Der Bote - Nur ein Spiel in Königsblau: Siegfried Grams "Omma und Oppa Wanne-Eickel" Die sieben heidnischen Hügel - Hist. Verein Herne / ...

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:: Zeitschrift des Historischen Vereins Herne / Wanne-Eickel e. V. ::

      Der Bote
 Juli 2021

                                              Schutzgebühr: 4,50 €

                                                   4. Jahrgang - Nummer 14
                                                           Juli 2021

Nur ein Spiel in Königsblau:
Siegfried Grams
»Omma und Oppa Wanne-Eickel«

Die sieben heidnischen Hügel
Der Bote - Nur ein Spiel in Königsblau: Siegfried Grams "Omma und Oppa Wanne-Eickel" Die sieben heidnischen Hügel - Hist. Verein Herne / ...
Die 14. Ausgabe
                 Editorial

         Nun liebe Leser*innen, vor euch liegt die 14. Ausgabe des Boten.

         Zwei Nachrufe befinden sich auf Seite 33. Am 19.04.2021 verstarb Udo
         Freisewinkel, im Alter von 85 Jahren und am 07.05.2021 verstarb Wolfgang
         Viehweger, im Alter von 86 Jahren. Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien
         und Angehörigen der beiden Verstorbenen.

         Ein Schwerpunktthema widmen wir dem Fußball, rund um den Sodinger
         Fußballer Siggi Grams. Die Geschichte leitet euch über zu unserem
         Buchprojekt »Edition Haranni« (s. Seite 18)

         Auch die Familienforschung erhält viel Raum in dieser Ausgabe. Ich freue
         mich, Daniel Brückner begrüßen zu können. Er schreibt von seinen
         Erfahrungen, die er beim Erstellen seines Stammbaums gesammelt hat.
         Daraus entstehen mindestens drei Teile, die in den nächsten Ausgaben
         fortgesetzt werden.

         Ich freue mich über den Beitrag von Heiko Hungerige, der sich an
         fortgeschrittene Familienforscher richtet. Er möchte dazu anregen, mehr
         unbekannte Ahnen zu erforschen, als immer nur die bekannten Ahnen
         abzuschreiben.

         Frau Gräfe, von der Firma Heredis, rundet das Thema mit der Vorstellung der
         Genealogie-Software für Windows und Mac, ab.

         Wir haben auch in dieser Ausgabe wieder eine breite Auswahl an Themen und
         ich möchte euch nun viel Spaß beim Lesen wünschen.

        Kontakt:                                              Euer Thorsten Schmidt
        redaktion@hv-her-wan.de
        Schillerstraße 18
        44623 Herne
        Fon: (0 23 23) 1 89 81 87
        Fax: (0 23 23) 1 89 31 45

     Daniel         Josef          Jupp      Annegret     Heiko       Andreas          Anna-Maria
    Brückner      Dorlöchter      Gesing      Gräfe     Hungerige      Janik            Penitzka
                      ✞              ✞

    Dr.Peter       Winfried       Thorsten    Marcus     Gerd E.     Friedhelm
    Piasecki       Priebe         Schmidt    Schubert     Schug       Wessel
                      ✞
2                                                                               Der Bote im Juli 2021
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Inhalt
 Nur ein Spiel in Königsblau: Siegfried Grams                                                                                  4

 Die sieben heidnischen Hügel                                                                                                  8

 14 Herner Oberliga-Derbys                                                                                                    10

 Wolfgang Viehweger gestorben                                                                                                 11

 Udo Freisewinkel gestorben                                                                                                   11

 »Omma und Oppa Wanne-Eickel«: Wie sich Ahnen- mit Heimatforschung verbindet                                                  12

 Von Alhambra bis Union - Kinos in Herne                                                                                      14

 100 Jahre Notgeld vom 1. März 1921 aus Eickel vom 1. Juli 1921 aus Herne                                                     16

 »Edition Haranni« startet mit »Verballert«                                                                                   18

 Tiefschürfende Ode                                                                                                           18
 Aufnahmeantrag zum Heraustrennen                                                                                             19
 Hier können Sie unsere Arbeit unterstützen                                                                                   21

 Heredis: Seit 27 Jahren im Dienst der Familienforschung                                                                      22

 Macht mehr Ahnenforschung!                                                                                                   26

 Börnig, eine alte Bauernschaft in der ehemaligen Grafschaft Mark. Teil 3                                                    30

 Ein kurzer Text über das »Danke« sagen …                                                                                     33

 Gedankenflug                                                                                                                 34

 Gutshof Gysenberg                                                                                                            35
 Bauernhaus »Hof Gysenberg« (Jupp Gesing 1968)                                                                                36

Redaktion: Daniel Brückner, Josef Dorlöchter †, Annegret          (Etliche Fotos sind oftmals nicht mit dem Namen des Foto-
Gräfe, Heiko Hungerige, Andreas Janik, Anna-Maria Penitz-         grafen gekennzeichnet, sodass eine Recherche der Bildrechte
ka, Dr. Peter Piasecki, Winfried Priebe †, Thorsten Schmidt,      in vielen Fällen nicht möglich war. Grundsätzlich haben wir
Marcus Schubert, Gerd E. Schug, Friedhelm Wessel.                 uns darum bemüht, alle Urheberrechte an den veröffentlich-
                                                                  ten Fotos und Dokumenten zu klären. Sollte dies in Einzel-
Lektorat: Anna-Maria Penitzka                                     fällen nicht gelungen sein, bitten wir, sich mit uns in Verbin-
                                                                  dung zu setzen.)
Verantwortlich für den Inhalt: Thorsten Schmidt
                                                                  Wir weisen darauf hin, dass das Urheberrecht an den Arti-
Titelbild: Siegfried Grams, Foto: Friedhelm Wessel                keln bei den jeweiligen AutorInnen liegt. Verwendung und
                                                                  Abdruck in anderen Medien, auch auszugsweise, ist nur mit
Fotos: Seite 4 - 7: Sammlung Friedhelm Wessel - Seite 8 - 9:      deren ausdrücklicher Zustimmung gestattet. Bei Fragen
Stadt Herne, Thorsten Schmidt - Seite 12 - 13: Sammlung           wenden Sie sich bitte an die Redaktion.
Daniel Brückner - Seite 14 - 15: Sammlung Friedhelm Wessel
- Seite 16 - 17: Sammlung Dr. Peter Piasecki - Seite 18: Fried-   Druck:
helm Wessel, Willi Thomczyk - Seite 22 - 25: HEREDIS
SCOPARL - Seite 28 - 29: Heiko Hungerige - Seite 33: Thors-                Industriehstraße 17, 44628 Herne
ten Schmidt - Seite 34: Udo Gömer - Seite 35: Sammlung
Andreas Janik - Seite 36: Jupp Gesing
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Nur ein Spiel in Königs

    A
           n den 22. Mai 1955 erinnerte sich      der Grünweißen an. Schon als Schüler und Ju-
           Siegfried Grams zeitlebens ganz ge-    gendspieler hatte der Kicker auf sich aufmerk-
           nau. Damals fungierte der 13-jährige   sam gemacht.
Sodinger als Balljunge in der Schalker Glück-        So erfolgten Berufungen zu Lehrgängen
auf-Kampfbahn. Auf dem Platz, rund 60.000         nach Kaiserau, wo er zusammen mit den späte-
Zuschauer waren im Stadion, standen sich der      ren Fußball-Legenden Reinhard »Stan« Libu-
SV Sodingen und der 1. FC Kaiserslautern, im      da, Wolfgang Overath und Jürgen Sundermann
Vorrundenspiel um die Deutsche Fußballmeis-       kickte. Beim SV Sodingen lief es recht gut für
terschaft, gegenüber. »Ich gehörte 1955 der       den jungen Kicker, der den Beruf eines Fein-
sehr erfolgreichen Schülermannschaft aus So-      blechners erlernte, und nach der Arbeit zum
dingen an, deshalb wurde die Mannschaft als       Trainingsplatz hetzte. »Einmal musste ich so-
Belohnung zum Spiel in Gelsenkirchen eingela-     fort meine Arbeitsstelle verlassen, weil ich
den. Doch als ich die Zuschauermassen sah, be-    überraschend für eine Auslandsreise des Ver-
kam ich richtig Angst«, erzählte der spätere      eins nach Tunesien nominiert wurde«, so er-
Fußballprofi aus dem Herner Vorort.               zählte Siegfried Grams gerne mit einem ver-
   Sieben Jahre nach dem denkwürdigen Ereig-      schmitzten Lächeln im Gesicht.
nis in der Glückauf-Kampfbahn, titelte die Her-      Der Trainer der benachbarten Westfalia,
ner Westdeutsche Allgemeine (WAZ) sogar :         Fritz Langner, wurde auf den torgefährlichen
»Grams erschießt den BVB«, denn Siegfried         Kicker aufmerksam. Als der »eiserne Fritz«
Grams gehörte inzwischen dem Oberliga-Kader       vom Schloss Strünkede in Herne zum

4                                                                                Der Bote im Juli 2021
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sblau: Siegfried Grams

                                                              5. März 1966: Die Schalker Knappen
                                                              mit Kapitän Manfred Kreuz (links) er-
                                                              warten die Werderaner. Siegfried
                                                              Grams (6.v.l.) steht erstmals im Aufge-
                                                              bot. Auch der Herner Alfred Pyka
                                                              (4.v.l.) gehörte damals dem Gelsenkir-
                                                              chener Bundesligisten an.

  Mönchengladbacher Bökelberg wechselte,            Siebert in seinem Sportwagen mit nach Gelsen-
  nahm er den jungen Sodinger mit.                  kirchen. Für mich als jungen Spieler eine
     »Eine interessante und spannende Zeit,         besondere Ehre«, berichtete der ehemalige
  denn hier spielte und trainierte ich unter        Fußballprofi.
  anderem mit Jupp Heynckes, Günter Netzer             In seiner Schalker-Zeit freunde sich »Siggi«,
  und Horst Höttges«, verriet der lange in          wie der Ex-Stürmer von Freunden und Bekann-
  Meinerzhagen lebende Kicker. Besonders            ten gerufen wurde, mit Hannes Becker, Friedel
  Horst Höttges sollte ihm später einmal das        Rausch und Karl-Heinz Bechmann an. Beson-
  Fußballerleben sehr schwer machen.                ders gerne erinnerte sich der ehemalige
     Zwei Jahre gehörte Siegfried Grams dem         Bundesligaspieler an Friedel Rausch, mit dem
  Team aus Mönchengladbach an, konnte sich          er bei Trainingslagern das Zimmer teilte.
  aber nie richtig durchsetzen. So folgte er           Dann kam der 5. März 1966. Siegfried Grams
  schließlich Trainer Fritz Langner nach Gelsen-    stand erstmals in der Startelf der Knappen. Zu
  kirchen, wo er zum Kader um Manfred Kreuz         Gast war in diesem Tag die Mannschaft von
  gehörte. Bei den Königsblauen kam Siegfried       Werder Bremen. Hier hatte in den vergangenen
  Grams zunächst bei den Amateuren oder bei         Jahren ein beinharter Abwehrspieler auf sich
  Turnieren zum Einsatz.                            aufmerksam gemacht, den Bundesligadebütant
     »Einmal gastierten wir in Düsseldorf und ich   Grams schon vom Bökelberg kannte: Horst
  wusste nicht, wie ich nach Hause kommen           »Eisenfuß« Höttges. »Der spielte mich schwin-
  sollte. Da nahm mich Meisterspieler Günter        delig. Nach dem Spiel hatte ich Blut in den

  Der Bote im Juli 2021                                                                            5
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Schuhen«, erinnerte sich Siegfried Grams.         Siggi Grams zunächst beim Oberlisten TSV
Diese Gelsenkirchener Begegnung ging aber         Marl-Hüls fort, um dann ins Sauerland, nach
auch in die Herner Fußballgeschichte ein. Denn    Meinerzhagen zu wechseln. Hier beendete der
in der Startelf, die damals in die Schalker       Kicker, der einst den »BVB erschoss«, 1974
Kampfbahn Glückauf einlief, standen erstmals      seine aktive Laufbahn.
zwei Herner. Denn neben Grams vertraute der          An seine Zeit in Schalke erinnerte sich
Eiserne Fritz damals auch dem bekannten           Grams immer sehr gerne. So hat er einmal sei-
Abwehrrecken Alfred Pyka (1934 – 2012), der       nen ehemaligen Mitspieler und späteren lang-
über Westfalia Herne, 1860 München den Weg        jährigen Ex-S04-Präsidenten, Günter Siebert,
nach Gelsenkirchen gefunden hatte. Die Begeg-     auf Gran Canaria besucht. Da gab es natürlich
nung am 5. März 1966 wurde natürlich verlo-       viel zu erzählen. Kurz nach Einweihung des
ren. Werder gewann 6:1 und bei »Feldwebel«        Parkstadions in Gelsenkirchen tauchte Siggi
Fritz Langner, bei dem der Herner Grams fünf      Grams alte Fußballerinnerungen mit Stan Li-
Jahre trainierte, fiel er in Ungnade. Hinzu kam   buda, Klaus Fichtel und Friedel Rausch aus.
noch Verletzungspech. Seine Karriere setzte       Später zog sich Grams für eine Benefizspiel in

 Das Haus Pflüger in Sodingen
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Meinerzhagen noch einmal das Trikot über. Zu    Haus Pflüger stand, lebte. In einer Wohnung
Gast war die Traditionsmannschaft der Schal-    über sehr bekannten Geschäft Klassen & Koch,
ker, der unter anderem Klaus Senger, Hermann    wohnte nämlich der spätere Bundesligaprofi
Erlhoff und der »Schwatte« Willi Koslowski      Bernd Thiele (1956 bis 2017), der von 1972 bis
eingehörten. Und mit Koslowski hatte sich       1983 für Schalke und danach noch drei Jahre
Grams bereits zu Oberligazeiten spannende       für Hannover 96 spielte.
Zweikämpfe geliefert.
   Siegfried »Siggi« Grams, der 2014 im Alter      Siggi Grams großer Traum,
von 72 Jahren in seiner Wahlheimat Meinerz-     sich noch einmal mit den Ehema-
hagen starb, wuchs in Sodingen auf. Seine Fa-   ligen aus seiner alten »Schalker
milie lebte jahrelang im Haus Pflüger auf der   Zeit« zu treffen, ging trotz aller
Mont-Cenis-Straße. Vermutlich traf »Siggi« in   Bemühungen leider nie in Erfül-
seiner Herner Fußballzeit auch unbewusst ei-    lung.
nen jungen Kicker, der in einem Gebäude, das
einst gegenüber dem langst verschwundenen                                    Friedhelm Wessel
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Die sieben heidnischen Hügel

  D
           as es in Herne bereits vor dem Berg-    dustriegebieten. Aber im Gysenberg Wald
           bau menschliche Behausungen gab,        schlummerten, geschützt durch die Besitzung
           ist nun wirklich keine Überraschung.    des Grafen von                       Schematische Darstel
Wenn man berücksichtigt, dass es die seit 1875     Westerholt, die
nicht mehr existierende Dionysius Kirche           Hügelgräber un-
schon im ersten Jahrtausend gab, muss es in        bemerkt          im
Herne also schon etwas länger Menschen ge-         Wald.
ben, die hier lebten.                                 Es ging hin
   Aber wie lange denn genau? Nun, das wird        und her und es
sich abschließend nicht beantworten lassen. Es     war eine kleine
gibt genügend Hinweise und archäologische          Sensation.      Ex-
Funde aus der Steinzeit, die man im Emscher-       perten       trafen
tal-Museum besichtigen kann. All diese Funde       sich und er-
beweisen, dass zu dieser Zeit Menschen hier        forschten       den
waren. Aber waren es Siedler, oder Nomaden?        Wald. Sogar der
Also hat es hier bereits in der Steinzeit eine     Provinzialkon-
Siedlung gegeben? Darüber lässt sich nur spe-      servator          in
kulieren. Klar, Herne war schon immer eine         Münster wurde
wasserreiche Region mit Vegetation und Wild        mit einbezogen
zum Jagen und Fische zum Fangen. Die Bedin-        und um Rat ge-
gungen waren gut. Aber ab wann die Menschen        beten. Die Exper-
hier gesiedelt haben ist nicht klar.               tenkommission
   Karl Brandt hat hierzu viele Ausgrabungen       bestand aus, Stu-
geleitet und auch selbst durchgeführt. Er hat in   dienrat Dr. Diss-
dieser Hinsicht viele Erfolge vorzuweisen.         mann, Garten-
   Was aber mit Sicherheit klar ist und auch       Direktor Ahrens, Studien-Direktor Pesch, den
heute noch als Siedlungsbeweis für jedermann       Förster Lindemann und Gartentechniker Kö-
anzusehen ist, sind die Hügelgräber im Gysen-      the. Sie alle trafen sich 1928, vor Ort um genau-
berg Wald. Als in den 1920er Jahren, genauer       ere Untersuchungen durchzuführen. Bei der
gesagt 1927, der Gysenberg Wald durch die          Untersuchung stellte sich heraus, dass es sich
Stadt Herne vom Grafen von Westerholt erwor-       nicht um sieben oder neun, sondern um zwölf
ben wurde, hat die Stadt Herne nicht lange da-     Hügelgräber handelt. Laut dem Förster Linde-
mit gewartet, diesen zu erschließen und als Na-    mann gab es vor 50 bis 60 Jahren, also um
herholungsgebiet den Herner Bürgerinnen und        1860, deutlich mehr Hügel, die nun aber längst
Bürgern anzubieten.                                dem Ackerbau zum Opfer fielen.
   Bei diesem Erschließen des Waldes wurde            Herr Dr. Stieren attestierte, dass diese Hü-
zum ersten Mal offiziell von den Hügeln im         gelgräber etwa 1800 v. Chr. entstanden waren.
Wald berichtet. 1928 teilte der damalige Gar-      Nach heutiger Rechnung sind diese Gräber be-
ten-Direktor Ahrens mit, dass im Wald neun         reits älter als 3500 Jahre. Die Experten stellten
Grabhügel entdeckt wurden. Der zu diesem           fest, dass die Gräber zirka zwei Meter hoch und
Zeitpunkt seit vielen Jahrzehnten tätige Förster   10-15 Meter im Durchmesser breit waren.
Lindemann konnte bestätigen, dass die Hügel        Offenbar haben sich aber schon »Grabräuber«
der Bevölkerung bereits bekannt sind. Sie wur-     an einem dieser Gräber zu schaffen gemacht.
den damals die sieben heidnischen Hügel ge-        Die Ausbeute dürfte aber nicht relevant gewe-
nannt. Das klingt nicht nur spannend, es war       sen sein. Traditionell wurden in diesen Gräbern
und ist es noch heute. Denn man findet heutzu-     keine wertvollen Gaben beigelegt. Ärgerlich
tage fast nirgendwo in unserer Region Hügel-       war und ist es trotzdem. Denn es handelt sich
gräber. Vor Jahrhunderten und mit zunehmen-        hierbei um einen sehr seltenen Fund, den es zu
der Industrialisierung wurden solche Flächen       bewahren und zu beschützen gilt. Heute sind
nicht nur zu Ackerflächen, sondern auch zu In-     die Hügelgräber ein Bodendenkmal, das durch
Der Bote - Nur ein Spiel in Königsblau: Siegfried Grams "Omma und Oppa Wanne-Eickel" Die sieben heidnischen Hügel - Hist. Verein Herne / ...
den Denkmalschutz geschützt ist.                    dieser Zeit überzeugt. Ob die Erbauer auch in
             Es gab keinen Anlass, weitere Hügel zu öff-      diesem Fall darauf geachtet haben und den Bau
llung eines Grabhügels                 nen. Man erwar-        des Gräberfeldes absichtlich dort wegen der na-
                                       tete keine nen-        hegelegenen Gewässer (Ruhmbach, Mühlen-
                                       nenswerten Fun-        bach und nördlich den Langelohbach) angelegt
                                       de, die Zerstörung     haben, ist nicht beweisbar. Aber allein schon
                                       des     Grabfeldes     wegen der Wasserreichen Region und den gu-
                                       rechtfertigen wür-     ten Bedingungen, ist eine Siedlung im Nahbe-
                                       den.                   reich und Umfeld des Gysenberg Waldes mög-
                                          Herr Dr. Stie-      lich und auch aus heutiger Sicht sinnvoll.
                                       ren, vom Landes-          1929 beschäftigte sich noch Karl Brand mit
                                       Museum der Pro-        den Hügelgräbern und verfasste später auch
                                       vinz     Westfalen     ein Buch zur Ruhrländischen Frühgeschichte.
                                       empfahl,        das    Er schrieb, dass die Hügelgräber aus der Jung-
                                       Grabhügelfeld zu       steinzeit, bzw. frühen Bronzezeit stammten.
                                       schützen und zu           Um zur Eingangsfrage zurück zu kommen,
                                       bewahren,       weil   wie lange Menschen hier in Herne schon leben,
                                       sich nichts Ver-       kann also mindestens die Jungsteinzeit festge-
                                       gleichbares in un-     halten werden. Inwieweit sich daraus unsere
                                       serer Region wie-      früheren Dörfer Sodingen, Börnig oder Holt-
                                       derfindet und ein      hausen oder auch eben Herne entwickelten, ist
                                       Beweis einer Sied-     nicht darzustellen.
                                       lung darstellt.           Wer die Hügelgräber einmal mit eigenen Au-
                                          Wenn      Men-      gen sehen möchte, muss lediglich den Stadt-
                                       schen sterben und      plan der Stadt Herne bemühen. Dort sind sie
          begraben werden, müssen hier auch Menschen          schon lange gekennzeichnet und für den, der
          dauerhaft gelebt haben. Deutschlandweit gibt        sie finden möchte, auch zu finden. Besonders
          es einzelne Grabhügel zu finden. Aber als Grä-      im Herbst, wenn die Vegetation kahl und die
          berfeld findet man nur sehr wenige Beispiele.       Blätter von den Bäumen gefallen sind, ragen
          Üblicherweise war die Siedlung zu dem Gräber-       die Hügel in der Landschaft her-
          feld nicht sehr nah an der Siedlung. Die Men-       vor. Weitere Tipps erhalten Sie
          schen hatten Angst vor den Geistern der Ver-        natürlich von uns. Bitte sprechen
          storbenen. Man achtete darauf, dass die Gräber      Sie uns, auch zu diesem Thema,
          auf einer Anhöhe angelegt werden und zwi-           gerne an.
          schen der Siedlung und den Gräberfeld Gewäs-
          ser lag, denn über ein Gewässer konnten Geis-
          ter nicht reisen, davon waren die Menschen zu                                                  Marcus Schubert

                                                                                  © Stadt Herne und Regionalverband Ruhr (Lizenz: dl-de/by-2-0)
                                                                          https://www.geoportal.herne.de/_verwaltung/ www.govdata.de/dl-de/by-2-0
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14 Herner Oberliga-Derbys
   27.000 Zuschauer lockte das 1. Herner Ober-        Cieslarczyk (2), Pyka und Benthaus trugen
liga-Derby ins Stadion am Schloss Strünkede.       sich am 15. September 1957 in die Herner Der-
In der höchsten westdeutschen Fußballklasse        by-Torschützenliste ein. Vor 12.000 Zuschau-
standen sich am 3. Oktober 1954 – dem Welt-        ern trennten sich die beiden Herner Oberligis-
meisterjahr – die Mannschaften von Westfalia       ten mit einem 2:2. Ebenfalls mit einem Remis
Herne und SV Sodingen gegenüber. Als Sieger        (2:2) endete das Derby, das am 19. Januar
gingen damals die Grünweißen vom Platz. Gerd       1958, im Stadion am Schloss, ausgetragen wur-
Harpers, der spätere Nationalspieler, hatte in     de. 12.000 Zuschauer sahen hier Tore von Jupp
der 58. Minute den Siegtreffer erzielt. Weitere    Marx (2), Sopart und Wandolek.
13 Derbys sollten bis zum Abstieg der Sodinger
aus dieser Spielkasse, die bis 1963 bestand und       Westfalia-Torjäger Gerd Clement markierte
von der einteiligen Bundesliga abgelöst wurde,     am 24. August 1958, vor 17.000 Zuschauern am
noch folgen.                                       Schloss, den Treffer zum Sieg. Im April 1959
                                                   waren 11.000 Zuschauer ins Glückauf-Stadion
   Auch im zweiten Spiel überzeugten die Ki-       geströmt, um einen deutlichen Sieg der Gäste
cker vom Zechenplatz. Mit 5:2 wurde die West-      mitzuerleben, denn Bothe und Clement waren
falia nach Hause geschickt. Bereits in der Halb-   hier mit jeweils zwei Treffern erfolgreich. Wun-
zeit lag die Mannschaft um Hännes Adamik mit       drock gelang der Ehrentreffer für den SVS.
4:0 vorn. Die Treffer für den SV Sodingen mar-
kierten Adamik, Harpers, Demski und Wäch-             Jeweils 20.000 Zuschauer verfolgten die
ter. Für die Westfalia waren Grandt und Pühl       Derbys am 25. September 1960 und am 25. Fe-
erfolgreich. Die Begegnung, die am 20. Februar     bruar 1961. Doch die Torausbeute fiel etwas
1955 stattfand, lockte 10.000 Zuschauer in das     mager aus, denn im September 1960 reichte
Glückauf-Stadion.                                  der Westfalia im eigenen Stadion ein Tor von
                                                   Gehlisch, um als Sieger den Platz zu verlassen.
  Einige Monate später, am 4. September            Im Februar 1961 waren Kurt Sopart (SCW) und
1955, sahen 16.000 Zuschauer in Sodingen ein       Lothar Bäcker (SVS) die Vollstrecker. 1961 kam
Remis. Diesmal trugen sich Linka (2), Blatt und    es noch zu einer weiteren Begegnung in Sodin-
Adamik in die grünweiße Torschützenliste ein,      gen. Diesmal waren 13.000 Besucher gekom-
bei der Elf vom Schloss waren Sopart (2),          men, die einen 0:2-Sieg der Westfalia miterleb-
Grandt und Benthaus waren die Schützen.            ten. Torschützen: Luttrop und Heese.

   Im Januar 1957 trennten sich Westfalia und         Am 13. Januar 1962 kam es im Stadion am
SV Sodingen vor 12.000 Zuschauern mit einem        Schloss zum letzten Derby in der Oberliga.
1:1. Die Treffer erzielten Bothe (SCW) und Blatt   Auch hier gab es vor 6.000 Besuchern ein Re-
(SVS). Torlos endete das 5. Lokalderby, am 2.      mis. Für die Westfalia war Heese erfolgreich
September 1959, in Sodingen. 18.000 Zuschau-       und der spätere, »einmalige« Bundesligaspie-
er waren im Stadion.                               ler Siegfried Grams erzielte bereits in der 20.
                                                   Spielminute den Ausgleichstreffer. Erfolg-
   Einen weiteren »Auswärtssieg« konnten die       reichste Derbytorschützen wa-
Sodinger dann am 19. Januar 1957 erringen.         ren Kurt Sopart (SCW) und Har-
10.000 Zuschauer verfolgten dieses Derby, bei      ry Linka (SVS). Über 200.000
dem Linka und Kropla für den SVS und Over-         Zuschauer sahen in diesen acht
dick für den Gastgeber erfolgreich waren.          Jahren diese Herner Lokalder-
                                                   bys.
                                                                                Friedhelm Wessel

10                                                                                 Der Bote im Juli 2021
Wolfgang Viehweger gestorben

    E
          r galt als exzellenter Kenner der Hei-   gangenen Jahrzehn-
          matgeschichte: Wolfgang Viehweger,       ten Akzente, verfasste
          der im Mai 2021, im Alter von 86         20 Bücher, organisier-
 Jahren in seiner Wahlheimat, dem Wanne-Ei-        te Exkursionen und
 ckeler Ortsteil Röhlinghausen, starb.             Lesungen.
    Geboren wurde der Pädagoge, Autor und             Im März 2020
 Heimatforscher, der dem Historischen Verein       stellte Wolfgang Vieh-
 Herne/Wanne-Eickel sehr verbunden war, im         weger sein letztes
 oberschlesischen Heinersdorf. Nach dem 2.         Werk in Wanne-Ei-
 Weltkrieg verschlug es ihn und seine Familie      ckel vor: »Laurentius-
 zunächst ins Emsland. Nach dem Studium ar-        kirchweih«. In diesem
 beitete Wolfgang Viehweger dann als Lehrer        Buch folgte der sehr
 in Münster, wechselte ab 1963 ins Ruhrgebiet      geschätzte Autor dem
 und wurde in Röhlinghausen heimisch.              Ursprung der Cranger
    Bis 1995 war Wolfgang Viehweger als Päd-       Kirmes. Heimatkund-
 agoge an Schulen in Wanne-Eickel und Herne        liche Arbeiten des en-
 tätig. Zuletzt leitete er die Gesamtschule        gagierten Heimatfor-
 Mont-Cenis.                                       schers erschienen sogar in polnischer und
    Die große Leidenschaft des Heimatfor-          französischer Sprache.
 schers waren dabei die Themenbereiche: Fuß-
 ball, Bergbau und Sagen. Als Gründer des Kul-
 turvereins Herner Netz setzte er in den ver-                                 Friedhelm Wessel

                         Udo Freisewinkel gestorben

     U
            do Freisewinkel war ein begeisterter   die Betriebsführung
            Bergmann. Dabei wollte der aus dem     auf der Gelsenkir-
            Harz stammende Holthauser eigent-      chener Zeche Hugo.
 lich Förster werden. Nach dem bergmänni-          Danach wurde er zum
 schen Studium in Clausthal-Zellerfeld             Leiter der Abteilung
 verschlug es den 1935 Geborenen ins Revier.       RAG-Arbeitsschutz
 Zunächst fuhr er auf der Zeche Constantin an,     und Grubensicherheit
 wechselte aber nach der Schließung zur Nach-      ernannt. Im Rahmen
 barzeche Mont-Cenis, wo er 1966 sogar die         dieser Tätigkeit infor-
 Nachfolge des 1965 gestorbenen Werksleiters       mierte der Holthauser
 und Grubenwehrführers, Werner Repons,             im April 1991 den
 antrat. Bisher war es im Bergbau möglich,         Landtagsausschuss
 dass Werksleiter auch Chef der jeweiligen         Grubensicherheit
 Grubenwehren waren, doch nach dem                 über die Nordwande-
 schweren Unglück im Untertagebetrieb von          rung der Zeche Haus
 Mont-Cenis im Sommer 1965, als der bishe-         Aden. Leiter dieses
 rige, allseits geschätzte, Werner Repons von      Bergwerkes war der
 einem Einsatz nicht mehr zurückkehrte,            ehemalige Assessor des 1978 geschlossenen
 änderte man die Vorgaben: Es gab nun eine         Bergwerkes Friedrich der Große, Haarmann.
 strikte »Ämtertrennung«. Nach dem Zusam-             Udo Freisewinkel, der am 19. April 2021 im
 menschluss von Friedrich der Große und            Alter von 85 Jahren starb, war dem BUV So-
 Mont-Cenis, im Jahre 1972, wurde Udo Frei-        dingen sehr verbunden. So hielt er im Juni
 sewinkel Obersteiger. Seine Nachfolge im Amt      2015, also 50 Jahre nach dem großen Unglück
 des MC-Grubenwehrführers trat nun Ober-           auf Mont-Cenis, die Gedenkrede am Ehren-
 steiger Waldemar Hoppe, bisher FdG an. 1977       mal auf dem Holthauser Friedhof.
 übernahm Udo Freisewinkel für sechs Jahre                                    Friedhelm Wessel

Der Bote im Juli 2021                                                                          11
»Omma und Oppa Wanne-Eickel«:
     Wie sich Ahnen- mit Heimatforschung verbindet
                                                     Julia hat sich deshalb lange geziert, mich
                                                  ihrer Familie vorzustellen. Sie hatte einfach
                                                  Sorge, dass ich überfordert wäre. Das hatte zur
                                                  Folge, dass ich in den ersten Monaten unserer
                                                  Beziehung zu den einzelnen Namen in ihren
                                                  Erzählungen kein Gesicht vor Augen hatte und
                                                  mir nur schwer merken konnte, wer wohin
                                                  gehört. Also nahm ich mir Stift und Papier und
                                                  malte mir einen groben Stammbaum von Julias
                                                  Verwandten auf.

                                                     Einige Jahre später: Julia hatte mich kurze
                                                  Zeit später doch auf die verschiedenen Famili-
                                                  enfeiern mitgenommen und ich hatte mich sehr
                                                  gut zurechtgefunden, waren wir gemeinsam
                                                  mit ihrem Vater, ihrem Onkel sowie ihrer Oma
                                                  im Urlaub in einem Dorf in Norddeutschland.
                                                  Aus diesem kleinen Dorf stammt Julias Groß-
                                                  vater und der Ort ist eng verwoben mit der
                                                  Geschichte ihrer Familie. Ich fragte genauer
                                                  nach, nahm mir wieder Stift und Papier und
Heinrich Krajnik, Lisbeth Gregorszewski,          schrieb einfach die vielen kleinen Anekdoten
Franz Gregorszewski                               mit.

                                                     Im Laufe der folgenden Monate wuchs der

     S
        eit vier Jahren betreibe ich Ahnenfor-
        schung. Im Kreis der Hobby-Genealo-       Stammbaum und meine lose Sammlung an
        gen gelte ich damit wohl als junger       Anekdoten. Ich fragte nun nicht mehr nur bei
Hüpfer. Für mich ist das Interesse an meinen      der Familie meiner Frau genauer nach, sondern
Vorfahren mittlerweile eng mit dem Interesse      auch bei meiner eigenen. Eine tolle Gelegen-
an meine Heimat verknüpft. In meinen Augen        heit, mehr über meine Vorfahren, aber auch die
passen Heimat- und Ahnenforschung perfekt         engste Familie, verschiedene Orte und eben
zueinander. In dieser dreiteiligen Artikelserie   auch mich selbst zu lernen. Und schlussendlich
möchte ich daher zeigen, wie ich Ahnenfor-        machte ich eine Familienchronik daraus. Aber
schung betreibe und was vielleicht auch Sie       so weit müssen Sie natürlich nicht gehen.
motivieren kann, sich mit Ihren Vorfahren zu
befassen.                                            Einer meiner spannendsten Vorfahren ist
                                                  mein Großvater Heinz, mittlerweile 92 Jahre
   Ich habe meine zukünftige Frau Julia im        alt, ehemaliger Bergmann aus Duisburg und
Jahr 2010 kennen und im Mai 2011 lieben           noch heute mit einem unbändigen Schalk im
gelernt. Ich komme aus einem Dorf bei Borken.     Nacken. »Oppa« ist für mich Ruhrpott pur und
Ich war ein naives Landei. Wenn es Probleme       als ich erkannte, dass ich bei ihm nur ein biss-
in meiner Familie gab, wurden sie lieber unter    chen bohren muss, um die richtig guten
den Teppich gekehrt als sie lautstark zu disku-   Geschichten zu erfahren, lernte ich mehr über
tieren. Julias Familie hingegen verstand es,      die Familie und meine neue Heimat; mittler-
sich lebhaft zu fetzen. Da wurde jahrelang nicht  weile lebe ich auch im Ruhrgebiet, als es jedes
miteinander gesprochen, weil sich der eine vom    Buch vermitteln könnte. Einfach, weil es auch
anderen bei einer Partie Kniffel betrogen fühl-   Teil meiner Geschichte war.
te. Auf deren Familienfeiern floss auch mal ein
Bier zu viel. Bei Treffen meiner Familie floss      Ahnenforschung ist Detektivarbeit. Zeitauf-
nur in Ausnahmefällen überhaupt ein alkoholi- wändig und langatmig, dann plötzlich span-
sches Getränk.                                   nend und kurzweilig. Wir dachten lange, dass
                                                 die Familie meines Großvaters aus Jugoslawien

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stammte. Der Name Krajnik passt gut in die
heute kroatische Region. Doch meine Anfrage
beim Stadtarchiv in Gelsenkirchen hatte erge-
ben, dass mein Urur-Großvater Theophil aus
Nawra im ehemaligen Westpreußen stammte
und anfangs nicht mal Krajnik hieß, sondern
Krajinski. Der Name wurde vermutlich »einge-
deutscht« als mein Urur-Großvater nach Gel-
senkirchen ging und in Ückendorf seine Frau
Rosa Ripholz heiratete, die aus Wieps in Ost-
preußen stammte.

   Die Urkunden belegen, dass Theophils Sohn
Heinrich am 18.03.1904 in Röhlinghausen
geboren wurde. Was witzigerweise nicht mal
dessen Sohn und meinem Opa Heinz bekannt            Heinz Krajnik (Sohn von Heinrich Krajnik)
war. Die Familie blieb nicht lange in Röhling-
hausen. Bereits 1908 ist eine Geburt in Buer-     ren verfasst. Ich habe mich so zum ersten Mal
Resse und weitere fünf Jahre später in Glad-      historisch mit meinem Heimatdorf befasst, die
beck vermerkt, wo meine Urur-Großeltern           Geschichte der Straße, in der ich heute wohne,
dann auch blieben. Dafür traten die Großeltern    erkundet und das Ruhrgebiet sowie den Berg-
meines Opas Heinz mütterlicherseits ins           bau ein bisschen besser kennengelernt. Wenn
Herner/Wanner Rampenlicht. Franz Gregors-         ich heute die Runde mit dem Hund gehe, spa-
zewski und Marianna Sobiecki lebten in            ziere ich durch frühe Bergbau-Geschichte. Der
Wanne-Eickel und hatten für Heinz damit den       Bergbau, der viele Zweige unserer Familie
kindlichen Spitznamen weg: »Omma und Oppa         überhaupt ins Ruhrgebiet geführt hat, ohne
Wanne-Eickel«.                                    den ich nicht hier wäre und diese Zeilen nicht
                                                  schreiben könnte.
   Glücklicherweise gibt die Ahnenforschung
oft auch weniger komplizierte Familienlinien      Das Schöne an der Ahnenforschung ist, dass
her. In sehr religiösen, dörflichen Gegenden   jeder nur so weit forschen muss, wie er möchte.
lassen sich mithilfe heute digitalisierter Kir-Wer nur einen kleinen Stammbaum erstellt
chenbücher oft sehr weit zurück reichende      und einige Fotos sammelt, hat schon viel Fami-
Stammbäume identifizieren. Mir war jedoch      lienwissen konserviert. Manch einer forscht
früh wichtig, auch möglichst viel Geschichte zuüber Jahrzehnte immer ein bisschen, ein ande-
erfahren und nicht einfach nur Daten zu sam-   rer viel in kurzer Zeit. Bedenken muss man nur,
meln.                                          dass man mit der Ahnenforschung nie fertig
                                               wird – egal, wie ehrgeizig man die Sache
   Die Vorfahren geben Aufschluss über eigene angeht.
Charakterzüge und lassen manche Erlebnisse
in einem anderen Licht erscheinen. Mein ande-     In der nächsten Ausgabe des »Boten« möch-
rer Großvater war kein Mensch, der seine Kin- te ich Ihnen zeigen, wie ich meine Familie
der oder Enkel mit Liebe überhäufte – im erforscht habe und auch wie Sie Ihre Suche
Gegenteil. Trotzdem oder vielleicht auch genau nach Ihren Vorfahren beginnen
deshalb hat mir die Erforschung seiner Linie oder vielleicht einen neuen
und seines Lebens viel gegeben. Heute verstehe Impuls bekommen können.
ich, was ihn geprägt hat und das gibt mir eine
Verbindung zu ihm, die wir zu seinen Lebzeiten
nie aufbauen konnten.

  In meiner Familienchronik habe ich oft auch
Kapitel zu den Herkunftsorten meiner Vorfah-                                   Daniel Brückner

Der Bote im Juli 2021                                                                         13
Von Alhambra bis Union - Kinos in Herne
   36 Lichtspielhäuser gab es einst in Alt-Herne
und Wanne-Eickel. Die Alt-Herner Kinomeile
war dabei die Bahnhofstraße. Zwischen Bahn-
hof und Kreuzkirche lockten zeitweise zehn Ki-
nos die Besucher an. Dabei überstrahlte die
Lichtburg bis zu ihrem Abriss Ende der 1999er
eigentlich Alles. Dieses Haus bot 1.027 Besu-
chern einen Platz. In der Lichtburg fanden aber
auch Modenschauen, Konzerte, Theaterauffüh-
rungen und Sportwettbewerbe statt, denn es
mangelte in der Stadt an entsprechenden Hal-
len oder Sälen. In der Schauburg erklang sogar
manchmal ein Gong, denn dort trug der BSC
Herne seine Box-Kämpfe aus.
   In Wanne-Eickel war die Hauptstraße die
Straße der Kinos. Hier luden in der Hochzeit
neun Lichtspieltheater die Besucher ein. Dabei
galt die »Astoria« mit 1.200 Sitzplätzen als
größtes Haus in der Kommune.
   Auch die Vororte profitierten einst von der
Zelluloid-Welt. So gab es in Horsthausen an der
Werderstraße, das Apollo, das Casino Roon-
straße, das Kronen-Theater Ludwigstraße, das
Filmeck Bruchstraße, das Corso Bismarckstra-
ße, das Roxy Hafenstraße, das Stern-Theater
Neustraße, das Alhambra Mont-Cenis-Straße
und das Residenz-Theater, ebenfalls an der
Mont-Cenis-Straße.                                 bendes Mülheimer Discounter-Unternehmen.
   Das Residenz-Theater (649 Sitzplätze) in So-       An der Wanne-Eickeler Hauptstraße luden
dingen; von den Sodingern liebevoll »Resi« ge-     zeitweise folgende Kinos ein: Astoria, City,
nannt, existierte von Oktober 1954 bis Oktober     Kammerlichtspiele, Kinematograph, Licht-
1967. Mit dem Film »20.000 Meilen unter dem        burg, Lito, Rex, Roxy. In den Vororten existier-
Meer«, nach einer Vorlage von Jules Verne,         ten: Atrium, Capitol, Regina, und Schauburg.
verabschiedete es sich damals von den Sodin-       Auf der Alt-Herne Bahnhofstraße gab es Scala,
gern. Der Pächter, so schrieb im September         Astoria, Gloria, Capitol, Hollywood, Lichtburg,
1967 die Herner WAZ, hätte das Kino gerne          Palast-Theater, Schauburg und Kammerlicht-
noch weitergeführt. Aber der Mietvertrag wur-      spiele.
de nicht verlängert. Nachmieter: Ein aufstre-         Die ehemalige Herner Lichtburg konnte so
                                                   auf eine lange Tradition zurückblicken. 1893
                                                   wurde in dem Haus an der Bahnhofstraße 15
                                                   ein Tanzsaal eröffnet. Später übernahm Adolf
                                                   Steffen den sogenannten »Reichshallensaal«.
                                                   Ab 1905 gab es hier die ersten Filmvorführun-
                                                   gen. 1912 vernichtete aber ein Feuer den Saal.
                                                   Zwei Jahre später erstrahlte die Lichtburg wie-
                                                   der in neuem Glanz. 1961 erwarb die Stadt Her-
                                                   ne das Gebäude und verwandelte die Lichtburg
                                                   in ein »Kulturzentrum«.

                                                                        ****

                                                     Die erste Film-Uraufführung in Herne fand
                                                   nachweislich am 23. Oktober 1938, in der
                                                   »Lichtburg«, statt. Dort stellte die quirlige

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Filmlegende Marika Rökk, »Eine Nacht im
Mai« vor. Es war keine einfache Premiere, denn
Marika Rökk sang und tanzte sogar auf der
Lichtburgbühne. Sie entfesselte damals einen
Sturm auf das Vorzeigekino an der Bahnhofs-
traße. Die Regie in diesem Spielfilm führte
Georg Jacoby. Das Drehbuch hatte Willy Clever
verfasst. An der Seite von Marika Rökk spielten
Victor Staal, Karl Schönbock und Oskar Sima.

   In der »Scala« gab Gert Fröbe am 31. De-
zember 1948 den Deutschland-Startschuss für
den Film »Berliner Ballade«. Regie führte Ro-
bert A. Stemmle. Das Drehbuch stammte von
Günter Naumann. Fröbe brillierte später in »Es
geschah am helllichten Tage« und »Goldfin-
ger«.
   Frauenschwarm Roy Black kam am 16. März
1972 nach Herne. In der »Lichtburg« lief sein
»Kinderarzt Dr. Fröhlich« an. In den weiteren
Rollen waren hier Eva Holm, Georg Thomalla
und Ralf Wolter zu sehen. Die Regie führte Kurt
Nachmann, der auch das Drehbuch geschrie-
ben hatte.                                       traße der Film »Pilgerfahrt nach Mekka«. Der
                                                 Besitzer ließ dazu ein Begleitheft drucken und
   Am 25. September 1980 tauchte dann ein verteilen. Die Auflage von 6.500 Exemplaren
tonnenschwerer Filmstar in Herne auf: Ein war bald vergriffen, in der zweiten Auflage folg-
Schnauzen-Volvo. Er spielte in Peter F. Bring- ten weitere 7.500 Hefte. Diese Idee setzte sich
manns »Theo gegen den Rest der Welt« eine durch – das Filmprogrammheft trat nun einen
»Hauptrolle«. Auch das Drehbuch des zweiten weltweiten Siegeszug an.
Theo-Films mit Marius Müller-Westernhagen,          Das größte Wanne-Eickeler Kino »Astoria«,
Guido Gagliardi, Claudia Demarmels und Mar- Hauptstraße, rückte 1967 in den Blickpunkt.
quard Bohm stammte von dem in Herne aufge- Denn dort wurde den anwesenden Shamrock-
wachsenen Matthias Seelig.                       Kumpels, im Rahmen einer Betriebsversamm-
   In der ehemaligen »Schauburg« wurde 1909 lung, die Schließung der Zeche verkündet.
eine Idee geboren, die bald von fast allen Film- Kaum hatten damals die sehr enttäuschten
theatern übernommen wurde: Das Programm- Bergleute das Lichtspielhaus verlassen, flim-
heft. Damals lief in dem Kino an der Bahnhofs- merte dort der Film »Gnadenlose Abrechnung«
                                                 über die Leinwand.

                                                     Am 28. April 1965, ab 20 Uhr, ging es in der
                                                  altehrwürdigen Lichtburg lautstark zu. Dort
                                                  fand ein NRW-Beat-Festival statt. Vier Bands
                                                  nahmen daran teil. So »The Feens«, »The Rol-
                                                  ling Rangers« und »The Blizzards«. Einen
                                                  Gastauftritt gab es an diesem Abend für die
                                                  Band »The Rickets« aus Bottrop. Die Proben
                                                  dieser sehr bekannten Beatband, die über Jahr-
                                                  zehnte bestand, fanden einst unter dem Herner
                                                  Ankündigungsplakat statt.

                                                                               Friedhelm Wessel

Der Bote im Juli 2021                                                                          15
100 Jahre Notgeld vom 1. März 1921 aus Eickel vom
               1. Juli 1921 aus Herne

  I
       n den ehemaligen Ämtern Wanne, Eickel       Haus Dorneburg 1850; 1 Mark: Burg Eickel mit
       und in der Stadt Herne wurde während        Ritter Tabo von Eickel, Markt Eickel 1750 und
       und nach dem 1. Weltkrieg Notgeld ge-       Kriegsküche Eickel mit dem Satz: »IN BITTER
druckt und in Umlauf gebracht; ebenso wie in       BÖSER KRIEGESNOT, VIEL SUPPE GAB‘S
vielen Städten und Gemeinden im ganzen             UND WENIG BROT«.
Land. Darüber hinaus nahmen auch Unterneh-
men dieses Recht wahr. Das von der Berg-
werksgesellschaft Hibernia, Zeche Shamrock I
& II, gedruckte Lagergeld, welches klar vom
Notgeld zu trennen war, ist hier ein bedrücken-
des Beispiel. So bedarf etwa die Geschichte des
Gefangenenlagers der Zeche Shamrock von
1914 bis 1918, auf dem Gelände der Dorneburg,
noch einer weiteren Erforschung. Belegt ist,
dass allein im Ruhrbergbau, bis August 1918,
mehr als 73.000 Kriegsgefangene als Arbeits-
kräfte eingesetzt wurden, was einem Kriegsge-
fangenenanteil von rund 16 Prozent an der Ge-
samtbelegschaft entsprach.
                                                      In der Stadt Herne kamen, mit Datum vom 1.
   Heute soll hier jedoch auf das Eickeler Not-    Juli 1921, die heute noch sehr bekannten und
geld vom 1. März 1921 und auf das Notgeld der      weit verbreiteten Geldscheinserien über 10, 25
Stadt Herne vom 1. Juli 1921 zurückgeblickt        und 50 Pfennig heraus. Die Nominale über 10
werden, welches eben vor 100 Jahren in Um-         und 25 Pfennig sind im Design gleich mit blau-
lauf kam. Die Gemeinde Eickel, die 1808 ‒          weiß gehaltenem Hintergrund gestaltet. Auf
während der napoleonischen Zeit ‒ zur Mairie       der Vorderseite befindet sich im Zentrum eine
Herne gehörte, die ab 1875 dann zum Amt            Figur in einer Rüstung auf einem Sockel. Im
Wanne geschlagen wurde, erlangte 1891 eine         Sockel befindet sich eine Darstellung des ehe-
höhere Unabhängigkeit als Amt Eickel, bevor        maligen Wappens der Stadt Herne. Links vom
1926 die Städteehe zur kreisfreien Stadt Wan-      Wappen der Text: »Die Stadtkasse in Herne
ne-Eickel geschlossen wurde. Erste Belege für      zahlt dem Einlieferer dieses Gutscheins 25 (10)
Eickeler Notgeld finden sich bereits 1917, als     Pfennig.«. Hinzu kommt das Datum 1. Juli
mit einem Gutschein über 50 Pfennig, für die       1921. Die Fläche unten auf der rechten Seite
»Ämter Wanne und Eickel«, ein in beiden Äm-        enthält die Geldscheinnummer und die Unter-
tern gemeinsames Notgeld gedruckt wurde.           schrift des Magistrats. Gedruckt wurde der
                                                   Schein in der Ratsdruckerei R. Dulce, Künstler-
   Mit dem Datum »Eickel, den 1. März 1921«,       druck, Glauchau (Sachsen). Die Rückseite bein-
wurden fünf verschiedene Geldnominale in           haltet eine Zeichnung mit Stichkanal und im
Umlauf gebracht, die bei der »Firma Siepmann       Hintergrund die Zeche Friedrich der Große. Al-
G.m.b.H. Essen« gedruckt worden sind. Dabei        les ist eingebettet in eine
handelt es sich um unterschiedlich gestaltete      stilisierte Zeichnung mit
Scheine. Die Geldscheine beinhalten auf der        den         Wasserstraßen
Vorderseite den Wert des Geldscheins und eine      Rhein,      Rhein-Herne-
dominierende Untergrundfarbe, während sich         Kanal und dem Dort-
auf der Rückseite historische Abbildungen fin-     munder Kanal sowie
den. Ausgegeben wurde ein grün unterlegter         dem Städtedreieck von
Schein über 25 Pf. (Pfennig), ein gelb gestalte-   Duisburg über Dort-
ter Schein über 50 Pf. und drei blau unterlegte    mund bis Emden. In den
Geldscheine über 1 Mark. Auf den Rückseiten        Ecken links befindet sich
finden sich folgende Motive: 25 Pf.: Haus Bön-     zudem der Wert 25 (10)
ninghausen nach einem Motiv von 1750; 50 Pf.:      Pfennig.
Neben diesen beiden Scheinen erschien eine
Serie von zehn im Design ähnlich gestalteten 50
Pfennig Geldscheinen. Alle Vorderseiten waren
gleich gestaltet, Unterschiede gab es nur in der
individuellen Nummerierung. Der Hintergrund
war gelblich-orange gehalten und zeigt in der
Mitte einen Ritter vor einem Burgtor. Die No-
minale waren mit der Angabe »50 Pfg.« links
und rechts versehen und die Texte vergleichbar
den 10 und 25 Pfennig-Nominalen. Die Rück-
seite der Abbildung zeigt einen Ritter zu Pferde,
gegenüber einem Bürger mit dem Textbanner: begann gegen Ende des Krieges, als der Bedarf
                                                  an Zahlungsmitteln sprunghaft angestiegen
   »Es was emal ne schlimme Tit –                 war. In dieser Phase sah sich die damalige
                                                  Reichsbank sogar veranlasst, die Städte aus-
   Im Veste Riacklhusen, -                        drücklich zur Ausgabe von Notgeld anzuregen.
                                                  Aus dieser Phase stammen auch die datierten
   de Lüde klagen breet und wit, -
                                                  Notgeldscheine vom 1. März und 1. Juli 1921,
   dat dusse Joest so husen.«                     die schon früh zu einem beliebten Sammelge-
                                                  biet avancierten, so dass heute diese Geldschei-
   Alle unterschiedlich gestalteten Rückseiten ne in Deutschland insgesamt noch weit verbrei-
der 50 Pfennig-Scheine weisen vergleichbare tet sind und ein hier beschriebener Geldschein
Geschichten auf. In Deutschland zog die Inflati- von 1 Mark kaum mehr als 1 Euro Wert darstellt
on ab Mitte 1921 deutlich an, so dass die am 1. – und das auch nur in gutem Erhaltungszu-
Juli 1921 verausgabten Nominale sehr schnell stand.
ihren Wert verloren haben. Heute sind diese
Notgeldscheine noch sehr leicht zu erwerben,         Glossar
weil sie damals schnell in den Sammelalben
                                                     Notgeldausgaben sind Zahlungsmittel, die in
verschwunden waren. Als Vergleich sei hier auf
                                                  Krisenzeiten den Mangel an staatlichem Geld
den Kurs von einem Dollar zur Papiermark ver-
                                                  ausgleichen und etwa von Kommunen oder Fir-
wiesen: Am 1. Juli 1921 mussten für einen Dol-
                                                  men ausgegeben werden durften.
lar 75 Papiermark gezahlt werden, wohingegen
                                                     Als Lagergeld wird eine Form von Notgeld
drei Monate später die Inflation den Verlust auf
                                                  bezeichnet, die in Internierungs- oder Kriegs-
bereits 124,50 Papiermark angehoben hatte.
                                                  gefangenenlagern an die Insassen, anstelle re-
   Weiteres Notgeld und Inflationsgeld wurde gulären Geldes, ausgegeben wurde, um im Falle
insgesamt in der Zeitspanne vom 1. Weltkrieg einer Flucht sicherzustellen, dass die Insassen
bis zum Ende der Großen Inflation 1923 mit nicht über Bargeld verfügten.
vielfältig gestalteten Geldscheinen von Eickel,      Inflationsgeld wurde in Zeiten schneller und
              Wanne und Herne sowie von der starker Geldentwertung (Mitte 1921 – 23) als
              Bergwerksgesellschaft Hibernia, Münzen oder Geldscheine mit ungewöhnlich
              der Baum Maschinenfabrik, der großer Wertangabe bis in den Billionenbereich
              Gewerkschaft des Steinkohlen- ausgegeben.
            bergwerks Friedrich der Große
            oder der Vereinten Kaufmanns-
            chaft ausgegeben.

               Die Notgeldausgabe seit Beginn
            des 1. Weltkriegs teilt die Bundes-
            bank heute nach Perioden ein. Die                                  Dr. Peter Piasecki
            dritte Periode der Notgeldausgabe
»Edition Haranni« startet mit »Verballert«

           I
                 n Zusammenarbeit mit dem
                 Historischen Verein starte ich
                 ab Juni mit der »Edition
             Haranni«. Mit »Verballert« wage
           ich einen Versuch. Dieses Buch liegt
        mir sehr am Herzen. Es geht doch um
meinen Freund Siegfried Grams, der sich in
den 1960er-Jahren in die Herzen der Sodinger
Fußballfans spielte. Siegfried Grams, der aus
Sodingen stammte jedoch damals in
Meinerzhagen lebte. Der ehemalige Kicker
wurde mir damals von einem in Hamburg
lebenden, gebürtigen Sodinger als Zeitzeuge
für ein geplantes Fußballbuch empfohlen.
Schnell war der Kontakt hergestellt, ein             Siegfried Grams und Friedhelm Wessel
Besuchstermin vereinbart und bald waren wir
sogar Freunde. Später kam ich auf die Idee, ein    über seine Laufbahn als Kicker, die beim SV
Buch mit dem Thema »Einmal Bundesliga« zu          Sodingen begann, über Mönchengladbach,
schreiben. Ich ging auf die Suche nach             Schalke, Marl und Meinerzhagen führte
Spielern, die ein ähnliches Schicksal, wie mein    sprachen, griff ich bei der leider »vergessenen
Freund Siggi, der nur ein Spiel im Trikot von      Kindheit« in die schriftstellerische Trickkiste
Schalke 04 absolviert hatte, teilten. Ich wurde    und erfand mit Genehmigung von Hannelore
auch fündig. Einen Verlag für dieses Projekt       Nielacny, geborene Grams, eine neue Vita. In
fand ich nicht. Nach dem Tod von Siggi trug ich    »Verballert« - gespickt mit etlichen Fotos -
daher alles, was ich aus seinen Erzählungen        zeichne ich so den Weg eines Jungen aus dem
Verballert                 wusste, zusammen        Ruhrgebiet nach, der sich mit großem Ehrgeiz
                           und machte daraus       und Talent bis in die 1. Fußballbundesliga
von Friedhelm Wessel       das      Buchexpose     hocharbeitet – aber letztendlich doch
Edition Haranni            »Verballert«. Weil      scheitert.
116 Seiten, Preis: 7,95 € wir      zu    Siggis-
Bezugsquelle: Redakti- Lebzeiten          meist                                Friedhelm Wessel
on Hist. Verein Herne /
Wanne-Eickel e. V. /
Friedhelm Wessel              Tiefschürfende Ode

E
      s ist keine leichte Kost, die der Schau-     zimmer spielen, harte, derbe
      spieler, Maler und Autor Willi Thomczyk      Kost, die dem unvoreingenom-
      mit dem Roman »Kalischewski – Ode an         menen Leser einiges abverlangt.
die Freundschaft« serviert. Das rund 184-seiti-    Hat man aber erst den Einstieg
ge Werk spielt dabei auf mehreren Ebenen:          gefunden, erfährt man teilweise
Der Ich-Erzähler, der seine Erlebnisse, nach       autobiographische Geschichten,
einer Prostata-OP, im Krankenhaus drastisch        die manchmal oberflächlich wir-
schildert, das bewegte Leben des Ex-Bergman-       ken, aber philosophisch und
nes Kalischewski, der als »Kostgänger« und         dicht sind und aus dem Leben
Beschützer vor dem Vater, im Haus des Erzäh-       Thomczyks berichten. Am Ende
lers lebt, schwadroniert, raucht, philosophiert    überrascht Willi Thomczyk mit
und der Vertraute des noch jugendlichen            einer »Hühnersuche«, die auch
Erzählers ist, bilden ein chaotisches Nebenein-    als Abrechnung mit dem glorifizierten Bergbau
ander. Thomczyk, in Wanne-Eickel aufge-            zu betrachten ist. Eine »echte« Geflügelsuppe
wachsen, aber längst in Wuppertal lebend, ver-     hat sich Kalli, der inzwischen selbst todkranke
sucht hier ein Bild des Reviers und seiner Hei-    Ziehopa, vom Erzähler als letzten Willen
matstadt Wanne-Eickel in den 1960er-Jahren         gewünscht. So endet »Die Nacht des Huhns«,
zu zeichnen. Typen – männlich und weiblich –       wie der Roman in der Erst-
kommen und gehen – hinterlassen Spuren bei         fassung mal hieß und nun Kalischewski
dem 17-jährigen, der auf der Suche nach sich       als »Ode an die Freund- Ode an die Freundschaft
selbst ist. »Kalli« überrascht jedoch mit manch    schaft« vorliegt, mit einem von Willi Thomczyk
guten Spruch, Erinnerungen und tiefgreifen-        kleinen Gag: Einem Hüh- NIBE-Media
den Reflexionen. Ansonsten ist der Roman, der      nersuppenrezept.               184 Seiten
überwiegend in einer Zechensiedlung, die aber                                     ISBN: 396607074X
vor dem Abriss steht und einem Krankenhaus-                                       Preis: 14,95 €

18                                                                                 Der Bote im Juli 2021
Historischen Verein Herne / Wanne-Eickel e. V.
                                                                        www.hv-her-wan.de
                                                    Hiermit beantrage ich / beantragen wir die Aufnahme in den
                                                        Historischen Verein Herne / Wanne-Eickel e. V.

                                   Name:                                                     Vorname:

                                   Straße/Hausnummer:                                        PLZ / Ort:

                                   Telefon:                                                  E-Mail

                             Grundlage der Mitgliedschaft ist die Satzung des Vereins in der jeweils letzten von
                             der Mitgliederversammlung beschlossenen Fassung. Die Satzung kann auf
                             https://hv-her-wan.de und in der Geschäftsstelle eingesehen werden.
Aufnahmeantrag zum Heraustrennen

                                                           ⃝ 18,00 € Einzelmitglied              ⃝ 28,00 € Familientarif

                             Den jährlich fälligen Beitrag zahle ich / zahlen wir:
                                     ⬜ per SEPA-Lastschriftmandat (siehe Rückseite)
                                     ⬜ per Überweisung
                                     ⬜ Ich/wir möchte(n) meinen/unseren Jahresbeitrag um _______ Euro erhöhen.
                                     ⬜ Ich / wir willige/n ein, dass mich / uns der Historische Verein Herne / Wanne-
                                    Eickel e. V. per E-Mail über alle Belange des Vereins informiert. Meine / Unsere
                                    Daten werden ausschließlich zu diesem Zweck genutzt. Eine Weitergabe an Drit‐
                                    te erfolgt nicht. Ich kann / wir können die Einwilligung jederzeit per E-Mail an in‐
                                    fo@hv-her-wan.de, per Brief an die Geschäftsstelle, oder durch Nutzung des in
                                    den E-Mails enthaltenen Abmeldelink widerrufen.

                                     Ort, Datum                                                    Unterschrift
                                    Der Mitgliedsbeitrag wird zum 15. Februar eines jeden Jahres fällig.
                                                                                              Satzung: h�ps://hv-her-wan.de/kwt7

                                                                                     Datenschutzsatzung: h�ps://hv-her-wan/kwa7

                                                   Historischer Verein Herne / Wanne-Eickel e.V.- Schillerstraße 18 – 44623 Herne
                                                   Herner Sparkasse: IBAN: DE10 4325 0030 0003 3202 64 BIC: WELADED1HRN

                                   Der Bote im Juli 2021                                                                            19
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                              Schillerstraße 18 – 44623 Herne
                    Fon: (02323) - 1 89 81 87 Fax: (02323) 1 89 31 45
                              Gläubiger-Identifikationsnummer:
                                  DE38ZZZ00001792815
     Mandatsreferenz: ______________________________ (wird vom Verein ausgefüllt)
     Ich ermächtige den Historischen Verein Herne / Wanne-Eickel e.V., Zahlungen von
     meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut
     an, die vom Historischen Verein Herne / Wanne-Eickel e. V. auf mein Konto gezoge‐
     nen Lastschriften einzulösen.
     Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum,
     die Erstattung des belasteten Betrags verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kre‐
     ditinstitut vereinbarten Bedingungen. Wenn das Konto nicht die erforderliche Deckung
     aufweist, besteht seitens des kontoführenden Geldinstituts keine Verpflichtung zur
     Einlösung. Bei Nichteinlösung gehen die entstehenden Gebühren zu meinen Lasten.

     Vor- und Nachname KontoinhaberIn

     Straße und Hausnummer

     PLZ und Wohnort

     Kreditinstitut (Name und IBAN)

     DE _ _ | _ _ _ _ | _ _ _ _ | _ _ _ _ | _ _ _ _ | _ _

     Ort, Datum                                    Unterschrift

           Historischer Verein Herne / Wanne-Eickel e.V.- Schillerstraße 18 – 44623 Herne
           Herner Sparkasse: IBAN: DE10 4325 0030 0003 3202 64 BIC: WELADED1HRN

20                                                                                Der Bote im Juli 2021
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     die Geschäftsstelle) oder per E-Mail (info@hv-her-wan.de) an den Historischen Verein
     Herne / Wanne-Eickel e.V. übermitteln. Es entstehen Ihnen dabei keine anderen Kosten,
     als die Portokosten, bzw. die Übermittlungskosten je nach gewählter Übertragungsart.

Ich möchte die Arbeit des Historischen Vereins Herne / Wanne-Eickel e.V. unterstützen und
beteilige mich mit einer Spende.
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    Straße/Hausnummer                            PLZ/Ort

    Telefon                                      E-Mail

    Geb.Datum:                                   Unterschrift:

    Ich spende dem Historischen Verein Herne / Wanne-Eickel:
                           ⬛   einmalig                          Kopieren, vollständig ausfüllen, ggf. zweimal
⬛   € 5,-                                                        unterschreiben und einsenden an:
                           ⬛   monatlich                         Historischer Verein
⬛   € 10,-                                                       Herne / Wanne-Eickel e. V.
                           ⬛   vierteljährlich                   Schillerstraße 18 - 44623 Herne
⬛   € 15,-
                           ⬛   halbjährlich
⬛   € _______                                                    (auch gerne per E-Mail oder Fax an die
                           ⬛   jährlich                          Geschäftsstelle)

    Wie soll das geschehen:
⬛ Ich überweise den Betrag auf das Konto des Historischen Vereins Herne / Wanne-Eickel
e. V. (Volksbank Bochum Witten eG: IBAN: DE24 4306 0129 0170 5205 00 BIC:
GENODEM1BOC)

⬛ Ich ermächtige den Historischen Verein Herne / Wanne-Eickel e. V., den Betrag von
meinem Konto einzuziehen (Einzugsermächtigung; jederzeit ohne Fristen widerrufbar!):

    Kontoinhaber:                                Bank:

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    Datum:                                       Unterschrift:

Der Bote im Juli 2021                                                                                            21
Heredis: Seit 27 Jahren im Dienst der Familienforschung
 Ein Einblick in die Genealogie-                           Erlebbare Familiengeschichte mit
 Software und seine Geschichte                                      einer Software

                                                           Dies war der Auftakt nicht nur für das frisch

      E
           s war Anfang der 90er Jahre als
           Michel Guigal seine Nichte Sylvette          gegründete Unternehmen und seine Genealo-
           David, eine begeisterte Familienfor-         gie-Software, sondern ebenfalls für eine syner-
 scherin, und deren Mann Bernard, von Beruf             getische Kooperation zwischen Heredis und
 aus Informatiker, um Hilfe bat. Der Genealoge          seinen Nutzern, mit denen ein Großteil der
 und Präsident eines französischen Vereins für          Funktionen entwickelt wurde. Dadurch ent-
 Familienforschung war auf der Suche nach               stand ein technisches Hilfsmittel, welches best-
 einer passenden Software für seinen Macin-             möglich an die Bedürfnisse von Familienfor-
 tosh-Rechner, um die bis dahin gesammelten             schern angepasst wurde.
 Daten durch ein Programm gut verwalten und                Heredis bietet ein umfängliches Funktions-
 sichern zu können. Eine Situation, die ange-           angebot, was die genealogisch Interessierten
 sichts des damals vorherrschenden Angebotes            von A bis Z bei ihrer Forschung unterstützt –
 als nicht unbedingt einfach erschien. Computer         und das unabhängig davon, ob sie Anfänger
 von Apple waren zu diesem Zeitpunkt nicht              oder Experten sind. Durch ein grafisch anspre-
 weit in Frankreich verbreitet und es gab nur           chendes und benutzerfreundliches Design ist
 wenig Software-Angebote. Im Falle der Famili-          die Benutzung nicht nur größtenteils selbster-
 enforschung existierte kein einziges französi-         klärend, sondern es lädt den Nutzer auch ein,
                                                        auf einfache Weise in seinem Stammbaum zu
                                                        navigieren und von einem Vorfahren zum
                                                        nächsten zu wechseln. Die eigene Familienge-
                                                        schichte wird so erlebbar.
                                                           Dabei helfen auch die zahlreichen Illustrati-
                                                        onsmöglichkeiten. Zu allen Personen und Er-
                                                        eignissen lassen sich unterschiedliche Bilder
                                                        und andere Medien einbinden, ausführliche
                                                        Notizen schreiben sowie integrierte Karten für
                                                        die geografische Veranschaulichung anzeigen.
                                                        Heredis wurde vor allem dafür entwickelt, fa-
                                                        miliengeschichtliche Daten umfänglich einzu-
                                                        geben, einfach zu verwalten und in einen über-
                                                        sichtlichen Zusammenhang zu stellen. Entspre-
                                                        chend findet man nicht nur zahlreiche Eingabe-
                                                        felder, sondern darüber hinaus auch vielfältige
 Sylvette und Bernard David                             Möglichkeiten der Personalisierung und der
                                                        Darstellung.
 sches Programm für Macintosh.                             »Unser Anspruch ist es, dass Sie alle Infor-
    Bernard und Sylvette nahmen die Sache               mationen zu einer Person Ihrer Familie, aber
 selbst in die Hand und entwickelten im ständi-         auch zu einem Ereignis oder Ort in unsere Soft-
 gen Austausch mit dem Onkel eine Software,             ware eintragen können«, erklärt Véronique
 welche die spezifischen Ansprüche von Famili-          Sournia, Co-Geschäftsführerin und Product
 enforschern berücksichtigte. 1994 war es so-           Owner bei Heredis.
 weit: Die erste französische Genealogie-Softwa-           Die Geschichte der eigenen Familie wird da-
 re für Macintosh mit dem Namen Heredis war             mit nicht nur besser nachvollziehbar, sondern
 fertig gestellt. Sie stieß schnell auf das Interesse   auch aus unterschiedlichen Perspektiven und
 weiterer Genealogen und Windows-Nutzer, für            Blickwinkeln betrachtbar. Nicht ohne Zufall
 die kurz danach ebenfalls eine Version entwi-          bietet der Hauptbildschirm vier verschiedene
 ckelt wurde.                                           Ansichten auf die Familie. Hierbei können die
                                                        Nutzer zwischen einer Sichtweise auf die un-

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