Tätigkeitsbericht 2020 - Kommunale Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen - Landkreis Esslingen
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Tätigkeitsbericht 2020 Kommunale Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen Tätigkeitsbericht | 2020
Die kommunale Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen wird unterstützt durch das Ministerium für Soziales und Integration aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg Impressum Herausgeber Landratsamt Esslingen Amt für besondere Hilfen Pulverwiesen 11 73726 Esslingen am Neckar Februar 2021 Bildnachweis Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen und Marlis Haller Cartoons mit freundlicher Genehmigung von Phil Hubbe, Cartoonzeichner, Illustrator, Presse- zeichner und an Multiple Sklerose erkrankt
Vorwort Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser, Sie halten mit dieser Broschüre den vierten Tätigkeitsbericht der kommunalen Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behin- derungen in Händen. Sie können sehen, was für Menschen mit Behin- derung im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht worden ist. Sie lesen, was im kommenden Jahr in diesem Bereich bewegt werden soll. Und Sie können bei der Lektüre des Berichts erahnen, welche Auswirkungen das vergangene Jahr – ein Jahr ganz im Zeichen der Corona-Pandemie – auf Menschen mit Behinderung hatte. Die Behindertenbeauftragte hat in diesem Bericht ihre Arbeit in den unterschiedlichen Tätigkeitsschwerpunkten dargestellt. Sie ist An- sprechpartnerin für Personen mit Behinderungen und deren Ange- hörige, für Organisationen und Verbände der Behindertenhilfe sowie für die Stadt- und Gemeindeverwaltungen im Landkreis. In ihrer Zuständigkeit liegen unter anderem die Vertretung der Interessen aller Personen mit Behinderungen als Ombudsfrau, die Koordination der Behindertenbeauftragten bei den kreisangehörigen Gemeinden sowie der Austausch von Informationen mit Verbänden, Institutionen, Orga- nisationen und den Behindertenselbsthilfegruppen. „Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun“ – Nach dem Ge- danken von Mahatma Ghandi gilt es für den Landkreis, auch in die- sem Bereich in die Zukunft zu investieren. Mit einem Aktionsplan für Demokratie und Toleranz hat sich der Landkreis aufgemacht, einen Planungs- und Beteiligungsprozess zur Demokratieförderung anzu- stoßen. In den Leitlinien dazu wird ausdrücklich gegen Diskriminie- rung auch aufgrund von Behinderung verwiesen und es werden die Themen Inklusion, Teilhabe, Integration, Antidiskriminierung und Chancengleichheit in einem ganzheitlichen Ansatz zusammengedacht. Mit dem Aktionsprogramm für Demokratie und Toleranz im Landkreis werden wir ein Leuchtturmprojekt anstoßen, auch für Menschen mit Behinderung. Mit freundlichen Grüßen Heinz Eininger Landrat Tätigkeitsbericht | 2020 3
Einführung „Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut.“ (Laozi, vermutlich 6.Jh.v.Chr.) Liebe Leserinnen und liebe Leser, mein vierter Bericht liegt nun vor Ihnen. Er betrachtet das Jahr 2020. Der Bericht bezieht sich durch die Pandemie auf eine Zeit mit besonderen Herausforderungen und großer Unsicherheit. Ich habe mir viele Gedan- ken über die schwierige Situation der vielen Bürgerinnen und Bürger mit Behinderung, ihrer Angehörigen und der Betreuenden in Zeiten der Pandemie gemacht und mache sie mir immer noch. Menschen mit Behinderung sind in vielen Bereichen diejenigen, die sich besonders stark unter den Pandemie-Bedingungen einschränken müssen und leiden – durch einen erhöhten Risikofaktor, durch eine psychische Dynamik, durch eine selbstgewählte oder fremdbestimmte Isolation. Im Handeln war ein stetes Abwägen noch mehr nötig, alle standen unter Druck und im Ausnahmezustand. So manches dauerte länger, vieles konnte nicht erreicht werden und klar, es wurden auch Fehler gemacht. Aber Inklusion darf in Zeiten einer Pan- demie nicht einfach aus dem Blick geraten. Die UN-Behindertenrechts- konvention verpflichtet uns zur Partizipation und zum Handeln gegen Diskriminierung. Unser Motto muss lauten: Der Mensch steht im Mittel- punkt und jeder Mensch ist gleich wertvoll (Sozialbericht 2019 S. 207 ff). Im ersten Teil des Berichtes befinden sich, wie schon gewohnt, die Zah- len, Daten und Fakten über meine Tätigkeit im Jahr 2020. Ihr besonde- res Augenmerk richten Sie bitte auch auf das zweite Kapitel. Hier wird versucht, die Empfehlungen meines letzten Tätigkeitsberichts nicht aus dem Auge zu verlieren und ergebnisorientiert zu reflektieren. Ich habe das Glück, einer außergewöhnlich interessanten Tätigkeit nachgehen zu dürfen. Ich denke, das kann ich Ihnen trotz dieses schwierigen Jahres mit Corona-Pandemie in meinem Bericht wieder aufzeigen. Ich bedanke mich bei all denen herzlich, die mich – oft sehr tatkräftig – unterstützen und vertrauensvoll mit mir zusammenarbeiten! Sie lassen mich mit Zuversicht, Tatkraft und Mut auf das anstehende Jahr blicken. Besonderer Dank gilt dabei auch meinen Kolleginnen und Kollegen hier in der Verwaltung. Es ist sicher manchmal herausfordernd, mit mir als Beauftragten zusammen zu arbeiten, der die Situation von Menschen mit Behinderung eine Herzensangelegenheit ist und mit Engagement die Belange dieser Menschen voranbringen will. Viel Spaß beim Studieren und bleiben Sie mit mir am Ball! Ihre kommunale Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen 4 Tätigkeitsbericht | 2020
Inhalt Impressum............................................................................................................................ 2 Vorwort................................................................................................................................. 3 Einführung............................................................................................................................ 4 Inhalt..................................................................................................................................... 5 A. Einführung ......................................................................................................................... 6 B. Tätigkeitsbericht 2020....................................................................................................... 7 1. Handlungsfeld: Individuelle Beratung – Ombudsfunktion...................................7 2. Handlungsfeld: Beratung und Unterstützung der kommunalen Verwaltungen und politischen Gremien in Fragen der Politik für Menschen mit Behinderungen und in der Umsetzung des L-BGG............. 11 2.1. Beratung und Unterstützung der Landkreisverwaltung................................ 11 2.2. Beratung und Unterstützung der Städte und Gemeinden.............................12 3. Handlungsfeld: Sensibilisierung der Öffentlichkeit............................................13 4. Handlungsfeld: Kontakte – Netzwerk – Arbeitskreise – Beratung von Institutionen..................................................................................14 5. Resümee 2020 und Themenschwerpunkte 2021.................................................15 C. Stand Umsetzung der UN-BRK – weiteres Vorankommen trotz Pandemie............... 16 1. Im Handlungsfeld 1 Barrierefreiheit:....................................................................16 2. Im Handlungsfeld 2 Erziehung und Bildung:......................................................17 3. Im Handlungsfeld 3 Arbeit:...................................................................................18 4. Im Handlungsfeld 4 Wohnen:................................................................................19 5. Im Handlungsfeld 5 Gesundheit:..........................................................................20 6. Im Handlungsfeld 6 Kultur, Freizeit, Sport und Erholung: .................................21 D. Ausblick............................................................................................................................ 22 Tätigkeitsbericht | 2020 5
A. Einführung (Zahlen sind dem Sozialbericht 2019 des Für eine Klärung bzw. Abgrenzung von Be- Landkreises entnommen) grifflichkeiten wie Behinderung, Schwerbe- hinderung, Pflegebedürftigkeit verweise ich Im Landkreis stieg 2019 die Zahl der Bürgerin- Sie auf meinen Tätigkeitsbericht 2019, S. 6 ff. nen und Bürger mit einer anerkannten Behin- Hier wird auch kurz auf die UN-Behinderten- derung von 54.402 auf 57.503. Dies beinhaltet rechtskonvention (UN-BRK) und den Zu- die Zahl der Personen mit einer anerkannten sammenhang der Begrifflichkeiten Inklusion, Schwerbehinderung, die um 1.676 Fälle auf Barrierefreiheit und Teilhabe eingegangen. 39.072 gewachsen ist. Die Sicht der Verwaltung zu Herausforderun- Die Anzahl der Personen mit einer anerkann- gen und Themen der Inklusion finden Sie im ten Gehbehinderung wuchs um 1.313 auf Sozialbericht 2019, S. 207 ff. Die Entwicklung 19.413, das Recht auf eine Begleitperson stieg der Aufwendungen, der Leistungsempfänger um 708 auf ingesamt 9.207. und Verteilung der Leistungsarten im Land- 4.482 Personen waren als hilflos eingestuft kreis Esslingen hingegen im Sozialbericht (291 mehr als 2018). Weitere 421 Personen 2019, S. 92 ff und für die Jugendhilfe galten als blind (+13 Personen) und 259 als S. 52 ff. Die Seiten 192 ff des Sozialberichtes gehörlos (1 Person weniger). geben einen Überblick über die Entwicklung der finanzierten Angebote im Rahmen der Es muss sicher weiterhin von einer relativ Eingliederungshilfe. Über die Schulbegleitung großen Dunkelziffer ausgegangen werden. speziell S. 147. Vor allem viele ältere Menschen stellen keinen Antrag auf Feststellung einer Schwerbehinde- rung, obwohl sie einen Anspruch hätten. Aus der demografischen Entwicklung mit einer Vorausberechnung bis 2030 lässt sich ableiten (s. Integrierte Sozialplanung Lebenswelten älterer Menschen 2020, S. 18 ff), dass auch die Zahlen der Menschen mit einer Behinderung weiter steigen werden. Bei der letzten Erhebung 2017 waren über 18.000 Personen im Landkreis pflegebedürf- tig. Circa 5 % der Pflegebedürftigen sind in Baden-Württemberg unter 65 Jahren. Circa 3.322 Teilhabeleistungen der Eingliede- rungshilfe (SGB VIII und IX) wurden für Perso- nen mit einer wesentlichen Behinderung zum Stichtag 31.12.2019 im Landkreis bewilligt. Wesentlich ist eine Behinderung, wenn die körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbe- einträchtigung im Zusammenspiel mit einstel- lungs- und umweltbedingten Barrieren an der Teilhabe an der Gesellschaft mit hoher Wahr- scheinlichkeit länger als 6 Monate hindert. 6 Tätigkeitsbericht | 2020
B. Tätigkeitsbericht 2020 Die Aufgaben der Behindertenbeauftragten Ein Beispiel: ergeben sich aus § 15 Absatz 3 und 4 Landes- Eine alleinerziehende Mutter bittet bei der behindertengleichstellungsgesetz (L-BGG): Klärung, ob Fahrtkosten übernommen wer- den können, um Unterstützung. Ihre Tochter Ombudsfrau, mit Behinderung besucht ein Sonderpäda- Beratung der Landkreisverwaltung und gogisches Bildungs- und Beratungszentrum des Kreistages in Fragen der Politik für (SBBZ) in Stuttgart und soll zur beruflichen Menschen mit Behinderungen, Orientierung eine Hospitation in einem spezi- Zusammenarbeit mit der Verwaltung für ellen Berufschulzentrum eines anderen Land- die Umsetzung des L-BGG, kreises machen. Die Übernahme der dadurch Koordination der Beauftragten bei den entstehenden Fahrtkosten ist bisher nicht kreisangehörigen Gemeinden, geklärt. Die Mutter ist nicht in der Lage, finan- Sensibilisierung der Öffentlichkeit. ziell in Vorleistung zu gehen. Eine Rückspra- che mit dem Sachgebiet Eingliederungshilfe Die Behindertenbeauftragte ist nach dem Ge- zur Zuständigkeit brachte Klärung. Die Mutter setz unabhängig und weisungsungebunden. erhielt eine Kostenzusage. 1. Handlungsfeld: Individuelle Beratung – Häufig ist die KBB nur erste Anlaufstation, sie Ombudsfunktion sieht sich gerne als Vermittlerin zu schon vor- handenen Beratungs- bzw. Unterstützungs- Als unabhängige und neutrale Vertrauens- strukturen. Die Zusammenarbeit mit anderen person steht die KBB als Anlaufstelle der Beratungsstellen wie der ergänzenden unab- Bürgerschaft des Landkreises zur Verfügung hängigen Teilhabeberatungsstelle (EUTB) ist und geht Beschwerden von Menschen mit konstruktiv. Behinderungen nach. Sie vermittelt zwischen Verwaltung und Beschwerdeführenden. Sie Im Jahr 2020 wurden von der KBB ingesamt berät, gibt Hilfestellung im System der sozia- 294 Personen beraten. Das sind trotz der len Leistungen und verweist an die zuständi- Pandemie nur geringfügig weniger Beratun- gen Stellen. gen als im Vorjahr (302 Personen). Der über- wiegende Anteil der Anfragen hatte gleich Viele Anliegen werden direkt mit den zustän- mehrere und komplexe Anliegen (53 %). Im digen Ämtern im Landratsamt besprochen. Rahmen der Auswertung wird, wie die Jahre Pandemiebedingt war der Austausch im zuvor, jeweils nur zu einem Schwerpunktthe- Laufe des Jahres immer wieder erschwert. ma zugeordnet. Manches dauerte etwas länger als bisher gewohnt. Meist führte jedoch das sehr offene und konstruktive Klima weiterhin zu guten Lösungen. Tätigkeitsbericht | 2020 7
Verteilung Anfragen nach Themenschwerpunkten Verteilung Anfragen nach Themenschwerpunkte 3% Rechtliche Fragestellung 23% Mobilität 20% Leistungsangebot Wohnen Barrierefreiheit 8% 8% Kita/Schule/Ausbildung Arbeit 13% 12% Schwerbehindertenausweis 5% 8% Sonstiges Grafik1: Themenschwerpunkte der Anfragen: Rechtliche Fragestellung 23 %, Schwerbehindertenausweis 20 %, Kita/Schule/Ausbildung 13 %, Leistungsangebot 12 %, Mobilität 8 %, Wohnen 8 %, Arbeit 8 %, Barrierefreiheit 5 %, Sonstiges 3 % Veränderungen zum Vorjahr sind sichtbar. Erwachsene, Wohnangebote für Jugendliche Diese müssen allerdings im Zusammenhang mit Behinderungen, bedarfsgerechte Ange- mit der Corona-Pandemie gedeutet werden. bote für Menschen mit Autismus. Hingegen sind Anfragen nach Teilhabemöglichkeiten zu So haben sich die rechtlichen Fragestellungen Freizeitaktivitäten und besonderen Wohnan- prozentual von 27 % auf 23 % verringert. Vor geboten aus pandemiebedingten Gründen allem die Fragen nach der Zuständigkeit von zurückgegangen. Leistungsträgern und den Teilhaberechten Nachfragen nach barrierefreien bzw. behin- nahmen ab. Pläne für Veränderung der Le- dertengerechten Wohnungen sind weiterhin benswelt wurden weniger geschmiedet. vorhanden. Deshalb ist der Themenschwer- Die Sorgen der anfragenden Personen be- punkt Wohnen nahezu gleichgewichtig wie zogen sich mehr auf das pandemiebedingte im Vorjahr. Vielerorts wird die Notwendigkeit Aussetzen bzw. Begrenzen der gewohnten von bezahlbaren barrierefreien Wohnungen Leistungen, die Mehrbelastung der Angehö- erkannt und diskutiert. Allerdings besteht wei- rigen und das Suchen nach Entlastung. Dies terhin politischer Handlungsbedarf. Bei neu spiegelt sich vor allem in dem erhöhten Wert anlaufenden Bauoffensiven muss das Thema „Leistungsangebot“ (von 7 % auf 12 %) wider. Barrierefreiheit seinen Platz finden, auch um Des Weiteren wurde auch auf besondere innovative Wohnformen für Menschen mit Bedarfslagen im Landkreis aufmerksam ge- Einschränkungen in der Zukunft verwirklichen macht, wie z. B.: Kurzzeitpflegeplätze für junge zu können. 8 Tätigkeitsbericht | 2020
Die Fragen im Zusammenhang mit Mobilität Arbeitslosenquote von Menschen mit Behin- spielten eine weniger starke Rolle. Auch hier derung aufgrund der Corona-Krise führen. wirkt die besondere Situation im Laufe des Jahres 2020. Die eingegangenen Anfragen Die Anzahl von Beschwerden haben im Ver- bezogen sich mehr auf den Individualverkehr, hältnis zu den Unterstützungs- und Bera- z. B. auf die finanzielle Förderung einer be- tungsanfragen abgenommen (2019 n=89 auf hindertengerechten Ausstattung eines PKWs 2020 n=76). Weniger geworden sind hier die bzw. Ansprüche auf Nachteilsausgleiche wie Themen über fehlende bauliche Barrierefrei- Parkausweisberechtigung oder KfZ-Steuerer- heit und Beschwernisse im öffentlichen Nah- mäßigung. Die Nachteilsausgleiche im Hin- verkehr. Pandemiebedingte Themen standen blick auf den öffentlichen Nahverkehr – also im Vordergrund, z. B. Diskriminierungen trotz dem Anspruch auf eine Wertmarke – waren Maskenpflichtbefreiung, Besuchsverbote und hingegen rückläufig. Häufig musste erklärt Quarantäneregelungen. Die KBB versuchte werden, dass der Anspruch auf einen Parkbe- einerseits, Verständnis für die allgemeine Ver- rechtigungsausweis rechtlich nicht gegeben unsicherung und die besonderen Bedingun- ist, obwohl in der konkreten Nachfrage das gen zu erzeugen, andererseits galt es auch, berechtigte Interesse für eine Erleichterung die inhaltliche Berechtigung der Beschwerde nachvollziehbar war, wie z. B. die Erleichtung zu prüfen, aufzugreifen und zum Thema zu des Arztbesuches durch Parken in direkter machen. Nähe. Die Organisation der Schülertransporte spiel- te immer wieder eine größere Rolle. Hygie- ne- und Abstandsregelungen waren genauso ein Thema wie Schwierigkeiten durch die notwendigen Veränderungen in der Organisa- tion des Busverkehrs. 2019 gab es noch mehr Anfragen zum Anspruch auf Taxigutscheine und Beschwerden zu Barrieren im öffentlichen Nahverkehr. Gestiegen sind besonders auch Fragen und Beschwerden im Zusammenhang mit Kinder- tagesbetreuung, etwas weniger mit Schule und Ausbildungsplatz. Auch diese waren häufig mit dem Thema Pandemie verbunden: (drohende) Ausschlüsse, mangelnde Beschul- barkeit wegen Behinderung, fehlende Inklu- sionsassistenzen, Möglichkeit einer Schul- begleitung im häuslichen Umfeld, drohende Cartoon 1 Phil Hubbe Diskriminierungen. Personen stehen mit Einkaufskörben in der Warteschlange an der Kasse. Ein Rollstuhlfahrer wird gefragt: Eine deutliche Steigerung gab es rund um „Äh…Verzeihung. Stehen Sie hier auch an?“ – „Wonach Fragen zum Schwerbehindertenausweis sieht’s denn aus?“ Eine andere Person antwortet: „Na, ja.“ (15 % auf 20 %). Im Vordergrund standen erneut Fragen zum Antragsverfahren und zu den Nachteilsausgleichen. Häufig wurden – wie schon Ende 2019 – Sorgen und Ängste um den Arbeitsplatz genannt. Diese haben im Laufe des Jahres weiter zugenommen. Vermutlich wird dies zu einem Anstieg der Tätigkeitsbericht | 2020 9
Kategorie der Anfrage 160 140 120 100 80 60 40 20 0 Beratung Beschwerde Unterstützung Grafik 2: Anfragen nach Kategorie Beratung n=150, Beschwerde n=76, Unterstützung n=68 In der Statistik werden Telefonate nicht er- Die Rückmeldungen zeigten, dass hier die ge- fasst, die als rein informelle Gespräche ge- sellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten teilwei- führt wurden, um auf die Besonderheiten in se stärker eingeschränkt wurden als bei allen der Lebenssituation zu den Zeiten der Pande- anderen Bürgerinnen und Bürgern. Auch sind mie aufmerksam zu machen, ohne dass eine viele pflegende Angehörige in eine sehr hohe Frage oder Beschwerde damit verbunden war. Belastung geraten. Dies wird nicht auf die Dau- Das waren Themen zu: er eines längeren Infektionsgeschehens geleis- tet werden können. Die Notbetreuungskonzepte Wegbrechen der Tagesstruktur, sind für eine Entlastung ein wichtiger Schritt. Verlagern des Lebensmittelpunkts aus den Einrichtungen hin zu Angehörigen, Eingriffe in die Selbstbestimmungsrechte, pandemiebedingte Arbeits- und Wohnbe- dingungen, Ängste um verlässliche medizinische bzw. therapeutische Versorgung, Sorge vor Ansteckung, Auswirkungen der Quarantäneregelungen usw. Cartoon 2 Phil Hubbe Thema Barrierefreiheit – auch ein wichtiges Thema! (Themen wurden etwas angepasst) 10 Tätigkeitsbericht | 2020
2. Handlungsfeld: Beratung und Unterstüt- Das nun geplante Inklusionskonzept der zung der kommunalen Verwaltungen und Verwaltung setzt hier an, nimmt Kritik von politischen Gremien in Fragen der Politik Angehörigen auf und versucht, in Koope- für Menschen mit Behinderungen und in ration mit vorhandenen Strukturen Unter- der Umsetzung des L-BGG stützung bei der beruflichen Orientierung zu geben (Dezernat Soziales); Die KBB soll an Prozessen der Verwaltung, die Inklusion in der Jugendarbeit mit der die Belange von Menschen mit Behinderun- verfolgten Inklusionsstrategie, die Teilhabe gen betreffen, frühzeitig beteiligt werden. bzw. Inklusion als Querschnittsaufgabe zu Inklusion fördert den Zusammenhalt der definieren und dafür eine gesamtgesell- Gesellschaft. Sicherlich werden die Pandemie schaftliche Verantwortung zugrunde zu und die Inklusion keine Freunde. Die Pande- legen. Inklusion soll konkret zum Bestand- mie hat viele Fragen zu Regelungen in den teil der offenen Kinder- und Jugendarbeit Sondersystemen aufgeworfen und zusätzliche und der Jugendsozialarbeit werden. Das Sonderregelungen notwendig gemacht. Wäre geplante Inklusionsprojekt der Verwaltung Inklusion in der Entwicklung schon weiter, mit der Weiterentwicklung von MiMaMo hätten sich viele der aufgeworfenen Fragen setzt hier an (Dezernat Soziales); aus Sicht der KBB nicht ergeben und viele Modellversuch Inklusion in Kindertagesstät- Sonderregelungen hätten nicht getroffen wer- ten – Modellstandort Landkreis Esslingen den müssen. (Dezernat Soziales); Die KBB spricht Anliegen und Verbesserungs- Quartiersentwicklung unter Berücksich- bedarfe offen an und setzt sich für die Be- tigung der Themen Barrierefreiheit und lange der Bürgerinnen und Bürger mit Be- Inklusion (Dezernat Soziales); hinderungen im Landkreis ein. Ein offenerer Planungsprozess der Teilhabeplanung Umgang mit Veränderungsbedarfen und Kritik (Dezernat Soziales); wäre oft wünschenswert. In der Dienstleis- Weiterer Ausbau der Nachmittagsbetreu- tungsstrategie sollten Barrierefreiheit, Inklu- ung in den SBBZ (Dezernat Infrastruktur); sion und Partizipation selbstverständlich sein. Schulbegleitung – Projekt Poollösungen Die KBB sieht im Landkreis schon manchen (Dezernat Soziales); Schritt in diese Richtung. Stellungnahmen zu geplanten Inklusions- projekten im Landkreis (Dezernat Soziales); 2.1. Beratung und Unterstützung der Überprüfung Tastmodell für Freilichtmuse- Landkreisverwaltung um Beuren zusammen mit einem Experten mit Sehbehinderung Das Jahr über war die KBB eingebunden in (Dezernat Zentrale Steuerung); wichtige Themen der Verwaltung, z. B.: bauliche Barrierefreiheit (Dezernat Infrastruktur) bei: Auswirkungen der Pandemie auf die Men- - Neubauprojekten Landratsamt in Plo- schen mit Behinderungen im Landkreis chingen und Esslingen. Die eingegan- und auf die Leistungserbringer; genen Angebote der Bauausschreibung Verbesserung der beruflichen Orientierung Neubau Esslingen wurden in Bezug auf im Übergang Schule – berufliche Bildung – Barrierefreiheit von der KBB bewertet. Beruf. Ein Einbezug von Experten in eigener Im Einklang mit der UN-BRK vertritt die Sache konnte weiterhin nicht verwirk- KBB die Forderung, dass inklusiv beschul- licht werden; ten Schülern die Möglichkeit geboten wer- - Interimslösungen für LRA-Verwaltung den muss, im Regelsystem weitergehen zu in Esslingen; können und auch den SBBZ-Schülern der - Sanierung Berufsschule Jakob-Fried- Weg dorthin erleichtert gehört. rich-Schöllkopf-Schule; Tätigkeitsbericht | 2020 11
Stellungnahme zur Anfrage der Taxizentrale Die Verwaltung unterstützt ausdrücklich die Stuttgart wegen Taxitariferhöhung in Abstim- Ausweitung und Vielfalt der Angebote; mung mit der Behindertenbeauftragten aus Weiterfinanzierungsmöglichkeit für das Stuttgart (Dezernat Gesundheit/Ordnung/ inklusive Freizeitangebot ‚Villa‘, Einberufen Verkehr). eines runden Tisches. Weitere Themen, die von der KBB aufgegriffen 2.2. Beratung und Unterstützung der Städte bzw. zur Diskussion forciert wurden: und Gemeinden pandemiebedingte Auswirkungen auf Von den Städten und Gemeinden wurde die Menschen mit Behinderung samt ihren KBB im Rahmen der Themen Barrierefreiheit Angehörigen und Betreuenden, wie z. B. und Inklusion beteiligt, z. B. bei: die Quarantäneregelungen in den Einrich- tungen; Esslingen: Planungen zur Umgestaltung barrierefreie Kommunikation in beson- Neckarufer, derem Bezug zu Corona-Pandemie und Wendlingen: Planung barrierefreier Fahr- Corona-Verordnungen. Auf der Website rad- und Fußgängerüberwege, wurden ein Text in Leichter Sprache und Plochingen: Überprüfung der neuen Web- Verlinkungen zu weiteren Texten in Leich- site auf Barrierefreiheit, ter Sprache und Gebärdensprachvideos Plochingen: barrierefreie Anbindung LRA aufgenommen; i. R. einer Verkehrsschau, Aufgrund vermehrter Bedarfsrückmeldun- Oberboihingen: barrierefreier Behinderten- gen von Angehörigen wurde das Thema parkplatz für das Rathaus. Kurzzeitpflege für Kinder und Jugendliche Nürtingen: Sanierung Schule, um die Kurzzeitpflege für jüngere Erwach- Neuhausen: Fußgängerunterführung, sene erweitert. Eine Abfrage bei den An- Schlaitdorf: barrierefreier Zugang zu bietern der Eingliederungshilfe und zwei Privatgrundstück nach Straßensanierung, runde Tische mit betroffenen Angehörigen Kirchheim: barrierefreier Umbau von sechs hat die Wichtigkeit des Themas im Land- Bushaltestellen, kreis bestätigt. Im Fachausschuss Woh- Aichtal: Quartier – Altenhilfeplanung, nen, Tagesstruktur und offene Hilfen und Nürtingen: Aktionsplan, bei mehreren anderen Terminen sind die Kirchheim: Aktionsplan. zuständigen Ämter das Thema aktiv ange- gangen. Besonderes Augenmerk fanden Zum Thema barrierefreie Mobilität wird die dabei auch die geringen Auslastungsquo- KBB zur Zeit von der Württembergischen ten der mit den Leistungserbringern ver- Eisenbahn-Gesellschaft mbH zur Erstellung einbarten Kurzzeitplätze; eines Barrierefreiheitskonzeptes zu den Halte- Gestaltung von mehr inklusiven Freizeit- stellen im Neuffener Tal einbezogen. Die KBB und Ferienangeboten im Landkreis. Hierzu hat für die Stellungnahme auch den Einbezug wirkt die KBB in einer AG mit, die sich im von Experten in eigener Sache und Interes- Rahmen des Fachausschusses Gemeinwe- sensverbänden vorgeschlagen. sen gebildet hat. Es fand eine Abfrage bei den Familienentlastenden Diensten über nicht gedeckte Bedarfe von Ferien- und Freizeitangeboten für Personen mit hohen Unterstützungsbedarfen statt. Durch den Ausbruch der Pandemie wurde das Thema leider gleich am Anfang des Jahres zurück- gedrängt. 12 Tätigkeitsbericht | 2020
3. Handlungsfeld: Sensibilisierung der Planung eines Fachtags Gewalt gegen Öffentlichkeit Frauen mit Behinderungen: für April ge- plant, aufgesetzt als Präsenzfachtagung. Referenten wurden engagiert, der Raum gebucht, die Agenda stand. Dann musste die Veranstaltung abge- sagt und in den Juli verschoben werden. Die Neuplanung war mit der Suche nach neuem Referenten verbunden. Aber auch diese Hürde wurde genommen. Dann, nach reiflicher Überlegung und Abwägung der Veranstaltungsgröße und der zur Verfü- gung stehenden Möglichkeiten im Kontext des Corona-Schutzes, wurde die Veranstal- tung erneut abgesagt und verschoben auf das Jahr 2021; Podiumsrunde der Veranstaltungsreihe Planung einer Sensibilisierungsveranstal- „Leben braucht Vielfalt“ der Kreisdiakonie Esslingen tung zusammen mit der EUTB. Zweimal anvisiert, Inhalte zusammen besprochen und abgestimmt. Auch dieser Termin Gleich zu Jahresbeginn fand eine Podiums- musste abgesagt werden; diskussion zum Thema pränatale Diagnostik Themenvorschlag Medizinische Versor- statt. Beteiligt waren neben der Behinderten- gung für Menschen mit Behinderungen im beauftragten: Landkreis für kommunale Gesundheits- Thomas Poreski, MdL, Behindertenpolitischer konferenz ausgearbeitet und eingereicht. Sprecher der Landtagsfraktion der Grünen; Seither hat kein Sitzungstermin mehr statt- Bärbel Kehl-Maurer, Mutter und Vertreterin finden können; der Lebenshilfe Kirchheim; Claudia Heinkel, Die Planung des landesweiten Treffens der Leiterin der Beratungsstelle PUA des Diako- KBB zusammen mit drei Kolleg*innen aus nischen Werks Württemberg sowie Elisabeth der Region Stuttgart wurde gleich dreimal Armbruster, Frauenärztin. Die Veranstaltung aufgesetzt – einmal als Präsenz-, dann als wurde von der Kreisdiakonie organisiert und Hybridveranstaltung und zuletzt als Vi- fand unter der Moderation von Maria Neu- deokonferenz. Die letztgenannte Variante scheler, Leiterin Diakonische Bezirksstelle fand im Oktober statt. Die Gründung einer Nürtingen, statt. Arbeitsgemeinschaft mit Anbindung an Städte- und Landkreistag wurde hierbei Weitere Veranstaltungen waren geplant, vollzogen. neugeplant, um dann doch wegen der Pande- mie verworfen zu werden. Das Jahr 2020 war einfach ein Jahr, das immer wieder Neuorien- tierung und Neuplanung erforderte und mit vielen Absagen verbunden war: Tätigkeitsbericht | 2020 13
Die Beauftragten für die Belange der Men- Die KBB war bis kurz vor Ende des Jahres schen mit Behinderung der Region Stuttgart mangels technischer Ausstattung von den sind mit dem Verband Region Stuttgart über Möglichkeiten einer Videokonferenz weit- die Umsetzung des Ziels, bis 2035 alle Halte- gehend abgeschnitten. Telefonkonferenzen stellen der S-Bahn barrierefrei ausbauen zu fanden dagegen vielfach statt, sie waren für wollen, ins Gespräch gekommen. Sie haben einen Austausch sehr hilfreich. Allerdings thematisiert: stellten beide Möglichkeiten nicht wirklich einen Ersatz für Präsenzveranstaltungen dar. Reparaturanfälligkeit von Aufzügen und Empfehlung, auf Rampenlösungen zu setzen, unverhältnismäßig lange Reparaturdauer der Aufzüge und Empfehlung, mit der DB verbindliche Vereinbarungen bezüglich der Reparaturzeit zu treffen, Zusammenarbeit und erfolgreiche Um- setzung und Empfehlung, zielführende Absprachen zwischen den Kommunen und der DB beim Umbau zu treffen. Auf Bitte und in Zusammenarbeit mit den Be- hindertenbeauftragten der Aufgabenträger im VVS hat der VVS nun Empfehlungen für das barrierefreie Bauen von Bushaltestellen ver- öffentlicht. Diese Richtschnur hat jedoch eine Tücke: Einzelfallbetrachtung und -abwägung bezüglich der rechtlichen Vorgaben können und dürfen nicht unterbleiben. Das muss aus Sicht der KBB vor allem bei der zu planenden Bordsteinhöhe beachtet werden. 4. Handlungsfeld: Kontakte – Netzwerk – Arbeitskreise – Beratung von Institutionen Normalerweise nimmt die KBB fortlaufend intern als auch extern an Gremien und themen- spezifischen Arbeitsgruppen teil. Sie pflegt und gestaltet Netzwerke, ganz besonders zu Selbst- Cartoon 3 Phil Hubbe hilfegruppen und Interessenvertretungen im Thema: Zwei Personen unterhalten sich. „Alle reden nur noch von E-Mobilität. Bist du auch schon Landkreis. Sie tauscht sich regelmäßig mit ih- auf Strom umgestiegen? - ... Und ob! Gleich nach meinem rer Expertengruppe, mit dem Teilhabe- und An- Unfall.“ - Person fährt mit ihrem E-Rollstuhl weg. gehörigenbeirat aus. Aber all das war seit März 2020 kaum noch möglich. Die Netzwerkarbeit kam durch die Pandemie stark ins Stocken. Fes- te Strukturen wie Kreisarbeitsgemeinschaften, Fachausschüsse, Koordinationstreffen, runde Tische etc. waren bzw. sind meist noch ausge- setzt. Auch ein Austausch mit den Initiatoren der Website inklusivEs fand kaum mehr statt. 14 Tätigkeitsbericht | 2020
5. Resümee 2020 und Themenschwerpunkte Weiter möchte sie die Verwaltung unterstüt- 2021 zen bei den Themen: Teilweise konnten die für 2020 gesteckten Fortschreibung der Teilhabeplanung und Ziele leider nicht erreicht werden. Umsetzung Landesrahmenvertrag Vieles ist trotzdem zusammen mit der Verwal- (Dezernat Soziales); tung erreicht worden. Vielfalt im Quartier – Inklusion leben – Etliche Themen, wie die Planung von barriere- Quartiere barrierefrei gestalten freien LRA-Neubauten, sind begonnen und (Dezernat Soziales und Städte/Gemein- müssen weiterverfolgt werden. Mit dem den); Schwerpunkt Übergang von Schule in den Planungs- und Beteiligungsprozess zur Beruf des Inklusionskonzepts unterstützt die Demokratieförderung im Landkreis; Verwaltung künftig einen Inklusionsprozess KiTa – Gute-KiTa-Gesetz mit Qualifizierung mit Bezug auf berufliche Orientierung, der vor der Fachkräfte auch zu Themen und Her- allem in die Zuständigkeit der Schulen und ausforderungen der Inklusion der Arbeitsagentur gehört. Zusätzlich wurden (Dezernat Soziales); Eckpunkte zur Inklusionsförderung in der Ju- Kurzzeitpflege für junge Erwachsene gendarbeit und Jugendhilfe formuliert. (Dezernat Soziales); Pflegestützpunkt für die Anliegen und Bedarfe von pflegenden Eltern sensibilisie- Wichtige Themen für 2021 sind: ren. Beratungskompetenz weiter ausbauen (Dezernat Soziales); Planung eines Fachtages für Selbsthilfe Gestaltung von Wegen in Beruf/Ausbil- zum Thema BTHG – Landesrahmenvertrag dung für inklusiv Beschulte im Regelsys- (Dezernat Soziales); tem. Gestaltung von Wegen aus Werkstatt medizinische Versorgung für Menschen (mit in eine Ausbildung oder auf den ersten kognitiven Einschränkungen) mit Bedarf an Arbeitsmarkt. Umsetzung Recht auf le- einer Begleitperson, vor allem bei Kranken- benslanges Lernen (Dezernat Soziales); hausbehandlung, aber auch barrierefreier barrierefreie LRA-Neubauten Zugang zu Arztpraxen voranbringen (Dezer- (Dezernat Infrastruktur); nat Gesundheit/Ordnung/ Verkehr); Nahverkehrsplanung – Barrierefreier Per- stärkere Beteiligung von Menschen mit sonennahverkehr 2022 Behinderungen (Querschnittsthema); (Dezernat Umwelt und Technik). weiteres Vorankommen beim Thema barri- erefreie Kommunikation (Querschnittsthema); Planung und Kennzeichnung von barriere- freien Veranstaltungen (Amt für allgemeine Kreisangelegenheiten und Städte/Gemein- den); erneute Planung und Durchführung Fachtag Gewalt gegen Frauen mit Behinderungen; inklusive Freizeit- und Ferienaktivitäten im Landkreis stützen. Tätigkeitsbericht | 2020 15
C. Stand Umsetzung der UN-BRK – weiteres 1. Im Handlungsfeld 1 Barrierefreiheit: Vorankommen trotz Pandemie Trotz der schwierigen Bedingungen agierte die Stadt Esslingen beispielgebend. Der Für eine Reflektion werden Bezug auf die Inklusionsbeirat setzte mit Videokonferenzen Handlungsempfehlungen der KBB aus dem seine Arbeit fort. Der Arbeitskreis Barrierefrei- Tätigkeitsbericht 2019 genommen und die heit nahm nach dem Lockdown seine Tätigkeit Entwicklungen 2020 beleuchtet. wieder auf. Im Auftrag der Stadtverwaltung Die Pandemie hat vieles ausgebremst, was wurde eine virtuelle Bürgerbeteiligung zum für 2020 geplant war. So wollte die KBB zum Thema Neckarufergestaltung durchgeführt. Beispiel die in 2019 gezielt begonnenen Besu- Die Verwaltung stellte für eine weitere ‚Toi- che der Städte und Gemeinden des Landkrei- lette für alle‘ beim Sozialministerium erneut ses fortsetzen, um in den Verwaltungen und einen Förderantrag. Einrichtungen vor Ort ihre Handlungsempfeh- lungen aus dem Tätigkeitsbericht zu diskutie- Die KBB wurde in verschiedene bauliche ren und sich über aktuelle Entwicklungen zu Maßnahmen einbezogen. Bei einigen Anfra- Barrierefreiheit und Inklusion (best-practise) gen und Beschwerden wurde im Hintergrund informieren zu lassen. Dies war 2020 leider oder auch direkt die Frage formuliert, ob Bar- nicht möglich. Auch die Kooperationstreffen rierefreiheit in diesem Fall wirklich „umfäng- als Austauschplattform mit den Verantwortli- lich“ beachtet werden muss. Natürlich geht es chen aus den Städten und Gemeinden konn- nicht darum, dass die KBB 100 % oder gar ten nicht stattfinden. 120 % erreichen will. Ohne Zweifel gibt es so- genannte harte Faktoren, die Barrierefreiheit nicht umfänglich möglich macht. Barrierefrei- heit sollte aber nicht negativ diskutiert wer- den. Ohne absolut zwingenden Grund von einer barrierefreien Planung abzuweichen, ist rechtlich äußerst fragwürdig. Zusätzlich ist es auch ein recht problematischer Ansatz, nur das zu tun, was durch Gesetz vorgeschrieben wird. Barrierefreiheit ist keine Frage des Kom- forts – Barrierefreiheit ist kein Luxusmerkmal. Wer Barrieren baut, macht schlicht etwas falsch. Wer Barrierefreiheit nicht als ein zu erzielendes Qualitätsmerkmal beachtet, macht seine Aufgabe nicht vollständig. Barrierefrei- heit schafft die zentrale Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Dies sollte nicht nur von der öffentlichen Hand beachtet werden. Aber jener fällt eine besondere Vorbildfunk- tion zu. Erfreulicherweise wird dies immer öfter auch vom politischen Ehrenamt hier im Landkreis beachtet und eingefordert. Das ist sehr wichtig. Cartoon 4 Phil Hubbe Sprinter stehen zum Start bereit. Einer der Läufer ist Die Pandemie hat aufgezeigt, wie wichtig es schwerhörig. Der Schiedsrichter gibt das Signal zum Start mit der Startpistole und gleichzeitig einen Tritt auf die Hand auch für Menschen mit Behinderungen ist, für den Menschen mit Hörbehinderung. Ein Mitläufer meint: dass moderne Medien barrierefrei genutzt „Er ist schwerhörig, und so kann er wenigstens den Start werden können und natürlich auch zur Verfü- nicht verpassen.“ gung stehen und beherrscht werden. Viele der 16 Tätigkeitsbericht | 2020
Heimbewohner bzw. Bewohner in den beson- 2. Im Handlungsfeld 2 Erziehung und deren Wohnformen konnten sich über Wochen Bildung: nicht mit ihren Angehörigen austauschen. Die Pandemie lässt es derzeit nicht zu, Schritte für eine weitere Öffnung i. S. der Inklusion zu Sie hatten keinen Zugriff auf ein Smartphone gehen. Schon allein für Planungen fehlen die oder ein Tablet. Die Bedienbarkeit eines Tab- zeitlichen und personellen Ressourcen. Trotz lets oder Smartphones darf aus Sicht der KBB der Widrigkeiten sollte sehr genau bewertet nicht eine Frage des Intellekts oder an visuel- werden, welche Handlungsmöglichkeiten es le Fähigkeiten gebunden sein. Diese Technik im Sinne der Inklusion gibt. sollte für alle ein Fortschritt sein. Barrierefrei- heit sollte als Business-Imperativ anerkannt Für die Zeit nach den Sommerferien war in werden. Aufgrund der wichtigen Funktion von den SBBZ eine Verkürzung der Unterrichtszeit sozialer Beziehung darf eine solche tolle Mög- an Montagen angedacht. Dies konnte zum lichkeit auch nicht an einer Finanzierbarkeit Glück verhindert werden. Es hätte zur Folge, scheitern. dass der Landkreis evtl. eine ganztägige Vorbildhaft geht hier der Landkreis als Schul- Betreuung organisieren und für weitere Kos- träger bei der Planung der Digitalisierung – ten aufkommen müsste. Die Anforderungen der Fortschreibung des Medienentwicklungs- durch die Pandemie, kleinere Gruppen zu bil- plans – in den Schulen vor. Von Anfang an den mit gleicher Anzahl von Personal, waren ist die Ausstattung der SBBZ mit modernen auch für die SBBZ unlösbar. Homeschooling Medien im Blick. Die Schüler werden frühzei- hat im Rahmen der SBBZ Grenzen, Lernfort- tig einen Umgang mit der Technik lernen. Dies schritte sind gefährdet. Für alle Betroffenen wird aber nur gelingen, wenn die Geräte und ist und war die Situation mit Mehrbelastung die Programme hinreichend barrierefrei sind verbunden. Besonders für die berufstätigen und die Anwendungen nicht nur in der Schule Eltern und alleinerziehenden Mütter war das erfolgen können. sehr schwer, da sie ohnehin schon großen Be- lastungen ausgesetzt sind. Für den Landkreis Esslingen gab es einige Die immer wieder neue Einsatzplanung der Förderzuschläge zur Sanierung bzw. zu Neu- Schulbusse mit den einzuhaltenden Hygiene- bauten von Schulen. Barrierefreiheit kann und konzepten und erhöhten Kapazitäten war für muss im Bildungswesen ankommen. So lohnt das Dezernat Infrastruktur eine sehr schwieri- sich die Investition auch für die Umsetzung ge Aufgabe. Eltern beklagten sich über man- schulischer Inklusion. gelnde Information und über Busfahrer. Aus Barrierefreie Informationen sind rar, Informa- Sicht der KBB hat die Planung im Landkreis tionen in Gebärdensprache und in Leichter trotz der Schwierigkeiten bemerkenswert gut Sprache waren und sind nur in geringer An- geklappt. zahl vorhanden. Das müssen wir ändern. Auch für die inklusiv beschulten Schüler und ihre Eltern gab es durch die Pandemie sehr schwierige Situationen. Die Situation des Homeschoolings wurde als besonders her- ausfordernd bzw. überfordernd bewertet. In Präsenzunterrichtssituationen wurden hinge- gen die Gefahr, dass die Hygiene- und Ab- standsregeln nicht beachtet werden können, sowie das erhöhte Infektionsrisiko themati- siert. Hier gilt es trotz der Ängste gute Lösun- gen zu finden, damit der Bildungsanspruch auch in Pandemiezeiten erfüllt werden kann. Tätigkeitsbericht | 2020 17
Das neu aufgelegte Inklusionskonzept für den 3. Im Handlungsfeld 3 Arbeit: Landkreis kann ein Leuchtturmprojekt über Mit den Betretungs- und Beschäftigungsver- die Grenzen des Landkreises hinaus werden. boten für die Werkstätten fiel den Beschäf- Mit seinem Schwerpunkt inklusiver Übergang tigten in der ersten Phase der Pandemie die Schule - berufliche Bildung - Beruf versucht Tagesstruktur weg. Dies musste zu Hause, bei es, außerschulische Bildung mit bedarfsge- Angehörigen oder in den besonderen Wohn- rechten Hilfen zur beruflichen Orientierung zuformen aufgefangen werden. Werkstattbe- verbinden – das Projekt MiMaMo erhält eine treuer haben in Wohnbereichen ausgeholfen. neue Perspektive und wird zu MiMaMo plus. Für die Werkstätten fielen Einnahmen durch Das Regelsystem ist eingebunden und hat die Auftragsausfälle weg. Verantwortung, Inklusion zu ermöglichen. Die Die Wohnbereiche als auch die Werkstätten vorhandenen Leistungen der Sozialgesetz- haben finanzielle Mehrbelastungen zu bewäl- bücher werden durch das außerschulische tigen, die nur teilweise durch die gesetzlich Unterstützungsangebot ergänzt. Die Aufmerk- geregelten Ersatzleistungen gedeckt werden. samkeit auf die Übergänge und auf das Über- Vor allem für die kleineren Einrichtungen, gangsmanagement wird gestärkt. Dies war der überwiegende Anteil im Landkreis Ess- auch den im ganzen Planungsprozess betei- lingen, ist es besonders schwer, die Mittel ligten Eltern wichtig. für zusätzliche Leistungen z. B. für Hygiene Weitere Projektideen und -partner sollten sichund Gesundheitsschutz aufzubringen. Für unter dem Inklusionskonzept entfalten bzw. den Landkreis Esslingen sollte es dadurch einbinden. auf keinen Fall zu einer Verschlechterung der Angebotsstruktur für Menschen mit Behin- Die einheitliche Kennzeichnung von Veranstal- derungen kommen und die Vielfalt erhalten tungsorten und Veranstaltungen mit einheit- bleiben. Hier sollte auf allen Ebenen über die lichen Piktogrammen kam ins Stocken. Die Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung KBB konnte am Bürgermeistersprengel noch nachgedacht werden. Es wäre eine äußert nicht teilnehmen, um die Piktogramme dort in negative Entwicklung, wenn gerade die klei- Abstimmung zu geben. neren Anbieter die Pandemie nicht überleben würden. Das Amt für besondere Hilfen ermöglichte einer Person mit Hörbehinderung trotz der besonderen Zeiten auf Anregung und mit Begleitung der KBB ein Schnupper- und Ori- entierungspraktikum. 18 Tätigkeitsbericht | 2020
4. Im Handlungsfeld 4 Wohnen: Die integrierte Sozialplanung für Seniorinnen und Senioren beinhaltet das Thema inklusive Quartiersentwicklung als eine Handlungs- empfehlung und verweist auf den Tätigkeits- bericht 2019 der KBB. Dies ist ein sichtbares Zeugnis für das gute und erfolgreiche Zusam- menwirken. Für die Mitarbeitenden der Pflegestützpunkte ist von der Altenhilfeplanung eine Schulung Anfang 2021 geplant, bei der die EUTB, der Sozialplaner der Behindertenhilfe, ein Teilha- bemanager und auch die KBB eine Einheit ge- stalten werden. Ziel ist es, weitere Kompetenz bei den Stützpunkten im Hinblick auf jüngere Menschen mit Behinderungen aufzubauen. Die Landkreisverwaltung will grundsätzlich das Thema Kurzzeitpflege voranbringen. Hier- bei wird auch die Bedarfslage für Kurzzeitpfle- Cartoon 5 Phil Hubbe ge junger Erwachsener mit Behinderung mit Thema: Zwei Personen unterhalten sich über die Wohnsitu- ation. gedacht. „MS? Hast du denn da später mal gar keine Angst vor dem In Kirchheim wurde trotz Pandemie eine Inklu- Rollstuhl? - Warum? Ich wohne 4. Etage Altbau ohne Fahr- sionsplanung Ende des Jahres gestartet. Der stuhl. Wie soll er da hochkommen?“ Oberbürgermeister hatte dazu eingeladen. Bei der Auftaktveranstaltung nahmen auch Mitglieder des Gemeinderates teil. Die Auf- gabe wird als Querschnittsthema behandelt. Entwicklung von barrierefreien Quartieren wurde als ein Thema benannt. Tätigkeitsbericht | 2020 19
5. Im Handlungsfeld 5 Gesundheit: Aufgrund einer Anfrage hat sich die KBB mit Zur Erreichung einer besseren Übersicht über der rechtlichen Situation beschäftigt, inwie- den Stand der medizinischen Versorgung von weit eine neue Arztpraxis barrierefrei sein Menschen mit Behinderungen hatte die KBB muss. Eine Überprüfung ergab, dass die einen Themenvorschlag für die kommunale Landesbauordnung Ba-Wü wirkt, aber es sei- Gesundheitskonferenz (kGK) erarbeitet. 2020 tens der Kassenärztlichen Vereinigung keine konnte aufgrund der Pandemie-Geschehnisse Verpflichtung gibt, eine Praxis barrierefrei und der damit verbundenen Aufgaben des zu gestalten. Eine Praxis, die nicht versucht, Gesundheitsamtes keine Sitzung stattfinden. möglichst barrierearm zu sein, ist aus Sicht der KBB nicht alltagstauglich. Dies sollte bei Die CDU-Kreistagsfraktion hat zusammen mit einem baurechtlichen Genehmigungsverfah- einem Vorstandsmitglied der LAG Selbsthilfe ren ganz besonders beachtet werden. Eine Baden-Württemberg ein Fachgespräch mit Be- Arztpraxis ohne einen barrierefreien bzw. troffenen und Vertretern der Selbsthilfe, des -armen Zugang ist auch mit Blick auf den Angehörigenbeirats, der Lebenshilfe Kirch- demographischen Wandel wenig zielführend heim als Behindertenhilfeeinrichtung, der für eine Absicherung der medizinischen Ver- AOK, der Kreisärzteschaft, des Bildungscam- sorgung vor Ort. Eine Broschüre der Kassen- pus für Pflegeberufe, dem Sozialplaner der ärztlichen Bundesvereinigung gibt Ideen und Behindertenhilfe des Landkreises und Herrn Vorschläge für eine barrierefreie Praxis. Hennrich, als Mitglied des Gesundheitsaus- schusses des Deutschen Bundestages, orga- nisiert und durchgeführt. Wesentliche Punkte wurden in den Sozialausschuss im November 2020 als Anträge der CDU und SPD einge- bracht. Da Themen auch die medius KLINIK betrafen, hat die Verwaltung vorgeschlagen, diese The- men in den Aufsichtsrat der Klinik zu verwei- sen. Das starke Aufgreifen des Themas beschleu- nigt sicher die Entwicklung im Landkreis Esslingen für eine Verbesserung der me- dizinischen Versorgung von Menschen mit Behinderungen. Dafür bedankt sich die KBB ausdrücklich bei den federführenden Kräften. Die KBB wird das Thema nicht aus dem Blick verlieren. 20 Tätigkeitsbericht | 2020
6. Im Handlungsfeld 6 Kultur, Freizeit, Sport und Erholung: Die Themen im Zusammenhang mit inklusiver Freizeitgestaltung, z. B. auch Website Inklusi- ves ES, lagen 2020 ziemlich auf Eis. Andere Themen standen nicht nur bei der KBB im Vordergrund, das betraf auch den Fachaus- schuss Gemeinwesenorientierung als auch die Arbeitsgruppe für inklusive Freizeitgestal- tung. Die Finanzierung der Kosten für die Organisa- tion eines Assistenzpools beim Kreisjugend- ring (KJR) bekam im Sozialausschuss keine Mehrheit. Es soll keine zusätzliche Finanzie- rung ausgewiesen werden, sondern Teil des Budgets des KJR bzw. einzelner Anbieter sein. Das Vorhalten eines Pools darf aus Sicht der KBB nicht in Zweifel gezogen werden. Daher würde sie eine Prüfung sehr befürworten, inwieweit im Rahmen des KJR bzw. der an- deren Anbieter die Kosten für einen solchen Cartoon 6 Phil Hubbe Pool trotzdem zu stemmen sind. Drei Sportler, einer im Rollstuhl, unterhalten sich. Ein Sportler äußert sich: „Er kann hier unmöglich mitspielen.“ Der andere antwortet: „Stimmt. Das ist ja Kunst- und kein Der FC Esslingen hat trotz bzw. wegen der Rollrasen.“ Pandemie Bewegungsangebote für Bewohner der Lebenshilfe Esslingen in einer Videokon- ferenzschaltung als auch in Präsenzveran- staltungen gemacht. Zusätzlich organisierte der Verein im Sommer einen Autokinotag für Sportler mit und ohne Behinderung. Der TSV Musberg hat sich auf den Weg zu einer zweiten inkusiven Fußballmannschaft gemacht. Tätigkeitsbericht | 2020 21
D. Ausblick Die Pandemie hat die Lebenswelten beson- Die Digitalisierung muss für alle den Zugang ders von Menschen mit Behinderung verän- gewähren, ebenfalls müssen die digitalen dert. Inklusion wurde ausgebremst. Die Aus- Produkte barrierefrei sein. Dann kann dies wirkung kann auf dem Arbeitsmarkt äußerst auch für Menschen mit kognitiven Einschrän- gravierend werden. Die bisher erzielten Errun- kungen eine Chance sein. genschaften dürfen nicht aufs Spiel gesetzt werden. Vielmehr gilt es, in die Zukunft zu Besonders bemerkenswert ist, dass die Land- investieren und Chancen zu nutzen. Teilhabe kreisverwaltung trotz der Pandemie gestartet und das Selbstbestimmungsrecht von Men- ist, einen Planungs- und Beteiligungsprozess schen mit Behinderungen müssen selbstver- zur Demokratieförderung im Landkreis zu ständlich sein und auch geschützt werden. Die planen. Der Landkreis hat Leitlinien festgelegt konsequente Umsetzung des BTHG und des und bekennt sich hierin gegen die Diskrimi- Leistungsrahmenvertrags stehen an. nierung auch aufgrund von Behinderung. Es werden die Themen Inklusion, Teilhabe, Inte- Die Erfahrungen der letzten Monate gilt es gration, Antidiskriminierung und Chancen- aber auch auszuwerten und daraus zu lernen. gleichheit in einem ganzheitlichen Ansatz zu- Zu Pandemiezeiten wurden viele Dinge kurz- sammengedacht. Mit dem Aktionsprogramm fristig möglich, z. B. das Voranschreiten der für Demokratie und Toleranz im Landkreis wird Digitalisierung. sicher ein Leuchtturmprojekt angestoßen. Die Herausforderungen der Inklusion bleiben groß, aber Demokratie braucht Inklusion. Cartoon 7 Phil Hubbe Thema: Fernsehratespiel. Der Kandidatin wird die Frage gestellt: „Welcher Begriff beinhaltet, dass jeder Mensch ganz natür- lich dazu gehört, egal wie man aussieht, welche Sprache man spricht oder ob man eine Behinderung hat?“ mit den 4 Antwortmöglichkeiten „A - Inklusion, B - Inquisition, C - Invasion oder D - Illusion“. Die Befragte rätselt: „Äh....D?“ 22 Tätigkeitsbericht | 2020
Tälesbahn soll barrierefrei werden. Tätigkeitsbericht | 2020 23
Kontakt Landratsamt Esslingen Pulverwiesen 11 73726 Esslingen am Neckar Kommunale Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen Marlis Haller Telefon 0711 3902-42049 Telefax 0711 3902-52049 haller.marlis@LRA-ES.de www.landkreis-esslingen.de
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