Ökumene von unten - IEB Baden
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Ökumene von unten März 2022
Liebe Leserin Ökumene zwischen Reformierten und Katholiken? Ist das nicht etwas eingeschränkt und wenig zeitgemäss? Ja, das stimmt. Schon lange sind die Christkatholiken und auch Freikirchen mit dabei in der ökumenischen Bewegung. Und selbstverständlich gibt es auch Begegnungen und Glaubensgespräche zwischen den christlichen Kirchen und anderen Religionen. Käthi Koenig In diesem Heft jedoch geht es um die Beziehungen zwi- schen Katholiken und Reformierten, genau genommen zwischen reformierten und katholischen Frauen. Vor 50 Jahren lehnten sich viele von ihnen auf gegen die alten Autoritäten und Traditionen, auch in den Kirchen. An- stösse dazu gaben ihre täglichen Erfahrungen als Haus- frauen, Mütter, Gemeindeglieder, als Berufstätige oder Ehrenamtliche. Und die politischen Rechte, die ihnen neu zukamen, eröffneten ihnen neue Perspektiven und Mög- lichkeiten. Dabei stellten sie auch fest: Die Anderen, sie sind ja gar nicht so anders! Auch in Glaubensdingen zeigte es sich: Das Verbindende ist wichtiger als das Trennende. Zu dieser Nummer haben beigetragen: Heute ist die Zusammenarbeit an der kirchlichen Basis so selbstverständlich, dass man kaum noch darüber nach- 3 Veronika Jehle und denkt. Aber wir brauchen gerade in dieser Zeit, in der Christine Stark alles infrage gestellt wird, Vorbilder von Menschen, die, 5 Claudia Haslebacher statt in ihrer eigenen «Blase» zu bleiben, auf «die Ande- 7 Gabriela Allemann ren» zugehen, ins Gespräch kommen, verstehen wollen 9 Agnes Leu und gemeinsam Versöhnung und Frieden suchen. Dabei 12 Irene Gysel kann auch das Erinnern helfen. 16 Salome Christ- Birkhäuser Wir danken der Oscar Cullmann-Stiftung herzlich für den 18 Karinna Schärli und namhaften Betrag, den sie uns für dieses Heft zugespro- Heinz Bernegger chen hat. 24 Doris Strahm 27 Elisabeth Raiser 2
Von «Mutter Gott» und von der «Gottesmutter» DIE THEOLOGISCHE BETRACHTUNG Über Maria wissen Theologinnen viel zu sagen. Damit es nicht zu viel wird, wählen zwei von ihnen den Chat, also das «digitale Gespräch», für ihren Austausch: die evangelische Theologin Christine Stark und die katholische Theologin Veronika Jehle. Hier das Chat- Protokoll eines ökumenischen Gedankenspiels. Christine Stark: Warum sollte ausgerechnet Maria die Veronika Jehle ist stellver verbindende Figur sein zwischen Frauen und Theolog:in- tretende Redaktionsleiterin nen verschiedener Konfessionen? beim Forum, dem Pfarrblatt Veronika Jehle: Ich glaube, in unserer katholischen Tra- der katholischen Kirche im dition hat Maria eine so einmalige Stellung, weil sie Jesus Kanton Zürich, und Redaktorin als Mutter so nah war, DNA-mässig sozusagen. Und die bei der FAMA, der feminis Idee ist: Wer sich Maria nähert oder sie sich zum Vorbild tisch-theologischen Zeit- nimmt, kommt Jesus auch näher – der in seiner Natur als schrift, sowie Seelsorgerin am «Gottessohn» ja doch recht geheimnisvoll bleibt. Kantonsspital Winterthur. CS: Die Vorstellung, durch Maria zu Jesus zu kommen – oder erst über sie Jesus nah zu sein –, schiebt ja etwas zwischen mich und Jesus. Theologisch wäre es eine Relati- vierung Christi. Und als Evangelische sträube ich mich auch deswegen dagegen, weil ja das biblische Zeugnis zentral ist. VJ: Ich habe in meiner religiösen Erziehung natürlich ge- lernt: Maria ist nicht Gott; aber sie steht für die Vereh- rung dessen, was weiblich ist. CS: Ist schon komisch: Ich habe bemerkt, dass für mich persönlich das Geschlecht von Jesus keine besondere Rolle Christine Stark war spielt. Erst wenn Maria ins Spiel kommt und ihr Frausein Redaktorin und Moderatorin betont wird, fällt mir auf, dass Jesus als Mann definiert ist. bei der Redaktion Stern VJ: Als Kind, das gebe ich offen zu, hat Maria für mich stunden SRF und ist nun als schon zu Gott dazu gehört. Ich glaube, es war ein biss- Pfarrerin in Zürich tätig. chen wie Papa und Mama zu Hause: Gott Vater und die Zudem ist sie Mitglied der Maria – und zu beiden geht man mit dem einen oder FAMA-Redaktion. anderen Anliegen, je nachdem. Und ja: Ich empfinde das heute doch auch als «schlimm». CS: Ich weiss nicht, ob «schlimm» das richtige Wort ist. Ich selbst habe eine innige Glaubensbeziehung zu «Gott Vater» 3
gepflegt, und als Erwachsene musste ich uns ebenfalls zu kurz. Bei der Jungfrau quasi erst lernen, wie einseitig dieses lese ich auch immer die «junge Frau» mit, männlich konnotierte Gottesbild ist; dabei die zwar offen und bereit ist, umgekehrt sollen wir uns doch keine Bilder von Gott auch «alles» mit sich machen lässt. Das machen. wirkt auf mich schräg und bedenklich. Du VJ: Ich glaube, sowieso kommt der Tag, an hast vorher von «Mutter Gott» geschrie- dem sich der Glaube lösen muss von den ben: Das löst ein schönes, vertrautes, ver- anthropomorphen Bildern, um die wir in trauensvolles Gefühl in mir aus. der Kindheit womöglich kaum herumkom- CS: Bewusst weibliche Formen beim Re- men. Wobei: Mir ein nicht geschlechtli- den von Gott zu verwenden, finde ich he- ches Wesen vorzustellen, fällt mir schwer. rausfordernd und befreiend in einem. Ja, ich sollte wohl aufhören zu versuchen, VJ: Es ist aber immer auch ein politisches mir überhaupt etwas vorzustellen. Hier Statement, weiblich von Gott zu sprechen. wird das Sich-Zeigen und Mitreden von Mein Eindruck ist, bei uns outest du dich non-binären Menschen spannend … als Feminist:in, wenn du von Gott weiblich CS: Das stimmt schon: Wenn ich Gott als sprichst. Was allerdings nichts ist ausser: «Du» verstehe, im Gebet und im Glauben, gut. kippt mir früher oder später etwas Anthro CS: gut + mutig + wichtig! pomorphes rein. VJ: Das ist mal eine schöne Dreifaltigkeit! VJ: Irgendwie lässt sich das doch kaum Nicht, dass es mich allzu sehr verwundert, vermeiden, oder? Ich bin aber froh, dass es aber: Sind wir – wir beide jetzt konkret – offenbar auch Nicht-Katholikinnen so so weit voneinander entfernt mit unseren geht. Ich frage mich oft, ob ich nicht allzu Fragen und Themen zu Maria? Scheint mir stark auch von Bildern vom alten Mann nicht so. Dir? Gott geprägt bin, wie ich sie ja oft in Kir- CS: Eh nicht. Aber du hast eine andere chen gesehen habe. Frömmigkeitsgeschichte und bist daher CS: Nein, ich glaube, es lässt sich nicht Maria näher. vermeiden. Also «Mutter Gott» ist mir ein- VJ: Wohl schon, ich fühle mich ihr emo- deutig wichtiger als die «Gottesmutter» tional schon recht verbunden. Vor allem, genannte junge Frau aus Nazareth. Was weil ich meine Mutter oft gesehen und ich aber toll und reformierterseits oft zu erlebt habe, wie sie sich mit Maria ver- wenig beachtet finde: Maria als reife Frau bindet. in der urchristlichen Gemeinschaft in Je- rusalem rund um Pfingsten. n Die feministisch-theologische Zeitschrift VJ: Maria als eigenständig Denkende und FAMA erscheint viermal pro Jahr. handelnde Erwachsene – das kommt bei www.fama.ch 4
«Gib mir deine Hand» «Gib mir deine Hand, nicht: Teile meine Überzeugung!» Dieses Zitat ist meine Antwort auf die Frage, wie Chris- tinnen und Kirchen miteinander umgehen und zusam- menarbeiten können. Es stammt aus einer Predigt von John Wesley, einem der Begründer der methodistischen Kirchenfamilie. – Damit wir zusammenarbeiten können, müssen wir nicht gleich sein; nicht den Papst anerkennen, die Kindertaufe akzeptieren, an Maria glauben, liberal Claudia Haslebacher ist oder evangelikal werden. Pfarrerin der Evangelisch- methodisitischen Kirche in Ich bin Pfarrerin der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz, seit 2021 (EMK) und Mitglied der Exekutivbehörde der Kirchenge- Ratsmitglied der Evangelisch- meinschaft, die alle reformierten Kantonalkirchen und die reformierten Kirche Schweiz EMK vereint. Eine ökumenische Grundhaltung ist Teil der und teilzeitlich Pfarrerin Identität der EMK, auch wenn sie sie nicht immer zu leben der EMK Oberemmental. vermochte. Als Pfarrerin erlebte ich die lokale Zusammen- arbeit in Adliswil, im Basler Matthäusquartier und seit September 2021 im Emmental. Auf kantonaler Ebene war ich in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AGCK) in Basel-Stadt. Auf nationaler Ebene bin ich Mit- glied der AGCK Schweiz, zunächst als Vertreterin der EMK, nun als Ratsmitglied EKS. Auf allen Ebenen erlebte ich Unterschiedliches: einen Anti-Katholiken-Reflex bei methodistischen Geschwis- tern, Misstrauen gegenüber allem, was freikirchlich er- scheint bei Landeskirchlern; ein tiefes Misstrauen gegen- über staatlichen Kirchen bei Freikirchlern; Ratlosigkeit im Umgang mit der wachsenden orthodoxen Familie, die aus einer anderen Welt zu kommen scheint, und Misstrauen gegenüber sich öffnenden Kirchen, die früher Sekten wa- ren, und ich erlebte auch die sich wegen eines Genera- tionenwechsels verschlechternde Zusammenarbeit zwi- schen evangelischen und katholischen Pfarrpersonen. Ich kenne aber auch eine aktive, engagierte Ökumene mit lebendigen Gottesdiensten, gemeinsamen Ausflügen ins 5
Ökumenische Instituts Bossey, intensive vom Einfluss durch den Entstehungshin- Diskussionen über Unterschiede und span- tergrund meiner Kirche. Die Erfahrung von nende Vorbereitungssitzungen für ge- einer «einzigen Weltkirche» oder die Er- meinsame Gottesdienste. Ich durfte in der fahrung, dass sie aus Reformationskämp- Römisch-katholischen Kirche konzelebrie- fen oder aus dem Widerstand gegen ren, hörte auf den Punkt gebrachte Pre- Staatskirchen entstanden ist, prägt Indi- digten einer reformierten Kollegin, inspi- viduen manchmal mehr, als sie es selbst rierende Inputs von freikirchlichen wahrnehmen. Jugendpastoren und erlebte motivierende Basis-Kongresse, die Christinnen jeglicher Zwischenkirchliche Zusammenarbeit Couleur inspirierten. bleibt eine Art Pendelbewegung: Das Eigene ernst nehmen und wieder das Mit- Das Miteinander von Kirchen wird zu einander suchen. Auf meiner Überzeugung einem grossen Teil von den Menschen be- beharren und wieder lernen von anderen stimmt, die gerade daran beteiligt sind. Überzeugungen. Wir dürfen einander die Das gilt auf lokaler und nationaler Ebene. Hand entgegenstrecken, miteinander in Wo Menschen bereit sind, einander die dieser Welt ein Zeugnis für Gottes Wirken Hand zu geben, weil sie erkannt haben, sein und einander gleichzeitig zugestehen, dass sie mit allen Unterschieden der Tra- das Eigene zu pflegen und zu leben. Wir ditionen zusammengehören, öffnen sich suchen keinen Einheitsbrei. Die Verschie- Wege, die wir nicht für möglich gehalten denheit der Kirchen und Traditionen bietet hätten. Ich kann demnach durch meine einer vielfältiger werdenden Welt unter- eigene Haltung Ökumene aktiv zum Guten schiedliche Anknüpfungspunkte zu Kirche. gestalten helfen. Wem ich die Hand ent- Doch in einer Zeit fortschreitender Säku- gegenstrecke, der ist gefordert, zu reagie- larisierung ist das gemeinsame Auftreten ren. Dadurch entstehen Dialog, Diskussion als christliche Kirchen für diese Welt im- und neue Wege. Meine Tradition gibt mir mer wichtiger. Unsere Welt benötigt drin- Heimat und kann für andere Heimat sein. gend Liebe und Respekt allen Menschen Meine Überzeugung ist wichtig, und ich gegenüber. Kirchen können das. soll für sie einstehen. Claudia Haslebacher Doch Erkenntnis bleibt Stückwerk und ist nicht ewiggültig. Ich stehe für meine Überzeugung ein und bin mir bewusst, dass sie abhängt von meinen persönlichen Erfahrungen, von der Zeit, in der ich lebe, 6
Als Schwestern unterwegs Im letzten Januar wurde ich von einem reformierten Frau- enverein eingeladen, als Präsidentin der Evangelischen Frauen Schweiz (EFS) an einem Grundsatzgespräch teilzu- nehmen. Der Verein ist schon längere Zeit im Austausch mit dem katholischen Frauenverein vor Ort: Beide Vereine haben eine ähnliche Zielgruppe und ähnliche Angebote, die auf grosses Interesse stossen; bei beiden Vereinen ist es aber nicht ganz einfach, neue Vorstandsfrauen zu finden. Gabriela Allemann engagiert Nun haben sich die Präsidien getroffen, um zu besprechen, sich als Präsidentin der ob eine Fusion eine gute Möglichkeit wäre für ihre Vereine. Evangelischen Frauen Schweiz Die Frauen machten sich gemeinsam Gedanken über ihre in verschiedenen Fach Angebote, über ihre Ausrichtung, die Finanzen, wie auch kommissionen, kirchlichen über ihre Bindungen an die Kirchgemeinde oder Pfarrei. und politischen Gremien. Und sie haben entschieden, den Weg der Fusion zu gehen Während zehn Jahren war sie und ab nächstem Jahr gemeinsam zu wirken. Pfarrerin in Münsingen. Sie wohnt mit ihrer Familie Die Vertreterin des Schweizerisch Katholischen Frauen- in Olten. bunds (SKF) und ich als Vertreterin der Evangelischen Frauen Schweiz (EFS) stehen den beiden Vereinen bera- tend und begleitend zur Seite in ihrem Prozess, vor Ort, aber auch mit Dokumenten wie zum Beispiel Mustervor- lagen für Fusionsverträge. Diese gemeinsame Basis von Frauenvereinen und ihrer Arbeit ist ein wichtiger Bezugs- punkt für unsere Arbeit als Schwester-Dachverbände, die wir uns für eine bessere Sichtbarkeit von Freiwilligen- arbeit engagieren, die von Frauen geleistet wird. Sie ist aber auch Bezugspunkt für Solidarität und Unterstüt- zung, denn die Themen sind durch die unterschiedliche kircheninterne Stellung der Frauen zum Teil auch sehr verschieden. So geht es bei unseren jährlichen ökumeni- schen Vorstandstreffen auch um das Vertiefen des Ver- ständnisses der jeweils anderen, sowohl bei den inhalt- lichen Teilen wie auch beim informellen Austausch beim Kaffee. Daneben kommen die Präsidien zwei Mal jährlich zusammen, um anstehende Projekte oder politische Stel- lungnahmen zu besprechen und zu planen. In «normalen» 7
Zeiten gehört immer auch das gemein- kann – denn das muss sie, und dafür ste- same Zmittag dazu. hen wir ein. Konkret haben wir aus der Frauensynode auch den Auftrag mitge- War den EFS in den Jahren nach der nommen, uns dafür zu engagieren, dass Gründung 1947 das «evangelisch» vor al- alle Menschen, die unbezahlte Care-Arbeit lem auch wichtig in der Abgrenzung zum leisten, eine gesicherte Existenz haben. «katholisch», so wurden die ökumenischen Wir tun dies in weiteren politischen Bünd- Bande rasch stark, und mit «Schritte ins nissen, in den Diskussionen um die Alters- Offene» wurde während 42 Jahren eine vorsorge oder die Elternzeit. gemeinsame Verbandszeitschrift heraus- Die EFS leben die Ökumene auch innerhalb gegeben. Seit dem letzten Jahr haben die ihres Verbandes: So gehören das Metho- EFS und der SKF weiterhin gemeinsam distische Frauennetzwerk zu uns, die EVP- Verantwortung übernommen. Der Verein Frauen, die Heilsarmee Frauenorganisa- Frauensynode musste aufgelöst werden, tion wie auch die Frauenvereine der ebenso der Verein Schweizer Zweig Öku- reformierten Landeskirche. Gerade bei der menisches Forum Christlicher Frauen in Abstimmung zur «Ehe für alle» im vergan- Europa. Beide Vereine pflegten ökumeni- genen Jahr war uns ein sorgfältiger Um- sches Miteinander von Frauen, beide litten gang mit dieser Vielfalt ein wichtiges An- an der Schwierigkeit, neue Frauen für die liegen, und es gelang uns durch Gespräche, Vorstände zu finden. EFS und SKF, die bei- eine gemeinsame Haltung zu entwickeln, den Frauendachverbände, haben die hinter der die verschiedenen Vereine mit Schritte bis zur Auflösung gemeinsam be- Überzeugung stehen konnten. Die EFS und gleitet und in intensiven Gesprächen nach ihre Vereine leben Ökumene – in ihrem Möglichkeiten gesucht, wie die Idee der alltäglichen Leben! Frauenökumene lebendig erhalten werden Gabriela Allemann 8
Aufbrüche der Frauen Es war eine Zeit, in der Frauen ihre Vision von Kirche leben wollten und Begegnungsräume forderten. Die Schaffung der kirchlichen Frauenstellen der verschiede- nen Kantonalkirchen ermöglichten diese Frauenprojekte. Die ökumenische Dekade «Solidarität der Kirchen mit den Frauen» von 1988 bis 1998 hatte die «Kirchenfrauen» er- reicht. Ökumene und Vernetzung waren zentral, und es gab wenig Berührungsängste unter den Frauen. In Basel Agnes Leu ist feministische waren die Erinnerungen an das «Frauenboot» an der Öku- Theologin und evangelische menischen Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Pfarrerin. Sie war Leiterin der Bewahrung der Schöpfung von 1989 noch lebendig, die Frauenprojektstelle im Forum FrauenFeiern setzten diese Initiative fort. Es waren krea- für Zeitfragen Basel, Heim tive, hoffnungsvolle, lebendige Initiativen von und für seelsorgerin und Gemeinde Frauen. pfarrerin, seit 2014 in Lengnau/BE. 1999: An der Schwelle zum neuen Jahrtausend fand auf dem Leonhardskirchplatz und in der Leonhardskirche in Basel das erste regionale ökumenische Frauenkirchenfest statt. «Von morgens bis in den Abend hinein werden rund um den Leonhardskirchplatz lautstarke Trommelschläge, leise Zwischentöne, interessante Gespräche und vielstim- mige Gesänge zu hören sein», stand im Programm. Der Titel «Wir hauen auf die Pauke!» zeigte das Selbstbe- wusstsein und die Aufbruchsstimmung der Initiantinnen und Leiterinnen der kirchlichen Frauenstellen. Sie wollten frischen Wind in die alten Räume und in das Festgefah- rene bringen und «anders» daherkommen. Rund 200 Frauen nahmen am 11. September 1999 am ökumenischen Frauenkirchenfest teil. Wohl jede Frau fand einen Ort ihres Geschmacks – sechzehn Ateliers standen zur Verfügung. Zum Beispiel: «Den Schatz meines Willens entdecken» mit Gudrun Rütten, «Katholische Kir- che aktuell» mit Sr. Uta Fromherz, «Tarot-Schule» mit Luzia Sutter Rehmann, «die Clownin in mir entdecken» mit der schwedischen Clownin Inger Erikson, «Befreiung 9
durch Tanz» mit Susanne Brunner, «Auf die loginnen, Laiinnen, Frauen verschiedener Pauke hauen» mit Regula Schlich-Gerber. Konfessionen, Kirchenferne, Kirchennahe, «Die positive Variante einer Zukunftspro- Ausgetretene, Distanzierte kamen zusam- gnose» nannte Dorothee Wilhelm von der men – Frauen auf der Suche nach Spiritu- Frauenstelle des christlichen Friedens- alität. Viele ältere kirchlich sozialisierte dienstes ihr einführendes Referat, das von Frauen liessen sich ansprechen, selten Paukenschlägen und Trommelgeplauder ganz junge, Töchter oder Enkelinnen. Es untermalt wurde. Es gehe dabei um eine war die Zeit einer anderen «Kirchenspra- Vision, nicht um eine einfache Verlänge- che» – unerhörte Worte in Frauenliturgien, rung des Bestehenden, sagte die Rednerin. Gott als Quelle des Lebens, als Sie, die In der Rolle einer alten, sich erinnernden EWIGE, Segensworte von Mirjam und De- und erzählenden Frau sprach sie aus fer- bora, Hagar, Sara, Rahab und Ruth. Die ner Zukunft über das gegenwärtige enge Bibel in gerechter Sprache gab Schwung. und gewalttätige Jetzt, und wie es sich in ein feierndes, begehrendes und mystisches Es war eine grosse Chance, dass an den Morgen (bzw. Jetzt) verwandelt hat. öffentlich zugänglichen Orten, in Bil- dungshäusern und Kirchen Gottesdienste Nach einem guten Mittagessen an schön in neuer Form stattfinden konnten, getra- gedeckten Tischen unter freiem Himmel gen, gestaltet, gefeiert von Frauen. Es wa- führte ein Frauengottesdienst alle Frauen ren Möglichkeiten, Alltägliches anders zu (und einige Männer) in der Leonhardskir- tun. «Anders – wie denn sonst» – das war che wieder zusammen. Unter dem Leitsatz das Thema der 3. Schweizer Frauensynode «Du bist die Quelle tief in der Wüste» gab 2004 in Basel mit rund 600 Teilnehmerin- der Gottesdienst Raum für Gesang, Tanz, nen. Auch die Labyrinth-Bewegung in den Stille, feuriges Trommeln und Stampfen, 90er-Jahren und die neu geschaffenen Gebet und Segen. Ganz neu trat darin Labyrinthplätze wurden vor allem von Mirjam in Erscheinung, die paukenhau- Frauen auf der Suche nach Spiritualität ende Prophetin – in der jüdischen Legende besucht. Der Labyrinth-Platz Basel wird in gilt sie als Brunnen, der in der Wüste Le- diesem Jahr 20-jährig. benswasser spendet. Das Frauenensemble Hekate liess mit der wenig bekannten Lernräume – Kurse und Seminare zu fe- Komponistin Lombardini Sirmen den Frau- ministischer Theologie für Laiinen und so- enkirchentag ausklingen. genannte «Basisfrauen» boomten. Theo- logie neu entdecken, sich auf die Wurzeln Zusammen feiern, tanzen, diskutieren besinnen. Die eigene Geschichte erfor- entsprach einem grossen Bedürfnis. Theo- schen, Schwesternschaft entdecken, sich 10
anstecken lassen, ermutigen, Eigenes zu ich bin ganz, ich bin schön.» So forderte tun. Lebenserfahrungen von Frauen ernst die «Ökumenische Frauenbewegung Ba- nehmen, Biografien entdecken, Verschüt- sel» heraus und schuf ihren eigenen Raum tetes ausgraben. Leiblichkeit wird zentral. für Lebendigkeit, Kreativität, Lebens- Als Frau mit Leib und Seele und Kopf freude, Ermunterung, Empowerment. wahr- und ernst genommen werden. Mit Agnes Leu dem ganzen Körper begreifen und Leib- lichkeit mit neuer Bedeutung füllen. Leib- n Quellen: FAMA 4/1999. lichkeit nicht als Gegensatz von Verstand Faktenblatt merk.würdig – Frauen – Kirche – und Gefühl, sondern als Teil des Ganzen. Theologie seit 1985, Hrsg. Konferenz «Ganz» nach dem berühmten Motto von der kirchlichen Frauen- und Genderstellen Elisabeth Moltmann-Wendel: «Ich bin gut, Deutschschweiz 3. Frauensynode, 2004 in Basel 11
Nicht Entweder-oder, sondern Sowohl-als-auch Ende der 80er Jahre faszinierte reformierte Feministin- nen die starke weibliche Ausstrahlung der katholischen Mutter Gottes, und Katholikinnen entdeckten neu die biblische Maria, die nach ihrem ersten Sohn Jesus weitere Kinder geboren hatte. Auf dem Podium einer Veranstal- tung zu Maria fragte damals ein leicht verwirrter Refe- rent: «Wer ist denn da jetzt eigentlich katholisch?» Brav Irene Gysel war neben streckte ein Teil der Frauen auf. Schade! Es war mir plötz- Engagements in vielen lich klar: Wir hätten alle aufstrecken sollen. Dann hätte anderen Bereichen Mitbe er wohl weiter gefragt, wer denn nun reformiert sei – und gründerin der Ökumenischen wir hätten wiederum alle aufgestreckt. Das wäre nicht Frauenbewegung. Sie wohnt nur eine wunderschön-subversive Provokation gewesen, in Kilchberg, ZH. es hätte den Tatsachen entsprochen. Ein grosser Teil des Publikums gehörte zur Ökumenischen Frauenbewegung, und sie verstand sich als katholisch im Sinn des Umfas- senden und als reformiert im Sinn der für sie unumgäng- lichen Erneuerung von Theologie und Kirche. Und alle waren sich um vieles näher als den Fundamentalisten in der eigenen Konfession. Warum also nicht Mitglied in beiden Landeskirchen wer- den? 1991 beschloss der Verein Ökumenische Frauenbe- wegung Zürich, diese Möglichkeit mit einer kirchlichen Initiative zu erreichen. Das heisst, es brauchte zwei, eine in jeder Kirche. Eine spannende Zeit mit Gutachten, Refe- raten und Artikeln folgte. Kirchliche Volksinitiativen hatte es bisher noch keine gegeben. Die Knackpunkte waren: Doppelmitglieder müssten in beiden Kirchen Kirchensteuer bezahlen. Gegenüber den hohen Beiträgen, die freikirch- liche Mitglieder entrichten, würde der Betrag jedoch immer noch bescheiden ausfallen. Schwieriger war, dass es auf katholischer Seite nur eine Mitgliedschaft in der öffentlich- rechtlichen Körperschaft geben würde. Nun ging es ans Unterschriften-Sammeln. Zusammen mit Maria Eisele, die auf katholischer Seite federführend 12
war, stand ich Wochenende für Wochen- «Entweder-oder» ist zu einem vorsichtigen ende mit den gelben katholischen und den «Sowohl-als-auch» geworden. Wenn wir blauen reformierten Bogen am Utoquai. Wir uns in bestimmten Dingen noch für ein fragten die Passanten: Sind Sie Mitglied getrenntes Vorgehen entschliessen, einer Kirche? Viele behaupteten steif und müsste das begründet werden. Koopera- fest, sie seien längst in beiden Kirchen Mit- tion ist die Norm, Alleingang die Abwei- glied. Überrascht hat uns aber vor allem, chung. Im Abschnitt zur Gastfreundschaft dass wir, wenn wir auf jemanden zugingen, stand zum Erstaunen vieler: «Vielmehr soll immer sicherer voraussagen konnten, zu das Gewissen jedes und jeder Einzelnen welcher Konfession er oder sie gehörte. Wir respektiert werden, damit sie nach redli- können uns bis heute nicht erklären warum. cher Selbstprüfung im Sinne ihrer Konfes- sion am Mahl teilnehmen.» Henrici musste Leider erreichten wir die nötige Anzahl dafür harsche Reaktionen einstecken, of- Unterschriften nicht. Der Verein beschloss fenbar vor allem aus Rom. Das veranlasste daher, Petitionen einzureichen, die dann mich, am offiziellen Gespräch des Zürcher von den Synoden behandelt werden müss- Kirchenrates mit der Bistumsleitung Chur ten. Man machte uns ein Alternativange- den damaligen Bischof Amédée Grab zu bot: Kirchenratspräsident Ruedi Reich und bitten, den Ökumenebrief ebenfalls zu Weihbischof Peter Henrici würden ge- unterzeichnen. Nach einer ziemlich lan- meinsam einen Hirtenbrief verschicken. gen Schrecksekunde und einem Blick an Maria Eisele und ich wurden zu einem Ge- die Decke antwortete er, das sei nicht nö- spräch eingeladen, an welchem alle Seiten tig. Was ein Bischof, auch ein Weihbi- anwesend waren: Präsidien der Exekutiv- schof, einmal unterzeichnet habe, sei gül- räte, Weihbischof, Präsidien der Synoden. tig. Das war immerhin eine mündliche Fazit: Eine Arbeitsgruppe sollte den Brief Bestätigung! Henrici sass daneben. Ich entwerfen. Nach intensiven Diskussionen bildete mir ein, er habe ein Lachen ver- unterzeichneten Kirchenratspräsident und drückt. Leider hat sein Nachfolger Paul Weihbischof den vierseitigen Ökumene- Vollmar, als der Brief 2007 von ihm be- Brief. Er wurde am Bettag 1997 allen Kir- stätigt werden sollte, den Satz zur Gast- chenmitgliedern im Kanton Zürich zuge- freundschaft gestrichen. stellt. (Ein Ausschnitt aus dem Text befindet Die Möglichkeit zur Doppelmitgliedschaft sich in der Rubrik Plattform auf Seite 26.). gibt es heute nicht. Der Ökumenebrief 1997 wäre jedoch ein Text, auf den wir uns be- Hauptaussagen: Längst ist uns bewusst, rufen könnten für viele weitere subversive dass unsere Kirchen mehr miteinander und bereits umsetzbare Ideen aus der Basis. verbindet als trennt. Das einst so klare Irene Gysel 13
Miteinander feiern Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen Du bist der Weg, Herr, und wird vom Dunkel überweht: du bist das Licht. Am Morgen hast du Lob empfangen, Du bist der Friede, zu dir steigt unser Nachtgebet. verlass uns nicht! Wehre dem Schrecken, Die Erde rollt dem Tag entgegen, der uns bedroht, wir ruhen aus in deiner Hut gib Frieden allen Völkern, und danken dir, wenn wir uns legen, banne den Tod! dass deine Kirche nimmer ruht; Du bist die Wahrheit, denn unermüdlich, wie der Schimmer dein ist das Reich. des Morgens um die Erde geht, Du bist die Liebe, ist immer ein Gebet und immer mach uns dir gleich! ein Loblied wach, das vor dir steht. Tilge die Zwietracht, wo sie uns trennt, Die Sonne, die uns sinkt, bringt drüben gib Frieden aller Christenheit, den Menschen überm Meer das Licht; die dich bekennt. und immer wird ein Mund sich üben, der Dank für deine Taten spricht. Du bist das Leben in Ewigkeit. So sei es, Herr: Die Reiche fallen, In deinen Händen dein Thron allein wird nicht zerstört; ruht unsre Zeit. dein Reich besteht und wächst, Ruf uns mit Namen, bis allen kehr bei uns ein, dein grosser, neuer Tag gehört. gib Frieden allen Herzen, Herr, wir sind dein. Das Weltgebetstagslied Gerhard Valentin, 1964 Anna Martina Gottschick, 1966 RG 605 RG 703 14
Das Frauenboot an der Europäischen Ökumenischen Versammlung 1989 in Basel Gesänge aus Taizé Christus, dein Licht Meine Hoffnung und meine Freude verklärt unsre Schatten, meine Stärke, mein Licht, lasse nicht zu, Christus, meine Zuversicht, dass das Dunkel zu uns spricht. auf dich vertrau ich Christus, dein Licht und fürcht mich nicht. erstrahlt auf der Erde, und du sagst uns: Taizé, 1993 Auch ihr seid das Licht. RG 704 Taizé, 1992 RG 169 15
Weltgebetstag: informieren, beten, handeln Im Frühling 1970 bekam ich zum ersten Mal ein Liturgie- heft für den Weltgebetstag in die Hand. Eine ältere Kolle- gin aus dem Nachbarsdorf lud mich, die junge Pfarrfrau, ein, unsere Gemeinde im kleinen Vorbereitungsteam unse- rer Region zu vertreten. Das Motto der Liturgie von Frauen aus Deutschland und Österreich war «Mut zum Leben». Unsere Arbeit beschränkte sich darauf, die Texte im Litur- Salome Christ-Birkhäuser gieheft mit verteilten Rollen zu lesen und für den Gottes- ist Pfarrfrau und Präsidentin dienst vorzubereiten. Es war in unserer Gegend der einzige des Vereins Evangelische Gottesdienst, der von Frauen allein vorbereitet und ver- Zeitschrift «frauen forum». antwortet wurde. Die römisch-katholische Kollegin Sie lebt in Basel. brauchte dafür sogar noch eine Erlaubnis ihres Priesters. Nach diesem sehr bescheidenen Anfang kam1972 ein neuer Impuls, der die weitere Arbeit für den Weltgebets- tag ungemein belebte. Die Nonne und Lyrikerin Silja Wal- ter schrieb die Liturgie «Freuet Euch». Die «spielende Weisheit» führte durch den Gottesdienst; sie wagte sich an politisch und ökumenisch brisante Themen und setzte sich für die Umwelt und soziale Fragen ein. Alles in einer poetischen Sprache, die auch durch die dazu gehörende Bewegung und Musik beeindruckte. Simone Staehelin- Handschin motivierte damals Jugendliche und Frauen aus allen christlichen Konfessionen und Denominationen des Kantons Schaffhausen, diese grossartige und anspruchs- volle Liturgie gemeinsam zu gestalten. Es war für alle ein ermutigendes Erlebnis. Bald wurden WGT-Vorbereitungskurse in allen Regionen der Schweiz angeboten. Frauen aus Kirchen und Gemein- schaften trafen sich zu einem Wochenende und kehrten dann als Multiplikatorinnen in ihre Gemeinden und Pfar- reien zurück. So entstanden viele gute ökumenische Be- ziehungen, und die Ideen aus den Herkunftsländern wur- den mit grosser Kreativität umgesetzt. Wenn sich anfangs eher reformierte Frauen engagiert hatten, emanzipierten 16
schen eine Agape und waren glücklich und dankbar für diese Gemeinschaft. Eine besondere Herausforderung bedeu- tete 1994 die Liturgie «Geht, seht und han- delt», die christliche Frauen aus Palästina vorbereitet hatten. Allein schon der Text sich bald auch katholische Frauen und Mit- hatte uns sehr getroffen, aber auch die kon- glieder von Freikirchen. Der Weltgebetstag fliktreiche Lage in Israel beschäftigte uns in wurde eine verbindende «Bewegung» und unserer Gruppe sehr. Nach reiflicher Über- ein tragendes Netz. Die Arbeit in den öku- legung luden wir eine in der Schweiz le- menischen Vorbereitungsgruppen intensi- bende Palästinenserin ein, im Gottesdienst vierte sich zusehends. Die Liturgie wurde aus ihrem Leben zu erzählen. Sie sprach so nun nicht mehr nur «nachgebetet». Wir emotional und aufwühlend, dass wir uns im lasen die Texte kritisch, versuchten her- Nachhinein den Vorwurf gefallen lassen auszuhören, was uns die Frauen aus dem mussten, wir hätten eine einseitige Sicht Herkunftsland wirklich vermitteln wollten. des Israel-Palästina-Konflikts gegeben. Zum Wenn möglich, luden wir eine Frau ein, die Glück waren wir uns im Team einig, dass wir von dort kam und bei uns lebte. Auch an- richtig entschieden hatten und dass wir lässlich des Gottesdienstes selbst war, auch in Zukunft frei reden wollten. wenn möglich, eine Landsfrau dabei. Die- ser kulturelle Austausch war für alle In den Jahren nach 2000 machte sich enorm bereichernd und machte unsere eine Ermüdung beim Engagement für den Feiern lebendig und authentisch. Weltgebetstag bemerkbar. Viele jüngere Frauen können sich für eine so intensive 1987 feierten wir im Basler Münster Vorbereitung die Zeit nicht nehmen. Diese 100 Jahre Weltgebetstag mit einem grossen Art von ökumenischer Erwachsenenbil- Gottesdienst, der vom Schweizer Fernsehen dung «aus eigenem Boden» verdient je- übertragen wurde. «Kommt, freut euch!» doch, in welcher Form auch immer, eine Wiederum leitete Simone Staehelin-Hand- Fortsetzung. Uns, die wir seit den 70er schin mit einem Team die Vorbereitungen. Jahren bis ins neue Jahrtausend dabei wa- Die Anfänge des Weltgebetstags in Boston ren, bleiben die prägenden und inspirie- wurden nachgespielt, es wurde gesungen, renden Erinnerungen an einen gemeinsa- musiziert und getanzt. Anstelle der Eucha- men schwesterlichen Weg in grossem ristie feierten wir im Gottesdienstraum an gegenseitigem Respekt. verschiedenen festlich geschmückten Ti- Salome Christ-Birkhäuser 17
Unterstützung für Paare in allen Lebenslagen Familien bilden das Rückgrat in unserer Gesellschaft. Zentral für ein solides und tragfähiges Fundament ist die Qualität der Paarbeziehung. Dieser gilt es Sorge zu tra- gen, denn Liebe ist kein Selbstläufer, sondern vielmehr eine zarte Pflanze, die regelmässiger Pflege bedarf. In den 1970er Jahren entstanden im Kanton Aargau auf Initia- tive der Landeskirchen mehrere Eheberatungsstellen mit dem Ziel, Paare mit Beziehungsproblemen zu unterstüt- zen, dieses Fundament stark zu halten und Scheidungen vorzubeugen. Dabei kommt die ökumenische Haltung zum Ausdruck: Wir als Kirche wollen gemeinsam Paare und Familien in Not unterstützen. Heute gibt es im Aar- gau fünf kirchlich getragene Ehe- und Paarberatungs- stellen. Eine dieser Stellen ist die IEB, die «Interkonfessio- Karinna Schärli und Heinz nelle Ehe- und Paarberatung». Sie wurde 1973 gegründet Bernegger arbeiten seit und ist bis heute ein einzigartiger Bestandteil des sozia- mehreren Jahren als Fachleute len Angebots im Bezirk Baden. Willkommen sind alle für Psychotherapie FSP Menschen, ob sie alleinstehend sind oder in einer Partner- und systemische Paar- schaft leben und welchen Alters, Glaubens, welcher Na- und Familientherapie bei tionalität oder sexuellen Orientierung sie sind. der Interkonfessionellen Ehe- und Paarberatung Baden. Paarberatungen werden von den Krankenkassen nicht übernommen. Dank des solidarischen Beitrags der refor- mierten, katholischen und christkatholischen Kirchge- meinden des Bezirks Baden ist es möglich, dass wir für unsere Ratsuchenden erschwingliche Tarife anbieten können. Sie sind nach Einkommen und Anzahl Kinder so- zial abgestuft, wobei Kirchenmitglieder aus dem Bezirk Baden einen günstigeren Preis bezahlen. Was die IEB von den anderen Stellen im Kanton Aargau unterscheidet, ist, dass sie durch lic. iur. Nathalie Gadola- Dürler auch Beratungen in Rechtsfragen und Trennungs- und Scheidungsmediationen anbietet. Sowohl Paarbera- tungen als auch Mediationen werden in mehreren Sprachen angeboten. Paarberatungen in Deutsch, Eng- 18
lisch, Italienisch, Spanisch und Portugie- Rolle sollen die Herkunftsfamilien spielen? sisch, Mediationen in Deutsch, Englisch, Entscheidend ist, dass nicht diese Unter- Französisch und Spanisch. schiede das Problem sind, sondern unser Umgang damit. Erst wenn wir eine Wer- In den letzten fast 50 Jahren, in welchen tung hineinbringen «meins ist richtiger, die IEB nun Beratungen für Paare anbietet, wichtiger als deins», entsteht ein Un- haben sich die Fragestellungen verändert. gleichgewicht und ein Gefühl, dass einer Hauptgründe, die IEB aufzusuchen, sind den anderen von oben herab behandelt. heute Konflikte oder Kommunikationspro- Dafür haben Menschen sehr feine Senso- bleme. Häufige Themen sind auch Fremd- ren und reagieren entsprechend sensibel gehen, sich auseinandergelebt haben oder darauf, bis hin zum heftigen Streit. Bei auch unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse unserer Arbeit mit Unterschieden geht es und Wünsche. Lebensübergänge können in in erster Linie darum, dass unsere Klien- einer Partnerschaft kritische Momente tinnen und Klienten eine innere Haltung sein, wenn zum Beispiel aus einem Paar annehmen können, welche von Offenheit eine Familie wird oder die Kinder flügge und Akzeptanz für die unterschiedlichen werden und ausziehen, aber auch anläss- Bedürfnisse und Werte des Partners resp. lich der Pensionierung oder bei einer Krank- der Partnerin geprägt ist und sich durch heit der Partnerin oder des Partners. Flexibilität im Aushandeln von Kompro- missen auszeichnet. Unterschiede und 70 Prozent aller Paarkonflikte entstehen persönliche Vielfalt können immer auch aus unterschiedlichen Bedürfnissen oder eine Bereicherung (und nicht eine Bedro- Wertvorstellungen in verschiedensten Be- hung) für eine Partnerschaft sein und reichen: unterschiedliche Kulturen, aus gegenseitiges persönliches Wachstum be- denen Menschen kommen, unterschied- günstigen, wenn wir dazu offen sind, die liche Auffassungen von Ordnung und individuellen Bedürfnisse und Wünsche Sauberkeit, Planung oder Spontaneität … als gleichwertig zu behandeln und dem Kulturelle oder auch religiöse Unter- Gegenüber respektvoll zuzuhören. schiede (hier sind in erster Linie Paare mit Karinna Schärli christlichem und zum Beispiel muslimi- Heinz Bernegger schem Hintergrund gemeint) können sehr herausfordernd sein und machen sich in n Interkonfessionelle Ehe- und Paarberatung einer Beziehung oftmals erst relativ spät Baden (IEB): www.ieb-baden.ch bemerkbar. Zum Beispiel, wenn Kinder auf Verzeichnis der Ehe- und Paarberatungs die Welt kommen: In welcher Religion sol- stellen im Kanton Aargau: len die Kinder erzogen werden? Welche www.eheberatung-aargau.ch 19
Wir haben es einfach gemacht Angefangen hatte es mit einem Treffen Mutig waren wir, denke ich heute. Oder junger Mütter im Kirchgemeindehaus. Sie leichtsinnig? Ich weiss noch, dass der Tod kamen, weil sie ihren Kindern etwas vom viel zu reden gab. Und dann machten wir und zum Glauben geben wollten. Aber es: In der dunklen Krypta strahlte ein Licht- «der Glaube», der war damals noch nach bild auf, das Bild eines offenen Tors, ein Konfession geordnet: Pfarrei oder Kirch- Blick in eine helle, grenzenlose Weite. Ich gemeinde? Pfarrer oder Priester? Zur hatte Tränen. Wie es bei den Kindern an- Messe gehen oder in die Predigt? Sonn- kam? Ich weiss es nicht. Ich kann mich tagschule oder Christenlehre? «Weisst du,» nicht an Erschrecken oder Weinen oder vertraute mir eine von ihnen an: «uns hat Ängste erinnern, wie es befürchtet worden der Pfarrer damals verboten, mit den Pro- war. Aber es ist vor allem eine andere Er- testanten zu verkehren». Mir war, sie frage innerung, die geblieben ist: Wir hatten ge- sich, ob sie nun da, mit uns, etwas Unge- plant, Feuer, Wasser, Mond und Sterne höriges wage. 20 Jahre später erzählte sie droben auf der Terrasse beim Wald zu fei- es wieder, nun wie eine unverständliche ern, dort gab es eine Feuerstelle und einen fremde Sage aus alten Zeiten. Brunnen. Bei Vollmond sollte es sein. Aber wann war Vollmond? Und wann ging er Jenes erste Treffen also: Niemand fragte auf? Ich war nicht sicher, ob wir den exak- nach der Konfession. Die Frage war: Wie ten Zeitpunkt gefunden hatten. Und ob der machen wir es? Das, was wir wollen. Und Mond von dort aus überhaupt zu sehen was wollen wir denn eigentlich? Am wäre. Aber wir wussten ja auch nicht, ob Schluss blieb eine kleine Gruppe dabei. Die der Himmel klar sein würde. Also machten hatte beschlossen: Wir machen Feiern für wir es einfach. Droben am Waldrand: unsere kleinen Kinder. Feiern in einer Kir- Wasser, Erde, Feuer, Luft, alles war da – che. Wir fragten ganz lieb den Sigrist und schauen, spüren, staunen … Der Abend informierten wahrscheinlich den Pfarrer. dunkelte ein. Der Himmel war klar. Und Und dann machten wir es einfach. Feiern mondlos. Es wurde Zeit zum Heimgehen. mit Singen und Beten und einer Ge- Und da, als wir aufs freie Feld kamen, die schichte. Einmal war es sogar die Taufe kleinen Kinder mit ihren Müttern und ein von zwei Kindern aus Indien, die hier eine paar Vätern, in einer rosablauen Abend- Familie gefunden hatten. stimmung, etwas enttäuscht zwar, aber doch zufrieden – da: Schaut, dort! Dort am Einmal – und das war der Höhepunkt – der Horizont – der Mond! Er steigt auf, rot- Sonnengesang: Franz von Assisis Lob der golden, gross, vollkommen rund! Schöpfung – Sonne, Mond und Sterne, Käthi Koenig Feuer, Luft, Erde und Wasser. Und der Tod. 20
Liebe Kinder Vom 12. bis 21. Mai 1989 fand in Basel Eurem Haus wohnen könnten. Wir haben die Europäische Ökumenische Versamm- nachgedacht und gebetet und wieder lung Gerechtigkeit, Friede, Bewahrung nachgedacht, was zu tun ist mit einer der Schöpfung statt. Delegierte aus ganz Welt, die wir Euch ziemlich kaputt über- Europa kamen zusammen. Zu den Vor- geben müssen. Dann haben wir die Ergeb- bereitungsdokumenten gehörte auch ein nisse aufgeschrieben. Hier sind die wich- «Brief an die Kinder», der an der Ökume- tigsten: Wir alle müssen aufpassen, dass nischen Versammlung in Dresden im Ap- es noch lange Zeit Bäume gibt, die in ril 1989 verfasst worden war. einen blauen Himmel wachsen können. Wir alle müssen uns dafür einsetzen, dass Die Erde, auf der wir leben, ist sehr be- niemand mehr einen anderen Menschen droht. Schuld daran sind wir, die Erwach- in einem Krieg erschiesst. Wir alle müssen senen. Aber einige haben es doch noch teilen lernen, dass niemand mehr verhun- gemerkt. Deswegen haben sich zum dritten gert. Wir alle müssen uns darum bemühen, Mal viele Menschen getroffen, um darüber dass jeder kleine und jeder grosse Mensch nachzudenken, was zur Rettung der Erde sicher und geschützt in einer heilen Natur geschehen muss. Das ganz Besondere an leben kann … Wenn wir müde geworden diesem Treffen war, dass es Leute sind, die sind, sollt Ihr an unsere Stelle treten. Das alle an den einen Gott glauben, das aber ist eine schwere Aufgabe, auf die man vor- auf verschiedene Weise tun. Man kann bereitet sein muss … auch Ökumenische Versammlung dazu sa- Wir grüssen Euch und danken, dass Ihr uns gen, und die Leute nennen sich Delegierte. zugehört habt. Friede sei mit Euch Aber eigentlich sind sie Mütter und Väter, Schalom Grossväter und Grossmütter, Geschwister Die Delegierten oder Paten; kurz: Es sind Leute, die auch in der Ökumenischen Versammlung Kinder tragen in Basel das Friedensband vom Münster zum Tagungsort. 21
Der Ökumenische Rat der Kirchen Was unter den christlichen Gemeinden in sammlung ist aber auch ein Fest des den einzelnen Ländern an Zusammen- Glaubens mit Gottesdiensten, Workshops arbeit gepflegt wird, geschieht im Grossen und vielfältigen Möglichkeiten zu Begeg- im Ökumenischen Rat der Kirchen, der nungen und Verständigung. seinen Sitz in Genf hat. In ihm sind Kir- chen und Denominationen aus der ganzen Nach der ersten Vollversammlung von Welt vertreten. 1948 in Amsterdam und der vierten 1968 in Uppsala findet wieder einmal eine Ver- Ein Zusammenschluss der christlichen Kir- sammlung in Europa statt, nämlich vom chen wurde schon 1937 / 38 von leitenden 31. August bis zum 8. September in Karls- Persönlichkeiten aus mehr als 100 Kirchen ruhe. Wegen der Pandemie musste sie von vorgeschlagen. Der Zweite Weltkrieg ver- 2021 auf 2022 verschoben werden. Die zögerte jedoch das Vorhaben; die offizielle Evangelische Kirche Schweiz gehört mit Gründung fand erst 1948 anlässlich der zu den Gastgeberinnen, zusammen mit ersten Vollversammlung in Amsterdam Kirchen und kirchlichen Organisationen in statt. Damals waren es 149 Mitgliedskir- Deutschland und im Elsass. Einzelperso- chen, heute sind es 345, das sind über nen und Gruppen aus Kirchgemeinden 580 Millionen Christinnen und Christen. sind eingeladen, an dem grossen Ereignis Von den 60er Jahren an kamen zu den vor- teilzunehmen. Reisegruppen, die aus einer wiegend protestantischen Mitgliedern or- oder mehreren Kirchgemeinden bestehen, thodoxe Kirchen des Ostens und unabhän- werden von der Evangelischen Kirche gig gewordene Kirchen aus ehemaligen Schweiz finanziell unterstützt. Einzelper- Kolonialgebieten des Südens. Die Römisch- sonen können sich einer interkantonalen katholische Kirche ist nicht Mitglied; seit Reisegruppe anschliessen, wie sie von den dem Zweiten Vatikanischen Konzil haben Kantonalkirchen Bern-Jura-Solothurn, sich jedoch die Beziehungen zwischen den Zürich und St. Gallen organisiert werden. Katholiken und dem ÖRK verbessert. Die Registrierung von Reisegruppen für die Teilnahme am Programm sowie für In der Regel alle acht Jahre versammeln Hotelübernachtungen ist auf einem eige- sich Delegierte aus allen Mitgliedsländern nen Buchungsportal möglich: zur Vollversammlung, dem Entscheidungs- www.oeme.ch/karlsruhe gremium des Ökumenischen Rates. Dieser kk Anlass stellt die Weichen für die Zukunft der Institution, sie berät sich in Glaubens- n Quellen: fragen und nimmt Stellung zu gesell- www.oikoumene.org schaftlichen Entwicklungen. Die Ver- www.oeme.ch/karlsruhe 22
Die ökumenische Kampagne Vor 50 Jahren erlebten wir einen Aufbruch sam organisiert worden waren, erhielten in vielen Bereichen der Gesellschaft: bei den jetzt sozusagen ein offizielles ökumeni- Frauen, in der Kirche, in der Politik. Die ver- sches Label. Gäste aus den Ländern des schiedenen Impulse verstärkten sich gegen- Südens besuchen die Gemeinden, jedes seitig. «Entwicklungshilfe» wurde nun be- Jahr wird ein anderes Thema vertieft. 1994 wusst in einen politischen Zusammenhang war es Geschlechtergerechtigkeit, 2010 gebracht, und man forderte Reformen und der Welthandel, 2022 «Klimagerechtig- neue Wege, auch in der Wirtschaft. Dabei keit». Der Fastenkalender begleitet durch war die «Ökumenische Kampagne» der diese Zeit und gibt mit einem träfen Satz Hilfswerke ein wichtiges Instrument. Von oder einem provokativen Bibelspruch und 1969 an traten Brot für alle, damals noch Hintergrundinformationen Gedankenan- Brot für Brüder, und Fastenopfer in der stösse. In Fastengruppen kommen Men- Passionszeit gemeinsam in der Öffentlich- schen zusammen – Konfession? Neben keit auf mit Informationen, Anlässen und sache! Der Rosenverkauf im März ist ein Sammlungen. Die Suppentage, die in vie- farbenfrohes Zeichen für die Solidarität len Gemeinden schon vorher von refor- zwischen Nord und Süd, und sie ist heute mierten und katholischen Frauen gemein- nötiger denn je. kk 23
«mächtig stolz» Ein Blick in die Geschichte der Frauenbe- logische Forschung vorangetrieben haben. wegung zeigt, wie wichtig und nötig es ist, Rund 70 Akteurinnen von damals und die eigene Geschichte zu dokumentieren, heute zeigen in ihren Beiträgen die An- damit deren Aufbrüche und Errungenschaf- fänge und Entwicklungen der feministi- ten nicht wieder vergessen gehen. Dies soll schen Theologie und der Frauen-Kirche- mit dem Buch «mächtig stolz» verhindert Bewegung in der Schweiz auf. Carmen Jud, werden, das im Mai 2022 erscheinen wird: Elisabeth Aeberli und Monika Hungerbüh- Es geht darin um das Sichtbarmachen und ler zum Beispiel berichten über die Frauen- die Würdigung der feministisch-theologi- Kirchen-Feste in Graubünden, Interlaken schen Bewegung in der Schweiz. Diese war und Basel; Agnes Leu schreibt über den von Anfang an ganz selbstverständlich öku- Labyrinthplatz Basel, Li Hangartner über menisch ausgerichtet. Die vielfältigen femi- Liturgiewerkstätten, Gabrielle Zangger- nistisch-theologischen Initiativen und Pro- Derron über die Zeitschift «Schritte ins Of- jekte haben viele Frauen von der Last einer fene». Das reiche und vielfältige Erbe, das patriarchalen Theologie befreit, welche in diesem Buch dokumentiert wird, soll Frauen zu minderwertigen und sündigen aber auch zum Weitergehen anstossen und Wesen gemacht und das Selbstwertgefühl als Reservoir an Ideen an die nächste Ge- vieler Frauen beschädigt hatte. Sie haben neration von jungen Theologinnen und christliche Frauen ermächtigt, die biblische Frauenbewegten weitergegeben werden. Botschaft als eine Befreiungsbotschaft zu Doris Strahm entdecken. Unzählige Frauen haben sich dank feministischer Theologie von einem «mächtig stolz». 40 Jahre Feministische Gottesbild verabschieden können, das die Theologie und FrauenKirche in der Schweiz, Herr-schaft von Männern religiös legiti- hg. von Doris Strahm und Silvia Strahm mierte, und sie haben gelernt, sich als «Got- Bernet, unter Mitarbeit von Monika tes selbstbewusste Töchter» zu verstehen. Hungerbühler, ca. 300 Seiten (inkl. Abb. in Farbe), eFeF-Verlag, 2022. 300 S., Fr. 40.–. Mächtig stolz, ja, das können sie also sein, die vielen Frauen, die in den letzten rund n Vernissagen: 40 Jahren feministisch-theologische Pro- Basel: 11. Mai 2022, jekte und Initiativen ins Leben gerufen, Offene Kirche Elisabethen, 18–20 Uhr kirchliche Frauen- und Genderstellen ge- Luzern: 14. Mai 2022, Maihof leitet, Bildungsarbeit gemacht, Zeitschrif- Zürich: 18. Mai 2022, ten gegründet, Frauengottesdienste gefei- Fraumünster, 18–20 Uhr ert, Netzwerke aufgebaut, neue spirituelle Bern: 24. Mai 2022, Räume geschaffen und feministisch-theo- Offene Kirche Heilig Geist, 18–20 Uhr 24
Hilfreiche Bücher für die Gemeinschaft DIE BÜCHERSEITE Evangelisch-reformiertes Gesangbuch Buch dabei vor allem an den Verhältnissen Unser Reformiertes Gesangbuch enthält in Deutschland – und lässt auch nur we- eine grosse Anzahl von Liedern, die sich nige Frauen zu Wort kommen. für ökumenische Gottesdienste eignen cmz-Verlag, 2014, 256 S., Fr. 25.90 und als solche gekennzeichnet sind. Mit den enthaltenen biblischen Texten, Gebe- Helmut Fischer: ten und Gedichten eignet es sich aber Gemeinsames Abendmahl? auch als persönliches Andachtsbuch oder Zum Abendmahlsverständnis bei der seelsorgerlichen Begleitung. der grossen Konfessionen TVZ und Friedrich Reinhardt-Verlag, 2013, Der Theologe und Erwachsenenbildner Hel- 1132 S. Fr. 28.–. Grossdruckausgabe Fr. 48.– mut Fischer gibt einen Überblick über die neutestamentlichen Mahlgemeinschaften Rise up plus, Ökumenisches Liederbuch bis hin zur Entwicklung des Abendmahls- Über 230 neue geistliche Lieder aus Pop verständnisses innerhalb der Geschichte und Gospel für religiöse Feiern, Gebete und in den verschiedenen Konfessionen. und meditative und kritische Texte. TVZ, 2009, 78 S., Fr. 15.00 TVZ, 2018. 384 S., Fr. 16.80 Helmut Fischer: Einheit der Kirche? Die Gesänge aus Taizé Zum Kirchenverständnis der grossen Mehrsprachiges Liederbuch, heraus Konfessionen gegeben von der Communauté de Taizé Der Autor zeigt die verschiedenen Kir- Die Lieder aus Taizé entstanden für die chenstrukturen mit ihren Gemeinsamkei- Jugend-Treffen in der Communauté. In- ten und Unterschieden und entfaltet das zwischen gehören sie weltweit zu den ver- jeweilige Selbstverständnis der Kirchen breitetsten und beliebtesten geistlichen aus ihren offiziellen Dokumenten. Gesängen. TVZ, 2010, 160 S., Fr. 20.– Herder-Verlag, 2014. 112 S. Fr. 9.90 Gute Nachricht Michael Meyer-Blanck, Walter Fürst: Diese Bibelübersetzung entstand in der Typisch katholisch – typisch evangelisch Zusammenarbeit der katholischen und Glaubenssätze und -traditionen werden evangelischen Bibelwerke und der Freikir- nacheinander aus katholischer und aus chen. Mit Erläuterungen und Sachinfor- evangelischer Sicht dargestellt. Zum Bei- mationen. spiel die Themen Kirche und Amt, Eucha- Deutsche Bibelgesellschaft, 2018. 1500 S., ristie und Abendmahl, Frauen in der Ge- Fr. 18.90 meinde … Allerdings orientiert sich das 25
Liebe Brüder und Schwestern … DIE PLATTFORM Im September 1997 wandten sich der nach redlicher Selbstprüfung im Sinne Zürcher Kirchenratspräsident Ruedi Reich ihrer Konfession am Mahl teilnehmen. und Weihbischof Peter Henrici mit einem Durch eine Erwägung der konfessionellen Ökumenebrief an die reformierten und Unterschiede im Eucharistieverständnis katholischen Gemeinden des Kantons Zü- wird man nicht zuletzt den Glauben der rich. (Siehe Bericht von Irene Gysel auf anderen Konfession besser verstehen und Seite 13). Daraus stammt der folgende Ab- das beiden Konfessionen Gemeinsame schnitt über die gegenseitige Gastfreund- schätzen lernen … schaft zwischen den Kirchen. Liebe Brüder und Schwestern, längst ist IMPRESSUM uns bewusst, dass unsere Kirchen mehr ver- Adressänderungen, Druck und Versand: bindet als trennt. Wir sind überzeugt davon, Schweiz: Fr. 38.–, Ausland: Fr. 46.–, Länggassstrasse 65, Postfach 726, dass wir alle, ob wir nun der römisch-katho- Geschäftsstelle, Margrit Holstein, Abonnemente, Einzelnummern: www.zeitschrift-frauenforum.ch 3000 Bern 9, Tel. 031 307 75 75 Hagenbachstrasse 7, 4052 Basel lischen oder der evangelisch-reformierten info@ldb.ch, www.ldb.ch Länggass Druck AG Bern, frauenforum@solnet.ch Kirche angehören, Glieder an dem einen Einzelnummer: Fr. 7.– Abonnementspreis: Leib Christi sind. Alles, was für unser christ- Tel. 061 311 06 73 liches Leben entscheidend ist, ist uns ge- Titelbild und S. 11: Tula Roy n S. 3, Foto Christine Stark: Oscar Alessio, SRF n S. 8: Caroline Krüger n meinsam: die eine Taufe, die Ehrfurcht vor dem Wort Gottes, das Bekenntnis zu Jesus Christus, die Verpflichtung zu einem Leben S. 15: Jürg Gasser / HEKS n S. 17: zVg n S. 21: Peter Williams / WCC n S. 23: HEKS / Bfa. aus dem Geist des Evangeliums … Weststrasse 38, 4242 Laufen Eucharistische Gastfreundschaft koenig.laufen@bluewin.ch Parkstrasse 50, 3014 Bern christa.amstutz@gmx.ch Christa Amstutz Gafner … Für die katholische Kirche ist dagegen die Käthi Koenig-Siegrist Tel. 031 332 55 47 Tel. 061 761 25 79 Eucharistie so sehr das Zeichen der Kir- cheneinheit, dass sie erst in einer geeinten Redaktion: Kirche gemeinsam gefeiert werden kann. … In manchen Gemeinden beider Konfes- sionen wird schon heute als Vorwegnahme dieser Einheit eucharistische Gastfreund- schaft geübt. Sinn dieser Gastfreund- St. Alban-Anlage 37, 4052 Basel Evangelischen Frauenhilfe (SEF) Verein Evangelische Zeitschrift schaft kann es nicht sein, dass Menschen Frauen Forum, Präsidentin: Salome Christ-Birkhäuser, von der Schweizerischen Erscheint 8 Mal pro Jahr Evangelische Zeitschrift, unvorbereitet am Mahl teilnehmen. Viel- 83. Jg., gegründet 1939 frauen forum Nr. 2 mehr soll das Gewissen jedes und jeder BILDNACHWEIS Einzelnen respektiert werden, damit sie Herausgeber: März 2022
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