Theater Lüneburg Herzlich willkommen zur Spielzeit 2019/20

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Theater Lüneburg Herzlich willkommen zur Spielzeit 2019/20
Theater
24. August 2019

                  Lüneburg
                  Herzlich willkommen zur Spielzeit 2019/20

        Ein Produkt der
Theater Lüneburg Herzlich willkommen zur Spielzeit 2019/20
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                                                                  Inhalt
                               Von Erlösung träumen und in                                            Spielplan
                                  der Realität erwachen                                                  7-9
                                            3-4
                                                                                         Starke Mädchen und ein
                                  Interview mit Sopranistin                                 runder Geburtstag
                                       Franka Kraneis                                             10-11
                                             4
                                                                                     Interview mit Balletttänzerin
                                     Geschichte(n), Humor                                  Claudia Rietschel
                                        und Reflexion:                                            11
                                     Das Schauspiel 19/20
                                              5-6                                         Rezept gegen Stillstand
                                                                                                   12-13
                                     Interview mit den
                                Schauspielern Philip Richert                                  Wiederaufnahmen
                                  und Matthias Herrmann                                              14
                                             6

                                                                       „Die Freiheit,
                                                                       frei zu sein.“
                                                                               Hannah Arendt,
                                                                         Philosophin und Publizistin

                                                                                                                                        Foto: nh/Dan Hannen

Impressum Theater Lüneburg · Eine Sonderbeilage der LANDESZEITUNG in Zusammenarbeit mit dem Theater Lüneburg · Anzeigenleitung: Thomas Grupe · Redaktion: Mona Behn,
Cécile Amend, Julia Drewes, Melanie Jepsen · Titelfoto: nh/tonwert21/Andreas Tamme · Druck: v. Stern‘sche Druckerei GmbH & Co. KG, Zeppelinstraße 24, Lüneburg
Theater Lüneburg Herzlich willkommen zur Spielzeit 2019/20
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Von Erlösung träumen und in
der Realität erwachen
Wie wäre die Welt doch schön, wenn sie          ben und Verzeihen nötig haben, sehnen wir
anders wäre als sie ist. Wie wäre die Welt      uns nach Erlösung. Nach jemandem, der
doch schön, wenn da jemand wäre, der            einem die Last der Verantwortung für das
mich erlöst durch seine (oder ihre) vorbe-      eigene Tun für einen Moment von den
haltlose und grenzenlose Liebe. Wie wäre        Schultern nimmt, der einen so annimmt
die Welt doch schön, wenn wir vermoch-          und liebt, wie man ist (oder wie man zu
ten, die viel zu früh verstorbenen Gelieb-      sein glaubt). Geht das überhaupt? Kann ein
ten aus dem Reich der Toten zurückzuho-         anderer Mensch das für uns tun? Der Hol-
len, wenn Poesie und Schönheit unser Da-        länder in Wagners romantischer Oper ist
sein bestimmten, wir uns aufgehoben und         so jemand. Verflucht, auf immer rastlos
angenommen und nie mehr allein fühlen           über die sieben Weltmeere zu fahren als
müssten.                                        Strafe für seinen Stolz, seinen Hochmut,
   Musiktheater und Tanz sind die geeig-        seine Selbstüberschätzung. Alle sieben Jah-
neten Orte, um uns diese Träume zu erzäh-       re darf er an Land gehen – und findet er        Júlia Cortés,
len, genauer: um uns Geschichten zu er-         eine Frau, die bereit ist, alles für ihn auf-   Ballett
zählen, in denen diese Träume exempla-          zugeben, ihn zu lieben, dann ist er erlöst.
risch ausgesprochen, dargestellt und            Mit unvergleichlichem romantischem Far-
durchlebt werden. Die neue Spielzeit am         benreichtum zeichnet Wagner die Ge-
Theater Lüneburg eröffnet im Großen             schichte des Holländers und der Seemann-
Haus mit der Oper „Orpheus und Eurydi-          stochter Senta nach. In einer stürmischen
ke“ von Christoph Willibald Gluck. Glucks       Nacht begegnet das Schiff von Kapitän Da-
„Reformoper“ steht an der Schwelle zwi-         land dem Geisterschiff des Holländers. Da-
schen der barocken Virtuosen-Oper des 17.       land bittet den bleichen Fremden an Land
und 18. Jahrhunderts und den realistische-      und lädt ihn in sein Dorf ein – und dort        Gabriela Luque,
ren, den Menschen in den Blick nehmen-          trifft dieser auf Dalands Tochter Senta, die    Ballett
den Werken des 19. Jahrhunderts. Orpheus        seit jeher vom Holländer geträumt hat. Sie
liebt „seine“ Eurydike über alles, doch die     ist nur zu bereit, alles hinter sich zu las-
Götter entreißen ihm die Geliebte. Ein          sen, das Spinnen und Nähen tagaus, tag-
Schlangenbiss tötet sie. Orpheus, der Sän-      ein, die Liebe Eriks, die sie nicht erwidern
ger, der Musiker, der Künstler, will das Un-    kann, die Enge des Dorfes, um dem Hol-
abänderliche nicht wahrhaben. Er verlangt       länder zu folgen – Erlösung nicht nur für
Einlass in das Totenreich. Er will nichts we-   ihn sondern auch für sie?
niger als mit den Mitteln des Gesangs, der
Kunst also, die Gesetze der Natur außer         „Das Musiktheater lässt uns einen
Kraft setzen. Und die Götter, betört von        Blick in das Innerste der Menschen
seinem Gesang, gewähren ihm diese Gunst         werfen.“
unter jener einen, rätselhaften, berühmt           Musikalisch könnte der Gegensatz zwi-
gewordenen Bedingung: Orpheus darf sich         schen Glucks frühklassischer Ordnung und
auf dem Weg „nach oben“ nicht nach Eu-          Klarheit einerseits und Wagners romanti-
rydike umdrehen. Er muss an das Wunder          schem Furor kaum sein; von Sehnsucht
glauben, er muss vertrauen, sich darauf         und Hoffnung, Leid und Verzweiflung, Lie-
verlassen, dass sie hinter ihm ist.             be und Verlust sind beide gekennzeichnet.
                                                Und vom Blick in die Seelen und seelischen                        Beate
„Liebe, Eifersucht und Verrat – das sind        Abgründe der Menschen. Diesen Seelen-                             Weidenhammer,
die Zutaten für große Musicals.“                blick ermöglicht im Übrigen auch die Mo-                          Schauspiel
   Die Liebe und die Sehnsucht nach Glück       no-Oper „Das Tagebuch der Anne Frank“,
als zentrale Kraftquellen, als Motiv und        die in dieser Spielzeit im T.3 gespielt
„Schwungrad“ für die kleinen wie großen         wird.
Entscheidungen des Lebens, davon erzählt           Und dann endet die Spielzeit mit
auch Boris Pasternaks Jahrhundertroman          einem absoluten Ausrufezeichen.
„Doktor Schiwago“, der in Musicalform im        Nach dem „Struwwelpeter“ und „The
November auf den Spielplan des Theaters         Black Rider“ sind Philip Richert und
kommt. Vor dem Hintergrund der Ge-              Gregor Müller reif für Shakespeare –
schichte Russlands in der ersten Hälfte des     und für eine noch intensivere Zusam-
20. Jahrhunderts entfaltet sich eine dra-       menarbeit mit allen Sparten des
                                                                                                                                  Fotos: nh/Jochen Quast

matische und leidenschaftliche Dreiecks-        Hauses. Gemeinsam nehmen sie sich
geschichte. Liebe, Eifersucht und Verrat,       Shakespeares vielleicht rätselhaftes-
Sehnsucht, Leidenschaft und Stolz – das         tes Stück vor, den „Sturm“: eine ein-
sind die Zutaten für mitreißende Geschich-      same Insel voller undurchschauba-
ten und für große Musicals.                     rer Wesen, Geister und allerhand
   Weil wir als Menschen unweigerlich           Intrigen und Verwirrnis, das wird
schuldhaft werden, Fehler machen, Verge-        zu einer ganz eigenen Mischung
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                                               „Chaos PUR!“
                            Phong LeThanh,
                            Ballett              Die Sopranistin Franka Kraneis studier-        Franka Kraneis,
                                                 te an den Musikhochschulen in Frankfurt        Musiktheater
                                                 und Hamburg. Es folgten Festengage-
                                               ments am Landestheater Mecklenburg und
                                               am Stadttheater Bremerhaven. Gastverträ-
                                               ge führten die Sopranistin zudem u. a. zum
                                               Sommerfestival Schloss Britz in Berlin, an
                                               die Theater Dortmund, Osnabrück, Schwe-
                                               rin, Oldenburg und Pforzheim sowie an das
                                               Ständetheater in Prag und das Deutsche
                                               Schauspielhaus Hamburg. Seit Beginn der
                                               Intendanz von Hajo Fouquet gehört Fran-
                                               ka Kraneis fest zum Ensemble des Theater
                                               Lüneburg.

                                               Was war Ihr schönstes Erlebnis am Thea-
                                               ter Lüneburg?
                                                   Das Briefduett mit Signe Heiberg in „Fi-
                                               garos Hochzeit“ und das Schlussterzett im
                                               „Rosenkavalier“ waren zwei meiner schöns-
aus Musiktheater und Schauspiel, Rocko-        ten Erlebnisse der vergangenen zwei Jah-
per und romantischer Komödie, Tanz und         re. Ich habe dann das Gefühl, dass die Zeit
Spektakel.                                     für einen Augenblick stehen bleibt. Solche
                                               Momente gelingen nur im Team, wenn die
„Das kann man nicht vertanzen? Man             Regie, die Musik, die Energie der Zuschau-
nicht – Olaf Schmidt schon!“                   er und letztendlich wir als Sänger zusam-
   „Der kleine Prinz“ gehört zu den meist-     menklingen.
gelesenen Geschichten weltweit und er-
zählt auf scheinbar einfache und doch tief-    Welche war Ihre schönste Rolle hier?
gründige Art und Weise von uns Menschen           Angefangen bei der Antonia in „Hoff-
und unseren Stärken und Schwächen. Und         mans Erzählungen“ in Hajo Fouquets Re-
davon, was wirklich wichtig ist. Dass man      gie, Sophie Scholl im T.3 in einer ganz in-
diese Geschichte sehr wohl und äußerst         timen Produktion von Friedrich von Mans-
berührend und mitreißend tanzen kann,          berg, Gilda in „Rigoletto“ mit Ulrich Kratz
erfuhren die Besucher des Theaters schon       als meinem Vater, wo wir uns beide sehr
zum Ende der vergangenen Spielzeit – wie       vertrauen durften, oder die Susanna im „Fi-
gut, dass der Tanzabend von Olaf Schmidt       garo“, die so vielschichtig angelegt war, und
und Anselmo Zola in die neue Spielzeit         natürlich zuletzt die Sophie im „Rosenka-
übernommen wird.                               valier“, eine Produktion, die besonders
   Das Tanzstück „Caravaggio“ bringt uns       schön für unser gesamtes Ensemble war!
einen italienischen Maler und sein wider-
sprüchliches Leben näher. Es erzählt uns       Was war Ihr schönster Irrtum?
aber auch von seiner unvergleichlichen            In einer Vorstellung von „Neues vom
Kunst, seiner bahnbrechenden Fähigkeit,        Tage“, in der die Musik hochkomplex und
Licht und Schatten einzufangen und dar-        sehr anspruchsvoll ist, übersprang ich an
aus Bilder größter Intensität und Span-                                                        Ulrich Kratz,
                                               einem Abend versehentlich zwei Sei-
nung zu erschaffen. Seien Sie gespannt, wie                                                    Musiktheater
                                               ten im Klavierauszug. Die Inspi-
Ballettdirektor Olaf Schmidt dies in die       zientin hörte meinen Text als
Sprache des Tanzes übersetzt.                  Stichwort und gab das Zeichen
   Der zweite neue Tanzabend der kom-          zum Schließen des Vorhangs.
menden Spielzeit basiert auf einem „Skan-      Die Szene war aber noch
dalstück“, das Frank Wedekind zum Ende         lange nicht vorbei! Das Or-
des 19. Jahrhunderts schrieb: „Frühlings Er-   chester spielte munter wei-
wachen“ erzählt von jungen Menschen, die       ter, meine Kollegen sangen
sich den Weg ins Erwachsenenleben zu er-       hinter dem geschlossenen
kämpfen versuchen, die Liebe, Sexualität       Vorhang und versuchten,
und die Sehnsucht nach Freiheit und Auf-       zu mir nach vorne zu
bruch kennen lernen und in ihrem Suchen,       kommen, und ich stand
                                                                                                               Fotos: nh/Jochen Quast

mit ihren Fragen von den Erwachsenen im        mutterseelenallein auf
Stich gelassen werden. Ein Blick in die See-   der Vorderbühne. Chaos
len der Menschen ist auch diese Geschich-      PUR! Gott sei Dank fiel
te. Wie daraus ein Tanzabend entsteht?         mein Missgeschick nicht
Auch das werden wir sehen – in der nun         weiter auf, da die Oper oh-
kommenden Spielzeit am Theater Lüne-           nehin sehr witzig und skurril
burg. nh/Friedrich von Mansberg                angelegt war.
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Geschichte(n), Humor und
Reflexion: Das Schauspiel 19/20
„Das Theater ist weder eine Schulstube           dass die eigene Welt massiv in Gefahr ge-
noch ein Priesterseminar. Die Leute sollen       raten ist. Die Inszenierung wird zudem mit
entweder lachen oder flennen. Oder bei-          einer Besonderheit in der Besetzung auf-
des.“ Carl Zuckmayer beschrieb so das Po-        warten, die dazu einlädt, diesen bekann-
tenzial des Theaters. Und genau das ver-         ten modernen Klassiker noch einmal ganz
spricht der neue Spielplan des Schauspiels:      neu zu entdecken.
Stücke, die zum Mitdenken, Mitfühlen und             Eine echte Komödie, und zwar eine der
Mitlachen anstiften. Der gesteckte Bogen         besten, folgt gleich darauf: „Schöne Be-
hat dabei viel mit der Geschichte unseres        scherungen“ von Alan Ayckbourn führt
Landes zu tun. 75 Jahre Ende des Zweiten         aufs Heiterste vor, wie schnell familiäre
Weltkrieges und damit 75 Jahre Befreiung         Bande an Weihnachten ins Trudeln gera-
vom Nationalsozialismus, 70 Jahre Grund-         ten können.
                                                                                                         Karl Schneider,
gesetz, 30 Jahre Mauerfall: Diese und an-            Den historischen Bogen setzt das aktu-
                                                                                                         Musiktheater
dere Jahrestage werden begangen. Grund           elle Stück „Aus Staub“ von Jan Neumann
genug für das Schauspiel, einen Teil der         fort. Anhand von wechselnden Mietern
neuen Produktionen der Frage zu widmen:          und Mieterinnen einer Wohnung, die aus
Worauf fußt das Selbstverständnis unse-          den Trümmern des Zweiten Weltkrieges
res Landes eigentlich? Was hat uns zu dem        wiederaufgebaut wurde, wirft „Aus Staub“
gemacht, was wir heute sind? Und haben           einige Schlaglichter auf über 75 Jahre bun-
wir wirklich aus der Geschichte gelernt?         desrepublikanischer Geschichte. Wie die
   Bei aller Reflektion: Theater lebt von        große Geschichte sich in unseren eigenen
live erzählten Geschichten. Und das Thea-        Biographien niederschlägt – auch das wird
ter kann selbst da, wo es bitter wird, mit       dieses Stück erfahrbar machen. „Aus Staub“
Leichtigkeit erzählen, mit einer guten Por-      führt die Reihe der Gegenwartsdramatik
tion Humor und also mit Lachen.                  auf der Großen Bühne fort, die mit „Der
   In diesem Sinne eröffnet das Schauspiel       goldene Drache“ und „Die Opferung von
die Spielzeit dieses Mal nicht mit einem         Gorge Mastromas“ besondere Beachtung
schweren Stoff wie „Hamlet“, „Medea“ oder        beim Publikum fand.
„Die Nibelungen“, sondern mit einem                  Mit „Emilia Galotti“ steht ein echter
Stück, das fast schon eine Komödie ist:          Klassiker auf dem Programm. Lessings
„Biedermann und die Brandstifter“, Max           Werk dockt unmittelbar an unserem Spiel-
Frischs wohl berühmtestes Stück. Es ist          zeitmotto an: „Die Freiheit, frei zu sein“,
eine erstaunlich amüsante Parabel über das       ein Zitat von Hannah Arendt. In „Emilia
Wegsehen und einfach so Weitermachen             Galotti“ sind alle Menschen Zwängen un-
in Zeiten, in denen jeder erkennen kann,         terworfen. Freiheit, sei es die persönliche
                                                                                                                                 Foto: nh/Jochen Quast

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Theater Lüneburg Herzlich willkommen zur Spielzeit 2019/20
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                                                   „Tolle Stimmung“ &
Jan-Philip Walter
Heinzel,
Schauspiel
                                                   „groSSe Spielfreude“
                                                   Schauspieler Philip Richert stammt aus der
                                                   Lüneburger Heide und studierte Schau-
                                                   spiel an der Schule für Schauspiel, Ham-
                                                   burg. Es folgten Festengagements an der
                                                                                                   Matthias
                                                   Landesbühne Hannover und am Theater
                                                                                                   Herrmann,
                                                   für Niedersachsen. Seit 2010 gehört Philip
                                                                                                   Schauspiel
                                                   Richert zum Ensemble am Theater Lüne-
                                                   burg. Hier schlüpft er seit fünf Jahren im-
                                                   mer wieder in die Rolle der alternden
                                                   Showdiva Lulu Mimeuse. Zusammen mit
                                                   Gregor Müller inszenierte er die Junk-Oper
                                                   „Struwwelpeter“ sowie „The Black Rider“.
                                                   In der neuen Spielzeit inszeniert das Duo
oder die politische, ist noch ein frommer          Shakespeares „Der Sturm“ als großes, spar-
Wunsch. Ein gedankenreicher Klassiker,             tenübergreifendes Spektakel.
und doch auch ein guter Krimi: Liebe, Rän-
kespiele, eine Entführung, ein Mord und            Was war Ihr schönstes Erlebnis am Thea-
die Frage, ob es für Emilia einen Ausweg           ter Lüneburg?
gibt: Lessing wusste, das Theater auch un-            Das war vielleicht der Applaus nach der
terhalten darf.                                    „Black Rider“-Premiere und die tolle Stim-
    Geradezu grotesk geht es in der Komö-          mung nach jeder Show. Wir waren uns da-          Nach seiner Schauspielausbildung an
die „Sein oder Nichtsein“ nach dem be-             vor tatsächlich nicht sicher, wie das an-     der Berliner Hochschule für Schauspiel-
rühmten Film von Ernst Lubitsch zu. Ein            kommen würde.                                 kunst Ernst Busch arbeitete Schauspieler
polnisches Theater gerät 1939 in die Müh-                                                        Matthias Herrmann an verschiedensten
len der Zensurbehörde. Statt der geplanten         Welche war Ihre schönste Rolle hier?          Bühnen Deutschlands: u. a. Theater an der
politischen Farce wird „Hamlet“ wiederauf-           Das war wahrscheinlich der Faust. Das       Parkaue,     Kammertheater        Karlsruhe,
genommen. Aus Spiel wird bitterer Ernst,           Zusammenspiel mit Gregor Müller war toll      Schlossfestspiele Ettlingen, Berliner En-
und plötzlich geht es wahrhaftig um Sein           und hat uns auch als Regie-Team zusam-        semble, Kunstfest Weimar und Festspiele
oder Nichtsein. Lubitsch bewies ähnlich            men gebracht.                                 Bad Hersfeld sowie an der Württembergi-
wie Charlie Chaplin, dass scharfer Witz und                                                      schen Landesbühne Esslingen (WLB). Ne-
das Verlachen des Bösen ein Mittel gegen           Was war Ihr schönster Irrtum?                 ben seiner Tätigkeit als freischaffender
die Ohnmacht sein kann. Zudem ist „Sein               Wir sind mal paddeln gewesen auf der       Theaterschauspieler arbeitete Matthias
oder Nichtsein“ eine Hommage an das The-           Ilmenau und dachten, die Abendprobe           Herrmann auch für Film und Fernsehen.
ater selbst.                                       würde um 19 Uhr starten. Dann sind wir        Seit der Spielzeit 2010/11 gehört er zum fes-
    Im T.NT Studio ist weiterhin dichtes           gekentert und klatschnass ins Theater ge-     ten Schauspielensemble des Theater Lüne-
Schauspiel hautnah zu erleben. Wiederauf-          gangen. Gegen 18.30. Da warteten alle, weil   burg. Darüber hinaus ist er hier auch als
genommen wird das Zweipersonenstück                es um 18 Uhr losging. Also haben wir nass     Regisseur tätig.
„Konstellationen“. Was wäre, wenn wir in           und gut gelaunt geprobt.
vielen parallelen Universen existierten?                                                         Was war Ihr schönstes Erlebnis am Thea-
Auf dem Weg aus immer neuen Abzwei-                                                              ter Lüneburg?
gungen formt sich eine Liebes- und Krank-                                                           Das ist für mich immer noch der Ap-
heitsgeschichte der besonderen Art – in                                                          plaus nach einer gelungenen Inszenierung
                                                                               Philip Richert,
szenischen Variationen so beeindruckend                                                          oder einer guten Vorstellung. Und eine Be-
                                                                               Schauspiel
gespielt, „dass der Zuschauer nur staunen                                                        gebenheit nach einer Vorstellung. Eine Zu-
kann.“ (Landeszeitung, 20.05.19) Um Le-                                                          schauerin kam auf mich zu und bedankte
bensfragen geht es auch in dem charman-                                                          sich bei mir. Mein Spiel der Rolle hätte sie
ten Theaterstück nach dem Buch von Axel                                                          tief berührt und ihren Blickwinkel auf das
Hacke: „Die Tage, die ich mit Gott verbrach-                                                     Leben und die Welt erweitert. Was will
te“. Ein Mann und Gott höchstselbst füh-                                                         man mehr.
ren ein gewitztes, teils urkomisches, dann
aber wieder sehr anrührendes Gespräch                                                            Welche war Ihre schönste Rolle hier?
über – Gott und die Welt. Durch welchen                                                             Natürlich immer die nächste! Aber zwei
Theaterzauber ganze Welten im T.NT Stu-                                                          waren für mich gleichermaßen Herausfor-
dio entstehen, kann schließlich auch bei                                                         derung und große Spielfreude: Big Daddy
der Umsetzung von „Moby Dick“ erlebt                                                             in „Die Katze auf dem heißen Blechdach“
                                                Fotos: nh/Jochen Quast

werden: ein Schauspieler, ein Schlagwer-                                                         und Richter Adam „Der zerbrochne Krug“.
ker und der epochale Roman von Herman
Melville – Theater pur. „Es öffnet sich nicht                                                    Was war Ihr schönster Irrtum?
nur der Mund beim Lachen, sondern das                                                               Dass man nach vielen Berufsjahren mit
Gehirn. Und ins Gehirn können Nägel der                                                          sehr vielen Rollen als Erfahrung im Gepäck
Vernunft eintreten.“ (Franca Rame) nh/                                                           glaubt: Jetzt weiß ich wie es geht! Und
Hilke Bultmann                                                                                   dann kommt die nächste Rolle.
Theater Lüneburg Herzlich willkommen zur Spielzeit 2019/20
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Der Spielplan
▶▶THE BLACK RIDER – THE CASTING OF THE        ▶▶ORPHEUS   UND EURYDIKE                       ▶▶BIEDERMANN    UND DIE BRANDSTIFTER
MAGIC BULLETS                                 Oper von Christoph Willibald Gluck             Schauspiel von Max Frisch
Musik, Gesangstexte und Buch von Tom          Premiere: 21.9.19, 19 Uhr / Großes Haus        Premiere 27.9.19, 20 Uhr / Großes Haus
Waits, Robert Wilson und
William S. Burroughs                          Die Götter nehmen Orpheus seine gelieb-        In der ganzen Stadt lodert es. Tagtäglich
Wiederaufnahme:                               te Eurydike. Daraufhin verlangt er, in das     liest Herr Biedermann, wo es wieder ge-
8.9.19, 19 Uhr / Großes Haus
                                              Totenreich eingelassen zu werden und die       brannt hat. Er schimpft auf seine Nach-
                                              Geliebte wieder mitnehmen zu dürfen.           barn, die den Brandstiftern offenbar Tür
Nur noch vier Mal ist das schauerlich-schö-      Olaf Schmidt realisiert zu Beginn der       und Tor öffnen. Wie unvorsichtig muss
ne „Märchen für Erwachsene“ zu sehen, in      Saison diese große Geschichte als Mi-          man sein, denkt er sich, und lädt selbst ei-
dem Wilhelm um seine Liebe Käthchen           schung aus Oper und Tanztheater. Sinnli-       nen völlig Unbekannten ins Haus ein. Der
ringt, der Jäger Robert sein Recht fordert,   cher, bildkräftiger und vielschichtiger kann   Ex-Ringer Schmitz will ja auch gar nichts
der zwielichtige Stelzfuß Zauberkugeln an-    Musiktheater kaum sein.                        Außergewöhnliches. Ihm reicht der Dach-
bietet und der Wald sich von seiner dun-                                                     boden – und etwas Menschlichkeit. Herr
kel-romantischen Seite zeigt.                 ▶▶TIGERMILCH                                   Biedermann zwingt sich zur Toleranz –
   „Es stimmt alles: knackiger Gruselrock     Schauspiel nach dem Roman von Stefanie         auch dann noch, als auf seinem Dachbo-
mit eingängigen Hooklines (siehe auch:        de Velasco, Bühnenfassung von Catharina        den Fässer mit Benzin deponiert werden.
,Rocky Horror Picture Show‘), live gespielt   Fillers / Ab 15 Jahre                              Herr Biedermann könnte die Wahrheit
von den ,Böhzen Buben‘, Richerts starke       Premiere 26.9.19, 20 Uhr / Junge Bühne T.3     erkennen, aber er stellt sich blind. Warum
Stimme, fantastische Masken und Kostü-                                                       er dies tut, das ist die Kernfrage dieser
me, dämonische Lichteffekte, punktgenau       Ein rasantes Stück über Freundschaft, Er-      amüsanten, bitteren Parabel über Vertrau-
agierende Darsteller.“ (Landeszeitung,        wachsenwerden, Träume und eine manch-          en, Opportunismus, Lüge und Verdrän-
12.2.18)                                      mal bittere Realität: Nini und Jameelah        gung.
                                              sind beste Freundinnen. Der Sommer liegt
▶▶KONSTELLATIONEN                             vor ihnen und die Welt wartet nur darauf,      ▶▶MONGOS
Schauspiel von Nick Payne                     erobert zu werden. Sie verlieben sich, ver-    Schauspiel von Sergej Gößner / Ab 14 Jahre
Wiederaufnahme: 14.9.19, 20 Uhr / T.NT        suchen es mit einem Liebeszauber und           Wiederaufnahme 2.10.19, 20 Uhr / Junge
Studio                                        sind zusammen unverwundbar. Doch es            Bühne T.3
                                              liegt ein Schatten über allem, denn Jamee-
Was wäre wenn: Eine Frau und ein Mann         lah droht die Abschiebung. Und dann be-        Eine Jugend im Rollstuhl – wer will das
begegnen sich in Paralleluniversen – und      obachten sie auch noch einen Mord …            schon. Aber Francis und Ikarus, die cools-
in der Liebe, der Krankheit, im Tod. Ein                                                     te WG der Reha-Klinik, machen das Beste
grandioser Schauspieler-Abend!                                                               daraus!

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                                                                       (Ich) geh hin!
                                                                            Theater verbindet.
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          Ihr Theatertaxi..                                            Harald Lutterloh
                                                                       Tel. (0 41 31) 24 97 27 · Fax (0 41 31) 799 224
    wir bringen Sie sicher                                             Nicolaus-Harms-Ring 3, 21407 Deutsch Evern

  zur Vorstellung und zurück
                                                                       volksbuehne-lueneburg@t-online.de
                                                                       www.volksbuehne-lueneburg.de
Theater Lüneburg Herzlich willkommen zur Spielzeit 2019/20
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▶▶SINGIN‘   IN THE RAIN                       ▶▶SCHNEEWITTCHEN UND DIE SIEBEN                ▶▶DIE   DREI VON DER TANKSTELLE
Musical von Betty Comden, Adolph Green,       ZWERGE                                         Film-Operette von Werner Richard Hey-
Nacio Herb Brown und Arthur Freed             Familienballett von Olaf Schmidt / Ab 5        mann und Robert Gilbert, Bühnenfassung
Wiederaufnahme 6.10.19, 19 Uhr / Großes       Jahre                                          von Christian Struppeck und Andreas Ger-
Haus                                          Wiederaufnahme: 2.11.19, 15 Uhr / Junge        gen
                                              Bühne T.3                                      Premiere: 11.1.20, 20 Uhr / T.NT Studio
Endlich am Theater Lüneburg: „Singin‘ in
the Rain“, nach dem wohl bekanntesten         Ein Hit, der nun schon in der dritten Spiel-   Viele der bekanntesten Schlager der drei-
Musicalfilm aller Zeiten! Hollywood, 1927:    zeit in Folge auf dem Spielplan steht. Olaf    ßiger Jahre gehören in den gleichnamigen
Der Tonfilm erobert die Kinos. So soll nun    Schmidts Version des Märchens der Brü-         Film, und die Geschichte der drei Jungge-
auch im neuen Film von Don Lockwood           der Grimm begeistert junge wie ältere Be-      sellen hat nicht nur Heinz Rühmann be-
und Lina Lamont – dem Traumpaar des           sucher im T.3 immer wieder aufs Neue!          rühmt gemacht. „Ein Freund, ein guter
Stummfilms – gesprochen werden. Für                                                          Freund“, „Hallo, du süße Frau“ und „Lieb-
Lockwood kein Problem, doch Linas schril-     ▶▶SCHÖNE   BESCHERUNGEN                        ling, mein Herz lässt dich grüßen“ sind nur
le Stimme ist ein Albtraum. Sie zu synchro-   Komödie von Alan Ayckbourn                     einige der unverwüstlichen Melodien, die
nisieren scheint die perfekte Lösung – bis    Premiere: 2.11.19, 20 Uhr / Großes Haus        seither in keiner Hitliste fehlen dürfen!
das Publikum Lina live hören will …                                                          Nun eröffnen die drei ihre Tankstelle im
                                              Alle Jahre wieder: Weihnachten steht vor       T.NT, um endlich die Frau ihrer Träume für
▶▶DER   KLEINE PRINZ (UA)                     der Tür. Fest der Liebe und Familie. Alles     sich gewinnen zu können.
Tanztheater von Olaf Schmidt und Ansel-       ist perfekt vorbereitet – und schon geht es
mo Zolla nach Antoine de Saint-Exupéry        los: Die Streitereien beginnen, das Festes-    ▶▶CARAVAGGIO     (UA)
Wiederaufnahme: 10.10.19, 20 Uhr / Großes     sen verbrennt und die ersten Geschenke         Tanzstück von Olaf Schmidt
Haus                                          gehen zu Bruch. Es entspinnt sich ein ve-      Premiere: 18.1.20, 20 Uhr / Großes Haus
                                              ritabler Familienkrach, brodelnde Ge-
Erneut arbeiteten Olaf Schmidt und Tho-       schwisterrivalität, zerbröselnde Ehen, zer-    Wer war Michelangelo Merisi, jener bedeu-
mas Dorsch für einen Tanzabend mit ext-       platzte Träume inbegriffen. Selbst der         tende Maler des Frühbarocks, den man nur
ra neu komponierter Musik zusammen.           Weihnachtsmann gerät in Gefahr.                unter dem Namen Caravaggio kennt? Vom
Diesmal nahmen sich die beiden sowie              Alan Ayckbourn ist der Meister der tief-   einfachen, mittellosen Maler stieg er rasch
Gastchoreograph Anselmo Zolla einer der       gründigen britischen Komödie. Ein urko-        zum Günstling der Kardinäle in Rom auf,
bekanntesten Geschichten des 20. Jahr-        misches und ach so wahres Weihnachts-          seine innovative Maltechnik beeindruck-
hunderts an: „Der kleine Prinz“ – ein wun-    fest!                                          te zeitgenössische wie nachfolgende Ma-
derschönes Plädoyer für Freundschaft und                                                     ler, sorgte aber auch für Neid und Miss-
Mitmenschlichkeit.                            ▶▶DOKTOR   SCHIWAGO                            gunst.
                                              Musical von Lucy Simon, Michael Weller,            Hervorstechendes Merkmal seiner Ge-
▶▶GRIMM!                                      Michael Korbie und Amy Powers                  mälde ist der deutliche Hell-Dunkel-Kon-
Junges Musical von Peter Lund und Tho-        Premiere: 16.11.19, 20 Uhr / Großes Haus       trast. Er malte zudem „nach der Natur“;
mas Zaufke / Ab 14 Jahre                                                                     sein Realismus bezog sich sowohl auf die
Premiere: 25.10.19, 20 Uhr / Junge Bühne      Der Roman über Juri Schiwago, Dichter          Art der Darstellung, vor allem der abgebil-
T.3                                           und Arzt, hin und hergerissen zwischen         deten Menschen, als auch auf die Alltäg-
                                              den Fronten der russischen Revolution ge-      lichkeit der gezeigten Szenen.
Nächste Runde beim „Jungen Musical“ –         nauso wie zwischen zwei völlig unter-              Licht und Schatten, Bewegung im
und diesmal geht es ab in den Wald. Die       schiedlichen Frauen, brachte seinem Au-        Raum, eine Malerei voller Sinnlichkeit und
Autoren haben sich dem Märchen der Brü-       tor den Literaturnobelpreis. Nun erreicht      Leben, vor allem aber Caravaggio selber,
der Grimm auf sehr unkonventionelle Art       die bewegende Geschichte die Musicalbüh-       der für viele zum Inbegriff des „verruchten
genähert. So heißt Rotkäppchen eigentlich     ne! Lucy Simon orientiert sich in ihrer Ad-    Künstlers“ wurde und ein Leben voller Kon-
Dorothea und hasst ihr rotes Käppchen.        aption an so großen Vorbildern wie „Les        flikte und Widersprüche führte, ständig
Und der Wolf, der auf den Namen Grimm         Miserables“: opulente, romantische Musik       auf der Suche, ständig auf der Flucht – all
hört, ist, wenn man ihn erst einmal ken-      und eine Erzählung, die mehr als 30 Jahre      das thematisiert Olaf Schmidt in seiner ge-
nengelernt hat, zum Verlieben cool.           umfasst – und doch am Ende vor allem ein       tanzten Biographie.
                                              Thema hat: Die Liebe, die alles beherrscht,
▶▶DIE TAGE, DIE ICH MIT                       uns mehr beeinflusst als alle Vernunft, al-    ▶▶MOBY    DICK
GOTT VERBRACHTE                               les politische Kalkül, alles Machtstreben.     Theaterstück nach dem Roman von Her-
Theaterstück nach dem Buch von Axel Ha-                                                      man Melville
cke, Bühnenfassung von Robert Koall           ▶▶DER   RÄUBER HOTZENPLOTZ                     Premiere: 8.2.20, 20 Uhr / T.NT Studio
Premiere: 1.11.19, 20 Uhr / T.NT Studio       Familienstück von Otfried Preußler / Ab 6
                                              Jahre                                          Ahabs Jagd auf den weißen Wal und Mel-
Was will Gott? Das fragt sich der Mann,       Premiere: 29.11.19, 15 Uhr / Großes Haus       villes epochaler Roman darüber liefern
der eben genau ihn trifft: Gott.                                                             Stoff genug für einen theatralen, musika-
    Ein heiterer, philosophischer Abend       Einer der bekanntesten Kinderbuchklassi-       lischen, höchst eigenen Abend im T.NT –
über Gott und die Welt! Axel Hackes Tex-      ker kommt in der Vorweihnachtszeit auf         inklusive einer ganzen Reihe von besonde-
te stecken voller Witz und Alltagsbeobach-    die Bühne des Theater Lüneburg: der Räu-       ren Charakteren, die sich zwischen dem
tungen – tiefere Erkenntnisse nicht ausge-    ber Hotzenplotz mit Kasperl und Seppel,        Gegensatz aus Schicksal und Entschei-
schlossen.                                    der Großmutter, dem bösen Zauberer Pet-        dungsfreiheit bewegen.
                                              rosilius Zwackelmann, der hilfreichen Fee
                                              Amaryllis und vielen anderen!
Theater Lüneburg Herzlich willkommen zur Spielzeit 2019/20
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▶▶DIE ERSTAUNLICHEN ABENTEUER DER              ▶▶PINGUINE KÖNNEN KEINEN KÄSEKUCHEN              ras Frau. Bevor das Techtelmechtel aufflie-
MAULINA SCHMITT                                BACKEN                                           gen kann, ist die Zeit für private Befind-
Schauspiel von Finn-Ole Heinrich und Dita      Schauspiel von Ulrich Hub / Ab 6 Jahre           lichkeiten vorbei. Die Deutschen marschie-
Zipfel / Ab 9 Jahre                            Premiere: 25.3.20, 10 Uhr / Junge Bühne T.3      ren ein. Und plötzlich geht es wahrhaftig
Premiere: 13.2.20, 10 Uhr / Junge Bühne T.3                                                     um Sein oder Nichtsein. Um das Schlimms-
                                                Was passiert, wenn Pinguine heimlich ei-        te zu verhindern, schlüpft Josef Tura in die
Stark und mutig, sprachgewitzt und sehr        nen Käsekuchen vertilgen, der ihnen nicht        Rolle seines Lebens …
emotional, das ist Maulina Schmitt, die        gehört? Das ist bei diesem wahnsinnig               Ernst Lubitsch bewies mit seinem welt-
Heldin mehrerer Jugendbücher von Finn-         ­witzigen Krimi mit zwei Pinguinen, einem        berühmten Film, dass intelligente Komik
Ole Heinrich! Und wenn das Leben es ihr         Maulwurf, einem Huhn und einem Staub-           und scharfer Witz eine Stärkung gegen das
auch nicht leicht macht: Maulina lässt sich     sauger zu erleben!                              absolute Böse sein können.
nicht unterkriegen, sie geht den Dingen
auf den Grund und sagt allem, was sie stört,   ▶▶EMILIA   GALOTTI                               ▶▶BAD   GIRLS – KNASTSCHWESTERN
den Kampf an!                                  Trauerspiel von Gotthold Ephraim Lessing         Junges Musical von Kath Gotts, Maureen
                                               Premiere: 27.3.20, 20 Uhr / Großes Haus          Chadwick und Ann McManus / Ab 16 Jahre
▶▶AUS   STAUB                                                                                   Premiere: 16.5.20, 20 Uhr / Junge Bühne T.3
Schauspiel von Jan Neumann                     Macht, Willkür, Moral und Eros: Der Herr-
Premiere: 15.2.20, 20 Uhr / Großes Haus        scher des Landes hat ein Auge auf die Bür-       Die Handlung des Musicals mit seinen au-
                                               gerliche Emilia Galotti geworfen. Eine Lie-      ßergewöhnlichen Charakteren basiert auf
Wie sind wir geworden, was wir heute sind?     belei mit ihr käme ihm gerade recht, um          der gleichnamigen, preisgekrönten briti-
Welche großen Bewegungen formten das           den Überdruss, den er empfindet, zu über-        schen Fernsehserie. Im fiktionalen Gefäng-
Land, in dem wir leben? Welche Umbrü-          winden. Doch Emilia ist dem Grafen Appi-         nis Larkhall angesiedelt, erzählt die Story
che fallen uns zuerst ein, wenn wir an das     ani versprochen, die Hochzeit steht kurz         von der neuen, idealistischen Aufseherin
Deutschland der vergangenen 75 Jahre           bevor. Der erste Plan des skrupellosen           und ihren Auseinandersetzungen mit dem
denken? Und wo stehen wir jetzt? Aus           Kammerherrn Marinelli, dies zu verhin-           altmodischen Vorgesetzten und dessen
Trümmern und Staub wurde das Haus in           dern, schlägt fehl, der nächste ist weit grau-   Handlangerin.
der Schubertstraße 45 im Frankfurter           samer: Appiani wird bei einem fingierten
Westend wiederaufgebaut. 1950 bezog die        Überfall erschossen, Emilia auf das Lust-        ▶▶FRÜHLINGS   ERWACHEN (UA)
erste Mieterin eine Wohnung im zweiten         schloss des Prinzen entführt, vorgeblich zu      Tanzstück von Olaf Schmidt nach dem
Stock. Bis 2018 sollten ihr etliche Mietpar-   ihrer Sicherheit. Dort sieht sie sich mit        Drama von Frank Wedekind
teien folgen: vom italienischen Gastarbei-     dem Wunsch konfrontiert, ein selbstbe-           Premiere: 23.5.20, 20 Uhr / Großes Haus
ter über eine Durchschnittsfamilie bis hin     stimmtes Leben zu leben – und mit ihrem
zum Sohn der ersten Mieterin, seines Zei-      eigenen Begehren.                                Mutig und seiner Zeit voraus prangert We-
chens Lehrer und auf dem Weg in die De-                                                         dekind in seinem Drama die bornierten
menz – Allesamt höchst unterschiedliche        ▶▶JUST   SO                                      Moralvorstellungen des 19. Jahrhunderts
Vertreter der Geschichte. Ausschnitthaft       Junges Musical von George Stiles und An-         und das daraus resultierende Leid an. Sei-
und durchaus lakonisch lässt „Aus Staub“       thony Drewe / Ab 6 Jahre                         ne Sprache, aber auch die schonungslose
ein großes Zeitpanorama entstehen.             Premiere: 16.4.20, 10 Uhr / Musikschule der      Direktheit der Geschichte haben bis heu-
                                               Hansestadt Lüneburg                              te nichts von ihrer Kraft und Aktualität
▶▶KUNST   VER-RÜCKT TANZ                                                                        eingebüßt. Im Zentrum der Geschichte ste-
Junge Choreograph*innen aus dem Ballett-       Rudyard Kiplings Geschichten für den „al-        hen die beiden Gymnasiasten Moritz und
ensemble                                       lerliebsten Liebling“ bilden die Grundlage       Melchior sowie die vierzehnjährige Wend-
Premiere: 28.2.20, 20 Uhr / Junge Bühne T.3    für dieses fantasievolle Junge Musical über      la. Alle drei suchen nach Verständnis, nach
                                               Mut, Individualität und Freundschaft.            Antworten auf die sie bedrängenden Fra-
Wieder präsentieren die Mitglieder der                                                          gen – und werden von den Erwachsenen
Ballettkompanie eigene Choreographien          ▶▶DAS    TAGEBUCH DER ANNE FRANK                 im Stich gelassen. Wedekinds dramatische
im T.3.                                        Junge Oper von Grigori Frid / Ab 12 Jahre        Vorlage bietet starke Impulse für ein span-
                                               Premiere: 16.4.20, 20 Uhr / Junge Bühne T.3      nendes und vielschichtiges Tanzstück!
▶▶DER   FLIEGENDE HOLLÄNDER
Romantische Oper von Richard Wagner            Diese Oper lässt uns tief in die Seele von       ▶▶DER   STURM
Premiere: 7.3.20, 20 Uhr /Großes Haus          Anne Frank blicken. Zu erleben ist ein           Ein Musik-Theater-Projekt nach William
                                               Stück Zeitgeschichte, aber auch ein sehr         Shakespeare von Gregor Müller, Philip Ri-
Wagners „Holländer“ ist ein Schauermär-        persönliches Seelenportrait – nicht nur für      chert, Thomas Dorsch und Benjamin Alb-
chen, passend in der Entstehungszeit der       junge Zuschauer.                                 recht
                                                                                                Premiere: 27.6.20, 20 Uhr / Großes Haus
Oper, als Übersinnliches und Fantastisches
Hochkonjunktur hatte. Der Holländer be-        ▶▶SEIN   ODER NICHTSEIN
reist mit seinem Geisterschiff rastlos die     Komödie von Nick Whitby nach dem Film            Ein wenig Drama und ziemlich viel Rock-
Meere. Nur einmal alle sieben Jahre darf       von Ernst Lubitsch                               oper, eine gehörige Portion Bilderbuch und
er an Land gehen. Von seinem Fluch erlöst                                                       ein Schuss Tanztheater: Nach den großen
werden kann er nur durch die bedingungs-       Warschau 1939. Das Polski Theater probt          Erfolgen „Struwwelpeter“ und „The Black
lose Liebe einer Frau. Wieder sind sieben      die NS-Farce „Gestapo“. Aber noch vor der        Rider“ wagen sich Gregor Müller und Phi-
Jahr um und er trifft auf Senta, die in dem    Premiere wird sie von der Zensurbehörde          lip Richert nun an das wohl faszinierend-
Fremden sogleich jenen Mann erkennt, der       verboten. Das Theater nimmt kurzerhand           ste Werk von William Shakespeare: „Der
seit jeher durch ihre Träume geistert. Ist     seinen „Hamlet“ wieder auf, mit dem eitlen       Sturm“. Zu erleben ist eine Erstaufführung
sie es also, die den Holländer erlösen kann?   Josef Tura in der Titelrolle. Doch immer         mit Mitgliedern aller drei Sparten – zu Mu-
Oder erlöst er vielmehr sie aus ihrem en-      dann, wenn er zum Monolog „Sein oder             sik, komponiert von Philip Richert und
gen, eintönigen und vorgezeichneten Le-        Nichtsein“ anhebt, steht ein junger Mann         Benjamin Albrecht im Stil von Tom Waits
ben?                                           im Publikum auf und geht. Es ist der Flie-       und den Tiger Lillies, und arrangiert von
                                               geroffizier Sobinsky, der Liebhaber von Tu-      Thomas Dorsch.
Theater Lüneburg Herzlich willkommen zur Spielzeit 2019/20
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Rhea Gubler,
Ballett            Starke Mädchen und ein
                    runder Geburtstag
                                              So ein Theater ist ja gewissermaßen eine      Maulens, würde sie nicht sofort einen tod-
                                              riesige Wundertüte – und wenn man die         sicheren Agentenplan schmieden, wie sie
                                              öffnet, purzeln einem fremde und vertrau-     ihr altes Leben zurückbekommen kann!
                                              te Figuren, Geschichten, Melodien und Bil-    Und zum Glück gibt es ja auch alte und
                                              der entgegen. Und jede neue Spielzeit ist     neue Freunde und ihren Großvater, den Ge-
                                              auch wieder so eine Tüte, mit neuen Ge-       neral von Käse, um ihr dabei zu helfen.
                                              schichten, neuen Figuren, die uns eine Wei-       Das Mädchen Anne Frank ist uns wohl
                                              le begleiten und beschäftigen, ehe sie wie-   allen bekannt, um nicht zu sagen vertraut.
                                              der von anderen Gestalten und Zauberwe-       Vor einigen Jahren war sie schon einmal
                                              sen, Melodien und Bilderreigen abgelöst       auf der Jungen Bühne T.3 zu sehen, in ei-
                                              werden. Und wir, die Theatermachenden,        nem Schauspielerinnensolo. Jetzt werfen
                                              die diese Figuren und Geschichten zum Le-     wir noch einmal einen Blick auf diese Fi-
                                              ben erwecken, hoffen natürlich, dass un-      gur, dieses Mal mit den Mitteln des Musik-
                                              sere neuen Geschichten Ihr und Euer In-       theaters: Die Junge Oper „Das Tagebuch
                                              teresse wecken, dass sie eine Weile in Eu-    der Anne Frank“ lässt das Publikum tief in
                                              ren und Ihren Köpfen und Herzen zu Hau-       die Seele von Anne Frank blicken. Auch
                                              se sein dürfen und Euch begleiten. Wem        hier, in der Oper, ist Anne allein auf der
                                              werdet Ihr und werden Sie also demnächst      Bühne – und erzählt von sich und ihrer
                                              in der Jungen Bühne T.3 begegnen? Da sind     Welt, die im Versteck verengt ist, auf we-
                                              zunächst mal viele starke Frauen und Mäd-     nig Raum und den Blick durch ein Dach-
                                              chen – angefangen mit den vierzehnjähri-      fenster, und die dennoch alles enthält, was
                                              gen Freundinnen Nini und Jameelah, die        Welt ausmacht: Liebe, Streit, Nachdenk-
                                              in derselben Hochhaussiedlung leben und       lichkeit, Zorn, Glück, Freude, Ängste und
  Niklas Schmidt,                             unzertrennlich sind. Gemeinsam streifen       Hoffnungen.
  Schauspiel                                  sie Tag für Tag durch die Straßen Berlins,
                                              immer bereit für ein Abenteuer, für einen
                                              aufregenden Kick, und sie platzen fast vor
                                              Sehnsucht nach allem, was Leben heißt.
                                              Zu zweit fühlen sie sich auch stark genug,
                                              die Konflikte auszuhalten, die sie um sich
                                              herum erleben: Konflikte innerhalb der               „Zehn Jahre
                                              Freundesclique und innerhalb der Famili-          Junge Bühne T.3
                                              en, aber vor allem: die drohende Abschie-
                                              bung Jameelahs. Ein Sommer bleibt den
                                                                                                  in Lüneburg,
                                              Freundinnen noch, ein Sommer, den die            das sind zehn Jahre
                                              beiden nie vergessen werden!
                                                  Eine ebenso starke junge Frau ist Doro-
                                                                                               voller Geschichten
                                              thea, auch Rotkäppchen genannt. Rot-                und Figuren,
                                              käppchen – kennt man doch, oder? Aber
                                              so, wie dieses Dorothea-Rotkäppchen im
                                                                                                zehn Jahre voller
                                              Jungen Musical „Grimm!“ daher kommt,               Theater für ein
                                              hat man die bekannte Märchenfigur bis-            junges Publikum
                                              lang eher nicht gesehen. Sie hasst ihr ro-
                                              tes Käppchen und findet dafür den Wolf,                von vier
                                              nachdem sie ihn näher kennengelernt hat,           bis 20 Jahren.“
                                              doch ganz cool, zum Verlieben geradezu.
Pau Pérez Piqué,                              Und wie das mit den sieben Geißlein wirk-
Ballett                                       lich war, erfährt das Publikum in diesem
                                              rasanten und unkonventionellen Musical
                                              nebenbei auch noch.
                                                  Weniger märchenhaft, aber ungeheuer
                                              phantasie- und temperamentvoll geht es           Neben so vielen starken Mädchen und
                                              bei Maulina in „Die erstaunlichen Aben-       Frauen gibt es in der neuen Spielzeit aber
                                              teuer der Maulina Schmitt“ zu. Zunächst       auch ein Wiedersehen mit dem umjubel-
                                              mal muss Maulina mit der Trennung ihrer       ten Kinderballett „Schneewittchen und die
                     Fotos: nh/Jochen Quast

                                              Eltern und dem Auszug aus ihrem gelieb-       sieben Zwerge“ und mit zwei ebenso coo-
                                              ten Königreich Mauldawien und Einzug ins      len wie verletzlichen jungen Männern: In
                                              schreckliche Plastikhausen klarkommen.        „Mongos“ sehen wir die Jungen Ikarus und
                                              In eine neue Schule muss sie auch gehen,      Francis, die sich in einer Reha-Klinik ken-
                                              fern von ihren alten Freunden und der ver-    nenlernen und beschließen, trotz ihrer
                                              trauten Umgebung. Aber Maulina wäre           Handicaps eine wilde und aufregende Ju-
                                              nicht die uneingeschränkte Königin des        gend zu erleben.
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                                                                                         Alexander Tremmel,
                                       Tülin Pektas,                                     Musiktheater
                                       Schauspiel

                                                 Claudia Rietschel,
                                                 Ballett

    Und zum Schluss unternehmen wir ei-
nen Ausflug in die Tierwelt und lernen da-
bei auch noch was, denn: „Pinguine kön-
nen keinen Käsekuchen backen.“ Schon ge-
wusst? Aber essen können sie ihn, und das
tun sie auch, die zwei Pinguine in unserem
neuen Stück für Kinder – obwohl der Kä-
sekuchen, den sie da bis auf die letzte Ro-
                                                    „Intensive Partie“
sine verspeisen, ihnen gar nicht gehört.
Und damit fangen die Probleme dann auch             Claudia Rietschel absolvierte ihre Ausbil-     Was war Ihr schönstes Erlebnis am Thea-
an: Denn jetzt kommt der Maulwurf vor-              dung an der Staatlichen Ballettschule Ber-     ter Lüneburg?
bei, auf der Suche nach seinem Käseku-              lin. Es folgten Engagements am Staatsthe-         Ich habe im Theater meinen Mann ken-
chen, den er sich zum Geburtstag bestellt           ater Meiningen, am Mecklenburgischen           nengelernt.
hatte. Was für ein Glück für die Pinguine,          Staatstheater sowie bei der Deutschen
dass Maulwürfe so schlecht sehen können!            Tanzkompanie in Neustrelitz. Seit der          Welche war Ihre schönste Rolle hier?
Die beiden haben sich schon fast aus der            Spielzeit 2010/11 ist Claudia Rietschel En-       In der Tragödie „Orestie“ vertraute mir
Affäre gezogen, als das Huhn um die Ecke            semblemitglied des Theater                     Olaf die Elektra an. Das war eine sehr star-
kommt. Es hat seinen inkontinenten                  Lüneburg.                                       ke und intensive Partie.
Staubsauger dabei und – aber das verraten
wir jetzt nicht, das muss man selber sehen,                                                               Was war Ihr schönster Irrtum?
nächstes Jahr, in der wunderbaren Wun-                                                                       Mein Kostüm in „Zar und Zim-
dertüte, die da „neue Spielzeit in der Jun-                                                                mermann“ – ich war ein Kubus,
gen Bühne T.3“ heißt.                                                                                       einfach schrecklich lächerlich!
    Apropos Wundertüte: Unsere wunder-
schöne, große Theaterwundertüte, die Jun-
ge Bühne T.3 wird zehn Jahre alt! Und das
ist natürlich ein guter Grund zum Feiern.
Zehn Jahre Junge Bühne T.3 in Lüneburg,
das sind zehn Jahre voller Geschichten und
Figuren, zehn Jahre voller Theater für ein
junges Publikum von vier bis 20 Jahren
(und häufig auch darüber – denn das T.3
ist eine junge Bühne für alle!), das sind vie-
le unterschiedliche Regiehandschriften,
Einladungen zum Norddeutschen Kinder-
und Jugendtheaterfestival „Hart am Wind“
und zu den KinderStücke-Tagen in Mül-
heim/ Ruhr – und das alles feiern wir mit
ganz viel Theater und Party und Work-
shops und und und … vom 2. November
bis zum 11. November, natürlich nur im T.3!
nh/Sabine Bahnsen
12

Britta Focht,
Schauspiel          Rezept gegen
                     Stillstand
                     Es gibt magische Zahlen. Eine ist die
                      100 000 und meint Besucher. Die 100 000
                     sagt ja nichts über die reine Qualität der
                     Kunst aus. Aber über Akzeptanz, und die
                     ist nicht minder wichtig und ohne Quali-
                     tät nicht zu gewinnen. Zu seiner zehnten
                     Spielzeit am Theater Lüneburg muss In-
                     tendant Hajo Fouquet die magische Zahl         Wallace Jones,
                     wohl neu bestimmen, denn mittlerweile ist      Ballett
                     es die 110 000, die durchbrochen sein will.
                     Das muss nicht sein, aber klappt zurzeit,
                     ohne dass der Spielplan nur aus „Zauber-
                     flöte“ und anderen Besuchsgaranten be-
                     steht.
                         Ein gutes Dutzend Intendanten hat seit
                     1946 das Lüneburger Theater geführt. We-
                     nige blieben lang. Willie Schmitt (1949–
                     1959) und Heinz Zimmermann (1959–1968)
                     brachten es immerhin auf ein rundes Jahr-
                     zehnt. Den Rekord aber hält Jan Aust, der
                                                                                     Christoph Vetter,
     Yves Dudziak,   19 Jahre von 1991 bis 2010 das Haus mit ru-
                                                                                     Schauspiel
     Schauspiel      higer Hand auf hohem Niveau durch Sturm
                     und Wind führte. Zur neuen Spielzeit nun
                     feiert Hajo Fouquet mit Co-Geschäftsfüh-
                     rer Volker Degen-Feldmann, dem Mann der
                     Zahlen, seine zehnte Spielzeit. Die Zwi-
                     schenbilanz – es gibt ja noch weitere Fou-
                     quet-Jahre! – fällt rundum positiv aus. Hajo
                     Fouquet hat ein wirksames Rezept gegen
                     Stillstand gefunden, und das Publikum
                     zieht mit.
                         Bleibt jemand lange im Amt, dann droht
                     möglicherweise eine gewisse Erstarrung.
                     Der Autor dieser Zeilen – das im Kleinge-
                     druckten – hat mehr als 30 Jahre lang Kul-
                     turberichterstattung für Lüneburg und
                     drumherum in den Tasten. Also lieber
                     schnell zurück ins wahre Theater! Das Fou-
                     quet-Rezept gegen künstlerischen Still-
                     stand lautet knapp gefasst: Konstanz und
                     Wandel.
                         Wenn jenem Anfangsjahr im Jahr 2010
                                                                                          Wout Geers,
                     ein Zauber innewohnte, so viel Hesse-Zi-
                                                                                          Ballett
                     tat muss sein, so war aller Anfang, so viel
                     Kalauer muss auch sein, sprichwörtlich
Sarah Altherr,       schwer. Fouquet setzte schnell Zeichen, das
Ballett              warf manche aus geruhsamer Routine und
                     sorgte für neue Gesichter, frischen Wind
                     und ein paar Sturmböen.
                         Das Schauspiel zum Beispiel bekam wie-
                     der ein festes Ensemble und was für eins!
                     Das junge Team wuchs schnell zusammen,
                     kam gut an und fuhr sogar gemeinsam in
                     Urlaub. Matthias Herrmann und Philip Ri-
                     chert sind bis heute da, Gregor Müller und
                                                                                                         Fotos: nh/Jochen Quast

                     Martin Skoda nach wie vor gern gesehene
                     Gäste. Das Musiktheater verjüngte sich
                     zum Beispiel durch Franka Kraneis, die
                     auch zehn Jahre später unverändert jun-
                     gen Charme ausstrahlt.
                         Entscheidender noch waren die Wech-
                     sel an Kernstellen. Die sind bei jeder neu-
13
                                                                                                 Stefanie Schwab,
                                                                                                 Schauspiel
en Intendanz üblich, jeder Chef formt sich     nem Aufbau herausforderndes Stück wie
sein Team. Das geht nicht ohne Diskussi-       „Gorge Mastromas“ zum Überraschungser-
onen, nicht ohne schmerzhafte Schnitte.        folg, inszeniert vom 29-jährigen Jakob Ar-
Immer wieder war und ist auch heute der        nold. Oder „The Black Rider“, eine rockige,
Diplomat Fouquet gefragt.                      düstere, visuell verstörende „Freischütz“-
    Nicht jede Entscheidung erweist sich als   Fassung. Die durchaus vorher vorhandene
Volltreffer. Schauspieldirektor Udo Schür-     Sorge, dass die Rockoper älteres Publikum
mers Zeit war nach einem Jahr abgelaufen.      verstören könnte, verpuffte. „The Black Ri-
Der neue Ballettdirektor Francisco Sanchez     der“ wurde ein Hit und kommt im Septem-
Martinez überführte die Ballettsprache von     ber erneut auf die große Bühne.
Ingrid Burmeister zwar in Richtung Tanz-           Eins noch: Die Ära Fouquet, so kann es
theater, fand aber nicht den rechten Draht     wohl schon jetzt genannt werden, zeichnet
zu seiner Compagnie. 2013 kam Olaf             sich auch durch eine verstärkte Öffnung
Schmidt, und das Ballett begann einen ko-      zum Publikum aus. Etwa mit den – ein-
metenhaften Aufstieg. Es ist heute einer       trittsfreien – Matineen vor den Ballettpre-
der großen Sympathieträger des Theaters,       mieren. Mehr noch mit den offenen Pre-
wird längst überregional beachtet.             mierenfeiern, bei denen sich Besucher,
    Ebenfalls 2013 musste Urs Michael          Künstler und alle, die hinter den Kulissen
Theus den Dirigentenstab weiterreichen.        für den Erfolg arbeiten, im Foyer treffen.
Aus Sinfonikern wurden bei Thomas              Nahbarkeit, das ist neben Konstanz und
Dorsch Symphoniker. Aber das ist nur ein       Wandel auch ein Garant für Erfolg.
optisches Zeichen. Das Orchester wurde             Und was waren nun die herausragenden
weiterentwickelt, neue Kooperationen und       Produktionen seit 2010? Die Antwort
                                                                                                                           Frances Marsal,
Spielorte kamen hinzu. Thomas Dorsch be-       bleibt aus. Leichter wäre es ohnehin, die
                                                                                                                           Ballett
reichert den Spielpan um eigene Kompo-         nicht so gelungenen zu nennen. Die gab es
sitionen und entwickelt Programmreihen.        auch und wird es weiter geben, aber ihre
Das Orchester bekommt und besteht He-          Zahl ist zum Glück überschaubar. Heraus-
rausforderungen. Dorsch schrieb ja gerade      ragend ist immer die nächste Produktion
eine von Hajo Fouquet inszenierte              und die heißt im Großen Haus „Orpheus
„Rosenkavalier“-Fassung für kleinere Be-       und Eurydike“, am 21. September, 19 Uhr.
setzung – und fand weit über Lüneburg hi-          PS: Es gab mal eine Zeit, da ging das Bil-
naus Anerkennung.                              dungsbürgertum vielleicht ins Meisterkon-
    Aufgewertet wurde der Kinder-/Jugend-      zert, aber nicht ins Lüneburger Theater.
bereich. Sabine Bahnsen kam mit Fouquet        Nasen wurden gerümpft, „man“ fuhr nach
nach Lüneburg und baute die Sparte im T.3      Hamburg. Das war einmal. Nach Hamburg
aus. Auch und gerade hier stiegen die Be-      ins Theater fahren, ist gut. Das Theater der
sucherzahlen rapide.                           Stadt besuchen, in der man lebt, ist besser,
    Wandel, der das Haus wach hält, braucht    hebt die Lebensqualität und bereichert
Mut. Junge, aufsteigende Regisseure be-        wird man auch. nh/Hans-Martin Koch
kommen in Lüneburg Gelegenheit, ihr
Können zu zeigen. So wurde in der vergan-
genen Spielzeit ein kaum bekanntes, in sei-

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                                                          Konstellationen
                                                                                Fotos: nh/tonwert21.de
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