UMNUTZUNG - BERGHILFE MAGAZINNR. 113 | HERBST 2021 - SCHWEIZER BERGHILFE

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UMNUTZUNG - BERGHILFE MAGAZINNR. 113 | HERBST 2021 - SCHWEIZER BERGHILFE
Berghilfe Magazin
              Nr. 113 | Herbst 2021

Umnutzung
UMNUTZUNG - BERGHILFE MAGAZINNR. 113 | HERBST 2021 - SCHWEIZER BERGHILFE
Umnutzung
Liebe Freunde der Schweizer Berghilfe,
liebe Leserinnen und Leser

Das Leben besteht aus Veränderungen. Das sieht man
im Grossen, zum Beispiel im gesellschaftlichen Wandel,
den die Digitalisierung auslöst, aber auch im Kleinen.
Sei es in Dorfgemeinschaften, in Betrieben oder in der
Familie: Neue Ideen, personelle Änderungen oder zusätzli-
cher Nachwuchs können den Alltag umkrempeln. Und
dann passt plötzlich die vorhandene Infrastruktur nicht
mehr. Man könnte die unbrauchbar gewordenen Gebäude
abbrechen – oder das machen, was Leute in den Bergen
ganz besonders gut können: umnutzen.

Es gibt unzählige Gebäude in den Schweizer Bergen, die
im Laufe ihres Bestehens schon die unterschiedlichsten
Zwecke erfüllt haben. In diesem «Berghilfe Magazin»
schauen wir uns ein paar der jüngsten Umnutzungen etwas
genauer an. Zum Beispiel das ehemalige Schulhaus, das
zur Lodge wurde, das Einfamilienhaus, das neu eine Kinder-
krippe ist, oder das zu kleine Bauernhaus, das kurzerhand
zum Stall umgebaut wurde.

Mir persönlich gefallen diese Umnutzungsprojekte beson-
ders gut. Sie zeigen, dass nicht alles Alte wertlos ist und
dass gute Ideen und Improvisationstalent manchmal mehr
bewirken können als ein riesiges Baubudget. Aber auch
wenn viel Eigenleistung erbracht und stark auf die Kosten
geschaut wird: Eine solche Investition ist meist für die
Beteiligten ein riesiger «Lupf», den sie nicht ganz aus eige-
ner Kraft stemmen können. Da helfen wir gerne mit.

Freundliche Grüsse

                   Regula Straub
                   Co-Geschäftsführerin

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Berghilfe Magazin                 Herbst 2021

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                      Spielen und toben                         Projektstandorte

                      statt wohnen
                                                                 4 Kita Raggiodisole, Acquarossa TI
                                                                 6 Abri’cottage, Trient VS
                                                                 8 Stallneubau, Hergiswil LU
                      Im Tessin wird aus                        10 Seilerhütta, Vättis SG
                      einem Einfamilienhaus                     11 Gadmer Lodge, Gadmen BE
                      eine Kinderkrippe.                        12 Gasthaus Friedegg, Wildhaus SG
                                                                16 Alpage de la Peule, Le Ferret VS

                                                           12

                               8                                 10

                                          11

                                                    4

6

    16

         6                                              11
         Ferien geniessen                               Fein essen statt
         statt Getreide lagern                          Schulbank drücken
         Im Unterwallis macht eine innovative
         Familie aus einem alten Kornspeicher ein       Ein Dorf kämpft gegen die Abwanderung
         Chambre d’hôtes.                               und baut das leerstehende Schulhaus
                                                        zur Lodge um.

                                                                                                           3
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Znüni in der Kita Raggiodisole:
Flavia Pace, die Betreuerin
und Kitaleiterin, verteilt Früchte.

AUS WOHNHAUS WIRD KINDERKRIPPE

Mit den Kindern
auf Augenhöhe
von Alexandra Rozkosny

Bis vor einem Jahr gab es im ganzen Blenio-
Tal südlich des Lukmanierpasses keine ausser-
familiäre Kinderbetreuung. Dank dem grossen     ACQUAROSSA | TI Das kaum zwei-
                                                jährige Mädchen klettert die Treppe
Engagement von Giuliana Colombini, ihrem        zu einem Holzkasten hoch, der mitten
Komitee und einer überraschenden Lösung der     im Spielzimmer steht. Oben hält sie
                                                sich an den Stäben des Geländers
Handwerker konnte eine Kita in Acquarossa       fest, lächelt die Betreuerin und Kita-
öffnen. Mit Erfolg.                             leiterin Flavia Pace zufrieden an und
                                                legt sich dann auf die Wickelmatte.
                                                Den Kletterkasten liess das Team der
                                                Kinderkrippe Raggiodisole extra
                                                bauen. So können auch die Kleinsten
                                                selber zum Wickelplatz klettern.
                                                Das macht Spass, aber auch stolz.

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Berghilfe Magazin               Herbst 2021

Denn das war für das Kita-Team von       Herausforderung: die sanitären Anla-
Anfang an zentral: Räume schaffen,       gen. Aus einem Lavabo etwa mussten
in denen die Kinder rasch so viel wie    deren zwei werden. Die Handwerker
möglich selber machen können. Vom        fanden eine überraschende Lösung.
Umziehen und Spielsachenholen bis        Sie «packten» die Badewanne in einen
zum Essenschöpfen und Sich-schla-        wasserdichten Kasten, auf den sie
fen-legen. Alles ist auf Kleinkinder-    ein langes Lavabo mit zwei Wasser-
höhe. Möbel für Erwachsene gibt’s        hähnen platzierten.
praktisch nur im Büro.
                                         Zur Eröffnung im Sommer 2020
Eigenes Haus angeboten                   durften die drei Kita-Betreuerinnen
Bis zum ersten Mal Kindergeschrei        acht Kinder willkommen heissen. Es
durch die Kita schallte, waren viel      sprach sich rasch herum, dass sich
Arbeit und Geduld nötig. «Nach zwei      die Kleinen hier sehr wohl fühlen. In-
                                                                                  Viel Arbeit gab es auch vor
Jahren Arbeit hatten wir alle Bewilli-   zwischen haben 14 Kinder einen eige-     dem ehemaligen Einfamilien-
gungen beisammen – auch dank der         nen Kleiderhaken, eine eigene Wä-        haus: Aus einem Kiesplatz
                                                                                  wurde ein Spielplatz.
Unterstützung aller Gemeinden im         schekiste und viel Platz drinnen und
Blenio-Tal», sagt die Vereinspräsiden-   draussen, um die Welt zu erkunden.
tin Giuliana Colombini. Was nun noch     «Im November werden wir fast aus-
fehlte, war ein geeigneter Ort. «Und     gebucht sein», freut sich Flavia Pace.
da half uns das Glück», sagt die quir-
lige ehemalige Lokalpolitikerin. Sie     Nur einen Wermutstropfen gab es:
fragte eine Frau in Acquarossa, die      Die Nachbarin musste noch vor der
gut in der Gemeinde vernetzt ist, ob     Eröffnung altershalber ins Heim           «Neues
                                                                                   Leben in
sie von geeigneten Räumen wisse. Zur     zügeln. Und wegen der Corona-Krise
Überraschung von Colombini bot die       durften lange keine externen Besu-
Frau kurzerhand eines ihrer beiden
Häuser an. Daneben wohnte eine über
                                         cher in die Kita kommen. Erst diesen
                                         Juni konnte Colombini die bald            altem Haus»
100-jährig Dame. Auch sie freute         103-jährige Dame einladen, damit
sich auf neues Leben vor dem Haus.       sie sich das verwandelte Haus
                                         anschauen konnte.
Badewanne in Labavos verwandelt
Knifflig war dann der Umbau, weil das
einstöckige Haus möglichst wenig
verändert werden sollte. Die grösste

                                                                                  Im Badezimmer ist fast
                                                                                  alles auf Kleinkinderhöhe:
                                                                                  Da macht sogar das
                                                                                  Händewaschen Spass.

                                                                                                                5
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Wer eine solche Stube hat,
freut sich richtig auf ein paar
Tage Regenwetter.

AUS ALTEM KORNSPEICHER WIRD CHAMBRE D’HÔTES

Gemütlichkeit                                 TRIENT | VS Von Trient haben wahr-
                                              scheinlich die meisten Schweizerinnen

am Fusse
                                              und Schweizer noch nie etwas gehört.
                                              Das Dorf liegt im Unterwallis, ennet
                                              dem Col de la Forclaz, und nach Mar-

des Mont Blanc
                                              tigny reist man nicht weniger lang als
                                              nach Chamonix. Aus dem französi-
                                              schen Nobel-Skiort stammt Tania Sa-
                                              vioz ursprünglich. Als sie ihren Mann
von Max Hugelshofer                           Bertrand kennenlernte, zog sie erst
                                              zu ihm in die Nähe von Martigny. Doch
                                              ihre gemeinsame Liebe für die Berge
                                              brachte die beiden bald dazu, sich
                                              nach einem etwas höher gelegenen
Eine Unterkunft so schön, dass man am         Daheim umzuschauen. Fündig wurden
                                              sie in Trient, ziemlich genau in der
liebsten immer drinnen bleiben würde. Das     Mitte zwischen ihren Heimatorten.
haben Tania und Bertrand Savioz aus einem
                                              Von dort aus pendelt Bertrand nun
alten Kornspeicher gemacht, der in ihrem      schon seit fast 20 Jahren zur Arbeit
Garten stand.                                 ins Tal hinunter, Tania hat eine Teilzeit-

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Berghilfe Magazin                Herbst 2021

                                         Als Bertrand Tania nach einer Gemein-
                                         deratssitzung von dem Problem er-
                                         zählte, meinte sie: «Was ist mit dem
                                         alten Raccard bei uns im Garten?
                                         Da könnten wir doch eine Unterkunft
                                         draus machen.» Der Raccard, das ist
                                         ein jahrhundertealter Getreidespei-
                                         cher, der beim Kauf des Wohnhauses
                                         mit dabei war, aber seither nie richtig
                                         genutzt wurde. Was zuerst im Scherz
                                         gemeint war, entwickelte sich bald
                                         zum ernsthaften Projekt der ganzen
                                         Familie. «Gemeinsam malten wir uns
                                                                                       Der alte Kornspeicher (links) wurde
                                         aus, wie unser neues Chambre d’hotes          gekonnt mit dem neuen Teil verbunden.
                                         aussehen sollte, zeichneten Pläne,
                                         holten Offerten ein.»

                                         Mit Liebe fürs Detail
                                         Das Ergebnis kann sich mehr als
                                         sehen lassen. Das «Abri’cottage»,
                                         wie Savioz’ ihr Bijou nennen, besteht
                                         aus zwei Teilen. Im alten Speicher            die hier Unterschlupf finden – und
                                         ist das Hauptschlafzimmer unterge-            gerne auch mal eine Woche am Stück
                                         bracht, Küche, Stube, Bad und ein             bleiben. Seit gut einem Jahr haben
                                         weiteres Schlafzimmer sind in einem           Savioz’ ihr Angebot auf den einschlä-
                                         neu erstellten Anbau. Alles ist mit           gigen Buchungsplattformen und ihrer
                                         einem Blick fürs Detail gebaut und            eigenen Website aufgeschaltet. Von
                                         sehr liebevoll eingerichtet und deko-         Anfang an war das «Abri’cottage» fast
                                         riert. Eigentlich viel zu schön für eine      durchgehend belegt. «Es ist schön,
                                         kurze Übernachtung zwischen zwei              Kontakt mit Leuten aus der ganzen
                                         Wanderetappen. «Unsere Gästeschaft            Schweiz zu haben», sagt Tania. Auch
                                         ist komplett anders als wir uns das           die Begeisterung ihrer Gäste macht ihr
                                         ursprünglich vorgestellt hatten», er-         Spass. Die ist so gross, dass viele
                                         zählt Tania. Es sind nicht Weitwande-         schon vor der Abreise einen weiteren
stelle beim örtlichen Wasserkraftwerk.   rer, sondern vor allem Ruhesuchende,          Aufenthalt buchen.
Die beiden Töchter im Teenageralter
sind sowieso hier zu Hause, aber auch
Tania und Bertrand haben sich voll
ins Dorfleben integriert. Bertrand ist
                                                                                                               Tanja Savioz liebt
seit einigen Jahren sogar Gemeinde-                                                                            ihre neue Rolle als
präsident von Trient. In dieser Funk-                                                                          Gastgeberin.
tion wurde er auf die Problematik auf-
merksam, dass im Dorf zu wenige
Übernachtungsplätze angeboten wer-
den. Denn so abgelegen Trient auch
sein mag, für eine bestimmte Gruppe
von Touristen liegt es quasi am Weg:
Für all die Wanderer und Alpinisten,
welche die zehntätige «Tour du Mont
Blanc» absolvieren, die über rund
170 Kilometer und gut 10 000 Höhen-
meter rund um den höchsten Berg der
Alpen führt. Das sind mehrere Zehn-
tausend pro Jahr, und viele von ihnen
wollen nicht im Zelt übernachten.

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UMNUTZUNG - BERGHILFE MAGAZINNR. 113 | HERBST 2021 - SCHWEIZER BERGHILFE
AUS WOHNHAUS WIRD STALL

In der Küche
fressen jetzt
die Kühe
von Alexandra Rozkosny

Die Felbers standen wie viele Bauernfamilien vor
der Betriebsübergabe an den Sohn. Und vor der Frage,
wie sie oberhalb von Hergiswil an steiler, beengter
Lage aus einem Anbinde- einen Laufstall machen.
Sie fanden eine ungewöhnliche Lösung.

         HERGISWIL | LU Hinter Josef Felber     Nur mit Holz geheizt
         und seiner Frau Helen strecken Kühe    1911 hatten die Grosseltern den Hof
         ihre Köpfe durch Metallstäbe zum       gekauft. Die Wohnverhältnisse waren
         frischen Gras hin. Von drei Seiten     bescheiden, erst 1979 installierte
         kommen die Tiere ans Futter. Da, wo    die Familie eine Badewanne. Doch ge-
         das Gras liegt, befand sich über 100   heizt wurde weiterhin mit Holz und
         Jahre lang die Küche des Wohnhauses,   halt nur Küche und Stube. Das Bade-
         und wo heute die Kühe ein- und aus-    zimmer blieb kalt. Das war für die
         gehen, lagen Stube und Badezimmer.     59-jährige Helen das Schlimmste:
                                                                                           Hier war einmal die
         Oben, wo jetzt das Heu gelagert        «Ich habe darin Winter für Winter ge-      Küche: Helen Felber
         wird, schlief die damals achtköpfige   froren.» Doch zumindest einmal erwies      und ihre Enkelin ver-
                                                                                           teilen Gras im neuen
         Familie. Das alte Wohnhaus ist zu      sich der Holzofen als Vorteil. Dann,
                                                                                           Laufstall.
         einem grosszügigen Laufstall gewor-    als der Sturm Vivian im Winter 1990
         den, in dem neu 22 Kühe samt Kälbern   über die Schweiz fegte. Unten in Her-
         Platz finden. Im alten Stall hatten    giswil fiel der Strom tagelang aus, hier
         nur 12 Milchkühe Platz gehabt.         oben auf dem Hof konnte ein Teil der
                                                Familie dank der Holzheizung bleiben
                                                und zu den Tieren schauen.

                                                Haus selber ausgehöhlt
                                                Doch als Josef Felber begann, die Hof-
                                                übergabe an den Sohn vorzubereiten,
                                                wurde klar: Für zwei Familien wurde
                                                es im alten Wohnhaus schlicht zu eng.
                                                Und um den Hof rentabel zu halten,

                                                Der Hof der Familie Felber liegt
                                                zuoberst an einem steilen Hang:
                                                Vorne rechts das alte Wohnhaus,
                                                hinten in der Mitte das neue.

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UMNUTZUNG - BERGHILFE MAGAZINNR. 113 | HERBST 2021 - SCHWEIZER BERGHILFE
Berghilfe Magazin   Herbst 2021

war eine Umstellung auf Mutterkuh-
haltung mit Laufstall sinnvoll. So ent-
schieden sich die beiden Familien,
zuerst mit eigenen Mitteln oberhalb
des alten Wohnhauses ein neues
zu bauen und dann mit Unterstützung
der Berghilfe das alte Haus in einen
Laufstall umzuwandeln. «Um die Kos-
ten niedrig zu halten, höhlten Stefan
und ich das Haus während einem Jahr
selber aus», sagt Josef Felber. Der
Umbau sei schon speziell gewesen,
findet der 64-Jährige etwas wehmütig.
Seine Frau hingegen ist schlicht
glücklich: «Das schönste am neuen
Wohnhaus ist das Badezimmer», sagt
Helen Felber, «es ist warm und hat
eine Bodenheizung.»
                                          Drei Generationen können dank
                                          dem Neubau zusammenwohnen.

                                                                                                       9
UMNUTZUNG - BERGHILFE MAGAZINNR. 113 | HERBST 2021 - SCHWEIZER BERGHILFE
Die «Seilerhütta» und die da-
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                                                                                   wunderschöne Aussicht ins
                                                                                   Taminatal. Erreicht werden kön-
                                                                                   nen sie ganz einfach mit dem
                                                                                   kleinen, roten Bähnlein.

AUS SEILBAHNSTATION WIRD BEIZLI

Schwebend zum
kalten Plättli                                                                     sich die Vorstandsmitglieder der
                                                                                   Korporation Gedanken, wie sie den
                                                                                   Vättnerberg attraktiver machen könn-
                                                                                   ten. Gleichzeitig war Jolanda Hobi
                                                                                   Hengartner, die im Winter ein Pisten-
Mehrere Jahrzehnte lang stand die Bergstation                                      beizli führt, auf der Suche nach einer
der Seilbahn Vättnerberg leer. Bis die Seilbahnkor-                                Möglichkeit, auch im Sommer arbeiten
                                                                                   zu können. Ein zufälliges Treffen, ein
poration daraus ein gemütliches Beizli machte.                                     Gespräch, und schon war die Idee
Die kleine Seilbahn fährt seither deutlich häufiger.                               der «Seilerhütta» geboren.

                                                                                   Mehrere Monate und sehr viel Fronar-
VÄTTIS | SG Unten liegt Vättis, hoch       Vättnerberg zu erreichen. 1972 ging     beit später konnte Pächterin Jolanda
oben thront der Monte Luna. Dazwi-         dann die Ära der offenen Kabine zu      mit ihrem Beizli in die erste Saison
schen? Scheinbar nichts als steile         Ende. Damals wurde praktisch eine       starten. Heute, zwei Jahre später, hat
Felswände. Doch dieser Schein trügt.       neue Bahn erstellt.                     es sich herumgesprochen, dass man
Hat man die erste Wand überwunden,                                                 auf dem Vättnerberg nun auch ein-
wird das Gelände flacher, fast schon       Um die neue Technik unterzubringen,     kehren und etwas Feines essen kann.
lieblich. Willkommen am Vättnerberg.       musste sogar eine neue Bergstation      Es kommen mehr Wanderer, aber auch
Vor Jahrhunderten hatten sich hier         gebaut werden. Das alte Stations-       die Einheimischen setzten sich ab und
die Walser niedergelassen und dem          häuschen hatte seinen Dienst getan.     zu ins Bähnli, um sich bei schönster
Land eine karge Existenz abgetrotzt.       Jahrzehntelang stand es leer. In der    Aussicht auf der Terrasse einen Kaffee
Später wurden die kleinen Ställe und       Zwischenzeit wurden die Sicherheits-    oder ein Feierabendbier zu genehmi-
Wohnhütten von den Bauern im Tal als       vorschriften für Seilbahnen laufend     gen. Maria Kressig, seit Jahrzehnten
Maiensässe genutzt, also als Voralp,       strikter. Und der Betrieb somit immer   Präsidentin der Korporation, kann von
auf die man im Frühling und im Herbst      aufwendiger und teurer. Zu teuer        deutlich angestiegenen Billettver-
zieht. So läuft das heute noch. Aller-     für die Bauern und Ferienhüttenbesit-   käufen berichten. Sie selbst kommt
dings wird nur noch eine Handvoll          zer alleine. Also mussten zusätzliche   nur schon wegen Jolandas Birnenbrot
der verstreut liegenden Hütten land-       Einnahmen her. Es nutzten zwar schon    gerne in der «Seilerhütta» vorbei.
wirtschaftlich genutzt. Und noch           vereinzelt Wanderer und Ausflügler      Und ihr gefällt, was sie jeweils sieht:
einen grossen Unterschied gibt es:         die Bahn, aber weil es auf dem Vätt-    «Den Leuten ist es wohl hier. Der
die Seilbahn. Bereits seit 1931 ist kein   nerberg keine Einkehrmöglichkeit gab,   Vättnerberg ist zum Leben erwacht,
Fussmarsch mehr nötig, um den              waren es nicht viele. Also machten      wird aber auch nicht überrannt.» (max)

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Berghilfe Magazin                 Herbst 2021

AUS EHEMALIGEM SCHULHAUS WIRD LODGE

Hotel mit Turnhalle
Sie steht wie nichts anderes für das Ende vom Niedergang und den
erneuten, vorsichtigen Aufstieg eines Bergdorfs: die Gadmer Lodge.
Und sie ist wohl eines der wenigen Hotels mit eigener Turnhalle.

            GADMEN | BE Es herrscht viel Betrieb in der        fehlten Übernachtungsmöglichkeiten. Da bot
            Gadmer Lodge. Im Restaurant sitzen die Einhei-     sich das ehemalige Schulhaus geradezu an.
            mischen beim Kaffee, während Gastgeberin           Thomas Huber war damals Gemeinderat. «Wir
            Silvia Kaufmann an der Rezeption ein junges        wollten etwas schaffen, das neues Leben bringt,
            Paar aus dem Unterland begrüsst. In der Küche      aber auch in der Bevölkerung verankert ist»,
            laufen die Vorbereitungen für das Mittagessen      sagt er. Die Gemeinde als Besitzerin der Schul-
            auf Hochtouren. Das Haus mitten im Dorf Gad-       anlage stiess das Projekt an, übergab dann aber
            men lebt. Wieder. Denn das war nicht immer so.     rasch an eine neu gegründete Genossenschaft,
                                                               der heute das Hotel gehört. Aus dem Projekt-
            Früher herrschte hier Kindergeschrei. Die heu-     leiter Thomas Huber wurde Genossenschafts-
            tige Lodge wurde in den 1960er-Jahren als          präsident Thomas Huber. Genossenschafter gibt
            Schulhaus gebaut und auch lange so genutzt.        es rund 270. Einige Auswärtige sind dabei –
            Doch mit der Abwanderung, die Gadmen be-           und fast das gesamte Dorf. Sogar die Restau-
            sonders hart traf, fehlten die Familien. Im Jahr   rants. «Die Gadmer Lodge wird nicht als Konkur-
            2013 musste die Schule aufgegeben werden,          renz, sondern als Ergänzung wahrgenommen»,
            die Gadmer Kinder gehen seither in Innert-         freut sich Thomas Huber.
            kirchen in den Unterricht. Im Schulhaus wurden
            noch die Lehrerwohnungen vermietet, ab und         Er freut sich auch, dass alles so schön gewor-
            zu fand in einem der Klassenzimmer eine            den ist und dass die Gäste kommen. Und zwar
            Sitzung statt. Sonst stand es leer.                «queerbeet», wie Silvia Kaufmann sagt. Pärchen,
                                                               Wanderer, Töfffahrer. Und Familien natürlich.
            Als die Gemeinden Gadmen und Innertkirchen         Für sie hat Silvia nicht nur passende Zimmer mit
            2014 fusionierten, stand die Wiederbelebung        bis zu fünf Betten parat, sondern auch ein aus-
            von Gadmen weit oben auf der Prioritätenliste.     sergewöhnliches Schlechtwetterprogramm.
            Diverse Massnahmen wurden angedacht und            Für 45 Franken pro Stunde kann die direkt neben
            umgesetzt, etwa ein Zentrum für nordischen Ski-    der Lodge gelegene Turnhalle gemietet werden –
            sport. Die Loipen waren vorhanden, aber es         inklusive aller Geräte. (max)

Die gemütlichen Zimmer gibt
es auch in Familiengrösse.

                                                                                   Bei Regenwetter eine Attraktion:
                                                                                   Die Turnhalle, welche die Hotel-
                                                                                   gäste dazubuchen können.

                                                                                                                         11
AUS HOTEL WIRD BED AND BREAKFAST

Chef im ehemaligen
Abenteuerspielplatz
Aufgezeichnet von Max Hugelshofer

Die «Friedegg» spielte immer eine wichtige Rolle im Leben
von Daniel Forrer. Als Kind war das Hotel sein Abenteuer-
spielplatz, danach beeinflusste es seine Karriere. Diese
hat der 60-Jährige abgebrochen, um als Gastgeber noch-
mals durchzustarten. Natürlich in der «Friedegg».

        WILDHAUS | SG «Das Haus ist voller        tikum in der Hotelküche. Damals
        kleiner Kammern, Schlüpfe und Estri-      brummte der Laden. Wir hauten pro
        che. Hier zum Beispiel: In diesem         Tag bis zu 200 Mahlzeiten raus –
        Raum unter der Dachschräge lagern         und das bei 80 Sitzplätzen.
        wir Putzmaterial. Hinter dem Gestell
        hat es aber nochmals ein Türchen, das     Zum Kochen war ich nicht geboren,
        zu einem noch kleineren Raum führt.       aber ich absolvierte die Hotelfach-
                                                                                            Das alte Gasthaus
        Hier war man beim Versteckspielen         schule. Danach blieb ich dem Gastge-      im Toggenburg
        immer sicher. Wir haben stundenlang       werbe treu, wechselte aber die Seiten.    erstrahlt wieder in
                                                                                            neuem Glanz.
        Verstecken gespielt hier im Gasthaus      Arbeitete im Verkauf, zuletzt viele
        Friedegg. Also damals war es noch         Jahre als Key-Account-Manager bei
        ein Hotel. Ich bin in Sichtweite aufge-   einer grossen Brauerei. Da ging es bei
        wachsen und war mit den Kindern der       Weitem nicht mehr nur ums Bier-Ver-
        Hoteliersfamilie befreundet. Jede freie   kaufen. Sehr oft treten die Brauereien
        Minute habe ich hier in diesem alten      auch als Finanzierungspartner bei
        Haus verbracht. Schon damals bedeu-       Um- und Neubauten auf. So bekam
        dete mir die «Friedegg» viel. Später,     ich Einblicke in die Finanzierung und
        als es dann um die Berufswahl ging,       Führung eines Gastrobetriebs.
        machte ich als erstes ein Kochprak-
                                                  Nerven von Freunden strapaziert
                                                  Die Idee, ein eigenes Gasthaus zu er-
                                                  öffnen, hatte ich immer im Hinterkopf.
                                                  Vielleicht auch nicht so weit hinten.
                                                  Einem guten Freund, dem ich schein-
                                                  bar etwas zu oft von meinem imagi-
                                                  nären Gasthaus vorfantasiert hatte,
                                                  riss jedenfalls der Geduldsfaden. Er
                                                  sagte: «Ich kenne jetzt wirklich jedes
                                                  kleinste Detail deines zukünftigen Be-
                                                  triebs. Ich will kein Wort mehr darüber
                                                  hören, bis du ihn wirklich eröffnest.»

                                                  Die modernen Zimmer locken Gäste
                                                  von weit her in die «Friedegg».

12
Berghilfe MagazinHerbst 2021
                                                                                          SCHWERPUNKT

Das war vor vielen Jahren. Seither        chen, die ich anders haben wollte.          Nicht etwa, weil ich keine Kinder
habe ich die unterschiedlichsten zum      Den riesigen Speisesaal habe ich un-        mögen würde, sondern einfach, weil
Verkauf stehenden Häuser an ver-          terteilt und einen gemütlichen Aufent-      es für dieses Gästesegment im
schiedensten Orten angeschaut. Aber       haltsraum mit Bibliothek eingerichtet.      Toggenburg schon genug Angebote
es hat nichts gepasst. Die Geschichte     Für mich war immer klar, dass ich           gibt. Obwohl diese natürlich nie so
der «Friedegg» hatte ich immer mit-       die «Friedegg» nicht weiter als Hotel       perfekte Bedingungen fürs Versteck-
verfolgt, auch wenn sich mein Lebens-     führen möchte, sondern als Bed and          spielen bieten können.»
mittelpunkt inzwischen aus dem Tog-       Breakfast. Um das Frühstück zuzu-
genburg raus verlegt hatte. Aus der       bereiten, tut es die in die Jahre ge-
Ferne sah ich, wie der Stern des          kommene Hotelküche noch. Es gibt
Hotels weiter stieg und dann, als die     ja genügend gute Restaurants in der
befreundete Familie es verkaufte,         nahen Umgebung, denen muss ich
zu sinken begann. Es folgten viele Be-    nicht Konkurrenz machen. Und ich
sitzerwechsel, investiert wurde nicht     habe es ja schon gesagt: Der gebo-
mehr, die Gästezahlen sanken. Als das     rene Koch bin ich nicht. Auch komme
Haus einmal mehr zum Verkauf ange-        ich so mit wenig Personal aus. Ich
boten wurde, schlug ich zu. Ich konnte    selbst bin ständig hier. Ausserdem
mir so nicht nur meinen alten Traum       kann ich auf die engagierte Mithilfe
vom eigenen Betrieb erfüllen, es          mehrerer Teilzeitmitarbeiterinnen und
schloss sich auch ein Kreis. Die «Frie-   -mitarbeiter aus dem Tal zählen.
degg» hatte mich wieder. Und auch
das Toggenburg, denn ich zog in mein      Das Interesse an der «Friedegg» ist
altes Elternhaus.                         gross, und vor allem kommen die
                                          meisten Gäste nach ihrem ersten Be-
Gemeinsam mit vielen Freunden             such wieder. Es sind Ruhesuchende,
                                                                                      Daniel Forrer hat seine Karriere
machte ich mich an den Umbau. Es          aber auch Wanderer und Biker. Explizit      aufgegeben, um als Gastgeber
gab viel zu sanieren, aber auch Sa-       sprechen wir keine Familien an.             nochmals durchzustarten.

                                                                                                                         13
Berghilfe Magazin                    Herbst 2021

         Schwer
       buckeln für
          erste
        Seilbahn
Seit 1931 gibt es die Seilbahn am
Vättnerberg, mit der man heute
mühelos für ein feines kaltes Plättli
in die «Seilerhütta» schweben kann.
Also genauer gesagt: deren Vor-
gängerin. Die erste Bahn war eine
abenteuerliche Sache, nur für Waren-
transporte gedacht, was damals
aber kaum jemanden kümmerte.
Mindestens genauso abenteuerlich
war deren Bau. Die Männer der frisch
gegründeten Seilbahnkorporation
trugen das tonnenschwere Seil                                       Zigaretten sicherten
verteilt auf dutzende Schultern ge-
meinsam den steilen Weg hoch.                                          das Überleben
                                                      An den Grenzen der Schweiz wurde                ging es ab in die Osteria «Manchiana»,
                                                      bis in die 1970er-Jahre zum Teil die            wo die Männer den Nachmittag mit
                                                      halbe Einwohnerschaft einzelner Täler           Kartenspielen verbrachten. Wenn
                                                      zu Schmugglern, um ihr kärgliches               dann die Nacht schwarz genug gewor-
                                                      Einkommen aufzubessern. So auch                 den war, schlichen sie über die grüne
                                                      das Valle Muggio bei Chiasso. Von hier          Grenze ins nur einen Kilometer ent-
                                                      fanden unzählige Zigaretten illegal             fernte italienische Erbonne. Heute ge-
                                                      ihren Weg nach Italien. Dafür nähten            hört die Osteria zum Albergo diffuso,
                                                      die Frauen spezielle rechteckige                dem dezentralen Hotel, das sich über
                                                      Rucksäcke, in die die Zigarettenstan-           das ganze Dorf Scudellate verteilt.
                                                      gen exakt hineinpassten. Im Valle               Mehr zu diesem von der Berghilfe un-
                                                      Muggio stiegen die Männer hoch bis              terstützten Projekt gibt es auf
                                                      zum hintersten Dorf: Scudellate. Dort           berghilfe.ch/scudellate.

                                                             Etwa 8 grosse Mangold-Blätter mit        auslegen. Es folgt das Hackfleisch mit etwas
                                                             breiten Stielen waschen. Wo das Grün     Béchamel-Sauce darauf. Zum Schluss das Ganze
                                                             beginnt, den Stiel abschneiden. Die      wieder mit zwei bis drei grossen Mangold-Blättern
          Mangold-Lasagne                                    Stiele für ca. 5–10 Minuten mit wenig    abdecken und die restliche Béchamel-Sauce
                                                             Wasser dämpfen.                          sowie den geriebenen Gruyère darauf verteilen.

Mangold kennt man vor allem in Form von Capuns.              Zwiebel und Knoblauch fein hacken und    Die Lasagne ca. 20–25 Minuten bei 180 Grad
Aus den grossen Blättern und breiten Stielen lässt sich      in Olivenöl glasig dünsten. Hackfleisch   backen, bis der Käse schön gebräunt ist.
aber auch eine saftige Lasagne zubereiten.                   dazugeben und scharf anbraten. Mit
                                                             Rotwein ablöschen, würzen und etwas
                                                             einkochen lassen, sodass noch etwas
ZUTATEN FÜR 4 BIS 6 PERSONEN                                 Flüssigkeit übrig bleibt.
                                                             Für die Béchamel-Sauce Butter in einer
Mangold, ca. 8 breite         40 g Butter                    Pfanne schmelzen, Mehl dazugeben und
Stiele und grosse Blätter                                    kurz andünsten. Dann die Milch bei-
                              40 g Mehl                      geben und unter Rühren aufkochen, bis
1 Zwiebel                     5 dl Milch                     die Sauce eindickt. Mit Salz, Pfeffer
1 Knoblauchzehe               Salz                           und Muskat abschmecken.
500 g Rindshackfleisch        Pfeffer                        Eine grosse Auflaufform mit Mangold-
1,5 dl Rotwein                Muskat                         Blättern auskleiden, sodass der Boden
Öl zum Anbraten                                              komplett bedeckt ist. Etwas Béchamel-
                              150 g Gruyère
                                                             Sauce darauf verteilen und dann die
Salz
                                                             Mangold-Stiele nebeneinander

14
Die

                                                          5
                                                                                           Projekte
                                                                                           Auf berghilfe.ch gibt es von
                                                                                           allen in dieser Ausgabe vorge-
                                                                                           stellten Projekten zusätzliche
                                                                                           Informationen und weitere
                                                                                           Bilder.

                                                                                           Einfamilienhaus zu Kinderkrippe
                                                                                           Vor der Eröffnung der ersten
    Ein Meister im                                                                         Kindertagesstätte im Blenio-Tal
                                                                                           waren einige Umbauten nötig.

      Umnutzen                                                                             Dank der Berghilfe verfügt die Kita
                                                                                           nun über sanitäre Anlagen und
                                                                                           Möbel auf kindergerechter Höhe.

Mein Grossvater selig ist in spartani-     hat Tania Savioz auf der Buchungsplatt-         nidoraggiodisole.ch
schen Verhältnissen 700 Meter über         form airbnb.com für ihr «Abri’cottage».
dem Urner Talboden aufgewachsen.           Und das auf einer Skala von null bis fünf.
                                                                                           Speicher zu Chambre d’hôtes
Nachdem die Mutter verstorben war,         Besser geht nicht. Ihr Geheimnis: «In echt
                                                                                           Beim Ausbau des alten Getreide-
führte er ab dem 14. Altersjahr den        muss alles noch schöner und liebevoller         speichers hat die ganze Familie
Haushalt der zwölfköpfigen Familie.        gestaltet sein als auf den Bildern». Wer        Hand angelegt und all ihr Erspar-
Jeder Rappen wurde immer und immer         einen wirklichen Geheimtipp sucht, wird         tes in das Projekt gesteckt. Ge-
                                                                                           reicht hat es aber erst, als die
wieder umgedreht, bevor man ihn aus-       bei Tania im Unterwallis fündig.                Berghilfe ihre Unterstützung zu-
gab. Dies hat meinen Grossvater ge-                                                        gesagt hat.
prägt. Er wurde ein Meister im Umnut-
                                                                                           abri-cottage.ch
zen. Ein Beispiel: Er arbeitete im Depot
bei den SBB. Als einmal alte Eisenbahn-
waggons ausgemustert wurden, nahm                       Bergwärts                          Wohnhaus zu Stall
er die Waggon-Fenster nach Hause.                                                          Beim Umbau ihres alten Wohn-
                                                 Die Berghilfe unterstützt viele kleine    hauses zum Laufstall konnte Fami-
Damit deckte er seine Gemüsebeete               Gasthäuser und Hotels im Berggebiet.       lie Felber auf die Unterstützung
ab und kam so zu patenten Mini-Treib-          Deren charmante Vielfalt ist allemal eine   der Berghilfe zählen.
häusern. Solche entstanden viel spä-           Tour wert. Für unseren «Bergwärts»-Blog
                                                haben wir einige davon erwandert und
ter auch im Garten meiner Eltern. Mit             per Velo abgefahren. Nachmachen
mir ist nun die Tradition zu Ende. Aber                                                    Seilbahnstation zu Beizli
                                                              empfohlen!
auch nur, weil ich keinen Garten habe.                                                     Mit viel Eigenleistung machte
                                                      berghilfe.ch/bergwaerts              die Seilbahnkorporation aus der
                                                                                           leerstehenden ehemaligen Berg-
Kurt Zgraggen,                                                                             station ein gemütliches Beizli. Die
Co-Geschäftsführer                                                                         Berghilfe unterstützte sie dabei.

                                                                                           seilerhuette.ch

                     Unterwasserwelten                                                     Schulhaus zu Lodge
                                                                                           Die neu gegründete Genossen-
                                                                                           schaft musste den Umbau
Im Juni haben wir im «Berghilfe            charmanten Werk, das eine Unterwasser-          mit wenig eigenen Mitteln stem-
Magazin» zum Thema «Handwerk»              welt zeigt. Sie darf einen Nachmittag           men. Die Berghilfe ermöglichte
einen Scherenschnitt-Wettbewerb            lang von der Scherenschnittkünstlerin           mit ihrer Unterstützung einen Auf-
                                                                                           schwung im Dorf.
lanciert. Gewonnen hat ihn Corinne         Jolanda Brändle Tipps und Tricks erfra-
Lehmann aus Flumenthal mit einem           gen. Herzliche Gratulation.                     gadmerlodge.ch

                                                                                           Hotel zu B&B
                                                                                           Obschon Daniel Forrer sich in
                                                                                           seinem bisherigen Berufsleben
                                                                                           ein schönes Startkapital zusam-
                                                                                           mensparen konnte, reichte das
                                                                                           Geld nicht ganz für die Sanierung
                                                                                           der «Friedegg». Die Berghilfe
                                                                                           sprang ein.

                                                                                           gasthaus-friedegg.ch

                                                                                                                         15
Vor 10 Jahren

AUSBAU EINES ALPSTALLS ALS TOURISTENUNTERKUNFT

Team
bleibt Team
von Max Hugelshofer

Vor zehn Jahren hat die Schweizer Berghilfe beim
Ausbau eines zerfallenen Stalls als Unterkunft für
Wanderer auf der Alpage de la Peule geholfen.
Noch heute profitiert Älpler Nicolas Coppey von
dieser Investition.

LE FERRET | VS «Starkes Team auf der     Kühe hirten, melken, käsen und dann       «Und inzwischen hat sich alles so ein-
Alp der guten Kräuter». So lautete der   gleichzeitig noch Gastgeber sein –        gespielt, dass wir wieder ein starkes
Titel der Reportage über die Alpage      das geht nicht alles alleine. Darum ist   Team geworden sind», sagt er. Die
de la Peule, die vor genau zehn Jahren   Nicolas auf sein starkes Team ange-       Angestellten gehören sozusagen zur
in der «Berghilf-Ziitig» abgedruckt      wiesen. Dessen Zusammensetzung            erweiterten Familie. Inzwischen hat
wurde. Die Kräuter sind auch heute       hat sich etwas verändert. Vor zehn        es auch Nachwuchs gegeben, und
noch besonders gut hier oben. Und        Jahren war Nicolas’ damalige Partnerin    es ertönt wieder Kindergeschrei auf
sorgen für einen herrlich würzigen       Sabine noch für die Gäste zuständig.      der Alpage. «Ich finde das super»,
Raclettekäse. Den verkauft Älpler        Doch dann kam die Scheidung, und          lacht Nicolas. «Gerade als meine eige-
Nicolas Coppey an die vielen Wande-      nicht nur das Privatleben wurde umge-     nen gross wurden, ging es hier nahtlos
rerinnen und Wanderer, die an seiner     krempelt, sondern auch die Zuständig-     weiter.» Nicolas’ fünf Kinder kommen
Alp vorbeikommen und in der Buvette      keiten auf der Alp wurden neu verteilt.   immer noch häufig auf die Alp. Die
für einen stärkenden Zmittag anhal-      Sabine zog sich zurück. Dafür brachten    grösseren, die studieren, in der Lehre
ten. Einige bleiben gleich zur Über-     die rumänischen Angestellten, die be-     oder bereits im Berufsleben sind,
nachtung im ehemaligen Stall oder        reits den siebten Sommer mithelfen,       nicht mehr so regelmässig wie früher.
in einer der Jurten.                     noch ein, zwei Verwandte mit und über-    Aber der Jüngste, Henry, verbringt fast
                                         nahmen zusätzliche Arbeiten. So kam       jedes Wochenende und die ganzen
                                         Nicolas über die Runden.                  Ferien auf der Alp.

16
Berghilfe Magazin            Herbst 2021

                                          Danke!
Vor zehn Jahren musste
Henry noch hochgehoben
werden, um den Knopf
des Krans zu drücken.
Heute ist er seinem Vater
Nicolas beim Käsen
eine richtige Hilfe.                      Täglich treffen bei der Schweizer Berghilfe
                                          Briefe ein, in denen Familien den Spenderinnen
                                          und Spendern für die wertvolle Unterstützung
                                          danken. Diesen Dank leiten wir gerne an
                                          Sie weiter.

                                          Wertvolle Unterstützung
                                          in der Coronakrise
                                          Ich möchte mich von ganzem
                                          Herzen bedanken für den gross-
                                          zügigen Beitrag an die Treuhand-
                                          kosten. Es wäre für uns nicht mög-
                                          lich gewesen, ohne Treuhänder
                                          die komplizierten Formulare für
                                          die Härtefall-Gesuche, EO Kurzar-
                                          beit und so weiter einzureichen.
                                          Diese Art von Unterstützung ist       Ein riesiges Merci
                                          eine grossartige Idee in dieser       Mit dieser Karte, die den Bau
                                          Coronakrise, die hoffentlich bald     der neuen Güllengrube dokumen-
                                          ein Ende findet.                      tiert, möchten wir Ihnen noch-
                                                                                mals unsere Dankbarkeit aus-
                                          Familie P., Kanton BE                 drücken. Die ganze Familie mit
                                                                                den fünf Kindern sagt: Merci.

                                                                                Familie B., Kanton BE

Vor zehn Jahren, als dreijähriger
Knirps, liebte er nichts mehr, als sei-
nem Vater beim Käsen zu «helfen».
Auf einem in der «Berghilf-Ziitig» von    Die neue Brücke steht
damals abgedruckten Foto hält ihn         Vielen Dank für Ihren wertvollen
Nicolas hoch, damit er den Knopf des      Beitrag an den Bau unserer neuen
Krans drücken kann, der den Käse-         Brücke. Sie ermöglicht uns zehn       Jetzt können die Küken
bruch aus dem Kessi hebt. Heute, als      Älplerfamilien eine gefahrlose        kommen
unter viel Gelächter das alte Foto        Erschliessung des weitläufigen        Danke vielmals für die grosszü-
nochmals nachgestellt wird, hat er        Weidegebiets «Schattenhalb».          gige Unterstützung. Wir sind so
keine Probleme mehr, den Knopf zu         Neu können wir die Brücke auch        dankbar, dass ihr uns ermöglicht
erreichen. Und noch etwas hat sich        für schwerere Transporte nutzen.      habt, unseren Bio-Legehennen-
geändert. Wenn er heute mithilft, dann    Ohne Ihre Unterstützung wäre          Aufzucht-Stall zu bauen. Wir sind
ist er seinem Vater auch tatsächlich      der Bau nicht möglich gewesen.        wie geplant fertig geworden.
eine Hilfe.                                                                     Schon bald kommen 4000 Küken.
                                          Älpler Bezirk 5, Urnerboden,
                                          Kanton UR                             Familie M., Kanton BE

                                                                                                               17
SVEN EPINEY MODERIERT ANLASS ZU FRAGEN RUND UMS TESTAMENT

«Die Berge
erden mich»
mit Sven Epiney sprach Max Hugelshofer

Auch Leute, die voll im Leben stehen,
sollten sich Gedanken machen zum Alter,
zur Patientenverfügung, zu ihrem
Testament. Moderator Sven Epiney hat
es getan – und dabei viel über sich
                                                                          Die ersten Kinderjahre
selbst gelernt.                                                           lebte Sven Epiney im
                                                                          Wallis. Die Berge haben
                                                                          ihn geprägt.

Sven Epiney und die Schweizer          gelernt. Durch dieses Engagement         Was meinst du, zieht es dich
Berghilfe, diese Zusammenarbeit        kenne ich die Berghilfe jetzt noch       nach dem Berufsleben wieder in
besteht seit 2018. Wie kam es          besser. Eure Vision und euer Einsatz     die Berge zurück?
dazu?                                  für Menschen in den Schweizer            Wer weiss. Geplant ist es nicht,
Ich durfte mit euch im Jubiläumsjahr   Bergen sind wichtig. Da ich selber       aber sag niemals nie.
mitfeiern und sogar die Jubiläums-     ursprünglich auch ein Bergler bin,
veranstaltung moderieren, welche       passt diese Zusammenarbeit               Du weisst schon, warum ich dich
ich in bester Erinnerung habe. Dort    bestens.                                 nach deiner Pensionierung frage?
haben wir beide uns ja auch kennen-                                             Um den Bogen zu schlagen zur
                                       Du bist im Wallis aufgewachsen,          Veranstaltung vom November?
                                       lebst aber schon dein ganzes
                                       Erwachsenenleben lang im Flach-          Genau. Wie fest hast du dich
                                       land. Wie viel Bergler steckt            selbst schon mit den Themen Alter,
                                       noch in dir?                             Vorsorge und Tod auseinander-
                                       Ich bin die ersten sieben Jahre mei-     gesetzt?
                                       nes Lebens im Wallis aufgewachsen        Gerade kürzlich sehr intensiv. Mein
                                       und stolz darauf. Dort sind meine        Lebenspartner und ich leben in einer
                                       Wurzeln. Aus beruflichen Gründen         eigenen Wohnung. Und weil es uns
                                       bin ich dann nach meiner Schulzeit in    noch nicht möglich ist, zu heiraten,
                                       Bern nach Zürich gezogen, wo sich        ist es durchaus sinnvoll, sich mit die-
                                       jetzt mein Lebensmittelpunkt befin-      sem Thema zu befassen. Fragen
                                       det. Ich möchte die Vorteile des         zur Nachlassplanung, aber auch bei
Sven Epiney und
Berghilfe-Redaktor                     Stadtlebens nicht mehr missen. Aber      der Patientenverfügung ergeben
Max Hugelshofer                        ich bin immer noch sehr gerne und        Handlungsbedarf.
an der Jubiläums-
                                       viel in den Bergen. Auf Besuch bei
veranstaltung im
Jahr 2018.                             meinem Vater, bei Verwandten im          Wem empfiehlst du, frühzeitig
                                       Wallis, aber auch in den Ferien und      ein Testament zu machen?
                                       in der Freizeit. Und sobald ich in       Ich bin kein Fachmann, aber vielen
                                       den Bergen bin, fühle ich mich wie-      Menschen geht es doch wahrschein-
                                       der zu Hause. In den Bergen tanke        lich wie mir. Man spricht nicht gerne
                                       ich Energie auf. Sie erden mich.         über den Tod oder erstellt ein Tes-

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Berghilfe Magazin                   Herbst 2021

                                          ERBINFOVERANSTALTUNG

                                          Vorsorgen zu
                                          Lebzeiten
                                          Im November findet in Zürich und Bern je eine Informations-
                                          veranstaltung übers Erben und Vorsorgen mit interessanten
                                          Rednerinnen und Rednern und einer Podiumsdiskussion statt.
                                          Moderiert von Sven Epiney diskutieren zwei Fachexpertinnen
                                          und -experten, ein Ehepaar, das die Schweizer Berghilfe in ihrem
                                          Testament erwähnt hat, und ein Geschäftsleitungsmitglied der
                                          Schweizer Berghilfe über Aktuelles aus dem Erbrecht. Die Anwäl-
                                          tin und Erbschaftsexpertin Béatrice Heinzen hält ein Fachreferat
                                          über die persönliche Nachlassplanung und gibt Tipps zur Patien-
                                          tenverfügung und zum Vorsorgeauftrag. Über die Vorsorge und
                                          eine gesunde Ernährung im Alter referiert Dr. med. Moritz Strick-
                                          ler, leitender Arzt der Akutgeriatrie des Bürgerspitals
                                          Solothurn.

                                          Zum Schluss lädt Bergbauernfamilie Hüberli aus dem Toggen-
                                          burg – bekannt geworden durch die TV-Sendung «Landfrauen-
                                          küche» – zum Buffet mit hausgemachten Spezialitäten, begleitet
                                          durch die Musik eines traditionellen Schwyzerörgeli-Trios aus
                                          der Innerschweiz.
tament und so schiebt man oft diese
Fragen auf die lange Bank. Das
Gesetz regelt zwar schon viel, zum Bei-   Die Daten
spiel durch eine Heirat. Aber wer etwas
anders als vorgesehen lösen will, der     Dienstag, 2. November
kommt nicht drum herum, nachzubes-        14 bis 17 Uhr:
sern. Und wenn man sich mit dem           Bern, Best Western Plus
Thema Vorsorge einmal beschäftigt,        Hotel Bern
kann es durchaus auch spannend sein.
                                          Dienstag, 16. November
Inwiefern?                                14 bis 17 Uhr:
Man lernt viel über sich selbst, wenn     Zürich,
man sich gewisse Fragen einmal stellen    Stiftung zum Glockenhaus
muss. Was ist mir wichtig? Wer ist mir
wichtig? Ich habe mich gemeinsam mit
meinem Partner intensiv damit beschäf-
tigt. Wir haben zum Beispiel darüber
diskutiert, was Lebensqualität für uns    Die Platzzahl ist limitiert und wird je nach aktueller Corona-
bedeutet und wie wir leben wollen, wenn   Situation kurzfristig angepasst. Eine rasche Anmeldung ist daher
wir einmal nicht mehr alleine für uns     unumgänglich. Anmelden kann man sich mit dem Talon in
sorgen können.                            der Heftmitte oder per Mail an: markus.rohner@berghilfe.ch

Was versprichst du dir vom Anlass?
Ich bin sehr gespannt auf die Beiträge
der Gastrednerinnen und Gastredner,       Impressum
insbesondere auf den Geriatriearzt. Und
                                          Herausgeber Schweizer Berghilfe, Soodstr. 55, 8134 Adliswil, Tel. 044 712 60 60,
von der Anwältin kann ich sicher auch     berghilfe.ch Leitung Max Hugelshofer (max) Redaktion Alexandra Rozkosny (aro)
noch etwas Neues lernen.                  Layout Christoph Hänsli, Zürich Produktion, Korrektorat und Druck Druckerei
                                          Kyburz, Dielsdorf Fotografie Yannick Andrea Bildrechte Alexandra Rozkosny
                                          (S4, S5) Max Hugelshofer (S10, S17) Erscheinungsweise Das «Berghilfe Magazin»
                                          erscheint 4 x jährlich in deutscher und französischer Sprache Abonnement
                                          5 Franken pro Jahr, ist in der Spende inbegriffen Gesamtauflage 100 000 Exemplare

                                                                                                                  19
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Soodstrasse 55 | 8134 Adliswil
T 044 712 60 60
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