Und was war Dein besonderer Kinomoment? - Vor 75 Jahren, am 17. Mai 1946, wurde die DEFA als erste große deutsche Filmproduktionsgesellschaft ...

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Und was war Dein besonderer Kinomoment? - Vor 75 Jahren, am 17. Mai 1946, wurde die DEFA als erste große deutsche Filmproduktionsgesellschaft ...
… und was war
Dein besonderer
Kinomoment?
Vor 75 Jahren, am 17. Mai 1946, wurde die DEFA als
erste große deutsche Filmproduktionsgesellschaft
nach Kriegsende gegründet. Wir erinnern an
bedeu­tende Filmkunst und einen bleibenden
Schatz von Zeitdokumenten.
Hildegard Knef und
                                                                                                                                                                        Ernst Wilhelm Borchert im ersten
                                                                                                                                                                            deutschen Nachkriegsspielfilm
                                                                                                                                                                                 Die Mörder sind unter uns
                                                                                                                                                                                  (Wolfgang Staudte, 1946)

   Ein DEFA-Jubiläum
   ohne Kino
   Ein Grußwort von Stefanie Eckert, Vorstand der DEFA-Stiftung                                                                                              Bilder des Jahrhunderts
                                                                                                                                                             Eine kleine DEFA-Spielfilmgeschichte
                                                                                                                                                             von Ralf Schenk
In meiner heißgeliebten ersten Wohnung,             künstler zum visualisierten Sprachrohr bestimmter    Beratung, Zusammenarbeit, durch Kooperationen
übrigens im 5. Stockwerk eines 50er-Jahre-          Ideologien instrumentalisieren. Sie entwickelten     mit Vertrieben, allen voran mit ICESTORM, um die
Nachkriegsbaus, hatte ich einen Badeofen für        eigene Ausdrucksweisen, Filmsprachen und             Filme im Fernsehen, auf DVD und online zu ver­      Draußen war es frisch. Sechzehn Grad, stark           chronisationen von sowjetischen Filmen wurden          der Weimarer Republik nach. Und Georg C. Klaren
die Wanne und einen Kachelofen zum Heizen           erzählten Geschichten, die aufgrund ihrer Diffe-     öffentlichen, durch Digitalisierung und Austausch   bewölkt mit etwas Regen, nicht unbedingt ein          beauftragt. Am 1. Mai hatte der erste DEFA-Do-         inszenierte Georg Büchners Dramenfragment
der Einraumwohnung – ungefähr wie Paula in der      renziertheit nicht vereinheitlicht werden können,    mit dem Bundesarchiv. Vor allem aber gelingt        freundlicher Maientag. Doch drinnen, im Saal, war     kumentarfilm Einheit SPD–KPD von Kurt Maetzig          Wozzeck als albtraumhaft-fiebrige Anklage des
Legende, nur ohne Kinder. Die Fenster waren         deren verbindendes Leitmotiv womöglich aber          es durch ein permanentes Engagement für die         das Wetter sofort vergessen. Denn in der Großen       Premiere. Am 4. Mai begann Wolfgang Staudte            Militarismus. Filme zum Antifaschismus blieben für
undicht, es regnete hinein. Das ist gerade einmal   ein humanistisches Denken ist.                       Auswertung und Anerkennung des DEFA-Films           Halle des Babelsberger Althoff-Ateliers stand         mit den Dreharbeiten zum ersten Spielfilm Die          das DEFA-Schaffen in allen Jahrzehnten und über
zwanzig Jahre her, es war zur Jahrtausendwende.        Vor 75 Jahren wurde die DEFA gegründet. Mit       im Kinosaal, auf Festivals oder bei Filmreihen,     nicht weniger zur Debatte als das sehnsüchtig         Mörder sind unter uns.                                 alle Generationen hinweg wichtig: melancholische
Die Kohlen und das Holz trugen sich nicht allein    ihrer Errichtung konnte die Filmproduktion nach      gemeinsam mit der Deutschen Kinemathek.             erwartete Wiederaufleben des deutschen Kinos.            Zu den Rednern auf der Gründungsfeier am            und pathetische, analytische und gleichnishafte.
nach oben und die Asche auch nicht allein nach      dem verheerenden Zweiten Weltkrieg wieder               Die DEFA, die scheintote Schönheit, wie Jutta    Nach zwölf Jahren Befehlsgewalt durch einen           17. Mai gehörte der Präsident der Zentralver-          Ein Kino der Aufklärung und Ursachenforschung,
unten. Nach jedem größeren Regenguss musste         aufgenommen werden. Zunächst unter Aufsicht          Hoffmann sie nennt, würde 75 Jahre werden. Ihren    ebenso diabolischen wie filmbesessenen Propa-         waltung für Volksbildung, Paul Wandel, der             der politischen, sozialen und psychologischen
unter den Fenstern gewischt werden. Die nächste     der sowjetischen Behörden, sollte dem pathos-        Jahrestag möchten wir mit einer Wertschätzung       gandaminister, nach sechs Kriegsjahren und fast       aus dem sowjetischen Exil nach Deutschland             Spurensuche. Bedeutende Regisseure wie
Wohnung war komfortabler: Gasetagenheizung,         getriebenen Filmschaffen im Dritten Reich ein        für das Kino und für die Filmschaffenden bege-      einem Jahr Drehpause sollte die erste deutsche        zurückgekehrt war. Er forderte die Filmschaf-          Konrad Wolf (Sterne, 1959; Professor Mamlock,
fließend Warmwasser und der Regen blieb             Gegenentwurf gesetzt, die jüngste deutsche           hen. Wir möchten den DEFA-Film in all seinen        Filmgesellschaft aus der Taufe gehoben werden,        fenden auf, Stellung gegenüber den »großen             1961) oder Frank Beyer (Königskinder, 1962; Nackt
draußen. Noch immer weiß ich diese scheinbare       Geschichte aufgearbeitet und die deutsche            Facetten feiern. Lassen wir uns trotz der Aus-      die alle Facetten vom Spiel- und Dokumentarfilm       Schicksals­fragen unseres Volkes« zu beziehen:         unter Wölfen, 1963; Jakob der Lügner, 1974;
Normalität zu schätzen, genieße die schnelle        Bevölkerung im sozialistischen Sinne unterhalten     nahmesituation noch einmal in den ersehnten         bis zum Kulturfilm bedienen wollte. Ihr Name:         »Der Film darf nicht mehr Opium des Vergessens         Der Aufenthalt, 1983) inszenierten Arbeiten, die
Wärme und das warme Wasser. Das Besondere           werden. Die DEFA war die einzige Produktions-        Kinosessel fallen. Lassen wir uns von der DEFA      Deutsche Film-A.G., kurz: DEFA.                       sein, sondern soll den breiten Schichten unseres       auch international für Aufmerksamkeit sorgten –
des Alltäglichen.                                   stätte für Kinofilme in der DDR. Das DEFA-Kino       einen Kinomoment schenken, lassen wir uns Ge-          Die westlichen Alliierten waren 1945/46 zunächst   Volkes Kraft, Mut, Lebenswillen und Lebensfreude       bis hin zu Günther Rückers und Günter Reischs
   Gegenwärtig verändert sich unser Denken          war und ist vieles: Charakterstudie, Historien-      schichten aus einer anderen Zeit, einem anderen     gegen eine neue Filmproduktion auf deutschem          spenden. Vor allem aber muss das Filmschaffen          Die Verlobte (1980), die den Großen Preis der
über Normalität und das Besondere. Seit mehr        drama, Kinderfilm, Klassenkampf-Propaganda,          Land erzählen, bewundern wir die besonderen,        Boden. Viele Filmschaffende, so ihre Argumen-         getragen sein von innerer Ehrlichkeit, die die         Filmfestspiele in Karlovy Vary erhielt. Noch die
als einem Jahr befindet sich die Welt in einem      Gegenwartskomödie, um nur einige seiner              bewegenden Augenblicke, trauern wir auch um         tation, seien zu tief in der Medienlandschaft der     Wahrheit sucht, die Wahrheit verkündet und das         letzte Regie­generation, die Mitte der 1980er-Jahre
Ausnahmezustand. Das Alltägliche wird in Frage      Spielfilm-Facetten zu nennen. Hinzu kamen die        das Vergessene und staunen über das, was bleibt:    Nationalsozialisten verankert gewesen. Zudem          Gewissen wachrüttelt.« Ähnlich sah der sowjeti-        bei der DEFA startete, leistete ihren Beitrag mit
gestellt. Nicht nur das Lernen in der Schule, die   zum Teil richtungsweisenden Produktionen aus         Kino ist Gefühl, immer.                             stünden für die Umerziehung und Unterhaltung          sche Kulturoffizier Sergej Tulpanow den neuen          stilistisch bemerkenswerten, parabelhaften Filmen
Reise ins Ausland, auch das Treffen von             dem Dokumentar- und dem Trickfilmstudio.                Kino ist auch Entdeckung, wenn man sich nur      der Deutschen zahlreiche US-amerikanische,            deutschen Film als »eine scharfe und mächtige          wie Stielke, Heinz, fünfzehn ... (Michael Kann, 1986)
Freunden. Solidarität bedeutet Distanz. Nähe        Nach und nach entstand eine Vielfalt, die nur        darauf einlässt. Mein letztes DEFA-Kinoerlebnis     englische und französische Filme zur Verfügung.       Waffe gegen die Reaktion und für in der Tiefe          oder Erster Verlust (Maxim Dessau, 1990).
löst Angst aus. Wenn wir aus diesem Zustand         dieser eine Moment eint, wenn das Licht ausgeht      war sogar eine unerwartete Entdeckung. Im           Die Sowjetische Militäradministration (SMAD)          wachsende Demokratie«.
eine positive Konsequenz ziehen können, dann        und der Zuschauer sich ein letztes Mal auf dem       Oktober 2020, kurz vor der erneuten Schließung,     verfolgte indes andere Pläne. Die von ihr eta­           Schon im ersten Jahr brachte die DEFA drei Fil-
die einer größeren Wertschätzung der Dinge,         Kinosessel zurechtrückt, voller Neugier auf die      wurde im Berliner Kino Arsenal zur Erinnerung an    blierte Zentralverwaltung für Volksbildung startete   me in die Kinos, die sich mit der deutschen Gegen-
die uns bis vor kurzem noch selbstverständlich      nächsten Minuten. In den 1990er-Jahren wurde         die verstorbene DEFA-Dramaturgin Erika Richter      schon im Herbst 1945 einen Aufruf an deutsche         wart und unmittelbaren Vergangenheit befassten.
erschienen und uns nun verwehrt sind. Dazu          die DEFA nach und nach abgewickelt. Sie hatte        der Spielfilm Rückwärtslaufen kann ich auch von     Filmschaffende, sich bei ihr zu melden, um an der     Die Mörder sind unter uns, über Kriegsverbrechen
gehört auch der Kulturgenuss, der Gang ins          ihre finanzielle und ideologische Basis verloren,    Karl-Heinz Lotz (1989) vorgeführt. Ein Film, der    Wiederaufnahme der Filmproduktion mitzuwirken.        und deutsche Schuld, griff mit seinen schrägen Ka-
Theater, der Besuch eines Konzerts und dieser       aber keine Chance erhalten, ihre Daseinsberech-      durch einen offenen, humorvollen und nie ins        Am 29. Oktober 1945 erlaubte Stalin dem Chef der      meraperspektiven und der Betonung von Licht und
ganz besondere Augenblick im Kino, wenn das         tigung neu zu definieren. Doch die Filme blieben.    Betuliche abdriftenden Blick auf den Umgang         SMAD, Marschall Shukow, eine deutsch-sowjeti-         Schatten auf Elemente des expressionistischen
Licht ausgeht: Der Kinomoment!                         Initiiert von den DEFA-Filmschaffenden wurde      von Lehreinrichtungen mit einem behinderten         sche Aktiengesellschaft zur Herstellung von Fil-      Kinos zurück. Freies Land von Milo Harbich ver-
   Was vermag Kino? Gemeinsam mit vielen            nach langem Ringen, das weniger von inhaltlichen     Mädchen überrascht. Klingt sperrig und belas-       men zu gründen. Die neue Arbeitsgruppe »Film-         knüpfte als didaktischer, in aktuelle gesellschaft-
Leuten in das Leben anderer Menschen zu             Diskussionen, sondern vor allem von politischen,     tend und ist doch das genaue Gegenteil. Ein         Aktiv« der Zentralverwaltung für Volksbildung rief    liche Vorgänge eingreifender Report über die
reisen. Es wird zusammen gelacht und zusammen       rechtlichen und finanziellen Debatten geprägt        Kinomoment, der unterhält, der traurig macht        am 22. November zu einer Zusammenkunft ins            Bodenreform in Mecklenburg dokumentarische
geweint. Die Geschichten sind zum Teil vertraut,    war, 1998 die DEFA-Stiftung gegründet. Die Film-     und einen zugleich zum Lachen bringt: Hoch          Berliner Hotel Adlon ein. Zu den Teilnehmern des      Einstellungen mit Spielszenen. Gerhard Lamprecht
zum Teil irritierend fremd. Eine gemeinsame         rechte wurden somit nicht in alle Winde verstreut,   lebe das Kino!                                      Treffens gehörten Regisseure wie Gerhard Lamp-        unterfütterte die realistischen Motive von Irgend-
Ablenkung des Alltags, mal unterhaltsam, mal        die Filmschaffenden mussten nicht als Einzel-           Ich freue mich auf den Moment, wenn wir dieses   recht, Wolfgang Staudte, Peter Pewas und Werner       wo in Berlin mit melodramatischem Aufbaupathos.
lehrreich. Auf großer Leinwand, inzwischen meist    kämpfer um den Erhalt ihrer Werke kämpfen.           Gefühl wieder als Normalität empfinden. Wenn        Hochbaum, Autoren wie Friedrich Wolf und Hans         1947 inszenierte Kurt Maetzig mit Ehe im Schatten
in Farbe und mit viel Ton. In der DDR wurde Kino    Wir als DEFA-Stiftung versuchen die DEFA-            der Kinobesuch genau wie das warme Wasser           Fallada sowie Dr. Kurt Maetzig.                       den ersten deutschen Film über den Holocaust;
                                                                                                                                                                                                                                                                                Armin Mueller-Stahl und Annekathrin
auch als Mittel zur Einflussnahme genutzt, nur      Filme zu bewahren, sie verfügbar zu machen und       nicht außergewöhnlich erscheint, aber dennoch          Bald gingen vom »Film-Aktiv« spürbare Aktivi-      er wurde in allen vier Sektoren Berlins gleichzeitig
ließen sich zum Bedauern einiger Funktionäre        eine kritische Auseinandersetzung mit ihnen          weiterhin wertgeschätzt wird. Das Besondere des     täten aus. Schon am 19. Februar 1946 erschien die     uraufgeführt. Erich Engel ging in dem Kriminalfilm     Bürger in Frank Beyers antifaschistischem
nicht alle DEFA-Filmkünstlerinnen und Film­         zu fördern. Das gelingt durch Publikationen,         Alltäglichen. n                                     erste Wochenschau Der Augenzeuge. Erste Syn-          Affaire Blum dem virulenten Antisemitismus in                            Drama Königskinder (1962)

                                                                            2                                                                                                                                                              3
Jutta Hoffmann und Jaecki Schwarz                     2.000 Dokumentarfilme und 2.500 Periodika wie           artikeln wirkten. Im selben Jahr kam es zum ersten   Personenkult überhöhten Haupt- und Staats­
in Egon Günthers Gegenwartsdrama                      Wochenschauen.                                          Filmverbot: Das Beil von Wandsbek, das Debüt         filme Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse und                      Fernsehpremiere im MDR
Die Schlüssel (1974)                                     Das Spielfilmstudio, das bald mit etwa 2.500         von Falk Harnack, wurde wenige Wochen nach           Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse, farbi-                      25.6.2021 um 00:00 Uhr
                                                      Angestellten zu einem der größten Arbeitgeber           seiner Premiere aus den Kinos zurückgezogen.         ge Großproduktionen über den 1944 von den
                                                      Potsdams avancierte, hatte zunächst vor allem auf       Sowjetische Berater glaubten zu erkennen, dass       Nazis ermordeten Führer der Kommunistischen
                                                      Personal zurückgegriffen, das schon vor 1945 beim       der Film beim Publikum Mitleid mit einem Nazi-       Partei Deutschlands. Zum realistischen Zeitbild
                                                      Film tätig war. Sie kannten sich alle: die Regisseure   Henker hervorrufe. Erst in den 1980er-Jahren kam     geriet ihm dann Schlösser und Katen (1957) über
                                                      und ihre Kameramänner, die Produktions- und             es, nach einer dringenden Bitte von Hauptdarstel-    Prozesse in der Landwirtschaft nach 1945. 1959
                                                      Aufnahmeleiter, Szenenbildner, Tonmeister,              ler Erwin Geschonneck, zu einer Wiederauffüh-        drehte Maetzig den ersten utopischen Spielfilm
                                                      Oberbeleuchter, Schnittmeisterinnen. Viele              rung der integralen Fassung.                         der DEFA, Der schweigende Stern, eine Co-
                                                      wohnten in West-Berlin. Und bis zum August 1961,           Im Juli 1952 legte das Politbüro der SED unter    Produktion mit Polen.
                                                      als die Grenzen geschlossen wurden, war es nicht        dem Titel »Für den Aufschwung der fortschritt-          Maetzig erweist sich womöglich als derjenige
                                                      schwer, von dort in die Babelsberger Filmstadt          lichen deutschen Filmkunst« Maßstäbe für die         DEFA-Regisseur, dessen Schaffen die politischen
                                                      zu gelangen. Einen ersten Exodus von künstleri-         Arbeit der DEFA fest. Die parteioffiziellen Rat-     Wellenbewegungen am deutlichsten spiegelt,
                                                      schem Personal musste die DEFA 1948 durch die           schläge der darauffolgenden SED-Filmkonferenz        denen der Film in der DDR unterworfen war. In
                                                      von den drei Westmächten beschlossene Wäh-              betonten, es komme auf das »Typische unserer         Zeiten kulturpolitischer Liberalität, so in den frü-
                                                      rungsreform verkraften. Einzelnen gelang es zwar,       Zeit« und die »Darstellung des positiven Helden«     hen DEFA-Jahren bis 1948, um 1956 und 1964/65,
                                                      mit der DEFA Verträge auszuhandeln, die ihnen           an. Der Kritische Realismus sei zu überwinden;       gelangen ihm herausragende Arbeiten. Doch
                                                      Honorare in Westmark garantierten, aber zum             stattdessen müssten die Filme der »Erziehung         wurden die Schrauben des Dogmas angezogen,
                                                      Präzedenzfall sollte das nicht werden: Die DEFA         der arbeitenden Massen im Geiste des Sozialis-       fielen seine Filme ästhetisch ab, erwiesen sich
  Die überwiegende Mehrzahl dieser Filme              litt Zeit ihres Bestehens unter Devisenmangel;          mus« dienen. Später sprach der Regisseur Richard     als verlängerte Arme der Agitation. Maetzig, ab
beschrieb Ereignisse aus dem Zeitraum der             beim Einkauf moderner Filmtechnik, aber auch            Groschopp davon, dass mit diesen Beschlüssen         1954 auch Gründungsrektor der Filmhochschule
Naziherrschaft; nur wenige erweiterten den Blick      bei der Beschaffung von westlichem Farbmaterial         »viele schöpferische Funken« gelöscht worden         Potsdam-Babelsberg, war klug genug, um dies zu
hin zur offiziell unerwünschten Untersuchung über     oder bei notwendigen Aufnahmen im westlichen            seien: »Es gab kaum noch Einfälle und demzufol-      erkennen, und doch immer wieder auch so anpas-
das versteckte Nachleben von NS-Ideologie im          Ausland war das ein großes Handicap.                    ge keine Drehbücher.« Die Ateliers verwaisten,       sungsbereit, dass er sich erneut zum Apologeten
DDR-Alltag, so wie in dem suggestiven Drama              Auch ideologisch wirkte sich der Kalte Krieg         der diskontinuierliche Produktionsablauf und die     der Tagespolitik machte. Das macht seine Größe
Das zweite Gleis (Joachim Kunert, 1962).              auf die Arbeit der DEFA aus. Das Produktionspro-        Reglementierungen sorgten für Unmut.                 und seine Tragik aus.
                                                      gramm, das bis 1949 neben politischer Aufklärung                                                                Viel Gewicht besaß auch Slatan Dudow, der
Anlässlich von Wozzeck kam es zu ersten ideo-
logischen Kontroversen: Klarens Metaphorik
                                                      auch Spielraum für Unterhaltungsfilme, so von
                                                      einstigen Ufa-Regisseuren wie Hans Deppe oder
                                                                                                              Am 5. März 1953 verstarb Josef Stalin. In den
                                                                                                              Jahren danach zog von Moskau ein politisches
                                                                                                                                                                   aus dem Schweizer Exil als einer der wenigen
                                                                                                                                                                   Remigran­ten unter den DEFA-Spielfilmregisseuren         Vorhang auf für
kam bei sowjetischen Beratern, die in der frühen      Arthur Maria Rabenalt gelassen hatte, wurde             Tauwetter auch zur DEFA. An Stelle der Film-         nach Ost-Berlin zurückkehrte. Viele seiner Filme
DEFA ein wesentliches Mitspracherecht hatten,         mehr auf Parteilinie gebracht. Zwischen 1949 und        kommission wurde die Hauptverwaltung (HV)            ließen die Utopie bereits zur Realität gerinnen:         Fräulein Schmetterling!
nicht gut an. Sie witterten »Formalismus«, ein Be-    1956 wurden sämtliche DEFA-Stoffe langwierigen          Film beim Ministerium für Kultur installiert, mit    Dudows DEFA-Debüt Unser täglich Brot (1949)
griff, der in der sowjetischen Kulturpolitik häufig   Prüfungsverfahren durch die SED-Filmkommis-             kürzeren administrativen Wegen, die 1956 der         galt fortan als frühes Musterbeispiel des So-            In der Nacht vom 25. zum 26. Juni 2021 lohnt es sich, länger aufzubleiben. Denn
dafür benutzt wurde, um Formexperimente, die          sion und ähnliche Gremien unterworfen, die der          Babelsberger Studiodirektion für wenige Monate       zialistischen Realismus. Durch seine integre,            genau um Mitternacht feiert der 1965 verbotene Spielfilm Fräulein Schmetterling
sich nicht dem Kanon des so genannten »Sozia-         Auffassung waren, Kino habe ein verlängerter            sogar erlaubten, selbst über den Drehbeginn von      kompromisslose Haltung, mit der er den Film als
                                                                                                                                                                                                                            seine Fernsehpremiere im MDR.
listischen Realismus« unterwarfen, zu kritisieren     Arm von Agitation und Propaganda zu sein.               Spielfilmen zu entscheiden. Erst die Abnahme des     Kunst verteidigte, wirkte Dudow für viele jüngere
oder gar zu verbieten. Formalismus, das war           Überall lauerten ideologische Fallen; wer sich          fertigen Films war der HV vorbehalten. Bis Anfang    Regisseure als Vorbild.                                  Der Gegenwartsfilm wurde von Regisseur Kurt Barthel nach einem Drehbuch
etwas Fremdes, Bedrohliches, Intellektualisti-        in ihnen verfing, musste fürchten, politisch zur        der 1960er-Jahre stieg die Produktion auf mehr          Nicht zuletzt wurde in den 1950er-Jahren auch         von Christa und Gerhard Wolf realisiert, gelangte durch das Verbot aber nie zur
sches, etwas, das der Arbeiterklasse vermeintlich     Verantwortung gezogen zu werden. Die Kontroll­          als dreißig Kinofilme jährlich. Verstärkt wurden     der Grundstein für die facettenreiche, anerkannte        Endfertigung. Im Auftrag der DEFA-Stiftung wurden in den letzten Jahren viele
nicht entsprach. Bis zum Ende der DDR erregten        mechanismen ließen die Spielfilmproduktion              tradierte Genres bedient: Lustspiele und Satiren,    Kinderfilmproduktion der DEFA gelegt. Zu ihr
                                                                                                                                                                                                                            der vorhandenen Drehmaterialien und verschiedene Schnittvarianten entlang
Formexperimente bei kulturpolitischen Ent-            schrumpfen: Waren 1950 noch zehn DEFA-Filme in          Kriminal- und Agentenfilme, Opernadaptionen,         gehören sowohl eine Vielzahl fantasievoller, trick-
scheidungsträgern Misstrauen: Ein DEFA-Film,          die Kinos gekommen, so erschienen 1951 nur acht         Revuefilme. Zudem öffnete sich das Studio inter-     reicher Märchenfilme als auch Arbeiten, die sich         des ursprünglichen Regiedrehbuchs geprüft, aufwendig restauriert und teilweise
finanziert aus der Staatskasse, hatte aus ihrer       und 1952 gar nur sechs. Ein Meisterwerk wie Wolf-       nationalen Produktionspartnern. Für die deutsch-     der deutschen Geschichte und gegenwärtigen               nachsynchronisiert. Entstanden ist ein wichtiges Zeitdokument, das sowohl die
Sicht für jeden verständlich, klar und eindeutig      gang Staudtes Der Untertan (1951), eine satirische      französischen Co-Produktionen Die Abenteuer          Problemen des Kindseins und Erwachsenwer-                Möglichkeiten und neuen künstlerischen Wege der DEFA-Filmschaffenden als auch
zu sein, keinesfalls vom »elitären« Kunstwillen ge-   Studie des deutschen Kleinbürgers und seiner            des Till Ulenspiegel (Gérard Philipe, 1956), Die     dens widmeten. Neben Publikumslieblingen wie
                                                                                                                                                                                                                            ihre politisch-ideologische Verhinderung eindrucksvoll aufzeigt.
prägt. So ist es zu erklären, dass experimentelle     Obsessionen, sah sich von einer Menge an Filmen         Hexen von Salem (Raymond Rouleau, 1957) oder         Wolfgang Staudtes Die Geschichte vom kleinen
Ansätze bei der DEFA eher selten waren, wobei         umgeben, die eher wie die Bebilderung von Leit-         Die Elenden (Jean-Paul Le Chanois, 1958) kamen       Muck (1953), Siegfried Hartmanns Das Feuer-              Im Film spielt Melania Jakubisková die fantasievolle Helene Raupe, die sich gemein-
die Besten dieser Filme heute wie Leuchttürme                                                                 Gaststars wie Simone Signoret, Yves Montand,         zeug (1958), Walter Becks König Drosselbart              sam mit ihrer Schwester als Vollwaise auf die Suche nach einem selbstbestimmten,
aus dem Kino ihrer Zeit herausragen: der stark                                                                Bernard Blier und Jean Gabin nach Babelsberg.        (1965) oder Václav Vorlíčeks Drei Haselnüsse für        glücklichen Leben macht und dabei oft mit ihren Lebensträumen einer allzu vor­
stilisierte Der Fall Gleiwitz (Gerhard Klein, 1961)                                                              Obwohl die Verbreitung des DEFA-Films in          Aschenbrödel (1974) überzeugten immer wieder
über den fingierten Überfall der Nazis auf den                                                                der Bundesrepublik durch Bonner Regierungs-          sensible Alltagsbeobachtungen. Eine Reihe von            urteilsvollen Gesellschaft und starren staatlichen Mechanismen gegenübersteht. n
Sender Gleiwitz, den Auslöser des Zweiten Welt-                                                               entscheidungen, aber auch durch einen immer          Regisseurinnen und Regisseuren widmete sich
krieges; der erzählerisch freie, ungebundene                                                                  stärker grassierenden Antikommunismus extrem         engagiert dem Kino für Kinder, darunter Helmut
Egon-Günther-Film Die Schlüssel (1974) über die                                                               behindert wurde, mühte sich vor allem das Spiel-     Dziuba mit Sabine Kleist, 7 Jahre ... (1982), Rolf
tragische Reise eines Liebespaars nach Krakau                                                                 filmstudio, die Beziehungen zu westdeutschen         Losansky mit Moritz in der Litfasssäule (1983)         ma vérité auf, nutzten moderne, offene Erzähl-           Dass die DEFA an die kurze Leine der Partei
und das Verhältnis zwischen Polen und Deut-                                                                   Filmkünstlerinnen und -künstlern nicht abreißen      oder Hannelore Unterberg mit Isabel auf der            strukturen anstelle traditioneller Dramaturgien.       genommen wurde, wiederholte sich in über vierzig
schen; Konrad Wolfs und Wolfgang Kohlhaases                                                                   zu lassen. Mit Carola Lamberti – Eine vom Zirkus     Treppe (1983). Die ästhetisch anspruchsvolle           Ausgebildet im DEFA-Nachwuchsstudio oder an            Jahren mehrfach und stets nach ähnlichem Muster.
episodischer Der nackte Mann auf dem Sport-                                                                   (Hans Müller, 1954) und der E.T.A. Hoffmann-         Erziehung der Gefühle mit den Mitteln des Films        renommierten Filmschulen in Moskau oder Prag,          Der Ersten und Zweiten Filmkonferenz folgte im
platz (1974) über das Verhältnis von Künstler und                                                             Adaption Das Fräulein von Scuderi (Eugen York,       brachte bleibende Werke für jüngere Zuschauer          kümmerten sie sich vor allem um eine filmische         Dezember 1965 das verhängnisvolle 11. Plenum
Gesellschaft; der metaphorische Dein unbe-                                                                    1955) ermöglichte die DEFA dem Stummfilmstar         hervor.                                                Gestaltung des alltäglichen Lebens in der DDR,         des ZK der SED, in dessen Folge insgesamt zwölf
kannter Bruder (Ulrich Weiß, 1982) über Verrat                                                                Henny Porten ein spätes Comeback. Der junge                                                                 legten aber auch bemerkenswerte antifaschisti-         DEFA-Spielfilme verboten wurden und auch die
und Angst im antifaschistischen Widerstand;                                                                   Götz George trat in einem Lustspiel aus dem          Die Stilistik vieler DEFA-Filme war lange von          sche Filme vor.                                        Kontrollen bei Dokumentar- und Trickfilm zu-
oder das symbolisch überhöhte Luftschiff (Rainer                                                              Milieu der Binnenschiffer, Alter Kahn und junge      Ufa-Traditionen geprägt. Einen Bruch wagten              Mitten in jene Zeit, in der sich die zweite Regie-   nahmen. Im November 1981 reichte der fingierte
Simon, 1983) über die unheilvollen Verstrickun-                                                               Liebe (Hans Heinrich, 1957), auf. Rudolf Forster     Gerhard Klein und Wolfgang Kohlhaase, die              generation etablierte, fiel die Zweite Filmkonfe-      Leserbrief eines Erfurter Arbeiters, der in der
gen eines Erfinders in die Zeitgeschichte.                                                                    gastierte ebenso bei der DEFA wie Gisela Trowe.      sich für ihre Berlin-Filme Alarm im Zirkus (1954),     renz der SED. Im Juli 1958 las die Parteiführung       Kommentarspalte des SED-Zentralorgans »Neues
                                                                                                              Weil deutsch-deutsche Co-Produktionen von            Eine Berliner Romanze (1956) und Berlin – Ecke         der DEFA erneut die Leviten. Diesmal standen           Deutschland« abgedruckt wurde, um unliebsame
Zum 1. Januar 1953 wurde die DEFA als zentrale                                                                Regierungsstellen der BRD torpediert wurden,         Schönhauser ... (1957) an den Prinzipien des           »unverbindliche« Filme wie die Revue Meine             politisch-ästhetische Tendenzen der Spielfilmpro-
»Filmgesellschaft mit beschränkter Haftung«                                                                   fungierte der West-Berliner Filmhändler und -pro-    italienischen Neorealismus orientierten. Sie           Frau macht Musik (Hans Heinrich, 1958) oder            duktion zu bremsen. Unter der Überschrift »Was ich
aufgelöst. Ihr Vermögen ging in die Rechts­                                                                   duzent Erich Mehl als Mittelsmann und stellte mit    gingen aus den Ateliers auf Straßen und Plätze,        Spielbank-Affäre (Arthur Pohl, 1957) am Pranger.       mir mehr von unseren Filmemachern wünsche« war
trägerschaft von selbstständigen volkseigenen                                                                 Hilfe seiner Stockholmer Firma Pandora Devisen       engagierten Laiendarsteller und arbeiteten mit         Märchenfilmen wie Das singende, klingende              dort unter anderem zu lesen: »Ich spüre zu wenig
Betrieben über: darunter die DEFA-Studios für                                                                 für die Gagen westdeutscher Darstellerinnen und      grobkörnigem Wochenschau-Material, um ihren            Bäumchen (Francesco Remani, 1957) wurden               Stolz auf das, was die Arbeiterklasse und ihre Partei
Spielfilme und für populärwissenschaftliche                                                                   Darsteller zur Verfügung.                            Spielfilmen einen dokumentarischen und au-             bürgerlich-idealistische Konzeptionen vorgewor-        im Bunde mit allen Werktätigen unseres Landes an
Filme in Potsdam-Babelsberg, für Wochenschau                                                                                                                       thentischen Look zu geben. Klein und Kohlhaase         fen. Das störte die jungen DEFA-Regisseure nicht:      großem vollbracht hat. Wo sind die Kunstwerke,
und Dokumentarfilme und für Synchronisation in                                                                Als wichtige Regisseure der 1950er-Jahre gingen      brachten Mitte der 1950er-Jahre gemeinsam mit          Auch sie hielten diese Filme für überflüssig und       die das – ich nenne es so – Titanische der Leistung
Berlin. Zum 1. April 1955 kam das DEFA-Studio                                                                 Kurt Maetzig und Slatan Dudow in die DEFA-           Konrad Wolf, Heiner Carow, Günter Reisch, Frank        spießig. Hellhörig mussten sie jedoch werden, als      bewusst machen, die in der Errichtung, im Werden
für Trickfilme in Dresden hinzu. Wer in der DDR                                                               Geschichte ein. Mit Der Rat der Götter (1950)        Vogel und Frank Beyer frischen Wind ins Studio.        im Umfeld der Filmkonferenz auch Konrad Wolfs          und Wachsen unseres stabilen und blühenden
Kinofilme machen wollte, musste das in diesen                                                                 hatte Maetzig den Versuch unternommen, die           Diese Regisseure der zweiten DEFA-Regie­               Sonnensucher (1958) über Lebensschicksale von          Arbeiter-und-Bauern-Staates besteht?«
                                                        Erwin Geschonneck als Schlächtermeister
Studios tun: Sie hielten das Monopol inne. Bis zum                                                            Verfilzung des deutschen Großkapitals in die         generation orientierten sich am jungen Kino in         Arbeiterinnen und Arbeitern im Uranbergbau der           Solche Formeln belegen, dass starke Kräf-
Ende der DDR entstanden rund 700 Spielfilme              Albert Teetjen in Das Beil von Wandsbek              Verbrechen des NS-Regimes filmisch zu fassen.        der UdSSR oder in Polen, nahmen Anleihen beim          DDR auf Druck sowjetischer Behörden unaufge-           te innerhalb der SED-Parteiführung den Film
und 450 fiktionale Kurzfilme, 950 Animationsfilme,                              (Falk Harnack, 1951)          1954/55 inszenierte er die legendenhaft zum          britischen Free Cinema und französischen Ciné-         führt blieb.                                           nach wie vor weniger als Kunst denn als Mittel

                                                                               4                                                                                                                                                                   5
von Macht und Gewalt vor. Nach dem Verbot
                                                                                                            seines Gegenwartsfilms Jadup und Boel (1981),
                                                                                                            der um die Wahrhaftigkeit des Erinnerns kreiste
                                                                                                            und die Selbstgenügsamkeit politischer Funktio-
                                                                                                            näre infrage stellte, drehte er mit Filmen wie Die
                                                                                                            Frau und der Fremde (1984) und Die Besteigung
                                                                                                            des Chimborazo (1989) vielschichtige historische
                                                                                                            Gleichnisse über das Verhältnis zwischen Individu-
                                                                                                            um und Gesellschaft. Roland Gräf inszenierte 1982
                                                                                                            die Satire Märkische Forschungen und wandte sich
                                                                                                            ebenso der ambivalenten Biografie des Dichters
                                                                                                            Hans Fallada zu (Fallada – letztes Kapitel, 1988).
                                                                                                            Siegfried Kühn legte die Groteske Das zweite
                                                                                                            Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow (1973)
                                                                                                            vor, die nur in kleineren DDR-Studiokinos aufge-
                                                                                                            führt werden durfte und Exportverbot erhielt,
                                                                                                            oder Die Schauspielerin (1988) über das jüdische
                                                                                                            Theater in Berlin zur NS-Zeit. Iris Gusner und Evelyn
                                                                                                            Schmidt verglichen in Filmen wie Alle meine Mäd-
                                                                                                            chen (1980) und Das Fahrrad (1982) Anspruch und
                                                                                                            Wirklichkeit weiblicher Emanzipation in der DDR.
                                                                                                            Zum größten Publikumserfolg avancierte Lothar           Angelica Domröse und Winfried Glatzeder in                                          Jutta Wachowiak in der Hauptrolle der Biografie
                                                                                                            Warnekes Einer trage des anderen Last (1987), in        Die Legende von Paul und Paula (Heiner Carow, 1973)                                 Käthe Kollwitz – Bilder eines Lebens (Ralf Kirsten, 1986)
                                                                                                            dem Vertreter unterschiedlicher Weltanschauun-
                                                                                                            gen in einen friedvollen Disput treten.
                                                                                                               Daneben drehte die DEFA, oft in Co-Produktion        enporträts wie Der Dritte (Egon Günther, 1972),         (Annelie und Andrew Thorndike, 1969). Diese           auf den Weg gebracht werden. Beim Spielfilm
                                                                                                            mit anderen osteuropäischen Filmstudios, rund           Sabine Wulff (Erwin Stranka, 1979), Solo Sunny          Filme sollten das Kino attraktiver machen –           etwa drehten Jörg Foth das Clownsspiel Letztes
                                                                                                            ein Dutzend Indianerfilme wie Spur des Falken           (Konrad Wolf, 1980) und Bürgschaft für ein Jahr         nicht zuletzt, weil viele Zuschauerinnen und Zu-      aus der DaDaeR (1990) und Herwig Kipping die
                                                                                                            (Gottfried Kolditz, 1968) oder Tödlicher Irrtum         (Herrmann Zschoche, 1981) aufnahmen.                    schauer inzwischen zum heimischen Bildschirm          politische Farce Das Land hinter dem Regenbo-
Jörg Gudzuhn und Katrin Sass in Fallada – Letztes Kapitel (Roland Gräf, 1988)
                                                                                                            (Konrad Petzold, 1970). Der Regisseur Roland                                                                    abgewandert waren. Dem Fernsehen verschlie-           gen (1991). Außerdem wurden einige Filmschaf-
                                                                                                            Oehme probierte sich immer wieder an Lustspie-          Trotz dieser Vielfalt an Kinomomenten prägte der        ßen konnte und wollte sich die DEFA allerdings        fende gefördert, denen sich die DEFA moralisch
                                                                                                            len und Komödien aus; hinzu kamen respektable           Autor und Regisseur Günther Rücker einmal das           nicht. Seit den frühen 1960er-Jahren wurden,          verpflichtet fühlte: Egon Günther, Ulrich Weiß,
der parteipolitischen Agitation betrachteten.         Adam), Gerhard Klein (Berlin um die Ecke), Jür-       Künstlerbiografien und Literaturverfilmungen wie        Bonmot, die eigentliche Geschichte der DEFA be-         um die Ateliers auszulasten und Geld einzuneh-        Frank Beyer, Roland Gräf, Helmut Dziuba, Evelyn
Es wäre jedoch falsch zu schlussfolgern, dass         gen Böttcher (Jahrgang 45), Kurt Barthel (Fräulein    Horst Seemanns Beethoven – Tage aus einem               stehe aus ihren nicht realisierten Projekten. Rücker    men, jährlich mehr als 20 Fernsehfilme realisiert.    Schmidt oder Heiner Carow.
auf der einen Seite der Barrikade dogmatische         Schmetterling) und Frank Beyer (Spur der Steine),     Leben (1976) oder Levins Mühle (1980). In den           spielte damit auf die Unzahl von Filmvorschlägen        Hin und wieder öffnete sich das Studio auch              Keiner dieser »letzten Filme« wurde seiner-
SED-Funktionäre, auf der anderen Seite aber           der ebenso wie Günther Stahnke (Der Frühling          1980er-Jahren geriet die DEFA aber auch wieder-         hin, die aus verschiedenen, keineswegs nur politi-      Auftragsarbeiten aus der Bundesrepublik, die          zeit ein Publikumserfolg. Doch nach und nach
mehr oder weniger mutige, widerständige, gar          braucht Zeit) aus dem Studio entlassen wurde.         holt unter politischen Druck: so mit den Jugend-        schen Gründen nicht zur Drehreife gebracht wer-         dem Staat (nicht aber dem Studio) Devisen ein-        entdeckte man ihren Wert als Zeitdokumente und
subversive Filmschaffende gestanden hätten. Es          Wie jedes Mal nach solchen Attacken waren die       filmen Insel der Schwäne (Herrmann Zschoche,            den konnten. Schon in den frühen Jahren war bei-        brachten: Den Heiden von Kummerow (Werner             Schlüsselwerke von verlorener Utopie und trauma-
war komplizierter: Denn Angepasste und Mutige         Künstlerinnen und Künstler der DEFA eine Zeitlang     1983) und Erscheinen Pflicht (Helmut Dziuba,            spielsweise Hans Fallada beauftragt worden, den         Jacobs, 1966) folgten so u. a. Frühlingssinfonie      tischem Umbruch. Heute ist das DEFA-Konvolut,
gab es auf beiden Seiten; selbst in der Brust des     zutiefst verunsichert. Die inkriminierten Filme von   1984), die eine größere Ehrlichkeit im Umgang der       Stoff »Die Quangels« (»Jeder stirbt für sich allein«)   (Peter Schamoni, 1983) und Die Grünstein-             das immer auch ein Spiegel der Ideengeschichte,
Einzelnen tobten nicht selten zwei Seelen. Nur so     1965/66 blieben bis 1989 verboten und wurden          Generationen anmahnten und ihren jugendlichen           als Filmprojekt zu erarbeiten. Jahrelang war von        Variante (Bernhard Wicki, 1985), die in Babels-       der Politik und Ethik, der Zwänge und Ambivalen-
erklärt sich, warum die Leitungen der DEFA und        tabuisiert, kaum jemand erwähnte sie öffentlich.      Helden einen eigenen Weg ins Leben abseits vor-         einer opulenten »Schönen Helena« nach Jacques           berg inszeniert wurden.                               zen seiner Zeit war, unzweifelhafter Bestandteil
der HV Film auch Filmen den Weg bahnten, die                                                                geschriebener Gleise zubilligten, aber dafür stark      Offenbach die Rede, nach der Vorlage von Peter                                                                des deutschen Film- und Kulturerbes und wird von
in ihrer Analyse gesellschaftlicher Zustände und      Die dritte DEFA-Generation tendierte zu Gegen-        kritisiert wurden. Angesichts dieser Erfahrungen        Hacks, Regie: Egon Günther. Der Chefdramaturg           Ende 1989, nach dem Fall der Mauer, lehnte sich       der DEFA-Stiftung in all seinen Facetten bewahrt
Befindlichkeiten durchaus Wagnisse eingingen.         wartsgeschichten, die nicht mehr den gesell-          kleideten viele Filmschaffende ihre kritische Hal-      Klaus Wischnewski reiste 1965 nach Paris, um über       das technische und ökonomische Personal des           und ans Publikum gebracht. n
Jene DEFA-Filme, die 1965/66 verboten wurden,         schaftskritischen Panoramablick wie in den vom        tung zur Gegenwart in ein historisches Gewand,          eine Adaption von Jorge Sempruns legendärem             DEFA-Studios für Spielfilme erstmals in über vier-
entstanden in einem politischen Klima, das bis in     11. Plenum inkriminierten Arbeiten anstrebten,        wie Michael Gwisdek bei seinem Regiedebüt               KZ-Roman »Die große Reise« zu verhandeln. Zwei          zig Jahren gegen Filmvorhaben auf, die, so hieß
höchste SED-Kreise von einer zunehmend offenen        sondern ihr kritisches Potential aus der Beschäf-     Treffen in Travers (1989) über eine Revolution, die     Großprojekte Heiner Carows wurden nicht reali-          es, nicht mehr in die Zeit passten. Bühnenarbeiter,
Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangen-         tigung mit Alltag und Familie, der Selbstver-         in Lethargie und Mutlosigkeit erstarrt.                 siert: »Die Nibelungen« und »Simplicissimus«, bei-      Dekorateure und Beleuchter forderten eine »unab-
heit und Gegenwart gekennzeichnet war. Dass es        wirklichung des Individuums zogen. Diese Filme           Wie früher die Arbeiten Slatan Dudows, so rag-       de Male nach Drehbuchentwürfen des Dichters             hängige Kommission, deren Mitglieder von der
den Alt-Stalinisten immer wieder gelang, Ansätze      widmeten sich moralisch-ethischen Fragen des          ten in den 1970er- und 1980er-Jahren die Werke          Franz Fühmann. Auch Kurt Maetzigs über zwanzig          Belegschaft demokratisch gewählt werden sollen«
eines »demokratischen Sozialismus«, eines »Sozia-     Zusammenlebens: Herrmann Zschoches Leben zu           seines Schülers Heiner Carow aus dem Gros der           Jahre lang verfolgter Plan, Heinrich Manns »Henri       und die die geplanten Filme beschließt. Projekte
lismus mit menschlichem Antlitz« zu unterdrücken,     zweit (1968), Ingrid Reschkes Kennen Sie Urban?       DEFA-Produktion heraus. Seine ebenso poetische          IV.« für die DEFA zu adaptieren, blieb unausge-         sollten nach marktwirtschaftlichen Maßstäben
gehört zur Tragik der DDR wie der DEFA.               (1971), Roland Gräfs Mein lieber Robinson (1970),     wie anarchistische Legende von Paul und Paula           führt, um nur einige wenige spektakuläre Stoffe zu      beurteilt werden. Im Frühjahr 1990 wurde erkenn-
                                                      Lothar Warnekes Leben mit Uwe (1974), Siegfried       (1973), damals wie heute ein Kultfilm, aber auch        nennen. – Rücker wollte sein Bonmot freilich nicht      bar, dass eine staatliche Alimentierung der Studios
Nach dem Bau der Berliner Mauer überwog bei           Kühns Zeit der Störche (1971) oder Rainer Simons      Ikarus (1975) und Coming out (1989), der erste          auf einzelne Filmvorschläge heruntergebrochen           künftig nicht mehr stattfinden würde – selbst die
der DEFA, ähnlich wie in der DDR-Literatur, die       halbstündige Episode Gewöhnliche Leute des            und einzige Spielfilm der DEFA, der sich mit den        wissen, sondern vielmehr darauf hinweisen, dass         schöne Idee des im April 1991 von einem Hecken-
Ansicht, man könne jetzt vergleichsweise offen        Films Aus unserer Zeit (1969).                        gesellschaftlichen Problemen Homosexueller              beim Nachdenken über die DEFA auch das über             schützen ermordeten Treuhandchefs Detlev Roh-
über die Probleme im eigenen Land reflektieren.          Simon legte mit Till Eulenspiegel (1975) wenig     befasste, plädierten für ein selbstbestimmtes           Jahrzehnte Gedachte von Belang und Bedeu-               wedder, die DEFA als kulturellem Leuchtturm der
Stoffe wurden gefördert, die sich zunehmend           später eine subversive Parabel auf das Verhältnis     Leben – ein Thema, das auch erfolgreiche Frau-          tung ist. Denn nur in der Zusammenschau von             DDR noch eine mehrjährige Übergangszeit lang
souveräner mit Entwicklungen in der DDR be-                                                                                                                         Gedrehtem und Gedachtem kommt der Chronist              durch Bundesmittel zu fördern, war chancenlos.
fassten. Bei grundsätzlicher Zustimmung zum                                                                                                                         der intellektuellen und ästhetischen Potenz der         Als einer der letzten DDR-Filme hatte Die Archi-
sozialistischen Weg legten die Filmschaffenden                                                                                                                      Studios wirklich nahe.                                  tekten (Peter Kahane, 1990) Premiere, eine scho-
Wert auf die Aufdeckung kritikwürdiger Details:                                                                                                                        Natürlich hätte die DEFA viel Kraft aufbringen       nungslose Abrechnung der damals 40-Jährigen,
Beschreibung eines Sommers (Ralf Kirsten, 1962)                                                                                                                     müssen, um Großprojekte wie »Simplicissimus«            die kaum eine Chance hatten, sich in dem Land
beschrieb die Einflussnahme der Partei aufs                                                                                                                         in die Tat umzusetzen. Dass so etwas nicht un-          zu verwirklichen, in das sie hineingeboren worden
Privatleben ihrer Mitglieder; Der geteilte Himmel                                                                                                                   möglich war, ist mehrfach bewiesen worden, zum          waren. Die Architekten geriet zum Schlüsselfilm
(Konrad Wolf, 1964) reflektierte die Gründe dafür,                                                                                                                  Beispiel, als es in den 1960er-Jahren gelang, eine      der vierten und letzten DEFA-Regiegeneration,
dass junge Leute die DDR bis zum Mauerbau in                                                                                                                        eigene, vom Ausland unabhängige 70-mm-Pro-              die nach dem Studium angetreten war, »etwas
Scharen verlassen hatten. In Das Kaninchen bin                                                                                                                      duktion auf die Beine zu stellen. Damit war die         Säure auf das polierte Gruppenbild des ,real exis-
ich (1965) kritisierte Kurt Maetzig den politischen                                                                                                                 DDR das einzige Land neben den USA und der              tierenden Sozialismus‘ zu spritzen« (Kahane), aber
Opportunismus von Richtern und Staatsanwäl-                                                                                                                         UdSSR, das über eine komplette Fertigungsstre-          viel zu selten zum Zuge kam.
ten. Gemeinsam mit Frank Vogels Denk bloß                                                                                                                           cke für diese Technologie verfügte. Insgesamt              Mit Beginn der Wirtschafts- und Währungs-
nicht, ich heule (1965) über einen Abiturienten,                                                                                                                    wurden acht 70-mm-Spiel- und zwei Dokumen-              union erhielt die von der DDR-Regierung ins-
der sich am Gängelband einer dogmatischen                                                                                                                           tarfilme gedreht, darunter das farbenprächtige          tallierte Treuhandanstalt die Aufgabe, auch die       Spannende Texte zur DEFA-Geschichte,
Schulpolitik sieht, wurde Das Kaninchen bin ich                                                                                                                     Abenteuerspektakel Hauptmann Florian von der            DEFA-Studios von volkseigenen Betrieben in die        vor allem auch zu ihren Dokumentar-
den Delegierten des 11. ZK-Plenums vorgeführt                                                                                     Gojko Mitić und                  Mühle (Werner W. Wallroth, 1968), die Künstler-         Marktwirtschaft zu überführen. Große Teile des        und Animationsfilmen gibt‘s in unserem
und sofort verboten. Zu den Filmen, die in den                                                                                                                      biografie Goya (Konrad Wolf, 1970), die Operette        künstlerischen Personals wurden entlassen. Dank
                                                                                                                                  Renate Blume                                                                                                                                    kostenfreien Leuchtkraft-Journal unter
darauffolgenden Monaten ebenfalls verboten                                                                                                                          Orpheus in der Unterwelt (Horst Bonnet, 1974)           Zuschüssen des letzten DDR-Kulturministeriums
wurden, zählen Arbeiten von Herrmann Zschoche                                                                                     in Ulzana (Gottfried              und die politisch-poetische Liebeserklärung an          und ab Oktober 1990 auch der neu etablierten          www.defa-stiftung.de/publikationen
(Karla), Egon Günther (Wenn du groß bist, lieber                                                                                  Kolditz, 1973)                    die DDR Du bist min – ein deutsches Tagebuch            Ländergremien konnten noch letzte Filmprojekte

                                                                              6                                                                                                                                                                     7
1. Vorname der Wulff bei Erwin Stranka 2. Nelken in … 3. Animationsfilm Dammbecks 4. Anzahl der Patronenhülsen 5. Hausnummer in der
                                                    ▾55                                                                                                             Seilergasse 6. Unvollendetes Filmprojekt Slatan Dudows 7. Literaturverfilmung nach Horst Beseler 8. Autobiografischer Film Siegfried Kühns
                                                                                                                                                                    9. Premiere am Tag des Mauerfalls 10. Dokfilm über eine Trümmerfrau 11. Co-Produktion mit Tunesien 12. Kinderoper: Vom König ... 13. Titelrolle
                                                                                                                                                                    der Weikow 14. Jugendfilm Frank Beyers 15. Mutige Lehrerin 16. Liebeserklärung an ... 17. Krimi-Klassiker Groschopps 18. Regiedebüt von Helmut
                                                          3                                                                                                         Spieß 19. Ulrich Mühe und Ulrike Krumbiegel in Lausitz und Paris 20. Co-Produktion mit Vietnam 21. Karl Erp findet Glück im ... 22. Beruf Jörg
                                                                              ▾10                                                                                   Ratgebs 23. Erster Teil der Lausitz-Trilogie 24. Animationsfilm – Die Suche nach dem Vogel ... 25. Erster DEFA-Kriminalfilm 26. Die Gänse von ...
                                                                                                                                                                    27. Nicht jeder findet sein ... 28. Science-Fiction von Herrmann Zschoche 29. Lange verbotener Film von Konrad Wolf 30. Name einer Künstlerpension
                                  ▸30                                                                                                                               31. Goethe-Verfilmung der DEFA 32. Rückzugsort von Moritz 33. Tier auf dem Dach bei Iris Gusner 34. Lachtauben ... nicht 35. DEFA-Indianerfilm in
                                                                    9                                                                                               Südamerika 36. Ein Lord am ... 37. Spitzname Rainer Meisters bei Heiner Carow 38. Vorgänger des Silvesterpunsches 39. Wen sucht Hoffi
                                                                                                                                                                    in einem Ingrid-Reschke-Film? 40. Ein Rockreport: flüstern & ... 41. »Koche mit Liebe, würze mit Bino« – Auf der ... 42. Diederich Heßling ist der …
                                                                                                                                                                    43. Singende Krankenschwester bei Gitta Nickel 44. Gojko Mitić und Dean Reed sind 1975 45. Edith, Stupsi und Renate sind Arbeiterinnen in...
                                                                                                                                                                    46. Anzahl der Sommersprossen 47. Humboldt besteigt den ... 48. Farbe der Wimpel im Sommerwind 49. Barfuß und ohne ... 50. DEFA-Uraufführung
                                                                                                                                                                    2014 – Regie Hans Lucke 51. Gewitzter Junge mit Taschenlampe 52. Name der Weihnachtsgans 53. Eigenschaft der Bauerntochter 54. umstrittener
                                                                                                                                                                    Film von Helmt Dziuba: Erscheinen ... 55. Von Katja Georgi verfilmtes brasilianisches Märchen 56. Von Günter Rätz zum Leben erweckter Hirsch
                                                                              ▸36                                                                                   57. Mädchen, bei dem die Ratten zu Hause sind 58. Scherenschnitt von Bruno J. Böttge – Eichhörnchen ... 59. Mädchen mit dem Zauberring
                                                                                                                                                                    60. Drehbuch von Sartre: Die Hexen von ... 61. Einen irren Duft hat frisches ... 62. Eigenschaft der Leute auf dem Kahn bei Hans Heinrich

                                                                                                                                                                                                                                                                                                         63. Marcel Marceau bei der DEFA – Die Kunst der ...
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         64. Tier mit Leuchtkraft 65. Manfred Krug zu Pfer-
                                                                                                                                                                                                                                                 ▾38                                     ▾7              de – Mir nach, ... ! 66. Anzahl der Rechte für den
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Zuschauer nach Marion Rasche 67. Trickfilm nach
                                                                        ▸48                                                                                                                                                                                               ▾74                            Karl May – Die Spur führt zum ... 68. Treffpunkt in der
                                                                        ▾44
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Schweiz bei Gwisdek 69. Dokfilm Eduard Schreibers
                                                                                                                                                          ▾59                                                                 ▸6                                                                         über einen ungarischen Dichter 70. Der Mann auf dem
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Sportplatz ist ... 71. Hofrätin Charlotte Kästner reist
                                              ▸43                                                                                                                                                                                                                                                        1816 nach ... 72. Von Donatas Banionis porträtierter
                                                                                                                                     ▾12                                                                                                                                                                 Maler 73. Für Gräfs P. S. geplanter Vorfilm Angelika
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Andrees‘ 74. Dagmar Manzel und Frank Stieren tanzen
                                                                                                                                                                                     ▸54 ▾62                           ▾73                                                                               1991 auf der … 75. Alternativname des Rumpelstilz-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         chens
                                        ▾33                                                                   ▸16                                                                                                                                                                                                               ▾49
                                                                                                              ▾57

                                                              ▸27                                                                                                       ▾35          ▸72                                                                                                                                                              ▾58
                                                                                                        ▸32                                                                                                                                               ▸9                                                                               ▸34
                                                                                                                                11                              2                                                                                                                                                                                                      16
                          ▾15                       ▾25                                           ▾63                                                                                                        ▾26
                                                                                                                                                                              1                                                                                                               21
                    ▸31                                                                                                                                   ▸22                                                                                    ▾20           ▾41                                                 ▾29          ▸45                                         ▾53
                                                                                                                                                                                     ▸21                                           ▾2
       ▾64                                                              ▸69                                                                                                                                                                      ▸65
                                                                                             18                                                                                                                                                                                                               22
▸47                                                                                                           ▾39         ▾4                              ▸56                                                                                                                                                                              ▾24
                                                                                                                                                                                                                                                                     12
                                                                                        ▸3                                           ▾23                                                                                                                                                                ▸19
                                                                                                                                                                                                                                                     14

                                                                                                                                                                                                                                                                     6
                                                                                                                          ▸70                                                                                      ▾61
                                                                                                                                           20
                                                                                                                                                                                           ▸67                                                                                                                                  ▸71
                                                                                                                                                                                           ▾40
                                                                                                                                                                                                                         10

DEFA-
                                                                                                                          ▸51
                                                                                                                                                                                     ▸68                                                                                        ▾1/▸46
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   19

Kreuzworträtsel
                                                                                                                                                                       ▾13
                                                                                                                    ▸60                                                              ▸66           ▾14
                                                                                                                                                                                                                         23
                                                                                                                                                                                                                                   ▾42                         ▸37

75 Fragen zu 75 Jahren DEFA-Film                                                                                    ▸75
                                                                                                                                                                5
                                                                                                                                                                                                                   ▾11                                                                                                        Ein letzter Tipp: Im Rätsel werden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              ä, ö, ü und ß wie folgt geschrieben:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       ä=ae, ö=oe, ü=ue und ß=ss.
                                                                                                                                                                                                   ▸50
                                                                                                                                                                                                                                        15                           7
Schickt uns das Lösungswort unter        ▸52                                            ▾28                                          ▸18
dem Stichpunkt »DEFA-Rätsel« bis zum                                                          8

17. Juni 2021 an presse@defa-stiftung.de
oder als Postkarte an:                                                        ▸17
                                                                                    4                                                                13

DEFA-Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin                                                                                                                        17

                                                                                                                                                ▸8
Unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern
                                                                                        ▸5                                                                                                         Lösungswort
verlosen wir drei Mal die DVD-Edition
»Wolfgang Kohlhaase DEFA-Filme 1953–1988«.
                                                                                                                                                                                                         1         2         3     4         5   6        7    8          9     10       11        12         13         14      15   16    17   18     19   20   21   22     23

                                                                    8                                                                                                                                                                                                 9
Aber er hat die DEFA beerdigt und ihr nicht die
  Unsere Zeitzeugengespräche                                                                                                                                                                                        Achtung gezollt, die diese Firma verdient hat. Es
                                                                                                                                                                                                                                                                            Unsere Zeitzeugengespräche:
  Seit ihrer Gründung führt die DEFA-Stiftung umfangreiche Gespräche mit ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der DEFA                                                                                      war nicht immer leicht, Filme bei ihr zu drehen. Es
                                                                                                                                                                                                                    gab großartige Ideen, großartige Regisseure und         Carmen-Maja Antoni (2014, 75 Min)
  aus all ihren Berufszweigen. Realisiert werden die Filme seit 2014 von der Fischer-Teubner Film- und Fernsehproduktion GmbH (FTV) in Berlin.                                                                      es erforderte oftmals viel, um einen Stoff durchzu-
                                                                                                                                                                                                                                                                            Herbert Ballmann (2000, 125 Min)
  Die inzwischen über 100 entstandenen Interviews und Informationen zu ihrer Nutzung finden Sie auf www.defa-stiftung.de/filme/bestand unter                                                                        drücken. Davor habe ich alle Achtung. n
                                                                                                                                                                                                                                                                            Ulrike Behrmann von Zerboni (2017, 40 Min)
  dem Stichwort »Eigenproduzierte Zeitzeugengespräche«. Viele der Gespräche sind bereits auf zahlreichen DVD-Editionen als Bonusmaterialien
  enthalten und werden in Auszügen auf dem YouTube-Kanal der DEFA-Stiftung veröffentlicht.                                                                                                                                                                                  Karl Hans Bergmann (2001, 112 Min)
                                                                                                                                                                                                                                                                            Hermann Beyer (2015, 110 Min)
                                                                                                                                                                                                                                                                            Renate Blume (2017, 60 Min)
                                                                                                                                                              Ursula Werner
                                                                                                                                                                                                                                                                            Christel Bodenstein (2017, 120 Min)
                                                                                                                                                              Schauspielerin
                                                                                                                                                                                                                                                                            Marita Böhme (2015, 55 Min)
                                                                                                                                                              Mit der DEFA verbinde ich meine Entwicklung als                                                               Arianne Borbach (2018, 60 Min)
                                                                                                                                                              Filmschauspielerin. Sie ist für mich eine bedeu-
                                                                                                                                                              tende Filmproduktionsstätte. Es gab DEFA-                                                                     Doris Borkmann (2007, 120 Min)
                                                                                                                                                              Filme, die man sich gern anschaute, zum Beispiel                                                              Jürgen Böttcher (2015, 85 Min)
                                                                                                                                                              Berlin – Ecke Schönhauser … (Gerhard Klein,
                                                                                                                                                              1957). Diesen Film fand ich total aufregend. Jeder                                                            Jürgen Brauer (2016, 220 Min)

Stichwort: DEFA
                                                                                                                                                              Jugendliche wusste sofort, worum es da geht und       Andreas Dresen                                          Barbara Braumann (2018, 120 Min)
                                                                                                                                                              wie wahr dieser Film ist. Da sind mir viele Erinne-   Regisseur
                                                                                                                                                                                                                                                                            Elfriede Brüning (2008, 2035 Min)
                                                                                                                                                              rungen geblieben – auch mit »Schwilli«, also Ernst-
                                                                                                                                                              Georg Schwill in einer Hauptrolle. Dann gab es        Die DEFA war ein großer Studiobetrieb nach              Annekathrin Bürger (2001, 137 Min)
                                                                                                                                                              auch das Kino Colosseum, wo in meiner Kindheit        US-amerikanischem Vorbild. Alles an einem Ort:          Hans-Erich Busch (2021, 305 Min)
                                                                                                                                                              das Metropol-Theater drin war. Zu Filmpremieren       Von der Drehbuchentwicklung bis zum Kopier-
                                                                                                                                                              wurde dort sogar ein roter Teppich ausgerollt,        werk. Eine kleine beeindruckende Filmstadt mit          Lutz Dammbeck (2005, 116 Min)
In ihrem Ursprung, so erinnert sich Regisseur und Mitbegründer Kurt Maetzig, war die DEFA eine
                                                                                                                                                              an dem die Autos vorfuhren. Da hat die DEFA auf       sehr vielen klugen, kompetenten Leuten, die Kino        Gerhard Dengler (2004, 53 Min)
Sache für ganz Deutschland, für eine antifaschistische und demokratische Filmkunst, die radikal mit der                                                       Gala gemacht. Der erste Film, den ich dort sah,       geliebt und alles dafür gegeben haben. Das ist
                                                                                                                                                              war Kabale und Liebe (Martin Hellberg, 1959)          etwas, was mich geprägt hat. Häufig wird gesagt,        Chris Doerk (2016, 60 Min)
Kriegsvergangenheit bricht und zukünftig auf eine kritische Weise in bestehende und laufende gesellschaftliche
                                                                                                                                                              mit dem schönen Otto Mellies, ein herzensguter        es gäbe eine gewisse »DEFA-Ästhetik«. Aber so           Angelica Domröse (2001, 85 Min)
Prozesse eingreifen wollte. Für 46 Jahre war die DEFA eine berufliche Heimat und ein Ausgangsort für viele                                                    Mensch mit tollen schauspielerischen Qualitä-         eine richtige, klassische DEFA-Ästhetik gibt es aus
                                                                                                                                                                                                                                                                            Andreas Dresen (2020, 90 Min)
unterschiedliche Lebenswege und Begegnungen. Denen, die sie erlebt haben, stellen wir eine Frage dabei ganz                                                   ten. Das war eine aufregende Zeit. Dann waren         meiner Sicht nicht. Dafür gab es zu viele unter-
                                                                                                                                                              natürlich auch die ersten Filme, mit denen ich als    schiedliche Handschriften. Ein Rainer Simon hat         Roland Dressel (2017, 130 Min)
besonders gern:
                                                                                                                                                              Schauspielerin bekannt wurde, Produktionen der        andere Filme gedreht als ein Roland Oehme. Inso-        Fred Düren (2005, 47 Min)
                                                                                                                                                              DEFA. Mit ihr verbinde ich die Anfänge und den        fern sind die DEFA-Filme auch sehr verschieden.
                                                                                                                                                              Fortlauf meiner Filmkarriere. Nach der Wende hat      Was sie vereint, ist vielleicht eine Liebe zu den       Karin Düwel (2018, 95 Min)
                                                                                                                                                              meine Laufbahn beim Film einen Bruch bekom-           kleinen Leuten, den einfachen Menschen und es           Helmut Dziuba (2002, 182 Min)
                                                                                                                                                              men. Mich kannte keiner mehr. Ich hatte zum           gibt in meinen Augen eine gewisse humanistische
                                                    Was war für Sie die DEFA?                                                                                 Glück immer im Theater zu tun und dadurch eine        Grundierung. Natürlich wurde auch Propaganda            Helmut Dziuba, Rolf Losansky,
                                                                                                                                                              finanzielle Absicherung. Meinen zweiten Durch-        hergestellt, wie auf der anderen Seite Meister-         Hannelore Unterberg und Günter
                                                                                                                                                              bruch als Filmschauspielerin hatte ich dann erst      werke die DEFA verlassen haben. In gewisser             Meyer, Werkstattgespräch (2007, 492 Min)
                                                                                                                                                              2008 mit Andreas Dresens Wolke 9. n                   Hinsicht ist die DEFA auch meine Herkunft, wobei        Kaspar Eichel (2020, 70 Min)
                                                                                                                                                                                                                    ich in einer Zeit zu ihr kam, in der es schon zu Ende
                                                                                                                                                                                                                    ging. Ich selbst habe keinen eigenen DEFA-Film          Karl Gass (1998, 160 Min)
                                                                                                                                                                                                                    gedreht. Ich habe dort mein Volontariat gemacht,        Fred Gehler (2005, 150 Min)
                                                                                                                                                                                                                    habe quasi im Auftrag der DEFA studiert und als
                                                                                                                                                                                                                    ich fertig war, gab es sie nicht mehr. Trotzdem         Hedda Gehm (2006, 60 Min)
                                                                                                                                                                                                                    habe ich später viel auf dem Gelände gearbeitet,        Eberhard Geick (2020, 255 Min)
                                                                                                                                                                                                                    viele meiner Filme wurden dort endgefertigt. Oft
                                                                                                                                                                                                                                                                            Katja und Klaus Georgi (2003, 60 Min)
                                                                                                                                                                                                                    habe ich dort mein Produktionsbüro. Ich habe ein
                                                                                                                                                                                                                    gewisses Heimatgefühl, wenn ich an den Studios          Gerd Gericke (2002, 197 Min)
                                                                                                                                                                                                                    mit meinem Fahrrad vorbeifahre. n                       Winfried Glatzeder (2016, 120 Min)
Evelyn Schmidt                                      Otto Mellies                                           Eberhard Geick
Regisseurin                                         Schauspieler                                           Kameramann                                                                                                                                                       Roland Gräf (2001, 144 Min)
                                                                                                                                                                                                                                                                            Christian Grashof (2018, 75 Min)
Ich habe sofort das alte Gelände im Kopf.           Für mich zeichnet sich die DEFA durch ihre Filme       Bei der DEFA hatte ich meinen Berufseinstieg.
Mittelhalle, Schneidehaus… Ich habe aber auch       aus: Die Mörder sind unter uns (Wolfgang Staudte,      Ich denke sehr gerne an diese Zeit zurück, sie     Dieter Wien                                                                                                   Jörg Gudzuhn (2015, 71 Min)
die Entwicklung der DEFA-Stiftung von der           1946), Irgendwo in Berlin (Gerhard Lamprecht,          war prägend. Insbesondere denke ich an die         Schauspieler                                                                                                  Egon Günther (1999, 150 Min)
Gründung, über die Zeit mit Wolfgang Klaue          1946), Razzia (Werner Klingler, 1947), Straßenbe-      Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, den Drehstab,
                                                                                                                                                                                                                                                                            Manfred Gussmann (2008, 109 Min)
als Vorstand bis zu Ralf Schenk im Kopf. Ich        kanntschaft (Peter Pewas, 1948), Affaire Blum (Erich   die Bühnenarbeiter, die Beleuchter. Das Wort       Beim Stichwort »DEFA« fällt mir immer sofort das
weiß inzwischen über Filmrechte und -verkauf        Engel, 1949), Die Buntkarierten (Kurt Maetzig,         »verschworene Gemeinschaft« will ich vermei-       Lied von Manfred Krug ein: »Koche mit Liebe, wür-                                                             Annemone Haase (2018, 70 Min)
sehr gut Bescheid, da ich auch lange Mitglied       1949) – so wunderbare Filme! Der Rat der Götter        den, aber ich hatte bei der DEFA Kolleginnen       ze mit Bino. Hin und wieder tut ein DEFA-Lustspiel                                                            Sieglinde Hamacher (2004, 84 Min)
des Stiftungsrats war. Deshalb verschmilzt das      (Kurt Maetzig, 1950) war für mich schon ein wenig      und Kollegen, auf die ich mich verlassen konnte.   gut! Stell die Sorgen in die Ecke…« – Zu diesem
Wort DEFA für mich inzwischen mit der DEFA-         zu groß angelegt, obwohl es eine tolle Besetzung       Vor denen musste man sich nicht aufspielen und     Lied aus Auf der Sonnenseite (Ralf Kristen, 1961)                                                             Thomas Heise (2005, 130 Min)
Stiftung. Es wurde mal etwas erarbeitet, das        gab. Die DEFA war eine wunderbare Filmheimat für       den Macker markieren. Später musste ich mich       gibt es auch eine Legende: Der Manfred hat das                                                                André Hennicke (2014, 60 Min)
jetzt zur Bewahrung eines Schatzes beiträgt. Der    viele Künstler – vor dem Mauerbau auch für viele       dann viel mehr behaupten, auch gegenüber Re-       Lied komponiert, den Text geschrieben und alles
Filmbestand ist eine Sammlung von wertvollen        westdeutsche Künstler. Die DEFA war schon eine         gisseurinnen und Regisseuren. Die DEFA war der     aufgenommen. Anschließend ist er zum Kultur-          Kaspar Eichel                                           Hugo Hermann (2002, 93 Min)
künstlerischen Beiträgen, die auch eine weltge-     Institution. Ich erinnere mich auch an »Die Möwe«,     Beginn für die Entwicklung meiner Berufsauffas-    minister, hat dem das Ding auf den Tisch geknallt     Schauspieler                                            Horst Hesse (2001, 112 Min)
schichtliche Bedeutung besitzen. Man kann froh      den großen Künstlerklub. Ich erinnere mich an          sung: Nicht alles ist beim Film mit einer Leich-   und gesagt: »Hören Sie sich das mal an, Minister!«.
                                                                                                                                                                                                                                                                            Walter Heynowski (2003, 531 Min)
sein, dass die Filme als geschichtliches Material   Schauspieler wie Willy A. Kleinau, den heute keiner    tigkeit zu erledigen. Ich bin dankbar, mit einer   Dann sagte der Minister: »Das ist gut. Das gefällt    Früher haben wir immer gesagt, in Hollywood
lebendig sind und einen Beitrag zur Wahrheits-      mehr kennt. Fragen Sie mal heute einen jungen          Reihe von großartigen Menschen bei der DEFA        mir.« Und so durfte er es dann singen. Die DEFA       heißt es freudestrahlend »cheese« und bei uns           Jutta Hoffmann (2013, 12 Min)
suche leisten: Irgendwie sind manchmal die          Schauspieler, wer Willy A. Kleinau war! Es gibt        zusammengearbeitet zu haben. Zu Leuten wie         war natürlich auch ein Teil meines Lebens. Das        genervt und langgezogen »DEFAAA«. Daraus                Renate Holland-Moritz (2016, 142 Min)
Filme wahrer, als die Wahrheit, die uns erzählt     tausende, abertausende kleine Erinnerungen.            Konrad Wolf und Frank Beyer entwickelte sich ein   Gelände war wie ein zu Hause für uns: die Hallen,     haben wir uns immer einen Spaß gemacht. Aber
wird. Durch die Filme wird uns viel Atmosphäri-     Manchmal weiß ich noch, wie das Wetter am ersten       echtes Vertrauensverhältnis. Es war einfach eine   die Masken, die Ateliers. Nach der Wende hatte        es war schon eine herrliche Zeit, gar keine Frage,      Jürgen Holtz (2014, 61 Min)
sches aus der DDR überliefert: Von den Figuren      Drehtag war – bei Simplon-Tunnel (1959) zum Bei-       schöne Zeit, die manchmal auch schmerzvoll         ich dort noch einmal einen großen Dreh: Fritze        besonders auch meine Drehzeiten in jüngeren             Henry Hübchen (2018, 80 Min)
über das Interieur bis zu den Frisuren. Selbst in   spiel. Ich weiß noch, wie Regisseur Gottfried Kol-     war. Wenn heute ab und zu Treffen mit früheren     Bollmann will nicht angeln (Christa Mühl, 1991) –     Jahren. Das Ende der DEFA war natürlich, wie bei
                                                                                                                                                                                                                                                                            Ulrich Illing (2015, 122 Min)
Spielfilmen wird somit Authentizität übermittelt.   ditz sagte: »Und jetzt die Standaufnahmen« – und       Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Babelsberg    kein großer Wurf, aber es war doch schön. Das         vielen Berufszweigen nach der Wende, tragisch.
Für ein heutiges, kluges Geschichtsverständnis      der Fotograf hatte seine Kamera vergessen. Das         stattfinden, bin ich gerne dabei. Ich erinnere     Ende der DEFA war dagegen leider sehr traurig. Es     Gerade weil die Qualität, nicht die politische          Inge und Walter Jens (2006, 593 Min)
ist das sehr wertvoll. n                            gab einen riesigen Ärger. Solche Dinge kommen          mich zurück und gedenke derer, die nun nicht       gab ein Pamphlet von Volker Schlöndorff. Ein wun-     Aussage, so gut war. Die Bühnenbildner, die
                                                                                                                                                                                                                                                                            Heide und Gustav Just (2006, 174 Min)
                                                    einem immer mal wieder ins Gedächtnis. n               mehr unter uns sind. n                             derbarer Regisseur, der große Filme gemacht hat.      Requisite, das war ja alles vom Feinsten. Das
                                                                                                                                                                                                                                                                            Peter Kahane (2004, 190 Min)

                                                                            10                                                                                                                                                              11
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