Tirol mobil Bericht zum Tiroler Mobilitätsprogramm 2013 2020 - T - Land Tirol

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Tirol mobil Bericht zum Tiroler Mobilitätsprogramm 2013 2020 - T - Land Tirol
TIROL
          MOBIL

Tirol mobil
Bericht zum Tiroler
Mobilitätsprogramm
2013 – 2020
Tirol mobil Bericht zum Tiroler Mobilitätsprogramm 2013 2020 - T - Land Tirol
Impressum
Medieninhaber und Herausgeber:
Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Straße und Verkehr, Sachgebiet Verkehrsplanung,
Herrengasse 1-3, 6020 Innsbruck
Für den Inhalt verantwortlich:
DI Mag. Ekkehard Allinger-Csollich, Sachgebiet Verkehrsplanung
Konzept und Redaktion:
DI Mag. Ekkehard Allinger-Csollich, DI Lukas Schlosser MLBT, Michael Bürger MSc,
alle Sachgebiet Verkehrsplanung
Grafik: Peter Nefischer, Seitenstetten
Titelfoto: Land Tirol/Florian Lechner
Druck: Allgemeine Bauangelegenheiten, Druckwerk 3, Innsbruck, Juni 2020
Tirol mobil Bericht zum Tiroler Mobilitätsprogramm 2013 2020 - T - Land Tirol
T ir o l
              MOBIL
Inhalt
Vorwort                                                     4

Einleitung                                                  5

Tirol mobil                                                 7
Verkehrssystem im Wandel

Förderangebote für Gemeinden                               10
Zuschüsse, Beratungen, Auszeichnungen

Gemeinden mobil                                            12
Klimafreundliche Mobilität in der Gemeinde fördern

Tiroler Mobilitätssterne                                   14
Landespreis für vorbildliche kommunale Verkehrspolitik
Best Practice 1: Virgen

Begegnungszonen                                            16
Verkehrsberuhigung durch neue Verkehrsorganisation
Best Practice 2: Kufstein

Mikro-ÖV-Systeme                                           18
Anrufsammel- und Bürgertaxis
Best Practice 3: Defereggental

E-Carsharing in Gemeinden                                  21
Impulsförderung für E-Carsharing im Verbund
Best Practice 4: Aschau im Zillertal

Interreg-IV-a Mobilität ohne Barrieren                     23
Auf neuen Wegen zu klimafreundlicher Mobilität

Interreg-V-a Pro-Byke                                      26
Radverkehrsförderung in Gemeinden

Elektromobilität: So fährt Tirol 2050                      28

Fachtagungen und Veranstaltungen                           30

Autofreier Tag in Tirol                                    32

Tiroler Fahrradwettbewerb                                  34

Schulen mobil                                              36
Malwettbewerb Crazy Bike – Mit dem Pedibus oder Velobus
zur Schule – Klasse auf D’Rad und Fahrradwerkstätten –
Mobilitätsmanagement für Kinder, Eltern und Schulen –
AUVA-Radworkshops – Die Zugschule – Kleine grüne Füßchen

Tiroler Mobilitätsprogramm                                 42
Budget und Ausgabenverteilung

                                                                3
Tirol mobil Bericht zum Tiroler Mobilitätsprogramm 2013 2020 - T - Land Tirol
Vorwort
    Das Tiroler Straßenverkehrsaufkommen ist in den        Das Landesprogramm unterstützt die Gemeinden
    letzten Jahren sowohl was den Fernverkehr als          mit einem Bündel von Maßnahmen. So werden
    auch den Regional- und Nahverkehr betrifft weiter      Zuschüsse für Beratungsleistungen zu verkehrspla-
    sprunghaft angestiegen. Diese Entwicklung ist nicht    nerischen Fragestellungen und für Mobilitätskon-
    ohne Folgen für die Gesundheit und Lebensqualität      zepte, für Infrastrukturmaßnahmen zum Rad- und
    in unserem Land geblieben und sie ist inzwischen       Fußverkehr sowie für innovative E-Mobilitätsan-
    auch zur logistischen Herausforderung geworden.        gebote gewährt. Fachliche Unterstützung erfahren
    Über den Leidensdruck von Maßnahmen wissen vor         die Gemeinden bei gemeinsamen Projekten, über
    allem jene Tiroler Gemeinden zu berichten, in denen    Fachtagungen und Workshops, mit Publikationen
    es in den vergangenen Jahren immer öfter hieß: „Die    und verkehrsplanerischen Leitfäden oder auch
    Mühle steht“. An der Dringlichkeit, eine Kehrtwende    im Rahmen von Kommunikationsschwerpunkten.
    herbeizuführen, hat auch die aktuelle CORONA-Krise     Mit dem Evaluierungs- und Auszeichnungssystem
    nichts geändert, im Gegenteil.                         Tiroler Mobilitätssterne verfügen die Gemeinden zu-
                                                           dem über eine Möglichkeit zur Standortbestimmung
    Seit seinem Bestehen hat sich das Tiroler Mobili-      und zum Vergleich und Austausch mit anderen
    tätsprogramm zum Ziel gesetzt, in Zusammenarbeit       Gemeinden.
    mit den Gemeinden Maßnahmen zur Reduktion des
    kommunalen Verkehrsaufkommens zu entwickeln            Auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht
    und durch die Förderung nachhaltiger Mobilität         soll das Tiroler Mobilitätsprogramm die Tirolerinnen
    die Lebens- und Wohnqualität in den Gemeinden          und Tiroler klimafreundlich bewegen. „Bewegen“
    zu verbessern. Zur kontinuierlichen Steigerung des     meint dabei nicht nur Anreize zu schaffen, Berufs-,
    Anteils von Rad- und Fußverkehr sowie der Nutzung      Alltags- und Freizeitwege möglichst umweltscho-
    von Bus und Bahn sieht das Programm eine Vielzahl      nend zurückzulegen, sondern die Menschen auch
    von Anreizen und Initiativen vor. Ein weiterer Fokus   emotional anzusprechen. Nur so werden sich nach-
    wird auf den Ausbau der E-Mobilität sowie auf die      haltige Mobilität und eine neue Mobilitätskultur
    Integration intelligenter Mobilitätslösungen gelegt.   in den Tiroler Gemeinden auf Dauer etablieren
                                                           können.
    Das Erfolgsrezept des Mobilitätsprogramms beruht
    ganz wesentlich auf der engen Kooperation mit den
    Gemeinden. Sie sind neben den Schulen die zentra-      Ingrid Felipe
    len Adressaten von Tirol mobil und nehmen als Im-      Landeshauptmann-Stellvertreterin
    pulsgeber und Innovatoren eine Schlüsselfunktion       Landesrätin für Umwelt, Natur- und Klimaschutz,
    bei der Weiterentwicklung des Programms ein.           Mobilität und Nachhaltigkeit

    Riesenschritte in Richtung Verkehrsberuhigung und
    lebenswerte Ortszentren haben jene Tiroler Pionier-
    gemeinden gemacht, die Begegnungszonen gewid-
    met haben. Das Konzept, das auf Gleichwertigkeit
    der verschiedenen Mobilitätsformen und Koexistenz
    der Verkehrsteilnehmer*innen setzt, zeigt exempla-
    risch die Stoßrichtung auf: Nicht mehr der Autover-
    kehr soll die alles dominierende Größe sein, sondern
    mit Geschwindigkeitsbeschränkungen und Maßnah-
    men zur Straßenraumgestaltung sowie einer neuen
    Mobilitätskultur werden der klimafreundliche Fuß-
    und Radverkehr ins Zentrum gerückt und gestärkt.
    Die ersten Erfahrungen zeigen, dass die Zielsetzung,
    wieder lebendige Ortszentren mit weniger Durch-
    reise- und Ausweichverkehr, dafür aber mit Identität
    und Charakter, mit Nahversorgern und Plätzen zur
    Rast und Kommunikation zu schaffen, mit einer ge-
    hörigen Portion Mut und Ausdauer erreichbar sind.

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Tirol mobil Bericht zum Tiroler Mobilitätsprogramm 2013 2020 - T - Land Tirol
Einleitung
Ende 2020 läuft die Periode des Tiroler Mobilitäts-    Seit Einführung des Tirol Tickets konnte die Anzahl
programms (2013-2020) aus. Zeit für einen Rück-        der StammkundInnen um 45 Prozent gesteigert
blick und Ausblick, für eine Gesamtbetrachtung         werden. 135.000 TirolerInnen besitzen mittlerweile
und Evaluierung des Programms, um die nötigen          eine Öffi-Zeitkarte.
Schlussfolgerungen für die Fortsetzung und Weiter-
entwicklung zu treffen. Der vorliegende Bericht        Das Tiroler Mobilitätsprogramm gewährt Gemein-
bietet einen Überblick zu den Schwerpunkten und        den Förderungen für die Erstellung von Mobilitäts-
gestarteten Initiativen sowie zu den eingesetzten      konzepten, für Maßnahmen zur Radinfrastruktur,
Fördergeldern und stellt die Basis für die erforder-   für die Verbesserung des öffentlichen Verkehrsan-
liche Bewertung dar.                                   gebots, für E-Carsharing-Angebote etc. Im Bereich
                                                       der Bildungs- und Schuleinrichtungen steht eine auf
Wichtige Impulse zur Stärkung umweltfreundlicher       die jeweilige Schulstufe abgestimmte Auswahl an
Mobilität auf kommunaler Ebene wurden bereits im       Initiativen zur Verfügung. Maßnahmen zur Öffent-
ersten Tiroler Mobilitätsprogramms (2008-2012) ge-     lichkeitsarbeit und erfolgreiche Einzelprojekte wie
setzt. Der Erfolg der ersten Programmperiode führte    der Tiroler Fahrradwettbewerb zielen auf langfris-
zur Neuauflage im aktuellen Programm. Zentraler        tige Verhaltensänderungen im Mobilitätsverhalten
Beweggrund und Stoßrichtung war es, in Umset-          ab. Auch mit vielen, auf den ersten Blick „kleinen“
zung europäischer und nationaler Normen umwelt-        Projekten werden andauernde und wirksame Maß-
und gesundheitsrelevante Schadstoffemissionen zu       nahmen gesetzt.
reduzieren sowie die notwendigen Schritte für die
erforderliche Mobilitätswende einzuleiten.             Der vorliegende Bericht wirft darüber hinaus ein
                                                       Schlaglicht auf die vielfältigen und engagierten
Die gesetzlichen Grundlagen für das Mobilitätspro-     Initiativen von Tiroler Gemeinden, die maßgeblich
gramm sind seitdem unverändert geblieben. Sowohl       zur Mobilitätswende beitragen. In einer wachsenden
die Maßnahmen nach dem Immissionsschutzge-             Zahl von Gemeinden mit verdichtetem öffentlichen
setz-Luft (IG-Luft), dem Klimaschutzgesetz als auch    Verkehrsangebot ist eine deutliche Zunahme der
zur Einhaltung der gesetzlichen Lärmgrenzwerte         Nutzung von Bus und Bahn zu verzeichnen. Auf der
sind aktueller denn je.                                Positivseite zu nennen sind auch die zahlreichen
                                                       verordneten Geschwindigkeitsbeschränkungen auf
Die zuletzt krisenhafte Entwicklung des Weltklimas     Gemeindestraßen (Tempo 30 bzw. 40), die eindeutig
erfordert gerade im Verkehrssektor als einem der       zu einer Verbesserung der Wohn- und Lebenssitua-
Hauptemittenten von Treibhausgasen schnelles           tion geführt haben. Fortschritte für den Fußverkehr
Handeln. Auch die Zielsetzungen der Landesstrate-      konnten überdies mit den Qualitätssicherungsmaß-
gien in den Bereichen Nachhaltigkeit, Energie etc.     nahmen an Schutzwegen erzielt werden. Bemer-
sind ohne Mobilitätswende nicht erreichbar. Zu         kenswert ist das hohe Interesse an der Errichtung
erwähnen sind in diesem Zusammenhang auch die          von Begegnungszonen. Bereits umgesetzte vorbild-
ambitionierten Vorgaben des Regierungsprogramms        liche Gestaltungsbeispiele zeigen, dass eine schritt-
der österreichischen Bundesregierung (2020-2024),      weise Veränderung der Nutzung des öffentlichen
das die Klimaneutralität bereits für das Jahr 2040     (Straßen-) Raums hin zu einer Koexistenz aller
anvisiert.                                             VerkehrsteilnehmerInnen möglich ist. Auch dem
                                                       Radverkehr wird mittlerweile hohe Aufmerksamkeit
Das Tiroler Mobilitätsprogramm ist eines der um-       zuteil. Erwähnenswert sind hier die generelle
fangreichsten Programme in Österreich mit einer        Stärkung der kommunalen Radkompetenz sowie
breiten Palette von Angeboten und Maßnahmen            infrastrukturelle Verbesserungen in Bezug auf Ab-
zur Erhöhung des Fuß- und Radverkehrs, des Anteils     stellanlagen.
der E-Mobilität sowie zur Förderung neuer Mobili-
tätslösungen. Im Rahmen des Mobilitätsprogramms        Eine weitere wichtige Säule der angestrebten
werden Gemeinden und Schulen auf dem Weg zu            Mobilitätswende ist die Förderung der E-Mobilität.
einer nachhaltigen Verkehrsgestaltung begleitet und    Ihr wird im Rahmen der Tiroler Energiestrategie ein
Bürgerinnen und Bürger in ihrer Verkehrsmittelwahl     eigener Schwerpunkt gewidmet. Reges Interesse
sensibilisiert. Das Programm flankiert damit die um-   und große Resonanz löste auch die Impulsförderung
fassenden Bemühungen des Landes in Sachen Aus-         zum kommunalen E-Carsharing aus.
bau und Attraktivierung des Öffentlichen Verkehrs.

                                                                                                               5
Tirol mobil Bericht zum Tiroler Mobilitätsprogramm 2013 2020 - T - Land Tirol
Zielsetzung der Schulprojekte ist es, den Heran-       Eines muss in aller Deutlichkeit hervorgehoben wer-
    wachsenden zu vermitteln, dass Zukunft durch           den: Der Erfolg des Mobilitätsprogramms steht und
    eigenes Handeln gestaltbar ist. Die überaus positi-    fällt mit den vielen Tirolerinnen und Tirolern, die
    ven Erfahrungen, die im Zuge dieses Schwerpunkts       durch aktive Gemeindearbeit, durch ihr Engagement
    gemacht wurden, zeigen, dass erstaunlich viele         in der Schule, durch vorbildliche Unternehmens-
    junge Menschen bereit sind, Verantwortung für ihr      initiativen und durch zivilgesellschaftliches Engage-
    Handeln zu übernehmen und durch Verhaltensän-          ment die erforderlichen Grundlagen erst schaffen
    derungen zur Mobilitätswende beizutragen.              und wertvolle Multiplikatoren sind. An dieser Stelle
                                                           ein großes Dankeschön an alle, verbunden mit der
    Veränderungen finden nicht von heute auf morgen        Bitte, die gemeinsame Arbeit fortzusetzen, um das
    statt. Der Erfolg der Programme hängt maßgeblich       große Ziel einer nachhaltigen Mobilität in Tirol zu
    von der Langfristigkeit der Projekte und Initiativen   erreichen.
    ab, die den langsam sich vollziehenden Wandel auf
    allen Ebenen und mit den verschiedenen Stake-          Nachhaltigkeitsstrategie und Mobilitätsprogramm
    holdern begleiten. Vor diesem Hintergrund gilt es,
    die bewährten Initiativen des Mobilitätsprogramms      Die Tiroler Landesregierung hat am 10. Dezember
    2013-2020 fortzuschreiben und gleichzeitig neue        2019 die Evaluierung der Nachhaltigkeits- und
    Mobilitätslösungen anzubieten.                         Klimastrategie beschlossen. Darauf aufbauend wird
                                                           eine gesamthafte Tiroler Nachhaltigkeitsstrategie
    Das Tiroler Mobilitätsprogramm liefert einen           erarbeitet, in der auch das Thema Mobilität von
    wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Ziele der      zentraler Bedeutung sein wird.
    Tiroler Energieautonomie 2050, der Klimaneutralität
    2040 und der Pariser Klimaziele. Gerade im Ver-
    kehrsbereich muss der Energieverbrauch deutlich        DI Mag. Ekkehard Allinger-Csollich
    gesenkt, müssen Emissionen reduziert und neue          Sachgebiet Verkehrsplanung
    Formen der alternativen Mobilität unterstützt
    werden. Die gute und intensive Zusammenarbeit
    mit Gemeinden und Schulen stellt die Basis für eine
    nachhaltige Mobilitätswende in Tirol dar. Auch hin-
    sichtlich der zunehmenden Verkehrsbelastung in
    den Tiroler Gemeinden ist es dringend notwendig,
    das Tiroler Mobilitätsprogramm für den Zeitraum
    von 2021 bis 2027 fortzuführen.

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Tirol mobil
Verkehrssystem im Wandel
Seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts vollzieht                               verhalten der VerkehrsteilnehmerInnen. Der motori-
sich im Bereich der Mobilität ein radikaler Wandel.                             sierte Individualverkehr, so die Prognose, spiele zwar
Vieles deutet darauf hin, dass dieser Prozess seinen                            weiterhin eine wichtige Rolle, klimafreundliche Mo-
Höhepunkt noch nicht erreicht hat. Renommierte                                  bilitätsformen würden aber Schritt für Schritt gleich-
ZukunftsforscherInnen sehen sogar ein neues Zeit-                               ziehen. Je nach Anforderung werde situationsbe-
alter der Mobilität heranbrechen, das geprägt sei                               dingt kombiniert und ein Mix aus Auto, öffentlichem
von einer fortschreitenden Globalisierung sowie                                 Verkehr sowie Rad- und Fußverkehr angewandt.1
von grundlegenden Veränderungen im Nutzungs-

                                                                                                                     Foto: Land Tirol/Florian Lechner

Herausforderungen und Chancen für die Verkehrspolitik
Was ist dran an diesen Prognosen und welche                                     Für die Tiroler Verkehrspolitik ist diese Entwick-
Schlüsse sind daraus für das Tiroler Mobilitätspro-                             lung Herausforderung und Chance zugleich. Ent-
gramm zu ziehen? Tatsächlich kann festgestellt wer-                             scheidend wird sein, ob es gelingt, das bestehende
den, dass in den vergangenen Jahren die Akzeptanz                               Zeitfenster für klimafreundliche Mobilitätsformen
klimafreundlicher Mobilitätsangebote spürbar zuge-                              zu nutzen, um das Verkehrsangebot entsprechend
nommen hat. Die Entwicklung hängt mit Verbesse-                                 zu adaptieren und eine nachhaltigere Verkehrsmit-
rungen des Angebots aber auch mit dem Erreichen                                 telwahl zu forcieren. Voraussetzungen dafür sind
von Kapazitätsgrenzen im Straßenverkehr zusam-                                  der weitere Ausbau des Öffentlichen Verkehrs, die
men. Darüber hinaus zeichnet sich bei den jünge-                                Verbesserung der kommunalen Infrastruktur für den
ren VerkehrsteilnehmerInnen in den städtischen                                  Rad- und Fußverkehr sowie die gezielte Förderung
Ballungsräumen eine Veränderung des Mobilitäts-                                 von E-Mobilität. Darüber hinaus muss ein beson-
verhaltens in Richtung multimodaler Verkehrsmit-                                deres Augenmerk auf die Kombinierbarkeit der ver-
telwahl ab. Der sich vollziehende Einstellungs- und                             schiedenen Angebote gelegt werden. Der Erfolg der
Verhaltenswandel bei dieser Bevölkerungsgruppe                                  Maßnahmen hängt nicht zuletzt ganz wesentlich
wird mit dem Wunsch nach mehr Individualität, Un-                               von der Verfügbarkeit der Angebote über digitale
abhängigkeit und Flexibilität in Verbindung gebracht                            Anwendungen sowie von intensiven Informations-
und manifestiert sich unter anderem in den seit                                 und Kommunikationsmaßnahmen ab.
Jahren rückläufigen Zahlen bei den Pkw-Lenkerbe-
rechtigungen.2

1 Zukunftsinstitut, Aufbruch in ein neues Zeitalter der Mobilität. Frankfurt am Main.
  www.zukunftsinstitut.de/artikel/aufbruch-in-ein-neues-zeitalter-der-mobilitaet/ (Zugriff: 8.8.2019)
2 Vgl. Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), FTI-politische Agenda und Roadmap zur Ausrichtung der Programm-
  maßnahmen „Mobilität der Zukunft“ (MdZ) im Themenfeld „Personenmobilität innovativ gestalten“, Wien 2018, S. 15 f mit Bezugnahme auf einen
  Befund des VCÖ. mobilitaetderzukunft.at/resources/pdf/broschueren/FTI-Agenda_MdZ_Personenmobilitt_2018.pdf (Zugriff: 25.05.2020)                      7
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Die Gemeinden: Partizipation und Feinabstimmung
    Die Erweiterung und Neugestaltung der Mobilitäts-                               BürgerInnen ein wichtiges Bindeglied und zentrale
    angebote erfordert eine größtmögliche Einbindung                                Botschafter für die Kommunikation der Ziele des
    und enge Abstimmung mit den relevanten Ent-                                     Tiroler Mobilitätsprogramms. Insbesondere für die
    scheidungsträgerInnen, AkteurInnen und Interes-                                 Verbesserung der Anbindungen ist diese Bürgernähe
    senvertreterInnen in den Gemeinden. Sie wissen am                               von unschätzbar hohem Wert, da sie ein unmittel-
    besten über die Anforderungen vor Ort Bescheid                                  bares Feedback sowie ein „Feintuning“ der Angebo-
    und sind durch den unmittelbaren Kontakt zu den                                 te durch die NutzerInnen zulässt.

    Das Dorfzentrum von Neustift im Stubaital lädt mit attraktiven Plätzen zum Aufenthalt und zur Rast ein.
    Foto: Gemeinde Neustift im Stubaital/Armin Kuprian

    Kompetenz, Praxiswissen, Vorbildwirkung
    Hinzu kommt, dass zentrale verkehrspolitische                                   gehen, Pionierarbeit und tragen dadurch wesentlich
    Kompetenzen für den klimafreundlichen Rad- und                                  zur Weiterentwicklung klimafreundlicher kommuna-
    Fußverkehr bei den Gemeinden liegen. Die Kommu-                                 ler Angebote bei. Nicht unterschätzt werden sollte
    nen verfügen außerdem über ein für die Verkehrs-                                auch die Vorbildwirkung im eigenen Bereich, mit der
    planung unverzichtbares Erfahrungswissen und                                    maßgebliche Impulse für Veränderungen im Mobili-
    Know-how. Immer mehr Tiroler Gemeinden leisten                                  tätsverhalten erzielt werden können.
    überdies durch ihren Mut und Willen, neue Wege zu

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Tirol mobil Bericht zum Tiroler Mobilitätsprogramm 2013 2020 - T - Land Tirol
Die Schulen: Kreativität in Verkehrsfragen
Wertvolle Inputs und Anregungen für die kommu-                                Kinder und Jugendliche sind außerdem internetaffin
nale Verkehrspolitik und für das Tiroler Mobilitäts-                          und rezipieren schnell und unvermittelt digitale
programm kommen auch von den Schulen. Es ist                                  Anwendungen, so auch neue Mobilitätsangebote.
der erfrischende, unverstellte Blick von Kindern und                          Aus den genannten Gründen sind sie nicht nur logi-
Jugendlichen, der schon viele, oftmals überraschen-                           sche Verbündete des Tiroler Mobilitätsprogramms,
de Anstöße für die Verkehrsinfrastruktur und das                              sondern sie sind auch die „Türöffner“ in die Familien
Zusammenleben in den Gemeinden gebracht hat.                                  hinein.

Die BezirkssiegerInnen von Kufstein bei der Preisverleihung zum Landesmalwettbewerb Crazy Bike 2018 in der Festungsstadt.
Foto: Klimabündnis Tirol

                                                                              Kooperationen
                                                                              Von zentraler Bedeutung für das Mobilitätspro-
                                                                              gramm ist die Zusammenarbeit mit den Tiroler Ver-
                                                                              kehrsbetrieben, mit den vielen Vereinen vor Ort
                                                                              sowie mit Non-Profit-Organisationen aus dem
                                                                              Umweltbereich zu bestimmten Programmschwer-
                                                                              punkten. Die verschiedenen Kooperationen, die in
                                                                              den jeweiligen Projekten zustande gekommen sind,
                                                                              sind im Bericht nachzulesen.

                                                                                                                                      9
Tirol mobil Bericht zum Tiroler Mobilitätsprogramm 2013 2020 - T - Land Tirol
T ir o l
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     Förderangebote für Gemeinden
     Zuschüsse und Beratungsangebote
     Im Rahmen des Tiroler Mobilitätsprogramms werden                          die Einführung von Elektromobilität begünstigen. So
     Gemeinden bei der Erstellung von Verkehrs- und                            werden seit 2018 Einmalzuschüsse für kommunale
     Mobilitätskonzepten, bei verkehrsplanerischen                             E-Carsharing-Angebote gewährt. Bis 2018 wurden
     Fragestellungen sowie bei Maßnahmen zur Verbes-                           überdies Mikro-ÖV-Systeme gefördert, diese fallen
     serung der Infrastruktur für den Rad- und Fußver-                         nunmehr in die Zuständigkeit des Verkehrsverbunds
     kehr unterstützt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf                      Tirol (VVT).
     der Förderung innovativer Mobilitätslösungen, die

     Information und Kommunikation
     Unterstützung erhalten die Gemeinden auch hin-                            tungen und Aktivitäten rund um den Autofreien Tag
     sichtlich „weicher“ Maßnahmen der Information                             und zur Europäischen Mobilitätswoche, die jedes
     und Kommunikation mit den BürgerInnen. So wird                            Jahr unter reger Beteiligung von über 100 Gemein-
     etwa im Rahmen des Fahrradwettbewerbs eine                                den begangen werden. Zum Wissenstransfer und
     Internetplattform mit App angeboten, die sowohl                           zum Austausch der Gemeinden untereinander die-
     BürgerInnen als auch Gemeinden, Vereine und                               nen die regelmäßig stattfindenden Fachtagungen,
     Betriebe adressiert und vielfältige Angebote und                          Seminare und Workshops.
     Aktivitäten bereit hält. Ähnliches gilt für Veranstal-

     Mit Seminaren und Workshops (im Bild ein Workshop zu „Gemeinden mobil“) wird zum Ideenaustausch und zu anregenden Diskussionen in das
     Landhaus nach Innsbruck eingeladen.
     Foto: Klimabündnis Tirol

     Tiroler Mobilitätssterne für Vorbildgemeinden
     Die so wichtige Evaluierung verkehrspolitischer                           Bestandserhebungen durchgeführt, die einem Ver-
     Maßnahmen erfolgt über das Auszeichnungssystem                            gleich unterzogen und von einer unabhängigen Jury
     „Tiroler Mobilitätssterne“. Auf Basis eines Mobilitäts-                   bewertet werden.
     Checks werden dazu in den Bewerbergemeinden

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Förderungen für Verkehrskonzepte, Infrastruktur,
neue Mobilitätsangebote …
Im Folgenden sind auszugsweise Angebote und                                                                         □ Förderung von Veranstaltungen sowie von Infor-
Projekte, die im Rahmen des Tiroler Mobilitätspro-                                                                    mations- und Kommunikationsschwerpunkten
gramms gefördert werden, gelistet:                                                                                    (Autofreier Tag und Europäische Mobilitätswoche,
                                                                                                                      Sattelfeste, Fahrradbörsen, Fahrradwerkstätten
□ kommunale Verkehrs- und Mobilitätskonzepte                                                                          etc.)
□ Maßnahmen zur Förderung der Radverkehrs-                                                                          □ Internetplattform zum Fahrradwettbewerb
  infrastruktur (Fahrradabstellanlagen etc.)                                                                          „Tirol radelt“
□ Förderung von Beratungsschwerpunkten und                                                                          □ Unterstützung von Interreg-Projekten:
  Erstellung von Gemeindeleitfäden (beispiels-                                                                        „Pro-Byke“ (Beratungsprogramm für die kommu-
  weise der Mobilitäts-Check, der Begegnungs-                                                                         nale Radverkehrsförderung [2018-2020]),
  zonen-Check, die Gemeindeleitfäden „mobile“                                                                         „Mobilität ohne Barrieren“ (Abbau von Barrieren
  zu Schwerpunktthemen etc.)                                                                                          für spezielle Zielgruppen von Verkehrsteil-
□ Beratungsschwerpunkt „Elektromobilität –                                                                            nehmerInnen [2011-2014])
  So fährt Tirol 2050“ mit Anlaufstelle und                                                                         □ Gemeinden mobil – Beratung zu und Unterstüt-
  Beratungsangeboten zu Ladeinfrastruktur,                                                                            zung von Mobilitätsauskunftsstellen in 48 Tiroler
  E-Fuhrpark, E-Carsharing etc.                                                                                       Gemeinden mit Informationsmaßnahmen zum
□ E-Carsharing (Einmalzuschuss für die Anschaf-                                                                       öffentlichen Verkehr, Rad- und Fußverkehr etc.
  fungskosten bzw. das Leasing eines E-Cars)                                                                        □ Förderung von individuellen Projekten nach
□ Förderung lokaler und regionaler Mikro-ÖV-                                                                          Rücksprache
  Systeme

                                   06|16             Impulse für eine nachhaltige Mobilität
                                                                                              mobile                   02 |19        Impulse für eine nachhaltige Mobilität
                                                                                                                                                                              mobile

                                                                                                                       Neu-
                                                                                                                      auflage

                                    Begegnungszonen:                                                                   Schutzwege sicher gestalten!
                                    Kriterien – Gestaltung – BürgerInnenbeteiligung                                    Rechtliche Voraussetzungen / Beurteilungskriterien
                                                                                                                       Ausstattung / Barrierefreiheit / Beleuchtung / Schulumfeld / Haltestellen
                                    Gemeinden lebenswert gestalten
                                    Sachgebiet Verkehrsplanung

                     mobile06_16.indd 1                                                            14.10.16 09:56

                    Die Coverbilder der Gemeindeleitfäden zu den Schwerpunkten Begegnungszonen sowie
                    Schutzwege.

   Die wichtige Rolle der Gemeinden für die Verkehrspolitik

  □ Die Gemeinden verfügen über zentrale Kompe-                                                                       E-Carsharing-Angebote etc. an.
    tenzen im Bereich Infrastrukturmaßnahmen zur                                                                    □ Sie tragen als Nahtstelle hin zu den BürgerInnen
    Förderung des Rad- und Fußverkehrs.                                                                               wesentlich zu einer Neuorientierung im Ver-
  □ Sie sind wichtige AnsprechpartnerInnen vor Ort,                                                                   kehrsverhalten bei.
    wenn es um den Ausbau des öffentlichen Ver-                                                                     □ Die attraktive Erweiterung der Mobilitäts-
    kehrsangebots geht.                                                                                               angebote hin zu einem multimodalen Verkehrs-
  □ Gemeinden bieten innovative Verkehrsinitiati-                                                                     system hängt wesentlich vom „Feintuning“ in
    ven wie beispielsweise Sammeltaxis oder                                                                           den Gemeinden ab.

                                                                                                                                                                                                   11
T ir o l
                                           MOBIL
     Gemeinden mobil
     Klimafreundliche Mobilität fördern
     Das Tiroler Mobilitätsprogramms hat seinen Aus-       auszutauschen und weiterzugeben. Mit dem Start
     gang 2006 im Pilotprojekt „Gemeinden mobil“           des gleichnamigen Interreg-IV-a Projekts „Gemein-
     genommen als sich zehn Tiroler Gemeinden bereit       den mobil“ in Kooperation von Autonomer Provinz
     erklärten, klimafreundliche Mobilität in ihren Ge-    Bozen-Südtirol und Klimabündnis Tirol, unterstützt
     meinden mit einer breiten Palette von Maßnahmen       vom Land Tirol, erfuhr die kommunale Initiative drei
     zu fördern und die dabei gewonnenen Erfahrungen       Jahre später rasch eine Erweiterung.

     Zielsetzungen von Gemeinden mobil
     Grundlegend für das Mobilitätsprogramm war die        setzt „Gemeinden mobil“ an und versucht in enger
     Überlegung, dass der forcierte Ausbau des öffentli-   Abstimmung mit den Gemeinden, Zugangsbarrieren
     chen Verkehrsangebots sowie des Rad- und Fuß-         für die BürgerInnen zu beseitigen und über ver-
     verkehrs zwar eine zentrale Voraussetzung ist, aber   schiedene Angebote einen Image- sowie Bewusst-
     alleine nicht ausreicht, um große Teile der Bevöl-    seins- und Verhaltenswandel herbeizuführen.
     kerung zum „Umsteigen“ zu bewegen. Genau hier

                                                                                   Foto: Klimabündnis Tirol/Florian Lechner

     Mobilitätsauskunft und Bewusstseinsbildung
     2019 nahmen 48 Gemeinden an der Initiative teil.      Gemeinde-Homepage, lokale Taschenfahrpläne,
     Abhängig von der Größe und von den infrastruk-        Infomappen für Neuzogene, Beiträge in Gemeinde-
     turellen Voraussetzungen bieten die Gemeinden         zeitungen zu Fahrplanänderungen etc. Zur Öffent-
     Mobilitätsauskunft mit unterschiedlichen Mitteln      lichkeitsarbeit gehören ferner die Bewerbung sowie
     an. Beispiele dafür sind: die Ernennung einer/eines   die Teilnahme an der Europäischen Woche der
     Zuständigen am Gemeindeamt für die Mobili-            Mobilität mit dem Autofreien Tag sowie am Tiroler
     tätsauskunft, Informationsschwerpunkte auf der        Fahrradwettbewerb.

12
Vielfältige Maßnahmen im Bereich Infrastruktur
Die Gemeinden fördern klimafreundliche Verkehrs-                               Interreg-V-a Projekts Pro-Byke in ausgewählten Ge-
angebote aber auch über eine Vielzahl von Infra-                               meinden Bestandserhebungen zu Radabstellanlagen
strukturmaßnamen. So beispielsweise im Bereich                                 durchgeführt und mögliche Handlungsoptionen
Öffentlicher Verkehr über eine Verbesserung der                                aufgezeigt. Um die Aufenthaltsqualität im Ortszent-
Ausstattung von Haltestellen. Einige der Gemeinden                             rum zu verbessern, wurden bereits in mehreren Ge-
haben in Ergänzung zum Angebot des Verkehrs-                                   meinden Straßenabschnitte als Begegnungszonen
verbunds Tirol (VVT) sogar ein Mikro-ÖV-Angebot                                gewidmet. Ein weiterer thematischer Schwerpunkt
(Sammeltaxis) ins Leben gerufen. Ein weiterer                                  der Gemeinden liegt in infrastrukturellen Maßnah-
wichtiger Schwerpunkt liegt in der Erweiterung der                             men zur Förderung von Elektromobilität.
Radinfrastruktur. Aktuell werden im Rahmen des

Die Dorfsammeltaxis in den Osttiroler Gemeinden Hopfgarten, St. Veit und St. Jakob im Defereggen stehen Jung und Alt für Fahrten
in der Gemeinde zur Verfügung.
Foto: Gemeinde Hopfgarten/Erik Engel

Austausch und Vernetzung
Seit Beginn der Initiative wird besonderer Wert auf
den Austausch von Erfahrungen, auf die praxisna-
he Vermittlung neuer Ansätze sowie auf die Ver-
netzung gelegt. Veranstaltungen zu bestimmten
Schwerpunktthemen, Evaluierungen sowie die
Auszeichnung mit Tiroler Mobilitätssternen bieten
Kontinuität und den dafür erforderlichen Rahmen
zur Weiterentwicklung der Gemeinden.

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     Tiroler Mobilitätssterne
     Landespreis für vorbildliche Verkehrspolitik
     Seit 2009 vergibt das Land Tirol den Tiroler Mobili-          der Verkehrspolitik mit bis zu fünf „Mobilitätsster-
     tätspreis für Gemeinden. Ähnlich der Sterneaus-               nen“ gewürdigt. Die Landesauszeichnung wurde
     zeichnung in der Gastronomie werden Gemeinden                 2019 bereits zum siebenten Mal verliehen.
     für außerordentliche und innovative Leistungen in

                                                            Die Karte gibt den Stand der
                                                            ausgezeichneten Gemeinden
                                                            im Jahr 2019 wieder.
                                                            Grafik: Energie Tirol

     Dynamisches Auszeichnungssystem und
     Dokumentation
     Mit 94 Gemeinden haben bisher mehr als ein Drittel            Mit dem Mobilitätspreis steht ein dynamisches
     aller Tiroler Gemeinden teilgenommen. Wichtigstes             Auszeichnungssystem zur Verfügung, über das
     Bewertungsinstrument der im Zweijahresabstand                 Erreichtes gewürdigt und Entwicklungspotenziale
     verliehenen Auszeichnung ist der Mobilitäts-Check.            aufgezeigt werden können. Ziel war es, ein Motiva-
     Auf Basis eines umfangreichen Kriterienkatalogs               tions- und Reflexionsinstrument in einem schwieri-
     erfolgt eine systematische Bestandserhebung. Im               gen kommunalen Politikfeld zu schaffen. Die hohen
     Anschluss daran werden mögliche zukünftige Hand-              Teilnahmezahlen und die Erfahrungen, dass viele
     lungsfelder im infrastrukturellen und im kommu-               der in den Evaluierungsprozessen entwickelten und
     nikativen Bereich gemeinsam mit den Gemeinden                 umgesetzten Maßnahmen und Projekte wirksam
     ausgelotet. In einer Zusammenschau bewertet                   sind und die Motivation durch den Qualitätsma-
     schließlich eine unabhängige Jury die Aktivitäten.            nagementprozess erhöht werden konnte, sprechen
                                                                   für den Erfolg und die Akzeptanz des Auszeich-
                                                                   nungssystems.

         Teilnahme und verliehene Sterne (Stand 2019)

       □ 94 Gemeinden mit über 450.000 Einwohner-                     fachbewerbungen der Gemeinden zur
         Innen haben bisher an der Landesauszeichnung                 Evaluierung und Begleitung der Entwicklung).
         „Tiroler Mobilitätssterne“ teilgenommen.
                                                                   □ Vier von fünf Sterne wurden bisher an neun
       □ Rund 240 Mobilitäts-Checks mit Istzustands-                 Gemeinden, drei Sterne an 20 Gemeinden ver-
         Erhebungen sind durchgeführt worden (Mehr-                  liehen.

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Best Practice 1: Virgen
Mobilitätssterne für die Nationalparkgemeinde
Die Osttiroler Gemeinde Virgen konnte mit vier von                               munaler Energiepolitik und Klimaschutz bereits
fünf Sternen und 66 Prozent der umzusetzenden                                    österreichweit etablieren können und zählt auch in
Maßnahmen die bisher höchste Bewertung im                                        der Verkehrspolitik zu den besonders innovativen
Rahmen des Tiroler Mobilitätspreises erzielen. Die                               Gemeinden.
Nationalparkgemeinde hat sich im Bereich kom-

Virgen mobil – Erfolg durch Innovation
Das Erfolgsrezept der bereits mehrfach ausgezeich-                               gerichtet hat. Ein weiteres Beispiel ist die autofreie
neten Gemeinde liegt in der großen Aufgeschlos-                                  Umgestaltung des Virgener Dorfplatzes, die im Zuge
senheit Neuem gegenüber, in ihrer Beharrlichkeit                                 einer Überprüfung des Ortskerns auf Maßnahmen
sowie in der hohen Kreativität bei der praktischen                               zur Verkehrsberuhigung und fußgängerfreund-
Umsetzung. So war Virgen eine der ersten Kommu-                                  lichen Gestaltung im Rahmen des Begegnungs-
nen in Österreich, die ein Mikro-ÖV-Angebot mit                                  zonen-Checks des Landes entstanden ist.
ehrenamtlichen FahrerInnen, das „Virger mobil“, ein-

Die Nationalparkgemeinde hat sich im Rahmen des Begegnungszonen-Checks für die autofreie Widmung des Dorfplatzes entschieden.
Foto: Gemeinde Virgen

E-Carsharing in der Nationalparkgemeinde
Mit dem E-Carsharing „evi“ bietet Virgen eine ge-                                tirol angemietet wird, ist auch als Dienstfahrzeug
meinschaftliche Nutzung eines E-Autos für Fahrten                                für die Gemeinde im Einsatz. Alle Verkehrsangebote
außerhalb der Gemeinde an. „evi“ zielt langfristig                               können über die Homepage der Gemeinde unter
auf eine finanzielle Entlastung von Familien ab, die                             „Virgen mobil“ oder mündlich über die Mobilitäts-
kein Zweitauto anschaffen wollen. Das E-Car, das                                 auskunftsstelle im Gemeindeamt abgefragt werden.
vom Verein „Flugs“ des Regionalmanagements Ost-

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     Begegnungszonen
     Verkehrsberuhigung durch neue Verkehrsorganisation
     Gemeinden können mit der Errichtung von Begeg-                               Fragestellungen, die sich im Zusammenhang mit
     nungszonen die Aufenthaltsqualität in Ortskernen                             der Errichtung einer Begegnungszone stellen. Die
     nachhaltig verbessern. Der vom Land herausgege-                              Gemeinden können außerdem einen vom Land
     bene Leitfaden „mobile 06/16 – Begegnungszonen:                              geförderten Begegnungszonen-Check durchführen
     Kriterien – Gestaltung – BürgerInnenbeteiligung“                             lassen. Dieser ermöglicht eine Erstabschätzung der
     bietet einen Überblick zu den wichtigsten rechtli-                           Situation und zeigt Potenziale und Gestaltungsmög-
     chen Bestimmungen in der Straßenverkehrsordnung                              lichkeiten auf.
     sowie zu den grundlegenden verkehrsplanerischen

     Erstabschätzung durch Begegnungszonen-Check
     Strebt eine Gemeinde die Umwidmung eines                                     durch die BürgerInnen. Nicht zuletzt gilt das auch
     Straßenabschnitts an, sollte möglichst früh damit                            für die Umsetzung der erforderlichen baulichen
     begonnen werden, die Bevölkerung in den Ent-                                 Maßnahmen und die Behinderungen, die durch
     scheidungsprozess einzubinden. Denn die neue                                 Baustellen auftreten können. Umso erfreulicher ist
     Verkehrsorganisation, die unter der Prämisse der                             es, dass es bereits einige gelungene Beispiele in
     gegenseitigen Rücksichtnahme der Verkehrsteil-                               Tirol gibt.
     nehmerInnen steht, erfordert eine breite Akzeptanz

     Im Zentrum von Kufstein sind in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt Straßenabschnitte zu Begegnungszonen umgestaltet worden.
     Foto: Stadt Kufstein/Vanmey Photography

     Gemeinden nehmen die Herausforderung an
     Rund 20 Tiroler Gemeinden haben bisher den Be-                               einer Begegnungszone verbunden sind, ergreift
     gegnungszonen-Check des Landes in Anspruch                                   eine wachsende Zahl von Gemeinden Maßnahmen,
     genommen und eine Vorstudie für bestimmte                                    um den (Durchzugs-) Verkehr zu verlangsamen
     Straßenabschnitte durchführen lassen. Ungeachtet                             und Straßenflächen als Aufenthaltsräume für die
     der hohen Anforderungen, die mit der Errichtung                              EinwohnerInnen zurück zu erobern.

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Best Practice 2: Kufstein
Lebens- und Wirtschaftsraum neu gestalten
Mit der Öffnung der Stadt in Richtung Inn und der                                und das neue Kultur Quartier als Fußgängerzonen
Umsetzung der Begegnungszone am Fischergries                                     gewidmet worden. Nach Jahren des Umbaus lädt die
fiel bereits 2012 der Startschuss zur Neugestaltung                              Festungsstadt heute zum ausgedehnten Flanieren
des Kufsteiner Stadtzentrums als Lebens- und Wirt-                               und Verweilen auf öffentlichen Plätzen und in Stra-
schaftsraum. Sieben Straßenabschnitte sind seit-                                 ßencafés ein.
dem als Begegnungszonen, der Untere Stadtplatz

Die Akzeptanz der BürgerInnen gewinnen
Verändert hat sich in Kufstein nicht nur der Straßen-                            Auch die Haltung der BürgerInnen unterlag einem
raum, der durch eine gleichwertige Nutzung aller                                 Wandel. So ist die anfängliche Distanz und Skepsis
VerkehrsteilnehmerInnen und durch die Schaffung                                  einer Akzeptanz und positiven Stimmung gegen-
von Aufenthaltsbereichen entschleunigt wurde.                                    über dem neuen Verkehrskonzept gewichen.

Die Begegnungszone am Fischergries war die erste von insgesamt sieben Zonen, die seit 2012 in Kufstein realisiert wurden.
Foto: Stadtgemeinde Kufstein/Vanmey Photography

Ohne Frage können nicht alle überzeugt werden,                                   Auch die gute Resonanz der Innenstadtkaufleute
aber weite Teile der Bevölkerung begrüßen die neue                               und die geringe Abwanderung von Betrieben bestä-
Stadtmöblierung mit Sitzgelegenheiten und Be-                                    tigen den von der Stadtregierung eingeschlagenen
pflanzungen sowie den ruhigeren Verkehrsablauf.                                  Weg.

Hohe Anforderungen an die barrierefreie Gestaltung
Eine Herausforderung stellt die barrierefreie Ge-                                Kufstein deswegen bereits taktile Bodeninforma-
staltung der Begegnungszonen dar. Die niveaufreien                               tionen umgesetzt worden, weitere sind in Planung.
Flächen sind zwar für gehbeeinträchtigte Personen                                Bereits 2015 wurde Kufstein vom Land Tirol mit vier
von Vorteil, durch den Verzicht auf Gehsteigkanten                               Mobilitätssternen ausgezeichnet. Erklärtes Ziel der
und auf fixe Querungsstellen fehlen für sehbeein-                                Stadtgemeinde ist es, den eingeschlagenen Weg in
trächtigte Menschen jedoch wichtige Orientie-                                    den nächsten Jahren konsequent fortzusetzen.
rungshilfen. An stark frequentierten Stellen sind in

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     Mikro-ÖV-Systeme
     Anrufsammel- und Bürgertaxis
     Die Zahl der Mikro-ÖV-Systeme in Tiroler Gemein-                                   betrieben werden. Unterschieden werden muss
     den ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten stetig                                 außerdem zwischen Mikro-ÖV-Angeboten, die aus-
     angewachsen. Die Organisationsformen reichen                                       schließlich auf einer vorher festgelegten Linie ver-
     dabei von Rufbussen über Anrufsammeltaxis in Ko-                                   kehren, sowie solchen, die auf Abruf jeden Haushalt
     operation mit Privatunternehmen bis hin zu Bürger-                                 im Gemeindegebiet anfahren.
     und Dorftaxis, die mit ehrenamtlichen FahrerInnen

     Wichtige Ergänzung zum ÖPNV im ländlichen Raum
     Mikro-ÖV-Systeme sind im ländlichen Raum zu                                        Privatunternehmen oder ob in eigener Regie mit
     einer wichtigen Ergänzung des herkömmlichen                                        ehrenamtlichen LenkerInnen gefahren wird, haben
     öffentlichen Personennahverkehrs geworden. Un-                                     die Gemeinden dazu Vereine gegründet, über die sie
     abhängig davon, ob in Zusammenarbeit mit einem                                     den Betrieb abwickeln.

     Als erstes Bürgertaxi in Tirol erhielt das „Virger mobil“ 2006 den Tiroler Umweltpreis.
     Foto: Gemeinde Virgen

     Koordination durch den Verkehrsverbund Tirol (VVT)
     Während die ersten Mikro-ÖV-Projekte noch durch                                    und gewährleistet eine enge Abstimmung mit dem
     das Sachgebiet Verkehrsplanung betreut und ge-                                     bestehenden Linienverkehr. Der VVT stellt langfris-
     fördert wurden, liegt die Zuständigkeit seit 2019                                  tig auch die digitale Verfügbarkeit aller Angebote
     beim Verkehrsverbund Tirol (VVT). Der Verkehrsver-                                 sicher.
     bund unterstützt die Gemeinden in ihrem Anliegen

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Best Practice 3: Defereggental
Ein Anrufsammeltaxi für das Defereggental
Bereits im Jahr 2010 haben sich die drei Osttiroler                              „DefMobil“, ein Kleinbus eines lokalen Taxiunterneh-
Gemeinden Hopfgarten, St. Veit und St. Jakob im                                  mens mit neun Sitzplätzen, pendelte sich rasch auf
Defereggental entschlossen, für das Tal ein flexib-                              eine Frequenz von monatlich durchschnittlich 500
les Anrufsammeltaxi auf die Beine zu stellen. Das                                Fahrgästen ein.

Erfolg des DefMobil führt zur Übernahme in den VVT
Die Bilanz der sieben Betriebsjahre mit rund                                     als Linienverkehrsangebot sprachen. Berechnun-
500.000 gefahrenen Kilometern und 43.000 Fahr-                                   gen zeigten zudem, dass trotz der erforderlichen
gästen führte schließlich zur Übernahme des                                      An- und Rückfahrten zum Standplatz ein vergleich-
DefMobils in den Verkehrsverbund Tirol (VVT), wobei                              bares Angebot mit fixem Linienbusverkehr zwischen
die Wirtschaftlichkeitsberechnungen eindeutig für                                Huben und Staller Sattel mit einer rund doppelt so
eine Weiterführung als Anrufsammeltaxi und nicht                                 hohen Kilometerzahl zu Buche geschlagen hätte.

Seit Herbst 2017 steht in den drei Gemeinden jeweils ein E-Dorftaxi auf Abruf bereit.
Foto: Gemeinde Hopfgarten/Engel

Die „letzte Meile“ mit dem Dorftaxi schließen
Das Thema Verbesserung des öffentlichen Nahver-                                  werden könnte. Überdies bestand der Wunsch, auch
kehrsangebots war für die Defereggentaler Gemein-                                entlegene Weiler an den Nahverkehr anzubinden
deführungen damit aber keineswegs erledigt. Viel-                                und Besorgungsfahrten, Arzttermine etc. für Jung
mehr wurde überlegt, wie die „letzte Meile“ bis vor                              und Alt zu ermöglichen.
die Haustür der GemeindebürgerInnen geschlossen

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e-defMobil 2.0 setzt auf ehrenamtliche FahrerInnen
     Der Startschuss für das „e-defMobil 2.0“ fiel im         Abruf bereit. Anders als das DefMobil sind die drei
     Herbst 2017. Seitdem steht in jeder der drei Ge-         Dorfsammeltaxis auf das Engagement von Gemein-
     meinden werktags ein von der Regionalenergie             debürgerInnen angewiesen, die sich ehrenamtlich
     Osttirol geleastes E-Fahrzeug mit Chauffeur/in auf       als FahrerInnen zur Verfügung stellen.

     Erste Erfahrungen
     Wie bereits das DefMobil sind die Dorftaxis vor allem    transportiert. Mit einer durchschnittlichen Nutzung
     bei den SeniorInnen sowie bei den Kindern und            von 25 Fahrgästen pro Tag bzw. 550 im Monat weist
     Jugendlichen beliebt. Im Unterschied zum DefMo-          das erste Betriebsjahr des neuen Mikro-ÖV-Ange-
     bil werden mit den Sammeltaxis keine Feriengäste         bots in eine positive Zukunft.

     Einsatz von Elektroautos im alpinen Raum
     Teil des geförderten Projekts ist es auch, Erfahrun-     währt. Einziger Wermutstropfen ist die Reichweite
     gen über den Einsatz von E-Pkws auf Bergstrecken         im Winter: Durch den doppelt so hohen Verbrauch
     zu sammeln. Trotz fehlendem Allradantrieb haben          kann der Tagesverkehr nur knapp abgedeckt wer-
     sich die Elektroautos bisher überraschend gut be-        den.

         Daten und Fakten zum Mikro-ÖV-Angebot

       □ 2010 gründeten die Gemeinden Hopfgarten,               Gemeinde zusätzlich ein eigenes Dorftaxi, das
         St. Veit und St. Jakob i.D. einen Trägerverein, um     „e-defMobil 2.0“, einzurichten. Die Sammeltaxis
         in Kooperation mit einem regionalen Taxiunter-         verkehren werktags als Zubringer zu den
         nehmen im Defereggental ein Anrufsammeltaxi,           Bushaltestellen, für Einkaufsfahrten, Arztbe-
         das „DefMobil“ zu betreiben.                           suche etc. und sind bis vor die Haustüre der
                                                                GemeindebürgerInnen abrufbar.
       □ Bereits nach einem Betriebsjahr pendelten sich
         die Fahrgastzahlen des DefMobil bei durch-           □ Im Unterschied zum DefMobil werden die Dorf-
         schnittlich 500 Fahrgästen im Monat ein. Das           taxis nicht privat betrieben, sondern von ehren-
         Anrufsammeltaxi trägt damit entscheidend zur           amtlichen FahrerInnen gelenkt.
         Verbesserung des öffentlichen Personennah-
                                                              □ Sowohl das DefMobi als auch e-defMobil 2.0
         verkehrs im Tal bei und wird aufgrund der Aus-
                                                                wurden von Beginn an als Ergänzung und in
         lastungszahlen seit 2018 im Verkehrsverbund
                                                                enger Abstimmung mit dem öffentlichen Nah-
         Tirol (VVT) geführt.
                                                                verkehrsangebot konzipiert.
       □ Im Herbst 2017 entschlossen sich die drei
         Defereggentaler Gemeinden, ihre erfolgreiche
         Zusammenarbeit fortzusetzen und in jeder

20
T ir o l
                                                                              MOBIL
E-Carsharing in Gemeinden
E-Carsharing stößt auf reges Interesse
Seit Herbst 2018 unterstützt das Land Tirol im                              Einhaltung weiterer Bedingungen geknüpft. Eine
Rahmen des Tiroler Mobilitätsprogramms den Neu-                             Förderung durch den Bund bleibt davon unberührt.
ankauf bzw. das Leasing von Elektroautos mit bis                            Nach einem Jahr (Stand Oktober 2019) bieten
zu 3.000 Euro pro Fahrzeug. Der Einmalzuschuss ist                          bereits 27 Tiroler Gemeinden ihren BürgerInnen
an eine Mindestlaufzeit von drei Jahren und an die                          E-Carsharing an.

Impulsförderung für E-Carsharing im Verbund
Die Verpflichtung zur Einhaltung bestimmter Be-                             Überdies muss eine Buchungsplattform gewählt
dingungen soll sicherstellen, dass in den Gemein-                           werden, die mit dem Auskunftssystem des Ver-
den keine Insellösungen, sondern homogene, in                               kehrsverbunds (VVT) kompatibel ist. Dadurch wird
das öffentliche Verkehrsnetz integrierbare Systeme                          gewährleistet, dass die lokalen Carsharing-Ange-
entstehen. So werden nur E-Carsharing-Projekte                              bote in den Vertrieb des VVT übernommen werden
unterstützt, die öffentlich zugänglich sind und zum                         können.
vorgegebenen Einheitstarif angeboten werden.

Hohes Engagement erforderlich
Die hohen Anforderungen, die ein kommunales                                 einer Mitnutzung durch die Gemeinde und an einer
E-Carsharing an eine Gemeinde stellt, dürfen nicht                          regelmäßigen aktiven Bewerbung des E-Carsharings
unterschätzt werden. Das gilt auch dann, wenn die                           vorbei. Wie bei so vielem hängt auch in diesem Fall
Anschaffung und der Betrieb ausgelagert sind. Auch                          der Erfolg vom Engagement und der Vorbildwirkung
führt nach den bisherigen Erfahrungen kein Weg an                           der Gemeinde ab.

Das E-Car der Gemeinde Aschau im Zillertal kann sowohl von Einheimischen als auch von Gästen über das Internet gebucht werden.
Foto: Gemeinde Aschau im Zillertal

                                                                                                                                  21
en
                                                                                                             G e m e in d
                                                                                                              MOBIL
     Best Practice 4: Aschau imAschauerLeben
                                Zillertal
                                 Seite 10

     Carsharing-Pionier      im Zillertal
                  Ein Elektroauto für alle steht am Bahnhof bereit.
                                                                                                 1 RegistRieRen:
                                         flo - Mia hen eMobil                                    Registriere dich online unter www.aschau.flo-mobil.com

     Die 1.900-EinwohnerInnen-Gemeinde
                           Bei der Gemeinderatssitzung Aschau        warhat sich der Ge-
                                                          am 02.05.2018
                           meinderat auf Anraten und Vorbereitung durch den Energie-
     2018 die erste Gemeinde        im  Zillertal,    die   sowohl
                           ausschuss dazu entschieden, eine E-Ladestation am Bahnhof
     Einheimischen als auch      Gästen
                           in Aschau         ein Gemeinschafts-
                                      zu errichten sowie ein E-Carsharing umzusetzen. Als
                           erste Gemeinde im Zillertal bietet Aschau, in Zusammenarbeit
     auto zur Nutzung anbot.
                           mit den Stadtwerken Wörgl, diesestationier-
                                   Das   am    Bahnhof         innovative Mobilitätslösung
     te Elektroauto ist attraktiv    ausgestattet
                           an. Mit den                    und verfügt
                                         günstigen Einstiegstarifen, bei dem man aus zwei
                           Preismodellen auswählen kann, möchten wir sowohl regelmäßi-
     über eine gute Reichweite.       Am     Aschauer       Bahnhof

                                                                                                                                                             shutterstock
                           ge als auch sporadische Nutzer ansprechen.
     befinden sich außerdem        zwei E-Ladestationen.
                           Das Elektroauto   namens „flo“ – ein flotter Hyundai Ioniq –
                                 punktet mit attraktiver Ausstattung und guter Reichweite und
                           steht am Bahnhof in Aschau für alle zur Verfügung.                    2 abholung mobilitätskaRte:
     Bereits im Frühjahr 2018     hat sich die Gemeinde ent-                                     Anschließend erhältst du in der Gemeinde deine
     schieden, für vier Jahre   ein E-Auto
                           RABATTAKTION:           samt
                                               Keine        digitalemkeine Kilometer-
                                                      Anmeldegebühr,                             Mobilitätskarte (=Autoschlüssel), Führerschein mitnehmen.
                           kosten + Grundgebühr für Nutzer aus Aschau im Zillertal               Die Mitarbeiter im Gemeindeamt erklären kurz
     Anwendungsprogramm          zudieleasen.
                           Kunden,                 Dieanmelden
                                        sich in Aschau    Verwaltung
                                                                   bekommen die Pre-             die wesentlichen Details des Autos.
     des Carsharings gestaltet     sich einfach:
                           miummitgliedschaft            Nur
                                                 bis 31.08.     am und zahlen zudem
                                                            geschenkt
                           keine Kilometergebühr. Außerdem entfällt die Anmeldegebühr.
     Beginn, bei der Registrierung
                           Die Buchung desneuer
                                             Hyundai NutzerInnen,         ist 3 Euro pro
                                                       Ioniq kostet somit nur
     die Gemeinde eingebunden
                           Stunde ohneund       nimmt
                                         zusätzliche  Kosten.die  Führer-erhalten alle
                                                              Anschließend
                           Nutzer eine Informationsmail und werden, sofern nicht anders
     scheindaten auf, lässtgewünscht,
                              die Nutzungsvereinbarung
                                       in den FLEX-Tarif ohne Grundgebühr überführt. Es
     unterzeichnen und übergibt         anschließend
                           entstehen also  keinerlei monatlicheden
                                                                 Kosten.

     „Autoschlüssel“ (Mobilitätskarte).          Nach einer kurzen
                            PRemium taRif: monatliche Grundgebühr nur Euro 4,90
     Einführung in die Bedienung         des    E-Cars      kann ge-
                           Als Premiumkunde zahlst du eine kleine monatliche Grundge-
     startet werden.       bühr und erhältst im Gegenzug einen günstigeren Tarif. Optimal
                                 für Vielfahrer und Sparfüchse!                                  3 e-caR „flo“ ReseRvieRen:
                                                                                                 Am PC oder über das Handy kannst du dir deinen „flo“
     Der Alltagsbetrieb des   Elektroautos
                          Premiumtarif    - Tag wird ausschließ-
                                                            Premiumtarif - Nacht
                                                                                                 online buchen. Selbstverständlich stehen dir auch
                          Zeitraum 7.00 - 19.59 Uhr         Zeitraum 20.00 - 6.59 Uhr
     lich über die Buchungsplattform
                          3 Euro / Stunde     im   Internet      ab-
                                                            1 Euro / Stunde                      die „flo´s“ in anderen Gemeinden zur Verfügung.

     gewickelt. Bei Verfügbarkeit     am Bahnhof ist
                          0,20 Euro / Kilometer             0,20eine
                                                                 Euro / Kilometer

     Reservierung unmittelbar      möglich.
                           flex taRif:            Treten Grundgebühr
                                          ohne monatliche    Schadens-
     fälle auf oder sind Wartungsmaßnahmen
                          Du willst eCarsharing testen odererforder-
                                                            nutzt das Angebot nur selten?
                          Im FLEX - Tarif kannst du flo ganz ohne monatliche Grundge-
     lich, werden diese direkt   überHyundai
                          bühr mieten.    den Verleaser          abge-
                                                 Ioniq (200 km Reichweite)
     wickelt.             FLEX – Tarif
                                 Zu jeder Tages- und Nachtzeit
                           5 Euro / Stunde
     E-Carsharing ist im ländlichen         Raum kein Selbst-
                           0,20 Euro / Kilometer
     läufer. Vor allem bei der Bewerbung des neuen
     Angebots sind die Unterstützung             und der
                            voRteile des E-Carsharing     fürEinfalls-
                                                             den Gemeindebürger                  4 losfahRen
                           - schnelle Registrierung
     reichtum der Gemeinde         gefragt. Um die Auslastung
                           - flexible Leihzeiten
                                                                                                 Nach der Buchung musst du den „flo“ von seinem Standort
                                                                                                 nur noch mit der Mobilitätskarte abholen und losfahren.
     zu erhöhen, wird in Aschau          das E-Auto
                           - kein bürokratischer Aufwandsowohl vom
                           - evt. keine Anschaffung eines Zweitautos
     Bürgermeister als auch      von den MitarbeiterInnen
     für auswärtige Dienstfahrten
                             WIR SUCHEN   nach Innsbruck und
                             ehrenamtlichen Fahrer
     Schwaz genutzt.         für das Elektroauto, der
                                   ältere Menschen zum Arzt
     Nach einem Jahr Erfahrung       zieht
                            bringt oder       die Gemeinde
                                        Alltägliches er-            eine
                            ledigt. Bei Interesse bitte
     erste positive Bilanz. Dennoch,       es   bleibt
                            im Gemeindeamt Aschau
                                                         genug      zu
                                                          e-Carsharing
     tun, um klimafreundliches
                            melden Autoteilen noch        fürstärker
                                                              alle die Kosten sparen
                                                          und Umwelt schonen wollen.
     in den Köpfen der GemeindebürgerInnen zu ver-
                                                                                                Bildleiste: Screenshot Gemeindezeitung Aschau i.Z.
     ankern.                                                                                    aschauimzillertal.com/links/aschauer-leben-2/publication/
                                                                                                aschauerleben-46-ausgabe-juni-2018/5

       Beratungsangebot zu E-Carsharing

       Der Bezug der Impulsförderung für E-Carsharing                                 Gemeinden, zu Carsharing-Angeboten mit ersten
       ist an einen Mobilitäts-Check gebunden, der eine                               Kostenschätzungen sowie zu anderen wichtigen
       umfassende Planung bereits zu Beginn der Maß-                                  Fragen und Konditionen bietet die Impulsbe-
       nahme sichergestellt. Einen guten Überblick zu                                 ratung von Energie Tirol im Rahmen der Tiroler
       den praktischen Erfahrungen aus Carsharing-                                    Energiestrategie „Tirol 2050 energieautonom“.

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T ir o l
                                                                                                     MOBIL
Interreg-IV-a Mobilität ohne Barrieren
Auf neuen Wegen zu klimafreundlicher Mobilität
Dem Abbau von Barrieren im Bereich der Nahmo-                                nerInnen aus Tirol und Südtirol lag mit SeniorInnen,
bilität war das Interreg-IV-a Projekt Italien-Öster-                         Frauen mit Kindern sowie MigrantInnen auf Ziel-
reich „Mobilität ohne Barrieren in Tirol und Südtirol“                       gruppen, die auf Nahmobilität besonders angewie-
(2011-2014) gewidmet. Der Fokus der Projektpart-                             sen sind.

Angebote zum Abbau von Barrieren
Ausgehend vom Befund, dass trotz Verbesserungen                              Gewohnheiten und Imagegründe“ identifiziert und
im ÖPNV-Angebot sowie in der Infrastruktur für den                           Module zum Abbau dieser Barrieren entwickelt. Im
Rad- und Fußverkehr keine größeren Verschiebun-                              Folgenden werden verschiedene Angebote, die im
gen im Modal-Split erkennbar waren, wurden als                               Zuge des Projekts entstanden sind und bis heute
Ursachen für die geringe Akzeptanz unter anderem                             auf reges Interesse stoßen, vorgestellt.
Barrieren wie „Informationsdefizite, Vorurteile sowie

„Senior mobil“ hilft bei der Bedienung
von Fahrkartenautomaten
Vom Start weg konnten sich die ehrenamtlich                                  wird auf Anfrage auch die praktische Bedienung von
engagierten BeraterInnen von „Senior mobil“ über                             Fahrkartenautomaten vermittelt. Darüber hinaus
eine große Nachfrage freuen. Auf Initiative und in                           werden auch allgemeine Fahrplananfragen zum
Zusammenarbeit mit den ÖBB entstanden, sind sie                              Tiroler Nahverkehr sowie zu Zugreisen in Österreich
in allen Tiroler Bezirken vertreten. Neben Vorträgen                         und ins Ausland beantwortet.
für Seniorenvereine zu Neuerungen im Bahnverkehr

„Senior mobil-BeraterInnen“ führen in die Bedienung von Fahrkartenautomaten ein.
Foto: Klimabündnis Tirol/Florian Lechner

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Ich bin mobil –
     ÖV-Workshop für Migrantinnen
     Ein weiteres Angebot fördert die Nutzung von Bus
     und Bahn durch MigrantInnen. Die größten Hinder-
     nisse liegen hier in mangelnden Sprachkenntnissen,
     Unsicherheiten im Verhalten und nicht zuletzt in
     kulturellen Barrieren. In einem eigens entwickelten
     Workshop-Format werden in leicht verständlicher
     Form sprachliche Hilfestellungen wie notwendige
     Vokabeln, Redemittel und Redewendungen unter-
     stützt durch Illustrationen vermittelt. Auf einer
     Exkursion mit Bus und Bahn können das Erlernte in
     der Praxis geübt und Unsicherheiten unmittelbar       Lehrmittel zum Workshop „Ich bin mobil“: In die Sprechblasen können
                                                           Vokabeln und Redemittel geschrieben werden.
     beseitigt werden.                                     Grafik: Klimabündnis Tirol

     E-Bike-Schnupperkurse für SeniorInnen
     Mit den „E-Bike-Schnupperkursen für SeniorInnen“      Die Inhalte reichen von einfachen Gleichgewichts-,
     wurde bereits sehr früh ein Thema aufgegriffen, das   Fahr- und Bremsübungen über die Vermittlung von
     erst durch den E-Bike-Boom und durch die Häufung      Besonderheiten und Gefahren von Pedelecs bis hin
     von Unfällen mit Beteiligung von SeniorInnen viru-    zu wertvollen Tipps für den Kauf und die Wartung.
     lent geworden ist. Die Kurse für mehr Fahrsicher-     Die Kurse werden in Kooperation mit Gemeinden
     heit weisen einen Theorie- und einen Praxisteil auf   und/oder Vereinen durchgeführt.
     und werden in den Sommermonaten angeboten.

     Foto: Klimabündnis Tirol/Florian Lechner

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