Unterwegs Verbundbericht 2019 / 2020 - Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund - AVV
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Inhalt 03 Ein turbulentes Jahr 04 3 Fragen an ... 08 Ein Interview mit Andreas Mayr 08 Ein Interview mit 22 Der neue Stadtbus macht Friedberg mobil Andreas Mayr 10 Corona-Maßnahmen im Zeitraffer ITCS 14 Piloten der Straße 16 Roadmap in die Zukunft: Innovationen beim AVV 20 Im Westen was Neues: der E-Bus 22 Der neue Stadtbus macht Friedberg mobil 26 Gratis-Monat: Mehr als 700 steigen um 27 Leistungen im AVV-Regional- 10 Corona-Maßnahmen im Zeitraffer busverkehr: Die Ausschrei- bungen 2019 28 Verbundeigenes ITCS – Alles sofort auf dem Radar 28 Alles sofort auf dem Radar 30 Mit „Highspeed“ zur Vollaus- stattung 32 „Frau Braun“ erklärt den AVV 34 Kurz informiert 37 Daten und Fakten 14 Piloten der Straße 32 „Frau Braun“ erklärt den AVV 46 Impressum 2
Ein turbulentes Jahr W Wir blicken auf ein turbulentes Arbeits- in großem Stil an die zum „Homeoffice“ jahr mit weitreichenden Veränderungen veredelte Heimarbeit gewöhnen? Oder zurück. Aber gerade das Jahr 2020 ist welt- auch überregional gedacht: Was heißt weit bestimmt von einem Wort: „Corona“. es, wenn die Videokonferenz die Dienst- Und auch am AVV geht der alles beherr reise ersetzt? Wird sich nun langfristig schende Virus nicht spurlos vorbei. Denn das Mobilitätsverhalten verändern? Und er trifft in einem seit Bestehen des Ver- wie können wir den Umweltverbund bundes noch nie gesehenen Maße auch und die vernetzte Mobilität weiter vor- den öffentlichen Personennahverkehr anbringen? in unserer Region. Zugleich hat sich aber auch gezeigt, dass man sich gerade in Diese Fragen werden wir heute nicht Krisenzeiten auf Bus und Bahn verlassen beantworten können, doch wir müssen kann. Unser Respekt und unser Dank gilt bereits heute mögliche langfristige Aus- den Bus- und Straßenbahnfahrern/-innen, wirkungen im Auge haben. den Lokführern und Zugbegleitern und all den anderen Frauen und Männern in Natürlich haben wir trotz Corona zu- den Betrieben. Trotz des Risikos haben all kunftsweisende Projekte im AVV weiter- diese Menschen dafür gesorgt, dass „der verfolgt und vorangetrieben. Denn diese Laden weiterläuft“. Themen haben für einen nachhaltigen ÖPNV in unserer Region nichts von ihrer Ziemlich sicher ist leider auch, dass wir Relevanz verloren. für das Jahr 2020 aus verkehrlicher Sicht mit dramatisch einbrechenden Fahrgast- zahlen und hohen Einnahmeverlusten Ich wünsche Ihnen eine spannende rechnen müssen. Lektüre! Die eigentlich spannenden Fragen wer- den sich aber „nach Corona“ stellen: Werden die Fahrgastzahlen wieder an die Zeit davor anschließen können? Was bedeutet es für den ÖPNV, wenn Andreas Mayr Arbeitnehmer und Unternehmen sich AVV-Geschäftsführer 3
Aktuelle Statements 3 Fragen an ... Landrat Martin Sailer Welches sind stellen die Aufgabenträger vor große Herausforde- aktuell aus rungen und werfen die positiven Entwicklungen Ihrer Sicht die der letzten Jahre zurück. Derzeit erfordert der Infek- wichtigsten tionsschutz erhebliche Investitionen. Maßnahmen Ziele für den wie die Installation von Infektionsschutzscheiben ÖPNV unse- in allen AVV-Regionalbussen sind auf Dauer an- rer Region? gelegt – doch Corona hat auch die Wichtigkeit des Um die At- Ausbaus des digitalen Ticketing weiter verstärkt. traktivität Trotz aller hierfür nötigen Investitionen darf der des ÖPNV zu Umweltschutz und die Einführung alternativer An- steigern, ist es triebe auch im AVV-Regionalbusverkehr nicht auf wichtig, schnelle die lange Bank geschoben werden. Nur wenn wir Fahrtverbindungen hier engagiert weiter vorangehen, können die an- zu schaffen, die eine spruchsvollen Maßstäbe der Clean-Vehicle-Directive echte Alternative zum eige- für unsere Region erreicht werden. nen Auto darstellen. Auch Tangentialverbindungen, die Mittelzentren um das Stadtgebiet direkt mitein Wie aktuell sehen Sie das Thema E-Mobilität ander verbinden, stellen hier eine Anforderung dar. im AVV? Ein weiterer wichtiger Punkt ist die voranschreiten- E-Mobilität wird in Deutschland in zahlreichen de Digitalisierung: Denn zuverlässige Echtzeitdaten innerstädtischen Verkehren weiter vorangetrie- und die Ausweitung des Angebots an Online-Tickets, ben. Im Regionalverkehr sind die Anforderungen aber auch ein echtes E-Ticket/ein echter E-Tarif mit an die Fahrzeuge (Reichweiten, Streckenführung, einer Best-Price-Abrechnung erleichtern die Nut- Ladestrategien und -infrastruktur) noch deutlich zung des ÖPNV und senken die Zugangsbarrieren. größer. Daher werden deutschlandweit bisher Die Integration anderer Mobilitätsangebote wie kaum E-Busse im Regional- bzw. Überlandverkehr Car- und Bikesharing in den AVV-Tarif runden hier eingesetzt. Mit einem ersten Pilotprojekt testet der weiter ab. Jedoch muss für all diese Projekte eine AVV nun seit Juli 2020 den Einsatz von E-Bussen Finanzierungsmöglichkeit abseits der Nutzerfinan- im AVV-Regionalbusverkehr. Daraus möchten wir zierung gefunden werden. Hier sind neben den Erkenntnisse ziehen, wie sich die neuen E-Busse im Aufgabenträgern auch der Freistaat und der Bund täglichen Linieneinsatz auch im Regionalbusver- in der Pflicht. kehr bewähren. Ziel ist es, aus diesen Erfahrungen eine nachhaltige Strategie für die Verkehrswende Welche der durch Corona bedingten Maßnah- im AVV abzuleiten. men werden im AVV langfristig von Bedeutung sein? Der mit Corona eingetretene massive Rückgang der Fahrgastzahlen und damit hohe Einnahmenausfälle 4
Landrat Dr. Klaus Metzger Vor welchen Herausforderungen stehen der AVV hierfür soll durch und die Aufgabenträger aktuell? eine 50-prozen- Der AVV und wir als Aufgabenträger stehen vor der tige Förderung Herausforderung, sehr unterschiedlich gelagerte durch den Interessen zur Zufriedenheit aller zu vereinen: Zum Freistaat über einen wird die Forderung in der Öffentlichkeit nach den 2019 günstigem oder gar kostenlosem Nahverkehr immer ausgerufenen lauter. Zum anderen sehen wir uns massiv steigen- „Mobilitäts- den Kosten gegenüber, denn egal ob es beim Thema fonds“ erfol- Umweltschutz um alternative Antriebe oder um deut- gen. Wir wer- liche Angebotsausweitungen und nötige Digitalisie- den versuchen, rung geht: All diese Maßnahmen bedeuten erhebliche den Fonds auszu- Investitionen, die gestemmt werden müssen. Zudem schöpfen und jähr- belastet Corona die finanzielle Lage der Kommunen lich nachhaltige, durch und des Freistaats erheblich. Es bleibt abzuwarten, den Freistaat mit in Höhe von welche Folgen und Auswirkungen für die Durch- 3,9 Millionen Euro geförderte Projekte einzureichen. führung wichtiger Projekte aufgrund der finanziellen Möglichkeiten nach Corona bestehen. Hier muss alles Inwiefern beeinträchtigt die Corona-Krise die bis- getan werden, die vor der Krise unternommenen An- herigen Ziele des AVV? strengungen für den Klimaschutz und die Verkehrs- Die Corona-Krise und die Planung aller hierfür nöti- wende mit Augenmaß weiterzuverfolgen. gen Maßnahmen binden hohe Kapazitäten, die auf der einen Seite bei der Umsetzung von wichtigen Projek- Welche weiteren Projekte beschäftigen den ten fehlen. Auf der anderen Seite haben der „Shut- AVV in naher Zukunft – und wie gelingt die down“ und die nun folgende unsichere Lage bis heute Finanzierung? massive Auswirkungen auf die Einnahmenseite; hier Trotz aller Schwierigkeiten wird ein Thema weiter von tut sich eine Finanzierungslücke auf, die durch die zentraler Bedeutung sein: Die Entlastung der Umwelt Aufgabenträger, den Freistaat und den Bund gedeckt durch Steigerung der Attraktivität des ÖPNV. Der werden muss. Damit wir unsere gesteckten Ziele er- AVV hat hierzu erste Maßnahmen im Rahmen eines reichen können, ist es dringend nötig, zusätzliche AVV-Innovationspaketes erarbeitet. Die Finanzierung Mittel zu generieren. Oberbürgermeisterin Eva Weber Was ist aktuell im Straßenverkehr und verzahnte, intelligente Ange- Ihr Hauptan- bote. Dazu gehört natürlich auch ein starkes Angebot liegen für den des ÖPNV. Unsere Aufgabe für die kommende Zeit Nahverkehr? liegt darin, den ÖPNV so attraktiv zu machen, dass Eines meiner mehr Menschen das Auto öfter mal stehen lassen. Hauptan- Im Stadtgebiet haben wir deshalb bereits heute eine liegen ist es, sehr hohe Taktfrequenz bei Bussen und Bahnen. eine Verlage- Aber auch die umliegenden Gemeinden im städti- rung von der schen Speckgürtel müssen noch besser und mit dich- Nutzung des terem Takt an die Innenstadt angebunden werden. privaten Pkw Zudem gilt es, den ÖPNV mittelfristig preislich attrak- hin zu einem tiv zu gestalten und Einstiegsbarrieren, zum Beispiel intelligenten Mo- beim Ticketkauf, abzumildern. Ein Werkzeug dafür bilitätsmix in unserer ist sicher die Digitalisierung, die auch in diesem Be- Stadt zu ermöglichen. Ziel reich in den nächsten Jahren massiv vorangetrieben dahinter muss sein, die Stadt vom Pkw-Verkehr zu werden muss. Innovative Systeme wie BeIn/BeOut, entlasten. Wir brauchen hier in Augsburg Diversität bei denen der Fahrpreis automatisch berechnet wird, 5
erfordern aber auch eine Neustrukturierung des Verkehrswende wird nur mit dem ÖPNV zu errei- Tarifs. Hier sind umfangreiche Abstimmungen mit chen sein. allen Partnern im Verbund nötig, um ein flächende- ckendes und verkehrsmittelübergreifendes Angebot Blicken wir noch kurz über den Tellerrand: Wie bereitstellen zu können. sehen Sie die Wichtigkeit eines zuverlässigen ÖPNV-Angebots über die Stadtgrenzen hinaus? Wie beeinflusst die Corona-Krise die Mobilität Ein flächendeckendes ÖPNV-Angebot mit schnellen in den Ballungszentren? Fahrtwegen, zuverlässigen und verkehrsmittelüber- Wir stellen fest, dass die Fahrgastzahlen im ÖPNV greifenden Anschlüssen und preislich attraktiven während der Corona-Krise drastisch eingebrochen Ticketangeboten, gerade für die Region, entlastet letz- sind. Zum einen verändern die Möglichkeiten des ten Endes auch die Ballungsräume vom Individualver- Homeoffice den Mobilitätsbedarf, zum anderen wei- kehr. Hier ist in den letzten Jahren viel passiert, aber chen bisherige Fahrgäste aus Angst vor Corona auf auch noch viel zu tun. Der AVV engagiert sich, um Fi- Alternativen wie Rad oder das eigene Auto aus. Die nanzierungsmöglichkeiten für einzelne Projekte über Gefahr einer Infektion im ÖPNV ist bei Einhaltung die Aufgabenträger oder Nutzerfinanzierung hinaus der Hygieneregeln der Fahrgäste nach Meinung zu generieren. Förderprojekte – sei es vom Freistaat, aller Expertinnen und Experten gering. Wichtig vom Bund oder von Europa – stellen eine Alternative ist, dass trotz Corona alle weiter an dem einen Ziel dar, obwohl wir natürlich auch hier den finanziellen arbeiten: dem Klimawandel bestmöglich entgegen- Aufwand der Aufgabenträger bei der Beantragung zuwirken. Und die für dieses Ziel dringend nötige und Abwicklung einbeziehen müssen. Landrat Leo Schrell Was war aus Ihrer Sicht die größte Herausforde- Welche Chancen rung 2019/20? sehen Sie für Neben einer Vielzahl wichtiger Projekte sicherlich den Landkreis auch, während der Corona-Krise den Betrieb zuver- Dillingen lässig aufrechtzuerhalten und damit sicherzustellen, a. d. Donau dass alle Bürger, die auf den ÖPNV angewiesen sind, in einer ihre Arbeitsplätze erreichen. Dies bedeutet, dass möglichen sämtliche Szenarien durchdacht und vorbereitet – Verbunder- aber eben auch finanziert werden mussten. Denn zur weiterung? Sicherstellung des Betriebs waren erhebliche An- Für Bürger strengungen nötig. An dieser Stelle möchten wir aus- unseres Land- drücklich dem Fahrpersonal unserer Unternehmen kreises würde der danken, auf das während der gesamten Krise trotz ÖPNV hierdurch schwierigster Bedingungen stets Verlass war und ist. deutlich vereinfacht, da dann über den ganzen Land- Welche Lehren in puncto ÖPNV ziehen Sie aus kreis gelten würde: Mit einem Ticket! Fahrpläne der Corona-Krise? könnten so abgestimmt werden, dass kurze, aber Die Digitalisierung des Vertriebes ist ein wichtiger zuverlässige Umstiege möglich werden. Dadurch Baustein, um bei Einhaltung aller Infektionsschutz- könnte die Attraktivität des öffentlichen Nahver- maßnahmen den Fahrgästen einen kontaktlosen kehrs für die Bürgerinnen und Bürger steigen. Im Ticketkauf zu ermöglichen und damit auch die Ein- ersten Schritt soll nun untersucht werden, welche nahmen und Finanzierung des Angebots zu sichern. Auswirkung eine solche Verbunderweiterung hat – Auch hat Corona die Wichtigkeit, die digitalen zum einen auf die Verkehrsströme, zum anderen auf Informationskanäle weiter auszubauen und die die Reduzierung von gesundheits- und klimaschäd- zwingende Realisierung eines verbundeigenen ITCS lichen Emissionen. Von entscheidender Bedeutung (rechnergestütztes Betriebsleitsystem) noch mal wird hier auch die Frage der Finanzierung sein. Der deutlich aufgezeigt. Denn nur so können wir Fahr- Freistaat Bayern engagiert sich in hohem Maße und gäste künftig schnell und möglichst in Echtzeit auf federt so den aufgrund tarifbedingter Verluste ho- verschiedensten Kanälen (Website, App, Ansagen hen Mitteleinsatz der kommunalen Gebietskörper- in den Fahrzeugen) über Änderungen informieren. schaften ab. 6
Die Corona-Krise beim AVV Gespenstische Leere Plötzlich war er da, der Shutdown – und die Fahrgäste weg. Für den AVV hieß es jetzt: Fahr- pläne anpassen, Einnahmenverluste ausgleichen, Schutzmaßnahmen umsetzen ... Doch die Corona- Krise hat nachhaltige Folgen für den ÖPNV. 7
Im Interview erklärt AVV-Geschäftsführer Andreas Mayr, was sein Krisenstab während des Shutdowns leistete, vor welchen Herausforderungen der Verbund jetzt steht – und wie die Strategie für die Zukunft aussieht. Welche unmittelbaren Auswirkungen hatte die rapide Freistaat hat dazu bereits die Initiative „Sicher ÖPNV-Fahren“ Ausbreitung des Coronavirus auf den AVV? ins Leben gerufen. Aber auch wir vom AVV müssen jetzt alles Andreas Mayr: Mitte März haben Lockdown und Schulschließun- tun, um deutlich zu machen: Bei Einhaltung der Regeln – also gen dazu geführt, dass Busse und Bahnen von einem Tag auf den strikte Einhaltung der Maskenpflicht in Bus und Bahn und anderen nahezu leer waren. In der Hochphase hatten wir noch an den Haltestellen sowie Einhaltung der Hygieneregeln – ist rund zehn, später circa 20 Prozent der üblichen Fahrgastzahlen. ÖPNV-Fahren sicher. Auf diesen Einbruch mussten wir sofort reagieren. Nach intensi- ven Abstimmungen mit den Partner-Verkehrsunternehmen, den Welche Folgen hat die Corona-Krise mittel- und langfristig Stadtwerken und Betrieben des Schienenverkehrs sind wir dann für den AVV? auf den Ferienfahrplan umgestiegen. In Sachen Verkehrsplanung Andreas Mayr: Das Thema Image wird uns sicher langfristig hatte unser interner Krisenstab jetzt alle Hände voll zu tun. beschäftigen. Davon abgesehen müssen wir jetzt vieles auf den Prüfstand stellen. Also: Welche geplanten Projekte sind weiterhin Wie ist der AVV-interne Krisenstab organisiert? sinnvoll und vor allem finanzierbar? Die Einführung des 365-Euro- Wie arbeitet er? Tickets für Schüler und Azubis etwa wurde auf nächstes Jahr ver- Andreas Mayr: Unser interner Krisenstab aus Geschäftsführung, schoben. Auch eine Erhebung der Fahrgastzahlen würde im Mo- stellvertretendem Geschäftsstellenleiter und den Abteilungs- ment keine verlässlichen Ergebnisse liefern. Gleichzeitig müssen leitern traf während der Hochphase täglich zusammen. Denn bei wir alles daransetzen, wichtige Projekte weiterzuführen. Themen wie Fahrplananpassungen, Einnahmenverluste oder Umsetzung von Schutzmaßnahmen waren permanent praktikable Mit welchen coronabedingten Einbußen rechnen Sie und Lösungen und auch schnelle Entscheidungen gefragt. Zudem hat- inwieweit werden diese von staatlichen Hilfen abgefedert? ten wir täglich Telefonkonferenzen mit dem bayerischen Staatsmi- Andreas Mayr: Für den gesamten AVV mit seinen verschiedenen nisterium und den anderen bayerischen Verkehrsverbünden. Verkehrsträgern werden die tatsächlichen und prognostizierten Einnahmenausfälle derzeit berechnet. Neben der Unterstützung Was war während der „heißen Phase“ Ihre größte Heraus- durch die Aufgabenträger wird es auch staatliche Finanzhilfen forderung? geben. Die Bundesregierung hat für 2020 einen Rettungsschirm Andreas Mayr: Die Versorgung zu sichern war unsere größte in Höhe von rund 381 Millionen Euro aufgelegt – für den gesam- Sorge. Menschen, die systemrelevanten Berufen nachgehen ten bayerischen ÖPNV. Weil voraussichtlich aber auch für 2021 oder einfach nicht im Homeoffice arbeiten konnten, mussten ja weitere Einnahmeneinbußen drohen, die der Rettungsschirm des weiterhin zuverlässig befördert werden. Vor große Herausfor- Bundes nicht abdeckt, plant der Freistaat Bayern für Herbst einen derungen stellte uns auch das stufenweise „Wiederhochfahren“, eigenen ÖPNV-Rettungsschirm in gleicher Höhe. da Fahrplananpassungen – besonders im Schienenverkehr – nicht von heute auf morgen zu leisten sind. Im Hintergrund Wo verfolgt der AVV, von Corona unbeeindruckt, seine galt es, Insolvenzen und finanzielle Schieflagen bei unseren Ziele weiter? AVV-Regionalbusunternehmen abzuwenden. Dank der kom- Andreas Mayr: Aktuell liegt unser Augenmerk darauf, das munalen Aufgabenträger war die Liquidität des AVV auch ÖPNV-Angebot in der Region zu sichern. Zukunftsweisende während der Krise gewährleistet. So konnten wir Zahlungen, Themen wie insbesondere Digitalisierung oder das Sammeln etwa an die Busunternehmer, weiterhin zuverlässig leisten. erster Erkenntnisse aus dem E-Bus-Einsatz für den Einstieg in die E-Mobilität im AVV-Regionalbusverkehr stehen nach wie vor Was hat sich beim Thema ÖPNV in den Köpfen der Men- auf der Agenda, insbesondere die Projekte im Rahmen der vom schen verändert – und wie geht der AVV damit um? Freistaat geförderten Innovationsinitiative, darunter die Beauf- Andreas Mayr: Die Menschen sind vorsichtiger geworden. Statt tragung einer Machbarkeitsstudie für das E-Ticketing oder die in Bus und Bahn steigen sie häufiger ins Auto, aufs Fahrrad oder Einrichtung flexibler „On-Demand-Verkehre.“ Ein zentrales The- sind zu Fuß unterwegs. Unsere Aufgabe ist jetzt, den Menschen ma ist auch das rechnergestützte Betriebsleitsystem ITCS. Kurz ihr Sicherheitsgefühl zurückzugeben. Wir müssen für ein posi- gesagt: Wir tun weiterhin alles, was in unserer Macht steht, um tives Image des ÖPNV in den Köpfen der Menschen sorgen. Der die dringend nötige Verkehrswende voranzutreiben. 9
Corona-Maßnahmen im Zeitraffer Der AVV hat auf die Corona-Pandemie schnell und direkt reagiert. Oberstes Ziel aller Maßnahmen war, den Linienverkehr im Verbundgebiet aufrecht zuerhalten – und zugleich die weitere Ausbreitung des Virus unter den Fahrgästen zu verhindern. Fahrerinnen und Fahrer in den Bussen vorübergehend ein. Das haben die bayerischen Verkehrsverbünde in enger Abstimmung mit dem Freistaat beschlossen. Der AVV will mit der Maßnahme gewährleisten, dass Fahrerinnen und Fahrer gesund bleiben und der ÖPNV verlässlich weiterfährt. Zudem soll die Übertragung des Virus auf die Fahrgäste minimiert werden. Fahrgäste sollten sich nach Möglichkeit vor Fahrtantritt an den Fahrscheinauto- maten oder online in den Webshops oder Apps der Verbundpart- ner (AVV, swa, DB und BRB) ein gültiges Ticket lösen. Bus-Vordertüre bleibt geschlossen Der Vordereinstieg wird in allen Bussen im AVV-Gebiet ge- sperrt. Fahrgäste werden gebeten, über die hinteren Türen ein- und auszusteigen. Auch der Raum zwischen dem Fahrer und der vorderen Tür wird gesperrt. Das haben Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen gemeinsam entschieden. Auch mit dieser Maßnahme sollen Fahrpersonal und Fahrgäste gleicher- maßen geschützt und die Ausbreitung des Virus eingedämmt werden. Beratung nur noch per Telefon und Mail U Die persönliche Beratung und der Fahrkartenverkauf im Montag, 16.03.2020 AVV-Kundencenter am Hauptbahnhof (Bohus Center) werden bis auf Weiteres eingestellt. Die AVV-Mitarbeiter sind unterdes- Umstellung auf Ferienfahrplan sen weiterhin zu den gewohnten Öffnungszeiten per Telefon und Die Bayerische Staatsregierung beschließt, Kitas und Mail für alle Fragen er- Schulen zu schließen. Entsprechend werden sämtliche reichbar. Parallel rät der Bus- und Straßenbahnlinien im AVV-Gebiet auf den AVV den Fahrgästen, Ferienfahrplan umgestellt. Damit entfallen die soge- auch in öffentlichen nannten Schülerverstärkerfahrten, die in den Fahr- Verkehrsmitteln die plänen mit „S“ gekennzeichnet sind. Die Fahrgäste vom Robert-Koch- werden gebeten, sich vor Fahrtantritt über passende Institut empfohlenen Verbindungen zu informieren. Aufgrund kurzfristig Hygienemaßnahmen möglicher Änderungen im Schienenverkehr wird einzuhalten – und Fahrgästen empfohlen, sich bezüglich der Fahrpläne stellt im Web unter der Regionalzüge direkt an die Auskunftssysteme der www.avv-augsburg.de/ DB oder BRB zu wenden. corona wichtige Tipps und Infos zu den neu- Kein Ticketverkauf mehr im Bus esten Entwicklungen Gleichzeitig stellt der AVV den Ticketverkauf durch bereit. 10
Dienstag, 17.03.2020 Dienstag, 24.03.2020 Nachtbusse werden eingestellt Flächendeckender 15-Minuten-Takt Der AVV stellt seine Nachtbuslinien vorübergehend Die Stadtwerke Augsburg (swa) stellen die Stra ein und reagiert damit auf den Beschluss der Staats- ßenbahn-Fahrpläne auf einen flächendeckenden regierung, den Katastrophenfall zu erklären: Bars, 15-Minuten-Takt um. Die Änderungen werden vom Kneipen, Clubs und Restaurants werden geschlossen, AVV in die elektronische Fahrplanauskunft einge- um die weitere Ausbreitung des Coronavirus zu ver- spielt. Den Fahrgästen wird empfohlen, sich über langsamen. Mit der Einstellung des Nachtbusverkehrs die Apps AVV.mobil und swa FahrInfo sowie über die leistet der AVV seinen Beitrag. AVV-Website aktuell zu informieren. Montag, 23.03.2020 Donnerstag, 09.04.2020 Zugverbindungen werden gestrichen AVV dankt Fahrern und Fahrgästen Die Anschlüsse zwischen den AVV-Regionalbuslinien AVV-Geschäftsführer Andreas Mayr ehrt die Bus- bzw. den Linien im Stadtverkehr zu den Regionalzü- und Straßenbahnfahrer sowie die Zugführer im Ver- gen können nicht mehr überall gewährleistet wer- bundgebiet als Heldinnen und Helden des Alltags: den. Grund sind teilweise dynamische Streichungen „Es ist großartig, was die Fahrerinnen und Fahrer von Zugverbindungen bei Regionalzügen der BRB aller Verkehrsunternehmen im AVV in dieser außer- und der DB. Aufgrund der Dynamik ist es nicht mög- gewöhnlichen Situation leisten. Sie sorgen jeden Tag lich, die gültigen Zugfahrpläne in den AVV-eigenen dafür, dass auch Menschen, die nicht im Homeoffice Informationsplattformen zu aktualisieren. Fahrgäste arbeiten können, ihre Arbeitsstätte erreichen. Damit werden nochmals gebeten, die aktuellen Fahrpläne tragen sie maßgeblich zum Funktionieren der system- der Regionalzüge über die Internet-Portale der BRB relevanten Infrastruktur und zur Aufrechterhaltung oder DB oder deren Apps abzurufen. der Grundversorgung bei. Für dieses Engagement 11
möchten wir allen Fahrerinnen und Fahrern herzlich stehen bis auf Weiteres auch montags bis mittwochs erst ab danken!“ Gleichzeitig dankt der AVV den Fahrgästen 8 Uhr – statt wie bisher ab 7 Uhr – für telefonische Anfragen und insbesondere den Abonnenten, die den AVV und zur Verfügung. Fahrgäste können auf der Website oder in seine im Verbund tätigen Verkehrsunternehmen mit der App AVV.mobil aktuelle Fahrplanauskünfte selbst ab- ihrem Ticket unterstützen. So kann das ÖPNV-An- rufen. gebot für die Menschen aufrechterhalten werden, die zum Beispiel in Krankenhäusern oder Supermärkten AVV-Busse erhalten Infektionsschutzscheiben dringend gebraucht werden. Die Gesellschafter beschließen, alle AVV-Regionalbusse mit Infektionsschutzscheiben am Fahrerarbeitsplatz auszustatten. Hinweis auf Hygienemaßnahmen Die Scheiben bieten bestmöglichen Schutz für Fahrgäste und Der AVV bittet um Verständnis, dass der Fahrbetrieb Fahrer, sodass der Einstieg nach Umrüstung an der vorderen in der derzeitigen Lage eingeschränkt werden muss. Tür voraussichtlich ab Juni wieder möglich wird. Die Fahrplanänderungen helfen, das vorhandene Per- sonal besser aufzuteilen und somit personelle Engpässe durch Krankheit besser ausgleichen zu können. In den Fahrzeugen wird auf die Einhaltung der wichtigsten Donnerstag, Hygienemaßnahmen hingewiesen. Fahrgäste werden 16.04.2020 zudem gebeten, soweit möglich auch in Bus und Bahn den Mindestabstand einzuhalten. Entsprechende Aus- AVV empfiehlt Mund- hänge informieren die Fahrgäste in den Bussen. Nasen-Schutz im ÖPNV Die bayerischen Verkehrs- verbünde empfehlen in Dienstag, 14.04.2020 Abstimmung mit dem bayerischen Verkehrs- AVV-Kundencenter passt Beratungszeiten an ministerium dringend ab Das AVV-Kundencenter am Hauptbahnhof passt sofort das Tragen eines seine telefonischen Beratungszeiten den aktuellen Mund-Nasen-Schutzes in Gegebenheiten geringfügig an: Die Mitarbeiter allen Bussen und Bahnen, um sich und andere vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen. Zudem appelliert der AVV an seine Fahrgäste, die be- kannten Hygienevorschrif- ten zu beachten. Um dichte Fahrgastansammlungen zu den Hauptverkehrszeiten möglichst zu vermeiden, sollten Arbeitgeber und Arbeitnehmer weiterhin flexible Arbeitszeiten anbieten und nutzen. Für die kommenden Wochen erwarte der AVV eine Zunahme der Fahr- gastzahlen. Fahrgäste sollen daher prüfen, ob insbesondere zu den Hauptverkehrszeiten auch eine frühere oder spätere Fahrt möglich wäre. Montag, 20.04.2020 Maskenpflicht in Bussen und Bahnen Der AVV weist Fahrgäste darauf hin, dass ab Montag, 27. April 2020, die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung im öffentlichen Nahverkehr gilt. Der AVV begrüßt die von der 12
bayerischen Landesregierung beschlossene Maßnahme, da sie für Fahrgäste den Schutz vor einer Ansteckung erhöhe und die Ausbrei- tungsgeschwindigkeit des Coronavirus eindämme. Die Regelung gilt für Personen ab dem siebten Lebensjahr und erstreckt sich auch auf zugehö- rige Einrichtungen wie überdachte Haltestellen und Bahnhöfe. Montag, 27.04.2020 Ferienfahrplan wird aufgehoben Aufgrund angepasster Ausgangsbeschränkungen hebt der AVV den Ferienfahrplan für die Regionalbusse auf, die Busse fahren ab diesem Tag wieder flächendeckend nach regulärem Schul- fahrplan. Im Zuge dessen passt die swa ihre Fahrpläne an die aktuelle Fahrgastnachfrage an: Die Straßenbahnen fahren von Montag bis Freitag tagsüber wieder im 7,5-Minuten-Takt. Die Nachtbuslinien des AVV bleiben bis auf Weiteres eingestellt. Montag, 04.05.2020 BRB geht zum Regelfahrplan über Die Bayerische Regionalbahn geht wieder zum Regelfahrplan über. Beim Fugger-Express setzt die DB Regio im Berufsverkehr Verstärkerzüge ein. Montag, 11.05.2020 Wiedereröffnung des AVV-Kundencenters Das AVV-Kundencenter am Hauptbahnhof ist wieder für Fahrgäs- te geöffnet. Persönliche Beratung und Fahrkartenverkauf sind zu den gewohnten Öffnungszeiten möglich. Die Hygienemaßnahmen im Kundencenter wurden unterdessen verschärft: Oberflächen werden regelmäßig desinfiziert, an den Schaltern wurden Schutz- scheiben angebracht. Zudem gilt für Kunden und Mitarbeiter die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung. Im Kundencen- ter dürfen sich maximal zwei Kunden gleichzeitig aufhalten – bei Einhaltung des Mindestabstands von eineinhalb Metern. über die vordere Tür statt. Dafür sollen sie Bargeld möglichst passend bereithalten. Die Pflicht zum Tragen einer Mund- Nasen-Bedeckung gilt weiterhin zum Schutz aller Fahrgäste Montag, 15.06.2020 und des Fahrpersonals in allen Fahrzeugen des ÖPNV. Noch nicht umgerüstete Busse tragen in der Frontscheibe ein Hin- Fahrscheine wieder beim Busfahrer erhältlich weisschild, welches die Fahrgäste bereits beim Einfahren des Die Ausrüstung der AVV-Regionalbusse mit Infektionsschutz- Busses informiert, dass der Einstieg an der hinteren Tür erfol- scheiben ist fast abgeschlossen. Bei den meisten AVV-Regional- gen muss. busfahrern können Fahrgäste jetzt wieder Fahrscheine kaufen, und der Einstieg findet bei diesen Bussen wieder ausschließlich (Stand zum Redaktionsschluss im Juli 2020) 13
Busfahrer von Beruf Piloten der Straße Mit ihrer großen Verantwortung und ihrem Weitblick gelten Bus- fahrer als die Piloten der Straße. Sie treffen unterschiedlichste Menschen und kommen rum – in der Stadt, aber auch im Umland. Diesen abwechslungsreichen Alltag genießt auch Schwabenbus- Busfahrer Frank Raab seit mittlerweile 18 Jahren. gesetzte Richtung. Genau diese Abwechslung sorgt 4:50 Uhr: dafür, dass es im Busfahrer-Alltag nie langweilig wird. Check-in auf dem Betriebshof Frank Raab hat diese Woche Frühschicht! Nach 8:45 Uhr: seiner Ankunft auf dem RBA-Betriebshof Pause auf dem Betriebshof teilt ihm die Leitstelle per Telefon sein heu- tiges Fahrzeug zu. Am Bus angekommen, Vom Hauptbahnhof geht es per Leerfahrt checkt er alles kurz durch: Funktionieren zurück zum Betriebshof: 45 Minuten Pause! die Lichter? Sind die Reifen in Ordnung? ... Während der Bus gereinigt wird, hat Frank Er legt die Tachoscheibe ein, die sämtliche Raab Zeit zum Händewaschen, Essen, Beine Fahrinformationen aufzeichnet, und meldet sich vertreten – und vielleicht für einen kleinen per Fahrerkarte im System an. Sein Bildschirm Plausch mit Kollegen. zeigt jetzt die Details zu den heutigen Fahrten: Linien, Haltestellen, Uhrzeiten. Drei verschiedene Linien wird Frank Raab heute Vormittag bedienen. 9:30 Uhr: Erneuter Linienwechsel 5:10 Uhr: Frank Raab macht sich auf den Weg zur dritten Linie Pünktlich am Einsatzort für heute. Ab 10 Uhr bedient er die Regionalbuslinie 735 von Haunstetten West P+R nach Königsbrunn – und Er steuert den Bus aus der Garage direkt zum wieder zurück. 10 Minuten Pause, dann die gleiche Tour Einsatzort: Pünktlich um 5:10 Uhr muss er am noch einmal. Um 11 Uhr geht es per Leerfahrt zum Bo- Gögginger Rathaus stehen, seinem heutigen binger Bahnhof und von dort ab 11:15 Uhr zurück nach Startpunkt für die Linie 700 nach Schwab- Haunstetten West P +R – immer noch auf der Linie 735. münchen, Bahnhof. Nach dem Exkurs ins süd- liche Umland führt der Dienstplan Frank Raab weiter in die Augsburger Innenstadt, wo er – mit 12:15 Uhr: Feierabend demselben Bus – eine andere Linie übernimmt. Um Viertel nach 12 kommt Frank Raab auf dem Betriebshof an. Wenn andere gerade in 7:00 Uhr: Linienwechsel die Mittagspause starten, hat der Busfahrer bereits Feierabend. Schließlich war er heute Ab 7:00 Uhr steigen die Fahrgäste am Haupt- schon früh auf den Rädern. Er betankt den bahnhof zu Frank Raab in den Bus, der jetzt über Bus, dann übergibt er das Fahrzeug an den der Fahrerkabine die Linie 211 anzeigt. In wenigen Kollegen der Nachmittagsschicht. Zu Hause wird Minuten startet die Fahrt über Lechhausen ins Der- er sich ein wenig ausruhen und schließlich seinen chinger Industriegebiet – und damit in die entgegen- freien Nachmittag genießen. 14
Interview Das Gefühl von Freiheit Ist Busfahrer Ihr Traumberuf? Frank Raab: Ich mache diesen Beruf wirklich gerne, seit mittlerweile 18 Jahren. Ich genieße das Gefühl von Freiheit, wenn ich draußen in der Region umherfahre. Den ganzen Tag im Büro sitzen oder in der Maschinenhalle stehen – das wäre nichts für mich. Beim Busfahren sehe ich ständig Neues und komme mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt. Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu den Fahrgästen be- schreiben? FR: Ziemlich gut. Ernsthafte Probleme hatte ich noch nie. Im Gegenteil: Oft bekomme ich die Dankbarkeit der Fahr- gäste zu spüren – etwa, wenn ich einem Rollstuhlfahrer beim Einsteigen helfe, oder einfach an der Haltestelle noch kurz auf Herbeieilende warte. Was war Ihr skurrilstes Erlebnis? FR: Das war im Nachtexpress: Auf der Fahrt von Untermei- tingen nach Augsburg waren rund 50 Fahrgäste im Bus – und damit schätzungsweise 100 Promille. Ein junger Mann hat sich dann plötzlich mitten im Bus bis auf die Unterhose ausgezogen, weil er dachte, er wäre schon zu Hause im Bett. Welche Skills braucht man als Busfahrer? FR: Baustellen, Staus, enge Straßen oder Falschparker for- dern Gelassenheit. Außerdem muss man flexibel sein, um mit dem Wechsel von Früh- und Spätschicht – und alle fünf bis sechs Wochen Nachtschicht – klarzukommen. Morgenmuffel hätten da sicher ihre Probleme. Manchmal hat man nach gut sieben Stunden Feierabend, dann wieder ist der Arbeitstag 12 Stunden lang. Dazu kommt: Auch an Feiertagen und am Wochenende fahren Busse. Was kostet Sie die meisten Nerven? FR: Radfahrer, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten oder Radwege einfach ignorieren! Weist man sie darauf hin, reagieren sie oft ziemlich barsch. Wie gehen Sie mit der großen Verantwortung um? FR: Etwas Selbstsicherheit kann nicht schaden, um so ein 18 Meter langes und 2,50 Meter breites Monster zu steu- ern. Ich fahre immer vorausschauend und mit ruhiger Hand. Meist sehe ich schon vorher, ob ein Autofah- rer abbiegen möchte, ohne zu blinken. Aber vor allem lasse ich mich durch nichts aus der Ruhe bringen, selbst wenn ich mit Verspätung unterwegs bin. Damit fahre ich gut. Das heißt auch: seit In seinen 18 Jahren als 18 Jahren un- Busfahrer hat Frank Raab fallfrei! eine Menge erlebt. 15
AVV-Innovationsinitiative Roadmap in die Zukunft: Innovationen beim AVV Entlastung des Kunden, Digitalisierung und Verkehrs- wende – das sind die Schlagworte für den ÖPNV der Zukunft. Beim AVV mangelt es nicht an innovativen Ideen. Jetzt helfen staatliche Zuschüsse, dass aus den Visionen Wirklichkeit werden kann. S Steigende Fahrgastzahlen nützen nicht nur den Ver- pro Jahr. Die Förderquote für den auf fünf Jahre an- kehrsbetrieben. Wenn mehr Menschen öffentliche gelegten FIONA-Fonds beträgt 50 Prozent. Das be- Verkehrsmittel anstatt des eigenen Pkws nutzen, deutet, der AVV kann jährlich Innovationsprojekte wird die Umwelt entlastet und die Luftqualität in mit einem Förderbetrag von bis zu 3,9 Millionen Euro den Städten verbessert. Ziel der AVV-Innovationsini- einreichen – unter der Voraussetzung, dass die Aufga- tiative ist ein moderner und nachhaltiger ÖPNV, der benträger jeweils die gleiche Summe für die Projekte mit seinem attraktiven, nutzerfreundlichen Angebot bereitstellen. Einstiegsbarrieren abbaut und damit immer mehr Menschen in der Region zum „Umsteigen“ motiviert. Förderfähige Aufwendungen Gefördert werden im Rahmen des FIONA-Programms Was ist FIONA? Aufwendungen für innovative Projekte im ÖPNV Um den ÖPNV bayernweit modern und nachhaltig der kommunalen Aufgabenträger. Darunter fallen zu gestalten, hat die Bayerische Staatsregierung ein insbesondere: Subventionsprogramm aufgelegt: Bei FIONA steht die „Förderung innovativer ÖPNV-Projekte und nach- » Nachhaltige Verkehrsangebote haltiger Angebote“ im Mittelpunkt. Das Programm ist » Verkehrs- und Tarifangebote unter Nutzung der auf fünf Jahre angelegt – von 2020 bis 2024. digitalen Möglichkeiten » Tarif(struktur)maßnahmen zur Attraktivitäts Im Rahmen des FIONA-Programms stellt der Frei- steigerung des ÖPNV staat jährlich 65 Millionen Euro für den gesamten » Einführung neuer Tarifangebote bayerischen ÖPNV zur Verfügung. Davon fließen 35 Millionen Euro an den Münchner Verkehrs- Eingereichte Projekte für 2020 und Tarifverbund (MVV) als dauerhafte Förderung Der AVV hat in enger Abstimmung mit den Aufgaben- für den Ausgleich der Mindereinnahmen aus der trägern sieben zukunftsweisende Projekte entwickelt, MVV-Tarifreform. Die übrigen 30 Millionen des die im Rahmen von FIONA förderfähig sind. Diese FIONA-Budgets werden anhand der Fahrgastzahlen wurden im Dezember 2019 mit der Projektskizze jährlich an die weiteren Aufgabenträger des bayeri- „AVV-Innovationsinitiative Mobilitätsfonds (FIONA)“ schen ÖPNV ausgeschüttet. bei der zuständigen Behörde, der Regierung von Schwaben, eingereicht. Die Fördersumme für den AVV Für den AVV ergibt sich aus den Fahrgastzahlen eine Mit der Förderung durch den Freistaat will der AVV maximale Förderung in Höhe von 3,9 Millionen Euro im ersten Maßnahmenpaket insbesondere den Fahr- 16
gast entlasten, die Kundenzufriedenheit erhöhen Wenn wir den ÖPNV in der Region sowie den Kunden einen Mehrwert gegenüber dem Auto bieten. Außerdem soll bereits in Runde eins moderner und zugleich preislich die Digitalisierung vorangetrieben werden. attraktiver gestalten, bauen wir wichtige Einstiegsbarrieren ab. Die Innovationen 2020 Gertrud Gräßl Abteilung Tarif und Innovation Die Kosten für die insgesamt sieben förderfähigen AVV-Projekte wurden ursprünglich für 2020 auf maximal circa 4,6 Millionen kalkuliert. Die Auf- gabenträger übernehmen die Projektausgaben zunächst in voller Höhe. Nach Bewilligung und Durchführung der Maßnahmen werden 50 Prozent der tatsächlichen Ausgaben (maximal 2,3 Millio- nen für 2020) als Förderung vom Freistaat an die Aufgabenträger zurückfließen. Für die bereits um- gesetzten Projekte 1 und 2 („Kostenfreie City-Zone“ und „Verschiebung Tariferhöhung“) und 5 (An- bindung von Uniklinik und -campus) wurde – um die Förderung zu sichern – ein vorzeitiger Maß- nahmenbeginn beantragt, der auch vorbehaltlich einer finalen Förderzusage bewilligt wurde. Hierfür tragen die Aufgabenträger bis zum finalen Förder- bescheid das Finanzierungsrisiko für die gesamten 1 Projektkosten. Kostenfreie City-Zone Bereits seit 1. Januar 2020 gilt in Augsburg die Kos- tenfreie City-Zone. An insgesamt neun Haltestellen rund um den Königsplatz nutzen Fahrgäste seither Busse und Straßenbahnen gratis, müssen also kein Ticket lösen. Mit dem Projekt übernimmt Augsburg bundesweit eine Vorreiterrolle. Auf Kundenseite führt die Kostenfreie City-Zone zu einer deutlichen Attraktivitätssteigerung des ÖPNV. Gleichzeitig verringert sie den Parksuchverkehr in der Innen- stadt und unterstützt das Ziel der Luftreinhaltung. Autofahrern bietet sie zudem die Möglichkeit, das ÖPNV-Angebot in einem begrenzten Bereich kos- tenlos zu testen und sich von den Vorteilen zu über- zeugen. Somit unterstützt die Kostenfreie City-Zone auch das Ziel der Verkehrsverlagerung vom motori- 2 sierten Individualverkehr hin zum ÖPNV. Verschiebung Tariferhöhung Die durchwegs positiven Effekte der innovativen und bundesweit beachteten Einführung der Kosten- freien City-Zone sollten nicht durch eine zeitgleiche Tariferhöhung flankiert werden. Deshalb wurde die turnusmäßig zum 01.01.2020 anstehende Tarif- erhöhung auf den 01.07.2020 verschoben. Durch die Verschiebung entstehen den einnahmeverantwort- lichen Verkehrsunternehmen und Aufgabenträgern im AVV beträchtliche Mindereinnahmen, für die ausnahmsweise – das heißt, in Zusammenhang mit 17
Die Menschen wollen flexibel der Einführung der Kostenfreien City-Zone – ein Ausgleich in Höhe von 50 Prozent im Rahmen des unterwegs sein. Unser Ziel ist es, 3 FIONA-Förderprogramms beantragt werden konnte. ihnen diese Flexibilität auch ohne Nachtbus im AVV-Tarif Auto zu ermöglichen. „Ein Ticket, ein Tarif!“ Um dieses AVV-Ziel weiter zu forcieren, soll der Nachtbus-Tarif abgeschafft Bernd Wagner und in den normalen AVV-Tarif integriert werden. Abteilungsleiter Steuerung und Planung Bisher benötigen alle Fahrgäste – auch Abonnen- ten und Zeitkartenbesitzer – bei der Nutzung der AVV-Nachtbuslinien ein gesondertes Ticket. Diese Preishürde soll künftig entfallen: Mit der vollstän- digen Integration aller AVV-Nachtbuslinien in den AVV-Gemeinschaftstarif können Abonnenten und Zeitkartenbesitzer alle AVV-Nachtbuslinien ohne zusätzliches Ticket nutzen. Der AVV sieht hier die Chance, Bürger von der Nutzung des Nacht- busangebots zu überzeugen. Schließlich hält es jedem Preisvergleich mit Auto oder Taxi stand – dank Mitnahmeregelung selbst dann, wenn man zu viert unterwegs ist. Auch diese durch das Projekt entstehenden Mindereinnahmen sollen zu 50 Prozent durch den FIONA-Zuschuss getragen 4 werden. E-Ticketing-Strategie Zu einem modernen, zukunftsweisenden ÖPNV gehört eine intelligente E-Ticketing-Lösung – also die Option für Fahrgäste, via elektronischer Medien einen digitalen Fahrschein zu lösen und elektronisch zu bezahlen. Das E-Ticket soll nicht nur die Attrak- tivität des ÖPNV insgesamt steigern. Auch wesent- liche Einstiegshürden für Neukunden sollen damit wegfallen: etwa, wenn man kein Bargeld bzw. nicht das passende Kleingeld für den Fahrscheinautoma- ten dabeihat – oder nicht weiß, welcher Tarif für die gewünschte Fahrt der richtige ist. Eine durchdachte E-Ticketing-Lösung erlaubt nicht nur bargeldloses Bezahlen, auch der richtige Tarif ist via App schnell gefunden. Damit solch innovative Lösungen im AVV ein geführt werden können, sind im ersten Schritt die Möglichkeiten innerhalb des Verbunds zu prüfen: Welche Art von E-Tarif und welches Trägermedium für die E-Ticketing-Lösung sind für die Gegebenhei- ten im AVV die richtige Wahl? Für die FIONA-Förderung 2020 hat der AVV die Kosten für eine umfassende Machbarkeitsstudie eingereicht. Aus deren Ergebnis lassen sich die weiteren Projektschritte für die kommenden Jahre ableiten – also die tatsächliche Entwicklung eines E-Tarifs und der Aufbau der notwendigen Kon- troll-Infrastruktur. Hierbei müssen die Anforde- rungen und Gegebenheiten der bereits eingesetzten 18
Vertriebshintergrundsysteme der einnahmeverant- Der AVV möchte damit dem Bedürfnis der Fahrgäste wortlichen Verkehrsunternehmen berücksichtigt gerecht werden, das individuelle Mobilitätsverhalten werden. Auch das bereits laufende avg-Pilotprojekt multimodal zu gestalten – der Wechsel zwischen „BeIn/BeOut“ soll hierbei berücksichtigt und integ- Fahrrad, Auto, Bus und Zug soll erleichtert werden. riert werden. Im Sinne der Umweltfreundlichkeit bietet der AVV seinen Kunden damit einen weiteren Anreiz, auf den 7 Erst im zweiten Schritt kann die Umsetzung eines Zweitwagen zu verzichten. solch umfassenden Projekts erfolgen – und nach einer Testphase schließlich die Einführung eines Anrufzentrale für On-Demand-Verkehre 5 E-Tarifs. Um die Attraktivität und Effizienz des öffentlichen Verkehrssystems weiter zu steigern, plant der AVV, Bessere Anbindung von Uniklinik und -campus Schritt für Schritt „On-Demand-Verkehre“ in der Die verbesserte Anbindung des Universitätsklini- Fläche einzuführen: Kleinbusse befördern dabei kums Augsburg mit dem neuen Unicampus stellt mehrere Fahrgäste, die in die gleiche Richtung wol- eine bedeutende Ausweitung des AVV-Angebots len und unterwegs zu- oder aussteigen. Fahrgäste dar: Das Klinikum ist nicht nur ein wichtiger An- sollen dabei kurzfristig („on demand“) buchen kön- laufpunkt für Besucher und Studenten, sondern nen. Statt fester Haltestellen sollen virtuelle Halte- auch einer der großen Arbeitgeber der Region. Es punkte den Ein- und Ausstieg definieren. Kleinere umfasst insgesamt 23 Kliniken und drei Institute Gemeinden können mit On-Demand-Systemen an sowie weitere medizinische Behandlungsbereiche vertaktete Hauptlinien angebunden werden. Zudem und -zentren. Über 6.000 Mitarbeitende, darunter kann auch außerhalb der Hauptverkehrszeiten und rund 900 Ärzte und Ärztinnen, sowie rund 2.500 an Wochenenden ein attraktives Fahrtangebot ge- Pflegende sind für die Gesundheit der Patienten im schaffen werden. Einsatz. Im ersten Schritt gilt es, eine AVV-eigene Anruf- Die Anbindung des Universitätsklinikums mit einem zentrale für On-Demand-Verkehre einzurichten. durchgängigen 30-Minuten-Takt auf der AVV-Regio- Diese beauskunftet unter einer einheitlichen Ruf- nalbuslinie 506 soll nicht nur das Angebot für heutige nummer die Verkehre, nimmt Fahrtwünsche ent- Fahrgäste deutlich verbessern, sondern auch poten- gegen und kümmert sich um die Disposition der zielle neue Kunden vom ersten Tag des Unicampus Fahrzeuge sowie um die Abrechnung der Fahrten an durch ein optimales ÖPNV-Angebot überzeugen. mit den Verkehrsunternehmen. Denn auch bereits Insbesondere für Menschen aus den Wohngebieten vorhandene „On-Demand-Verkehre“ wie An- und Gemeinden im Westen von Augsburg schafft ruf-Sammel-Taxi (AST) und Rufbus müssen für die die neue Anbindung eine attraktive Alternative zum Fahrgäste einfach, schnell und zuverlässig buchbar eigenen Pkw. sein. Die Abwicklung der Verkehre wird damit effizient gebündelt und eine bessere Abstimmung Für die Förderung durch FIONA hat der AVV die zwischen den Verkehrsmitteln möglich. Dieser Teil Kosten für die Leistungsausweitung auf den drei des Vorhabens wurde für 2020 eingereicht. In den betroffenen Linien (AVV-Regionalbuslinie 500, 501 Folgejahren soll die Anrufzentrale weiterentwi- und 506) eingereicht. Parallel zu der verbesserten ckelt werden zu einer Mobilitätsplattform, über die Anbindung war es mithilfe weiterer Förderpro sich multi- und intermodale Reiseketten vernetzen gramme möglich, auf der Relation Zusmarshausen – lassen. Augsburg Elektrobusse einzusetzen – ein klares 6 Symbol für die Umweltfreundlichkeit des ÖPNV. Wie geht es weiter? Nach Erhalt des finalen Förderbescheides geht es Integration der Car- und Bikesharing- an die Umsetzung der beantragten Projekte. Um Grundgebühr im AVV-Abo die FIONA-Förderung so weit wie möglich auszu- „Intermodalität“ und „Multimodalität“ sind bereits schöpfen, sollen neben diesen bereits begonnenen heute wichtige Schlagworte des Verkehrsgeschehens Projekten für die kommenden Jahre weitere inno- in der Region. Auch der AVV möchte diesen Trends vative Projekte eingereicht werden. Entsprechende noch besser gerecht werden. Zu diesem Zweck soll Ideen existieren bereits. Die Verantwortlichen sind die Grundgebühr für Car- und Bikesharing in den zuversichtlich, dass der AVV am Ende des fünf- Preis der AVV-Abonnements integriert werden: jährigen Förderzeitraumes mit einer Vielzahl von Das AVV-Abo ermöglicht somit jederzeit den Einstieg Innovationen die Akzeptanz des ÖPNV steigern und zur Nutzung des Car- und Bikesharing-Angebots in so einen wichtigen Beitrag für die Verkehrswende der Region. leisten wird. 19
Erster E-Bus-Einsatz im AVV Der Fahrplan » D urchgängiger 30-Minuten-Takt Die Fahrzeuge (Mo. bis Fr. 8.00 bis 21.00 Uhr) Einsatz der E-Busse zwischen Zusmarshausen und Augsburg (1x direkt, 1x mit » 2 voll elektrische Mercedes Benz eCitaro Umstieg an Augsburg West P+R) » Einsatz auf der AVV-Regional buslinie 506 » E-Bus fährt stündlich (abwech- » 12 Batteriemodule mit insgesamt 292 kWh Ladekapazität selnd mit Euro6-Diesel-Hybrid- » E-Bus-Strecke: Zusmarshausen – bussen) Uniklinik » Fahrzeuglänge: 12,13 m » Streckenlänge: 20 km » Reichweite: ca. 150 km » Tägliche Laufleistung » Platz für 75 Personen pro Bus: 200 km (35 Sitz- und 40 Stehplätze) Im Westen was Seit 15. Juli 2020 rollen die ersten Elektrobusse im AVV-Regionalbusverkehr: Auf der AVV-Regio- nalbuslinie 506 fahren die beiden Mercedes Benz Neues: der E-Bus eCitaro stündlich zwischen Zusmarshausen und Uniklinik. Die Strecke wurde ausgewählt, weil sie im AVV-Gebiet liegt und keine Schienenanbindung hat. Das Fahrgastpotenzial auf der Linie ist groß, da die Uniklinik mit dem Unicampus nicht nur ein großer Arbeitgeber ist, sondern auch Anlaufpunkt aus dem gesamten AVV-Gebiet. Mit dem Einsatz der E-Busse bietet der AVV nicht nur einen durchgängigen 30-Mi- nuten-Takt zwischen Zusmarshausen, Uniklinik und 20
Finanzierung » Fördermittel des Bundes für Fahrzeug Die Ziele beschaffung, Infrastruktur und Werk- statteinrichtung (maximal 50 Prozent) » Erkenntnisgewinn aus dem Regel- betrieb für künftige Vergaben im Mehrkosten » Fördermittel des Freistaates für An- gebotsausweitung aus dem Förderpro- Rahmen der CVD-Vorgaben » Fahrzeugbeschaffung und Einrich- gramm FIONA (Maßnahme im Rahmen » Attraktivitätssteigerung durch tung Lade-Infrastruktur der AVV-Innovationsinitiative) innovative Antriebstechnologie, Umweltfreundlichkeit und Aus- » Zusätzliche Werkstattausrüstung » GVFG-Fördermittel des Freistaats weitung des Angebots für Hochvolt-Technologie » Aufgabenträgerfinanzierung der » Mitarbeiterqualifizierung im Werk- verbleibenden Mehrkosten stattbereich für Hochvolt-Techno- logie und Lade-Infrastruktur » Schulung des Fahrpersonals Augsburg Stadtmitte bzw. Augsburg Staatstheater (im Wechsel direkt und mit Umstieg). Er schafft darüber hinaus ein attraktives Angebot als umweltfreundliche 506e Alternative zum Individualverkehr aus dem westli- Zusmarshausen Kreppen Vogelsang chen Landkreis. Herpfenried Biburg Steppach Meilenstein umweltfreundlicher Mobilität Augsburg West Auch wenn es zunächst darum geht, den Einsatz von Bieselbach Schäfstoß P+R 2 Elektrobussen im AVV-Regionalbusverkehr zu testen: Die Umstellung von Verbrennungs- auf Elektromoto- Auerbach Horgau Uniklinik BKH ren ist ein Meilenstein in Sachen umweltfreundliche 506e Mobilität im Großraum Augsburg. 21
Eine saubere Sache Der neue Stadtbus macht Friedberg mobil 22
Mit dem neuen Stadtbus Friedberg haben der AVV, der Landkreis A ichach-Friedberg und die Stadt Fried- Dr. Klaus Metzger: berg ein modernes Buskonzept ins Leben gerufen. „Ein modernes ÖPNV- Angebot ist wichtig, Der Friedberger ÖPNV-Beauftragte Prof. Manfred um Mittelzentren wie Friedberg nachhaltig Schnell erklärt, wie das Ganze möglich wurde – und vom Verkehr zu ent- lasten. Deshalb ist welche Vorteile der Stadtbus für Bürger, Wirtschaft unser Engagement beim Stadtbus selbst- und Umwelt mit sich bringt. verständlich.“ W Wie kam es zu der Idee, einen Stadtbus für Wohngebiete und Ortsteile an den öffentlichen Nah- Friedberg einzusetzen? verkehr an. Aber auch die örtlichen Betriebe profitie- Friedberg ist eine attraktive, florierende Stadt! Das ren. Kunden und Mitarbeiter erreichen Gewerbege- spiegelt sich nicht nur in den steigenden Einwohner- biete wie „Münchner Straße“ oder den Gewerbepark zahlen wider, sondern auch im hohen Verkehrs- in Derching an der A8 bequem mit dem Bus. Und aufkommen in der Innenstadt. Was bis dato gefehlt wer – in umgekehrter Richtung – die attraktive Fried- hat, sind durchgängige Busverbindungen in engem berger Innenstadt besuchen möchte, ist nicht mehr Takt zwischen der Straßenbahn aus Augsburg und auf die begrenzten Parkmöglichkeiten im Zentrum der Friedberger Altstadt. Der Altstadt-Express, der angewiesen. Der kann zum Beispiel am P+R-Platz in inzwischen eingestellt wurde, konnte das nicht Friedberg West parken und mit dem Stadtbus schnell leisten. Die Ausweitung und direkt in die Altstadt des Busangebots wurde fahren oder gleich ganz aufs möglich, nachdem der Auto verzichten. So ent- AVV im Zuge der Neuaus- spannt sich der Verkehr in schreibung der Linien mit der Friedberger Innenstadt, mehreren Planungsva- was nicht zuletzt der Auf- rianten auf den Landkreis enthalts- und Luftqualität Aichach-Friedberg als Auf- Der Stadtbus Friedberg ist zugutekommt. gabenträger zugegangen war. AVV, Landkreis und eine gute Alternative zum Der Stadtbus macht Stadt stimmten sich in eigenen Pkw und entlastet Friedberg also sauberer? Gesprächen auf Arbeits- Auf jeden Fall! Nicht nur ebene weiter ab. Das neue damit das Zentrum vom ho- Metropolen kämpfen mit Buskonzept ging jedoch hen Verkehrsaufkommen. steigendem Verkehrsauf- deutlich über den Nahver- kommen. Auch und beson- kehrsplan des AVV hinaus. Prof. Manfred Schnell ders die Mittelzentren wie Insgesamt sind die Busse in ÖPNV-Beauftragter der Stadt Friedberg Friedberg kommen in den und um Friedberg nun pro Hauptverkehrszeiten oft an Jahr rund 180.000 Kilome- ihre Belastungsgrenze. Das ter mehr unterwegs. Des- betont auch unser Landrat halb beschloss der Landkreis, 60 Prozent der Mehr- Dr. Klaus Metzger immer wieder. Stadt und Landkreis kosten zu tragen. Die Stadt Friedberg erklärte sich hatten sich deshalb zum Ziel gesetzt, Friedberg vom bereit, die restlichen 40 Prozent zu übernehmen. Verkehr zu entlasten. Mit dem Stadtbus bieten sie den Bürgern nun eine gut funktionierende und preis- Wer profitiert vom neuen Stadtbus-Konzept? günstige Alternative zum eigenen Pkw. Die neuen und Zunächst einmal die Friedberger Bürger. Denn die bequemen Hybridbusse des AVV helfen ihrerseits, Busse fahren jetzt öfter, bringen die Fahrgäste direkt Schadstoffemissionen und Lärmpegel in der Stadt zur Regional- und Straßenbahn und binden mehr gering zu halten. 23
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