon profitieren, wieder- für profilierte Schulen weiter lebendig erhal- um „Segen bringen“ können. ten und zeitgemäß ausrichten. Dabei gilt, dass es letztlich die Menschen sind, die Kon- Wer mit diesem Anspruch Schule macht, weiß, zepte mit Leben füllen und sie so greifbar und dass die Herausforderungen groß sind und authentisch machen. Insofern hoffen wir, angesichts der vielen und sich immer mehr dass der Samen, der hiermit gelegt wird, beschleunigenden Veränderungen in unserer einen geeigneten Boden finden möge bei modernen Gesellschaft stets neu und beson- offenen, überzeugten und leidenschaftlichen ders reflektiert angegangen werden müssen. Pädagogen und Schulverantwortlichen und Gerade im Bereich der Schule und der Pädago- dann reiche Frucht bringe. gik erleben wir seit einiger Zeit einen beson- ders starken Innovationsdruck und häufig Der Diözese sind unsere Schulen ein Herzens- polarisierte öffentliche Diskussionen. anliegen. Die Auflage eines neuen und ambi- tionierten Schulmodells kommt von Herzen Es freut uns, in dieses Feld den Samen eines und soll die Herzen erreichen. Schulmodells zu legen, das ein weiterer Meilenstein in der reichen Geschichte der Aufrichtig wünschen wir uns, dass das, was diözesanen katholischen Schulen ist. Mit dem oben für die Schulen gesagt wurde, auch AFRA-Konzept verfügen das Bistum und das gelten soll für das AFRA-Konzept: Es sei Segen Schulwerk Augsburg fortan über einen eigen- auf ihm, damit es Segen bringe! ständigen Ansatz einer zukunftsorientierten Schulidee. Mit dem AFRA-Konzept wird ein Rahmen geboten, um an katholischen Schulen • Traditionelles zu würdigen und Neues zu wagen und Dr. Bertram Meier, Bischof von Augsburg • Menschliches zu fördern und Christliches erlebbar zu machen. In diesem Rahmen soll durch spezifische Akzentsetzungen den vielen jungen Men- schen, die von ihrer Bildungseinrichtung Peter Kosak, Direktor des Schulwerks mehr als einen Abschluss erwarten, der Diözese Augsburg 7
D A S A F R A - KO N Z E P T: T H E O LO G I S C H E V E R O R T U N G DR. BERTR AM MEIER, BISCHOF VON AUGSBURG DAS AFRA-KONZEPT: THEOLOGISCHE VERORTUNG hang mit Personen, bei denen nicht alles glatt läuft, scheint mir kein schlechter Aus- gangspunkt für ein Modell zu sein, in dem D ass die Diözese Augsburg sich für den Namen seines Schulmodells bei seinen Bistumspatronen bedient, mag zunächst Schule in erster Linie für Menschen da sein will und diese annimmt mit all dem, was sie aus ihrem ebenfalls nicht immer geradlinigen nicht erstaunen. Mit der heiligen Afra wird Leben mitbringen. Gerade junge und suchen- sofort unser Bistum assoziiert, und mit de M enschen konfrontieren die Akteure im unserem Bistum verknüpfen viele schnell Lebensfeld Schule durchaus mit Heraus das große und bewährte Netz katholischer forderungen und Unwägbarkeiten, die umso Schulen. Dass die Wahl auf die weibliche mehr ein umsichtiges und profiliertes Vertreterin unter den Bistumsheiligen fiel, erzieherisches Wirken nötig machen und auch das liegt angesichts der mehrheitlich an dann hoffentlich lebensweisende Perspekti- unseren diözesanen Schulen anzutreffenden ven eröffnen können. Mädchen und Frauen auf der Hand. In diesem Zusammenhang spielt in der Nicht ganz so selbstverständlich sind die ansonsten kaum mit konkreten Namen verse- Verknüpfungen, wenn man auf das Leben der henen Vita der heiligen Afra der Augsburger heiligen Afra in frühchristlicher Zeit schaut, Bischof Narcissus eine Rolle für den weiteren von dem sich auch nur wenige karge Angaben Verlauf. Er habe – so die Legende –, als er in unsere Zeit gerettet haben: bei Afra Schutz vor Verfolgung suchte, mit solcher Überzeugung seinen christlichen Nach ihrer Umsiedelung aus Zypern in den Glauben zum Ausdruck gebracht, dass diese Raum Augsburg wurde Afra von ihrer Mutter von da an fasziniert von der Botschaft Jesu gezwungen, sich als Prostituierte zu betäti- sich zum Christentum bekehrte. gen. Allein dieser Hinweis zeigt, dass das Leben der späteren Märtyrerin durchaus eini- Auch hier lässt sich ein erhellender Bezug ges an Wendungen und Verwirrungen bereit- zum AFRA-Konzept der Diözese Augsburg hielt – wie das Leben eben so spielt… herstellen. Ein wichtiger Gesichtspunkt in dessen Grundlinien ist die Vermittlung des Lebensnähe oder Orientierung an der gelebten Glaubens, das Wirken als Glau- Lebenswirklichkeit gerade im Zusammen- benszeuge und das selbstverständliche 9
D A S A F R A - KO N Z E P T: T H E O LO G I S C H E V E R O R T U N G Zweigen. Alle drei Aspekte sollen bildlich gesprochen in unseren katholischen Schulen grundlegend zum Tragen kommen. prechen von Gott und der Nachfolge Jesu. S Junge Menschen - zumal in schnelllebigen Im schulischen Alltag wird das erlebbar in der und komplexen Zeiten wie heute - brauchen Schulpastoral und in der selbstverständlichen ein Fundament, das real, vor allem aber emo- Durchdringung des Unterrichts und des tional wahrgenommen wird. Die Identifikation Schullebens durch die Auseinandersetzung mit der eigenen Schule, das Gefühl, dort „zu mit allen Arten von Glaubensaspekten. Hause zu sein“, und letztlich auch eine Ver- wurzelung in einer dort vermittelten geistigen Katholische Schulen sind in diesem Verständ- und spirituellen Heimat sind wesentliche nis keine programmatischen Missions-Ein- Aspekte eines zeitsensiblen Bildungsauftrags. richtungen, genauso wenig wie Narcissus gegenüber Afra als dogmatischer Prediger aufgetreten ist. Vielmehr wollen sie wahrge- nommen werden als Orte der Ausstrahlung, des Fragens und Suchens und des Unter- wegsseins in der Nachfolge Jesu Christi - wo dann der Heilige Geist gerne seinen Beitrag leisten kann, soll und wird! Lassen Sie uns ein weiteres Indiz aus dem Lebenskontext der Bistumspatronin Afra her- anziehen. Hier sind die beiden Attribute zu nennen, die auf den grausamen Märtyrertod der bald bekehrten Christin verweisen: Baum und Feuer. Afra musste wegen ihres Glaubens der Legende nach in der Nähe von Friedberg bei Augsburg sterben. Nicht einig ist man sich, ob dies durch Erhängen an einem Baum oder durch den Feuertod passierte. Jedoch sowohl der Baum als auch das Feuer bringen mich dazu, die beiden Bilder in Bezug zu set- zen zum Bildungs- und Erziehungsauftrag unserer Schulen nach dem AFRA-Konzept: Der Baum verweist auf die Verwurzelung, auf einen Stamm und eine Krone aus Ästen und 10
D A S A F R A - KO N Z E P T: T H E O LO G I S C H E V E R O R T U N G Heute spricht man vielleicht eher von intrinsi- scher Motivation, ich will aber lieber das gera- de gebrauchte Bild weiterspinnen: Da, wo es gelingt, dieses innere Feuer zu entzünden, da passiert etwas Leben-Schaffendes. Nicht umsonst verbinden wir Christen das Feuer auch mit dem Wirken des Heiligen Geists, der Stabil wird der Baum zudem durch einen großen Schöpferkraft. Ohne Feuer, ohne die starken Stamm, sinnbildlich also durch die Gaben des Heiligen Geistes erzeugt Schulbil- Förderung einer starken Persönlichkeit. Kein dung nur ein laues Lüftchen – wo wir doch kleiner Anspruch, aber entscheidend für das Brausen von brennenden Persönlichkei- jeden Lernenden und letztlich für unsere ten brauchen, um das Antlitz der Erde zu Welt, die auf starke und individuell ausge- erneuern. prägte Persönlichkeiten angewiesen ist. Das Bild vom Feuer sagt schließlich auch Schließlich steht die Baumkrone mit ihren etwas aus über die, die es entfachen sollen. Blüten und Früchten für den Erfolg, der zwei- Für die Pädagoginnen und Pädagogen drückt fellos für jede Absolventin und jeden Absol- das der Kirchenvater Augustinus so aus: „In venten ein wichtiges Ziel ist und für den dir muss brennen, was du in anderen entzün- Schulbetrieb eine der maßgeblichen Mess den willst.“ Damit wird deutlich, dass idealer- latten sein muss. Das Schöne in der Natur- weise bei unseren Lehrenden Beruf und Beru- landschaft ist die Vielfalt unter den Baum-, fung zusammenfällt. Blüten- und Fruchtformen. Sehen wir in der Unterschiedlichkeit der Erfolge und in den Mit diesen Betrachtungen ist hoffentlich individuellen Wege dorthin auch bei unseren erkennbar geworden, inwiefern von der Lernenden den entscheidenden Reichtum heiligen Afra, einer Frau im ausgehenden und einen Grund für Optimismus! 3. Jahrhundert, Wegweisendes aus- gehen kann für Schulen des beginnenden Kommen wir noch zu sprechen auf das Feuer. 21. Jahrhunderts. Bezieht man dieses auf den Bereich der Bil- dung und Schule, liegt es nahe, Heraklit zu Als Namensgeberin des Schulmodells der zitieren: „Bildung ist nicht das Befüllen von Diözese Augsburg möge sie all diejenigen Fässern, sondern das Entzünden von Flam- inspirieren, die ein Konzept auf Papier mit men.“ In Schulen nach dem AFRA-Konzept ist Geist, Leben und professioneller Hingabe die Begeisterung für pädagogisches Handeln erfüllen. Als Bistumspatronin möge sie das überall spürbar, weil hier „innere Feuer“ bei Werden und Wirken des AFRA-Konzepts den jungen Menschen angefacht werden und begleiten und beschützen. Schule nicht bloß als Vermittlungsbetrieb geführt wird. Heilige Afra, bitte für uns! 11
D A S A F R A - S C H U L M O D E LL A N D R E A S W A LC H , R E F E R E N T F Ü R S C H U L E N T W I C K LU N G I M S C H U LW E R K D E R D I Ö Z E S E A U G S B U R G EIN SCHULMODELL AUS DEM GEIST DES „DU BIST DA“ ten reagiert: Schulleben. Es ereignet sich, wo Leben in Form von realen menschlichen Kon- takten stattfindet und es ist eine der schöns- D ie Zeit, in der mit dem AFRA-Konzept ein übergreifendes Modell von guter Schule aufgelegt wird, ist geprägt von den einschnei- ten und wertvollsten Erfahrungen der Schul- zeit. Dies unterstreicht auch das Fazit der vielen bildungsökonomischen Studien von denden Erfahrungen der Corona-Pandemie Henry Levin: „Der entscheidende Faktor für seit dem Jahr 2020 und den damit einherge- Lebensglück, Wohlstand und Gesundheit ist henden Stichworten „Lockdown“, „social nicht die schulische Leistung, es ist die Anzahl distancing“, „Quarantäne“ und „Homeschoo- der Jahre, die Menschen erfolgreich in Schu- ling“. In jedem Fall hat die Menschheit unter len verbringen.“1 Für das AFRA-Konzept ist ein diesen Vorzeichen erlebt, was es heißt, auf inspirierendes Schulleben mit menschlichen Kontakt verzichten zu müssen und Schule hat Beziehungen Ansporn und Anspruch zugleich. elementare Erfahrungen damit gemacht, als angeordnet wurde, Begegnungen zu ver- Pädagogisch gesehen knüpfen daran zwei meiden. übergreifende konzeptionelle Ausrichtungen an, die auf grundsätzliche Veränderungen in Verstärkt durch solche Erlebnisse bekommt unserer Welt reagieren: das pädagogische Kernanliegen, das bei der Abfassung des AFRA-Konzepts maßgeblich Das Kernanliegen der Begegnung ist erstens war, eine umso größere Brisanz: einem Bildungsverständnis geschuldet, das anders als noch im vorausgegangenen Jahr- Schule braucht menschliche B egegnung! hundert nicht mehr nur die Wissensvermitt- Schule lebt von menschlichen Beziehungen! lung ins Zentrum stellt als Vorbereitung auf eine Welt, die im Grunde als kategorisierbar Damit ist noch nichts über den Bildungsbe- wahrgenommen wurde. Die Globalisierung griff gesagt und auch pädagogische Entwürfe hat eine Unübersichtlichkeit in allen Lebens- und didaktische Modelle bleiben zunächst bereichen mit sich gebracht, die ein Begriff außen vor. Trotzdem ruft eine solche Prämis- aus der Wirtschaft so umschreibt: VUCA-Welt. se einen weiteren zentralen Begriff auf den Plan, der ebenso uralte Schulerfahrungen 1 Levin, Henry: The Price We Pay: The Economic and Social Costs of anführt, wie er auf die aktuellen Gegebenhei- Inadequate Education (Brookings Institution Press, 2007) 13
D A S A F R A - S C H U L M O D E LL Schule also als Ort der Begegnungen von Per- sönlichkeiten. Damit kommt ihr auch die Bezogen auf eine zeitgemäße Pädagogik in anspruchsvolle Aufgabe zu, das Da-Sein der der Schule müssen junge Menschen demnach sich unter ihrem Dach versammelnden Men- vorbereitet werden auf volatility (Volatilität), schen zu prägen. Wir stellen also das AFRA- uncertainity (Unsicherheit), complexity (Kom- Konzept unter das Leitwort „DU BIST DA“. plexität) und ambiguity (Mehrdeutigkeit). Damit sollte klar sein, dass vor diesem Hin- tergrund verstärkt Problemlösungskompe- Folgende Aspekte bündeln tenzen und das Anerkennen der Vernetzung sich in dieser Formel: der vormals separat aufgefassten Fach- und Zuständigkeitsbereiche zur Leitlinie einer Ausbildung werden müssen. Dies weiterge- „DU BIST DA“ dacht, bedingt zwangsläufig, dass Begeg- nung, Beziehung und Vernetzung mehr denn Jeder Mensch wird in der persönlichen je Schlüsselaspekte für alle Halt gebenden Zuwendung als „Du“ wahrgenommen und Bildungsprozesse darstellen. damit als Individuum anerkannt. Jede Schü- lerin, jeder Schüler, jede Lehrkraft, jedes Der zweite elementare Begründungszusam- Elternteil und jede Mitarbeiterin und jeder menhang für Begegnung als Wesenskern Mitarbeiter ist in seiner Personalität als Reich- schulischen Agierens setzt an bei den Beob- tum, Aufgabe und Akteur im Kosmos Schule achtungen, die vielerorts in den letzten Jah- zu sehen. In der Beziehung und Auseinander- ren an unseren Schulen gemacht wurden. setzung mit diesem „Du“ manifestiert sich Immer wieder scheint auf, dass Kinder und das wertvolle und unersetzliche Lern-Erleb- Jugendliche stärker als früher Anzeichen für nisfeld, das Schule als Chance und Herausfor- individuelle Begabungen und Potentiale derung begreifen muss. erkennen lassen, dafür aber im engen Korsett des bisher praktizierten Schulgeschehens zu Der Fokus auf das „Du“ gewinnt noch einmal wenig Raum und Beachtung finden. Oftmals eine neue Dimension, wenn die Wahrneh- sind es Talente und Interessen, die einer älte- mung des Nächsten bzw. des Mitmenschen ren Generation nicht sofort zugänglich sind zur Grundlinie einer Haltung wird. In einer oder gänzlich neue Felder beschreiten. Hier Umwelt, in der die Vereinzelung und der Ego- sind wiederum die Begegnung und die per- ismus sich ausbreiten, soll für die heranwach- sönliche Auseinandersetzung der Ansatz- sende Generation eine Kultur des Sozialen punkt für ein pädagogisch wertvolles Aufgrei- und das Erlebnis des Miteinanders an der fen dieser Gaben einer neuen Generation. Schule erlebbar sein und selbstverständlich Es ist das Zusammensein in der Gruppe und werden. Offenheit für andere, Empathie und die Interaktion mit offenen Pädagoginnen soziales Gewissen bilden in den Schulen mit und Pädagogen, wodurch ein umfassendes dem AFRA-Konzept die Voraussetzungen für Lernen und eine organische persönliche Ent- ein tatkräftiges Agieren zum Wohl der wicklung möglich werden. Gemeinschaft – im Kleinen und im Großen. 14
„DU BIST DA“ „DU BIST DA“ Es ist die Gegenwart oder schlicht das Hier Das Wort „da“ verweist auf den Anspruch, und Jetzt des Nächsten, das den Ausgangs- Richtung aufzuzeigen, ins Leben zu führen punkt aller Bildungs- und Erziehungsprozes- und dabei das entsprechende Rüstzeug mit- se darstellt. Das heißt, dass das Gegenüber in zugeben. Schulen nach dem AFRA-Konzept seinem So-Sein wahrgenommen und aner- betonen den hohen Stellenwert von Pädago- kannt wird. In der Schule gilt der erste Blick gik im ursprünglichen Wortsinn: „Ein Kind nicht den vermeintlichen Perspektiven oder bei der Hand nehmen und führen“. Damit der biographischen Vergangenheit eines Men- bekennen sie sich zu einer Zielorientierung, schen, sondern seiner momentanen Interes- die nicht nur erfolgreiche Schulabschlüsse senlage. Daraus resultieren dann Zuwendung für alle Schülerinnen und Schüler anstrebt, und gegebenenfalls weitere Handlungs sondern auch Lebensorientierung und impulse. Damit ist als Grundanspruch die Persönlichkeitsunterstützung in grundsätz Förderung und die Wegbegleitung auf der licher Weise zum Bildungsziel macht. Basis der zugemuteten Realität formuliert. 15
D A S A F R A - S C H U L M O D E LL I st eine solche Haltung bei allen Menschen verinnerlicht, die in einer Schule nach dem AFRA-Konzept beteiligt sind, dann wird eine so gelebte Einstellung als Geist, der an dieser Schule herrscht, von außen wahrnehmbar sein und nach innen wirken.2 Damit ist dann „DU BIST DA“ auch dem berechtigten Anspruch an katholi- sche Schulen Genüge geleistet, die innerhalb Die Aussage in seiner Gesamtheit gewinnt der Schullandschaft wahrgenommen werden über den rein pädagogischen Zusammen- sollen als Einrichtungen, die von einem hang hinaus noch eine religiöse Dimension, unverkennbaren Geist getragen werden.3 wenn man sie als Zusage der Gegenwart Gottes in unserem Leben und spirituelle Schließlich ebnet ein übergreifend gelebtes Grunderfahrung sieht (vgl. Psalm 139). Diese „Du bist da“ in der Gemeinschaft aller an Schu- Präsenzerfahrung Gottes und – als Kristalli le beteiligter Personen den Weg zu einem „Wir sationspunkt katholischer Schulen – das sind da“. Die Aussicht auf eine Dynamik, die Selbstverständnis, solche religiösen Begeg- Gemeinschaft stiftet und Identifikation ermög- nungen als bildungsrelevant anzustreben, licht, ist ein zutiefst wünschenswerter Prozess, bilden eine weitere Komponente im pädago- der nicht zuletzt Familie, Gesellschaft und Welt gischen Rahmenplan des AFRA-Konzepts. zukunftsfähig macht. Nicht zuletzt klingt beim Gedanken der Got- tesbegegnung (Du bist da) in verwandtem Also richten sich alle Bemühungen dahinge- Wortlaut das Dornbusch-Erlebnis von Moses hend aus, die Schule als Ort eines prägenden (Exodus 3,1 ff.) an: „Ich bin da“/„Ich bin, der Da-Seins zu gestalten. Die damit verbundene ich bin“. Bedeutung von Schule als Einrichtung von existentieller Relevanz macht ein solches Unterfangen nicht nur anspruchvoll, sondern auch äußerst reizvoll und verschafft dem päd- agogischen Tun im AFRA-Konzept im wahrs- ten Sinne des Wortes Daseins-Berechtigung. 2 Vgl. „Die erste Verantwortung dafür, dass in der Schule ein eigener christlicher Stil herrscht, [liegt] bei den Lehrern, und zwar als Einzelperson wie als Kollegium“ (Kongregation für das Katholische Bildungswesen: Die religiöse Dimension der Erziehung in der Katholischen Schule, S. 26) 3 gl. „Vom Vorrang des Menschen – Erziehung und Bildung im Geist des Evangeliums“. Leitbild der Schulen des Schulwerks der Diözese Augsburg. Augsburg 2017 16
ALTER NATIV FUR RELIGIÖS SORG AN END NEHM END
D A S A F R A - KO N Z E P T D A S A F R A - KO N Z E P T 1. DIE VIER ECKPFEILER DES AFRA-KONZEPTS Das AFRA-Konzept als Schulmodell der Diözese Augsburg gruppiert sich in seiner graphischen Darstellung um das Kreuz und richtet sich damit aus am Kern aller katholischen S chulen, der Frohen Botschaft Jesu Christi an alle Menschen. Für den Bereich der Schulen konkretisiert sich das Kreuz in den Worten aus dem Buch der Weisheit „BEMÜHEN UM BILDUNG ABER IST L IEBE“ (WEISH 6,17). Als Grundpfeiler des Modells fungieren entsprechend des Akronyms der Namensgebung vier Schlüsselbegriffe, die das Wesen des A FRA-Konzepts umreißen: A F ALTERNATIV FÜRSORGEND RA RELIGIÖS ANNEHMEND 19
D A S A F R A - KO N Z E P T Mit diesen übergreifenden Fixpunkten geben Schulen nach dem AFRA-Konzept eine orientieren- de Antwort auf eine suchende Bildungswelt und eine sich heterogen positionierende Schulland- schaft. Damit reagiert der Verbund katholischer Schulen im Bistum Augsburg auf einen bildungs- politischen Zustand, wo viele Einzelschulen mit separat entwickelten pädagogischen Program- men isoliert auftreten und vieles eher tastend und entlang der jeweils aktuellen Mode auspro- biert wird. • In konzeptioneller Einheitlichkeit wollen • Der ebenso simple wie immer wieder ver- Schulen nach dem AFRA-Modell als nachlässigte Satz ist umumstößlich: „Die ALTERNATIV wahrgenommen werden und Schule ist für die Menschen da – nicht streben an, als attraktive und innovativ umgekehrt.“4 Deshalb durchzieht alles bereichernde Teilnehmer im bayerischen pädagogische Handeln an Schulen nach Bildungswesen Position zu beziehen. Die dem AFRA-Konzept der Grundsatz der grundgesetzlich zugesicherte Bildungs FÜRSORGE. Diese altruistische Zuwen- freiheit ist für unsere Schulen in privater dung muss angesichts der zunehmenden Trägerschaft der Anspruch, in diesem Heterogenität der Lernenden und ihrer Freiraum ein wirklich alternatives Angebot familiären Strukturen entsprechend diffe- zu kreieren und damit spezifischen Bedürf- renziert geschehen. Das Wohl und die nissen innerhalb unserer Gesellschaft adäquate Förderung des Einzelnen sollen gerecht zu werden. im Zentrum stehen. Oberste Prämisse ist, unvoreingenommen die individuelle Bedürfnislage und die ganzheitliche Per- sönlichkeit des anvertrauten Menschen im Blick zu haben. 4 Vgl. Mertes K. SJ/Siebner J. SJ: Schule ist für Schüler da, Freiburg 2010 20
D A S A F R A - KO N Z E P T • In klarer Profilierungsabsicht wird bei Schulen nach dem AFRA-Konzept Wert gelegt auf eine Verortung der jeweiligen Schule im christlich-RELIGIÖSEN Werte- kontext und auf eine Lebensgestaltung aus dem Glauben heraus. Mit dieser Ausrich- tung soll dem Orientierungsbedürfnis in einer säkular werdenden Gesellschaft ein stellung der Weltoffenheit, durch die bewusstes Identifikationsangebot Solidarität im größeren Rahmen geübt gemacht und letztlich dem suchenden wird (soziales Engagement, Eine-Welt- Menschen Halt und Orientierung geboten Pädagogik, Demokratie-Erziehung). Ideell werden, ohne zu missionieren oder Zwang gespeist wird dieser Ansatz zusätzlich zum auszuüben. christlichen Menschenbild auch von einem staatsbürgerlichen Auftrag, der vom Art. • Eine Schule der ausgebreiteten Arme soll 131 der Verfassung des Freistaats Bayern dafür stehen, dass das ANNEHMEN des ausgeht. Zudem erfordern die besorgnis Mitmenschen auf allen Ebenen erfahrbar erregenden gesellschaftlichen Tendenzen ist und thematisiert wird. Damit ist zum der Ausgrenzung und Respektlosigkeit einen die Schule vor Ort als sozialer Lern- eine Ausrichtung von Erziehung im Sinne und Erfahrungsraum gemeint, zum ande- von I ntegration, Toleranz und gesellschaft- ren weist der Fokus hinaus auf eine Ein- lichem Engagement. Schulen nach dem AFRA-Konzept richten sich an diesen Eckpunkten aus und profilieren sich bei der jeweils konkreten Umsetzung dieser Aspekte im jeweiligen Schulprogramm und im Alltags- handeln. Auf die dabei konkret anstehenden schulpädagogischen Handlungsfelder wird im wei- teren Verlauf genauer eingegangen. Unbenommen dieser ideellen Ausrichtung bleibt ein zentraler Auftrag von Schule, Wissen, Den- ken und Fertigkeiten zu vermitteln. Dieser wird naturgemäß im Schulalltag einen großen Raum einnehmen, kann aber nicht die alleinige Richtschnur einer von uns angestrebten Bildung sein. Um was es letztlich Schulen nach dem AFRA-Konzept geht, fasst bündig ein Satz der Kongrega tion für das Katholische Bildungswesen zusammen: „Bildungsgemeinschaften, in denen die Erfahrung des Lernens sich aus der Verschmelzung von Forschung, Denken und Leben speist.“5 5 Kongregation für das Katholische Bildungswesen: „Erziehung heute und morgen. Eine immer neue Leidenschaft“. Vatikanstadt 2014, S. 5 21
D A S A F R A - KO N Z E P T 2. KONZEPTIONELLER GRUNDANSATZ Ein Schulmodell auf den Weg zu bringen und vor Ort umzusetzen, ist ein hochkomplexes Unterfangen, das an vielen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten schon unternom- men wurde und zu unterschiedlich erfolgrei- a) Strukturen chen Ergebnissen geführt hat. Die hierbei gemachten Erfahrungen und vor allem die An den entscheidenden Stellen müssen von neuralgischen Hemmnisse und Bruchstellen Seiten des Schulträgers Rahmenbedingungen gilt es bei der Auflage eines neuen Modells geschaffen sein, die ein Handeln entspre- von vornherein zu berücksichtigen. chend der Konzeptvorgaben optimal ermögli- chen. Die Strukturen umfassen dabei Raum- Für das AFRA-Konzept ist klar, dass der hohe voraussetzungen, personelle Ressourcen, ideelle Anspruch an die bei der Durchführung materielle Ausstattung, Öffnung von Gestal- beteiligten Personen nur dann berechtigt tungsfreiräumen auf der Verwaltungsebene gestellt werden kann, wenn die entsprechen- und Unterstützungsangebote bei der Ein den Voraussetzungen für die Alltagsheraus- führung und Umsetzung. Ziel ist es, eine forderungen im Schulbetrieb im Vorfeld umfassend als praktikabel und wertschät- geschaffen wurden. Zu oft scheitern edle zend empfundene Ausgangslage zu schaffen, Vorstellungen und kluge Theorien daran, dass um dann pädagogisches Handeln in den Mit- unter den gegebenen Rahmenbedingungen telpunkt zu stellen. eine Realisierung nicht leistbar ist. Eine solche Vorleistung wird im Gegenzug bei Die Voraussetzungen für eine zielführende den Pädagoginnen und Pädagogen und in der Implementierung des AFRA-Konzepts werden Mitarbeiterschaft positive Effekte im H inblick auf zwei Ebenen angesiedelt. auf Motivation, Engagement und Identifikati- on nach sich ziehen. Die leistungssteigernde kollektive Selbstwirksamkeitserwartung6, von der noch die Rede sein wird, beruht im Emp- finden eines Kollegiums auf einem Geben und Nehmen zwischen Leitung und Personal und beugt so einer gesundheitsgefährdenden Überforderung vor. 6 Bandura definiert kollektive Selbstwirksamkeitserwartung als „die von einer Gruppe geteilte Überzeugung in ihre gemeinsamen Fähigkeiten, die notwendigen Handlungen zu organisieren und auszuführen, um bestimmte Ziele zu erreichen“ (Bandura, A.: Self-efficacy: Toward a unifying theory of behavioral change. In: Psychological Review 84, 1977, S. 476 22
D A S A F R A - KO N Z E P T b) Haltungsarbeit Ohne Zweifel wird bei allen Beteiligten im den Lehrpersonen dabei vorhanden sein AFRA-Konzept eine hohe fachliche Professio- müssen bzw. angestrebt werden sollten, ein nalität vorausgesetzt. Diese allerdings eigener Bereich eingeräumt. Es ist davon braucht ihre spezielle Unterfütterung durch auszugehen, dass bei Mitarbeiterinnen und eine verinnerlichte Haltung, die das Handeln Mitarbeitern einer Institution eine Auseinan- des Einzelnen beeinflusst und letztlich über dersetzung mit Haltungsfragen als ein identi- den pädagogischen Erfolg entscheidet. fikationsstiftendes und motivierendes Unter- scheidungsmerkmal im Vergleich zu anderen Die herausragende Bedeutung der Haltung schulischen Institutonen positiv aufgenom- gerade im Bereich der Pädagogik unter- men wird. streicht empirisch eindrucksvoll die Hat- tie-Studie, die grundsätzlich für alle pädago- Letztlich ist Haltungsarbeit dann besonders gischen Konzeptionen im Schulwerk relevant, wenn (wie bei der Umsetzung des Augsburg als Orientierung dient7. AFRA-Konzepts) umfassende Veränderungs- prozesse in einer Schule in Angriff genommen Klar ist, dass bestimmte Haltungen Menschen werden. In der Verständigung auf gemeinsa- nicht aufgezwungen werden können. Genau- me Grundhaltungen in einem Kollegium so klar ist aber auch, dass trotzdem das The- gründet der bereits erwähnte Faktor „kollek- ma nicht ausgeblendet werden darf. Entspre- tive Selbstwirksamkeitserwartung“8. Die chende Impulse für eine offene und trotzdem Zusammenführung von individuellen Haltun- entschiedene Reflexion der individuellen gen und Zielen in einer gemeinsam entwi- Haltung werden zu einem kontinuierlichen ckelten und kollektiv verfolgten Vision hat Aufgabenfeld für Träger und Schule. Wenn im mit der so entstehenden Innovationsdynamik Anschluss das AFRA-Konzept im Detail vorge- größte Auswirkungen auf die Realisierung stellt wird, so wird den Haltungen, die bei von Schulentwicklungsprojekten. 7 Vgl. Hattie J./Zierer K.: Visible Learning. Auf den Punkt gebracht, 8 Vgl. Schmitz G./Schwarzer R.: Individuelle und kollektive Selbstwirk- Baltmannsweiler 2018: „Haltungen sind folglich entscheidend! […] samkeitserwartung von Lehrern. In: Jerusalem, M./Hopf, D. [Hrsgg.]: Aus diesem Grund erscheint die Zuspitzung ‚Auf die Haltungen der Selbstwirksamkeit und Motivationsprozesse in Bildungsinstitutio- Lehrpersonen [kommt es an]!‘ oder ‚Auf die Lehrerprofessionalität nen. (Zeitschrift für Pädagogik, Beiheft, 44), Weinheim 2002, kommt es an!‘ weniger irreführend“ (S. 126 und 129), [anstatt den S. 192-214 immer im öffentlichen Diskurs verkürzt genannten Slogan „Auf den Lehrer kommt es an!“ zur Hattie-Studie anzuführen]. Bei der folgenden Darstellung der Kernelemente des Schaffung von Klärung der per- Pädagogische AFRA-Konzepts wird Strukturen sönlichen Haltung Konkretisierung diese aufeinander aufbauende Abfolge von Handlungs- schritten verfolgt: 23
3. DIE ELEMENTE DES AFRA-KONZEPTES A F ALTERNATIV FÜRSORGEND RA RELIGIÖS ANNEHMEND 3.1 Religionsbasierter Themenunterricht 3.2 Zwei verpflichtende Ganztage 3.3 Zubuchbarer Offener Ganztag 3.4 Schulpastoral 3.5 Elternintegration 3.6 Pädagogik-gerechte Raumgestaltung 3.7 Eigenverantwortliches Lernen 3.8 Pädagogische Teams 3.9 Aufwertung der pädagogischen Mitarbeiter 3.10 Vernetzung für außerschulische Lerngelegenheiten 3.11 „Weltbegegnung“ als Stundenplanoption 3.12 Spielräume bei der Stundenplangestaltung 3.13 Zusätzliche Lehrerstunden 24
D I E E L E M E N T E D E S A F R A - KO N Z E P T S 3.1 3.1 Religionsbasierter Themenunterricht HALTUNG HALTUNG PÄDAGOGIK PÄ DAGOGIK •• Ich Ich sehe sehe mich mich als als Lehrender Lehrender in Themenunterricht Themenunterricht alsals Ersatz Ersatz für für den den Fachunter- Fachunter- in der Verantwortung alsals der Verantwortung Glau- richt richt in Biologie, Geographie, Geschichte bzw. in Biologie, Geographie, Geschichte bzw. G laubenszeuge. benszeuge. Sozialkunde und Religion unter dem Begriff Sozialkunde und Religion unter dem Begriff „Netz- „NetzWerk“ Werk“ (NeWe) (NeWe) und unterrichtet und unterrichtet von einer von einer einer •• Ich Ich bin bin überzeugt, überzeugt, dass dass eine eine einer spezifischen NeWe-Lehrkraft spezifischen NeWe-Lehrkraft ganzheitliche ganzheitliche Weltsicht Fach- Weltsicht Fach- grenzen grenzen überschreitet, überschreitet, Lernende Lernende Obligatorische Obligatorische „Kirchliche "Kirchliche Beauftragung Beauftragung für für das das in in besonderer besonderer Weise Weise motiviert motiviert Fach Katholische Religionslehre“ zu erwerben Fach Katholische Religionslehre" zu erwerben und und die religiöseDimension die religiöse Dimension durch durch die die erfolgreiche erfolgreiche Absolvierung Absolvierung des des Fern Fernstu- spürbar spürbar werden werden lässt. lässt. studiums „Theologie im Fernkurs“ diums "Theologie im Fernkurs“ 3 9 •• Ich Ich bin bin bereit, bereit, unterrichtliche unterrichtliche „Unterrichtsplan "Unterrichtsplan für für den den Vernetzten Vernetzten Unterricht“ 10 Unterricht"4 Beiträge zur Welterschließung Beiträge zur Welterschließung vorliegend vorliegend für für alle alle Jahrgangsstufen Jahrgangsstufen als als genehmig- genehmig- über über die die studierten studierten Fachgrenzen Fachgrenzen te te Lehrplanbasis Lehrplanbasis für für die die Realschule Realschule hinaus hinaus zu leisten, zu leisten, selbstständig selbstständig Leitgedanke Leitgedanke der der Didaktik Didaktik in in NeWe: NeWe: Sachlogik Sachlogik statt statt hinzuzulernen hinzuzulernen und und den den Horizont Horizont die Fachbindung die Fachbindung. weit zu fassen. weit zu fassen. Ausgangspunkt Ausgangspunkt für für eine eine Themaerschließung: Themaerschließung: Fra- Fragen und Verstehenwollen in multiperspek gen und Verstehenwollen in multiperspektivischer tivischer Herangehensweise Herangehensweise Notengebung Notengebung weiterhin weiterhin ausdifferenziert ausdifferenziert entspre- entsprechend chend der traditionellen der traditionellen Fächer. Fächer 3 Einjährige Fortbildungsveranstaltung (Fernstudium mit Gemeinschaftsele- 9 menten) des Schulwerks Augsburg in Kooperation mit der Hauptabteilung V „Schule und Religionsunterricht“ im Bistum Augsburg (Inhalte basierend auf dem Fernkurs Katholische Theologie der Domschule Würzburg) 4 Erarbeitet von einer Kommission aus diözesanübergreifenden Lehrkräften 10 im Katholischen Schulwerk in Bayern 25
D I E E L E M E N T E D E S A F R A - KO N Z E P T S 3.2 Zwei verpflich tende Ganztage HALTUNG PÄDAGOGIK • Ich verstehe Schule als einen Zwei feste Ganztage in der Woche (jeweils bis Lebensraum, der als Lernort mindestens 16 Uhr), die verlässlich über die ganze umfassend wirkt und deshalb zur Schulzeit konstant bleiben und Planungssicher- Persönlichkeitsbildung Zeit für heit bieten die wegweisenden Prozesse Spielräume für eine pädagogisch motivierte Zeit- benötigt, die hier eingeleitet und und Stundenplangestaltung (Rhythmisierung, begleitet werden. Partizipation, Förderung usw.) • Ich sehe die Bedürfnisse der Enge Bindung im Klassenverband und Intensivie- heterogenen Familiensituationen rung des sozialen Lernens durch erhöhte Präsenz und will diesen schulisch durch des Einzelnen in der Klassengemeinschaft ein flexibles und entlastendes Angebot entgegenkommen. Identifikationsstiftung mit der eigenen Schule dadurch, dass sie über längere Zeiträume zum Erlebens-Ort wird Keine schriftlichen Hausaufgaben an diesen obligatorischen Ganztagen als Entlastung für die Lernenden und deren Familien 26
D I E E L E M E N T E D E S A F R A - KO N Z E P T S 3.3 Zubuchbarer Offener Ganztag HALTUNG PÄDAGOGIK • Ich halte Angebote einer Möglichkeit, an den Tagen, die über den zweitägi- bildungs- und persönlichkeits gen, verpflichtenden Ganztag hinausgehen, das fördernden Nachmittags Angebot des Offenen Ganztags hinzuzubuchen gestaltung für wertvoll. Personelle Kontinuität bei den pädagogischen • Ich sehe in der Verzahnung von Mitarbeitern obligatorischem und Offenem Einübung der eingeführten Lernpraktiken und Ganztag viele Potentiale für Übungsformen aus dem obligatorischen Ganz- pädagogisch-didaktisches tagsprogramm im Offenen Ganztag Wirken. Lernen in Beziehungen mit pädagogischer • Ich sehe das Zusammensein mit Begleitung und Anleitung Mitlernenden über den Klassen- verband hinaus als Chance für Erziehung zur Eigenverantwortung durch die Einübung sozialer Interak Mitbestimmung im Ganztagsrat tionsformen. 27
D I E E L E M E N T E D E S A F R A - KO N Z E P T S 3.4 Schulpastoral HALTUNG PÄDAGOGIK • Ich bin davon überzeugt, dass Schulpastoral12 als wesentliches Profilelement die Frage nach der Transzendenz unter Verantwortung einer/s Schulpastoral und überweltlichen Sinn- und beauftragten Wertvorstellungen11 eine wichti- Adäquate liturgische Feiern und regelmäßige ge Rolle im Prozess eines jeden spirituelle Impulse in Klasse und Schule und im Heranwachsenden spielt. kirchlichen Umfeld • Ich empfinde es als reizvolle Besinnungstage in allen Jahrgangsstufen Herausforderung, auch in religiö- ser Hinsicht jungen Menschen Vielfältige Angebote zur Persönlichkeitsförderung eine sensible Orientierung zu Hoher Standard bei Beratung und persönlicher geben. Begleitung in lebensrelevanten Fragen • Ich betrachte Schulwerksschulen Ausgewiesene Kompetenz im Bereich der als Orte der pastoralen Sendung. Krisenintervention • Ich sehe den Einsatz für ein Schulleben, das aus dem Geist des Evangeliums geprägt wird, als Aufgabe aller Mitarbeiter innen und Mitarbeiter. 11 Siehe zur Anthropologie des Menschen als homo religiosus: Papst em. Benedikt XVI.; Generalaudienz, 11.05.2011 (http://www.vatican.va/content/bene- dict-xvi/de/audiences/2011/documents/hf_ben- 12 Detaillierte Ausführung zur Schulpastoral an den Schulwerksschulen der xvi_aud_20110511.html) Diözese Augsburg im Heft „Leben in Fülle“, Augsburg 2017 28
D I E E L E M E N T E D E S A F R A - KO N Z E P T S 3.5 Elternintegration HALTUNG PÄDAGOGIK • Ich sehe Eltern als wichtige Schaffung von Gelegenheiten zur Zusammenkunft Beteiligte im Sinne einer Erzie- der Schulfamilie mit unterschiedlichen Anlässen hungspartnerschaft, suche den und in verschiedenen Formaten Austausch mit ihnen und rege Digitales Lerntagebuch als institutionalisiertes Feedback durch sie an. Austauschmedium mit den Elternhäusern • Ich sehe in der Identifikation der Teilnahme der Eltern an einem Fokus-Gespräch Eltern mit der Schule ihres mit dem Lernenden zur Kommunikation über die Kindes ein wichtiges Ziel, das Lernergebnisse, Lernprozesse und Perspektiven hohen Einsatz rechtfertigt. (zu geeigneten Zeitpunkten im Schuljahr) • Ich glaube, dass Eltern, die sich Mögliche Integration von Eltern bei Angeboten im für eine profilierte Schule in lehrplanunabhängigen Bereich (Arbeitsgemein- privater Trägerschaft entschei- schaft, Referententätigkeit, Ehemaligenarbeit, den, ein Potential für eine Beteili- Exkursionsziele) gung am Schulleben darstellen. 29
D I E E L E M E N T E D E S A F R A - KO N Z E P T S 3.6 Pädagogik- gerechte Raumgestaltung HALTUNG PÄDAGOGIK • Ich weiß, dass der Lern- und Lernwerkstatt mit einem praktischen und Lebensort Schule geprägt wird motivierenden Setting zur individuellen Lern durch entsprechend abgestimm- gestaltung (unterschiedliche Lernbereiche, te Raumarrangements und freie freier Zugang zu Materialien und Möglichkeiten Entfaltungsräume. zur Gruppenbildung etc.) • Mir ist bewusst, dass eine Adäquat ausgestattete Räume und Umfelder für ästhetisch bereicherte Raum Arbeitsgemeinschaften, sportliche Betätigungen gestaltung das Lernen unter- und Freizeit sowohl im Haus als auch im Freien stützt und entsprechend Orte für Ruhezeiten und persönlichen Rückzug Engagement und Pflege braucht. Orte für spirituelle Impulse und sakrale Praxis Nutzung außerschulischer Lernräume 30
D I E E L E M E N T E D E S A F R A - KO N Z E P T S 3.7 Eigenverantwort- liches Lernen HALTUNG PÄDAGOGIK • Ich bin davon überzeugt, dass Einsatz von Formen selbständigen Lernens: die Heterogenität der Lernenden materialgestützte Freiarbeit, konfigurierte verstärkt individuelle und eigen- Lerntableaus auf persönlich zur Verfügung verantwortliche Lernformen zur stehenden iPads Folge haben muss.13 Widerspiegelung der individuellen Lern-Vorliebe • Ich sehe im digital unterstützten in einem vielgestaltigen Lern- und Lernraum Lernen das größte Potential setting („Lernwerkstatt“) innerhalb des Themenkomplexes Individuelle Beratungs- und Fördermöglichkeiten „Digitalisierung an Schulen“. durch eine anwesende Lehrkraft oder eine/n • Ich sehe in der Erziehung zur pädagogische/n Mitarbeiter/in als Lernbegleiter Eigenverantwortung einen Vorhalten von Angeboten zur Begabungs Beitrag zur Demokratieförderung förderung bzw. zur Erweiterung des Wissens über die Schlüsselaspekte Mündigkeit und gesellschaftliche Unterstützte Anreize zur Eigenverantwortung Mitwirkung. durch freie Wahl des Arbeitsplatzes, der Mittel und oft auch des Lerninhaltes Medienpädagogik (insb. digitale Medien) 13 Vgl. die Theorien und Modelle zu „EVA“ bei Klippert, Heinz: Eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen, 5. Aufl., Beltz 2007 31
D I E E L E M E N T E D E S A F R A - KO N Z E P T S 3.8 Pädagogische Teams HALTUNG PÄDAGOGIK • Wir sehen uns als pädagogisches Institutionalisierung des regelmäßigen kollegia- Team aus Lehrkraft und päda len Austausches durch feste Besprechungszeiten gogischer/m Mitarbeiter/in im in geeigneten Räumen auf der Basis einer verläss- engen Austausch. lichen Informationsgrundlage (z.B. digitales Klassenbuch) • Wir sind davon überzeugt, dass die personalintensivere Betreu- Anwesenheit und Mitsprache der/des pädagogi- ung zusätzlich durch die ver- schen Mitarbeiterin/s in den pädagogischen schiedenen professionellen Hin- Konferenzen bzw. Notenkonferenzen zur Optimie- tergründe im Team zum Wohl rung der pädagogischen Einschätzung in diesen des jungen Menschen bereichert Gremien wird. Entwicklung einer Kultur institutionalisierter • Wir glauben, im kollegialen Aus- kollegialer Hospitationen, die innerhalb des tausch und in einer grundsätzli- Kollegiums oder darüber hinaus innerhalb der chen Offenheit für eine Zusam- AFRA-Konzept-Schulen erfolgt menarbeit eine größere Kooperationsmöglichkeiten von Lehrkraft und Wirksamkeit auf allen Ebenen zu pädagogischer/m Mitarbeiter/in bei der Leitung erzielen eines lehrplanunabhängigen Angebots 32
D I E E L E M E N T E D E S A F R A - KO N Z E P T S 3.9 Aufwertung der pädagogischen Mitarbeiter HALTUNG PÄDAGOGIK • Ich sehe mich als pädagogische/r Beteiligung der/des pädagogischen Mitarbeiterin/s Mitarbeiter/in befähigt und in der Übe-Phase der Doppelstunden (60:30- befugt, in Absprache mit der Prinzip) für individuelleBegleitung der Lern Lehrkraft unterrichtlich unter- prozesse und fachliche Unterstützung stützend zu wirken. Beteiligung bei der Erörterung aller Fragen zur • Ich sehe mich als pädagogische/r pädagogischen Unterstützung der Lernenden und Mitarbeiter/in herausgefordert, zu deren Lernverhalten die Persönlichkeitsentwicklung Bei Bedarf Mitwirkung bei Fokus-Gesprächen mit und das Lernverhalten des den Lernenden bzw. den fallweise auch anwesen- Lernenden aus einem anderen den Erziehungsberechtigten beruflichen Blickwinkel als dem des Fachvermittlers zu sehen und Angebote für lernplanunabhängiges Lernen in meine Perspektive einzubringen. Form von Arbeitsgemeinschaften, Projekt gruppen, Initiativen u.ä. • Ich verstehe als pädagogische/r Mitarbeiter/in Schule als Ort Verzahnung der Methoden, Angebote und Studier- für Lernen und Leben in gewohnheiten aus den obligatorischen Ganztagen gleichrangiger Gewichtung. mit den Praktiken im individuell zugebuchten Offenen Ganztag an den verbleibenden Tagen 33
D I E E L E M E N T E D E S A F R A - KO N Z E P T S 3.10 Vernetzung für außer schulische Lern- gelegenheiten HALTUNG PÄDAGOGIK • Ich weiß um den Wert der Lern- Alltagsnahe und vernetzte Berufsorientierung potentiale, die über die Schule Schaffung von Gelegenheiten für soziales Lernen: hinausgehen. Compassion-Projekt • Ich suche Kontakt und Zusam- Kooperationen mit externen Partnern (Partner- menarbeit mit Menschen und schulen, katholische Jugendverbände, Betriebs- Institutionen außerhalb des praktika, Vereine, Unternehmen usw.) Schulkontextes und nutze die sich so bietenden Erfahrungs- Vernetzung mit anderen Schulwerksschulen möglichkeiten. durch übergreifende Projekte (ValueShip – Werte- bildung, TalentWerk – Begabungsförderung, • Ich sehe in den vernetzenden Konzert- und Kulturveranstaltung Best of Schul- Angeboten durch das Schulwerk werk) Augsburg wertvolle Möglich keiten zur Horizonterweiterung. Fahrten und Exkursionen (mit verantwortlicher Mitgestaltung durch die Lernenden) 34
D I E E L E M E N T E D E S A F R A - KO N Z E P T S 3.11 „Weltbegegnung“ als Stunden- planoption HALTUNG PÄDAGOGIK • Ich sehe meine Aufgabe als Lehr- Schaffung eines eigenen Unterrichtsformats person darin, Heranwachsenden unter der Bezeichnung „Weltbegegnung“ mit die Komplexität der Welt situati- der M öglichkeit, auf situationsbezogene Impulse onsbezogen und persönlichkeits- aus der Lerngruppe bzw. zum aktuellen Zeit bildend näherzubringen. geschehen zu reagieren und Partizipation zu ermöglichen • Ich stelle die Vermittlung von Problemlösungskompetenzen Bewusste Gestaltung des Wochenbeginns durch über die fachspezifischen eine alltagsnah konzipierte Einheit zum Aufgreifen Wissensinhalte. der (von Schülerseite) anfallenden Themen der zurückliegenden Tage • Ich begreife die Alltagsnähe von Unterrichtsinhalten als geeigne- Möglichkeit für Einzelgespräche, um über den ten didaktischen Ansatzpunkt Lernprozess und die erbrachten Lernergebnisse für persönlich gestaltete Lern zu geeigneten Zeitpunkten des Schuljahres ins prozesse. Gespräch zu kommen (Fokus-Gespräche) Pointierter Wochenabschluss zur Reflexion der lern- und gruppendynamischen Ereignisse der Schulwoche (Feedback-Kultur) Ermöglichung von bewertungsfreien Räumen im Schulalltag Gelegenheit zur Hinzuziehung von externen Personen, um einen authentischen Einblick in außerschulische Kontexte zu bieten 35
D I E E L E M E N T E D E S A F R A - KO N Z E P T S 3.12 Spielräume bei der Stundenplan- gestaltung HALTUNG PÄDAGOGIK • Ich nehme die entwicklungspsy- Unterricht in Doppelstunden (zumindest in den chologische und biorhythmische Kernfächern) Dimension der Lernenden ernst Binnenrhythmisierung einer Doppelstunde im und berücksichtige dies bei der Zeitschema 60:30 (Inhaltsvermittlung + individu- Gestaltung von Lernprozessen. elle Übungszeit als Äquivalent der entfallenden • Ich weiß um die begrenzte Auf- Hausaufgabe) nahmefähigkeit von Heranwach- Prinzip der Rhythmisierung (Wechsel von Span- senden und lege Wert auf einen nung und Entspannung und in den Sozialformen) Wechsel von gezielter Fokussie- in der Stundenplangestaltung über den Tag und rung, Entspannung und freier entlang der Woche Zeitgestaltung. Ritualisierte und pädagogisch gestaltete Fixpunk- • Ich messe dem Mittagessen als te im Zeitkorsett des Stundenplans zur Schaffung bewusster Tagesetappe und von Sammlungsmomenten und sozialer Reflexion einer Phase der körperlichen (z.B. „Weltbegegnung“, „Morgenkreis“, „Zeit für Aktivität erhöhte Bedeutung zu uns“) und sorge für die entsprechen- den Zeiträume. Vorhalten von Pausen und Rückzugsgelegen heiten für Momente der Stille 36
D I E E L E M E N T E D E S A F R A - KO N Z E P T S 3.13 zusätzliche Lehrerstunden (+ 8 Stunden pro Klasse) HALTUNG PÄDAGOGIK • Ich sehe die professionelle Lehr- Begleitung der institutionalisierten Übungszeiten person als den entscheidenden unmittelbar im Zusammenhang mit der Unter- Faktor für ein erfolgreiches richtsstunde (im Sinne der bisherigen Hausauf Bildungs- und Erziehungs gaben) geschehen.14 Kapazitäten für alle Arten von Differenzierung • Ich begreife mich sowohl in der Nutzung aller Möglichkeiten für direktes und Rolle des Vermittlers als auch in individuelles Feedback zu Unterrichtsinhalten der des Lernbegleiters für im Lern- und zum Lernverhalten mit der Möglichkeit für prozess befindliche Individuen. selbstregulatorische Hinweise • Ich bin bereit, als Ansprech Regelmäßige Fokus-Gespräche für formative partner für Schülerpersönlichkei- Evaluation des individuellen Lernprozesses auf ten in den sie betreffenden der Basis eines digitalen Lerntagebuchs Fragen zur Verfügung zu stehen. Erweiterung der Aufgaben und Einsatzmöglich • Ich sehe in von mir eingebrach- keiten von Lehrpersonen über das unterrichtliche ten überfachlichen Angeboten Geschehen hinaus auf diverse auch selbst eine Chance für Bildungsimpulse gestaltete Aktionsfelder für Lernende, einen Beitrag zur Bereicherung des Schullebens Schaffung von pädagogischen Angeboten für und eine Möglichkeit zur eigenen Heranwachsende zur Erfahrung von Selbst Entfaltung. wirksamkeit und Eigenverantwortung 14 siehe zur Rolle der Lehrperson J. Hattie, Visible Learning und vor allem die Schriften von Prof. Dr. K. Zierer („Kenne deinen Einfluss!“, 3. Aufl., Balt- mannsweiler 2018, „Visible Learning. Auf den Punkt gebracht“, Baltmannsweiler 2018) 37
D I E U M S E T Z U N G D E S A F R A - KO N Z E P T S 4. DIE UMSETZUNG DES AFRA-KONZEPTS AN DER SCHULE Besonders im Bereich der Digitalisierung ist hierbei mit großem und agilem Reaktions bedarf zu rechnen. Deshalb bietet das AFRA-Konzept an vielen Stellen Spielräume A) MODELL UND für Anpassungen und Erweiterungen, die im REALISIERUNG VOR ORT Abgleich mit dem Schulprofil der Einzel schule und unter Wahrung der Kernsubstanz Das AFRA-Konzept versteht sich als dynami- des Konzepts gestaltet werden sollen. sches Modell. Damit wird ausgedrückt, dass somit nichts Starres oder ein für alle Mal Fest- Insgesamt zeichnen sich damit die AFRA- gelegtes vorgelegt wird, sondern eher ein Konzept-Schulen im Schulwerk Augsburg Rahmenplan gesetzt ist, der sich wie ein untereinander sowie auch im Verbund lebendiger Organismus anzupassen weiß und mit den anderen Schulen unter diesem sich gerade in der Auseinandersetzung mit Trägerdach durch Vielgestaltigkeit bei den sich verändernden Gegebenheiten als gleichzeitiger Einheit aus. stark und beständig beweist. Bewusst wird berücksichtigt, dass die Schulen im B) SCHULARTEN Schulwerk der Diözese Augsburg zum Großteil noch die historische Prägung durch die Orden in Die maßgebliche Schulart bei der Erarbeitung sich tragen, die die einzelne Schule über lange des AFRA-Konzepts war die bayerische Jahre in ihrer Obhut hatten. Diese verschiedenen Realschule und damit ist es auf diese Schulart monastischen Quellen werden als Reichtum ausgerichtet. begriffen, der sich auf die konkrete Ausformung des AFRA-Konzepts auswirken und je nach Ort Das bedeutet aber durchaus, dass Gymnasien und Geschichte zu unverwechselbaren Akzentuie- sich aufgerufen fühlen dürfen, das Konzept rungen der Konzeptvorgaben führen wird. bzw. große Teile davon auf ihre Schulart zu übertragen. In den strukturellen und hal- Darüber hinaus atmen alle Schulen die Luft der tungsbezogenen Grundzügen ist das Modell gesellschaftlichen Realität und sollen so seismo- völlig schulartenunabhängig aufgestellt, graphisch auf Veränderungen und aktuelle Ent- sodass auch weitere Schularten hier eine wicklungen reagieren, damit die unter ihrem Dach wertvolle Grundlage finden werden, um ihre ausgebildeten jungen Menschen optimal Schule zu profilieren und durch konzeptionel- gerüstet die jeweilige Realität jenseits der le Eigenleistung dazu beitragen mögen, dass Schule mitgestalten können. das AFRA-Konzept Kreise zieht. 39
Sie können auch lesen