Der Gardist Gardisten-Rätsel Rätseln übt! Wo ist das nur - Semper talis Bund
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Der Gardist Gardisten-Rätsel Rätseln übt! Wo ist das nur??? In welcher Bildunterschri dieser Gardisten‐Ausgabe stehen die meisten Zahlenangaben – und wieviel kommt zusammen, wenn wir sie zusammen‐ zählen? Folgende Gewinne winken für die ersten drei Einsender, die das Rätsel lösen: Thorsten Loch (Herausgeber): „Das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung 1957-2007“ (Verlag E.S. Miler & Sohn, 2007); Klaus Pokatzky (Herausgeber): „Zivildienst – Friedensarbeit im Inneren“ (Ro- wohlt Taschenbuch Verlag, 1983); Dagobert von Knackstedt (Producer): „Die Überraschungs-CD zum Aufmun- tern“ (Davoka-Verlag, ohne Jahrgang). Ihre Lösung bie an: redakon-gardist@bundeswehr.org 2
1-2019 EDITORIAL Editorial Was ist noch mal Tradion? Auf jeden Fall tung sein kann – oder ein internaonaler das: Nicht die Anbetung der Asche – sondern Marsch in Schweden (19). Und natürlich ge- die Weitergabe des Feuers. Vom wem dieser hört unser Schrippenfest (08) dazu; vor allem schöne Spruch auch immer stammen mag; dann, wenn dabei die Gardenadel verliehen heige Debaen werden darüber im Internet wird (59): Danke Kameraden! Tradionell ist geführt... War es der Komponist Gustav Mah- im Wachbataillon die enge Verbundenheit mit ler? Könnte es dann nicht lieber Ludwig van den Ehemaligen (36) und ihren Akvitäten Beethoven (Yorckscher Marsch!) gewesen (62), besonders vereint in unserem Semper sein? Egal; wichg ist: Der Spruch ist schön. talis Bund (86) – und darüber schwebt das se- Und: Tradion kommt vom lateinischen „tra- gensreiche Wirken des von Rohdich’schen Le- dere“ und das heißt – wir führen Überliefertes gatenfonds (90). Hilfreich können unsere weiter. Und wer macht das so schön wie die Soldaten auch eine Kita streichen (10) und bei Garde? Zur Tradion kann auch eine persönli- Kinderfesten wirken (44); vom Kleergerüst che „Lernkurve“ gehören, die zu gardisscher würden sie da äußerst san auf die Hüpurg Freude führt – siehe dazu das Geleitwort fallen. Wir bewahren nicht die Asche, wir unseres Kommandeurs (Seite 06). geben weiter. Und wir nehmen Tradion heißt seit einem Vier- manchmal auch gern. Zur neues- teljahrhundert für die Bundes- ten Tradion der Garde gehört wehr: Auslandseinsatz – ein besonderes Präsent (24); nicht nur für Soldaten, son- wer in Zukun beim Garde- dern auch für zivile Ange- ball speist, tut dies mit aus- hörige (40). Bedeutet für gesucht noblem Besteck. jeden militärischen Ver- Und zur Tradion des Gar‐ band Wechsel in Leitungs- disten gehört nicht nur, posionen: Chefübergabe dass er alle Bereiche des in der Drien (16) und Wachbataillons präsenert: Spießübergabe in der den Technischen Zug (14) Sechsten (22). Und meint und den Salutzug (46), das natürlich Jubiläen: ob 45 Jahre Drillteam (85) und die achte in der noch recht jungen Vierten Kompanie (26, 74). Reservisten (18) oder 60 Jahre in der Fünen (20) voran – und dabei immer den Gardis‐ – deren Festschri noch für Beiträge offen ist, ten im Blick! Natürlich gehören die „Zwölf Fra- Kameraden (21)… Für das Wachbataillon heißt gen“ des Gardisten an unsere Soldaten in jede Tradion aber auch die besondere Beziehung Ausgabe (31, 39, 45). Von den schönsten Bil- zu anderen Naonen: zur Prager Burgwache dern besonders beeindruckender Protokoll- (28) und zur polnischen Stadt Kolberg (60). einsätze nicht zu schweigen (48). Und was ist Und sie heißt, dass unsere Soldaten von der die ganz besondere Tradion des Gardisten? Ausbildung in anderen Naonen fürs Leben Bei uns schreiben nicht nur junge Offiziere und lernen – etwa in den USA (54): ein Blick über gestandene Portepees. Bei uns schreiben auch den Tellerrand, mit Schlangen und Alligatoren. die anderen Dienstgrade. Wie auf Seite 76 Und genauso bedeutet sie Ausbildung in hei- zwei Mannschaer über ihre Grundausbil- mischen Gefilden: ob an der Hamburger Füh- dung. Oder heißt es korrekter: Ein Mannschaf- rungsakademie (72) oder auf dem ter und eine Mannschaerin? Oder: Ein Truppenübungsplatz in Lehnin (34). So lernen Mannschaer und eine Frauschaerin? Egal: wir das neue Zauberwort "kompetenzorien- Von den beiden möchte mehr lesen… ert" genauso kennen, wie das Jagen eines Hirschfängers. In der Garde bedeutet Tradion auch das Sporest (32), für das ein sauber ab- …Ihr Klaus Pokatzky solvierter Crosslauf (12) eine gute Vorberei- Redakonsleitung 3
Der Gardist Ein kurzer Marsch durch den Wald – ein langer Marsch durch die Allgemeine Grundausbildung: Wie Gefreite Sabrina Kramer und Obergefreiter Jan Alex Jäger marschierten und sich movierten, wie sie lien und lernten, schildern sie im Gardisten‐ Gespräch auf Seite 70. INHALT Aus dem Wachbataillon Grußwort des Kommandeurs 06 Auch Petrus lacht zum Schrippenfest 08 Wie auf einer Achterbahn: der Technische Zug 14 „Meck Meck –Mäh“: Chefübergabe in der Drien 16 „Achtung – Feuer“! 45 Jahre vierte Kompanie 18 Familiäres Ehemaligentreffen der Fünen 20 Geheimhaltung: Spießübergabe in der Sechsten 22 „Zieht – zieht – zieht!“ Das Schrippen‐ Die Achte und ihr Spieß 26 fest (Seite 08) und das Sporest (Seite 32) schweißten mal wieder zusammen, Sporest: Die Füne ließ alle Verfolger hinter sich… 32 was zusammengehört… Reservisten beim Schießen: „Gut gemacht!“ 68 Gespräch mit Sabrina Kramer und Jan Alex Jäger 70 Unterm Strich Crosslauf: Tausend Starter – und 14 Gardisten 12 Tafelsilber – ein neuer Brauch für die Garde? 24 Garden der Welt: Die Prager Burgwache 28 Der „Hirschfänger 2019“ in Lehnin 34 Afghanistan-Einsatz als „Beamn in Uniform“ 40 Der Ton ist anders… 46 Blick über den Tellerrand: Ausbildung in den USA 54 „Egal wie der Aurag; das Ziel ist Prä‐ Patenscha und Freundscha mit Kolberg 60 zision! – Ob ganzer Verband oder Ein‐ "Kompetenzorienert" – das neue Zauberwort 66 zelperson!“ Ein Moo nicht nur für den Salutzug (Seite 46). Was wurde aus? 4 Chrisan Völkel 36
1-2019 INHALTSVERZEICHNIS Tarnschminke bei 30 Grad und 90 Prozent Lufeuchgkeit: die Geschichte von einem Rangerplatoon, von Schlangen und Alligatoren – die Geschichte von Hauptmann Eric Borrmann, der in den USA eine Weiterbil‐ dung erleben dure, die wahrlich „über den normalen Rahmen hinaus“ ging (Seite 54)… Garde Galerie 48 Personelles Versetzungen 92 Beförderungen und Auszeichnungen 94 Geburtstage 98 Semper talis Bund Exkursion der Gruppe Rheinland zur Maginot-Linie 62 „Fit für den Einsatz“: bergauf und 66. Bundestagung in Berlin 80 bergab (und geradeaus) durch ein ab‐ wechslungsreiches Streckenprofil – beim Bundeswehr‐Crosslauf auf Seite 12. Von Rohdich'scher Legatenfonds 300 Jahre Friedrich Wilhelm von Rohdich 84 Persönlichkeiten „Was machen Sie denn da gerade?“ - Oberstabsgefreiter Marcel Hinckfoot 10 - Hauptbootsmann Mathias Schwenteit 19 - Oberfeldwebel Kathrin Wohlert 44 - Gardisten‐Redakteur Klaus Pokatzky 59 - Hauptgefreiter Nguyen Duc 79 Am Terminal heißt es, mit einem wei‐ nenden Auge Abschied von den Kame‐ Zwölf Fragen an... raden nehmen – und sich mit dem - Haupeldwebel Florian Groh 31 lachenden Auge auf die Heimkehr - Stabsfeldwebel Robert Kopp 39 freuen. Regierungsobersekretärin Jen‐ - Stabsfeldwebel Carsten Manfred Keldenich 45 nifer Gerlach berichtet von ihrem Af‐ ghanistan‐Einsatz auf Seite 40. Impressum 107 5
Der Gardist Grußwort Liebe Mitglieder des Semper talis Bundes, liebe Angehörige des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung, sehr geehrte Damen und Herren. Gut neun Monate ist es jetzt her, dass ich abrufen zu können – denn das dürfen die das Kommando über das Wachbataillon Soldannen und Soldaten der Ehrenfor- beim Bundesministerium der Verteidigung maon der Bundesrepublik Deutschland und, nahezu zeitgleich, den Bundesvorsitz erwarten. Eine absolute Besonderheit die- des Semper talis Bundes übernehmen ses Verbandes, bei der jeder Unteroffizier dure. Eine ereignisreiche Zeit mit vielen und Offizier häufig in der unmielbaren Höhepunkten im protokollarischen sowie Führungsverantwortung steht. Daher im infanterisschen Aurag sowie bei ge- mein voller Respekt, mein Dank und sellschalichen Ereignissen des Wachba- meine Anerkennung an das Führerkorps taillons beim Bundesministerium der des Bataillons, die mit ihrer Truppe – vom Verteidigung. Ehrenposten über das Ehrenspalier, von Wie in meinem ersten Grußwort beschrie- der Botschaerakkredierung bis hin zur ben, stellte mich vor allem die steile Lern- Ehrenkompanie – nahezu täglich die Pro- kurve im protokollarischen Ehrendienst fessionalität der Garde unter Beweis stel- vor große Herausforderungen. Nach den len. Der scharfe Einsatz im ersten Einsätzen als Führer des Ehrenba- protokollarischen Ehrendienst ist eben die taillons am Schloss Bellevue und im Bun- Regel und nicht die Ausnahme, dies unter- deskanzleramt zeigte sich mir doch sehr scheidet die Garde deutlich von allen an- schnell, dass es eine Freude ist, diese deren Truppenteilen. hochprofessionelle Truppe führen zu dür- Mit Blick auf die infanterissche Ausbil- fen. Eine gewisse innere Anspannung er- dung des Verbandes gibt es doch einige scheint vor jedem Einsatz geboten, um auf Herausforderungen zu meistern. Zum den Punkt genau die volle Konzentraon einen führt die hohe Belastung und zeit- 6
1-2019 GRUSSWORT lich notwendige Flexibilität im protokolla- möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich rischen Ehrendienst dazu, dass detailliert darauf hinweisen, dass die Einsatzbereit- und vortrefflich geplante Ausbildungsvor- scha der Garde sehr hoch ist und jegliche haben kurzfrisg abgesagt werden müs- Auräge vortrefflich erfüllt werden. Das sen. Dies bedeutet natürlich, dass ist wesentlicher Ausdruck der inneren gesteckte Ausbildungsziele überprü und Movaon eines jeden Einzelnen und bei Bedarf angepasst werden. schließt den Kreis zu den Unteroffizieren Zum anderen ist es weiterhin das Ziel, im und Offizieren des Bataillons, die getreu Bereich der Mannschaen des Bataillons nach dem Moo „Führen durch Vorbild“ eine Stärke von mindestens 90 Prozent zu und „Führen von Vorne“ agieren – und erreichen, um die Auragslast gleichmä- ihre anvertrauten Soldannen und Solda- ßiger zu verteilen und die infanterissche ten leiten und ausbilden. Ausbildung anteilig zu erhöhen. Damit In diesem Sinne freue ich mich auf die Zu- dieser Aufwuchs bei insgesamt ungüns- kun und die gemeinsamen Vorhaben mit gen Rahmenbedingungen (wie Demogra- Ihnen! phie und guter Wirtschaslage) gelingt, wurden die Personalwerbemaßnahmen Semper talis! für das Wachbataillon im engen Zusam- menwirken mit dem Bundesamt für Per- sonalmanagement und dem Kommando Streikräebasis verbessert. Neben der Personalgewinnung, auf die wir als Ver- band nur bedingt Einfluss haben, nutzen wir die Personalbindung mit sehr gutem Erfolg. Einschränkungen gibt dabei nur die jeweilige körperliche Robustheit, denn den Dienst in der Ehrenformaon der Bundesrepublik Deutschland kann nur der hundert Prozent körperlich fie Soldat leisten. Realissch erscheint eine durch- schniliche Verpflichtungsdauer von acht Jahren im Bereich der Mannschaen. Ihr Bei den vorhandenen Einschränkungen Kai Beinke durch die Personalstärke Mannschaen Oberstleutnant 7
Der Gardist „Von uns – für uns“ Auch Petrus lacht zum Schrippenfest Die Erste gibt alles: Nicht nur bei der Organisaon des Schrippenfestes – sondern auch beim Tauziehen. Doch zu den freneschen Lobgesängen der „Air Force Ultras“ siegte am Ende die Füne – und so wanderte schließlich der friderizianische Gardist in diesem Jahr zur Luwaffe. Die Sonne strahlte an diesem Donnerstag, ersten Kompanie, die, wie in jedem Jahr, maß- den 23. Mai 2019. Petrus meinte es gut mit geblich für das Gelingen des Schrippenfestes den Verantwortlichen des diesjährigen Schrip- verantwortlich waren. penfestes. Die himmlisch gute Laune an die- Bevor dieses jedoch „offiziell“ starten sem sonnigen Frühlingstag ließ nur vereinzelte konnte, wurden noch mehrere Soldaten beför- Wolken am Himmel erkennen. Das war am dert und geehrt. Neben drei Beförderungen Vortag noch anders, als der Bataillonskom- und Verleihungen von zwei Ehrenzeichen der mandeur Oberstleutnant Kai Beinke im strö- Bundeswehr kam es anschließend noch zu menden Regen die Eröffnungsrede für das zwei besonders herausragenden Ehrungen. Bataillonssporest hielt und den Geist des Mit der Gardenadel des Wachbataillons beim Sports in Worte fasste: „Kameradscha, Fair- Bundesministerium der Verteidigung wurden ness und Teamgeist“. ausgezeichnet: Hauptmann a. D. Werner Scho- Dies rekapitulierte er auch in seiner Begrü- ber, akver Gardist von 1967 bis 1975 und seit ßungsrede zum Schrippenfest hinter dem Ca- 40 Jahren der Schatzmeister des Semper talis sino der Julius-Leber-Kaserne unweit des Bundes – und Klaus Pokatzky, der seit zehn Sportplatzes. Alle Soldaten und Gäste hieß er Jahren die Publikaonen des Wachbataillons willkommen, erwähnte besonders die be- betreut und seit sechs Jahren zur Redakons- freundeten Garden, die Patenbezirke und die leitung unseres Gardisten gehört. Dabei wurde übergeordnete Führung – und dankte allen an der Kommandeur durch unseren truppen- der Organisaon des Sporestes beteiligten dienstlichen Vorgesetzten, Brigadegeneral An- Soldaten. Außerdem lobte er die Kräe der dreas Henne, tatkräig unterstützt. 8
1-2019 UNTERM STRICH gestellt. Eine Besonderheit gerade für Touris- staltet wurde. Die Gäste verteilten sich auf ten ist hierbei der täglich um 12:00 Uhr sta- einen Hauptsaal und zwei Nebensäle. Um findende Wachwechsel am Hauptportal des Missverständnisse zu vermeiden: Die Neben- Schlosses. Unter musikalischer Begleitung und säle waren gleichwerg ausgestaet und hat- unter den Augen von hunderten Touristen ten jeweils eigene Bühnen mit eigenen wechseln die Wachmannschaen in der Größe Musikdarbietungen. eines verstärkten Zuges die Verantwortung für Nachdem die Ehrengäste – wie zum Beispiel die Bewachung: ein beeindruckendes Schau- der Vertreter des Präsidenten, der Regierungs- spiel, das viel Zuspruch und Aufmerksamkeit chef und der Verteidigungsminister – einge- bei Gästen und Einheimischen findet. troffen waren, wurde der Ball nach den Kommen wir nun aber zum Ball. Am 22. Begrüßungsworten des Präsidenten durch den März 2019 machte sich am frühen Morgen die Kommandeur der Burgwache eröffnet. Die Mi- Abordnung, bestehend aus dem Kommandeur litärmusiker der Burgwache starteten mit des Wachbataillons und seiner Frau und dem einem floen Programm an Tanzmusik und stellvertretenden Kommandeur, ebenfalls mit sorgten für einen schwungvollen Start in den Frau, mit dem Auto auf den Weg nach Prag. Abend. Nach der ersten Tanzrunde wurde das Bei bestem Reiseweer waren nach gut vier Buffet eröffnet. Stunden Fahrt die 360 Kilometer zurückgelegt. Auf den Fluren um die drei Veranstaltungs- Vor Ort wurden wir bereits von Major Jaroslav säle waren verschieden Getränke- und Essen- Becica erwartet. Major Becica ist seit langen ausgaben formiert. Es war wirklich für jeden Jahren eine feste Größe und zuverlässiger etwas dabei. Neben der regionalen Küche Partner in den Beziehungen der beiden Ver- wurden auch frisches Sushi, kalte Plaen, bände. Nach einer kurzen, herzlichen Begrü- Spanferkel und weitere Köstlichkeiten darge- ßung und einem Miagessen in der Kanne boten. Auch für den Zeitpunkt nach dem Essen der Prager Burgwache haben wir zu unserem wurde vorgesorgt. An verschiedenen Ausga- Hotel verlegt. ben konnte man sich mit Kaffeespezialitäten Mit einem großzügigen Zeitpolster konnten oder süßen Leckereien versorgen. wir uns dann auf die Abendveranstaltung vor- Was mich aber besonders beeindruckt hat, bereiten. Jetzt kann man natürlich sagen, dass war die hohe Teilnehmerzahl an Soldaten der auch eine spätere Abfahrt ausreichend gewe- Prager Burgwache. Sicherlich: Das Verhältnis sen wäre. Aber wie es beim Militär nun einmal von zivilen Gästen gegenüber den Soldaten üblich ist, baut man lieber ein paar Reserven hat überwogen. Dazu muss man allerdings ein. In diesem Fall hat sich diese Planung auch auch wissen, dass der Ball durch Firmen ge- ausgezahlt. Ich will nicht zu viel aus dem Näh- sponsert wird – in Deutschland ein Ding der kästchen plaudern, aber der Kommandeur be- Unmöglichkeit. Dementsprechend können die sitzt seit diesem Tag ein neues Paar Schuhe für Sponsoren auch ein besmmtes Konngent an den Gesellschasanzug… Gästen einladen. Gegen 18:30 Uhr haben wir dann zum Gegen Miernacht folgte ein weiterer Hö- Schloss verlegt. Und ja… Die Kulisse von Prag hepunkt. Eine Kate-Ryan-Coverband hae bei Nacht macht schon etwas her. Über eine ihren großen Auri. Ich will nicht sagen, dass prunkvolle Treppe erreichten die fast 2.100 der Saal kochte, aber die Smmung war Gäste eine Vorhalle. Hier konnte man bereits schnell am Siedepunkt. Neben den wunder- erahnen, mit welchem Aufwand der Ball ge- vollen Ball-Erlebnissen hat Major Becica uns 29
Der Gardist 2.100 Gäste in prunkvoller Umgebung: Die Militärmusiker der Burgwache sorgten für floe Tanzmusik. aber einen weiteren wundervollen Einblick in Abstecher in die angrenzenden Museen. Hier die Stadt ermöglicht: Prag bei Nacht. Das mag ist der Eintri für Soldaten übrigens frei. Durch im ersten Moment nicht so spektakulär klin- die Verbindung zur Prager Burgwache wurde gen – aber, wenn man den Vergleich mit dem uns eine weitere, nicht alltägliche Möglichkeit Ansturm an Touristen am Tage zieht, war das eröffnet. Der Schlossgarten war aktuell für Be- schon etwas Besonderes. Wir konnten im Alt- sucher geschlossen. Da die Bewachung aber stadtbereich auf menschenleeren Straßen und auch in Verantwortung der Burgwache liegt, Gassen einen wundervollen Rundgang durch haen wir über Major Becica Zutri bekom- Prag erleben. Danke an dieser Stelle an Major men. Frei von anderen Besuchern, haen wir Becica! so die Möglichkeit, einen wunderbaren Blick Nach weiteren Tanzeinlagen und mehrma- auf die Stadt zu bekommen. Den zweiten er- ligem Durchschreiten der wunderbaren Ku- eignisreichen Tag ließen wir dann bei einem lisse des Schlosses neigte sich der Ball gegen zünigen Abendessen in der Stadt ausklingen. 2:00 Uhr dem Ende entgegen. Voll von neuen Am Sonntag hieß es dann nach dem Früh- Eindrücken ging es dann zurück ins Hotel. stück leider, schon Abschied zu nehmen. Aber Der Folgetag begann mit einem späten die Jahresplanung des Bataillons hat ja bereits Frühstück. Frisch gestärkt starteten wir in den die nächsten Möglichkeiten für gemeinsame zweiten Tag unserer Prag-Exkursion. Unter der Akvitäten aufgezeigt. Neben der Einladung Führung von Major Becica erkundeten wir die der Prager Burgwache zu unserem Gardeball alte und neue Stadt. Neben dem obligatori- stand für den Mai 2019 bereits das Sporest schen Gang über die Karlsbrücke und einem in Berlin an. Besuch des Domes machten wir noch kurze Oberstleutnant Thorsten Nebel 30
1-2019 PERSÖNLICHKEITEN Zwölf Fragen an… …Haupeldwebel Florian Groh: Materialbewirtschaungs-Feldwebel in der Ersten. Mit welchen drei Worten würden Sie sich beschreiben? Spontan, kommunikav und verlässlich. Ist das Glas halb voll – oder halb leer? Spontan, kommunikav Als alter Opmist sag‘ ich natürlich: Halb voll! und verlässlich. Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen? Zu einer Wagenladung Sushi. Was war Ihr Traumberuf als Kind? Eigentlich wollte ich zu Schulzeiten unbedingt Pilot werden: was aber durch die ein oder anderen schlechten Mathenoten nicht gerade begünsgt wurde – und schlussendlich nicht klappte. Wenn Ihre Wohnung brennen würde, und Sie häen noch fünf Minuten Zeit: Welche drei Gegenstände würden Sie dann unbedingt aus der Wohnung reen? Die wichgsten Fotoalben, der Rest ist ersetzbar und vielleicht ein paar Schuhe. :-)))) Welches ist Ihre liebste Jahreszeit? Frühling: weil nicht zu warm und nicht zu kalt – genau richg! Haben Sie heute ein Vorbild? Definiv mein Vater. Tee oder Kaffee, Bier oder Wein, Sekt oder Selters? Tagsüber Kaffee und am Wochenende gerne mal ein Bierchen, und zum Essen ein Wein. Wovor haben Sie Angst? Meine Eltern, gute Freunde und Menschen zu verlieren, die mir nahestehen. Wie leben Sie in zwanzig Jahren? Am besten gesund – und in einem Haus am See mit eigenem Steg und Drei-Meter-Turm mit Sprungbre: um meiner Jugendleidenscha, dem Turmspringen, nachzukommen. Welche Rolle haben Sie in Ihrer Schulklasse gespielt? Antreiber, Movator und Unterhalter. Manch einer sagt auch: Klassenclown. :-)))) Welche Eigenscha an Ihnen stört Sie am meisten? Dass ich extrem ungeduldig bin. 31
Der Gardist „Sport frei!“ Sporest: Die Füne ließ alle Verfolger hinter sich… „Ehre, wem Ehre gebührt!“ Der Gesamtsieg ging dieses Jahr an die füne Kompanie. Es folgten die Erste und die Zweite. „Sport frei!“ Mit diesen Worten eröffnete für die Wekämpfe warmliefen, gingen an- Kommandeur Oberstleutnant Kai Beinke das dere bereits an ihre persönliche Belastungs- diesjährige Sporest des Wachbataillons. Am grenze. „Eine Einheit ist nur so stark, wie das Miwoch, den 22. Mai 2019, startete die Ba- schwächste Glied“ – so galt es, Abrisse zu ver- taillonsfestwoche 2019. Diese gestaltete sich meiden und die Kompanie geschlossen ins Ziel wie folgt: In den frühen Morgenstunden lei- zu führen. Der weitere Ablauf für Miwoch tete der Kommandeur beim Bataillonsantre- sah die Vorrundenspiele in den Disziplinen ten die gesamte Woche ein und gab den Fußball und Völkerball vor. Diese wurden tat- Ablauf bekannt. Das Sporest am Miwoch kräig durch die Zuschauer unterstützt und und Donnerstag sollte mit dem Schrippenfest untermalt. am Abend gekrönt und abgeschlossen wer- Am Folgetag kam nun zu den Finalrunden den. Federführend für den sportlichen Rah- noch die Disziplin „Militärparcours“ hinzu. men war dieses Jahr die „Zwote“ Kompanie. Während sich die Spannung immer weiter zu- Im Anschluss an das Antreten folgte der spitzte, nahm man auch den Ehrgeiz der Spie- Gardelauf, bei dem jede Kompanie als Einheit ler immer deutlicher wahr. Es blieb jedoch ein 6000 Meter im Laufschri zu absolvieren weitestgehend sportlicher und kamerad- hae. Während sich hier die einen entspannt schalicher Umgang. Jedes Spiel war mit Pres- 32
1-2019 AUS DEM WACHBATAILLON Kurz vor dem Schrippenfest musste noch einmal das Beste gegeben werden: Tauziehen mit vollem Einsatz. ge verbunden und doch merkte man den Zu- die Kameraden auch kompanieübergreifend sammenhalt innerhalb des Bataillons. Wäh- zusammen und verbrachten einen schönen rend man auf dem Rasen die Jubelrufe der Abend in gemütlicher Atmosphäre. fünen Kompanie noch bis zum Block hören Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass es konnte, ließ die Zweite im Völkerball nichts, ein rundum gelungenes Ereignis war. Von der außer dem Ball, anbrennen – und brachte die Organisaon über die Planung zur Durchfüh- Halle zum Beben. Die Füne ließ in diesem rung passte hier jeder Handgriff. Die We- Jahr alle Verfolger hinter sich und konnte sich kämpfe waren äußerst spannend und so als Gesamtsieger beim Schrippenfest gehö- ansehnlich, während es beim Schrippenfest rig feiern lassen. Dahinter folgten die erste auch an nichts fehlte. Das Bier schmeckte ge- Kompanie auf Platz zwei und die zweite Kom- wohnt gut – gleiches gilt auch für die gegrillten panie auf Platz drei des Siegerpodests. Speisen. So dass sich neben den Soldaten des Das gut besuchte Schrippenfest fand in un- Bataillons auch die Gäste, unter anderem aus mielbarer Nähe zu den Wekämpfen am Schweden und Tschechien, sehr wohl gefühlt Sportplatz sta und lieferte so eine angemes- haben. sene Verbundenheit zum Sport. Hier kamen Oberfeldwebel Leeroy Jahnke 33
Der Gardist Erst TaLoLe – dann HslLtr Was wurde aus: Chrisan Völkel? Einst Kompaniechef und S3‐Stabsoffizier im Wachbataillon – jetzt Hörsaalleiter in der V. In‐ spekon an der Offizierschule des Heeres in Dresden: Oberstleutnant Chrisan Völkel. Was wurde nur aus mir? Tja, das ist ganz und UWB (Unteroffizierweiterbildung) um die einfach… Seit Anfang 2018 bin ich Hörsaallei- Verbesserung meiner Kenntnisse in Sachen ter in der V. Inspekon an der Offizierschule „Takk“ stets bemüht haben… ;-)) Die nögen des Heeres (OSH) in Dresden. Und wie wurde Bundeswehr-Abkürzungen habe ich spätesten ich das? Erst einmal musste ich einen Lehrgang in Dresden gelernt… absolvieren, um die Qualifikaon für diese Aktuell sind nicht mehr nur Angehörige der Verwendung zu erlangen. Es handelt sich hier- Kampruppe HslLtr (also: Hörsaalleiter). Wich- bei um den sieben Wochen dauernden Takk- ger ist das Gesamtverständnis für die Füh- und Logisklehrerlehrgang (TaLoLe), der an rung im Gefecht und das Zusammenwirken der OSH durchgeführt wird – und der die zwin- der verbundenen Kräe im Einsatz. Wer sind gende Voraussetzung für eine entsprechende die Lehrgangsteilnehmer? Ihr Alter und ihre Personalauswahl ist. Fähigkeiten unterscheiden sich stark nach den Dabei ist Führung im Einsatz (auch „Takk“ Arten der Lehrgänge. genannt) das tägliche Handwerkszeug für fast Der „Klassiker“ unter den Lehrgängen ist alle Lehrgänge an der Dresdner Offizierschule. der Offizierlehrgang 1 (OL 1). Er dauert drei Es hat mir dabei nicht geschadet, dass in mei- Monate und schließt mit der Lauahnprüfung nen Vorverwendungen – etwa im Wachbatail- zum Offizier ab. Die Lehrgangsteilnehmer sind, lon – das Thema „Takk“ stets mit Freude und von einigen Seiteneinsteigern abgesehen, hoher Qualität vermielt wurde. Dafür vielen Obergefreiter oder Hauptgefreiter. Ihre militä- Dank an alle Offiziere und Feldwebel, die sich rischen Erfahrungen reduzieren sich weitest- im Rahmen von OWB (Offizierweiterbildung) gehend auf ihren Dienst im OA-Bataillon (also: 36
1-2019 PERSÖNLICHKEITEN Offizieranwärter-Bataillon). Der OL 1 ist ein dem habe ich zwei Klausuren im Wissensge- grundlegender Lehrgang. Besonders hier darf biet „Takk“ zu korrigieren und eine Beurtei- ich keine Fehler machen; falsche Bilder oder lung zum Ende des jeweiligen Lehrgangs zu Erklärungen ziehen die jungen Soldaten über erstellen. ihr anschließendes Studium für mindestens Doch noch einmal zurück zu unseren Lehr- vier Jahre mit. Da sie im derzeigen Ausbil- gangsteilnehmern. Finden wir im OL 1 den jun- dungsmodell keine Chance auf praksche Er- gen unerfahrenen Menschen, so bietet der fahrungen in der Truppe haben, können sie Offizierlehrgang 2 (OL 2) nach dem Studium diese Fehler auch nicht selber bemerken. An- den Genuss des wissenschalich gebildeten dererseits ist die „Aufgabe OL 1“ auch eine der Offiziers – der im Leben angekommen ist, der schönsten an der Schule. Hier kann ich prägen, Kreavität und Problemlösungsfähigkeit be- Beispiel geben und junge Menschen führen, sitzt. Leider hat auch dieser immer noch kei- wie sonst kaum noch. nerlei militärische Erfahrungen und hat Neben der Vermilung des Faches „Füh- obendrein leider auch einiges Wissen des OL rung im Einsatz“ darf ich auch den Sport wei- 1 wieder vergessen. Egal: In drei Monaten gilt testgehend selber durchführen. Als es hier, Verschwundenes zu bergen und Neues diplomierter Sportwissenschaler fällt mir das zu vermieln. Der OL 2 stellt die Projektarbeit natürlich leichter als anderen – wobei die in den Vordergrund. Die Lehrgangsteilnehmer Sportmöglichkeiten an der OSH zu den besten stehen häufig selber in der Verantwortung von in der ganzen Bundeswehr gehören. Außer- Erarbeitung und Durchführung. Sie entwickeln Bild Luaufnahme: Die Offizierschule des Heeres Welche Schule der Bundeswehr ist so schön gelegen? Und nach Dresden Neustadt läu man knappe zehn Minuten… 37
Der Gardist Fach „Führung im Einsatz“ – im „Klassiker“ unter den Lehrgängen: dem Offizierlehrgang 1. eigenständig Unterrichte, legen an und führen (HslLtr) somit für Planung und Durchführung durch eine Geländebesprechung oder eine Ge- des Lehrganges weitestgehend alleinverant- fechtsstandübung. wortlich ist. Die Spanne der Lehrgänge an der OSH reicht Kommen wir zum Ende… Als Hörsaalleiter von den Lauahnlehrgängen (OL 1; OL 2; Offz an der Offizierschule des Heeres habe ich eine MilFD, also Offiziere im militärfachlichen Funkon von besonderer Bedeutung. Ich bin Dienst) über Führungslehrgänge bis zu Fortbil- Träger der Ausbildung, Erzieher und Vorbild dungen aller Art. der Lehrgangsteilnehmer und Arbeitsmuskel Das Personal an der OSH ist gering! Noch des Lehrbetriebes. Letztlich habe ich hier die geringer ist der Umfang des Lehrpersonals. In Möglichkeit, mein Wissen und meine Erfah- der Inspekon gibt es einen Inspekonschef, rungen aus knapp 18 Jahren Dienstzeit (nicht einen Inspekonsfeldwebel, einen Geschäs- zuletzt aus dem Wachbataillon) an junge Offi- zimmersoldaten und, neben den Hörsaallei- zieranwärter und Offiziere weitergeben zu tern, den Hörsaaloffizier. Dieser arbeitet dem können. Chef und den Hörsaalleitern zu und über- Bis bald – in alter Frische: Horrido und Sem- nimmt die eine oder andere Sportstunde. Er per talis! ist er einzige „Libero“ in der Inspekon. Es Oberstleutnant (seit 29. Mai 2019) lässt sich leicht ableiten, dass der Hörsaalleiter Chrisan Völkel 38
1-2019 PERSÖNLICHKEITEN Zwölf Fragen an… …Stabsfeldwebel Robert Kopp: Kompaniefeldwebel der Sechsten. Wer wären Sie gerne (gewesen)? Einmal gerne Kommandierender im Großen Zapfenstreich! Was möchten Sie unbedingt in Ihrem Leben noch machen? Eine Kreuzfahrt durch Norwegens Fjorde. Einmal Kommandierender im Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen? Großen Zapfenstreich! Schokolade. Leider… Was würden Sie tun, wenn Sie morgen Millionär wären? Je nach Anzahl der Millionen: Immobilie lgen, reisen, Wertanlagen schaffen und mit dem Rest Hertha BSC kaufen – und in die Champions-League führen… Welche Charaktereigenschaen stören Sie an anderen Menschen am meisten? Pessimismus beziehungsweise Selbstaufgabe. Da ich denke, dass es für jede Herausfor- derung immer eine Lösung gibt – oder zumindest der Versuch einer Lösung immer wich- g ist. Was war Ihr Traumberuf als Kind? Fußballprofi. Jedoch hat es leider nur zum Fußballfan gereicht. Wann haben Sie das letzte Mal gelogen? Eigentlich fast täglich zu Hause, wenn ich meiner Frau erkläre: „Heute kommt besmmt kein Fußball im TV“. Was war Ihr schönstes Erlebnis in Ihrem Leben? Die Geburt meines Sohnes im Jahr 2007. Gibt es eine Entscheidung in Ihrem Leben, die Sie gerne rückgängig machen würden? Nicht bewusst; da jede Entscheidung, ob gut oder schlecht, einen Menschen reifen lässt – und man bekanntlich aus Fehlern lernen kann. Haen Sie als Kind ein Vorbild? Meinen Vater; da er für mich als Kind alles ermöglicht hat, immer mit Rat zur Seite stand und mir immer das Gefühl gab, alles erreichen zu können. Welches ist Ihre liebste Jahreszeit? Eigentlich jede, da jede Jahreszeit ihre Vorzüge für Akvitäten jeglicher Art hat Haben Sie heute ein Vorbild? Nein, da es sich lohnt, sich das ein oder andere Beispiel an verschiedenen Menschen in verschiedensten Situaonen zu nehmen. 39
Der Gardist In und Out – Hin und zurück… Afghanistan: Einsatzerfahrungen als „Beamn in Uniform“ Der Bereich Finanzen der EWV arbeitet im Hintergrund für die reibungslose Funkon des Camp Marmals. Seit Februar 2015 bin ich als Zulagenbeauf- dem diese ersten Hürden bewälgt waren, tragte im Wachbataillon eingesetzt. Damit ge- ging es an die konkrete Einsatzplanung. Da ich höre ich zu einer Minderheit im Bataillon: Wir meinen Erfahrungsschatz und meine Verwen- zivilen Mitarbeiter sind – drei. Von September dungsbreite erweitern wollte, war es mir wich- bis Dezember 2018 jedoch zog auch ich die g, dass ich im Einsatz eine andere Tägkeit Uniform an; und nahm im Soldatenstatus als als in der Julius-Leber-Kaserne wahrnehme. So Oberfeldwebel am Auslandseinsatz in Afgha- wurde ich für den Dienstposten des Verwal- nistan teil. Zivile Beschäigte und Beamte der tungsfeldwebels „Bürosachbearbeiter Haus- Bundeswehr können freiwillig an einer solchen halt/HÜL-Führung der Truppe“ für das 12. besonderen Auslandsverwendung im Frieden Deutsche Einsatzkonngent Resolute Support teilnehmen. Dies schien mir zu Beginn meiner in Mazar-e Sharif von September bis Dezem- Lauahnausbildung im Jahr 2013 noch abso- ber eingeplant. Da ich bis dahin, ausgenom- lut undenkbar! men vom Theorieanteil meiner Nachdem ich mein Interesse bekundet Lauahnausbildung, mit dem Bereich Finan- hae, wurde ich entsprechend eingeplant: Es zen arbeitstechnisch noch nie in Kontakt kam, folgten die Musterung und Tauglichkeitsunter- plante mich mein Ansprechpartner beim Bun- suchung im Karrierecenter – neben einer Flut desamt für das Personalmanagement der Bun- an Formularen, die es auszufüllen galt. Nach- deswehr direkt für die fachspezifischen 40
1-2019 AUS DEM WACHBATAILLON Lehrgänge ein: zur Haushaltsmielverwen- bekam ich häufiger Zweifel bezüglich meiner dung und -verteilung, zur Rechnungsprüfung Entscheidung für den Einsatz – und hae erst sowie zur Klärungsbestandsbearbeitung in der einmal das Gefühl, dass ich nie einen Durch- Soware SASPF. blick über die anfallenden Vorgänge bekom- Für Ungediente wie mich ist die Einsatzvor- men würde… bereitung äußerst umfangreich: Insgesamt 14 Die Aufgaben des „Bürosachbearbeiters Wochen nahmen allein die notwendigen Lehr- Haushalt/HÜL-Führung der Truppe“ sind im gänge in Anspruch. Besonders wichg für die Einsatz, wegen der engen Zusammenarbeit Einsatzvorbereitung bei den Ungedienten gel- mit der Zahlstelle und dem Rechnungsführer, ten die Allgemeine Soldasche Ausbildung I sehr umfangreich und unterscheiden sich von und II in Hammelburg sowie die einsatzland- denen in der Heimat. Ständig musste der Aus- spezifische Ausbildung. Hinzu kam die Abar- gabenbestand der Haushaltsmiel überwacht, beitung des Laufzeels im Sanitätsbereich: mussten Rechnungsbelege täglich erfasst und Impfstatus, Dienstverwendungsfähigkeit und freigegeben werden. Dazu kamen die Abwick- Auslandsdienstverwendungsfähigkeit. lung von baren und unbaren Zahlungen – von Im Gegensatz zu vielen anderen Kameraden Besoldungsbestandteilen wie der Auszahlung verlief mein „IN“ mit dem amerikanischen Mi- und Verrechnung des Verpflegungsgeldes, von litärtransporlugzeug C17 unerwartet pro- Nebengebührnissen wie Reisekosten, Löhne blemlos. Noch von den Kameraden und und Rechnungen von Firmen: im naonalen Kameradinnen des Stabszuges im Wachbatail- wie auch im internaonalen Zahlungsverkehr. lon verabschiedet, ging es zum Flughafen Und nicht zu vergessen – da das Dienen, wie Köln/Bonn, an dem ich auf die ersten bekann- die Liebe, durch den Magen geht: die Zahlun- ten Gesichter traf. Von meiner Familie und gen für die Feldlagerkanne. Hinzu kamen die meinen Freunden hae ich mich bereits an Zahlbarmachung, Überwachung und Abrech- den Tagen zuvor verabschiedet. nung von Vorschüssen; Abschläge beispiels- Nach der Landung in Mazar-e Sharif wurden weise für Nebentheken, also die „Neuen“ vom Spieß und einem Großteil Betreuungseinrichtungen; Verwahrungen der Einsatzwehrverwaltung (kurz: EWV) emp- unter anderem der Provisionen für die Händ- fangen. Nachdem wir unser Gepäck aufge- ler; Geldaushilfen für die Naonen sowie an- nommen haen, bezogen wir unsere deren Instuonen. Unterküne – auf Englisch (an das ich mich Doch das Einleben im neuen Dienstalltag spätestens jetzt gewöhnen musste): Shelter. fiel dank der gelebten Kameradscha und Un- Da die Einsatzwehrverwaltung nach Bedarf terstützung einiger besonderer Kameraden auch Unterküne für das Brunnenbohrteam vor Ort äußerst leicht. Bereits nach einer und deutsche Baufirmen zur Verfügung stellen Woche konnte ich über meine anfänglichen muss, diese zu unserer Zeit aber kaum belegt Bedenken nur lachen – und hae jeden Durch- waren, haen wir den Luxus, dass wir einen blick über die anfallenden Vorgänge. Der nor- Container alleine belegen duren. male Dienstalltag sah den Dienst von 07:30 Viel Zeit zum Verschnaufen vom Nachlug Uhr bis 19:30 Uhr vor. Pro Woche stand jedem blieb jedoch nicht, da mein Vorgänger in die Angehörigen der Einsatzwehrverwaltung ein Zahlstelle wechselte und somit die Einarbei- „Base Day“ zu. Das bedeutet, dass die Dienst- tungsphase innerhalb von drei Tagen zügig er- unterbrechung freitags oder sonntags bis folgen musste. Während der ersten Tage 13:00 Uhr ausgeweitet werden konnte. 41
Der Gardist Neben den regulären Tägkeiten gab es in Mazar-e Sharif als ihre Nebentheke das auch Sonderdienste. So wurden die meisten „Krawerk“ betreibt, war für mich damit na- Soldannen, neben ihren sonsgen Verwen- türlich auch der eine oder andere Dienst an dungen, regelmäßig zu „Female Search“- der Theke verbunden. Auf diese Weise war Diensten eingeteilt – und übernahmen die guter Kontakt zu den anderen Verbänden und Sicherung und Überprüfung der in das Camp Naonen immer gegeben. kommenden einheimischen Frauen. Die mongolische Armee, die das Main Gate, die Hauptwa- che, sicherte, hae noch keine Soldannen vor Ort; und daher wurden solche „Frauendienste“ unter den Soldannen der übri- gen Naonen aufgeteilt. Jeweils 24 Stunden erhielten die Solda- nnen hierfür ein Tetrapol-Funk- system und Diensthandys, damit wir an unserem üblichen Dienst- betrieb weiterhin teilnehmen konnten – aber jederzeit abruf- bereit waren, wenn wir zum Main Gate verlegen mussten. Der Dienst wurde immer zu zweit durchgeführt. Während eine Sol- dan die Sicherung übernahm, überprüe die andere die in das Camp kommenden Besucherin- nen und deren mitgeführte Habe. Omals gab es bei diesen Diensten die größten Sprachbar- rieren; da ein Teil der afghani- Bald nun ist Weihnachtszeit./Doch ist das Flugzeug auch bereit? schen Frauen nur sehr – Der Verteidigungsministerin sei Dank: Heiligabend kann unterm eingeschränkt Englisch sprach heimischen Tannenbaum gefeiert werden. und sich auch die meisten mon- golischen Soldaten kaum auf Englisch verstän- Die Heimat und mein gewohntes Umfeld digen konnten. So kam es durchaus vor, dass vermisste ich manchmal schon sehr –und be- bereits das Anfordern eines Übersetzers zum griff schnell, dass die Situaon und der Aurag Problem wurde. im Auslandseinsatz für viele Angehörige da- Abends luden die Nebentheken und sons- heim nur schwer vorstellbar ist. So erreichten gen Betreuungseinrichtungen ein: zur Kame- mich neben vielem posiven Feedback auch radschaspflege, zum Erfahrungsaustausch – Fragen, ob ich denn bereits auf einem Kamel und zum Kräemessen beim Kickern, Dart und gerien wäre oder mal shoppen war – und das Kartenspielen. Da die Einsatzwehrverwaltung mehr als nur einmal. 42
1-2019 PERSÖNLICHKEITEN Dank der „Rundum-Versorgungs-Pakete“ bleiben sollte, war für kurze Zeit fraglich, ob meiner Mama, von denen ich fast die gesamte eine Verlegung vor Weihnachten noch reali- Einsatzwehrverwaltung häe versorgen kön- sierbar sein würde. Dank des Weihnachtsbe- nen und dank des starken kameradschali- suches der Bundesministerin der Verteidigung chen Zusammenhalts hielt sich mein haen wir Glück im Unglück – und ein Trans- “Heimweh” allerdings in Grenzen. Auch der re- porlugzeug Airbus A400M der Luwaffe wurde für den 20. Dezember 2018 zusätzlich angefordert, mit dem wir somit, nur leicht verspä- tet, in die Heimat verlegten. In Wunstorf angekommen, nahmen mich der Spieß des Stabszuges und der S2-Boots- mann in dem für mich plötzlich ungewohnt leuchtenden olivfar- benen Feldanzug in Empfang. Die Freude darüber war groß, doch fiel auch der vorläufige Ab- schied von meinen Einsatzkame- raden schwer. Als ich meine freiwillige Inte- ressenbekundung zum Einsatz abgab, war ich noch etwas zwie- gespalten – doch bereits wäh- rend des Einsatzes konnte ich feststellen, dass diese Entschei- dung eine der besten Entschei- dungen für meine persönliche und berufliche Entwicklung war. Für die Erfahrungen und Einbli- cke, die ich während meines Ein- satzes, wie auch in der Einsatzvorbereitung, im Status eines Soldaten erleben dure, gelmäßige Kontakt zu meinen Kameraden des bin ich dankbar – und stolz. Zukünig möchte Wachbataillons gab mir viel Kra, wofür ich ich an weiteren Auslandseinsätzen teilnehmen mich bei allen herzlich bedanken möchte! und diese dann über ein gesamtes Konngent Im Gegenteil zum „IN“ verlief das „OUT“ begleiten. doch recht nervenaufreibend. Wie so o, wurde der Flug mit der C17 um fünf Tage auf den 23. Dezember 2018 verschoben – natür- lich ohne Gewähr. Da die Landebahn zu Heilig- Regierungsobersekretärin abend aufgerissen und bis Neujahr gesperrt Jennifer Gerlach 43
Der Gardist Was machen Sie denn da gerade… …Oberfeldwebel Kathrin Wohlert? Schrippenfest organi- siert haen, konnten wir diese direkt für den Folgetag mit einplanen. Das Bild entstand am Vormiag, da sind noch relav wenig Kinder zu sehen. Tatsächlich woll- ten wir schon am frü- hen Nachmiag abbauen, doch dann kamen noch so viele Fa- milien, dass wir die Kin- der zum Ende des Ich sitze mit einem Haufen Kinder und mei- Festes (18:00 Uhr) quasi aus der Burg schmei- nem Stabsunteroffizier René Roux auf einer ßen mussten. Teilweise bildeten sich richge Hüpurg vor dem Zeiss-Großplanetarium in Schlangen vor unserem Stand. Die Resonanz Pankow. Am Freitag, dem 24. Mai 2019, war der Eltern und Kinder war echt schön. Beson- dort ein Kinder- und Familienfest – veranstal- ders drei Kinder im Alter von acht Jahren sind tet vom Bezirksamt Pankow. Unsere erste mir in Erinnerung geblieben. Die haben sich zu Kompanie hat eine Patenscha mit dem Bezirk uns gesetzt und knapp eine Dreiviertelstunde Pankow. Wir als Patenkompanie unterstützen lang ausgefragt, was wir als Soldaten so ma- gern bei Feierlichkeiten jeder Art. Jedes Jahr chen. Auch die Eltern der Kinder wollten wis- setzen sich der Bürgermeister und unser Kom- sen, was Soldaten in Pankow machen und paniechef zusammen und erstellen ein Ar- waren begeistert, als wir ihnen von unserer beitspapier mit den Projekten für das Patenscha mit dem Bezirk erzählt haben. kommende Jahr. Darin stehen dann alle Fest- Da ich selber Kinder habe, arbeite ich sehr lichkeiten für das Jahr drin: zum Beispiel ein gern an Projekten, die mit Kindern zu tun binaonales Fußballturnier – wo polnische haben: Fußball, Hüenbau, Kinderfest – da und deutsche Schülerinnen und Schüler ihre stehen immer die Kinder im Mielpunkt. Im Fußballkünste messen. Da unterstützen wir Gegenzug für diese Unterstützung lädt uns der beispielsweise beim Auf- und Abbau und der Bürgermeister zu Feierlichkeiten des Bezirkes Verpflegungsausgabe. Außerdem konnten wir ein – wie dem Jahresempfang nächsten dabei Pausen nutzen, um ebenfalls ein wenig Monat. Fußball zu spielen. Zum Ende des Jahres wer- Für mich persönlich ist es eine schöne Er- den wir im Bucher Forst Hüen bauen: für ein gänzung zum Dienstalltag und ich freue mich grünes Klassenzimmer. Für das Kinderfest in auf die nächsten Projekte. Pankow am Freitag hat der Bezirk natürlich nach etwas Kinderfreundlichem gefragt – und Aufgezeichnet von: da wir ohnehin schon die Hüpurg für das Oberleutnant zur See Sven Kusau 44
1-2019 AUS DEM WACHBATAILLON will Teil eines Ganzen sein, wenn erkennbar für der Protokollfront ihren Dienst leisten. Und für alle, das Ganze einen Sinn ergibt. Ich denke: Er mich ist der Aurag klar: Repräsentaon von muss mit Augenmaß gefordert und gefördert Einsatzbereitscha, Leistungsvermögen und werden. In der Kanonierausbildung konnte ich Präzision der Streitkräe der Bundesrepublik selbst sehen, wie aus anfänglicher Skepsis Be- Deutschland. geisterung erwuchs; aus Leistungsbereitscha wurde Biss. So dass am Ende das Ergebnis in „Immer gleich, immer treu, stets unverzagt. der guten Tradion dieses Verbandes steht: Ob Mann, ob Frau – immer Kamerad! Immer gleich, immer gleich gut, stets vortreff- Gemeinsam stark, weil niemals allein; lich! ob eiskalte Nacht, ob glühender Sonnen‐ Einen Eindruck möchte ich an dieser Stelle schein, nicht verschweigen: Ein Gefühl keimt auf in egal wie der Aurag; das Ziel ist Präzision! der Ersten. Und dieses Gefühl darf nicht sein. Ob ganzer Verband oder Einzelperson! Das Gefühl, nicht dazu zu gehören: zum Kreise Jeder Einzelne wertvoll, doch die Sache da‐ der Proer… Nicht Anteil zu haben an den Er- rübersteht; folgen des Bataillons. Ich denke: Das kann dessen sei Dir bewusst, wenn es um Dein nicht unsere Intenon sein – in einer Zeit, in Dienen geht! der es um Zusammenhalt, Kameradscha und Der Rest mag beschwerlich; doch sei Dir ge‐ unser ganz besonderes Wir-Gefühl geht. Und wiss: wir nicht müde werden, zu bekunden, dass wir Wir sind alle Eins – Semper talis!“ eine Bundeswehr sind. Ich bin davon überzeugt, dass wir unseren In diesem Sinne freue ich mich auf die Zu- Aurag in diesem Verband nur im Schulter- sammenarbeit mit Euch und bedanke mich für schluss mit allen Angehörigen des Bataillons Eure Unterstützung, Kameraden… erfolgreich erfüllen können – egal, ob sie im Stab oder mit dem Karabiner in der Hand an Stabsfeldwebel Carsten Manfred Keldenich „Egal wie der Aurag; das Ziel ist Präzision! Ob ganzer Verband oder Einzelperson!“ 47
Der Gardist 10. Oktober 2018: Ehrenformaon am Bundeskanzleramt für Sebasán Piñera – Präsident der Republik Chile; unter der Führung des Bataillonskommandeurs Oberstleutnant Kai Beinke. 15. Oktober 2018: Fahnenabordnung bei der Ehrenformaon am Bendler‐ block zu Ehren des französischen Général d’armée Jean‐Pierre Bosser – unter der Führung von Hauptmann Dr. Chrisan‐Alex Jürgens (drie Kompanie). 48
Der Gardist 18. Januar 2019: Ehrenformaon am Schloss Bellevue zu Ehren des Präsidenten der Republik Ita‐ lien Sergio Maarella – unter der Führung des Bataillonskommandeurs Oberstleutnant Kai Beinke. 08. Februar 2019: Botschaerakkredierung am Schloss Bellevue. Führer der Formaon ist Kapitänleutnant Patrick Harnisch (vierte Kompanie). 52
1-2019 GARDE GALERIE 27. Februar 2019: Botschaerakkredierung am Schloss Bellevue. Führer der Formaon ist Oberleutnant Sören Runow (zweite Kompanie). 30. April 2019: Ehrenformaon am Schloss Bellevue zu Ehren des Präsidenten der Republik Slo‐ wakei Andrej Kiska – unter der Führung des Bataillonskommandeurs Oberstleutnant Kai Beinke. 53
1-2019 PERSÖNLICHKEITEN Was machen Sie denn da gerade… …Gardisten-Redakteur Klaus Pokatzky? Ich bin gerade mit der Gardena- del ausgezeich- net worden: Nummer 43. Und nun stehe ich – kurz, bevor das S c h r i p p e n fe s t beginnt – sehr beglückt, und sehr stolz, zwi- schen unserem K o m m a n d e u r, Oberstleutnant Kai Beinke, und unserem General Standortauf- mich wäre. Danke Oberstleutnant a. D. Dobrig: gaben Berlin, Brigadegeneral Andreas Henne. Lieber Wolfgang, das werde ich Dir nie verges- Das alles in einer Kaserne, in der ich das erste sen! Später kamen auch andere Einrichtungen Mal 1994 war. Damals war sie noch nicht nach der Bundeswehr dazu – vor allem seit 2002 die dem Widerstandskämpfer Julius Leber be- Offizierschule der Luwaffe – und so wurde nannt, sondern hieß „Quarer Napoléon“ – meine Arbeit bei der Bundeswehr zu meinem und war das Hauptquarer unserer französi- Zweitberuf. 2002 habe ich dann förmlich mei- schen Verbündeten in Berlin. Über deren nen alten Antrag auf Anerkennung als Kriegs- Abzug hae ich für den Deutschlandfunk be- dienstverweigerer zurückgezogen – weil mir richtet; und wenn mir damals jemand prophe- da klargeworden war: Wäre ich jetzt noch mal zeit häe, ich würde einmal, von „unserem“ 18, dann würde ich zur Bundeswehr gehen. Kommandeur (was ja auch heißt: meiner!) Sieben Jahre später konnte ich als Oberleut- schreiben – dann häe ich nur gefragt: „Wel- nant der Reserve (vorläufig) an einer Journa- che Drogen nimmst Du denn so? Die würde ich listen-Wehrübung der Luwaffe teilnehmen; auch gerne mal probieren…“ Damals war ich und hae da schon an einem Buch zum fünf- noch anerkannter Kriegsdienstverweigerer zigsten Geburtstag des Wachbataillons mitar- und hae zwanzig Jahre vorher meinen Zivil- beiten dürfen. Danke Oberstleutnant Dr. Loch: dienst bei der anrassisschen „Informaons- Lieber Thorsten, so hast Du mich dann zur stelle Südliches Afrika“ geleistet. Seit 1993 Garde gebracht! Festschrien für die Füne hae ich Radiobeiträge über die Bundeswehr und die Drie zu ihren fünfzigsten Geburtsta- in Berlin gemacht. 1994 zog dann die „Akade- gen folgten, die Festschri 55 Jahre Wachba- mie der Bundeswehr für Informaon und taillon (für die wir den „Jahrespreis Polische Kommunikaon“ aus dem oberbergischen Bildung“ des Wehrbereichskommandos III be- Waldbröl nach Strausberg um und suchte kommen haben) – und dann dure 2013 unser neue Medientrainer – und der wunderbare Team den Gardisten übernehmen. Danke Ka- Berliner Presseoffizier, mit dem ich immer zu meraden! tun hae, fragte mich, ob das nicht etwas für Aufgezeichnet von: Klaus Pokatzky 59
1-2019 UNTERM STRICH Gesichter. Die spärliche Beleuchtung lässt uns zeigt uns die Öffnung, durch die der verzwei- nur ansatzweise die Todesahnung der Einge- felte Bourguignon den Festungsschlüssel in schlossenen ahnen. Nach endlos langen 300 den Diamantgraben (Graben zur Sicherung Metern müssen wir knapp 30 Meter nach von Schießscharten) fallen ließ. oben steigen, um im Block I anzukommen. Nach diesem Rundgang entlässt uns hier M. Hier versammelt uns M. Delice in einem Delice buchstäblich in die Freiheit. Wir bedan- Raum mit Schießscharten und gedeckten Aus- ken uns für die eindrucksvolle Führung. Für wurfmöglichkeiten für Handgranaten und er- Nachfragen ist leider keine Zeit, weil die klärt uns, dass der Festungskommandant, nächste Gruppe bereits wartet. Unterhalb des Oberleutnant Bourguignon, und alle Soldaten Blocks II gibt es eine Gedenkstäe „Hommage wussten, in welcher Gefahr sie sich befanden: aux Héros de Villy La Ferté Mai 1940“, gegen- Erscken durch Kohlenmonoxyd. Die Besat- über dem Friedhof, auf dem die 107 Festungs- zung von Block II versuchte, sich durch den soldaten beigesetzt sind. Wir legen den etwa 300 Meter langen Verbindungsgang zum vorbereiteten Kranz des Semper talis Bundes Block I zu reen – und die von Block I umge- nieder und gedenken der hier gefallenen fran- kehrt. Da die Ouvrage nicht mehr einsatzfähig zösischen Soldaten. war, wollte Bourguignon gegen Morgen des Die Frage, ob der Festungskommandant – 19. Mai für die Besatzung die Erlaubnis erwir- da nichts mehr einsatzfähig war – entgegen ken, sie verlassen zu dürfen. Der zuständige dem Befehl seine Untergebenen häe reen Kommandeur verweigert dies. (On ne passe müssen, kann vielleicht Gesprächsstoff für in- pas!) Für einen französischen Historiker, der in teressierte Leser sein. dem Buch von Karl-Heinz Frieser ziert wird, Semper talis! ist dies eine „monströse Absurdität“. M. Delice Oberstleutnant a. D. Volker Künanz Wie in allen Räumen, hängen auch im Sanitätsraum Bilder an den Wänden. 65
Der Gardist "Kompetenzorienert" – das neue Zauberwort Drei Monate an der Führungsakademie der Bundeswehr… Nahbereichsschießen mit dem Gewehr G36 und der Pistole P8: Anschließend folgt die Trefferauswertung auf dem Fuße. „Das haben Sie gut gemacht!“, fasst Haupt- zu übernehmen. Aus der Überlegung, dass Re- mann Armand Trujillo den Ausbildungstag auf servisten in diesem Truppenteil maximal zwei- der Schießbahn 11 des Truppenübungsplatzes mal für zwei Wochen in einem Kalenderjahr, im brandenburgischen Lehnin zusammen. Der Reservistendienst leisten können, entstand ge- 31-Jährige ist Chef der achten Kompanie des meinsam mit dem Bataillon der Plan für die Wachbataillons Das Besondere: Es handelt Ausbildung. Dieser sieht nun zwei Mal im Jahr sich um eine sogenannte „nichtakve Kompa- eine zweiwöchige Übung vor. nie“, bestehend aus Reservisten. Sie alle ver- Der Ausbildungszyklus begann im Septem- eint, dass sie bereits in der Bundeswehr Dienst ber 2018. Damals stand die Ausbildung im geleistet haben und nun, nach ihrem Ausschei- Nahbereichsschießen mit dem Gewehr G36 den aus dem akven Dienst, einer zivilen Tä- und der Pistole P8 auf dem Programm. Nun, gkeit nachgehen. Von Zeit zu Zeit kehren sie im März 2019, wird darauf aufgebaut. 53 Re- jedoch zurück zur Bundeswehr, um ihre Kennt- servisten sind angetreten, acht davon sogar nisse und Fergkeiten als Soldaten aufzufri- aus anderen Verbänden. Es fällt auf, dass ei- schen und weiter zu entwickeln. nige auch weite Wege nicht scheuten und Hauptmann Trujillo wurde von 2009 bis sogar aus Hamburg, Nordrhein-Wesalen 2011 zum Panzergrenadier ausgebildet. Be- oder Baden-Würemberg angereist sind. Ein reits damals schlug er die Reserveoffizierlauf- besonderer Reiz sind offensichtlich die Ausbil- bahn ein. „Ich wollte rasch Verantwortung dungsinhalte. „Die Gelegenheit, mit den Ma- übernehmen und Menschen führen“, schaut schinengewehren MG4 und MG5 zu schießen, der heuge Bereichsleiter in einem Versand- bekommt man als Reservist nicht allzu o“, unternehmen auf seine damalige Movaon stellt ein Teilnehmer begeistert fest. zurück. Einer Beorderung als Zugführer im Mindestens genauso wichg für eine wach- Wachbataillon folgte das Angebot, die „Achte“ sende Teilnehmerzahl an den Übungen und 68
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