Als Chef glaubwürdig leben - Faktor C - BUSINESS ALS GOTTESDIENST - Christen in der Wirtschaft
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Nachhaltigkeit durch „Future Fashion“ Faktor C Das christliche Wirtschaftsmagazin Als Chef glaubwürdig leben GLAUBE MITARBEITER FINANZEN BUSINESS ALS WIE DIENE ICH STIFTUNGEN LOHNEN GOTTESDIENST MEINEM CHEF? SICH NOCH IMMER Faktor C // Heft 3 // September 2018
Veranstaltungen 2018 September 14.09.2018 CiW Forum, Mittelhessen 15.09.2018 CiW Impulstag Digitalisierung, Leipzig 17.09.2018 CiW Forum, Münsterland 24.09.2018 CiW Impusabend, Rheine 28.09.2018 CiW Forum, Nürnberg-Stein Oktober 13.10.2018 CiW Forum, Pforzheim-Bruchsal 19.-21.10.2018 CiW Jahrestagung, Altenkirchen/Westerwald 26.10.2018 CiW Forum, Würzburg 28.10.2018 CiW Impulstag, Baden-Württemberg 29.10.2018 CiW Impulsabend, Rheine 30.10.2018 CiW Businesslunch, Stuttgart November 01.11.2018 CiW&IVCG Meet & Eat, Bremen 02.11.2018 CiW Forum, Mittelhessen 10.11.2018 CiW Forum, Stuttgart-Esslingen 23.-24.11.2018 CiW Forum, Chemnitz 26.11.2018 CiW Impulsabend, Rheine Weitere Informationen zu unseren Veranstaltungen finden Sie unter www.ciw.de ANZEIGE in Kooperation mit ISRAEL BIBEL LIFE 28.10.- 4.11.2018 AUFATMEN 30.5. - 2.6.2019 8-tägige Erlebnisreise mit Klaus Göttler Einkehrtage für Frauen in Stein b. Nürnberg mit Silke Traub und Pfr. Angelika Rühle 2. ADVENT IN SALZBURG UND OBERBAYERN 7. - 9.12.2018 OBERSTDORF 8. - 15.7.2019 Eine besondere Busreise im Advent: Frauenchiemsee, Geistliches Auftanken im Gästehaus Krebs Ruhpolding, Berchtesgaden, Salzburg KUBA 28.7. - 12.8.2019 ISRAEL FRÜHLINGSREISE 3. - 11.3.2019 16-tägige Rundreise in den Sommerferien mit 3 Tage Den Spuren Jesu folgen Badeurlaub ROTES MEER 14. - 21.3.2019 DONAU-KREUZFAHRT 17. - 22.10.2019 Urlaub im 5-Sterne Resort Sunrise Select Makadi Hotel. Von Passau zu den Donaumetropolen mit der neu Mit Islamseminar von Dr. Roland Werner. renovierten MS Rousse Prestige. ISRAEL AN OSTERN 14. - 24.4.2019 ISRAEL BIBEL-LIFE 27.10. - 3.11.2019 Ostern und Pessach in den Osterferien Erlebnis- und Begegnungsreise in erleben. Mit Angela und Jürgen Werth. den Herbstferien, mit Klaus Göttler. INFOS UND ANMELDUNG: GESAMTLEITUNG Renate Stäbler UND BIBELZEITEN DER mit-uns-unterwegs.de Tel.: 09123/13658 REISEN: info@mit-uns-unterwegs.de Hans-Martin Stäbler
CIW / FAKTOR C / EDITORIAL 3 Liebe Leserin, lieber Leser, wenn Sie mal mit dem Taxi unterwegs sind, plaudern Sie mit dem Fahrer. Es lohnt Michael vom Ende, sich fast immer. Vor ein paar Monaten war ich Teilnehmer einer christlichen, internatio- Generalsekretär von nalen Wirtschaftskonferenz in Belfast, Nordirland. Ich steige in ein Taxi, es geht von der „Christen in der Wirt- Unterkunft zur Waterfront Hall, dem Veranstaltungsort. Auf dem Weg kommen wir an den schaft e.V.“ alten, ehemals aus Deutschland gelieferten großen Kränen für den Schiffsbau vorbei, die schon länger nicht mehr in Benutzung sind. Sie sind ein Wahrzeichen für die Herausforderung und den Kampf der Stadt, in die moderne, postindustrielle Zeit zu gelangen. Wir sprechen darüber, und der Taxifahrer will von mir wissen, was mich nach Belfast treibt. Es sind meine zwei Stichworte „christlich“ und „Wirtschaft“ in einem Satz, auf die es von ihm eine kurze und deutliche Reaktion gibt: „No!“ Und er erklärt auf meine Rückfrage, dass diese zwei Worte nicht zusammengehören, wie Feuer und Wasser sind, einander ausschließen. Die Bot- schaft ist zweierlei: Wirtschaft ist unchristlich – und mit „Christen in der Wirtschaft“ verbindet er negative Erinnerungen. Ich befürchte, viele unserer Leser können das nachvollziehen. Da ist die Unternehmerin und engagierte Christin, die sich auf Druck ihres Steuerberaters mit einem kleinen, schmutzigen Trick aus einer bedrohlichen Situation zu retten versucht. Da ist der Vorgesetzte, der sonntags den Gottesdienst in seiner Gemeinde moderiert und werktags unbarmherzig seine Mitarbeiter stresst. Da ist der Fabrikant und Sänger im Kirchenchor – ein Zulieferer haut ihn übers Ohr, und er weiß nicht, wie er als Christ damit umgehen soll. Diese Herausforderungen treffen übrigens nicht nur Christen in der Wirtschaft, sondern schlicht Christen in der Welt. Denn auch an anderen Orten – in der Verwaltung, in der Politik, in den Medien, in der Familie – stoßen wir jeden Tag auf Situationen, die uns verstricken, zu unethischem Verhalten verführen, die uns ein vorbildliches Leben schwermachen. Hat der Taxifahrer am Ende recht, wenn er „No!“ zu Christen in der Wirtschaft sagt? Ich hoffe nicht. Wir bringen auch in diesem Heft Beispiele, wie es trotz aller Schwierigkeiten und Probleme funktionieren kann. Aber es ist kein Spaziergang und kein Sprint, sondern ein Marathonlauf, bei dem wir manchmal stolpern und nur mit Gottes Hilfe ans Ziel kommen. Viel Erfolg in diesem Lauf wünscht Ihnen, Ihr Michael vom Ende
4 FAKTOR C - NR. 3/2018 IN DIESER TITEL // 6 AUSGABE Foto: privat Als Chef glaubwürdig leben Wie ein christlicher Unternehmer Backen und Beten zusammenbringt > Interview mit Karl-Dietmar Plentz STIFTUNGEN // 16 Foto: Everaldo Coelho / unsplash „Brücken in die Zukunft“ Warum sich die Gründung einer Stiftung weiterhin lohnt > Helmut Liebs WEISHEIT // 24 Foto: Ben White / unsplash GOTTVERTRAUEN // 12 Arbeit, Geld und Karriere Foto: KEEM IBARRA / unsplash Von der Profitgier zum Entdeckungen im Buch der Sprüche für unsere Zeit Sinnstiften – mit dem > Uwe Rechberger richtigen Herzen
CIW / FAKTOR C / INHALT 5 NACHHALTIGKEIT // 28 MITARBEITER // 34 Foto: SEZ Foto: istockphoto.com / SvetaZi Wäsche für morgen Das Projekt „Future Fashion“ will Einkaufsverhalten ändern > Marcus Mockler DIENSTBEREITSCHAFT // 30 Traumjob mit Wohnung > Verena Mörath Foto: istockphoto.com / Steve Debenport KOLUMNE/NEWS // 20 CIW-INFO // 37 Dem Chef dienen wie LITERATURTIPP // 39 Jesus – im Ernst? Wie biblische Texte in den Berufsalltag sprechen – und wie nicht > Thorsten Dietz Impressum aktor C F Anzeigenverwaltung Gestaltung Konto / Spenden Zeitschrift von Matthias Schmitt Robert Roman KD-Bank eG Christen in der Wirtschaft e.V. E-Mail m.schmitt@ciw.de Titelfoto: privat 44135 Dortmund Registrierungsgericht Würzburg Es gilt die Anzeigenpreisliste IBAN: DE69 3506 0190 1011 8720 14 ISSN 1866-6698 vom 01.01.2018 Druck BIC: GENODED1DKD PRINTEC OFFSET >medienhaus> Generalsekretär des CiW Herausgeber 34123 Kassel (Teil-) Beilagen / Beihefter Michael vom Ende Christen in der Wirtschaft e.V. > CiW Impulstag Erscheinungsweise Baden-Württemberg CiW-Zentrale und Bezieher-Service: Chefredakteur 4-mal im Jahr > Geschenke der Hoffnung Christen in der Wirtschaft e.V. Marcus Mockler > idea Theaterstraße 16 E-Mail redaktion@ciw.de Faktor C wird gegen Spende 97070 Würzburg abgegeben. Tel. +49 (0)931-306 992 50 Namentlich gekennzeichnete Fax +49 (0)931-306 992 59 Beiträge geben nicht unbedingt die info@ciw.de, www.ciw.de Meinung der Redaktion wieder.
6 CIW / FAKTOR C / CHRISTSEIN LEBEN TITEL: CHRISTSEIN LEBEN E rfolgreicher Unternehmer, glühender Christ: Der Bäcker Karl-Dietmar Plentz sieht sein Handwerk nicht nur als einen Job, sondern als Berufung. Seine Kette macht an sechs Standorten in Brandenburg und mit mehr als hundert Mitarbei- tern einen Jahresumsatz von fünf Millionen Euro. Im Gespräch mit Faktor-C-Chefredakteur Marcus Mockler wirbt er dafür, als christliche Führungskraft glaubwürdig und missionarisch zu leben. Plentz ist auch einer der Redner beim nächsten Kongress christlicher Führungskräfte, der von 28. Februar bis 2. März 2019 in Karlsruhe stattfindet. Herr Plentz, was macht ein christlicher Chef anders als ein nichtchristlicher? Zuerst mal steht er genau in den gleichen Heraus- forderungen wie andere Chefs auch – er braucht fachliche Expertise, eine gute Geschäftsidee, einen Christ bin. Ich weise darauf hin, dass unsere Cafés passenden Markt sowie Mitarbeiter, die ihn ergän- und Bäckereien am Sonntag geschlossen haben – zen, wo er seine Schwächen hat. Als christlicher das finden viele Mitarbeiter im Service attraktiv, Chef weiß ich, dass ich nicht perfekt sein muss und die bislang immer auch am Sonntag im Einsatz auch nicht kann. Durch Gottes Gnade bin ich, was waren. Viel wichtiger ist aber, dass sich im nor- ich bin. Bei den Benediktinern gibt es die Regel malen Arbeitsalltag zeigt, dass wir nach der Bibel „ora et labora“, bete und arbeite. Bei mir heißt es leben und dazu stehen. Bei einer Firmenfeier spre- „Backen und Beten“. che ich dann auch ein Tischgebet und sage dem Team ein Segenswort. Sollen Christen nur Christen einstellen? Sie haben sonntags geschlossen? Wie ist das im Jahr Nein. Es gibt ja auch keine christlichen Brötchen. 2018 noch möglich? Wenn man uns als „christliche Bäckerei“ bezeich- net, denken manche, hier würden nur Christen Da muss ich manche Kritik ertragen nach dem arbeiten. Wir stellen Mitarbeiter unabhängig von Motto „Hat der das nicht nötig? Oder gehört der ihrem Hintergrund ein und haben die „Charta zu einer Sekte?“. Den Mitbewerbern biete ich da- der Vielfalt“ unterschrieben, die sich für ein vor- mit eine offene Flanke. Aber wir bleiben dabei, urteilsfreies Arbeitsumfeld einsetzt. Das gilt etwa den alten biblischen Grundsatz zu beachten, dass für Herkunft, Hautfarbe, aber auch für die sexuelle wir nach sechs Tagen Arbeit am siebten Tag ruhen Orientierung, selbst wenn sich das nicht mit mei- sollen. Natürlich schätzen auch wir Notdienste nem biblischen Weltbild deckt. Ich schätze auch von Krankenschwestern und Feuerwehrleuten am diese Mitarbeiter sehr. In meinem Unternehmen Sonntag – doch für unser Handwerk ist Sonntags- ist Platz für Unterschiedlichkeit. arbeit eigentlich nicht nötig. Der Alltag zählt Haben Sie mit dieser Politik Aufträge verloren? Werden neue Mitarbeiter beim Start dann irgend- Ja, mehrfach. Wer etwa Krankenhäuser bedienen wie auf christliche Werte verpflichtet, die für den möchte, muss die Bereitschaft für Sonn- und Fei Chef gelten? ertagslieferungen haben. Andererseits habe ich erlebt: Wenn wir uns zum Ruhetag gestellt haben, Die meisten Einstellungsgespräche führe ich noch bekamen wir plötzlich andere Aufträge, die zu uns selbst. Dort erzähle ich unaufdringlich, dass ich passen. >
CIW / FAKTOR C / CHRISTSEIN LEBEN 7 Als Chef glaubwürdig leben Fotos: privat WIE EIN CHRISTLICHER UNTERNEHMER BACKEN UND BETEN ZUSAMMENBRINGT
8 CIW / FAKTOR C / CHRISTSEIN LEBEN Handwerker geblieben Wie hat Ihr Glaube geschäftliche Entscheidungen beeinflusst? Vor Jahren standen meine Frau und ich vor der Frage, einen Industriebetrieb auf der Grünen Wie- se zu bauen – der Markt wäre dafür da gewesen. Wir entschieden uns aber dafür, Handwerker zu bleiben und am alten Ort erkennbar als Christen zu leben. Vor diesem Hintergrund sind enorme krea- tive Möglichkeiten gewachsen, Glaube im Alltag sichtbar zu machen oder über unser Engagement über die Bäckerei hinaus zum Glauben zu stehen. Das heißt konkret? Wer bei uns ein Brötchen kauft, bekommt eine Tüte, in deren Seitenfalte steht „Hungrig nach mehr?“. Und dann verweisen wir dort auf die Internetseite www.gottkennen.com. Das ist nicht aufdringlich, aber ein ausgestreuter Samen. Inzwischen bin ich Landesöffentlichkeitsbeauft ragter des Zentralver bands der Deutschen Bäcker. Mit der Aktion „5.000 Brote“ laden wir Bäcker ein, im Konfirmandenunter richt mit den Jugendlichen Brot zu backen, sich ge meinsam mit der biblischen Geschichte der Speisung der Fünftausend auseinanderzusetzen und dann im Erntedankgottesdienst die Brote zugunsten von „Brot für die Welt“ zu verkaufen. Die Idee war nicht « Jungen Leuten wird das Hand- werk nahegebracht, meine Kollegen gehen in Gottesdienste, eine Hilfs- organisation wird unterstützt. » von mir, aber ich habe sie stark vorangetrieben. Es haben schon 800 Bäcker in Deutschland mitgemacht, 11.000 Konfirmanden, und „Brot für die Welt“ hat ei- nen sechsstelligen Betrag bekommen. Die Aktion hat viele Vorteile: Jungen Leuten wird das Handwerk na- hegebracht, meine Kollegen gehen in Gottesdienste, eine Hilfsorganisation wird unterstützt. Zeit zum Beten planen Hat ein so engagierter Unternehmer wie Sie über- haupt noch Zeit fürs persönliche Gebet? Meinen Tag beginne ich regelmäßig mit Gebet. In der Firma gibt es zudem einen Gebetskreis, der nicht von mir geführt wird, an dem ich ab und zu Vielfalt bei den Mitarbeitern, Eindeutigkeit im teilnehme. In unseren Cafés haben wir unterschied- Glauben: Bäcker Plentz hat mehr als 100 Leute liche Unternehmergruppen, darunter ein Bibel beschäftigt. frühstück für Führungskräfte. Auch unsere Mitar beiter frage ich, wenn die Situation passt, ob ich für
CIW / FAKTOR C / CHRISTSEIN LEBEN 9 Die Aktion „5.000 Brote“ dient Konfirmanden, „Brot für die Welt“ und dem Handwerk. sie beten darf. Bei Firmenveranstaltungen oder auf es in einer Firma irgendwie „brennt“ – ein schwerer der Messe spreche ich öffentliche Dankgebete. Konflikt, ein Rechtsstreit, ein Mitarbeiterproblem. Dann kommen wir ins Unternehmen, hören zu und Aber wie schafft man es, in einem stressigen Alltag im- beten für diese Menschen. Da haben wir Unglaub- mer wieder an Gott zu denken und zu ihm zu beten? liches erlebt, auch ich persönlich. Und schließlich treffe ich mich regelmäßig mit ein paar Typen, und Ich schaffe das gar nicht immer. Auch über mich wir gucken uns gegenseitig ins Herz. Das ist sehr bricht manchmal nach dem Morgengebet der Tag mit Herausforderungen und Stress herein. Aber dann verstehen Sie vielleicht noch besser, warum « Auch wenn er uns geschadet uns der Sonntag so wichtig ist. Backen und Arbei- hatte, wollte ich mit ihm ten sind nicht das Wichtigste im Leben, sondern gemäß der Bibel umgehen. » Zeit mit Gott und der Familie. Auch im Alltag habe ich immer wieder Termine für Gott und für Familienmitglieder eingeplant. Abends bete ich mit vertraulich. Alles kommt auf den Tisch, etwa wenn meiner Frau. Beim Kaffee-Einschenken bete ich für einer mit seiner Frau streitet, in Fallen tappt, Por- die, denen ich den Kaffee bringe; beim Auftragen nografie guckt. Wir geben einander Rechenschaft, des Rasierwassers bete ich für Menschen, die gerade ermutigen und stärken einander. auf dem Weg zum Glauben sind. Und immer wenn ich einen „Smart“ sehe, bete ich für meine Tochter Größtes Vorbild: Jesus – das geht ursprünglich auf einen familieninternen Spaß zwischen uns beiden zurück. Wie hält man es als christlicher Unternehmer mit den ethischen Standards des Evangeliums? Welche Gebetstermine gibt es noch? Spannend ist es, wie viele Nichtchristen genau Wir haben einen Männertreff gegründet, wo wir wissen, wie sich Christen verhalten sollten. Barm- uns austauschen, zusammen beten und uns mit Rat herzigkeit und Nächstenliebe steht da ganz oben. und Tat zur Seite stehen. Zudem gibt es die „Mana- Kürzlich habe ich mit ein paar Mitarbeitern über ger im Gebet“: Freunde, die sich rufen lassen, wenn die Goldene Regel gesprochen, über Jesus Christus
10 CIW / FAKTOR C / CHRISTSEIN LEBEN Sonntags geschlossen: Der Ruhetag ist für die gewachsene Familie und den Gottesdienst reserviert, sagt Karl-Dietmar Plentz. als mein größtes Vorbild, und habe ihnen gedankt, Das „Zeugnis“ trainieren wie sie mich während meines Burn-outs unter- stützt hatten. Ich sagte ihnen zu, auch für sie da zu Nutzen Führungskräfte ihre missionarischen Mög- sein, wenn sie in schwierige Situationen geraten. lichkeiten genug? Gleichzeitig kündigte ich ein Treffen mit einem Zulieferer an, der uns schadhafte Zutaten geliefert Ich befürchte, dass viele Christen ihr Christsein hatte, was leider zu einer Rückrufaktion führen nur am Sonntag leben, unter der Woche dann aber musste. Wir arbeiten seit 20 Jahren mit diesem nur noch geheim in ihrem Herzen. Ich mache Mut, Mann zusammen. Auch wenn er uns geschadet im Alltag als Christ erkennbar zu sein. Das ist un- hatte, wollte ich mit ihm gemäß der Bibel umge- sere Berufung, Licht und Salz der Welt zu sein. hen. Als er dann bei uns war, den Fehler erläuterte Das trainiert sich wie ein Muskel. und sich entschuldigte, setzte ich das um: Ich stell- te klare Forderungen, sagte aber gleichzeitig, dass Womit könnte das Training beginnen? unsere Zusammenarbeit nicht beendet werden sollte. Das hat meine Leute ziemlich beeindruckt. Mit dem Gebet am Morgen: „Gott, ich bin bereit für diesen Tag, ich bitte um Deine Hilfe und um Deinen Ethische Fragen sind ja auch: Darf ich jemanden Segen. Und wenn die Gelegenheit sich bietet, bin ich rausschmeißen? Bei der Steuer manipulieren? Im bereit, Zeugnis von Dir zu geben.“ Es geht also um Handel tricksen? eine Grundhaltung. Bekenntnis ist nicht irgendet- was Zusätzliches, wenn noch Zeit bleibt, sondern Leider ist es nicht immer so schwarz-weiß. Manch- die Bereitschaft dazu sollte den Tag durchziehen. mal muss man sich zwischen Pest und Cholera entscheiden. Auch ich muss mich ab und zu von Und das wirkt in Ihrem Alltag? Mitarbeitern trennen. Ich versuche das fair und mit Wertschätzung zu machen, indem ich etwa Kürzlich hatte ich einen Prominenten zum Früh- das lobe, was sie gut gemacht haben. Wenn ich stück im Café. Der war extrem aufgeregt, weil er dann begründe, warum es zur Trennung kommt, für eine Operation in unsere Stadt gekommen war. geht das nicht gegen die Person. Für solche Ge- Wir unterhielten uns. Er hatte Angst vor seiner spräche bete ich auch, und meistens geht es ganz ersten OP, hatte sein Testament gemacht. Einem gut aus – die Trennung wird von den Betroffenen Impuls folgend sagte ich ihm: Diese Klinik hier verstanden. Es bleibt für beide Seiten kein bitterer macht eine gute Arbeit, so viele Menschen loben die Nachgeschmack. Prozesse vor dem Arbeitsgericht ärztliche Kunst hier, mein eigener Vater ließ sich hatte ich nur sehr wenige. hier operieren. Und zum Abschied betete ich mit
ANZEIGEN CIW / FAKTOR C / CHRISTSEIN LEBEN 11 ihm. Dieser Mann ging so ermutigt aus unserem Café, dass man hätte meinen können, er bräuchte nicht einmal mehr eine Narkose für die OP. Die Wir unterstützen weltweit christliche Initiativen durch finanzielle Hilfe. Angst war weg, und der Eingriff verlief sehr gut. Verstehen Sie: Diese Situation kam einfach, aber man muss gelernt haben, darauf zu reagieren. Eine besondere Berufung nehme ich zudem wahr, auch mit Politikern zu beten. Da konnte ich manche er- mutigen, zum Glauben führen oder an ihre Ver- antwortung vor Gott erinnern. Sponsorenposition nutzen Wo gibt’s sonst noch missionarische Chancen? Projekt 5274 Südsudan Wenn man als Unternehmer Sponsor ist, hat man Glaubenslinien hinter Frontlinien beste Karten. Der Fußballverein, die Kita – für Alles andere als friedlich im Südsudan. Unser Partner alle ist man der Held, wenn man Geld zur Ver- gibt mitten in diesem Leid den Menschen Hoffnung auf fügung stellt. Das ist die beste Gelegenheit, mit JESUS. Durch evangelistische Veranstaltungen werden den Menschen über den Glauben zu reden – die die Christen in der Gegend im Glauben ermutigt. hören zu! Einen Jugendklub habe ich mal für die Weihnachtsfeier unterstützt, und dann gab ich www.gottes-liebe-weltweit.de ihnen obendrein den Jesus-Film. Dort könnten Schickstraße 2 • D-70182 Stuttgart • Fon 07 11/2 10 21 - 0 sie sehen, wie die Weihnachtsgeschichte weiter- IBAN DE89 5206 0410 0000 4156 00 • BIC GENODEF1EK1 gegangen ist, sagte ich ihnen. Die haben das tat- sächlich mit einem ehemaligen roten Funktionär Gottes Liebe weltweit. angeschaut, der für die jungen Leute verantwort- lich war. Und dieser Mann ist später zum Glauben gekommen. Das war eine unwahrscheinlich tolle Erfahrung. Noch ein Beispiel: Wenn die Bibel auf dem Schreibtisch einer Führungskraft liegt, dann Innovation in Stahl ist das wie ein leckerer Köder, der an der Angel baumelt, wenn man Gespräche mit Vertretern hat. und Blech Damit kann man einfach seinen Glauben sichtbar machen. ∆ Design, Entwicklung, Realisierung Warum unterstützen Sie den Kongress christlicher Führungskräfte? Mich persönlich hat dieser Kongress sehr ermutigt. Mir gefällt die Mischung aus Seminaren, die ich für meinen Alltag als Chef brauche – ganz prak- tische Dinge wie die Organisation des Büros. Aber ∆ Konstruktion, Fertigung, Montage auch die Beschäftigung mit der Frage, wie man Glaube im Alltag leben kann und welche Relevanz und welchen Mehrwert es hat, wenn wir uns als Christen und Führungskräfte an den Werten der Bibel orientieren. Wir fahren mit der Leitungscrew unserer Bäckerei auch zum nächsten Kongress nach Karlsruhe. Außerdem werde ich Nachwuchs- nsmechanikebes r/-in sbildungsplät ze als Konstruktiovol zu etzen. führungskräfte gezielt fördern, dass sie dabei sein Au und Herstellung unsere r anspruchs len Produkte für die Fertigung können. Das soll in die nächste Generation getra- ch gen werden. Das ist ein tolles Investment. iert na Zertifiz O 9001 IS DIN EN Wir danken für das Gespräch. REEB GmbH & Co. KG Dieselstraße 20 D-75196 Remchingen-Wilferdingen Mitglied im AKZ Ausrüster, Weiterführender Link: Tel. +49 (0)7232 3684-0 Fax -98 Komponenten, Zulieferer info@reeb.de www.reeb.de aus Baden-Württemberg www.plentz.de
12 CIW / FAKTOR C / GOTTVERTRAUEN UNTERNEHMER: GOTTVERTRAUEN I n einer materialistischen Gesellschaft geht es am Ende nur ums Geld. Ihm opfern wir alles. Unsere tiefste Sehnsucht nach Leben wird dadurch aber nicht gestillt, meint der Unter- nehmensberater Ralf Juhre. Er empfiehlt in diesem Beitrag, die Prioritäten richtig zu sortieren. Foto: KEEM IBARRA / unsplash
CIW / FAKTOR C / GOTTVERTRAUEN 13 Business kann Gottesdienst sein! VON DER PROFITGIER ZUM SINNSTIFTEN – MIT DEM RICHTIGEN HERZEN Text: Ralf Juhre viel davon zu besitzen, heißt, sich mächtig fühlen. D Jesus stellt – wie in vielen Dingen – mal wieder al- ie ganze Welt dreht sich ums Geld. Seit les auf den Kopf und sagt zum Thema Geld und einigen Jahren gibt es Bücher wie die Fol- Reichtum das Folgende: genden: „In 7 Jahren zur ersten Million“, „Wie man ein Vermögen aufbaut“, „Reich wer- „Häuft in dieser Welt keine Reichtümer an! Sie ver- den leicht gemacht“ … und die Autoren kommen lieren schnell ihren Wert oder werden gestohlen. durch sie … na, wozu? Natürlich zu Geld! Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel, die nie ihren Wert verlieren und die kein Dieb mitnehmen An Business-Schools und Universitäten, groß oder kann. Wo nämlich eure Schätze sind, da zieht es klein, privat oder öffentlich, werden zahlreiche zu- euch hin.“ Wörtlich: Denn wo dein Schatz ist, dort künftige Betriebswirte darin gelehrt, wie man den wird auch dein Herz sein. (Matthäus 6,19-21) Profit maximiert, wie man Geld spart, wie man Geld vermehrt, wie man Geld sichert, wie man Geld „Niemand kann gleichzeitig zwei Herren dienen. schützt, wie man Ressourcen profitabel ausbeutet, Wer dem einen richtig dienen will, wird sich um wie man aus wenig viel macht, wie man durch ge- die Wünsche des anderen nicht kümmern können. schickte Transaktionen Geld ohne Arbeit vermehrt Genausowenig könnt ihr zur selben Zeit für Gott und wie man aus der „Ressource“ Mensch, aus dem und das Geld leben. Wer sein Leben um jeden Preis „Humankapital“ geschickt Profit ausbeutet. Nur erhalten will, der wird es verlieren, aber wer sein eins wird nicht gelehrt: Wie man Geld isst! Wahr- Leben für mich einsetzt, der wird es für immer ge- scheinlich haben Menschen auch schon versucht, winnen. Denn was gewinnt ein Mensch, selbst wenn Geld zu essen, es gibt ja so alles Mögliche. ihm die ganze Welt zufällt und er dabei das ewige Leben verliert? Mit nichts auf dieser Welt kann er es Leben, um zu besitzen? wieder erwerben.“ (Matthäus 6,24) Geiz ist geil, und siehe da, „Gewinnwarnungen“ Puuh, das ist völlig gegen jeden Trend der Zeit. und andere schützen uns vor ach so schlimmem Christ oder Nichtchrist, Geld wollen alle haben. Geldverlust. Geld regiert die Welt. Es ist die Dreh- Und zwar mehr als bisher. Geld hat ja die unan- scheibe für alles. Für sein Geld würde mancher genehme Eigenschaft, dass egal wieviel man hat, sein Leben geben, denn es ist das Liebste, was er es dennoch niemals ausreichend ist. Der andere hat. Als Trainer und Coach von gehobenen Füh- hat immer noch mehr und vielleicht, ja vielleicht rungskräften und als Unternehmensberater fällt macht man ja noch einmal den ganz großen Deal mir auf, dass der Lebensgegenstand und -mittel- und kommt über Nacht zu viel Geld. Die Anzie- punkt vieler Menschen das Geld ist. Sie leben, um hungskraft, die Anbetung des Geldes ist so stark, zu besitzen. Das Streben nach Geld und Besitz ist dass viele Menschen bereit sind, dafür zu lügen, zu eine unermessliche Kraft, die jeden in seinen Bann betrügen, einfach alles zu tun. Am Ende ist es das ziehen will. Denn Geld ist schließlich Macht. Und Geld, das bekanntlich den Charakter verdirbt. >
14 CIW / FAKTOR C / GOTTVERTRAUEN Ralf Juhre, Jahrgang 1967, ist Organisationsentwickler Der Schlüssel fürs Böse und Gründer und Geschäftsführer der seit 1996 international tätigen Managementberatung ingenior Ich stelle mir vor, alle Menschen würden so leben, training & consulting GmbH. Er ist verheiratet mit Ruth, das wäre sicher das Paradies. Denn es gäbe keinen gemeinsam haben sie drei Kinder. Der Redner und Autor diverser Managementbücher bringt sich umfangreich in Grund für Neid und Missgunst. Jakobus schreibt die nationale und internationale christliche Geschäfts- dazu (Jak 4,1-3): Wieso gibt es denn bei euch so leutearbeit ein und ist Mitglied im CiW-Vorstand. viel Streit, Krieg und Kampf? Kommt alles nicht Internet: www.ingenior.de daher, dass ihr euren Leidenschaften und Trieben nicht widerstehen könnt? Ihr wollt alles haben und werdet nichts bekommen. Ihr seid voller Neid und tödlichem Hass; doch gewinnen werdet ihr dadurch nichts. Streitet, zankt und kämpft also, soviel ihr Streitpunkt Geld wollt! Es nützt euch gar nichts. Solange ihr nicht Gott bittet, werdet ihr nichts empfangen. Seit vielen Jahren bin ich mittlerweile selbststän- dig als Unternehmer tätig. Dabei geht es immer Das zentrale Problem der Menschheit ist die Hab- um Geld, jeden Tag. Den Kunden geht es ums gier. Paulus schreibt in seinem Brief an Timotheus Geld, den Mitarbeitern geht es ums Geld, den (6,10): Denn alles Böse wächst aus der Habgier. Banken geht es ums Geld. Als Unternehmer ist es Schon so mancher ist ihr verfallen und hat dadurch unvermeidlich, mit Geld umzugehen. Geld ist ein seinen Glauben verloren. Wieviel Not und Leid hät- Zahlungsmittel. Ohne Geldtransaktionen ist eine te er sich ersparen können! Gesellschaft nicht denkbar, denn Leistungen wer- den eben in Geldwert verkauft und erworben. Die Habgier des Menschen ist also der Schlüssel für alles Böse. Sie ist Gott ein Gräuel. Immer wie- In den vergangenen Jahren meiner Geschäftstä- der erlebe ich, wie sich die Habgier auch meiner tigkeit fiel mir immer wieder auf, dass die meis- ermächtigen will. Mein Bedürfnis, eine Habe zu ten Konflikte im Geschäftsleben sich ums Geld besitzen, dreht mit mir durch. Aus dem Bedürfnis drehen. Der eine denkt, er hat zu viel bezahlt, der entsteht eine Gier, und Gier ist sicher alles ande- andere denkt, er hat zu wenig bekommen. Und re als nützlich für mich und andere. Gierig kann schon ist die Harmonie zwischen Arbeitnehmer man sein nach Geld, Besitz, Macht, Ehre, Ruhm und Arbeitgeber oder auch zwischen Kunde und … nach vielen Dingen. Und jede Gier hält mich Lieferant getrübt. davon ab, meinem Schöpfer zu dienen. Machtmissbrauch und Unterdrückung Zufriedenheit lernen Immer mehr haben sich in den letzten Jahren völ- Die Gier zieht meine Aufmerksamkeit und mein lig unsoziale Verhaltensweisen im Umgang mit Bemühen ganz und gar auf das Objekt meiner Be- Geld herauskristallisiert. So werden durch große, gierde. Damit verfehlt mein Leben sein Ziel und ehemals ehrbare namhafte deutsche Unterneh- seinen Sinn. Das ist es, was Jesus uns wahrschein- men mit Geld brutale Kolonialisierungen und lich sagen will, wenn er sagt, dass wir uns keine Unterdrückungen ihrer Lieferanten vorgenom- Schätze auf der Erde sammeln sollen. men. Kleine und mittelständische Lieferanten werden durch große Automobilbauer zum Bei- Das alles führt mich immer wieder vor eine ent- spiel zunächst groß gemacht durch umfangreiche scheidende Frage: Zufrieden sein, wie geht das ei- Auftragsvergaben, um schließlich in kolonialisti- gentlich? Wir lernen, wie man Geld vermehrt, wie schem Stil die entstandene Abhängigkeit zur bru- man Vermögen aufbaut … doch wo lernt man, wie talen Preisreduktion zu missbrauchen. Ähnliche man zufrieden ist mit dem Leben und mit dem, Vorgehen gab es immer wieder in der Mensch- was man hat? heitsgeschichte. Unterwerfung und Kolonialisie- rung funktionieren prima mit Geld. Seit Beginn meiner Tätigkeit als Geschäftsmann ist es mein Wunsch und Wille, mit allem, was ich Und dann wieder Jesus, der alles auf den Kopf stellt habe, nicht mir selbst zu dienen. Es ist mir wichtig, mit seinen Worten. Keine Reichtümer anhäufen, nicht Schätze auf der Erde zu sammeln, sondern Schätze im Himmel statt auf der Erde sammeln, Sinn zu stiften und damit zu himmlischen Schät- nicht zwei Herren dienen und sein Leben gewin- zen beizutragen. Das ist nicht immer leicht. Für ei- nen dadurch, dass man es finanziell verliert. Diese nen Unternehmer heißt das: Geld, das man durch Worte Jesu haben mich seit eh und je fasziniert. sinn- und nutzenstiftende Arbeit als Gewinn ein-
CIW / FAKTOR C / GOTTVERTRAUEN 15 nehmen konnte, nicht zu vermehren, sondern wie- und mittelständigen Unternehmen und Freiberuf- der einzusetzen, um noch mehr Sinn zu stiften. lern oft genug nicht ums Geld, sondern ums Über- leben. Es entsteht ein Zerrbild, und mancher Neid Sinn und Nutzen mehren ist gegenstandslos, blickt man hinter die Fassaden. Es geht also nicht um den Aufbau des Unterneh- Ja, ich habe erlebt und erlebe es, dass Business mervermögens, sondern es geht um die Vermeh- und Gottesdienst ganz gut harmonieren. Auch rung von Sinn und Nutzen. Wo unser Schatz ist, Business ist Anbetung Gottes, insbesondere dann, da wird auch unser Herz sein. So haben wir es ge- wenn Business nicht aus einem gierigen, sondern lesen. Ich kann nicht Gott dienen und dem Geld aus einem echt dienenden Herzen heraus prakti- oder dem Besitz. Beides gleichzeitig geht nicht, so ziert wird. Das Geldverdienen ist an und für sich sagt es Jesus. Ich werde mich entweder um den ei- nicht schlecht, aber gefährlich. Je besser es läuft nen oder um den anderen kümmern können, ein und je mehr vermeintliche Sicherheit es gibt, desto geteiltes Herz zwischen Gott und dem Geld zer- weniger sucht der Mensch nach Gott. Der reiche reißt mich, und ich verliere mein Leben wenn ich Mensch braucht ihn nicht mehr, sein Geld ist seine glaube, es gewonnen zu haben. Sicherheit, sein Geld ist sein Gott. Erst wenn alle Sicherheiten verloren gehen – was in Krisen vielen Für mich ist nicht erst der Blick auf die unglück- Tausenden Selbständigen so geht –, wird der Götze lichen Reichen dieser Welt ein klares Warnsignal Geld aufs Neue Entlarvt. dazu, nicht zu sehr nach dem Geld zu schielen. Es fängt schon früher an. Ich möchte nicht, dass Sicherheitsfaktor Nummer eins: Gott mein Herz beherrscht wird von Geldgier, denn sie zerstört meine Seele, wenn sie Raum gewinnt. Und Die vermeintliche Sicherheit des Geldes ist abge- dennoch kenne auch ich die Attraktivität des Ge- schminkt. Der ehemalige Besitzer des Geldes schaut dankens, möglichst viel Geld zu verdienen. Es ist in ein hässliches Götzengesicht und stellt fest, dass einfach zu verführerisch. sein Götze Geld tot ist. Der Verlust von Geld und Geschäft, das zuvor Sicherheit gab, fordert ein radi- kales Umdenken von uns. Wir erinnern uns plötz- lich daran, dass nicht das Geld unsere Sicherheit ist, sondern der lebendige Gott, der uns am Leben erhält, indem er uns atmen lässt, so lange es ihm in seiner Souveränität und Heiligkeit gefällt. Foto: istockphoto.com / wepix Kein System dieser Welt ist stabil. Alle Systeme werden vergehen und sind somit unsicher. Alle Firmen werden früher oder später aufhören zu sein, alle Staaten und alle Behörden, alle Geschäfte sind endlich … alles ist endlich. Nicht endlich ist der Schöpfer des Universums. Nur ihm gebührt alle Anbetung und alle menschliche Ehre. Geld gaukelt Sicherheit nur vor. Gott dienen durchs Business Business als Gottesdienst zu verstehen, fällt man- Bei manchen geht’s um Überleben chem sicher schwer. Ich bin auch davon überzeugt, dass es nicht in jedem Business möglich ist. Busi- Ich bin meinem Gott dafür dankbar, dass ich bis- ness kann jedoch genauso persönlicher Gottes- her immer erleben durfte, dass ich davor bewahrt dienst sein wie so viele andere Tätigkeiten auch. Es wurde, in echte persönliche Geldgier zu verfallen. kommt allein auf das Herz an. Ich freue mich, mit Als Unternehmer muss man rechnen, und zwar anderen Geschäftsleuten zusammenzukommen, richtig. Nicht jeder versteht da immer, warum deren Herz für Gott schlägt und die ein Business ein Unternehmer in finanziellen Sachen teilweise betreiben, um Gott und den Menschen zu dienen. hartnäckig kämpft. Da sieht es nach außen viel- Denen, die Business einzig und alleine betreiben, leicht manchmal so aus, als könnte man nicht ge- um Profit zu erwirtschaften, wünsche ich, dass sie nug bekommen, innen stehen handfeste Kosten erkennen, wonach sich ihr Herz sehnt. Frage nicht, und Verpflichtungen im Hintergrund, die bedient womit Du die Welt veränderst, sondern frage da- werden müssen. Dabei geht es jedoch bei kleinen nach, was Dich lebendig macht!
16 CIW / FAKTOR C / STIFTUNGEN GELDANLAGE: STIFTUNGEN H eute noch eine Stiftung gründen? Dafür gibt es viele Gründe. Wer sein Vermögen in eine Stiftung gibt, denkt langfristig. Und er zeigt, dass es dabei nicht um Anlagen, sondern um Anliegen geht. Foto: Everaldo Coelho / unsplash re Mensch dann in die Zukunft, so verknüpft er die Dankbarkeit vielfach mit dem Wunsch, den Text: Helmut Liebs folgenden Generationen ähnliche Erfahrungen zu M ermöglichen – und gründet eine Stiftung. Denn it dem Fahrrad ist er nach dem Zweiten typischerweise ist eine Stiftung ein Vermögen, das Weltkrieg durch den Schwarzwald ge- für einen bestimmten Zweck gegeben wird, und fahren und hat Siebe und Körbe, Mö- zwar so, dass das Vermögen fortan dem Zugriff belbeschläge und Haarnadeln verkauft. Mit dem entzogen ist und gerade deshalb dank seiner Er- Gewinn konnte er die vom Vater gegründete Fir- träge den Zweck langfristig verwirklichen kann. ma erhalten, neu aufstellen und dank immer neuer Erfindungen zu einem weltweit führenden Unter- Lahm, Ebstein, Tschira nehmen ausbauen. Dieses produziert längst keine Metallwaren mehr, sondern Maschinen zur Ferti- Philipp Lahm, Katja Ebstein und Klaus Tschira: gung von Kunststoffteilen. Doch nicht nur seinem Wer diese Namen hört oder liest, denkt unmit- Unternehmen war er zeitlebens verbunden, son- telbar an so unterschiedliche Metiers wie Sport, dern auch seiner Kirchengemeinde; und der zu- Musik und Software. Was diese drei dennoch eint: gute errichtete er 2009 eine Stiftung. Mit 350.000 Sie sind Stifter. Was sie unterscheidet: Lahms Stif- Euro stattete er sie aus und stockte sie im Laufe der tung ist rechtlich selbstständig und ausschließlich Jahre immer wieder auf. Bei der Gründungsfeier operativ tätig, während Ebsteins Stiftung recht- erklärte der Stifter: „Wer viel bekommen hat, kann lich unselbstständig und sowohl operativ als auch auch viel geben.“ Bis heute will er kein öffentliches fördernd tätig ist. Letzteres gilt auch für Tschiras Aufheben um seine gute Tat gemacht haben. Stiftung, allerdings ist diese eine gemeinnützige GmbH. „Wer viel bekommen hat, kann auch viel geben“ – damit wird ein wesentliches Motiv offenkundig, Was allein an diesen drei Stiftungen deutlich wird: warum Menschen stiften, nämlich aus Dankbar- Es gibt diverse Rechts- und Wirkungsformen, und keit. Aus Dankbarkeit für beruflichen Erfolg, für um die passende Form zu finden, sollte man sich persönliche Gesundheit, für privates Glück, für beraten lassen. Beratung erhält man bei staatli- gute Gemeinschaft. Blickt der solcherart dankba- chen und kirchlichen Genehmigungs- und Auf-
CIW / FAKTOR C / STIFTUNGEN 17 „BRÜCKEN IN DIE ZUKUNFT“ WARUM SICH DIE GRÜNDUNG EINER STIFTUNG WEITERHIN LOHNT sichtsbehörden, bei Banken, Steuerberatern, Nota- Allerdings: Nur mal angenommen, eine Domför- ren und Rechtsanwälten wie auch in so genannten derstiftung würde nicht mehr die in guten Zeiten Stiftungszentren. Eigens spezialisierte Beratung üblichen 400.000 Euro ausschütten, sondern le- brauchen Unternehmer, sofern sie Unternehmen diglich 200.000 Euro – dann würde sie dadurch und Familie mittels einer Doppelstiftung sichern immer noch dauerhaft die Domsanierung fördern möchten. Hier werden zwei Stiftungen zugleich und somit ihren Zweck erfüllen. Denn: Sinn von errichtet. Deren eine ist gemeinnützig, hält zwecks Stiftungen ist nicht die Realisierung renditestarker Unternehmenssicherung die Mehrheit der Fir- Anlagen, sondern wertvoller Anliegen. Und da es menanteile, hat jedoch kein oder kaum Stimm- auf dieser Welt und für diese Welt unzählige An- recht bezüglich des Unternehmens. Die andere liegen gibt, bleiben Stiftungen eine wundervolle – üblicherweise eine nicht gemeinnützige Famili- Möglichkeit, persönlichen Anliegen je nach indi- enstiftung – besitzt sehr wenige Firmenanteile, hat vidueller Vorstellung und Vermögenslage Dauer jedoch das weit überwiegende oder sogar alleinige zu verleihen. Stimmrecht und steuert das Unternehmen. Hospize und Hospitäler, Kirchen und Klöster Perspektive trotz Niedrigzinsen Wer stiftet, tritt ein in eine lange Geschichte. „Wegen Niedrigzinsen vorübergehend geschlos- Stiftungsähnliche Institutionen gab es bereits in sen“ titelte vor einiger Zeit ein Stiftungsmagazin. Ägypten, Griechenland und Rom, und zwar zum „Niedrigzinsen“ stimmt, wobei die Aussagekraft Gedenken Verstorbener oder zur Verehrung einer dennoch gering, weil relativ ist. Denn nach wie Gottheit. Vergleichbare Anliegen lagen auch den vor können Stiftungen Renditen von um die fünf frühen christlichen Stiftungen zugrunde; hinzu Prozent erreichen. „Vorübergehend“ stimmt hof- traten die Motive der barmherzigen Wohltätigkeit fentlich ebenfalls. Denn seit Beginn des Zinsab- und der Sicherung des Seelenheils. schwungs stehen alle Stiftungen erwartungsvoll am Renditestrand und hoffen auf die perfekte Entsprechend wurden ab dem 4. Jahrhundert warme Welle. Allen, die dabei langsam kalte Füße Hospize und Hospitäler, Kirchen und Klöster in bekommen, könnte eine bevorstehende Stiftungs- großer Zahl gestiftet. Die mutmaßlich älteste bis rechtsreform neue Möglichkeiten zur Zweckände- heute bestehende Stiftung in Deutschland könnte rung, Zulegung, Zusammenlegung oder gar Auf- das Heilig-Geist Hospital im hessischen Bensheim lösung notleidender Stiftungen eröffnen. sein: 817 erstmals als Pilgerhospiz erwähnt. In >
18 CIW / FAKTOR C / STIFTUNGEN STIFTUNGEN: ZAHLEN UND FAKTEN Helmut Liebs, Jahrgang 1961, ist Pfarrer und Fundraising-Manager (FA). Von 1996 bis 2006 war er Selbstständige Stiftungen in Deutschland Ende 2017: 22.274 Medienpfarrer der Evangelischen Kirche in Stuttgart, danach wurde er Pfarrer für Fundraising und Stif- tungsmanagement in der Evangeli- schen Landeskirche in Württemberg. Vermögen dieser Stiftungen: Süddeutschland gehen beispielsweise die vormali- gen Klöster und heutigen evangelischen Seminare rund 100 Mrd. Euro Blaubeuren (1085) und Maulbronn (1147) auf Stif- tungen zurück. Für Norddeutschland sei exempla- risch der Hospitalfonds St. Benedikti in Lüneburg Unselbstständige Stiftungen in Deutschland: (1127) genannt, der heute durch die landesbehörd- liche Klosterkammer Hannover verwaltet wird. Krise, Erneuerung, Boom 30.000 < 40.000 Ab dem 16. Jahrhundert geriet das Stiftungswe- sen in eine anhaltende Krise. Insbesondere nach Ausschließlich gemeinnützige Stiftungen: 95 Prozent reformatorischer Vorstellung hatte sich die reli- giöse Motivation erledigt, mit einer Stiftung das Seelenheil sichern zu können. Andererseits wür- digten die Reformatoren Stiftungen als Träger der Armenversorgung, der Bildung und der Kunst in Kirchen, wodurch wiederum auch Gott die Ehre Neue Stiftungen 2017: erwiesen wird. Überwiegend blieben somit die mittelalterlichen Stiftungen erhalten, doch wur- den kaum noch neue gegründet. 549 (2007: 1.134; 1990: 181) Fundamental kritisierte die Aufklärung das Stif- tungswesen, welches ihr als abergläubig galt, als Konkurrenz zur Obrigkeit betrachtet und schließ- Häufigste Zwecke: lich per Reichsdeputationshauptschluss von 1803 Gesellschaft 52,3 % dem Staatsvermögen einverleibt wurde. Ausge- nommen waren Stiftungen von Kirchengemein- Bildung 34,6 % den, weil sie Pfarreien, Schulen und Sozialfürsorge Kunst und Kultur 32,0 % finanzierten. Wissenschaft 24,5 % Vom Staat geschützt Gesundheit und Sport 20,0 % Umwelt 14,9 % Dennoch entstanden im 17. und 18. Jahrhun- Religion und Kirche 11,5 % dert bedeutende neue Stiftungen, etwa 1698 die Internationales 9,6 % Franckeschen Stiftungen in Halle und 1763 die Senckenbergischen Stiftungen in Frankfurt am Privatnützige Zwecke 6,6 % Main. Für das 19. Jahrhundert sind insbesondere die vielen diakonischen und caritativen Anstalts- stiftungen hervorzuheben. Mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch trat im Jahr 1900 ein spezifisches Stif- tungsrecht (Paragraphen 80ff BGB) in Kraft. Quelle: www.stiftungen.org
CIW / FAKTOR C / STIFTUNGEN 19 Kirchliche Stiftungen genießen zudem das Selbst- Zuwendungen in den Kapitalstock einer gemein- bestimmungsrecht der Kirchen (Art. 140 Grund- nützigen Verbrauchsstiftung können aber nur gesetz in Verbindung mit Art. 137 Abs. 3 Weima- nach Paragraph 10b Abs. 1 EStG steuermindernd rer Reichsverfassung). Wenn auch in der Zeit des geltend gemacht werden, das heißt, bis zu 20 Pro- Nationalsozialismus der Kern des Stiftungsrechts zent der Einkünfte, und nicht bis zu einer Million unangetastet blieb, wurden doch zahlreiche jüdi- Euro zusätzlich, was gemäß Paragraph 10b Abs. 1a sche und christliche Stiftungen säkularisiert, und EStG bei dauerhaften gemeinnützigen Stiftungen nach dem Krieg erfolgte keine Rückgabe. Dennoch möglich ist. Diese steuerlichen Aspekte gelten so- nahm das Stiftungswesen in Deutschland wieder wohl für eine selbst errichtete Stiftung als auch für Schwung auf und boomt seit gut 15 Jahren mit in Zustiftungen an eine bestehende Stiftung. manchen Jahren tausend Neustiftungen. Das zeigt: Rechtlich gibt es eine Vielfalt von Mög- Wirksames Vermögen lichkeiten, dass eine Stiftung genau das erreicht, was ihr Stifter (und seine Unterstützer) beabsichti- Schauen wir uns die Stiftung von Birgit Marx an. gen. Deshalb lohnt es sich auch in Zeiten des Nied- Im Jahr 2008 widmete sie eine mit 300.000 Euro rigzinses, eine Stiftung ins Leben zu rufen. ausgestattete Stiftung der Kirchenmusik, der Ju- gendmusikschule und der Diakonie in Schorn- Weiterführender Link: dorf, einer Kleinstadt bei Stuttgart. Sie errichtete www.stiftungen.org die Stiftung in der Trägerschaft der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, wo sie durch die sogenannte Landeskirchenstiftung entgeltfrei ver- waltet wird. Wie es dazu kam, erklärt sie so: „Nach dem Tod meines Mannes stellte ich mir die Frage, welche Vermögensverwendung erstens klug und zwei- tens im Sinne meines Mannes wäre. Mein Mann hat immer sehr sparsam, sicherheitsbedacht und #DIGITALISIERUNG vorausschauend gewirtschaftet. Der Gedanke an Digitalisierung von Prozessen kann auch eine Stiftung legte sich wegen der Dauerhaftigkeit nahe. Mit der Stiftung war zugleich geklärt, dass einfach sein. Lassen Sie es uns beweisen. mein übriges Vermögen nach meinem Ableben JKDV-Systeme GmbH ebenfalls in die Stiftung gelangen würde.“ Die Fra- 04106 / 6205-0 ge, warum eine kirchliche Stiftung, beantwortet www.jkdv.de sie schnell und schlüssig: „Kirche ist beständig.“ Ewigkeitscharakter Jede und jeder kann stiften: einzeln für sich oder gemeinschaftlich mit anderen, zu Lebzeiten oder von Todes wegen, und für nahezu jeden Zweck; die Gemeinnützigkeit definiert die bundesgesetzliche Abgabenordnung. Der Zweck – die intendier- te Wirkungsabsicht – ist das Herz jeder Stiftung. Dieser Herzenszweck will wohl überlegt sein, ist er doch in der Regel unveränderlich. Ein Mensch wechselt ja auch nicht eben mal sein Herz. Man spricht bei auf Dauer angelegten Stiftungen von ihrem Ewigkeitscharakter. Und der württember- gische Landesbischof Frank Otfried July formu- lierte einmal das Bild: „Stiftungen sind Brücken in die Zukunft.“ Eine Sonderform ist die Verbrauchsstiftung, die allerdings mindestens zehn Jahre bestehen muss, bis ihr Vermögen gänzlich verbraucht sein darf.
20 CIW / FAKTOR C / KOLUMNE, NEWS CHRISTLICHER BÄCKER ENDGERICHT VERKLAGT COLORADO von Peer-Detlev Schladebusch Ein christlicher Bäcker in den USA hat Sind Sie ein Klimamuffel? Tragen Sie das Thema Klimagerech- Klage gegen den Bundesstaat Colorado we- tigkeit nicht als Priorität Ihrer nach außen gerichteten Agenda gen religiöser Verfolgung eingereicht. Das vor sich her? Dann ist das Urteil schon über Sie gesprochen. Sie gab die christliche Menschenrechtsorganisation wären nach Ansicht mancher Leute lieber nie geboren worden. Alliance Defending Freedom (ADF/Allianz zur Reden oder schreiben Sie nicht gendergerecht? Dann interessiert Verteidigung der Freiheit) bekannt, die seine Inte der Inhalt Ihrer Äußerungen oft nicht mehr und Ihnen droht ressen vertritt. Jack Phillips (Lakewood/Bundes Ungemach. Wer in den sozialen Kommunikationsmitteln erst staat Colorado) hatte 2012 in seiner Konditorei einmal unten durch ist, erholt sich schwerlich wieder. Ist das die „Meisterstück“ den Auftrag einer homosexuellen Form des modernen Endgerichts? Lebensgemeinschaft, eine individuelle Hochzeits Wer wagt heute noch, über ein göttliches Urteil am Ende des torte für sie herzustellen, aus Glaubensgründen zu irdischen Lebens laut nachzudenken? Ich habe es in Predigten rückgewiesen. Stattdessen bot er fertige Kondito und Gesprächen lange nicht mehr gehört. Menschen halten heu- rei wa ren an. Daraufhin verklagte die staat li che te lieber Gericht über andere oder sich selbst. Beides ist oft an- Bürgerrechtskommission von Colorado ihn wegen maßend und gnadenlos. Und wer sagt, dass es ein letztgültiges Diskriminierung und wollte ihn gerichtlich dazu Wort Gottes am Ende gibt, der zieht sich den Zorn anderer zu. verpflichten, den Auftrag auszuführen. Das Obers- Sie fühlen sich dann massiv in Frage gestellt: Wollen sie doch ihr te Gericht der USA sah darin jedoch einen Verstoß eigener Richter sein und ihre Urteile über sich und andere nicht gegen die Glaubensfreiheit des Konditors. durch eine höhere Instanz relativieren lassen. Auslöser für die aktuelle Klage gegen den Bundes- Gericht als „Nachspeise“ staat Colorado ist ein ähnlich gelagerter Fall: Ein Fragen Sie doch mal im Restaurant, für welches Endgericht sich Anwalt hatte im Juni 2017 bei ihm einen individu- ihre Tischnachbarn entscheiden wollen und lassen sich überra- ell hergestellten Kuchen zum Jahrestag seiner Ge- schen. Sie werden feststellen, dass eine Bilanz am Ende des Le- schlechtsumwandlung bestellt. Als Ausdruck für bens nicht in Sichtweite ist, ganz zu schweigen von einem Sinn den Wandel des Auftraggebers vom Mann zur Frau im Leben auf dieser Erde. Wozu bin ich da? Was ist meine Beru- sollte die Kreation innen rosa und außen blau sein. fung? Wie kann ich ihr gerecht werden? Vom Lebensalter her ha- Phillips lehnte den Auftrag aus Glaubensgründen ben wir heute mehr Zeit als vorige Generationen, uns mit diesen ab. Die daraufhin eingereichte Beschwerde bei der Fragen zu beschäftigen, nutzen sie dazu aber viel weniger. Bürgerrechtskommission von Colorado führte zu erneuten Ermittlungen gegen den Bäcker wegen Fragwürdiges Versteckspiel des Vorwurfs der Diskriminierung wie schon 2012. „Adam wo bist Du?“, fragt der Schöpfer den ersten Menschen, nachdem der vom verbotenen Baum gegessen hat. Niemand kann Im erneuten Vorgehen der sich seither vor dieser Frage drücken. Es ist ein lächerliches, ja Justizbehörden in Colorado kindisches Versteckspiel, das Adam und Eva im Paradies mit Gott gegen Phillips erkennt dessen betreiben. Wir machen es ganz genau so, wenn wir Gott ausblen- Verteidigerin, Kristen Wag- den, wo doch jede Sekunde unseres Lebens von seinem Willen goner, eine anti-christliche abhängt. Wann werden wir erwachsen und übernehmen Verant- Hal tung gegen ihren Man- Foto: Created by Freepik wortung gegenüber unserem Schöpfer, Erlöser und Richter und danten: „Der Bundesstaat Co- dann auch gegenüber unseren Mitmenschen und der Schöpfung? lorado ignoriert das Urteil des Obersten Gerichtshofs, indem Gnädiger Richter er Jack weiterhin zur Bestra- Wer die Erde auftragsgemäß bebauen und bewahren will, braucht fung auswählt und Feindse- die Perspektive der Ewigkeit, sonst verliert er sich in Nebensäch- ligkeit gegenüber seinen reli- lichkeiten. Christen sind berufen, Menschen zu Jüngern Jesu zu giösen Überzeugungen zeigt.“ machen und die Liebe Gottes weiterzugeben. Sie freuen sich auf den Wie der Sprecher von ADF International, Andreas Retter schon jetzt und am Ende. Sie erwarten sein Urteil, gerecht Thonhauser (Wien), gegenüber der Evangelischen und gleichzeitig gnädig. Sie leben im Hier und Jetzt viel realisti- Nach richtenagentur idea sagte, hat schon der scher, weil ihnen bewusst geworden ist, dass der Schöpfer die Ewig- Oberste Gerichtshof diese nicht zu rechtfertigen- keit in ihr Herz gelegt hat. Wer hier aus der Rechtfertigung durch de Feindseligkeit festgestellt: „Anscheinend legt Christus lebt, der ist frei: Befreit zu guten Werken ohne Angst vor es der Bundesstaat Colorado darauf an, Jack Phil- dem Endgericht und dem unzulänglichen Urteil der Menschen. lips’ Konditorei zu schließen.“ Das dürfe die ADF nicht zulassen. Ziel der Klage gegen Colorado sei Herzlichst, Ihr es, dass der Mann zukünftig wieder ein normales Peer-Detlev Schladebusch Leben ohne Schikanen führen könne. idea
CIW / FAKTOR C / NEWS 21 FÜHRUNGSKRÄFTE IN VERSUCHUNG Christen sollten nicht auf den in die Kritik geratenen NEWS Gründer der Willow-Creek-Gemeinde in South Bar- rington bei Chicago, Bill Hybels, herunterschauen, son- dern auf ihr eigenes Leben achtgeben. Das rät der Trainer für Gemeindeleiter, Pastor Artur Siegert (Gummersbach), in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Mehrere Frauen aus der Gemeinde werfen Hybels sexuelle Belästigung oder Übergriffe vor. Der Pastor KINDERHILFSWERK KRITISIERT hat alle Vorwürfe zurückgewiesen und ging im April vorzei- tig in den Ruhestand. Siegert: „Mir tun die Frauen extrem TEXTILBÜNDNIS leid, die unter Hybels’ Fehlverhalten gelitten haben – und das muss jetzt aufgearbeitet werden.“ Das Kinderhilfswerk terre des hommes hat das von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) initiierte Es sei nicht selbstver deutsche Textilbündnis, das die Produktionsbedingungen ständlich, dass ein in Ländern wie Bangladesch, Indien oder Pakistan verbes- Leiter Gott in allem sern soll, als zu undurchsichtig kritisiert. Die Mitgliedsunter- Foto: Ianphilpot (CC) die Treue hält. Wie an- nehmen listeten zwar Maßnahmen auf, wie sie für Umwelt- dere Menschen seien schutz und menschenwürdige Arbeitsbedingungen sorgen auch Führungskräfte wollten, sagte Kinderrechtsexpertin Barbara Küppers dem „schwach, versuchbar Evangelischen Pressedienst (epd) in Osnabrück. Aber ob und angefochten“. Dies diese Maßnahmen tatsächlich zum Ziel führten, werde nicht betreffe zum Bei spiel kontrolliert: „Die Jahrespläne werden lediglich am Schreib- die Sexualität sowie den Umgang mit Geld und mit Macht, tisch daraufhin geprüft, ob sie plausibel, also grundsätzlich etwa indem man Mitarbeiter manipuliere. Für Leiter sei es erreichbar sind. Auch Fortschrittsberichte werden nicht in wichtig, korrekturfähig zu bleiben und sich von ihren Mitar der Realität geprüft.“ beitern oder einem Coach kritisieren zu lassen. Siegert zufol- ge hat Hybels viel Gutes bewirkt, „ähnlich wie König David“. Auch dieser habe „viel Mist“ gebaut. Dennoch läsen Christen noch heute die Psalmen Davids. idea GLAUBE ERFORDERT DISZIPLIN Wer Gott begegnen will, muss sich reichlich Zeit für das Gebet nehmen. Diese Ansicht vertritt der Missi- onsleiter des Missionswerks Bruderhand (Wienhausen bei Celle), Siegfried Korzonnek, in der Zeitschrift „echo“ des Werks. Von Glaubensvorbildern wie dem Evangelisten Georg Müller (1805–1898) lasse sich lernen, wie Gottes Wir- Foto: Gottschalk/photothek.net ken auch heute erlebbar sei. Müller habe in seinem Leben die Bibel 200 Mal durchgelesen. „Wir kommen nicht drum her- um: Wenn wir geistlich etwas erleben wollen, dann müssen wir es so machen, wie unsere gläubigen Vorväter es taten. An- ders wird es nicht funktionieren“, so Korzonnek. Diese Vorbilder „wussten, dass Jüngerschaft etwas mit geist- licher Disziplin zu tun hat!“ und dass Zeit, die man mit der Betrachtung des Wortes Gottes und mit dem Gebet verbringe, Dem Bündnis gehören Textilunternehmen wie Adidas, C&A, „niemals verlorene, sondern immer gewonnene Zeit“ sei. An- Primark oder H&M, aber auch zivilgesellschaftliche Organi- statt morgens auf das Smartphone zu schauen oder die Tages- sationen wie terre des hommes an. Es war 2014 als Reaktion zeitung zu lesen, sollten Christen die Bibel studieren und beten. auf den Einsturz und den Brand maroder Textilfabriken in „Ich garantiere: Wenn wir uns Jesus wieder mehr nähern, dann Bangladesch und Pakistan mit mehr als 1.000 Toten gegrün- wird der Geist Gottes uns wieder neuen Mut und Schwung ge- det worden. Die Mitglieder dokumentierten in Jahresplänen, ben.“ Er selbst knie sich zum Gebet hin und nehme sich viel Zeit sogenannten Roadmaps, welche Beiträge sie jeweils zu den dafür. „Diese Zeit kann ich nicht verkürzen.“ idea Zielen des Bündnisses leisten wollten. epd
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