Mit Stress umgehen - im Gleichgewicht bleiben - Ein Bestandteil des Programms MindMatters

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Mit Stress umgehen - im Gleichgewicht bleiben - Ein Bestandteil des Programms MindMatters
Ein Bestandteil des Programms MindMatters

        Mit Stress umgehen – im
        Gleichgewicht bleiben
        – Förderung der Resilienz in der Schule

Eine Ressource für die Sekundarstufe I
Unterrichtsheft für die 7. – 10. Klasse
Mit Stress umgehen - im Gleichgewicht bleiben - Ein Bestandteil des Programms MindMatters
Impressum

Herausgeber
MindMatters-Materialien
• BARMER Ersatzkasse
  (Ansprechpartner: Dr. Rüdiger Meierjürgen, praevention@barmer.de)
• Gemeindeunfallversicherungsverband Hannover
  (Ansprechpartnerin: Insa Abeling, insa.abeling@guvh.de)
• Gemeindeunfallversicherungsverband Westfalen-Lippe
  (Ansprechpartner: Heinz Hundeloh, h.hundeloh@guvv-wl.de)
  (Ansprechpartnerin: Martina Rottländer, m.rottlaender@guvv-wl.de)
• Rheinischer Gemeindeunfallversicherungsverband
  (Ansprechpartnerin: Regina Gerdon, r.gerdon@rguvv.de)
• Radix Gesundheitsförderung (BAG)
  (Ansprechpartnerin: Barbara Zumstein, zumstein@radix.ch)

Autoren
Freunde nden, behalten und dazugehören
– Förderung der Resilienz in der Schule
1. deutsche Auage
Britta Michaelsen-Gärtner, Dr. Marco Franze, Prof. Dr. Peter Paulus
Australisches Originalheft: Helen Cahill, Pamela Morrison und Coosje Grifths

Gestaltung
Björn Frank, Düsseldorf (bjoernfrank@gmx.de)

Projektteam
Projektleitung: Prof. Dr. Peter Paulus (paulus@uni-lueneburg.de)
Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen: Britta Michaelsen-Gärtner (michaelsen@uni-lueneburg.de),
Dr. Marco Franze (franze@uni-lueneburg.de)

Universität Lüneburg,
Wilschenbrucher Weg 84a,
21335 Lüneburg,
www.mindmatters-schule.de

Das Copyright für die australische Ausgabe liegt beim Commonwealth Department of Health
and Aged Care (Canberra), für die deutschsprachige Ausgabe liegt es bei den Herausgebern.
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, mit vorheriger schriftlicher Einwilli-
gung der Herausgeber.
© 2007

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Mit Stress umgehen - im Gleichgewicht bleiben - Ein Bestandteil des Programms MindMatters
Vorwort

MindMatters – Mit psychischer Gesundheit die Schulqualität fördern
Das ursprünglich aus Australien stammende Programm MindMatters hilft Ihnen, durch die Förderung der psychi-
schen Gesundheit einen Beitrag zur Verbesserung der Qualität von Schule zu leisten. Es basiert auf dem Konzept
der guten gesunden Schule und thematisiert Aspekte wie den Aufbau und Erhalt von Freundschaften, den Umgang
mit Stress, Mobbing, Trauer sowie psychischen Beeinträchtigungen und Störungen. Diese Aspekte üben einen
bedeutsamen Einuss auf die Qualität von Schule (z. B. das Lehren und Lernen) aus.

MindMatters besteht aus drei Schulentwicklungs- und fünf Unterrichtsheften. Das Schulentwicklungsheft School-
Matters stellt die Basis von MindMatters dar und sollte daher vor den anderen Materialien eingesetzt werden. Es
liefert Ihnen zahlreiche Anregungen, wie Sie Ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag durch die Förderung psychischer
Gesundheit noch besser verfolgen können. Eine Vielzahl von Arbeitsmaterialien zum Aufbau einer guten gesunden
Schule (so genannte „Tools“) ermöglichen es Ihnen, die Situation Ihrer Schule zu analysieren, Handlungsprioritäten
zu identizieren und schulische Projekte zur Förderung der psychischen Gesundheit zu planen. Die MindMatters-
Unterrichtshefte unterstützen Sie bei der konkreten Umsetzung Ihrer Vorhaben im Unterricht.

Sie können MindMatters exibel an die Verhältnisse Ihrer Schule anpassen und im Sinne der Qualitätssteigerung
Ihrer Schule von den einzelnen Bausteinen des Programms protieren.
Die Erstellung und Überarbeitung der deutschsprachigen Fassung von MindMatters erfolgte im Rahmen eines
Modellversuchs an deutschen und schweizerischen Schulen der Sekundarstufe I, geleitet durch Herrn Prof. Dr. Peter
Paulus der Universität Lüneburg. Der Modellversuch wurde extern evaluiert. Ergebnisse der Evaluation nden Sie
auf unserer Homepage.1
Mit unserem praxiserprobten Programm MindMatters möchten wir Sie in Ihrer täglichen schulischen Arbeit und auf
Ihrem Weg zu einer guten gesunden Schule unterstützen.

Wir wünschen Ihnen dabei viel Erfolg.
Ihre BARMER Ersatzkasse
Ihr Gemeindeunfallversicherungsverband Hannover
Ihr Gemeindeunfallversicherungsverband Westfalen-Lippe
Ihr Rheinischer Gemeindeunfallversicherungsverband
Ihre Radix Gesundheitsförderung (BAG)
Ihr Zentrum für Angewandte Gesundheitswissenschaften der Universität Lüneburg

1 www.mindmatters-schule.de
                                                                                                                     3
Mit Stress umgehen - im Gleichgewicht bleiben - Ein Bestandteil des Programms MindMatters
Inhaltsverzeichnis

Mit Stress umgehen – im
Gleichgewicht bleiben
Förderung der Resilienz in der Schule

Die MindMatters-Bausteine                                                                    6

Hinweise zur Benutzung dieses Hefts                                                          9

Das Konzept der guten gesunden Schule – Die Basis von MindMatters                           10

Der Beitrag von „Mit Stress umgehen – im Gleichgewicht bleiben“ zur guten gesunden Schule   11

Resilienz fördern                                                                           13

MindMatters im Kollegium                                                                    18

Checkliste zur Stärkung der Resilienz                                                       19

Coping - Konstruktiver Umgang mit Stress                                                    20

Ziele des Teilhefts                                                                         22

Unterrichtseinheit 1: Bedeutung geben                                                       23

Unterrichtseinheit 2: Stressige Selbstgespräche                                             27

Unterrichtseinheit 3: Jammern, Hoffen oder Schaffen                                         31

Unterrichtseinheit 4: Hilfe bekommen                                                        36

Unterrichtseinheit 5: Es aussprechen können                                                 40

Unterrichtseinheit 6: Jungen und Mädchen                                                    45

Unterrichtseinheit 7: Die Meinung der Experten                                              47

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Mit Stress umgehen - im Gleichgewicht bleiben - Ein Bestandteil des Programms MindMatters
Fang den Stress!                                  50

Ziele des Teilhefts                               52

Unterrichtseinheit 1: Gruppenunterstützung        53

Unterrichtseinheit 2: Vertrauen                   55

Unterrichtseinheit 3: Entspannungsübungen         57

Unterrichtseinheit 4: Schutzschichten             59

Unterrichtseinheit 5: Unterstützende Strukturen   61

Unterrichtseinheit 6: Ziele setzen                63

Unterrichtseinheit 7: Schwere Entscheidungen      65

Unterrichtseinheit 8: Koniktkarten               68

Weiterführende Literatur                          71

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Mit Stress umgehen - im Gleichgewicht bleiben - Ein Bestandteil des Programms MindMatters
Das Konzept der guten gesunden Schule

 Die Basis von                   MindMatters
 MindMatters basiert auf dem Konzept der guten gesun-                    zesse von Schule und Unterricht konsequent Erkennt-
 den Schule. Danach ist eine gute gesunde Schule                         nisse der Gesundheits- und Bildungswissenschaften an.
 eine Schule, die sich in ihrer Entwicklung auf die                      • Gesundheitsbildung und –erziehung:
 Dimensionen von Schulqualität2 ausgerichtet hatund                      Sie fördert das Gesundheits- und Sicherheitsbewusst-
 bei der Verwirklichung ihres umfassenden Bildungs-                      sein und die Gesundheitskompetenzen von Schüler-
 und Erziehungsauftrages geziehlt Gesundheitsinter-                      innen und Schülern.“
 ventionen einsetzt. Als Weiterentwicklung der klas-
                                                                         Brägger, G., Paulus, P., Posse, N. (Sigriswil, September 2005)
 sischen Gesundheitsförderung, die den Aspekt der
 Gesundheit als zentrales Ziel hervorhebt, zielt das Kon-
                                                                         Durch den Einsatz von MindMatters fördern Sie die
 zept der guten gesunden Schule auf eine nachhaltige
                                                                         psychische Gesundheit und leisten einen direkten Bei-
 Steigerung der Bildungs- und Erziehungsqualität, bei
                                                                         trag zur Steigerung der Schulqualität.
 der Gesundheit vorwiegend als Medium oder interme-
 diäres Ziel verstanden wird. Zum anderen ist Gesund-
                                                                         Der Beitrag von „Mit Stress umgehen – im
 heit direktes Ziel schulischer Gesundheitsbildung und
                                                                         Gleichgewicht bleiben“ zur guten gesunden
 -erziehung (Gesundheitswissen, -verhalten, -einstel-
                                                                         Schule
 lung und bewußtsein) im Rahmen des schulischen Bil-
                                                                         Die Qualität einer Schule spiegelt sich nach Paulus und
 dungs- und Erziehungsauftrages.
                                                                         Michaelsen-Gärtner (2006) in acht zentralen Dimensio-
                                                                         nen wider:
 Denition: Gute gesunde Schule
                                                                         1. Rahmenbedingungen
 „Eine gute gesunde Schule verständigt sich über ihren
                                                                         2. Schulkultur
 Bildungs- und Erziehungsauftrag, setzt ihn erfolgreich
                                                                         3. Schulführung und Management
 um und leistet damit einen Beitrag zur Bildung für nach-
                                                                         4. Kooperation und Außenbeziehungen
 haltige Entwicklungen. Sie weist gute Qualitäten in fol-
                                                                         5. Professionalität der Lehrkräfte
 genden Bereichen aus und sorgt für deren stetige und
                                                                         6. Lehren und Lernen
 nachhaltige Verbesserung durch Schulentwicklung:
                                                                         7. Ergebnisse und Erfolge der Schule
 • Pädagogische Wirkungen und Bildungs- und                              8. Qualitätsmanagement
     Erziehungserfolg:                                                   Die folgende Tabelle verdeutlicht, wie Schulen durch
 Sie fördert bei den Schülerinnen und Schülern Kom-                      das Heft „Mit Stress umgehen – im Gleichgewicht blei-
 petenzen und Haltungen, die ihre Bereitschaft zum                       ben“ ihre Qualität in den ausgewiesenen Bereichen
 lebenslangen Lernen stärken und sie befähigen, in                       verbessern können. Sie beinhaltet die oben genann-
 einer sich verändernden Gesellschaft ein erfolgreiches                  ten acht Dimensionen und listet jeweils zugehörige
 und gesundes Leben zu führen.                                           Handlungsfelder einer guten gesunden Schule auf.
 • Qualitätsentwicklung von Schule und Unter-                            Die Handlungsfelder stellen dabei einzelne Bestand-
   richt:                                                                teile der Dimensionen dar. Verweise auf Aktivitäten und
 Sie wendet bei der Gestaltung der Strukturen und Pro-                   Inhalte aus dem vorliegenden Heft sind der rechten
                                                                         Spalte zu entnehmen.
       2
         Nach einer von Paulus und Michaelsen-Gärtner (2006) bei den Kultusministerien und obersten Senatsbehörden durchgeführten
         Umfrage verfügten zum Erhebungszeitpunkt 10 der 16 deutschen Bundesländer über Qualitätskonzepte, die die Vorstellung von
10       Qualität in der Schule denieren.
       3 Paulus, P. , Michaelsen-Gärtner, B. (2006). Referenzrahmen schulischer Gesundheitsförderung. Gesundheitsqualität im Kontext der
         Schulqualität. Handreichung mit Indikatorenlisten und Toolbox. (In Vorbereitung).
Mit Stress umgehen - im Gleichgewicht bleiben - Ein Bestandteil des Programms MindMatters
Qualitätsbereiche4                     Handlungsfelder                            Beitrag „Mit Stress umgehen – im
                                                                                   Gleichgewicht bleiben“
 1. Rahmenbedingungen                   1. Bedingungen                              • Checkliste zur Förderung der Resilienz
                                        2. Intentionen                                  in der Schule (S. 19)

 2. Schulkultur                         1. Schulklima                               • Förderung eines Zugehörigkeitsgefühls
                                                                                    • Aufbau einer lernanregenden „Wohlfühl-
                                                                                        atmosphäre“
                                                                                    • Verhaltensregeln des sozialen Miteinanders
                                                                                    • Aufbau von Freundschaften
                                        2. Schule als Lebensraum

                                                                                    • Ansprechbarkeit und Hilfsbereitschaft der
                                        3. Unterstützungssystem für                     Lehrkräfte
                                           Schüler/innen, Schüler-
                                                                                    •   Beratungsangebote in der Schule
                                           betreuung (auch außer-
                                           unterrichtlich)
                                                                                    • Förderung von Partizipation
                                        4. Pädagogische Grundsätze                  • Berücksichtigung geschlechtsspezi-
                                                                                        scher Unterschiede

 3. Schulführung und                    1. Führungsverantwortung
    Management                          2. Beraterische Kompetenz der
                                           Schulleitung

 4. Kooperation und Außen-              1. Zusammenarbeit Schule -                  • Förderung von kollegialen Beziehungen
    beziehungen                            Elternhaus                                   zwischen allen Schulbeteiligten
                                        2. Kooperation mit anderen
                                           Institutionen, Schulen, Schul-
                                           behörden, gesellschaftlichen
                                            Partnern

 5. Professionalität der                1. Weiterentwicklung beruicher             • Entwicklung von Kompetenzen zur
 Lehrkräfte                                Kompetenzen                                  Resilienzförderung
                                        2. Personaleinsatz der Beschäf-             • Entwicklung von Kompetenzen zum
                                           tigten                                       Stressmanagement
                                        3. Umgang mit Belastungen                   • Förderung von kollegialen Beziehungen
                                        4. Kooperation der Lehrkräfte                   zwischen allen Schulbeteiligten

4 In Anlehnung an: Paulus, P., Michaelsen-Gärtner, B. (2006) Referenzrahmen schulischer Gesundheitsförderung, Gesundheitsqualität im
 Kontext der Schulqualität. Handreichung mit Indikatorenlisten und Toolbox. (In Vorbereitung).
                                                                                                                                       11
Mit Stress umgehen - im Gleichgewicht bleiben - Ein Bestandteil des Programms MindMatters
Qualitätsbereiche       Handlungsfelder               Beitrag „Mit Stress umgehen
                                                           – im Gleichgewicht bleiben“
 6. Lehren und Lernen        1. Unterrichtsklima           • Aufstellen von Klassenregeln
                                                           • Förderung des Wohlbendens
                             2. Unterrichtsgestaltung      • Förderung von Teamarbeit
                             3. Leistungsanforderungen     • Abbau von Leistungsdruck
                             4. Individuelle Förderung     • Förderung eines Bewusstseins für
                                                             individelle Bedürfnisse

 7. Ergebnisse und Erfolge   1. Persönlichkeitsbildung     • Stärkung des Selbstwertgefühls
    der Schule
                             2. Sozialkompetenz            • Förderung von Teamarbeit
                                                           • Förderung von Verantwortungsübernahme
                             3. Methodenkompetenz/         • Entwicklung von Fähigkeiten im Umgang
                                Schlüsselkompetenz           mit Anforderungen oder Stress
                                                           • Entwickeln der Kooperations- und
                                                             Kommunikationsfähigkeiten

                             4. Schulabschlüsse,
                                Wiederholungen,
                             5. Fach- und Sachkompetenz    • Vermittlung von Wissen über gesundes
                                                             Leben

                             6. Wohlbenden                • Förderung einer „Wohlfühlatmosphäre“
                             7. Zufriedenheit
                             8. Image der Schule

 8.Qualitätsmanagement       1. Schulprogramm              • Checkliste zur Förderung der Resilienz in
                             2. Dokumentation und Unter-    der Schule (S. 19)
                                richtsplanung
                             3. Evaluation der Schule

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Mit Stress umgehen - im Gleichgewicht bleiben - Ein Bestandteil des Programms MindMatters
Resilienz fördern

Denition: Resilienz                                In den vergangenen Jahren hat das Interesse daran,
(Widerstandsfähigkeit)                              wie junge Menschen mit Herausforderungen ihres Lebens
ist die Fähigkeit, mit Veränderungen                umgehen, stark zugenommen.
und Herausforderungen des Lebens
zurechtzukommen und sich nach                       Die Forschung hat zahlreiche Faktoren identiziert, die die Fähigkeiten
schwierigen Zeiten wieder erholen                   des Individuums zur Stressbewältigung (Coping) verbessern. Einige
zu können. Holtmann & Schmidt                       dieser Schutzfaktoren liegen außerhalb der Einussmöglichkeiten der
(2004) sprechen von einem „dynami-                  Schule. Viele andere können jedoch durch positiv-unterstützende Schul-
schen oder kompensatorischen Pro-                   programme, gute Beziehungen und Partizipationsmöglichkeiten in der
zess positiver Anpassung angesichts                 Schule gestärkt werden.
bedeutender Belastungen“.

                                                    Zu den Schutzfaktoren, die in der Schule gefördert
                                                    werden können, gehören :5

Denition: Coping                                   • Das Selbstwertgefühl sowie das Vertrauen in die eigenen
                                                       Fähigkeiten im Umgang mit Anforderungen
Bezeichnung für eine Vielzahl von Stra-
                                                       Menschen, die an ihre eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten glau-
tegien und Verhaltensweisen der Aus-
                                                       ben, können besser mit schwierigen Situationen umgehen.
einandersetzung mit Stressoren und                     Sie sind weniger schnell entmutigt und meistern (schulische) Anfor-
belastenden Situationen.                               derungen leichter.
Dorsch, Psychologisches Wörterbuch                     Das Vertrauen in und der Glaube an die eigenen Bewältigungsfähig-
                                                       keiten kann durch Rückmeldung anderer (z. B. Lehrkräfte) verbessert
                                                       werden.

                                                    • Das Gefühl der Kontrolle
                                                       Menschen, die das Gefühl haben, wichtige Dinge in ihrem Leben bis
                                                       zu einem gewissen Grad kontrollieren und mitbestimmen zu können,
                                                       sehen sich eher in der Lage, mit Herausforderungen positiv und kon-
                                                       struktiv umzugehen. Wer dagegen die Schuld für seine Misserfolge
                                                       bei anderen sucht und sich selbst als hiloses Opfer sieht, verfügt
                                                       kaum über effektive Strategien zur Stressbewältigung.
                                                       Aus diesem Grund sollten die Anforderungen an die Schüler/innen in
                                                       der Schule für sie immer als sinnvoll, verstehbar und bewältigbar er-
                                                       lebt werden können.
                                                       Wird den Schülerinnen und Schülern darüber hinaus das Gefühl ver-
                                                       mittelt, dass sie sich aktiv am Schulleben beteiligen können (Partizi-
                                                       pation), wird auch das Gefühl der Kontrolle und Verantwortung gestärkt.

5 Wustmann, C. (2003). Was Kinder stärkt. Ergebnisse der Resilienzforschung und ihre Bedeutung für die pädagogische Praxis.
 In: Fthenakis, W. E. (Hrsg.). Elementarpädagogik nach Pisa. Freiburg: Herder.                                                13
Mit Stress umgehen - im Gleichgewicht bleiben - Ein Bestandteil des Programms MindMatters
• Familiäre Situation
     Ein unterstützendes Familienklima wie Wärme, Zusammenhalt, Nähe,
     Ordnung und Organisation beeinussen das emotionale Wohlbenden
     sowie das Verhalten im Umgang mit schwierigen Situationen einer
     Person positiv.
     Deshalb ist eine effektive Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern
     wertvoll und wichtig.

 • Unterstützung, Zugehörigkeit und Vorbilder
     Der Zugang zu Unterstützungssystemen (Individuen oder Gruppen),
     die positive Vorbilder als Identikationsmöglichkeiten bereithalten,
     kann ein entscheidender Faktor dafür sein, wie ein junger Mensch mit
     Herausforderungen umgeht.
     Fürsorgliche Lehrkräfte können hinsichtlich Unterstützung und Vor-
     bildfunktion eine Schlüsselrolle einnehmen.6

 Positive Erfahrungen in der Schule
 Die Förderung positiver Erfahrungen in und mit der Schule ist für alle
 Schüler/innen und Lehrkräfte wichtig, insbesondere aber für diejeni-
 gen, die Gefahr laufen, sich von der Schule zu entfremden.
 Die genauere Betrachtung einiger Aspekte der Entfremdung kann wich-
 tige Hinweise für Handlungsmöglichkeiten7 der Schule geben.

         6 Opp, G. (1999). Schule – Chance und Risiko. In: G. Opp, M. Fingerle & A. Freytag (Hrsg.). Was Kinder stärkt. Erziehung
14         zwischen Risiko und Resilienz. München: Ernst Reinhard Verlag, S. 229 – 243.
         7 Mau, R. (1992). The Validity and Devolution of a Concept: Student Alienation. Adolescence, Vol. 27, No. 107.
Aspekte der Entfremdung                   Handlungsmöglichkeiten der Schule
Machtlosigkeit                            • Unterstützen Sie Schüler/innen bei der Formulierung und Umsetzung
Junge Menschen haben das Gefühl,            eigener Ziele.
ihr Leben und das Erreichen von           • Arbeiten Sie mit Einzelnen daran, sich zwar hohe aber erreichbare
Zielen nicht kontrollieren zu können.       Ziele zu setzen.
                                          • Etablieren Sie Strukturen, die innerhalb der Klasse und auch in
                                            größeren Schulzusammenhängen Wahlmöglichkeiten und Verant-
                                            wortungsübernahme ermöglichen.

Bedeutungslosigkeit                       • Erklären Sie die Bedeutung und den Sinn der schulischen Aufgaben.
Junge Menschen sehen keinen Sinn          • Berücksichtigen Sie die wichtige Rolle des praktischen und experimen-
oder erfahren keinerlei Verbindung          tellen Lernens für den Lernerfolg.
zwischen Gegenwart und Zukunft. Sie       • Ermöglichen  Sie die Erprobung des Gelernten in der Realität.
sind nicht sicher, welche Verbindung      • Fördern Sie positive Gedanken.
zwischen dem Gelernten und ihrer          • Entwickeln Sie gemeinsame Ziele und Sinnzusammenhänge.
zukünftigen Rolle innerhalb der Gesell-
schaft besteht.

Verlust von Normen                        • Fördern Sie die Entwicklung von Zugehörigkeitsgefühl und
Junge Menschen erfahren den Kon-            Verbundenheit zur Schule durch verantwortliche Beteiligung der
ikt zwischen schulischen Normen            Schüler/innen an schulischen Aktivitäten.
und ihrer Rolle als Peer. Sie glauben,    • Eröffnen Sie Möglichkeiten, um bemerkt und wertgeschätzt
dass sozial unerwünschtes Verhalten         zu werden.
notwendig ist, um Ziele zu erreichen      • Bieten Sie Patenschaften mit älteren Schülerinnen und Schülern.
(z. B. um zu einer bestimmten Gruppe      • Schaffen Sie Strukturen, die den Aufbau von Beziehungen zu einem
von Peers zu gehören).                      wichtigen vertrauenswürdigen Erwachsenen ermöglichen.
                                          • Sorgen  Sie für verschiedene positive Vorbilder.

Soziale Isolation                         • Bieten Sie eine sichere Umgebung ohne Gefahr von Belästigungen
Die Schüler/innen sind nicht in ein        und Orte, an denen Schüler/innen sich willkommen fühlen.
soziales Netzwerk mit Freundschaften      • Entwickeln Sie Unterrichtsaktivitäten, die Partizipation und Unter-
eingebunden und leiden unter man-           stützung fördern.
gelnder Einbeziehung und Verbin-          • Entwickeln Sie Möglichkeiten für Schüler/innen, aktiv am Schulleben
dung mit anderen in sozialen                teilzuhaben und Verbindungen zu anderen aufzubauen.
Kontexten. Sie erfahren Einsamkeit        • Organisieren  Sie Gruppen für spezielle Interessen.
und Ausgrenzung.                          • Bieten Sie einen wichtigen Erwachsenen als Mentor an.
                                          • Eröffnen Sie Möglichkeiten für die Unterstützung durch gleichaltrige
                                            Bezugspersonen (Peer Group).

                                                                                                                    15
Geschlechtsspezische Unterschiede                                     Hilfe und Unterstützung suchen
 bei Bewältigungsstrategien                                             Alle Unterrichtseinheiten von MindMatters legen beson-
 Jungen und Mädchen zeigen tendenziell unterschied-                     deren Wert auf die Entwicklung von Fähigkeiten, die
 liches Bewältigungsverhalten.8 Während Jungen häug                    das Hilfesuchen ermöglichen und unterstützen.
 versuchen, mit Problemen allein fertig zu werden, ver-                 Sie wollen mit den Mythen aufräumen, dass es ein
 trauen Mädchen sich eher Freundinnen und Freunden                      Zeichen von Schwäche sei, um Hilfe zu bitten und
 an und bitten um Hilfe und emotionale Unterstützung.                   dass es ein Vertrauensbruch wäre, Sorgen, die man
                                                                        sich um Freunde macht, jemandem anzuvertrauen. Für
 Die von Mädchen als stressig empfundenen Situationen                   Lehrkräfte bedeutet die Konzentration auf die Förde-
 haben häug einen zwischenmenschlichen oder fami-                      rung von Hilfe suchendem Verhalten, dass sie für die
 liären Hintergrund. Mädchen sind stärker auf die Zustim-               Barrieren auf dem Weg zum Hilfesuchen sensibilisiert
 mung anderer bedacht, geben sich in Stresssituationen                  werden müssen.
 schnell selbst die Schuld, erwarten eher das Schlimmste
 oder verlieren sich in Wunschträumen.                                  Mögliche Barrieren, die das Hilfesuchen
 Des Weiteren sind sie häuger unzufrieden mit ihrem                    erschweren, könnten sein:
 Körper und empnden sich selbst negativer als Jungen.                  • mangelndes Vertrauen in andere,
 Ihr Selbstwertgefühl ist stärker abhängig von der erleb-               • Angst, andere zu belasten,
 ten Beliebtheit bei anderen.                                           • Angst, dass sich die Situation noch verschlimmert,
 Mädchen sind daher stärker auf emotionale Unterstützung                  wenn andere davon erfahren,
 der Lehrkräfte oder Familien angewiesen und orientieren                • Scham,
 sich in ihrem Verhalten stärker an den gesellschaftlichen              • Schuldgefühle,
 Erwartungen.                                                           • Glaube, dass man mit der Situation alleine fertig
                                                                          werden müsste,
 Jungen tendieren eher dazu, rational-pragmatische                      • ungenügendes Wissen über zur Verfügung
 Lösungen zu suchen, Gefühle zu verbergen, zu verdrän-                    stehende Beratung und Unterstützung,
 gen oder sie mit Humor zu überspielen. Jungen werden                   • mangelnde soziale Unterstützung.
 häuger verhaltensauffällig als Mädchen.
 Des Weiteren sind Jungen in den Statistiken zu Suizid,                 Mit dem Wissen, dass solche Faktoren einen jungen
 Totschlag, Unfällen und Drogenmissbrauch überreprä-                    Menschen davon abhalten könnten, um Hilfe zu bitten,
 sentiert. Allerdings kehrt sich dieses Verhältnis bei Sui-             sollten Lehrkräfte ihre Sorgen über Schüler/innen unbe-
 zidversuchen um. Davon gibt es deutlich mehr bei                       dingt im Kollegium besprechen und ggf. weiterleiten.
 Mädchen.                                                               Schulen brauchen klare Absprachen, die die Weiter-
                                                                        gabe solcher vertraulicher Informationen innerhalb wie
                                                                        außerhalb der Schule regeln.

       8 Frydenberg, E. (1997). Adolescent Coping. Theoretical and Research Perspectives. Routledge: London;
16       Hampel, P. & Petermann, F. (2001). Stress und Stressdiagnostik – Einführung in den Themenschwerpunkt.
         Kindheit und Entwicklung, 10 (3), 143-147, Göttingen, Hogrefe.
Die beschriebenen Barrieren können auch innerhalb         • Konikte mit Familie oder Gleichaltrigen haben,
des Kollegiums oder zwischen der Schule und dem           • körperliche Veränderungen während der Pubertät,
Elternhaus bestehen. Sie halten Lehrkräfte davon ab,        schlechtes Körperselbstbild,
kollegiale Unterstützung zu suchen oder hindern Eltern    • homo-  oder heterosexuelle Beziehungen erleben,
daran, sich an die Schule zu wenden.                      • Entscheidungen über die schulische Zukunft und über
                                                            das Ende der Schulzeit,
Unterstützungsangebote sollten daher grundsätzlich        • Auszug von Zuhause,
von der Schule initiiert sein und Betroffenen helfen,     • Arbeitslosigkeit, gesundheitliche Beeinträchtigungen
Barrieren zu überwinden.                                    oder Arbeitsstress der Eltern,
So kann beispielsweise durch regelmäßige Gespräche,       • ungewisse Zukunft der elterlichen Gesundheit,
Einladungen, Fortbildungen und gemeinsame Akti-           • nanzielle Probleme,
vitäten gegenseitiges Vertrauen aufgebaut werden.         • Rassismus.

                                                          Diejenigen, die über diese Herausforderungen hinaus
Zentrale Stressoren junger Menschen                       psychische oder physische Probleme haben, brauchen
                                                          zusätzliche Unterstützung zur Bewältigung der An-
Junge Menschen selbst sind die beste Informations-
                                                          forderungen.
quelle, um herauszunden, was ihnen Stress bereitet
                                                          Einige dieser Stressfaktoren können in der Schule aktiv
oder was sie als Herausforderung empnden.
                                                          „angegangen“ werden, wie z. B. der Übergang von der
Die Unterrichtsmaterialien beinhalten Aktivitäten, in
                                                          Grundschule in die Sekundarstufe I oder ausgeprägtes
denen die Schüler/innen aufgefordert werden, Situatio-
                                                          Wettbewerbsverhalten.
nen zu bestimmen, die sie als stressig oder herausfor-
dernd ansehen.

Stressoren für junge Menschen können
beispielsweise sein:
• Übergänge in der Schule, z. B. von der Grundschule
  in die Sekundarstufe I,
• schulische Arbeit, Lernen und Konkurrenzsituationen
  in der Schule,
• Anforderungen von Arbeit, Familie und Freunden ver-
  einen,
• Freundschaften   schließen und beenden,
• Unsicherheiten über Akzeptanz und Zugehörigkeit,
• Verlust oder Veränderung im Familienleben durch Tren-
  nung, neue Familienmitglieder, Scheidung oder Tod,

                                                                                                               17
MindMatters im Kollegium

 MindMatters im Kollegium
 Die zentralen Themen zur Stärkung der Resilienz          Schule!“: „Hinsehen statt wegschauen“, Unterrichtsein-
 sollten auch im Kollegium bearbeitet und diskutiert      heiten 2 und 5.
 werden. Die MindMatters-Materialien können im Kol-
 legium die Kommunikation, das Problembewusstsein         Gender- und Kulturunterschiede
 und die Kooperation fördern und möglichen Ängsten        Erhöhte Aufmerksamkeit der Lehrkräfte für die gän-
 vor dem Einsatz des Materials im Unterricht vorbeugen.   gigen Unterschiede im Bewältigungsverhalten junger
 Die Unterrichtseinheiten folgender Teilhefte können      Frauen und Männer und/oder kulturell bedingter Unter-
 in Auszügen gemeinsam im Kollegium durchgeführt          schiede erleichtern den Umgang und die Interpreta-
 und durch das Material von „SchoolMatters“ ergänzt       tion von Schülerverhalten innerhalb und außerhalb
 werden:                                                  des Unterrichts. Die Unterrichtseinheiten in „Mit Stress
                                                          umgehen – im Gleichgewicht bleiben“: „Coping – Kon-
 Schulpraxis und –kultur als wichtige Einuss-            struktiver Umgang mit Stress“, Unterrichtseinheiten 1,
 faktoren                                                 3 und 6 eignen sich für die Fortbildung im Kollegium.
 Führen Sie an Ihrer Schule eine Situationsanalyse
 durch. Nutzen Sie dazu die Tools aus dem Heft „School-   Streben Sie auch die Zusammenarbeit mit ethnischen
 Matters“ oder die Checklisten aus den Einführungen       Gruppen in der Umgebung Ihrer Schule an, um deren
 der anderen Hefte (z. B. Checkliste der Strategien       Werte, Glauben, Stärken und Bedürfnisse besser ver-
 zur Einschränkung von Mobbing und Belästigung aus:       stehen zu können.
 „Mobbing? Nicht in unserer Schule! – Prävention und
 Handlungsstrategien“ (S. 16 ff)).                        Schulwechsel
                                                          Der Beginn der Schulzeit, ein Wechsel in eine
 Bewältigung von Stress (Coping)                          weiterführende Schule, das Verlassen der Schule oder
 Für die Auseinandersetzung mit dem Thema Stress          ein durch Umzug begründeter Schulwechsel können
 und dessen verschiedenen Bedeutungsdimensionen           für die Schüler/innen, deren Eltern, aber auch für die
 eignen sich besonders zwei Unterrichtseinheiten aus      Lehrkräfte mit Veränderungen, vielleicht auch schwieri-
 „Mit Stress umgehen – im Gleichgewicht bleiben“:         gen Lebensphasen verknüpft sein.
 „Coping – Konstruktiver Umgang mit Stress“, Unter-       Ein positives vertrauensvolles Schulklima und Unter-
 richtseinheiten 1 und 3.                                 stützungssangebote für Schüler/innen und deren Eltern
                                                          während solcher Veränderungen erleichtern die Ein-
 Hilfesuchen                                              und Umgewöhnung.
 Zur Sensibilisierung für Hilfe suchendes Verhalten       Um die Interaktion und Kommunikation im Kollegium zu
 innerhalb des Kollegiums eignen sich die folgenden       fördern, können die Unterrichtseinheiten aus „Freunde
 Aktivitäten: „Mit Stress umgehen – im Gleichgewicht      nden, behalten und dazugehören“: „Beziehungen auf-
 bleiben“: „Coping – Konstruktiver Umgang mit Stress“,    bauen“, Unterrichtseinheiten 1 bis 4 bearbeitet und dis-
 Unterrichtseinheit 4 und „Mobbing? Nicht in unserer      kutiert werden.

18
Checkliste zur Stärkung der Resilienz

Die folgende Checkliste9 fragt Strategien ab,
die Schulen zur Stärkung der Resilienz ihrer
Schüler/innen anwenden können.

Es wird dabei nicht erwartet, dass eine Schule alle auf-
gelisteten Strategien einführt.
Die Checkliste kann aber dazu dienen, der Schule zu
helfen, ihre Stärken zu erkennen und die Bereiche zu
identizieren, die eventuell etwas mehr Aufmerksam-
keit erfordern.

Versucht die Schule positive Beziehungsmu-
ster und Partnerschaften aufzubauen und
die Schulkultur zu stärken, indem sie:
• kulturelle Unterschiede und Bedürfnisse wertschätzt
    und respektiert?
• die Meinung der Schüler/innen berücksichtigt?
• zur Verantwortungsübernahme anhält?
• die Selbstwirksamkeit der Schüler/innen fördert?
• Bemühungen und Leistungen unterschiedlichster Art
  positiv und großzügig wertschätzt?
• jungen Menschen Möglichkeiten bietet, ihre Fähig-
  und Fertigkeiten zu entfalten?
• Rücksicht  auf unterschiedliche Fähigkeiten und Be-
  wältigungsstrategien nimmt?
• sich um wirkliche Mitbestimmung der Schüler/innen
  bemüht?
• Unterstützung  für Schlüsselsituationen wie Ein- und
  Ausschulung anbietet?
• Mobbing, Belästigung und Rassismus effektiv unter-
  bindet?
• kooperative und interaktive Lehrmethoden nutzt?
• die Interaktion von Schülerinnen und Schülern in ihrem
    schulischen Umfeld aktiv unterstützt?
•   ein klares Konzept des Umgangs mit schwierigen
    Situationen etabliert hat und Beratung für Schüler/
  innen, Lehrkräfte und Eltern vor Ort anbietet?
• Verbindungen zu außerschulischen Partnern und Ein-
  richtungen aufbaut und pegt?

9 In Anlehnung an Coosje Grifths, copyright 1996.
                                                           19
Mit Stress umgehen – im Gleichgewicht bleiben
Förderung der Resilienz in der Schule

           Coping – Konstruktiver
           Umgang mit Stress

MindMatters - Unterrichtsheft
für die 7. – 10. Klasse
Religion, Werte und Normen, Biologie, Sozialkunde, Sport
oder fachübergreifender Unterricht
Inhaltsverzeichnis

Coping – Konstruktiver
Umgang mit Stress
Religion, Werte und Normen, Biologie, Sozialkunde, Sport
oder fachübergreifender Unterricht

Ziele des Teilhefts                                        22

Unterrichtseinheit 1: Bedeutung geben                      23

Unterrichtseinheit 2: Stressige Selbstgespräche            27

Unterrichtseinheit 3: Jammern, Hoffen oder Schaffen        31

Unterrichtseinheit 4: Hilfe bekommen                       36

Unterrichtseinheit 5: Es aussprechen können                40

Unterrichtseinheit 6: Jungen und Mädchen                   45

Unterrichtseinheit 7: Die Meinung der Experten             47

                                                                21
Ziele des Teilhefts

                       In den folgenden Unterrichtseinheiten stehen Heraus-
                       forderungen, Stressfaktoren sowie daraus resultierende
                       Emotionen, mit denen junge Menschen in ihrem (Schul-)
                       Alltag konfrontiert werden, im Mittelpunkt.

                       Die Schüler/innen sollen verschiedene Bewältigungsstrategien (wie
                       z. B. Selbstgespräche, Metaphern, Hilfe suchendes Verhalten) für
                       unterschiedliche Herausforderungen kennen lernen und deren indivi-
                       duelle Eignung in verschiedenen Szenarien erproben.

                       In diesem Zusammenhang werden auch kulturelle oder geschlechtsbe-
                       dingte Unterschiede in der Bewertung und Bewältigung von herausfor-
                       dernden Situationen thematisiert.

                       Die Ziele dieses Teilhefts können wie folgt zusammenge-
                       fasst werden:
                       • in Koniktsituationen geeignete Verhandlungs- und Problemlösekom-
                         petenzen einzusetzen lernen,
                       • Barrieren zu erkennen, die das Hilfesuchen in schwierigen Situatio-
                         nen erschweren,
                       • eine kritische Auseinandersetzung mit persönlichen Einstellungen,
                         Werten und Verhaltensmustern sowie den Erwartungen anderer Men-
                         schen zu fördern,
                       • kulturelle und individuelle Unterschiedlichkeit respektieren,
                       • den Einuss sozialer, kultureller oder persönlicher Faktoren (Angst
                         vor Versagen) auf das Verhalten (Copingstrategie) in herausfordern-
                        den Situationen und auf die Wahrnehmung der eigenen Persönlich-
                        keit zu analysieren.

22
Unterrichtseinheit 1

Bedeutung geben

Denition Stress (Distress)           Lernziele
Stress bezeichnet einen intensiven,   In dieser Unterrichtseinheit sollen die Schüler/innen:
unangenehmen Spannungszustand         • eine Denition von Stress erarbeiten,
in einer stark aversiven Situation,   • verschiedene Stressoren junger Menschen erkennen,
dessen Vermeidung als subjektiv       • Bilder oder Metaphern finden, mit denen Stress häufig erklärt und
wünschenswert erlebt wird.              verbunden wird und deren Rolle bei der Wahrnehmung von schwieri-
Dorsch, Psychologisches Wörterbuch      gen Situationen und dem Einsatz von Coping-Strategien untersuchen.

                                      Material
                                      • Großes Papier
                                      • Stifte
                                      • Arbeitsblatt: „Stress“ (eine Kopie pro Schüler/in)

                                      So geht’s

                                      Lehrerinfo:
                                      Gruppenarbeit
                                      Warum werden viele der MindMatters - Aktivitäten in Partnerschaft oder
                                      Gruppen durchgeführt?
                                      • Schüler/innen nden heraus, dass sie mit ihren Ängsten nicht allein
                                        sind.
                                      • üben, miteinander zu reden.
                                        Sie
                                      • Sie erwerben die notwendigen sozialen Fähigkeiten, um effektiv nach
                                        sozialer Unterstützung suchen zu können, eine wichtige Coping-
                                        Strategie.
                                      • anderen zu arbeiten, kann der Klasse neue Energie geben.
                                        Mit
                                      • Die Herausforderung des Lernens in der Gruppe macht Spaß.

                                      Aktivität 1: Was meinen wir mit Stress?
                                      Bitten Sie Ihre Schüler/innen, zu überlegen, wie sie einem Außerirdischen
                                      erklären würden, was Menschen meinen, wenn sie von Stress spre-
                                      chen. In Partnerarbeit soll eine Denition für Stress gefunden werden.
                                      „Stress ist ...!“

                                                                                                              23
Im Anschluss daran werden die verschiede-                 Beispielfragen
 nen Denitionen in der Klasse verglichen und
                                                           • Welche Faktoren der gegenständlichen (physischen)
 an die Tafel geschrieben.
                                                             Umwelt können direkt beeinussen, wie ihr euch fühlt
                                                             (z. B. Lärm oder Hitze)?
 Diskutieren Sie die verschiedenen Denitio-
                                                           • Welche Stressfaktoren oder Herausforderungen kön-
 nen mit Hilfe der folgenden Fragen gemein-
                                                             nen in Beziehungen zwischen Menschen auftreten?
 sam in der Klasse:
                                                           • Welche Stressfaktoren oder Herausforderungen gehen
 • Was fällt euch auf, wenn Ihr euch anseht, was ver-
                                                             mit bestimmten Ereignissen einher (z. B. Verlassen
   schiedene Menschen unter Stress verstehen?
                                                             der Schule, Trennung der Familie)?
 • Welche verschiedenen Auswirkungen von Stress kennt
                                                           • Welche Ängste, Befürchtungen oder Gedanken kön-
   ihr?
                                                             nen Menschen in Stress versetzen?
 • Was versteht ihr unter dem Begriff „Herausforderung“?
 • Bedeutet das Wort „Herausforderung“ für euch alle
                                                           Aktivität 3: Stress-Skala
   das gleiche? Warum/warum nicht?
                                                           Erstellen Sie gemeinsam mit Ihrer Klasse eine Stress-
                                                           Skala (von sehr entspannt bis hoch gestresst).
 Bitten Sie Ihre Schüler/innen nach der Diskussion,
                                                           Bitten Sie Ihre Schüler/innen, dazu eine Liste von
 ihre erste Denition zu überdenken, gegebenenfalls zu
                                                           Situationen und Anforderungen zusammenzustellen,
 überarbeiten oder eine neue Denition aufzuschreiben.
                                                           die für sie in der Schule eine große Rolle spielen (z. B.
 Versuchen Sie, sich auf eine gemeinsame Denition zu
                                                           Freunde treffen, Klassenarbeiten schreiben, Sport usw.).
 einigen.
                                                           Im Anschluss daran haben die Schüler/innen die Auf-
                                                           gabe, die genannten Situationen und Herausforderun-
 Aktivität 2: Stressnder
                                                           gen laut vorzulesen und auf der Skala einzuordnen.
 Teilen Sie die Klasse in Vierer- oder Fünfergruppen
                                                           Heben Sie hervor, dass es normal ist, dass individu-
 ein. (Nutzen Sie dazu ein Gruppenbildungsspiel aus
                                                           elle Unterschiede bei der Bewertung von Herausforde-
 „Freunde nden, behalten und dazugehören“ – „Spie-
                                                           rungen auftreten, weil jede Person persönliche Stärken
 lesammlung“).
                                                           und Schwächen hat
 Die Gruppen haben die Aufgabe, Stressfaktoren und
 Herausforderungen zusammenzutragen, denen Men-
 schen in ihrem Alter begegnen können.                     Weiterführende Aufgabe/besondere
                                                           Herausforderung:
 Bitten Sie zwei Schüler/innen im Anschluss an die Grup-   Lassen Sie die Schüler/innen einen kurzen Fragebo-
 penarbeit, die Vorschläge der verschiedenen Gruppen       gen zu Stressfaktoren und Herausforderungen entwer-
 auf großen Papierbögen zu sammeln. (Hängen Sie            fen, mit dem sie dann in anderen Klassen eine Umfrage
 diese in der Klasse auf, um in den nächsten Stunden       durchführen können.
 darauf zurückgreifen zu können.)                          Vergleichen Sie dann die Ergebnisse der eigenen
                                                           Klasse mit denen der Umfrage, um ein genaueres Bild
 Die folgenden Beispielfragen sollen helfen, die           zu bekommen bzw. um die Stressdenition ausweiten
 Listen der Schüler/innen zu ergänzen, so dass             zu können.
 sie so umfangreich wie möglich werden.

24
Aktivität 4: Stressburger bauen                               Hausaufgaben
– Metaphern für Stress                                        1. Bitten Sie Ihre Schüler/innen, jeweils zwei
Verteilen Sie das Arbeitsblatt: „Stress“ und bitten Sie die      Bilder für folgende Situationen zu nden:
Schüler/innen, das Bild des Stressburgers zu betrach-         • Eine Person glaubt, nichts gegen Stress und große
ten. Menschen aus englischsprachigen Ländern sagen              Herausforderungen tun zu können.
manchmal, dass sie sich in Stresssituationen so fühlen,       • Eine Person glaubt, schwierige Situationen und Her-
als seien sie das Fleisch zwischen zwei Brothälften             ausforderungen kontrollieren/beherrschen zu können.
(Sandwich) - der Druck kommt von allen Seiten.
                                                              2. Bitten Sie Ihre Schüler/innen, die folgen-
Das Arbeitsblatt zeigt noch weitere Bilder (Metaphern),          den Fragen zu beantworten:
die Stress ausdrücken (auf einem Drahtseil balan-
                                                              • Welche Dinge, die Stress verursachen, können von
cieren, Bälle jonglieren, die Zeit verfolgt einen/sitzt
                                                                einem Menschen geändert werden?
einem im Nacken). Dies sind Bilder oder Metaphern für
                                                              • Welche Dinge, die Stress verursachen, können von
Stress; Möglichkeiten, um zu beschreiben, wie Stress
                                                                einem Menschen nicht beeinusst werden?
sich anfühlt.
                                                              • Wie gehen Menschen mit den Dingen um, die sie nicht
                                                                beeinussen können?
Bitten Sie die Schüler/innen, einige der im Brainstor-
ming der Aktivität 2 genannten Stressfaktoren und
                                                              3. Bitten Sie Ihre Schüler/innen, sich Zuhause
Herausforderungen in den Stressburger und die Pfann-
                                                                 vorzustellen, wie sie bei etwas, das ihnen
kuchen zu schreiben.
                                                                 schwierig erscheint, Erfolg haben (z. B. in
                                                                peinlichen oder unangenehmen Situationen).
                                                              Sie sollen in Gedanken einen Film darüber entwickeln,
                                                              den sie in schwierigen Situationen abspielen können,
                                                              um sich Mut zu machen.
                                                              Weisen Sie Ihre Schüler/innen darauf hin, dass diese
                                                              Aufgabe zunächst schwer fallen könnte.
                                                              Das wäre dann ein Zeichen dafür, dass diejenigen
                                                              diese Fertigkeit mehr üben und ihren „Muskel für posi-
                                                              tives Denken“ weiter trainieren müssen.

                                                                                                                   25
Arbeitsblatt: Stress

       Stress-Jongleur

                            Die Art und Weise, wie wir über eine schwierige Situation
                            denken, trägt mit dazu bei, ob sie für uns stressig wird.
                            Menschen können mit schwierigen Situationen besser umgehen, wenn
                            sie sich vorstellen, das Geschehen kontrollieren zu können oder wenn
                            sie sich vorstellen, dass sie erfolgreich sein werden.
                            Diese Menschen erholen sich nach schweren Zeiten auch besser und
                            schneller.
                            Für eine Person ist eine bestimmte Anforderung vielleicht ein
                            unüberwindbares Hindernis, eine andere Person sieht darin vielleicht
                            eine Herausforderung und eine zu überwindende Hürde.

                                                                 Stressburger

26
Unterrichtseinheit 2

Stressige Selbstgespräche

                       Lernziele
                       In dieser Unterrichtseinheit sollen die Schüler/innen:
                       • herausnden, welche Gefühle gewöhnlich mit Stress assoziiert werden,
                       • die Rolle von Selbstgesprächen für die eigene Wahrnehmung von Her-
                         ausforderungen und deren Bewältigung erkennen.

                       Material
                       • Arbeitsblätter: „Stress unter der Oberäche“

                       So geht’s
                       Aktivität 1: Unter die Oberäche sehen
                       Erinnern Sie die Schüler/innen daran, dass sie in der letzten Stunde
                       verschiedene Punkte aufgelistet haben, die Menschen als Stress oder
                       Herausforderung empnden können. In der heutigen Stunde sollen
                       die Gefühle näher bestimmt werden, die häug mit Stress einherge-
                       hen oder ihn auslösen. Verteilen Sie das Arbeitsblatt: „Stress unter der
                       Oberäche“, das eine Person mit unterschiedlichsten Gefühlen unter
                       einer glücklichen Maske zeigt.
                       Bitten Sie Ihre Schüler/innen, sich eine Situation von der Liste aus Akti-
                       vität 1 der Unterrichtseinheit 1 auszuwählen, die Personen in Stress
                       bringen können (z. B. Zerbrechen einer Freundschaft).
                       Fragen Sie die Klasse dann, welche Gefühle sie in dieser Situation
                       unter der Oberäche der gestressten Person vermutet.
                       Führen Sie hierzu ein Brainstorming mit der gesamten Klasse durch.
                       Mögliche Gefühle könnten sein: Angst, Furcht, Scham, Schuld, Wut,
                       Eifersucht, Trauer, Enttäuschung, ...
                       Wiederholen Sie die Frage für andere Situationen der Liste (wichtige
                       Klassenarbeit, Schulwechsel, vor der Klasse sprechen müssen, in
                       einem Wettbewerb antreten) bis Sie eine möglichst umfassende Liste
                       mit verschiedenen Gefühlen in verschiedenen Situationen haben.
                       Betonen Sie, dass nicht jeder Mensch alle Gefühle haben muss, wenn
                       er gestresst ist. Dennoch ist es wichtig, diese Gefühle zu (er)kennen, um
                       mit einer geeigneten Coping-Strategie darauf reagieren zu können.
                       Bitten Sie die Schüler/innen, ihre Arbeitsblätter: „Stress unter der Ober-
                       äche“ zu vervollständigen.

                                                                                                    27
Aktivität 2: Was sind Selbstgespräche?                    Denition Brainstorming
 Sagen Sie Ihren Schüler/innen, dass es in dieser Akti-    (engl. brainstorm „Geistesblitz“)
 vität um Selbstgespräche gehen wird.                      Brainstorming ist eine Gruppen-Problemlösungstech-
 Selbstgespräche meinen Unterhaltungen, die man in
                                                           nik, bei der alle Beteiligten für ein vorgegebenes Pro-
 Gedanken mit sich selbst führt, ohne sie notwendiger-
                                                           blem kritikfrei Lösungen anbieten.
 weise laut auszusprechen.
                                                           Dorsch, Psychologisches Wörterbuch
 Nennen Sie einige Beispiele:
 • „Ich bin so blöd – alle anderen sind besser als ich.“
 • „Alle starren mich an.“                                 Spielen Sie mit der Klasse ein negatives und
 • „Das war so dämlich, warum habe ich das bloß gesagt.“   ein positives Selbstgespräch durch.
 • „Ich werde das total vermasseln.“                       Wählen Sie dazu eine Stresssituation für eine ktive
                                                           Person. Lassen Sie die Klasse durch Brainstorming
                                                           einige negative und positive Sätze nden, die die
 Lehrer Info:                                              Person sich sagen könnte. (Beispiele nden Sie auf
                                                           dem Arbeitsblatt: „Im Kopf“.)
 Selbstgespräche
 Betonen Sie, dass negative Gedanken oft leichter in
                                                           Fordern Sie die Schüler/innen dazu auf, in Zweier- oder
 unsere Köpfe gelangen als die positiven. Wenn das
                                                           Dreiergruppen das Arbeitsblatt: „Im Kopf“ auszufüllen.
 geschieht, müssen wir besonders aufmerksam sein,
                                                           Bitten Sie einige Schüler/innen anschließend, ihre
 um diese negativen Gedanken wieder zu vertreiben.
                                                           „sprechenden Köpfe“ mit der Klasse zu teilen.
 Wir sollten auch auf unsere Freundinnen und Freunde
 achten, wenn sie von negativen Gedanken beherrscht
                                                           Aktivität 3 oder Hausaufgabe: Stell’ dir vor
 scheinen.
                                                           Bitten Sie Ihre Schüler/innen, sich zu überlegen, was
                                                           es heißt, sich schlecht zu fühlen und was es heißt, sich
                                                           gut zu fühlen.
 Erklären Sie, dass die Art unserer Selbstgespräche
                                                           Fordern Sie sie auf, zu jedem Gefühl jeweils ein Bild
 unsere Leistung bei Herausforderungen beeinussen
                                                           oder einen Cartoon zu malen oder zwei Symbole zu
 kann. So werden beispielsweise Sportler, die sich
                                                           ernden.
 schon vor dem Rennen sagen, dass sie nicht schnell
 genug sein werden, höchstwahrscheinlich auch nicht
 sehr schnell laufen.
 Eine Person, die sich sagt, dass niemand sie mögen
 wird, wird Zeichen von Willkommen sein und Freund-
 schaft womöglich gar nicht sehen.
 Wenn jemand oftmals negative Selbstgespräche führt,
 sollte er ganz bewusst daran arbeiten, sich positive
 Selbstgespräche auszudenken.

28
Arbeitsblatt:
Stress unter der Oberäche

Wenn jemand eine stressige oder herausfordernde Situation erlebt, hat er oftmals einen Mix
verschiedener Gefühle unter der Oberäche.
Wähle eine für dich stressverursachende Situation aus und kennzeichne die Gefühle, die du dabei haben könntest.

ängstlich                                                                                      entschieden

angespannt                                                                                           wütend

abgelehnt                                                                                            benutzt

einsam                                                                                               kraftlos

beschämt                                                                                         enttäuscht

frustriert                                                                                    unerwünscht

schuldig                                                                                 zurückgewiesen

verletzt                                                                                           betrogen

trotzig                                                                                            ungeliebt

traurig                                                                                                  stolz

hintergangen                                                                                            sauer

hoffnungsvoll                                                                                     erleichtert

im Stich gelassen                                                                               eifersüchtig

Stress-Situation:

                                                                                                              29
Arbeitsblatt: Im Kopf

 Selbstgespräche sind Gespräche, die man nur mit sich selbst führt (im Kopf - nicht unbedingt laut).
 Mit Selbstgesprächen kannst du dir negative oder positive Botschaften schicken. Schickst du dir selbst nur negative
 Botschaften, machst du es dir selbst schwer.
 Menschen, die ihr Bestes geben wollen (z. B. Sportler/innen), denken sich ganz bewusst positive Botschaften aus
 und hören auf sie. Das hilft ihnen, schwierige Situationen zu meistern und trotz Aufregung bessere Leistungen zu
 erbringen.

 Denke dir eine herausfordernde Situation aus und notiere die passenden Selbstgespräche dazu:

                 Negativ:                                                  Positiv:

 Beispiele:
 Ein Mädchen/Junge bereitet sich auf eine Party vor:
 Negative Gedanken:                                          Positive Gedanken:
 „Ich sehe nicht gut aus!“,                                  „Ich werde Spaß haben!“,
 „Ich weiß nicht, was ich sagen soll!“,                      „Ich sehe gut aus, wie ich bin!“,
 „Die anderen sind cooler als ich!“                          „Die anderen nden mich gut!“

30
Unterrichtseinheit 3

Jammern, Hoffen oder Schaffen

Lernziele                                                Lehrer Info:
In dieser Unterrichtseinheit sollen die Schüler/innen:   Gespräche zu zweit…
• unterschiedliche Coping-Strategien zur Bewältigung     bieten die Möglichkeit zur Förderung von Partizipation
  von herausfordernden Situationen kennen lernen und     und Integration. Lassen Sie diese persönlichen Zwei-
  ihre Angemessenheit für verschiedene Situationen       ergespräche vor Diskussionen mit der ganzen Klasse
  erproben.                                              führen, so dass alle Schüler/innen die Zeit und Gele-
                                                         genheit hatten, darüber nachzudenken und zu reden,
                                                         bevor sie vor der ganzen Klasse sprechen.
Material
• Arbeitsblatt: „Coping-Karten,“ (möglichst auf Din A3
  kopiert und in die einzelnen Karten zerschnitten)
                                                         Bilden Sie Zweier- oder Dreiergruppen und bitten Sie
• Arbeitsblatt: „Fünf Freunde“
                                                         die Schüler/innen, sich darüber auszutauschen, was
                                                         sie selbst tun, wenn sie sich gestresst oder überarbeitet
Lehrer Info:                                             fühlen. Fragen Sie jede Gruppe nach einer Strategie,
                                                         die in ihren Gesprächen genannt wurde. Bitten Sie eine
Verschiedene Menschen,
                                                         Schülerin oder einen Schüler, die genannten Strategien
verschiedene Reaktionen
                                                         an die Tafel oder auf ein Plakat zu schreiben. Fügen
Es ist von zentraler Bedeutung, immer wieder darauf
                                                         Sie die genannten Strategien auch den Coping-Karten
hinzuweisen, dass es normal ist, dass Menschen unter-
                                                         hinzu, die Sie für die nächste Aktivität brauchen.
schiedlich auf Herausforderungen oder Ereignisse rea-
gieren. Was für eine Person besonders stressig ist,
kann eine andere überhaupt nicht stören.
                                                         Lehrer Info:
                                                         Coping
                                                         Die Reaktionen eines Menschen auf Stress oder Her-
So geht’s
                                                         ausforderungen werden Coping-Strategien genannt.
Aktivität 1: Coping-Strategien nden
                                                         Betonen Sie, dass es nicht die eine richtige Copingstra-
Erinnern Sie die Schüler/innen daran, dass sie in den    tegie für alle Anforderungen gibt. Menschen, die mit
vergangenen Unterrichtseinheiten darüber gesprochen      einer Situation zurecht kommen müssen, greifen ge-
haben, welche Situationen Stress auslösen und welche     wöhnlich auf verschiedene Coping-Strategien zurück
Gefühle damit verbunden sein können. In dieser Stunde    und meist reagieren sie in unterschiedlichen Situationen
werden sie sich mit den unterschiedlichen Strategien     anders. Während ihrer Kindheit lernen Menschen, wie
beschäftigen, die Menschen im Umgang mit Heraus-         sie mit Herausforderungen umgehen können. Coping-
forderungen und Stress einsetzen.                        Strategien werden durch Beobachten von Freunden,
                                                         Erwachsenen und Familienangehörigen erlernt und
                                                         sind auch von der Kultur abhängig.

                                                                                                                     31
Aktivität 2: Coping-Sammlung                                 Beispielfragen
 (Benutzen Sie die Arbeitsblätter: „Coping-Karten“)           • Wann könnte die Coping-Strategie „härter arbeiten“
 Erklären Sie der Klasse, dass Sie gleich Situationen           eine ungesunde sein?
 beschreiben werden, die eine Herausforderung dar-            • Wann kann es sinnvoll sein, Probleme entweder zu
 stellen oder stressig sein können.                             ignorieren oder eine Party zu feiern?
 Die Schüler/innen haben dann die Aufgabe, verschie-          • Ist es das Beste, in einer Situation nur eine Strategie
 dene Copingstrategien, die sie auf Karten erhalten,            anzuwenden?
 in Bezug auf die vorgegebene Situation zu bewerten           • Viele Menschen fühlen sich einsam, wenn es ihnen
 und je nach Bewertung in eine der vorher festgelegten          schlecht geht. Was könnte man in solchen Momenten
 Bewertungsecken des Raums zu gehen.                            tun?
 • Hilfreich
 • Nicht sehr hilfreich
 • Sinnlos                                                    Lehrer Info:
 • Schädlich                                                  Wir nutzen verschiedene Coping-Strategien und meist
 Verteilen Sie jeweils zwei Coping-Karten pro Person.         passen wir diese Strategien der jeweiligen Situation
 Bitten Sie Ihre Schüler/innen, zunächst eine Karte so        an. Es ist wichtig, daran zu arbeiten, viele verschie-
 vor den Körper zu halten, dass alle die auf der Karte        dene Coping-Strategien zu kennen, sonst sind wir von
 stehende Bewältigungsstrategie lesen können.                 einer oder zweien abhängig, die jedoch nicht für jede
 Beschreiben Sie eine stressauslösende oder heraus-           Situation angemessen sind.
 fordernde Situation:                                         Außerdem ist es wichtig zu wissen, wann wir andere
                                                              Menschen um Hilfe oder Unterstützung bitten sollten.
 • Eine wichtige Prüfung steht bevor
 • Trennung der Eltern
 • Konfrontation mit einem fremden Betrunkenen
                                                              Aktivität 3: „Fünf Freunde“
 Wenn sich die Schüler/innen für eine Ecke entschieden
                                                              Verteilen Sie das Arbeitsblatt: „Fünf Freunde“. Die
 haben, sollen sie ihre Coping-Strategien vergleichen
                                                              Schüler/innen können auf dem Arbeitsblatt jeweils fünf
 und ihre Bewertung begründen.
                                                              Coping-Strategien für bestimmte Situationen zusam-
 Bitten Sie die Schüler/innen dann, ihre zweite Coping-
                                                              menstellen.
 Karte zu nehmen, die gleiche Situation neu zu bewer-
                                                              Bitten Sie die Schüler/innen, jeweils drei stressige oder
 ten und eventuell in eine andere Ecke zu gehen.
                                                              herausfordernde Situationen auszuwählen. Für jede
 Spielen Sie einige Runden mit verschiedenen Situatio-
                                                              der drei Situationen gilt es dann, fünf Coping-Strate-
 nen, um zu verdeutlichen, dass unterschiedliche Situa-
                                                              gien zu nden, die sie als gesund und hilfreich bezeich-
 tionen unterschiedlicher Coping-Strategien bedürfen.
                                                              nen würden.
 Bei dieser Aktivität gibt es keine richtigen oder falschen
                                                              Sie können dabei auf die gesammelten Strategien aus
 Antworten.
                                                              der Coping-Sammlung zurückgreifen.
                                                              Weitere Beispiele werden auch auf dem Arbeitsblatt
 Nutzen Sie die folgenden Fragen, um über die
                                                              genannt.
 Wahl von Coping-Strategien zu sprechen.

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Arbeitsblatt 1: Coping-Karten

            Joggen gehen                        Freunde anrufen

                                                   Fantasieren
Eine Party feiern/mit anderen quatschen
                                            (einen Ausweg erträumen)

            Streit anfangen                    Darüber schreiben

            Weniger essen                         Etwas kochen

              Weglaufen                         Weniger schlafen

      Krank werden/krank spielen          Mit dem Hund spazieren gehen

                                           Allen sagen, wie schlecht es
      Anderen die Schuld geben
                                                     mir geht

     Sich selbst die Schuld geben                    Weinen

               Duschen                          Einkaufen gehen

        Neue Freunde suchen                           Beten

     Einen Berater/eine Beraterin
                                                 Malen/zeichnen
             aufsuchen

             Ziele setzen                  Sich einen Tag frei nehmen

           Risiken eingehen                        Aufräumen

  Dinge, die erledigt werden müssen,
                                               Schwimmen gehen
     verschieben oder vermeiden

            Mehr schlafen                       Etwas herstellen

                                                                          33
Arbeitsblatt 2: Coping-Karten

        Darauf warten, dass alles                 Trainieren
              besser wird

             Um Hilfe bitten                 Lange wach bleiben

            Darüber sprechen                     Musik hören

      Jemanden besuchen, den/die
                                          Witze machen oder lachen
            man gerne hat

             Alkohol trinken                    Probleme lösen

               Meditieren              Sich zurückziehen (nicht darüber
                                         sprechen oder nachdenken)
      Eine Party feiern/mit anderen
                                            Computerspiele spielen
               quatschen

               Fernsehen                          Mehr essen

                                        Aufhören (das Team verlassen,
                Rauchen
                                            den Job aufgeben etc.)

               Ausgehen                   Ungesunde Sachen essen

              Sport treiben                     Härter arbeiten

     Planen (sich überlegen, was man   Prioritäten setzen (wichtige Dinge
             tun will und wie)             an die erste Stelle rücken)

            Sich beschweren            Positiv über den Ausgang denken

      In eine andere Richtung gehen          Sich Sorgen machen

           Früh ins Bett gehen            So tun, als wäre alles okay

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