UMNUTZUNG - BERGHILFE MAGAZINNR. 113 | HERBST 2021 - SCHWEIZER BERGHILFE
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Umnutzung Liebe Freunde der Schweizer Berghilfe, liebe Leserinnen und Leser Das Leben besteht aus Veränderungen. Das sieht man im Grossen, zum Beispiel im gesellschaftlichen Wandel, den die Digitalisierung auslöst, aber auch im Kleinen. Sei es in Dorfgemeinschaften, in Betrieben oder in der Familie: Neue Ideen, personelle Änderungen oder zusätzli- cher Nachwuchs können den Alltag umkrempeln. Und dann passt plötzlich die vorhandene Infrastruktur nicht mehr. Man könnte die unbrauchbar gewordenen Gebäude abbrechen – oder das machen, was Leute in den Bergen ganz besonders gut können: umnutzen. Es gibt unzählige Gebäude in den Schweizer Bergen, die im Laufe ihres Bestehens schon die unterschiedlichsten Zwecke erfüllt haben. In diesem «Berghilfe Magazin» schauen wir uns ein paar der jüngsten Umnutzungen etwas genauer an. Zum Beispiel das ehemalige Schulhaus, das zur Lodge wurde, das Einfamilienhaus, das neu eine Kinder- krippe ist, oder das zu kleine Bauernhaus, das kurzerhand zum Stall umgebaut wurde. Mir persönlich gefallen diese Umnutzungsprojekte beson- ders gut. Sie zeigen, dass nicht alles Alte wertlos ist und dass gute Ideen und Improvisationstalent manchmal mehr bewirken können als ein riesiges Baubudget. Aber auch wenn viel Eigenleistung erbracht und stark auf die Kosten geschaut wird: Eine solche Investition ist meist für die Beteiligten ein riesiger «Lupf», den sie nicht ganz aus eige- ner Kraft stemmen können. Da helfen wir gerne mit. Freundliche Grüsse Regula Straub Co-Geschäftsführerin 2
Berghilfe Magazin Herbst 2021 4 Spielen und toben Projektstandorte statt wohnen 4 Kita Raggiodisole, Acquarossa TI 6 Abri’cottage, Trient VS 8 Stallneubau, Hergiswil LU Im Tessin wird aus 10 Seilerhütta, Vättis SG einem Einfamilienhaus 11 Gadmer Lodge, Gadmen BE eine Kinderkrippe. 12 Gasthaus Friedegg, Wildhaus SG 16 Alpage de la Peule, Le Ferret VS 12 8 10 11 4 6 16 6 11 Ferien geniessen Fein essen statt statt Getreide lagern Schulbank drücken Im Unterwallis macht eine innovative Familie aus einem alten Kornspeicher ein Ein Dorf kämpft gegen die Abwanderung Chambre d’hôtes. und baut das leerstehende Schulhaus zur Lodge um. 3
Znüni in der Kita Raggiodisole: Flavia Pace, die Betreuerin und Kitaleiterin, verteilt Früchte. AUS WOHNHAUS WIRD KINDERKRIPPE Mit den Kindern auf Augenhöhe von Alexandra Rozkosny Bis vor einem Jahr gab es im ganzen Blenio- Tal südlich des Lukmanierpasses keine ausser- familiäre Kinderbetreuung. Dank dem grossen ACQUAROSSA | TI Das kaum zwei- jährige Mädchen klettert die Treppe Engagement von Giuliana Colombini, ihrem zu einem Holzkasten hoch, der mitten Komitee und einer überraschenden Lösung der im Spielzimmer steht. Oben hält sie sich an den Stäben des Geländers Handwerker konnte eine Kita in Acquarossa fest, lächelt die Betreuerin und Kita- öffnen. Mit Erfolg. leiterin Flavia Pace zufrieden an und legt sich dann auf die Wickelmatte. Den Kletterkasten liess das Team der Kinderkrippe Raggiodisole extra bauen. So können auch die Kleinsten selber zum Wickelplatz klettern. Das macht Spass, aber auch stolz. 4
Berghilfe Magazin Herbst 2021 Denn das war für das Kita-Team von Herausforderung: die sanitären Anla- Anfang an zentral: Räume schaffen, gen. Aus einem Lavabo etwa mussten in denen die Kinder rasch so viel wie deren zwei werden. Die Handwerker möglich selber machen können. Vom fanden eine überraschende Lösung. Umziehen und Spielsachenholen bis Sie «packten» die Badewanne in einen zum Essenschöpfen und Sich-schla- wasserdichten Kasten, auf den sie fen-legen. Alles ist auf Kleinkinder- ein langes Lavabo mit zwei Wasser- höhe. Möbel für Erwachsene gibt’s hähnen platzierten. praktisch nur im Büro. Zur Eröffnung im Sommer 2020 Eigenes Haus angeboten durften die drei Kita-Betreuerinnen Bis zum ersten Mal Kindergeschrei acht Kinder willkommen heissen. Es durch die Kita schallte, waren viel sprach sich rasch herum, dass sich Arbeit und Geduld nötig. «Nach zwei die Kleinen hier sehr wohl fühlen. In- Viel Arbeit gab es auch vor Jahren Arbeit hatten wir alle Bewilli- zwischen haben 14 Kinder einen eige- dem ehemaligen Einfamilien- gungen beisammen – auch dank der nen Kleiderhaken, eine eigene Wä- haus: Aus einem Kiesplatz wurde ein Spielplatz. Unterstützung aller Gemeinden im schekiste und viel Platz drinnen und Blenio-Tal», sagt die Vereinspräsiden- draussen, um die Welt zu erkunden. tin Giuliana Colombini. Was nun noch «Im November werden wir fast aus- fehlte, war ein geeigneter Ort. «Und gebucht sein», freut sich Flavia Pace. da half uns das Glück», sagt die quir- lige ehemalige Lokalpolitikerin. Sie Nur einen Wermutstropfen gab es: fragte eine Frau in Acquarossa, die Die Nachbarin musste noch vor der gut in der Gemeinde vernetzt ist, ob Eröffnung altershalber ins Heim «Neues Leben in sie von geeigneten Räumen wisse. Zur zügeln. Und wegen der Corona-Krise Überraschung von Colombini bot die durften lange keine externen Besu- Frau kurzerhand eines ihrer beiden Häuser an. Daneben wohnte eine über cher in die Kita kommen. Erst diesen Juni konnte Colombini die bald altem Haus» 100-jährig Dame. Auch sie freute 103-jährige Dame einladen, damit sich auf neues Leben vor dem Haus. sie sich das verwandelte Haus anschauen konnte. Badewanne in Labavos verwandelt Knifflig war dann der Umbau, weil das einstöckige Haus möglichst wenig verändert werden sollte. Die grösste Im Badezimmer ist fast alles auf Kleinkinderhöhe: Da macht sogar das Händewaschen Spass. 5
Wer eine solche Stube hat, freut sich richtig auf ein paar Tage Regenwetter. AUS ALTEM KORNSPEICHER WIRD CHAMBRE D’HÔTES Gemütlichkeit TRIENT | VS Von Trient haben wahr- scheinlich die meisten Schweizerinnen am Fusse und Schweizer noch nie etwas gehört. Das Dorf liegt im Unterwallis, ennet dem Col de la Forclaz, und nach Mar- des Mont Blanc tigny reist man nicht weniger lang als nach Chamonix. Aus dem französi- schen Nobel-Skiort stammt Tania Sa- vioz ursprünglich. Als sie ihren Mann von Max Hugelshofer Bertrand kennenlernte, zog sie erst zu ihm in die Nähe von Martigny. Doch ihre gemeinsame Liebe für die Berge brachte die beiden bald dazu, sich nach einem etwas höher gelegenen Eine Unterkunft so schön, dass man am Daheim umzuschauen. Fündig wurden sie in Trient, ziemlich genau in der liebsten immer drinnen bleiben würde. Das Mitte zwischen ihren Heimatorten. haben Tania und Bertrand Savioz aus einem Von dort aus pendelt Bertrand nun alten Kornspeicher gemacht, der in ihrem schon seit fast 20 Jahren zur Arbeit Garten stand. ins Tal hinunter, Tania hat eine Teilzeit- 6
Berghilfe Magazin Herbst 2021 Als Bertrand Tania nach einer Gemein- deratssitzung von dem Problem er- zählte, meinte sie: «Was ist mit dem alten Raccard bei uns im Garten? Da könnten wir doch eine Unterkunft draus machen.» Der Raccard, das ist ein jahrhundertealter Getreidespei- cher, der beim Kauf des Wohnhauses mit dabei war, aber seither nie richtig genutzt wurde. Was zuerst im Scherz gemeint war, entwickelte sich bald zum ernsthaften Projekt der ganzen Familie. «Gemeinsam malten wir uns Der alte Kornspeicher (links) wurde aus, wie unser neues Chambre d’hotes gekonnt mit dem neuen Teil verbunden. aussehen sollte, zeichneten Pläne, holten Offerten ein.» Mit Liebe fürs Detail Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen. Das «Abri’cottage», wie Savioz’ ihr Bijou nennen, besteht aus zwei Teilen. Im alten Speicher die hier Unterschlupf finden – und ist das Hauptschlafzimmer unterge- gerne auch mal eine Woche am Stück bracht, Küche, Stube, Bad und ein bleiben. Seit gut einem Jahr haben weiteres Schlafzimmer sind in einem Savioz’ ihr Angebot auf den einschlä- neu erstellten Anbau. Alles ist mit gigen Buchungsplattformen und ihrer einem Blick fürs Detail gebaut und eigenen Website aufgeschaltet. Von sehr liebevoll eingerichtet und deko- Anfang an war das «Abri’cottage» fast riert. Eigentlich viel zu schön für eine durchgehend belegt. «Es ist schön, kurze Übernachtung zwischen zwei Kontakt mit Leuten aus der ganzen Wanderetappen. «Unsere Gästeschaft Schweiz zu haben», sagt Tania. Auch ist komplett anders als wir uns das die Begeisterung ihrer Gäste macht ihr ursprünglich vorgestellt hatten», er- Spass. Die ist so gross, dass viele zählt Tania. Es sind nicht Weitwande- schon vor der Abreise einen weiteren stelle beim örtlichen Wasserkraftwerk. rer, sondern vor allem Ruhesuchende, Aufenthalt buchen. Die beiden Töchter im Teenageralter sind sowieso hier zu Hause, aber auch Tania und Bertrand haben sich voll ins Dorfleben integriert. Bertrand ist Tanja Savioz liebt seit einigen Jahren sogar Gemeinde- ihre neue Rolle als präsident von Trient. In dieser Funk- Gastgeberin. tion wurde er auf die Problematik auf- merksam, dass im Dorf zu wenige Übernachtungsplätze angeboten wer- den. Denn so abgelegen Trient auch sein mag, für eine bestimmte Gruppe von Touristen liegt es quasi am Weg: Für all die Wanderer und Alpinisten, welche die zehntätige «Tour du Mont Blanc» absolvieren, die über rund 170 Kilometer und gut 10 000 Höhen- meter rund um den höchsten Berg der Alpen führt. Das sind mehrere Zehn- tausend pro Jahr, und viele von ihnen wollen nicht im Zelt übernachten. 7
AUS WOHNHAUS WIRD STALL In der Küche fressen jetzt die Kühe von Alexandra Rozkosny Die Felbers standen wie viele Bauernfamilien vor der Betriebsübergabe an den Sohn. Und vor der Frage, wie sie oberhalb von Hergiswil an steiler, beengter Lage aus einem Anbinde- einen Laufstall machen. Sie fanden eine ungewöhnliche Lösung. HERGISWIL | LU Hinter Josef Felber Nur mit Holz geheizt und seiner Frau Helen strecken Kühe 1911 hatten die Grosseltern den Hof ihre Köpfe durch Metallstäbe zum gekauft. Die Wohnverhältnisse waren frischen Gras hin. Von drei Seiten bescheiden, erst 1979 installierte kommen die Tiere ans Futter. Da, wo die Familie eine Badewanne. Doch ge- das Gras liegt, befand sich über 100 heizt wurde weiterhin mit Holz und Jahre lang die Küche des Wohnhauses, halt nur Küche und Stube. Das Bade- und wo heute die Kühe ein- und aus- zimmer blieb kalt. Das war für die gehen, lagen Stube und Badezimmer. 59-jährige Helen das Schlimmste: Hier war einmal die Oben, wo jetzt das Heu gelagert «Ich habe darin Winter für Winter ge- Küche: Helen Felber wird, schlief die damals achtköpfige froren.» Doch zumindest einmal erwies und ihre Enkelin ver- teilen Gras im neuen Familie. Das alte Wohnhaus ist zu sich der Holzofen als Vorteil. Dann, Laufstall. einem grosszügigen Laufstall gewor- als der Sturm Vivian im Winter 1990 den, in dem neu 22 Kühe samt Kälbern über die Schweiz fegte. Unten in Her- Platz finden. Im alten Stall hatten giswil fiel der Strom tagelang aus, hier nur 12 Milchkühe Platz gehabt. oben auf dem Hof konnte ein Teil der Familie dank der Holzheizung bleiben und zu den Tieren schauen. Haus selber ausgehöhlt Doch als Josef Felber begann, die Hof- übergabe an den Sohn vorzubereiten, wurde klar: Für zwei Familien wurde es im alten Wohnhaus schlicht zu eng. Und um den Hof rentabel zu halten, Der Hof der Familie Felber liegt zuoberst an einem steilen Hang: Vorne rechts das alte Wohnhaus, hinten in der Mitte das neue. 8
Berghilfe Magazin Herbst 2021 war eine Umstellung auf Mutterkuh- haltung mit Laufstall sinnvoll. So ent- schieden sich die beiden Familien, zuerst mit eigenen Mitteln oberhalb des alten Wohnhauses ein neues zu bauen und dann mit Unterstützung der Berghilfe das alte Haus in einen Laufstall umzuwandeln. «Um die Kos- ten niedrig zu halten, höhlten Stefan und ich das Haus während einem Jahr selber aus», sagt Josef Felber. Der Umbau sei schon speziell gewesen, findet der 64-Jährige etwas wehmütig. Seine Frau hingegen ist schlicht glücklich: «Das schönste am neuen Wohnhaus ist das Badezimmer», sagt Helen Felber, «es ist warm und hat eine Bodenheizung.» Drei Generationen können dank dem Neubau zusammenwohnen. 9
Die «Seilerhütta» und die da- zugehörige Terrasse bieten eine wunderschöne Aussicht ins Taminatal. Erreicht werden kön- nen sie ganz einfach mit dem kleinen, roten Bähnlein. AUS SEILBAHNSTATION WIRD BEIZLI Schwebend zum kalten Plättli sich die Vorstandsmitglieder der Korporation Gedanken, wie sie den Vättnerberg attraktiver machen könn- ten. Gleichzeitig war Jolanda Hobi Hengartner, die im Winter ein Pisten- Mehrere Jahrzehnte lang stand die Bergstation beizli führt, auf der Suche nach einer der Seilbahn Vättnerberg leer. Bis die Seilbahnkor- Möglichkeit, auch im Sommer arbeiten zu können. Ein zufälliges Treffen, ein poration daraus ein gemütliches Beizli machte. Gespräch, und schon war die Idee Die kleine Seilbahn fährt seither deutlich häufiger. der «Seilerhütta» geboren. Mehrere Monate und sehr viel Fronar- VÄTTIS | SG Unten liegt Vättis, hoch Vättnerberg zu erreichen. 1972 ging beit später konnte Pächterin Jolanda oben thront der Monte Luna. Dazwi- dann die Ära der offenen Kabine zu mit ihrem Beizli in die erste Saison schen? Scheinbar nichts als steile Ende. Damals wurde praktisch eine starten. Heute, zwei Jahre später, hat Felswände. Doch dieser Schein trügt. neue Bahn erstellt. es sich herumgesprochen, dass man Hat man die erste Wand überwunden, auf dem Vättnerberg nun auch ein- wird das Gelände flacher, fast schon Um die neue Technik unterzubringen, kehren und etwas Feines essen kann. lieblich. Willkommen am Vättnerberg. musste sogar eine neue Bergstation Es kommen mehr Wanderer, aber auch Vor Jahrhunderten hatten sich hier gebaut werden. Das alte Stations- die Einheimischen setzten sich ab und die Walser niedergelassen und dem häuschen hatte seinen Dienst getan. zu ins Bähnli, um sich bei schönster Land eine karge Existenz abgetrotzt. Jahrzehntelang stand es leer. In der Aussicht auf der Terrasse einen Kaffee Später wurden die kleinen Ställe und Zwischenzeit wurden die Sicherheits- oder ein Feierabendbier zu genehmi- Wohnhütten von den Bauern im Tal als vorschriften für Seilbahnen laufend gen. Maria Kressig, seit Jahrzehnten Maiensässe genutzt, also als Voralp, strikter. Und der Betrieb somit immer Präsidentin der Korporation, kann von auf die man im Frühling und im Herbst aufwendiger und teurer. Zu teuer deutlich angestiegenen Billettver- zieht. So läuft das heute noch. Aller- für die Bauern und Ferienhüttenbesit- käufen berichten. Sie selbst kommt dings wird nur noch eine Handvoll zer alleine. Also mussten zusätzliche nur schon wegen Jolandas Birnenbrot der verstreut liegenden Hütten land- Einnahmen her. Es nutzten zwar schon gerne in der «Seilerhütta» vorbei. wirtschaftlich genutzt. Und noch vereinzelt Wanderer und Ausflügler Und ihr gefällt, was sie jeweils sieht: einen grossen Unterschied gibt es: die Bahn, aber weil es auf dem Vätt- «Den Leuten ist es wohl hier. Der die Seilbahn. Bereits seit 1931 ist kein nerberg keine Einkehrmöglichkeit gab, Vättnerberg ist zum Leben erwacht, Fussmarsch mehr nötig, um den waren es nicht viele. Also machten wird aber auch nicht überrannt.» (max) 10
Berghilfe Magazin Herbst 2021 AUS EHEMALIGEM SCHULHAUS WIRD LODGE Hotel mit Turnhalle Sie steht wie nichts anderes für das Ende vom Niedergang und den erneuten, vorsichtigen Aufstieg eines Bergdorfs: die Gadmer Lodge. Und sie ist wohl eines der wenigen Hotels mit eigener Turnhalle. GADMEN | BE Es herrscht viel Betrieb in der fehlten Übernachtungsmöglichkeiten. Da bot Gadmer Lodge. Im Restaurant sitzen die Einhei- sich das ehemalige Schulhaus geradezu an. mischen beim Kaffee, während Gastgeberin Thomas Huber war damals Gemeinderat. «Wir Silvia Kaufmann an der Rezeption ein junges wollten etwas schaffen, das neues Leben bringt, Paar aus dem Unterland begrüsst. In der Küche aber auch in der Bevölkerung verankert ist», laufen die Vorbereitungen für das Mittagessen sagt er. Die Gemeinde als Besitzerin der Schul- auf Hochtouren. Das Haus mitten im Dorf Gad- anlage stiess das Projekt an, übergab dann aber men lebt. Wieder. Denn das war nicht immer so. rasch an eine neu gegründete Genossenschaft, der heute das Hotel gehört. Aus dem Projekt- Früher herrschte hier Kindergeschrei. Die heu- leiter Thomas Huber wurde Genossenschafts- tige Lodge wurde in den 1960er-Jahren als präsident Thomas Huber. Genossenschafter gibt Schulhaus gebaut und auch lange so genutzt. es rund 270. Einige Auswärtige sind dabei – Doch mit der Abwanderung, die Gadmen be- und fast das gesamte Dorf. Sogar die Restau- sonders hart traf, fehlten die Familien. Im Jahr rants. «Die Gadmer Lodge wird nicht als Konkur- 2013 musste die Schule aufgegeben werden, renz, sondern als Ergänzung wahrgenommen», die Gadmer Kinder gehen seither in Innert- freut sich Thomas Huber. kirchen in den Unterricht. Im Schulhaus wurden noch die Lehrerwohnungen vermietet, ab und Er freut sich auch, dass alles so schön gewor- zu fand in einem der Klassenzimmer eine den ist und dass die Gäste kommen. Und zwar Sitzung statt. Sonst stand es leer. «queerbeet», wie Silvia Kaufmann sagt. Pärchen, Wanderer, Töfffahrer. Und Familien natürlich. Als die Gemeinden Gadmen und Innertkirchen Für sie hat Silvia nicht nur passende Zimmer mit 2014 fusionierten, stand die Wiederbelebung bis zu fünf Betten parat, sondern auch ein aus- von Gadmen weit oben auf der Prioritätenliste. sergewöhnliches Schlechtwetterprogramm. Diverse Massnahmen wurden angedacht und Für 45 Franken pro Stunde kann die direkt neben umgesetzt, etwa ein Zentrum für nordischen Ski- der Lodge gelegene Turnhalle gemietet werden – sport. Die Loipen waren vorhanden, aber es inklusive aller Geräte. (max) Die gemütlichen Zimmer gibt es auch in Familiengrösse. Bei Regenwetter eine Attraktion: Die Turnhalle, welche die Hotel- gäste dazubuchen können. 11
AUS HOTEL WIRD BED AND BREAKFAST Chef im ehemaligen Abenteuerspielplatz Aufgezeichnet von Max Hugelshofer Die «Friedegg» spielte immer eine wichtige Rolle im Leben von Daniel Forrer. Als Kind war das Hotel sein Abenteuer- spielplatz, danach beeinflusste es seine Karriere. Diese hat der 60-Jährige abgebrochen, um als Gastgeber noch- mals durchzustarten. Natürlich in der «Friedegg». WILDHAUS | SG «Das Haus ist voller tikum in der Hotelküche. Damals kleiner Kammern, Schlüpfe und Estri- brummte der Laden. Wir hauten pro che. Hier zum Beispiel: In diesem Tag bis zu 200 Mahlzeiten raus – Raum unter der Dachschräge lagern und das bei 80 Sitzplätzen. wir Putzmaterial. Hinter dem Gestell hat es aber nochmals ein Türchen, das Zum Kochen war ich nicht geboren, zu einem noch kleineren Raum führt. aber ich absolvierte die Hotelfach- Das alte Gasthaus Hier war man beim Versteckspielen schule. Danach blieb ich dem Gastge- im Toggenburg immer sicher. Wir haben stundenlang werbe treu, wechselte aber die Seiten. erstrahlt wieder in neuem Glanz. Verstecken gespielt hier im Gasthaus Arbeitete im Verkauf, zuletzt viele Friedegg. Also damals war es noch Jahre als Key-Account-Manager bei ein Hotel. Ich bin in Sichtweite aufge- einer grossen Brauerei. Da ging es bei wachsen und war mit den Kindern der Weitem nicht mehr nur ums Bier-Ver- Hoteliersfamilie befreundet. Jede freie kaufen. Sehr oft treten die Brauereien Minute habe ich hier in diesem alten auch als Finanzierungspartner bei Haus verbracht. Schon damals bedeu- Um- und Neubauten auf. So bekam dete mir die «Friedegg» viel. Später, ich Einblicke in die Finanzierung und als es dann um die Berufswahl ging, Führung eines Gastrobetriebs. machte ich als erstes ein Kochprak- Nerven von Freunden strapaziert Die Idee, ein eigenes Gasthaus zu er- öffnen, hatte ich immer im Hinterkopf. Vielleicht auch nicht so weit hinten. Einem guten Freund, dem ich schein- bar etwas zu oft von meinem imagi- nären Gasthaus vorfantasiert hatte, riss jedenfalls der Geduldsfaden. Er sagte: «Ich kenne jetzt wirklich jedes kleinste Detail deines zukünftigen Be- triebs. Ich will kein Wort mehr darüber hören, bis du ihn wirklich eröffnest.» Die modernen Zimmer locken Gäste von weit her in die «Friedegg». 12
Berghilfe MagazinHerbst 2021 SCHWERPUNKT Das war vor vielen Jahren. Seither chen, die ich anders haben wollte. Nicht etwa, weil ich keine Kinder habe ich die unterschiedlichsten zum Den riesigen Speisesaal habe ich un- mögen würde, sondern einfach, weil Verkauf stehenden Häuser an ver- terteilt und einen gemütlichen Aufent- es für dieses Gästesegment im schiedensten Orten angeschaut. Aber haltsraum mit Bibliothek eingerichtet. Toggenburg schon genug Angebote es hat nichts gepasst. Die Geschichte Für mich war immer klar, dass ich gibt. Obwohl diese natürlich nie so der «Friedegg» hatte ich immer mit- die «Friedegg» nicht weiter als Hotel perfekte Bedingungen fürs Versteck- verfolgt, auch wenn sich mein Lebens- führen möchte, sondern als Bed and spielen bieten können.» mittelpunkt inzwischen aus dem Tog- Breakfast. Um das Frühstück zuzu- genburg raus verlegt hatte. Aus der bereiten, tut es die in die Jahre ge- Ferne sah ich, wie der Stern des kommene Hotelküche noch. Es gibt Hotels weiter stieg und dann, als die ja genügend gute Restaurants in der befreundete Familie es verkaufte, nahen Umgebung, denen muss ich zu sinken begann. Es folgten viele Be- nicht Konkurrenz machen. Und ich sitzerwechsel, investiert wurde nicht habe es ja schon gesagt: Der gebo- mehr, die Gästezahlen sanken. Als das rene Koch bin ich nicht. Auch komme Haus einmal mehr zum Verkauf ange- ich so mit wenig Personal aus. Ich boten wurde, schlug ich zu. Ich konnte selbst bin ständig hier. Ausserdem mir so nicht nur meinen alten Traum kann ich auf die engagierte Mithilfe vom eigenen Betrieb erfüllen, es mehrerer Teilzeitmitarbeiterinnen und schloss sich auch ein Kreis. Die «Frie- -mitarbeiter aus dem Tal zählen. degg» hatte mich wieder. Und auch das Toggenburg, denn ich zog in mein Das Interesse an der «Friedegg» ist altes Elternhaus. gross, und vor allem kommen die meisten Gäste nach ihrem ersten Be- Gemeinsam mit vielen Freunden such wieder. Es sind Ruhesuchende, Daniel Forrer hat seine Karriere machte ich mich an den Umbau. Es aber auch Wanderer und Biker. Explizit aufgegeben, um als Gastgeber gab viel zu sanieren, aber auch Sa- sprechen wir keine Familien an. nochmals durchzustarten. 13
Berghilfe Magazin Herbst 2021 Schwer buckeln für erste Seilbahn Seit 1931 gibt es die Seilbahn am Vättnerberg, mit der man heute mühelos für ein feines kaltes Plättli in die «Seilerhütta» schweben kann. Also genauer gesagt: deren Vor- gängerin. Die erste Bahn war eine abenteuerliche Sache, nur für Waren- transporte gedacht, was damals aber kaum jemanden kümmerte. Mindestens genauso abenteuerlich war deren Bau. Die Männer der frisch gegründeten Seilbahnkorporation trugen das tonnenschwere Seil Zigaretten sicherten verteilt auf dutzende Schultern ge- meinsam den steilen Weg hoch. das Überleben An den Grenzen der Schweiz wurde ging es ab in die Osteria «Manchiana», bis in die 1970er-Jahre zum Teil die wo die Männer den Nachmittag mit halbe Einwohnerschaft einzelner Täler Kartenspielen verbrachten. Wenn zu Schmugglern, um ihr kärgliches dann die Nacht schwarz genug gewor- Einkommen aufzubessern. So auch den war, schlichen sie über die grüne das Valle Muggio bei Chiasso. Von hier Grenze ins nur einen Kilometer ent- fanden unzählige Zigaretten illegal fernte italienische Erbonne. Heute ge- ihren Weg nach Italien. Dafür nähten hört die Osteria zum Albergo diffuso, die Frauen spezielle rechteckige dem dezentralen Hotel, das sich über Rucksäcke, in die die Zigarettenstan- das ganze Dorf Scudellate verteilt. gen exakt hineinpassten. Im Valle Mehr zu diesem von der Berghilfe un- Muggio stiegen die Männer hoch bis terstützten Projekt gibt es auf zum hintersten Dorf: Scudellate. Dort berghilfe.ch/scudellate. Etwa 8 grosse Mangold-Blätter mit auslegen. Es folgt das Hackfleisch mit etwas breiten Stielen waschen. Wo das Grün Béchamel-Sauce darauf. Zum Schluss das Ganze beginnt, den Stiel abschneiden. Die wieder mit zwei bis drei grossen Mangold-Blättern Mangold-Lasagne Stiele für ca. 5–10 Minuten mit wenig abdecken und die restliche Béchamel-Sauce Wasser dämpfen. sowie den geriebenen Gruyère darauf verteilen. Mangold kennt man vor allem in Form von Capuns. Zwiebel und Knoblauch fein hacken und Die Lasagne ca. 20–25 Minuten bei 180 Grad Aus den grossen Blättern und breiten Stielen lässt sich in Olivenöl glasig dünsten. Hackfleisch backen, bis der Käse schön gebräunt ist. aber auch eine saftige Lasagne zubereiten. dazugeben und scharf anbraten. Mit Rotwein ablöschen, würzen und etwas einkochen lassen, sodass noch etwas ZUTATEN FÜR 4 BIS 6 PERSONEN Flüssigkeit übrig bleibt. Für die Béchamel-Sauce Butter in einer Mangold, ca. 8 breite 40 g Butter Pfanne schmelzen, Mehl dazugeben und Stiele und grosse Blätter kurz andünsten. Dann die Milch bei- 40 g Mehl geben und unter Rühren aufkochen, bis 1 Zwiebel 5 dl Milch die Sauce eindickt. Mit Salz, Pfeffer 1 Knoblauchzehe Salz und Muskat abschmecken. 500 g Rindshackfleisch Pfeffer Eine grosse Auflaufform mit Mangold- 1,5 dl Rotwein Muskat Blättern auskleiden, sodass der Boden Öl zum Anbraten komplett bedeckt ist. Etwas Béchamel- 150 g Gruyère Sauce darauf verteilen und dann die Salz Mangold-Stiele nebeneinander 14
Die 5 Projekte Auf berghilfe.ch gibt es von allen in dieser Ausgabe vorge- stellten Projekten zusätzliche Informationen und weitere Bilder. Einfamilienhaus zu Kinderkrippe Vor der Eröffnung der ersten Ein Meister im Kindertagesstätte im Blenio-Tal waren einige Umbauten nötig. Umnutzen Dank der Berghilfe verfügt die Kita nun über sanitäre Anlagen und Möbel auf kindergerechter Höhe. Mein Grossvater selig ist in spartani- hat Tania Savioz auf der Buchungsplatt- nidoraggiodisole.ch schen Verhältnissen 700 Meter über form airbnb.com für ihr «Abri’cottage». dem Urner Talboden aufgewachsen. Und das auf einer Skala von null bis fünf. Speicher zu Chambre d’hôtes Nachdem die Mutter verstorben war, Besser geht nicht. Ihr Geheimnis: «In echt Beim Ausbau des alten Getreide- führte er ab dem 14. Altersjahr den muss alles noch schöner und liebevoller speichers hat die ganze Familie Haushalt der zwölfköpfigen Familie. gestaltet sein als auf den Bildern». Wer Hand angelegt und all ihr Erspar- Jeder Rappen wurde immer und immer einen wirklichen Geheimtipp sucht, wird tes in das Projekt gesteckt. Ge- reicht hat es aber erst, als die wieder umgedreht, bevor man ihn aus- bei Tania im Unterwallis fündig. Berghilfe ihre Unterstützung zu- gab. Dies hat meinen Grossvater ge- gesagt hat. prägt. Er wurde ein Meister im Umnut- abri-cottage.ch zen. Ein Beispiel: Er arbeitete im Depot bei den SBB. Als einmal alte Eisenbahn- waggons ausgemustert wurden, nahm Bergwärts Wohnhaus zu Stall er die Waggon-Fenster nach Hause. Beim Umbau ihres alten Wohn- Die Berghilfe unterstützt viele kleine hauses zum Laufstall konnte Fami- Damit deckte er seine Gemüsebeete Gasthäuser und Hotels im Berggebiet. lie Felber auf die Unterstützung ab und kam so zu patenten Mini-Treib- Deren charmante Vielfalt ist allemal eine der Berghilfe zählen. häusern. Solche entstanden viel spä- Tour wert. Für unseren «Bergwärts»-Blog haben wir einige davon erwandert und ter auch im Garten meiner Eltern. Mit per Velo abgefahren. Nachmachen mir ist nun die Tradition zu Ende. Aber Seilbahnstation zu Beizli empfohlen! auch nur, weil ich keinen Garten habe. Mit viel Eigenleistung machte berghilfe.ch/bergwaerts die Seilbahnkorporation aus der leerstehenden ehemaligen Berg- Kurt Zgraggen, station ein gemütliches Beizli. Die Co-Geschäftsführer Berghilfe unterstützte sie dabei. seilerhuette.ch Unterwasserwelten Schulhaus zu Lodge Die neu gegründete Genossen- schaft musste den Umbau Im Juni haben wir im «Berghilfe charmanten Werk, das eine Unterwasser- mit wenig eigenen Mitteln stem- Magazin» zum Thema «Handwerk» welt zeigt. Sie darf einen Nachmittag men. Die Berghilfe ermöglichte einen Scherenschnitt-Wettbewerb lang von der Scherenschnittkünstlerin mit ihrer Unterstützung einen Auf- schwung im Dorf. lanciert. Gewonnen hat ihn Corinne Jolanda Brändle Tipps und Tricks erfra- Lehmann aus Flumenthal mit einem gen. Herzliche Gratulation. gadmerlodge.ch Hotel zu B&B Obschon Daniel Forrer sich in seinem bisherigen Berufsleben ein schönes Startkapital zusam- mensparen konnte, reichte das Geld nicht ganz für die Sanierung der «Friedegg». Die Berghilfe sprang ein. gasthaus-friedegg.ch 15
Vor 10 Jahren AUSBAU EINES ALPSTALLS ALS TOURISTENUNTERKUNFT Team bleibt Team von Max Hugelshofer Vor zehn Jahren hat die Schweizer Berghilfe beim Ausbau eines zerfallenen Stalls als Unterkunft für Wanderer auf der Alpage de la Peule geholfen. Noch heute profitiert Älpler Nicolas Coppey von dieser Investition. LE FERRET | VS «Starkes Team auf der Kühe hirten, melken, käsen und dann «Und inzwischen hat sich alles so ein- Alp der guten Kräuter». So lautete der gleichzeitig noch Gastgeber sein – gespielt, dass wir wieder ein starkes Titel der Reportage über die Alpage das geht nicht alles alleine. Darum ist Team geworden sind», sagt er. Die de la Peule, die vor genau zehn Jahren Nicolas auf sein starkes Team ange- Angestellten gehören sozusagen zur in der «Berghilf-Ziitig» abgedruckt wiesen. Dessen Zusammensetzung erweiterten Familie. Inzwischen hat wurde. Die Kräuter sind auch heute hat sich etwas verändert. Vor zehn es auch Nachwuchs gegeben, und noch besonders gut hier oben. Und Jahren war Nicolas’ damalige Partnerin es ertönt wieder Kindergeschrei auf sorgen für einen herrlich würzigen Sabine noch für die Gäste zuständig. der Alpage. «Ich finde das super», Raclettekäse. Den verkauft Älpler Doch dann kam die Scheidung, und lacht Nicolas. «Gerade als meine eige- Nicolas Coppey an die vielen Wande- nicht nur das Privatleben wurde umge- nen gross wurden, ging es hier nahtlos rerinnen und Wanderer, die an seiner krempelt, sondern auch die Zuständig- weiter.» Nicolas’ fünf Kinder kommen Alp vorbeikommen und in der Buvette keiten auf der Alp wurden neu verteilt. immer noch häufig auf die Alp. Die für einen stärkenden Zmittag anhal- Sabine zog sich zurück. Dafür brachten grösseren, die studieren, in der Lehre ten. Einige bleiben gleich zur Über- die rumänischen Angestellten, die be- oder bereits im Berufsleben sind, nachtung im ehemaligen Stall oder reits den siebten Sommer mithelfen, nicht mehr so regelmässig wie früher. in einer der Jurten. noch ein, zwei Verwandte mit und über- Aber der Jüngste, Henry, verbringt fast nahmen zusätzliche Arbeiten. So kam jedes Wochenende und die ganzen Nicolas über die Runden. Ferien auf der Alp. 16
Berghilfe Magazin Herbst 2021 Danke! Vor zehn Jahren musste Henry noch hochgehoben werden, um den Knopf des Krans zu drücken. Heute ist er seinem Vater Nicolas beim Käsen eine richtige Hilfe. Täglich treffen bei der Schweizer Berghilfe Briefe ein, in denen Familien den Spenderinnen und Spendern für die wertvolle Unterstützung danken. Diesen Dank leiten wir gerne an Sie weiter. Wertvolle Unterstützung in der Coronakrise Ich möchte mich von ganzem Herzen bedanken für den gross- zügigen Beitrag an die Treuhand- kosten. Es wäre für uns nicht mög- lich gewesen, ohne Treuhänder die komplizierten Formulare für die Härtefall-Gesuche, EO Kurzar- beit und so weiter einzureichen. Diese Art von Unterstützung ist Ein riesiges Merci eine grossartige Idee in dieser Mit dieser Karte, die den Bau Coronakrise, die hoffentlich bald der neuen Güllengrube dokumen- ein Ende findet. tiert, möchten wir Ihnen noch- mals unsere Dankbarkeit aus- Familie P., Kanton BE drücken. Die ganze Familie mit den fünf Kindern sagt: Merci. Familie B., Kanton BE Vor zehn Jahren, als dreijähriger Knirps, liebte er nichts mehr, als sei- nem Vater beim Käsen zu «helfen». Auf einem in der «Berghilf-Ziitig» von Die neue Brücke steht damals abgedruckten Foto hält ihn Vielen Dank für Ihren wertvollen Nicolas hoch, damit er den Knopf des Beitrag an den Bau unserer neuen Krans drücken kann, der den Käse- Brücke. Sie ermöglicht uns zehn Jetzt können die Küken bruch aus dem Kessi hebt. Heute, als Älplerfamilien eine gefahrlose kommen unter viel Gelächter das alte Foto Erschliessung des weitläufigen Danke vielmals für die grosszü- nochmals nachgestellt wird, hat er Weidegebiets «Schattenhalb». gige Unterstützung. Wir sind so keine Probleme mehr, den Knopf zu Neu können wir die Brücke auch dankbar, dass ihr uns ermöglicht erreichen. Und noch etwas hat sich für schwerere Transporte nutzen. habt, unseren Bio-Legehennen- geändert. Wenn er heute mithilft, dann Ohne Ihre Unterstützung wäre Aufzucht-Stall zu bauen. Wir sind ist er seinem Vater auch tatsächlich der Bau nicht möglich gewesen. wie geplant fertig geworden. eine Hilfe. Schon bald kommen 4000 Küken. Älpler Bezirk 5, Urnerboden, Kanton UR Familie M., Kanton BE 17
SVEN EPINEY MODERIERT ANLASS ZU FRAGEN RUND UMS TESTAMENT «Die Berge erden mich» mit Sven Epiney sprach Max Hugelshofer Auch Leute, die voll im Leben stehen, sollten sich Gedanken machen zum Alter, zur Patientenverfügung, zu ihrem Testament. Moderator Sven Epiney hat es getan – und dabei viel über sich Die ersten Kinderjahre selbst gelernt. lebte Sven Epiney im Wallis. Die Berge haben ihn geprägt. Sven Epiney und die Schweizer gelernt. Durch dieses Engagement Was meinst du, zieht es dich Berghilfe, diese Zusammenarbeit kenne ich die Berghilfe jetzt noch nach dem Berufsleben wieder in besteht seit 2018. Wie kam es besser. Eure Vision und euer Einsatz die Berge zurück? dazu? für Menschen in den Schweizer Wer weiss. Geplant ist es nicht, Ich durfte mit euch im Jubiläumsjahr Bergen sind wichtig. Da ich selber aber sag niemals nie. mitfeiern und sogar die Jubiläums- ursprünglich auch ein Bergler bin, veranstaltung moderieren, welche passt diese Zusammenarbeit Du weisst schon, warum ich dich ich in bester Erinnerung habe. Dort bestens. nach deiner Pensionierung frage? haben wir beide uns ja auch kennen- Um den Bogen zu schlagen zur Du bist im Wallis aufgewachsen, Veranstaltung vom November? lebst aber schon dein ganzes Erwachsenenleben lang im Flach- Genau. Wie fest hast du dich land. Wie viel Bergler steckt selbst schon mit den Themen Alter, noch in dir? Vorsorge und Tod auseinander- Ich bin die ersten sieben Jahre mei- gesetzt? nes Lebens im Wallis aufgewachsen Gerade kürzlich sehr intensiv. Mein und stolz darauf. Dort sind meine Lebenspartner und ich leben in einer Wurzeln. Aus beruflichen Gründen eigenen Wohnung. Und weil es uns bin ich dann nach meiner Schulzeit in noch nicht möglich ist, zu heiraten, Bern nach Zürich gezogen, wo sich ist es durchaus sinnvoll, sich mit die- jetzt mein Lebensmittelpunkt befin- sem Thema zu befassen. Fragen det. Ich möchte die Vorteile des zur Nachlassplanung, aber auch bei Sven Epiney und Berghilfe-Redaktor Stadtlebens nicht mehr missen. Aber der Patientenverfügung ergeben Max Hugelshofer ich bin immer noch sehr gerne und Handlungsbedarf. an der Jubiläums- viel in den Bergen. Auf Besuch bei veranstaltung im Jahr 2018. meinem Vater, bei Verwandten im Wem empfiehlst du, frühzeitig Wallis, aber auch in den Ferien und ein Testament zu machen? in der Freizeit. Und sobald ich in Ich bin kein Fachmann, aber vielen den Bergen bin, fühle ich mich wie- Menschen geht es doch wahrschein- der zu Hause. In den Bergen tanke lich wie mir. Man spricht nicht gerne ich Energie auf. Sie erden mich. über den Tod oder erstellt ein Tes- 18
Berghilfe Magazin Herbst 2021 ERBINFOVERANSTALTUNG Vorsorgen zu Lebzeiten Im November findet in Zürich und Bern je eine Informations- veranstaltung übers Erben und Vorsorgen mit interessanten Rednerinnen und Rednern und einer Podiumsdiskussion statt. Moderiert von Sven Epiney diskutieren zwei Fachexpertinnen und -experten, ein Ehepaar, das die Schweizer Berghilfe in ihrem Testament erwähnt hat, und ein Geschäftsleitungsmitglied der Schweizer Berghilfe über Aktuelles aus dem Erbrecht. Die Anwäl- tin und Erbschaftsexpertin Béatrice Heinzen hält ein Fachreferat über die persönliche Nachlassplanung und gibt Tipps zur Patien- tenverfügung und zum Vorsorgeauftrag. Über die Vorsorge und eine gesunde Ernährung im Alter referiert Dr. med. Moritz Strick- ler, leitender Arzt der Akutgeriatrie des Bürgerspitals Solothurn. Zum Schluss lädt Bergbauernfamilie Hüberli aus dem Toggen- burg – bekannt geworden durch die TV-Sendung «Landfrauen- küche» – zum Buffet mit hausgemachten Spezialitäten, begleitet durch die Musik eines traditionellen Schwyzerörgeli-Trios aus der Innerschweiz. tament und so schiebt man oft diese Fragen auf die lange Bank. Das Gesetz regelt zwar schon viel, zum Bei- Die Daten spiel durch eine Heirat. Aber wer etwas anders als vorgesehen lösen will, der Dienstag, 2. November kommt nicht drum herum, nachzubes- 14 bis 17 Uhr: sern. Und wenn man sich mit dem Bern, Best Western Plus Thema Vorsorge einmal beschäftigt, Hotel Bern kann es durchaus auch spannend sein. Dienstag, 16. November Inwiefern? 14 bis 17 Uhr: Man lernt viel über sich selbst, wenn Zürich, man sich gewisse Fragen einmal stellen Stiftung zum Glockenhaus muss. Was ist mir wichtig? Wer ist mir wichtig? Ich habe mich gemeinsam mit meinem Partner intensiv damit beschäf- tigt. Wir haben zum Beispiel darüber diskutiert, was Lebensqualität für uns Die Platzzahl ist limitiert und wird je nach aktueller Corona- bedeutet und wie wir leben wollen, wenn Situation kurzfristig angepasst. Eine rasche Anmeldung ist daher wir einmal nicht mehr alleine für uns unumgänglich. Anmelden kann man sich mit dem Talon in sorgen können. der Heftmitte oder per Mail an: markus.rohner@berghilfe.ch Was versprichst du dir vom Anlass? Ich bin sehr gespannt auf die Beiträge der Gastrednerinnen und Gastredner, Impressum insbesondere auf den Geriatriearzt. Und Herausgeber Schweizer Berghilfe, Soodstr. 55, 8134 Adliswil, Tel. 044 712 60 60, von der Anwältin kann ich sicher auch berghilfe.ch Leitung Max Hugelshofer (max) Redaktion Alexandra Rozkosny (aro) noch etwas Neues lernen. Layout Christoph Hänsli, Zürich Produktion, Korrektorat und Druck Druckerei Kyburz, Dielsdorf Fotografie Yannick Andrea Bildrechte Alexandra Rozkosny (S4, S5) Max Hugelshofer (S10, S17) Erscheinungsweise Das «Berghilfe Magazin» erscheint 4 x jährlich in deutscher und französischer Sprache Abonnement 5 Franken pro Jahr, ist in der Spende inbegriffen Gesamtauflage 100 000 Exemplare 19
Nächste Ausgabe Schwarz-Weiss Stiftung Schweizer Berghilfe Soodstrasse 55 | 8134 Adliswil T 044 712 60 60 info@berghilfe.ch | berghilfe.ch Spenden-Postkonto 80-32443-2
Sie können auch lesen