Thema ( zeit ) ein Heft über Boxenstopps im OP, das Timing der Köche und das, was die Menschheit stündlich gewinnt - Pfizer.de

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Thema ( zeit ) ein Heft über Boxenstopps im OP, das Timing der Köche und das, was die Menschheit stündlich gewinnt - Pfizer.de
I. 2010
Ein Magazin von Pfizer Deutschland

thema ( zeit )

ein Heft über
Boxenstopps im OP,
das Timing der Köche
und
das, was die Menschheit
stündlich gewinnt
Thema ( zeit ) ein Heft über Boxenstopps im OP, das Timing der Köche und das, was die Menschheit stündlich gewinnt - Pfizer.de
Werimmersinntundnichtbeginnt,demungenütztdie(zeit)verrinnt.—Kommt
die(zeit)zurBeherrscherindesMenschengeworden.—DesMenschenEngelist
),aberdie(zeit)fürchtetsichvordenPyramiden.—EinestehendeUhrzeigtwähre
unsstetsirreführt.—Dieverlorene(zeit)fängtmanniewiederein.—Die(zeit
isteinKindder(zeit).—Ungleiche(zeit)machtungleicheLeut.—MitdenFlüg
    zwei – Ausgabe I. 2010
sondernAnordnungenvonSachen.—(zeit)istGeld.—Die(zeit)machtgreis,ab
ausdenRuinen.—(zeit)isteinGesichtaufdemWasser.—Nimmdir(zeit)undni
   thema ( zeit )
stehleeinemdie(zeit).—Die(zeit)weilt,eilt,teiltundheilt.—(zeit)heiltalle
und(zeit)vermögenmehralsGewaltundWut.—EsgibteinsehrprobatesMitt
folgtdemZeigerunverwandt.—Wer(zeit)gewinnt,gewinntviel.—Alleshatsein
siegehtsoschnellvonhinnen,dochOrdnunglehrtEuch(zeit)gewinnen.—Derb
(zeit)vergeht,derNarrbesteht.—Ichbrauche(zeit)fürmichselbst,sonstwäre
—Alleshatseine( zeit ),nurdiealtenWeibernicht.—Wernichtkommtzurrec
erreichtdasGeld,allesendetmitdemTode,allesverschlingtdie(zeit).—Allesk
     4 WAS B EDEUT ET MI R Z EIT?                                 36 K NO C KI NG O N HE AVE N ’S D O O R
mitwenigsoviel(zeit)totgeschlagen,wiemitBiertrinken.—Esbrauchtwenig(
        3Personen—3Ansichten                                     derKardiologePimvanLommelüber
)machtkeineLangeweile.—LangweiligerBesuchmacht(zeit)undZimmerenge
        […eineDelleimFlussderZeit…]
                                                                     dasPhänomenNahtoderfahrung

)undEwigkeiteinanderberühren.—Wasder(zeit)unterworfenist,dasbrauche
                                                                     […dasBewusstseinistankeinenOrt

     8 DI E INN ER E UH R : W IE T IC KT D E R M E N S CH ?               gebunden…]
),einenBaumzupflanzen,warvorzwanzigJahren.Dienächstbeste(zeit)istjetz
istderDiebder(zeit).—WerdieEngeseiner(zeit)ermessenwill,studiereGesc
        vonBunkerversuchen,Eulen,Lerchen
        undanderenFluggeräten                                   40 K AN N M AN DE N W ERT VO N GE SU N D HE I TS -
unsalleauf,traurigeGedankenundunnützenKummerzuvergessen.—Jedürrer
                                                                     L E I ST UN G EN I N Z EI T M E SS E N?
        […permanentersozialerJetlag…]
—Die(zeit)entlarvtdenBösen.—Manmussder(zeit)auchetwasüberlassen.—
                                                                     GastkommentarvonDr.ChristophPöppe

dermenschlichenUnrast,derErfülltekenntsienicht—Mitder(zeit)reiftdasK
    14 OHNE VE RGAN GEN HEI T – ZU V IE L V E R GA N GE N H E I T    […Weltverbessernistschwer…]
wurde,unddieZungealles,waszutunist.—Manmusssichnachder(zeit)richt
        wennmansichannichtsmehroderanalleserinnert
                                                                  42 D ER PATI EN T B E I M P I T- STO P
—Die(zeit)isteineFeile,diegeräuschlosarbeitet.—Die(zeit)machtauchde
        […wieeinnieendenderFilm…]
                                                                     waseinLondonerKrankenhaus
warseinGlück.—(zeit)istMedizin.—Sielesensichdochnichtwirklichalledies
                                                                     vonderFormel1gelernthat
    16
niemanden.—Esistnichtwenig(zeit),diewirhaben,sondernesistviel(zeit),
        ZWIS CH  EN HERD   PL AT TE  U ND HE  R Z K LA P P E
                                                                     […immereineErsatzmutter
        SternekochtrifftInternist:EinGesprächüberdieZeit
kurzist,begrenzedeinelangeHoffnung!—Wenn'szur(zeit)schlechtläuft,wird
                                                                          inderrechtenHosentasche…]
Verlorene(zeit)kommtniemalswieder.—Dennnichtsistschwererundnichtserf
        […wennmaninseinemBerufaufgeht,
           dannistdasgleichwohlHobby …]
                                                                  48 O H GU TE A LTE Z E I T, WO B I ST DU H I N ?
undlautzusagen:Nein.—Warteniebisdu(zeit)hast!—Die(zeit)hatstarkeZ
                                                                     überdenFaktorZeitimAlltagdesArztes
sichwandelt,deranderepacktsieanundhandelt.—VerschwiegenLeidheiltnurd
    21 WAS IST ZE IT ?                                               […jewenigererreichbarjemandist,
manwohlgenug,wennmansienurwohlanlegte.—Wemdie(zeit)aufspielt,de
        DefinitioneneinesschwierigenBegriffs
                                                                          desto wichtiger kann er sich fühlen…]
dasLebenliebt,vergeudetdie(zeit)nicht.—DerKünstlerträgtdie(zeit)nicht
        […einmalumdenNordpolherum…]
reichtimmerdie(zeit).—Die(zeit)istderbesteArzt.—Die(zeit)kommtaus
                                                                  50 E I N S N O C H . . .
    26
indieVergangenheit,dieaufgehörthatzubestehen.—DerAnfangisteinDasein,
        W IR WE  RDEN  ALT  —  G U T S O!                            InterviewmitProf.Dr.LotharSeiwert,
        vonoperierendenRentnern,undwarumwirproStunde          ExpertefürZeitmanagement
war.—WieschönistderWechselder(zeit),oFreunde!imwandelndenJahr!—(z
        15MinutenLebenszeitgewinnen
                                                                     […rechtsvonIhremDaumenistdas,
mannichtfürGeldzukaufen.—Wasist(zeit)?Wennmichjemanddanachfragt,
        […einbisschenwieBraveNewWorld…]                            wasvorIhnenliegt…]
andereSitten.—Alleszuseiner(zeit)—Die(zeit)bringtallesandenTag.—E
stehlen:Die(zeit).—Die(zeit)entblättertjedeRose.—(zeit)verwandeltdenE
zeit)istumsokürzer,jeglücklichermanist.—Ach,dassesdochwiedamalswär
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t(zeit),kommtRat.—ZaudernistderDiebder(zeit).—DurchdieMaschineist
       3 | ED ITO RIA L
              zwei – ein Magazin von Pfizer Deutschland
  die(zeit).—DieZETistdieLarvederEwigkeit—Allesfürchtetsichvorder(zeit
 enddesTagswenigstensdie(zeit)zweimalrichtig,währendeineUnrechtgehende
 )kenntkeineMuße.—Esistnichtimmer(zeit)zumSchafescheren.—Einjeder
  elnder(zeit)fliegtdieTraurigkeitdavon.—(zeit)undRaumsindnichtSachen,
 bernichtweis.—DasAltestürzt,esändertsichdie(zeit),undneuesLebenblüht
  chtdasLeben—Erkamprinzipiellzuspät,daseinGrundsatzlautete,Pünktlichkeit
  Wunden—Manverliertkeine(zeit),wennmanseinWerkzeugschärft.—Geduld
  el,die(zeit)zuhaltenamSchlawittel:MannimmtdieTaschenuhrzurHandund
          Liebe Leser,
ne(zeit).—Zurrechten(zeit)schweigenisteineKunst.—Gebrauchtder(zeit),
 bestePredigeristdie(zeit).—Alte(zeit)ENwarenseltenHonigschlecken.—Die
          dieZeitistfaszinierend.DasMaßallerDinge?Wirhaben
eichnichtdas,wasichbin.—Abgeredetvorder(zeit),gibtnachherkeinenStreit.
          sie zum ersten Thema von zwei gewählt. Sie ist das
          thematischeBrennglas,durchdaswiraufIhrundunser
   hten(zeit),dermussnehmen,wasübrigbleibt.—AllesbesiegtdieLiebe,alles
           Arbeitsumfeld und darüber hinaus schauen wollen.
 kommtzurrechten(zeit)fürden,derwartenkann.—EswirdbeiunsDeutschen
           Begleiten Sie uns, wenn Londoner Chirurgen in der
  zeit),vielGuteszutun,aberauchwenig(zeit),vielBöseszustiften.—Gute(zeit
           Formel1lernen,wasmantunkann,wennesengwird.
           LesenSie,wiemanohneUhrbeimLebenimBunkertickt
  r.—Heuteistdiebeste(zeit).—DerAugenblickistjenesZweideutige,darin(zeit
           oderwieStarkochKammeierseinenGästenbeimWar-
  ;wasewigist,danachstrebe.—Die(zeit)wartetaufniemand.—Diebeste(zeit
           tenzuschaut.
               Warum?Ganzehrlich:Wirtununsoftschwer,mitIhnen
 zt.—Die(zeit)beugtsichnichtzudir;dumusstdichihrbeugen.—DerAufschub
           indenAustauschzutretenüberThemen,dienichtun-
 chichte.—Inlanger(zeit)kannvielgeschehen.—Dieangenehme(zeit)fordert
           mittelbarimZusammenhangmitunserenMedikamenten
 die(zeit),destogrünerdieHoffnung.—Die(zeit)bringtRosen,nichtderStock.
           stehen.Daswollenwirändern.Wirwollenunsändern.
            Weilesmehrbrauchtfüreinengutenundfruchtbaren
—(zeit)istamwertvollsten,wennmansienichthat.—Die(zeit)isteineErfindung
           Dialog, zu dem stets mindestens zwei gehören. Das
Korn.—Mitder(zeit)vergisstman'sLeid.—Die(zeit)zerstörtalles,wasgetan
           Magazinsollunsdabeiunterstützen.
               zwei wirdkünftigregelmäßignichtnurüberdenTel-
 ten,die(zeit)richtetsichnichtnachuns.—Niemandistzuallen(zeit)ENweise.
            lerrand,sondernauchunterdenTellerschauen,Krümel       +
  nNarrenklug.—EinMenschschautinder(zeit)zurückundsieht:SeinUnglück
            auflesenundintelligenteBeiträgeleistenfüreinenoch
 seZitateundSprichwörterzur(zeit)durch?!—(zeit),EbbeundFlutwartenauf
             intensivereDebatteüberdas,wasSieundunsbewegt.      Während Sie gerade das Editorial
                                                                         gelesen haben, also innerhalb von etwa
  diewirnichtnutzen.—Spareinder(zeit),sohastduinderNot.—Dadie(zeit)
             HabenSieFragenzuzwei?
                                                                        50 Sekunden, …
 esnichtauchinderZukunftsosein.—Wasmannichttunkann,tutdie(zeit).—
             Dannwürdeichmichsehrfreuen,wennSiemirschreiben:
 fordertmehrCharakter,alssichinoffenemGegensatzzuseiner(zeit)zubefinden
             martin.fensch@pfizer.com                                  … wurde eine chemische Formel entdeckt
                                                                       … wurde in Deutschland ein Kind geboren
 Zähne.—AuchdasPendelgehtmitder(zeit).—Dereinewartet,dassdie(zeit)
             IchwünscheIhneneinguteZeit.                         … wurden in Deutschland 752 Quadratmeter
 die(zeit).—(zeit)machtauseinemGerstenkorneineKanneBier.—(zeit)hätte
             MitdenbestenGrüßen,                                     betoniert
                                                                       … legte die Erde 1.639 Kilometer auf ihrer
   rmusstanzen.—DieLeute,dieniemals(zeit)haben,tunamwenigsten.—Wer
             Ihr                                                        Umlaufbahn um die Sonne zurück
   ,zwischenzweiDeckelgelegt,beisichaneinerKette.—FürZahlenundSterben
                                                                       … kam ein Spermium etwa drei Millimeter

  derZukunft,dienichtexistiert,indieGegenwart,diekeineDauerhat,—undgeht
                                                                         näher an sein Ziel
                                                                       … blinzelten Sie, wenn Sie eine Frau sind,
  vorwelchemeine(zeit)vorhergeht,darindasDing,welchesanfängt,nochnicht
                                                                         16 Mal, wenn Sie ein Mann sind, 9 Mal
zeit)istdas,waswirhaben,wennwirunsereUhrenwegwerfen.—(zeit)bekommt
                                                                       … schlug ein Kolibri 4.500 Mal mit den Flügeln
             Martin Fensch,
   weißiches;dochsollicheserklären,dannweißichesnicht.—Andere(zeit)EN,
             LeiterUnternehmenskommunikation
                                                                       … produzierten Sie 116 Millionen rote Blut-
                                                                         körperchen
EsgibtDiebe,dienichtbestraftwerdenunddemMenschendochdasKostbarste
                                                                       … spielte ein guter Geiger 550 Noten des
EichbaumineinenSarg.—(zeit)hatmannicht,(zeit)nimmtmansich.—Jede(
                                                                         „Hummelflugs“ von Rimski-Korsakow

 r!Dochkommtdieschöne(zeit)nichtwiederher!—AlsGottdie(zeit)gemacht
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3 Personen — 3 Ansichten

 I. Stanley Dodds
 V IOL I N IST & D IR IG E N T
 Berliner Philharmoniker

 ZeitistdaseigentlicheWesenderMusik.AufderBühne      imexaktenMomentzuspielen.Wenndasgelingt,ver-
 gehtesfürunsständigdarum,mitZeitundihrersubjek-    schmelzenSiemitderMusik.DannverlierenSieauchIhr
 tivenErfahrungumzugehen.Einerderentscheidenden          normalesZeitgefühl.
 AspekteunsererKunstistdasTiming.Wirbewegenuns           Eine musikalische Phrase ist wie ein gesprochener
 amFadenderZeitentlang,unddanngibtesimmerdie-       Satz.SievariierendieGeschwindigkeitleicht,machen
 senAugenblick,indemwirwollen,dassetwaspassiert,      einekleinePausezwischenzweiSätzen,holenAtem.Die-
 einAtemzug,einebesonderePhrase,einperfekterMo-        sesTimingistsogutwienichtzubemerken.Aberwenn
 ment.EsistetwasganzLebendiges–mankannesnicht       esfehlt,dannklingtMusikflachundmechanisch.Oder
 vorhersagen.                                                 denkenSieandiegriechischeArchitektur:Eineantike
    InsolchenMomentenspielenwirnichtmehrsoals         Säulescheintkerzengerade,abersieistinderMittebrei-
 schlügeeinMetronom.Wirhabeneinekomplexephysi-         terundverjüngtsichzurSpitze.WäredieSäuleabsolut
 scheundemotionaleReaktion.MusikerundZuhörerer-        geradegebaut,würdesiesehr,sehrstrengwirken.Ähnlich
 fahrengemeinsameineArtAnomalie,eineDelleimFluss      istesmitderZeitinderMusik.WennderRhythmusnur
 derZeit.DerMusikermussmitseinemganzenWesenim        dazudient,dieZeitinabsolutsymmetrischeEinheiten
 Einklangsein,umdierichtigeNoteinderrichtigenFarbe   einzuteilen,dannistMusikseelenlos.WusstenSie,dass
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5 | IC HZ EIT
   zwei – ein Magazin von Pfizer Deutschland

                                                   »Die richtige Note
                                                    in der richtigen Farbe
                                                    im exakten Moment«

derPulsunddieAtemfrequenzeinesMenschenunbe-
wusstvomAn-undAbschwellenmusikalischerSpan-
nungsbögenbeeinflusstwerden?
  WennicheineOrchesterprobedirigiere,mussichauf-
passen,dassichdieZeitnichtausdenAugenverliere.Ich
kontrollieresiemiteinerUhraufmeinemNotenständer.
Ichmussständigentscheiden,wievielRaumichdemOr-
chesterlasse,ummitderZeithinzukommen.Wielange
einemeinStückaufderBühnevorkommt,hängtdavon
ab,wietiefmaneingetauchtist.JeversunkenerSiesind,
destowenigerZeitscheintesimNachhineingedauertzu
haben.DasisteineErfahrung,diewohljedemMenschen
vertrautist:WennSieetwastun,dasIhnenwirklichSpaß
macht,wissenSiedanachnicht,wielangeesgedauert
hat.                                                     Δ
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6

                       II. Munir Voß
                       M ED I TAT IO NSLE HRE R
                       Leiter des
                       Sufi-Zentrums Heidelberg

                       WirMenschenverstehenZeitalseinunaufhaltsamesDa-
                       hinströmen.DochesgibtMomente,datretenwirheraus
                       ausderZeit,erlebeneineEwigkeitjenseitsvonZeitund
                       Raum.MenschenerfahrendasbeiNahtoderlebnissenoder
                       wennsieetwasimInnerstenerschüttert:DerGeististwie
                       „vomDonnergerührt“oderverstummtinEhrfurcht.Wer
                       daserlebthat,erinnertsichspäterzwarandenAnlass,aber
                       nurvageandenGemütszustandalssolchen.Wennwirme-
                       ditieren,suchenwirgenauindiesenZustandeinzutreten
                       unddarinzuverweilen.
                          TatsächlichhabendiemeistenMeditationstechnikenden
                       Zweck,unsereZeitwahrnehmungzuverändern.Fastimmer
                       stehtzunächstdieBeobachtungdesAtemsoderdesHerz-
                       schlagsimMittelpunkt,alsovongleichmäßigenRhythmen,
»Die Gedanken ziehen   oderauchdieKonzentrationaufeinunveränderlichesOb-
 lassen wie Wolken     jekt.DasistamAnfangmühsam,denndernormaleGeist
 am Himmel«            lässtsichweitertreibenvondem,waswirWirklichkeitnen-
                       nen: ein ständiger Strom innerer Bilder. Doch der be-
                       herrschteGeistruhtinsich.DieGedankenlässtmanziehen
                       wieWolkenamHimmel.MitÜbunggelingtdasimmerbes-
                       ser.GleichzeitigübtsichderSchülerdarin,währenddesge-
                       samtenAlltagsdeneigenenGeistimmeraufdengegen-
                       wärtigenMomentgerichtetzuhalten.
                          Irgendwannwirdesruhig.DerGeististkonzentriert,aber
                       leer.EsvollziehtsichinStufen:AufeineheitereRuhefolgen
                       die„StufenderVersenkung“,bisdasBewusstseinzuletzt
                       imSamadhivergeht.JedesZeitempfindenistdarinaufge-
                       hoben.ParalleldazukanndasnormaleWeltbewusstsein
                       weiterarbeiten,aberdasbinnichtmehrich:dennesgibt
                       keinIchmehr.IndiesemZustandkannunsnichtsmehrer-
                       schüttern,weilnichtsmehrdaist,daserschüttertwerden
                       könnte.Werdaserlebthat,istnichtmehrderselbeMensch.
                          MeditationbringtSouveränitätgegenüberdemLeben.
                       DieDingesindnie,wassievonaußenzuseinscheinen.Was
                       isteinTag?EinJahr?EinMenschenalter?EineSekunde?
                       Dieeinenvergehenwienichts,dieanderenvibrierenim
                       KlangderzeitlosenEssenz.                                  Δ
Thema ( zeit ) ein Heft über Boxenstopps im OP, das Timing der Köche und das, was die Menschheit stündlich gewinnt - Pfizer.de
7 | ICHZE IT
   zwei – ein Magazin von Pfizer Deutschland

                                               III. Maren Dietrich
                                               PSYCHI AT ERI N
                                               Ravensburg

                                               Zeitistfürmichsehrwertvoll.Beruf,Familie,Freunde,das
                                               Haus–daswillallesgutorganisiertsein.Umsokostbarer
                                               wirdesfürmich,mirFreiräumezuschaffen.AlsPsycho-
                                               therapeutinundÄrztininderPsychiatriekannichzumGlück
                                               gutplanen.MeineArbeitszeitistklardefiniert:Jeweils50
                                               MinutenlangstelleichmichintensivalsBezugspersonzur
                                               Verfügung.DiePatientenfindeneshilfreich,dasssiewis-
                                               sen,wielangedieStundedauert.
                                                 MeineArbeitistwieeineZeitreise:WirgehendenLebens-
                                               weggemeinsamzurück,undwirschauen,auswelcherZeit
                                               einProblemwirklichkommt.ManchmaltappteinMensch
                                               immerwiederindiegleicheBeziehungsfalleodererlebtim
                                               BerufregelmäßigunglücklicheSituationen.Dannspiegeln
                                               sichvermutlichalteMusterausseinerKindheitimHierund
                                               Jetzt.
»Meine Arbeit ist                                IchermunteredenPatienten,sichzuerinnern.Dasgeht
 wie eine Zeitreise«                           überWorte,Imagination,spontaneEinfälle.Ichhakenach:
                                               WiealtwarenSie?WiehabenSiesichgefühlt?Plötzlichfüllt
                                               sichdanndasErinnerungsbild.DiealteeingekapselteGe-
                                               fühlsweltschwemmtinsBewusstsein.WenndieVerbindung
                                               zumfrüherErlebtenauchemotionalwiederhergestelltist,
                                               kannderMenschdamitmeistseinenFriedenschließen.
                                                 SichmitderZeitzuversöhnen–dasistaucheinThema
                                               mitmeinenälterenPatienten.Siefühlensichnichtmehr
                                               soleistungsfähig,manchesindkrankundfragensich:Wel-
                                               chenSinnhattealles?Daschauenwirnocheinmalgenau
                                               hin.WasistihnenimLebengeglückt?Eshilft,sichdas
                                               deutlichzumachen.
                                                 Ichempfehleimmerwieder,maleinenSchrittzurückzu-
                                               tretenundsichzufragen:Wasistmirwirklichwichtig?Wir
                                               müsseninderheutigenWeltmitihrenvielenMöglichkeiten
                                               eineAuswahltreffen.Ichselbstnehmemirimmerwieder
                                               Zeitfürmich.DanngeheichinmeinenGartenundgenieße
                                               FarbenundFormenoderwidmemichderBildhauerei.Wenn
                                               ichamSteinarbeite,binichtiefversunkenwieeinspie-
                                               lendesKind.DannvergesseichdieZeit.Dasistmitdas
                                               Schönste,dasesgibt.                                       Δ
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WIE TICKT     Wie Forscher in einem Bunker die innere Uhr entdeckt haben —

DER MENSCH?   Warum Jugendliche lange ausschlafen —
              Was gegen Jetlag hilft —
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9 | INNERE ZEIT
   zwei – ein Magazin von Pfizer Deutschland

  Die innere Uhr
  WENN DEM MENSCHEN DI E SO NN E FEHLT

  SiehattenkeineUhren,keinRadioundkeinen         ckeltmiteinemdurchschnittlichenSchlaf-
  Fernseher.Siesaßenineinemfensterlosen            Wach-Rhythmusvonrund25Stunden.Damit
  Bunker, schalldicht gegen Alltagslärm ge-         warderBeweisfürdieExistenzeinerautono-
  schützt,durcheineSchleusemitzweiTüren           meninnerenUhrbeimMenschenerbracht.
  vonderAußenweltgetrennt.„Wirwolltenwis-         Das„Feintuning“zum24-Stunden-Tagerle-
  sen,obderMenscheineeigeneinnereUhr             digendieäußerenLebensumstände.
  hat“,erinnertsichProfessorErnstPöppel,der          AllerdingshatteneinzelneVersuchsteilneh-
  als junger Mann am „Bunkerversuch“ des           mer auch sehr viel kürzere oder längere
  Max-Planck-InstitutsfürVerhaltensphysiolo-          Schlaf-Wach-Perioden–eineFragederge-
  gieinErling/Andechsbeteiligtwar.EinFor-         netischenAusstattung,wiemanheuteweiß.
  scherteamumJürgenAschoffhattevon1960            EinExtremfallwareinStudent,derohneäu-
  anrund300VersuchspersonenineinLeben             ßereZeitgebereinen33-Stunden-Tagentwi-
  ohneZeitmessergeschickt.„Wirhattenkeine          ckelteundbeiseiner„Freilassung“festdavon
  Ahnung, was die Zeit in der Welt ist“, sagt   überzeugtwar,deutlichwenigeralsdietat-
  Pöppel,heuteeinrenommierterProfessorfür          sächlichimBunkerverbrachtenTageisoliert
  medizinischePsychologie.NurbeimEierko-            gewesenzusein.
  chentricksteneinigeProbandendieuhrenlose         — Uhren-Gene steuern den Körper — Seit
  Versuchsanordnungaus:„SiehabendenPlat-           den wegweisenden Versuchen von Aschoff
  tenspieler genutzt, um drei Minuten abzu-        undKollegenhatdieChronobiologieverschie-
  schätzen“,verrätderPsychologe.„EineSingle-       dene endogene Zeitgeber ausgemacht: In-
  Platteliefungefährsolang,wiedasEikochen       nereUhren,nichtnurimGehirn,sondernin
  musste!“                                              vielenKörperzellen,steuerndierhythmischen
     BiszuvierWochenlangwarendieTestper-         Funktionen des Körpers. Schätzungsweise
  sonenvonderAußenweltabgeschnitten.Wür-           zehnbis15ProzentallerGene„ticken“imTakt
  densieihrZeitgefühlverlieren,ohneTages-         einesTages– unabhängigvonSonnenlicht,
  licht, Zeitmesser und Tageslärm? Oder ist       Essens-undArbeitszeiten.DerKörperalsoals
  dermenschliche24-stündigeSchlaf-Wach-              AnsammlungoszillierenderUntereinheiten,
  RhythmusendogenerNaturundnichtdurch              wiederAusstellungsraumeinesSchwarzwäl-        +
  äußereZeitgeber( + )wiefesteEssenszeiten         derKuckucksuhrenherstellers?Ganzfalsch
  oderdenWechselzwischenTagundNacht               istdasBildwohlnicht.AnfangderSiebziger-    „Zeitgeber“
  geprägt?DieseFragenwollteAschoffsTeam            Jahre wurden Uhrengene erstmals an der       Der Ausdruck „Zeitgeber“ ist einer der
  klären.                                               TaufliegeDrosophilamelanogasterentdeckt.       deutschen Begriffe, die unübersetzt
     Die Ergebnisse waren erstaunlich: Zwar         MittlerweilesindbeietlichenSpeziesentspre-   in die englische Sprache übernommen
  standen die Versuchsteilnehmer jeden Tag          chendeGenegefundenworden,dieklangvolle       wurden. Dort behauptet er sich als
  etwasspäterauf.Auchverlängertesichihr           Namen wie „clock“ oder „per“ (für period)   deutsches Lehnwort beispielsweise
  Schlaf-Wach-Rhythmus binnen kurzer Zeit            haben.                                            neben „Rucksack“, „Wunderkind“ und
  auf24,7bis25,2Stunden.AberdieseDauer              Und wie immer in der Wissenschaft er-    „Kindergarten“. Äußere „Zeitgeber“
  bliebdannkonstant.DiegroßeMehrheitder           schließtsicherstmitzunehmendemWissen         sind zum Beispiel Wecker, Geräusche
  Probanden hatte frei laufende circadiane          eine Ahnung von der Komplexität des Sys-    oder Licht, die die innere Uhr des Men-
  (circa=ungefähr,dies=Tag)Rhythmenentwi-            tems.Sohabenunterschiedlicheper-Gene          schen mit der Umwelt synchronisieren.
                                                                                                     →
Thema ( zeit ) ein Heft über Boxenstopps im OP, das Timing der Köche und das, was die Menschheit stündlich gewinnt - Pfizer.de
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               trrr-lit
               LERCHE
               3:50 Uhr (100 Min vor SoA.)

                                 jüh jik jik
                                 GARTENROTSCHWANZ
                                 4:00 Uhr (90 Min vor SoA.)

                                                              zick tsi
                                                              ROTKEHLCHEN
                                                              4:10 Uhr (80 Min vor SoA.)

                                                                                  djuck djuck tix
                                                                                  AMSEL
                                                                                  4:15 Uhr (75 Min vor SoA.)

                                                                                               tek tek
                                                                                               ZAUNKÖNIG
+                                                                                              4:20 Uhr (70 Min vor SoA.)

Es ist die Lerche und                                                                                                                 → teilskonträreWirkungen.Siekönnendiein-
                                                                                                                                        nereUhrsowohlnachvornealsauchnach
nicht der Rotschwanz ...                                                                              kuckuck                           hintenverstellen.Störungendesgenetischen
                                                                                                      KUCKUCK
die morgens als Erste ihr Gezwitscher                                                                 4:30 Uhr (60 Min vor SoA.)        Uhrwerkswurdenauchschonmitkonkreten
anstimmt. Denn jede Vogelart wird zu                                                                                                    Krankheiten in Verbindung gebracht. Beim
einer anderen Zeit wach, je nach Grad                                                                                                   erblichen „Early bird Syndrome“ (Familiar
der Dämmerung. Alle paar Minuten be-                                                                                                    AdvancedSleepPhaseSyndrome=FASPS)
ginnt dann ein anderer Piepmatz sein                                                                                                     liegtoffenbareinDefektdesper2-Gensvor,
                                                                                                         ein großes
Singspiel, und daraus ergibt sich die                                                                                                    derautosomal-dominantvererbtwird.
                                                                                                         Repertoire
so genannte Vogeluhr. Das hat die Na-                                                                    KOHLMEISE                       — „Masterclock“ im Gehirn — Die Haupt-
                                                                                                         4:40 Uhr (50 Min vor SoA.)
tur so eingerichtet, damit sich etwa                                                                                                     schaltzentralederinnerenUhrsitztimGehirn:
Rotkehlchen untereinander überhaupt                                                                                                      EtwazweiZentimeterhinterdenAugen,über
hören. Diese haben ihren Timeslot                                                                                                        derKreuzungderSehnerven,befindensich
übrigens immer schon 1 Stunde und                                                                                                        diereiskorngroßenSuprachiasmatischenNu-
20 Minuten vor Sonnenaufgang, dessen                                                               zilp zalp                             clei(SCN).DieseNervenzellkernehabeneine
                                                                                                   ZILPZALP
genaue Uhrzeit natürlich vom Kalender-                                                             4:50 Uhr (40 Min vor SoA.)            endogenerhythmischeEigenaktivität,werden
datum und dem Breiten- und Längen-                                                                                                       abervomLichteinfallaufdieRetinamitdem
grad abhängt. Wenn etwa die Hambur-                                                                                                      Tageslaufsynchronisiert.
ger Rotkehlchen Mitte Mai um 4:10 Uhr                                                                                                       ErstkurzvorderJahrtausendwendewurden
aufstehen, sind ihre Münchener Kolle-                                                                                                    diephotosensitivenmelanopsinhaltigenGan-
gen schon 13 Minuten unterwegs.
                                                                                           pink pink                                     glienzelleninderRetinaentdeckt,diedasBin-
                                                                                           BUCHFINK
                                                                                           5:00 Uhr (30 Min vor SoA.)                    deglied zwischen Hell und Dunkel und den
                                                                                                                                         vomSCNvermitteltenendogenenRhythmen
                                                                                                                                         darstellen.LichteinfallaufdieRetinabewirkt
                                                                                                                                         überdieZwischenstationSCNeineHemmung
                                                                              schilp                                                     derMelatoninfreisetzungausderEpiphyse
                                                                              HAUSSPERLING
                                                                              5:10 Uhr (20 Min vor SoA.)                                 (Pinealorgan).Melatoningiltalsdas„chemi-
                                                                                                                                         scheÄquivalentderDunkelheit“imKörper,da
                                                                                                                                         esimDunkelngebildetwird,undsteuertüber-
                                                                                                                                         geordnet eine Vielzahl von Hormonen und
                                                                 ärr-wrr squar                                                           Transmittern.Daserklärtdietageszeitabhän-
    SONNENAUFGANG (SoA.)                                         STAR
    Mai, 5:30 Uhr                                                5:20 Uhr (10 Min vor SoA.)                                              gigenSchwankungenvielerphysiologischer
                                                                                                                                         Parameter.Dennnebendemaugenfälligen
11 | INNERE ZEIT
      zwei – ein Magazin von Pfizer Deutschland

                                                      Aus der Zeit geflogen?
                                                      Der Jetlag nach Interkontinentalflügen lässt sich
                                                      überlisten

                                                      Die meisten Menschen hierzulande sind eher Spät-
                                                      typen, denen die Zeitreise von Ost nach West leichter
                                                      fällt. Bei einer Reise nach Amerika gehen sie, dem
                                                      inneren Empfinden nach, einfach nur noch später
                                                      ins Bett und stehen später auf. Die Frühtypen hin-
                                                      gegen finden leichter in den neuen Rhythmus, wenn
                                                      sie nach Osten reisen. Dennoch: Nach einem Konti-
                                                      nentalflug muss jeder mit Leistungstiefs rechnen.
                                                      Welche Strategie man dagegen verfolgt, hängt von
                                                      der Dauer des Aufenthaltes ab.

 Schlaf-Wach-RhythmusschwingenauchKör-             Anti-Jetlag-Strategie I
 pertemperatur,Blutdruck,Magensaftsekre-           Kurztrip bis 2 Tage: Heimatzeit konservieren
 tion, Gerinnungsneigung des Blutes, glo-        • Essen und schlafen – im verdunkelten Zimmer –,
 meruläreFiltrationsrate,Alkoholabbauoder           wenn es zu der Zeit zu Hause passt. Uhr mit der
CortisolfreisetzungimcircadianenTakt,um           Heimatzeit griffbereit haben.
 nureinigewenigeBeispielezunennen.              • Möglichst wenig ins Freie gehen, um den Zeitgeber
 — Von Eulen und Lerchen — Auch wenn                 Tageslicht zu vermeiden.
 das Gros der Menschheit im 24-Stunden-          • Termine so legen, dass es nach der inneren Uhr Tag
 Rhythmustickt,sogibtesdennochUnter-             ist. In den USA etwa zwischen acht und neun Uhr
 schiede:Dereinekommtmorgensleichtaus            morgens, in Asien am späten Nachmittag oder
 denFedern,deranderebringtsichnurmüh-           frühen Abend.
 sammitKaffeeaufTouren.Demeinenfallen
 kurznachdem„HeuteJournal“dieAugenzu,          Anti-Jetlag-Strategie II
 derandereistumdieseZeitnochrichtigmun-       Längere Aufenthalte: Ortszeit annehmen
 ter.ZweiChronotypenunterscheidetdieChro-        • Vor der Reise: eine Teilanpassung an die Zeit am
 nobiologie:„Lerchen“und„Eulen“.Wersich           Zielort anpeilen. Bei Reisen nach Westen also
 beiderFrühbesprechunginderKlinikoder            einige Tage lang später als sonst essen und
 morgensinderPraxissprechstundeaufdem             einschlafen, bei Reisen nach Osten früher.
 falschenPlanetenwähnt,dürftezumSpättyp          • Im Flugzeug: gleich nach dem Start die Uhr auf die
 „Eule“zählen.Umgekehrtgehtdie„Lerche“            Zeit am Zielort einstellen. Während des Fluges
 morgensfrischzuWerke.                             gemäß den Zeiten des Zielortes verhalten. Schla-
    „LerchenhabenesinderheutigenArbeits-         fen oder dösen, wenn dort Nacht ist (eine Schlaf-
 weltleichter“,sagtTillRoenneberg,Deutsch-        brille hilft) und wach bleiben, wenn dort Tag ist.
 lands erster Professor für Chronobiologie         Keinen Alkohol trinken.
 (München).„DieüblichenArbeitszeitenkom-          • Am Zielort: an die äußeren Zeitgeber vor Ort halten.
 mendenFrühaufstehernentgegen.“Allean-            Lokale Essenszeiten einhalten. Möglichst viel im
 deren,diezueinemLebengegendieinnere            Freien aufhalten, um das Sonnenlicht als natürli-
 Uhrgezwungenwerden,befindensichdage-             chen Wachmacher zu nutzen. Bei Nacht im verdun-
 genineinempermanenten„sozialenJetlag“,           kelten Zimmer ruhen, auch wenn man sich nicht
 warnt Roenneberg. Das trifft zum Beispiel        müde fühlt. Keine Nickerchen tagsüber. Studien an
 Jugendliche–inderMasseeher„Eulen“–,          Flugpersonal haben gezeigt, dass Melatonintab-
  die in den frühen Unterrichtsstunden vor       letten, vor dem Schlafengehen eingenommen,
  sich hindämmern und sich nur schlecht          jetlagbedingte Symptome mindern.
                                                  →
12

+

WAS SOLLTE DER
DURCHSCHNITTSMANN
WANN TUN?
        Denken
        10:00 – 12:00
        das Kurzzeitgedächtnis
        ist am leistungsfähigsten

           Rasieren
           9:00
           mehr und klebrigere Thrombozyten
           verbessern die Blutgerinnung

                        Zahnarztbesuch
                        15:00
                        niedriges Schmerzempfinden
                        durch viele Endorphine

                             Sport treiben                      → konzentrierenkönnen.„Wennsieumsechs
                             17:00
                             Muskeln und Lunge
                                                                  Uhrmorgensaufstehen,istesfürsiequasi
                             besonders leistungsfähig
                                                                  interneMitternacht!“,erklärtderChronobio-
                                                                  loge.Schlimmstenfallsführeder„sozialeJet-
                                    Aufstehen                     lag“nebenTagesmüdigkeitauchzuchroni-
                                    6:00
                                    schnellerer Herzschlag,
                                    höherer Blutdruck
                                                                  schemSchlafmangel,welcherdepressiveVer-
                                                                  stimmungoderpsychosomatischeBeschwer-
                                    Feiern                        dennachsichziehenkann.Darüberhinaus
                                    18:00 – 20:00
                                    die Leber ist belastbarer     befördereerdenGriffzuStimulanzien.„Unter
                                                                  Menschen,dieuntersozialemJetlagleiden,
                    Essen                                         sowiebeiSchichtarbeiternfindensichsigni-
                    12:00 – 14:00
                    es wird besonders viel                        fikantmehrRaucheralsunterdenMenschen
                    Magensäure hergestellt
                                                                  mit ‚normalen‘ Arbeitszeiten“, berichtet
                    Nicht Essen                                   Roenneberg, der im „Munich ChronoType
                    ab 22:00                                      Questionnaire“(www.euclock.org)dieAnga-
                    Magen verdaut kaum noch
                                                                  benzahlreicherFreiwilligerauswertet.
                                                                     VieleGruppen–obHeranwachsendeoder
                                Fortpflanzen
                                8:00                              Berufstätige–würdennachAnsichtvonChro-
                                verstärkte Produktion
                                von Sexualhormonen                nobiologenvonflexiblenoderspäterenAr-
                                14:30
                                mehr Spermatozoen
                                                                  beitszeitenprofitieren.Aberder„sozialeJet-
                                pro Samenerguss
                                                                  lag“ließesichnurmitweitgreifendengesell-
                                                                  schaftlichenÄnderungenvermeiden.Undso
                                                                  bleibtausgeprägten„Eulen“bislangnurein
                                                                  schwacher Trost: Mit zunehmendem Alter
                                                                  wandeltmansichmehrundmehrzumNor-
                                                                  maltyp. Mit 50 Jahren regt sich bei vielen
                                                                  MenschenderVerdacht,unmerklichzur„Ler-
                                                                  che“mutiertzusein.DerChronotypistzwar
                                                                  genetisch, hängt aber auch von anderen
                                                                  Faktorenab,wiealtersabhängigenHormon-
                                                                  konzentrationen.DieinnereUhrbeginntall-
                                                                  mählichvorzugehen.                             Δ
                                                                   www.chronolobiology.ch
                                                                   www.chronopharmacology.de
                                                                   www.euclock.org
                                                                   www.clock-work.org
13 | ZEI TWEILE
    zwei – ein Magazin von Pfizer Deutschland

eben erst                                                                                                                gleich

                            Die Gegenwart
                            DasJetzthateineLänge:dreiSekunden.      semsowiedasgesprocheneVersmaßder
                            DenninunseremKopffließtdieZeitnicht,   meistenGedichte,egalauswelcherEpoche
                            dortgehtsiestoßweisevoran.Undfürdie    undinwelcherSprache.DreiSekunden:So
                            GegenwarthatunserGehirnungefährdrei      langedauertdasMotiveinesMusikstücks,
                            Sekundenübrig,die„zeitlicheBühne“,wie    ein Schluck Wein oder ein Handschlag,
                            sie der bekannte deutsche Hirnforscher    bevorerunangenehmwird.Oderschauen
                            ErnstPöppelnennt.Sohangelnwirunsvon    SiesichmaleinVexierbildan,ohnesichzu
                            GegenwartzuGegenwart,imDrei-Sekun-        konzentrieren.AutomatischwechseltIhre
                            den-Rhythmus,dersichüberallimAlltag      AnsichtetwaalledreiSekunden.
                            widerspiegelt: Danach richtet sich die    DenndanachfragtsichunserGehirnwie-
                            LängederZeilenineinemMagazinwiedie-    der:WasgibtesNeues?

                                                       »Über allen Wipfeln ist Ruh!«
ZEITRÄUME | 14
                      zwei – ein Magazin von Pfizer Deutschland

I.
Ohne Vergangenheit
WEN N NICH TS M EHR DA IST

DerBriteCliveWearinglebtganzimMoment,ohne
Erinnerungen.SeinGedächtnisreichtnurbiszu
30Sekundenzurück.1985wurdeimZugeeiner
VirusinfektionseinGehirngeschädigt,vorallem
derHippocampus,derErinnerungenvomKurzzeit-
insLangzeitgedächtnisverschiebt,einTransfer,
derbeiihmseitdemnichtmehrfunktioniert.Seine
altenFertigkeitensindWearingerhaltengeblieben
undauchdieallerwichtigstenErinnerungen.So
spieltderrenommierteMusikwissenschaftlerwei-
terKlavier,undauchseineFrauerkenntundliebt
ernoch.DochwenndiesenurfüreineMinutedas
Wohnzimmerverlässtundzurückkehrt,herztund
küsstersie,alshättensiesichseitJahrennicht
gesehen.Sinne,HumorundIntellektfunktionieren
beiCliveWearing,dochnichtshinterlässteinen
bleibendenEindruck.SeiteinemVierteljahrhundert
glaubter,geradeauseinerlangenBewusstlosig-
keitaufzuwachen,dochallesGesagteverrinntwie-
der,undderKusshältsichlängeraufderWange
alsderGedankedaran.                            Δ
15

     II.
     Zu viel Vergangenheit
     WENN NICH TS V ERSC HWINDET

     JillPricekannsichanfastalleserinnern.Wasdie
     KalifornierinseitihrerKindheiterlebthat,läuft
     nebenihremJetztbewusstseinwieeinnieenden-
     derFilm.DasisteineBürde,dennzudenFakten
     gehörenauchdiealtenEmotionen,dieÄngsteder
     Sechsjährigen,dieSehnsüchtedesTeenagersoder
     dieWutderjungenFrau,diebeider44-Jährigen
     heute noch so präsent sind wie damals. Price
     wandtesichaneinForschungsteamderUniversity
     ofCaliforniainIrvine.NochlaufendieUntersu-
     chungen,dochesscheint,wasbeiCliveWearing
     außerKraftgesetztist,funktioniertbeiJillPrice
     zugut.IhrHippocampuslässtoffensichtlichbe-
     sondersvieleInformationeninsLangzeitgedächt-
     nis,vorallemindierechteGehirnhälfte,wodas
     episodischeGedächtniszuHauseist.Vielleichtist
     esaberauchnurderAbrufdieserErinnerungen,
     derbeiihrbesondersgutfunktioniert.Dashieße
     dann,wirallehätteneinvielbesseresGedächtnis,
     andaswirbloßnichtherankommen.                 Δ
16

                                            +

                                            Dipl. Med. Torsten Ruhnke
+                                           führt eine internistische Praxis in Panketal nörd-
                                            lich von Berlin. Er leitet zudem eine Herz-Sport-
Thomas Kammeier                             Gruppe und leistet drei Mal pro Monat Bereit-
ausgezeichnet mit einem Michelin-Stern      schaftsdienste als Notarzt. Vor seiner Tätigkeit
und 18 Punkten im Gault Millau, hat von     als Hausarzt war Torsten Ruhnke bis 1991 Ober-
seiner Küche aus im 14. Stock des Inter-    arzt im Klinikum Buch.
continental Berlin einen atemberaubenden
Blick auf die Hauptstadt. Seinen Gästen
serviert er in Hugos Restaurant gern eine
frische junge Küche mit französisch-
mediterranem Einfluss.
17 | GARZ EIT
    zwei – ein Magazin von Pfizer Deutschland

                 Der eine kommt gerade aus seiner Praxis
                 von Gallensteinen und Magengeschwüren,
                 auf den anderen warten am Herd Kalbs-
                 zungen und Gänsekeulen.
                 Es muss schnell gehen, eine Stunde räumen
                 sie ein für ein Gespräch über Zeit:
                 der Sternekoch Thomas Kammeier
                 und der Internist Torsten Ruhnke.
                 Die Uhr läuft.

                Herr Kammeier, Herr Ruhnke, es war                    Es ist ein ganz wichtiger Punkt, mit welcher
                gar nicht so einfach, Sie an einen Tisch              HaltungichdenArbeitsplatzbetrete.Fürmichist
                zu bekommen. Am Nachmittag um                          Erdung eine wichtige Voraussetzung, um mit
                16 Uhr war unser Kompromiss. Wie                        Zeitdruckumzugehen.
                kommt’s?                                                           Kammeier (nickt): Stimmt,dasArbeitenauseiner
    Torsten Ruhnke: Vor16UhrhabeichkeineZeit.                                innerenRuheherausistextremwichtig,sonstver-
    JetztmussteichmichausmeinerPraxisweg-                                   liertmandieBodenhaftung.
    schleichen.                                                                   Wie finden Sie Ihre innere Ruhe?
                Thomas Kammeier: BisderArztausseinerPraxis                    Kammeier: InderFamilie.–Diestehtanerster
                kommt,stehichschonlängstinderKüche.                        Stelle, wenn es irgendwie passt. Es ist wichtig,
                Was passiert bei Ihnen jetzt gerade in                             dassmanzumindestmitseinenaußerberuflichen
                der Küche?                                                         Zeitensozufriedenist,dassmannichtdasGefühl
                Kammeier: JederistamWerkeln,dieTischesind                    hat,manhatwasverpasst.Wirhabenimmerhin
                vollmitWare,anallenBaustellenwirdgearbeitet.                ein gemeinsames Frühstück. Meine Frau fängt
                DergroßeNachteilunseresHandwerksistja,dass                  derFamiliezuliebeihrenJobeineStundespäter
                wirum18Uhrnichtsagenkönnen,derSchrankist                  an.DannhabenwireineStundeamTag,inder
                nochnichtfertig,daskriegenwirnächsteWoche                   wirzusammensind.DanachbringeichdieKleine
                hin.WirstehenpermanentunterZeitdruck.Wir                     indenKindergarten,undmeineFraumachtsich
                habendenAnspruch,120Prozentvorbereitetda-                    aufdenWeg.
                zustehen:„LiebeGäste,wirsindvölligentspannt                  Wann kommen Sie nachts aus dem
                undwartenaufIhreBestellung!“                                  Restaurant?
                Herr Ruhnke, wie ist das bei Ihnen,                                Kammeier: ZwischenhalbzwölfundzweiUhr.Ich
                haben Sie einen zeitlichen Spielraum?                              brauchedannnochein,zweiStunden,umrunter-
     Ruhnke: Wirversuchenzumindesteinenzuschaf-                               zukommen.EntwedertreffeichnochFreundeaus
    fen,wasschwierigist,weilwirnichtvorhersehen                             demgleichenMetieroderichsetzemichvordie
    können,wasderTagbringt.Wirhabenzwareinen                               GlotzeundguckmirdieTagesschauvon20Uhran.
    inneren Plan, aber der wird unterbrochen, von                           Dienehmeichmirauf.WorüberdieWeltredet,
     NotfällenundvermeintlichenNotfällenundvon                                spieltsichjainderRegelab20.15Uhrab.
     Patienten,dienachdreiJahrendenken,siemüss-                  Ruhnke: IchbeneideSie,SiehabeneinenTages-
     tenmalwiedervorbeikommen.Wirmüssenuns                        rhythmus, der dem meinen sehr entsprechen
    variabelhalten.                                                    würde,ichbineinEule-Menschundlaufeinspä-
                Wie gelingt Ihnen das?                                  terenStundenzueinerbesserenFormauf.Intel-
    Ruhnke: IndemmansichbeiguterStimmunghält.                     ligenteSendungenkommenumdieZeit,woSie
18

nach Hause kommen, da bin ich mit meinen
20SeitenimBuchfertigundmussinsBett.
            Wann haben Sie Familienzeit, auch
            beim Frühstück?
Ruhnke: Nein,meinePartnerinistTagesmutter,
unddasersteKindkommtumsechsUhrmorgens.
WirbegegnenunskurzamMittagundvorallem
abends.Miristesegal,wannwirunssehen,Haupt-
sache,wirhabenüberhauptZeitfürKommunika-
tion.AlsArzt–undalsKoch–müssenwirunsja
sozialrepräsentativverhalten,wasbedeutet,dass
maneineMengeschluckenmuss.Dashäuftsich
imLaufeeinesTagesan.Dasmalrauszulassen,
jemandenzuhaben,dereinemzuhört,istgut.
            Verbergen Sie auch so einiges, wenn
            Sie entspannt beim Gast stehen?
            Kammeier: Das ist ein bisschen was anderes.
            Wenn man zum Arzt geht, sucht man den ver-
            ständnisvollenZuhörer.DerArztsollteRuheaus-
            strahlen.DerKochkannsichFahrigkeiterlauben,
            sonachdemMotto:„Jetztmussichaberindie
            Küche!“AberRuheistauchinmeinemBerufwich-
            tig,diemussichalsChefinmeinenLadenrein-
            bringen.WirmachenhundertprozentigeHandar-
            beit,dashatetwasManufakturhaftes.Eskommt
             draufan,dassalleswieZahnräderineinanderläuft.
            JedesMal,wenneinZackennichtreinläuft,bringt
            dasdenganzenAblaufdurcheinander.Deshalb
            mussvomChefRuherüberkommen.
             Wie schaffen Sie es, dass alles zur
             richtigen Zeit auf dem Teller ist?
             Kammeier: DieStrukturinderKücheistsehrpy-
             ramidenhaft. Die Kommunikation ist ganz auf
             einenPunktgerichtet,aufmich.WennderKellner
             reinkommtundsagt:„Tischvierkannweiter“,rufe
             ichzumBeispielab:„Vier:Heilbutt“.DieGarnitur
             kenntjeder,diesageichnichtmehran.Indiesem       +
             FallsindzweiderKüchenpostenbeteiligt,derPois-
             sonnier,derdieSoßeunddenFischbereithält,und     »Wenn man in seinem Beruf aufgeht,
             derEntremetiermitdenBeilagen.Ichmacheden          egal ob Arzt, Koch oder Fotograf,
             FischselbstundfragedenEntremetier:„Wielange
             brauchstdu?“–Sagter„dreiMinuten“,könnenwir
                                                                      dann ist das gleichwohl Hobby.«
            loslegen. Sagt er „fünf Minuten“, bin ich schon    TH OMAS K AMME IE R
            unzufrieden. Wenn einer sagt, er braucht zehn
             Minuten,danngehtdasgarnicht.Dasistalleseng
19 | GARZ EIT
    zwei – ein Magazin von Pfizer Deutschland

                  getaktet,wirversuchen,Chargenzusammenzu-                      geredet. Das kann bedeuten, wir lassen denen
                 fassen,dieseachtPortionen,danndreiPortionen                  nochetwasZeit.Daskannaberauchbedeuten,
                 fürdenanderenTisch.                                            einfachdasEssenkommenzulassen,diewollen
    Ruhnke: Dasistetwas,wasTeamworkauszeich-                                   gutessen,sichabernichtdamitbeschäftigen.
    net.IchnennedasidiomatischeKommunikation.                                  Wie lange wartet ein Patient bei
    Begriffe,dieschlagartigkommen,sindallenBe-                                Ihnen?
    teiligtenklar.                                                    Ruhnke: Wirliegenbeietwa20Minuten.Wennein
                 Kammeier: Genau.Wennichsage„VierHummer!“,         Patientmallängerwartet,meldetermirdassofort
                 dannerwarteichzuerstein„Ja!“.Dannwillich       zurück:„HeutehateseineDreiviertelstundege-
                 hören,wielangeesdafürbraucht.Jetztgerade–      dauert.“IchkenneauchdasandereExtrem:Ein
                 fasthalbfünf–läuftinderKüchenochdasRadio,    Patientkommtrein,Aktegezogenunddannabins
                 unddiemachenihreSpäße.NachherimService          Behandlungszimmer.Dannsagtder:Wasistdenn
                 ist es ganz ruhig und konzentriert, alles ist   heutelos?HabenSiewenigerPatienten?Einege-
                 zentralisiertaufmich.                              wisseKulturdesWartensmussschonsein,weil
                  Kennen Sie das auch?                                  siedafürspricht,dassbeidemArztallesinOrd-
    Ruhnke: BeiNotfällenistbeiunsauchallesauf                    nungist.AmWartenwirddiePraxisfestgemacht.
    denChefzentralisiert.Ichmussnichtvielsagen.                  Entwederesistschlechtorganisiert,dreiStunden
    WennjemandindiePraxiskommtundsagt:„Ich                      trotzTermin…
    habeHerzschmerzen“,unterbrechenwirallesan-                                 Kammeier: …dasistaberschlechteOrganisation.
    dere.DannhabenwirauchunsereKommunikation                                  BeimeinemHausarztimDorfhatmanzwei,zwei-
    aufZuruf:„EKG“,„Tropf“,„Rettungsdienst“.Manch-                             einhalbStundengesessen.Daistmanhingegan-
    mal heucheln Patienten auch Dringlichkeit, da                              gen, Karte raus, dann hat man noch mal eine
    werdenwirdannmitHumordrüberfertig.                                        RundedurchdenOrtgedreht.Dasistschlechte
                  Sie beide haben Menschen, die auf Sie                             Organisation,dakannmanmirerzählen,wasman
                  warten. Wie gehen Sie damit um?                                   will.Klar,meinArztwaraufdemLandundgleich-
                  Kammeier: DerKellneristmeinKontaktzumGast.                  zeitig Notfallarzt, aber drei Stunden finde ich
                  ErschätztdieSituationein:MachendieGästeden                unakzeptabel.
                  Eindruck,siehabenvieloderwenigZeit?Haben       Ruhnke: DagebeichIhnenRecht,dasistimWe-
                  siesichvielzuerzählen?DasmussderKellnerer-   sentlichen eine Frage des Managements. Aber
                  kennen.Erteiltmirmit:DaisteinePause.Daist   nichtallekönnenetwasdazu.WirhabeninBran-
                  jemandaufderToilette.IchhabeeineinnereUhr,    denburgzumBeispielRegionen,dakommteinArzt
                  wanneinTischweiterkann.Ichweißzwarnicht,       auf20.000bis30.000Einwohner.Derhatkeine
                  dassTischvierumzwanzignachachtdenHaupt-       Chance.Derkannorganisieren,waserwill.
                  gangbekommenhat,aberichspüre:Jetztmüsste                   Als Arzt sollten Sie ja erst einmal Zeit
                  es weitergehen. Dann frage ich manchmal den                 haben, den Patienten richtig wahrzu-
                  Kellner.Wichtigist,dassdiePausenfürdenGast                nehmen. Ist das noch möglich?
                  angenehmsind.                                        Ruhnke: Ja…
                  Was ist eine angenehme Pause?                                     Kammeier (unterbricht): Ja?WennmandieDis-
                  Kammeier: DieMenschensindsehrverschieden.                     kussionverfolgt,hatmandenEindruck,esbleibt
                  WennwirnachzehnMinutenPausedennächsten                     Ihnengarnichtsanderesübrig,alsdieBudevoll-
                  Gangabrufen,passtdasfürzweiPärchen,diesich                zuknallen,sonstkommtgarnichtsmehrbeirum.
                  einenschönenAbendmachenwollen,wunderbar.         Ruhnke: WennichSpaßanderArbeithabenwill
                  FüreinälteresPärchen,dassichwenigzuerzählen   unddenAuftraghabe,denMenschenzuhelfen,
                  hat,istesdoof.Dasmussmanerkennen.Esgibt      mussichsehen,wieichökonomischüberdieRun-
                  Geschäftsessen,beidenenwirdunheimlichviel        den komme. Dass ich damit keine Reichtümer
G ARZE I T | 20
                                                             zwei – ein Magazin von Pfizer Deutschland

                                        nhäufe,isteineklareSache,aberdasisteine
                                       a
                                       Entscheidung,dietreffeich.Esgibtdenschönen
                                       Satz:„DieDingehabendenWert,denwirihnen
                                       geben.“AmEndezähltdoch,wasSiedenMen-
                                       schengegebenhaben.
                                                    Kammeier: Dassageichauchimmer,letztendlich
                                                    istdasderentscheidendeMoment,dieletztlich
                                                    antreibendeKraft–diesesglücklicheGesichtam
                                                    EndedesAbendszusehen,wennderGastkommt:
                                                    „Mensch,HerrKammeier,aufbald!“
                                                    Ist die kulinarische oder medizinische
                                                    Qualität wichtiger oder das Beherr-
                                                    schen der Zeit?
                                                    Kammeier: UnserZielisterstmal,eineganzsau-
                                                    bereLeistungzubringen.Begeisterungkönnensie
                                                    nichtinstallieren,diemüssenSieentlocken,her-
                                                    vorzaubern,unddasbrauchtsehrvielZeit.Dasist
                                                    derGrund,warumwirzwölfbis14Stundeninder
                                                    Küchestehen.
                                       Ruhnke: VolleZustimmung.InmeinenBerufmuss
                                       manvonvornhereinwissen,dassdasThema„Zeit“
                                       keineRollespielenkann,alsodieses„Wasinves-
                                       tiereichanZeit?“.Dasentscheideichletztlichnur
                                       bedingt.WennichmichdemBerufstelleundda-
                                       hinter eine Berufung sehe, werde ich mit dem
                                       Thema„Zeit“permanentkonfrontiert.
                                                    Kammeier: Undzwarbranchenunabhängig.Wer
                                                    sichinseinemBerufslebenetwasvorgenommen
                                                    hat,wirdimmermitderZeitkonfrontiert.Daistes
                                                    nichtdamitgetan,achtStundenrunterzureißen.
                                                    WennmaninseinemBerufaufgeht,egalobArzt,
                                                    KochoderFotograf,dannistdasgleichwohlHobby,
                                                    manempfindetdasjanichtalsArbeit…
                                       Ruhnke: ... Manchmal sehe ich mich schon als
                                       SisyphuseinenSteindenBerghochrollen.
                                                    Kammeier: Ja,dasschon,aberimRegelfallma-
                                                    chenwirunserenBerufziemlichgerne,undesist
 +                                                  unsziemlichegal,obwireineStundemehroder
                                                    weniger da sind. Sicherlich sind wir auch froh,
»Eine gewisse Kultur des Wartens                    wennetwasdabeirumkommt,dasswirunsinder
 muss schon sein, weil sie dafür                    wenigen Zeit, die uns bleibt, Dinge bedenken-
 spricht, dass bei dem Arzt alles in                losleistenkönnen.Aberesistbestimmtnichtso
                                                    wiebeianderenLeuten,dieihreArbeitalsLast
 Ordnung ist.«                                      empfinden und sie nur tun, um irgendwie am
 TORSTEN RUH NK E                                   Lebenzubleiben.                                    Δ
                                                   www.hugos-restaurant.de/restaurant.php
21 | ZE IT WEISE
      zwei – ein Magazin von Pfizer Deutschland

                                                                                 »Zeitist,wasverhindert,
                                                                                  dassallesaufeinmalpassiert.«
                                                                                    JOHN A. WHEELERS

+ Das Sternentstehungsgebiet NGC 604 liegt in unserer Nachbargalaxie M 33. Hier kann man 200 junge Sterne kurz nach ihrer Geburt beobachten,
  aufgrund der Entfernung allerdings mit einer kleinen Verzögerung: Was wir beobachten, ist vor knapp drei Millionen Jahren passiert.
22

                   »WasalsoistZeit?
                    Wennniemandmichdanachfragt,
                    weißiches;
                    wennicheseinemFragendenerklärenwill,
                    weißichesnicht.«
                      AUGUSTINUS

+ Die Zeit vergeht wie im Flug, heißt es. Bis man Opfer eines Unglücks wird, muss man – Technik sei Dank – jedoch viel Zeit in der Luft verbringen, sagt
  zumindest die Statistik. Nur wer länger als 10.000 Jahre lang jede Woche die Strecke Frankfurt–New York fliegt, hat damit zu rechnen, dass er abstürzt.
23 | ZEIT W EISE
       zwei – ein Magazin von Pfizer Deutschland

                     »ZeitistdiegrößteEntfernung
                      zwischenzweiOrten.«
                      TENNESSEE WILLIAMS

+ Wer in vier Metern Abstand vom Nordpol einmal um diesen herumläuft, tritt mit jedem neuen Schritt in eine andere Zeitzone, links herum dreht man die
  Zeit zurück, rechts herum lässt man sie schneller vergehen. Am Pol selbst vereinigen sich alle Zeitzonen. Fragen Sie dort also nicht, wie viel Uhr es ist!
24

         »RaumundZeitsindnichtZustände,
          unterdenenwirleben.
          RaumundZeitsindDenkweisen,
          diewirbenutzen.«
            ALBERT EINSTEIN

+ Cold Harbor 1864: Die Schlacht wird unterbrochen für Toast mit Margarine und Kaffee mit Süßstoff. Wie diese zwei Männer in der Eifel in den amerikanischen
  Bürgerkrieg ziehen, zieht es andere am Wochenende ins Mittelalter oder zu den Kelten. „Reenactment“ ist für sie nicht Kriegsspiel, sondern Zeitreise.
25 | ZE IT WEISE
      zwei – ein Magazin von Pfizer Deutschland

                                                               »WirerfassendieZeitnur,
                                                                wennwirerkennbareBewegungenhaben.
                                                                Wirmessenjedochnichtnur
                                                                dieBewegungdurchdieZeit,
                                                                sondernauchdieZeitdurchdieBewegung,
                                                                dabeideeinanderdefinieren.«
                                                                 ARISTOTELES

+ Seit 1968 ist der Weltrekord über 100 Meter der Männer 17 Mal gebrochen worden. Die Zeit wurde seitdem insgesamt um 0,37 Sekunden verbessert.
  Ihr Bleistift braucht länger, um vom Schreibtisch auf den Boden zu fallen.
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