Stoffkreisläufe in Hessen - Praxisbeispiele und Potenziale - Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung ...
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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung www.hessen-umwelttech.de Stoffkreisläufe in Hessen — Praxisbeispiele und Potenziale
Stoffkreisläufe in Hessen — Praxisbeispiele und Potenziale Band 16 der Schriftenreihe der Technologielinie Hessen-Umwelttech
4 impressum Inhalt 5 Inhalt Vorwort 7 1 Hessen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft 8 1.1 Stoffkreisläufe schlieSSen — wieso eigentlich? 8 IMPRESSUM 1.2 Politische Rahmenbedingungen — Europa, Deutschland und Hessen 9 1.3 Abfallaufkommen in Hessen 10 Stoffkreisläufe in Hessen — 1.4 Status Quo Abfallverwertung 12 Praxisbeispiele und Potenziale 1.5 Ökonomische Potenziale der Kreislaufwirtschaft in Hessen 13 Eine Veröffentlichung im Rahmen der Schriftenreihe der Technologielinie Hessen-Umwelttech des 2 Ansatzpunkte für die Praxis 14 Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, 2.1 Hemmnisse und Rahmenbedingungen 14 Verkehr und Landesentwicklung 2.2 Konkrete Umsetzung im Unternehmen 14 Herausgeber: 20 3 Fallbeispiele aus der Praxis Hessen Trade & Invest GmbH Konradinerallee 9 Gruppe 1: Bau- und Abbruchabfälle, Sand 21 D-65189 Wiesbaden Innovative Sandaufbereitung in der Aluminiumgießerei 21 Telefon 0611 95017 - 85, Fax - 8620 Einsatz von Recycling-Beton 22 www.htai.de Herstellung von Recycling-Beton 23 Gewinnung von hochwertigem Gipspulver aus Bauabfällen 24 Erstellt von: Bildnachweis / Copyright: Gruppe 2: Chemie, Papier, Holz 25 S. 21 FMF Media Streichfarbenrückgewinnung in der Papierherstellung 25 S. 22 Getty Images Durch Sauerstoffeintrag optimierte thermische Spaltung von Altschwefelsäuren 26 Henning Wilts, Susanne Fischer, Lukas Schäfer, S. 23 Getty Images Holzwerkstoffrecycling durch thermohydrolytische Spaltung 27 Max Rehberger, Michael Hiete S. 24 Getty Images S. 25 Getty Images Gruppe 3: metalle 28 S. 26 Getty Images Optimierung der Separation von Bauteilen und Materialien aus Altfahrzeugen 28 Redaktion: S. 27 Getty Images Rückgewinnung von Indium 29 Hessen Trade & Invest GmbH S. 28 Getty Images Remanufacturing von Autobatterien 30 Dagmar Dittrich, Dr. Felix Kaup S. 29 Bycze Studio, iStock, Thinkstock Rückgewinnung feinkörniger Nichteisen-Metallphasen aus Schreddersanden 31 Technologielinie Hessen-Umwelttech S. 30 SherriMDuncan, iStock, Thinkstock Saure Entzinkung von Stahlschrotten 32 www.hessen-umwelttech.de S. 31 iStock Hochspannungs-Fragmentationsverfahren zur Metallrückgewinnung aus MVA-Aschen 33 S. 32 Michael Ritthoff Vollständiges Recycling von Bleiakkumulatoren 34 © Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie S. 33 marcobir, iStock, Thinkstock Aufbereitung von Aluminium-Altschrotten mittels Röntgentransmission und pneumatischer Sortierung 35 Verkehr und Landesentwicklung S. 34 Getty Images Kaiser-Friedrich-Ring 75 S. 35 Getty Images Gruppe 4: Kunststoffe 36 D-65185 Wiesbaden S. 36 Getty Images Aufbereitung von Folien aus Kunststoffabfällen 36 www.wirtschaft.hessen.de S. 37 fotolia Hochwertiges Recycling von PU-Reststoffen 37 S. 38 hroe, iStock, Thinkstock Gewinnung von Sekundärkunststoffen mittels Adhäsionstrennverfahren 38 Vervielfältigung und Nachdruck – auch auszugsweise – S. 39 Photodisc Recycling von PET-Lebensmittelverpackungen 39 nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung. S. 40 Jupiterimages, photos.com, Thinkstock Verwendung von Mikroemulsion zur Auftrennung von Verbundmaterialien 40 S. 41 sspopov, iStock, Thinkstock Druck: S. 42 Getty Images Gruppe 5: Organik, Abwasser, Sonstiges 41 Druckerei Lokay e. K., Reinheim S. 43 antikainen, iStock, Thinkstock Effizientere Prozesswasserführung in der Pulverbeschichtung mit nasschemischer Vorbehandlung 41 S. 44 Epitavi, iStock, Thinkstock Wertstoffrecycling bei der Abwasserbehandlung in der Keramikindustrie 42 Gestaltung: S. 45 EMa-Ke, iStock, Thinkstock Ash-Dec-Verfahren zum Phosphorrecycling 43 NONMODO Designagentur UG (hb) & Co. KG MÄRZ 2016 Gruppe 6: Substitution durch biobasierte Stoffe 44 Biopolyamide als Substitution mineralölbasierter Polyamide in Hochleistungsanwendungen 44 Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit Wirtschaftlicher Einsatz biologisch abbaubarer Hydrauliköle als Ersatz von Mineralölen 45 und Genauigkeit der Angaben sowie die Beachtung privater Rechte Dritter. 4 Anhang 46 4.1 Netzwerke, Programme und Fördermöglichkeiten 46 4.2 Die Technologielinie Hessen-Umwelttech und Hessen-PIUS 48
vorwort 7 Vorwort Jede Volkswirtschaft ist auf Rohstoffe angewiesen. Deren Ausbeutung ist meist mit erheblichen Umweltbelastungen verbunden und wird zudem immer aufwendiger und t eurer, da die natürlichen Vorkommen begrenzt sind. Kurz- und mittelfristige Preisschwankungen, wie sie a ktuell beim Rohöl zu beobachten sind, dürfen über diese Entwicklung nicht hinwegtäuschen. Sie zeigen vielmehr, wie abhängig unsere Wirtschaft von strategischenEntscheidungen un- terschiedlichster Akteure der globalen Märkte ist. Rohstoffkreisläufe sind eine aussichtsreiche Möglichkeit, diese Abhängigkeiten zu reduzieren, Kosten zu sparen und gleichzeitig die Umwelt zu schonen. Die vorlie- gende Broschüre gibt einen Überblick über innovative Technologien und Verfahren, Primär- durch Sekundär rohstoffe zu ersetzen. Die Auswahl basiert auf einem Screening aktueller Forschungsprojekte und Fachpubli- kationen. Sie umfasst Beispiele, die bereits eine deutliche Anwendungsreife erkennen lassen und zudem von hoher Relevanz für die in Hessen wichtigen Industriezweige wie Automobilindustrie und Chemie sind. Natürlich informiert die Broschüre auch über Ansatzpunkte für die Umsetzung in die betriebliche Praxis und über spezielle Beratung zur Ressourceneffizienz. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Tarek Al-Wazir Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung
8 Hessen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft Hessen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft 9 1 Hessen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft 1.1 Stoffkreisläufe schlieSSen — wieso eigentlich? 1.2 Politische Rahmenbedingungen — Europa, Deutschland und Hessen Die Schließung von Stoffkreisläufen steht hoch wie nie auf der politischen Agenda: Angesichts schwankender und Auf europäischer Ebene setzt der Fahrplan für ein Dieser auf europäischer und nationaler Ebene ange absehbar steigender Rohstoffkosten und vermehrter Unsicherheiten über die Versorgung der Industrie mit Rohstoffen ressourceneffizientes Europa das ehrgeizige Ziel, bis stoßene Prozess der Schließung von Stoffkreisläufen wird die umfassende Transformation der Abfallwirtschaft zu einer Kreislaufwirtschaft zunehmend als Schlüssel für zum Jahr 2020 sämtliche Abfälle als Ressource zu be- wird in Hessen bereits seit vielen Jahren verfolgt und zukunftsfähiges und erfolgreiches Wirtschaften gesehen. Unternehmerische Gewinne in der Kreislaufwirtschaft werden trachten und sie damit in der wirtschaftlich sinnvollsten stärkt damitdie „Weiterentwicklung der Abfallwirt- dabei vor allem durch die Reduzierung von Materialkosten erwirtschaftet, die sich durch die Erschließung sekundärer Weise wiederin den Produktionsprozess zurückzuführen. schaft hin zu einer versorgungsorientierten Rohstoffwirt- Rohstoffquellen ergibt. Das 2014 veröffentlichte „Zero Waste“-Programm der schaft, die einen wichtigen Beitrag zur Sicherstellung Europäischen Kommission betont dabei die Beiträge zu der Ressourcen versorgung leistet“4. Einen wichtigen einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum, die sich aus Beitrag zu dieser Entwicklung leistete unter anderem einem Abschied von linearen Systemen des Produzie- die 2011 abgeschlossene Erstellung einer Ressourcen- rens, Nutzens, Wegwerfens ergeben könnten.1 Recycling strategie für Hessen unter besonderer Berücksichti- wurde auch in der Lead Market Initiative von der Euro gung von Sekundärrohstoffen. Dort wurden, aufbauend päischen Kommission als einer von sechs Leitmärkten mit auf einer detaillierten Analyse der bedeutendsten Rohstoffe großem Wachstumspotenzial identifiziert. Die aktuelle Wirtschaftszweigein Hessen hinsichtlich der Wirtschafts- Design Diskussion um das Kreislaufwirtschaftspaket der Euro leistung und des Rohstoffbedarfs, verfügbare Quellen für päischen Kommission verdeutlicht das Ziel, abfallwirt- Sekundärrohstoffe identifiziert.5 schaftliche Fragestellungen sowohl upstream stärker in Herstellung den Designprozess zu integrieren – durch recycling- oder Auch der 2015 aktualisierte Abfallwirtschaftsplan für Wiederherstellung reparaturfreundliches Design – als auch downstream essen verweist explizit auf den bevorstehenden Wandel H Recycling so zu gestalten, dass Abfallwirtschaft nicht nur Entsor- von der Abfall- zur Kreislaufwirtschaft: „Nachdem es gungssicherheit gewährleistet, sondern insbesondere zur in den letzten Jahrzehnten gelungen ist, die Abfallent Gewinnung von Sekundärrohstoffen beiträgt. sorgung in Hessen sicherzustellen, kommt es nun daraufan, die Kreislaufwirtschaft ressourcen schonend Vertrieb Auch in Deutschland wurde mit dem Kreislaufwirt- weiterzuentwickeln.“6 Um die Abfallwirtschaft in die Roh- Restabfall schaftsgesetz (KrWG) ein deutlich stärkerer Fokus auf die stoffwirtschaft zu integrieren, wird die Notwendigkeit Schließungvon Stoffkreisläufen gesetzt. Ambitionierte gesehen, die erfassten Abfälle mit vertretbarem Kosten- Verwendung Recyclingquoten für einzelne Abfallströme wie Sied- aufwand zu qualitativ hochwertigen Sekundärrohstoffen Sammlung Wiederverwendung Reparatur lungsabfälle sowie Bau- und Abbruchabfälle führen zu aufzubereitenund auf dem Rohstoffmarkt zu wettbe- einer gesteigerten Verfügbarkeit von Sekundärrohstoffen, werbsfähigen Preisen anzubieten. umfassende Getrennthaltungspflichten steigern deren Qualität. Im KrWG wurden wie von der EU-Abfallrahmen- In Hessen setzt insbesondere das Ausführungsgesetz Abbildung 1: Konzeptionelle Darstellung einer Kreislaufwirtschaft richtlinie vorgesehen die Grundlagen für das 2013 von der zum Kreislaufwirtschaftsgesetz (HAKrWG) bereits aus- Bundesregierung verabschiedete nationale Abfallvermei- drücklich auf den Wandel zur Kreislaufwirtschaft und dungsprogramm gelegt, das zahlreiche Ansätze zur Schlie- verpflichtet unter anderem in § 7 die öffentliche Hand, Vor diesem Hintergrund stellt diese Broschüre Ansätze zur ßung betriebsinterner Kreisläufe enthält, wenn dadurch die bei der Gestaltung von Arbeitsabläufen, der Beschaffung Nach von McKinsey und der Ellen MacArthur Foundation Schließung von Stoffkreisläufen dar, die zur Senkung von Entstehung von Abfällen vermieden oder verringert wird. oder Verwendung von Material und Gebrauchsgütern, entwickelten Szenarien könnten die durch die Etablie- Materialkosten und zur Stärkung der Wettbewerbsfähig- bei Bauvorhaben und bei der Erteilung von Aufträgen rung von zirkulären Wirtschaftsstrukturen erzielbaren keit hessischer Unternehmen beitragen können. Ausge- Ein zweiter Schwerpunkt auf die Schließung von Stoff- zur Förderung der Kreislaufwirtschaft einzugreifen. Dies jährlichen Netto-Materialkosteneinsparungen im europä- hend von einer Analyse des Status quo in Hessen werden kreisläufen wurde durch das deutsche Ressourceneffi- erfolgt, indem Erzeugnissen der Vorzug zu geben ist, die ischen verarbeitenden Gewerbe circa 500 Milliarden Euro konkrete Beispiele vorgestellt, in denen die Kreislaufwirt- zienzprogramm (ProgRess) gesetzt, das darauf abzielt, betragen, was in etwa 19 bis 23 Prozent der gesamten schaft bereits zum Geschäftsmodell entwickelt wurde. In durch eine Steigerung der Ressourceneffizienz Umwelt- e mit Rohstoff schonenden oder abfallarmen Produk- Inputkosten beziehungsweise einer Steigerung des EU- Kapitel 2 stellt die Broschüre zudem Instrumente vor, die belastungen zu begrenzen, die Wettbewerbsfähigkeit tionsverfahren hergestellt, Bruttoinlandprodukts um bis zu 3,9 Prozent entspräche. Unternehmen bei der Identifikation kreislaufwirtschaftlicher der deutschen Wirtschaft zu stärken, neue Arbeitsplätze e durch Vorbereitung zur Wiederverwendung oder Potenziale in ihren Betrieben unterstützen sollen. zu schaffen und nachhaltig Beschäftigung zu sichern. durch Recycling aus Abfällen hergestellt worden Als einer der wesentlichen Ansatzpunkte wird dabei der sind, Ausbau einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft e langlebig und reparaturfreundlich sind, genannt.2 Außer auf die abfallwirtschaftlichen Akteure e im Vergleich zu anderen Erzeugnissen zu weniger zielt ProgRess dabei durch die Stärkung der erweiter- oder schadstoffärmeren Abfällen führen oder ten Herstellerverantwortung auch auf die Produzenten: e sich nach Gebrauch in besonderem Maße zur um- „Demnach sind zur Erfüllung der Produktverantwortung weltverträglichen, insbesondere energiesparenden Erzeugnisse möglichst so zu gestalten, dass bei deren Wiederverwendung oder zum Recycling eignen, so- Herstellung und Gebrauch das Entstehen von Abfällen fern diese Maßnahmen keine unzumutbaren Mehr- vermindert wird.“3 kosten verursachen. 1 Europäische Kommission (Hrsg.) (2014): Towards a circular economy. A zero waste programme for Europe. 2 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (Hrsg.) (2015): Deutsches Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess). Programm zur nachhaltigen Nutzung und zum Schutz der natürlichen Ressourcen, S. 48. 3 Ebd., S. 50. 4 Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hrsg.) (2015): Abfallwirtschaftsplan Hessen. Siedlungsabfälle und Industrielle Abfälle, S. 5. 5 ATZ Entwicklungszentrum und Technische Universität München, Lehrstuhl für Rohstoff- und Energietechnologie (2011): Ressourcenstrategie für Hessenunter besonderer Berücksichtigung von Sekundärrohstoffen. Abschlussbericht für das Hessische Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz. 6 Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hrsg.) (2015): Abfallwirtschaftsplan Hessen. Siedlungsabfälle und Industrielle Abfälle, Vorwort.
10 Hessen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft Hessen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft 11 1.3 Abfallaufkommen in Hessen BUND HESSEN Vergleich mit wirtschaftlicher Quelle a) Quelle b) Gewichtung der hessischen Hessischer Anteil des deut- Erfolgreiche Abkopplung vom Wirtschaftswachstum Erzeugte Abfallmenge Erzeugte Abfallmenge (Mehrfachnennungen Wirtschaft, Quelle c) Befragte Betriebe Befragte Betriebe Betrachtet man die Entwicklung des Abfallaufkommens 4,5 schen BIP 2010 im letzten Jahrzehnt, so zeigt sich deutlich, dass Hessen WZ 4,0 Wirtschaftszweig, Abfallkapitel EAV bereits früh erste erfolgreiche Schritte in Richtung einer 3,5 möglich) Kreislaufwirtschaft unternommen hat und das Abfall 3,0 aufkommen von der wirtschaftlichen Entwicklung ent 2,5 koppeln konnte. Diese Entkopplung wird unter anderem 2,0 Anzahl 1.000 t Anzahl Tonnen 8,8 % in der Abfallrahmenrichtlinie (Artikel 29) als zentrales Ziel der Abfallwirtschaft benannt. 1,5 Abfälle, die beim Aufsuchen, Ausbeuten und Gewinnen 01 sowie bei der physikalischen und chemischen Behandlung 110 1.820 5 4.105 3 % 1,0 von Bodenschätzen entstehen Die folgende Abbildung zeigt das Verhältnis des 0,5 Abfälle aus Landwirtschaft, Gartenbau, Teichwirtschaft, Gesamtabfallaufkommens in Hessen im Zeitraum 2003 0,0 02 Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei sowie der Herstellung 3.215 5.956 205 83.961 16 % bis 2013 zum hessischen Bruttosozialprodukt. Das 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 und Verarbeitung von Nahrungsmitteln Gesamtabfallaufkommen konnte bereits um zehn Prozent auf circa 5,7 Millionen Tonnen reduziert werden, in der Abbildung 3: Gewerbeabfälle in Relation zum preisbereinigten Abfälle aus der Holzbearbeitung und der Herstellung von 03 1.448 9.228 67 261.835 32 % Platten, Möbeln, Zellstoffen, Papier und Pappe gleichen Zeit konnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um BIP. Eigene Berechnungen auf Basis der hessischen Abfallmen- fast 17 Prozent gesteigert werden.7 genbilanz9 04 Abfälle aus der Leder-, Pelz- und Textilindustrie 481 158 20 2.660 19 % Abfälle aus der Erdölraffination, Erdgasreinigung und 05 157 50 2 10 0% 32 Kohlepyrolyse 31 Relevante Abfallströme 06 Abfälle aus anorganisch-chemischen Prozessen 2.136 716 104 31.040 49 % 30 07 Abfälle aus organisch-chemischen Prozessen 4.744 2.025 288 215.554 121 % 29 Mit Blick auf die Identifikation von Potenzialen zur Schließungvon Stoffkreisläufen in Hessen stellt sich Abfälle aus HZVA von Beschichtungen (Farben, Lacke, 28 08 6.403 275 394 10.195 42 % Email), Klebstoffen, Dichtmassen und Druckfarben 27 insbesondere die Frage, in welchen Wirtschaftszwei- 26 gen überhaupt relevante Abfallmengen anfallen. Die 09 Abfälle aus der fotografischen Industrie 1.205 23 87 1.144 57 % 25 folgende Tabelle umfasst das Abfallaufkommen auf 10 Abfälle aus thermischen Prozessen 1.998 15.584 124 643.021 47 % Bundes- und Landesebene, untergliedert nach den 20 Abfälle aus der chemischen Oberflächenbearbeitung und 24 Wirtschaftszweigen des Europäischen Abfallverzeichnis- 11 Beschichtung von Metallen und anderen Werkstoffen; 2.179 580 119 35.130 69 % 23 ses (EAV). Die Aufstellung zeigt, dass die größten Ab- Nichteisen-Hydrometallurgie 22 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 fallmengen im Bereich der Bau- und Abbruchabfälle, der Abfälle aus Prozessen der mechanischen Formgebung thermischen Verwertung sowie der haushaltsähnlichen 12 sowie der physikalischen und mechanischen Ober 7.403 5.654 422 190.190 38 % Abbildung 2: Abfallaufkommen in Relation zum preisbereinigten Gewerbeabfälle anfallen. flächenbearbeitung von Metallen und Kunststoffen BIP. Eigene Berechnungen auf Basis der hessischen Abfallmen- Ölabfälle und Abfälle aus flüssigen Brennstoffen (außer genbilanz8 Die verschiedenen Spalten vergleichen die Abfallinten- 13 8.474 351 545 21.899 71 % Speiseölen und Ölabfällen, die unter 05, 12 und 19 fallen) sität in Hessen mit dem bundesdeutschen Durchschnitt. Abfälle aus organischen Lösemitteln, Kühlmitteln und Dabei zeigt sich, dass Hessen bereits seit langem und 14 Treibgasen (außer 07 und 08) 3.707 52 304 2.134 46 % Betrachtet man die Entwicklung alleine der Abfälle intensiv an der Schließung von Stoffkreisläufen und Verpackungsabfall, Aufsaugmassen, Wischtücher, 15 16.934 3.491 1.120 257.896 84 % aus Haushalten und Kleingewerbe (hier berechnet als der Vermeidung von Abfällen gearbeitet hat. Von den Filtermaterialien und Schutzkleidung (a. n. g.) Summeaus Hausmüll, Bioabfällen, Sperrmüll und separat 20 untersuchten Wirtschaftszweigen und den zugehörigen 16 Abfälle, die nicht anderswo im Verzeichnis aufgeführt sind 7.963 975 585 207.930 242 % erfasstenWertstoffen), so zeigte sich in den vergange- Abfallkapiteln zeigen nur zwei eine erhöhte Abfallinten- nen Jahren dagegen kein deutlicher Trend zur Reduktion sität auf: Abfälle aus organisch-chemischen Prozessen Bau- und Abbruchabfälle (einschließlich Aushub von 17 9.153 10.662 621 881.054 94 % verunreinigten Standorten) des Abfallaufkommens pro Kopf. Von 2004 bis 2014 lag sowie sonstige Abfälle, deren Aufkommen aber nur Abfälle aus der humanmedizinischen oder tierärztlichen der Mittelwert des jährlichen Abfallaufkommens bei 208.000 Tonnen beträgt.10 In allen anderen Bereichen ver- Versorgung und Forschung (ohne Küchen- und Restaurant 18 1.061 251 93 17.855 81 % 458 Kilogramm pro Kopf, in diesem Zeitraum gab es ursachen die Wirtschaftsakteure und Haushalte in Hessen abfälle, die nicht aus der unmittelbaren Krankenpflege Steigerungen und Reduktionen von maximal zehn Kilo- pro Euro Wertschöpfung teilweise deutlich w eniger stammen) gramm pro Kopf. Erfreulich ist dagegen die Entwicklung Abfall als im Bundesdurchschnitt. Für den Bereich der Abfälle aus Abfallbehandlungsanlagen, öffentlichen Ab- wasserbehandlungsanlagen sowie der Aufbereitung von der Gewerbeabfälle, für die die Abfallintensität bereits Bergbauabfälle sind hierfür sicherlich auch geologische 19 Wasser für den menschlichen Gebrauch und Wasser für 2.440 3.037 176 164.934 62 % deutlich reduziert werden konnte, wie in Abbildung 3 zu Besonderheiten zu berücksichtigen, in vielen anderen Be- industrielle Zwecke sehen ist. reichen können diese Werte als Indikator für die Effizienz Siedlungsabfälle (Haushaltsabfälle und ähnliche gewerbli- von Produktionsprozessen angesehen werden. 20 che und industrielle Abfälle sowie Abfälle aus Einrichtun- 19.136 4.440 1.215 368.524 94 % gen) einschließlich getrennt gesammelter Fraktionen Tabelle 1: Vergleich der Abfallerzeugung zwischen Bund und Hessen im Jahr 2010 7 Statista – das Statistikportal: Bruttoinlandsprodukt von Hessen von 1970 bis 2014 (in Millionen Euro). Quellen: a) Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2012): Umwelt – Erhebung über die Abfallerzeugung 2010. Ergebnisbericht, Blatt Abfallkapitel, S. 24; b) 8 Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Abfallmengenbilanzen der Jahre 2010 bis 2013; Hessisches Statistische Berichte. Abfallerzeugung in Hessen 2010. Q II 9 - 4j/10, Blatt T-1; c) Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder, Stand 2014 Landesamt für Umwelt und Geologie: Abfallmengenbilanzen der Jahre 2001 bis 2008. 9 Ebd. 10 Die Daten der Abfallerzeugung auf Bundesebene und in Hessen stammen von befragten Unternehmen. Die Daten spiegeln daher nicht den tatsäch- lichen absoluten Wert der Abfallentstehung wider, sondern geben eher einen Eindruck zur Abfallintensität der einzelnen Wirtschaftszweige.
12 Hessen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft Hessen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft 13 1.4 Status Quo Abfallverwertung 1.5 Ökonomische Potenziale der Kreislaufwirtschaft in Hessen Für die in Hessen entstehenden Abfälle steht bereits Siedlungsabfälle, wie zum Beispiel Hausmüll, aber Die ökonomischen Potenziale geschlossener Stoffkreis- Unter Berücksichtigung von Selbsteinschätzungen der ein hochwertiges Netzwerk abfallwirtschaftlicher Infra- auch geeignete hausmüllähnliche Gewerbeab fälle, läufe in Hessen ergeben sich aus abfallwirtschaftlichen Industrie bezüglich aktuell bestehender und nicht aus- strukturen zur Verfügung. Den wichtigsten Beitrag zur produktionsspezi fische Abfälle sowie Anteile der Tätigkeiten im Rahmen von externen Kreisläufen einer- geschöpfter Materialeffizienzpotenziale15 können die Gewährleistung der Entsorgungssicherheit leisten da- Sperrmüllfraktion behan delt und zur energetischen seits und internen Kreisläufen in Unternehmen durch ver- in Hessen angenommenen jährlichen Materialeinspar bei die vier Müllheizkraftwerke in Darmstadt, Kassel, Nutzung als Ersatzbrennstoff aufbereitet. Zusätzlich besserte Material- und Ressourceneffizienz andererseits. potenziale mit circa drei Milliarden Euro beziffert Offenbach und Frankfurt-Nordweststadt mit einer sind in Hessen insgesamt 20 Bioabfallkompostierungs werden. Die höchsten Einsparungen können in der Gesamtkapazität von 1.162.600 Tonnen pro Jahr für die anlagen mit einer genehmigten Jahreskapazität von Externe Kreisläufe materialverbrauchs- und kostenintensiven Herstellung energetische Verwertung von Siedlungsabfällen. Eine 297.485 Tonnen sowieweitere zehn Grünabfall von Kraftwagen und Kraftwagenteilen (590 Millionen auch im Bundesvergleich wichtige Rolle spielen die fünf kompostierungsanlagen zugelassen. Kreislaufwirtschaft gilt – neben Energieeffizienz, erneuer Euro) sowie der Produktion von chemischen Erzeug Anlagen zur Energieerzeugung aus Ersatzbrenn stoffen baren Energien, Ressourceneffizienz, Mobilität und nissen (420 Millionen Euro) erzielt werden. (EBS) mit einer genehmigten Gesamtkapazität von Neben diesen Großanlagen wird in Hessen eine Vielzahl Wasser – als einer der zentralen GreenTech-Leitmärkte 1.363.100 Tonnen pro Jahr in Witzenhausen, K orbach, an Abfallbehandlungsanlagen für Kleinstmengen oder in Deutschland, die sich nicht nur durch expansive Heringen, Frankfurt und Gießen, in denen sowohl auf- spezielle Abfälle betrieben, zum Beispiel im Bereich der Entwicklung der Marktvolumina, sondern auch durch Setzt man die absolut erzielbaren Einsparungen ins bereitete Abfälle aus Haushalten als auch industrielle Vorbehandlung und Verwertung von Elektroaltge räten. einen wachsenden Beitrag zur Wirtschaftsleistung aus- erhältnis zur Anzahl der Betriebe, die in dem jeweiligen V Abfälle verwertet werden und die beispielsweise im Fall Einen weitgehend separaten Bereich bilden Anlagen zur zeichnen. Auf Bundesebene lag der GreenTech-Anteil am Wirtschaftszweig existieren, sind die größten Einsparun- der Anlage im Industriepark Höchst die umliegenden Behandlung industrieller Abfälle, insbesondere der in Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2013 bei 13 Prozent.12 gen ebenfalls bei der Herstellung von Kraftwagen und Unternehmen nicht nur mit Strom, sondern auch mit hessischen Industriebetrieben anfallenden g efährlichen Kraftwagenteilen zu vermuten. Betrachtet man die Anzahl Wärme und Prozessdampf versorgen. Darüber hinaus Abfälle. Das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, der in einer Branche Beschäftigten, so ergeben sich mit werden in Hessen derzeit sechs Biomasse(-Heiz)-Kraft- Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) angegebene 20.000 Euro Einsparungen je Beschäftigten die deutlich werke mit einer Kapazität von circa 0,5 Millionen Tonnen Mit dieser abfalltechnischen Infrastruktur erreicht Hessen Marktvolumen auf Bundesebene der in dieser Studie größten Einsparpotenziale im Bereich der Metallerzeu- pro Jahr betrieben.11 bereits beeindruckende Verwertungsquoten. Mit Blick auf betrachteten Stoffströme kann anteilig vom Bruttoin- gung und -bearbeitung. sämtliche Siedlungsabfälle wurde im Jahr 2013 insgesamt landsprodukt für Hessen – ausgehend von der Annahme Neben der energetischen Verwertung sind in Hessen eine Recyclingquote von 60,5 Prozent erreicht. Allerdings einer Gleichverteilung in Deutschland – im Jahr 2013 In jeder einzelnen der betrachteten Branchen wäre eine derzeit vier Anlagen zur mechanischen Behandlung ist für verschiedene Abfallströme ein hoher und in den (8,6 Prozent) zu nachfolgendem Marktvolumen herunter Umsatzsteigerung von mindestens 15 Prozent nötig, von gemischten Siedlungsabfällen in Betrieb, in denen vergangenen Jahren weiter gestiegener Anteil sonstiger gerechnet werden.Diese Zahlen sind Schätzwerte. Es ist um denselben Effekt auf die Umsatzrendite zu erhalten, Eisen- und verschiedene Nichteisenmetalle aussor- Verwertung zu erkennen, also im Wesentlichen thermi- anzunehmen, dass durch die hohe Innovationskraft und wie dies durch eine Realisierung des geschätzten mitt- tiert werden. In diesen Anlagen werden vermischte sche Verwertung in Form von Abfallverbrennung. Expertise hessischer Unternehmen die realen Zahlen leren Materialeinsparpotenzials möglich wäre. Dabei noch höher ausfallen können. repräsentieren diese 15 Prozent jedoch nur den unteren Schwellenwert, denn im Mittel bewegt sich die n ötige Marktvolumen für die hessische Umsatzrenditesteigerung im Bereich von 60 bis 80 Pro- GreenTech-Wirtschaft: zent. Besonders groß scheint die Hebelwirkung bei der Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen zu sein: e Nachhaltige Wasserwirtschaft: 4,6 Milliarden Euro Es wäre eine 196-prozentige Steigerung des Umsatzes notwendig, damit Unternehmen dieser Branche eine so e Rohstoff- und Materialeffizienz: 4,2 Milliarden Euro hohe Umsatzrenditeverbesserung erzielen könnten, wie sie durch pure Materialkosteneinsparungen (in Höhe von e Kreislaufwirtschaft: 1,5 Milliarden Euro sieben Prozent) erzielbar wäre. Diese enorme Höhe ergibt sich vor allem durch die sehr niedrige durchschnittliche Umsatzrendite beziehungsweise die niedrigen Gewinne, die in dieser Branche in den letzten Jahren erwirtschaftet Interne Kreisläufe worden sind. Eine andere Perspektive stellt die Betrachtung von Auch wenn einzelne Branchen durch vergleichsweise Material- und Ressourceneffizienzpotenzialen innerhalb niedrige absolute Materialeinsparpotenziale gekenn- der Unternehmen dar, wobei die Schließung von Stoff- zeichnet sind, können Materialkostenreduzierungen die kreisläufen einen der zentralen Ansatzpunkte darstellt. Die Wirtschaftlichkeit der betreffenden Branchen enorm Kosten, die hessische Unternehmen des verarbeitenden steigern. Gewerbes für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe im Jahr 2013 aufwenden mussten, können auf circa 47,4 Milliarden Euro geschätzt werden. Basis hierfür bieten Informationen zu deutschlandweiten branchenspezifischen Material- verbrauchskosten und Bruttoproduktionswerten13 sowie hessischen branchenspezifischen Gesamtumsätzen14. 11 Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hrsg.) (2015): Abfallwirtschaftsplan Hessen. Siedlungsabfälle 12 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (Hrsg.) (2014): GreenTech made in Germany 4.0. Umwelttechnologie-Atlas für und Industrielle Abfälle, S. 49. Deutschland, S. 9. 13 Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2015): Produzierendes Gewerbe, Kostenstruktur der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes sowie des Berg- baus und der Gewinnung von Steinen und Erden 2013. 14 Hessisches Statistisches Landesamt (StatistikHessen) (2014). Verarbeitendes Gewerbe in Hessen 2013 (Betriebe mit im Allgemeinen 20 und mehr Beschäftigten). StatistikHessen, Statistische Berichte. 15 Schröter, M.; Lerch, Chr.; Jäger, A. (2011): Materialeffizienz in der Produktion: Einsparpotenziale und Verbreitung von Konzepten zur Materialeinspa- rung im Verarbeitenden Gewerbe, Karlsruhe.
14 Ansatzpunkte für die Praxis Ansatzpunkte für die Praxis 15 2 Ansatzpunkte für die Praxis 2.1 Hemmnisse und Rahmenbedingungen Trotz tendenziell steigender Preise für Primärrohstoffe16 und damit verbundener Anreize zur Kreislaufführung sind so- Maßnahmen zur Realisierung von Abfallvermeidungspotenzialen sind häufig mit Kosten verbunden. Diese entstehen wohl in Hessen als auch anderswo Recyclingraten zu beobachten, die weit unter den technischen Möglichkeiten liegen. zum Beispiel durch Investitionen in neue Produktions- oder Umwelttechniken, durch die Umstellung von Produktions- Dies ist in erster Linie nicht auf Versäumnisse der Unternehmen, sondern auf eine Reihe systembedingter Hemmnisse prozessen oder externe Beratungsleistungen. Zur Abschätzung, ob und in welcher Zeit sich diese Kosten amortisieren, und Marktversagenstatbestände zurückzuführen, die sich aus verschiedenen Charakteristika von Abfällen ergeben. werden sie zumeist den potenziell einsparbaren Entsorgungskosten gegenübergestellt. Um Einsparpotenziale im Bereich der Abfallwirtschaft richtig bewerten zu können, müssen jedoch sämtliche von diesen Stoffflüssen verursachten Hemmnisse für die Schließung von Stoffkreisläufen: Kosten berücksichtigt werden. Häufig überschreiten die in den Abfällen enthaltenen Materialkosten und die K osten, die in der Produktion entstehen, deutlich die Kosten der internen und externen Entsorgung, also die typischen Um- e informatorische Hemmnisse, zum Beispiel fehlende Informationen über die Zusammensetzung von Abfällen weltschutzkosten. Diese Kostenstruktur wird von der k lassischen Kostenrechnung nicht angemessen abgebildet.Auch e ökonomische Hemmnisse, zum Beispiel die Konkurrenz zwischen stofflicher und energetischer Verwertung eine systematische Ermittlung der b etrieblichen Umweltschutzkosten, wie sie von einigen Unternehmen gemäß dem e rechtliche Hemmnisse, hier insbesondere an der Schnittstelle zwischen dem Abfallwirtschafts- und dem Umweltstatistikgesetz verlangt wird, hilft hier in der Regel nicht weiter. Produktregime Die Unterstützung von Unternehmen zur Überwindung dieser Hemmnisse bei der Schließung interner und externer Stoffkreisläufe zur Einsparung von Kosten, zur Förderung von Innovationen und zur Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit ist eine Herausforderung, der sich sowohl in Deutschland als auch international bereits zahlreiche Akteure gestellt Kosten externe Entsorgung [€] Kosten interne Entsorgung [€] haben, zum Beispiel in Form des UK National Symbiosis Programme, des Programms „Fabrik der Zukunft“ in Ö sterreich Summe der berücksichtigten Bemerkungen/ Bezeichnung Bemerkungen/ Bezeichnung Bemerkungen/ Bezeichnung und der Deutschen Materialeffizienzagentur (vergleiche Kapitel 2.2). Summe kurzfr. Variable Vollkosten Entsorgung enthaltene Materialien Name des Entsorgers Interne Bezeichnung externe Entsorgung Alle drei genannten Programme verdeutlichen die ö konomischen, aber auch ökologischen Potenziale, die sich aus interne Entsorgung Menge [kg/Jahr] Materialwert [€] der Schließung interner und externer Stoffkreisläufe ergeben können. Gleichzeitig haben alle drei Programme einen Flusskosten [€] Bemerkungen gemeinsamen Ausgangspunkt: Angesichts der vielfältigen ökonomischen, rechtlichen und insbesondere informatori- Relevanz/ schen Hindernisse benötigen die Unternehmen häufig zusätzliche Impulse, um prinzipiell vorhandene Potenziale auch Lfd. Nr. tatsächlich umzusetzen. 2.2 Konkrete Umsetzung im Unternehmen 0,62€/kg, Leiterplat- 65.300 Basismaterial: Kupferge- 1 tenabfälle 105.336 Müll-Meier halt: 1 Erlös: 34.610 Kupferfolien 1.900.000 1.934.610 Verwertung –30.690 Prepegs Im Folgenden sollen drei konkrete Instrumente vorgestellt werden, wie Unternehmen erfolgversprechende Ansätze zur 2.743 kg Schließung von Stoffkreisläufen identifizieren können. Damit wird eng an die identifizierten Hemmnisse angeknüpft: Es fehlen häufig die notwendigen Informationen zur ökonomischen Bewertung konkreter Maßnahmen, ob und in welchen Abwasser- Alkal. Trocken Zeiträumen sich die Schließung von Stoffkreisläufen und die Vermeidung von Abfällen tatsächlich rechnet. 2 schlamm 101.515 Deponie 40.600 Abwasser- 54.464 97.064 resiste, 1.445.039, 1.563.994 Baustadt chemikalien 21.891 Alkalirest Soda calciniert Alle drei Ansätze haben sich in der Praxis bereits bewährt und beeindruckende Argumente für Investitionen in neue Technologien oder Produktionsprozesse geliefert. Sie setzen dabei jedoch auf sehr unterschiedlichen Ebenen an: auf BIG BAG SWL der Ebene der konkreten Abfälle, auf umfassenderen Analysen des Materialinputs und auf systemischen Analysen der kupfer haltiger Kupferhütte 1.250: 5.673 Metallwerte 3 167.934 0,49 €/kg 82.300 15,50€/Stück 251.863 106.586 358.449 Kreislaufführung auf Produktebene. Galvanik- Rotheim Abwasser 163.190 Cu, Sh, Ni, Al schlamm chemikal. Ansatz 1: Einbezug von Abfall in die Flusskostenrechnung 1368 PE- Ein erster konkreter Ansatz zur Schließung von internen und externen Kreisläufen ist die Abbildung der tatsächlich Deckelfässer, gestrippter 25-40 Ltr. M. 6.772 durch Abfälle verursachten Kosten im Rahmen des Unternehmens-Controllings. Hohe Entsorgungskosten bilden meist 4 Fotoresist 40.709 Schlamm-Pro 34.650 Spannring 3.222 44.644 Kalilauge 60.634 105.278 Entsorgung den Anlass, über den Umgang mit Abfällen und mögliche Ansatzpunkte zur Schließung von Stoffkreisläufen nachzu- der Deckelfässer denken. Dies gilt insbesondere für Unternehmen, die mit Gefahrstoffen arbeiten und bei denen in relevantem Umfang Sonderabfälle anfallen. Dabei wird jedoch häufig nicht erkannt, dass die Entsorgungskosten nur einen Teil der Kosten darstellen, die von Abfällen verursacht werden. Erfahrungen aus der Industrie zeigen sogar, dass die ursprünglich bei goldbe- hohe Kosten, sollen zwei Bilanz Müll-Meier, der Beschaffung und Verarbeitung der Abfallstoffe entstandenen Kosten umso höher sind, je umweltrelevanter der be- 5 schichtete 5.915 Elektrorecycling 26.700 26.700 zu einem späteren 26.700 positionen Leiterplat- Zeitpunkt ermittelt zusammen GmbH trachtete Abfallstoff ist. Vor diesem Hintergrund hat die Sonderabfallgesellschaft Brandenburg/Berlin einen Leitfaden tenabfälle werden gefasst entwickelt, der Unternehmen bei der Identifikation ökonomisch sinnvoller Maßnahmen unterstützen soll.17 Tabelle 2: Beispielhafte Flusskostenanalyse der Abfallbilanz in Form einer Ergebnistabelle Quelle: in Anlehnung an Sonderabfallgesellschaft Brandenburg/Berlin mbH (2000) 16 Heck, S.; Rogers, M.; Caroll, P. (2014): Resource Revolution: How to Capture the Biggest Business Opportunity in a Century, Boston. 17 Sonderabfallgesellschaft Brandenburg/Berlin mbH (Hrsg.) (2000): Flusskostenrechnung als Erweiterung der betrieblichen Abfallbilanz. Leitfaden.
16 Ansatzpunkte für die Praxis Ansatzpunkte für die Praxis 17 Die Umweltschutzkosten stellen in den allermeisten Fällen nur die Spitze des Eisbergs dar. In vielen Fällen, in denen Hessen-PIUS unterstützt kleine und mittlere Unternehmen zu den Möglichkeiten des produktionsintegriertenUmwelt- Kostensenkungspotenziale realisiert wurden, waren die Materialkosten der ausschlaggebende Kostenfaktor. Diesen schutzes. Die maximale Förderung des Hessischen Wirtschaftsministeriums und des Europäischen Fonds für regionale Sachverhalt berücksichtigt die sogenannte Flusskostenrechnung systematisch. Hierbei werden die betrieblichen Entwicklung liegt pro Tag bei 400 Euro (450 Euro in EFRE-Vorranggebieten) bei höchstens zehn Beratungstagen pro Stoffflüsse als Kostenverursacher betrachtet. Die Flusskosten eines Abfalls setzen sich zusammen aus: Projekt. Der Eigenanteil des Unternehmens beträgt dabei mindestens 40 Prozent. Ein Unternehmen kann innerhalb von drei Jahren mehrere Projekte bis zu einer maximalen Fördersumme von 8.000 Euro (9.000 Euro in EFRE-Vorrang e Materialkosten der im Abfall enthaltenen Materialien gebieten) in Anspruch nehmen. Mit Hessen-PIUS werden unterschiedliche Prozessbereiche und Technologiefelder e anteiligen Personalkosten in den Produktionsabläufen analysiert und optimiert. Einsparungen sind häufig nicht nur im Bereich des Produktionsprozesses zu finden, s ondern e Personalkosten im Handling und zur Verwaltung des Abfalls auch in Querschnittstechnologien, wie beispielsweise Beleuchtung, Heizung und Wärmeerzeugung. Somit können e anfallenden Sachkosten bei der internen Erfassung, Behandlung und Entsorgung auch Dienstleistungs- und Handelsunternehmen von Hessen-PIUS profitieren. Der Fokus liegt häufig im Bereich e Abschreibungen für Umweltschutzanlagen, wie zum Beispiel Abfallwirtschaftszentren und Filteranlagen Energie, jedoch können auch Materialeinsparungen Gegenstand der Beratung sein. e externen Entsorgungskosten Die Förderung in dem Programm „go-effizient“ und dem Modul „Rohstoff- und Materialeffizienz“18 erfolgte über BMWi- Gutscheine, die 50 Prozent der Ausgaben für die Beratung abdecken. Auf Hinweis des Bundesrechnungshofes, dass sich Da in zahlreichen Unternehmen aufgrund des Kreislaufwirtschaftsgesetzes Abfallbilanzen und Abfallwirtschafts Materialeffizienzmaßnahmen in Unternehmen auch ohne von der demea organisierte Beratung lohnt, wurde die Förde- konzepte erstellt werden müssen, basiert der Leitfaden auf dem Grundgedanken, diese bereits vorliegenden Informa- rung beziehungsweise das Programm „go-effizient“ eingestellt. Interessierte Unternehmen können sich jedoch weiterhin tionen zu den Abfallarten und Mengen als Ausgangspunkt für eine Flusskostenanalyse der Abfälle zu verwenden. Mit in dem demea-Beraterpool20 informieren. Zudem besteht die Möglichkeit, im Rahmen des Programms „go-innovativ“ der systematischen Identifizierung von Kostenpotenzialen lassen sich unterschiedliche Ziele verfolgen: Innovationsberatungen zur Vorbereitung von Produkt- oder technischen Verfahrensinnovationen in Anspruch zu nehmen. e Identifizierung von Kostensenkungspotenzialen: e Verbesserung der Informationslage für die Mit der Erstellung einer Nebenrechnung ist eine Produktentwicklung und die Investitionsrechnung: Ansatzpunkte für Materialeffizienzmaßnahmen in der Fertigung detaillierte Betrachtung der betrieblichen Prozesse Die neue Kostenperspektive verdeutlicht die Bearbeitungsprozess: adäquate Prozesse, Verwendung geeigneter Rohlinge, Prozessoptimierung, Prozesssicher- und die Berechnung der entstehenden Flusskosten Eigenschaft der betrieblichen Stoffflüsse als Kosten- heit, Senkung von Ausschussquoten, Reduktion von Anlaufverlusten, Rüstzeitoptimierung, sinnvolle Spezifikationen für die anfallenden Abfallmengen erforderlich, so- treiber und kann daher Investitionsentscheidungen und Toleranzen,frühzeitige Ausschusserkennung, Reststückerfassung, sortenreine Sammlung von Abfällen und Aus- dass bereits in diesem Arbeitsschritt erste Kosten- grundlegend beeinflussen. In der Produktentwick- schuss, Rezyklation von Materialien senkungspotenziale identifiziert werden, die durch lung erhalten Abfallkosten den ihnen gebührenden Werkzeuge: Werkzeugauswahl, Werkzeugüberwachung, Werkzeugpflege, Maschinenwartung Abfall vermeidende Maßnahmen zu realisieren sind. Stellenwert und können so schon in der Planung Arbeitsgestaltung: Übersichtlichkeit, Arbeitsanleitungen, Ablagen und Halterungen, Beleuchtung, Sitzposition, SOS besser berücksichtigt werden. (Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit) e Unterstützung kontinuierlicher Optimierungs- Reinigung: adäquate Reinigungsverfahren, Dosierung von Reinigungsmitteln, Wasserdosierung, Wasserrückführung, prozesse: Die Entwicklung der Flusskosten von e Identifizierung von Schwachstellen in der Kosten Filterung von Wert- und Schadstoffen, Wasseraufbereitung Abfällen (und anderen umweltrelevanten Stoffflüs- rechnung: Bei der Berechnung der Flusskosten sen) können mit entsprechenden Berichten und/ wird durch die Neustrukturierung die Plausibilität Quelle: Schmidt, M., and Schneider, M. (2010): Kosteneinsparungen durch Ressourceneffizienz in produzierenden Unternehmen. Uwf UmweltWirtschafts- Forum 18, 153-164. oder Kennzahlen aufgezeigt und nachvollzieh- der vorhandenen Daten geprüft. Darüber hin- bar gemacht werden, sodass diese Stoffflüsse aus wird deutlich, dass bestimmte Kostenblöcke, besser als bisher im Rahmen der Kostenplanung insbesonderedie Flusskosten für Abfälle, nicht Bei dem Großteil der analysierten Maßnahmen handelt es sich um sogenannte low hanging fruits, also solche Maßnah- und Kostenkontrolle berücksichtigt werden. angemessen in den Berichten des Rechnungswesens men, die bei einer vergleichsweise niedrigen Mobilisierung von Investitionen bereits zu Einsparungen führen können. abgebildet werden. Entsprechend einer im Jahr 2008 durchgeführten Evaluation konnten 50 Prozent der von den Beratern vorgeschlagenen Maßnahmen mit Investitionen von unter 10.000 Euro umgesetzt werden.20 Weitere 20 Prozent der Maßnahmen erfor- derten Investitionen von weniger als 50.000 Euro bei Amortisationszeiten von etwa sechs Monaten. Eine Auswertung der demea-Beratungen aus dem Jahr 2011 hat gezeigt, dass mehr als 95 Prozent der durchgeführten Materialeffizienzbera- Fazit Das Instrument der abfallbezogenen Flusskostenberechnung ist ein sehr wirksamer Ansatz vor allem für tungen von den beratenen Unternehmerinnen und Unternehmern mit „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“ bewertet wur- Unternehmen mit hohem Aufkommen an gefährlichen Abfällen. Es eignet sich auch für kleine und mittlere Unter- den.21 Nur selten besteht ein einziger Ansatzpunkt zur Verbesserung der gesamtbetrieblichen Materialeffizienz. Weitaus nehmen, um notwendige Investitionen zur Schließung von Stoffkreisläufen mit möglichen Kosteneinsparungen zu häufiger findet ein ganzes Bündel an sich gegenseitig ergänzenden Maßnahmen Anwendung. vergleichen. Da das Instrument im Kern auf bestehenden Abfallbilanzen aufbaut, ist es eigenständig und mit ver- gleichsweise überschaubarem Aufwand einzusetzen. Neben Beratungsprogrammen bieten auch verschiedene Informationsplattformen gute Anregungen zur Analyse von Ressourceneinsparpotenzialen. Hierzu gehören insbesondere die Angebote des PIUS-Internet-Portals und des VDI Zentrums für Ressourceneffizienz (siehe Kapitel 4.1). Ansatz 2: Materialeffizienzberatung auf Unternehmensebene Um Maßnahmen zur Erhöhung der Materialeffizienz zu identifizieren, kann die Inanspruchnahme von externer Beratung sinnvoll sein. Unterstützung hierbei bieten geförderte Beratungsprogramme, insbesondere das vom Hessischen Wirtschaftsministerium geförderte Beratungsprogramm Hessen-PIUS. Auch die bis vor kurzem von der Deutschen Materialeffizienzagentur (demea) geförderte Materialeffizienzberatung ist von zahlreichen kleinen und mittelständischen Fazit Beratungsprogramme für Materialeffizienz in Unternehmen haben in der Vergangenheit bereits beeindru- Unternehmen in Anspruch genommen worden. und das vom Hessischen Wirtschaftsministerium geförderte Bera- ckende Ergebnisse mit signifikanten Kosteneinsparungen und teilweise sehr kurzen Amortisationszeiten geliefert. tungsprogramm Hessen-PIUS. Gegenstand der Förderung ist die fachliche Beratung in Unternehmen, um eine für das Speziell für eine erste Einschätzung von Einsparpotenzialen können Programme wie Hessen-PIUS wertvolle Unter- beratene Unternehmen rentable Steigerung der Materialeffizienz in der Produktion oder der Nutzung seiner Produkte stützung leisten. bei den Kunden zu erzielen. 18 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2015): Modul go-effizient. Berlin. Verfügbar unter: http://www.innovation-beratung-foerderung.de/ INNO/Navigation/DE/go-Inno/go-effizient/go-effizient.html 19 http://www.innovation-beratung-foerderung.de/SiteGlobals/INNO/Forms/Suche/Beratersuche_Formular.tml (abgerufen am 21.02.2016) 20 Kristof, K.; Lemken, T.; Roser, A.; Ott, V. (2008): Untersuchung der Wirksamkeit des Programms zur Verbesserung der Materialeffizienz. Endbericht, Wuppertal. 21 Offensive Mittelstand (2011): demea — Fakten zur Materialeffizienz. Verfügbar unter: http://www.offensive-mittelstand.de/fileadmin/user_upload/pdf/ plena/Protokoll_Anlagen_OM_12/demea_11-03-7_fact-sheet.pdf
18 Ansatzpunkte für die Praxis Hessen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft 19 Ansatz 3: Der Circularity Calculator von McKinsey Einen noch weiter gehenden Ansatz, die ökonomischen Effekte einer optimierten Kreislaufwirtschaft abzubilden, stellt der von der Ellen MacArthur Foundation in Zusammenarbeit mit McKinsey entwickelte Circularity Calculator dar. Ansatzpunkt ist hier die Produktebene, bei der systematisch die Ressourceninanspruchnahme eines klassisch linearen Ansatzes mit einem optimierten Kreislaufwirtschaftsansatz verglichen wird.22 Agrar- wirtschaft / Der Circularity Calculator vergleicht auf der Ebene von Produkten ökonomische und ökologische Effekte des hoch- Sammlung Biobasierte wertigen Recyclings, der Wiederverwendung oder der Nutzungsdauerverlängerung in fünf Bereichen: Nährstoffe e notwendiger Materialinput eines Produkts in monetären Größen Rohstoffhersteller e Aufwand in Arbeitsstunden e Energieaufwand Biochemische Rekultivierung Produkterzeuger e damit verbundene Emissionen von Treibhausgasen (in Form des Carbon Footprint) Umsätze Rohstoffe Umsätze Biosphäre e Effekte auf die Handelsbilanz, die sich durch die Verlagerung innerhalb der Wertschöpfungskette ergeben könnten (Kompost) (0) (0) (?) (0) (0) (10-25) Auslieferer Ziel dieses Ansatzes ist es, die mit der Schließung interner und externer Kreisläufe für einzelne Produkte verbundenen ökonomischen und ökologischen Effekte darzustellen und damit Anreize für einzelne Hersteller zu setzen, ent sprechende Umstellungen in ihrem eigenen Produktdesign, in ihren Produktionsprozessen und Verwertungsstrukturen Biogas Kaskaden vorzunehmen.Es handelt sich um eine aggregierte Betrachtung, die nicht auf Gewinne oder Verluste einzelner Umsätze Konsument / (0) (20) (20) Nutzer Unternehmen, dafür aber mögliche Effekte auf die Wettbewerbsfähigkeit und Absatzpotenziale kreislauforientierter Geschäftsmodelle fokussiert. Die von McKinsey auf Basis zahlreicher Dialogprozesse mit Industrievertretern und Anaerobe Gärung / Kompostierung anderen Stakeholdern gewonnenen Ergebnissezum Beispiel für den Bereich von Produktservice-Systemen für Kosten Sammlung Elektronikprodukte sind so beeindruckend, dass auch weitere Branchen und einzelne Unternehmen über den Einsatz (0) (30)-(50) (30)-(50) des Circularity Calculators nachdenken sollten. Extraktion von Entsorgung biochemischen Kosten Rohstoffen (80)-(130) (25) (0) Ein konkretes dabei untersuchtes Beispiel ist die Nahrungsmittelproduktion, in der bis heute zahlreiche Stoffkreisläufe Kosten (0) (0) (?) noch bei weitem nicht geschlossen sind. So schätzt beispielsweise die Welternährungsorganisation FAO, dass circa ein Drittel aller Nahrungsmittel auf dem Weg vom Feld bis auf den Teller verloren gehen. Die Ergebnisse des Circularity Calculators für die Schließung unterschiedlicher konkreter Stoffkreisläufe zeigen, dass die Kosten für die Entsorgung organischer Abfälle von 80 bis 130 Euro pro Tonne nicht nur komplett vermieden werden, sondern sich durch die Gewinnung von Sekundärrohstoffen in Zukunft in ein profitables Geschäftsfeld verwandeln könnten. Fortgeschrittenes Status quo Übergangsszenario Szenario Gesamtkosten (80)-(130) (55)-(75) < (30)-(50) Gesamteinkünfte (0) (20) > (30)-(45) Gesamtgewinn (80)-(130) (35)-(55) (0)-(?) Abbildung 5: Der Circularity Calculator am Beispiel der Nahrungsmittelproduktion Quelle: Ellen MacArthur Foundation (2013): Towards the circular economy: Economic and business rationale for an accelerated transition. Fazit Das Beispiel der Nahrungsmittelproduktion verdeutlicht, dass dieser Ansatz in erster Linie auf Unter nehmensverbünde oder -verbände abzielt. Die Berichte der Ellen MacArthur Foundation beschreiben dazu auch das methodische Gerüst der Abschätzungen. Die Ergebnisse sind als Ausgangspunkt für umfassende und längerfristige Transformationsprozesse in Richtung geschlossener Stoffkreisläufe zu sehen, die auf die Ebene der einzelnen Unter- nehmen heruntergebrochen werden müssen. 22 www.thecirculareconomy.org (abgerufen am 21.02.2016).
20 Fallbeispiele aus der Praxis Fallbeispiele aus der Praxis 21 3 Fallbeispiele aus der Praxis Gruppe 1: Bau- und Abbruchabfälle, Sand Im Folgenden werden Verfahren und Praktiken beschrie- Im gesamten Bundesgebiet sowie darüber hinaus im Innovative Sandaufbereitung in der Aluminiumgießerei ben, die bereits heute einen Beitrag zur Schließung von deutschsprachigen Ausland konnten auf diese Weise Ver- Stoffkreisläufen leisten. Hierzu wurde in einem ersten fahren und Praktiken identifiziert werden, welche sowohl Praxisanwender und Entwickler: Ohm & Häner AG Ökonomische und ökologische Vorteile: Schritt ein Screening auf potenziell relevante Technologien einen innovativen Charakter aufweisen als auch bereits (Olpe), www.ohmundhaener.de durchgeführt, insgesamt konnten dabei über 170 Good- Anwendungsreife erkennen lassen. Die Investition in das Gesamtprojekt für eine Sandauf- Practice-Beispiele identifiziert werden. Grundlage für das Einordnung: bereitung von jährlich 460.000 Tonnen Altsanden betrug Screening bildeten insbesondereaus Forschungs- und Die folgende Auswahl erfolgte auf Basis der Kriterien 4,44 Millionen Euro. Im Betrieb während der Jahre 2008 Innovationsprojekten entstandene Veröffentlichungen, ökonomische Relevanz, Bezug zu Abfallströmen in Das Verfahren der Ohm & Häner AG (400 Mitarbeiter, bis 2011 wurden Einsparungen durch die Vermeidung von wie beispielsweise die Abschlussberichte der Förder- Hessen,Umsetzbarkeit sowie Aktualität und Datenver- 4.500 Tonnen Aluminiumgussprodukte pro Jahr) dient der Kosten für Neusand und Entsorgungskosten von insge- maßnahme r² „InnovativeTechnologienfür Ressourcen fügbarkeit. Die Darstellung erhebt keinerlei Anspruch Kreislaufführung von Formstoffen und ermöglicht damit samt 1.162.650 Euro pro Jahr realisiert. Der Einsatz des effizienz – rohstoffintensiveProduktions prozesse“ des auf V oll ständigkeit – was angesichts der dynamischen die Reduzierung von Aufwandungen aus Primärmaterial aufbereiteten Formstoffs weist außerdem den Vorteil auf, Bundesministeriums für Bildung und F orschung (BMBF). Marktentwicklung im Bereich Kreislaufwirtschaft auch in der Aluminiumgießerei. dass ein geringerer Bedarf an Bentonitbinder erforderlich Des Weiteren wurden anwendungsnahe Fachpublika überhaupt nicht möglich gewesen wäre. wird und somit weitere Einsparungen von rund 21.000 tionen sowie firmenseitige Beschreibungen betrachtet. Beschreibung des Verfahrens: Tonnen pro Jahr erreicht werden können. Bei voller Aus- lastung ist demnach mit einer Amortisationszeit von etwa Beim betrachteten Sandgussverfahren werden Bau vier Jahren zu rechnen. teile in Formen gegossen, welche aus einem Formsand- Die Darstellung ist untergliedert nach insgesamt sechs Stoffströmen: Bentonitbinder-Gemisch bestehen. Beim Gießen werden Investitions Amortisations- Maßnahme hierbei große Mengen an Verunreinigungen in den kosten zeit e Formstoff eingetragen, deren Entfernung eine große Sandaufbereitung von 4,44 Millionen Bau- und Abbruchabfälle, Sand Herausforderung darstellt. Dies führt dazu, dass be- jährlich 460.000 Tonnen Euro Vier Jahre Altsand trächtliche Mengen an Formstoffen nach einmaliger e Nutzung e ntsorgt und durch Primärmaterial ersetzt Chemie, Papier, Holz werden m üssen. Die bei Ohm & Häner errichtete Form- stoffaufbereitung ermöglicht eine vollständige Trennung Direkte ökologische Vorteile lassen sich insbesonde- e der Verunreinigungen vom Formstoff und erlaubt damit re durch den vermiedenen Primärmaterialeinsatz von Metalle eine Kreislaufführung des Materials. Zum Einsatz kommt jährlich 12.650 Tonnen Neusand erkennen. Ein weiterer dabei eine Reihe innovativer Technologien wie eine aus Vorteil ergibt sich durch die Vermeidung von 400.000 e Mehreck- und Flachsieben bestehende Siebkaskade, Kilometern Lkw-Fahrten, welche zuvor durch Anliefe- Kunststoffe eine optische Aussortierung von Verunreinigungen und rung und Abtransport von Formsand anfielen. Durch die ein Kollermischer zur Formstoffkonditionierung. Mittels Installation der Anlage konnten bis Ende 2010 30 neue e Verfahrens- und Mischtechnik kann nun ein Formstoff mit Arbeitsplätze bei Ohm & Häner geschaffen werden. Organik, Abwasser, Sonstiges optimalen Eigenschaften erreicht werden. Insbesondere die Verfahrenskonfiguration stellt neben den innovativen Hessen-Bezug und Übertragbarkeit: e Einzeltechnologien ein Novum dar. Substitution durch biobasierte Stoffe Das Verfahren ist seit 2008 erfolgreich bei Ohm & Häner Sand als gefragter Rohstoff wird in vielen modernen im Einsatz. Die Konzeption der Anlage lag weitest Industriebereichen genutzt. Die Aufbereitung in der gehend bei Ohm & Häner, während die Firma Eirich aus Aluminiumgießerei kann den Bedarf nach dem Rohstoff Hardheim mit der Errichtung betraut war. Eine Über- senken. tragbarkeit ist insbesondere für Unternehmen aus dem Bereich Aluminium-Sandguss gegeben.
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