Theaterpädagogisches Dossier | - Eye of the Storm von Charles Way

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Theaterpädagogisches Dossier | - Eye of the Storm von Charles Way
Théâtre de la Grenouille                             Biel/Bienne

Eye of the Storm von Charles Way
Frei nach The Tempest von William Shakespeare
Für Jugendliche und Erwachsene

Theaterpädagogisches Dossier |
Teil 1
Kurzinformationen zum Stück und zu den Mitwirkenden

     Théâtre de la Grenouille                   Biel/Bienne
Theaterpädagogisches Dossier | - Eye of the Storm von Charles Way
Théâtre de la Grenouille |              Biel/Bienne

                               Für Jugendliche und Erwachsene
                               Frei nach The Tempest von William Shakespeare
                               Schweizer Erstaufführung

Produktionsensemble

Spiel Miranda				                      Pascale Güdel
      Prospero			                      Arthur Baratta
      Stephanie/Stephano               Liza Baumann
      Trinculo				                     Stefan Liebermann
      Ariel				                        Isabelle Freymond

Inszenierung 				                      Charlotte Huldi
Ausstattung				                        Verena Lafargue Rimann
Musik					                             Jonas Kocher
Stimme Intro				                       Meret Baratta
Lichtkonzept & Technik		               Tom Häderli

Produktionsassistenz & Tanztraining		Luisa Funk
Technische Support			                Thomas Batschelet
Bühnenbau				                        Marie Gisep
Kostüme Schneiderarbeiten            Barbara Krämer
Übersetzung aus dem Englischen		Uwe Dethier
Übersetzung Französisch		Pascale Güdel
Produktionsleitung				Charlotte Huldi
PR						Brigitte Andrey
Administration					Christine Junod
Graphik					Philipp Kissling
Photos					Guy Perrenoud, Thomas Batschelet
Verlagsrechte					Theaterstückverlag Korn-Wimmer, München

 Premiere | Mittwoch, 19. Oktober 2011 | Biel/Bienne | Gaskessel

Unterstützt durch: Stadt Biel, Stadt Bern, Burgergemeinde Bern, Kanton Bern- Amt für Kultur,
Kanton Bern SwissLOS, Stiftung Vinetum, Oertli Stiftung, Migros Kulturprozent, Schweizerische
Interpretenstiftung, AJZ Biel, AG Chessu/Coupole

Kontakt | Théâtre de la Grenouille |       Gurzelenstrasse 11, 2502 Biel/Bienne
             032 341 55 86, th.grenouille@bluewin.ch, www.theatredelagrenouille.ch
Theaterpädagogisches Dossier | - Eye of the Storm von Charles Way
Théâtre de la Grenouille |          Biel/Bienne

                     Eye of the Storm von Charles Way
                     frei nach The Tempest von William Shakespeare
                     für Jugendliche und Erwachsene

Teil 1   Kurzinformationen zum Stück und zur Umsetzung
         Inhalt | Geschichte

                           Das Stück
                           Der bekannte englische Bühnenautor Charles Way
                           hat mit seiner sehr freien Bearbeitung des angeblich
                           letzten Shakespeare-Stückes ‘Der Sturm’ ein intelli­
                           gentes Stück für Jugendlichen und Erwachsene
                           geschaffen. Anders als bei Shakespeare steht nicht
                           Prosperos Denken und Handeln im Zentrum sondern
                           die Perspektive seiner Tochter Miranda. Ihr Heran­
                           wachsen, ihre Loslösung, ihr Verlangen, die Welt und
                           das Leben zu entdecken und selber Verantwortung
                           zu übernehmen.

                           Die Geschichte
                           Prospero, der mächtige Zauberer lebt zurückgezogen
                           mit seiner Tochter Miranda auf einer Insel. Hier hat er
                           eine wunderschöne Scheinwelt geschaffen, in der
                           Miranda heranwachsen kann. Doch Miranda wird
                           älter und fordert je länger desto vehementer die
                           Wahrheit von ihrem Vater. Wer bin ich, warum sind
                           wir hier, wo ist meine Mutter, wie ist das Leben
                           jenseits der Insel. Prospero schiebt eine Antwort
                                    immer wieder hinaus.
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Théâtre de la Grenouille |        Biel/Bienne

Die Geschichte

                      Nun wird Miranda 14 Jahre alt und erhält wieder
                      eine schöne Muschelkette, und nochmals keine
                      Antworten auf ihre Fragen. Diesmal rebelliert sie
                      heftig gegen die Macht des Vaters, gegen diese
                      trügerische Zauberwelt, die sie daran hindert,
                      das Leben kennen zu lernen. Sie versucht sich
                      voller Wut an Prosperos Zauberkünsten und
                      beschwört gleich einen riesigen Sturm herauf.
                      Dieser spült zwei junge Männer ans Ufer und die
                      Begegnung mit dem wirklichen Leben beginnt.

                      Eine stürmische Geschichte über das brennende
                      Verlangen, die Welt und das Leben zu entdecken,
                      selber Verantwortung zu übernehmen und sich
                      vom Schutz des Vaters zu lösen. Erfahrungen selber
                      zu machen, auch wenn sie schmerzvoll und bitter
                      sein können.
Theaterpädagogisches Dossier | - Eye of the Storm von Charles Way
Théâtre de la Grenouille |            Biel/Bienne

Teil 1   Kurzinformationen zum Stück und zur Umsetzung
         Inszenierung | Besetzung | Spiel | Bühne | Musik

                          Vier junge SchauspielerInnen verkörpern die
                          Jugendlichen und den Luftgeist Ariel. Sie treffen auf
                          den ’alten‘ und gesetzten Prospero, Repräsentant der
                          Elterngeneration. Ein körperliches, energievolles und
                          intensives Spiel zwischen den Schauspielern ist Basis
                          der Inszenierung. Alle SchauspielerInnen sind mehrs-
                          prachig und beherrschen Deutsch resp. Schweizer-
                          deutsch und Französisch als Bühnensprache. Neben
                          Deutsch und Französisch wird auch Englisch
                          (Prospero) und Spanisch (Trinculo) gesprochen.

                          Zitat einer Lehrerin
                          «Ein wunderbares Spiel, in einem Gaskessel, der den
                          Raum zur Insel werden lässt. Wir geben uns in den
                          Gaskessel und versuchen nach dem Spiel, wieder Fuss
                          zu fassen. Und nehmen ein Kissen mit, als Rettungsbot:
                          Kommt ihr Jungen, sprecht mit uns, euren Eltern.»
                          Veronika Peyer, Gymnasiallehrerin, Seelandgymnasium Biel
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Théâtre de la Grenouille |              Biel/Bienne

Teil 1      Inszenierung | 					| Bühne | Musik

Bühne | Musik
Das Bühnenbild, mit grossflächigen magischen Bildwelten auf Tüll projiziert, bietet
Raum für Assoziationen. Was ist Projektion, Vorstellung, Traum, was ist Wirklichkeit. Ist
die Wirklichkeit manipuliert, oder so wie wir sie sehen. Ist Schönheit nur Trug und das
Leben nur hässlich und voller Lügen? Die Projektionen geben der Aussage des Stückes
und dem Spiel eine zusätzliche Dimension der Tiefe, führen den Inhalt weiter ins Heute.
Die Bühne wird von der bekannten Künstlerin Verena Lafargue Rimann mit verschiede-
nen Methoden gestaltet: Photographien, zeichnerische und graphische Elemente werden
am Computer zu betörenden Bildkompositionen zusammengefügt. Der Boden der
Spielfläche ist mit bunten Kissen gestaltet, ein weicher Untergrund, eine schöne Welt,
in der man sich nicht verletzen soll.

Bereits zum zweiten Mal arbeitet das Théâtre de la Grenouille für die Musik mit dem
Komponisten und Musiker Jonas Kocher zusammen. Die Musik schafft eine Atmosphäre,
den Spannungsbogen, bricht zu Stürmen auf und löst Gefühle aus. Schwirrt fast unhörbar
im Hintergrund und öffnet sich am Schluss zu einem neuen Thema, dem Aufbruch ins
unbekannte Leben. Die elektronischen Klangwelten, geräuschhaft-abstrakt, wie auch
bildhaft-konkret passen hervorragend in die gegenwärtige Welt der Jugendlichen.
Daneben gibt es auch einfache Melodien, wunderschön und zart, die dem elektronischen
Sound gegensätzlich und gleichzeitig ergänzend gegenüber stehen.

Pressezitat
(...) Das gelungene, verspielte Bühnenbild mit farbig-gemusterten Teppichen und Kissen
unterstreicht das Märchenhafte des Stücks. Auf ein grosses Tuch, Tüll, das die Bühne in einen
vorderen und hinteren Bereich unterteilt, werden laufend magische Bilder projiziert.
(...) Damit wird das Spiel mit Schein und Sein, Traum und Wirklichkeit auf einer weiteren
Ebene gekonnt betont. Bieler Tagblatt, 21.Oktober 2011
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Théâtre de la Grenouille |             Biel/Bienne

Teil 1      Inszenierung | Bühne | Musik | Sprache
            Mehrsprachige Theaterarbeit
Mehrsprachige Theaterstücke in unserer zweisprachigen Heimatstadt Biel/Bienne zu erar-
beiten und anzubieten ist für das Théâtre de la Grenouille Grundpfeiler der Arbeit und jedes
Mal eine neue Herausforderung, die Sprache(n) auf der Bühne zu hinterfragen und genau
herauszuarbeiten. Das Spiel mit der Sprache, die verschiedenen Sprachrhythmen, Sprach-
melodien sind Grundkonzept. Schauspieler mit deutscher, französischer, englischer und
spanischer Mutter/Vatersprache arbeiten in dieser Produktion zusammen, versuchen sich
zu verstehen, reden aneinander vorbei, entdecken die Welt des anderen. Da Shakes­peare
die Ausgangsbasis für das Stück ist, wird im Stück auch Englisch gesprochen.
Der Schauspieler des Prospero ist ein in der Schweiz lebender Australier. Daraus entsteht
ein neuer, ganz eigener Text. Die verschiedenen Sprachen werden dabei ganz natürlich
verwendet. So wie zweisprachige Partnerschaften oder Arbeitsverhältnisse fliessend von
einer in die andere Sprache wechseln.
In die künstlerisch-visuelle Gestaltung der Projektionen wird auch die inhaltliche Ebene der
sprachlichen Aussage punktuell verarbeitet. Es wird eine Art Übertitel, als Teil des Bildes
gestaltet.

Pressezitat
(...)…Das meiste Lob aber gebührt nebst den Schauspielern(…) der mehrsprachigen Umsetzung
des Stückes. Dies ist sicher die grösste Stärke des Bieler Théâtre de la Grenoille. Spielend
switchen Miranda und Co. Zwischen Deutsch, Schweizerdeutsch, Französisch, Englisch und
Spanisch hin und her, verleihen der Inszenierung Dynamik und eine Besonderheit, die so im T
heater selten zu erlben ist. Bieler Tagblatt, 21.Oktober 2011

Sprache        Deutsch, Dialekt, Französisch, Englisch, Spanisch

Drei Sprachversionen auf Tournee
| Mehrsprachige Fassung – für öffentliche Vorstellungen, für Gymnasien und Mittelschulen
| Deutsche Fassung, mit reduziertem Fremdsprachenanteil – für Oberstufe, 7. bis 9.Klasse
| Französische Fassung, mit weniger Deutschanteil – für Oberstufe, 7. bis 9.Klasse
Der Charme der Mehrsprachigkeit wird auch in den Tournee-Fassungen erhalten bleiben,
soll aber für alle ZuschauerInnen verständlich sein.

Alter
ab 13 Jahren | 7. - 9. Klasse (deutsche resp. französische Fassung)
		 | Mittelschulen, Gymnasien und Erwachsene (mehrsprachige Fassung)

Dauer           90 Min. ohne Pause

Förderpreis      Die Produktion Eye of the Storm wird mit dem CHF 15’000.– dotierten Förder-
preis der Oertli-Stiftung ausgezeichnet. Die Stiftung will damit das Engagement des Theaters
für binnensprachlichen Brückenschlag und innovative Projekte anerkennen. Wir freuen uns sehr.
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Théâtre de la Grenouille |           Biel/Bienne

Portrait der Truppe

Das Théâtre de la Grenouille ist ein professionelles Theater für junges Publikum.
Seit der Gründung 1985 sind 24 Produktionen entstanden. Das Grenouille inszeniert
vorwiegend zeitgenössische Stücke für Kinder und Jugendliche, entwickelt eigene Stoffe
oder bringt mit intelligenten Adaptationen frischen Wind in Molière- oder Shakespeare­
stücke. Themen und Lebenssituationen von jungen Menschen ernst zu nehmen und
aktuelle Geschichten auf die Bühne zu bringen ist ein zentrales Anliegen in der Arbeit
für ein junges Publikum, so sind Produktionen entstanden über Krieg und Macht, über
Einsamkeit und Freundschaft, über Feindbilder und ungewöhnliche Freundschaften,
über Fragen zum Tod, über Armut und Strassenkinder, über die Identität und Anpassung,
Aussenseiter und die Kraft der Phantasie.

Neben Vorstellungen in Biel und der Region führen Gastspiele, nationale und
internationale Festivaleinladungen das Ensemble durch die ganze Schweiz und ins
Ausland, was die grosse Ausstrahlung und Anerkennung der Theaterarbeit zeigt.

Schwerpunkte der Arbeit liegen im Erproben und Erforschen mehrsprachiger Theater­
formen, sowie in der Verbindung von Theater und Musik. Konsequent werden in allen
Produktionen MusikerInnen und Komponisten hinzugezogen. Auch die visuelle Gestaltung
ist von grosser Wichtigkeit, oft wird mit bildenden KünstlerInnen zusammengearbeitet.
Kinder und Jugendliche sollen an neue Sehformen herangeführt werden, sollen ihre
Augen und Ohren für Neues öffnen, fremden Sprachen neugierig begegnen und abstrakte
Bilder und Formen kennen lernen. Für die Produktionen arbeitet das Grenouille mit
verschiedenen professionellen GastschauspielerInnen zusammen, denen die Neugierde
an der Arbeit an der Sprachgrenze und mit der Musik gemeinsam ist.

Die Arbeit wird von der Stadt Biel mit einem Leistungsvertrag 2010 – 2012 subventioniert
und punktuell durch Werkbeiträge von Kanton, Stiftungen und Privaten ergänzt.
Im Jahre 2000 wurde das Théâtre de la Grenouille mit dem Kulturpreis der Stadt Biel
ausgezeichnet. 2011 erhält es den Förderpreis der Oertli-Stiftung, der für innovative
Brückenschlagsprojekte vergeben wird.
Künstlerische und administrative Leitung haben Charlotte Huldi, Arthur Baratta und
Brigitte Andrey. Die Administration wird von Christine Junod geführt.
Das Théâtre de la Grenouille ist Mitglied der astej (Schweizerischer Verband für Kinder
und Jugendtheater)

| th.grenouille@bluewin.ch
| www.theatredelagrenouille.ch
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Théâtre de la Grenouille |        Biel/Bienne

Teil 1     Charles Way | Autor

Charles Way wurde 1955 in Tiverton geboren.
Seit 1978, damals noch als Hausautor am Leeds
Playhouse schreibt er Stücke für das professionelle
Theater (sowohl für Erwachsene als auch für Kinder).
Er arbeitet immer wieder intensiv mit verschiedenen
Theatergruppen in England und Wales zusammen,
die sich neuen Themen und Ideen
aufgeschlossen zeigen. Charles Way hat inzwischen
über vierzig Stücke geschrieben,
die weltweit gespielt werden und hat mit seinen Stücken zahlreiche Preise gewonnen.
Er lebt seit vielen Jahren in Wales. Im Jahr 2010 ist er Gewinner des deutschen
Kindertheaterpreises 2010 mit «verschwunden/Looking for Gretel». Charles Way widmete
sich neben seinen Arbeiten für professionelle Schauspieler auch Stücken, die speziell
für Kinder, als Schauspieler auf der Bühne agieren.
Immer wieder greift er in seinen Stücken bekannte Motive oder Geschichten auf, und
bearbeitet sie in vollständig neuer Perspektive. (u.a. Aschenbrödel, Hänsel & Gretel,
Shakespeares Sturm, Alice in Wunderland, Odysseus) Dabei werden Armut, Balkankrieg
und Kriegstrauma, Adoleszenz, mangelnde Liebe, eine taubstumme Musikerin und vieles
mehr vielschichtig und humorvoll verarbeitet. Seine Stücke lassen Raum für Bilder, für das
Spiel der Schauspieler und werden sehr häufig gespielt.

http://www.charles-way.co.uk/

Folgende Stücke von Charles Way sind auf Deutsch übersetzt worden
(Theaterstückverlag, München)
The Long Way Home - Weit ist der Weg |
Playing from the Heart |
The Flood - Die Flut |
Dead Man’s Hat |
Eye of the Storm |
Red Red Shoes - Blutrote Schuhe |
Cinderella |
Still Life - Endstation Leben |
The Search for Odysseus - Auf der Suche nach Odysseus |
A Spell of Cold Weather - Schneeluft |
Missing (Looking for Gretel) - Verschwunden Wo ist Gretel |
Pirates |
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Théâtre de la Grenouille |               Biel/Bienne

                                Teil 1
                                Kurzbiographien der Mitwirkenden

Arthur Baratta | Schauspieler (Prospero) | Künstlerische Gesamtleitung
Arthur Baratta wuchs in Sydney, Australien auf. Diplom an der l’École Internationale de Théâtre
Jacques Lecoq/Paris. Erste Erfahrungen als Schauspieler am Newtown Theatre, Australien. Er spielte
in zahlreichen Spielfilmen und Fernsehserien. Mitbegründer des Théâtre de la Grenouille, als Schaus-
pieler ist er in fast jeder Produktion des zweisprachigen Theaters zu sehen. Weitere Engage­ments:
2000 Zirkus Monti; 2002, Expo.02: Arbeiten mit Sir Good Year & Professeur Boncarré; als Schauspie-
ler für La Lanterne Magique in Biel und in der Schweiz, Arbeiten für Firmenevents, Kinderfeste Biel
und Umgebung, 2010, Dreharbeiten Kurzfilm U-Turn von Sébastien Kühne & Ueli Locher. Mit dem
Théâtre de la Grenouille Kulturpreis 2000 der Stadt Biel und 2011 Förderpreis der Oertli-Stiftung.

Pascale Güdel | Schauspielerin (Miranda)
Ausbildung zur Schauspielerin an der ERAD – Ecole Romande d’Art Dramatique Lausanne. Auszeich-
nung für besondere Studien- Leistungen 03-04. Spielte in ‘Le grand cahier’ de Agotha Kristof, Les
caprices de Marianne - transhelvetia/Théâtre de Vidy-J.Liermier; Cie FRAKT’ Fliegenfängerinnen und
‘Zum Mond’, Visage de Feu-Cie NiMesis; Dieu est en DJ de Falk Richter Cie Insanë, Tintenfisch pocket
opéra’. Saison 11-12 Hänsel & Gretel im petit théâtre de Lausanne. Mit dem Théâtre de la Grenouille
auch in ‘Hodder rettet die Welt’ in der Titelrolle seit 2008 unterwegs. 2010 erhält sie den Anerken-
nungspreis der Commission Interjurassienne des Arts de la Scène. Pascale Güdel lebt in Biel.

Stefan Liebermann | Schauspieler (Trinculo)
Zweisprachig aufgewachsen in Barcelona und Deutschland lebt Stefan Liebermann heute in Ber-
lin. Ausbildung zum Schauspieler am Europäischen Theaterinstitut Berlin und an der Universität der
Künste Berlin. 2007 – 2010 Ensemblemitglied an der Landesbühne Sachsen-Anhalt/Eisleben spielt
er zahlreiche grosse Rollen, Mortimer in Maria Stuart, Jack in Bunbury, August in Norway.Today, Karl
in Woyzeck und viele mehr. Seither Engagements für verschiedene Bühnen, Film und TV: Glaube
Liebe Hoffnung/Horvath- Schupo, Irgendwie beleuchtet nach Einsame Menschen/Sophiensäle Berlin,
Wachsfigurenkabinett-fünf kleine Opern – Komische Oper Berlin in ZA mit der Universität der Künste
Berlin.

Liza Baumann | Schauspielerin (Stephanie/Stephano)
Ausbildung zur Schauspielerin an der Manufacture, Haute École Romande de Théâtre, promotion C
und am Cours Florent in Paris. Spielte in zahlreichen Produktionen: Le baladin du monde occiden-
tal mes Pierre Bauer/Théâtre Benno Besson et tournée; Moi éternel enfant – Lausanne/Sevelin 36,
l’Orestie mes Ludovic Chazaud Théâtre 2.21 Lausanne, Eugène Onéguine mes Jean Yves Ruf/Manu-
facture & Centre culturel Suisse in Paris. Dreharbeiten von Serien und Kinofilmen, u.a.: 2011 Pigalle
la nuit, Serie von Hervé Hadmar. Liza Baumann lebt in Lausanne.

Isabelle Freymond | Schauspielerin (Ariel)
Primarlehrerin. Ausbildung zur Schauspielerin an der Ecole de Théâtre Lassaad/Bruxelles. 2010 und
2011 Gewinnerin des Migros Kulturprozent Ausbildungsstipendiums für Bewegungstheater. Spielte
in ‘Don Quichotte – the making of’ am See, ‘Dreamings’ und projekt.parzival mit dem Theaterprojekt
OFF SzoEN. Eye of the Storm ist ihr erstes Engagement nach der Ausbildung.

Charlotte Huldi | Regie | Künstlerische Gesamtleitung
Matur Typ B. Ausbildung an der Ecole Internationale de Théâtre Jacques Lecoq/Paris und an der Ecole
Philippe Gaulier / Monika Pagneux/Paris. Regieassistentin am Theater Biel Solothurn und an den Büh-
nen der Stadt Kiel/D. Gründungsmitglied des Théâtre de la Grenouille, Regisseurin zahlreicher Haus-
produktionen; Gastregisseurin am Theater im Werftpark/Kiel, am Theater Biel Solothurn, an Théâtre
de Colombier. Sie inszenierte mehrere Musiktheater-Grossproduktionen mit Laien u.a. Linie 1 am
Parktheater Grenchen mit der reg. Musikschule & Volksschule Lengnau. Regisseurin am Gymnasium
Alpenstras­se, Dozentin an der Hochschule der Künste Bern/ Studienbereich Rhythmik. Zahlreiche
Inszenierungen wurden bereits an nationale und internationale Theaterfestivals eingeladen. Mit dem
Théâtre de la Grenouille Kulturpreis 2000 der Stadt Biel und 2011 Förderpreis der Oertli-Stiftung.
Théâtre de la Grenouille |               Biel/Bienne

                                Teil 1
                                Kurzbiographien der Mitwirkenden

Verena Lafargue Rimann | Ausstattung
Wirtschaftsmatur, Lehrerpatent. Atelieraufenthalt Geiger-Woerner Ligerz, Aufbau eines eigenen Ate-
liers in Südwestfrankreich und später Toulouse 1973-1986, Rückkehr in die Schweiz. Weiterbildung
an den Schulen für Gestaltung Basel (textile Weiterbildungsklasse) und Zürich (plastisches Gestalten,
Malen), int. Seminar of Fibre Arts, Alden Biesen, Belqique. 2007-2010 Masterausbildung in Kunstver-
mittlung, HFS 2009 Werkbeitrag Stadt Biel, 2008 Werkbuch ‘venushochzwei’ 1993 Werkbeitrag Kan-
ton Bern Kommission für angewandte Kunst, 1988 Anderfuhren Stipendium.
Zahlreiche Einzel und Doppelausstellungen unter anderem: ein Steinwurf lang - le long d’un souffle’
Rauminstallation x-mas+2009 Salle Poma Centre PasquArt Biel, Zentrum Paul Klee/Creaviva, Perfor-
mance luftruum, Paris Jardin de Luxembourg, 2007 Gewinnerin Wettbe-werb ‘venushochzwei’ Raif-
feisenbank Bielersee. Zahlreiche Bühnenbilder und Ausstattungen für: Katharina Vogel, Théâtre de la
Grenouille, Theater Gymnasium Alpenstrasse.

Jonas Kocher | Musik
Ausbildung an der Hochschule der Künste Bern bei Teodoro Anzellotti (Akkordeon), Pierre Sublet und
Georges Aperghis (Musiktheater). Mitwirkung als Musiker und Darsteller in verschiedenen szenische
Projekte von Daniel Ott, Ruedi Häusermann, Anna Sophie Mahler. Auftritte in zahlreichen Ensembles
für improvisierte Musik im In- und Ausland als Akkordeonspieler. Konzerte und Zusammenarbeit u.a.
mit Urs Leimgruber, Hans Koch, Michel Doneda, Thomas Lehn, Christian Weber, Christian Wolfarth,
Bertrand Gauguet, Olivier Toulemonde, Peter Evans, duo Blank Disc, Julian Sartorius, Ensemble Rue
du Nord, Gaudenz Badrutt, Christian Müller ... Autodidakt im Bereich Komposition. Eigene Werke
wurden u.a. im Schlachthaus Bern, im Theater Basel, im Zentrum Paul Klee sowie beim Festival
Encuentros Buenos Aires, der KlangKunstBühne Berlin, Biennale Zagreb, aufgeführt. Regelmässige
Tätigkeit als Hörspielmusik-komponist für das Schweizer Radio DRS2 und für das Theater (Vidy, Neu-
markt Theater, ...). Jonas Kocher wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, 2005 mit dem Kulturpreis
der Stadt Nyon, 2010 mit dem Anerkennungspreis der Musikkommission Kanton Bern.
www.jonaskocher.net

Brigitte Andrey
PR | Künstlerische Gesamtleitung
Ausbildung KV, Studium der Slavistik und Philosophie an der Universität Bern. Mitinhaberin und Ges-
chäftsführerin der Übersetzungsagentur proverb. Beim Théâtre de la Grenouille verantwortlich für die
Publikationen, PR und Pressarbeit sowie grundsätzliche Spielplanentscheide. Kuratorin des Gastspiel-
programms für junges Publikum à propos Biel. Gründungs- und Vorstandsmitglied des Rennweg
26. Vorstandsmitglied astej 1998-2006. Präsidentin des Vereins TheaterLink. Mit dem Théâtre de la
Grenouille Kulturpreis 2000 der Stadt Biel und 2011 Förderpreis der Oertli-Stiftung. Seit 2010 Bewe-
gungspädagogin der Franklin-Methode®

Tom Häderli | Licht und Technik
Nach seiner Ausbildung als dipl. ing Chemie an der FH Winterthur arbeitet Tom Häderli mehrere Jahre
Bühnentechniker und Lichtgestalter für das Theater für den Kanton Zürich sowie für das Theater Biel
Solothurn sowie für Lynx, und Monique Schnyder und anderen. Projektleiter und Techniker bei Eclipse
Technique de Spectacles, Biel. Seit einigen Jahren freischaffend u.a. fester Mitarbeiter des Rennweg
26, Lukas Weiss, Theater Schönes­wetter, Théâtre de la Grenouille.

Kontakt
Théâtre de la Grenouille
Gurzelenstrasse 11 | 2502 Biel/Bienne
032 341 55 86
th.grenouille@bluewin.ch
www.theatredelagrenouille.ch
Théâtre de la Grenouille |            Biel/Bienne

                            Inhaltsverzeichnis
                            Theaterpädagogisches Dossier
                            für Lehrpersonen

Teil 2		      Anregungen | Materialien | Hintergrundinfos

1. Einleitung, Handlung, Hauptthemen                                    | Seite    4 - 10
  Mögliche Einstiegsebenen, genaues Erinnern und Wahrnehmen
  Die Handlung, die Themen
  Die Figuren

2. Sprache, Vokabular, zweisprachig - mehrsprachig                      | Seite   11 - 20
  Sprachgebrauch in Eye of the Storm
  Sprachbiographien
  Spielvorschläge und Aufgaben mit Sprachen
  Vokabular und Ausdrücke d - f - e
  Sprachklänge: Originalzitate aus The Tempest

3. frei nach The Tempest von William Shakespeare                        | Seite 21 - 23
  William ShakespearexThe Tempest, Shakespeares letztes Drama,
  Quellen, Filmtipps und Links zu Shakespeare

4. Insel - Meer - Sturm                                                 | Seite 24 - 28
  Insel - Sinnbild der idyllischen Kindheit
  Meer - Ort der Gefahr, der Weite, des Bodenlosen
  Sturm - Stürme im Stück - Stürme im Leben - in Sprache und Musik

5. Sich lösen - selber Verantwortung übernehmen                         | Seite 29 - 31
  «Ich bin reif genug, die Wahrheit zu hören»
  Sicht der Eltern - Sicht des Jugendlichen
  Weggehen - Abhauen - das Elternhaus verlassen
  «Ich hatte eine solche Sehnsucht nach grossen Städten in mir»

6. Sein oder Schein                                                     | Seite       32
  Ist man das, was man vorgibt zu sein?
  Spiele, Rollenspiele

7. Typisch Mädchen, typisch Junge - Geschlechterrollen                  | Seite 33 - 34
  Stephanie/o: ein Mädchen verkleidet als Junge
  Rollenwechsel, Verkleidungen
  Gruppendruck

  Anhang: Kontaktadressen                                               | Seite       35
  Hier finden Sie die Kontaktadressen aller SchauspielerInnen und des Theaters

  Teil 2 können Sie auch herunterladen auf www.theatredelagrenouille.ch
Théâtre de la Grenouille                        Biel/Bienne

Eye of the Storm von Charles Way
Frei nach The Tempest von William Shakespeare
Für Jugendliche und Erwachsene

Theaterpädagogisches Dossier |
Teil 2
Anregungen | Materialien | Hintergrundinfos | Vermittlung
Théâtre de la Grenouille |            Biel/Bienne

                            Inhaltsverzeichnis
                            Theaterpädagogisches Dossier
                            für Lehrpersonen

Teil 2        Anregungen | Materialien | Hintergrundinfos

1. Einleitung, Handlung, Hauptthemen                                    | Seite    4 - 10
  Mögliche Einstiegsebenen, genaues Erinnern und Wahrnehmen
  Die Handlung, die Themen
  Die Figuren

2. Sprache, Vokabular, zweisprachig - mehrsprachig                      | Seite   11 - 20
  Sprachgebrauch in Eye of the Storm
  Sprachbiographien
  Spielvorschläge und Aufgaben mit Sprachen
  Vokabular und Ausdrücke d - f - e
  Sprachklänge: Originalzitate aus The Tempest

3. frei nach The Tempest von William Shakespeare                        | Seite 21 - 23
  William ShakespearexThe Tempest, Shakespeares letztes Drama,
  Quellen, Filmtipps und Links zu Shakespeare

4. Insel - Meer - Sturm                                                 | Seite 24 - 28
  Insel - Sinnbild der idyllischen Kindheit
  Meer - Ort der Gefahr, der Weite, des Bodenlosen
  Sturm - Stürme im Stück - Stürme im Leben - in Sprache und Musik

5. Sich lösen - selber Verantwortung übernehmen                         | Seite 29 - 31
  «Ich bin reif genug, die Wahrheit zu hören»
  Sicht der Eltern - Sicht des Jugendlichen
  Weggehen - Abhauen - das Elternhaus verlassen
  «Ich hatte eine solche Sehnsucht nach grossen Städten in mir»

6. Sein oder Schein                                                     | Seite       32
  Ist man das, was man vorgibt zu sein?
  Spiele, Rollenspiele

7. Typisch Mädchen, typisch Junge - Geschlechterrollen                  | Seite 33 - 34
  Stephanie/o: ein Mädchen verkleidet als Junge
  Rollenwechsel, Verkleidungen
  Gruppendruck

  Anhang: Kontaktadressen                                               | Seite       35
  Hier finden Sie die Kontaktadressen aller SchauspielerInnen und des Theaters

                                                                                       2
he
Sprac

                     Figuren

          Spiel
                  Vokabular
                         Shakespeare

                                  Insel -
                                        Meer -
                                          Sturm
                                weggehe
                                          n-
                                            abhaue
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                                      unge
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Théâtre de la Grenouille |           Biel/Bienne

                             Teil 2
                             1. Einleitung | Einstiegsebenen |
                                wahrnehmen | erinnern

Ins Theater gehen - Theater sehen, hören, erleben
Viele Jugendliche haben oft kaum Erfahrungen mit Theaterstücken. Sie kennen vielleicht
das Dorftheater, Schultheater aus eigener Erfahrung, doch wenig bis kein professionelles,
zeitgenössisches Theater. Deshalb sind sie es nicht gewohnt, mit den Mitteln des heutigen
Theaters umzugehen, diese zu lesen. Als Lehrperson
sind Sie aktiver Vermittler, Vermittlerin und helfen
Ihren SchülerInnen auf die verschiedenen Ebenen
des Geschehens einzusteigen, dieses zu reflektieren
und zu vertiefen. Ihr Anteil an der kulturellen Bildung,
sei es in der Musik, der bildenden Kunst oder eben
im Theater ist von grosser Wichtigkeit.

Mit diesem Dossier bieten wir Ihnen verschiedene
Angebote, welche Sie nutzen können wenn Sie wollen.

Das Ziel ist es, eine verdichtete Wahrnehmung zu
ermöglichen, so dass die Jugendlichen nicht einfach bei
den einfachsten Schemen verstanden-nicht verstanden
(bi nid druus cho), spannend- nicht spannend, bekannt-
unbekannt bleiben. Die SchülerInnen besuchen eine
künstlerische Darbietung, Menschen mit einer künstle-
rischen Berufsausbildung. Man muss nicht immer alles
verstehen, man ‘erlebt’ Theater!

Mögliche Einstiegsebenen im Stück Eye of the Storm
Es gibt immer mehrere Ebenen, die sich als Einstieg vor oder nach dem Theaterbesuch
anbieten.

| Einen Teil der Handlung, der Figuren kennenlernen, den Inhalt, die Themen

| Über die Gefühle, des Erleben, das Erlebnis

| Die Sprachen, mehrsprachige Welt, Wortschatz (siehe Kapitel Sprache, Vokabular)

| Kunst, Schauspiel, künstlerische Gestaltung:
  Bühnenbild, Musik, Kunstberufe, Ausdrucksformen

| Theater, Unterschiede Theater - Film: was ist gleich, was ist anders

| Bildebene, das Plakat betrachten, was erzählt es? Einer Serie Inselbilder:
  was evozieren sie?

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Théâtre de la Grenouille |          Biel/Bienne

                             Teil 2
                             1. Einleitung | Einstiegsebenen |
                                wahrnehmen | erinnern

Nach dem Theaterbesuch: Genau sehen,
erinnern, differenziert wahrnehmen
Als erster Schritt schlagen wir Ihnen vor, die
Wahrnehmung zu schärfen. Sich genau zu erinnern,
möglichst viele Details zusammen zu tragen.
Auch möglichst viele Eindrücke, auch Fragen zu
sammeln. Wichtig ist es, nicht zu werten sondern
wie ein Forscher, eine Forscherin, zu sammeln.

Erinnern
Genau beobachten, sammeln, schnell, Details, flashartig, Stichworte, auch ‘unwichtige’
Details, Farben, Formen, Situationen, Klänge

Visuelle Erinnerung
Welche gestalterischen Elemente haben die SchülerInnen wahrgenommen?
An welche Bilder erinnert man sich nachher genau. Details in den Bildern. Warum bleiben
diese haften und andere nicht? Versuchen ein Bild ganz genau wiedergeben.

Erinnerung an Situationen, Beziehungen, Gefühle
Welche Situationen, welche emotionalen Momente waren besonders markant?
Diese in einem ersten Schritt einfach sammeln ohne zu diskutieren.

Verbale Erinnerung
Gibt es sprachliche Ausdrücke, die man wiedergeben kann?

Musikalische Erinnerung
An welche Musik kann ich mich erinnern. Geräusche, Atmosphären.
Wie wurde die Musik eingesetzt?

Besonders markante Momente
Drei bis fünf Momente sammeln, die besonders markant waren, an die man sich beson-
ders gut erinnert. Warum ist dies so? Was macht das Besondere an diesem Moment aus?

Dieser Sammel-Einstieg eignet sich auch als Gruppenarbeit
In kleinen Gruppen (3-max 4) stichwortartig auf grossen Blättern sammeln. Jede Gruppe
behandelt einen oder zwei Punkte. Anschliessend sammeln Sie im Plenum die Puzzleteile.
Meistens staunt man, an wie viele Details sich die ganze Klasse zusammen erinnert und
wie unterschiedlich die Wahrnehmung und Erinnerung ist.

                                                                                          5
Théâtre de la Grenouille |            Biel/Bienne

                              Teil 2
                              1. Handlung | Themen | Figuren

Shakespeares ursprüngliche Geschichte wird in Eye of the Storm aus der Perspektive der
Tochter, Miranda, die auf der Prosperos Insel heranwächst und versucht ihr eigenes Leben
in Angriff zu nehmen, erzählt.
Hier zu ihrer Information die gesamte Geschichte des Stücks

Prospero, der mächtige Zauberer und vertriebene Herzog von Valencia, lebt mit seiner
Tochter Miranda auf einer Insel. Der eigentliche Herr der Insel, der Luftgeist Ariel,
steht ebenfalls in seiner Macht. Hier hat Prospero für sich und seine Tochter eine eigene
Welt geschaffen, in der es nur Schönes und Gutes gibt, kein Verrat, keine Intrigen, keine
Enttäuschungen. Seine ganze Energie widmet er seinen Experimenten mit der Natur.
Bücher, schöne Musik, blühende Bäume, wunderbare ewig-frühlingshafte Natur zaubert
er für sie hin – noch so gerne möchte er sie in der Kinderwelt zurückbehalten.
Doch Miranda wird älter und fordert je länger desto vehementer die Wahrheit von ihrem
Vater. Wer bin ich, warum sind wir hier, wo ist meine Mutter, wie ist das Leben? Immer
wieder schiebt Prospero dies hinaus. Nun wird Miranda 14 Jahre alt und erhält wieder eine
wunderschöne Muschelkette statt der Wahrheit. Ein grosser Streit entbrennt. Doch dies-
mal rebelliert sie gegen die Macht des Vaters, die sie daran hindert das Leben kennen zu
lernen. Sie versucht sich voller Wut an Prosperos Zauberkünsten und beschwört einen rie-
sigen Sturm hinauf. Dieser spült zwei Seeleute ans Ufer der Insel: Trinculo und Stephano.

Stephano ist eigentlich ein Mädchen, eine junge Frau namens Stephanie. Sie wollte
abhauen, verkleidet sich als Mann und will auf See anheuern. Sie will ein neues Leben,
weg von enttäuschter Liebe und von der einengenden Familie. Stephanie bezahlt einen
Bootsmann dafür, sie in der Nacht wegzubringen. Nur ist dieser Bootsmann ausgerechnet
Trinculo, ihr ehemaliger Liebster, von dem sie sich in grosser Wut getrennt hat, den sie
aber immer noch heftig liebt. Nun darf sie sich erst recht nicht zu erkennen geben, ihre
Gefühle preisgeben.
Trinculo lebt von Gelegenheitsjobs meist mit seinem Boot und auf See. Bei Shakespeare
der Spassmacher und Narr, ist er hier eher jener, der das direkte und pure Leben mit all
seinen Facetten auf diese künstlich schöne Insel bringt: Verführung, Verliebtheit, die grosse
Liebe, Lügen, Eifersucht, sich rausreden, nicht zu seinen Gefühlen stehen, Vergangenem
ausweichen, anstatt sich ihm zu stellen.

Miranda verliebt sich natürlich über beide Ohren in den attraktiven Seemann, der sich
sofort als Edelmann Fernando ausgibt. Stephano – die verkleidete Stephanie – darf ihre
Gefühle und ihre Eifersucht nicht zeigen, denn Trinculo weiss ja nicht, dass sie es ist.
Sofort sind alle drei in einem Strudel der Gefühle, der ‘Sturm’ ist ausgebrochen und
Mirandas unbändige Lebenslust noch mehr geweckt. Miranda sehnt sich nach der Freiheit,
will weg vom Vater und von dieser Insel. Auch der Luftgeist Ariel bittet und bettelt um
seine Freiheit.
Am Ende siegt nicht der Konflikt sondern die Einsicht. Prospero erzählt Miranda die Ges-
chichte ihrer Mutter. Er lässt seine Tochter mit den anderen ziehen und gibt auch Ariel
seine Freiheit wieder. Er legt seinen Zauberstab nieder und konfrontiert sich selber zum
ersten Mal mit der Wahrheit und seiner Lebenssituation. Ein offener Schluss, indem viel
Versöhnung mitschwingt. Jeder versucht, auch die Position des anderen zu verstehen.      6
Théâtre de la Grenouille |           Biel/Bienne

                             Teil 2
                             1. Handlung | Themen | Figuren

Themen

Viele grosse Lebensthemen der Jugend stehen im Zentrum der Geschichte
Abnabelung/Loslösung vom elterlichen Schutz (Inseldasein als Bild für die Kinderwelt),
Suche nach der Wahrheit, die eigene Herkunft (wo komm ich her, wer sind meine Eltern)
Gefühle/Gefühlsstürme, Beziehungen/Einordnung der Gefühle, Schein - Sein (ist man
das was man vorgibt zu sein/ist die Welt das, was sie scheint), Rollen, Geschlechterrollen
(wie beeinflussen sie unser Verhalten)

Aufgabe - freie Assoziation zu den Themen
Zu allen Themen (fett) soll zunächst ein Brainstorming
gemacht werden. Was fällt den SchülerInnen zu den
jeweiligen Begriffen ein? (freie Assoziation) Bereiten
Sie für jedes Thema ein grosses Blatt vor.
Diese Liste kann auch als Themenpool für weitere
Aufgaben gebraucht werden.
Abnabelung
Schutz
Welten
Wahrheit
Herkunft
Gefühle
Schein oder Sein
Rollen, Geschlechterrollen

Spielaufgabe - Themen
Es werden Kleingruppen gebildet (4-5 Personen). Zusammen soll die Gruppe eine
Geschichte erfinden, zu welcher jede Person in der Gruppe einen 30 Sekunden-Beitrag
leistet. Während dieser 30 Sekunden müssen mindestens 3 der oben genannten Begriffe
verwendet werden. Das Ergebnis kann in einer kleinen Vorführung/Vortrag den anderen
gezeigt werden.

Aufgabe - Vermutungen zur Geschichte von Eye of the Storm anstellen
Nehmen Sie zu den Themen noch die Figuren:
Eine 14 jährige Tochter, die alleine mit dem Vater aufwächst, ein Vater der Forscher und
Zauberer ist, ein Seemann, ein Mädchen, das sich als Junge ausgibt und ein Luftgeist
und lassen Sie die SchülerInnen nun anhand der Themenblätter und dem Figurenpersonal
rätseln, was wohl alles im Stück vorkommen könnte. Diese Sammlung an möglichen
Inhalten kann mit der Stichwortsammlung aus dem Vokabular kombiniert werden.             7
Théâtre de la Grenouille |            Biel/Bienne

                              Teil 2
                              1. Handlung | Themen | Figuren

Die Figuren im Stück besser kennenlernen
Sammelt zu jeder Figur im Stück alles was ihr in Erfahrung bringen könnt. Alles, an was
ihr euch erinnert. Wie ist die Figur? Wie schätzt ihr sie ein? Was sagt die Figur über sich
selber?
Was sagen andere über diese Person? Was sagt das Kostüm über die Figur aus?
Könnt ihr euch an Sätze, Worte, Dialogstellen erinnern, die typisch sind für diese Person?
Gibt es typische Gesten oder typische Bewegungen, Körperhaltungen dieser Figur?

 Miranda | Prospero | Trinculo | Stephano/Stephanie | Ariel

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                             Teil 2
                             1. Handlung | Themen | Figuren

Stichwortblatt für Lehrperson

Miranda, 14 jährig
Behütet, rebellisch, will morgens ausschlafen, provoziert, ‘Vaters kleine
Prinzessin’, wild, in der Natur aufgewachsen, neugierig, lebenshungrig,
lebensdurstig, gelangweilt, will alles wissen, probiert alles aus, will spüren,
Wind, Schmerz, Gefühle. Lotet ihre Grenzen aus. Will ihre Vergangenheit
kennen lernen. Da sie nie etwas von der Welt erfahren hat, ist sie naiv und glaubt alles
was die anderen ihr erzählen.
«Aber du hast mich nicht beschützt, du hast mich eingesperrt, Vater. Diese ganze Insel hier
ist eine einzige Lüge, alles ist ‘fake’.» Miranda, 10. Szene

Prosporo, der Vater
Lebt von der Welt zurückgezogen. Will die Natur beherrschen, selber
gestalten. Er ist Wissenschaftler, Forscher, Zauberer, Illusionist und Vater.
Früher Erbe eines grossen Reiches. Hat ein pessimistisches Weltbild, da er
selber von den Menschen enttäuscht wurde. Nervt sich über seine Tochter.
Stellt sich den Konflikten nicht. Jähzornig, will die Macht, flippt schnell aus.
Seine Autorität darf nicht in Frage gestellt werden. Verlangt Gehorsam,
Dankbarkeit. Nutzt die Kräfte Ariels aus für seine Zauberei. Will seine Tochter von den Ge-
fahren der Welt und allem Bösen schützen. Kann gut reden. Liebt schöne Sachen (Blumen,
seltene Muscheln, Meer, Bücher...).
«Die Welt da draussen ist voller Ungerechtigkeit. Hungersnot, Krieg und Armut.
Die Menschen geben immer etwas anderes vor als sie in Wirklichkeit sind, sind gierig,
selbstsüchtig, oft siegt er Hass über die Liebe - sagt mein Vater» Miranda 8. Szene.

Trinculo, ca. 19 jährig
Seemann. Spanier (oder Halbspanier). Clique ist wichtig. Schlägt sich
durch. Passt sich an. Immer pleite. Weicht seinen Gefühlen aus, fragt das
Publikum immer ob des jetzt gut sei oder nicht. Redet gerne. Singt. Spie-
lernatur, fröhlich, charmant, liebenswert. Gibt sich als einen anderen aus.
Hat keine eigene Meinung, deshalb sehr beeinflussbar. Nimmt das Leben
so wie es ist. Unbeschwert. In gewissen Situationen totaler Angsthase, in
anderen totaler Bluffer. Gibt sich cool um seine Sensibilität zu verstecken.
Stephanie über Trinculo: «Immer derselbe, stolz wie ein Hahn und den Mund voller
Versprechungen.» 2. Szene

Stephano/Stephanie, ca. 17 jährig
Piercings, Lederjacke, Punk-Outfit, Mütze, Kapuze: schützt sich mit provoka-
tiver Kleidung. Ist abgehauen, will sich als Junge durchschlagen, fühlte sich
zu Hause wie erstickt. Einziges Mädchen mit mehreren Brüdern. Mutter
Italienerin. Wütend: auf Mutter, auf Trinculo, auf Gesellschaft. Eckt an.
Mutter hat sehr konventionelle Rollenvorstellungen: Jungs brechen zu
Abenteuern auf, Mädchen bleiben zu Hause. Hatte Beziehung zu Trinculo.
War echt verliebt. Hat Trinculo in ihrer Wut geschlagen. Temperamentvoll.                9
Théâtre de la Grenouille |       Biel/Bienne

Weiss nicht wohin mit ihrem Leben. Gibt sich rau um ihre Zerbrechlichkeit
zu verstecken.
«Die Angst steigt in mir hoch. Was habe ich nur getan? Was habe ich nur
getan!» Stephanie/o 2. Szene

Ariel, Luftgeist auf der Insel
Unsichtbar. Nur Prospero kann Ariel sehen, alle anderen können nur ihre
Stimme hören. Lebte schon immer auf dieser Insel. Ist eins mit der Natur.
War lange in einem Baumstrunk blockiert. Prospero befreite ihn. Ariel ist
von ihm abhängig, muss ihm gehorchen. Ariel hat ebenfalls Zauberkräfte.
Halb Mann, halb Frau. Naturwesen, kann fliegen. Jung und zugleich uralt.
Kümmerte sich um Miranda fast wie eine Mutter. Will für Miranda Freundin
sein. Verrät Mirandas Versteck an Prospero um seine Freiheit zu bekom-
men. Ein wenig freakig, Dreadlocks.
«Ihr wisst doch genau, dass ich der wahre König dieser Insel bin» Ariel 7. Szene

                                                                                   10
Théâtre de la Grenouille |           Biel/Bienne

                              Teil 2
                              2. Sprache | Sprachbiographien |
                                 Sprachspiele | Vokabular

bilingue, trilingue, multilingue !

Zweisprachiges Theater? Théâtre plurilingue!
Blasphemie, ein Ding der Unmöglichkeit? Für das Théâtre de la Grenouille ist es eine
Reflektion auf unsere mehrsprachige Realität, Lebendigkeit und Farbigkeit. Seit vielen
Jahren arbeiten wird deshalb konsequent mit SchauspielerInnen verschiedener Sprachher­
kunft zusammen. Inspirationsquelle bei der Realisierung mehrsprachiger Theaterproduk-
tionen ist auch das Leben in der zweisprachigen Stadt Biel, zweisprachige Partnerschaften
in unserem Umfeld und unserem Leben, eine Vielsprachigkeit, welche überall in unserer
Gesellschaft und den Medien präsent ist. Allein in Biel werden über 70 Sprachen gespro-
chen, die grosse Mehrheit der Bevölkerung ist bereits zwei- und mehrsprachig.

Verwendung der Sprachen durch die Figuren
Schweizerdeutsch und Hochdeutsch werden in Eye of the Storm nebeneinander
verwendet. Miranda, der heranwachsende Teenager spricht Dialekt, unmittelbarer und
musikalischer für unsere Ohren, aber auch französisch. Trinculo als Seemann spricht
hochdeutsch und spanisch, seiner ‘Bauchsprache’. Prospero ist kultiviert, er würde
niemals Dialekt sprechen, er spricht ein sehr gepflegtes englisch mit reichem Vokabular,
fliessend französisch und deutsch, und unterstreicht mit seiner Eloquenz den gebildeten
Mann. Ariel, der Luftgeist jongliert ebenfalls agil mit den Sprachen, wechselt schnell und
überraschend, spielt mit den Klängen. Stephanie spricht fast nur französisch, Deutsch
ist für sie eine Fremdsprache, ihre Mutter spricht italienisch.

Bei der Erarbeitung der verschiedenen Spielversionen haben wir darauf geachtet, dass das
Publikum dem Geschehen immer mühelos folgen kann. Bei einzelnen anspruchsvollen Stellen
wird eine Übersetzung projiziert.

 Aufgabe Sprachbiographie
 Sprachhintergrund der Klasse -
 Sprachhintergrund der SchauspielerInnen in Eye of the Storm
 | Wählt zwei der folgenden Texte aus, lest sie zusammen und diskutiert sie kurz. (GR)
 | Schreibt eine eigene Sprachbiographie oder erzählt sie einander. Vergleicht die
   Erfahrungen. (GR)
 | Teilt die Klasse in einsprachige und mehrsprachige Gruppen auf. Welche Gruppe ist
   grösser. Wie viele Sprachen sind vertreten? (KL)
 | Die mehrsprachigen SchülerInnen präsentieren, wie sie mit Sprache umgehen, wann
   wechseln sie von der einen Sprache in die andere. Wie sprechen sie mit den Eltern,
   den Geschwistern, Grosseltern. Wann denkt man in welcher Sprache.
 | Dann die einsprachigen SchülerInnen. Wie erleben sie das Erlernen der Fremdspra-
   chen. Wie erleben sie die mehrsprachigen KollegInnen.
 | Gibt es eine Sprach-Hierarchie (Sprachen werden als cool erlebt, andere sind fremd)
 | Sprachen verstehen: mit welchen Mitteln verstehe ich eine Sprache, einen Dialog
 | Sprache NICHT verstehen: auf was achte ich im Gespräch, wie orientiere ich mich,
   wie ‘lerne’ ich (GR od KL) GR = Gruppen, KL = ganze Klasse
                                                                                             11
Théâtre de la Grenouille |            Biel/Bienne

                              Teil 2
                              2. Sprache | Sprachbiographien | Vokabular

Sprachbiographie 1 | Pascale Güdel, Schauspielerin |
Miranda | Französisch - Deutsch
Ich bin in einem kleinen Dorf im Jura aufgewachsen. Die ersten 6 Lebens­
jahre lebte ich in Basel. Beide Grosseltern sprechen Schweizerdeutsch,
auch beide Eltern sind zweisprachig (d/f). Je länger wir aber im Jura wohn-
ten desto mehr sprachen wir nur noch französisch. Das Gymnasium und
die Schauspielausbildung habe ich auf Französisch absolviert. In der Theaterausbildung
habe ich dann auch SchauspielerInnen der Schauspielschule Bern kennengelernt. So
begann ich zweisprachige Stücke zu machen. Um besser Deutsch zu können besuchte ich
nach der Ausbildung einen Intensiv-Sprachkurs in Berlin. Mein Freund ist aus Basel.
Wir sprechen zusammen eine Mischung aus schweizerdeutsch und französisch.

Sprachbiographie 2 | Stefan Liebermann, Schauspieler |
Trinculo | Spanisch - Deutsch - Französisch
Mein Vater ist Spanier, meine Mutter Deutsche. Geboren bin ich in Tuttlin-
gen, Baden-Wüttemberg/D. Ich bin als kleines Kind mit meinen Eltern nach
Barcelona gezogen, mein Vater hat immer mit mir spanisch gesprochen,
meine Mutter deutsch. Als Kind fand ich es herrlich mehrere Sprachen zu
können. Ich bin in Barcelona in einen deutschen Kindergarten gegangen,
wo es verboten war, spanisch zu sprechen. Dort habe ich mich immer mit den Kindern,
die lieber spanisch sprechen wollte in eine Ecke verzogen und heimlich spanisch geredet.
Als ich mit sechs Jahren mit meinen Eltern zurück nach Tuttlingen gezogen bin, hat mein
Vater versucht weiterhin mit mir spanisch zu sprechen, aber für mich wurde das irgend-
wann schwierig. Sprache bedeutet ja auch Zugehörigkeit zu einem Ort, einer Kultur. In
Tuttlingen wurden mein Vater und ich auf der Strasse angeschaut, wenn wir spanisch
gesprochen haben. Ich habe irgendwann begonnen, mich zu schämen und habe immer
auf Deutsch geantwortet. Irgendwann hat mein Vater es aufgegeben. Bald darauf habe
ich aber Spanisch nochmal richtig als Unterrichtsfach an der Schule gehabt und spreche
es deshalb immer noch gut. Die Zweisprachigkeit hat mir den Kontakt zu Sprachen sehr
erleichtert, relativ mühelos habe ich französisch gelernt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist,
denke ich, dass man flexibel wird, wenn man an zwei Sprachen gewöhnt ist, nicht nur in
der Sprache, auch im Denken.

Sprachbiographie 3 | Arthur Baratta, Schauspieler |
Prospero | Englisch - Französisch - Deutsch
Ich bin in Sydney, Australien aufgewachsen, meine Muttersprache ist
Englisch. Mein Vater stammte von italienischen Migranten ab, konnte
perfekt italienisch, er sprach mit uns Kindern aber immer nur englisch.
In der Schule lernte ich französisch. Als Kind einer englischsprechenden
Familie in Australien braucht man seine Sprachkenntnisse aber nicht.
Mein erster wirklicher Kontakt mit Fremdsprachen war auf meiner Europareise, ich reiste
9 Monate lang u.a. durch Frankreich. Meine Theaterausbildung absolvierte ich auf Franzö-
sisch in Paris, ich erinnerte mich aber kaum mehr an mein Schulfranzösisch, so musste
ich mich auf das Gefühl, die Intuition verlassen um zu ‘verstehen’. Seit 27 Jahren lebe ich
in der Schweiz, meine Partnerin spricht deutsch, zusammen sprechen wir englisch oder 12
Théâtre de la Grenouille |          Biel/Bienne

französisch. In angeregten deutschen Unterhaltungen passiert es mir, dass ich mich aus-
klinke und nicht mehr zuhöre, meinen eigenen Gedanken nachhänge. Mit meinen Kindern
spreche ich englisch, mit KollegInnen und NachbarInnen französisch, mit dem schulischen
Umfeld deutsch. Das Englische ist aber klar meine Sprachheimat, ich liebe den Klang
dieser Sprache.

Sprachbiographie 4 | Liza Baumann, Schauspielerin |
Stephano/ie | Französisch - Deutsch
Meine Muttersprache ist Französisch, meine Mutter stammt aus der
Bretagne. Die französische Kultur ist denn auch vorherrschend in meiner
Familie, obwohl mein Vater ein Zürcher ist. Er sprach immer Dialekt mit uns,
und wechselte oft vom Französisch in seine eigene Sprache. Zwischen 11
und 16 Jahren besuchte ich die Steinerschule in Biel, auf Deutsch.
Zu dieser Zeit war ich ausgesprochen wohl in beiden Sprachen. Aber durch die vier
Jahre in Paris und meine Schauspielausbildung in Lausanne ist diese Beweglichkeit doch
ziemlich verschwunden, leider. Mit meiner Arbeit bei Eye of the Storm bin ich wieder mit
viel Spass in diese beiden Sprachen eingetaucht. Hinter jeder Sprache verstecken sich
auch Sitten und Umgang.

Sprachbiographie 5 | Isabelle Freymond, , Schauspielerin | |
Ariel | Deutsch - Französisch
Ich bin in der zweisprachigen Stadt Biel geboren und aufgewachsen und
habe seit meiner Kindheit Freunde in beiden Sprachen. Zu Hause sprach
ich von Anfang an hochdeutsch mit meiner Mutter und schweizerdeutsch
mit meinem Vater, meinem Bruder, französisch mit Freunden und Verwand-
ten. Zweisprachigkeit ist für mich eine Selbstverständlichkeit, für mich ist
es einfach natürlich mich in zwei Sprachen zu bewegen. Meine Theater­ausbildung habe ich
auf Französisch in Bruxelles gemacht und lebe jetzt auch noch dort. Mit meinem Freund
spreche ich französisch. Oft verbinde ich eine Sprache mit bestimmten Menschen.
Mit meiner Mutter könnte ich nie Dialekt sprechen, das würde für mich ‘falsch’ klingen.

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Théâtre de la Grenouille |          Biel/Bienne

                               Teil 2
                               2. Sprache | Sprachspiele | Vokabular

Spiel mit Wörtern aus Eye of the Storm

 ➡    Blatt/Blätter mit dem Glossar verteilen (auf folgenden Seiten).
      Ziel: Lustvoll und spielerisch Vokabular aus dem Stück kennenlernen.
      Spielerisch mit Sprache umgehen.

A | eigene Kurzgeschichte, Songtext, Gedicht
Die Gruppe (max 5 Personen) wählt 15 Wörter aus und schreibt diese auf ein leeres Blatt.
Anhand dieser Wörter werden Situationen oder mögliche Handlungen erfunden, notiert
oder einander erzählt. Oder die Gruppe erfindet eine Kurzgeschichte zusammen in welcher
alle Wörter vorkommen müssen. Oder ein Songtext, ein Nonsense-Text, ein Gedicht.
Die Gruppen präsentieren einander ihre Arbeiten.

B | Assoziieren
Zu Zweit. Wieder werden 10 Wörter ausgewählt und separat notiert. Person 1 lanciert
ein Wort. Person 2 sagt dazu alles, was ihr dazu in den Sinn kommt. Erinnerungen,
Assoziationen, Bilder, ähnliche Worte. Es ist eine private Unterhaltung, nicht für Zuhörer
gedacht. Nach genau 1 min 30 wird gewechselt. Person 2 lanciert ein Wort und Person 1
assoziiert und so weiter. Was für Bilder haben sich aus diesen Worten ergeben?

C | Babylonisches Sprachenwirrwarr
4 SchülerInnen stehen in der Mitte im Kreis, die übrige Klasse sitzt rundherum. Die vier
SchülerInnen sollen wenn möglich verschiedene Sprachen sprechen (oder lernen sie).
Die Klasse wirft ein Wort aus dem Glossar in die Gruppe. Sofort müssen alle dazu antwor-
ten, in der eigenen Sprache, in anderen Sprachen, dieselbe Wortfamilie, Dialekte. Mö-
glichst schnell und aktiv wie auf dem Markt. Wir hören die verschiedenen Sprachklänge,
wie klingt Sturm auf Kroatisch, stürmisch auf Schweizerdeutsch, auf Spanisch...

D | Vermutungen zur Geschichte des Theaterstücks
Ganze Klasse zusammen. Aus Glossar Vermutungen anstellen zur Geschichte von Eye
of the Storm. Alle Glossarwörter durchlesen. Gemeinsam überlegen, was ausgehend
von der Wortliste im Theaterstück wohl alles vorkommen wird. Welche Gefühle, welche
Themen. Nach dem Vorstellungsbesuch kann sich die Klasse darüber austauschen, ob es
so war, oder ganz anders.

E | der Titel ‘Eye of the Storm’
Was heisst es genau. Was bedeutet ‘im Auge des Sturms’. Das Shakespeares Original
heisst ‘The Tempest’. Was könnte der Unterschied sein. Worauf könnte der Titel hinweisen.

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Théâtre de la Grenouille |            Biel/Bienne

Spiel mit Wörtern aus Eye of the Storm

F | Sprachkenntnisse D- F / F - D / D - E
Aus dem Glossar mit verschiedenen Farben die Worte anstreichen, die bereits auf
Französisch resp. Englisch bekannt sind, dann jene, welche so halb bekannt sind. Bleibt
viel übrig? Welche? Dann die Ausdrücke (4. Spalte) lesen und überlegen ohne Wort für
Wort zu übersetzen, was es heissen könnte. Eignet sich gut als Partnerarbeit zu zweit
oder zu dritt.

G | Dialog improvisieren in einer andere Sprache
Zu Zweit oder maximal zu Dritt. Wichtig: die Improvisierenden sprechen in derselben
Sprache (beide sprechen kurdisch, beide englisch, beide portugiesisch ...). Die übrigen
sind ZuschauerInnen. Die LP wirft der Gruppe ein Wort zu. Die Spieler improvisieren
in ihrer Sprache einen kurzen Dialog mit möglichst viel Action oder Emotionen zum
Startwort, es kann auch ein Witz sein. Die Klasse meldet zurück, was sie vermutet der
Inhalt oder die Handlung war. Worauf achtet man beim Zuschauen?

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Théâtre de la Grenouille |                      Biel/Bienne

                                    Teil 2           2. Sprache | Vokabular |
                                                     Glossar Eye of the Storm

Deutsch                     Französisch                 Dialekt              Beispiel Ausdruck im Text

meine Tochterma fille          mini Tochter
mein Vater   mon père          min Vatter
die Liebe    l’amour           d’Liebi
von zu Hause weg
             quitter la maison vo deheime wäg                                Steph: Ich musste einfach weg, das ist
             		                                                              alles was ich weiss
die Insel    l’île             d’Insle                                       P: cette île enchantée
der Frachter le cargo          s’Frachtschiff
der Matrose  le matelot        dr Matros                                     Trinc: n’oublie pas le seau matelot...
die Küste    la côte           d Küschte                                     Steph: la côte s’éloigne à chaque coup
			                                                                          de rame.
die Marine              la marine                    d’Marine
der Junge               le garçon                    ein Giel
das Mädchen             la fille                     es Meitschi
entkommen               échapper                     entcho             Steph: Es war die einzige Lösung um
			                                                                     meiner Mutter zu entkommen
fliehen, entfliehen     s’enfuir                     abhoue             Trinc: Fliehen? Wohin?
das Boot                le bateau                    s’Boot, s’Böötli
rudern                  ramer                        ruedere
stolz wie ein Hahn      fier comme un coq            stolz wi ne Güggel
der Geburtstag          l’anniversaire               dr Geburtstag
der Frühling            le printemps                 dr Früehlig        P: Ariel, bereite einen neuen Frühling
			                                                                     für Miranda...
die Kette/              le collier/                  d’Chetti           P: Trägt sie die Kette?
die Muschelkette        le collier de coquillages
dein Versprechen        ta promesse                  dis Verspräche     M: Du muesch dis Verspräche halte.
reif genug              suffisamment mature          riif gnueg         P: Dir mangelt die Reife...
			M: Vatter, ich bin riif gnueg!
ein Sturm               une tempête                  en Sturm
der Nebel               le brouillard                dr Näbu            M: le monde derrière le brouillard...
mein Zauberstab         ma baguette magique          min Zauberstab
der Mut                 le courage                   dr Muet
deine Freundin          ton amie                     mit dinere Fründin Trinc: tu dois toujours dire à une fille
			                                                                     que tu l’aimes, si tu veux en tirer
			                                                                     quelque chose
das Gefühl, die Gefühle le sentiment, les sentiments d’Gfüehl
verliebt sein/          être amoureux/		                                S: t’es amoureux! Trinc: Verliebt?
sich verlieben          tomber amoureux-euse         sich verliebe      Ich war doch noch nie verliebt.
die Wut                 la rage                      d’Wuet             P: Meine Tochter, elle me met en rage
die Wellen              les vagues                   Wälle
der Wind                le vent                      dr Wind
der Strand              la plage                     dr Strand
der Geist               l’esprit                     dr Geischt
spuken                  hanter                       es spuukt          S: Cet endroit est hanté                 16
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