Thomas - gemeinde - brief - juli - august 2020 - thomas - gemeinde - brief

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Thomas - gemeinde - brief - juli - august 2020 - thomas - gemeinde - brief
Augenblick mal ... I 1

           thomas – gemeinde – brief
                          juli - august 2020

                                   Bild: Kulissenstein von Annette Oelschläger

Ev. Thomaskirche Erfurt                   www.thomasgemeinde-erfurt.de
Thomas - gemeinde - brief - juli - august 2020 - thomas - gemeinde - brief
Thomasgemeindebrief

Inhalt                                Verschiendenes
                                      Gemeindesaal, Küche und
                                      Büro in neuem Gewand               26
Augenblick mal ...               3    Stiftung Finneck stellt sich vor   27
Gottesdienstplan                 5    Instandsetzung der Entwässe-
                                      rungsanlage                        28
Gemeindegruppen                  5    Ökumenisches Friedensgebet         29
                                      Aus dem Büro                       29
Gemeindemusik
„Einfach singen“ -               8
fehlt einfach                         Freud und Leid                     30
Gemeindeleben
                                      Kontaktdaten                       31
Erfahrungen der Gemeinde
in Coronazeiten

Osterfreude einmal anders        11
Oster - Autogottesdienst         12   Impressum
Offene Kirche und Onlinegot-
tesdienste                       12   Herausgeber
Pfingsten trotz Mundschutz       14   Evangelische Thomasgemeinde Erfurt
Blasmusik in der Brühlerwall-
straße                           14   Redaktionskreis
Wohnen mit Service               15   Pfarrer Christoph Knoll
                                      Constanze Wolf
Während der Coroanakrise im           Uta Röhl
Krankenhaus                      16   Prof. Dr. Hermann H. Saitz
Dank an helfende Hände           17   Susanne Heß
                                      Annette Oelschläger
Gemeindeleben Vorschau                Annemarie Enigk

Gemeindefestgottesdienst         17   Anregungen und Meinungen senden Sie
Gottesdienst zum Schulanfang     18   bitte an:
Lesenacht                        18   gemeindeblatt@
                                      thomasgemeinde-erfurt.de
Einladung zur Christenlehre      19
Einladung zum Konfiunterricht    19   Satz und Gestaltung
Zwischenbilanz - Interview mit        Bettina Knoll
Pfarrer Knoll                    20   Bettina Hupfeld
                                      mittels Publisher
Kindergärten                          Druck
Kindergarten ohne Kinder         22   Gemeindebriefdruckerei
                                      Groß Oesingen
Kinderseite                      23
                                      Redaktionsschluss
Kirchenschätze                        Freitag, 05. Juni, für die Ausgabe Juli /
Sie ist wieder da!               24   August 2020
                                      Freitag, 31. Juli, für die
Ostern und Pfingsten ohne             Ausgabe September / Oktober 2020
volles Festtagsgeläut            25
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Augenblick mal ... I 3

Liebe Leserin, lieber Leser,

als wir im März den Gemeindebrief mit      Abstand, Wegfall. Auch von Gottesdienst
seinen Veranstaltungen vorbereitet hat-    vor Ort.
ten dachte wohl kaum jemand daran,         Apropos Kirche: Ich habe darüber mit
was das Corona-Virus mit uns macht.        einem Freund diskutiert. Er steht der
                                           Kirche sehr kritisch gegenüber. Seine
Alle Veranstaltungen mussten bis auf       These lautet: „Die Kirchen, nein, die sind
Weiteres ausfallen und Begriffe kamen      nicht systemrelevant. Heute nicht mehr,
zum Alltagsvokabular dazu: Pandemie,       nicht in Deutschland, nicht in diesen Zei-
Schutzmaske, Quarantäne, Notbetreu-        ten. Nichts bricht zusammen, wenn die
ung, Abstandsregelung, Infektionskon-      Kirchen wochenlang ihren Aktivitäten
zept, Lockdown (Ausgangssperre), Shut-     nicht nachgehen. Das zeigt doch, dass
down (Herunterfahren öffentlichen Le-      man sie eigentlich nicht braucht“, meint
bens), Beatmungsgeräte, Desinfektions-     er provozierend.
mittel, eingeschränkter Regelbetrieb,
Corona-Krise, Risikogruppe, Systemrele-    Die Notwendigkeit der Kontaktvermei-
vanz, Besuchsverbote. Viele leiden unter   dung in Zeiten der Corona-Krise hat die
diesem Zustand, ich auch.                  Kirchen tatsächlich hart getroffen. Die
                                           Gottesdienste wurden verlagert aus den
                                           Kirchenräumen in die eigenen vier Wän-
Unsere Gruppen, Kreise und Gottesdiens-    de. So wie Home—Office gibt es jetzt
te stehen unter dem Bibelwort:             Home-Religion.

„Niemand su-                               Dabei ist aber auch festzustellen: Welche
che das Seine,                             Kreativität hat sich hier entwickelt! Plötz-
sondern was                                lich gibt es Gottesdienste in vielfältigen
dem anderen                                Formaten - auch bei uns und unseren
dient“                                     Kindergärten als Videogottesdienste.

                                           Ich meine jedoch: Da fehlt doch etwas.
                                           Ja, viele Menschen vermissen die Erfah-
                        (1.Kor 10,24)      rung realer Gemeinschaft, den Gottes-
                                           dienst, vor allem die sinnliche Erfahrung
                                           in einem Kirchenraum mit Gesang und
Dabei geht es vordergründig um den         Gebet. Aber es geht auch um etwas an-
Schutz unseres Lebens. Damit ist ein       deres: Die öffentliche Aufmerksamkeit
entscheidendes Kriterium für kirchliches   auf die Gottesdienste verengt den Blick:
Handeln in der Corona-Krise vorgegeben:    Fast vergessen wird, wie viele Formen es
Es hat sich am Nächsten auszurichten,      gibt, in denen sich der christliche Glaube
insbesondere an jenen Menschen, die bei    im Alltag ausdrückt. Was ist mit Einkaufs-
einer Infektion am stärksten gefährdet     diensten, es werden wieder Briefe ge-
wären. Das wiederum bedeutet Verzicht,     schrieben, das Telefon neu entdeckt und
Thomas - gemeinde - brief - juli - august 2020 - thomas - gemeinde - brief
4 I Augenblick mal

  digitale Kontaktnetze aufgebaut. Zuwen-     tentums in einer Welt zu suchen, die sich
  dung und Trost finden neue Wege. Sind       vor unseren Augen radikal verwandelt“.
  das nicht auch Formen christlichen Mitei-   Nach der Erfahrung der letzten Wochen
  nanders? Wie viele Geschichten einer        bin ich davon überzeugt, dass dieser
  unauffälligen Solidarität und Nähe gäbe     Wandel in der Kirche längst begonnen
  es hier zu erzählen und auch das Entde-     hat. Ich bin dankbar, in dieser Kirche mit
  cken und die Wertschätzung von Pflege-      vielen Anderen weiter auf der Suche zu
  Helferberufen und Verkaufspersonal?!        sein, wie es gehen kann, fröhlich in Hoff-
                                              nung, geduldig in Trübsal und im Gebet
  Wie das jetzt also wohl weitergeht mit      anhaltend zu bleiben.
  unserer Kirche? Werden die Menschen         Bleiben Sie behütet und zuversichtlich
  zurückkehren in die Kirchen? Wird die       wünscht Ihnen
  Erfahrung des Mangels eine neue geistli-
  che Sehnsucht wecken? Nachdem die
  Kirchen jetzt langsam wieder für Gottes-
  dienste geöffnet werden, wird sich das
  alles zeigen.

  Mir liegt es sehr fern, die Pandemie zu
  neuen Chancen zu stilisieren, wie man-
  che das jetzt schon lautstark verkünden.
  Das finde ich nur zynisch und aus einer
  Komfortsituation heraus       unüberlegt
  heraus posaunt. Vor allem Alleinerzie-
  hende, Selbständige, öffentliche Dienst-
  leister, Gastgewerbe, Reservierungs-
  dienstleister, Angehörige von Alleinge-                   Pfarrer Christoph Knoll
  storbenen u.a. leiden unter dieser Situa-
  tion!

  Aber: Anstöße zum Nachdenken gibt es
  in diesen Wochen schon – auch für die
  Kirche.     In     der     erzwungenen
  „Unterbrechung“ liegt ein kräftiger Im-
  puls für die Kirche, aus Routinen, aus
  Selbstbespiegelung auszubrechen, Neu-
  es auszuprobieren und zu erkunden, wie
  Christsein heute überzeugend gelebt
  werden kann. Der tschechische Soziolo-
  ge und Theologe Tomáš Halík hat schon
  sehr früh zu Beginn der Pandemie über
  die Kirche gesagt: „Ich bin davon über-
  zeugt, dass die Kirche ihren Weg der
  Reform weiter gehen“ muss. Es geht
  darum, „eine neue Identität des Chris-
Thomas - gemeinde - brief - juli - august 2020 - thomas - gemeinde - brief
Gottesdienstplan I 5

       Gottesdienste in der Thomaskirche
       Beginn, wenn nicht anders angegeben, 10 Uhr

05. Juli / 4. So. nach Trinitatis              Pfarrer
Freiluftgottesdienst s. S. 17                  Christoph Knoll
Gemeindefest abgesagt
Kollekte: Arbeit der Bahnhofsmissionen

12. Juli / 5. So. nach Trinitatis              Pfarrer
Gottesdienst                                   Christoph Knoll
Kollekte: Thomasgemeinde

19. Juli / 6. So. nach Trinitatis              Pfarrer i. R.
Gottesdienst                                   Andreas Lindner
Kollekte: Diakonie Mitteldeutschlands

26. Juli / 7. So. nach Trinitatis              Pfarrer
Gottesdienst mit Heiligem Abendmahl            Conrad Herold
Kollekte: Kirchenkreis

02. August / 8. So. nach Trinitatis            Liturg / Prediger
Gottesdienst                                   Dr. Martin Borowski
Kollekte: Unterstützung der ökumenischen
Arbeit

09. August / 9. So. nach Trinitatis            Pfarrer i. R.
Gottesdienst                                   Horst Schartenberg
Kollekte: EKD

16. August / 10. So. nach Trinitatis           Pfarrer
Gottesdienst                                   Christoph Knoll
Kollekte: Christlich—jüdischer Dialog

23. August / 11. So. nach Trinitatis           Pfarrer i. R.
Gottesdienst                                   Dr. Aribert Rothe
Kollekte: Erhaltung von Kirchen und Orgeln

30. August / 12. So. nach Trinitatis           Pfarrer
Gottesdienst                                   Christoph Knoll
Kollekte: Thomasgemeinde

06. September / 13. So. nach Trinitatis        Pfarrer
Familiengottesdienst zum Schulanfang           Christoph Knoll
Kollekte: Aktion Sühnezeichen

  Angegeben ist der Kollektenzweck für die Körbchensammlung im Gottes-
dienst. Wenn die Kollekte nicht für die Thomasgemeinde bestimmt ist, erbit-
   ten wir am Ausgang eine Kollekte für die Arbeit der Thomasgemeinde .

Legende:         Kindergottesdienst          Chor                Kirchencafé
Thomas - gemeinde - brief - juli - august 2020 - thomas - gemeinde - brief
6 I Gottesdienstplan

           Kindergartengottesdienste
   Bedingt durch Schließzeit und Urlaub finden im Juli und August keine Kinder-
   gartengottesdienste statt.

           Gottesdienste für Schwerhörige und Gehörlose
    Finden vorerst nicht statt.

           Gottesdienste in Senioren – und Pflegeheimen
          Bitte die Aushänge beachten
    Arnstädter Str. 48                   nach Vereinbarung
    Christianenheim
    Parkstr. 1 A                         nach Vereinbarung
    Am Steigerwald

    Herderstr. 5                         nach Vereinbarung
    St. Elisabeth
    Heinrich-Heine-Str. 2                nach Vereinbarung
    Seniorenvilla August Victoria II

    Rankestr. 59                         nach Vereinbarung
    Georg Boock Heim

                    Seniorenabholdienst
            Liebe Senioren unserer Thomasgemeinde,
      wenn nicht die Coronakrise den Alltag bestimmt, können
       Sie sich an ausgewählten Terminen zum Gottesdienst
      um 10.00 Uhr in die Thomaskirche von der Johanniter-
        unfallhilfe kostenlos abholen und wieder nach Hause
                             fahren lassen.
     Um niemand zu gefährden, pausiert die Johanniterunfall-
      hilfe mit diesem Angebot. Alle hoffen, dass es dieses
            Angebot im September wieder geben wird.
         Wir freuen uns wieder auf Sie. Bleiben Sie gesund.
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Gemeindegruppen I 7

          Unsere Gruppen und Kreise

Der Gemeindesaal (Puschkinstraße 11) kann für verschiedene Gemeindegrup-
pen als religiöse Treffen unter Auflagen genutzt werden: Im Gemeindesaal fin-
den maximal 10 Personen bei Einhaltung der Abstandsregel (1,5 Meter) Platz.
Das Hygieneschutzkonzept für den Gemeindesaal ist unbedingter Bestandteil
der Nutzung. Die Thomaskirche steht als Versammlungsraum nur für den Got-
tesdienst zur Verfügung. Bitte informieren Sie sich im Gemeindebüro, welche
unserer Gemeindegruppen sich bereits wieder treffen.

Puschkinstr. 11 / 11 a

Gesprächskreis         Mittwoch          08. Juli im            19.30 Uhr
                                         Pfarrgarten

Seniorenkreis          donnerstags       09. Juli und           15.00 Uhr
                                         20. August

Ökum. Frauenkreis      Dienstag          14. Juli               19:30 Uhr

Humboldstr. 16
Mittwochstreff         Mittwoch          26. August im Pfarr-   19.30 Uhr
                                         garten

Kirche
Vor - Konfirmanden     Montagsgruppe     außer in den Ferien    17.00 Uhr
Klasse 7               wöchentlich!

                       Mittwochsgruppe   außer in den Ferien    16.00 Uhr
                       wöchentlich!
Konfirmanden           montags                                  16.00 Uhr
Klasse 8               wöchentlich!
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8 I Gemeindemusik

  „Einfach singen“ — fehlt einfach

                                                tig, dass ich vom Lied „Mir nach, spricht
                                                Christus, unser Held, mir nach, ihr Chris-
                                                ten alle“ die erste Strophe auswendig
                                                lerne. Ich muss damals etwa sieben
                                                oder acht Jahre alt gewesen sein. Ich
                                                sehe mich mit ihr zusammen sitzen und
                                                nachsprechen und mir war schon damals
                                                die Besonderheit dieses Augenblickes
                                                bewusst. Hin und wieder denke ich dar-
                                                über nach, was ihr an diesem Text wohl
  Einfach singen – wie vermisse ich das!        wichtig war. Ich finde ihn ziemlich ver-
  „Einfach singen“ – so heißt auch das          staubt und suche das Lied auch nicht für
  monatliche Treffen immer am letzten           einen Gottesdienst aus. Aber dennoch
  Dienstag im Monat: im offenen Kreis           verbindet es mich mit ihr und bleibt auf
  einfach lossingen: Wunschlieder, Neues        dieser Ebene wichtig. Später kamen
  und Altes, Volkslieder, Kanons. Das letzte    dann die Lieder aus Christenlehre und
  Treffen war im Februar. Wann wird das         Jungen Gemeinde, aber das ist schon
  wieder unbeschwert möglich sein?              die nächste Geschichte.
  Alleine Singen ist natürlich jederzeit mög-
  lich. Aber WIE gemeinschaftsstiftend und      Wenn wir schon nicht lauthals und unbe-
  verbindend das Singen ist, wird erst jetzt    schwert miteinander singen können,
  so richtig bewusst. Und Gottesdienste         vielleicht sollten wir uns solche Ge-
  ohne Singen: es geht, aber es fehlt           schichten erzählen. Welche Lieder haben
  schon ganz Entscheidendes. Durch das          Sie in Ihrem Leben begleitet, gehören
  Singen kann ich Freude und Dank, aber         unbedingt dazu? Welches Lied erinnert
  auch Klage ganz anders ausdrücken und         an einen besonderen Moment? Wird in
  in der Liturgie antworten. In den vergan-     bestimmten Situationen gesungen? Wel-
  genen Wochen wurde aber auch deutlich,        ches Lied wird als Familientradition an-
  welchen Liederschatz wir in uns tragen.       gesehen?
  Ich habe darüber nachgedacht, was mein
  erstes Kirchenlied war, an das ich mich       Wenn Sie mögen: schreiben Sie doch ein
  erinnern kann außer den Weihnachtslie-        paar Zeilen dazu auf. Per Mail, hand-
  dern.                                         schriftlich. Vielleicht können wir dazu
                                                eine kleine Ausstellung machen und
  Dazu muss ich sagen, dass in meinem           dann hoffentlich bald diese Lieder ge-
  Elternhaus nicht gesungen wurde und wir       meinsam singen.
  als Familie auch nur selten sonntags zum
  Gottesdienst gingen. Meine Uroma lebte
  mit in unserem Haushalt. Sie hatte immer
  ein altes Gesangbuch, das nur die Texte
  enthielt, griffbereit liegen. Ihr war wich-                          Ihre Sabine Strobelt
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Religion für Einsteiger I 9

Märtyrer - mal Helden, mal Verblendete

Soll man für seinen Glauben                   Christen auch Widerstand aus, werden
sterben?                                      verfolgt, einige sogar getötet. Ihre Zeu-
                                              genschaft ist mehr als eine Sache von
Ein alter italienischer Priester, der viele   Worten. Sie erfasst ihr ganzes Leben –
an COVID-19 Erkrankte begleitet, steckt       ja, führt zu dessen gewaltsamen Ende.
sich an und stirbt als Risikopatient. Ein
Jurist schließt sich dem Widerstand an –
aus Abscheu vor der nationalsozialisti-
schen Judenverfolgung und der Kirchen-
politik – und wird dafür hingerichtet.
Junge koptische Männer in Ägypten wer-
den von Islamisten verschleppt und er-
mordet. Was diesen Menschen gemein-
sam ist? Sie alle sind für ihre Überzeu-
gung oder wegen ihres Glaubens gestor-
ben. Man nennt sie "Märtyrer". Doch
was ist damit gemeint?
                                              Die junge Christenheit im Römischen
                                              Reich wurde mehrfach verfolgt. Viele
                                              Gläubige widerriefen ihre Zugehörigkeit
                                              zu Christus und kamen mit dem Leben
                                              davon. Andere blieben standhaft, wur-
                                              den hingerichtet oder wilden Tieren zum
                                              Fraß vorgeworfen, darunter viele Frau-
                                              en.
                                              Ein neuer Kult entwickelte sich: die Ver-
                                              ehrung der heiligen Märtyrerinnen und
                                              Märtyrer. Das konnte auch zu Übertrei-
                                              bungen führen. Einige Fanatiker wollten
Märtyrer heißt übersetzt "Zeuge". Die         die eigene Hinrichtung erzwingen, aus
Bibel nennt so die Augenzeugen der            frommer Ruhmsucht und um im Jen-
Auferstehung Jesu Christi. Die Frauen         seits besonders belohnt zu werden.
und Männer, denen der Gekreuzigte             Dagegen versuchte die Kirche anzuge-
nach Ostern erschienen ist, bezeugen          hen: Niemand muss für den Glauben
dieses Wunder in vielen Sprachen vor          sterben, Christen sollen das Martyrium
Menschen aus aller Welt. Sie sollen ei-       auf sich nehmen, wenn es unvermeid-
nen neuen Glauben verkündigen. Kei-           lich ist, aber sie dürfen es nicht anstre-
neswegs ist anfangs damit ein Gebot           ben. Wer für seinen Glauben stirbt, soll
verbunden, dafür freiwillig in den Tod zu     dies aus Liebe zu Gott und den Nächs-
gehen, wie es ihr Messias getan hat.          ten erleiden, aber nicht, weil er oder sie
Doch mit ihrem Bekenntnis lösen diese         das Leben nicht zu schätzen weiß. >>>
Thomas - gemeinde - brief - juli - august 2020 - thomas - gemeinde - brief
10 Gemeindeleben

   Auf die ersten Märtyrer der Antike soll-    nis abzulegen. Viele ihrer Namen und
   ten noch viele weitere folgen. Ein großer   Geschichten wurden inzwischen aufge-
   Teil wurde nicht mehr von andersgläubi-     schrieben. Regelmäßig wird zumindest
   gen Mächten verfolgt. Denn eine der         an die Bekanntesten erinnert.
   bittersten Paradoxien der Kirchenge-
   schichte besteht darin, dass aus einer      Mit dem Frieden schwand im bundesre-
   verfolgten Minderheitskirche eine verfol-   publikanischen Protestantismus das Be-
   gende Staatskirche wurde. So ging die       wusstsein für die Bedeutung des Martyri-
   mittelalterliche Kirche unbarmherzig        ums, bis es plötzlich allen wieder vor
   gegen "Ketzer" vor und die Papstkirche      Augen stand: Islamisten töten in Terror-
   bekämpfte mit massivster Gewalt die         attacken und Bürgerkriegen andere Mus-
   Anhänger der Reformation. In deutlich       lime, Christen und Juden, um damit ih-
   geringe-rem Maße, aber eben auch,           ren Glauben zu bezeugen und einen
   ließen die Obrigkeiten des Mehrheitspro-    Lohn im Himmel zu empfangen. Im
   testantismus Abweichler leiden.             christlichen Sinne ist ein Märtyrer das
   Es ist ein Segen, dass die modernen         Gegenteil eines Gewalttäters. Sein Zeug-
   Prinzipien der Glaubensfreiheit und der     nis besteht darin, dass er für seinen
   Toleranz das Martyrium unnötig ge-          Glauben nicht tötet, sondern Gewalt
   macht haben. Für seinen Glauben soll        erleidet – nicht, weil er sein Leben ver-
   niemand sterben, jeder darf ihn frei        abscheut, sondern weil er Jesus Christus,
   bezeugen. So hätte die Ge-schichte en-      dem ersten Märtyrer, nachfolgt. Sein
   den können. Dann kam das 20. Jahr-          Ende ist einsam. Wenn andere Christen
   hundert. Totalitäre Ideologien wie Nati-    sich an ihn erinnern, können sie daraus
   onalsozialismus    und     Kommunismus      Kraft und Orientierung für ihren eigenen
   stellten erneut die Gläubigen vor die       Glaubensweg gewinnen – ohne hoffent-
   Alternative, ihrer Wahrheit treu zu blei-   lich selbst Gewalt erleiden zu müssen.
   ben, sie zu verbiegen oder sich von ihr
   abzuwenden. Wenige waren bereit, den                (ein Beitrag aus Chrismon Juni/2020)
   Tod auf sich zu nehmen, um ein Zeug-

                                                      >> Von guten Mächten
                                                      wunderbar geborgen,
                                                      erwarten wir getrost,
                                                      was kommen mag.
                                                      Gott ist mit uns am
                                                      Abend und am Morgen
                                                      und ganz gewiss an je-
                                                      dem neuen Tag.
GemeindelebenI 11

Erfahrungen aus der Thomasgemeinde in Coronazeiten

                                           gezündet. Die kleinen Osterkerzen konn-
                                           ten sich die Kirchenbesucher von den
                                           Altarstufen mitnehmen.
                                           Nach dem Kirchendienst ging es zum
                                           Messegelände. Dort wurden wir u. a.
                                           durch Mitglieder des GKR zum Stellplatz
                                           gelotst. Gespannt warteten wir, versehen
                                           mit den Liedtexten, auf den Beginn des
                                           Gottesdienstes. Schön war es die Bläser
                                           des Evangelischen Posaunendienstes, in
Osterfreude einmal anders                  kleiner Besetzung, zu hören. Der Ton
                                           war exzellent über das Autoradio zu hö-
Die Vorbereitungen für Karfreitag und      ren. Die Leinwand war relativ klein –
Ostersonntag waren in diesem Jahr,         aber am Computer konnte man sich das
meinem letzten Arbeitsjahr, doch ganz      Video aus der Kirche in Bischleben und
schön anders als die letzten Jahre. Be-    unserer Thomaskirche nochmal ansehen.
dingt durch den Videodreh für Ostern       Gesungen wurde im Auto, da Aussteigen
durfte ich die Kirche zweimal österlich    strikt verboten war, aber nicht das Hu-
schmücken. Und nicht nur das: es muss-     pen als „Amen“, Zustimmung zur Predigt
te auch alles für den Autogottesdienst     und als großes Dankeschön für die Idee
vorbereitet werden, damit ja nichts ver-   und die Umsetzung.
gessen wird. Kreuz, Blumenschmuck,         Zum Abschluss konnten wir dem Evange-
Osterstrauß, Outdoorkerzen, Tisch, Al-     lischen Posaunendienst nochmal lau-
tartuch standen bereit, um pünktlich auf   schen. Die Bläser begleiteten die Abfahrt
dem Messegelände anzukommen.               der Autos.
Zu Hause gab es am Ostermorgen in          So gab es für uns doch ein Ostern in
der Feuerschale ein Osterfeuer im Gar-     Gemeinschaft. Vielen Dank Pfarrer Knoll
ten. Wir haben eine Kerze daran ange-      und allen Beteiligten für diesen Ostergot-
zündet und diese mit in die Kirche ge-     tesdienst.
nommen und damit die Osterkerze an-                              Küsterin Bettina Knoll
12 Gemeindeleben

  Oster - Autogottesdienst auf dem Messegelände Erfurt
  mit Pfarrer Christoph Knoll

  Ostern 2020 - Ostern im Lockdown. Die        ne Anspannung ist zu spüren, ist er sogar
  Kirchen sind zu und die Familie macht        aufgeregt? Auf jeden Fall ist er voller
  sich auf die Suche nach dem Osterge-         Freude, als er den gut gefüllten Platz von
  heimnis. Nicht so einfach, mit drei Pu-      der Altarinsel aus kommentiert. Was ist
  bertierenden, die aktuell nichts so leicht   anders am Auto-Gottesdienst? Auf jeden
  aus der Reserve lockt. Auto-Gottesdienst     Fall das AMEN! Das wird geübt und so-
  am Ostersonntag? Na gut. Die Straßen         gleich erfüllt ein mehrstimmiges Hupen
  in der Stadt sind leer an diesem Vormit-     den großen Platz. Bei uns im Auto wird
  tag, sehr leer. Doch ab dem Gothaer          die Reihenfolge festgelegt, wer darf im
  Platz füllt sich die Straße Richtung Mes-    Gottesdienst beim ersten AMEN die Hu-
  se. An der Ampel die erste Autoschlange      pe     drücken,     wer      beim     zwei-
  und in unserem Auto wird es etwas un-        ten? ...Geschwisterregeln halt... Nun
  ruhig. Wollen die alle zum Gottesdienst?     endlich setzen die Bläser ein, das Eröff-
  Auch die im Cabrio? Menschen in den          nungslied erklingt, wir stecken die Köpfe
  Autos lächeln sich an, biegen ab auf         über den Liedzetteln zusammen. Wann
  den großen Parkplatz, nehmen ihre zu-        haben wir eigentlich das letzte Mal ge-
  gewiesenen Stellplätze ein, mit Abstand,     meinsam im Auto gesungen? Lesung,
  versteht sich. Bei uns im Auto immer         Evangelium, Video-Predigt auf den Lein-
  noch etwas skeptische Erwartung, ver-        wand, Fürbitten, “Vater unser”, Segen -
  stohlene Blicke nach rechts und links,       fast so wie immer, und doch so ganz
  und plötzlich werden bekannte Gesichter      anders mit dem Blick übers Lenkrad
  entdeckt, manchmal auch nur bekannte         durch die Windschutzscheibe. “Habt ihr`s
  Autos - in unser Auto kommt etwas Be-        auch gespürt, dieses Gemeinschaftsge-
  wegung. Die UKW-Frequenz steht, die          fühl?”, fragt die Jüngste, als wir den Mo-
  Tonübertragung im Autoradio funktio-         tor wieder anlassen.
  niert. „Gar nicht so schlecht.“, brummt
  es von der Rückbank. Dann, der Pfarrer
  in letzten Vorbereitungen am Altar. Sei-                                          Jusa
GemeindelebenI 13

Offene Kirche und Onlinegottes-             Und so saß ich dann am Ostermorgen
dienste                                     mit meiner brennenden Osterkerze in der
                                            Hand auf der Wiese vor der Thomaskir-
Karfreitag und Ostersonntag ohne Got-       che und lauschte mit zahlreichen anderen
tesdienst, ohne gemeinsames Singen          Zuhörern den Bläsern vom Kirchturm und
und Beten – das konnte ich mir zunächst     summte leise „Christ ist erstanden…“ mit.
überhaupt nicht vorstellen und schwank-     Es war so anders als sonst, die zwei Blä-
te zwischen dem fast trotzigen Wunsch,      ser (mehr durften es ja nicht sein) klan-
das Osterfest in diesem Jahr einfach mal    gen fast zaghaft leise. Die Zuhörer stan-
ganz ausfallen zu lassen und dem star-      den in kleinen Gruppen weit auseinander
ken Bedürfnis, doch wenigstens für mich     und wer neu dazu kam, bewegte sich
allein ein ganz eigenes kleines Ostern zu   sehr vorsichtig, um ja den anderen nicht
feiern.                                     zu nahe zu kommen. Man nickte und
Aber wie sollte das aussehen? Ich grü-      winkte sich freundlich zu, wünschte mit
belte und schmiedete Pläne, aber so         Abstand „Frohe Ostern!“.
vieles war ja nicht erlaubt…Aber dann       Wieder zu Hause angekommen, gönnte
irgendwann in der Karwoche, erreichte       ich mir dann den feierlichen Videogottes-
mich die frohe Botschaft aus der            dienst. Wie schon am Karfreitag, war ich
Thomasgemeinde, dass es Videogottes-        auch von dem Oster-Videogottesdienst
dienste geben wird und noch dazu eine       sehr beeindruckt. Die Kameraführung
offene Kirche am Ostersonntag, in der       fand ich genial, sie eröffnete ganz neue
sich jeder eine Osterkerze abholen kann     überraschende Einblicke auf Details aus
während Sabine Strobelt österliche Lie-     dem Kirchenschiff und auf die Figuren
der auf der Orgel spielt.                   des geöffneten prachtvollen Altars, die
                                            man so detailliert aus der Kirchenbank so
                                            nicht hätte sehen können. Die Videoauf-
                                            nahmen aus den verschiedenen Erfurter
                                            Kirchen war eine tolle Idee, ich fühlte
                                            mich verbunden mit den anderen Erfurter
                                            Gemeinden. Die Predigt von Pfarrer Knoll
                                            zusammen mit der wunderschönen Be-
                                            gleitgeschichte von Friederike Hempel
                                            fand ich sehr anrührend. Der Link zum
                                            Ostergottesdienst ist auch schon vielmals
                                            verschickt worden, habe ich gehört...
                                            So ist es nicht verwunderlich, dass der
                                            Ostergottesdienst mit insgesamt 787
                                            Aufrufen der Spitzenreiter unter den onli-
                                            ne-Gottesdiensten ist. Den zweiten Platz
                                            nimmt der allererste Gottesdienst im
                                            online-Format unter dem Titel „Wir gehö-
                                            ren zusammen“ vom 22. März 2020 mit
                                            562 Aufrufen ein. Aber das Interesse
                                            scheint nicht nachzulassen, denn auch 2
                                            Wochen nach Ostern wurde            >>>
14 Gemeindeleben

  der online-Gottesdienst mit 346 Aufru-     die Zettel auf den Bänken, welche einem
  fen noch gut besucht.                      die erlaubten Sitzplätze markierten wirk-
                                             te zunächst etwas befremdlich und un-
  https://www.youtube.com/channel/           passend. Umso positiver waren wir von
  UC4k6FGvZR0i02kxz23rhtnw                   der kreativen Umsetzung völlig neuer
  Und jetzt gibt es schon wieder neue        Gestaltungsformen des Gottesdienstes
  Regeln. Gottesdienste mit Voranmel-        überrascht. Eine Videoleinwand ermög-
  dung, Maske und Abstand? Das stößt         lichte einen spontanen Blick vom Kirch-
  bei mir eher auf Ablehnung. Da schaue      turm auf der Suche nach dem heiligen
  ich mir lieber gemütlich zu Hause die      Geist. Wir durften einer freudig swingen-
  toll gedrehten online Gottesdienste an.    den Improvisation des Chorals „Komm
  Außerdem habe ich meine Bibel wieder       heilger Geist mit deiner Kraft“ lauschen,
  hervorgekramt und das große Buch der       die darüber hinweg tröstete nicht mitsin-
  Evangelien von Anselm Grün und neh-        gen zu dürfen. Passend zum Thema
  me mir nach dem Videogottesdienst          konnten wir live erleben, wie die neuen
  sogar manchmal die Zeit, eine Bibelstel-   Sprachen im Gottesdienst begeisterten.
  le aus dem Gottesdienst nachzulesen.       Trotz der Kürze des Gottesdienstes, war
  Ich spüre, wie mich der Umgang mit         er gefüllt mit abwechslungsreichen Ein-
  dem Corona-Virus herausfordert und         drücken, die selbst unsere drei quirligen
  was dabei herauskommt, ist oft ganz        Sprösslinge aufmerksam in der Kirchen-
  schön überraschend. Was ich schmerz-       bank hielten. Vielen Dank hierfür und
  lich vermisse, ist das gemeinsame Sin-     bitte mehr davon, auch nach Corona.
  gen, dafür habe ich leider noch keinen                                 Bettina Hupfeld
  Ersatz gefunden.
                                  Uta Röhl
                                             Was die Corona-Pandemie so alles
                                             hervorbringt – allabendliche Blas-
  Pfingsten trotz Mundschutz                 musik in der Brühlerwallstraße

                                             Nach den einschränkenden harten Maß-
                                             nahmen gegen die Corona-Pandemie
                                             hielten wir unseren Garten jetzt für eine
                                             große Kostbarkeit. Dabei kamen uns
                                             Sprüche bedeutender Dichter in den
                                             Sinn, wie der von Voltaire: „Lasst uns für
                                             unser Glück sorgen, in den Garten gehen
                                             und arbeiten.“ oder von Wilhelm Rabe:
                                             „So schönes Wetter – und ich noch da-
                                             bei!“
                                             Viele Menschen suchten nach Auswegen
  Zu Pfingsten haben wir es erstmals zag-    aus der Isolation. Bekannt wurde z.B.
  haft als Familie gewagt wieder in die      das gemeinschaftliche Singen auf Balko-
  Thomaskirche zu einem Gottesdienst zu      nen. Auch im Bereich unserer Thomas-
  gehen. Der Anblick von Gottesdienstbe-     gemeinde – genauer in der Brühlerwall-
  suchern teilweise mit Mundschutz und       straße - geschah dieses „Gemeinschafts-
GemeindelebenI 15

Wunder“ vor dem Hause eines Musikers       Wohnen mit Service
des Theaters Erfurt.
Seit Palmsonntag – kurz nach Verhän-       Wir zogen 2001 in ein neues Haus mit
gung der Schutzmaßnahmen gegen die         zwölf Parteien ein, verwaltet vom Pflege-
Pandemie spielt ein Bläser-Quartett von    heim gegenüber. Das ist seit Wochen
Mitgliedern des Theater-Orchesters im      dicht, Besuche in Ausnahmefällen.
Vorgarten eines Hauses in der Brühler-
wallstraße täglich 18.00 Uhr vor einer
begeisterten Zuhörerschaft.
Zu Ostern und anderen kirchlichen Fei-
ertagen erklangen überwiegend Chorä-
le, z. T. im Wechsel mit eingängigen
Volksliedern und musikalischen Variati-
onen. Beendet wird jedes Konzert nach
etwa 25 Minuten mit dem Lied „Der
Mond ist aufgegangen“, welches von
den Zuhörern mitgesungen wird.
Dieses Ereignis hat sich schnell herum-
gesprochen und an beiden Straßensei-       So darf ich mit gutem Gewissen zu Hau-
ten hören im Mittel bis zu 30 Personen     se bleiben und meinen Haushalt ein we-
zu, über Ostern waren wir auch mal         nig auslichten.
fast 50 Zuhörer, darunter mehrere aus      Für 5 Stunden im Monat geht mir jetzt
der Thomasgemeinde. Der herzliche          eine liebe Gehilfin zur Hand, für schwe-
Applaus belohnt die Musiker für ihren      rere Arbeiten Ali - ein Erfurter Maureta-
ehrenamtlichen täglichen Einsatz.          nier. Die Familie zersägte die alte Couch,
So hat sich nach inzwischen 8 Wochen       um Platz für das Pflegebett zu schaffen
eine feste Zuhörerschaft gebildet, da-     und hat mein Wohnzimmer und Schlaf-
runter ein kleiner Stamm aus der           stätte frisch herausgeputzt. Mit Einkäu-
Thomasgemeinde, die alle zusammen          fen und Behördengängen haben sie mir
ihre neue Gemeinschaft im gemeinsa-        einen großen Liebesdienst erwiesen. Für
men Hören und Singen dankbar ge-           das leibliche Wohl finde ich täglich etwas
nießt.                                     in „Silber Gehülltes“ unter meiner Bank
                                           draußen. Immer eine Überraschung,
                                           welche bald in meinem Bauch ver-
                                           schwunden ist. So gestärkt, werde ich
                                           nach und nach den Alltag zum Teil wie-
                                           der selbst bewältigen. Fast 20 Jahre lebe
                                           ich hier oben. Die ersten Jahre waren
                                           noch bunt mit gegenseitigen Einladun-
                                           gen im Haus und auswärts, Ausflügen
                                           mit Freunden. Meine derzeitigen Mitbe-
Unser herzlicher Dank gilt den vier Mu-    wohner kämpfen sich alle oft mühsam
sikern für ihre Einsatzbereitschaft.       durch Alter und Krankheit mit Hilfe der
                                           ambulanten Pflege- und Hilfsdienste, vor
            Jutta und Heinrich Brückmann
                                           allem Verwandten und Freunden. Nach-
16 Gemeindeleben

  barschaftshilfe im Haus ist selbstver-        medizinische Betreuung war wie ge-
  ständlich. Der Service des Hauses bietet      wohnt: tadellos. Aber: Das Krankenhaus
  den Notruf zu den Schwestern im Pflege-        war gegenüber der Außenwelt wie ein
  heim, die wöchentliche Einkaufsfahrt          Knast abgeriegelt.
  zum TEC und begrenzte Hausmeister-
  dienste.
  Für eine erschwingliche Miete, welche
  wohl die Stadt (als sie uns verkaufte)
  noch bis 2026 festschrieb, sind wir sehr
  dankbar.
  Dankbar auch der Thomasgemeinde,
  welche bis zu den derzeitigen Einschrän-
  kungen einmal monatlich Gottesdienst
  im Pflegeheim (auch für uns Senioren)
  gehalten hat. Die Teilnahme an Veran-
  staltungen im Pflegeheim sowie an Mahl-        Am Eingang stand ein Wachschutz und
  zeiten ist möglich. Der nahe Wald be-         ließ nur registrierte Besucher ein. Jeder
  glückt mit Vogelgesang und herrlicher         Patient konnte eine Kontaktperson be-
  Natur. Die Sonne meint es gut, und je-        nennen, die am Eingang registriert und
  des Gräslein sagt:                            deren Zugang streng kontrolliert wurde.
                                                Der Familienrat hatte meine Tochter als
  „Gott hat uns nicht vergessen.“               zugangsberechtigte Person benannt,
                                                meiner gehbehinderten Frau konnte ich
                              Charlotte Stoll   nur durch die Fensterscheibe neben dem
                                                Eingang zuwinken, unter Tränen. Im
                                                gesamten Haus herrschte strenge Mas-
                                                kenpflicht, Schwestern und Ärzte wurden
                                                auf diese Weise mit ihren Gesichtern auf
                                                die Augenschlitze reduziert, die Ärzte
                                                waren nun fast wortwörtlich „Götter in
                                                Weiß“. Eine Art Maskenball ist das nicht,
                                                sondern eher deprimierend: Man sieht
                                                nicht mehr, ob das Gegenüber lächelt,
                                                lacht oder gleichgültig ist. Und ein Lä-
                                                cheln der pflegenden Schwester oder des
                                                Arztes wäre für einen schmerzgeplagten
                                                Patienten doch eine so wichtige Aufmun-
  Während der Coronakrise im                    terung. Und ich hatte manches liebe Mal
  Krankenhaus                                   heftige Schmerzen. Aber: Da muss in
                                                diesen Zeiten der Patient einfach durch.
  Während der Coronakrise haben die             Manchmal auch unter Tränen. In Corona-
  Krankenhäuser nur Notfälle aufgenom-          zeiten ist es wahrlich nicht leicht, ein
  men. Ich war ein Notfall und habe in den      Krankenhauspatient zu sein.
  letzten Wochen 19 Tage im Katholischen
  Krankenhaus auf Station gelegen. Die                                   Hermann H. Saitz
GemeindelebenI 17

Dank an helfende Hände in                      Gemeindefestgottesdienst
der Coronakrise

Neben den Erfahrungs- und Erlebnisbe-
richten aus unserer Gemeinde in der Pan-
demiezeit darf und soll eines nicht ver-
gessen werden: Der Dank an all Diejeni-
gen, die mitgeholfen haben, dass allein-
stehende , kranke und ältere Menschen
unserer Gemeinde, aber auch Kinder und
Jugendliche oder Gemeindeglieder, die
mitten im Berufsleben stehen, mit Infor-
mationen oder Briefen oder Telefonaten
oder Mails oder Videos versorgt und be-
gleitet wurden. Hierzu bedurfte es hel-
fender Hände. Es würde den Rahmen              Aufgrund der aktuellen Coronakrise ist es
sprengen, alle mit Namen zu nennen und         uns leider nicht erlaubt unser Gemeinde-
mit Sicherheit würde ich Gefahr laufen,        fest wie gewohnt durchzuführen. Zu hoch
dass der eine oder andere ob der Vielzahl      ist die Gefahr der gegenseitigen Anste-
übersehen wird oder auch nicht bekannt         ckung beim geselligen Beisammensein
ist. Deshalb danke ich all Denjenigen          mit Speis und Trank.
sehr herzlich, die „still und heimlich“ auf
die jeweilige Art sich gekümmert und           Da wir es jedoch nicht übers Herz brin-
gesorgt, besorgt und versorgt haben, ob        gen diesen traditionellen Höhepunkt des
mit Technik oder Instrument, mit Ein-          Gemeindelebens abzusagen, haben wir
kaufstüte oder Telefon, damit Andere die       uns entschieden einen besonderen Ge-
Freude am Leben nicht verlieren und es         meindefest-Freiluftgottesdienst zu feiern.
Lichtpunkte des „Nicht vergessen Seins“
gibt. Und ich danke den hauptamtlich           Für Bestuhlung im entsprechenden Ab-
und ehrenamtlich Mitarbeitenden unserer        stand ist gesorgt. Wenn Sie mögen, brin-
Thomasgemeinde, ob nun vor Ort oder            gen Sie gern Picknickdecken und etwas
in den Kindergärten, dass viele Boten-         für sich zum Essen mit. Dann können
gänge erledigt werden konnten, ohne            Familien auch zusammen sitzen. Wir wer-
finanziellen Aufwand, und dass im Rah-         den einen feierlichen Rahmen gestalten,
men des Möglichen die gute Nachricht           der die notwendigen Coronaabstände
von der Menschenfreundlichkeit unseres         überwindet und eine gemeinsame Verbin-
Gottes in die Haushalte gebracht werden        dung schafft. Lassen Sie sich überra-
konnte. All‘ diese Bereitschaft und Kreati-    schen und kommen Sie zum
vität ist ein Geschenk, wofür wir alle
wirklich nur DANKE sagen können und
dies muss hier besonders auch gesagt
werden: DANKE EUCH ALLEN!                       Gemeindefest-Freiluftgottesdienst
                                                    am 5. Juli um 10.00 Uhr
                     Pfarrer Christoph Knoll          auf die Thomaswiese
18 Gemeindeleben

  Familiengottesdienst                        Thomas - Lesenacht
  zum Schulanfang

                                              Eine Nacht lang in der Kirche lesen, er-
                                              zählen, singen – und hören, was die
                                              Nacht erzählt. Und mit anderen Kindern
                                              auf Entdeckungsreise durch die Nacht
                                              gehen: Wie geht es uns nachts? Warum
                                              haben wir Angst im Dunklen? Was für
                                              Schätze gibt es eigentlich in der Nacht zu
                                              entdecken?        Und welche Nacht-
                                              Geschichten gibt es? Das alles wollen wir
                                              erforschen und freuen uns dabei sehr auf
  Liebe Schulanfängerinnen und Schulan-       Dich!
  fänger,
                                                Lesenacht 2020 für Schulkinder
  freut Ihr euch auf die Schule? Da fängt           11./12. September 2020
  etwas ganz Neues an, das wird span-             Beginn: Freitag, 11.9. um 18.00
  nend!                                                    in der Kirche
  Was nimmt man denn am besten mit,            Ende: Samstag, 12.09., 09.00 Uhr nach
  wenn man neu in die Schule kommt?               dem Frühstück im Gemeindesaal
  Klar, Eure Schulsachen, die habt Ihr.         Anmeldung bitte bis 30. August
  Eure Zuckertüte, die bekommt Ihr! Was                im Gemeindebüro
  noch? Vielleicht ein bisschen Rückenwind                 Kosten: 3,- €
  und eine große Tüte voller Glück? Ein
  Glückstüte ist immer gut - wer Glück        Mitbringen: Schlafsack, Isomatte, Ta-
  dabei hat, der ist ja auch glücklich! Und   schenlampe, Handtuch und Zahnbürste,
  dass Ihr in der Schule glücklich seid,      persönliche Dinge, Bücher zum Lesen
  dass wünschen wir euch von Herzen.          und einen Beitrag zum Abendbuffet.
  Deshalb laden wir Euch herzlich ein zum
                                              Abhängig ist die Lesenacht von den ge-
        Schulanfangsgottesdienst              setzlichen Bestimmungen und Empfeh-
       am Sonntag, 06. September,             lungen hinsichtlich der Coronakrise. Ab
      um 10.00 in der Thomaskirche.           Anfang August findet ihr genauere Infor-
                                              mationen auf unserer Webseite oder im
  Dort schauen wir mal, womit wir unsere      Gemeindebüro.
  Glückstüte füllen können    - und die                           Bis bald in der Nacht!
  könnt ihr dann mit in die Schule neh-                                Friederike Hempel
  men.
  Kommt und feiert mit uns - und bleibt
  glücklich!

  Friederike Hempel, Konrad Baumann und das
  FamGoDi-Team
GemeindelebenI 19

Einladung zur Christenlehre und zum Konfirmandenunterricht
im neuen Schuljahr 2020/21

                                           Die „neue“ Klasse 8 trifft sich folgen-
                                           dermaßen wöchentlich im Kirchsaal der
                                           Thomaskirche:
                                                  Montagsgruppe um 17.00
                                                Mittwochsgruppe um 16.00 Uhr
Christenlehre                                   Beginn: 02. September bzw.
Du bist gern mit anderen Kindern zusam-                   07. September
men?
Du spielst, singst und lachst gern?        Vorkonfirmanden
Du hast Fragen über Gott und die Welt?     Die „neue“ Klasse 7 der Geburtsjahr-
Dann bist du hier genau richtig!           gänge 2008/2009 lade ich das 1. Mal
                                           zum Konfi-Unterricht herzlich ein. Dabei
            Wann und wo:                   sind nicht nur die getauften Kinder, son-
ab 10. September jeden Donnerstag          dern auch die Ungetauften sehr herzlich
    1.-3. Klasse 15.15 – 16.00 Uhr         willkommen.
     4.-5. Klasse 16.15- 17.00 Uhr         Wir treffen uns für alle weiteren Abspra-
        in der Puschkinstr.11              chen das 1.Mal am:
                                           Mittwoch, 9. September um 17.00
Komm einfach. Wir freuen uns auf dich.     Uhr im Kirchsaal der Thomaskirche

                         Konrad Baumann    (hinterer Seiteneingang Thomaskirche;
                                           vielleicht können die Eltern etwas behilf-
                                           lich sein….)
Mit dem neuen Schuljahr beginnt auch                        Ich freue mich auf Euch.
der Konfirmandenunterricht für die Klas-                    Euer Pfarrer Christoph Knoll
sen 7 und 8. Wir hoffen alle sehr, dass
dieser nun regulär und planbar stattfin-
den kann und kein Virus uns einen
Strich durch die Planung macht. Deshalb
gelten erst einmal folgende Informatio-
nen als verbindlich:

Konfirmanden
Der „alte“ Klasse 8, deren Konfirmati-
on auf den 4.10. und 31.10.2020 verlegt
werden musste, trifft sich nach den
Sommerferien am
Montag, 7.September, um 16.00
Uhr im Kirchsaal.
20 Gemeindeleben

  Zwischenbilanz                                ten. Die habe ich gefunden. Sicherlich
  Interview mit Pfarrer Christoph Knoll         nicht immer gleich und auch nicht bei
  nach 5 Jahren Amtszeit                        jedem, aber immerhin so viel, dass ich
                                                mit Lust, Freude, Kreativität und Zuver-
                                                sicht meine Arbeit hier 2014 begann, um
                                                „weiterzubauen“, was meine Vorgänger
                                                und aktive Ehrenamtliche vor Ort ange-
                                                fangen haben.

                                                Übrigens, dass ich Dich in dieser Form
                                                danach fragen kann, nämlich im Gemein-
                                                debrief, das war und ist Dir ein sehr
                                                wichtiges Anliegen, welches Du umset-
                                                zen konntest. Musstest Du auch Ideen
                                                „vertagen“? Welche Visionen harren
  Lieber Pfarrer Christoph Knoll, hinter Dir    noch ihrer Umsetzung?
  liegen jetzt mittlerweile fünfeinhalb Jahre
  Arbeit in der Thomasgemeinde. Mit wel-        Ja, der neue Gemeindebrief war mir von
  chen Hoffnungen, Ideen und Wünschen           Anfang an ein sehr großes Anliegen und
  bist Du hier angetreten?                      auf wundersame Weise konnte die 1.
                                                Ausgabe im Februar 2017 in den Druck
  Zunächst möchte ich sagen, bevor ich auf      gehen, dank euch im Redaktionsteam,
  die Fragen näher eingehe, dass ich mich       die ihr dem Ruf, dem Wunsch, der eige-
  in der Thomasgemeinde sehr wohl fühle!        nen Lust gefolgt seid.
  Und sich irgendwo wohlfühlen zu können        Eine Idee musste ich vertagen: eine
  hängt ja immer auch mit Menschen vor          Band zu gründen, die in manchen Got-
  Ort zusammen, mit denen und für diese         tesdiensten alte und neue Lieder mit
  man arbeitet. Ich durfte bisher in unserer    Jazz-Pop-Rock-Blues-Elementen umsetzt.
  Thomasgemeinde viele freundliche und          Ein 1. Anlauf vor 2 Jahren scheiterte.
  offene, kluge und herzliche Menschen          Aber ich habe diese Vision noch nicht
  kennenlernen und mit ihnen zusammen           aufgegeben und „arbeite“ dran. Eine
  an unserer Gemeinde weiterbauen. Mit          weitere Vision ist ein Miteinander der
  welchen Hoffnungen ich gekommen bin?          Wertschätzung. Es gibt so viele Bega-
  Naja, schon auch so, wie ich es eben          bungen eines Jeden – lachen, zuhören,
  beschrieben habe. Dieser Wunsch ging in       einfühlsam sein, anpacken usw. Warum
  Erfüllung. Natürlich ist es bei einem Neu-    sagen wir uns das nicht gegenseitig,
  anfang in einer Gemeinde so, dass nie-        wenn etwas gut gelungen ist? Oft gilt
  mand so wirklich weiß, was man vonei-         dafür meist die schwäbische Redensart:
  nander zu halten oder zu erwarten hat.        „Net gschimpft isch globt gnug“. (Nicht
  Eigentlich geht es für alle Beteiligten bei   geschimpft ist genug gelobt!) Das gilt für
  Null mit etwas oder einem „Neuen“ los.        ganz Deutschland und liegt wohl an dem
  Mein Wunsch war, dass ich das, was ich        Hang der Deutschen zum Nörgeln und
  im Laufe der Jahrzehnte gelernt hatte,        an der Sehnsucht nach Anerkennung.
  gut einbringen kann. Dazu bedurfte es         Und was hat Jesus gemacht? Er wurde
  aber auch der Offenheit von beiden Sei-       nicht müde, den Menschen immer wieder
  ten. Die habe ich gefunden. Sicherlich        zu zeigen, wie wertvoll sie sind! Weitere
GemeindelebenI 21

Visionen entwickle ich gerne mit unseren     als zu Routinezeiten, da nun auf andere
Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen.           Art und Weise kommuniziert werden
                                             musste. Da lief sehr viel über unsere
Was empfindest Du als Geschenk und           Thomas-Website im Internet. Diese
was als Herausforderung?                     musste ständig neu überarbeitet und den
                                             aktuellen Verfügungen angepasst wer-
Ein Geschenk und Privileg ist für mich,      den. Die Gemeindeleitung hat mindes-
dass ich öffentlich und ungeschützt das      tens einmal in der Woche über Videokon-
Wort Gottes verkündigen darf und das,        ferenz miteinander kommuniziert, disku-
was mir wichtig erscheint. Dass ich in       tiert, Hygienepläne erstellt usw. Zu allem
meiner Art predigen darf und auch sagen      kam hinzu: Enormer Mailverkehr, Telefo-
kann, wo mein Herz schlägt und mir dies      nate und Briefe an ältere Gemeindeglie-
weitestgehend auch „abgenommen“              der schreiben und verteilen, um Porto zu
wird, gehört hierzu. Das ist ja nicht in     sparen. Dass sich für dies alles immer
jeder Berufsgruppe so… Herausfordernd        wieder Engagierte gefunden haben, ist
ist, wie es gelingen kann, dass wir einer-   nicht hoch genug zu würdigen! Die Lei-
seits als Kirche das Evangelium in allen     tung und die Mitarbeiterschaft im Jona-
Facetten so verkünden, dass Leute gerne      und Thomas-Kindergarten hat zeitweise
kommen und wir andererseits als Kirche       über die Schmerzgrenze gearbeitet, weil
zu den Leuten gehen, aus der Kirche          auch hier immer wieder Schutzmaßnah-
heraus, an die Lebensorte der Menschen.      men erstellt werden mussten. Dies stieß
Da ist noch viel Kreativität und langer      bei Eltern nicht immer auf Verständnis,
Atem gefragt.                                jedoch blieb uns gar nichts anderes üb-
                                             rig. Dass wir dabei nicht immer und nicht
Wir sind bisher größtenteils gesundheit-     allen gerecht werden konnten und als
lich unbeschadet durch die Corona-           Blitzableiter zuweilen herhalten mussten,
Ausnahmezeit gekommen. Die Gemein-           liegt in der Natur der Sache. Umso dank-
dearbeit jedoch ist vollkommen verän-        barer bin ich, dass wir auch in dieser
dert - was bedeutet das für Deine Arbeit     Situation als Verantwortungsträger an
und für die Arbeit der Gemeindeleitung,      einem Strang gezogen haben. Naja, und
der Haupt- und Ehrenamtlichen?               dann die Videogottesdienste und Beiträ-
                                             ge aus unserer Gemeinde und den Kin-
Die Pandemie hat uns alle eiskalt er-        dergärten. Das war sehr viel Arbeit, aber
wischt, Gott sei Dank mit verhältnismä-      dadurch war es einerseits möglich, die
ßig wenig Erkrankungen in Thüringen,         Gute Botschaft von Gottes Zuwendung
vor allem dank der Schutz- und Sicher-       auch in schweren Zeiten zu kommunizie-
heitsmaßnahmen von Bund, Land, Kir-          ren und andererseits neue Wege zu ge-
che. Auf Grund dessen musste alles her-      hen, um Gottes Wort auch einmal anders
untergefahren werden - für uns in der        zu verkünden. Besonderer Dank gilt Flori-
Gemeinde alle Gottesdienste, Gruppen,        an Gradmann und Matthias Schmidt als
Kreise, Besuche und Angebote. Das Be-        Kameraprofis. Nun lassen wir uns überra-
drückendste dabei war/ist die große Kon-     schen, wie es weitergeht!
taktlosigkeit, denn christlicher Glaube      Vielen Dank für das Gespräch und wei-
lebt von Gemeinschaft. Die kann durch        terhin eine fröhliche Kreativität und Got-
kein Angebot wirklich ersetzt werden.        tes Segen!
Dennoch war der Arbeitsaufwand größer                 (Die Fragen stellte Constanze Wolf)
22 I Kindergärten

   Kindergarten ohne Kinder - Voll das Leben im leeren Raum!?

                                                „unseren Kindern“ in Kontakt zu bleiben.
                                                Uns war es wichtig ein Gefühl des Mitei-
                                                nanders zu transportieren, ein wenig Mut
                                                zu spenden und zu zeigen: „Wir sind
                                                immer noch da!“ Wir entwickelten meh-
                                                rere kleine Videoprojekte, führten per-
                                                sönliche Telefonate mit den Familien,
                                                schrieben Briefe und Nachrichten. Somit
                                                entstand ein reger Austausch zwischen
                                                Eltern, Kindern und Erzieher*innen.
                                                Auch wenn wir eines geschafft haben -
   Bis vor kurzem war die Vorstellung eines     den leeren Raum in Coronazeiten zu fül-
   Kindergartens ohne Kinder unvorstellbar,     len, sind wir doch überglücklich, mittler-
   eine Utopie. Völlig unvorbereitet traf uns   weile ein kleines Stück der „Normalität“
   diese Realität wie so viele andere Men-      näher zu sein. Denn es gibt nichts Schö-
   schen auch, als Mitte März die Kinderta-     neres, als das Kinderlachen, das durch
   gesstätten der Thomasgemeinde schlos-        die Flure hallt.
   sen.
   Von ständig wechselnden Beschlüssen                                    Mandy Schermer
   und einer immensen Nachrichtenflut
   überrollt, herrschte anfangs Unsicherheit
   und auch Ratlosigkeit über die Gestal-
   tung des Arbeitsalltags in Kindergärten
   ohne Kinder!?
   Einem ersten Impuls folgend, begannen
   wir Dinge zu erledigen, für die im Alltag
   oft die Zeit fehlt. Die Gestaltung der
   Portfolios, Aufräumarbeiten, Vor -und
   Nachbereitung unserer pädagogischen
   Arbeit nahmen viel Raum ein. Im Wech-
   sel - und natürlich mit Abstand - trafen
   sich die Kolleg*innen und überlegten
   gemeinsam die weitere Vorgehensweise,
   immer die Ungewissheit im Hintergrund,       Die Videos, die wir für euch Kinder
   wie lange dieser Zustand noch andauert.      gedreht haben, könnt ihr euch an-
   Wie sollte die Leere, die nicht nur auf      sehen unter:
   den Fluren der Einrichtungen herrschte,
                                                https://www.thomasgemeinde-erfurt.de/
   gefüllt werden?                              veranstaltungen/podcast
   Mit viel Kreativität entwickelten wir
   Ideen, um mit Eltern und zuvorderst mit
   „unseren Kindern“ in Kontakt zu bleiben.
24 Kirchenschätze

   Sie ist wieder da!

               Vielleicht haben Sie es schon    mir die 156 Stufen bis zur Uhrenstube
               durch den Stundenschlag          keine Probleme, ich bin ja erst 75. Aber
               bemerkt: nach fast 5 Jahren      ich werde auch nicht jünger. Vielleicht
               ist    unsere    mechanische     gibt es einen Technikbegeisterten —
               Turmuhr an ihren Platz im        oder eine — für die Zukunft. Bei mehr
               Turm zurückgekehrt. Mit 55       als zwei Minuten Abweichung muss nach-
               Dienstjahren hatte sie sich      reguliert werden und die Sommer- bzw.
               eine Generalüberholung ver-      Winterzeitumstellung erfolgt auch von
   dient. Das Schlagwerk hatte die meisten      Hand. Schließlich soll keiner sagen "Bei
   Probleme. Es schlug im wahrsten Wort-        Thomas die ticken nicht richtig". Die War-
   sinn manchmal 13 und das schon um            tung wird durch eine vom GKR beauftrag-
   11Uhr! Während ihrer Abwesenheit hatte       te Firma durchgeführt.
   eine elektrische Uhr des Uhrmachermeis-
   ters Knipping aus der Rhön die Zeiger                     Detlef Thiebe (Uhrenbeauftragter)
   bewegt. Ein temporäres Schlagwerk wä-
   re    zu    aufwendig     gewesen.     Am
   12.Februar erfolgte die Anlieferung der
   noch zerlegten Uhr. Ein Mobilkran hievte
   die 3 Segmente -Gangwerk, Viertelstun-
   denschlagwerk und Stundenschlagwerk-,
   jedes etwa 160kg schwer, über die Brüs-
   tung der Aussichtsplattform in 34m Hö-
   he. Drei starke Männer wuchteten dann
   die Teile auf das Untergestell in der Uh-
   renstube, wo sie verschraubt wurden.
   Am 19. März haben dann Meister Knip-
   ping und ich die Restarbeiten erledigt. Es
   mussten die Ganggewichte angehangen
   und dazu die widerspenstigen Drahtseile
   in den Seiltrommeln befestigt werden,
   die Schalter für das Aufzugswerk instal-
   liert werden usw. Die alte Schaltanlage
   hätte nicht mehr lange funktioniert.
   Ein Sturm hatte im Herbst die Zeiger des
   westlichen Zifferblattes um ein Viertel-
   stunde "vorgestellt". Das musste natür-
   lich auch korrigiert werden. Wegen der       1   Stundenschlagwerk
                                                2   Gangwerk
   vielen Mobilfunkantennen, auch direkt        3   Viertelstundenschlagwerk
   hinter den Zifferblättern, eine etwas be-    4   Welle zu den Zeigern
   schwerliche Angelegenheit.                   5   Hemmwerk
                                                6   Kegelräder dahinter Minutenrad
   Zum Schluss eine Bitte. Noch machen          7   Pendel
KirchenschätzeI 25

Ostern und Pfingsten ohne das volle Festtagsgeläut

                                            ren, welche Firma mit der Reparatur be-
                                            auftragt wird und wie hoch die genauen
                                            Kosten sein werden. Die Angebote liegen
                                            bei ca. 25.000 €.
                                            Die Arbeiten sind umfangreich, da neue
                                            Sicherheitsbestimmungen auch einen
                                            Mehraufwand fordern. Zur Durchführung
                                            der Arbeiten ist es notwendig, eine
                                            Schallluke zu öffnen. Wir werden mit
                                            dem Fotoapparat vor Ort sein und den
                                            Bauverlauf dokumentieren.

                                            Das Joch ist Teil der Aufhängung einer
                                            schwingenden Glocke, und zwar die be-
                                            nötigte Tragachse. Es besteht meist aus
                                            einem waagerechten Eichenbalken mit
                                            stählernen Lagerzapfen an den Enden.
                                            Zur Verbesserung der Tragfähigkeit wird
                                            das Joch auf der Oberseite mit einem
                                            Oberstück aufgedoppelt.

                                            Wir wünschen uns alle, dass Weihnach-
                                            ten wieder das volle Geläut der Thomas-
                                            kirche erschallen kann. Dazu bedarf es
Seit einer Begehung der Glockenstube        der finanziellen Hilfe möglichst vieler
im Februar dieses Jahres schweigt die       Gemeindeglieder.
„kleine“ Glocke. Ein Riss im Joch der
Glocke ließ aus Sicherheitsgründen kein     Wir bitten Sie herzlich um eine be-
weiteres Schlagen zu. Inzwischen hat        sondere Spende für die Glockenre-
sich herausgestellt, dass auch die Joche    paratur   unter    dem    Stichwort
der Glocken 2 und 3 Schäden aufweisen.      „Glocken“ auf das Konto der
Diese beiden Glocken dürfen noch ge-        Thomasgemeinde (s. S. 32).
läutet werden.
                                            Der Vorstand des Freundeskreises der
Der Thomasgemeinde liegen inzwischen        Thomaskirche Erfurt e. V. hat bereits
Angebote zur umfassenden Reparatur          beschlossen, sich an den Kosten auch zu
vor. Welche Firma mit der Ausführung        beteiligen.
der Arbeiten beauftragt wird, soll in der
Juni – Sitzung des GKR beschlossen
werden. Wir werden im Internet und per
Aushang in der Kirche darüber informie-                                 Bettina Knoll
26 Kirchenschätze

   Gemeindesaal, Küche und Büro in neuem Gewand

   Das Unangenehmste der letzten Jahre        Die Gemeindeküche war auch in die
   war wohl der muffige Geruch im Ge-         Jahre gekommen und wurde neu gestal-
   meindesaal. Nach umfangreicher Sanie-      tet. Ebenso erhielt das Büro neue Möbel.
   rung, besonders des Fußbodens, ist das     Das Büro wurde in Eigenleistung gema-
   Geschichte. Der Saal wirkt hell und        lert.
   freundlich. Die neue Beleuchtung bietet    Die Küchen- und Büromöbel wurden von
   viele Möglichkeiten – von ganz hell, um    den Möbeltischlern der Stiftung Finneck
   die Noten bei der Chorprobe gut lesen zu   individuell angefertigt.
   können, bis zu punktuellem Ausleuchten.                                 Bettina Knoll
Verschiedenes I 27

Die Stiftung Finneck stellt sich vor

Die Stiftung Finneck hat eine wechsel-     Firmendienstleistungen
volle und lange Geschichte, deren Wur-     Wir sind verlässlicher und kompetenter
zeln mit der ersten Erwähnung der Ha-      Partner für Auftraggeber aus Industrie,
selmühle in Rastenberg bis ins Jahr        Wirtschaft sowie für Privathaushalte.
1505 reichen. In unmittelbarer Nähe        Produktionsbereiche sind in Sömmerda,
wurde 1889 das Bad und Sanatorium          Artern und Rastenberg.
Finneck errichtet.                         Dienstleistungen werden in folgen-
Ihren Ursprung hat die Stiftung im Jahr    den Bereichen angeboten:
1918 als der Landesverein für Innere       CNC Drehen und Fräsen
Mission Sachsen-Weimar-Eisenach an         Gleitschleifen
der alten Haselmühle ein Kinderheim für    Lebensmittelkonfektionierung
tuberkulosegefährdete Kinder eröffnete.    Gewürzabfüllung
Im Laufe der Jahrhunderte war das          Gala Bau
Haus Bergarbeiterunterkunft, Heilstätte,   Bio Gärtnerei
Internatsschule und Kinderheim. Das        Verpackungsdienstleistungen
Gelände wurde stetig erweitert, um- und    Kabelkonfektionierung
ausgebaut.                                 Möbeltischlerei
In den 1930er Jahren wurde der Lan-
desverein der Inneren Mission in Ras-      In unserer Tischlereiwerkstatt für Men-
tenberg aufgelöst und in eine Stiftung     schen mit Behinderung fertigen wir für
nach bürgerlichem Recht umgewandelt.       Sie nach Maß z.B. Küchen, Büromöbel,
Heute ist die diakonische Stiftung         Einbauschränke, Garderoben, Schuh-
Finneck ein Träger der Behindertenhilfe    schränke u.v.m...
mit über 470 Mitarbeiterinnen und Mitar-
beitern. Diese betreuen etwa 1.200
Menschen mit Behinderung in der
Finneck-Schule, in Kindertagesstätten,
Wohnheimen und Außenwohngruppen
sowie ambulant und an den Standorten
der Werkstätten.

Das Leitbild der Stiftung Finneck

Füreinander
Inklusion                                  Gerne werden wir auch für Sie tätig.
Nachbarschaft
Nachhaltigkeit                                     Finneck-Werkstätten
Experten                                           Meine Möbelmacher
Chancen                                                 Morris Furkert
                                                       Am Unterwege 4
Kundenorientierung                                     99610 Sömmerda
                                              morris.furkert@stiftung-finneck.de
28 I Verschiedenes

   Instandsetzung der Entwässerungsanlage

   Seit ihrer Grundsteinlegung vor rund 120        • Große Pfützen bei Starkregen führen zu
   Jahren wurde die Thomaskirche nach                Staunässe und erfordern teure Reini-
   fast völliger Zerstörung im 2. Weltkrieg          gungseinsätze um eine Durchfeuchtung
   wieder neu aufgebaut und im Jahr 2000             des Mauerwerks zu verhindern.
   noch einmal umfassend renoviert und             • Das Überlaufen der Dachrinne führt zu
   neugestaltet. So zeigt sich das Kirchen-          Auswaschungen im Mauerwerk.
   gebäude noch heute vordergründig in             • Verstopfungen führten zu Wasserschä-
   einem gutem baulichen Zustand, den sie            den im Bereich der Teeküche und der
   als Gemeindeglieder während der Got-              WC´s, weshalb diese zeitweilig ge-
   tesdienste genießen können.                       schlossen werden mussten.
   Doch ein Blick in die Tiefe zeigt, dass die
   vorhandenen Leitungen der Entwässe-             Um die bauliche Substanz unserer Kirche
   rung der Dachflächen und WC´s vermut-           zu erhalten und sie auch langfristig in
   lich noch zu großen Teilen aus dem Jah-         gewohnter Weise nutzen zu können, ist
   re 1900 stammen. Kamerabefahrungen              nun eine komplette Instandsetzung der
   aus den Jahren 2000 und 2014 doku-              Entwässerungsanlage dringend erforder-
   mentieren einen hohen Verschleiß durch          lich.
   Wurzeleinwuchs,       Lageabweichungen,         Für die Umsetzung der Maßnahme hat
   Risse und Querschnittsreduzierungen an          der Bauausschuss folgenden Kostenfi-
   zahlreichen Stellen.                            nanzierungsplan erarbeitet:

                                                   Kosten:                   150.000,00 €
                                                   Finanzierung

                                                   Eigenmittel Rücklage           20.000,00 €
                                                   Darlehen 10 Jahre              30.000,00 €
                                                   Baulastfonds                   40.000,00 €
                                                   Ausgleichszulage               40.000,00 €
                                                   Stiftung Kirchenbau            10.000,00 €
                                                   Vereinigte Kirchen- und        10.000,00 €
                                                   Klosterkammer

   Bild: Wurzeleinwuchs in der Entwässerungslei-
   tung

   Dies Auswirkungen der Schädigung Ent-
   wässerungsleitung machen sich immer
   mehr bemerkbar:                                                           Der Bauausschuss
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