Unbemannte Systeme der Bundeswehr
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왎 B U N D E S W E H R & S T R E I T K R Ä F T E I N T E R N ATI O N A L Unbemannte Systeme der Bundeswehr Dietmar Klos Die Bundeswehr verfügt seit vielen Jahren über unbemannte Systeme gattungen auf rund 5 km Entfernung bei einem Missionsradius von mehr als 15 km für verschiedene Fähigkeiten und Zwecke. In ihren Konzepten der letz- eingesetzt. Etwa 130 Systeme wurden be- ten Jahre spielt die Nutzung von diesen Systemen eine große Rolle. schafft. Das System mit zwei Fluggeräten und einer tragbaren Bodenkontrollstation (BKS) kann auf- und abgesessen eingesetzt L etztlich mit den Einsätzen der Bun- deswehr auf dem Balkan hat die Ein- führung unbemannter Systeme Fahrt aufgenommen. Allerdings muss auch festgestellt werden, dass die gewünschte ten oder der Einsatz (teil-)autonomer Trans- portsysteme helfen Kräfte und Aufwand zu sparen und verringern die Gefährdung der eigenen Truppe sowie der Zivilbevöl- kerung. Die UV unterstützen die Auftrags- werden. ALADIN ist ein programmgesteu- ertes UAS, wobei der Flugkurs jederzeit manuell verändert werden kann. Elektro- antrieb, geringe Signaturen, die kleine, ro- buste Kontrollstation für einen Bediener so- Beschaffung verschiedener Systeme stag- erfüllung der Truppe, verbleiben aber stets wie autonome, punktgenaue Landungen niert. Unterschiedliche Gründe, sei es tech- unter Kontrolle der einsetzenden Truppe. sind einige der Merkmale. ALADIN liefert nologischer Art, vor allem auch die Priori- Ergebnisse in Echtzeit mittels Tageslicht- tätensetzung bei der Beschaffung infolge Landstreitkräfte und Infrarot (IR)-Videosensoren an die BKS. fehlender Investitionsmittel und seit dem Im Nah- bis Mittelbereich klärt das System vergangenen Jahr auch politische Beden- Im Heer werden unbemannte Landsys- „Luftgestützte unbemannte Nahaufklä- ken, stehen dafür. teme vermehrt genutzt, was den Einsatz rungsausstattung“ (LUNA) der Firma EMT Die Unterstützung der Streitkräfte durch von Drohnen im bodennahen Luftraum auf. Es ist für die Überwachung von Räu- „Unmanned Vehicle“ (UV) ist in Zei- einschließt. Das Heer greift in den Einsät- men und für die Ortung von Zielen, vor ten komplexer Einsätze ein Muss. In den zen seit Jahren auf vier Unmanned Aerial allem in unzugänglichen Geländeabschnit- nächsten Jahren werden eher teilautono- Systems (UAS) mit unterschiedlichen Ein- ten, in Bebauungen und entlang von Be- me, gesteuerte UV die Lösung sein, die für dringtiefen von 500 m bis zu 100 km mit wegungsrouten bis 80 km, mit Relais 100 die Truppen im Einsatz kurzfristig Fähig- großem Erfolg zurück. Alle UAS sind wie- km Entfernung und bei einer Flugdauer bis keitszuwächse erzielen. Von besonderem derverwendbar und mit moderner Senso- zu acht Stunden geeignet. Jedes der insge- Interesse für die Streitkräfte ist die Nutzung rik ausgerüstet. samt neun Systeme LUNA umfasst bis zu unbemannter Systeme überall dort, wo sie Vom Aufklärungssystem MIKADO für den zehn Fluggeräte, zwei Startvorrichtungen, die Fähigkeiten der Truppe steigern, ergän- Ortsbereich bis ca. 500 m Entfernung sind zwei BKS und einen Instandsetzungsanteil. zen oder ersetzen. Dieses gilt besonders für inzwischen gut 100 der Firmen AirRobot Die LUNA mit Verbrennungsmotor fliegt (Fotos: Bundeswehr) Kleindrohnen des Heeres: MIKADO (links) und ALADIN sogenannte 3D-Aufgaben („Dull – Dirty – GmbH bzw. EMT/Penzberg im Heer vor- programm- oder ferngesteuert. Die Infor- Dangerous“). Anwendungsbereiche erge- handen. Sie sind das Auge der Truppe, um mationen aus bis zu sieben Kameras für ben sich vor allem beim Schutz der Truppe, „um die nächste Ecke“ zu schauen, somit Video-, IR-Filme und Standbilder werden in der Aufklärung, in der Steigerung der Kräfte zu schonen und eigenes Vorgehen mit einer Data Link-Reichweite von über Wirkung oder bei der Führungsunterstüt- besser umzusetzen. 100 km in Echtzeit an die BKS und in die zung. Diese, ebenso wie die Steigerung Die „Abbildende luftgestützte Aufklä- Datenverbünde gesendet. Die Zielortung menschlicher Sinne z.B. durch Sensoren, rungsdrohne im Nächstbereich “ (ALADIN), wurde durch die Einrüstung des Systems und der Leistungs- und Durchhaltefähig- ebenfalls vom Hersteller EMT, wird bei der „Matchpoint“ (Rafael) weiter verbessert. keit, die Übernahme von Routinetätigkei- Aufklärungstruppe und anderen Truppen- Die automatisierte Bildauswertung in der 32 Europäische Sicherheit & Technik · April 2014
B U N D E S W E H R & S T R E I T K R Ä F T E I N T E R N ATI O N A L 왎 erbringt unter fast allen Wetterbedingun- gen Lage-, Ziel- und Wirkungsaufklärung in der Tiefe des Einsatzraums oder in den Flanken. Die Datenübertragung erfolgt stör- resistent bis 70 km. Das KZO fliegt sowohl programm- als auch handgesteuert. Mit ei- ner Flugdauer von gut drei Stunden legt es bis zu 500 km zurück. Es ortet Ziele auf mehr als 100 km Entfernung. Die IR-Kamera von AIM wurde nachgebessert. Durch weitere Nachbesserungen wurden die modernen Systeme über die Jahre noch einsatztauglicher gemacht. Dazu gehören u.a. geschützte Fahrzeuge, Verbesserung der Sensorik und Handhabung, Relaisfähig- keit oder Anbindung in das Führungs- und Waffeneinsatzsystem Adler II der Artillerie sowie an Satellitenkommunikation. Einsatzerfahrungen haben gezeigt, dass vier unterschiedliche UAS nicht benötigt werden. Bei den zwei UAS mit kürzeren Reichweiten könnte zum Ende der Dekade KZO im ISAF-Einsatz ein verbessertes System mit erhöhter Reich- weite von zehn Kilometern bei mindestens BKS ermöglicht z.B. die Erstellung von Bild- zusammengefasst. Ein System besteht aus einstündiger Flugdauer nachfolgen. Hier teppichen, die Stereobilderstellung oder fünf Fluggeräten, einer Startvorrichtung, gibt es noch keine Initiative, allerdings „Moving Target Indication“. einer BKS sowie Anteilen für Betrieb und In- schon den Begriff „Unbemannte Luftauf- Die insgesamt zwölf Zugsysteme des „Klein- standsetzung. Das KZO als das luftgestütz- klärung im Nahbereich“ (ULAN). fluggeräts Zielortung“ (KZO) von Rheinme- te, abbildende Aufklärungssystem der Bri- Für die Aufklärung bis zu 100 km wurde tall werden zukünftig bei der Artillerietruppe gade/Division bzw. des Einsatzkontingents die Initiative für das System „Husar“ ein- April 2014 · Europäische Sicherheit & Technik 33
왎 B U N D E S W E H R & S T R E I T K R Ä F T E I N T E R N ATI O N A L gebracht. Hier wurden drei verknüpfbare Lösungsansätze angedacht, nämlich Starr- flügler, Drehflügler sowie die manned- unmanned Schwarmtechnik (z.B. Hub- schrauber im Verbund mit Drohnen). Für die Lösung Starrflügler wurde durch das Heer eine Initiative vorgelegt, die „Funkti- onale Fähigkeitsforderung“ (FFF) ist im Pla- nungsamt der Bundeswehr in Bearbeitung. Die Lösung könnte z.B. aus leistungsgestei- gerten UAS der Art KZO/LUNA bestehen. Eine Option wäre die LUNA NG von EMT, eine Neukonstruktion zur Ortung, Erken- nung und Überwachung in Echtzeit bei Tag und Nacht. Gegenüber der LUNA werden qualitative Verbesserungen erzielt, wie z.B. eine Flugdauer von mehr als zwölf Stun- den, Vervielfachung der Nutzlastkapazität, Mehrfachnutzlasten durch mehrere Nutz- lastabteile, Relaisfähigkeit, ein Sense-and- Einsatzvorbereitung der LUNA Avoid-System sowie moderne Sensorik. Die Variante unbemannter „Drehflügler“ dritte Korb, da sehr komplex und technische sehr hohe technische Komplexität generell schwirrte schon einmal in Form des „Mul- Lösungen derzeit noch nicht absehbar. noch nicht erreichen. Dieses zeigte die seit tiSensorCopter“ von EMT/Swiss UAV durch „Unmanned Ground Vehicle“ (UGV) ste- vielen Jahren an der Infanterieschule in den „konzeptionellen Raum“. Dieser Teil hen bei den Landstreitkräften noch nicht im Hammelburg alle zwei Jahre durchgeführ- wurde vorerst zurückgestellt. Fraglich ist der Vordergrund, zumal diese die erforderliche te internationale „Militärische Europäische Leistungsschau Robotik“. Bei den bodengestützten Aufklärungs- LUNA NG (Foto: EMT) mitteln ist seit langem das „Mobile Sensor Das von EMT hergestell- System“ (MoSeS) als unbemanntes Boden- te LUNA-System ist ein aufklärungssystem erwünscht. Es klärt im taktisches, unbemanntes Nächstbereich bis etwa zwei Kilometer in Aufklärungsflugzeugsys- undurchsichtigem sowie gefährlichem Ge- tem (Tactical Unmanned lände auf. Es kann auch zur Überwachung Aircraft System, TUAS) zur von Räumen sowie Aufklärung im durch Mi- Erkennung, Ortung und nen oder Kampfstoffen bedrohlichen Um- Überwachung in Echtzeit, feld eingesetzt werden. Die Beschaffung ist bei Tag und Nacht. Es zeich- weiterhin nicht absehbar. RABE ist ein neues Vorhaben für einige Truppengattungen des net sich durch eine Modul- Heeres und bei der Streitkräftebasis. Der struktur der Systemelemen- „Roboter zur Aufklärung, Beobachtung te (unbemanntes Flugzeug, und Erkundung im Ortsbereich“ ist qua- Nutzlasten, Datenlink, Bo- si ein kleiner MoSeS, der nachtsichtfähig denkontrollstation) aus und mit 50 m Detektionsreichweite der Truppe benötigt weder Start- noch voraus, z.B. in Infrastruktur, Informationen Landebahnen. übermitteln kann. Die Beschaffung der ers- Bereits seit 2000 hat das LUNA TUAS seine Zuverlässigkeit unter anspruchsvollen ten 37 von gut 200 Systemen ist seit 2013 Einsatzbedingungen (Arktis, Wüste, Dschungel) unter Beweis gestellt. angelaufen. Auf diese umfangreiche Einsatzerfahrung aufbauend hat EMT das neue, wesentlich Die am längsten genutzten UGV im Heer leistungsgesteigerte, unbemannte Flugzeug LUNA NG (Luftgestützte Unbemannte sind die ferngesteuerten Manipulatoren Nahaufklärungsausstattung – Next Generation) entwickelt. LUNA NG ist ein Hoch- „tEODor“ und „Packbot“. Mit deren Hilfe leistungsmotorsegler aus dem modernen Werkstoff CFK (Carbon-faserverstärkter beseitigt Spezialpersonal der Kampfmittel- Kunststoff). abwehrzüge der Pioniertruppe Kampfmit- LUNA NG ermöglicht maßgebliche Fähigkeitszuwächse für den Nutzer des LUNA-Sys- tel, wie Improvised Explosive Devices und tems. Herausragende Verbesserungen sind multiple und leistungsstärkere Nutzlasten Minen. Das „Route Clearing System“ von sowie die deutlich höhere Flugausdauer von über zwölf Stunden. Außerdem weist Rheinmetall ist mit zwei von vorerst sieben LUNA NG geringe akustische, thermische und Radarsignaturen auf. geschützten Systeme im ISAF-Einsatz ver- Das modulare Systemkonzept von LUNA NG erlaubt vorhandene Nutzlasten des fügbar. Es besteht aus vier Fahrzeugen, mit LUNA-Systems weiter zu verwenden. Darüber hinaus können zukünftig auch neue denen unter Schutz gewirkt werden kann. Nutzlasten eingerüstet werden, wie beispielsweise: Synthetisches Aperture Radar, Dazu gehören Bedienertruppfahrzeuge TPz hoch auflösende Digitalkameras, Funkrelais, Minensuchsensorik, AIS (Automatic Iden- Fuchs 1A8 für Führung und Auswertung, tification System), EW-Nutzlasten oder Sensoren für biologische, chemische oder Transportfahrzeuge Multi A4 FSA mit speziel- radioaktive Stoffe. len Wechselladepritschen, der fernbedienba- re „MiniMinewolf“ (MineWolf Systems) zur 34 Europäische Sicherheit & Technik · April 2014
B U N D E S W E H R & S T R E I T K R Ä F T E I N T E R N ATI O N A L 왎 Handhabung/Verlegung von Kampfmitteln und das ferngesteuerte Kampfmitteldetekti- onssystem auf Wiesel 1 mit bis zu vier Meter breitem Dualsensor. Zusätzliche sieben „TPz Fuchs Kampfmittelaufklärung/-identifizie- rung“ gegen Kampfmittel beiderseits von Straßen, in Unterquerungen und Gebäuden mithilfe eines Manipulatorarms folgen bis Anfang 2015. Weitreichende Luftauf- klärung Weitere unbemannte Systeme tragen vor allem zum Fähigkeitsbereich Nachrichten- gewinnung und Aufklärung wesentlich bei. Die weltweite Aufklärung erfolgt u.a. mithilfe von fünf Satelliten des Systems SAR-Lupe (Synthetic Aperture Radar) von einem Konsortium europäischer Firmen mit Hauptauftragnehmer OHB-Systems durch Route Clearing System im Einsatz Truppen der Streitkräftebasis (SKB). Ein Nachfolgesystem – SARah mit drei leistungs- Mehrfacheinsatz der RPAS auf gut 6.000 reich werden marktverfügbare Lösungen fähigeren Satelliten – ist für eine Beschaf- m Einsatzhöhe bis zu 72 Stunden durchge- im Rahmen des „CPM novelliert“ bearbei- fung ab Ende des Jahrzehnts vorgesehen. hend genutzt. Die Möglichkeit der „Bey- tet. Die schon im ersten SAATEG-Ansatz Ferngesteuerte Luftfahrzeugsysteme (Re- ond Line-of-Sight“-Verbindungen über betrachteten Systeme Predator B (General motely Piloted Aircraft Systems, RPAS) sind Satellitennutzung wurde zwischenzeitlich Atomics) und Heron TP (Israel Aerospace bedeutende Mittel der Vernetzten Opera- geschaffen. Im Vordergrund steht die La- Industries, IAI) oder vergleichbare RPAS tionsführung. Das streitkräftegemeinsame geaufklärung, alternativ ist die Ziel- und könnten infrage kommen. Kontinuierliche „System zur abbildenden Aufklärung in Wirkungsaufklärung möglich. Mit digita- Überwachung und abbildende Aufklärung der Tiefe des Einsatzgebietes“ (SAATEG) len optischen/IR-Kameras können Stand- mit noch besseren Sensoren sind hierbei als „Medium Altitude Long Endurance“ bilder und Videofilme an Führungsstellen gefordert. Auch werden alternative, modu- (MALE) mit Reichweiten bis 600 km soll die und Führer im Einsatz gesendet werden. lare Nutzungen betrachtet, wozu z.B. Füh- Lücke zwischen taktischen und weiträumig Die Nutzung der Heron 1 wurde bis April rungs- und Relaisfähigkeit, weitere Senso- einsetzbaren unbemannten Luftfahrzeu- 2015 verlängert. rik oder sogar Ausstattung mit Effektoren gen abdecken. Ein erster Ansatz wurde Trotz guter Leistungen im Einsatz kann gehören könnten. nicht umgesetzt. Als Zwischenlösung wird Heron 1 nicht alle geforderten Fähigkei- Die Nutzung eines MALE für alle Aufklä- im ISAF-Einsatz seit 2010 das MALE Heron 1 ten erfüllen, wie z.B. Allwetterfähigkeit rungsoptionen könnte in einer Ziellösung, als Betreibermodell von der Luftwaffe ge- oder modernste Sensorik. Es wird nun ei- gegebenenfalls mit verschiedenen System- meinsam mit Rheinmetall, ab Ende 2012 ne Überbrückungslösung MALE gesucht, anteilen, umgesetzt werden. Hier steht mit Cassidian Airborne Solutions (Joint bis eine sogenannte Ziellösung gefunden noch alles am Anfang. Eine entsprechende Venture mit Rheinmetall) geflogen. Heron wird. Für die Überbrückung wurde bereits Fähigkeitsforderung gibt es noch nicht, der 1 wurde in bisher fast 2.000 Missionen bei eine FFF erlassen, durch den Rüstungsbe- Zeithorizont ist etwa bei 2025 zu sehen.
왎 B U N D E S W E H R & S T R E I T K R Ä F T E I N T E R N ATI O N A L Inwieweit eine europäische Lösung erfolgt, ist offen, wenn auch deutsch-französische Verlautbarungen vor dem Herbst 2013 ge- macht wurden. Kampfdrohnen? Damit ist man schon beim Thema der be- waffneten Drohnen. Ein kleiner Einstieg und lang gehegtes Wunschprojekt des Heeres, das Vorhaben „Wirkmittel zur Abstandsfähigen Bekämpfung von Ein- zel- und Punktzielen“ – KZO kombiniert mit der Rakete Harop von IAI – mit präziser Zielbekämpfung bis 120 km Entfernung wurde endgültig eingestellt. Die Einfüh- rung weitreichender RPAS wie MALE führt sofort zu dem Gedanken, diese modular Heron 1 wird in Afghanistan genutzt zu nutzen. Auch zeigt die Einsatzerfah- rung in Afghanistan, dass dort, wo geg- ner möglichen Beschaffung von 16 UCAS, Dienst gestellte Waffensystem Breguet nerische Kräfte aufgeklärt werden, häufig zwei bis 2016, gesprochen. An durchset- Atlantic SIGINT Zeit benötigen. Fünf Sys- Wirkung in Form von Luftnahunterstüt- zungsfähigeren Lösungen, z.B. ferngelenk- teme Euro Hawk für die signalerfassende zung erforderlich ist. Diese durch be- ten Kampfflugzeugen, wird gearbeitet. Aufklärung und Überwachung bei Reich- mannte Luftfahrzeuge durchzuführen, ist Einige NATO-Nationen haben erste De- weite von 8.700 nm waren vorgesehen, (Grafik: NATO) Alliance Ground Surveillance (AGS) mit einer Version der Global Hawk üblich, allerdings mit hohem Zeitaufwand monstratoren entwickelt, z.B. X-45 „Spiral“ ein RPAS auf Basis des US-Global Hawk, und entsprechender Lageveränderung von Boeing oder der Dassault „nEUROn“ jedoch ausgerüstet mit einer nationalen sowie Ungenauigkeit verbunden. Daher mit Beteiligung von sechs europäischen Na- Sensorik sowie SATCOM-Anbindung. Das ist die Beschaffung von sogenannten tionen. Mit der „Bruchlandung“ des Euro Vorhaben, als Joint Venture von Northorp „Unmanned Combat Aircraft Systems“ Hawk im Mai 2013 ist dieses Thema für die Grumman sowie EADS in der EuroHawk (UCAS) mit gleichzeitigen Sensor- und Bundeswehr aber erst einmal auf Eis gelegt. GmbH, wurde bekanntermaßen einge- Effektoroptionen militärisch geboten. Die stellt. Ausstattung mit präzisen, gelenkten Luft/ High Altitude Long Bis in den Herbst 2013 wurden noch Nach- Boden-Waffen könnte die schnelle und Endurance weisprüfungen durchgeführt. Die Sensorik effektive Wirkung im Einsatz ermöglichen. könnte als Paket weiter genutzt werden, ein Hierfür gibt es bereits Lösungen, zumal die Ebenso wie für UCAS wird eine Lösung Trägersystem dafür wird nunmehr gesucht. US-, britischen sowie italienischen Streitkräf- für das System HALE (High Altitude Long Hier schwirren zahlreiche Mutmaßungen te den MQ-9 Reaper/Predator B einsetzen. Endurance), geflogen von der Luftwaffe, durch den politischen und medialen Raum, Der ehemalige Verteidigungsminister de für die Aufklärung genutzt durch die SKB, von bemannten Luftfahrzeugen über RPAS Maizière hatte 2012/13 auch schon von ei- als Nachfolger für das seit längerem außer (z.B. Talarion/EADS) bis zum Ausgangssys- 36 Europäische Sicherheit & Technik · April 2014
B U N D E S W E H R & S T R E I T K R Ä F T E I N T E R N ATI O N A L 왎 tem Global Hawk. Der Generalinspekteur Informationen und Handlungsmöglichkei- ridian oder die Remus 100 von Kongsberg. der Bundeswehr jedenfalls hat dem Vertei- ten zur Verfügung stehen als dem Personal Für die neuen Korvetten besteht die Fä- digungsausschuss zuletzt aufgezeigt, dass bemannter Systeme. higkeitsforderung, die Aufklärung und sich das Projekt wegen des andauernden Identifizierung in Marineeinsätzen durch Auswahlprozesses zeitlich schieben wird. Unmanned Vehicle ein UAS/RPAS sicherzustellen. Da dieses Ein weiteres Langzeitprojekt sei noch er- der Marine Luftfahrzeug auf dem Schiff starten und wähnt. Deutschland beteiligt sich am luft- landen muss, kommt nur ein Drehflügler in gestützten Bodenüberwachungssystem Der Einsatz von „Unmanned oder Au- Frage. Ein "Vertical Take Off and Landing" „Alliance Ground Surveillance (AGS Core)“ tonomous Underwater Vehicles“ (UUV/ wurde mit dem Campcopter S-100 (Schie- der NATO. Die Fähigkeit zur Gefechts- AUV) durch die Deutsche Marine ist nicht bel/Österreich, Diehl Defence und M4Com) feldaufklärung und -überwachung von einfach. Die physikalischen Eigenschaften bereits getestet. Auch Saab bietet hier mit beweglichen und stationären Zielen soll des Wassers mit einer gekrümmten Schall- dem UAS Skeldar V-200 eine Lösung an. durch sechs RQ-4B Global Hawk von Nor- ausbreitung erschweren z.B. die Detektion throp Grumman mit speziellen Sensoren sowie Kommunikation im Vergleich zu den Unbemannte Systeme – sowie mehreren verlegbaren, vernetzten Bedingungen in der Luft. Trotzdem hat die ein weites Feld BKS (EADS) gewährleistet werden. Etliche Marine bereits einige UUV im Gebrauch Staaten und Firmen sind beteiligt. Das Sys- und versucht, weitere Fähigkeiten für den Wie man sieht, sind für die Bundeswehr tem soll auf dem Militärflugplatz Sigonella Einsatz im Unterwasserbereich durch der- unbemannte Systeme in verschiedenen in Italien stationiert werden. Im Mai 2012 artige Systeme zu erschließen. Varianten und Fähigkeiten zwingend er- wurde ein Vertrag mit der NATO gezeich- In der Minenjagd werden durch Hohlstab- forderlich. Vor allem im taktischen, teils net, die „NATO AGS Management Agen- lenkboote (ENSDORF-Klasse) bis zu vier un- operativen Bereich werden diese erfolg- cy“ koordiniert das weitere Vorgehen. Die (Foto: ATLAS ELEKTRONIK) Realisierung dieser Kernbefähigung soll bis 2017 erfolgen. Zusätzliche, ähnliche Fähig- keiten wollen einige Nationen beistellen. So ist durch Deutschland eine nationale Bei- stellung mit HALE IMINT mit abbildenden SAR-Sensoren vorgesehen; dieses quasi als Alternativnutzung der HALE SIGINT-Syste- me. Die weitere Umsetzung und deutsche Beteiligung ist im Zusammenhang mit der Lösung für den Nachfolger Euro Hawk zu sehen. Neben Beschaffungskosten stehen bei den RPAS/UCAS jetzt ethisch-politische Frage- stellungen sowie Fragen der Verkehrszulas- sung im Vordergrund. Diesen Gordischen Knoten aufzulösen, wird etliche Zeit kosten – es sei denn, der politische Wille setzt sich durch. Dieses ist durchaus möglich, weil die im Rahmen des „Euro Hawk-Desasters“ aufgetauchten Probleme weitgehend selbstgemacht sind. In anderen Nationen fliegen weitreichende unbemannte Syste- me zumindest mit hinnehmbaren Ausnah- megenehmigungen – wie auch schon bei Einwegbekämpfungsdrohne „Seefuchs“ der Überführung und Erprobung des Euro Hawk nach und in Deutschland. bemannte Fernräumlenkgeräte „Seehund“ reich eingesetzt, insbesondere als luftge- Was die ethischen Fragestellungen an- mit aktivierten Minenräumanlagen wieder- stützte Systeme. Es ist zwingend erforder- geht, tut man sich in der Bundesrepublik verwendbar eingesetzt. Hier und durch die lich, auch weitreichende RPAS zur Aufklä- Deutschland üblicherweise schwer. Ein un- Minenjagdboote der KULMBACH-Klasse rung und für den modularen Gebrauch bemanntes System, auch ein UCAS, würde kommen hochmoderne Einwegbekämp- bis hin zu UCAS schnellstens einzuführen. durch Soldaten der Bundeswehr verlässlich fungsdrohnen „Seefuchs“ von ATLAS Nur so kann die Bundeswehr in interna- und immer unter einer verantwortlichen ELEKTRONIK hinzu, welche Minentypen tionalen Einsätzen mithalten, die eigene politischen Führung eingesetzt werden, orten und bei Bedarf durch Sprengungen Führung verbessern, Kräfte schonen so- unter Beachtung der jeweiligen „Rules of beseitigen können. wie Wirkung präzise und mit geringen Engagement“ und somit im Sinne des Völ- Zukünftig ist die Beschaffung von mo- Kollateralschäden erzielen. Die Politik und kerrechts. Hinzu kommt, dass RPAS/UCAS dernsten UUV/UAV für den „Long Ran- militärische Führung ist gefordert, diese kontrollierter eingesetzt bzw. sogar nicht ge“- sowie „Very Shallow Water“-Bereich notwendigen Fähigkeiten der eigenen zum Einsatz gebracht werden können als vorgesehen. Einige Systeme sind bei NATO- Bevölkerung zu verdeutlichen und gegen jedes bemannte Luftfahrzeug heute. Die Nationen bereits im Gebrauch und werden alle unsachgemäßen Bedenken durchzu- „Besatzung“ solcher unbemannten Sys- auch schon bei der WTD 71 bzw. in der setzen. Die Soldaten im Einsatz und der teme besteht aus ausgebildeten Piloten Marine erprobt. Beispiele sind das AUV Erfolg bei der Umsetzung politischer Auf- und „Nutzlastoperateuren“, denen mehr Seaotter MK II des Konsortiums Atlas-Ma- träge werden es danken. 쐽 April 2014 · Europäische Sicherheit & Technik 37
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