Zur debatte - Katholische ...

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Zur debatte - Katholische ...
B 215 75 F

                                         zur debatte
6/2018                                     Themen der Katholischen Akademie in Bayern

9                                        12                                             19                                           37
Bayerns Umweltminister Dr. Marcel        Kardinal Reinhard Marx hielt das               Ist Sokrates schuldig?, fragte Prof. Dr.     Einen Vergleich der Wetten bei
Huber sprach das Grußwort der Bayeri-    Schlusswort bei der Verleihung des             Katja Maria Vogt beim Philosophischen        Faust und im Buch Hijob zog Prof. Dr.
schen Staatsregierung                    Romano Guardini Preises                        Meisterkurs                                  Ludger Schwienhorst-Schönberger

                                  10                                           13                                            35                                           43
Die Laudatio auf den Preisträger:        Prof. Dr. Hermann Rumschöttel refe-            Prof. Dr. Mathias Mayer analysierte das      Prälat Dr. Peter Klasvogt sprach zur Ge-
Patricia Espinosa Cantellano, General-   rierte über Bundeswehr und militä-             Katholische in der Faust-Wette               stalt des Priesterlichen in bewegter Zeit
sekretärin der UN-Klimakonvention        rische Erinnerungskultur

Romano Guardini                                                                         Das Ende der Geschichte?
                                                                                        Ottmar Edenhofer

Preis 2018 an
Ottmar Edenhofer                                                                           Im Jahr 1989 wurden die Risse in          unserer Hilfe ein muslimisches Kran-
                                                                                        der Berliner Mauer unübersehbar –            kenhaus. Ich war dankbar, dass ich in
                                                                                        eine friedliche Revolution hat sie           diesen Jahren inmitten des nationalisti-
                                                                                        schließlich niedergerissen. Es schien        schen und ethnischen Wahnsinns, der
                                                                                        so, als hätten Demokratie und Markt-         sich überall breit machte, für eine Insti-
                                                                                        wirtschaft den Wettbewerb der Systeme        tution arbeitete, die ihre Identität gera-
                                                                                        endgültig für sich entschieden. Man          de nicht in der nationalen oder ethni-
                                                                                        wähnte das Ende der ideologischen            schen Abgrenzung sucht, sondern an
                                                                                        Auseinandersetzungen – das Ende der          die menschliche Würde appelliert, die
                                                                                        Geschichte, wie Francis Fukuyama             allen Menschen gemeinsam ist, die also
                                                                                        meinte, – zum Greifen nahe. Mit die-         im wahrsten Sinne des Wortes katho-
                                                                                        sem Sieg, dachte man, hätte auch die         lisch ist. Es war eine Wohltat, in diesen
                                                                                        europäische Aufklärung endgültig den         Jahren mit der Jesuitenkurie in Rom zu-
                                                                                        Sieg davongetragen.                          sammenzuarbeiten. Meine antirömi-
                                                                                           Es dauerte nur ein Jahr, bis ich aus      schen Affekte wurden damals erheblich
                                                                                        diesem Traum aufgeschreckt wurde,            domestiziert.
                                                                                        wenn ich ihn denn je geträumt habe:             Der Jugoslawienkrieg in den 90er
                                                                                        Ich war – durch eine Vielzahl überra-        Jahren zeigte mir, dass der Fortschritts-
                                                                                        schender, aber keineswegs zufälliger Er-     automatismus der Moderne nicht zu-
                                                                                        eignisse – Leiter der Flüchtlingshilfe der   treffend sein kann: Denn ich begann
                                                                                        Jesuiten in Kroatien und Bosnien ge-         rasch zu begreifen, dass die ethnischen
                                                                                        worden, die später mein Freund Pater         Konflikte und Bürgerkriege nicht Zei-
                                                                                        Martin Maier weiterführte. Mitten in         chen einer nachholenden Entwicklung
                                                           Fotos (35): Robert Kiderle   Europa wurde ich in einen Krieg hinein-      sind, sondern die Signatur des begin-
Über den Preis freuten sich neben        Patricia Espinosa Cantellano, Umwelt-          geworfen, dessen Ursache ich zu erfas-       nenden 21. Jahrhunderts werden soll-
Professor Ottmar Edenhofer (2.v.l.)      minister Dr. Marcel Huber und Dr.              sen versuchte. Die Zeichen des Zusam-        ten. Wenige Ereignisse in meinem Le-
Kardinal Reinhard Marx, Laudatorin       Florian Schuller (v.l.n.r.).                   menbruchs der staatlichen Ordnung,           ben haben mich so verstört, meine Ge-
                                                                                        Vertreibung, Plünderung und Vergewal-        wissheiten so sehr erschüttert, wie die
                                                                                        tigung waren überall zu sehen. In die        beiden kurzen Jahre, die ich für die Bos-
                                                                                        Flüchtlingslager kamen täglich trauma-       nien- und Kroatienhilfe der Jesuiten ge-
                                                                                        tisierte Menschen. Nie werde ich ver-        arbeitet habe. Die Frage nach den Grün-
Der Potsdamer Klimaforscher Ottmar       Weltklimarat. Umweltschützer und               gessen, wie eines Morgens in der Ha-         den für Gewalt, die traumatischen Wir-
Edenhofer (56) hat den Romano-Gu-        Industrielle schätzten ihn gleicher-           fenstadt Split aus einem Schützenpan-        kungen ethnischer Säuberung, die Ein-
ardini-Preis der Katholischen Akade-     maßen, begründete Akademiedirektor             zer eine junge Frau kletterte, die wenige    sicht, dass Menschen nur foltern, wenn
mie Bayern erhalten. Die mit 10.000      Dr. Florian Schuller die Auszeich-             Stunden vorher mitansehen musste, wie        sie dafür ausgebildet werden, sowie der
Euro dotierte Auszeichnung wurde         nung. Der Preis ist nach dem Religi-           ihre Kinder von Nachbarn massakriert         Zusammenbruch zivilisatorischer Stan-
dem Wirtschaftswissenschaftler am        onsphilosophen und Theologen                   wurden, während sie selbst von UN-           dards sind für mich immer noch unver-
4. Juli 2018 bei einem Festakt mit       Romano Guardini (1885 – 1968)                  Truppen in letzter Minute gerettet wor-      standene und ungelöste Fragen. Damals
mehr als 200 Gästen verliehen. Der       benannt. Sie finden im Folgenden die           den war. Wir kümmerten uns damals            gab es den Begriff der politischen Emo-
Preis würdigt Professor Edenhofers       Reden des Festaktes und Fotos zur              um Lebensmittellieferungen, richteten        tionen noch nicht, aber mir wurde klar,
Verdienste als Politikberater, öffent-   Veranstaltung.                                 Beratungsstellen für Frauen ein, die ver-    dass Gewalt, Wut und Hass der Ent-
licher Mahner und Mitarbeiter im                                                        gewaltigt worden waren, der kroatische       fesselung durch die Politik bedürfen,
                                                                                        Provinzial der Jesuiten unterstützte mit     um massenwirksam zu werden. Diese
Zur debatte - Katholische ...
Entfesselung der Gewalt bedarf der

Editorial
                                        Rechtfertigung entlastender Denksyste-
                                        me. Die Akademien der Wissenschaften
                                        lieferten diese Pseudogründe ebenso,
                                        wie Professoren und Intellektuelle be-
    Liebe Leserinnen und Leser!         reit waren, nicht nur abscheuliche Ge-
                                        walttaten zu rechtfertigen, sondern an
   „Greift nur hinein ins volle Men-    ihrer strategischen Planung mitzuwir-
schenleben! / Ein jeder lebt‘s, nicht   ken. Wenn ich damals zwischen Frank-
                                        furt, Split und Tuzla pendelte, tauchte
vielen ist‘s bekannt, / Und wo ihr‘s
                                        ich in Welten ein, die zwei Flugstunden
packt, da ist‘s interessant.“           auseinander lagen und doch kaum von-
   So heißt es bekanntlich im Vor-      einander wussten – ja auch nichts wis-
spiel von Goethes „Faust“. Im ersten    sen wollten. Das intellektuelle und poli-
Halbjahr 2018 gab es nun in Mün-        tische Deutschland, von wenigen Aus-
chen ein Faust-Festival mit mehr als    nahmen abgesehen, nahm diesen Krieg
500 Veranstaltungen. Auch wir wa-       hin und verschwendete nicht viele Ge-
ren dabei und stellten drei unter-      danken auf diese Tragödie an der Peri-
schiedliche Veranstaltungen auf die     pherie unseres Kontinents.
                                           Was hat das mit meiner Tätigkeit
Beine – eine theologische Reflexion
                                        heute zu tun? Wer sich die Dynamik
über den Teufel, einen Durchgang        des Klimawandels der letzten 15.000
durch die literarische Geschichte der   Jahre vor Augen führt, begreift schnell,
„Gotteswette“ und dabei einen Ver-      dass wir die Betriebsweise unseres Erd-
gleich mit dem biblischen Jiob sowie    systems in einem Ausmaß und in einer
eine theatralische Präsentation von     Geschwindigkeit verändern, die für das                                                   Prof. Dr. Ottmar Edenhofer hielt ein
Fauststücken, die vor Goethe im Um-     Zeitalter des Holozäns ohne histori-                                                     sehr engagiertes Plädoyer für den
lauf waren. In dieser Ausgabe der       sches Vorbild ist. Die steigende globale                                                 Klimaschutz.
„debatte“ haben wir die Dokumenta-      Mitteltemperatur zeigt bereits ihre un-
                                        umkehrbaren Wirkungen: Steigender
tion zu allen drei Abenden zusam-
                                        Meeresspiegel, heftiger werdende Zyk-
mengefasst.                             lone, Dürren und Überschwemmungen
   „Greift nur hinein ins volle Men-    führen bereits heute dazu, dass Men-        der Münchner Rück durchgeführt ha-           Das war auch dringend nötig, denn es
schenleben! / Und wo ihr‘s packt, da    schen ihre angestammte Heimat verlas-       ben. Als die Anfrage kam, war ich skep-      gab einflussreiche Kardinäle wie George
ist‘s interessant.“ Dieser Satz des     sen. Knappe Wasserressourcen, Dürren        tisch. Das Potsdam-Institut für Klima-       Pell, die den menschengemachten Kli-
Theaterdirektors im „Faust“-Vorspiel    sowie Einbruch der Agrarproduktion          folgenforschung (PIK) war ein Institut       mawandel rundweg bezweifelten. Die
könnte auch sehr gut einem Akade-       verschärften den Konflikt in Syrien.        naturwissenschaftlicher Positivisten; Re-    Vorstellung, der Mensch könne und sol-
miedirektor als Impuls dienen. Denn     Die Fidschi Inseln oder Kiribati wer-       ligion galt daher als sicheres Zeichen ei-   le das Weltklima steuern, war für sie
das ist doch dessen schöne Aufgabe:     den einen erheblichen Teil ihres Staats-    nes mangelnden Intelligenzquotienten.        Ausdruck neuzeitlicher Hybris.
                                        gebietes verlieren, zunehmende Fluten       Aber die katholische Kirche glich für           Aber als in diesen Konferenzen die
ins „volle Menschenleben“ zu greifen                                                die meisten meiner Kollegen schon so
                                        versalzen ihre fruchtbaren Böden. In                                                     Bischöfe des Südens die Folgen des Kli-
und das dann Gepackte „interessant“     ethnisch fragmentierten und polarisier-     sehr einem „Alien“, dass nach einer ers-     mawandels darstellten, wurde auch im
zu präsentieren. Jede Ausgabe unse-     ten Gesellschaften steigt das Risiko        ten Begegnung das gegenseitige Interes-      Vatikan vielen deutlich, dass sie das
rer Zeitschrift bestätigt dies aufs     von Konflikten und Gewaltausbrüchen         se wuchs. Die Ironie der Geschichte:         Thema nicht weiter verdrängen konn-
Neue. So ist auch diesmal der Bogen     erheblich, wenn der Klimawandel zu-         leidenschaftliche Agnostiker, überzeugte     ten. Die Wissenschaft hat mit geradezu
weit gespannt. Von den geistlich-       schlägt. Meine Erfahrungen in Bosnien       Atheisten, heimliche Sympathisanten          überwältigender Evidenz gezeigt, dass
theologischen Gründen nachhaltiger      haben mir gezeigt, wie dünn der zivili-     und natürlich Jesuiten arbeiteten für        der Mensch durch die Abholzung der
Lebenspraxis anlässlich der Verlei-     satorische Firn ist und wie schnell Zi-     Misereor; die Münchner Rück-Stiftung         Wälder und die Verbrennung fossiler
hung des Romano Guardini Preises        vilisationen zusammenbrechen können         war für alle Beteiligten eine Rückversi-     Energieträger für den Anstieg der globa-
                                        – selbst zwei Flugstunden von Mün-          cherung, dass sich die weltanschauli-        len Mitteltemperatur verantwortlich ist.
2018 zur militärischen Traditions-                                                  chen Gewichte nicht zu sehr zugunsten
                                        chen entfernt.                                                                           Je größer die Wahrscheinlichkeit eines
pflege, von Zugängen zur Lyrik Rei-         Man kann sich heute den Ruf als Re-     einer Seite verschoben.                      gefährlichen Klimawandels ist und je
ner Kunzes über neueste Dokumen-        alpolitiker in der Flüchtlingspolitik er-      Auch wenn das Buch „Global, aber          geringer die Kosten, einer Katastrophe
tarfilme bis zur Begegnung mit einem    werben, wenn man Härte gegen Mig-           gerecht“ medial kein großer Erfolg war,      rechtzeitig zu begegnen, umso mehr
schriftstellernden Schauspieler, von    ranten und Flüchtlinge fordert. Diese       so kann doch seine Rolle für die Enzyk-      lohnt sich ambitionierter Klimaschutz.
der philosophischen Reflexion der ju-   vermeintlichen Realpolitiker verweigern     lika Laudato sí kaum überschätzt wer-        Mit anderen Worten: Auch wenn es
ristischen Haltbarkeit des Sokrates-    sich jedoch der Wirklichkeit: Europa        den. Der damalige Chef von Misereor,         Zweifel über das Ausmaß der Klima-
Prozesses in Athen bis zu Fragen        kann die Kriege im Nahen Osten eben-        Josef Sayer, veranstaltete im Vatikan        schäden gibt, sollte man lieber Handeln.
priesterlicher Existenz.                so wenig ignorieren wie die ethnischen      eine Reihe von Tagungen zum Thema            Was Wirtschaftswissenschaftlern aus
                                        Konflikte und die Folgen des Klima-         „Armut, Klimawandel und Ungleich-            der Entscheidungstheorie geläufig ist, ist
   Was allerdings unsere eigenen Po-                                                heit“. Kardinäle und Bischöfe aus aller
                                        wandels in Afrika und anderen Teilen                                                     Theologen und Kardinälen aus der Mo-
sitionen bei den genannten Themen       der Welt. Wer glaubt, man könne             Welt diskutierten über dieses Thema.         raltheologie bekannt. Denn gerade das
angeht, wollen wir es ein wenig an-     Flüchtlinge und Migranten vor allem
ders halten als Goethe. „In bunten      mit militärischen Mitteln an den Au-
Bildern wenig Klarheit, / Viel Irrtum   ßengrenzen abwehren, hat die Dimensi-
und ein Fünkchen Wahrheit, / So         on des Problems nicht einmal im An-
wird der beste Trank gebraut, / Der     satz verstanden. Herausforderungen
alle Welt erquickt und auferbaut“,      dieses epochalen Ausmaßes können nur
heißt es bei unserem Dichterfürsten.    durch einen geordneten Multilateralis-
                                        mus gemeistert werden, der Fluchtursa-
Wir hoffen, dass Sie unser debatte-
                                        chen bekämpft, für ein menschenwürdi-
„Trank“ auch diesmal „erquickt und      ges System der Aufnahme von Geflüch-
auferbaut“, obwohl wir für mehr         teten sorgt und die Lasten der Migrati-
„Klarheit“ sorgen wollen, weniger       on fair verteilt. Wenn Europa seine
„Irrtum“ und auch mehr als nur ein      Identität bewahren will und nicht untä-
einziges „Fünkchen Wahrheit“.           tig zusehen möchte, wie es die Kontrol-
   Mit dieser Zuversicht beende ich     le verliert, muss es sich diesen humani-
nach 18 Jahren mein letztes Editori-    tären Herausforderungen stellen. Es ist
al, bedanke mich bei unserem Chef-      für mich eine große Ermutigung, dass
                                        die beiden Kirchen in Deutschland, dass
redakteur Dr. Robert Walser für sein
                                        Sie, verehrter Kardinal Marx, und dass
souveränes Arbeiten, wünsche mei-       Papst Franziskus mit aller Klarheit an
nem Nachfolger Prof. Dr. Achim          die Maßstäbe erinnern, die für Christen
Budde sowie der ganzen Akademie         in der Politik gelten sollten.
eine gesegnete Zukunft und bleibe
Ihnen allen verbunden,                  I. Klima, Kohle, Kapital

                                           Wie kann man den Klimawandel be-
    Ihr                                 grenzen? Diese Frage hat mich in der
                                        vergangenen Dekade am meisten be-
                                        schäftigt. Die vielleicht wichtigste Vor-                                                Der Preisträger mit P. Dr. Andreas
                                        bereitung für diese Tätigkeit war das                                                    Batlogg SJ im Park der Katholischen
                                        Projekt „Global, aber gerecht“, das wir                                                  Akademie.
    Dr. Florian Schuller                zusammen mit der Hochschule für Phi-
                                        losophie im Auftrag von Misereor und

2   zur debatte 6/2018
Zur debatte - Katholische ...
Themen „zur debatte“
                                                                                                                                     Editorial                              2

                                                                                                                                     Romano Guardini Preis 2018
                                                                                                                                     an Ottmar Edenhofer
                                                                                                                                     Das Ende der Geschichte?
                                                                                                                                     Ottmar Edenhofer                       1
                                                                                                                                     Begrüßung der Festgäste
                                                                                                                                     Florian Schuller                       6
                                                                                                                                     Grußwort der
                                                                                                                                     Bayerischen Staatsregierung
                                                                                                                                     Marcel Huber                           9
                                                                                                                                     Laudatio auf den Preisträger
                                                                                                                                     Patricia Espinosa Cantellano          10
                                                                                                                                     Schlusswort aus Anlass der
                                                                                                                                     Verleihung des Romano Guardini
                                                                                                                                     Preises 2018 an Professor Ottmar
                                                                                                                                     Edenhofer
Vor der Veranstaltung fand eine gut be-      direktor Dr. Florian Schuller und der
                                                                                                                                     Reinhard Kardinal Marx                12
suchte Pressekonferenz statt. Patricia       Dolmetscherin Christa Zander, standen
Espinosa Cantellano und Ottmar               den Medienvertretern Rede und Antwort.
Edenhofer, flankiert von Akademie-                                                                                                   Akademiegespräch
                                                                                                                                     Tradition suchen oder Tradition
                                                                                                                                     schaffen?
tutioristische Moralsystem spricht sich      dung ein unentbehrliches Rüstzeug im        und gelitten. Aber am Ende war es ge-       Bundeswehr und militärische
für die Maxime „in dubio pro lege“ aus,      Umgang mit Konflikten. Das war im           schafft: Wir hatten die wissenschaftli-     Erinnerungskultur
im Zweifelsfall solle man das ethisch re-    Weltklimarat dringend nötig.                chen Grundlagen für das Abkommen            im 21. Jahrhundert
striktivere, vorsichtigere Gebot für rich-      Fakten und Werte können nämlich          von Paris im Jahr 2015 gelegt.              Hermann Rumschöttel                   13
tig halten und ihm folgen. Wer sich da-      nicht so fein säuberlich getrennt wer-         Die Einsichten des Weltklimarates
von exkulpieren will, müsse gute Grün-       den, wie sich das der logische Positivis-   lassen sich einfach zusammenfassen: Es
de in Anschlag bringen. Die Klimaskep-       mus vorstellt. Wir mussten nicht nur die    steht der Menschheit nur noch ein be-       „System Error“ und „Elternschule“
tiker bleiben diese guten Gründe bis         gesamte wissenschaftliche Literatur         grenztes Kohlenstoffbudget zur Verfü-       DOK.fest 2018:
heute schuldig – innerhalb sowie außer-      sichten, sondern Landkarten erstellen,      gung, wenn der Klimawandel begrenzt         zwei Filme in der Akademie       18
halb des Vatikans.                           die Politikern gangbare Wege zu Be-         werden soll. Wir bräuchten nicht ein-
   Durch meine ersten sieben Jahre am        grenzung des Klimawandels aufzeigen         mal eine Klimapolitik, wenn die fossilen    Philosophischer Meisterkurs 2018
PIK wurde ich für meine spätere Tätig-       sollten. Mehrere hundert Alphatiere,        Ressourcen im Boden – Kohle, Öl und
keit im Weltklimarat gut vorbereitet: Ich    Sonderlinge, tatsächliche Genies und        Gas – kleiner wären als der Deponie-        Ist Sokrates schuldig?
konnte mir einen umfassenden Über-           solche, die sich selbst unter Geniever-     raum der Atmosphäre. Steigende fossile      Katja Maria Vogt                 19
blick über den Forschungsstand ver-          dacht stellten, mussten ermuntert, beru-    Ressourcenpreise würden dafür sorgen,
schaffen, ich lernte Menschen auf allen      higt, erheitert und unterhalten werden.     dass die Menschheit auf den Pfad der
                                                                                                                                     Im Herzen barfuß
Kontinenten kennen und begriff, dass         Sie alle brachten mich an die Grenzen       klimapolitischen Tugend gezwungen
                                                                                                                                     Zur Lyrik von Reiner Kunze
das fundamentale Problem der Klima-          meiner psychologischen und pädagogi-        wird. Die globalen fossilen Ressourcen-
politik nicht nur die wissenschaftlichen     schen Fähigkeiten und rangen mir eine       märkte würden die Klimapolitik erset-       Meine Zugänge zur Lyrik
Fakten sind, sondern Konflikte um            neue Hochachtung vor Erziehern, Sozi-       zen. Leider ist die Realität eine andere:   von Reiner Kunze
Weltanschauungen und Werte. So ent-          alpädagogen und Lehrern ab. Gemein-         Wir haben etwa 15.000 Gigatonnen            Erich Garhammer                       23
wickelte ich mit einem meiner Kollegen       sam mit den anderen Vorsitzenden des        Kohle, Öl und Gas im Boden. Die glo-
philosophische Überlegungen, die hel-        Weltklimarates musste ich mit 194 Staa-     balen Ressourcenmärkte werden daher
fen sollten, die Konflikte um Werte und      ten die Zusammenfassung für Entschei-       das Klimaproblem nicht lösen. Dem           Young Professionals
Weltanschauungen rational zu durch-          dungsträger verhandeln und im Kon-          Klimaproblem kann nur durch einen           im Jahr 2018                          26
dringen. Es würde hier zu weit führen,       sens verabschieden: Der permanente          internationalen Vertrag erfolgreich be-
unsere Auseinandersetzungen mit dem          Schlafentzug, anhaltender Druck, Dro-       gegnet werden, der die Nutzung des
                                                                                                                                     Faust!-Festival München 2018
Positivismus und dem Pragmatismus            hungen und Lockungen stellten meine         verbleibenden Deponieraumes in der
                                                                                                                                     Mephisto theologisch
ausführlich dazustellen, aber für mich       physische und psychische Kraft auf eine     Atmosphäre regelt. Diese grundlegende
                                                                                                                                     Gibt es den Teufel wirklich?          27
war eine philosophische Grundausbil-         harte Probe. Ich habe geflucht, geklagt     Einsicht, dass die Atmosphäre ein

                                                                                                                                     Eine Wette zu dritt?
                                                                                                                                     Gott – Mensch – Teufel.
                                                                                                                                     Hijob und Faust im Vergleich
                                                                                                                                     Wie ‚katholisch‘ ist die Wette
                                                                                                                                     in Goethes Faust?
                                                                                                                                     Mathias Mayer                         35
                                                                                                                                     Wie kann der Satan dem
                                                                                                                                     Menschen Gott austreiben?
                                                                                                                                     Ijob und Faust – ein Vergleich
                                                                                                                                     Ludger Schwienhorst-Schönberger 37

                                                                                                                                     Sommernacht der Künste
                                                                                                                                     Faust vor Goethe                      40

                                                                                                                                     Autoren zu Gast
                                                                                                                                     bei Albert von Schirnding
                                                                                                                                     Hanns Zischler                        41

                                                                                                                                     Bayerischer Priestertag 2018
                                                                                                                                     Prälat Peter Klasvogt
                                                                                                                                     Zur Gestalt des Priesterlichen
                                                                                                                                     in bewegter Zeit
                                                                                                                                     Peter Klasvogt                        43
In der ersten Reihe saßen als Mitglieder     Wolf (v.l.n.r.). Außerdem ganz links        Die Mitarbeiterinnen unserer Hauswirt-
der Akademieleitung Herzog Franz von         Kardinal Friedrich Wetter und Abtprä-       schaft hatten das Rednerpult mit
Bayern, Edda Huther, Dr. Hildegard           ses Jeremias Schröder OSB aus St.           Blumen geschmückt.                          Impressum                             42
Kronawitter und Domdekan Dr. Lorenz          Ottilien (3. von re.).

                                                                                                                                                      zur debatte 6/2018
                                                                                                                                                                           3
Zur debatte - Katholische ...
Gemeinschaftseigentum der Menschheit         III. Globale Gemeinschaftsgüter –
                                                                                    ist, das einer weltumspannenden Rege-        die Frage der Eigentumsrechte
                                                                                    lung bedarf, habe ich in den Entwurf
                                                                                    des Fünften Sachstandsberichts ge-              Aber auch jenseits des medialen Inte-
                                                                                    schrieben. Die gesamte Wissenschafts-        resses wird diese Enzyklika in der
                                                                                    gemeinschaft hat dem zugestimmt. Am          kirchlichen Soziallehre eine überragen-
                                                                                    Ende haben jedoch die Regierungen da-        de Stellung einnehmen, die nur noch
                                                                                    für gesorgt, dass diese Formulierung in      mit Rerum Novarum vergleichbar ist.
                                                                                    eine Fußnote verbannt wurde. Manch-          Mit dieser Enzyklika hat die Kirche
                                                                                    mal werden Revolutionen und Schlach-         1891 begonnen, sich an der Reform des
                                                                                    ten in Fußnoten gewonnen.                    Kapitalismus zu beteiligen.
                                                                                                                                    Oswald von Nell-Breuning, Nestor
                                                                                    II. Laudato sí und die Begegnung             der katholischen Soziallehre, dem 1972
                                                                                    mit Papst Franziskus                         der Romano Guardini Preis verliehen
                                                                                                                                 wurde, hat die Sozialpflichtigkeit des
                                                                                       Wenige Monate nach der Verabschie-        Eigentums unter den Bedingungen des
                                                                                    dung unseres Berichtes im Juli 2014 saß      Kapitalismus so ausgelegt: Die „allge-
                                                                                    ich schließlich dem Mann in Rom ge-          meine Bestimmung der Erdengüter“ ist
                                                                                    genüber, der aller Welt laut und klar        dem Privateigentum vor- und überge-
                                                                                    verkünden sollte: Die Atmosphäre ist         ordnet. Alle Menschen sollen grund-
                                                                                    ein Gemeinschaftseigentum der Mensch-        sätzlich an der Nutzung der Erdengüter
                                                                                    heit (Laudato sí, No. 23). Papst Franzis-    teilhaben können. Die Institution des
                                                                                    kus lud mich ein, um mit ihm über die        Privateigentums ist nur insofern legitim,
                                                                                    Fragen der Klimapolitik zu sprechen.         als sie dieser allgemeinen Bestimmung
Professoren-Gespräch im Park: die                                                   Wir tauschten uns ausführlich über das       der Erdengüter gerecht wird. Diesen
Kirchenhistoriker Franz-Xaver Bischof                                               Konzept der globalen Gemeinschaftsgü-        Grundgedanken erweitert Laudato sí
und Manfred Weitlauff sowie Richard                                                 ter, über die Eigentumslehre der Kirche      auf die globalen Umweltprobleme des
Heinzmann. Der Theologe war viele                                                   und über Romano Guardini aus.                21. Jahrhunderts: Die Übernutzung der
Jahre Mitglied der Akademieleitung.                                                    Die Begegnung mit Papst Franziskus
                                                                                    war denkwürdig in jeder Hinsicht. Ich
                                                                                    hatte zwei Gastgeschenke im Gepäck.
                                                                                    Wie es sich für einen deutschen Profes-      Eine Begrenzung der Nut-
                                                                                    sor gehört, schenkte ich ihm die engli-      zungsrechte an der Atmo-
                                                                                    sche Ausgabe unseres Buches „Global,
                                                                                    aber gerecht“ und ich brachte eine           sphäre ist demnach sozial-
                                                                                    Zeichnung mit, die meine Tochter für         ethisch nur dann zu vertre-
                                                                                    ihn gemalt hatte.
                                                                                       Für mein Buch hat sich der Papst
                                                                                                                                 ten, wenn die Lasten zwi-
                                                                                    höflich bedankt, sein wirkliches Interes-    schen Ländern gerecht ver-
                                                                                    se galt jedoch dem Bild meiner Tochter
                                                                                    Sarah. Ich trete meiner Tochter nicht zu
                                                                                                                                 teilt wird.
                                                                                    nahe, wenn ich sage, dass dieses Bild
                                                                                    technisch nicht in jeder Hinsicht ein
                                                                                    Meisterwerk war. Aber der Papst be-          natürlichen Senken wie eben der Atmo-
                                                                                    trachtete es lange und sagte, er finde in    sphäre, der Ozeane oder der Wälder
                                                                                    dem Spiel von Licht und Dunkelheit die       rechtfertigt die Einschränkung privater
                                                                                    Situation von Kirche und Welt treffend       oder nationalstaatlicher Nutzungsrech-
                                                                                    wider. Auch ein kleines Licht mache die      te. Der ehemalige Bundesverfassungs-
                                                                                    Dunkelheit heller.                           richter Ernst-Wolfgang Böckenförde,
                                                                                       Als ich von meiner Romreise zurück-       Guardini-Preisträger des Jahres 2004,
                                                                                    kam, lag in unserem Briefkasten ein          fordert darüber hinaus, dass das Aneig-
                                                                                    Brief aus dem Vatikan, in dem Papst          nungsrecht von Ressourcen durch das
                                                                                    Franziskus sich bei Sarah für das Bild       Solidaritätsprinzip begrenzt werden
                                                                                    mit den Worten bedankte: „Liebe Sa-          muss. Eine Begrenzung der Nutzungs-
                                                                                    rah, vielen Dank für dein kleines Ge-        rechte an der Atmosphäre ist demnach
                                                                                    mälde. Es hat mir sehr gefallen. Bete für    sozialethisch nur dann zu vertreten,
                                                                                    mich. Gott segne Dich. Franziskus“. An       wenn die Lasten zwischen Ländern ge-
Abtpräses Jeremias Schröder OSB          ehemaligen evangelischen Landesbischof     der Echtheit des Briefes konnte kein         recht verteilt werden.
aus St. Ottilien (li.) wurde von Prior   Dr. Johannes Friedrich – seines Zeichens   Zweifel bestehen, dennoch war meine             Dass hier grundlegende Fragen noch
Dr. Timotheus Bosch OSB begleitet. Sie   Träger des Ökumenischen Preises der        Tochter gar nicht so leicht davon zu         zu klären sind, versteht sich von selbst.
verweilten länger im Gespräch mit dem    Akademie – und dessen Frau Dorothea.       überzeugen, dass der Papst aus Rom ihr       Dies war auch der Grund, warum ich
                                                                                    einen Brief geschrieben hatte. Sie fragte    zusammen mit der Stiftung Mercator
                                                                                    mich, wie viele Päpste es eigentlich gäbe    ein eigenes Institut gegründet habe, das
                                                                                    und ob der Papst katholisch sei. Der         sich mit den Globalen Gemeinschafts-
                                                                                    Wert dieses Briefes ist für meine Tochter    gütern beschäftigt. Für diese Möglich-
                                                                                    beträchtlich gestiegen, seit ich sie davon   keit bin ich der Stiftung Mercator au-
                                                                                    überzeugt habe, dass wir nur einen           ßerordentlich dankbar. So zeigen wir
                                                                                    Papst haben und – entgegen mancher           beispielsweise, dass die Begrenzung des
                                                                                    Unkenrufe – unser Papst auch katho-          Nutzungsraumes Atmosphäre zwar das
                                                                                    lisch ist.                                   Vermögen der Besitzer von Kohle, Öl
                                                                                       Die Veröffentlichung von Laudato sí       und Gas vermindert, dass aber z.B.
                                                                                    war ein unglaublicher Glücksfall. Na-        durch eine Bepreisung von CO2 Ein-
                                                                                    ture Climate Change hat der Enzyklika        nahmen erzielt werden können, die die-
                                                                                    eine eigene Sonderausgabe gewidmet,          se Verluste nicht nur überkompensie-
                                                                                    die ich Papst Franziskus bei einem           ren, sondern auch Mittel für Infrastruk-
                                                                                    zweiten Besuch überreicht habe. Darin        turinvestitionen oder Steuersenkungen
                                                                                    habe ich zusammen mit einer überzeug-        bereit stellen – fiskalpolitische Maßnah-
                                                                                    ten Atheistin und einem protestanti-         men, die vielen Ländern neue Entwick-
                                                                                    schen Kollegen das Konzept der Ge-           lungsmöglichkeiten erschließen. Die
                                                                                    meinschaftsgüter erläutert. Meine Kolle-     Fragen der Fiskalpolitik haben mich in
                                                                                    gin Brigitte Knopf, jene überzeugte          den vergangenen Jahren intensiv be-
                                                                                    Atheistin, hat in einem deutschen Kom-       schäftigt. Nicht nur CO2-Steuern, son-
                                                                                    mentar eine wunderbare Überschrift ge-       dern auch Maßnahmen, die die Un-
                                                                                    funden: Der Himmel gehört uns allen.         gleichheit vermindern, wie etwa Erb-
                                                                                    Nie habe ich von einer Atheistin eine        schaftssteuern oder Bodensteuern sowie
                                                                                    treffendere Zusammenfassung des              die verteilungspolitischen Wirkungen
                                                                                    christlichen Glaubens und der katholi-       von Infrastrukturinvestitionen rückten
                                                                                    schen Soziallehre gehört. Seither bete       in den Fokus meiner Forschung.
                                                                                    ich inständig, sie möge sich auf keinen
Annette Schavan, bis kurz vor der        Dr. Wolfgang Heubisch und Simon            Fall zum Christentum bekehren – wir          IV. Der neuzeitliche Machtgebrauch –
Veranstaltung deutsche Botschafterin     Biallowons, Programmleiter Theologie       könnten doch sonst nicht mehr so             Romano Guardini
beim Heiligen Stuhl, der frühere         beim Herder-Verlag, hatten einiges         glaubhaft behaupten, die katholische
bayerische Wissenschaftsminister         auszutauschen.                             Soziallehre überzeuge auch einge-               Man hat Laudato sí nicht nur ein ro-
                                                                                    fleischte Atheisten.                         mantisches Wirtschaftsverständnis un-
                                                                                                                                 terstellt, sondern auch eine geradezu

4   zur debatte 6/2018
Zur debatte - Katholische ...
technikfeindliche Haltung. Ich bestreite    Erfolgsaussichten. Wer wagt, wer sich
nicht, dass sich da und dort Formulie-      selbst aufs Spiel setzt, wer seine Haut
rungen finden, die eine solche Interpre-    zu Markte trägt, ist der Demütige. War-
tation nahelegen. Die Enzyklika Lauda-      um? Weil er seine Angst um sich über-
to sí verweist hier auf Romano Guardi-      windet. Wer sich zurückzieht, sich
ni, mit dessen Thesen sich dieser Vor-      selbst nicht aufs Spiel setzt, wer immer
wurf nicht nur entkräften, sondern ein      schon weiß, dass alles scheitert, wer
zukunftweisendes Konzept des Um-            sich von seiner Selbstangst überwälti-
gangs mit dem technischen Fortschritt       gen lässt, ist der Hochmütige, der seine
entwickeln lässt.                           Talente vergräbt und nicht in Umlauf
                                            bringen will. Ein Mittel gegen diese läh-
                                            mende Selbstangst ist die Dankbarkeit.
Der neuzeitliche Mensch                        So habe ich heute zu danken: Der
                                            Katholischen Akademie Bayern für die
konstruiert sich einen De-                  Verleihung des Romano Guardini Prei-
terminismus, dem die Ent-                   ses, den ich als Ermutigung für meinen
                                            weiteren Weg annehme; Frau Patrizia
wicklung und Anwendung                      Espinosa, die als Generalsekretärin der
von Techniken folgen muss.                  Klimarahmenkonvention unermüdlich
                                            für den Fortschritt dieser wichtigen
                                            multilateralen Institution arbeitet. Ich
   Denn nach Romano Guardini ist das        möchte Ihnen versichern, dass auch die
Problem der neuzeitlichen Technik ge-       neue Leitung des PIK, mein Kollege Jo-
rade nicht, dass dem Menschen hier          han Rockström und ich, Sie in Ihrer
eine zu große Macht zuwächst. Im Ge-        wichtigen Arbeit nach Kräften unter-        Dr. Rainer Dvorak, Direktor der Katho-     an der Katholischen Stiftungshochschu-
genteil, der Machtzuwachs durch die         stützen werden. Ich danke Ihnen, ver-       lischen Akademie Domschule Würz-           le in Benediktbeuern. Egon Endres ist
Technik wird grundsätzlich positiv und      ehrter Herr Kardinal, dass Sie durch        burg, zusammen mit Prof. Dr. Egon          auch Mitglied des Allgemeinen Rates
produktiv bewertet. Das Problem des         Ihre Anwesenheit unterstreichen, dass       Endres, Professor für Sozialwissenschaft   der Katholischen Akademie Bayern.
neuzeitlichen Machtgebrauchs besteht        das Ringen um Klimagerechtigkeit so-
für ihn darin, dass dieser Machtzuwachs     wie die Überwindung von Armut und
verleugnet wird. Der neuzeitliche           Ungleichheit für die kirchliche Sozial-
Mensch konstruiert sich einen Determi-      lehre weiterhin von zentraler Bedeu-
nismus, dem die Entwicklung und An-         tung sein werden.
wendung von Techniken folgen muss.             Ich danke meinen Eltern, meinem
Aber genau darin liegt für ihn der          Bruder und meinen Verwandten, die
Grund der Entfremdung, weil techni-         heute an dieser Verleihung teilnehmen.
scher Fortschritt nicht als ein Zugewinn    Vor allem danke ich meiner Familie,
an Freiheit, sondern als Zwang erlebt       meiner Frau Annette, mit der ich nun
wird. Wenn wir erwachsen werden wol-        schon seit mehr als zwei Jahrzehnten
len, so Guardini, sollten wir nicht vor     einen gemeinsamen Weg gehen darf,
dem Machtzuwachs der Technik zu-            meiner Tochter Sarah und meinem
rückschrecken, sondern die erhöhte          Sohn Jacob. Die vielen heftigen Diskus-
Verantwortung bejahen. Verantwortung        sionen, das Feuerwerk der Ideen und
heißt ja, dass wir rechenschaftspflichtig   der stete Strom freundlicher, interessan-
sind. Die Herausforderung der Post-         ter und verrückter Gedanken beleben
Moderne besteht aber gerade darin,          mich. Ich danke meinen Kolleginnen
dass wir nicht nur Rechenschaftspflich-     und Kollegen am PIK und am MCC für
ten gegenüber denen haben, die heute        die wissenschaftliche Inspiration und
leben – auch wenn sie räumlich weit         kontroversen Diskussionen. Susanne
entfernt sind, sondern auch denen ge-       Stundner hilft mir nicht nur, das Chaos
genüber, die noch gar nicht geboren         des Alltags zu meistern; sie hat mir
sind – also gegenüber den kommenden         durch ihren freundlichen, aber entschie-
Generationen.                               denen Widerspruch buchstäblich das
                                            Leben gerettet. John Schellnhuber dan-
V. Zwischen Fatalismus und Hybris –         ke ich, dass ich von ihm lernen konnte,
vom Umgang mit dem Ende der                 wie man auf höchstem Niveau Wissen-
Geschichte                                  schaft betreibt und ein Forschungsinsti-
                                            tut leitet.                                                                            P. Prof. Dr. Rüdiger Funiok SJ von der
   Damit stellt sich aber ein grundlegen-      Gibt es einen Weg zwischen Hybris                                                   Hochschule für Philosophie (li.) und
des Problem unseres Machtgebrauchs:         und Fatalismus? In den besten Stunden                                                  Burkard Haneke, Geschäftsführer des
Ist es nicht Hybris, dem Turmbau von        meines Lebens erfahre ich mein Leben                                                   Hilfswerks Renovabis in Freising.
Babel vergleichbar, diese Verantwortung     als unverfügbares und überfließendes
tragen zu wollen? Kann der Mensch           Geschenk, das selbst durch meine Irrtü-
das Klima steuern und zugleich disrup-      mer, meine Fehler, meine Schuld und
tive Innovationsprozesse meistern?          selbst durch Krankheit und Tod nicht
Sind Erdsystemforscher am Ende nicht        entstellt werden kann. In diesen Erfah-
Irrende, die glauben, die Welt aus eige-    rungen ist die Hoffnung geborgen, mein
ner Kraft retten zu können? Hat das         Leben werde ganz und vollendet sein.
20. Jahrhundert nicht schon genug           Aber eine Hoffnung, die ich nur für
Weltrettungspläne gesehen, die allesamt     mich hätte und die nur in den besten
auf dem Müllhaufen der Geschichte ge-       Stunden gilt, wäre keine Hoffnung, sie
landet sind?                                wäre Betrug. In der Bibel wird Babylon
   Hier wird implizit oder explizit eine    als die Stadt der Hybris beschrieben –
Maxime kritisiert, wonach der Mensch        ein sinnloser Turmbau, der Menschen-
nach dem Höchsten streben soll, auch        opfer fordert, die menschliche Sprache
wenn er weiß, dass er es aus eigener        verwirrt und die Begegnung zwischen
Kraft nicht erreichen kann. Ein Christ,     Menschen zerstört. Das neue Jerusalem
so könnte man vermuten, darf nicht          ist das Bild einer Stadt, in der keine
nach dem Höchsten streben, weil dies        Menschen mehr geopfert werden müs-
seiner vermeintlichen Demut widersprä-      sen. Alle Völker leben gleichberechtigt
che.                                        in Frieden und Wohlstand. Die Lebens-
   Die beste Tradition der christlichen     bäume an den Gewässern der Stadt
Spiritualität spricht hier eine andere      sind Zeichen einer geheilten Schöpfung.
Sprache, die den Menschen zu einer na-      Diese Bilder aus dem Buch der Offen-
hezu verwegenen Kühnheit verführen          barung halten die Hoffnung wach, dass
will. So schreibt Ignatius von Loyola:      unser Einsatz Früchte tragen wird und
„Vertraue so auf Gott, als ob der Erfolg    wir in dieser Stadt leben werden. Aber
der Dinge ganz von Dir, nicht von Gott      wir wissen auch, dass nicht wir es sind,
abhinge; wende dennoch dabei alle           die die Bäume pflanzen, und nicht wir
Mühe so an, als ob du nichts, Gott al-      es sind, die diese Stadt entwerfen. Wir     Dr. Gertraud Burkert, lange Jahre          nen beim Festakt. Sie traf auch auf
lein alles tun werde.“                      sind nur die Gärtner und Arbeiter. Das      Münchens 2. Bürgermeisterin, Ehren-        Msgr. Rainer Böck, den Münchner
   In meinem Handeln – so diese para-       mag fromm klingen, aber ich finde kei-      bürgerin ihrer Stadt und über Jahrzehn-    Diözesanbeauftragten für Flucht, Asyl
doxe Formulierung – soll das Maß mei-       ne anderen, ich finde keine besseren        te auch Mitglied im Allgemeinen Rat        und Integration.
nes Gottvertrauens zum Ausdruck             Worte, den Grund meiner Hoffnung zu         der Akademie, war eine der Politikerin-
kommen und nicht die Berechnung der         bezeugen. 

                                                                                                                                                    zur debatte 6/2018
                                                                                                                                                                         5
Zur debatte - Katholische ...
Begrüßung der Festgäste                                                                 Auferstehung. Und bei vielen Heiligen-
                                                                                        legenden, in denen Tiere eine Rolle
                                                                                                                                   konvention mit Sitz in Bonn. Danke,
                                                                                                                                   dass Sie Ihren einzigen freien Tag im
                                                                                        spielen, denken Sie nur an den heiligen    ersten Halbjahr 2018 für uns hier inves-
Florian Schuller                                                                        Hubertus, ist es ähnlich. Da stehen Tie-   tiert haben und mit Ihrem Ehemann
                                                                                        re für menschliche Grunderfahrungen        Juan Luis Rivera Ferrero gekommen
                                                                                        oder religiöse Wahrheiten.                 sind.
                                                                                           Letztlich geht es dabei um ein sakra-
                                                                                        mentales Grundverständnis der Wirk-                            IV.
                                                                                        lichkeit, darum, dass die Würde von al-
                                                                                        lem, was ist, tiefer gründet als nur in       Was der Pelikan dem Mythos nach
                   I.                                                                   seiner direkten, ersten, unserem Zugriff   tut, wissen wir alle: er reißt sich mit sei-
                                                                                        ausgesetzten Dimension.                    nem Schnabel die Flanke auf, und sein
   „Wir wissen, dass die gesamte Schöp-                                                    Ganz ausgeprägt finden Sie dieses       Blut nährt die Jungen. Mit einem Hin-
fung bis zum heutigen Tag seufzt und in                                                 Denken im „Physiologus“, dem um 200        weis auf Blut wurde und wird bekannt-
Geburtswehen liegt.“                                                                    nach Christus entstandenen Volksbuch       lich, jüngst erst wieder von Papst Fran-
   Dieser Satz aus dem 8. Kapitel des                                                   zur Tiersymbolik, dessen Einfluss auf      ziskus, die purpurrote Farbe der Ge-
Römerbriefes ist der eine Brennpunkt                                                    das Denken von Jahrhunderten nur mit       wänder der Kardinäle begründet.
jener Ellipse urphilosophischer, urtheo-                                                der Bibel und der „Legenda Aurea“ der         So begrüße ich unter dem Bild des
logischer Wirklichkeitsdeutung, deren                                                   Heiligenlegenden zu vergleichen ist.       Pelikans die Purpurträger
anderer Brennpunkt im ersten Kapitel                                                                                                  z Kardinal Reinhard Marx, der trotz
der Bibel so lautet: „Und Gott sah alles                                                                  III.                     seiner vielen auch internationalen Ver-
an, was er gemacht hatte: Und siehe, es                                                                                            pflichtungen zu uns gekommen ist,
war sehr gut.“                                                                             Und so blättere ich heute im „Physio-      z ebenso herzlich seinen Vorgänger
   Beides ist wahr. Sowohl das „Gut                                                     logus“, blicke in die Runde der Anwe-      als Erzbischof von München und Frei-
sein“ der Schöpfung, die Faszination                                                    senden, freue mich, wie man zu sagen       sing, Kardinal Friedrich Wetter, der erst
ihrer Dynamik, auch ihrer Schönheit,                                                    pflegt, „tierisch“ über Ihre Anwesenheit   vor drei Tagen hier in diesem Raum den
genauso wie das „Seufzen“, die Gebro-                                                   und beginne natürlich beim König der       90. Geburtstag, sein 65-jähriges Pries-
chenheit, die Gefährdung, der Abgrund.                                                  Tiere, beim Löwen. Im „Physiologus“        terjubiläum und gleichzeitig sein 50-jäh-
   Und wir – Menschen des 20., des 21.                                                  lese ich: „Wenn der Löwe schlummert        riges Bischofsjubiläum gefeiert hat.
Jahrhunderts – stehen nicht nur als Be-                                                 in seiner Höhle, so ist’s doch eher ein       Und mit Ihnen beiden alle Vertreter
obachter, viel mehr noch als Handelnde                                                  Wachen; denn geöffnet bleiben seine        kirchlicher Einrichtungen, Werke, Ar-
inmitten dieser Ambivalenz, verändern                                                   Augen.“                                    beitsbereiche: Dazu
mit fundamentalen Folgen für alle, be-                                                     Als Löwe mit offenen Augen begrüße         z Abtpräses Jeremias aus St. Ottilien,
sonders zukünftige Generationen, die                                                    ich unseren Preisträger Professor Ott-     stellvertretend für viele weitere Ordens-
Voraussetzungen des Lebens auf der          Dr. Florian Schuller, Direktor der          mar Edenhofer. Sie rufen mit mächtiger     angehörige und Ordensobere;
Erde.                                       Katholischen Akademie in Bayern             Stimme und gehören zu jenen, die die          z Professor Hans Tremmel, den Vor-
   Seit etlichen Jahren hat sich deshalb                                                Klimaproblematik, deren ökologischen       sitzenden des Diözesanrats der Katholi-
der innerreligiöse Begriff „Bewahrung                                                   Herausforderungen und die weltweiten       ken in der Münchner Erzdiözese, für
der Schöpfung“ eingebürgert. Mir klingt                                                 Konsequenzen mit offenen Augen sehen       alle Laienräte und Verbände.
dieses gut gemeinte Wort immer zu all-      seitig negativ auswirkte und die Würde      und uns alle lehren, ebenfalls die Augen      z Und die Domkapitulare Gerhard
machtsbetont. Schöpfung ist alles, was      der Schöpfung, der creatura Dei, nicht      offen zu halten.                           Förch und Wolfgang Klausnitzer aus
es überhaupt gibt, das Weltall ist Schöp-   im Blick hatte.                                Wie haben sie es bereits in Ihrer       Bamberg, die mit Dr. Rainer Dvorak aus
fung. Und alles das bewahren zu wollen         Doch weit bis ins Mittelalter gab es     Doktorarbeit formuliert: „I am interes-    Würzburg und Professor Sigmund Bonk
und zu sollen, grenzt an unreflektierte     die Tradition christlicher Ehrfurcht vor    ted in Weltverbesserung.“ Und offene       aus Regensburg dafür stehen, dass wir
Hybris.                                     der Schöpfung. Der große Augustinus,        Augen hatten Sie schon immer, wenn         eine Akademie für ganz Bayern sind.
   Da klingt viel nüchterner und da-        um nur ein Beispiel zu nennen, spricht      Sie sich als Jugendlicher um die Alten
mit wahrer jene „Sorge für das gemein-      von der vierfachen liebenden Ehrfurcht,     in Ihrer niederbayerischen Heimatge-                           V.
same Haus“, wie der Untertitel der En-      die der Mensch schulde: „Dem, was           meinde Gangkofen gekümmert haben,
zyklika Laudato sí von Papst Franzis-       über uns ist, dem, was wir sind, dem,       oder als junger Jesuit um die Versehrten      Die schönste Geschichte zum heili-
kus lautet.                                 was neben uns ist , dem, was unter uns      des Bosnienkrieges.                        gen Kevin, dem Gründer des irischen
                                            ist“: („Unum, quod supra nos est, al-          Ihre ganze Familie ist mitgekommen,     Klosters Gleand da Loch geht so: Der
                   II.                      terum, quod nos sumus, tertium, quod        Ihre Ehefrau Annette, der Sohn Jacob,      Einsiedler betete eines Nachts mit aus-
                                            iuxta nos est, quartum quod infra nos       der in England Philosophie studiert, die   gestreckten Armen und nach oben offe-
   Diskutiert wird, sicher mit Recht, wie   est“ – De doctrina christiana I, 23, 22).   Tochter Sarah, noch am Gymnasium,          nen Händen. Da kam eine Amsel, und
sich christliche Theologie zu den Her-         Umgesetzt wurde dieses theologische      die Eltern, der Bruder und mehrere Ver-    legte ihre Eier in eine der Hände wie in
ausforderungen weltweiter Klimapolitik      Apriori interessanterweise vor allem in     wandte aus der niederbayerischen Hei-      ein Nest. Das rührte den Heiligen so
und deren gesellschaftlicher Implikatio-    der Bildenden Kunst und den Heiligen-       mat.                                       sehr, dass er in aller Geduld und Sanft-
nen stellt. Bei den ethischen Maximen       legenden.                                      Den Part der Löwin mit offenen          mut verharrte und die Hand weder
sind wir, die Kirchen, wohl up to date.        Blumen auf mittelalterlichen Darstel-    Augen spielt heute die Laudatorin, Frau    schließen noch zurückziehen mochte.
Gleichwohl müssen wir zugeben, dass         lungen sind mehr als nur Schmuck, sie       Patricia Espinosa Cantellano, ehemals      Ohne Ermüden hielt er sie sorgsam hin-
sich ein übersteigerter Anthropozentris-    verweisen zum Beispiel auf die Reinheit     mexikanische Außenministerin, Gene-        aus, bis die Jungen alle ausgebrütet wa-
mus über viele Jahrhunderte hin ein-        Marias oder die Passion Jesu oder dessen    ralsekretärin der UN-Klimarahmen-          ren.

Rechtsanwalt Hans-Peter Hoh, Kon-                                                                                                  Der Historiker Prof. Dr. Peter Claus
ziliarmitglied des Vereins der Freunde                                                                                             Hartmann, Bundesministerin a. D.
und Gönner der Katholischen Akade-                                                                                                 Annette Schavan und Ulrich Ruh,
mie Bayern, mit Prof. Ursula Männle,                                                                                               ehemaliger Chefredakteur der Zeitschrift
der Vorsitzenden der Hanns-Seidel-                                                                                                 Herder Korrespondenz, waren in einen
Stiftung.                                                                                                                          intensiven Gedankenaustausch vertieft.

6   zur debatte 6/2018
Zur debatte - Katholische ...
Felix Johann Landgraf, Kunstreferent        Prof. Dr. Manfred Weitlauff (v.l.n.r.)   Daniela Philippi (li.), ehemalige         Strötz, Präsident a. D. des Oberlandes-
der Diözese Augsburg, Prälat Dr.            waren ebenfalls ein interessantes        bayerische Regierungssprecherin,          gerichts Nürnberg und Mitglied im
Wolfgang Schwab, Münchner Domkapi-          Dreigespann.                             Dr. Hildegard Kronawitter, Mitglied der   Allgemeinen Rat der Akademie.
tular i. R., und der Kirchenhistoriker                                               Akademieleitung, und Dr. Christoph

Verstanden sich prächtig: Ottmar                                                     Die Ehepartner der Protagonisten:         Luis Rivera Ferrero reiste mit seiner
Edenhofer und Kardinal Marx.                                                         Annette Edenhofer war zusammen mit        Frau Patricia Espinosa Cantellano aus
                                                                                     ihrem Mann und vielen weiteren            Bonn an.
                                                                                     Familienmitgliedern gekommen. Juan

Das junge und hoch virtuose Ensemble                                                                                           Barbara Brustlein, die Chefredakteurin
„Buffzack“ – Lukas Jochner, Sebastian                                                                                          des „missio-magazins“ und Präsidentin
Wolfgruber, Andreas Unterreiner und                                                                                            des Bayerischen Presseclubs, freute sich
Florian Mayrhofer (v.l.n.r.) – gestaltete                                                                                      mit dem Akademiedirektor über die
den Festakt musikalisch mit originellen,                                                                                       gelungene Veranstaltung.
kreativen Arrangements.

                                                                                                                                                zur debatte 6/2018
                                                                                                                                                                     7
Zur debatte - Katholische ...
Bei diesem Bild der Sanftmut und der                       VIII.
                                                                                Geduld sind mir die Vertreter der Öku-
                                                                                mene eingefallen:                              Für die Vertreter der Politik scheint
                                                                                z Landesbischof i.R. Johannes Friedrich     mir schon seit jenen Allegorien der An-
                                                                                und seine Gattin Dorothea,                  tike, die vom Christentum übernommen
                                                                                z die Präsidentin der evangelischen         wurden, der Elefant zu stehen. Aus dem
                                                                                Landessynode, Frau Dr. Annekathrin          Jahr 1603 gibt es zum Beispiel einen
                                                                                Preidel mit ihrem Mann,                     Text, der dem Elefanten drei Haltungen
                                                                                z und meinen Tutzinger Kollegen, Aka-       zuschreibt:
                                                                                demiedirektor Udo Hahn.                     z Robur, die Stärke wegen seiner mäch-
                                                                                z Für die Orthodoxie heiße ich Erz-         tigen Gestalt,
                                                                                priester Apostolos Malamoussis will-        z Mansuetudo, die Milde wegen seiner
                                                                                kommen. Apostolos Malamoussis hat ja        angeblichen Sanftheit,
                                                                                bei uns hier in München mit der jährli-     z und Religio, weil – ich zitiere wört-
                                                                                chen Segnung der Isar die alte orthodo-     lich – „er mehr als jedes andere Tier
                                                                                xe Theologie zur Schöpfung bewusst ge-      fromm ist“.
                                                                                macht. Nicht umsonst findet die Was-           Wenn das kein Programm bietet – ge-
                                                                                sersegnung am 6. Januar statt, dem          rade in politisch bewegten Zeiten wie
                                                                                Hochfest Epiphanie, der Erscheinung         den unseren.
                                                                                Gottes in seiner Schöpfung.                    Ich heiße willkommen
                                                                                                                            z Abgeordnete aller im bayerischen
                                                                                                  VI.                       Landtag vertretenden Parteien,
                                                                                                                            z den früheren bayerischen Minister-
                                                                                   In der südfranzösischen Gegend von       präsidenten Günther Beckstein
Annette Edenhofer im Gespräch mit                                               Nimes spielt die Geschichte des Ein-        z Botschafterin – neuerdings a.D. –
Herzog Franz von Bayern und P. Prof.                                            siedlers Ägidius und der Hirschkuh,         Annette Schavan
Dr. Eckhard Frick SJ von der Hoch-                                              „die ihm zu gewissen Stunden reichlich      z und natürlich ganz besonders den
schule für Philosophie.                                                         Milch zu seiner Nahrung bot“. Von ei-       bayerischen Umweltminister Dr. Marcel
                                                                                ner Hundemeute jagender Goten ver-          Huber, der gleich das Grußwort der
                                                                                folgt, flieht sie zur Höhle des Einsied-    Staatsregierung sprechen wird.
                                                                                lers. Der betet für sie, wird selber von       Dass es heute um ein internationales
                                                                                einem Pfeil der Jäger getroffen; als aber   Thema erster politischer Ordnung geht,
                                                                                der Bischof von Nimes dazukommt, um         beweist darüber hinaus die Anwesen-
                                                                                Verzeihung bittet und Arznei für die        heit zahlreicher General- oder Hono-
                                                                                Wunde anbietet, weist sie der Einsiedler    rarkonsulen aus Frankreich, Österreich,
                                                                                zurück, denn er denkt an das Schrift-       Portugal, Norwegen, der Slowakei und
                                                                                wort, dass die Tugend vollendet werde       der Ukraine, aber auch bis aus Brasili-
                                                                                in der Schwachheit.                         en, dem Iran, der Mongolei, Mosambik
                                                                                   Die Hirschkuh, die „zu gewissen          und Ruanda.
                                                                                Stunden reichlich Milch bietet“, kann
                                                                                gut für die Welt der Wissenschaft ste-                         IX.
                                                                                hen. Ich begrüße alle anwesenden Pro-
                                                                                fessorinnen und Professoren,                   Ein zentrales Symbol über viele Jahr-
                                                                                z darunter Prof. Dr. Johannes Walla-        hunderte war die Muschel. Der „Physio-
                                                                                cher, den Präsidenten der Hochschule        logus“ weiß, wie die Perle in der Mu-
                                                                                für Philosophie SJ, der bereits mehrfach    schel entsteht: bei Sonnenaufgang
                                                                                mit unserem Preisträger zusammengear-       „trinkt sie den Himmelstau und den
                                                                                beitet hat,                                 Strahl von Sonne, Mond und Sternen“.
                                                                                z sowie Professor Nikolaus Korber, der      Die Perle steht damit für die Verbin-
                                                                                Vizepräsident der Uni Regensburg und        dung von oben und unten, von Himmel
                                                                                Mitglied in unserem Allgemeinen Rat.        und Erde, von Feuer/Licht und Wasser.
                                                                                   Und die milchgebende Hirschkuh              Heute nehme ich die Muschel, jenes
                                                                                kann gut auch die Vertreter der Medien      zentrale Wallfahrtsmotiv des Mittel-
                                                                                repräsentieren.                             alters, nicht nur für den Camino de
                                                                                                                            Santiago und ihre Perle als Signal für
                                                                                                  VII.                      unsere Akademieleitung. Denn sie ver-
Dorothea und Landesbischof a. D. Dr.                                                                                        leiht den Romano Guardini Preis der
Johannes Friedrich mit Msgr. Wolfgang                                              Interessanterweise gibt es nicht nur     Katholischen Akademie Bayern, sie ver-
Huber, dem Präsidenten von missio                                               aus dem Mittelalter Geschichten mit         bindet das Drinnen der Akademie mit
München.                                                                        Tieren und Heiligen, sondern auch aus       dem Draußen von Kirche und Gesell-
                                                                                der Neuzeit.                                schaft:
                                                                                   So wird in den Akten über den heili-     z Herzog Franz von Bayern,
                                                                                gen Don Bosco immer wieder von einem        z Domdekan Prälat Dr. Lorenz Wolf,
                                                                                großen, grauen Hund berichtet. Don          z Frau Edda Huther
                                                                                Bosco hat einmal gesagt: „Von Zeit zu       z und Frau Dr. Hildegard Kronawitter.
                                                                                Zeit kam mir der Gedanke, der Her-
                                                                                kunft dieses Hundes nachzuforschen.                             X.
                                                                                Dann aber dachte ich: Ach. Mag er ge-
                                                                                hören, wem er will. Ich weiß nur das           Schließlich blicke ich auf Sie alle, bin
                                                                                eine, dass mir das Tier in den vielen Ge-   dankbar, dass Sie da sind. Ich lese Ih-
                                                                                fahren, in denen ich mich befunden          nen noch aus einem Brief des Bundes-
                                                                                habe, ein wahres Werkzeug der Vorse-        präsidialamtes in Berlin vor: „Der Bun-
                                                                                hung gewesen ist.“                          despräsident wünscht Ihnen, allen Gäs-
                                                                                   Denn mehrmals in den Jahren zwi-         ten und besonders Herrn Prof. Dr.
                                                                                schen 1850 und 1860 soll der Hund           Edenhofer, den er Sie herzlich zu grü-
                                                                                Don Bosco bei nächtlichen Gängen von        ßen bittet, eine eindrucksvolle Preisver-
                                                                                Turin zurück nach Valdocco zum Ora-         leihung.“
                                                                                torium mit den Jugendlichen bei Über-          Dem kann ich mich nur anschließen
                                                                                fällen von Räubern gerettet haben.          und wünsche uns allen, dass der Festakt
                                                                                   Mit der Erinnerung an diesen schüt-      dieses Tages uns wieder bewusst macht,
                                                                                zenden Hund in schwieriger gesell-          was im 8. Jahrhundert der angelsächsi-
                                                                                schaftlicher und politischer Lage heiße     sche Theologe Beda Venerabilis so for-
                                                                                ich willkommen die hohen Vertreter der      muliert hat: „Wir verlieren die Herr-
                                                                                Justiz, der Polizei, der staatlichen Ver-   schaft über die Kreatur, über die Schöp-
                                                                                waltung, der Regierungen, genauso wie       fung, weil wir selber es nicht mehr ernst
                                                                                des Umweltschutzes und auch der Wirt-       nehmen mit dem Dienst des Schöpfers“
                                                                                schaft.                                     (Vita Cuthberti c. 21). 
                                                                                z Stellvertretend nur Clemens Börsig,
Vatikan-Botschafterin a. D. Annette      Fachleute in Fragen des kirchlichen    den früheren Aufsichtsrats-Vorsitzenden
Schavan mit Prof. Dr. Markus Vogt: Der   Engagements im Umweltschutz; auch er   der Deutschen Bank,
Sozialethiker ist einer der führenden    gehört zu den Beratern des Papstes.    z Michael Schmidt von der Mercator-
                                                                                Stiftung
                                                                                z und Richard Mergner vom BUND
                                                                                Bayern.

8   zur debatte 6/2018
Zur debatte - Katholische ...
oder aber alles geht zu Ende.“ Und gera-    virtuellen Alpenobservatorium! Ich
Grußwort der Bayerischen Staatsregierung                                               de, lieber Herr Professor Edenhofer,        sage: Ein starkes Bekenntnis zur Erfor-
                                                                                       schaut es eher nach zweitem aus, wenn       schung und Bekämpfung des Klima-
Marcel Huber                                                                           die Menschheit nicht ganz schnell auf       wandels!
                                                                                       Ihren Rat hört!                                Wer sich als Wissenschaftler in der
                                                                                          Der Klimawandel tritt immer deutli-      Klimaforschung engagiert, braucht sich
                                                                                       cher in Erscheinung. Wir erleben einen      nicht nach dem Sinn seines Lebens zu
                                                                                       Temperaturrekord nach dem anderen:          fragen. Er operiert am offenen Herzen
                                                                                       2015, 2016 und 2017 waren die drei          unseres Planeten! Und das Potsdam-
                                                                                       wärmsten Jahre seit Beginn der Auf-         Institut für Klimafolgenforschung ist da-
  Meine Damen und Herren, ich be-                                                      zeichnungen. Hier in Bayern steigt die      für einfach „the place to be“! Ich freue
grüße                                                                                  Temperatur sogar noch schneller als im      mich, dass mit Ihnen, Herr Professor
                                                                                       weltweiten Durchschnitt. In den Alpen       Edenhofer, nach Hans Joachim Schelln-
z den Lehrstuhlinhaber für die Ökono-                                                  sind wir inzwischen bei einem Plus von      huber, wieder ein Bayer die Leitung die-
mie des Klimawandels an der Techni-                                                    1,4 Grad im Vergleich zu den Jahren am      ses renommierten Instituts übernimmt!
schen Universität Berlin,                                                              Beginn der Aufzeichnungen.                     Sie leiten dort bislang den For-
                                                                                          Das heißt: Wir sind auf dem Weg          schungsbereich „Nachhaltige Lösungs-
z den Direktor des „Mercator Research                                                  zum klimatologischen „Point of no Re-       strategien“ und liefern mit Ihren Mit-
Institute on Global Commons and                                                        turn“. Jenseits der 2-Grad-Grenze von       arbeiterinnen und Mitarbeitern For-
Climate Change“                                                                        Paris drohen unabsehbare Szenarien.         schung auf Spitzenniveau! Der Bereich
                                                                                       Schon jetzt müssen Menschen in der          wurde in der letzten Leibnitz-Evaluie-
z und den designierten Leiter und                                                      Südsee ihre Dörfer verlassen, weil der      rung mit „exzellent“ bewertet. Unter Ih-
Chefökonom des Potsdam-Instituts für                                                   Meeresspiegel unaufhörlich steigt. Schon    rer Leitung entstand der „Sonderbericht
Klimafolgenforschung.                                                                  jetzt fallen Ernten in Afrika aus, weil     zu Erneuerbaren Energien und der Ver-
                                                                                       Dürre und Hitze anhalten und der Re-        meidung des Klimawandels“ des Welt-
   Dass ich damit nicht drei, sondern                                                  gen nicht kommt. Schon jetzt erleben        klimarats. Sie wirken in wichtigen nati-
nur eine Person hier im Raum begrüßt                                                   wir hier in Bayern Starkregen, Sturzflu-    onalen und internationalen Beratungs-
habe, zeigt schon: Der Mensch, der                                                     ten und extrem lange Trockenperioden.       gremien mit. Sie sind Mitglied des Wis-
heute hier geehrt wird, ist ein „Tausend-                                                 Doch einen Lichtblick gibt es: Noch      senschaftlichen Beirats des ifo-Instituts
sassa“, ein Multitalent, ein Universal-                                                ist das Zeitfenster offen, noch haben wir   München, der Themengruppe „Klima,
genie!                                                                                 das Heft in der Hand. Noch können wir       Energie und Umwelt“ der Nationalen
                                                                                       den Klimawandel wenigstens begren-          Akademie der Wissenschaften Leopol-
   Lieber Herr Professor Edenhofer, ein                                                zen. Wir in Bayern wollen alles dafür       dina, im Beirat „Green Growth Know-
herzliches Grüß Gott hier in München!                                                  unternehmen! Unsere Ziele sind hoch         ledge Platform“ der Weltbank und Mit-
Königliche Hoheit, meine sehr verehr-       Dr. Marcel Huber, Bayerischer              ambitioniert. Bis 2050 wollen wir die       glied der Deutschen Akademie der
ten Herren Kardinäle Marx und Wetter,       Staatsminister für Umwelt                  Treibhausgase im Freistaat auf unter        Technikwissenschaften sowie Mitglied
hochverehrte Geistlichkeit, Frau Gene-                                                 zwei Tonnen je Einwohner und Jahr           im Stiftungsrat der Munich Re.
ralsekretärin Espinosa Cantellano, mei-     chefs zu beraten, um nicht weniger als     senken. Und bis 2030 wollen wir die            Und Sie schalten sich immer wieder
ne Damen und Herren des diplomati-          die Welt zu retten, wie die FAZ einmal     Emissionen auf unter fünf Tonnen sen-       in die öffentliche Klimaschutzdebatte
schen Corps, Herr Ministerpräsident         geschrieben hat. Und heute sind Sie        ken.                                        ein – ambitioniert, aber immer sachlich!
a.D. Dr. Beckstein, liebe Kolleginnen       hierher zurückgekehrt, um den renom-          Zu diesen Zielen braucht es auch die     Sie kritisieren zurecht die Kohleverstro-
und Kollegen aus dem Bayerischen            mierten Romano Guardini Preis der          richtigen Maßnahmen. Daher veran-           mung, da sie das 2-Grad-Ziel gefährdet.
Landtag, lieber Herr Dr. Schuller, ver-     Katholischen Akademie Bayern zu            schlagen wir für unser Klimaschutzpro-      Sie fordern zurecht einen Mindestpreis
ehrte Fest- und Ehrengäste!                 empfangen.                                 gramm Bayern 2050 alleine im laufen-        für CO2: Nur so können wir die Emissi-
   Auch Sie begrüße ich ganz herzlich          Man kann sich kaum einen passen-        den Doppelhaushalt fast 190 Millionen       onen effizient reduzieren, nur so gelingt
zu diesem Festakt in der Katholischen       deren Preisträger vorstellen: Romano       Euro Investitionen. Und ein zentraler       die Energiewende. Sie zeigen zurecht:
Akademie. Wir sind hier dem Münch-          Guardini, katholischer Priester, Theolo-   Punkt im Klimaschutzprogramm, lieber        Klimaschutz und Wirtschaftswachstum
ner Univiertel ganz nahe – und damit        ge und Philosoph. Auch er wirkte an        Herr Professor Edenhofer, ist die For-      schließen einander nicht aus. Sie geben
genau auf der Startrampe Ihrer Karrie-      der Ludwig-Maximilians-Universität         schung.                                     damit wichtige Denkanstöße für die Kli-
re, lieber Herr Professor Edenhofer. Gut    und lehrte Christliche Weltanschauung         Die Klimaforschung ist dabei in zwei-    mapolitik. Ich danke Ihnen für diese
eineinhalb Kilometer von hier, an der       und Religionsphilosophie. Eines seiner     facher Hinsicht eine großartige Sache:      Impulse und ich bitte Sie: Machen Sie
Ludwig-Maximilians-Universität, stu-        einflussreichsten Werke – Das Ende der     Sie liefert uns Wissen, wie wir den Kli-    genauso weiter!
dierten Sie Volkswirtschaftslehre – un-     Neuzeit – zeigt die Grenzen des Fort-      mawandel vermeiden oder abschwä-               Wir brauchen Menschen, die voraus-
ter anderem bei einem damals ganz jun-      schritts, die Gefahren menschlichen        chen können und wie wir uns an das          denken. Wir brauchen Menschen, die
gen Professor Hans-Werner Sinn!             Handelns für die Welt auf. Es ist          Unvermeidbare anpassen können! Die          herausfordern. Wir brauchen Menschen,
   Dann – auch nur einen Katzensprung       Grundlage der Umwelt-Enzyklika Lau-        Bayerische Staatsregierung nutzt und        die die „Sorge um den Menschen“ um-
von hier – an der Hochschule für Philo-     dato sí von Papst Franziskus, die auch     unterstützt die Klimaforschung aktiv.       treibt – wie Romano Guardini es nann-
sophie München studierten Sie Philoso-      Sie maßgeblich beeinflusst haben.          Unsere Umweltforschungsstation auf          te. Lieber Herr Professor Edenhofer, ich
phie als Novize im Jesuitenorden. Von          Romano Guardini schrieb vor fast 70     dem Schneefernerhaus betreibt For-          gratuliere Ihnen ganz herzlich zu die-
hier sind Sie ausgezogen, um einer der      Jahren: „Entweder gelingt es dem Men-      schung auf höchstem Niveau! Jetzt bau-      sem Preis und wünsche Ihnen – auch
wichtigsten Klimaexperten unserer Zeit      schen, das Herrschaftswerk richtig zu      en wir sie zum Zentrum eines internati-     ganz eigennützig – viel Erfolg bei der
zu werden, um Staats- und Regierungs-       machen, und dann wird es gewaltig –        onalen Forschungsnetzwerkes aus, zum        Rettung der Welt! 

Zwei CSU-Veteranen: der frühere                                                        Prof. Dr. Hans Tremmel, Vorsitzender        Umweltbeauftragte der Erzdiözese
Ministerpräsident Dr. Günther Beck-                                                    des Diözesanrates der Katholiken im         München und Freising ist einer der
stein (re.) und Heinrich Traublinger,                                                  Erzbistum München und Freising, traf        Pioniere des kirchlichen Umwelt-
lange Jahre Präsident der Handwerks-                                                   auf Gotthard Dobmeier: Der frühere          engagements.
kammer von Oberbayern und Landtags-
abgeordneter.

                                                                                                                                                    zur debatte 6/2018
                                                                                                                                                                         9
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