Teamwork Wien kann's. Gemeinsam durch die Krise! - Quantensprung für mobiles - Hauptgruppe

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Teamwork Wien kann's. Gemeinsam durch die Krise! - Quantensprung für mobiles - Hauptgruppe
MA 01 – Wien Digital          Mobiles Stadtservice
             Quantensprung                 Im Schnitt
             für mobiles                   15.000 Anrufe

             teamwork
             Arbeiten                      täglich

Das Mitglieder-Magazin der Hauptgruppe 1                                 2/2020

                  Wien kann’s.
                  Gemeinsam
                     durch
                   die Krise!

Einsetzen. Durchsetzen. Umsetzen.                                 Hauptgruppe 1.
Teamwork Wien kann's. Gemeinsam durch die Krise! - Quantensprung für mobiles - Hauptgruppe
Teamwork Wien kann's. Gemeinsam durch die Krise! - Quantensprung für mobiles - Hauptgruppe
Hauptgruppe 1
                                                                                                                                                                                        3
teamwork 02/2020

                                                                                                                                                               Editorial

HG 1-Service
& rasche Info                                                                                              Liebe Leserin,
Dienstrecht
Julia Fichtl
                                                                                                           Lieber Leser,
julia.fichtl@wien.gv.at                                                                                                         wir schreiben das Jahr 2020: Ein neuartiges V ­ irus
Kurt Mrzena-Merdinger                                                                                                           hat den Planeten Erde befallen. Die Menschen
kurt.mrzena-merdinger@wien.gv.at                                                                                                kämpfen gegen einen unsichtbaren, tödlichen
                                                                                                                                Feind. Es gibt keine Medikamente, keine Impfung.
                                                                            BILD: © RENÉEDELMISSIER/HG 1

                                                                                                                                So beginnen für gewöhnlich Science-Fiction-Filme.
Pensionsrecht                                                                                                                   Ein bisschen etwas von „utopischem Film“ hatten
Günter Unger                                                                                                                    die vergangenen Monate sehr wohl. Das COVID-19-
guenter.unger@wien.gv.at
                                                                                                                                Virus hat unser aller Leben verändert. ­Schlagartig!
Margit Pollak                                                                                                                   Plötzlich geht es um das wirklich Wichtige: um
margit.pollak@wien.gv.at                                                                                   Karin Zauner-        unsere eigene Gesundheit und um das Wohler­
                                                                                                           Lohmeyer             gehen unserer Liebsten.
Frauen, Jugend & Diversität                                                                                Chefredakteurin
                                                                                                           teamwork             Dass wir in Wien vergleichsweise gut durch die
Regina Müller
regina.mueller@wien.gv.at                                                                                                       Krise gekommen sind, ist einzig und allein der
                                                                                                           konsequenten Politik einer starken öffentlichen Daseinsvorsorge ge-
                                                                                                           schuldet und den vielen Kolleginnen und Kollegen, die sich mit un-
Kollektivverträge &                                                                                        glaublichem Engagement tagtäglich für das Wohlergehen aller ein-
                                                                                                           setzen. Sie sind die Heldinnen und Helden der Krise und stehen im
Soziale Arbeit                                                                                             Mittelpunkt dieser Corona-Spezialausgabe.
Elisabeth Jarolim
elisabeth.jarolim@wien.gv.at
                                                                                                           Warum Wien auf diese Pandemie gut vorbereitet war, und wie es
                                                                                                           ­gelungen ist, das Funktionieren der Stadt auch während der Krise
HG1 Organisation &                                                                                          ­sicherzustellen, erklärt der oberste Krisenkoordinator der Stadt Wien,
                                                                                                             Mag. Wolfgang Müller MBA, im teamwork-Interview (S. 10–12).
­Veranstaltungen
Michael Witzmann                                                                                           Dass es auch anders laufen kann, zeigt die Coverstory (S. 6). ­Massive
michael.witzmann@wien.gv.at                                                                                Einsparungen und Privatisierungen im Gesundheitssystem haben in
                                                                                                           anderen europäischen Staaten tausende Menschenleben gefordert (S. 13).
Nähere Informationen entnehmen Sie bitte
unserer Homepage www.hg1.at
                                                                                                           Eine zentrale Rolle in dieser Pandemie spielt das Hygienezentrum der
                                                                                                           MA 15. Es ist für alle behördlich angeordneten Desinfektionen in Wien
                                                                                                           zuständig und hat in der Krise wichtige Sonderaufgaben erfüllt, unter
                                                                                                           anderem die Rückkehrerinnen und Rückkehrer aus Wuhan zwei Wo-
                                                                                                           chen isoliert und versorgt. Ich habe mit dessen Leiter, Nikolaus Salzer,
                                                                                                           gesprochen (S. 14–17).

                                                                                                           Bitte bleiben Sie gesund und halten Sie Abstand. Sie wissen ja, in etwa
                                                                                                           in der Länge eines Baby-Elefanten (S. 38)! ☺
                                                                                                           Viel Spaß beim Lesen!
                                                                                                                                                               teamwork@fsg-hg1.at

 Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz Impressum Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: FSG in der younion _ Die Daseinsgewerkschaft – Landesgruppe Wien – Hauptgruppe 1, 1090 Wien,
Maria-Theresien-Straße 11, Tel.: (01) 31316-83700, DVR.Nr. 0046655, ZVR.Nr. 576 43 93 52 Vorsitzender: Manfred Obermüller StV.: Margit Pollak, Günter Unger Redaktionskomitee: Erwin ­Feichtelbauer,
Gerhard Heczko, Marianne Klepac-Baur, Regina Müller, Manfred Obermüller, Beate Orou, Gerhard Pledl, Margit Pollak, Melanie Orou, Felix Steiner, Günter Unger, Andreas Walter, Michael Witzmann
­Chefredaktion: Karin Zauner-Lohmeyer Layout: esberger | strategie & kommunikation Erscheinungsort: Wien ­Erscheinungsart: ­mindestens vier Mal jährlich Hersteller: Druckerei Jentzsch, 1210 Wien
 Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Jede Vervielfältigung von Texten und/oder Fotos bzw. Illustrationen ist nur mit schriftlicher
 Genehmigung des Herausgebers gestattet. Coverfotos: ©pixels.com, ©PID/Martin Votava, ©depositphotos

  Einsetzen. Durchsetzen. Umsetzen.                                                                                                                                 Hauptgruppe 1
Teamwork Wien kann's. Gemeinsam durch die Krise! - Quantensprung für mobiles - Hauptgruppe
4      Politik & Gewerkschaft                                                                                                                   teamwork 02/2020

                                 Europa

                                            Wir sind da, auch wenn das
                                            Klatschen verstummt!
                                            Die Gewerkschaft wird für bessere Bezahlung, bessere Arbeits­
                                            bedingungen sowie Respekt und Anerkennung kämpfen – auch dann,
                                            wenn die Corona-Pandemie aus den Schlagzeilen verschwunden ist.

                                                Z
                                                      u teuer!“ – „Nicht effizi-                                                                           Stromversorgung, den öffentli-
                                                      ent!“ – „Im Grunde unnö-                                                                             chen Verkehrsmitteln – und noch
                                            „         tig!“ haben sie uns zuge-
                                            schrien, wenn wir früher auf die
                                                                                                                                                           vielen anderen für sie lukrativen
                                                                                                                                                           Bereichen.
                                            vielen Sorgen der Beschäftigten
BILD: © ROBERT RUBA

                                            im öffentlichen Gesundheitssys-                                                                                Was uns jetzt tatsächlich hilft,
                                            tem oder in der kritischen Inf-                                                                                ist das Gegenteil von staatlichem
                                            rastruktur hingewiesen haben.                                                                                  Sparen. Es braucht kräftige Inves-

                                                                                                                        BILD: © SYMBOLBILD / ADOBE STOCK
                                            Auch der Rechnungshof hat die                                                                                  titionen in Städte und Gemein-
                      Thomas Kattnig        seiner Meinung nach „viel zu hohe                                                                              den. So kommt das Geld direkt
                      Bereichsleiter EU     Zahl von Intensivbetten“ scharf                                                                                bei den Menschen an. Einerseits
                      und Internationales   kritisiert. Ganze Heer­scharen von                                                                             durch ein besseres Leben für alle,
                      der younion_Die       PR-Profis und neolibe­ralen Think                                                                              andererseits durch Einkommen,
                      Daseinsgewerk-        Tanks sind über Wien hergefallen                                                                               das die Beschäftigten dann in der
                      schaft, Mitglied      und haben praktisch jede ­Ausgabe                                                                              Region auch wieder ausgeben.
                                                                                   Mit täglichem Applaus haben sich
                      im Europäischen
                                            für ein soziales Miteinander aus-      die Menschen beim Krankenhaus-                                          Das neoliberale Wirtschaftsmo-
                      Wirtschafts- und
                      Sozialausschuss
                                            einandergenommen. Das war im           personal bedankt                                                        dell kostet übrigens genauso viel,
                                            Sinne ihrer millionenschweren                                                                                  wie ein funktionierender Sozial-
                                            Auftraggeber handwerklich gut                                                                                  staat, allerdings kommt es nur ei-
                                            gemacht, aber am Ende doch             Aber das war auch schon wieder                                          nem kleinen Teil der Gesellschaft
                                            leicht durchschaubar.                  gestern, und die PR-Profis riechen                                      zugute: den Auftraggebern dieser
                                                                                   wieder das Geld. Sie haben aller-                                       neoliberalen Think Tanks.
                                            Überraschende Einsichten               dings bemerkt, dass ihnen die
                                            Dann kam Corona. Und plötzlich         Menschen das Geschwafel von                                             Keine Lösung für diese Krise
                                            habe ich selbst die schärfsten         „Mehr privat, weniger Staat“ und                                        Dabei spielen das öffentliche
                                            KritikerInnen, manche auch nur         den „positiven Kräften des freien                                       Gesundheitssystem und die öf-
                                            heimlich in ihrem Wohnzimmer,          Markts“ nicht mehr abkaufen. Al-                                        fentliche Verwaltung mit allen
                                            klatschen gehört. Die gut bezahl-      so versuchen sie es wieder über                                         Leistungen der kommunalen
                                            ten BeraterInnen waren plötzlich       die Sparsamkeit. Sie wollen den                                         Grundversorgung eine ganz ent-
                                            sehr froh, vor allem in Wien zu        Menschen einreden, dass sich der                                        scheidende Rolle. Sie sind unser
                                            wohnen und Zugang zu einem             Staat nicht so viel leisten kann.                                       stärkster Schutzschild gegen Kri-
                                            der besten Gesundheitssysteme                                                                                  sen, das bisher auch den schwers-
                                            und der besten Versorgung durch        Keine Sparpolitik auf Kosten                                            ten Stürmen standgehalten hat.
                                            öffentliche Dienste in der Welt zu     des Sozialstaats                                                        Wir müssen diesen Schutzschild
                                            haben.                                 „Wir müssen den Gürtel enger                                            weiter ausbauen und den Beschäf-
                                                                                   schnallen“, lassen uns ihre Auf-                                        tigten alle Mittel in die Hand ge-
                                                                                   traggeber nun wissen. Dabei ha-                                         ben, die sie brauchen. Dazu zählt
                                                                                   ben sie nur eines im Sinn: staat-                                       nicht nur eine bessere Bezahlung,
                                                                                   liche Fürsorge und Infrastruktur                                        sondern auch Material für den
                                                                                   zerstören, um sie dann billig                                           persönlichen Schutz, bessere Ar-
                               „Und plötzlich habe ich selbst                      zu übernehmen. Das wollen sie                                           beitsbedingungen sowie auch Re-
                                                                                   bei der ­G esundheitsversorgung                                         spekt und Anerkennung.
                                die schärfsten KritikerInnen                       genauso wie bei den ­sozialen
                                        klatschen gehört …“                        Diensten, beim Wasser, der                                              thomas.kattnig@younion.at
Teamwork Wien kann's. Gemeinsam durch die Krise! - Quantensprung für mobiles - Hauptgruppe
Politik & Gewerkschaft
                                                                                                                                                    5
teamwork 02/2020

                                                                                                                             Leitartikel

     ­
            Wir haben eine Regelung für die Altersteilzeit, disloziertes Arbeiten und
            für den freiwilligen Umstieg vom alten in das neue Besoldungssystem
                                    auf den Weg g­ ebracht.

                                         Nur weiter so!

         W
                   ien ist gut durch die Krise ge-                                                      Dieser – durch COVID-19 quasi erzwun­
                   kommen. Gemeinsam ist es                                                             gene – „Feldversuch“ hat dem ­Thema zwei-
                   uns gelungen, die Versorgung                                                         fellos Rückenwind verliehen. Drittens:
         der Menschen sicherzustellen, Panik zu                                                         Wir haben nun ein klares Regelwerk für
         vermeiden und die „Ansteckungskurve                                                            den Umstieg vom alten Besoldungssys-
                                                                             BILD: © PETRA SPIOLA/HG1

         flach zu halten“. Wien konnte und kann –                                                       tem auf das neue Wiener Bediensteten-
         im Gegensatz zu vielen anderen Städ-                                                           gesetz ausverhandelt. Alle drei Themen
         ten in Europa – auf eine funktionieren-                                                        werden noch im Juni per Initiativantrag
         de Infrastruktur und vor allem auch auf                                                        im Wiener Gemeinderat beschlossen. Wir
         ein kompetentes und motiviertes Perso-                Manfred                                  werden in den kommenden Wochen dar-
         nal aufbauen – und auf eine lebendige               Obermüller                                 über intensiv berichten.
         Sozial­partnerschaft.                               Vorsitzender
                                                            Hauptgruppe 1          Für die gute Zusammenarbeit in den
         Gerade in dieser Krise hat sich ­gezeigt,                                 vergangenen Monaten möchte ich mich
         wie immens wichtig der intensive Austausch ­zwischen           ganz herzlich bei der Bereichsdirektorin für Perso-
         der Arbeitgeberin und der Gewerkschaft war. Ge-                nal und Revision, Dr.in Martina Schmied und i­hrem
         meinsam ist es in kürzester Zeit gelungen,­corona­          Team, bedanken. Genau diesen Schwung gilt es nun
         bedingte arbeitsrechtliche Regelwerke auf den               ­b eizubehalten. Wenn wir im Wettkampf um „die
         Weg zu bringen, die den Kolleginnen und Kollegen             ­b esten Köpfe“ mithalten wollen, dann braucht es
         Schutz, Orientierung und Sicherheit gegeben haben.            neue A­ rbeitszeitmodelle. Es gibt im Magistrat Jobs,
         Alles sehr rasch, pragmatisch und unkompliziert. Da           die mit einer Vier-Tage-Woche sehr gut vereinbar
         war kein Zaudern, kein Hinhalten, kein Taktieren.             ­wären. Die Dienstgeberin muss hier flexibler werden,
         Lösungsorientierung pur.                                       damit die Kolleginnen und Kollegen mehr Wahlmög-
                                                                        lichkeiten haben. Mit dem Geist der vergangenen
         Genau diesen leider oft vermissten Elan der Dienst-            Monate können wir all das umsetzen. Krempeln wir
         geberin haben wir in den vergangenen Wochen                    die Ärmel hoch. Nur weiter so!
         ­genutzt, und siehe da: Es ist uns viel gelungen. Sehr
          viel! Wir haben gemeinsam mit der Dienst­geberin           manfred.obermueller@wien.gv.at
          nun drei ganz wichtige Themen auf den Weg ge-
          bracht, für die wir als FSG seit Jahren kämpfen.
          Erstens: Die Altersteilzeit wird kommen und damit
          erstmals die Möglichkeit, die Arbeitszeit im Alter
          sukzessive zu reduzieren. Damit erhöhen sich die
          Chancen, den Ruhestand physisch und psychisch ge-
          sünder verbringen zu können. Zweitens: Es wird ein         „Es gibt im Magistrat Jobs, die
          klares R
                 ­ egelwerk für disloziertes Arbeiten geben. Die
          corona­bedingte Home-Office-Regelung hat gezeigt,
                                                                     mit einer Vier-Tage-Woche sehr
          dass es in vielen Bereichen sehr gut f­ unktioniert hat.   gut vereinbar wären.“
Teamwork Wien kann's. Gemeinsam durch die Krise! - Quantensprung für mobiles - Hauptgruppe
6      Politik & Gewerkschaft                                                                            teamwork 02/2020

                                          Thema

                                                  Wien, eine Stadt, ­
                                                  die ­funktioniert
                                                  Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt: Der Wiener Weg einer
                                                  starken, öffentlichen Daseinsvorsorge und des sozialen
                                                  ­Zusammenhalts ist der richtige.

                                                  L
                                                        eben oder Tod? Wer be-         reich 29, sind es in Spanien zehn    chInnen mehr als drei ­Millionen
                                                        kommt das Beatmungsge-         und in Italien lediglich neun. Die   völlig aus dem Schutz einer
                                                        rät? Wer nicht? – Das muss-    Krise des italienischen Gesund-      Krankenversicherung. Das Virus
                                                  ten die ÄrztInnen in Norditaliens    heitssystems kommt aber nicht        trifft in diesen Staaten nun auf
BILD: © RENÉEDELMISSIER/HG 1

                                                  Spitälern in diesem Frühjahr tag-    von ungefähr. Sie ist eine direkte   eine völlig ausgemergelte und
                                                  täglich entscheiden. „Es ist wie     Folge der neoliberalen Sparpoli­     erschöpfte Infrastruktur. Bei den
                                                  im Krieg. Die Kämpfe halten Tag      tik (Austeritätspolitik) der Euro­   Protesten gegen den aufgezwun-
                                                  und Nacht ununterbrochen an“,        päischen Union, die nach der         genen neoliberalen Sparkurs der
                                                  schrieb Daniele Macchini M  ­ itte   Bankenkrise 2007/2008 in Euro­       EU hielten die DemonstrantInnen
                               Karin Zauner-      März auf facebook. Der ver­z wei­    pa Einzug gehalten hat. Ganz         Transparente mit der Aufschrift
                               Lohmeyer           felte Assistenzarzt aus einer Kli-   nach dem Motto „mehr privat,         „Austerity kills!“ in den Händen.
                               Chefredakteurin    nik in Bergamo, jener italieni-      weniger Staat“ wurden schwer         In der COVID-19-Pandemie zeigt
                               teamwork           schen Stadt, die am stärksten von    verschuldete Staaten wie Italien,    sich, wie richtig dieser Slogan ist.
                                                  COVID-19 betroffen war, wollte       Spanien und Griechenland ge-         Einsparungen im öffentlichen Ge-
                                                  nicht mehr schweigen und schlug      zwungen, immens zu sparen. Das       sundheitssystem und die vielen
                                                  Alarm. Es fehle hier an allem:       bedeutete letztendlich Einsparun-    Privatisierungen haben tausende
                                                  an Personal, Betten, Beatmungs-      gen im öffentlichen Dienst, radi-    Menschenleben gekostet.
                                                  geräten und Schutzausrüstung.        kaler Personalabbau und massive
                                                  In den Medien: Bilder von völlig     Verschlechterungen im Bildungs-,     Wiener Weg der Daseins­
                                                  erschöpften Krankenschwestern        Sozial- und Gesundheitssystem,       vorsorge
                                                  und ÄrztInnen, die auf den Gän-      im Wohnbau sowie im öffentlichen     Im Gegensatz zu vielen anderen
                                                  gen des Krankenhauses schlafen,      Verkehr durch Privatisierungen.      Millionenstädten ist Wien gut
                                                  Militärfahrzeuge, die Särge ab-                                           durch die Krise gekommen. Dies
                                                  transportieren, Krematorien, die     Personalabbau und                    ist dem starken Bekenntnis zu
                                                  24 Stunden in Betrieb sind. Wei-     ­Privatisierungen                    einer starken, öffentlichen Da-
                                                  nende Angehörige, die sich von       In Spanien wurden viele Kran-        seinsvorsorge geschuldet, das im
                                                  ihren Lieben nicht mehr verab-       kenhäuser und Altersheime priva­     Roten Wien seine Anfänge nahm.
                                                  schieden können. Eindrücke wie       tisiert und teilweise von profit­    Damals, nach dem Ersten Welt-
                                                  aus einem Endzeit-Movie. Doch        orientierten Investmentfonds         krieg, haben die Wiener Sozial-
                                                  wie konnte es soweit kommen?         übernommen. ­Gewinnaussichten        demokratInnen erkannt, dass die
                                                                                       wurden plötzlich wichtiger als       Grundbedürfnisse der Menschen
                                                  Folgen der Bankenkrise               die medizinische Versorgung          dem Profitstreben und der Speku-
                                                  In Italien ist es aus unterschied-   der Menschen, das heißt: als         lation entzogen werden müssen
                                                  lichsten Gründen nicht gelungen,     Menschenleben. Auch in Italien       und die Stadtpolitik steuernd ein-
                                                  die COVID-19-Ansteckungen ein-       wurde dramatisch gekürzt. Seit       greifen muss.
                                                  zudämmen und die viel besagte        2011 wurden 15 Prozent der Spi-
                                                  „Kurve“ flach zu halten. So war      täler reduziert. In Griechenland        Vor dem Hintergrund des Elends
                                                  das ohnehin schon desolate Ge-       wurden seit 2009 rund 13.000         wurden grundsätzliche gesell-
                                                  sundheitssystem in kürzester         ÄrztInnen und über 26.000 An-        schaftliche Debatten geführt, im
                                                  Zeit völlig überlastet. Die Zah-     gestellte im Gesundheitswesen        Sinne von „Wie ­wollen wir leben?“.
                                                  len sprechen eine klare Sprache:     gekündigt, 54 der 137 Kranken-       Die Rollen von ­Frauen und Män-
                                                  Während es in Deutschland 33         häuser geschlossen, und insge-       nern wurden genauso verhandelt
                                                  Intensivbetten pro 100.000 Ein-      samt fielen zwischen 2011 und        wie die Betreuung und Ausbil-
                                                  wohnerInnen gibt und in Öster-       2016 von den elf Millionen Grie-     dung der Kinder, die Gestaltung
Teamwork Wien kann's. Gemeinsam durch die Krise! - Quantensprung für mobiles - Hauptgruppe
Politik & Gewerkschaft
                                                                                                                                           7
                      teamwork 02/2020

                                                                                                                                 Thema
BILDER: © JOBST/PID

                      Die Stadt Wien hat Mitte März in der Messe Wien ein COVID-19-Betreuungs­
                      zentrum mit 880 Betten eingerichtet­

                      der Freizeit, das Einrichten der      Entscheidung war Gold wert, wie      Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die
                      Wohnungen, die Verteilung der         sich heute herausstellt. Wien gilt   starke öffentliche Verwaltung
                      häuslichen Arbeit, der Umgang         als die Vorzeigestadt, wenn es um    und eine lebendige Sozialpartner-
                      mit Körper und Tod, die Aufgaben      soziales Wohnen geht.                schaft. Das gute Einvernehmen
                      von Kunst und Kultur. Es hat sich                                          zwischen der Arbeitgeberin Stadt
                      ein umfassendes Gesellschafts-        Stadt als Wirtschaftsmotor           Wien und der Gewerkschaft hat
                      konzept herausgebildet, in dessen     Was nicht vergessen werden darf:     in Wien Tradition. Denn ge­r ade
                      Mittelpunkt die Verbesserung der      Die vielen Investitionen in Schu-    in einer Krise braucht es dieses
                      Lebensbedingungen der Menschen        len, Kindergärten, Wohnbau etc.      Miteinander. COVID-19 ist eine
                      stand.                                kurbeln zudem die Wirtschaft an      Belastungsprobe, die nur gemein-
                                                            – und wie. Allein durch die Aus-     sam gemeistert werden kann. Die
                        Bis heute ist Wien seinen           gaben der Stadt Wien werden laut     Krise zeigt: Wien ist eine Stadt,
                      Grundsätzen treu geblieben und        der im Vorjahr veröffentlichen       die gut „aufgestellt ist“ und ein-
                      hat sich gegen Privatisierungen       Studie „Re-Kommunalisierung in       fach funktioniert. Krisenfest eben.
                      von öffentlichen Dienstleistungen     Europa – Fakten, Motive, Beispie-    Wie würden Sie die Wiener Politik
                      gewehrt. Als viele Städte in den      le“ rund 250.000 Arbeitsplätze       einordnen? Ist das Sozialismus?
                      1980er und 1990er Jahren den          geschaffen und ein Wertschöp-        Ist das Kommunismus? Nein, was
                      kommunalen Wohnbau verkauft           fungseffekt von rund 18 Milli-       Wien macht, nennt man Verant-
                      haben, hat Wien genau das Ge-         arden Euro erzielt. Funktioniert     wortung!
                      genteil gemacht, nämlich neue         die Stadt, dann tut das dem Wirt-
                      Gemeindebauten errichtet. Diese       schaftsstandort gut.                 teamwork@fsg-hg1.at
Teamwork Wien kann's. Gemeinsam durch die Krise! - Quantensprung für mobiles - Hauptgruppe
8   Politik & Gewerkschaft                                                                                                                      teamwork 02/2020

    Thema

            Gemeinsam
            durch die Krise
            Mit vielfältigen Maßnahmen – von Firmenbeteiligungen über Taxi-Gutscheine
            bis hin zu Innovationsförderung – unterstützt die Stadt die Wienerinnen
            und Wiener in der Krise. Eine exemplarische Zusammenschau.

            Plattform „Wien hält                   20 Millionen E
                                                                ­ uro als Soforthilfe                                           die an Schutzausrüstungen, Hy-
            ­zusammen“                             zur Verfügung.                                                               gienemaßnahmen oder Testkapa­
            Die Stadt Wien, Wirtschaftskam-        www.wko.at/coronavirus                                                       zitäten in Zusammenhang mit
            mer und ORF haben die Plattform                                                                                     COVID-19 forschen. Bis zu 200.000
            „Wien hält zusammen“ auf die                                                                                        Euro Förderung stehen für die
            Beine gestellt, auf der die Wiene­                                                                                  Realisierung jeder einzelnen Idee
            rInnen alle Informationen rund                                                                                      bereit.
            ums Einkaufen in Wien, Kunst und
                                                                                0

            Kultur, Online-Veranstaltungen
                                                                                10

                                                                                                                                Home-Office-Förderungen
            und auch Tipps für zu Hause erhal-                                                                                  Die Wirtschaftsagentur Wien un-
                                                                           RO                                   0
                                                                     10
                                                                       0 EU
                                                                                                           10

            ten. www.wien.gv.at/zusammen                                                                                        terstützte kleine und ­mittlere Un-
                                                                                              O

                                                                                                                    100
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                                                                                                                          100
                                                                                     100 EURO
                                                                                                100 EURO

                                                                                                                                ternehmen (KMUs) bei der Ein-
            Temporäre Firmen­                                                                                                   richtung von Home-Offices mit
            beteiligungen der Stadt                                                                                             insgesamt zwei Millionen Euro.
            Unter dem Titel „,Stolz auf Wien‘                                                                                   Die Förderung war in wenigen
            Beteiligungs GmbH“ wurde eine                                                                                       Wochen ausgeschöpft. 2.050 Un-
            eigene Gesellschaft gegründet.         Überbrückungskredite                                                         ternehmen in Wien haben davon
            Diese kann sich temporär an Un-        für kleinere und mittlere                                                    profitiert.
            ternehmen am Standort Wien             ­Unternehmen
            beteiligen, deren Existenz auf-        Im Rahmen einer Unterstützungs-
            grund der Corona-Krise gefähr-         aktion für kleinere und mittlere­
            det ist und die einen k
                                  ­ urzfristigen   Unter nehmen in Wien w ird
            Finanz­m ittelbedarf haben. Die        die WKBG (Wiener Kreditbürg-
            Beteiligung ist maximal eine           schafts- und Beteiligungsbank)
            Million Euro bzw. maximal 20           zusätzliche Bürgschaften von bis
            Prozent Gesellschafteranteile          zu 80 Prozent gegenüber Kredit-
            pro Unternehmen begrenzt und           instituten für Überbrückungs-
            befristet. Nach spätestens sieben      kredite (Betriebsmittelfinanzie-
            Jahren werden diese Beteiligun-        rungen) übernehmen. Für die
            gen von den Zielunternehmen            Bürgschaftsaktion stehen 20 Mil-
            wieder zurückgekauft.                  lionen Euro zur Verfügung.
                                                                                                                                Förderung für Online-Shops
            Geld für Kleinstunternehmen            Erleichterungen bei                                                          Mit „Wien online“ sollen ­Wiener
            Stadt Wien und Wiener Wirt-            ­kommunalen Abgaben                                                          Klein(st)unternehmen im Wett-
            schaf tskammer geben einen             Betroffene Unternehmen können                                                bewerb mit internationalen On-
            Akut-Zuschuss in Höhe von je-          um steuerliche Erleichterungen                                               lineshops gestärkt werden. 15
            weils zehn Millionen Euro in den       für Wiener Landes- und Gemein-                                               Millio­nen Euro stehen hier be-
            „Notlagenfonds der Wirtschafts-        deabgaben ansuchen. Unter ande-                                              reit, die maximale Förderung
            kammer Wien“, der eigens für           rem sind Stundungen oder Raten-                                              U nternehmen beträgt 10.000
                                                                                                                                ­
            Krisensituationen eingerichtet         zahlungen möglich.                                                           Euro. Gefördert werden Wiener
            wurde. Damit stehen Wiener                                                                                          Klein(st)unternehmen aus den
            EPUs und Kleinstunternehmen,           Innovationsförderung                                                         Bereichen Nahversorgung, Krea­
            die durch die Co­rona-Situation        „Innovate4Vienna“ fördert Wiener                                             tivwirtschaft und persönliche
            in Not geraten sind, in Summe­         Unternehmen und Einrichtungen,                                               Dienstleistungen.
Teamwork Wien kann's. Gemeinsam durch die Krise! - Quantensprung für mobiles - Hauptgruppe
Politik & Gewerkschaft
                                                                                                                   9
teamwork 02/2020

                                                                                                         Thema

                                     beihilfe können die Unterlagen
                                     verspätet nachgereicht werden.
                                     Die Stadt nimmt in diesem Fall
                                     vorab eine Einschätzung des
                                     jeweiligen Falls vor und kann
                                     Wohnbeihilfe befristet auf ein
                                     halbes Jahr gewähren.

                                     Service für ältere Menschen
                                     Über die Service-Hotline für Risi-
                                     kogruppen (4000-4001) erhalten
                                     Menschen ab 65 Jahren – und die
Aufstockung der waff-Arbeits-        zur Risikogruppe zählen – All-       ter Umgebung waren die Voraus-
stiftungen                           tagshilfe (Essenslieferungen, Ein-   setzungen für die Auswahl der
Der waff (Wiener Arbeitneh-          kaufsservice etc.). Für dringende    Begegnungszonen. Zudem wur-
merInnen-Förderungsfonds) und        Erledigungen stellt die Stadt die-   den zwanzig Straßen mit Fahr-
das AMS bieten Wiener Unter-         ser Personengruppe auch Taxi-        verboten durch eine Änderung
nehmen mit personellen Über-         Gutscheine zur Verfügung.            der Straßenverkehrsordnung für
kapazitäten verschiedene Unter-                                           FußgängerInnen geöffnet.
stützungsmöglichkeiten an: von       Nachbarschaftstelefon
der Einrichtung einer Arbeitsstif-                                        Hilfe für Sportvereine
tung bei Personalabbau bis zur                                            Für die Nutzung städtischer
Qualifizierung der MitarbeiterIn-                                         Sportanlagen wird die Stadt auf
nen im Rahmen von Weiterbil-                                              rund eine Million Euro Pachtein-
dungskarenzen oder Kurzarbeit.                                            nahmen verzichten. NutzerInnen
Dieses Programm wird um drei                                              städtischer Turnsäle, Sporthallen
Millionen Euro aufgestockt.                                               und Sportanlagen bekommen
                                                                          bereits bezahlte Jahresentgel-
Gastronomie-Gutscheine                                                    te, abhängig von der Dauer der
Ab Mitte Juni erhält jeder Wiener                                         Spor tanlagensperre, anteilig
Haushalt einen Gratis-Essensgut-                                          rückverrechnet. Alle Landesför-
schein. Einzulösen in einem der                                           derungen im Bereich Sport wer-
9.000 Gastro-Betriebe oder Kaf-                                           den sofort ausbezahlt.
feehäuser. Rund 950.000 Haus-        Die Stadt hat ein „Nachbar-
halte in Wien sollen davon pro-      schaftstelefon“ (01 24503 25960)
fitieren. Einpersonenhaushalte       eingerichtet – für alle WienerIn-
bekommen 25 Euro, für Mehrper-       nen, die Unterstützung in ihrer
sonenhaushalte sind es 50 Euro.      Nachbarschaft brauchen.

                                     Aufheben der Kurzparkzonen,
                                     günstige Garagenplätze
                                     Die Kurzparkzonen wurden von
                                     Mitte März bis 27. April aufgeho-
                                     ben. In diesem Zeitraum hat die
              Reserviert

                                     Stadt 30.000 Garagenplätze für
                                     fünf Euro pro Tag zur Verfügung
                                     gestellt.
                                                                          Überbrückungshilfe für
                                     Temporäre Begegnungszonen            ­Kulturschaffende
                                     und Straßen für Fußgänge-            Die Stadt stellt Kulturschaffen-
                                     rInnen                               den eine Million Euro als Über-
Erleichterungen bei Beihilfen        Vierzehn temporäre Begegnungs-       brückungshilfe bereit. Zusätzlich
Anspruchsberechtigte Personen        zonen im dicht bebauten Gebiet       können Ratenzahlungen für be-
für eine Mietbeihilfe und Min-       wurden geschaffen. Besonders         reits genehmigte Förderzusagen
destsicherung wurden auch ohne       schmale Gehsteige eine hohe          seitens der Stadt vorgezogen und
gesonderten Antrag verlängert.       Bevölkerungsdichte und keine         damit eine drohende Illiquidität
Bei der Antragstellung für Wohn-     Parks oder Grünflächen in direk-     verhindert werden.
Teamwork Wien kann's. Gemeinsam durch die Krise! - Quantensprung für mobiles - Hauptgruppe
10       Politik & Gewerkschaft                                                                             teamwork 02/2020

                                          Interview

                                                                                   „Die Kolleginnen und
                                                                                  Kollegen geben alles.“
                                                         Warum Wien auf diese Pandemie sehr gut vorbereitet war, und wie es
                                                            ­gelungen ist, das Funktionieren der Stadt auch während der Krise
                                                   ­sicherzustellen, erklärt Mag. Wolfgang Müller MBA im teamwork-Interview.

                                                  Wann hat die Stadt Wien von          senlagen. Allerdings muss man         gaben der Wiener Pandemie-Pla-
                                                  ­COVID-19 erfahren?                  in Pandemie-Situatio­nen berück-      nung und den Erfordernissen des
                                                   Die Stadt Wien beobachtet per-      sichtigen, dass die Art der Bedro-    Epidemiegesetzes. Es handelt sich
                                                   manent die aktuellen internatio­    hung nicht wie z. B. bei Hochwas-     daher um einen medizinischen
BILD: © RENÉEDELMISSIER/HG 1

                                                   nalen Entwicklungen, die epide­     ser in der konkreten Ausprägung       Krisenstab, der unter der Leitung
                                                   mi­o logischen Aspekte werden       vorhersehbar ist. Das medizini-       der Landessanitätsdirektion steht
                                                   laufend von der MA 15 – Ge-         sche Krisenmanagement für Pan-        und derzeit täglich tagt, bei Be-
                                                   sundheitsdienst der Stadt Wien      demien funktioniert daher nicht       darf auch öfter. Die Fachkompe-
                                                   gescreent. Wir waren daher via      so, dass man 100 verschiedene         tenz der MA 15 ist mit jener der
                               Karin Zauner-       WHO schon früh – also Anfang        Detailpläne in der Schublade lie-     Ärztlichen Direktion des Wiener
                               Lohmeyer            2020 – informiert.                  gen hat. Man nimmt also nicht         Gesundheitsverbunds zusammen­
                               Chefredakteurin                                         etwa den Plan 78 aus dem Regal        geführt. Die Gesamtkoordination
                               teamwork           Was waren die größten Heraus-        und beginnt diesen im Detail um-      obliegt mir im Auftrag des Magis-
                                                  forderungen am Anfang?               zusetzen. Man arbeitet vielmehr       tratsdirektors.
                                                  Zunächst ging es darum, unseren      mit modularen Plänen, die kurz-
                                                  Pandemie-Plan an die neue Situ­      fristig an die konkrete S­ ituation   Mit wem aus der Politik werden
                                                  a­tion anzupassen und uns auf        angepasst werden.                     die Entscheidungen abgestimmt?
                                                  die neue Situation einzustellen.                                           Da im medizinischen Krisenstab
                                                  Pandemien haben zwar grund-          Und die Situation hat sich ja         die Büros aller Geschäftsgruppen
                                                  sätzliche Ähnlichkeiten, sind aber   ­ständig verändert …                  vertreten sind, erfolgt auf diesem
                                                  aufgrund der epidemiologischen        Für alltägliche Standardabläufe      Wege auch die Abstimmung mit
                                                  Besonderheiten unterschiedlich        arbeitet man mit Prozessmanage-      den Amtsführenden ­Stadträtinnen
                                                  abzuarbeiten. Jede Pandemie ist       ment, verändert sich aber die        und Stadträten, in erster Linie mit
                                                  sozusagen für sich „speziell“.        Aufgabe ständig auf völlig neue      Gesundheitsstadtrat Peter Hacker.
                                                                                        Weise – und das ist hier in dieser   Die politische Letztentscheidung
                                                  Wurde ein Pandemie-Szenario           Corona-Pandemie sehr gut zu be-      liegt natürlich bei Bürgermeister
                                                  schon einmal geübt? War die           obachten – dann arbeitet man mit     Michael Ludwig.
                                                  Stadt gut vorbereitet?                sogenannten Führungs- und Ein-
                                                  Ja, die Stadt war gut vorberei-       satzstäben. Sie dienen dazu, die     Wie hat die Zusammenarbeit mit
                                                  tet, wir sind für unsere Praxis im    Situation immer wieder neu zu        dem Bund funktioniert?
                                                  ­K risen- und Katastrophenmana-       beurteilen und auf Basis der Ein-    Die Zusammenarbeit mit dem
                                                   gement bekannt. Wir testen und       beziehung eines möglichst brei-      Bund erfolgt auf verschiedensten
                                                   üben laufend verschiedenste Kri-     ten Know-hows von Expertinnen        Ebenen. Es gibt eine Abstimmung
                                                                                        und Experten schnelle Entschei-      zwischen dem Bundeskanzler und
                                                                                        dungen treffen zu können und in      den Landeshauptleuten, zwischen
                                                                                        weiterer Folge die Maßnahmen         Gesundheitslandesrätinnen und
                                                                                        umzusetzen.                          -räten, also dem Gesundheits-
                                                                                                                             stadtrat und seinen Kolleginnen
                                        „Die Stadt war gut vorbereitet.                Wie ist der Krisenstab der Stadt      und Kollegen aus den Bundeslän-
                                                                                       Wien zusammengesetzt, und wie         dern, und dem Bundesminister.
                                          Wir sind für unsere Praxis im­­              oft tritt er zusammen?                Und natürlich gibt es außerdem
                                                                                       Der medizinische Krisenstab der       eine Abstimmung auf der Ebene
                                            Krisen- und Katastrophen­                  Stadt Wien in der Corona-Pan-         der Führungs- und Einsatzstäbe
                                               manageme­nt bekannt.“                   demie orientiert sich an den Vor-     im Bund und in den Ländern.
Politik & Gewerkschaft
                                                                                                                                             11
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                                                                                                                                                         BILD: © PID/MARKUS WACHE
Mag. Wolfgang Müller, Magistratsdirektor-Stellvertreter, und Dr.in Ursula Karnthaler, Stellvertretende Leiterin der MA 15 Gesundheitsdienst, bei einer
Sitzung des Wiener Krisenstabs Anfang März, als noch keine 1-Meter-Abstandsregel galt

Wie ist es gelungen, Panik zu              arbeiterinnen und Mitarbeitern            auf internationale Expertinnen
­vermeiden?                                ganz einfach erforderlich ist. Bei        und Experten zählen, also quasi
 Ich denke, dass Panik immer               einem solchen Unterfangen ist             in Oxford oder Harvard ­anrufen.
 dann im Raum steht, wenn man              natürlich die Z ­ usammenarbeit           Denn die wissen auch nicht mehr
 sich nicht eindeutig für Maß-             mit der Personalvertretung ein            als wir. Ich denke aber, wir müs-
 nahmen entscheidet oder diese             zentraler Erfolgsfaktor. Das              sen damit rechnen, dass uns das
 nicht klar kommuniziert werden.           hat ausgezeichnet funktioniert.           Virus in den nächsten Jahren
 Wir konnten bisher sicherstellen,         Kurz gefasst kann man sagen,              zumindest bis zum Finden einer
 dass diese beiden Punkte nicht            die Corona-Krise war eine Art             wirksamen Impfung beziehungs-
 ­eintreten.                               lebensechter Beweis dafür, wie            weise eines wirksamen Medika-
                                           engagiert unsere Bediensteten             ments begleiten wird.
In kürzester Zeit mussten viele            sind, wie wichtig ihnen ihre eige-
neue Dienstvorschriften auf den            ne Aufgabe ist und das, was sie           Wurden auch Probleme in der Ge-
Weg gebracht werden. Wie hat               damit als Leistung für die Bürge-         meinwohlvorsorge sichtbar, und
die Zusammenarbeit mit der                 rinnen und Bürger unserer Stadt,          wie wurden diese gelöst?
­Personalvertretung funktioniert?          also für uns alle, erbringen.             Für uns war klar, dass wir nach
 Ja, das Herunterfahren einer                                                        zwei großen Prioritäten v­ orgehen
 Stadtverwaltung unter gleich-             Werden Mitarbeiterinnen und
 zeitiger Aufrechterhaltung der            Mitarbeiter der Stadt länger­
 vollen Funktionsfähigkeit ist             fristig mit Veränderungen
 wahrlich keine leichte A
                        ­ ufgabe.          rechnen müssen?
 Hier ging es im Kern darum,               Das Signifikante an der Corona-
 klare Prinzipien zu formulieren           Pandemie ist, dass wir eigentlich          „Ich bin sicher, dass wir daraus
 und gleichzeitig jene Flexibili-          nach wie vor über das Virus nicht
 tät aufrecht zu erhalten, die in          wirklich viel wissen. Man kann
                                                                                      ­einiges für die Zukunft lernen
 einem Betrieb mit 65.000 Mit-             auch nicht wie in anderen Fällen          ­werden.“
12          Politik & Gewerkschaft                                                                                      teamwork 02/2020

                Interview

  Krisenstabssitzung
            Anfang März
         (v.l.n.r.: Andreas
­Huber, Sprecher des
          Medizinischen
              ­Krisenstabs,
  ­Johannes Stommel,
      Hauptinspektions­
                offizier der
 ­Berufsrettung Wien,
    ­Dr. Michael Binder,
Medizinischer Leiter
 des KAV, Dr.in Ursula
       Karnthaler, Stell­
  vertretende Leiterin
    der MA 15 Gesund-
               heitsdienst,­
          Mag. Wolfgang
     ­Müller, Magistrats­
   direktor-­Stell­ver­tre­
   ter, Mag.a Michaela
Amschl, Gruppenlei-

                                                                                                                                                    BILD: © PID/MARKUS WACHE
terin Krisenmanage-
ment und Sicherheit)

                               müssen, die nach wie vor Gültig­      einer eingehenden nachträg­lichen     die Stärke der Kräfte aufrechter-
                               keit haben. Erstens: Wir müssen       Evaluierung unserer Maßnahmen.        halten zu können.
                               unsere wichtigste Ressource, näm-     Aber ich bin sicher, dass wir dar-
                               lich die Gesundheitsversorgung,       aus einiges für die Zukunft lernen    Was werden die größten
                               insbesondere hier die Wiener Spi-     werden. Dass bisher verhindert        ­Herausforderungen für die
                               täler, durch geeignete Maßnah-        werden konnte, dass die Gesund-        ­Stad­tver­waltung in den
                               men vor den Auswirkungen der          heitsversorgung oder die öffentli-      ­kommenden ­Monaten sein?
                               Corona-Pandemie schützen und          chen D
                                                                          ­ ienstleistungen zusammen-         Ich denke, ganz zentral wird sein,
                               sie möglichst leistungsfähig erhal-   brechen, wie wir das in einigen          wie wir es schaffen durchzuhal­
                               ten. Zweitens müssen wir dafür        anderen Städten und Regionen             ten. Im Rahmen der Wiederöff-
                               Sorge tragen, dass die Stadt auch     gesehen haben, sondern im Ge-            nung ist es zentral, die epide­m i­
                               unter den schwierigsten Bedin-        gensatz dazu ganz hervorragend           ologische Situation sehr intensiv
                               gungen in vollem Umfang funkti-       funktionieren, ist der guten Vorbe-      zu beobachten und bei Bedarf
                               oniert. Diesen beiden Prioritäten     reitung und Qualität geschuldet,         extrem rasch Maßnahmen zu
                               haben sich alle u ­ nsere Maßnah-     die Wien in diesem Bereich hat.          setzen. Das ist natürlich am Land
                               men untergeordnet, und ich bin                                                 viel einfacher als in der Stadt, wo
                               sehr froh, dass wir dies­bezüglich    Welche Lehren haben Sie ganz             sehr viele Menschen auf relativ
                               bisher erfolgreich w­ aren.           persönlich aus der Krise gezogen?        engem Raum zusammenleben.
                                                                     Ich muss wirklich sagen, dass            Daher kommt der persönlichen
                               Was hätte die Stadt noch besser       ich immer wieder überrascht              Disziplin der Wienerinnen und
                               machen können?                        bin, wie leistungsfähig diese            Wiener beim Abstandhalten und
                               Ich denke, es wäre nicht sehr se-     Stadtverwaltung in schwierigen           auch beim Tragen von Masken in
                               riös, diesbezüglich jetzt schon       Situationen ist. Die Kolleginnen         jenen Bereichen, in denen es not-
                               Schlüsse zu ziehen. Hier bedarf es    und Kollegen geben alles, vor            wendig ist, zentrale Bedeutung
                                                                     allem auch im medizinischen              zu. Ich bin aber überzeugt, dass
                                                                     Krisenstab. Ich denke, dass wir          wir auch diese Herausforderung
                                                                     alle noch mehr als bisher darauf         gemeinsam meistern werden.
                „Wir testen und üben laufend                         achten müssen, dass sich unsere
               ­verschiedenste Krisenlagen.“                         Leute auch Pausen gönnen, um          teamwork@fsg-hg1.at
Politik & Gewerkschaft
                                                                                                                           13
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                                                     Querraunzer

                                      Demokratie
                                   in Lebensgefahr

         V
                  on „Wiederauf bau“ ist die ­R ede,                      ten. Wer sich beispielsweise ­unflätig in der
                  von einem Marshall-Plan für Euro­                       ­Öffentlichkeit benimmt, in den ­öffentlichen
                  pa – wie nach dem Krieg. Der                             Verkehrsmitteln lärmt oder raucht, be-
         „Kampf“ gegen das Coronavirus wurde                               kommt vom Staat Maluspunkte, wer ande-
         in Österreich als ein solcher inszeniert. In                      ren hilft, Bonuspunkte. Das offi­zielle Ziel
         den vielen Pressekonferenzen der Bundes-                          dieser Erziehungsmaßnahme ist der A  ­ ufbau
         regierung gab es offenbar die Strategie:                          einer „harmonischen Gesellschaft“. In der
         Gehorsam durch Angst. „Die Menschen                               Praxis: die möglichst lückenlose Überwa-
         sollen sich fürchten, dass ihre Eltern und                        chung aller Lebensbereiche. In Russland
         Großeltern sterben“, so wurde                                                  werden Kameras mit Gesichts-
         der Bundeskanzler in einem                                                     erkennungsfunktion genutzt,
         internen Sitzungsprotokoll                                                     ­alles nur zur „Sicherheit“ der
         zitiert. „Bald wird jeder von
                                                          „Angst                         Bürgerinnen und Bürger. Eine
         uns jemanden kennen, der                     ist der Feind                      „neue Normalität“ ist in vielen
         an Corona gestorben ist!“,                                                      Ländern eingekehrt. Alles eine
         ­sagte Sebastian Kurz in einem
                                                    der Demokratie“                      Frage des Sich-Gewöhnens.
          ZIB-Spezial-Inter v iew am
          30. März, als er eine weitere                                                  Die Oppositionsparteien haben
          Verschärfung der COVID-19-Maßnahmen verkün­          am Beginn der Krise einen Schulterschluss gezeigt
          dete. „Ich würde gern eine Alternative anbieten,     und S­ ammelgesetze auf den Weg gebracht. Rasch,
          aber es gibt keine!“ Alternativlose Gefolgschaft,    ohne ­v iele ­Debatten. Doch jetzt? Mit dem undurch-
          alter­nativloses Zusammenstehen, geeint gegen das    sichtigen Corona-­Modus, bei dem nicht klar war, wie
          Virus, und für Kurz: Seine Umfragewerte steigen      Entscheidungen zustande kamen, muss Schluss sein.
          und steigen.                                         Bei den riesigen Heraus­forderungen durch die Pan-
                                                               demie wollen und sollen die Oppositionsparteien,
          Angst ist der Feind der Demokratie. Sie lähmt das    die Sozialpartnerschaft mitreden. Demokratie lebt
          Denken und macht blind. Mündige Bürgerinnen und      von ­unabhängigen, starken Institutionen, von Trans-
          Bürger werden zu Untertanen, die auf ihre demokra-   parenz. Wenn der Diskurs als Hindernis, als „im Weg
          tischen Rechte und ihre Freiheitsrechte verzichten.  stehend“ dargestellt wird, dann ist die Demokratie
          Unter dem Deckmantel der Sicherheit ist es möglich,  in Lebensgefahr. Wir müssen wachsam bleiben. In
          die Rechte der Bürgerinnen und Bürger massiv zu-     der Krise aufgegebene Freiheitsrechte lassen sich
          rückzuschrauben. Angst ist ein Schlüssel zu mehr     nur schwer zurückerobern.
          Macht! Begonnen hat es schon vor knapp 20 Jahren:
          Massenüberwachung nach 9/11. Auch China setzt
          immer stärker auf Kontrolle. Die Technologie macht
          es möglich. Peking will ab 2020 alle 21,56 Mio.
          Bürgerinnen und Bürger nach Sozialpunkten bewer-
14   Reportage                                                                                              teamwork 02/2020

     Gesundheitsdienst

                                „Die Gesundheit muss der
             Warum das
            ­Hygiene­zentrum der
             Stadt Wien bei der
            ­Bekämpfung der
             ­Pandemie eine ganz
              zentrale Rolle spielt,
            ­erklärt dessen ­Leiter
              ­Nikolaus Salzer im
               ­teamwork-Interview.

                                                                                                                                  BILD: © KARIN ZAUNER
                                                   Nikolaus Salzer leitet das Hygienezentrum seit 1. Jänner 2019

            D
                   er Ger uch von Chlor            Abwehroffizier in der Miliz. In         „Denn wir sind zuständig für die
                   kriecht in die Nase, wenn       dieser Rolle war er auf zahlrei-        Totenbeschau und das Leichen-
                   man sich dem unschein­          chen internationalen Einsätzen,         wesen der Stadt Wien, Desinfek-
            baren Gebäude in der Rappach-          unter anderem auf einer UN-Mis-         tionen und insbesondere Entwe-
            gasse 40 in Simmering nähert.          sion im Libanon, und hat im Auf-        sungen. Wir betreuen auch die
            Mit jedem Schritt ein bisschen         trag der UN internationale Teams        Obduktionseinheit Simmering
            mehr. „Hygienezentrum der Stadt        geschult und geleitet. Dass er viel     und sind zuständig für die Ent-
            Wien“ prangt in großen roten           Erfahrung hat, wird spätestens in       lausung. Das alles musst du aus-
            Lettern vom Flachdach. Herr im         seinem Büro sichtbar. Über sei-         halten.“
            Haus ist Nikolaus Salzer. Er ist ge-   nem Schreibtisch zig Abzeichen
            lernter Maschinenbauingenieur,         unterschiedlicher Provenienz,           Wir setzen uns in einen Bespre­
            hat aber noch nie eine Maschine        Dienstgrade, Fotos von Einsätzen;       chungsraum, um über die a  ­ ktuelle
            gebaut, wie er selbst sagt, son-       auch das hellblaue UN-Barett ist        Pandemie zu sprechen.
            dern relativ lange in der Lebens-      angepinnt. Nicht zuletzt aufgrund       ­
            mittelindustrie gearbeitet – als       seiner Ausbildung im Umgang mit         War Europa auf diese Pandemie
            Schichtleiter.                         atomaren, biologischen und che-         gut vorbereitet?
                                                   mischen Szenarien (ABC) hat es          Ich glaube, die gesamte Welt war
            Bereits damals hatte er viel mit       ihn dann zur Stadt Wien verschla-       nicht gut genug vorbereitet. Inte-
            dem Thema Hygiene zu tun. Ne-          gen – in das Hygienezentrum der         ressant ist die Tatsache, dass für
            ben seinem „Brot-Job“ ist Salzer       MA 15. Zunächst war er stellver-        die Analysten diverser Regierun-
            seit 1988 beim Österreichischen        tretender Personalleiter, und seit      gen klar war, dass diese Bedro-
            Bundesheer und heute ein ABC-          1. Jänner 2019 ist er Leiter des        hung sehr wahrscheinlich und
                                                   Hygienezentrums, also Chef von          sehr gefährlich ist – nicht nur für
                                                   22 MitarbeiterInnen.                    die Gesundheit der Menschen,
                                                                                           sondern auch für die Wirtschaft
       „Bei uns im Haus waren die                  Sehr spezielle Anforderungen            und den Weltfrieden. Vor diesem
                                                   „Für die Arbeit hier musst du der       Hintergrund haben die Verant-
          ­Heimkehrer aus Wuhan                    richtige Typ sein, körperlich und       wortlichen das nicht ernst genug
                    ­einquartiert.“                psychisch belastbar“, meint er.         genommen.
Reportage
                                                                                                                                                               15
teamwork 02/2020

                                                                                                                        Gesundheitsdienst

Politik etwas wert sein.“

                                                                              BILD: © PID / ALEXANDRA KROMUS

                                                                                                                                                                    BILD: © PID / ALEXANDRA KROMUS
Ein Team der MA 15 kurz vor dem Einsatz                                                                        Desinfektion in einem Kindergarten in Penzing

  Woran machst du das fest?              Wir waren die ersten in Wien,                                         Seit der COVID-19-Krise bekom-
  Es gab erhebliche Mängel bei der Be-   die mit Verdachtsfällen in Berüh-                                     men wir zirka tausend E-Mails
  vorratung – auch in Österreich. Die    rung gekommen sind. Bei uns im                                        pro Tag und so an die 500 bis 600
  Produktion von strate­gisch wich-      Haus waren die Heimkehrer aus                                         Anrufe. Zwei Personen machen
  tiger S
        ­ chutzausrüstung, Desinfek-     der chinesischen Provinz Wuhan                                        nichts anderes als diese E-Mails
tionsmitteln und Medika­menten           einquartiert. Im ersten Durch-                                        zu sichten bzw. an diverse Vertei-
wurde von den europäi­­schen Staa-       gang Anfang Februar acht und                                          ler weiterzuleiten.
ten aus der Hand gegeben und ins         im zweiten vier. Sie wurden zwei
Ausland, zum Beispiel nach China,        Wochen bei uns isoliert und ver-                                      Alles besorgte Bürgerinnen und
­ausgelagert. Der Grund: Profitgier.     sorgt. Wir haben ihnen das Essen                                      Bürger?
 Es muss alles noch billiger sein,       organisiert, Wäsche gewaschen                                         Ja, aber auch Leute, die von der
 und der Shareholder-Value muss          und sie betreut. Damals gab es                                        Hotline 1450 direkt an uns wei-
 ­stim­men. Dumm gelaufen, dass          noch gar keine Fälle in Österreich                                    terverwiesen werden. Teilweise
  gerade ­China der Ausgangspunkt        und in Europa noch sehr wenig.                                        falsch, oder teilweise, weil die
  der Pandemie war, und daher die        Bundesminister Anschober war                                          MitarbeiterInnen der Hotline die
  Produktion dort niedergebrochen        da, Vertreter der Magistratsdirek­                                    Fragen selbst nicht beantworten
  ist und die ganze Welt dann nichts     tion und unser Amtsführender                                          können.
  mehr bekommen hat. Wir haben           Stadtrat. Sie sind hier zusammen-
  glücklicherweise zu einem sehr         gesessen und haben die Lage be-                                       Befasst du dich auch mit
  frühen Zeitpunkt, als die pan­         sprochen. Wenig später gab es die                                     ­Verschwörungstheorien?
  demische Entwicklung noch nicht        ersten Fälle in Kärnten, und dann                                      Ich schau mir auch die Verschwö-
  absehbar war, entschieden, sicher-     den ersten Fall in Wien. Von da an                                     rungstheorien an, weil wir natür-
  heitshalber Schutzausrüstung und       ist es rund gegangen.
  Desinfektionsmittel zu kaufen. Das
  war wirklich wichtig.                  Wie ist es dann weitergegangen?
                                         Wir haben rasch unsere Entlau-                                        „Wir brauchen eine gute Ausrüstung,
Wann habt ihr im Hygienezentrum          sungsstation geschlossen, um
von diesem gefährlichen Virus            Ressourcen frei zu bekommen
                                                                                                               weil wir sonst den Menschen in
­erfahren?                               und den Journaldienst verstärkt.                                      Wien nicht helfen können.“
16     Reportage                                                                                                 teamwork 02/2020

       Gesundheitsdienst

                   lich auch Anrufe mit derartigen
                   Fragen bekommen.

                   Wann rückt ihr aus?
                   Wenn die Stadt Wien eine Desin-
                   fektion behördlich anordnet – in
                   einem Kindergarten, in einem
                   öffentlichen Bus oder in einem
                   Postverteilzentrum. Dann rücken
                   wir aus, teilweise mit vier bis
                   sechs Leuten, teilweise am Sonn-
                   tag oder Feiertag. Wir haben

                                                                                                                                       BILD: © KARIN ZAUNER
                   zwei MitarbeiterInnen im Des-
                   infektionsdienst und drei Mit-
                   arbeiterInnen pro Tag, die den
                   ­Totenbeschaudienst fahren, in
                    drei Diensten: früh, spät und         Nikolaus Salzer erklärt die Schutzanzüge
                    nachts, also 24/7. Wir desinfizie-
                    ren hier im Zentrum, aber auch        scheidend ist, was wir bekämpfen       ner Naht, auf der Außenseite.
                    alle Fahrzeuge und Gegenstände,       wollen und auf welcher Oberflä-        „Kunststoffe enthalten Weichma-
                    die mit COVID-19-Patienten in         che. Wir verwenden hier nur jene       cher, die unter UV-Licht brüchig
                    Berührung gekommen sind. Da           Mittel, die auf Listen von aner-       und damit undicht werden kön-
                    wir einen Fuhrpark haben, brin-       kannten Instituten stehen.             nen. Daher haben alle Schutz-
                    gen wir derzeit die Abstrichpro-                                             anzüge ein Ablaufdatum. Ist es
                    ben vom Roten Kreuz in die ent-       Und bei Corona?                        deutlich überschritten, müssen
                    sprechenden Labors.                   Da haben wir das Glück, dass es        tausende Anzüge, ohne jemals
                                                          ein behülltes Virus ist und diese      getragen worden zu sein, wegge-
                   Welche Mittel verwendet ihr für        Lipidhülle des Virus mit normaler      worfen werden.“
                   Desinfektionen? Gibt es ein Art        Seife bei ordentlichem Hände­
                   Standardmittel?                        waschen zerstört werden kann.          Dann zeigt er auf einen w  ­ eißen
                   Nein, da gibt es viele verschiedene,   Daher: Händewaschen, Hände-            Anzug. „Dieser hier kostet 100 Eu-
                   je nach Anwendungszweck. Ent-          waschen, Händewaschen! Wich-           ro das Stück und es kann sein, dass
                                                          tig sind im medizinischen Bereich      du am Tag drei davon brauchst.
                                                          natürlich die Schutzausrüstungen.      Am Abend sind dann 300 Euro
                                                                                                 weg. Aber das ist so. Hier sind
Magistratsabteilung 15 –                                  Betriebswirtschaftlichkeit ist         betriebswirtschaftliche Berech-
­Gesundheitsdienst der Stadt Wien                         nachrangig                             nungen komplett fehl am Platz. Zu
                                                          „Apropos Schutzausrüstung. Ich         sagen, dann kaufen wir halt weni-
Die MA 15 ist als Landessanitätsdirektion Wien in         zeige dir was.“ Wir verlassen das      ger oder machen wir ­eine Wahr-
der Corona-Krise im medizinischen Krisenstab              Besprechungszimmer und gehen           scheinlichkeitsrechnung, ist abso-
­vertreten. Die Abteilung hat gesundheitsbehörd-          in einen anderen Raum. Ver-            lut fahrlässig. Die Gesundheit der
 liche als auch präventive Aufgaben. Sie setzt            schiedenfarbige Schutzanzüge           Menschen muss der Politik etwas
 Maßnahmen zur Verhütung, Früherfassung und Be-           hängen auf der Wandgarderobe.          wert sein. Das sehen wir jetzt in
 kämpfung von Krankheiten. Die Leistungen reichen         „Die Anzüge haben unterschied-         der Krise. Wir brauchen eine gu-
 von Schutzimpfungen, Gesundheitsvorsorge, me-            liche Qualitäten, je nach Ein-         te Ausrüstung, weil wir sonst den
 dizinische Untersuchungen und Beratung über Be-          satzzweck.“ Salzer fährt mit der       Menschen in Wien nicht helfen
 gutachtungen und Hygieneaufsicht, Desinfektionen         Hand in einen gelben Schutzan-         können“, ­betont er.
 und Entwesungen bis hin zu einer Rund-um-die-Uhr-        zug hinein und klappt das Etikett
 Bereitschaft des medizinischen Permanenzdiensts.         auf. „Made in China. Und genau         Versorgt ihr alle Amtsgebäude
 Zur MA 15 gehören die Bezirksgesundheitsämter,           das ist das Problem. Wir brau-         mit Desinfektionsmittel?
 die Gesundenuntersuchungsstellen, das Hygiene­           chen Anzüge, die in Österreich         Nein, wir haben hier nur Mittel für
 zentrum und die Tuberkulosevorsorgestellen.              produziert werden, und es wäre         den Eigenbedarf. Wir haben zum
 Berichterstattung zu Gesundheitsthemen, Frauen-          sinnvoll, im gesamten Bundesge-        Höhepunkt der Krise natürlich an-
 gesundheit sowie gender- und zielgruppenspezi-           biet die gleichen Schutzanzüge         dere Einsatzorganisationen, aber
 fische Projekte zählen zudem zum Aufgabenbereich         zu haben.“ Er zieht die Hand aus       auch medizinische Einrichtungen
 der MA 15.                                               dem Anzug heraus und streicht          mit Desinfektionsmitteln und
                                                          mit dem Zeigefinger entlang ei-        Schutzausrüstung unterstützt.
Reportage
                                                                                                                                                   17
                       teamwork 02/2020

                                                                                                               Gesundheitsdienst

                       Wer beurteilt die medizinische         Wie läuft die Zusammenarbeit            Seriöser Weise, soweit ich den wis-
                       ­Gefahr des Virus?                     mit den anderen Blaulicht­              senschaftlichen Stand kenne, kann
                        Der medizinische Krisenstab.          organisationen?                         man das noch gar nicht sagen.
                        Dort sitzen auch die AmtsärztIn-      Sehr gut. MA 70, MA 68 und MA
                        nen aus dem Bereich des medi-         15 Hygienezentrum arbeiten su-          Was könnte die Stadt Wien
                        zinischen Krisenmanagements           per zusammen. Man kennt sich            ­künftig besser machen?
                        und der Infektionsvorsorge. Sie       und ruft sich an. In dem Contai-         Wir sollten nach der Krise die Or-
                        beschäftigen sich unter anderem       ner vor unserem Haus sind gera-          ganisationsstruktur kritisch ana-
                        auch damit, Infektionscluster         de die Matratzen aus dem CO-             lysieren. Die Verantwortung liegt
                        herauszufinden und der Frage          VID-19-Betreuungszentrum der             in den Händen einiger weniger,
                        nachzugehen: Wie hängen Fälle         Messe Wien. Wir desinfizie­ren           die seit Monaten in den Einsatz-
                        zusammen? Da wird herumtele-          gerade tausend davon. Sie wer-           stäben sitzen. Das birgt die Ge-
                        foniert und vor Ort gefahren. Ziel    den von der Feuerwehr transpor-          fahr des Ausbrennens. Klar ist:
                        ist es, Infizierte einzugrenzen,      tiert. Ich rufe den Verbindungs-         Der Katastrophenschutz braucht
                        Kontaktpersonen abzusondern.          offizier der Feuerwehr an, und           ausreichend Ressourcen in Be­
                                                              dann funktioniert es einfach. Ins-       zug auf Infrastruktur, Personal,
                                                              gesamt ist es so, dass man bei uns       IT und Ausrüstung. Nur so kön-
                                                              das Gefühl hat: Dafür sind wir           nen große Krisen gut bewältigt
                                                              da! Dafür werden wir gebraucht!          werden.

                                                              Warst du bei der Errichtung des         Könnte sich die Stadt auch etwas
                                                              COVID-19-Betreuungszentrums in          vom Bundesheer abschauen?
                                                              der Messe Wien eingebunden?             Ja. Beim Heer wird der Lagebe-
                                                              Ja, gemeinsam mit dem ärztli­           richt wesentlich kompakter vor-
                                                              chen Leiter und anderen Experten        getragen, damit werden Sitzungs-
                                                              habe ich das Konzept erstellt. In-      marathons vermieden. Auch ein
                                                              nerhalb eines Wochenendes wur-          einziges Lagezentrum, in dem al-
                                                              de das Zentrum aufgebaut und            le Wiener Krisenstäbe tagen, alle
BILD: © KARIN ZAUNER

                                                              dann dem Arbeiter-Samariter-            Informationen zusammenlaufen
                                                              Bund übergeben. Großartig, was          und die Lage in dem Raum ab-
                                                              die Stadt imstande ist zu leisten.      gebildet wird, wäre meiner Mei-
                                                                                                      nung nach sehr sinnvoll.
                Ist das Ablaufdatum überschritten,            Ist für die MitarbeiterInnen die
                werden Schutzanzüge entsorgt                  COVID-19-Krise sehr belastend?          Die letzte Antwort ist notiert; wir
                                                              Nein, ich denke nicht. Die Mitar-       verabschieden uns voneinander.
                       Innenminister Nehammer hat             beiterInnen sind sehr motiviert,        Als ich aus dem Haus gehe, fällt
                       Wien angeboten, dass die Polizei       sie machen einen Super-Job. Es ist      mir wieder der Chlorgeruch auf –
                       die Einhaltung der Quarantäne          so, dass man bei uns das Gefühl         vorhin, im Hygienezentrum war
                       überprüft? Wie siehst du das?          hat: Dafür sind wir da! Dafür wer-      er irgendwie in den Hintergrund
                       Purer Populismus, da die Polizei       den wir gebraucht! Trotz aller Är-      getreten. Noch einmal drehe ich
                       mit ihren Kräften niemals in der       gernisse, weil bestimmte organi-        mich um zum hellblauen Gebäu-
                       Lage wäre, alle Menschen, die          satorische Dinge in der ­K rise nicht   de. Ein Leichenwagen ist einge-
                       in Quarantäne sind, rund um die        so funktionieren wie sie sollten.       bogen und hält. Im Hygienezen-
                       Uhr zu überwachen. Wir sind in                                                 trum geht der Alltag weiter. Die
                       keinem Polizeistaat! Es wäre ein       Zum Beispiel?                           Krise ist mittlerweile längst ein
                       fatales Signal, wenn die Polizei       Einerseits ändern sich die ge-          selbstverständlicher Teil davon
                       durch die Straßen patrouilliert,       setzlichen Vorgaben des Bunds           geworden.
                       Personen kontrolliert und ohne         ständig. Kaum haben wir irgend-
                       Durchsuchungsbefehl Wohnun-            was nachgezogen, kommt wieder           teamwork@fsg-hg1.at
                       gen betritt. Aus meiner Sicht ein      eine Änderung. Das führt dazu,
                       politisches Hick-Hack, nicht mehr.     dass wir Dinge, die wir schon auf
                                                              Schiene gebracht haben, wieder
                       Wie siehst du die Idee mit der App     umstoßen müssen.
                       und dem Contact-Tracing?                                                       „Es ist so, dass man bei uns das
                       Die App-Idee sehe ich sehr kritisch,   Wie wird es weitergehen? Wann
                       aufgrund des Datenschutzes. Ver-       hat die Gesellschaft das Virus
                                                                                                      ­Gefühl hat: Dafür sind wir da!
                       pflichtend bin ich total dagegen.      ­bekämpft?                               Dafür werden wir ­gebraucht!“
18       Gewerkschaft                                                                                                                                            teamwork 02/2020

                                   Frage & Antwort

                       Was ist ein „einseitiger Dienst-                                      Was bedeutet „Dienstfrei­                                              Werden Schwangere auto­
                       leistungsverzicht seitens der                                         stellung aufgrund von                                                  matisch freigestellt?
                       Dienstgeberin“?                                                       ­Vorerkrankungen“?
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                       S                                                                     A                                                                      N
                             eit März kennen wir diese ­Variante,                                    b 16. März 2020 hat die Stadt                                           ein, laut der Bundesregierung ge-
                             die Dienstfreistellung in Bereit-                                       Wien gefährdete Bedienstete                                             hören werdende Mütter nicht zur
                             schaft, wie die meisten sie nennen.                                     vom Dienst freigestellt, um diese                                       COVID-19-Risikogruppe. Es ­gäbe
                       Sie gilt als eine der Maßnahmen zur Ein-                              besonders zu schützen. Diese Regelungen                                keinerlei Hinweise, dass Schwangere
                       dämmung der Ausbreitung des Corona­                                   galten bis 3. Mai 2020.                                                durch eine COVID-19-Erkrankung mehr
                       virus (COVID-19).                                                        Die COVID-19-Risikogruppe wurde                                     gefährdet seien als andere Personen,
                                                                                             im Auftrag der Bundesregierung von einer                               und es gäbe keine Hinweise darauf, dass
                       Welche Bedingungen müssen für eine der­                               ExpertInnengruppe auf Basis bisheriger                                 ­C OVID-19 auf das Kind im Mutterleib
                       artige Dienstfreistellung vorliegen?                                  Erfahrungen aus internationalen und wis-                                übertragbar ist.
                       ¾ Die/der Bedienstete ist nicht für die                               senschaftlichen Ergebnissen ­erarbeitet.                                   Damit endete die weitaus kulantere
                          Aufrechterhaltung der kritischen Infra-                            Sie umfasst ganz genau definierte Vorer­                                Lösung der Stadt Wien zur Dienstfreistel-
                          struktur erforderlich.                                             krankungen. Daher musste auch die                                       lung aufgrund einer Schwangerschaft mit
                       ¾ Die Tätigkeit der/des Bediensteten                                  Stadt Wien diese Regelung ab 4. Mai ins                                 3. Mai 2020. Bei einer Schwangerschaft
                          kann nicht von zu Hause aus durchge-                               Dienstrecht übernehmen. Die F         ­ olge:                           kommt es darum zu keiner ­zwangsläufigen
                          führt werden.                                                      Etliche Bedienstete, die v ­ orher dienst-                              Freistellung mehr.
                       ¾ Für die/den Bedienstete/n ist keine                                 frei gestellt waren, gehörten nun nicht
                          Einsatzmöglichkeit in der eigenen bzw.                             mehr zu dieser von der ­Regierung defi-                                Regelungen für werdende Mütter wie
                          einer anderen Dienststelle gegeben.                                nierten Risikogruppe.                                                  vor der Corona-Krise:
                       Es ist Vorsorge zu treffen, dass die Person                              Seit 11. Mai beurteilen die z­ uständigen
                       jederzeit erreichbar ist, um sie im Bedarfs-                          ÄrztInnen anhand einer Checkliste die                                  Ein/e Arbeitsmediziner/in stellt fest, in-
                       fall einberufen zu können. Die Dienstfrei-                            Zugehörigkeit zur COVID-19-Risikogrup-                                 wieweit der konkrete Arbeitsplatz für die
                       stellung in Bereitschaft ist im unbeding-                             pe und stellen bei positiver Risikoanalyse                             werdende Mutter und das ungeborene
                       ten Ausmaß anzuwenden. So wenig wie                                   ein Attest aus. Dieses musste der Dienst-                              Kind geeignet ist. Eine entsprechende
                       möglich – so viel wie erforderlich.                                   geberin bis spätestens 22. Mai als Nach-                               Empfehlung wird ausgesprochen und
                          Besoldungstechnisch wird der einsei-                               weis vorgelegt werden. Gab es ein Attest,                              eine etwaige Freistellung erfolgt seitens
                       tige Dienstleistungsverzicht wie ein ge-                              mussten Dienstgeberin und Betroffene ge-                               der Dienstgeberin.
                       nehmigter Sonderurlaub gewertet, d. h.                                meinsam abklären, ob besondere Schutz-
                       es gebühren in dieser Zeit der Monatsbe-                              maßnahmen am Arbeitsplatz möglich                                      Ob es bei weiterer Erwerbstätigkeit zu
                       zug und eventuell pauschalierte Neben-                                sind. Falls nicht, kann Mobiles Arbeiten                               einer gesundheitlichen Gefährdung von
                       gebühren. Einzeln verrechnete Nebenge-                                (Home-Office) in Anspruch ­genommen                                    Mutter und/oder Kind kommen könnte,
                       bühren sind nicht fortzuzahlen.                                       werden. Ist auch das nicht möglich, be-                                entscheidet der/die FachärztIn für Gynä-
                          Wie lange diese Maßnahme noch wo                                   steht Anspruch auf Freistellung.                                       kologie – und kann bei Bedarf vorzeiti-
                       erforderlich ist, ist aus heutiger Sicht                                 Bis zur endgültigen Abklärung war Ur-                               gen Mutterschutz aussprechen.
                       (Mitte Mai) nicht absehbar. Im Zuge der                               laub zu konsumieren, nach Vorlage eines                                   Bis jetzt wurde keinerlei Übertragung
                       schrittweisen Wiederaufnahme des ur-                                  COVID-19-Attests wurde dieser rückwir-                                 des Coronavirus auf das Kind im Mutter-
                       sprünglichen Dienstbetriebs sind auch                                 kend in eine Freistellung umgewandelt.                                 leib nachgewiesen. Aus Vorsichtsgründen
                       die in Bereitschaft befindlichen Bediens-                             Bedienstete, die kein COVID-19-Attest er-                              fordert die Gewerkschaft trotzdem einen
                       teten wieder schrittweise zur Dienstleis-                             halten, sind einsatzfähig und können zur                               vorzeitigen Mutterschutz für werdende
                       tung heranzuziehen.                                                   Dienstleistung herangezogen werden.                                    Mütter in dieser Krisensituation.

                       julia.fichtl@wien.gv.at                                               margit.pollak@wien.gv.at                                               regina.mueller@wien.gv.at
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