Als Chef glaubwürdig leben - Faktor C - BUSINESS ALS GOTTESDIENST - Christen in der Wirtschaft

Die Seite wird erstellt Jördis Metzger
 
WEITER LESEN
Als Chef glaubwürdig leben - Faktor C - BUSINESS ALS GOTTESDIENST - Christen in der Wirtschaft
Nachhaltigkeit durch „Future Fashion“

Faktor C
Das christliche Wirtschaftsmagazin

  Als Chef
  glaubwürdig
  leben
    GLAUBE                           MITARBEITER            FINANZEN
    BUSINESS ALS                     WIE DIENE ICH          STIFTUNGEN LOHNEN
    GOTTESDIENST                     MEINEM CHEF?           SICH NOCH IMMER

                                                     Faktor C // Heft 3 // September 2018
Als Chef glaubwürdig leben - Faktor C - BUSINESS ALS GOTTESDIENST - Christen in der Wirtschaft
Veranstaltungen 2018

September
14.09.2018           CiW Forum, Mittelhessen
15.09.2018           CiW Impulstag Digitalisierung, Leipzig
17.09.2018           CiW Forum, Münsterland
24.09.2018           CiW Impusabend, Rheine
28.09.2018           CiW Forum, Nürnberg-Stein

Oktober
13.10.2018           CiW Forum, Pforzheim-Bruchsal
19.-21.10.2018       CiW Jahrestagung, Altenkirchen/Westerwald
26.10.2018           CiW Forum, Würzburg
28.10.2018           CiW Impulstag, Baden-Württemberg
29.10.2018           CiW Impulsabend, Rheine
30.10.2018           CiW Businesslunch, Stuttgart

November
01.11.2018           CiW&IVCG Meet & Eat, Bremen
02.11.2018           CiW Forum, Mittelhessen
10.11.2018           CiW Forum, Stuttgart-Esslingen
23.-24.11.2018       CiW Forum, Chemnitz
26.11.2018           CiW Impulsabend, Rheine

 Weitere Informationen zu unseren Veranstaltungen finden Sie unter www.ciw.de
                                                                                                                              ANZEIGE

                                                                                                         in Kooperation mit

     ISRAEL BIBEL LIFE 28.10.- 4.11.2018                      AUFATMEN 30.5. - 2.6.2019
     8-tägige Erlebnisreise mit Klaus Göttler                 Einkehrtage für Frauen in Stein b. Nürnberg
                                                              mit Silke Traub und Pfr. Angelika Rühle
     2. ADVENT IN SALZBURG UND OBERBAYERN
     7. - 9.12.2018                                           OBERSTDORF 8. - 15.7.2019
     Eine besondere Busreise im Advent: Frauenchiemsee,       Geistliches Auftanken im Gästehaus Krebs
     Ruhpolding, Berchtesgaden, Salzburg
                                                              KUBA 28.7. - 12.8.2019
     ISRAEL FRÜHLINGSREISE 3. - 11.3.2019                     16-tägige Rundreise in den Sommerferien mit 3 Tage
     Den Spuren Jesu folgen                                   Badeurlaub

     ROTES MEER 14. - 21.3.2019                               DONAU-KREUZFAHRT 17. - 22.10.2019
     Urlaub im 5-Sterne Resort Sunrise Select Makadi Hotel.   Von Passau zu den Donaumetropolen mit der neu
     Mit Islamseminar von Dr. Roland Werner.                  renovierten MS Rousse Prestige.

     ISRAEL AN OSTERN 14. - 24.4.2019                         ISRAEL BIBEL-LIFE 27.10. - 3.11.2019
     Ostern und Pessach in den Osterferien                    Erlebnis- und Begegnungsreise in
     erleben. Mit Angela und Jürgen Werth.                    den Herbstferien, mit Klaus Göttler.

   INFOS UND ANMELDUNG:
                                                                                                GESAMTLEITUNG
   Renate Stäbler                                                                           UND BIBELZEITEN DER

                                      mit-uns-unterwegs.de
   Tel.: 09123/13658                                                                                     REISEN:
   info@mit-uns-unterwegs.de                                                                    Hans-Martin Stäbler
Als Chef glaubwürdig leben - Faktor C - BUSINESS ALS GOTTESDIENST - Christen in der Wirtschaft
CIW / FAKTOR C / EDITORIAL   3

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn Sie mal mit dem Taxi unterwegs sind, plaudern Sie mit dem Fahrer. Es lohnt
                                                                                                         Michael vom Ende,
sich fast immer. Vor ein paar Monaten war ich Teilnehmer einer christlichen, internatio-                 Generalsekretär von
nalen Wirtschaftskonferenz in Belfast, Nordirland. Ich steige in ein Taxi, es geht von der               „Christen in der Wirt-
Unterkunft zur Waterfront Hall, dem Veranstaltungsort. Auf dem Weg kommen wir an den                     schaft e.V.“
alten, ehemals aus Deutschland gelieferten großen Kränen für den Schiffsbau vorbei, die schon
länger nicht mehr in Benutzung sind. Sie sind ein Wahrzeichen für die Herausforderung und
den Kampf der Stadt, in die moderne, postindustrielle Zeit zu gelangen.

Wir sprechen darüber, und der Taxifahrer will von mir wissen, was mich nach Belfast treibt. Es
sind meine zwei Stichworte „christlich“ und „Wirtschaft“ in einem Satz, auf die es von ihm eine
kurze und deutliche Reaktion gibt: „No!“ Und er erklärt auf meine Rückfrage, dass diese zwei
Worte nicht zusammengehören, wie Feuer und Wasser sind, einander ausschließen. Die Bot-
schaft ist zweierlei: Wirtschaft ist unchristlich – und mit „Christen in der Wirtschaft“ verbindet
er negative Erinnerungen.

Ich befürchte, viele unserer Leser können das nachvollziehen. Da ist die Unternehmerin und
engagierte Christin, die sich auf Druck ihres Steuerberaters mit einem kleinen, schmutzigen
Trick aus einer bedrohlichen Situation zu retten versucht. Da ist der Vorgesetzte, der sonntags
den Gottesdienst in seiner Gemeinde moderiert und werktags unbarmherzig seine Mitarbeiter
stresst. Da ist der Fabrikant und Sänger im Kirchenchor – ein Zulieferer haut ihn übers Ohr, und
er weiß nicht, wie er als Christ damit umgehen soll.

Diese Herausforderungen treffen übrigens nicht nur Christen in der Wirtschaft, sondern
schlicht Christen in der Welt. Denn auch an anderen Orten – in der Verwaltung, in der Politik,
in den Medien, in der Familie – stoßen wir jeden Tag auf Situationen, die uns verstricken, zu
unethischem Verhalten verführen, die uns ein vorbildliches Leben schwermachen.

Hat der Taxifahrer am Ende recht, wenn er „No!“ zu Christen in der Wirtschaft sagt? Ich hoffe
nicht. Wir bringen auch in diesem Heft Beispiele, wie es trotz aller Schwierigkeiten und Pro­bleme
funktionieren kann. Aber es ist kein Spaziergang und kein Sprint, sondern ein Marathonlauf, bei
dem wir manchmal stolpern und nur mit Gottes Hilfe ans Ziel kommen.

Viel Erfolg in diesem Lauf wünscht Ihnen,

Ihr Michael vom Ende
Als Chef glaubwürdig leben - Faktor C - BUSINESS ALS GOTTESDIENST - Christen in der Wirtschaft
4                       FAKTOR C - NR. 3/2018

                       IN DIESER                                                                   TITEL // 6

                       AUSGABE

                                                                Foto: privat
                                                                                                   Als Chef glaubwürdig leben
                                                                                                   Wie ein christlicher Unternehmer Backen
                                                                                                   und Beten zusammenbringt
                                                                                                   > Interview mit Karl-Dietmar Plentz

                                                                                                   STIFTUNGEN // 16
                                                                Foto: Everaldo Coelho / unsplash

                                                                                                   „Brücken in die Zukunft“
                                                                                                   Warum sich die Gründung einer
                                                                                                   Stiftung weiterhin lohnt
                                                                                                   > Helmut Liebs

                                                                                                   WEISHEIT // 24
                                                                Foto: Ben White / unsplash

                                       GOTTVERTRAUEN // 12
                                                                                                   Arbeit, Geld und Karriere
Foto: KEEM IBARRA / unsplash

                                       Von der Profitgier zum                                      Entdeckungen im Buch der Sprüche
                                                                                                   für unsere Zeit
                                       Sinnstiften – mit dem                                       > Uwe Rechberger
                                       richtigen Herzen
Als Chef glaubwürdig leben - Faktor C - BUSINESS ALS GOTTESDIENST - Christen in der Wirtschaft
CIW / FAKTOR C / INHALT   5

                                              NACHHALTIGKEIT // 28

                                                                                                                                           MITARBEITER // 34
    Foto: SEZ

                                                                                                         Foto: istockphoto.com / SvetaZi
                                              Wäsche für morgen
                                              Das Projekt „Future Fashion“ will
                                              Einkaufsverhalten ändern
                                              > Marcus Mockler

                                              DIENSTBEREITSCHAFT // 30
                                                                                                                                           Traumjob mit Wohnung
                                                                                                                                           > Verena Mörath
    Foto: istockphoto.com / Steve Debenport

                                                                                                                                           KOLUMNE/NEWS // 20

                                                                                                                                           CIW-INFO // 37

                                              Dem Chef dienen wie
                                                                                                                                           LITERATURTIPP // 39
                                              Jesus – im Ernst?
                                              Wie biblische Texte in den Berufsalltag
                                              sprechen – und wie nicht
                                              > Thorsten Dietz

Impressum
­­ aktor C
F                                                                   Anzeigenverwaltung                   Gestaltung                                            Konto / Spenden
Zeitschrift von                                                     Matthias Schmitt                     Robert Roman                                          KD-Bank eG
Christen in der Wirtschaft e.V.                                     E-Mail m.schmitt@ciw.de              Titelfoto: privat                                     44135 Dortmund
Registrierungsgericht Würzburg                                      Es gilt die Anzeigenpreisliste                                                             IBAN: DE69 3506 0190 1011 8720 14
ISSN 1866-6698                                                      vom 01.01.2018                       Druck                                                 BIC: GENODED1DKD
                                                                                                         PRINTEC OFFSET >medienhaus>
Generalsekretär des CiW                                             Herausgeber                          34123 Kassel                                          (Teil-) Beilagen / Beihefter
Michael vom Ende                                                    Christen in der Wirtschaft e.V.                                                            > CiW Impulstag
                                                                                                         Erscheinungsweise                                       Baden-Württemberg
CiW-Zentrale und Bezieher-Service:                                  Chefredakteur                        4-mal im Jahr                                         > Geschenke der Hoffnung
Christen in der Wirtschaft e.V.                                     Marcus Mockler                                                                             > idea
Theaterstraße 16                                                    E-Mail redaktion@ciw.de              Faktor C wird gegen Spende
97070 Würzburg                                                                                           abgegeben.
Tel. +49 (0)931-306 992 50                                          Namentlich gekennzeichnete
Fax +49 (0)931-306 992 59                                           Beiträge geben nicht unbedingt die
info@ciw.de, www.ciw.de                                             Meinung der Redaktion wieder.
Als Chef glaubwürdig leben - Faktor C - BUSINESS ALS GOTTESDIENST - Christen in der Wirtschaft
6     CIW / FAKTOR C / CHRISTSEIN LEBEN

    TITEL:
    CHRISTSEIN LEBEN

     E      rfolgreicher Unternehmer, glühender Christ: Der Bäcker
            Karl-Dietmar Plentz sieht sein Handwerk nicht nur als einen
            Job, sondern als Berufung. Seine Kette macht an sechs
      Standorten in Brandenburg und mit mehr als hundert Mitarbei-
      tern einen Jahresumsatz von fünf Millionen Euro. Im Gespräch
      mit Faktor-C-Chefredakteur Marcus Mockler wirbt er dafür, als
      christliche Führungskraft glaubwürdig und missionarisch zu
      leben. Plentz ist auch einer der Redner beim nächsten Kongress
      christlicher Führungskräfte, der von 28. Februar bis 2. März 2019
      in Karlsruhe stattfindet.

      Herr Plentz, was macht ein christlicher Chef anders
      als ein nichtchristlicher?

      Zuerst mal steht er genau in den gleichen Heraus-
      forderungen wie andere Chefs auch – er braucht
      fachliche Expertise, eine gute Geschäftsidee, einen       Christ bin. Ich weise darauf hin, dass unsere Cafés
      passenden Markt sowie Mitarbeiter, die ihn ergän-         und Bäckereien am Sonntag geschlossen haben –
      zen, wo er seine Schwächen hat. Als christlicher          das finden viele Mitarbeiter im Service attraktiv,
      Chef weiß ich, dass ich nicht perfekt sein muss und       die bislang immer auch am Sonntag im Einsatz
      auch nicht kann. Durch Gottes Gnade bin ich, was          waren. Viel wichtiger ist aber, dass sich im nor-
      ich bin. Bei den Benediktinern gibt es die Regel          malen Arbeitsalltag zeigt, dass wir nach der Bibel
      „ora et labora“, bete und arbeite. Bei mir heißt es       leben und dazu stehen. Bei einer Firmenfeier spre-
      „Backen und Beten“.                                       che ich dann auch ein Tischgebet und sage dem
                                                                Team ein Segenswort.
      Sollen Christen nur Christen einstellen?
                                                                Sie haben sonntags geschlossen? Wie ist das im Jahr
      Nein. Es gibt ja auch keine christlichen Brötchen.        2018 noch möglich?
      Wenn man uns als „christliche Bäckerei“ bezeich-
      net, denken manche, hier würden nur Christen              Da muss ich manche Kritik ertragen nach dem
      arbeiten. Wir stellen Mitarbeiter unabhängig von          Motto „Hat der das nicht nötig? Oder gehört der
      ihrem Hintergrund ein und haben die „Charta               zu einer Sekte?“. Den Mitbewerbern biete ich da-
      der Vielfalt“ unterschrieben, die sich für ein vor-       mit eine offene Flanke. Aber wir bleiben dabei,
      urteilsfreies Arbeitsumfeld einsetzt. Das gilt etwa       den alten biblischen Grundsatz zu beachten, dass
      für Herkunft, Hautfarbe, aber auch für die sexuelle       wir nach sechs Tagen Arbeit am siebten Tag ruhen
      Orientierung, selbst wenn sich das nicht mit mei-         sollen. Natürlich schätzen auch wir Notdienste
      nem biblischen Weltbild deckt. Ich schätze auch           von Krankenschwestern und Feuerwehrleuten am
      diese Mitarbeiter sehr. In meinem Unternehmen             Sonntag – doch für unser Handwerk ist Sonntags-
      ist Platz für Unterschiedlichkeit.                        arbeit eigentlich nicht nötig.

      Der Alltag zählt                                          Haben Sie mit dieser Politik Aufträge verloren?

      Werden neue Mitarbeiter beim Start dann irgend-           Ja, mehrfach. Wer etwa Krankenhäuser bedienen
      wie auf christliche Werte verpflichtet, die für den       möchte, muss die Bereitschaft für Sonn- und Fei­
      Chef gelten?                                              er­tags­lie­fe­rungen haben. Andererseits habe ich
                                                                erlebt: Wenn wir uns zum Ruhetag gestellt haben,
      Die meisten Einstellungsgespräche führe ich noch          beka­men wir plötzlich andere Aufträge, die zu uns
      selbst. Dort erzähle ich unaufdringlich, dass ich         pas­sen.                                           >
Als Chef glaubwürdig leben - Faktor C - BUSINESS ALS GOTTESDIENST - Christen in der Wirtschaft
CIW / FAKTOR C / CHRISTSEIN LEBEN   7

Als Chef
   glaubwürdig leben

                                                                                    Fotos: privat

WIE EIN CHRISTLICHER UNTERNEHMER BACKEN UND BETEN ZUSAMMENBRINGT
Als Chef glaubwürdig leben - Faktor C - BUSINESS ALS GOTTESDIENST - Christen in der Wirtschaft
8    CIW / FAKTOR C / CHRISTSEIN LEBEN

                                                      Handwerker geblieben

                                                      Wie hat Ihr Glaube geschäftliche Entscheidungen
                                                      beeinflusst?

                                                      Vor Jahren standen meine Frau und ich vor der
                                                      Frage, einen Industriebetrieb auf der Grünen Wie-
                                                      se zu bauen – der Markt wäre dafür da gewesen.
                                                      Wir entschieden uns aber dafür, Handwerker zu
                                                      bleiben und am alten Ort erkennbar als Christen zu
                                                      leben. Vor diesem Hintergrund sind enorme krea-
                                                      tive Möglichkeiten gewachsen, Glaube im Alltag
                                                      sichtbar zu machen oder über unser Engagement
                                                      über die Bäckerei hinaus zum Glauben zu stehen.

                                                      Das heißt konkret?

                                                      Wer bei uns ein Brötchen kauft, bekommt eine Tüte,
                                                      in deren Seitenfalte steht „Hungrig nach mehr?“.
                                                      Und dann verweisen wir dort auf die Internetseite
                                                      www.gottkennen.com. Das ist nicht auf­dring­lich,
                                                      aber ein ausgestreuter Samen. Inzwi­schen bin ich
                                                      Lan­des­öffent­lich­keits­beauf­t ragter des Zentral­ver­
                                                      bands der Deutschen Bäcker. Mit der Aktion „5.000
                                                      Brote“ laden wir Bäcker ein, im Kon­fir­man­den­un­ter­
                                                      richt mit den Jugendlichen Brot zu backen, sich ge­
                                                      mein­sam mit der biblischen Geschichte der Speisung
                                                      der Fünftausend auseinanderzusetzen und dann
                                                      im Erntedankgottesdienst die Brote zugunsten von
                                                      „Brot für die Welt“ zu verkaufen. Die Idee war nicht

                                                        « Jungen Leuten wird das Hand-
                                                       werk nahegebracht, meine Kollegen
                                                       gehen in Gottesdienste, eine Hilfs-
                                                        organisation wird unterstützt. »

                                                      von mir, aber ich habe sie stark vorangetrie­ben. Es
                                                      haben schon 800 Bäcker in Deutschland mit­ge­macht,
                                                      11.000 Konfirmanden, und „Brot für die Welt“ hat ei-
                                                      nen sechsstelligen Betrag bekommen. Die Aktion hat
                                                      viele Vorteile: Jungen Leuten wird das Handwerk na-
                                                      hegebracht, meine Kollegen ge­hen in Gottesdienste,
                                                      eine Hilfsorganisation wird un­ter­stützt.

                                                      Zeit zum Beten planen

                                                      Hat ein so engagierter Unternehmer wie Sie über-
                                                      haupt noch Zeit fürs persönliche Gebet?

                                                      Meinen Tag beginne ich regelmäßig mit Gebet. In
                                                      der Firma gibt es zudem einen Gebetskreis, der
                                                      nicht von mir geführt wird, an dem ich ab und zu
    Vielfalt bei den Mitarbeitern, Eindeutigkeit im   teilnehme. In unseren Cafés haben wir unterschied-
    Glauben: Bäcker Plentz hat mehr als 100 Leute     liche Unternehmergruppen, darunter ein Bibel­
    beschäftigt.
                                                      früh­stück für Führungskräfte. Auch unsere Mit­ar­
                                                      beiter frage ich, wenn die Situation passt, ob ich für
Als Chef glaubwürdig leben - Faktor C - BUSINESS ALS GOTTESDIENST - Christen in der Wirtschaft
CIW / FAKTOR C / CHRISTSEIN LEBEN   9

Die Aktion „5.000 Brote“ dient Konfirmanden, „Brot für die Welt“ und dem Handwerk.

sie beten darf. Bei Firmenveranstaltungen oder auf        es in einer Firma irgendwie „brennt“ – ein schwerer
der Messe spreche ich öffentliche Dankgebete.             Konflikt, ein Rechtsstreit, ein Mitarbeiterproblem.
                                                          Dann kommen wir ins Unternehmen, hören zu und
Aber wie schafft man es, in einem stressigen Alltag im-   beten für diese Menschen. Da haben wir Unglaub-
mer wieder an Gott zu denken und zu ihm zu beten?         liches erlebt, auch ich persönlich. Und schließlich
                                                          treffe ich mich regelmäßig mit ein paar Typen, und
Ich schaffe das gar nicht immer. Auch über mich           wir gucken uns gegenseitig ins Herz. Das ist sehr
bricht manchmal nach dem Morgengebet der Tag
mit Herausforderungen und Stress herein. Aber
dann verstehen Sie vielleicht noch besser, warum               « Auch wenn er uns geschadet
uns der Sonntag so wichtig ist. Backen und Arbei-                 hatte, wollte ich mit ihm
ten sind nicht das Wichtigste im Leben, sondern                 gemäß der Bibel umgehen. »
Zeit mit Gott und der Familie. Auch im Alltag
habe ich immer wieder Termine für Gott und für
Familienmitglieder eingeplant. Abends bete ich mit        vertraulich. Alles kommt auf den Tisch, etwa wenn
meiner Frau. Beim Kaffee-Einschenken bete ich für         einer mit seiner Frau streitet, in Fallen tappt, Por-
die, denen ich den Kaffee bringe; beim Auftragen          nografie guckt. Wir geben einander Rechenschaft,
des Rasierwassers bete ich für Menschen, die gerade       ermutigen und stärken einander.
auf dem Weg zum Glauben sind. Und immer wenn
ich einen „Smart“ sehe, bete ich für meine Tochter        Größtes Vorbild: Jesus
– das geht ursprünglich auf einen familieninternen
Spaß zwischen uns beiden zurück.                          Wie hält man es als christlicher Unternehmer mit
                                                          den ethischen Standards des Evangeliums?
Welche Gebetstermine gibt es noch?
                                                          Spannend ist es, wie viele Nichtchristen genau
Wir haben einen Männertreff gegründet, wo wir             wissen, wie sich Christen verhalten sollten. Barm-
uns austauschen, zusammen beten und uns mit Rat           herzigkeit und Nächstenliebe steht da ganz oben.
und Tat zur Seite stehen. Zudem gibt es die „Mana-        Kürzlich habe ich mit ein paar Mitarbeitern über
ger im Gebet“: Freunde, die sich rufen lassen, wenn       die Goldene Regel gesprochen, über Jesus Christus
Als Chef glaubwürdig leben - Faktor C - BUSINESS ALS GOTTESDIENST - Christen in der Wirtschaft
10   CIW / FAKTOR C / CHRISTSEIN LEBEN

                  Sonntags geschlossen: Der Ruhetag ist für die gewachsene
           Familie und den Gottesdienst reserviert, sagt Karl-Dietmar Plentz.

     als mein größtes Vorbild, und habe ihnen gedankt,           Das „Zeugnis“ trainieren
     wie sie mich während meines Burn-outs unter-
     stützt hatten. Ich sagte ihnen zu, auch für sie da zu       Nutzen Führungskräfte ihre missionarischen Mög-
     sein, wenn sie in schwierige Situationen geraten.           lichkeiten genug?
     Gleichzeitig kündigte ich ein Treffen mit einem
     Zulieferer an, der uns schadhafte Zutaten geliefert         Ich befürchte, dass viele Christen ihr Christsein
     hatte, was leider zu einer Rückrufaktion führen             nur am Sonntag leben, unter der Woche dann aber
     musste. Wir arbeiten seit 20 Jahren mit diesem              nur noch geheim in ihrem Herzen. Ich mache Mut,
     Mann zusammen. Auch wenn er uns geschadet                   im Alltag als Christ erkennbar zu sein. Das ist un-
     hatte, wollte ich mit ihm gemäß der Bibel umge-             sere Berufung, Licht und Salz der Welt zu sein.
     hen. Als er dann bei uns war, den Fehler erläuterte         Das trainiert sich wie ein Muskel.
     und sich entschuldigte, setzte ich das um: Ich stell-
     te klare Forderungen, sagte aber gleichzeitig, dass         Womit könnte das Training beginnen?
     unsere Zusammenarbeit nicht beendet werden
     sollte. Das hat meine Leute ziemlich beeindruckt.           Mit dem Gebet am Morgen: „Gott, ich bin bereit für
                                                                 diesen Tag, ich bitte um Deine Hilfe und um Deinen
     Ethische Fragen sind ja auch: Darf ich jemanden             Segen. Und wenn die Gelegenheit sich bietet, bin ich
     rausschmeißen? Bei der Steuer manipulieren? Im              bereit, Zeugnis von Dir zu geben.“ Es geht also um
     Handel tricksen?                                            eine Grundhaltung. Bekenntnis ist nicht irgendet-
                                                                 was Zusätzliches, wenn noch Zeit bleibt, sondern
     Leider ist es nicht immer so schwarz-weiß. Manch-           die Bereitschaft dazu sollte den Tag durchziehen.
     mal muss man sich zwischen Pest und Cholera
     entscheiden. Auch ich muss mich ab und zu von               Und das wirkt in Ihrem Alltag?
     Mitarbeitern trennen. Ich versuche das fair und
     mit Wertschätzung zu machen, indem ich etwa                 Kürzlich hatte ich einen Prominenten zum Früh-
     das lobe, was sie gut gemacht haben. Wenn ich               stück im Café. Der war extrem aufgeregt, weil er
     dann begründe, warum es zur Trennung kommt,                 für eine Operation in unsere Stadt gekommen war.
     geht das nicht gegen die Person. Für solche Ge-             Wir unterhielten uns. Er hatte Angst vor seiner
     spräche bete ich auch, und meistens geht es ganz            ersten OP, hatte sein Testament gemacht. Einem
     gut aus – die Trennung wird von den Betroffenen             Impuls folgend sagte ich ihm: Diese Klinik hier
     verstanden. Es bleibt für beide Seiten kein bitterer        macht eine gute Arbeit, so viele Menschen loben die
     Nachgeschmack. Prozesse vor dem Arbeitsgericht              ärztliche Kunst hier, mein eigener Vater ließ sich
     hatte ich nur sehr wenige.                                  hier operieren. Und zum Abschied betete ich mit
ANZEIGEN
                     CIW / FAKTOR C / CHRISTSEIN LEBEN                                                                                                11

ihm. Dieser Mann ging so ermutigt aus unserem
Café, dass man hätte meinen können, er bräuchte
nicht einmal mehr eine Narkose für die OP. Die                     Wir unterstützen weltweit christliche Initiativen durch finanzielle Hilfe.
Angst war weg, und der Eingriff verlief sehr gut.
Verstehen Sie: Diese Situation kam einfach, aber
man muss gelernt haben, darauf zu reagieren. Eine
besondere Berufung nehme ich zudem wahr, auch
mit Politikern zu beten. Da konnte ich manche er-
mutigen, zum Glauben führen oder an ihre Ver-
antwortung vor Gott erinnern.

Sponsorenposition nutzen

Wo gibt’s sonst noch missionarische Chancen?             Projekt 5274 Südsudan

Wenn man als Unternehmer Sponsor ist, hat man                     Glaubenslinien hinter Frontlinien
beste Karten. Der Fußballverein, die Kita – für
                                                                  Alles andere als friedlich im Südsudan. Unser Partner
alle ist man der Held, wenn man Geld zur Ver-
                                                                  gibt mitten in diesem Leid den Menschen Hoffnung auf
fügung stellt. Das ist die beste Gelegenheit, mit                 JESUS. Durch evangelistische Veranstaltungen werden
den Menschen über den Glauben zu reden – die                      die Christen in der Gegend im Glauben ermutigt.
hören zu! Einen Jugendklub habe ich mal für die
Weihnachtsfeier unterstützt, und dann gab ich                     www.gottes-liebe-weltweit.de
ihnen obendrein den Jesus-Film. Dort könnten
                                                                  Schickstraße 2 • D-70182 Stuttgart • Fon 07 11/2 10 21 - 0
sie sehen, wie die Weihnachtsgeschichte weiter-
                                                                  IBAN DE89 5206 0410 0000 4156 00 • BIC GENODEF1EK1
gegangen ist, sagte ich ihnen. Die haben das tat-
sächlich mit einem ehemaligen roten Funktionär                                                  Gottes Liebe weltweit.
angeschaut, der für die jungen Leute verantwort-
lich war. Und dieser Mann ist später zum Glauben
gekommen. Das war eine unwahrscheinlich tolle
Erfahrung. Noch ein Beispiel: Wenn die Bibel auf
dem Schreibtisch einer Führungskraft liegt, dann         Innovation in Stahl
ist das wie ein leckerer Köder, der an der Angel
baumelt, wenn man Gespräche mit Vertretern hat.
                                                         und Blech
Damit kann man einfach seinen Glauben sichtbar
machen.                                                  ∆ Design, Entwicklung, Realisierung

Warum unterstützen Sie den Kongress christlicher
Führungskräfte?

Mich persönlich hat dieser Kongress sehr ermutigt.
Mir gefällt die Mischung aus Seminaren, die ich
für meinen Alltag als Chef brauche – ganz prak-
tische Dinge wie die Organisation des Büros. Aber        ∆ Konstruktion, Fertigung, Montage
auch die Beschäftigung mit der Frage, wie man
Glaube im Alltag leben kann und welche Relevanz
und welchen Mehrwert es hat, wenn wir uns als
Christen und Führungskräfte an den Werten der
Bibel orientieren. Wir fahren mit der Leitungscrew
unserer Bäckerei auch zum nächsten Kongress
nach Karlsruhe. Außerdem werde ich Nachwuchs-                                                         nsmechanikebes    r/-in
                                                            sbildungsplät ze   als  Konstruktiovol                   zu   etzen.
führungskräfte gezielt fördern, dass sie dabei sein       Au        und Herstellung unsere
                                                                                          r anspruchs   len Produkte
                                                           für die Fertigung
können. Das soll in die nächste Generation getra-
                                                                                                                  ch
gen werden. Das ist ein tolles Investment.                                                                iert na
                                                                                                  Zertifiz O 9001
                                                                                                           IS
                                                                                                  DIN EN

Wir danken für das Gespräch.                                                      REEB GmbH & Co. KG
                                                                                  Dieselstraße 20
                                                                                  D-75196 Remchingen-Wilferdingen        Mitglied im AKZ Ausrüster,
Weiterführender Link:                                                             Tel. +49 (0)7232 3684-0 Fax -98        Komponenten, Zulieferer
                                                                                  info@reeb.de www.reeb.de               aus Baden-Württemberg
www.plentz.de
12   CIW / FAKTOR C / GOTTVERTRAUEN

 UNTERNEHMER:
 GOTTVERTRAUEN

     I n einer materialistischen Gesellschaft geht es am Ende nur
       ums Geld. Ihm opfern wir alles. Unsere tiefste Sehnsucht
       nach Leben wird dadurch aber nicht gestillt, meint der Unter-
     nehmensberater Ralf Juhre. Er empfiehlt in diesem Beitrag, die
     Prioritäten richtig zu sortieren.

                                                                       Foto: KEEM IBARRA / unsplash
CIW / FAKTOR C / GOTTVERTRAUEN   13

Business kann
Gottesdienst sein!
VON DER PROFITGIER ZUM SINNSTIFTEN – MIT DEM RICHTIGEN HERZEN

           Text: Ralf Juhre                                       viel davon zu besitzen, heißt, sich mächtig fühlen.

           D
                                                                  Jesus stellt – wie in vielen Dingen – mal wieder al-
                   ie ganze Welt dreht sich ums Geld. Seit        les auf den Kopf und sagt zum Thema Geld und
                   einigen Jahren gibt es Bücher wie die Fol-     Reichtum das Folgende:
                   genden: „In 7 Jahren zur ersten Million“,
           „Wie man ein Vermögen aufbaut“, „Reich wer-            „Häuft in dieser Welt keine Reichtümer an! Sie ver-
           den leicht gemacht“ … und die Autoren kommen           lieren schnell ihren Wert oder werden gestohlen.
           durch sie … na, wozu? Natürlich zu Geld!               Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel, die nie
                                                                  ihren Wert verlieren und die kein Dieb mitnehmen
           An Business-Schools und Universitäten, groß oder       kann. Wo nämlich eure Schätze sind, da zieht es
           klein, privat oder öffentlich, werden zahlreiche zu-   euch hin.“ Wörtlich: Denn wo dein Schatz ist, dort
           künftige Betriebswirte darin gelehrt, wie man den      wird auch dein Herz sein. (Matthäus 6,19-21)
           Profit maximiert, wie man Geld spart, wie man
           Geld vermehrt, wie man Geld sichert, wie man Geld      „Niemand kann gleichzeitig zwei Herren dienen.
           schützt, wie man Ressourcen profitabel ausbeutet,      Wer dem einen richtig dienen will, wird sich um
           wie man aus wenig viel macht, wie man durch ge-        die Wünsche des anderen nicht kümmern können.
           schickte Transaktionen Geld ohne Arbeit vermehrt       Genausowenig könnt ihr zur selben Zeit für Gott
           und wie man aus der „Ressource“ Mensch, aus dem        und das Geld leben. Wer sein Leben um jeden Preis
           „Humankapital“ geschickt Profit ausbeutet. Nur         erhalten will, der wird es verlieren, aber wer sein
           eins wird nicht gelehrt: Wie man Geld isst! Wahr-      Leben für mich einsetzt, der wird es für immer ge-
           scheinlich haben Menschen auch schon versucht,         winnen. Denn was gewinnt ein Mensch, selbst wenn
           Geld zu essen, es gibt ja so alles Mögliche.           ihm die ganze Welt zufällt und er dabei das ewige
                                                                  Leben verliert? Mit nichts auf dieser Welt kann er es
           Leben, um zu besitzen?                                 wieder erwerben.“ (Matthäus 6,24)

           Geiz ist geil, und siehe da, „Gewinnwarnungen“         Puuh, das ist völlig gegen jeden Trend der Zeit.
           und andere schützen uns vor ach so schlimmem           Christ oder Nichtchrist, Geld wollen alle haben.
           Geldverlust. Geld regiert die Welt. Es ist die Dreh-   Und zwar mehr als bisher. Geld hat ja die unan-
           scheibe für alles. Für sein Geld würde mancher         genehme Eigenschaft, dass egal wieviel man hat,
           sein Leben geben, denn es ist das Liebste, was er      es dennoch niemals ausreichend ist. Der andere
           hat. Als Trainer und Coach von gehobenen Füh-          hat immer noch mehr und vielleicht, ja vielleicht
           rungskräften und als Unternehmensberater fällt         macht man ja noch einmal den ganz großen Deal
           mir auf, dass der Lebensgegenstand und -mittel-        und kommt über Nacht zu viel Geld. Die Anzie-
           punkt vieler Menschen das Geld ist. Sie leben, um      hungskraft, die Anbetung des Geldes ist so stark,
           zu besitzen. Das Streben nach Geld und Besitz ist      dass viele Menschen bereit sind, dafür zu lügen, zu
           eine unermessliche Kraft, die jeden in seinen Bann     betrügen, einfach alles zu tun. Am Ende ist es das
           ziehen will. Denn Geld ist schließlich Macht. Und      Geld, das bekanntlich den Charakter verdirbt.       >
14      CIW / FAKTOR C / GOTTVERTRAUEN

     Ralf Juhre, Jahrgang 1967, ist Organisationsentwickler                            Der Schlüssel fürs Böse
     und Gründer und Geschäftsführer der seit 1996
     international tätigen Managementberatung ingenior                                 Ich stelle mir vor, alle Menschen würden so leben,
     training & consulting GmbH. Er ist verheiratet mit Ruth,
                                                                                       das wäre sicher das Paradies. Denn es gäbe keinen
     gemeinsam haben sie drei Kinder. Der Redner und Autor
     diverser Managementbücher bringt sich umfangreich in                              Grund für Neid und Missgunst. Jakobus schreibt
     die nationale und internationale christliche Geschäfts-                           dazu (Jak 4,1-3): Wieso gibt es denn bei euch so
     leutearbeit ein und ist Mitglied im CiW-Vorstand.                                 viel Streit, Krieg und Kampf? Kommt alles nicht
     Internet: www.ingenior.de                                                         daher, dass ihr euren Leidenschaften und Trieben
                                                                                       nicht widerstehen könnt? Ihr wollt alles haben und
                                                                                       werdet nichts bekommen. Ihr seid voller Neid und
                                                                                       tödlichem Hass; doch gewinnen werdet ihr dadurch
                                                                                       nichts. Streitet, zankt und kämpft also, soviel ihr
                                Streitpunkt Geld                                       wollt! Es nützt euch gar nichts. Solange ihr nicht
                                                                                       Gott bittet, werdet ihr nichts empfangen.
                                Seit vielen Jahren bin ich mittlerweile selbststän-
                                dig als Unternehmer tätig. Dabei geht es immer         Das zentrale Problem der Menschheit ist die Hab-
                                um Geld, jeden Tag. Den Kunden geht es ums             gier. Paulus schreibt in seinem Brief an Timotheus
                                Geld, den Mitarbeitern geht es ums Geld, den           (6,10): Denn alles Böse wächst aus der Habgier.
                                Banken geht es ums Geld. Als Unternehmer ist es        Schon so mancher ist ihr verfallen und hat dadurch
                                un­ver­meid­lich, mit Geld umzugehen. Geld ist ein     seinen Glauben verloren. Wieviel Not und Leid hät-
                                Zah­lungs­mittel. Ohne Geldtransaktionen ist eine      te er sich ersparen können!
                                Ge­sell­schaft nicht denkbar, denn Leistungen wer-
                                den eben in Geldwert verkauft und erworben.            Die Habgier des Menschen ist also der Schlüssel
                                                                                       für alles Böse. Sie ist Gott ein Gräuel. Immer wie-
                                In den vergangenen Jahren meiner Geschäftstä-          der erlebe ich, wie sich die Habgier auch meiner
                                tigkeit fiel mir immer wieder auf, dass die meis-      ermächtigen will. Mein Bedürfnis, eine Habe zu
                                ten Konflikte im Geschäftsleben sich ums Geld          besitzen, dreht mit mir durch. Aus dem Bedürfnis
                                drehen. Der eine denkt, er hat zu viel bezahlt, der    entsteht eine Gier, und Gier ist sicher alles ande-
                                andere denkt, er hat zu wenig bekommen. Und            re als nützlich für mich und andere. Gierig kann
                                schon ist die Harmonie zwischen Arbeitnehmer           man sein nach Geld, Besitz, Macht, Ehre, Ruhm
                                und Arbeitgeber oder auch zwischen Kunde und           … nach vielen Dingen. Und jede Gier hält mich
                                Lieferant getrübt.                                     davon ab, meinem Schöpfer zu dienen.

                                Machtmissbrauch und Unterdrückung                      Zufriedenheit lernen

                                Immer mehr haben sich in den letzten Jahren völ-       Die Gier zieht meine Aufmerksamkeit und mein
                                lig unsoziale Verhaltensweisen im Umgang mit           Bemühen ganz und gar auf das Objekt meiner Be-
                                Geld herauskristallisiert. So werden durch große,      gierde. Damit verfehlt mein Leben sein Ziel und
                                ehemals ehrbare namhafte deutsche Unterneh-            seinen Sinn. Das ist es, was Jesus uns wahrschein-
                                men mit Geld brutale Kolonialisierungen und            lich sagen will, wenn er sagt, dass wir uns keine
                                Unterdrückungen ihrer Lieferanten vorgenom-            Schätze auf der Erde sammeln sollen.
                                men. Kleine und mittelständische Lieferanten
                                werden durch große Automobilbauer zum Bei-             Das alles führt mich immer wieder vor eine ent-
                                spiel zunächst groß gemacht durch umfangreiche         scheidende Frage: Zufrieden sein, wie geht das ei-
                                Auftragsvergaben, um schließlich in kolonialisti-      gentlich? Wir lernen, wie man Geld vermehrt, wie
                                schem Stil die entstandene Abhängigkeit zur bru-       man Vermögen aufbaut … doch wo lernt man, wie
                                talen Preisreduktion zu missbrauchen. Ähnliche         man zufrieden ist mit dem Leben und mit dem,
                                Vorgehen gab es immer wieder in der Mensch-            was man hat?
                                heitsgeschichte. Unterwerfung und Kolonialisie-
                                rung funktionieren prima mit Geld.                     Seit Beginn meiner Tätigkeit als Geschäftsmann
                                                                                       ist es mein Wunsch und Wille, mit allem, was ich
                                Und dann wieder Jesus, der alles auf den Kopf stellt   habe, nicht mir selbst zu dienen. Es ist mir wichtig,
                                mit seinen Worten. Keine Reichtümer anhäufen,          nicht Schätze auf der Erde zu sammeln, sondern
                                Schätze im Himmel statt auf der Erde sammeln,          Sinn zu stiften und damit zu himmlischen Schät-
                                nicht zwei Herren dienen und sein Leben gewin-         zen beizutragen. Das ist nicht immer leicht. Für ei-
                                nen dadurch, dass man es finanziell verliert. Diese    nen Unternehmer heißt das: Geld, das man durch
                                Worte Jesu haben mich seit eh und je fasziniert.       sinn- und nutzenstiftende Arbeit als Gewinn ein-
CIW / FAKTOR C / GOTTVERTRAUEN   15

nehmen konnte, nicht zu vermehren, sondern wie-                                 und mittelständigen Unternehmen und Freiberuf-
der einzusetzen, um noch mehr Sinn zu stiften.                                  lern oft genug nicht ums Geld, sondern ums Über-
                                                                                leben. Es entsteht ein Zerrbild, und mancher Neid
Sinn und Nutzen mehren                                                          ist gegenstandslos, blickt man hinter die Fassaden.

Es geht also nicht um den Aufbau des Unterneh-                                  Ja, ich habe erlebt und erlebe es, dass Business
mervermögens, sondern es geht um die Vermeh-                                    und Gottesdienst ganz gut harmonieren. Auch
rung von Sinn und Nutzen. Wo unser Schatz ist,                                  Business ist Anbetung Gottes, insbesondere dann,
da wird auch unser Herz sein. So haben wir es ge-                               wenn Business nicht aus einem gierigen, sondern
lesen. Ich kann nicht Gott dienen und dem Geld                                  aus einem echt dienenden Herzen heraus prakti-
oder dem Besitz. Beides gleichzeitig geht nicht, so                             ziert wird. Das Geldverdienen ist an und für sich
sagt es Jesus. Ich werde mich entweder um den ei-                               nicht schlecht, aber gefährlich. Je besser es läuft
nen oder um den anderen kümmern können, ein                                     und je mehr vermeintliche Sicherheit es gibt, desto
geteiltes Herz zwischen Gott und dem Geld zer-                                  weniger sucht der Mensch nach Gott. Der reiche
reißt mich, und ich verliere mein Leben wenn ich                                Mensch braucht ihn nicht mehr, sein Geld ist seine
glaube, es gewonnen zu haben.                                                   Sicherheit, sein Geld ist sein Gott. Erst wenn alle
                                                                                Sicherheiten verloren gehen – was in Krisen vielen
Für mich ist nicht erst der Blick auf die unglück-                              Tausenden Selbständigen so geht –, wird der Götze
lichen Reichen dieser Welt ein klares Warnsignal                                Geld aufs Neue Entlarvt.
dazu, nicht zu sehr nach dem Geld zu schielen.
Es fängt schon früher an. Ich möchte nicht, dass                                Sicherheitsfaktor Nummer eins: Gott
mein Herz beherrscht wird von Geldgier, denn sie
zerstört meine Seele, wenn sie Raum gewinnt. Und                                Die vermeintliche Sicherheit des Geldes ist abge-
dennoch kenne auch ich die Attraktivität des Ge-                                schminkt. Der ehemalige Besitzer des Geldes schaut
dankens, möglichst viel Geld zu verdienen. Es ist                               in ein hässliches Götzengesicht und stellt fest, dass
einfach zu verführerisch.                                                       sein Götze Geld tot ist. Der Verlust von Geld und
                                                                                Geschäft, das zuvor Sicherheit gab, fordert ein radi-
                                                                                kales Umdenken von uns. Wir erinnern uns plötz-
                                                                                lich daran, dass nicht das Geld unsere Sicherheit
                                                                                ist, sondern der lebendige Gott, der uns am Leben
                                                                                erhält, indem er uns atmen lässt, so lange es ihm in
                                                                                seiner Souveränität und Heiligkeit gefällt.
                                                Foto: istockphoto.com / wepix

                                                                                Kein System dieser Welt ist stabil. Alle Systeme
                                                                                werden vergehen und sind somit unsicher. Alle
                                                                                Firmen werden früher oder später aufhören zu
                                                                                sein, alle Staaten und alle Behörden, alle Geschäfte
                                                                                sind endlich … alles ist endlich. Nicht endlich ist
                                                                                der Schöpfer des Universums. Nur ihm gebührt
                                                                                alle Anbetung und alle menschliche Ehre.
Geld gaukelt Sicherheit nur vor.
                                                                                Gott dienen durchs Business

                                                                                Business als Gottesdienst zu verstehen, fällt man-
Bei manchen geht’s um Überleben                                                 chem sicher schwer. Ich bin auch davon überzeugt,
                                                                                dass es nicht in jedem Business möglich ist. Busi-
Ich bin meinem Gott dafür dankbar, dass ich bis-                                ness kann jedoch genauso persönlicher Gottes-
her immer erleben durfte, dass ich davor bewahrt                                dienst sein wie so viele andere Tätigkeiten auch. Es
wurde, in echte persönliche Geldgier zu verfallen.                              kommt allein auf das Herz an. Ich freue mich, mit
Als Unternehmer muss man rechnen, und zwar                                      anderen Geschäftsleuten zusammenzukommen,
richtig. Nicht jeder versteht da immer, warum                                   deren Herz für Gott schlägt und die ein Business
ein Unternehmer in finanziellen Sachen teilweise                                betreiben, um Gott und den Menschen zu dienen.
hartnäckig kämpft. Da sieht es nach außen viel-                                 Denen, die Business einzig und alleine betreiben,
leicht manchmal so aus, als könnte man nicht ge-                                um Profit zu erwirtschaften, wünsche ich, dass sie
nug bekommen, innen stehen handfeste Kosten                                     erkennen, wonach sich ihr Herz sehnt. Frage nicht,
und Verpflichtungen im Hintergrund, die bedient                                 womit Du die Welt veränderst, sondern frage da-
werden müssen. Dabei geht es jedoch bei kleinen                                 nach, was Dich lebendig macht!
16                                CIW / FAKTOR C / STIFTUNGEN

                           GELDANLAGE:
                           STIFTUNGEN

                                   H     eute noch eine Stiftung gründen? Dafür gibt es viele
                                         Gründe. Wer sein Vermögen in eine Stiftung gibt, denkt
                                         langfristig. Und er zeigt, dass es dabei nicht um Anlagen,
                                   sondern um Anliegen geht.
Foto: Everaldo Coelho / unsplash

                                                                                                                  re Mensch dann in die Zukunft, so verknüpft er
                                                                                                                  die Dankbarkeit vielfach mit dem Wunsch, den
                                                          Text: Helmut Liebs                                      folgenden Generationen ähnliche Erfahrungen zu

                                                          M
                                                                                                                  ermöglichen – und gründet eine Stiftung. Denn
                                                                     it dem Fahrrad ist er nach dem Zweiten       typischerweise ist eine Stiftung ein Vermögen, das
                                                                     Weltkrieg durch den Schwarzwald ge-          für einen bestimmten Zweck gegeben wird, und
                                                                     fahren und hat Siebe und Körbe, Mö-          zwar so, dass das Vermögen fortan dem Zugriff
                                                          belbeschläge und Haarnadeln verkauft. Mit dem           entzogen ist und gerade deshalb dank seiner Er-
                                                          Gewinn konnte er die vom Vater gegründete Fir-          träge den Zweck langfristig verwirklichen kann.
                                                          ma erhalten, neu aufstellen und dank immer neuer
                                                          Erfindungen zu einem weltweit führenden Unter-          Lahm, Ebstein, Tschira
                                                          nehmen ausbauen. Dieses produziert längst keine
                                                          Metallwaren mehr, sondern Maschinen zur Ferti-          Philipp Lahm, Katja Ebstein und Klaus Tschira:
                                                          gung von Kunststoffteilen. Doch nicht nur seinem        Wer diese Namen hört oder liest, denkt unmit-
                                                          Unternehmen war er zeitlebens verbunden, son-           telbar an so unterschiedliche Metiers wie Sport,
                                                          dern auch seiner Kirchengemeinde; und der zu-           Musik und Software. Was diese drei dennoch eint:
                                                          gute errichtete er 2009 eine Stiftung. Mit 350.000      Sie sind Stifter. Was sie unterscheidet: Lahms Stif-
                                                          Euro stattete er sie aus und stockte sie im Laufe der   tung ist rechtlich selbstständig und ausschließlich
                                                          Jahre immer wieder auf. Bei der Gründungsfeier          operativ tätig, während Ebsteins Stiftung recht-
                                                          erklärte der Stifter: „Wer viel bekommen hat, kann      lich unselbstständig und sowohl operativ als auch
                                                          auch viel geben.“ Bis heute will er kein öffentliches   fördernd tätig ist. Letzteres gilt auch für Tschiras
                                                          Aufheben um seine gute Tat gemacht haben.               Stiftung, allerdings ist diese eine gemeinnützige
                                                                                                                  GmbH.
                                                          „Wer viel bekommen hat, kann auch viel geben“
                                                          – damit wird ein wesentliches Motiv offenkundig,        Was allein an diesen drei Stiftungen deutlich wird:
                                                          warum Menschen stiften, nämlich aus Dankbar-            Es gibt diverse Rechts- und Wirkungsformen, und
                                                          keit. Aus Dankbarkeit für beruflichen Erfolg, für       um die passende Form zu finden, sollte man sich
                                                          persönliche Gesundheit, für privates Glück, für         beraten lassen. Beratung erhält man bei staatli-
                                                          gute Gemeinschaft. Blickt der solcherart dankba-        chen und kirchlichen Genehmigungs- und Auf-
CIW / FAKTOR C / STIFTUNGEN   17

„BRÜCKEN IN DIE ZUKUNFT“
       WARUM SICH DIE GRÜNDUNG EINER STIFTUNG WEITERHIN LOHNT

sichtsbehörden, bei Banken, Steuerberatern, Nota-     Allerdings: Nur mal angenommen, eine Domför-
ren und Rechtsanwälten wie auch in so genannten       derstiftung würde nicht mehr die in guten Zeiten
Stiftungszentren. Eigens spezialisierte Beratung      üblichen 400.000 Euro ausschütten, sondern le-
brauchen Unternehmer, sofern sie Unternehmen          diglich 200.000 Euro – dann würde sie dadurch
und Familie mittels einer Doppelstiftung sichern      immer noch dauerhaft die Domsanierung fördern
möchten. Hier werden zwei Stiftungen zugleich         und somit ihren Zweck erfüllen. Denn: Sinn von
errichtet. Deren eine ist gemeinnützig, hält zwecks   Stiftungen ist nicht die Realisierung renditestarker
Unternehmenssicherung die Mehrheit der Fir-           Anlagen, sondern wertvoller Anliegen. Und da es
menanteile, hat jedoch kein oder kaum Stimm-          auf dieser Welt und für diese Welt unzählige An-
recht bezüglich des Unternehmens. Die andere          liegen gibt, bleiben Stiftungen eine wundervolle
– üblicherweise eine nicht gemeinnützige Famili-      Möglichkeit, persönlichen Anliegen je nach indi-
enstiftung – besitzt sehr wenige Firmenanteile, hat   vidueller Vorstellung und Vermögenslage Dauer
jedoch das weit überwiegende oder sogar alleinige     zu verleihen.
Stimmrecht und steuert das Unternehmen.
                                                      Hospize und Hospitäler, Kirchen und Klöster
Perspektive trotz Niedrigzinsen
                                                      Wer stiftet, tritt ein in eine lange Geschichte.
„Wegen Niedrigzinsen vorübergehend geschlos-          Stiftungsähnliche Institutionen gab es bereits in
sen“ titelte vor einiger Zeit ein Stiftungsmagazin.   Ägypten, Griechenland und Rom, und zwar zum
„Niedrigzinsen“ stimmt, wobei die Aussagekraft        Gedenken Verstorbener oder zur Verehrung einer
dennoch gering, weil relativ ist. Denn nach wie       Gottheit. Vergleichbare Anliegen lagen auch den
vor können Stiftungen Renditen von um die fünf        frühen christlichen Stiftungen zugrunde; hinzu
Prozent erreichen. „Vorübergehend“ stimmt hof-        traten die Motive der barmherzigen Wohltätigkeit
fentlich ebenfalls. Denn seit Beginn des Zinsab-      und der Sicherung des Seelenheils.
schwungs stehen alle Stiftungen erwartungsvoll
am Renditestrand und hoffen auf die perfekte          Entsprechend wurden ab dem 4. Jahrhundert
warme Welle. Allen, die dabei langsam kalte Füße      Hospize und Hospitäler, Kirchen und Klöster in
bekommen, könnte eine bevorstehende Stiftungs-        großer Zahl gestiftet. Die mutmaßlich älteste bis
rechtsreform neue Möglichkeiten zur Zweckände-        heute bestehende Stiftung in Deutschland könnte
rung, Zulegung, Zusammenlegung oder gar Auf-          das Heilig-Geist Hospital im hessischen Bensheim
lösung notleidender Stiftungen eröffnen.              sein: 817 erstmals als Pilgerhospiz erwähnt. In >
18      CIW / FAKTOR C / STIFTUNGEN

                                                              STIFTUNGEN:
                                                              ZAHLEN UND FAKTEN

     Helmut Liebs, Jahrgang 1961, ist
     Pfarrer und Fundraising-Manager
     (FA). Von 1996 bis 2006 war er                           Selbstständige Stiftungen in Deutschland Ende 2017:

                                                              22.274
     Medienpfarrer der Evangelischen
     Kirche in Stuttgart, danach wurde
     er Pfarrer für Fundraising und Stif-
     tungsmanagement in der Evangeli-
     schen Landeskirche in Württemberg.

                                                              Vermögen dieser Stiftungen:

        Süddeutschland gehen beispielsweise die vormali-
        gen Klöster und heutigen evangelischen Seminare
                                                              rund 100 Mrd. Euro
        Blaubeuren (1085) und Maulbronn (1147) auf Stif-
        tungen zurück. Für Norddeutschland sei exempla-
        risch der Hospitalfonds St. Benedikti in Lüneburg     Unselbstständige Stiftungen in Deutschland:
        (1127) genannt, der heute durch die landesbehörd-
        liche Klosterkammer Hannover verwaltet wird.

        Krise, Erneuerung, Boom
                                                              30.000 < 40.000
        Ab dem 16. Jahrhundert geriet das Stiftungswe-
        sen in eine anhaltende Krise. Insbesondere nach       Ausschließlich gemeinnützige Stiftungen:

                                                              95 Prozent
        reformatorischer Vorstellung hatte sich die reli-
        giöse Motivation erledigt, mit einer Stiftung das
        Seelenheil sichern zu können. Andererseits wür-
        digten die Reformatoren Stiftungen als Träger der
        Armenversorgung, der Bildung und der Kunst in
        Kirchen, wodurch wiederum auch Gott die Ehre          Neue Stiftungen 2017:
        erwiesen wird. Überwiegend blieben somit die
        mittelalterlichen Stiftungen erhalten, doch wur-
        den kaum noch neue gegründet.                         549          (2007: 1.134; 1990: 181)

        Fundamental kritisierte die Aufklärung das Stif-
        tungswesen, welches ihr als abergläubig galt, als
        Konkurrenz zur Obrigkeit betrachtet und schließ-      Häufigste Zwecke:
        lich per Reichsdeputationshauptschluss von 1803
                                                                       Gesellschaft                                            52,3 %
        dem Staatsvermögen einverleibt wurde. Ausge-
        nommen waren Stiftungen von Kirchengemein-                         Bildung                                    34,6 %
        den, weil sie Pfarreien, Schulen und Sozialfürsorge       Kunst und Kultur                               32,0 %
        finanzierten.                                                Wissenschaft                            24,5 %

        Vom Staat geschützt                                   Gesundheit und Sport                     20,0 %
                                                                           Umwelt                   14,9 %
        Dennoch entstanden im 17. und 18. Jahrhun-              Religion und Kirche             11,5 %
        dert bedeutende neue Stiftungen, etwa 1698 die
                                                                    Internationales           9,6 %
        Franckeschen Stiftungen in Halle und 1763 die
        Senckenbergischen Stiftungen in Frankfurt am          Privatnützige Zwecke          6,6 %
        Main. Für das 19. Jahrhundert sind insbesondere
        die vielen diakonischen und caritativen Anstalts-
        stiftungen hervorzuheben. Mit dem Bürgerlichen
        Gesetzbuch trat im Jahr 1900 ein spezifisches Stif-
        tungsrecht (Paragraphen 80ff BGB) in Kraft.                                                 Quelle: www.stiftungen.org
CIW / FAKTOR C / STIFTUNGEN   19

Kirchliche Stiftungen genießen zudem das Selbst-       Zuwendungen in den Kapitalstock einer gemein-
bestimmungsrecht der Kirchen (Art. 140 Grund-          nützigen Verbrauchsstiftung können aber nur
gesetz in Verbindung mit Art. 137 Abs. 3 Weima-        nach Paragraph 10b Abs. 1 EStG steuermindernd
rer Reichsverfassung). Wenn auch in der Zeit des       geltend gemacht werden, das heißt, bis zu 20 Pro-
Nationalsozialismus der Kern des Stiftungsrechts       zent der Einkünfte, und nicht bis zu einer Million
unangetastet blieb, wurden doch zahlreiche jüdi-       Euro zusätzlich, was gemäß Paragraph 10b Abs. 1a
sche und christliche Stiftungen säkularisiert, und     EStG bei dauerhaften gemeinnützigen Stiftungen
nach dem Krieg erfolgte keine Rückgabe. Dennoch        möglich ist. Diese steuerlichen Aspekte gelten so-
nahm das Stiftungswesen in Deutschland wieder          wohl für eine selbst errichtete Stiftung als auch für
Schwung auf und boomt seit gut 15 Jahren mit in        Zustiftungen an eine bestehende Stiftung.
manchen Jahren tausend Neustiftungen.
                                                       Das zeigt: Rechtlich gibt es eine Vielfalt von Mög-
Wirksames Vermögen                                     lichkeiten, dass eine Stiftung genau das erreicht,
                                                       was ihr Stifter (und seine Unterstützer) beabsichti-
Schauen wir uns die Stiftung von Birgit Marx an.       gen. Deshalb lohnt es sich auch in Zeiten des Nied-
Im Jahr 2008 widmete sie eine mit 300.000 Euro         rigzinses, eine Stiftung ins Leben zu rufen.
ausgestattete Stiftung der Kirchenmusik, der Ju-
gendmusikschule und der Diakonie in Schorn-            Weiterführender Link:
dorf, einer Kleinstadt bei Stuttgart. Sie errichtete   www.stiftungen.org
die Stiftung in der Trägerschaft der Evangelischen
Landeskirche in Württemberg, wo sie durch die
sogenannte Landeskirchenstiftung entgeltfrei ver-
waltet wird.

Wie es dazu kam, erklärt sie so: „Nach dem Tod
meines Mannes stellte ich mir die Frage, welche
Vermögensverwendung erstens klug und zwei-
tens im Sinne meines Mannes wäre. Mein Mann
hat immer sehr sparsam, sicherheitsbedacht und                       #DIGITALISIERUNG
vorausschauend gewirtschaftet. Der Gedanke an
                                                                     Digitalisierung von Prozessen kann auch
eine Stiftung legte sich wegen der Dauerhaftigkeit
nahe. Mit der Stiftung war zugleich geklärt, dass                    einfach sein. Lassen Sie es uns beweisen.
mein übriges Vermögen nach meinem Ableben                                                            JKDV-Systeme GmbH
ebenfalls in die Stiftung gelangen würde.“ Die Fra-                                                  04106 / 6205-0
ge, warum eine kirchliche Stiftung, beantwortet                                                      www.jkdv.de
sie schnell und schlüssig: „Kirche ist beständig.“

Ewigkeitscharakter

Jede und jeder kann stiften: einzeln für sich oder
gemeinschaftlich mit anderen, zu Lebzeiten oder
von Todes wegen, und für nahezu jeden Zweck; die
Gemeinnützigkeit definiert die bundesgesetzliche
Abgabenordnung. Der Zweck – die intendier-
te Wirkungsabsicht – ist das Herz jeder Stiftung.
Dieser Herzenszweck will wohl überlegt sein, ist
er doch in der Regel unveränderlich. Ein Mensch
wechselt ja auch nicht eben mal sein Herz. Man
spricht bei auf Dauer angelegten Stiftungen von
ihrem Ewigkeitscharakter. Und der württember-
gische Landesbischof Frank Otfried July formu-
lierte einmal das Bild: „Stiftungen sind Brücken in
die Zukunft.“

Eine Sonderform ist die Verbrauchsstiftung, die
allerdings mindestens zehn Jahre bestehen muss,
bis ihr Vermögen gänzlich verbraucht sein darf.
20   CIW / FAKTOR C / KOLUMNE, NEWS

                                                                                 CHRISTLICHER BÄCKER
     ENDGERICHT                                                                   VERKLAGT COLORADO
     von Peer-Detlev Schladebusch
                                                                                    Ein christlicher Bäcker in den USA hat
     Sind Sie ein Klimamuffel? Tragen Sie das Thema Klimagerech-                  Klage gegen den Bundesstaat Colorado we-
     tigkeit nicht als Priorität Ihrer nach außen gerichteten Agenda            gen religiöser Verfolgung eingereicht. Das
     vor sich her? Dann ist das Urteil schon über Sie gesprochen. Sie      gab die christliche Menschenrechtsorganisation
     wären nach Ansicht mancher Leute lieber nie geboren worden.           Alliance Defending Freedom (ADF/Allianz zur
     Reden oder schreiben Sie nicht gendergerecht? Dann interessiert       Ver­tei­di­gung der Freiheit) bekannt, die seine Inte­
     der Inhalt Ihrer Äußerungen oft nicht mehr und Ihnen droht            res­sen vertritt. Jack Phillips (Lakewood/Bun­des­
     Ungemach. Wer in den sozialen Kommunikationsmitteln erst              staat Colo­rado) hatte 2012 in seiner Kon­di­to­rei
     einmal unten durch ist, erholt sich schwerlich wieder. Ist das die    „Meis­ter­stück“ den Auftrag einer homo­sexu­el­len
     Form des modernen Endgerichts?                                        Lebens­gemein­schaft, eine individuelle Hoch­zeits­
          Wer wagt heute noch, über ein göttliches Urteil am Ende des      torte für sie herzustellen, aus Glaubensgründen zu­
     irdischen Lebens laut nachzudenken? Ich habe es in Predigten          rück­ge­wie­sen. Stattdessen bot er fertige Kondito­
     und Gesprächen lange nicht mehr gehört. Menschen halten heu-          rei­
                                                                              wa­ ren an. Daraufhin verklagte die staat­    li­
                                                                                                                              che
     te lieber Gericht über andere oder sich selbst. Beides ist oft an-    Bürgerrechtskommission von Colorado ihn wegen
     maßend und gnadenlos. Und wer sagt, dass es ein letztgültiges         Diskri­minie­rung und wollte ihn gericht­lich dazu
     Wort Gottes am Ende gibt, der zieht sich den Zorn anderer zu.         ver­pflichten, den Auftrag auszuführen. Das Obers-
     Sie fühlen sich dann massiv in Frage gestellt: Wollen sie doch ihr    te Gericht der USA sah darin jedoch einen Verstoß
     eigener Richter sein und ihre Urteile über sich und andere nicht      gegen die Glaubensfreiheit des Konditors.
     durch eine höhere Instanz relativieren lassen.
                                                                           Auslöser für die aktuelle Klage gegen den Bundes-
     Gericht als „Nachspeise“                                              staat Colorado ist ein ähnlich gelagerter Fall: Ein
     Fragen Sie doch mal im Restaurant, für welches Endgericht sich        Anwalt hatte im Juni 2017 bei ihm einen individu-
     ihre Tischnachbarn entscheiden wollen und lassen sich überra-         ell hergestellten Kuchen zum Jahrestag seiner Ge-
     schen. Sie werden feststellen, dass eine Bilanz am Ende des Le-       schlechtsumwandlung bestellt. Als Ausdruck für
     bens nicht in Sichtweite ist, ganz zu schweigen von einem Sinn        den Wandel des Auftraggebers vom Mann zur Frau
     im Leben auf dieser Erde. Wozu bin ich da? Was ist meine Beru-        sollte die Kreation innen rosa und außen blau sein.
     fung? Wie kann ich ihr gerecht werden? Vom Lebensalter her ha-        Phillips lehnte den Auftrag aus Glaubensgründen
     ben wir heute mehr Zeit als vorige Generationen, uns mit diesen       ab. Die daraufhin eingereichte Beschwerde bei der
     Fragen zu beschäftigen, nutzen sie dazu aber viel weniger.            Bürgerrechtskommission von Colorado führte zu
                                                                           erneuten Ermittlungen gegen den Bäcker wegen
     Fragwürdiges Versteckspiel                                            des Vorwurfs der Diskriminierung wie schon 2012.
     „Adam wo bist Du?“, fragt der Schöpfer den ersten Menschen,
     nachdem der vom verbotenen Baum gegessen hat. Niemand kann            Im erneuten Vorgehen der
     sich seither vor dieser Frage drücken. Es ist ein lächerliches, ja    Jus­tiz­behörden in Colorado
     kindisches Versteckspiel, das Adam und Eva im Paradies mit Gott       gegen Phillips erkennt dessen
     betreiben. Wir machen es ganz genau so, wenn wir Gott ausblen-        Ver­tei­di­ge­rin, Kristen Wag-
     den, wo doch jede Sekunde unseres Lebens von seinem Willen            goner, eine anti-christliche
     abhängt. Wann werden wir erwachsen und übernehmen Verant-             Hal­ tung gegen ihren Man-                               Foto: Created by Freepik
     wortung gegenüber unserem Schöpfer, Erlöser und Richter und           danten: „Der Bundesstaat Co-
     dann auch gegenüber unseren Mitmenschen und der Schöpfung?            lorado ignoriert das Urteil des
                                                                           Obersten Gerichts­hofs, indem
     Gnädiger Richter                                                      er Jack weiterhin zur Bestra-
     Wer die Erde auftragsgemäß bebauen und bewahren will, braucht         fung auswählt und Feindse-
     die Perspektive der Ewigkeit, sonst verliert er sich in Nebensäch-    ligkeit gegenüber seinen reli-
     lichkeiten. Christen sind berufen, Menschen zu Jüngern Jesu zu        giösen Überzeugungen zeigt.“
     machen und die Liebe Gottes weiterzugeben. Sie freuen sich auf den    Wie der Sprecher von ADF International, Andreas
     Retter schon jetzt und am Ende. Sie erwarten sein Urteil, gerecht     Thonhauser (Wien), gegenüber der Evangelischen
     und gleichzeitig gnädig. Sie leben im Hier und Jetzt viel realisti-   Nach­  rich­ten­agentur idea sagte, hat schon der
     scher, weil ihnen bewusst geworden ist, dass der Schöpfer die Ewig-   Oberste Gerichts­hof diese nicht zu rechtfertigen-
     keit in ihr Herz gelegt hat. Wer hier aus der Rechtfertigung durch    de Feind­seligkeit festgestellt: „Anscheinend legt
     Christus lebt, der ist frei: Befreit zu guten Werken ohne Angst vor   es der Bundes­staat Colorado darauf an, Jack Phil-
     dem Endgericht und dem unzulänglichen Urteil der Menschen.            lips’ Kondi­torei zu schließen.“ Das dürfe die ADF
                                                                           nicht zulassen. Ziel der Klage gegen Colorado sei
     Herzlichst, Ihr                                                       es, dass der Mann zukünftig wieder ein normales
     Peer-Detlev Schladebusch                                              Leben ohne Schikanen führen könne.             idea
CIW / FAKTOR C / NEWS                                    21

                              FÜHRUNGSKRÄFTE IN VERSUCHUNG

                                  Christen sollten nicht auf den in die Kritik geratenen                                                           NEWS
                                 Gründer der Willow-Creek-Gemeinde in South Bar-
                               rington bei Chicago, Bill Hybels, herunterschauen, son-
                            dern auf ihr eigenes Leben achtgeben. Das rät der Trainer
                        für Gemeindeleiter, Pastor Artur Siegert (Gummersbach), in
                        einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur
                        idea (Wetzlar). Mehrere Frauen aus der Gemeinde werfen
                        Hybels sexuelle Belästigung oder Übergriffe vor. Der Pastor               KINDERHILFSWERK KRITISIERT
                        hat alle Vorwürfe zurückgewiesen und ging im April vorzei-
                        tig in den Ruhestand. Siegert: „Mir tun die Frauen ex­trem
                                                                                                   TEXTILBÜNDNIS
                        leid, die unter Hybels’ Fehlverhalten gelitten haben – und das
                        muss jetzt aufgearbeitet werden.“                                          Das Kinderhilfswerk terre des hommes hat das von
                                                                                                 Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) initiierte
                                                               Es sei nicht selbst­ver­        deutsche Textilbündnis, das die Produktionsbedingungen
                                                               ständ­lich, dass ein         in Ländern wie Bangladesch, Indien oder Pakistan verbes-
                                                               Leiter Gott in allem         sern soll, als zu undurchsichtig kritisiert. Die Mitgliedsunter-
Foto: Ianphilpot (CC)

                                                               die Treue hält. Wie an-      nehmen listeten zwar Maßnahmen auf, wie sie für Umwelt-
                                                               dere Menschen seien          schutz und menschenwürdige Arbeitsbedingungen sorgen
                                                               auch Führungskräfte          wollten, sagte Kinderrechtsexpertin Barbara Küppers dem
                                                               „schwach, ver­such­bar       Evangelischen Pressedienst (epd) in Osnabrück. Aber ob
                                                               und ange­fochten“. Dies      diese Maßnahmen tatsächlich zum Ziel führten, werde nicht
                                                               betreffe zum Bei­  spiel     kontrolliert: „Die Jahrespläne werden lediglich am Schreib-
                        die Sexualität sowie den Umgang mit Geld und mit Macht,             tisch daraufhin geprüft, ob sie plausibel, also grundsätzlich
                        etwa indem man Mitarbeiter manipuliere. Für Leiter sei es           erreichbar sind. Auch Fortschrittsberichte werden nicht in
                        wichtig, korrekturfähig zu bleiben und sich von ihren Mitar­        der Realität geprüft.“
                        bei­tern oder einem Coach kritisieren zu lassen. Siegert zufol-
                        ge hat Hybels viel Gutes bewirkt, „ähnlich wie König David“.
                        Auch dieser habe „viel Mist“ gebaut. Dennoch läsen Christen
                        noch heute die Psalmen Davids.                            idea

                              GLAUBE ERFORDERT DISZIPLIN

                                  Wer Gott begegnen will, muss sich reichlich Zeit für
                                das Gebet nehmen. Diese Ansicht vertritt der Missi-
                              onsleiter des Missionswerks Bruderhand (Wienhausen
                           bei Celle), Siegfried Korzonnek, in der Zeitschrift „echo“
                        des Werks. Von Glaubensvorbildern wie dem Evangelisten
                        Georg Müller (1805–1898) lasse sich lernen, wie Gottes Wir-
                                                                                                                                                                Foto: Gottschalk/photothek.net

                        ken auch heute erlebbar sei. Müller habe in seinem Leben die
                        Bibel 200 Mal durchgelesen. „Wir kommen nicht drum her-
                        um: Wenn wir geistlich etwas erleben wollen, dann müssen
                        wir es so machen, wie unsere gläubigen Vorväter es taten. An-
                        ders wird es nicht funktionieren“, so Korzonnek.

                        Diese Vorbilder „wussten, dass Jüngerschaft etwas mit geist-
                        licher Disziplin zu tun hat!“ und dass Zeit, die man mit der
                        Betrachtung des Wortes Gottes und mit dem Gebet verbringe,          Dem Bündnis gehören Textilunternehmen wie Adidas, C&A,
                        „niemals verlorene, sondern immer gewonnene Zeit“ sei. An-          Primark oder H&M, aber auch zivilgesellschaftliche Organi-
                        statt morgens auf das Smartphone zu schauen oder die Tages-         sationen wie terre des hommes an. Es war 2014 als Reaktion
                        zeitung zu lesen, sollten Christen die Bibel studieren und beten.   auf den Einsturz und den Brand maroder Textilfabriken in
                        „Ich garantiere: Wenn wir uns Jesus wieder mehr nähern, dann        Bangladesch und Pakistan mit mehr als 1.000 Toten gegrün-
                        wird der Geist Gottes uns wieder neuen Mut und Schwung ge-          det worden. Die Mitglieder dokumentierten in Jahresplänen,
                        ben.“ Er selbst knie sich zum Gebet hin und nehme sich viel Zeit    sogenannten Roadmaps, welche Beiträge sie jeweils zu den
                        dafür. „Diese Zeit kann ich nicht verkürzen.“               idea    Zielen des Bündnisses leisten wollten.                 epd
Sie können auch lesen