Umstrittener Freihandel mit Malaysia

Die Seite wird erstellt Denise Nolte
 
WEITER LESEN
Umstrittener Freihandel mit Malaysia
NUMMER 54 | Sommer 2014

                                                                                    Globalisierung und Nord / Süd-Politik

                          Arbeitsgemeinschaft Swissaid | Fastenopfer | Brot für alle | Helvetas | Caritas | Heks | www.alliancesud.ch

                          Umstrittener Freihandel mit Malaysia
                          Klimaschutz : Mit Ent-               Ursula Haller: « Moral              New ODA: Was zählt
                          wicklungsgeld bezahlt                kommt vor Fressen »                 als Entwicklungshilfe ?
Umstrittener Freihandel mit Malaysia
Kurz notiert

Ringen um Post-2015-Agenda                            pflichten, dafür zu sorgen, dass Firmen auch      die Versorgung von Kantinen, Spitälern,
ns. An einem informellen Treffen diskutier-           ausserhalb ihres Sitzstaats Verantwortung         Schulen usw. sicherstellen und Kleinbau-
te die Open Working Group Anfang Juni den             für ihre Tätigkeit übernehmen. Die 2011 ver-      ern fördern und damit das Recht auf Nah-
ersten « Zero-Draft » der Post-2015-Agenda            abschiedeten Uno-Leitlinien für Wirtschaft        rung auf der Konsumenten- wie auch Pro­
der Uno für nachhaltige Entwicklung. Zur              und Menschenrechte konnten bis jetzt nicht        duzentenseite garantieren. Vorausgesetzt,
Debatte stehen die übergeordneten Prin-               verhindern, dass Multis weiterhin straflos        man ist bereit, zugunsten von Nachhaltig-
zipien aus internationalen Verträgen, 16              agieren. Während der Session des Uno-Men-         keit von rein ökonomischen Interessen Ab-
Ziele mit ihren Unterzielen sowie noch we-            schenrechtsrats im Juni in Genf wird eine         stand zu nehmen. http://bit.ly/1ka6Uxc
nig strukturierte und heftig umstrittene              Resolution deponiert, die verlangt, dass eine
Vorschläge zu deren Umsetzung. Darunter               intergouvernementale Arbeitsgruppe eine           Ja zum AIA mit Hintergedanken
sind auch die nicht realisierten Verpflich-           neue Konvention ausarbeiten soll. Der Vor-        mh. Der automatische Informationsaus-
tungen der Geberländer aus dem achten                 stoss wird von mehr als 500 Organisationen        tausch ( AIA ) zu Steuerzwecken setzt sich
Millenniumsziel, wie eine gerechte Han-               der Zivilgesellschaft unterstützt, darunter       international durch. Mitte Mai hat der Bun-
delsregulierung mit zoll- und quotenfreiem            Alliance Sud. www.treatymovement.com              desrat bekannt gegeben, wie er sich im Fall
Marktzugang für die ärmsten Länder. Aber                                                                der Schweiz die Umsetzung vorstellt. Leider
auch Massnahmen zur Vermeidung von                    «Soziale Gerechtigkeit kaufen»                    will er die Entwicklungsländer vom neuen
Preisschwankungen auf Nahrungsmitteln,                dh. Vor seinem Rücktritt Ende Mai hat Olivier     Standard ausschliessen. Sein Mandatsent-
zur Regulierung von unlauteren Finanzflüs-            De Schutter, Uno-Sonderberichterstatter für       wurf sieht die Einführung des AIA nur ge-
sen oder internationaler Steuervermeidung.            das Recht auf Nahrung, eine denkwürdige           genüber solchen Staaten vor, « mit denen
Und – als Novum – der Vorschlag eines blan-           Studie zur Wechselwirkung zwischen dem            enge wirtschaftliche und politische Bezie-
ko Zielrahmens, der nach der Klimakonfe-              Recht auf Nahrung und dem öffentlichen            hungen bestehen ». Zu berücksichtigen seien
renz COP21 deren Ergebnisse aufnehmen soll.           Beschaffungswesen publiziert. Im Wissen           ausserdem Länder, die « für die Schweizer
                                                      darum, dass auch in Entwicklungsländern           Finanzindustrie als wichtig und zukunfts-
Uno : Internationaler Vertrag zu Multis               rund 10 Prozent des Nationaleinkommens            weisend erachtet werden ». Will heissen: Die
me. Eine Gruppe von 85 Entwicklungslän-               in das öffentliche Beschaffungswesen flies­­-     Schweiz soll den AIA nur Ländern anbieten,
dern, angeführt von Uruguay und Südafri-              sen, lenkt De Schutter den Blick auf die loka-    die ihr sonst wirtschaftlich oder politisch
ka, will verbindliche Regeln für Multis. Ein          le Nahrungsmittelproduktion. Eine gezielte        schaden könnten. Entwicklungspolitische
internationaler Vertrag soll die Staaten ver-         öffentliche Beschaffung kann gleichzeitig         Überlegungen sind dem Bundesrat egal.

    Impressum                                         Alliance Sud auf einen Blick
    GLOBAL +
    erscheint viermal jährlich.                       Präsidium
                                                                                                        – Konzerne
                                                      Hugo Fasel, Direktor Caritas Schweiz
    Herausgeberin :                                                                                       Michel Egger, Tel. 021 612 00 98
    Alliance Sud                                      Geschäftsstelle                                     michel.egger@alliancesud.ch
    Arbeitsgemeinschaft                               Peter Niggli ( Geschäftsleiter )
    Swissaid | Fastenopfer | Brot für alle |          Kathrin Spichiger, Rosa Amelia Fierro             – Medien und Kommunikation
    Helvetas | Caritas | Heks                         Monbijoustrasse 31, Postfach 6735, 3001 Bern        Daniel Hitzig, Tel. 031 390 93 34
    E-Mail : globalplus@alliancesud.ch                Tel. 031 390 93 30                                  daniel.hitzig@alliancesud.ch
    Website : www.alliancesud.ch                      Fax 031 390 93 31
    Social Media: facebook.com/alliancesud,           E-Mail : mail@alliancesud.ch                      InfoDoc Bern
    twitter.com/AllianceSud                                                                             Jris Bertschi / Emanuela Tognola /
                                                      Entwicklungspolitik                               Emanuel Zeiter
    Redaktion :                                       – E ntwicklungszusammenarbeit :                  Tel. 031 390 93 37
    Daniel Hitzig ( dh ), Kathrin Spichiger ( ks ),      Nina Schneider ( bis 30.6. ),                  dokumentation@alliancesud.ch
    Tel. 031 390 93 34/30                                Eva Schmassmann ( ab 1.9. )
    Bildredaktion :                                      Tel. 031 390 93 40                             Regionalstelle Lausanne
    Nicole Aeby                                          nina.schneider@alliancesud.ch                  Isolda Agazzi / Michel Egger
                                                                                                        Tel. 021 612 00 95 / Fax 021 612 00 99
    Grafik : Clerici Partner Design, Zürich           – Finanz- und Steuerpolitik                       lausanne@alliancesud.ch
    Druck : s+z : gutzumdruck, Brig                     Mark Herkenrath, Tel. 031 390 93 35
    Auflage : 2400                                      mark.herkenrath@alliancesud.ch                  InfoDoc Lausanne
    Einzelpreis : Fr. 7.50                                                                              Pierre Flatt / Nicolas Bugnon /
    Jahresabo : Fr. 30.–                              – Umwelt- und Klimapolitik                        Amélie Vallotton Preisig
    Förderabo : mind. Fr. 50.–                          Nicole Werner ( bis 30.6. ), Jürg Staudenmann   Tel. 021 612 00 86
    Inseratepreise/Beilagen : auf Anfrage               ( ab 1.9. ) Tel. 031 390 93 32                  documentation@alliancesud.ch
    Bildnachweis Titelseite : Einen Steinwurf           nicole.werner@alliancesud.ch
    von Slums in Kuala Lumpur ( Malaysia )                                                              Regionalstelle Lugano
    entfernt ragen die Petronas-Türme                 – Handel                                          Lavinia Sommaruga
    in die Höhe. © Mark Henley / Panos                  Isolda Agazzi, Tel. 021 612 00 97               Tel. 091 967 33 66 / Fax 091 966 02 46
    Die nächste Ausgabe erscheint Anfang                isolda.agazzi@alliancesud.ch                    lugano@alliancesud.ch
    Oktober 2014.

2    GLOBAL + Sommer 2014
Umstrittener Freihandel mit Malaysia
Menschenrechte sind kein
                                                                                           Geschenk, sondern Pflicht
                                                                                           Seit 2002 wurden nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Global
                                                                  Daniel Rihs

                                                                                           Witness 908 Personen, die sich gegen den Zugriff von transnationalen
                                                                                           Rohstoffunternehmen auf ihr Land oder die Abholzung ihrer Wälder ge-
                                                                                           wehrt hatten, getötet.
                                                                                                  2013 kamen nach dem neuen Global Rights Index des Internationa-
                                                                                           len Gewerkschaftsbunds in 35 Ländern Lohnabhängige, die sich für an-
                                                                                           ständige Löhne und Arbeitsbedingungen einsetzten, hinter Gitter ; in
                                                                                           9 Ländern wurden sie ermordet ; in 53 Ländern entlassen, weil sie ver-
                                                                                           suchten, bessere Arbeitsbedingungen auszuhandeln. Sie büssten dafür,
                                                                                           dass sie international verbriefte Arbeitsrechte beansprucht hatten.
                                                                                                  Berichte wie diese treffen bei uns Monat für Monat ein. Verantwort­
                                                                                           lich für die Menschenrechtsverletzungen sind in erster Linie die ­jeweiligen
                                                                                           Regierungen. Entsprechend müssen Verbesserungen in den betroffenen
                                                                                           Ländern erkämpft werden. Aber auch die Konzerne tragen Verantwor­t­ung:
                                                                                           Sie könnten in ihrem Einflussbereich selber handeln. ­Niemand zwingt­
                                                                                           sie, die schwache Rechtslage von Kleinbauern oder ­Indigenen auszu­nutzen,
                                                                                           um sich, in Komplizenschaft mit den Regierungen, Land unter den Nagel
                                                                                           zu reissen, das Grundwasser zu verseuchen, Streiks niederschlagen zu las-
                                                                                           sen oder Arbeitskräfte zu Hungerlöhnen zu beschäftigen. Seit 15 Jahren­
                                                                                           ist das ein Dauerthema – einige Tausend Unternehmen haben freiwillig
                                                                                           Besserung versprochen. Die Menschenrechtsverletzungen gehen trotz­-
                                                                                           dem weiter – auch durch die « Freiwilligen ».
                                                                                                  Es gab deshalb in der Uno Bemühungen, ein globales verbindliches
                                                                                           Regelwerk für alle transnationalen Unternehmen zu schaffen; es wurde
Aus dem Inhalt                                                                             vom International Chamber of Commerce ( ICC ) erfolgreich versenkt. Die
                                                                                           seit 2011 geltenden Uno-Leitlinien für Wirtschaft und Menschenrechte
                                                                                           fordern nun die einzelnen Staaten auf, aktiv zu werden und ihre trans-
                                                    Freihandelsabkommen mit Malaysia       nationalen Unternehmen auf die Menschenrechte zu verpflichten. Das
4                                                   Aussenpolitik auf dem Prüfstand        Bündnis « Recht ohne Grenzen » fasste 2012 mit einer Petition an Bundes-
                                                                                           rat und Parlament nach und verlangte unter anderem, den Konzernlei-
                                                                                           tungsorganen eine Sorgfaltspflicht und entsprechende Management­
    Foto: © Michael Morgensen ( Tayacan ) / Panos

                                                                                           systeme rechtlich vorzuschreiben.
                                                                                                  Nun legte der Bundesrat im Mai einen substanziellen Bericht dazu
                                                                                           vor und skizziert vier Möglichkeiten, wie die Sorgfaltspflicht rechtlich
                                                                                           verankert und ausgestaltet werden könnte. Alle zusammen genommen
                                                                                           entsprächen dem Minimum dessen, was « Recht ohne Grenzen » verlangt.
                                                                                           Die Regierung hütet sich allerdings, selber eine Empfehlung zu formulie-
                                                                                           ren, sie überlässt die Initiative dem Parlament. Gewerbeverband und FDP
                                                                                           lehnen verbindliche Regelungen vorsorglich ab – die FDP verlangt statt-
                                                                                           dessen das internationale Regelwerk, das am Widerstand der Business-
                                                    Klimagelder aus Entwicklungstöpfen     Lobby gescheitert ist. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass der
6                                                   Schweiz spielt mit gezinkten Karten    Bericht nicht zerpflückt und schubladisiert werden kann.

                                                                                                                           Peter Niggli, Geschäftsleiter Alliance Sud
                                                    Interview mit Ursula Haller
8                                                   «Handlungsbedarf steht ausser Frage»

	OECD sucht neue Bemessungsmethode
10 Entwicklungshilfe als Finanzakrobatik

   Vier Wechsel bei Alliance Sud
13 Abschied und Neubeginn

                                                                                                                                               GLOBAL + Sommer 2014   3
Umstrittener Freihandel mit Malaysia
Freihandelsabkommen mit Malaysia

Wie war das mit der
Kohärenz der Aussenpolitik?
                       Isolda Agazzi   Im Rahmen der Europäischen Freihandelsassoziation ( EFTA ) verhandelt die Schweiz
                       über ein Abkommen mit Malaysia. Themen müssten auch die Rechte der Urbevölkerung,
                       die Umweltzerstörung und die grassierende Korruption sein.

                                                                                                                                   Foto : © Ian Teh / Panos
Seit knapp zwei
Jahren hat Malaysia
in ­Nusajaya im
Bundesstaat Johor
auch ­ein Legoland.
Es ist das erste in
Asien. Die Gegend
wurde in den ­
letzten Jahren ­
massiv entwickelt.

« Die Schweizer Freihandelsabkommen basieren vor allem auf          Vertragsverhandlungen mit Malaysia gegeben. Und dabei
wirtschaftlichen Kriterien. Im Rahmen der Überlegungen des          unterstrichen, das Parlament erwarte, dass Malaysia zuerst
Bundesrats zu einer kohärenten Aussenpolitik werden auch so-        den Interna­tionalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und
ziale, Umweltfragen und menschenrechtliche Normen ange-             kulturelle Rechte, den Internationalen Pakt über bürgerliche
sprochen. Auf Letztere wird in der Präambel des Vertrags Bezug      und politische Rechte sowie die acht Hauptkonventionen der
genommen, sie hat jedoch keinen bindenden Charakter. Die            Internationalen Arbeitsorganisation ( ILO ) ratifiziere. Die APK
Menschenrechte müssen vor allem im Rahmen des Uno-Men-              verlangte auch, dass das Abkommen mit Malaysia ein Kapitel
schenrechtsrats thematisiert werden, dieser ist das am besten       über nachhaltige Entwicklung enthalte. Bedingungen also,
geeignete Instrument für diese Fragen. » So äusserte sich Didier    die weiter gehen als die Verhandlungsmandate mit zahlreichen
Chambovey, Leiter des Bereichs Welthandel im Staatssekreta-         anderen Entwicklungsländern. 1
riat für Wirtschaft ( Seco ), an einem Treffen mit malaiischen
NGOs, dem Bruno Manser Fonds, der Gesellschaft für bedrohte         Diskriminierende Wirtschaftspolitik
Völker und Alliance Sud.                                            « Bis 2020 will Malaysia zu den Industrieländern gehören. Es hat
     2009 hatte die Schweiz unter anderen auch Kuala Lumpur         viele Fortschritte erzielt, aber im Bereich der Menschenrechte,
aufgefordert, die Rechte der Urbevölkerung zu garantieren. Dies     der Urbevölkerung und der Minderheiten gibt es noch sehr viel
geschah im Rahmen der alle vier Jahre durchgeführten Über-          aufzuholen », bestätigt Bala Chelliah von der malaiischen NGO
prüfung seiner Mitgliedsländer durch den Uno-Menschen-              SUARAM in Genf. Er verweist auf die 1971 lancierte Neue Wirt-
rechtsrat. 2012 hatte die Aussenpolitische Kommission des Na-       schaftspolitik, die explizit die ethnischen Malaien fördert und
tionalrats ( APK ) grünes Licht für die Aufnahme von Freihandels-   mit den Jahren zu einem Instrument der Diskriminierung der

4   GLOBAL + Sommer 2014
Umstrittener Freihandel mit Malaysia
china- und indienstämmigen Bevölkerung Malaysias geworden                                               auf Platz vier bei den illegalen Finanzflüssen ( 370 Millionen
ist. Für Chelliah werden nicht die einfachen Leute von diesem                                           US-Dollar ). Taib Mahmud, der Gouverneur von Sarawak, hat
Abkommen profitieren, sondern die Eliten – also die Malaien                                             während dreissig Jahren die Konzessionen und Exportlizenzen
und deren Verbündete – , die an der Macht sind und die Unter-                                           zur Nutzung des Regenwalds kontrolliert, seit 2011 ist eine Un-
nehmen besitzen. Auf offenen Märkten werden die Malaien be-                                             tersuchung der Anti-Korruptions-Kommission ( MACC ) gegen
vorzugt, die Investitionen werden zu ihren Gunsten getätigt                                             ihn hängig. Musa Aman, Regierungschef des benachbarten
und « auch die Schweizer Unternehmen werden diskriminiert                                               Bundesstaats Sabah, soll mehr als 90 Millionen US-Dollar
werden, denn es wird ihnen verwehrt sein, die besten Ange-                                              Schmiergelder kassiert haben, um den Weg für Rodungen auf
stellten zu rekrutieren. Die Diskriminierung hindert letztlich                                          Borneo freizumachen. Geld, das via die UBS-Filiale in Hongkong
alle, ein gerechtes Stück des ihnen zustehenden Kuchens zu                                              gewaschen worden sei und mittlerweile auf Schweizer Konten
bekommen », ergänzt er.                                                                                 liegen soll. Es läuft eine Strafuntersuchung der Bundesanwalt-
                                                                                                        schaft gegen die UBS.
Rekordzahl von Klagen zu Landrechten                                                                         « Die Korruption wird im Freihandelsabkommen nicht direkt
Landrechte sind das andere Sorgenkind der malaiischen Zivil-                                            angesprochen », erwidert Didier Chambovey, « indirekt aber
gesellschaft. Peter Kallang von SAVE Rivers weist auf die über                                          schon über die Erwähnung der Ruggie-Prinzipien und der
fünfzig im Osten des Landes geplanten Staudämme hin, die bis                                            OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen. »
2030 gebaut werden sollen. « Nirgends auf der Welt sind so vie-                                              Keine Frage : Die Schweiz hat noch viel zu tun, um im Fall
le Klagen über Landrechte hängig wie bei uns – aktuell sind es                                          von Malaysia die Kohärenz ihrer Aussenpolitik zu gewährleis-
300. Zwanzig Anträgen haben wir stattgegeben, doch die Re-                                              ten. Denn wenn, wie es der Schweizer Chefunterhändler sagt,
gierung und die lokale Bevölkerung interpretieren die Landrech-                                         « der Uno-Menschenrechtsrat der richtige Ort ist, um Fragen der
te unterschiedlich. Das Problem ist, dass die Bevölkerung sich                                          Menschenrechte anzusprechen », dann ist für Alliance Sud das
nicht frei informieren und äussern kann. Alles läuft unter gröss-                                       Freihandelsabkommen das richtige Mittel, um deren Einhaltung
ter Geheimhaltung ab. »                                                                                 sicherzustellen. Tatsächlich kennt das internationale Recht kein
     Auch Schweizer Firmen stehen im Fokus. Für den Bau des                                             Mittel, um einen Staat auf die Einhaltung der Menschenrechte
umstrittenen Staudamms von Murum in Sarawak, einem auf                                                  zu verpflichten. Ganz anders, wenn es um Handelsabkommen
Borneo liegenden Teil Malaysias, hat die ABB Generatoren im                                             geht. Werden diese verletzt, zieht das Sanktionen nach sich.
Wert von sechs Millionen US-Dollar geliefert. Laut dem Bruno
Manser Fonds ist dieser Damm der erste von insgesamt zwölf,                                                   1 www.parlament.ch/d/mm/2012/Seiten/mm-apk-n-2012-02-14.aspx
dem Zehntausende von Menschen weichen müssten, Hunder-
te von Quadratkilometern tropischen Regenwalds würden
                                                                    Foto : © Keystone / AP / Vincent Thian

überflutet. Am 15. Mai hat die ABB angekündigt, seine Geschäf-
te in Malaysia zu überprüfen, nachdem der Fonds verlangt hat-
te, dass sich der Konzern aus Sarawak zurückziehen und die
betroffenen Menschen mit 1,5 Millionen US-Dollar entschädi-
gen soll.
     Der Bundesstaat Sarawak weckt die Begehrlichkeiten der
ausländischen Investoren ganz besonders. Laut NGOs sind be-
reits 90 Prozent des ursprünglichen Regenwalds zerstört wor-
den. Die lokale Bevölkerung wehrt sich, zu Hungerlöhnen als
Angestellte auf dem eigenen Land zu arbeiten, so dass 90 Pro-
zent der Arbeitskräfte aus China, Indonesien oder Bangladesch
kommen. « Nach der Abholzung werden Plantagen entstehen.
Das wird die Lebensgrundlage der Menschen kaputt machen.
Sarawak ist reich an Erdöl und -gas, Holz und Palmöl, doch die                                               Geschlagene Bäume im Hinterland von Miri im Bundesstaat Sarawak werden
einheimische Bevölkerung hat nichts davon. Die Unternehmen                                                   abtransportiert. In dieser Gegend hatten die von Bruno Manser ­unterstützten
                                                                                                             Penan Blockaden errichtet, um gegen die Zerstörung ihres Lebensraums zu
vertreiben die Leute, die Strassen sind nur dazu da, um die Bo-
                                                                                                             protestieren.
denschätze exportieren zu können », sagt Peter Kallang.
     Didier Chambovey versichert, die Schweiz sei sich der Risi-
ken der Palmöl-Produktion bewusst, und sie unterstütze den
Roundtable on Sustainable Palm Oil ( RSPO ). Überdies hätten
sich mehrere Schweizer Unternehmen verpflichtet, langfristig
                                                                                                                             +
nur Palmöl aus RSPO-zertifizierter Produktion zu importieren.
Annina Aeberli vom Bruno Manser Fonds unterstreicht hinge-
gen, dass die malaiischen Palmöl-Produzenten planen, aus dem
                                                                                                                      d          . . . mehr zum Thema.
RSPO auszusteigen und ein eigenes Zertifizierungssystem auf-
zubauen, eines mit noch tieferen Standards.                                                                                  Berichterstattung und Hintergründe zu Malaysia
                                                                                                                             in den Zeitschriften « Südostasien » und dem
Korruptionsspur führt in die Schweiz                                                                                         « Journal of Current Southeast Asian Affairs ». Zur
Malaysia ist eines der korruptesten Länder der Welt und steht                                                                Ausleihe bei Alliance Sud InfoDoc.
laut einem aktuellen Bericht von Global Financial Integrity

                                                                                                                                                             GLOBAL + Sommer 2014       5
Umstrittener Freihandel mit Malaysia
Klimafinanzierung

                        Karierte Maiglöckchen
                        aus dem Bundesrat
Nicole Werner     Der Bundesrat schaltete im Mai die Schweizer Klimapolitik auf Stand-by.
Und beteuerte gleichzeitig, er wolle weiterhin das 2-Grad-Ziel sowie einen
neuen internationalen Klimavertrag anstreben. Ebenso gut könnte er versuchen,
karierte Maiglöckchen zu züchten.

Ende Mai verkündete der Bundesrat : Die Schweiz passt ihr Kli-             70 Prozent gegenüber dem Niveau von 2010 und bis Ende des
maschutzziel nicht an. Doch nicht genug der schlechten Nach-               Jahrhunderts bis nahezu null sinkt, ist das 2-Grad-Ziel noch zu
richten. Die Planung eines nationalen Klimaschutz-Szenarios                halten. Eine gerechte Lastenteilung erfordert, dass die Indust-
wird nicht angepackt, und die Schweiz wird sich bei der Klima-             rieländer wesentlich mehr reduzieren müssen, um dem globa-
finanzierung weiterhin aus den Töpfen der Entwicklungshilfe                len Süden Raum für nachholende Entwicklung zu geben. Die
bedienen. Gleichzeitig behauptet der Bundesrat, das 2-Grad-                Schweiz bleibt jedoch dabei : Bis 2020 nicht mehr als 20 Prozent
Ziel zur Begrenzung der globalen Temperaturerhöhung weiter-                weniger CO2-Ausstoss gegenüber 1990.
hin anzustreben und sich auf internationaler Ebene für ein
rechtlich bindendes Klimaregime für den Zeitraum nach 2020                  Klimavertrag in weiter Ferne
einzusetzen.                                                                Nicht nur national hat sich die Schweiz von ambitionierter Kli-
     Diese Beschlüsse kann der Bundesrat aufgrund seiner                    mapolitik verabschiedet. Auch international legt sie nur vorder-
­Exekutivkompetenz fällen. Doch sollte er den BürgerInnen die               gründig Wert auf den Abschluss eines neuen globalen Klima-
Wahrheit sagen : Das 2-Grad-Ziel und der internationale Klima-              abkommens, das 2015 in Paris im Rahmen der Uno geschlossen
 vertrag sind so nicht zu erreichen.                                        werden soll. Damit dieses zustande kommt, braucht es auch
                                                                            die Zusage der Entwicklungs- und Schwellenländer zu verbind-
2-Grad-Ziel ausser Sichtweite                                               lichen Klimaschutzzielen.
Der aktuellste Bericht des Weltklimarates hält fest : Nur wenn                   Doch die Länder des Südens pochen darauf, dass zuerst die
der globale Ausstoss von Treibhausgasen bis 2050 um 40 bis                  Industrieländer ihre abgegebenen Versprechen erfüllen : Sie

Schweizer Anteil an den vereinbarten internationalen Klimageldern
in Millionen Franken

    2600
    2400
    2200
    2000
    1800                                                                                                          Schweizer Anteil gemäss
                                                                                                                  Uno-Beitragsschlüssel
    1600                                                                                                          (1,3 Prozent von 100 Mrd. Franken)
                   Schweizer                                Projektion Entwicklungshilfe
    1400           Entwicklungshilfe                        (0,5 Prozent BNE 2015)
                                                                                                                  Schweizer Anteil
    1200                                                                                                          (Mittelwert aus Uno-Beitragsschlüssel
                                                                                                                  und unilateral festgelegtem Schweizer
    1000                                                                                                          Beitragsschlüssel)

    800
                                                                                                                  Minimaler Schweizer Anteil
    600                                                                                                           gemäss unilateral festgelegtem
                                                                                                                  Beitragsschlüssel
    400                                                                                                           (0,43 Prozent von 100 Mrd. Franken)

     200
                                                                                                                  Global+/Weber/Werner
      0                                                                                                           Quellen: Uno, Deza, Bafu, Alliance Sud

           2009     2010      2011     2012   2013   2014      2015      2016      2017    2018    2019    2020

6    GLOBAL + Sommer 2014
Umstrittener Freihandel mit Malaysia
werden kann und soll. Diese soll gemäss Parlamentsbeschluss

                                                                          Fotos : © Kin Cheung/AP/Keystone
                                                                                                             ab dem Jahr 2015 ­0,5 Prozent des Bruttonationaleinkommens
                                                                                                             ( BNE ) betragen. ­Damit würden im Jahr 2020 rund 38 Prozent
                                                                                                             ( zwischen 20 und 57 Prozent ) der Schweizer Entwicklungshilfe
                                                                                                             für Klimamass­nahmen zweckentfremdet ( Grafik Seite 6 ).

                                                                                                             Neue Gelder braucht das Land
                                                                                                             Die Absicht, globale Klimafinanzierung aus den Töpfen der Ent-
                                                                                                             wicklungszusammenarbeit zu bezahlen, ist eine klare Strategie
                                                                                                             des Bundes, keine neuen öffentlichen Quellen zur Finanzierung
                                                                                                             seiner internationalen Verpflichtungen generieren zu müssen.
                                                                                                             Faktisch kürzt er dadurch jedoch die Entwicklungshilfe zuguns-
                                                                                                             ten der Klimafinanzierung.
                                                                                                                  Nur neue und zusätzliche Gelder können auch zu neuen
                                                                                                             und zusätzlichen Klimamassnahmen führen, welche nicht auf
                                                                                                             Kosten der nachhaltigen Entwicklung gehen ( siehe Kasten ). Der
                                                                                                             Bund sollte die Chance nicht verpassen, diese Gelder im Zuge
                                                                                                             einer Verfassungsänderung des für 2020 geplanten neuen Kli-
                                                                                                             ma- und Energielenkungssystems aufzubringen. Dabei könnte
                                                                                                             eine für die Klimafinanzierung zweckgebundene Lenkungs­
                                                                                                             abgabe auf CO2 gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen :
                                                                                                             Die Kosten würden verursachergerecht verteilt, damit würden
                                                                                                             Anreize zum Klimaschutz geschaffen und gleichzeitig auch­
                                                                                                             die benötigten Klimagelder generiert.
                                                                                                                  Die Höhe der Klimaschutzverpflichtungen sowie die aus-
                                                                                                             reichende Klimafinanzierung sind es, wovon das Zustandekom-
Stahlwerk des Posco-Konzerns, Nummer drei der globalen Stahlproduktion,                                      men eines neuen Klimavertrages 2015 abhängt. Bleibt die
in Pohang, Südkorea.                                                                                         Schweiz bei ihrer aktuellen Klimapolitik, ist sie klar mitverant-
                                                                                                             wortlich, wenn die Uno-Verhandlungen über den neuen Vertrag
müssen ihre ( historische ) Verantwortung für den Klimawandel                                                scheitern. Kommt es hingegen zu einem neuen Vertrag, so wird
übernehmen. Dazu gehört auch, dass sie die versprochenen                                                     dies mit Sicherheit nicht der Schweizer Politik zu verdanken
« Klimagelder » zahlen. Diese sollten ab sofort jährlich um                                                  sein.
10 Milliarden Dollar steigen, bis im Jahr 2020 100 Milliarden
Dollar erreicht sind, die fortan jedes Jahr zu zahlen sind. So ver-                                           1 Die detaillierte Berechnung wird Alliance Sud in einem Klima-
einbarten es die Uno-Staaten 2010 in Cancún.                                                                    Positionspapier im September 2014 vorlegen.
     Einen offiziellen Schlüssel für die Berechnung der nationa-
len Beiträge aus den Industrieländern gibt es nicht. Bei der uni-
lateralen Berechnung des eigenen Beitrags für die Jahre 2010
bis 2012 gewichtete die Schweiz ihren Anteil an den globalen
Emissionen dreimal höher als denjenigen am globalen Einkom-
men. Aus diesem Schlüssel resultiert ein Minimalanteil von
rund 460 Millionen Franken an den 100 Milliarden Dollar.
     Angemessener wäre, wenn jener Schlüssel zur Anwendung
käme, nach dem die Beitragszahlen der Mitgliedstaaten an die                                                                 Falsche Anreize vermeiden
Uno berechnet werden. Der Verteilschlüssel für die Pflichtbei-
träge richtet sich hauptsächlich nach der Wirtschaftskraft der
                                                                                                                             nw. Die Deckung der internationalen Verpflich-
Länder, berücksichtigt aber auch Entwicklungsstand und Ver-
                                                                                                                             tungen zur Klimafinanzierung aus den Entwick-
schuldungssituation der Mitgliedstaaten.                                                                                     lungshilfetöpfen bietet Fehlanreize : Entwick-
     Demzufolge läge der Schweizer Anteil 2020 bei 1,3 Milliar-                                                              lungsrelevante Infrastruktur- oder Schulprojekte
den Franken jährlich. 1 Je nach Berechnungsgrundlage muss die                                                                werden zugunsten von sogenannten Klima­
Schweiz entsprechend ab sofort jedes Jahr rund 90 Millionen                                                                  projekten hintangestellt. Und es verführt dazu,
Franken mehr an Klimageldern ( zwischen 40 und 140 Millionen                                                                 alle bereits existierenden klimafreundlichen
Franken ) jährlich bezahlen. Andernfalls kommt sie ihren inter-                                                              Entwicklungsprojekte neu auch als Klimaprojekte
nationalen Verpflichtungen gegenüber Entwicklungsländern                                                                     abzurechnen. Damit werden wichtige Aufgaben
nicht nach.                                                                                                                  der Entwicklungszusammenarbeit wie die
     Ein zentrales Element davon ist, dass sie das Geld zusätz-                                                              Armuts­bekämpfung ganz vernachlässigt, ohne
lich zur Entwicklungshilfe aufbringt und nicht, wie bis anhin,                                                               dass nennenswert weniger CO2 ausgestossen
die Gelder daraus abzwackt. Der Bundesrat und die Bundes­                                                                    wird. Weder der Entwicklung noch dem Klima-
verwaltung gehen heute davon aus, dass ein wesentlicher Teil                                                                 schutz ist damit jedoch zusätzlich gedient.
dieses Klimageldes weiterhin aus der Entwicklungshilfe bezahlt

                                                                                                                                                           GLOBAL + Sommer 2014   7
Umstrittener Freihandel mit Malaysia
Interview mit Ursula Haller, Nationalrätin BDP/BE

Prävention darf nicht
zur Worthülse verkommen
Michel Egger und Daniel Hitzig   Nach der Herbstsession tritt Ursula Haller nach 15 Jahren aus der Grossen
Kammer zurück. Im Gespräch 1 zeigt sich die Mitte-Politikerin überzeugt, dass eine florierende
Wirtschaft und ethisches Handeln keinen Widerspruch darstellen.

                                                                 Ursula Haller, Sie haben sich in zwei Kommissionen des
                                                                 Nationalrats engagiert, der aussen- ( APK ) und der sicher-
                                                                 heitspolitischen Kommission ( SIK ). Warum gerade dort ?
                                                                 Als ich noch für die SVP im Nationalrat politisierte, war ich Mit-
                                                                 glied der WBK ( Kommission für Wissenschaft, Bildung, Kultur ).
                                                                 Als Thuner Bildungsdirektorin lag mir das nahe. Der Wechsel in
                                                                 die SIK hatte auch mit meinem Thuner Hintergrund zu tun, hier
                                                                 sind ja wichtige Rüstungsbetriebe angesiedelt. Weil es nicht
                                                                 nur eine innere, sondern auch eine äussere Sicherheit gibt, fand
                                                                 ich, die Mitarbeit in der aussenpolitischen Kommission sei die
                                                                 richtige Ergänzung zur SIK und habe das immer als sehr sinn-
                                                                 voll erlebt.

                                                                 Sie haben sich im März gegen die Rüstungsindustrie
                                                                 gestellt. Wie wurde das in Thun aufgenommen ?
                                                                 Das ist gut verstanden worden ! Sogar der CEO der Ruag hat mir
                                                                 signalisiert, er habe Verständnis für meine Haltung. Es ging ja
                                                                 darum, das strenge Kriegsmaterialexportgesetz zu entschärfen,
                                                                 um Kriegsmaterial auch in Länder exportieren zu können, wo
                                                                 es um die Menschenrechte alles andere als gut bestellt ist, dies
                                                                 mit der Begründung der « gleich langen Spiesse für die schwei-
                                                                 zerische Wehrtechnik ». Für die Reputation der Stadt Thun finde
                                                                 ich es verheerend, wenn hier produzierte Waffen – wenn auch
                                                                 über Umwege – in falsche Hände geraten. Wie bei den Hand-
                                                                 granaten, die in Syrien auftauchten oder bei den Präzisions­
                                                                 gewehren, mit denen auf dem Maidan in Kiew auf Zivilisten
                                                                 geschossen wurde. Umso wichtiger ist es, dass wir mit dem
                                                                 Güterkontroll-Gesetz und der Verordnung, die den Export von
                                                                 Kriegsmaterial regeln, sehr strenge Vorschriften haben. Ich
                                                                 halte es für ein fatales Signal, jetzt auch Waffen in Länder wie
                                                                 Saudi-Arabien zu exportieren, wo nicht zuletzt grundlegende
                                                                 Rechte der Frauen nichts gelten.

                                                                 Eine Art von Doppelmoral der humanitären Schweiz ?
                                                                 Ja, so muss man das sagen. Bertolt Brecht hat in den Raum
                                                                 gestellt, dass das Fressen vor der Moral komme. Ich bin dezi-
                                                                 diert der Meinung, dass wirtschaftlicher Erfolg und Moral­
                                                                 kein ­Widerspruch sind, im Gegenteil. Ich bin überzeugt, dass
                                                                 unser Land nur gewinnen kann, wenn wir auch in der Wirt-
                                                                 schaft ­moralisch handeln. Ja, wir alle brauchen Rohstoffe, aber
                                                                 zu ­welchem menschlichen Preis sollen die Firmen Geschäfte
                                                                 machen dürfen ?

8   GLOBAL + Sommer 2014
Umstrittener Freihandel mit Malaysia
In der Debatte um Unternehmen und ihre Verantwortung               ist ein Stück weit eine Illusion : Es gibt zu viele, die immer nur
                                  in Sachen Menschenrechte gibt es Stimmen, die sagen,               gerade bereit sind, so viel selbst zu regulieren, wie es – ver-
                                  es gebe schlicht keinen Handlungsbedarf.                           meintlich – dem Geschäft nicht schadet. Firmen wie Glencore
                                  Doch, den gibt es ! Ob es um Kinderarbeit oder Umweltbelas-        mit ihrem Know-how sind doch fähig, die Rohstoffe, die wir alle
                                  tung geht : Wenn Firmen, die ihren Hauptsitz in der Schweiz        brauchen, so abzubauen, dass Menschen und Umwelt nicht zu
                                  haben, daran beteiligt sind, dann schadet das unserer Reputa-      Schaden kommen. Auch hier gilt es, eine Win-win-Situation an-
                                  tion. Ich will hier keine einzelne Firma an den Pranger stellen,   zustreben. Und dazu sind in der Tat auch rechtlich verbindliche
                                 aber die Schweiz als Drehscheibe des globalen Rohstoffhan-          Regeln notwendig. Persönlich bin ich überzeugt, dass diese
                                 dels muss hier einfach genauer hinschauen. Persönlich bin ich       neuen Regeln präventiv wirken sollten. Wenn wir bloss an die
                                 ­überzeugt, dass der Bundesrat, Economiesuisse und der Gewer-       Firmen appellieren, sie sollen in die Vorbeugung investieren,
                                  beverband mittlerweile alle ganz genau wissen, dass es nicht       dann verkommt Prävention zur Worthülse. Schliesslich geht es
                                 sein kann, dass die Schweiz für schmutzige Geschäfte Hand           um konkrete Verbesserungen.
                                  bietet. Darum müssen wir uns den entsprechenden Regelun-
                                 gen der Branche angleichen, wie wir sie beispielsweise aus den      « Recht ohne Grenzen » möchte, dass Firmen Rechenschaft
                                  USA und der EU kennen. Und zwar gilt es, die richtige Balance      über ihre Arbeit ablegen müssen, auf Sorgfalt verpflichtet
                                 zu finden. Die Schweiz soll eine gewisse Vorbildfunktion haben,     werden und damit Verantwortung für ihr Handeln überneh-
                                  wir brauchen der Welt aber auch nicht zu beweisen, dass wir        men. Wenn eine Prüfung ergibt, dass die Sorgfaltspflicht
                                 die Besten sind – um den Preis, dass Firmen der Schweiz dann        nicht eingehalten wird und Standards – etwa bezüglich
                                 den Rücken zukehren.                                                Sicherheitsrisiken für Mitarbeitende – nicht eingehalten
                                                                                                     werden, würde es Sanktionen geben.
                                 In den Uno-Leitlinien für Wirtschaft und Menschenrechte ist         Das sehe ich auch so. Berichte, die zwar Mängel feststellen und
                                 die Rede von einem « Smart Mix » zwischen verbindlichen             dann geschieht doch nichts weiter, wären reine Papiertiger.
                                 Regeln und Selbstregulierung. In der Schweiz glauben viele,         Wer sich nicht an die Regeln hält, sollte das schon zu spüren
                                 mit Selbstregulierung sei es getan. Wie sehen Sie das ?             bekommen. Für ein solches System braucht es jedoch auch die
                                 Idealerweise würde die Sensibilisierung dazu führen, dass sich      Zusammenarbeit zwischen den Staaten. Ob die Länder, wo die
                                 Firmen der Konsequenzen ihrer Aktivitäten noch bewusster            Rohstoffe abgebaut werden, auch Interesse daran haben, das
                                 werden und Schäden und Folgeschäden verhindert werden               steht auf einem anderen Blatt. Menschenrechte und Umwelt-
                                 könnten. Aber leider geschieht das nicht. Oder zu wenig. Ich        fragen haben dort ja oft keinen hohen Stellenwert, gerade
                                 möchte den Vergleich zu den randalierenden Fussball-Fans zie-       darum haben wir in diesen Fragen eine Verantwortung.
                                 hen. Da zeigt es sich auch, dass Selbstregulierung, sprich Fan-
                                 arbeit, allein offensichtlich nicht reicht. Eigenverantwortung       Ende Mai hat der Bundesrat einen rechtsvergleichenden
                                                                                                      Bericht veröffentlicht, der aufgrund Ihres Postulats in der
                                                                                                      APK in Auftrag gegeben wurde. Wie beurteilen Sie die
Fotos : © Daniel Rihs / Pixsil

                                                                                                      Schlüsse, die die Regierung für die zukünftige Regelung der
                                                                                                      Unter­nehmensverantwortung in der Schweiz zieht ?
                                                                                                      Der Bericht ist eine Auslegeordnung des Bundesrats. Er an­
                                                                                                      erkennt, dass die Schweiz über eine entsprechende Gesetz­
                                                                                                      gebung Verantwortung bei der Einhaltung der Menschenrech-
                                                                                                      te und beim Schutz der Umwelt übernähme. Der Bericht
                                                                                                      signalisiert auch, dass die gesetzliche Verankerung der
                                                                                                      Sorgfalts­prüfung und / oder die Berichterstattungspflicht für
                                                                                                      Unternehmen denkbar wären. Allerdings – und dies ist symp-
                                                                                                      tomatisch – will sich der Bundesrat nicht zu weit aus dem Fens-
                                                                                                      ter lehnen und macht keine konkreten Aussagen, welches denn
                                                                                                      die notwendigen gesetzgeberischen Schritte hierzu wären. Die
                                                                                                      ( zu ) vorsichtige Formulierung hat denn auch bereits zu nega-
                                                                                                      tiven Äusserungen geführt. Notabene nicht nur von Seiten der
                                                                                                      Koalition « Recht ohne Grenzen », auch die Wirtschaft hat sich
                                                                                                      an einem kürzlich von Economiesuisse organisierten Treffen in
                                                                                                      diese Richtung geäussert. Beide Seiten bemängeln, dass der
                                                                                                      Bundesrat nicht konkret aufzeigt, welches denn die logischen
                                                                                                      Schritte sein müssten. Das Parlament wird sich zu diesem
                                                                                                     ­Thema auch in Zukunft äussern müssen. Affaire à suivre !

                                                                                                     Das ausführliche Interview mit Ursula Haller ist online zu lesen
                                                                                                     auf www.alliancesud.ch.

                                                                                                      1 Das Interview wurde am 20. Mai 2014 geführt. Die letzte Frage wurde
                                                                                                        nach Veröffentlichung des Bundesrats-Berichts beantwortet.

                                                                                                                                                  GLOBAL + Sommer 2014        9
Umstrittener Freihandel mit Malaysia
Die Messmethode wird reformiert

                        Verwässerung
                        der Entwicklungshilfe ?
Nina Schneider   Entwicklungshilfe wird neu definiert. Bevor die neuen Uno-Entwicklungsziele
( Post-2015-Agenda ) festgelegt werden, wollen die OECD-Industrieländer neu bestimmen,
welche Geldflüsse als Entwicklungshilfe gelten.

Seit den 1960er-Jahren misst der Entwicklungsausschuss ( DAC )         Stimmrecht an die Verhandlungen geladen. Jedes Land möchte
der OECD die Geldflüsse ihrer Mitgliedsländer an Entwicklungs-         seinen eigenen Mix an Geldern als « Hilfe » abrechnen können
  länder. Die jährlich erhobenen Daten geben Auskunft darüber,         und damit die Zielmarke von 0,7 Prozent BNE möglichst ohne
 welches Geberland wie viel in welches Entwicklungsland und            zusätzliche Budgetmittel erreichen. Gesucht wird deshalb ein
 welchen Entwicklungssektor investiert. Im Kern werden alle            Kompromiss, der allen Vorteile bieten soll.
 nicht rückzahlbaren Zuschüsse ( Grants, siehe Glossar ) und ver-
günstigten Kredite ( Concessional Loans ), die der wirtschaftli-       Drei Vorschläge liegen auf dem Tisch
chen und sozialen Entwicklung von Entwicklungsländern die-             Zwei der ursprünglich drei Vorschläge werden aktuell nicht
 nen, als Official Development Assistance ( ODA ) anerkannt. 1970      mehr ernsthaft weiterverfolgt :
  vereinbarte die Uno-Generalversammlung erstmals, dass In-
dustrieländer jährlich 0,7 Prozent ihres Bruttonationaleinkom-           1 Faktisch vom Tisch ist die fokussierte ODA. Sie würde nur noch
 mens ( BNE ) als ODA einsetzen sollen. Dieses Ziel wurde schon            Grants und Beiträge an Entwicklungsbanken anerkennen.
 mehrfach bestätigt, bis heute aber lediglich von fünf der acht-           Konzessionelle Kredite und Beteiligungen an Fonds, Beiträ-
 undzwanzig DAC-Geberländer ( Norwegen, Schweden, Luxem-                   ge an Stipendien, Asylkosten im ersten Jahr und Sensibilisie-
 burg, Dänemark, Grossbritannien ) erreicht.                               rungsarbeit im Inland könnten nicht mehr angerechnet wer-
       Seit Jahren wird die DAC-Statistik kritisiert, da sie den Re-       den. Dieser Vorschlag wäre den Forderungen der NGOs am
gierungen grossen Spielraum lässt, unterschiedlichste Geldflüs-            nächsten gekommen, nur noch « reale Hilfe » anzurechnen.
se nach eigenem Gutdünken als Entwicklungshilfe zu deklarie-               Sie würde viele Regierungen dazu zwingen, ihre ODA-Statis-
 ren. NGOs wie Alliance Sud kritisieren, dass der Standard                 tik nach unten zu korrigieren. Betroffen wäre auch die
­erlaubt, auch Nicht-Hilfe wie Asylkosten oder Stipendien anzu-            Schweiz, die weit höhere Kosten für die Unterbringung und
 rechnen. Die EU reklamiert, weil das DAC Kredite der Euro­                Rückführung von Asylsuchenden abrechnet als alle anderen
 päischen Entwicklungsbank ( EBRD ), die ein zu kleines Grant              DAC-Mitgliedsländer.
 Element enthalten, nicht als ODA akzeptiert. Andere Regierun-
gen verlangen, dass ODA auch Beiträge an militärische Frie-              2 Wenig Zustimmung geniesst auch die aktualisierte ODA. Sie
 densoperationen, Exportkredite oder komplexe finanzielle                  würde alle Entwicklungskredite zum Bruttowert anrechnen
 ­Risikoinvestitionen wie Garantien oder Leveraging abbildet.              und davon die jährlichen Zinsen und Amortisationskosten
       Bis Dezember 2014 wollen die StatistikerInnen der DAC-              abziehen. Zudem anerkennt sie alle Formen öffentlicher Be-
 Mitgliedsländer einen neuen ODA-Standard vorlegen. Dieser                 teiligungen an Risikoinvestitionen, die helfen, private Inves-
soll die Kriterien der Anrechenbarkeit vereinheitlichen und                titionen zu mobilisieren, zum Nennwert. Dieser Vorschlag
« neue Geberländer » animieren, den Standard zu übernehmen.                schafft Anreize für komplexe Finanzprodukte, benachteiligt
  Erklärtes Fernziel ist es, die Glaubwürdigkeit des DAC und die           klassische Grants und würde die DAC-Statistik langfristig
  Relevanz seines Monitorings für die Post-2015-Agenda der Uno             massiv aufblähen und verzerren.
sicherzustellen. Freiwillig nach DAC-Standard berichten heute
  bereits Russland, die Türkei und die Arabischen Emirate. Noch          3 Im Detail verhandelt wird die sogenannte neue ODA. Dieser
  in diesem Jahr sollen Mexiko und – so das Gerücht stimmt –               Vorschlag beruht auf einem Kompromiss im Streit um die
auch China dazukommen. Das ist bei der OECD hochwillkom-                   Concessional Loans. Er hebt den heute gültigen Grenzwert
 men, weil dies die globale Legitimität des DAC stärkt.                    eines Grant Element von 25 Prozent für die Anrechenbarkeit
       Die Kritik der NGOs an der neuen Messmethode droht ig-              von Krediten auf. Damit wird verhindert, dass Zinssätze als
 noriert zu werden. Und schon heute ist klar, dass sich am                 subventioniert deklariert werden können, die über dem re-
Schluss der Verhandlungen die Interessen der grossen Geber-                alen Marktzins eines Geberlandes liegen. Die neue ODA an-
  länder und nicht jene der Entwicklungsländer durchsetzen wer-            erkennt ein Grant Equivalent, das sich aus der Differenz des
 den. Letztere sind lediglich zu Dekorationszwecken ohne                   Zinssatzes und den Kapitalkosten inklusiv einer Risiko­

10   GLOBAL + Sommer 2014
prämie berechnet, nicht aber den Nominalwert des Kredits.                                mit Zinsen zurückgezahlt, aussenpolitische Beziehungen ge-
      Die neue Methode käme insbesondere der EU entgegen, die                                  schmiert und darüber hinaus neu auch ein Risikofaktor auf Kre-
      gerne Kredite der EBRD als ODA ausweisen würde, die nur                                  diten als ODA angerechnet werden kann, der den echten Budget­
      knapp unter dem Marktzins liegen. Weiter anerkennt die                                   aufwand verschleiert.
      neue ODA öffentliche Risikoinvestitionen. Laut Hochrech-                                      Die ärmsten Länder ( LDC ) können Kredite weit schlechter
      nungen führt dieser Vorschlag zu einer automatischen                                     bedienen und sind daher für Investitionen wenig attraktiv.
      ­Erhöhung der ODA um 3 bis 6 Prozent.                                                   ­Aktuell erhalten sie 70 bis 90 Prozent der Entwicklungsgelder als
                                                                                               Grants, die sie nicht zurückbezahlen müssen. Sogar im DAC ist
Die Form bestimmt den Inhalt                                                                   umstritten, ob es legitim sei, neu mit hohen Risikoprämien einen
Beunruhigend ist insbesondere, dass diese neue ODA Anreize                                     Anreiz für einen Umstieg auf Kredite zu schaffen. Zwar können
für marktbasierte Finanzierungsinstrumente schafft und Län-                                    hohe Risikoprämien die Geber animieren, den Ärmsten vermehrt
der benachteiligt, die nicht rückzahlbare Hilfe leisten.                                       Kredite anzubieten und so deren Kapitalbedarf besser zu decken.
     Der Trend ist klar. Mit wenig transparenten Rechenmodellen                                Für Entwicklungsländer, deren Staatsbudgets bisher zu einem
werden Produkte kreiert, die Geldflüsse verschleiern. Sie helfen                               guten Teil durch Grants finanziert wurden, verursachen konzes-
Gebern, versprochene Ausgaben einzusparen und belasten Ent-                                    sionelle Kredite neu hohe Zins- und Amortisationskosten. Damit
wicklungsländer mit neuen Schulden. Entgegen dem Credo der                                     verteuern sie die Tarife für staatliche Dienstleistungen wie Ge-
Armutsbekämpfung, das Geber bisher animierte, Grants einzu-                                    sundheit und Bildung, was klar dem Ziel der Armutsbekämpfung
setzen, greifen immer mehr Regierungen zu Entwicklungskredi-                                   zuwiderläuft. Im schlechtesten Fall können Entwicklungskredite
ten. Denn nicht rückzahlbare Zuschüsse verlangen von Geberre-                                  gar eine neue Überschuldungsspirale auslösen.
gierungen einen echten Budgetaufwand, während zinsvergüns-                                          Ganz grundsätzlich stellt sich die Frage, ob mit neuen kom-
tigte Kredite das Budget nur mit der Differenz zum Marktzins                                   plexen Finanzinstrumenten und Risikoinvestitionen nicht einmal
belasten. Das hat gemäss DAC-Statistik in den letzten paar Jah-                                mehr Gewinne zurück in die Taschen von Geberländern und Pri-
ren zu einer Verlagerung der Mittelflüsse von den ärmsten in die                               vatinvestoren gespült und das Ownership der Entwicklungslän-
Schwellenländer geführt. Deren stetig wachsende Wirtschaft ist                                 der untergraben wird, statt eine gerechte, ressourcenarme und
für Industrieländer attraktiv. Insbesondere dann, wenn Schulden                                ökologische Entwicklung anzustossen.

Neue ODA und TOSD (s. a. Seite 12)
                                                    Bisher nicht anrechen-
                                                    bare Beiträge an Uno-

                                                                                                                      ?
                                                       Organisationen

                         Uno-
                       Friedens-                                                                               Öffentliche und
                       missionen                                                                               private Beiträge
                          von                                                   Asylkosten                         an den
                       UNDPKO                                                   Folgejahre                     Emissionshandel
                                                                                                                                        Staatliche
                                                    Beiträge an qualifizierte

                                                                                                                                       Sicherheiten    Mit ODA
                                                                                Asylkosten                         Klima-             für finanzielle mobilisierte
                                                        Organisationen
                                                          multilaterale

        Andere Uno                                                              erstes Jahr                     finanzierung              Risiko-       private
        mandatierte                                                                                                                   investitionen Investitionen
         Friedens-
         missionen
                                                                                                                                  ?                             ?

                                   Beiträge an
                                   zivile Friedens-                                   Anrechenbares Grant Equivalent
                                   und Sicherheits-                                     für konzessionelle Kredite
                ?                  programme
                                   (z.B. Polizei- und                                                                                     Total der        Total nicht
                                   Justizreform,                                                                                      konzessionellen    vergünstigter
                                   Konfliktprävention usw.)                                                                           Kredite abzüglich Kredite abzüglich
                                                                                                                                         Zinsen und        Zinsen und
                                                                                                                                        Amortisation     Amortisation
                                                                                Menschen-
                                                                                 rechte          Öffentliche
                                                                                                 und private                          Durch staatliche
        Neue ODA basierend auf DAC-Statistik 2012                                                  Export-                ?           Garantien mobilisierte
                                                                                                   kredite                            Privatinvestitionen
        TOSD: geplante neue Statistik des DAC zur Erfassung der Gesamtheit
        der Geldflüsse mit Entwicklungsnutzen                                                        ?
  ?     Mittel, über deren Höhe keine Schätzungen verfügbar sind                                                                      Global+ /web; Quelle: OECD,DCA/DAC (2014)9

Die Grafik zeigt, was TOSD erfassen will und wie sich TOSD und ODA ergänzen. Die Anrechenbarkeit von « Nicht-Hilfe » soll weiter ausgebaut werden. Klimagelder,
die explizit neu und zusätzlich zur ODA versprochen wurden, sollen Teil der neuen ODA sein. Fragwürdig ist auch die Anrechnung von Uno-Friedensmissionen als
ODA, denn diese lassen sich nicht klar gegen machtpolitische Interventionen abgrenzen.

                                                                                                                                                 GLOBAL + Sommer 2014              11
Foto : © Christian Bobst / Heks

                                                                                                     Glossar

                                                                                                     Grant : Entwicklungsbeitrag, der vom Empfän-
                                                                                                     gerland nicht zurückbezahlt werden muss.
                                                                                                     Das DAC-Reglement von 1978 verlangt, dass
                                                                                                     jeder Geber mindestens 86 Prozent seiner Ent-
                                                                                                     wicklungshilfe als Grant vergibt.

                                                                                                     Concessional Loan : Subventionierter Entwick-
                                                                                                     lungskredit, der bisher mit einem Grant
                                                                                                     ­Element vergünstigt werden musste, um als
                                                                                                      ODA zu gelten. Die sogenannte neue ODA prä-
                                                                                                      sentiert mit dem Grant Equivalent eine neue
                                  Viehtränke im Dorf Yonoféré in der senegalesischen Ferlo-Wüste.     Bemessungsmethode.

                                                                                                     Grant Element : Subventionierter Teil eines Ent-
                                  Im Windschatten der neuen ODA wird TOSD lanciert                   wicklungskredits. Bisher galt ein Kredit zu
                                  Weil die oben erläuterte neue ODA nicht alle Flüsse erfasst,       100 Prozent als ODA, wenn er um 25 Prozent
                                  welche Geberländer als Hilfe ausweisen möchten, will das DAC       vergünstigt wurde. Die Vergünstigung berech-
                                  als Verhandlungsmasse ein neues Instrument zur Messung             net sich aus der Laufzeit, der Rückzahlungsfrist
                                  « anderer öffentlicher Geldflüsse mit Entwicklungsnutzen »­        und der Differenz des Zinssatzes zu einem
                                  ( Total Official Support for Development, TOSD ) einführen. Die    Standardzinssatz von 10 Prozent. Wegen der
                                  Idee ist, alle möglichen Geldflüsse zu erfassen, die zur Finan-    tiefen Marktzinsen konnten Geber seit 2008
                                  zierung der Post-2015-Agenda Bedeutung erlangen könnten.           auch Kredite als ODA ausweisen, welche sie we-
                                  Also auch solche, die mit Armutsbekämpfung wenig zu tun            niger als das Empfängerland kosteten.
                                  haben. Es scheint fast, als versuche man ein starkes Argument
                                  zu schaffen, die ODA als Referenzgrösse der Entwicklungshilfe      Grant Equivalent : Budgetanstrengung eines
                                  abzuwerten.                                                        Gebers zur Vergünstigung eines Kredits, den
                                                                                                     die neue ODA anrechnen will. Sie basiert auf
                                  Fazit : Die im DAC diskutierten Reformvorschläge drohen die        einem jährlich festgelegten Referenzzinssatz
                                  klassische Entwicklungshilfe – und damit die ­internationalen      ( RZ ) für Geber- und einem Risikofaktor ( RF ) für
                                  Verpflichtungen der Geberländer – zu verschleiern. Alliance Sud    Empfängerländer. Beispiel : Ein Kredit zu 2,5 Pro-
                                  unterstützt die Forderung des europäischen NGO-­Netzwerks          zent Zins mit RZ 4 und RF 5 gilt neu als um
                                  Eurodad und der G77-Länder, dass kein Präjudiz geschaffen          6,5 Prozent vergünstigt. Daraus wird der Betrag
                                  wird, bevor die Uno über die Finanzierung der Post-2015-Agen-      ­errechnet, den ein Geber als ODA ausweisen
                                  da entschieden hat. Denn dort geht es just um nachhaltige           kann. Der Nominalwert des Kredits wird ledig-
                                  Entwicklungsfinanzierung, wozu gehört, dass konkrete Ziel-          lich als TOSD angerechnet.
                                  grössen für die Geberländer und die unterschiedlichen Ziel­
                                  bereiche festgelegt werden.                                        Leveraging : Das Konzept, mit staatlicher Ent-
                                      Das DAC sollte sich bis Ende Jahr darauf konzentrieren,        wicklungshilfe Anreize für private Entwick-
                                  eine gerechte Anrechnungsmethode für konzessionelle Kredite        lungsinvestitionen zu schaffen.
                                  zu definieren, die nur den echten Budgetaufwand von Gebern
                                  abbildet. Bei der Überprüfung der ODA-berechtigten Empfänger-      Risikoinvestitionen : Zur Förderung privater In-
                                  länder sollten die Geberländer darüber hinaus dafür sorgen, dass   vestitionen haben Entwicklungsagenturen
                                  fortan mindestens 50 Prozent der ODA an die armen Entwick-         zahlreiche Finanzprodukte entwickelt, für die
                                  lungsländer fliessen.                                              sie das Sicherheitskapital zur Verfügung stel-
                                                                                                     len. Im Insolvenzfall wird dieses Kapital priva-
                                                                                                     ten Verbindlichkeiten nachgeordnet bedient.
                                                                                                     So werden private Investitionen mit ODA ab­
                                                  +
                                           d          . . . mehr zum Thema.
                                                                                                     gesichert.

                                                                                                     Total Official Support for Development ( TOSD ) :
                                                                                                     Neue DAC-Statistik, welche die Gesamtheit der
                                                  Das Alliance Sud InfoDoc-Dossier « Entwicklung     Geldflüsse mit tatsächlichem und angeblichem
                                                  messen » : www.alliancesud.ch/de/                  Entwicklungsnutzen abbilden soll.
                                                  infodoc/e-dossiers/entwicklung-messen

                                  12   GLOBAL + Sommer 2014
Mutationen bei Alliance Sud

            Abschied und Neubeginn
                      Peter Niggli Diesen   Sommer verlassen uns vier KollegInnen,
                      die sich mit grossem Engagement für unsere Ziele eingesetzt haben.
                      Allen gilt der herzliche Dank von Alliance Sud.

Silvia Carton besorgte in unserem Zwei-Frau-Büro in Lugano          lungshilfe an die Rückübernahme von Asylbewerbern, die da-
seit 1992 das Sekretariat und ist dort unerlässliche Stütze und     mals verlangt wurde, keine Mehrheit fand. Mit dem erweiterten
Diskussionspartnerin der Büroverantwortlichen geworden. Nun         finanziellen Rahmen wuchsen die Begehren, Aktivitäten aus
hat sie – leider für uns – die erste AHV erhalten. Wir wünschen     dem Entwicklungsbudget zu finanzieren, deren Entwicklungs-
ihr alles Gute im neuen Reich der Freiheit!                         wirkung wir bezweifeln – zum Beispiel die Zusammenarbeit mit
                                                                    dem Privatsektor, bei der offen bleibt, wieso ein Deza-Beitrag
Im Büro Lausanne kümmerte sich Frédéric Russbach seit 2001          nötig ist. Nina betreute unsere Eingabe an die Deza, Kriterien
um die Verwaltungsarbeiten und betreute die grafische Gestal-       der Auswahl und Beurteilung solcher Programme zu schärfen,
tung der französischen Ausgabe von GLOBAL+. In den ersten           um einem Missbrauch der Mittel vorzubeugen. Zweckentfrem-
Jahren arbeitete Frédéric zudem als « Mann für alles » bei Info-    dungen waren auch das Thema unserer Eingabe an das Peer-
sud. Nun verlässt uns Frédéric für eine neue Herausforderung.       Review-Team des Development Assistance Committee der
Wir wünschen ihm viel Glück!                                        OECD, welche Nina koordinierte. Schliesslich betreute Nina un-
                                                                    sere Inputs in den Konsultationen der Deza zur Post-2015-Agen-
Nicole Werner übernahm im Frühjahr 2011 das Dossier Klima-          da. Daneben führte sie das Sekretariat der parlamentarischen
und Umweltpolitik. Damals waren die Hoffnungen auf ein glo-         Gruppe Suisse-Solidarité internationale und der NGO-Plattform
bales Klimaabkommen mit starken Emissionsreduktionsver-             schweizerischer Entwicklungsorganisationen. Sie wünscht sich
pflichtungen stark erschüttert. Die Regierungen verhandeln          künftig eine etwas handfestere und basisnähere Arbeit, ist also
seither nach dem Motto « Du zuerst – ich viel später ». Das miss-   offen für Neues. Wir können Nina nur empfehlen!
achtet die dringliche Empfehlung der Wissenschaft, die Absen-
 kung der globalen Treibhausgasemissionen im laufenden Jahr-         1 Siehe www.alliancesud.ch/de/publikationen/downloads/
zehnt zu beginnen, wenn der Klimawandel in bewältigbarem               AS-Positionspapier_V6.pdf

Rahmen bleiben soll. Nicole arbeitete im Ausschuss der Klima-
allianz mit und beteiligte sich an den Vorbereitungen des Bun-
desamts für Umwelt auf die jährlichen Klimakonferenzen, an
denen der politische Stillstand verwaltet wird. Sie pochte für
                                                                              Foto : © Sandro Mahler

                                                                                                                             Foto : © Daniel Rihs

uns auf Klimagerechtigkeit ( zwischen armen und reichen Län-
dern ) und Klimafinanzierung ( die armen Länder sollen finanzi-
elle Unterstützung für Klimaschutz und die Anpassung an den
Klimawandel erhalten ). Parallel dazu bereitete Nicole 2012
die Rio+20-Konferenz vor. Zusammen mit Nina Schneider und
­KollegInnen aus den Trägerorganisationen betreute sie unser
 Positionspapier zum Post-2015-Prozess, das unter dem Titel
« Schweizer Ziele für eine zukunftsfähige globale Entwicklung »
erschienen ist.1 Nicole kombinierte als Physikerin Lebensfreude
mit einer ziemlich schwarz-nüchternen Sicht auf die grundle-
gende Nicht-Nachhaltigkeit der vorherrschenden Produktions-                                            Silvia Carton                                   Frédéric Russbach
weise. Wir wünschen ihr viel Glück bei den neuen Tätigkeiten,
                                                                              Foto : zvg

                                                                                                                             Foto : © Urs Fankhauser

die sie sucht und zum Teil im biologischen Landbau schon
gefunden hat.

Im November 2011 arbeitete sich Nina Schneider in das Dossier
Politik der Entwicklungszusammenarbeit ein. Ein paar Monate
zuvor hatte das Parlament entschieden, das Entwicklungsbud-
get bis 2015 sukzessive auf 0,5 Prozent des Bruttonationalein-
kommens zu erhöhen. Nun half Nina, den Entscheid zu konso-
lidieren : 2012 verabschiedete das Parlament die grossen Rah-
menkredite, welche die letzten Erhöhungstranchen umfassten.
Nina sorgte dafür, dass die strikte Verknüpfung von Entwick-                                           Nicole Werner                                   Nina Schneider

                                                                                                                       GLOBAL + Sommer 2014                         13
Positionspapier von Alliance Sud

TISA : Unterwegs zur grenzenlosen Deregulierung
Isolda Agazzi Es könnte den Alltag breitester Be-   die Telekommunikation, der Internet-Han-           kommen werden kann. Kurz : Die öffentli-
völkerungskreise auf den Kopf stellen : das         del, Transporte zu Wasser, zu Land und in          chen Dienste sind in Gefahr, wie generell
Abkommen über den Handel mit Dienstleis­            der Luft, professionelle Dienstleistungen          alle Regulierungen im öffentlichen Interesse.
tungen ( TISA ), das am Rand der Welthan-           ( An­wälte, Architekten, Ärzte und so weiter ),        Zurzeit verhandeln die Länder unter-
delsorganisation ( WTO ) verhandelt wird.           Energie- und Postdienste. Theoretisch              einander eine Deregulierung des Inter-
Ziel wäre die weitestgehende Liberalisie-           könnte diese Liste schier endlos fortgesetzt       nets, die den Unternehmen erlauben wür-
rung des Service public, des Internets, der         werden, tatsächlich könnten vor allem noch         de, individuelle Daten auszutauschen ohne
Finanzdienstleistungen, ein Angriff auf so-         staatlich regulierte Märkte und Staatsbe-          Rücksicht auf den Schutz der Privatsphäre.
ziale Normen und Umweltstandards. Wie               triebe hinzugefügt werden.                         Ebenfalls auf der aktuellen Agenda : die Li-
eine Dampfwalze könnte TISA fast jeden                  Zusätzlich zu diesen Bereichen, die alle       beralisierung von Finanzdienstleistungen,
Bereich der Dienstleistungen plattmachen.           betreffen, muss jedes Land jene Dienst-            die Lockerung von Vorschriften zum Schutz
                                                    leistungen bezeichnen, die es der auslän-          der Gesundheit, der Umwelt und der Konsu-
Unter dem Vorwand, dem blockierten Do­              dischen Konkurrenz öffnen will. Oder viel-         mentInnen.
ha-Zyklus auszuweichen, verhandeln die              mehr : solche, die von der Liberalisierung             Alliance Sud hält das TISA-­Abkommen für
Schweiz und fünfzig andere meist industria-         ausgeschlossen werden sollen. Denn jede            extrem gefährlich, sowohl für die Schweiz
lisierte Länder über ein breit angelegtes Ab-       Dienstleistung, die nicht explizit ausgeklam-      als auch für die Entwicklungsländer. Idea-
kommen über die Dienstleistungen, bekannt           mert wird, soll früher oder später liberalisiert   lerweise würde sich die Schweiz von den
unter dem englischen Kürzel TISA ( Trade in         werden. Sogar diejenigen, die noch nicht exis­     Verhandlungen zurückziehen. Andernfalls
Services Agreement ). Die Verhandlungen             tieren ! Ein aggressiver Mechanismus, wie          muss sie das Parlament über ein neu formu-
sind geheim, einzig die Schweiz und Norwe-          er noch in keiner multilateralen Verhand-          liertes Verhandlungsmandat eng begleiten.
gen haben ihre Angebote via Internet offen-         lung angewendet wurde. TISA zielt darauf,
gelegt.                                             die Liberalisierung in den nationalen Rechts-
    Folgende Sektoren sind Gegenstand der           ordnungen so zu verankern, dass – einmal           Alliance Sud wird Ende Juni ein Positionspapier zum
Verhandlungen : die Finanzdienstleistungen,         eingeführt – nicht mehr darauf zurückge-           TISA-Abkommen veröffentlichen.

Karussell

— Nach 27 Jahren in der Heks-Kommuni-               — Dorothea Winkler ist die neue Fach-               Karlen wird Programmbeauftragte in der
kation tritt Ruedi Lüscher in den Ruhestand,         verantwortliche Menschenrechte und Ent-            Botschaft Tirana. Isabella Pagota wechselt
er wird von Sabine Buri ersetzt. Die Nach-           wicklungsfinanzierung bei Fastenopfer. Sie         von der Politischen Direktion des EDA in die
folgerin von Direktionssekretärin Karin             kommt von der Fachstelle für Frauenhandel          Abt. Globale Institutionen. Dorthin wech-
Schöpfer heisst Cornelia Reinhard, neu im           und Frauenmigration ( FIZ ).                        selt auch Philippe Puyo, bisher Kobü La Paz.
Sekretariat ist auch Karin Jacques.                 — Marianne Candreia verlässt Helvetas,             ­Andrea Siciari, bisher Kobü Nairobi, wird
— Neu bei Caritas sind Barbara Brank                wo sie die Schul- und Bildungsstelle aufge-         Programmbeauftragter in der Abt. Ostasien.
( Programm Syrien ), Majueran Kugathasan,            baut hat, ihre Nachfolgerin ist Anna van der       Die neue Chefin der Abt. Analyse und Poli-
( HR Manager Sudan ) und die Delegierten Pe-         Ploeg, Gymilehrerin und NADEL-Absolven-           tik heis­st Odile Keller, bisher Seco. Sie löst
ter Timm ( Philippinen ), Gabriele Walz und         tin. Robert Gröli, technischer Berater im Be-      Beatrice Meyer ab, die als Koordinatorin ins
Jan Helsen ( beide Tadschikistan ). Beatrice        wässerungsprojekt in Nepal, geht in Pension.       Kobü Bamako wechselt. Patrick Egli, bis-
Hertzman-Schichler, bisher Delegierte Viet-          — Von der Abteilungsleitung Afrika und            her Abt. Analyse und Politik, wird stv. Chef
nam, übernimmt die Programmverantwor-               Naher Osten beim SRK wechselt Esther               der Abt. Globale Institutionen. Dort ersetzt
tung Bangladesch, Programm-Mitarbeiterin            Oester zur Abt. Menschliche Sicherheit des         er Christoph Graf, der Schweizer Botschaf-
Claudia Veith wird Delegierte Brasilien. Cari-      EDA im Südsudan.                                   ter in Albanien wird. Georgette Bruchez,
tas verlassen haben die Delegierten Richard         — Neu am Desk Pakistan und Sri Lanka               bisher im Kobü Chisinau, löst Brigitte Hag-
Glückler, Stefan Recker, Pascal Zwyssig und         von Solidar Suisse ist Helmut Rählmann, zu-        mann als Leiterin der Abt. Westbalkan ab.
Peter Marty ( alle Haiti ) sowie Willem van         vor beim norwegischen Roten Kreuz in Jemen         Matthias Weingart übernimmt von Gene-
Weperen ( Tadschikistan ) und die Programm-         ­tätig. Swati Jangle kommt als Verantwort-         viève Federspiel im Kobü Islamabad. Sie
verantwortlichen Maja Hürlimann ( Bangla-            liche Faire Arbeit Asien von Greenpeace in        wechselt ins Kobü Tegucigalpa und löst dort
desch ) und Beatrice Winkler ( Syrien ).             Amsterdam. Nachfolgerin von Andrea Arezi-         Jürg Benz ab, den neuen Schweizer Botschaf-
— Bei Brot für alle ist Maria Dörnen-                na, sie war zuständig für Online-Kampagnen,       ter in Guatemala. Markus Glatz, bisher Assis­
burg neu zuständig für  Fundraising Kirch-           ist Fabienne Widmer, vorher Kampaweb.             tenzkoordinator im Kobü La Paz, wird neu
gemeinden. Von Terre des Hommes Schweiz              — Markus Eggenberger, bisher im Kobü              stv. Leiter des Stabs Regionale Zusammen-
stösst Elke Fassbender zum Bfa-Fundrai-             Bamako der Deza, löst Maryline Dafflon in          arbeit. Er folgt dort auf Dominique Crivelli,
sing-Team. Esther Wolf betreut neu die ent-         der Abt. Neue EU-Mitgliedstaaten ab, sie ar-       die als stellvertretende Koordinatorin ins
wicklungspolitischen Südpartnerschaften.             beitet neu im Kobü Amman. Marie-Thérèse           Kobü Ouagadougou wechselt.

14   GLOBAL + Sommer 2014
Sie können auch lesen