Und es geht doch! Über schonendes Bodenmanagement ohne Glyphosat und den Ausstieg aus Mythen und Pestizidfallen von Andrea Beste - Der Kritische ...

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Der kritische Agrarbericht 2019

Und es geht doch!
Über schonendes Bodenmanagement ohne Glyphosat und den Ausstieg
aus Mythen und Pestizidfallen

von Andrea Beste

                       Ausgehend von der Diskussion um Bodenerosion hat sich im Ackerbau in den letzten Jahrzehn-
                       ten – besonders in Ostdeutschland – die pfluglose Bodenbearbeitung etabliert. Im Zusammen-
                       hang damit stieg der Einsatz des Totalherbizids Glyphosat auf den Feldern stark an. Der höhere
                       Unkrautdruck und der damit zwangsläufig steigende Pestizideinsatz wurden in den unterschied-
                       lichen Forschungsansätzen zu dieser Art der Bodenbearbeitung zunächst jedoch ausgeblendet.
                       Die angebliche Unverzichtbarkeit des Mittels Glyphosat wird in der Öffentlichkeit vor allem mit
                       den vermeintlich positiven Effekten für den Boden- und Klimaschutz begründet. Der folgende
                       Beitrag skizziert den Veränderungsprozess bei der Bodenbearbeitung und die ihn begleitende
                       Diskussion in der (Fach-)Öffentlichkeit, räumt mit dem Mythos Boden- und Klimaschutz auf und
                       zeigt, dass und wie ein schonendes Bodenmanagement ohne das Totalherbizid Glyphosat aus-
                       sehen kann.

Etwa Mitte der 1990er-Jahre wurde in den Agrarfakul-          Anstieg des Glyphosateinsatzes
täten in Europa mehr und mehr zur pfluglosen Bo-
denbearbeitung geforscht. Von den USA beeinflusst,            Von 1993 bis 2012 hat sich der Glyphosateinsatz in
stand damals besonders der Erosionsschutz im Fokus,           Deutschland verfünffacht. Deutschlandweit wird Gly-
der in den USA schon länger vor allem mit Hilfe der           phosat auf rund vier Millionen Hektar und damit auf
»no-tillage«-Technik (keine Bodenbearbeitung, auch            fast 40 Prozent der Ackerfläche eingesetzt. Der An-
»Direktsaat« genannt) praktiziert werden sollte.              stieg ist, was nicht erstaunlich ist, vor allem auf die
   Nach und nach empfahlen auch Berater und Ag-               Zunahme der pfluglosen Bodenbearbeitung zurückzu-
rarverwaltung in Europa und Deutschland immer                 führen; so erklärt es auch das Bundeslandwirtschafts-
häufiger die pfluglose Bodenbearbeitung. Statt wie            ministerium 2012.² Für Europa existieren leider keine
früher den Boden nach der Ernte mit Pflugscharen              belastbaren Zahlen. Allerdings erfreut sich die pflug-
umzubrechen, sollten die Landwirte nun die neue               lose Bewirtschaftung in Spanien, Finnland, Frank-
Saat direkt in das abgeerntete Feld säen. Gerade für          reich, Großbritannien, Polen und Rumänien seit den
den Maisanbau in engen Fruchtfolgen, der Ende der             2000er-Jahren steigender Beliebtheit, weshalb auch
1990er-Jahre wegen des Agro-Gas-Booms zunahm                  hier von einem Anstieg des Glyphosateinsatzes aus-
und für einen starken Anstieg der Bodenerosion mit-           gegangen werden kann.³
verantwortlich war, empfahlen die Berater, den Pflug             Teilweise wurde und wird diese Art der Bodenbe-
wegzulassen.                                                  arbeitung, neben no-tillage auch conservation agricul-
   Unterstützt und angeleitet wurden sie darin unter          ture genannt, mit den Argumenten Boden- und Kli-
anderem durch die Gesellschaft für Konservierende             maschutz über die Agrarumweltprogramme der Zwei-
Bodenbearbeitung (GKB) bzw. ihre europäische Ent-             ten Säule gefördert. Das wird nicht nur den Zielen von
sprechung, der European Agriculture Conservation              Umwelt- und Klimaschutzprogrammen nicht gerecht
Federation (ECAF). Beide arbeiten seit Jahren eng             (siehe unten), es widerspricht auch der Rahmenricht-
mit dem Glyphosat-Erfinder Monsanto zusammen.¹                linie zur nachhaltigen Verwendung von Pestiziden
Auch zahlreiche der Forschungsarbeiten wurden von             (2009/128/EG), die vorschreibt, die Abhängigkeit der
Monsanto gefördert.                                           Landwirtschaft von Pestiziden zu verringern.

182
Produktion und Markt

Ökoforschung wird instrumentalisiert                      schaft (DLG), in dem viele Jahre lang Mulchsaat aus-
                                                          drücklich befürwortet worden war, brachte 2015 bei-
Im Ökolandbau hatte man schon mindestens zehn             spielsweise einen Artikel »Wird ›pfluglos‹ überbewer-
Jahre früher begonnen über das Für und Wider des          tet?« ⁶ und schon zwei Monate später wurde im Beitrag
Pflugeinsatzes zu diskutieren. Ich selbst habe in den     »Wir brauchen den Wirkstoff« erstaunlicherweise das
1990er-Jahren in einem ökologischen Forschungs-           Fazit gezogen: »Glyphosat ist praktisch, aber Boden-
projekt dazu gearbeitet und über die Entwicklung der      bearbeitung wahrscheinlich nachhaltiger.« ⁷ 2018 hieß
Bodenstruktur in diesem Versuch promoviert.⁴ Dass         es dann im Landwirtschaftlichen Wochenblatt: »Breit
der Pflugverzicht, kombiniert mit vielfältigen Frucht-    wirkende Lösungen führen zu hohen Kosten.« ⁸
folgen und organischer Düngung, im Ökolandbau                Nach wie vor werden dennoch zwei Mythen über
Vorteile für den Boden haben kann, ist inzwischen gut     die angeblich positiven Effekte der pfluglosen Boden-
dokumentiert, doch wurden hier auch von Anfang an         bearbeitung weiterhin international verbreitet, die in
die Nachteile (Unkrautdruck, Gefahr der Bodenver-         konventionellen Ackerbausystemen so nicht der Re-
dichtung) gesehen und diskutiert.                         alität entsprechen: der Mythos Klimaschutz und der
   Die im Ökolandbau getätigten positiven Aussagen        Mythos Bodenschutz.
und Erkenntnisse zur Bodenentwicklung bei pflugloser
Bodenbearbeitung hat man in den 1990er-Jahren dann        Mythos Klimaschutz
allerdings undifferenziert (und teilweise falsch, weil
nicht zutreffend) als Argument für den Pflugverzicht im   Der Verzicht auf den Pflug allein führt entgegen häu-
konventionellen Landbau übernommen. Die Anwen-            fig geäußerter Behauptung nicht zu einem nennens-
dung dieser Technik führt in beiden Systemen jedoch       werten Humusaufbau. Das zeigt eine Auswertung von
zu sehr unterschiedlichen Effekten. Darauf hinzuwei-      69 weltweiten Vergleichen.⁹ Auch das Thünen-Institut
sen, war lange in Wissenschaft und Beratungspraxis        in Deutschland, ein Bericht der EU-Kommission zur
in Deutschland nahezu unmöglich – ja fast ein Tabu.       Anpassung an den Klimawandel und ein Versuch in
                                                          Baden-Württemberg kommen in der Bewertung zur
Glyphosat – zunehmend in der Kritik                       Klimawirksamkeit von Landnutzungstechniken zu
                                                          diesem Schluss.¹⁰ Denn bis etwa 15 Zentimeter Tiefe
Erst die ab 2009 im Zuge der Neuzulassungsprüfung         reichert sich zwar durch den Verzicht auf Pflugbear-
für Glyphosat beginnende breite Kritik der Öffentlich-    beitung organisches Material an (fälschlicherweise als
keit am Einsatz des Totalherbizids hat dazu geführt,      Zunahme interpretiert), darunter fehlt es aber, da es
dass auch andere Nachteile dieser Technik im kon-         nicht tiefer untergepflügt wird. Bei den meisten Stu-
ventionellen System überhaupt wahrgenommen und            dien wurde aber nur bis 15 Zentimeter oder flacher
diskutiert werden konnten. Nach und nach wurden           gemessen. Die Annahme der Humusanreicherung
viele der folgenden Nachteile dann auch in der ein-       beruht daher auf einem falschen Versuchsdesign.
schlägigen Agrarpresse diskutiert: ⁵                         Sie wabert aber nach wie vor durch fast alle in-
                                                          ternationalen Publikationen zu diesem Thema und
■   stärkere Verunkrautung mit ausdauernden Arten         verursacht so eine – falsche – Klimaeinschätzung der
    und besonders Ungräsern,                              Methode. Der Pflugverzicht spart zwar Treibstoff, der
■   Verdichtung und damit einhergehend vermehrte          Einsatz von Pestiziden kostet allerdings ebenfalls bei
    Lachgasbildung,                                       Herstellung und Ausbringung Energie. Darüber hi-
■   Begünstigung von Krankheiten und Schädlingen,         naus erhöht sich die Gefahr höherer Lachgasemissi-
■   steigender Bedarf an Mineraldünger sowie chemi-       onen, weil die ungepflügten Böden dichter sind, was
    schem Pflanzenschutz; höhere Herbizidgehalte im       die Lachgasbildung begünstigt.¹¹ So lautete das Fazit
    Oberflächenabfluss,                                   des Thünen-Instituts schon 2014: »Die Umstellung
■   verminderter Feldaufgang, Ertragsunsicherheit,        auf konservierende Bodenbearbeitung oder Direktsaat
    teilweise verminderte Qualitäten,                     kann aus unserer Sicht derzeit nicht als wissenschaft-
■   Gefahr der Grundwasserbelastung bei steigender        lich gesicherte, effiziente Klimaschutzmaßnahme in
    Infiltration (Makroporenfluss) ohne Erhöhung der      der Landwirtschaft empfohlen werden.«¹²
    Speicher- und Filterleistung,                            Das dichter gelagerte Bodengefüge nicht gepflügter
■   Konzentration der Humusgehalte in den oberen          Böden wird vor allem durch Regenwurmgänge per-
    Zentimetern, damit Verringerung der Futterquel-       foriert, weshalb die Wasserinfiltration oft gut ist. Das
    len für Bodenorganismen im unteren Bodenprofil.       Gefüge weist aber wenig bis keine biologisch gebilde-
                                                          ten Mittelporen auf, die Wasser speichern können,
Das Vordenkermagazin der deutschen Agrarszene, die        denn in konventionellen Böden ist das Bodenleben oft
Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesell-        deutlich reduziert. Da das Wasser nicht ausreichend

                                                                                                               183
Der kritische Agrarbericht 2019

in Mittelporen festgehalten werden kann, steht es auch     Gute Ackerbaupraxis braucht keine Totalherbizide
in späteren Dürreperioden nicht zur Verfügung. Ganz        In den aktuell praktizierten marktorientierten kon-
anders als in ökologisch bewirtschafteten Böden, die       ventionellen Ackerbausystemen begünstigen die en-
im Vergleich doppelt so viel Wasser speichern kön-         gen Fruchtfolgen und hohen Stickstoffgaben, die man
nen.¹³ Im Hinblick auf die zu erwartenden Wetterex-        für hohe Erträge braucht, einseitige Entwicklungen
treme im Zuge des Klimawandels ist eine verdichtete        von Unkrautpopulationen (z. B. Taube Trespe, Acker-
Bodenstruktur eindeutig von Nachteil für die Wider-        fuchsschwanz und Windhalm) und Schädlingen (z. B.
standsfähigkeit des Systems und die Erntesicherheit.¹⁴     Maiszünsler, Rapserdfloh). Diese Effekte müssen so-
                                                           zusagen nachsorgend chemisch bekämpft werden.
Mythos Bodenschutz                                         Im ökologischen Ackerbausystem werden Düngung,
                                                           Fruchtfolge, Zwischenfrüchte, Mischfruchtanbau und
Glyphosat (Roundup) und seine Abbauprodukte                Untersaaten so aufeinander abgestimmt, dass auf-
(AMPA) wirken sich negativ auf die Fortpflanzung           grund der hohen Bodenfruchtbarkeit und der gesteu-
von Regenwürmern und auf andere Bodenorganismen            erten Vielfalt keine einseitige Unkrautentwicklung
aus.¹⁵ Damit ist die Behauptung, durch das System          stattfindet und Entwicklungen von Populationen bis
Pfluglos plus Glyphosat »Bodenschutz« zu praktizieren,     zur Schädlingsschwelle eine geringere Chance haben.
eindeutig widerlegt. Dennoch wird nach wie vor häu-        Nützliche Gegenspieler werden nicht als Kollate-
fig behauptet, die Technik fördere den Bodenschutz.        ralschäden vergiftet, sondern durch Randstreifen und
   Wird der Boden nicht mehr gepflügt, dann bleiben        Hecken gefördert. Der Bedarf an Unkraut- und auch
Erntereste an der Oberfläche liegen. Diese Oberflä-        Schädlingsregulierung sinkt automatisch.
chenbedeckung kann in der Tat vor Erosion schützen,           Diese Maßnahmen kann man auch konventionell
sie hilft allerdings auch Schaderregern besser zu über-    praktizieren, aber dann sinken die Erträge zunächst
leben. Erosionsschutz lässt sich mit Zwischenfrüchten      und das fehlende Einkommen kann nicht durch den
oder Untersaaten, wie sie im Ökolandbau eingesetzt         Aufschlag der Ökovermarktung ausgeglichen werden.
werden, deutlich besser erreichen: Unkräuter werden        Das ist unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunk-
unterdrückt und Lebenszyklen von Schaderregern             ten nicht sinnvoll.
unterbrochen; gleichzeitig werden über die Wurzeln            Über die Anwendung dieser guten fachlichen
Bodenorganismen gefüttert und Humusaufbau findet           Anbaupraxis hinaus reicht zur weiteren Unkrautbe-
statt. Die dabei entstehenden wasserstabilen Aggregate     kämpfung im Getreide das Striegeln. Für Rüben, Mais,
erzielen im ganzen Bodenprofil deutlich mehr Schutz        Soja, Sonnenblumen etc. gibt es spezielle Hackgeräte,
vor Erosion als ein paar Erntereste an der Oberfläche      die zum Teil selbst fahren können und sich immer
und erzeugen Mittelporen, die wiederum gut Wasser          größerer Beliebtheit erfreuen.¹⁷ Hier muss niemand
speichern können und den Bodenlebewesen als Le-            mehr gebückt mit der Hand Unkraut ausrupfen. Die
bensräume dienen.                                          thermische Unkrautbekämpfung (Abflämmen) ist
   Ohne hier die Auswirkungen von Glyphosat/               ebenfalls technisch ausgereift und in Gemüsekulturen
Roundup auf die Gesundheit von Anwendern, Ver-
brauchern und Umwelt weiter zu thematisieren, was
schon in vorangegangenen Beiträgen zum Thema im              Folgerungen    & Forderungen
Kritischen Agrarbericht ausführlich erfolgte, wird klar:
Glyphosat & Co. haben mehr Nachteile als Vorteile im         ■   Ohne Glyphosat zu wirtschaften ist nicht teurer.
Agrarsystem. Die Frage ist daher eigentlich nicht »Wie       ■   Glyphosat muss verboten werden, wir brauchen es
geht es ohne?«, sondern »Wieso sollten wir es bei all            nicht und es schädigt Umwelt, Anwender und Ver-
den Nachteilen überhaupt einsetzen?« Zumal immer                 braucher.
mehr »Unkräuter« resistent gegen Glyphosat werden            ■   Pestizidbasierte Systeme mit pflugloser Boden-
und der angebliche Nutzen sich damit ohnehin auch                bearbeitung dürfen nicht mit öffentlichen Geldern
für die Befürworter ganz offensichtlich zunehmend                gefördert werden.
verringert.                                                  ■   Die Forschung und Vermittlung artenreicher, öko-
                                                                 logischer Systeme mit pflugloser Bodenbearbeitung
                                                                 muss intensiviert werden.
Ohne Glyphosat geht es besser …
                                                             ■   Der situationsabhängige, standortgerechte Pflug-
Zwei europäische Projekte (TILMAN-ORG und SOL-                   einsatz kann von Zeit zu Zeit nötig sein. Das ist
MACC)¹⁶ haben beispielhaft gezeigt, dass Klima- und              ökologisch völlig vertretbar und sollte nicht aus
Bodenschutz in ökologischen Systemen deutlich bes-               ideologischen Gründen sanktioniert oder diskrimi-
ser funktioniert, auch mit reduzierter Bodenbearbei-             niert werden.
tung. Warum, wird im Folgenden skizziert.

184
Produktion und Markt

weit verbreitet. Über das gesamte System gerechnet,                        Risikobewertung und Zulassung des Herbizid-Wirkstoffs Glypho-
ist diese Form der Unkrautunterdrückung auch ins-                          sat. Berlin 2011 (http://dipbt.bundestag.de/dip21/
                                                                           btd/17/071/1707168.pdf). – M. Dickeduisberg et al.: Erhebungen
gesamt nicht teurer.¹⁸
                                                                           zum Einsatz von Glyphosat im deutschen Ackerbau. In: Julius-
                                                                           Kühn-Archiv 434 (2012), S. 459–462.
Besser ökologisch: Die Vorteile ökologischer                              European Conservation Agriculture Federation (ECAF): Uptake of
Bodenbewirtschaftung                                                       Conservation Agriculture in Europe. Brussels 2018 (www.ecaf.
Für den Humusaufbau und eine gute Bodenstruktur                            org/ca-in-europe/uptake-of-ca-in-europe).
                                                                          A. Beste: Erweiterte Spatendiagnose. Weiterentwicklung einer
ist in erster Linie ausschlaggebend, ob genügend orga-                     Feldmethode zur Bodenbeurteilung. Berlin 2003.
nisches Material über die Düngung in den Boden ge-                        Referenzen finden sich u.a. in A. Beste: Landwirtschaftlicher
bracht wird und ob weite Fruchtfolgen und Zwischen-                        Bodenschutz in der Praxis. Grundlagen, Analyse, Management.
früchte im System vorkommen, die viel organische                           Erhaltung der Bodenfunktionen für Produktion, Gewässer-
                                                                           schutz und Hochwasservermeidung. Berlin 2005. – A. Beste:
Substanz über die Wurzeln in den Boden einbringen.¹⁹
                                                                           Pfluglose Bodenbearbeitung – sinnvoll oder nicht? In: Boden-
Weite Fruchtfolgen unterdrücken außerdem uner-                             schutz 4 (2008), S. 113–117. – A. Beste: Zum Zustand der Böden
wünschte Beikräuter. Der Pflugverzicht macht daher                         in Europas Landwirtschaft. Ein Diskussionsbeitrag zur Nach-
nur in artenreichen Agrarökosystemen Sinn, weil nur                        haltigkeit! In: Bodenschutz 2 (2016), S. 58-63. – A. Beste: Soil
hier die Wurzeldichte und -vielfalt zur Lockerung des                      matters: Andrea Beste on humus, soil structures & the limits of
                                                                           no-tillage, 2018. Online-Plattform ARC 2020. – Vgl. auch Land-
Bodens ausreicht. Auch fürs Klima zahlt sich das ar-                       wirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ):
tenreiche, humusaufbauende System aus: Ökologische                         Pflanzenbauliche und bodenökologische Auswirkungen von
Anbausysteme benötigen insgesamt durchschnittlich                          Pflug-, Mulch- und Direktsaat »Systemvergleich Bodenbearbei-
ein Drittel weniger fossile Energie pro Hektar als kon-                    tung« Abschlussbericht 2017. – A. Frelih-Larsen: Mainstreaming
                                                                           climate change into rural development policy post 2013. Final
ventionelle und speichern durchschnittlich doppelt so
                                                                           report. Ecologic Institute, Berlin 2015.
viel CO2 im Boden, bei deutlich geringerer Lachgas-                       J. Mallast et al.: Wird ›Pfluglos‹ überbewertet? In: DLG-Mitteilun-
bildung.²⁰                                                                 gen 6 (2015), S. 58–60.
   Böden unter ökologischer Bewirtschaftung haben                         M. Ernst: Wir brauchen den Wirkstoff. In: DLG-Mitteilungen 8
eine bessere Bodenstruktur und können im Vergleich                         (2015).
                                                                          N. Schackmann: Breit wirkende Lösungen führen zu hohen
mit konventionell bewirtschafteten Böden doppelt so                        Kosten. In: Landwirtschaftliches Wochenblatt 14 (2018).
viel Wasser speichern (siehe oben).²¹ Zu diesem Er-                       Z. Luo, E. Wang and J. S. Osbert: Can no-tillage stimulate carbon
gebnis kommt auch die Kommission Bodenschutz                               sequestration in agricultural soils? A meta-analysis of paired
beim Umweltbundesamt in ihrem Positionspapier                              experiments. In: Agriculture, Ecosystems & Environment 139
                                                                           (2010), pp. 224–231.
Böden als Wasserspeicher.²²
                                                                         Frelih-Larsen (siehe Anm. 5). – J. M. Baker et al.: Tillage and soil
                                                                           carbon sequestration—What do we really know? In: Agricul-
Fazit                                                                      ture, Ecosystems & Environment 118 (2007), pp. 1–5. –Thünen-
Technische Lösungen helfen uns nicht weiter. Wir                           Institut: Informationen über LULUCF-Aktionen. Braunschweig
brauchen artenreiche, stabile Systeme, die klimataug-                      2014. – Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augusten-
                                                                           berg (siehe Anm. 5).
lich und umweltverträglich sind. Langfristig erfolg-                     A. Gensior, G. Roth und R. Well: Landwirtschaftliche Boden-
reich und nachhaltig ist nur eine Bewirtschaftung, die                     nutzung. Eine Bestandsaufnahme aus Sicht der Klimabericht-
den höchsten Ertrag pro Einheit gesundem, stabilem                         erstattung. In: Bodenschutz 3 (2012), S. 81–89. – Frelih-Larsen
Ökosystem produziert.                                                      (siehe Anm. 5). – CATCH-C: Compatibility of agricultural
                                                                           management practices and types of farming in the EU to
                                                                           enhance climate change mitigation and soil health. Wagenin-
                                                                           gen 2014. – A. Beste: Gefügeuntersuchungen im Bodenbearbei-
Das Thema im Kritischen Agrarbericht                                       tungsvergleich FILL im Auftrag der Landwirtschaftskammer
X Andrea Beste: Vergiftet. Pestizide in Boden und Wasser – das Bei-        Luxemburg. 2009 (www.gesunde-erde.net/literatur.htm
  spiel Glyphosat. In: Der kritische Agrarbericht 2017, S. 204–208.        luxemburg). – J. M. Holland: The environmental consequences
X Friedrich Haalck: Künstlicher Herbst. Über Sikkation und die             of adopting conservation tillage in Europe: reviewing the evi-
  Reifesteuerung mit Hilfe von Pestiziden. In: Der kritische Agrar-        dence. In: Agriculture, Ecosystems & Environment 103 (2004),
  bericht 2012, S. 130–133.                                                pp. 1–25.
X Martha Mertens: Kollateralschäden im Boden. Roundup und sein           Thünen-Institut (siehe Anm. 10).
  Wirkstoff Glyphosat – Wirkungen auf Bodenleben und Boden-              Umweltbundesamt: Böden als Wasserspeicher. Erhöhung und
  fruchtbarkeit. In: Der kritische Agrarbericht 2010, S. 249–253.          Sicherung der Infiltrationsleistung von Böden als ein Beitrag
                                                                           des Bodenschutzes zum vorbeugenden Hochwasserschutz.
                                                                           Dessau-Roßlau 2016. – H. Lilienthal und E. Schnug: Hochwas-
Anmerkungen                                                                serschutz durch ökologische Bodenbewirtschaftung. In: Klima-
  Siehe unter anderem die Präsentation von G. Rass: Conservation          wandel und Ökolandbau. Situation, Anpassungsstrategien und
   agriculture – European perspectives, 2014 (www.ctic.org/                Forschungsbedarf. KTBL Schrift 472. Darmstadt 2008, S. 123–
   media/pdf/WCCA/0120World20Perspectives_20                            130. – E. Schnug und S. Haneklaus: Landwirtschaftliche Produk-
   Gerard20Rass.pdf).                                                     tionstechnik und Infiltration von Böden: Beitrag des ökologi-
  Deutscher Bundestag: Drucksache 17/7168; Antwort der Bundes-            schen Landbaus zum vorbeugenden Hochwasserschutz. In:
   regierung auf eine Kleine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen:            Landbauforschung Völkenrode 52 (2002), pp. 197–203.

                                                                                                                                          185
Der kritische Agrarbericht 2019

 Siehe dazu die in Anm. 5 aufgeführten Beiträge von A. Beste          Siehe auch: FAO: Report of the international conference on orga-
   sowie A. Beste: Ansprüche an die Bodenqualität bei zu erwar-           nic agriculture and food security, 3.–5. May. Rome 2007. –
   tenden Klimaänderungen. Vortrag Tagung »Klimawandel -                  J. Leifeld et al.: Consequences of conventional versus organic
   Auswirkungen auf Landwirtschaft und Bodennutzung«,                     farming on soil carbon: Results from a 27-year field experi-
   Tagungsreader, Osnabrück 2008.                                         ment. In: Agronomy Journal 101 (2009), pp. 1204–1218. – SOIL-
 M. Mertens: Kollateralschäden im Boden. Roundup und sein               SERVICE: Conflicting demands of land use, soil biodiversity and
   Wirkstoff Glyphosat – Wirkungen auf Bodenleben und Boden-              the sustainable delivery of ecosystem goods and services in
   fruchtbarkeit. In: Der kritische Agrarbericht 2010, S. 249–253. –      Europe. Brussels 2012. – A. Gattinger et al.: Enhanced top soil
   J. G. Zaller: Glyphosate herbicide affects belowground interac-        carbon stocks under organic farming. In: PNAS 109 (2012),
   tions between earthworms and symbiotic mycorrhizal fungi in            pp. 18226–18231.
   a modelacosystem. In: Scientific Reports 4 (2014), DOI: 10.1038/     Siehe auch J. P. Rehanold, L. F. Elliott and Y. L. Unger: Long-term
   srep05634. – Soil Association: The impact of glyphosate on soil        effects of organic and conventional farming on soil erosion. In:
   health. Bristol 2016. – A. Beste: Vergiftet. Pestizide in Boden        Nature 330 (1987), pp. 370–372. – A. Fliessbach et al.: Bio fördert
   und Wasser – das Beispiel Glyphosat. In: Der kritische Agrar-          Bodenfruchtbarkeit und Artenvielfalt. Erkenntnisse aus 21 Jah-
   bericht 2017, S. 204–208.                                              ren DOK-Versuch (Dossier Nr. 1). Frick 2000. – K. Levin: Ero-
 TILMAN-ORG: Reduced Tillage and Green Manures for Sustainable          sions- und Hochwasserschutz: Chancen durch Ökolandbau. In:
   Organic Cropping Systems (www.tilman-org.net). – SOLMACC:              Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LFL): Landwirt-
   Strategies for Organic- and Low-inputfarming to Mitigate and           schaft im Klimawandel – Lösungen, die Geld sparen. 15. Kultur-
   Adapt to Climate Change (www.solmacc.eu/de).                           landschaftstag. Tagungsband. Freising-Weihenstephan 2017.
 Siehe auch: PAN and Greens/EFA: Alternative methods in               Umweltbundesamt (siehe Anm. 13).
   weed management to the use of Glyphosate and other herbici-
   des. Brussels 2018. – T. Große Lengerich: Die richtige Technik                           Dr. Andrea Beste
   der Unkrautregulierung. In: Landwirtschaftliches Wochen-                                 Diplomgeografin, Agrarwissenschaftlerin und
   blatt 15 (2018).                                                                         Bodenkundlerin gründete 2001 das Büro für
 H. Kehlenbeck: Folgenabschätzung für die Landwirtschaft zum                              Bodenschutz und Ökologische Agrarkultur.
   teilweisen oder vollständigen Verzicht auf die Anwendung
   von glyphosathaltigen Herbiziden in Deutschland. Julius Kühn-                            Büro für Bodenschutz & Ökologische Agrarkultur
   Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Julius-                           Kurfürstenstr. 23, 55118 Mainz
   Kühn-Archiv 451. Braunschweig 2015.                                                      gesunde-erde@t-online.de
 TILMAN-ORG. (siehe Anm. 16).                                                             www.gesunde-erde.net

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