DAS THEATER FESTIVAL 30. April - 9. Mai 2021
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03 APRIL 2021 05 THEATERZEITUNG 1 SPIELZEIT 2020|21 HEIDELBERGER STÜCKEMARKT I TA L DAS D I G THEATER FESTIVAL 30. April – 9. Mai 2021 www.heidelberger-stueckemarkt.de
2 05 THEATERZEITUNG APRIL 2021 NETZMARKT NETZMARKT Theater zwischen Zoom, Gaming und Film Kuratorin Lea Goebel über die Auswahl der »Netzmarkt«-Produktionen »A successful experiment in sub- jective storytelling«, schrieb die New York Times Anfang des Jahres über den digitalen Theaterabend »werther.live«. Das neu gegründete Kollek- tiv punktlive denkt digitales Theater als neue Kunstform und holt Goethes Brief- roman mithilfe von Zoom, eBay-Kleinan- zeigen und WhatsApp-Nachrichten in die Gegenwart. Während des Live-Streams tauschen die Zuschauer*innen dank Wer- thers Desktop in seine Welt und die Figu- renkonstellationen ein: Jeder Ordner, je- des Hintergrundbild und jeder offene Reiter des Internetbrowsers ist von Be- deutung für die Narration, ebenso die fiktiven Instagram-Profile der Figuren, mit denen man in Kontakt treten kann. Punktlive fusioniert in diesem klassi- schen Stoff Social Media mit Film und »werther.live« »Homecoming«, Foto Barbara Lenartz Theater und bringt ihn in eine neue Er- zählform. Sehnsucht nach Theater erzählt und nach Eine auch eher unbekannte Erzählform den Anforderungen an Räume fragt, in »werther.live« haben machina eX für ihr Projekt »Home- 9. Mai 2021, 18.30 Uhr denen Frauen sich frei bewegen, entwi- coming« gewählt. Das Kollektiv arbeitet ckeln und emanzipieren können. Der ei- seit Jahren an der Schnittstelle von Thea- gens für die Kopfhörer produzierte Sound »Homecoming« ter und Gaming. Nun haben sie sich für 4. Mai 2021, 17.00 und 20.00 Uhr sticht dabei hervor. den Messenger Dienst Telegram ent- schieden. Ein Abend, der sehr auf Inter- »A Room of Our Own« aktion, auf mitchatten, recherchieren und 4. Mai 2021, 20.30 Uhr mitraten ausgelegt ist und sich inhaltlich Streaming mit den physischen und psychischen Fol- www.theaterheidelberg.de gen der Pandemie auseinandersetzt. In diesem Online-Escape-Room scheint die EU-Behörde Euravoid, mit dem SHEL- Wer entscheidet über die Preise? TER-Schutzprogramm einen neuen Lö- sungsansatz geschaffen zu haben: Sie Die Jury des Heidelberger Stückemarkts lockt mit vereinfachtem Zugang zu prä- ventiven Maßnahmen, um besser durch die Pandemie zu kommen. Doch welchen Mitglieder der Jury beim 38. Heidelberger Stückemarkt sind Björn Hayer, Stefan Horn- Preis sind wir als Zuschauer*innen dafür bach, Laura Linnenbaum, Carola Unser und Jürgen Popig. Die Jury vergibt den deutsch- bereit zu zahlen? »Eine Frau muss Geld und ein eigenes sprachigen und den internationalen Autor*innenpreis, den Nachspielpreis sowie ge- Zimmer haben, um schreiben zu kön- meinsam mit der Jugendjury den Jugendstückepreis. nen«, so Virginia Woolf 1929 in ihrem Essay »A Room of One’s Own«. Diese Björn Hayer ist Germanist, Universitätsdo- Leiche« war für den Heidelberger Stücke- Jürgen Popig ist seit 2011|12 Leitender Forderung scheint in der aktuellen Situa- zent, Autor verschiedener Bücher und ar- markt nominiert, gewann den Osnabrücker Schauspieldramaturg am Theater und Or- tion dringender denn je. Das Perfor- beitet als Theater- und Literaturkritiker Dramatikerpreis und wurde zu den Auto- chester Heidelberg und künstlerischer Lei- mance- und Medienkunstkollektiv unter anderem für SPIEGEL Online, NZZ, rentheatertagen Berlin eingeladen. ter des Heidelberger Stückemarkts. Swoosh Lieu hat für den Mousonturm in Deutschlandfunk Kultur, Freitag und Thea- Laura Linnenbaum inszeniert seit 2011 als Carola Unser leitet seit der Spielzeit Frankfurt eine audiovisuelle Bearbeitung ter der Zeit. freischaffende Regisseurin. 2017 und 2018|19 gemeinsam mit der Regisseurin des Essays, eine »Vorstellung für Browser Stefan Hornbach arbeitet als Schauspieler 2019 wurde sie von der Zeitschrift Theater Eva Lange als Intendantin das Hessische und variables Publikum« erarbeitet. Ein und Theaterautor. Sein Stück »Über meine heute als Regisseurin des Jahres nominiert. Landestheater Marburg. JP technisch versierter Kurzfilm, der von der
HERZLICH WILLKOMMEN APRIL 2021 05 THEATERZEITUNG 3 HERZLICH WILLKOMMEN! Sveiki atvykȩ! »D ie Wirklichkeit wird brüchig tor*innenwettbewerb und in aufregenden und die Welt bekommt Risse. Gastspielen aus Vilnius zeigt der Heidel- Dahinter tun sich Abgründe berger Stückemarkt in diesem Jahr Ge- auf, die das bequeme Leben zu verschlin- schichten aus dem »Regenland«. gen drohen.« So begann das Grußwort, Apropos Digitalität: Neu im Stücke- das wir für 2020 geschrieben hatten. markt-Programm ist ein eigenes digitales Was damals ein allgemeines Lebensge- Programm, der »Netzmarkt«. Hier präsen- fühl ausdrücken sollte, ist durch die Pan- tieren wir drei beispielhafte, sehr unter- demie unerbittliche Realität geworden. schiedliche Möglichkeiten des Theaters im Der Heidelberger Stückemarkt 2020 digitalen Raum. Ein Format, das nicht nur musste, bis auf den Autor*innenwettbe- durch die Pandemie immer mehr an Be- werb, ausfallen – erstmals in der Ge- deutung gewinnt und dessen enormes schichte des Festivals. Das soll in diesem künstlerisches Potenzial wir erst zu entde- Liebes Publikum, Jahr anders sein. Der Heidelberger Stü- cken beginnen. Gehen Sie mit uns auf Ent- ckemarkt 2021 findet statt, wenn auch deckungsreise! Herzlich willkommen! anders als gewohnt. Holger Schultze, Intendant Der 38. Heidelberger Stückemarkt wird ein digitales Festival. Das Das Gastland Litauen präsentiert sich Jürgen Popig, Künstlerischer Leiter aufgrund der Corona-Krise digital. Seit Felix Heimbach, Produktionsleiter und stellt uns alle vor ganz besondere Herausforderungen. Zunächst Jahren macht Litauen durch eine innova- künstlerische Mitarbeit die eingeladenen Theater, die ihre Produktionen nun als Live- tive und lebendige Theaterszene auf sich Giedrė Liugaitė, Kuratorin für das Gastland- aufmerksam. Beim internationalen Au- programm Streams umzusetzen haben. Für die Bereitschaft dazu danke ich schon mal ganz herzlich allen Beteiligten, speziell auch den tech- nischen Abteilungen der eingeladenen Häuser. Besondere Heraus- forderungen kommen aber auch auf uns zu, das Theater und Or- chester Heidelberg als Gastgeberin und Veranstalterin des Stückemarkts. Und nicht zuletzt sind Sie, das Publikum, gefordert. Statt in den Zwinger, in den Marguerre-Saal, den Alten Saal oder auf den Theaterplatz zu kommen, können Sie sich in diesem Jahr eine Auswahl der eingeladenen Stücke ganz bequem zuhause an- sehen. Aber bitte nicht verpassen! Auch beim digitalen Stückemarkt gibt es die gewohnten Publi- kumsgespräche nach jeder Lesung und nach jedem Gastspiel. Sie »A Room of Our Own«, Foto Swoosh Lieu können live aus Ihrem Wohnzimmer daran teilnehmen. Es wird eine extra Chat-Moderation eingerichtet für die Beiträge und Fragen aus dem Publikum. Und natürlich können Sie auch in dieser 38. Fes- tival-Ausgabe über den Publikumspreis abstimmen, und zwar auf unserer Homepage. Ich bin schon sehr darauf gespannt, welches der sechs deutschsprachigen und drei litauischen Stücke die meis- ten Publikumsstimmen gewinnen kann und den Preis des Freun- Neu: SWR2 Hörspielpreis deskreises erhält! Erstmals kooperiert der Heidelberger Philosophie, Theater-, Film- und Fern- Sie sehen also: Der Stückemarkt 2021 findet statt. Es wird alles Stückemarkt mit dem Südwestrundfunk sehwissenschaft an der FU Berlin. Dra- und lobt einen neuen Preis aus: den maturg am Schauspiel Essen, Ausbil- etwas anders als sonst. Aber nicht weniger schön! SWR2 Hörspielpreis. Er geht an eins der dung zum Funkregisseur und ab 1994 Ihr für den Autor*innenpreis nominierten Hörspieldramaturg beim Hessischen Stücke, ist mit 5.000 Euro dotiert und Rundfunk. Seit 2011 Chefdramaturg wird vom SWR2 als Hörspiel produziert. beim SWR Hörspiel. Verantwortlich für Die Ursendung erfolgt beim nächsten vielfach preisgekrönte Hörstücke sowie Stückemarkt. Für den Hörspielpreis wird für Großprojekte wie Raoul Schrotts die Jury ergänzt um den Chefdramatur- »Die Ilias des Homer«, »Ulysses« nach gen beim SWR Hörspiel, Manfred Hess. James Joyce und »Gravity’s Rainbow« Manfred Hess studierte Germanistik, nach Thomas Pynchon. Holger Schultze
4 05 THEATERZEITUNG APRIL 2021 GASTSPIELPROGRAMM I GASTSPIELPROGRAMM I Realität oder Reality? Über Blicke und Blickwinkel auf die Gesellschaft Informationen lassen sich heute so einfach und schnell beschaffen wie noch nie – das verlangt jedoch eine neue Form des Umgangs mit ihnen. S eit Corona hat sich unser Leben na- zerische Schauspielerin legt in »Ich hezu komplett ins Digitale verlagert. bin‘s Frank« von den Münchner Kam- Doch schon vor der Pandemie konn- merspielen eine bezaubernde Perfor- ten wir rasante Umschwünge in vielen Be- mance hin, in der sich die Welten zwi- reichen des täglichen Lebens beobachten: schen erträumter Fan-Fantasie und ob in Politik oder Unterhaltung – die Kom- Wirklichkeit vermischen. munikation hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und dadurch auch die Abseits der visuellen Medien lässt sich Gesellschaft als solche. Im Zuge dessen aber zudem ganz aktuell eine weitere star- kann das 21. Jahrhundert als ein Auf- ke Tendenz entdecken. Seit einiger Zeit bruch in ein neues, mediendominiertes gibt es interessanterweise ebenfalls eine Zeitalter betrachtet werden. starke Strömung hin zum Auditiven: Pod- Einen Blick zurück in die Anfänge dieser casts, Sprachnachrichten, Sprachsteue- medialen Umwälzung wirft Boris Nikitin rung und Co. erleben aktuell einen regel- mit seinem Stück »Erste Staffel. 20 rechten Boom. Aber schließt der rein auf Jahre Großer Bruder« (Staatstheater das Akustische reduzierte Trend eine nicht Nürnberg), wo wir originale Szenen aus zu vergessende Menschengruppe, näm- der ersten Big Brother-Show nachgespielt lich gehörlose Menschen, aus? Noam Bru- zu sehen bekommen. Vor zwanzig Jahren silovsky unternimmt an den Münchner sorgte diese neue Show in Deutschland Kammerspielen ein spannendes Experi- für großes Aufsehen. Die Tatsache, dass ment dazu. Sein »Gehörlosen-Hör- man Menschen 24/7 beim Sein zusah, spiel« ist der Versuch des Unmöglichen: war revolutionär. Anstatt wie in Soaps und Buchstäblich wie es dem Titel zu entneh- Telenovelas gespielte, gab es hier nun men ist, nimmt uns das Ensemble mit echte Dramen mit echten Menschen zu hinter die Kulissen einer Hörspielproduk- sehen. Die Sendung gab die Initialzün- tion für Gehörlose und regt »zu einer po- dung zu einer ganz neuen Berufsform: die etischen Auseinandersetzung mit den ei- des Reality-Stars, welcher heute nicht genen Wahrnehmungsbedingungen an«. mehr aus der Fernsehlandschaft wegzu- Wie lässt sich eine gemeinsame Sprache denken ist. Der Ruf nach Authentizität finden, die es eigentlich nicht gibt? Auch und »Personality« wurde laut. Und dieser hier gibt es großes Änderungspotenzial – Trend setzt sich bis heute fort: TikTok, hin zu einer offeneren Kommunikation. Instagram, YouTube etc. bieten heute eine Die Vielfalt, die das Internet zur Informa- Bühne für die eigene Reality-Persönlich- tionsbeschaffung bietet, die Tatsache, keit unabhängig von Casting-Hürden, ein- dass jedes Individuum sich seine eigene fach aus dem heimischen Wohnzimmer Bühne auf Social Media erschaffen kann heraus. Die Grenzen zwischen Reali- und die multiplen Informationskanäle ver- ty-Stars aus TV und selbstvermarktender ändern also unsere Gesellschaft. Spätes- Influencer*innen sind inzwischen fast tens seit dem Arabischen Frühling wissen gänzlich verschwunden. Inwiefern diese wir, welche Kraft die neuen Medien ent- produzierte »Reality« aber die Wirklichkeit falten können. Facebook hat dort im In »Erste Staffel. 20 Jahre großer Bruder« vom Staatstheater Nürnberg setzt sich zeigt, bleibt nicht nur angesichts der gro- wahrsten Sinne des Wortes ganze Länder Regisseur Boris Nikitin und sein Ensemble mit den Wurzeln des Reality-TV ausein- ßen Werbedeals, welche diesen Berufs- revolutioniert. Und während sich Men- ander. Im Bild: Tjark Bernau; Foto Konrad Fersterer zweig hauptsächlich finanzieren, fraglich. schen einerseits online gegen ihre totali- tären Herrscher organisieren, lässt sich in selbst gesperrt wurde, zeigt ebenfalls die teiligten werden in kürzester Zeit in Frage Jedenfalls scheinen uns die Stars von der westlichen Gesellschaft ein deutlicher große Relevanz der Online-Plattformen gestellt. Darf man mit der BILD-Zeitung heute so nah wie noch nie. Und das Be- Rechtsruck beobachten. Am 6. Januar für unser Weltgeschehen. kooperieren, wenn es dabei eben nun dürfnis nach Nähe zu den angehimmelten diesen Jahres zeigte sich in den USA Mit der Frage nach Objektivität und kriti- einmal um die Weltrettung geht? Und wie Persönlichkeiten gab es schon immer. Ju- schockierend an der Erstürmung des Ka- schem Medienkonsum beschäftigt sich sensationsheischend muss Berichter- lia Häusermann zum Beispiel ist Fan – pitols in Washington, wozu populistische auch »Deutsche Feiern« vom Theater stattung sein, damit auch die junge Le- und das schon seit den guten alten Zeiten, Hetze und die Verbreitung »alternativer Münster, geschrieben von Lars Werner. serschaft des SPIEGEL-Ablegers »bento« als eben hauptsächlich noch Dailysoaps Fakten« auf Social Media führen können. Als einzige darf die junge Journalistin sich dafür interessiert? (»bento« war das für Unterhaltung sorgten. Auf der Bühne Auch das mediale Echo auf die Tatsache, Lara über ein Start-up-Unternehmen mit Jugendmagazin des SPIEGELS und wur- nennt sie sich Frank nach der Figur Frank dass der ehemalige US-Präsident darauf- Potenzial zum Weltretten berichten. de aber zwischenzeitlich eingestellt – An- Levinsky aus Verbotene Liebe. Die schwei- hin von den Twitter-Verantwortlichen Doch die anfangs großen Ideale aller Be- merk. d. Red.)
GASTSPIELPROGRAMM APRIL 2021 05 THEATERZEITUNG 5 Die Geburtsstunde der Reality-Stars: »Erste Staffel. 20 Jahre großer Bruder« Im Bild: Maximilian Pulst, Julia Bartolome Foto Konrad Fersterer Letzten Endes von Sensationslogik getrie- STAATSTHEATER NÜRNBERG ben ist auch die Protagonistin Pearl aus »Erste Staffel – 20 Jahre Magdalena Schrefels »Ein Berg (vie- le)« (Schauspiel Leipzig). Mit großen Großer Bruder« 3. Mai 2021, 20.30 Uhr Telefon-Kanon Idealen möchte sie einen Dokumentarfilm www.theaterheidelberg.de von She She Pop | HAU Hebbel am Ufer, Berlin drehen über die Erfindung eines Bergs auf In Zeiten der Pandemie ist der Theater- diesen Zeiten: das individuelle Telefon- dem afrikanischen Kontinent durch einen MÜNCHNER KAMMERSPIELE besuch eine ferne Erinnerung, die lang- gespräch. Telefonkette, Seelsorge, Hot- britischen Geografen im 18. Jahrhundert. »Ich bin‘s Frank« sam zu verblassen droht. Doch She She line: »Telefon-Kanon« ist keine Show, Entlarvend und aufklärerisch soll die Re- 7. Mai 2021, 20.30 Uhr Pop tragen die lodernde Flamme weiter. sondern Service. Wer anruft, hört von portage sein, die koloniale Vergangenheit www.theaterheidelberg.de Mit lückenhaften Berichten beschwören einem unverzichtbaren Moment mit den aufarbeitend. Doch mit ihren eigenen Ras- sie unvergessene Bühnen-Momente aus darstellenden Künsten. Der Kanon ist sismen setzt sie sich nicht auseinander der Erinnerung wieder herauf und bilden aber auch offen für eigene Erzählungen und trägt so, ganz unreflektiert, zur Re- erzählend einen Kanon − Abend für und Einträge. produktion von Vorurteilen und einer euro- Abend neu und gemeinsam mit ihrem Anleitung zum Mitmachen: zentristischen Sichtweise bei. Auch hier Publikum. Dafür wechseln She She Pop www.theaterheidelberg.de stellt sich die Frage nach realistischer Be- zu einem Medium, das genauso flüchtig richterstattung oder einer in passende ist wie das Theater, nicht so öffentlich, 3. Mai 2021, 18.30–20.00 Uhr Form gebrachte Variante davon. aber dafür weniger anfällig, zumindest in 5. Mai 2021, 18.30–20.00 Uhr So birgt die unkontrollierbare Informations- flut eben auch Gefahren. Selbst die Outputs großer Medienhäuser bedürfen einer persön- Diskussionen lichen Einordnung. Doch während Journa- list*innen in Deutschland einem bestimm- ten Ethos unterstehen, tun die Millionen HARTE PROBE – 1001 Wege, die Twitter-Nutzer*innen das nicht. Im Internet verschwimmen außerdem die Grenzen zwi- Krise für Theater schönzureden schen bloßer Unterhaltung, Fakten und poli- tischen Statements. Und wo jede*r Einzelne Ohnmacht oder Innovationsboom? Wo steht das Thea- kaum gefiltert Meinungen als Tatsachen ausgeben kann, wird den Konsumenten eine ter nach einem Jahr Ausnahmezustand? enorme Selbstverantwortung in der Einord- Die Krise bietet die Chance für die Theater, der Autor Björn SC Deigner und Lea nung dieser Informationen zuteil. Was ist sich neu zu erfinden, doch das Analoge Goebel, die Kuratorin des »Netz- noch Realität und was schon Reality? LB des Theaters bleibt Alleinstellungsmerk- markt«-Programms. mal in einer digitalen Welt. Müssen Theaterschaffende ihre Komfortzone Diskussion verlassen und neue Wege einschlagen Moderation: Susanne Burckhardt oder ist der starre Apparat gänzlich un- (Deutschlandfunk Kultur). beweglich? Darüber diskutieren: Brit Sonntag, 2. Mai 2021 Bartkowiak, die neue Oberspielleiterin 18.00 Uhr des Schauspiels am Theater Heidelberg, www.theaterheidelberg.de
6 05 THEATERZEITUNG APRIL 2021 GASTSPIELPROGRAMM GASTSPIELPROGRAMM II Wir haben es in der Hand Das Politische in der Kunst hat Hochkonjunktur in Krisenzeiten – auch beim Heidelberger Stückemarkt endet, mit dessen zweitem Teil »Und dann kam Mirna« sie bereits zum Stückemarkt 2016 eingeladen war. Erneut seziert sie erbarmungslos unsere Welt, wie wir sie kennen. Dieses Mal unter anderem auf Krankenhausfluren. LG DEUTSCHES SCHAUSPIELHAUS HAMBURG» Wir haben getan, was wir konnten« 1. Mai 2021, 20.30 Uhr www.theaterheidelberg.de Longlist Gastspielprogramm: ETA HOFFMANN THEATER BAMBERG »Die Polizey« »Wir haben getan, was wir konnten«, Foto Arno Declair »A SCHAUSPIELHAUS DÜSSELDORF ls politische Anstalt beweist der aus Habgier Krebsmedikamente das Deutsche Schauspielhaus streckte, von einer Krankenschwester, die »Volksfeind for Future« Hamburg mit dieser Inszenie- sich als Herrscherin über Leben und Tod MAXIM GORKI THEATER BERLIN rung, dass eine Gesellschaft ohne so ein gerierte, und einem Pfleger, der unter den lebendiges Theater am Puls der Zeit wohl Augen seiner Kolleg*innen unzählige Pa- »Und sicher ist mit mir dringend reanimiert werden müsste.« tientenmorde begehen konnte. Statt das die Welt verschwunden« schreibt das wichtigste deutsche Inter- Dokumentarische zu skandalisieren, setzt MÜNCHNER VOLKSTHEATER netportal für Theaterkritik und Theater- Tuǧsal Moǧul auf fantastische Live-Ba- rockmusik. Die Zuschauer*innen tauchen »Gehörlosen-Hörspiel« berichterstattung – nachtkritik.de – über die Inszenierung »Wir haben getan, was ein in wirklichkeitsferne barock-philoso- THEATER MÜNSTER wir konnten« von Tuǧsal Moǧul. Die Coro- phische Fragestellungen von (Über-)Le- ben und Tod – und sehen zugleich Men- »Deutsche Feiern« napandemie wirkt wie ein Brennglas für gesellschaftliche Probleme – und selten schen, die in den durchökonomisierten SCHAUSPIEL LEIPZIG haben sich diese Probleme derartig klar Krankenhauswelten des 21. Jahrhunderts und massiv im Programm des Heidelber- ihre Seele verlieren. »Dieses Stück ist«, »Ein Berg (viele)« ger Stückemarkts artikuliert – von Rassis- so Moǧul, »allen im Gesundheitswesen mus über Klimawandel und Genderunge- arbeitenden Menschen gewidmet«. rechtgkeit bis hin zu fehlendem Vertrauen Ähnlich wie Tuǧsal Moǧul legen auch Björn in unser gesellschaftliches System. SC Deigner mit »Die Polizey« und Lo- Das Gesundheitswesen taucht als Dring- thar Kittstein mit »Volksfeind for Fu- lichkeitsthema der Stunde gleich in meh- ture« den Finger auf akute gesellschaft- reren Gastspielen des Stückemarkts auf, liche Wunden, indem sie nicht nur die am prominentesten in »Wir haben ge- Gegenwart befragen, sondern auch die tan, was wir konnten«. Autor und Vergangenheit. Während Deigner sich Regisseur Tuǧsal Moǧul nennt seinen Schillers gleichnamiges Fragment vor- Theaterabend im Untertitel eine »medizi- nimmt und schlaglichtartig durch Jahrhun- nisch–theatrale Recherche über Leben derte jagt, um das polarisierende Verhält- und Tod im deutschen Gesundheitswe- nis von Polizei, Staat und Gesellschaft bis sen« und als ausgebildeter Anästhesist, ins Hier zu beleuchten, hat Kittstein Ibsens der immer noch in Teilzeit praktiziert, Klassiker »Volksfeind« überschrieben und weiß Moǧul genau, worüber er sein En- radikal um die Stimmen von jungen Um- semble sprechen lässt. Sein Theatertext weltaktivist*innen ergänzt. Ganz originär wirft einen hochkonzentrierten Blick auf dagegen hat die Grand Dame der Apoka- drei medizinische Fälle, die es in die lypse Sibylle Berg mit »Und sicher ist Schlagzeilen der letzten Jahre geschafft mit mir die Welt verschwunden« haben: er erzählt von einem Apotheker, fulminant ihre vierteilige Theaterserie be-
FESTIVALPROGRAMM APRIL 2021 05 THEATERZEITUNG 7 FR 30.04.21 20.30–21.05 Uhr 19.30 Uhr A ROOM OF OUR OWN ERÖFFNUNG DES 38. HEIDELBERGER STÜCKEMARKTS von Swoosh Lieu in Koproduktion mit dem Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt 20.00 Uhr Der Theaterfilm ist für die Dauer des Festivals online DAS WEISE DORF verfügbar. von Teresa Dopler in der Regie von Ron Zimmering Infos unter www.heidelberger.stueckemarkt.de Theater und Orchester Heidelberg NETZMARKT Autor*innenpreis 2019/Premiere MI 05.05.21 SA 01.05.21 18.30–20.00 Uhr 13.30 Uhr TELEFON-KANON DEUTSCHSPRACHIGER AUTOR*INNENWETTBEWERB TEIL I von She She Pop in Koproduktion mit HAU Hebbel am Ufer, Berlin 13.30 Uhr 20.30–21.50 Uhr EINFACHE LEUTE DAS HÄSSLICHE UNIVERSUM von Anna Gschnitzer von Laura Naumann in der Regie von Sapir Heller 14.30 Uhr Münchner Volkstheater GELBES GOLD Nachspielpreis von Fabienne Dür DO 06.05.21 15.30 Uhr 18.30–20.20 Uhr MARIA MAGDA FRÜHLINGS ERWACHEN von Svenja Viola Bungarten von Lucien Haug in der Regie von Suna Gürler 20.30–21.45 Uhr Schauspielhaus Zürich WIR HABEN GETAN, WAS WIR KONNTEN In schweizerdeutscher Sprache mit deutschen Untertiteln eine medizinisch–theatrale Recherche von Tuğsal Moğul Jugendstückepreis Schauspielhaus Hamburg FR 07.05.21 SO 02.05.21 20.30–21.25 Uhr 13.30 Uhr ICH BIN’S FRANK DEUTSCHSPRACHIGER AUTOR*INNENWETTBEWERB TEIL II von Eliane Bertschi, Anna Fierz, Julia Häusermann, Nele Jahnke, Mehdi Moradpour, Hans-Jakob Christian 13.30 Uhr Mühlethaler, Maxi Schmitz, Sabina Winkler in der Regie von FISCHER FRITZ Nele Jahnke von Raphaela Bardutzky Münchner Kammerspiele 14.30 Uhr In schweizerdeutscher Sprache mit deutschen Untertiteln HYPNOS von Wilke Weermann SA 08.05.21 15.30 Uhr 13.30 Uhr PEELING ORANGES INTERNATIONALER AUTOR*INNENWETTBEWERB von Patty Kim Hamilton 18.00–19.30 Uhr 13.30 Uhr HARTE PROBE IDENTIFY 1001 Wege, sich die Krise für Theater schönzureden von Ieva Stundžytė Podiumsdiskussion/Eintritt frei! 14.30 Uhr 20.30–21.15 Uhr MÜTTER UND IHRE SÖHNE HAVE A GOOD DAY! – GEROS DIENOS! von Matas Vildžius von Vaiva Grainytė, Lina Lapelytė, Rugilė Barzdžiukait 15.30 Uhr produziert von Operomanija (Vilnius) IMMOBILIENDRAMA In litauischer Sprache mit deutschen Untertiteln von Gabrielė Labanauskaitė 18.00–19.30 Uhr MO 03.05.21 THEATERSZENE LITAUEN 18.30–20.00 Uhr Podiumsgespräch/Eintritt frei! TELEFON-KANON 20.30–21.45 Uhr von She She Pop in Koproduktion mit HAU Hebbel am Ufer, REGENLAND – LIETAUS ŽEMĖ Berlin von Aidas Giniotis und Ensemble in der Regie von Aidas 20.30–22.55 Uhr Giniotis ERSTE STAFFEL. 20 JAHRE GROSER BRUDER Vilniaus miesto teatras Atviras ratas (Vilnius) von Boris Nikitin mit Texten aus dem Reality-TV, von Orwell und anderen in der Regie von Boris Nikitin SO 09.05.21 Staatstheater Nürnberg 18.30–20.15 Uhr WERTHER.LIVE DI 04.05.21 ein digitales Theaterstück von »Freies Digitales Theater« in 17.00 und 20.00 Uhr der Regie von Cosmea Spelleken HOMECOMING NETZMARKT Das gesamte Programm findet online von machina eX in Koproduktion mit HAU Hebbel am Ufer, 21.00 Uhr statt. Für weitere Informationen, Tickets FFT Düsseldorf und HELLERAU- Europäisches Zentrum der PREISVERLEIHUNG und den Zugang zu den Streams und Künste Eintritt frei! Gefördert durch: Berliner Senatsverwaltung für Kultur und jeder Lesung besuchen Sie Europa und vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der www.theaterheidelberg.de. Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Nach jeder Vorstellung findet ein Pub- NETZMARKT likumsgespräch statt!
8 05 THEATERZEITUNG APRIL 2021 NACHSPIELPREIS NACHSPIELPREIS Noch einmal mit Gefühl Die Nominierungen für den Nachspielpreis W eltweit einzigartig dürfte er sein, der Nachspielpreis des Heidel- berger Stückemarkts. Er wird verliehen für die beste Zweit- oder Dritt- inszenierung eines zeitgenössischen Theaterstücks. Damit verfolgt der Preis ein theaterpolitisches Interesse. Denn all- zu oft verschwinden Theatertexte, auch hoch gelobte, nach ihrer Uraufführung in der Versenkung oder in der Vergessen- heit. Warum? Weil die Theater oft mehr am Label »Uraufführung« interessiert sind als einem interessanten Theater- stück, das anderswo schon aufgeführt wurde. Diesem fragwürdigen Trend möch- te der Nachspielpreis entgegenwirken. Er ist verbunden mit einer Einladung ins Rahmenprogramm der renommierten Au- torentheatertage am Deutschen Theater Berlin. Das kann eine begehrte Auszeich- nung sein gerade für kleinere Theater, die sich mit einer Zweitaufführung an ein neues Stück gewagt haben – wie zum Beispiel der letzte Preisträger, das Hessi- sche Landestheater Marburg. Auch in diesem Jahr sind interessante neue Stücke in überzeugenden Neuinsze- nierungen für den Nachspielpreis nomi- niert. Sie kreisen sogar um ein gemeinsa- »Das hässliche Universum« Foto Arno Declair mes Thema: Macht und Moral. Alle drei Autor*innen waren schon mehrfach zu schen Identität und Anpassungsfähigkeit, Gast beim Heidelberger Stückemarkt. während die Schere zwischen Arm und In Laura Naumanns Stück »Das häss- Reich immer weiter auseinanderklafft. liche Universum« aus dem Jahr 2017 Die Debüt-Inszenierung des jungen Re- wird eine Nachricht global an jeden exis- gisseurs Dennis Duszczak am Schauspiel tierenden Bildschirm verschickt: »Alles Dortmund ist eine echte Entdeckung! muss brennen.« Absender: Rosa. Hoff- nungsträgerin für die einen, Projektions- AND THE WINNER IS: fläche ihrer Wut für die anderen. Während die Welt, wie wir sie kennen, zu Grabe MÜNCHNER VOLKSTHEATER getragen wird, spielt eine Band ihr letztes »Das hässliche Universum« Konzert. Regisseurin Sapir Heller macht 5. Mai 2021, 20.30 Uhr daraus am Münchner Volkstheater eine www.theaterheidelberg.de fulminante »Goodbye Show«. Konstantin Küsperts Collage »sklaven leben« zeigt Missstände auf, die in einer Weitere Nominierungen: menschlichen Welt längst Geschichte sein sollten. Nach einer Studie leben zur- MEININGER STAATSTHEATER zeit 40 Millionen Menschen in einem Zu- »sklaven leben« stand, der als Sklaverei bezeichnet wer- den muss. Das rückt uns, die wir davon SCHAUSPIEL DORTMUND profitieren, im Bewusstsein immer ferner. »La Chemise Lacoste« Am Meininger Staatstheater inszenierte Juliane Kann eine groteske Revue, bei der einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Die Figuren in Anne Leppers Stück »La Chemise Lacoste« aus dem Jahr 2015 stehen vor einer Zerreißprobe zwi-
AUTOR*INNENPREIS APRIL 2021 05 THEATERZEITUNG 9 AUTOR*INNENPREIS Weite und Widerstände Autorin Teresa Dopler im Interview Mit der deutschen Erstaufführung von »Das weiße Dorf« wird der Heidelberger Stückemarkt eröffnet, 2019 gewann Teresa Dopler dafür den Autor*innenpreis des Stücke- markts. Ruth und Ivan begegnen sich auf einer Fluss- kreuzfahrt auf dem Amazonas wieder. Es ist Jahre her, dass sie für kurze Zeit ein Paar waren, inzwischen sind sie neu vergeben, beruflich erfolgreich, alles ist gut. Oder? Die österreichische Dramatikerin Teresa Dopler entwirft ein Porträt zweier Menschen, das unter dem Mantel großer Leichtigkeit fragwürdige Lebensentscheidungen in Frage stellt. Im Gespräch mit Dramaturgin Maria Schneider gibt sie Einblicke in ihre Schreibarbeit. Was war dein erster Impuls, das Stück zu wie ihre Figuren. Selbst in Momenten, in schreiben? denen scheinbar emotionale Dinge gesagt Einerseits das Setting, der Amazonas, die werden, verhindert dieser Duktus eine Schwüle und die Vorstellung dieser de- echte Begegnung zwischen den beiden kadenten Kreuzfahrt, andererseits der und ein Aufbrechen ihrer Fassaden. Ruth Dialog zwischen den beiden Figuren – ich und Ivan sind ja wie alle Theaterfiguren war süchtig danach, sie miteinander spre- durch ihre Art zu sprechen definiert und chen zu lassen. begrenzt, der Kern ihres eigenartigen Di- lemmas liegt also vielleicht dort begraben. Deine Setzungen in dem Text sind sehr konsequent – zwei Figuren, ein Ort, eine Bei aller Formalität birgt dein Text auch Situation. Wie hast du zu dieser Form ge- durchaus das Potenzial für einen abgründi- funden? gen Humor. Wie entsteht das Zusammen- Teresa Dopler wurde 2019 unter anderem mit dem Autor*innenpreis des Heidelberger Reduktion und ein enges Korsett halte ich spiel von Komik und inhaltlichem Tiefgang? Stückemarkts ausgezeichnet. Foto Rafael Sonntag für eine der wichtigsten Voraussetzungen, Diese Komik in den Dialogen habe ich um ein Stück zu schreiben. Sich als Au- erst nach und nach entdeckt, als die ers- PREMIERE tor*in keine Regeln zu setzen bedeutet ten Szenen schon standen und mir auf- nicht Freiheit, sondern das Gegenteil, zu gefallen ist, dass die Figuren in dieser »Das weiße Dorf« von Teresa Dopler viele Möglichkeiten hemmen – ich glaube, ständig sich wiederholenden Selbstbestä- Deutsche Erstaufführung zu einer echten Weite findet ein Text nur, tigung plötzlich etwas sehr Komisches 30. April 2021, 20.00 Uhr wenn er bestimmten Widerständen ausge- haben. Ich glaube es ist ein ganz eigener setzt ist. In dem Stück ist die Begrenzung Humor, der auch von den vielen Wieder- Livestream natürlich auf die Spitze getrieben, trotzdem holungen lebt und nicht ganz planbar ist www.theaterheidelberg.de habe ich in keinem Moment die Lust an – eine absurde Komik. Es war mir aber sowie nach dem Festival im diesem Spiel verloren, die beiden könnten wichtig, dass die beiden nicht zu Karika- normalen Repertoire noch ewig dort an der Reling stehen … turen verkommen, von denen man sich dann leicht distanzieren kann. Aber viel- Die Sprache des Stücks ist ebenfalls sehr leicht sind es auch diese Momente, in bewusst eingesetzt, sie ergibt eine fast denen die Figuren in ihrer Lächerlichkeit musikalisch anmutende Komposition. wieder liebenswert werden. Was interessiert dich an der Sprache dei- ner beiden Figuren? Findest du Ivan und Ruth eigentlich sym- Es ist eine eigenartige Sprache, sie tut so pathisch? alltäglich und ist doch recht künstlich. Es Weder noch, genau das hat mich interes- hat mich interessiert, wie unverblümt und siert. Es sind sehr fragwürdige Figuren, direkt Ruth und Ivan miteinander spre- sie beunruhigen mich, und ich kann sie chen können, und wie kühl und distanziert nicht ganz greifen. Ein klares Verhältnis der Dialog dabei bleibt. Diese Sprache zu meinen Figuren würde mich wahr- verliert nie die Haltung, genau so wenig scheinlich langweilen.
10 05 THEATERZEITUNG APRIL 2021 AUTOR*INNENWETTBEWERB DEUTSCHSPRACHIGER AUTOR*INNENWETTBEWERB Lieblingsstücke Die Dramaturgie des Theaters und Orchesters Heidelberg hat aus 102 Einsendungen sechs Theaterautorinnen und Theaterautoren ausgewählt, deren noch nicht uraufgeführten Stücke am 1. und 2. Mai 2021 in Lesungen vorgestellt werden und um den mit 10.000 Euro dotierten Autoren*innenpreis konkurrieren. Das Heidelberger Team stellt sei- ne Lieblingsstücke vor. »Einfache Leute« von Anna Gschnitzer »Gelbes Gold« von Fabienne Dür »Maria Magda« von Svenja Viola Bungarten» Auf dem Weg nach oben hat Alex eine Menge hinter sich »Gelbes Gold« heißt die kriselnde Frittenbude, in der 2021 ist ein starker Jahrgang beim Heidelberger Stücke-F gelassen: Heimat, Familie und Freunde. Sie wollte raus sich Anas Vater in letzter Zeit immer länger einschließt, markt – und Svenja Viola Bungarten sticht mit »Mariat aus diesen bescheidenen Verhältnissen und etwas er- um die perfekte Formel für seine Pommes Frites zu fin- Magda« für mich auf ganz besondere Weise heraus. Dasf reichen in ihrem Leben. Nun zwanzig Jahre später ist sie den. Kurz vor ihrem Studienabschluss kommt Ana in die Setting: Ein Internat für verhaltensauffällige Schülerin-n dort angekommen – »Oben«. Sie arbeitet als Kuratorin Kleinstadt zurück, ohne zu wissen, wie sie weitermachen nen. Das Thema: 2000 Jahre (Bibel-)Geschichte, erzähltv in einem Museum für zeitgenössische Kunst. Aber um- soll. Und trifft auf Menschen in der Krise: Ihr Vater und aus einer nicht-patriarchalen Perspektive. Das Genre:n geben von snobistischen Kolleg*innen stellt sich kein dessen Freundin, die lieber als Floristin statt in der Frit- Ein Horrorfilm. Svenja Viola Bungarten verbindet Hoch-w Gefühl von Zugehörigkeit ein. Warum denkt sie, Erfolg tenbude arbeiten würde, ihre Kindheitsfreundin Lisa, politisches mit maximalem Lustprinzip, setzt Diskurs-f stünde ihr nicht zu? Auf der Suche nach einem Platz in deren Ehe scheitert. abgeklärtheit gegen die Kraft des Übernatürlichen undw dieser Welt reist sie zurück in ihre Vergangenheit. Liebevoll beschreibt Dür in ihrem Stück das Gefühl vom öffnet den Kopf durch überraschende Assoziationen undr Die Autorin Anna Gschnitzer schafft ein schmerzliches, Heimkommen und Erwachsengewordensein, von Le- jede Menge schräger Fantasie: Ein Textgeschenk fürl aber auch amüsantes Szenario über die Sehnsucht, so- benskrisen und Entscheidungen. hoffentlich viele zukünftige Regieteams! ziale Klassen zu überwinden und die Frage, ob Herkunft Felix Heimbach, Lene Grösch, Schauspieldramaturgin dein Leben von Geburt an bestimmt. Produktionsleitung und Künstlerische Mitarbeit Michael Letmathe, Schauspieldramaturg
AUTOR*INNENWETTBEWERB APRIL 2021 05 THEATERZEITUNG 11 Deutschsprachiger Autor*innenwettbewerb: 1. und 2. Mai 2021 Die Lesungen sind im Anschluss an den Wettbewerb bis zum 9. Mai 2021 auf Abruf verfügbar. www.theaterheidelberg.de Preisverleihung: 9. Mai 2021, 21.00 Uhr www.theaterheidelberg.de »Fischer Fritz« von Raphaela Bardutzky »Hypnos« von Wilke Weermann »Peeling Oranges« von Patty Kim Hamilton Fischer Fritz ist ein großartiges Stück über das (mono- Im Zugabteil, Rauschen. Und da ist diese Stimme, Patty Kim Hamilton schafft eine multisensorische Atmo- tone) Leben und dessen Ende! Wunderbar lakonisch, mit schlecht zu hören durch das Bordradio. »Bitte, wachen sphäre mit dem sanften Fluss, in dem ihre Figuren mit- feinem Sprachgefühl für hochdeutsch, bayrisch, pol- Sie auf«. Immer wieder bricht sie ab, verschwimmt wie einander agieren. Das Drama »Peeling Oranges« handelt nisch und SMSisch, erzählt die Autorin ganz unaufgeregt die Landschaft hinter den Fenstern. Die Umgebung ver- von den Geschichten von drei Frauen mit koreanischen vom Fischer Fritz, der sich gegen den Willen seines Soh- ändert sich: ein Krankenbett. Ein verschwommener Wurzeln in Amerika, von ihren Geistern, Familie und Er- nes lieber zuhause von der polnischen Pflegekraft Piotra Mann in Gelb. Und immer dringender die Frage: »Warum innerung. Ihr Schreiben arbeitet an der Fläche von Kör- waschen und bekochen lässt, statt im Pflegeheim zu wollen sie dich davon abhalten, mehr zu erfahren? War- pern, Familie, Sprache und Heilung. Die Worte, die sie fremdeln. Einsamkeit, Sprachlosigkeit und Fremdsein um halten sie dich davon ab, aufzuwachen?« sprechen, verhalten sich wie kleine Steine am Fluss, in werden schonungslos direkt und witzig, aber auch berüh- Wilke Weermann zeichnet in seinem Stück ein atmo- den Raum geworfen, ziehen sie Kreise, überlagern und rend beschrieben. Ein raues, fast skurriles Stück mit tröst- sphärisches Bild des Graubereichs zwischen Leben und verweben sich, und schaffen ein Ereignis, das dieser lichem Schluss, trotz tödlichem Ende für Fischer Fritz. Tod. Gefangen in einem Zugabteil befindet sich die Ko- fragilen Beziehung der Mutter mit ihren entfremdeten Natascha Kalmbach, mapatientin auf einer Fahrt zwischen Traum und Wirk- Töchtern Rechnung trägt. Leiterin Junges Theater Heidelberg lichkeit. Wo wird die Reise hingehen? Mathilde Lehmann, Dramaturgin Junges Theater Laura Becker, Dramaturgieassistentin
12 05 THEATERZEITUNG APRIL 2021 JUGENDSEITEN JUGENDSEITEN Das Rennen um den Jugendstückepreis Nominiert für den Jugendstückepreis sind drei bemerkenswerte und außerordentlich unterschiedliche Aufführungen. Ins Rennen des Jugendstückepreises gehen 2021 das Theaterstück und Klassenzimmer-Format »Harder, Faster, Stronger« vom LTT Tübingen, die Neubearbeitung von »Frühlings Erwachen« vom Schauspielhaus Zürich sowie die Uraufführung »Movie Star« vom tjg. theater junge generation dresden. »Harder, Faster, Stronger« Foto Tobias Metz »Movie Star« Foto Marco Prill »Frühlings Erwachen« Foto Zoé Aubry LTT TÜBINGEN 12+ TJG. THEATER JUNGE GENERATION SCHAUSPIELHAUS ZÜRICH 14+ »Harder, Faster, Stronger« DRESDEN »Frühlings Erwachen« Ein Kunststück über die Leistungs- »Movie Star« 14 + Wenn Jugendliche und Erwachsene zusammen über Sex sprechen, heisst es schnell – Stopp! Denn: Sex gilt gesellschaft Am 13. Februar 2008 wurde der 15-jährige Lawrence als gefährlich, noch immer. Frank Wedekinds Skandal- »Larry« King von seinem 14-jährigen Mitschüler Bran- stück »Frühlings Erwachen« wurde 1891 in Berlin zen- Höher, schneller, weiter – geht da nicht immer noch don McInerney während einer Unterrichtsstunde im siert, in Zürich jedoch publiziert. »Frühlings Erwa- mehr? Bloß nicht unproduktiv wirken in einer Welt, in Computerraum erschossen. Die Verteidigung im Ge- chen« von Suna Gürler und Lucien Haug aus dem der jede*r ersetzbar erscheint. Schon als Jugendliche*r richtsprozess plädierte für ein geringes Strafmaß, da das Jahre 2020 cancelt sich selbst: »Frühlings Erwachen kann ich meine Freizeit durchplanen, meinen Lebens- Opfer mehrfach durch seine Sexualität provoziert hätte. ist abgesagt – aber wir müssen reden.« Vom Coro- lauf optimieren, meine Rente im Voraus berechnen … Sowas nennt sich »Gay Panic«-Strategie: Das Opfer wird na-Lockdown unfreiwillig in die Isolation katapultiert, Also häufe ich mein Selbstwertgefühl zunehmend durch zum Täter herabgewürdigt und einmal mehr seiner Stim- begibt sich das Team aus jungen und erwachsenen Leistung an. Um darüber nachzudenken, was das mit me beraubt. Eine an sich fiktive Geschichte wird ange- Menschen nun wieder in Berührung mit All- und Un- mir macht, müsste ich eigentlich bewusst innehalten reichert um dokumentarisches Bild- und Textmaterial wissenheit und stürzt sich in die Gefahrenzone von und zurückschauen. Aber einfach so anhalten ist ganz aus den Ermittlungen, aber auch um aktuelle Beispiele Scham, Neugierde, Experiment und verspielter Macht, schön schwierig, wenn ich mir eine Auszeit nur noch als von Hate Crime gegenüber queeren Menschen in Sach- die nicht nur mit sexy Posen auf Instagram oder In- Belohnung vorstellen kann – hart erarbeitet und eben sen, Deutschland und der Welt. stant-Posensex auf Youporn zu tun hat. nicht mehr einfach so. »Leistung muss sich schließlich Uraufführung nach dem Roman von Raziel Reid in einer Uraufführung | von Lucien Haug | Regie: Suna Gürler lohnen«, hat sogar schon mal ein Außenminister gesagt. Fassung von Julia Fischer und Matthias Köhler | Regie: Was bedeutet es, sich in einem Koordinatensystem aus Leistung, Wert und Belohnung zurechtzufinden? Wie Matthias Köhler AND THE WINNER IS: kann ich herausfinden, wo meine Belastungsgrenze SCHAUSPIELHAUS ZÜRICH liegt? Und was kann ich der Angst vor dem Überflüssig- sein entgegensetzen? »Frühlings Erwachen« 6. Mai 2021. 18.30 Uhr Uraufführung | Klassenzimmerstück | Regie: Annette www.theaterheidelberg.de Müller
JUGENDSEITEN APRIL 2021 05 THEATERZEITUNG 13 JUGENDJURY Jungen Menschen eine Stimme geben Die Jugend-Jury des 38. Heidelberger Stückmarkts stellt sich vor Auch beim 38. Heidelberger Stückemarkt wird der Jugendstückepreis vergeben. Eine Gruppe jugendliche*r Theater- begeisterte*r aus der Region bildet die dreiköpfige Jugend-Jury. Die Jugendlichen diskutierten die gesehenen Auf- führungen aus der Perspektive der Zielgruppe. Im Zentrum steht die Haltung junger Menschen zu dem Gesehenen. Was hat sie begeistert, bewegt, überrascht oder nachdenklich gestimmt? Lydia Sittig: Emil Schilling Helena Willeke Ich bin Lydia Sittig, 15 Jahre alt und seit 5 Jahren beim Emil Schilling ist 13 Jahre alt und geht in die siebte Helena Willeke ist 16 Jahre alt und geht gerade in die Jungen Theater Heidelberg in den Spielclubs. Klavier Klasse der Waldparkschule. Geboren ist er in Mannheim, elfte Klasse. Sie freut sich immer, neue Sachen zu ma- spielen und Sport machen mir Spaß, aber Theater ist aber gewohnt hat er vor Heidelberg schon in Leipzig, chen. Sie reitet, tanzt sehr gerne in der Tanzschule und die Leidenschaft, welche mich, seit ich denken kann, Ingolstadt und Oldenburg. Wenn er gerade nicht mit schwimmt jetzt seit über 10 Jahren. Helena liebt die begleitet und mir sehr wichtig ist. Ich beschäftige mich Freunden abhängt, spielt er leidenschaftlich Unterwas- Aufregung und Nervosität vor einem Wettkampf. Außer- außerdem gerne mit Geschichte und dazu passend ex- serrugby und Basketball. Sein Berufswunsch ist Journa- dem spielt sie Querflöte und ist jetzt zum dritten Mal im perimentiere ich mit historisch inspirierter Mode. Eine list, aber auch Tierarzt ist noch im Rennen. Einen Hund Jugendclub beim Jungen Theater in Heidelberg. Sie liebt Auszeit von meinem Alltag nehme ich mir gerne, indem erlauben ihm seine Eltern leider nicht. Ein gutes Buch es, zu lesen und neue Bücher zu entdecken, aber genau- ich meiner Fantasie freien Lauf lasse und meine Ge- hat für ihn über 500 Seiten. Seine Lieblingsserie auf so gern schaut sie Filme. Am besten ist ein Star-Wars- danken in Form von Kurzgeschichten veranschauliche. Netflix ist zurzeit »Locke & Key«. Emil geht gerne wan- Marathon mit Popcorn, Salzstangen und ein paar Gum- Genauso begeistert diskutiere und argumentiere ich und dern und fotografiert dabei Naturphänomene. mibärchen. kämpfe für meine Überzeugungen.
14 05 THEATERZEITUNG APRIL 2021 GASTLAND LITAUEN GASTLAND LITAUEN Geschichten aus dem Regenland Gastspiele aus Vilnius, digital zu Gast beim Heidelberger Stückemarkt Litauen, ein in Deutschland noch weitgehend unbekanntes Theaterland, macht seit einigen Jahren durch eine inno- vative und lebendige Theaterszene auf sich aufmerksam. Der 38. Heidelberger Stückemarkt präsentiert beispiel- hafte Gastspiele, die aufgrund der Corona-Pandemie digital gestreamt werden. Giedrė Liugaitė, Foto Justas Tertelis »Regenland«, Foto Dainius Putinas Wer steckt hinter dem Gastlandprogramm? Podiumsdiskussion Litauen Z usammengestellt wurde das litaui- turpolitik an der Kunstakademie in Vilnius. sche Programm von der Kuratorin Sie produzierte Arbeiten renommierter li- Theaterszene Litauen Giedrė Liugaitė in Zusammenarbeit tauischer Regisseur*innen und des finni- Über das Gastland des diesjährigen gramms). Die Moderation übernimmt mit dem Team des Heidelberger Stücke- schen Regisseurs Kristian Smeds. Von Stückemarkts diskutieren: Ana Abla- der Theaterkritiker und Kenner der li- markts. 1978 in Vilnius geboren, ist Giedrė 2003 an arbeitete sie als Koordinatorin des monova (Produktionsleiterin von Ope- tauischen Theaterlandschaft Thomas Liugaitė Theatermanagerin, internationale internationalen Theaterfestivals NEW DRA- romanija, »Have a Good day!«), Aidas Irmer (u. a. Theater der Zeit). Projektmanagerin und Produzentin. Sie MA ACTION. Seit 2009 ist Giedrė Liugaitė Giniotis (Gründer des ersten unabhän- studierte Sozialwissenschaften an der Bil- Projektmanagerin des Atviras ratas Thea- gigen Theaters in Litauen), Gabrielė Podiumsdiskussion dungsakademie der Vytautas-Magnus-Uni- ters und Initiatorin des alternativen Thea- 8. Mai 2021, 18.00 – 19.30 Uhr Labanauskaitė (Autorin) und Giedrė versität sowie Kulturmanagement und Kul- terfestivals OUT OF(F) CIRCLE in Vilnius. www.theaterheidelberg.de Liugaitė (Kuratorin des Gastlandpro- IMPRESSUM Die Theaterzeitung ist eine Sonderveröffentlichung der Rhein-Neckar-Zeitung. Titelillustration: gutegründe GbR, Gestaltung: M. Stufferin, Fotos Seiten 10, 11, 13: privat, Foto Editorial: Susanne Reichardt Konzept: M. Stufferin, Gestaltung: RNZ Grafik, Redaktion: J. Tydecks Anzeigen: A. Miltner (verantw.), Druck: Heidelberger Mediengestaltung HVA GmbH
GASTLAND LITAUEN APRIL 2021 05 THEATERZEITUNG 15 Tag für Tag an der Supermarktkasse: »Have a Good Day!«, Foto Modestas Endriuska Kauf dich glücklich? »Einen schönen Tag noch!« Der Aus- spruch, der Kundinnen und Kunden je- den Tag von den Supermarktkassen Land des Regens, entgegenschallt, wird in der Mu sik Land der Erinnerung theater-Performance »Have a Good Day!« Um Litauen und seine bewegte Geschich- zum Programm. Die »Oper für 10 Kassie- te geht es in »Regenland«, das in seinem rerinnen, Supermarkt-Sounds und Kla- Titel auf den gleichen Wortursprung des vier« hinterfragt eben diese Phrase und Landesnamens und des litauischen Wor- versucht zu ergründen, was sich hinter tes für Regen anspielt (»Lietaus Žemė«). dem aufgesetzten Lächeln und der me- Die Stückentwicklung zeigt Geschichten chanischen Freundlichkeit verbirgt. Wel- von der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, che Lebensgeschichten streifen wir täg- währenddessen und danach, von der Ok- lich, ohne an ihnen Anteil zu nehmen: kupation Litauens durch die Sowjetunion eine alleinerziehende Mutter, eine Mig- und von der deutschen Besetzung. Alle rantin, eine Vorstadtbewohnerin, eine Personen und Begebenheiten basieren arbeitslose Absolventin der Kunstge- auf den Erinnerungen von Großeltern, El- schichte. Auf die Bühne gebracht hat die tern, Onkeln und Tanten der Schauspie- Performance ein Künstlerinnen-Trio, das ler*innen, die sie im Lauf der Perfor- auch international schon für Furore sorg- mance als persönliche Biografien ihrer te: Für ihre Oper »Sun & Sea (Marina)« Figuren erzählen. Um den Eindruck der sind Librettistin Vaiva Grainytė, Kompo- Authentizität zu steigern, haben die nistin Lina Lapelytė und Regisseurin Ru- Schauspieler*innen die Freiheit, spontan gilė Barzdžiukaitė bei der Kunstbiennale zu improvisieren, so dass jede Auffüh- 2019 in Venedig mit dem Goldenen Lö- rung einen etwas anderen Verlauf nimmt. wen ausgezeichnet worden. »Regenland« »Have a Good Day!« 8. Mai 2021, 20.30 Uhr 2. Mai 2021, 20.30 Uhr www.theaterheidelberg.de www.theaterheidelberg.de
16 05 THEATERZEITUNG APRIL 2021 INTERNATIONALER AUTORENWETTBEWERB INTERNATIONALER AUTORENWETTBEWERB Einzigartigkeit vs. Uniformität Der internationale Autor*innenwettbewerb I Drei neue Stücke aus Litauen sind nominiert für den inter- eva Stundžytė versammelt in »Identify« kaleidoskopisch und vielstimmig ein 8. Mai 2021 nationalen Autor*innenpreis. Ein solcher Blick über den Gesellschaftspanorama vereinzelter Die Lesungen sind im Anschluss an den Wettbewerb bis zum 9. Mai 2021 Tellerrand des eigenen Kulturkreises hinaus gehört zu den Menschen in Auseinandersetzung mit auf Abruf verfügbar. sich und der Welt. In Matas Vildžius’ Höhepunkten jedes Stückemarkts. Die Stücke werden extra »Mütter und Söhne« spielt ein Paar Situ- www.theaterheidelberg.de für das Heidelberger Festival ins Deutsche übersetzt. Oft ationen aus seiner Vergangenheit nach, »Identify« um die Gegenwart zu bewältigen. Gabrie- ist es in den vergangenen Jahren gelungen, Stücke aus dem lė Labanauskaitė dagegen schickt ihre 8. Mai 2021, 13.30 Uhr im Anschluss Nachgespräch Gastland für deutsche Verlage und das deutsche Theater Heldin auf eine Odyssee durch das Di- ckicht des Wohnungs- und Finanzmark- zu gewinnen. Das möchte man, egal wer gewinnt, auch den tes im heutigen Vilnius – ein wahres »Im- »Mütter und ihre Söhne« Nachgespräch 8. Mai 2021, 14.30 Uhr drei diesjährigen Stücken wünschen, reizvollen Mischungen mobiliendrama«. im Anschluss Nachgespräch aus spezifisch litauischen und allgemeingültigen Themen. »Immobiliendrama« Nachgespräch 8. Mai 2021, 15.30 Uhr Eintrittspreise im Anschluss Nachgespräch 6,00 €, ermäßigt 3,00 €. Gerne können Sie auch ein »Unterstüt- Ermäßigungsberechtigt sind Kinder, zer«-Ticket mit einem Betrag Ihrer Wahl Jugendliche, Schwerbehinderte, Bun- erwerben. desfreiwillige, Auszubildende, Inha- Tickets ausschließlich über ber*innen des Heidelberg-Passes. www.theaterheidelberg.de. Wir bedanken uns bei allen Unterstützer*innen, Kooperations- und Medienpartnern sowie Berater*innen
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