VERÖFFENTLICHUNGEN DER STAATLICHEN ARCHIVVERWALTUNG BADEN-WÜRTTEMBERG - Sonderreihe Die Wasserzeichenkartei Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart ...
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VERÖFFENTLICHUNGEN DER STAATLICHEN ARCHIVVERWALTUNG BADEN-WÜRTTEMBERG Sonderreihe Die Wasserzeichenkartei Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart Findbuch I
DIE KRONEN- WASSERZEICHEN Findbuch I der Wasserzeichenkartei Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart BEARBEITET VON Gerhard Piccard 1961 VERLAG W. KOHLHAMMER, STUTTGART
Text und Zeichnungen: Gerhard Piccard, Klischees: W. Köstlin, Stuttgart S, Pelargusstraße l Papier: Holzfreies Daunendruckpapier der Papierfabrik Scheufeien, Oberlenningen Druckerei Tübinger Chronik
INHALTSÜBERSICHT Vorwort Einleitung: Hand-Papierfabrikation; Schöpfformen und Papiermarken Die zeitlich begrenzte Verwendung der Schöpfformen und ihrer Papier- zeichen : Ausgangspunkt zur Datierung ........................................................... I Die Wasserzeichenkartei im Hauptstaatsarchiv Stuttgart und ihre Organisation............................................................................................. Organisationsplan der Wasserzeichenkartei............................................ II Die Kronen - Wasserzeichen in der Zeit von 1385 bis gegen 1650 Quellennachweise........................................................................................ Zweck und Gliederung des Findbuches........................................................ III Die Bedeutung der Krone als Papiermarke .......................................... IV Erzeugung und Vertrieb von Kronenpapieren ........................................ V Die Herkunft von Kronenpapieren ......................................................... Herkunftstabelle........................................................................................ Herstellermarken in Kronen................................................................... VI Beschriftung und Datierung der abgebildeten Typen.............................. Abteilung I................................................................................................. Abteilung II .............................................................................................. Abteilung III ............................................................................................ Abteilung IV............................................................................................. Abteilung V .............................................................................................. Abteilung VI............................................................................................. Abteilung VII ............................................................................................ Abteilung VIII.......................................................................................... Abteilung IX ............................................................................................ Abteilung X .............................................................................................. Abteilung XI............................................................................................. Abteilung XII ........................................................................................... Abteilung XIII . ..................................................................................... Abteilung XIV.......................................................................................... Schema der Gliederung von Kronen - Wasserzeichen.....................................
Abbildungen der Kronen-Typen: Abteilung I Krone ohne Bügel, ohne Beizeichen . . . . . . . . . . Abteilung II Krone, ohne Bügel, mit Beizeichen Abteilung III Krone mit einkonturigem Bügel Abteilung IV Krone mit zweikonturigem Bügel, ohne Perlen Abteilung V Krone mit zweikonturigem Bügel mit Perlen, einkonturigem Kreuz bzw. Stern Abteilung VI Krone mit zweikonturigem Bügel ohne Stern über Kreuz, ohne Beizeichen . . . Abteilung VII Krone mit zweikonturigem Bügel mit Stern über Kreuz, ohne Beizeichen Abteilung VIII Krone mit zweikonturigem Bügel mit Kreuz ohne Stern, aber Beizeichen Abteilung IX Krone mit zweikonturigem Bügel mit Stern über Kreuz und Beizeichen Abteilung X Krone mit zweikonturigem Bügel mit Perlen Abteilung XI Krone mit Blume, Wappen oder dergleichen über zweikonturigem Bügel Abteilung XII Krone mit zweikonturigem Bügel mit Perlen ohne Beizeichen . Abteilung XIII Krone mit zweikonturigem Bügel mit Perlen und Beizeichen . Abteilung XIV (Kemptener) Mitra-ähnliche Formung
VORWORT Als noch vor der Mitte des 18. Jahrhunderts die Frage nach Herkunft und Verwendungszeit des Pa- piers gestellt wurde, scheinen erstmals in Forscherkreisen auch die Papierzeichen die Aufmerksamkeit auf sich gezogen zu haben. 1804 veröffentlichte dann J. G. Fischer v. Waldheim, Naturforscher, nicht Hi- storiker, die erste Schrift, die sich ausdrücklich mit diesen befaßt, seinen „Versuch, die Papierzeichen als Kennzeichen der Altertumskunde anzuwenden". Schon zuvor waren Wasserzeichen in buch- und biblio- theksgeschichtlichen Veröffentlichungen abgebildet worden. In der ersten, mehr noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erschienen dann zahlreiche Arbeiten über Wasserzeichen in fast allen europäischen Ländern, insbesondere in Italien, Frankreich, Deutschland, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz, England, Österreich, Spanien, Polen und Rußland. Unter ihnen heben sich nach Umfang und Bedeu- tung aus den übrigen Veröffentlichungen heraus vor allem die Werke des Engländers Sotheby (1845/58), des Deutschen Bodemann (1866), des Holländers Stoppelaar (1869), noch mehr die nach den Wasser- zeichen betitelten Werke der Franzosen Midoux und Matton (Etudes sur les filigranes des papiers em- ployes en France aux XIVe et XVe siècles, 1868), des Polen Piekosinski (Wasserzeichen aus Hand- schriften des 14. Jahrhunderts der polnischen Archive und Bibliotheken, 1893) und des Russen Likhat- sdieff (La signification palèographique des filigranes, 1899). Siehe auch Bibliographie im l. Bd. von Bri- quet, Les filigranes, 1907, sowie Wisso Weiß, Die Bedeutung der Wasserzeichenkunde für die Geschichts- forschung, in: Archivmitteilungen 1955, 18-25. Alle diese Arbeiten wurden sowohl in der Anzahl der Abbildungen der Papiermarken, wie auch in der Exaktheit ihrer Wiedergabe übertroffen von dem Schweizer C.M.Briquet, der die Ergebnisse einer fast dreißigjährigen Forschungsarbeit in seinem vierbändigen Werk: „Les filigranes, dictionnaire histori- que des marques du papier" (Leipzig 1907, 2. Aufl. 1923) niederlegte und der breiteren Öffentlichkeit zugänglich machte. Es enthält 16 112 Abbildungen von Wasserzeichen in originaler Größe aus dem Zeit- raum 1282 bis 1600. Dem Werk Briquets ist bis heute nichts Gleichwertiges, sei es in der Form der Ergänzung, der Er- weiterung, sei es auch der Korrektur, an die Seite gestellt worden. Das 1957 erschienene jugoslawische Sammelwerk von Mošin und Traljić „Filigranes des XIIIe et XlV e ss." bedeutet keine wesentliche Be- reicherung der Literatur, da die eigenen Forschungen darin den kleinsten Raum einnehmen (etwa 40 Prozent sind Abzeichnungen aus dem „Briquet" und dem Nachlaß von Briquet). Dagegen haben sich um die Sammlung von originalen Papieren, besonders für den Zeitraum nach 1600 bis zur Gegenwart, der Deutsche K. Th. Weiß (sein Nachlaß jetzt im Deutschen Papiermuseum in Greiz) und die Forschungs- stelle Papiergeschichte in Mainz in der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg sehr bemüht; daß die an- gestrebte Vollständigkeit der Papiersammlungen auch für die Zeit vor 1600 nicht annähernd erreicht werden kann, liegt auf der Hand. Beide und viele andere mit und neben ihnen haben in kleinen und größeren Arbeiten zu der beliebter werdenden Papiergeschichte sich auch zur Wasserzeichenforschung geäußert.
Die Wasserzeichenforschimg vermag zweifellos auf mancherlei Gebieten dienliche Beiträge zu lei- sten, etwa zur Papiergeschichte, der Geschichte der einzelnen Papiermühlen, des Papierhandels, der Wirt- schaftsgeschichte überhaupt u. a. m. Für die historische Forschung insgesamt ist vordringlich und steht an erster Stelle der Gesichtspunkt und das Ziel, in den Wasserzeichen ein Hilfsmittel zu gewinnen, mit dem undatierte Schriftstücke exakt datiert werden können. Dem wollte im letzten auch Briquet mit sei- nem großen Werk dienen, und darauf hebt ein großer Teil der neueren Veröffentlichungen über Papier- zeichen ab. Nun wird freilich, wenn ich recht sehe, die bisherige Methode der Nutzbarmachung der Wasserzei- chen durch perfektionistische Bestrebungen des Wasserzeichenforschers Th. Gerardy (Papiergeschichte, Zeitschrift der Forschungsstelle Papiergeschichte in Mainz 9, 1959, S. 66-73) in neuester Zeit in Frage gestellt. In allen Variationen einer mehr oder minder exakten Anwendung ist erstere einheitlich im ge- treuen Erfassen des Wasserzeichens und seiner nächsten Umgebung (Ausschnitt aus Drahtnetz). Gerardy will das ganze Schöpfsieb, also den ganzen ungeteilten und unbeschnittenen Papierbogen zum Aus- gangspunkt der Forschungen machen. Nur in verhältnismäßig sehr seltenen Fällen gibt es aber das ver- langte Untersuchungsmaterial und nur in diesen wenigen Fällen ist seine nicht gerade einfache Methode der Zählung und Abstandsmessung von Binde- und Bodendrähten voll anwendbar. Dazu kommt die Schwierigkeit der Anwendung seiner Methode bei Papieren von nicht guter Transparenz, sodann schafft eine beachtliche Fehlerquelle bei den Messungen die verschieden starke Pressung der Papierbogen, die dessetwegen in der Breite bis zu einem halben Zentimeter differieren können. Schließlich können die Abstände der Bindedrähte, besonders die Maße der durchschnittlichen Abstände bei den gleichen Typen der Papierzeichen über 50 Jahre, bei Papieren mit dem Ravensburger Ochsenkopf sogar über 100 Jahre gleich sein, also das Ergebnis einer engbegrenzten Datierung keineswegs erbringen. In einzelnen Fällen mag die Methode Gerardy ergänzend richtige Beobachtungen liefern, im Gesamten wird sie nicht zum erstrebten Erfolg führen und lohnt deshalb u. E. nicht den unverhältnismäßig großen Aufwand. Der einzig mögliche, nächste und überzeugend durchführbare Weg ist immer noch die methodisch saubere Ar- beit mit dem Wasserzeichen im engeren Sinn des Wortes. Auch diese Wasserzeichenarbeit hat ihre Schwierigkeiten und hatte vor allem ihre „Kinderkrankhei- ten " zu überwinden. Zum Beispiel konnte eine zusammenfassende, für die Veröffentlichung durch den Druck bestimmte Wasserzeichenarbeit wie die Briquets nur von jeder Marke den - meist über viele Jahr- zehnte, ja selbst Jahrhunderte hin verwandten - Typus und einige innerhalb dieses Typus vorkommen- den „Varianten" bieten. Es ist aber selbstverständlich, daß eine Datierung auf Grund solcher Unter- lagen jeder Exaktheit entbehren muß, ja zu den verkehrtesten Ergebnissen führen und den Wert der Wasserzeichenforschung als Mittel zur Datierung überhaupt fraglich machen kann. Aus der Kritik an Briquet (vgl. seinen Aufsatz „Wasserzeichenkunde und Urbarforschung", Archi- vum, II, 1952, S. 65-81) hat Gerhard Piccard die, wie mir scheint, einzig richtige Methode für die Ver- wendung von Wasserzeichen zu Datierungszwecken entwickelt. Die Frage, ob exakte Datierungen auf eine enge Zeitspanne möglich sind, wurde von ihm bei gewissen Einschränkungen bzw. unter gewissen Voraussetzungen im positiven Sinne beantwortet (siehe sein Aufsatz „Die Wasserzeichenforschung als historische Hilfswissenschaft", Archivalische Zeitschrift, 52, 1956, S. 62-115). Jede einzelne, innerhalb eines Markentypus auftauchende Formung soll festgelegt werden; denn nur sie, nicht der Typus, ist der „Datumsträger". Durch Massenuntersuchungen an eindeutig und einwandfrei datierten Papieren in den Archiven muß festgestellt werden, innerhalb welcher Jahre Papiere mit identischen - nicht ähnlichen(!)- Wasserzeichen beschriftet worden sind. Die von Piccard in 50 deutschen und ausländischen Archiven gewonnenen Ergebnisse sind in der 1951 begonnenen Wasserzeichenkartei im Hauptstaatsarchiv Stuttgart niedergelegt. Die Sammlung der
Karteiblätter, von denen jedes Blatt exakte Angaben über Fundort, Ausstellungsort und Datum enthält, umfaßt gegenwärtig über 50 000 Wasserzeichen und wird jährlich um etwa 5000 erweitert. Für sie sind die Original-Bleistiftpausen — das sind zur Zeit 80000 Übertragungen von genau datierten Wasserzei- chen aus dem Zeitraum von 1294 bis etwa 1650 - in Ausziehtusche auf haltbare, weiße Kartons über- tragen. Die Verwendungsfähigkeit der Kartei ist nicht nur am Hauptstaatsarchiv Stuttgart, sondern auch in vielen in- und ausländischen Archiven und Bibliotheken aufs beste bewährt worden. Kar- tei und Arbeitsmethode von G. Piccard haben zu jeder Zeit der ständig wachen Kritik der wissenschaft- lichen Beamten des Hauptstaatsarchivs Stuttgart standgehalten und die Bereitschaft, schon in den klein- sten Anfängen sich der Sache anzunehmen, reich gelohnt. Bei der großen Anzahl von Papierzeichen ist die Drucklegung aller einzelnen originalen Marken schlechterdings nicht möglich. Man muß sich mit der Veröffentlichung von Findbüchern begnügen, in denen die Typen, nicht aber die einzelnen typzugehörigen, originalen Papiermarken abgebildet und mit dem Datum ihrer Nachweisungen versehen sind. Ihr Abdruck im Findbuch gibt also dem Forscher nicht die Möglichkeit, selbst ein undatiertes Schriftstück zu datieren, sondern nur einen Hinweis auf die Mög- lichkeit, auf Grund der Einzelnachweise in der Wasserzeichenkartei des Hauptstaatsarchivs Stuttgart die exakte Datierung vornehmen zu lassen. Das Hauptstaatsarchiv Stuttgart wird auf Anfragen, denen eine genaue Durchzeichnung des Wasserzeichens und der benachbarten Bind- wie einer Reihe von Bodendräh- ten (Rippen) beizufügen ist, die Auskünfte geben. Selbst die Findbücher der Wasserzeichenkartei des Hauptstaatsarchivs Stuttgart werden in ihrer Ge- samtheit den Umfang des „Briquet" übertreffen. Dem Findbuch der Kronen-Wasserzeichen wird das der Ochsenkopf-Motive folgen, für das bereits mehr als 18 000 einzelne Marken in der Wasserzeichenkartei vereinigt sind. Die gesamte Reihe dürfte 8-10 Bände umfassen. Bei dem großen Entschluß mit der Veröffentlichung der Findbücher der Wasserzeichenkartei Piccard zu beginnen, obwohl ihr voller Ausbau noch Jahre ernster Arbeit erfordern wird, hat die Archivdirek- tion die Überzeugung geleitet, daß für einzelne Gruppen der Wasserzeichen das Material nahezu voll- ständig vorliegt, einem Findbuch über sie also bei späterer Gelegenheit nur wenige Nachträge folgen müssen. Auf der anderen Seite sollte einem berechtigten Bedürfnis Rechnung getragen werden, möglichst rasch die Ergebnisse der großen Arbeit von G. Piccard allen interessierten Kreisen zu erschließen und allgemein nutzbar zu machen. Sein nicht gewöhnlicher Fleiß und Eifer, gepaart mit großer Exaktheit und Geschicklichkeit sowie zähester Ausdauer, gibt mir die Zuversicht auf eine nicht zu ferne Vollen- dung des einzigartigen Werks der Wasserzeichenkartei Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart und der Veröffentlichung der sie erschließenden Findbücher. Zum Ausbau der Wasserzeichenkartei hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft in Bad Godesberg durch Beihilfen zur Finanzierung der Archivreisen G. Piccards wesentlich beigetragen. Für den Druck dieses Findbuchs von den Kronenwasserzeichen haben Herr Dr. Scheufelen von der Papierfabrik Scheu- felen, Oberlenningen, und der Verein der Papier-, Pappen-, Zellstoff- und Holzstoff-Fabriken in Würt- temberg und Baden e. V. (Papierverein), Stuttgart, das hervorragend schöne Papier gestiftet. Ihnen wie der Forschungsgemeinschaft sei herzlicher Dank gesagt. D. Dr. MAX M I L L E R Staatsarchivdirektor
EINLEITUNG Hand-Papierfabrikation; Schöpfformen und Papiermarken Die Technik der alten Papierherstellung beruht auf gefertigten Papierbogen das transparente Abbild sol- zwei Arbeitsvorgängen: dem Zertrennen und Auflösen cher Figuren. Bei Verwendung des gleichen Schöpfsie- von pflanzlichen Geweben (Leinenlumpen, Hadern) bes tragen die Papiere das gleiche, identische Wasser- in ihre einzelnen Fasern und dem Zusammenfügen die- zeichen. ser losgelösten Fasern zu einem neuen Stoff, dem Pa- Aus praktischen Gründen waren bei der Papierher- pierbogen. stellung zwei Arbeiter (Gesellen) beschäftigt, die sich Das Papier wurde hergestellt mit Hilfe des Schöpf- wechselseitig in die Hände arbeiteten: der „Schöpfer", siebes oder der Papierform. Diese besteht in ihrem der den Papierbogen mit der Form aus der Bütte Hauptteil aus einem Geflecht von eng parallel laufen- schöpfte, und der „Gautscher", welcher den geschöpften den, durch „Binddrähte" miteinander verbundenen Bogen auf einen Filz von der Form abdrückte (löste). „Bodendrähten". Die Abmessungen der Freiräume Zur Vermeidung von Arbeitspausen wurde mit zwei zwischen den parallelen Bodendrähten waren so ge- gleichgroßen Formen (Formenpaar) gearbeitet. Wäh- ring gehalten, daß beim „Schöpfen" der in Wasser ge- rend der Gautscher den Papierbogen von der ersten lösten Leinenfasern das Wasser durch das Sieb abfloß, Form auf den Filz abdrückte, fertigte der Schöpfer die Fasern aber sich in einer dünnen Schicht auf dem mit der zweiten Form bereits den nächsten Bogen und Sieb zum Papierbogen bildeten. Dieser Prozeß hatte so fort. zur Folge, daß sich unmittelbar auf den Drähten der Jede Papierform enthält eine Marke; das zusam- Schöpfform weniger Papiermasse absetzen konnte als mengehörige Formenpaar enthält somit zwei Marken, in ihren Zwischenräumen; der Papierbogen wurde an deren Gestaltungen zwar motivgleich, aber nicht iden- eben diesen Stellen etwas dünner und zugleich licht- tisch sind. Man bezeichnet diese beiden, ursprünglich durchlässiger. Damit enthalten die mit Drahtformen ge- zusammengehörigen Marken als Wasserzeichen-Paar. schöpften Papierbogen den getreuen Abdruck der Form, Die Verwendbarkeit von Form und Zeichen muß der bei durchscheinendem Licht klar erkennbar ist. nicht gleich sein. Ein Papierzeichen muß nicht grund- Die technisch bedingte Eigenart der ungleichen sätzlich an nur eine Schöpfform gebunden sein. Es Transparenz handgeschöpfter Papiere führte schon seit kann sowohl schneller verbraucht (abgenutzt) werden dem Ende des 13. Jahrhunderts zur zusätzlichen An- als die Schöpfform, als auch diese überdauern und bringung von ebenfalls aus Draht gefertigten und auf dann auf einer anderen (neuen) Form befestigt wer- den Drahtformen befestigten (aufgenähten) Marken, den. Somit ist es unerläßlich, auch die Abdrücke der den Papierzeichen oder Wasserzeichen. Da sich an die- Boden- und Binddrähte der Schöpfformen, insbeson- sen erhabensten Stellen des Schöpfsiebes am wenigsten dere die Position der Papiermarke auf den Drähten Papiermasse absetzen kann, so enthalten die mit ihm der Schöpfform zu beachten. Die zeitlich begrenzte Verwendung der Schöpfformen und ihrer Papierzeichen: Ausgangspunkt zur Datierung Die Gebrauchsdauer der Schöpfformenpaare war in- derungen der Dimensionen der Papiermarken von folge ihrer natürlichen Abnutzung begrenzt, sie be- ihren Vorgängern und Nachfolgern zu unterscheiden. trug im Durchschnitt etwa 800 Ries oder rund 400 000 Diese wahrnehmbaren Unterscheidungsmerkmale las- Bogen Papier. Ein normal (und ganzjährig) arbeitender sen sich durch datierte Beschriftungen der betreffenden Betrieb verbrauchte (im 16. Jahrhundert) jährlich zwei Papierbogen zeitlich genau festlegen. Formenänderun- Schöpfformenpaare. gen bilden damit die Grundlage zur zuverlässigen Da- Jede Erneuerung der Formen und ihrer Papierzei- tierung von Papieren mit identischen Wasserzeichen. chen ist in ihren Erzeugnissen infolge der oft etwas Voraussetzung hierfür ist aber eine ausreichende An- veränderten Abstände der Binddrähte, vor allem aber zahl gültig datierter Unterlagen. durch geringfügige, doch deutlich wahrnehmbare Än- Das Problem für die Gültigkeit der Datierung ist
die Frage, ob das „Datum" und die Zeit der Beschrif- Mangelhaft bzw. fehlerhaft sind die Zeichnungen in den tung zusammenfallen. Im allgemeinen wurden bei un- Nummern 4890, 92, 4906-09, 11, 12, 16-24, 28-32, 35-38, 41, 42, 44, 45, 48-50, 53, 54, 59, 60, 62, 65, 67, 68, 74, seren Forschungen besiegelte Briefe als gültige Unter- 77, 78, 81-83, 87, 88, 90, 92, 93, 99, 5000, 02, 04, 05, 08, lagen anerkannt. Besiegelte Quittungen können rück- 09, 11-20, 22, 23, 25, 31, 32, 34, 36, 38-41, 45, 46, 50, wirkend datiert sein und wurden nur mit Vorsicht 53, 54, 58-63, 65, 68, 78, 85, 86. In 4896, 4900, 4913 verwertet. Wasserzeichen aus Kopien, d. s. nachträgli- fehlt die Kugel über dem Hochbügel, in 4905 nicht Buch- stabe B, sondern S, in 4908 sind die Linien über den Ini- chen Abschriften, können nicht als Datierungsmittel tialen MD falsch gelesen, in 4913 ist das Monogramm un- dienen, da eine Gewähr selbst für die ungefähre zeit- richtig, in 4946 nicht minuskel-c, sondern -r, in 4985 nicht liche Übereinstimmung von Inhalt und Niederschrift BC, sondern IC, identisch mit 4995, in 4989 nicht D, son- nur selten gegeben ist. Kopien blieben daher (im Un- dern G wie in 4990, in 4996 fehlt das zweikonturige Kreuz über den Initialen IG, in 5010 keine „Augsburger terschied von Briquet u. a.) unbeachtet. Von allen nicht Marke"; Typ bisher nirgends bestätigt; in 5015-5017 sind besiegelten Archivalien sind nur Konzept-Protokolle die Herstellermarken stark entstellt, in 4979, 4980, 4987 unbedenklich verwertbar. Reinschriften von Urbaren nicht 6 Perlen im Stirnreif, sondern 5 bzw. 4. und Rechnungen können (besonders ab Mitte 16. Jahr- hundert) um fünf und mehr Jahre von ihren Bezugs- Im Rahmen dieser kurz gefaßten Einführung kann daten abweichen. Konzepte (diese Bezeichnung wurde hier auf die Ergebnisse der langjährigen, in 40 Archi- im Gebiet des Deutschen Reichs erst im 16. Jahrhundert ven durchgeführten Massenuntersuchungen und der allgemeiner gebräuchlich für Entwürfe, die nach Aus- Anfertigung von 80 000 Wasserzeichen-Pausen nur fertigung der Reinschrift gleichzeitig als Kanzleibeleg verwiesen werden: - damals Kopie genannt - dienten) wurden als solche Schreibpapiere gewöhnlicher Qualitäten und For- vermerkt; die Übereinstimmung der Textdaten mit der mate mit identischen Wasserzeichen wurden von ca. 1360 Zeit der Niederschrift ist nicht immer verbürgt. bis ca. 1630/50 innerhalb einer Zeitspanne von drei Die Beobachtung dieser Forderung, die an eine un- bis vier Jahren beschriftet. Bei ausgefertigten amtlichen bedingte Zuverlässigkeit der Zeitaussage der Unter- wie privaten Korrespondenzen ist das Verhältnis die- lagen gestellt wurde, wirkte sich in zweifacher Weise ser Regel zu den Ausnahmen größer als 5000:1. Bei aus: Schreiben, die in der Kanzlei oder beim Schreiber ver- 1. Das in den Archiven zur Verfügung stehende Ma- blieben sind, vor allem bei Konzepten, ist das Ver- terial „schmolz zusammen". Es mußte auf Papierzei- hältnis der Regel zu den Ausnahmen etwas kleiner chen verzichtet werden, wenn deren Übernahme die als 5000:1. Zuverlässigkeit der Zeitaussage hätte gefährden kön- Bei Papieren nicht gewöhnlicher Formate wie Groß- nen. regal (Imperial), Regal und Mediän sowie bei feineren 2. Die Heranziehung anderer Wasserzeichen-Editio- Qualitäten wie (ab Mitte 16. Jahrhundert) Postpapier nen verbot sich, zumal Kontrollen erwiesen, daß deren kann günstigstenfalls der terminus a quo benannt wer- Bearbeiter großzügiger in der Auswertung des Ma- den. Die Zeitspanne zwischen terminus a quo und Da- terials verfahren waren. tum der Beschriftung kann - hauptsächlich bei groß- formatigen Papieren - zwei Jahrzehnte überschreiten1. Daß - unbeschadet der Verdienste Briquets um die Pa- pierforschung - der „dictionnaire des marques du papier" nur mit größter Vorsicht zu Zwecken der Datierung her- 1 angezogen werden kann, wurde bereits im Archivum 1952 Ausführlichere Begründung G. Piccard: Die Wasser- vol. 2, 65 ff. erörtert. zeichenforschung als historische Hilfswissenschaft. Archi- Bei den Abbildungen von Kronen mit Bügel (4890-5088) valische Zeitschrift 52, München 1956, 62-115. Die Ergeb- verstärkt sich der Eindruck, daß diesen nur ungefähr zu- nisse wurden durch inzwischen erfolgte weitere Untersu- treffende Skizzen zugrunde gelegt, oder die Zeichnungen chungen bestätigt. für die Reproduktion von fremder Hand unsachgemäß Für die Begrenzung der Datierung auf engsten Zeitraum ausgeführt wurden. wird besonders auf die Ausführungen S. 83-96 verwiesen. 10
I DIE WASSERZEICHENKARTEI IM HAUPTSTAATSARCHIV STUTTGART UND IHRE ORGANISATION Das durch Stoff-Aussparung gebildete Wasserzeichen felhaft, eine ebenso beträchtliche Anzahl läßt Mehr- ist eine Negativerscheinung. Seine Sichtbarkeit ist be- deutigkeiten zu. Hierzu muß man sich vergegenwärti- stimmt durch sein Verhältnis zur Blattstärke seiner gen, daß die Motive der sämtlichen Papierzeichen nur Umgebung. Infolge der zumeist geringen Transparenz mittels Draht in notwendigerweise stark vereinfachten der Wasserzeichen, die genaue Vergleichungen durch Umrißlinien angedeutet werden können. Damit sind Übereinanderlegen zweier originaler Papierbogen nicht aber ihrem eindeutigen Erkennen und Benennen be- zuläßt, müssen die nur in der „Durchsicht" erkennba- reits Grenzen gesetzt. Zwar wird das Erkennen von ren Zeichen in „Draufsicht" umgewandelt werden. Abbildungen allgemein bekannter Motive wie Anker, Auch sind die Abweichungen der verschiedenen motiv- Pfeil und Bogen, Kanne, Leiter, Krone u. a. m. kaum gleichen Formen zumeist so gering, daß zu ihrer klaren Schwierigkeiten bereiten, jedoch ist - besonders aus Unterscheidung und Kontrolle sehr genaue Übertra- dem 14. und 15. Jahrhundert - eine Anzahl gegen- gungen auf transparentem Papier erforderlich sind. ständlicher Motive in der dargestellten Form heute Die naturgetreue Durchzeichnung ist somit der einzig nicht mehr hinlänglich bekannt oder in ihrer speziellen mögliche Weg zur systematischen Erfassung von Was- Benennung nicht faßbar. Es muß deshalb höchst pro- serzeichen. blematisch erscheinen, Wasserzeichenbenennungen zu Die geringe Reißfestigkeit transparenter Papiere wählen wie Flachsbreche, Fuchtel, Geld( !)-Beutel, Gleve, und die Unbeständigkeit der Bleipausen bedingt ihre Holz(!)-Klötze, Maultrommel, Mühleisen, Pfahlwall, Übertragung auf festeres Material. Es hat sich als oder Ziegelbrennerform, Schnalle, Schwamm oder Zahn, zweckmäßig erwiesen, die einzelnen Wasserzeichen auf Senkblei, Trichter oder Schabmesser, Vögel (unterteilt formatgleiche, weiße Karten (Kartons) in schwarzer in Sing- oder Raubvögel!), Warenballen oder Wurst Tusche zu übertragen; damit wird zugleich die Ein- u. a. m.2. Das Aufsuchen solcher Motive in einem Was- ordnung der einzelnen Marken in den Gesamtstoff er- serzeichenwerk wird durch die alphabetische Einord- möglicht. nung in den Gesamtstoff noch mehr erschwert. Die so auf maßhaltigere, hochgradig zellulosehal- Mit dem — hier nur auszugsweise wiedergegebenen - tige Karten übertragenen Wasserzeichen müssen schließ- Organisationsplan der Stuttgarter Wasserzeichenkartei lich in einer Kartei vereinigt werden. Der Aufbau dieser wird versucht, die bisherigen Mängel der Aufgliede- Kartei wird bestimmt durch seinen Zweck: d.i. das rung von Wasserzeichen auszugleichen. Das Vergleichs- schnelle Auffinden aller Typen mit dem kleinstmög- material ist hier nicht durch seine Einordnung nach der lichen Aufwand an Sucharbeit. jeweiligen Benennung der Marken willkürlich ausein- Die Masse des Vergleichsmaterials erfordert eine andergerissen, es wird vielmehr nach dem Sachinhalt Aufgliederung, die konsequent durchgeführt werden in artgleiche Gruppen zusammengefaßt und vereinigt, muß. Auch hierbei mußten neue Wege beschritten wer- so z. B. alle Tierköpfe, die gesamten Halb- und Ganz- den. Die bisher üblich gewesene alphabetische Einord- figuren von Säugetieren usf. Innerhalb der Gruppen nung des Stoffes nach den Anfangsbuchstaben der je- wird zu ihrer Übersicht das Papiermarken-Bild anstelle weiligen Benennung der abgebildeten Marken setzt in seiner oft unsicheren Namensgebung gesetzt. Zudem jedem Fall eine Namensgebung voraus. Das entspricht werden sowohl bei mehrdeutigen wie auch bei mehre- weder sachlichen noch praktischen Erfordernissen. Die- ren Motiven innerhalb einer Papiermarke entspre- ses von Briquet, Mošin u. a. angewandte Verfahren chende Verweisungen gegeben, so daß ihr sicheres Auf- ließe sich nur dann konsequent durchführen, wenn die finden gewährleistet wird. Motive aller Papiermarken eindeutig erkannt und be- nannt werden könnten. Das ist nicht der Fall: bei einer 2 e V. Mošin et S. M. Traljič-, Filigranes des XIII et XIV e beträchtlichen Anzahl ist die spezielle Bedeutung zwei- ss. Zagreb 1957. 11
ORGANISATIONSPLAN DER WASSERZEICHENKARTEI O r d n u n g n a c h Hauptfiguren Hauptgruppen: I Ungegenständliche Zeichen II Heraldische Zeichen III Kosmische, geistliche und weltliche Sinnzeichen außer Wappen. Fabelgestalten IV Darstellungen aus dem Pflanzenreich V Darstellungen aus dem Tierreich VI Mensch und Werk I Ungegenständliche Zeichen IV Darstellungen aus dem Pflanzenreich Gruppe A: l Buchstabe Gruppe N: Blatt, Blüte (Blume), Ast, Baum, Frucht Gruppe B: 2 und mehr Buchstaben (Lilie siehe G) Gruppe C: Geometrische Figuren, Kaufmannszeichen II Heraldische Zeichen V Darstellungen aus dem Tierreich Gruppe D: Wappenschilde mit Heroldstücken, Wappenschilde mit Oberwappen Gruppe O: Schlangen Gruppe E: Zusammenstellung a l l e r (auch nicht Gruppe P: Krebstiere, Insekten, Fische heraldischen) Figuren im S c h i l d Gruppe Q: Vögel Gruppe F: Gemeine Figuren: Dreiberg Gruppe R: Säugetiere: Geweih (doch Horn siehe W), Gruppe G: Gemeine Figuren: Lilie Kopf (doch Ochsenkopf siehe S) Gruppe H: Gemeine Figuren: Krummstab Gruppe S: Säugetiere: Ochsenkopf (Baselstab) Gruppe T: Säugetiere: Halbfigur, ganze Figur Gruppe I: Gemeine Figuren: Schlüssel Alle anderen gemeinen Figuren siehe unter den entsprechenden Bezeichnungen VI Mensch und Werk in den Gruppen K-Z Gruppe U: Mensch und menschliche Körperteile III Kosmische Zeichen, geistliche und weltliche Sinn- Gruppe V: Waffen und Geräte für Krieg und Jagd zeichen außer Wappen. Fabelgestalten (doch Horn siehe W) Gruppe W: Horn, Hifthorn, Posthorn Gruppe K: Kosmische Zeichen: Sonne, Mond, Stern Gruppe X: Handwerkszeug, Arbeitsgeräte, Hausrat Geistliche und weltliche Sinnzeichen: (doch Schlüssel siehe I) Kreuz, Tiara, Mitra, Engel (Krummstab Gruppe Y: Bekleidungsstücke, Schmuck, optische und siehe H), Reichsapfel (Krone siehe L) akustische Instrumente Gruppe L: Krone Gruppe Z: Verkehr und Bau: Rad, Anker, Wagen, Gruppe M: Fabelgestalten: Greif, Einhorn Drache, Schiff, Warenballen, Säule, Turm, Haus, Fortuna, Sirene Festung 12
II DIE K R O N E N - W A S S E R Z E I C H E N IN DER ZEIT VON 1385 BIS GEGEN 1650 Quellennachweise Die vorliegende Abhandlung entspricht dem Find- Quellen: buch Gruppe L der Wasserzeichenkartei im Haupt- staatsarchiv Stuttgart. Die Kartei vereinigt 5000 A = Archiv Durchzeichnungen von Kronen-Wasserzeichen, die aus GLA = Generallandesarchiv etwa 3800 zuverlässig datierten Urkunden, Akten und LRA = Landesregierungsarchiv Geschäftsbüchern in deutschen, österreichischen, nieder- RA = Reichsarchiv ländischen und italienischen Archiven gefertigt wur- den. Akten und Geschäftsbücher enthalten zum Teil StA = Staatsarchiv Papiere mehrerer Provenienzen bzw. Papiere der üb- HStA = Hauptstaatsarchiv lichen Formenpaare; dadurch wird die höhere Zahl HHStA = Haus-, Hof- und Staatsarchiv der Durchzeichnungen erklärt. STAATLICHE ARCHIVE: HStA Stuttgart und StA Schwerin: Mecklenburg. Korrespondenzen, Bede- StA Ludwigsburg: Die nach „Württemberg. Regesten" register. vereinigten Bestände vor 1500, A 44 (Urfehden), StA Zerbst: Anhalt. Korrespondenzen. A 71-73 (Korrespondenzen Hz. Christoph und Hz. Ludwig), B 383/85 (Stift Ellwangen), B 517/III StA Koblenz: Kurtrier, Domkapitel Trier, Reichskam- (Missivbücher Kl. Weingarten), Lagerbücher (Ur- mergericht. bare), Rechnungen u. a. m. StA Münster: Domstift Münster: Rechnungen, Ämter- GLA Karlsruhe: Baden Generalia, Breisgau Generalia, rechnungen. LA Siegen: Renteirechnungen u. a. m. Landvogtei Ortenau, Reichsritterschaften Ortenau und Hegau, Kl. Salem, Konstanz, Überlingen, StA Nürnberg: Ratsarchiv der ehem. Reichsstadt Nürn- Beraine u. a. m. berg, Ansbacher Archiv. StA Düsseldorf: Jülich-Berg I, II, Kleve-Mark, Kur- StA Würzburg: K. Landgerichtsprotokolle, Rechnun- köln, Handschriften. gen. StA-Lager Göttingen: LRA Innsbruck: Urkunden I, II, Handschriften, Fri- ehem. StA Königsberg: Ordens-Briefarchiv; Her- dericiana, Sigmundiana, Maximiliana, Ferdinandea, zogl. BriefA: PestA, o. Ö. Hofregistratur Reihen A, Ab, B, Rech- A) Deutschland: geistl. und weltl. Fürsten außer Bran- nungen (Raitbücher). denburg, Grafen und Fürsten v. Henneberg, Haus Bran- denburg, Grafen, Adel, Städte, Bürger, Ungarn, Böh- HHStA Wien: Fridericiana. men, Schlesien. B) Polen: Geistl. und weltl. Große, Städte und Bürger. RA Arnheim: Herzogl. A: Rechnungen, Register. C) Westpreußen. Gft. Culemborg: Rechnungen. D) Kurland und Livland. E) Rußland, Walachei, Türkei. StA Basel-Stadt: Eidgenossenschaft, Polit. A 2 (Brie- F) Dänemark, Schweden, Norwegen. fe), Rechnungen. 13
STADTARCHIVE: StadtA Braunschweig: Hauptrechnungen, Weichbild- StadtA Münster i. W.: Kämmereirechnungen, Gruet- rechnungen, Schoßregister. amtsrechnungen. StadtA Eßlingen: Stadtrechnungen, Akten. StadtA Nördlingen: Missive, Leibgedingsquittungen, StadtA Frankfurt a. M.: Reichssachen I, II, Ratssachen, Vollmachten, Kammerrechnungen. Ratssupplikationen, Währschaften, Requisitionen und StadtA Regensburg: Politica, Ecclesiastica, Hansge- Vorschreiben, Reichssteuer, Hofgericht Rottweil, richt. Feme u. a. m. StadtA Gengenbach: Gerichtsprotokolle, Ratsproto- StadtA Rottweil: Akten und Rechnungen Stadt- und kolle, Kontraktenprotokolle, Rechnungen. StiftsA. StadtA Goslar: Tafelamtsrechnungen, Missive. StadtA Soest i. W.: Kämmereirechnungen, Akten. StadtA Göttingen: Kämmereirechnungen, Briefe. StadtA Ulm a. D.: Städtebünde, Städtetagungen. StadtA Kempten i. A.: Ratsprotokolle, Rechnungen. StadtA Wesel: Stadtrechnungen, Hanseakten. StadtA Köln: Hanseakten, Brief-Eingänge. StadtA Culemborg: Stadtrechnungen. StadtA Konstanz: Rechnungen, Korrespondenzen. StadtA Memmingen: Städteacta; StiftsA: Rechnungen, StadtA Elburg (im RA Arnhem): Stadtrechnungen. Zinsbücher. StadtA Reval (im StA Lager Göttingen): Korrespon- StadtA München: Urkunden (Ratsgeschäfte), Kämme- denzen mit Arensburg, Dorpat, Fellin, Riga, Wesen- reirechnungen. berg, Weißenstein, Finnland, Schweden. PRIVATARCHIVE: Fürstl. HohenloheA Neuenstein: G. A. Hohenlohe, A A Datini in Prato (Toscana): Korrespondenzen der Weinsberg. Handelshäuser in Avignon, Barcelona, Brügge, Flo- StiftsA Xanten: Rechnungen Dompropstei, Domburse, renz, Genua, Mailand, Mallorca, Paris, Perugia, Kirchenfabrik u. a. m. Pisa, Prato, Valencia, Venedig. 14
Zweck und Gliederung des Kronen-Findbuches Das Findbuch dient dem sicheren Auffinden des Ge- Innerhalb der Abteilungen III, V-XIII wird bei suchten, seine Organisation soll mit dem geringsten ähnlicher Gestaltung der Kronen unterschieden nach Zeitaufwand jeweils erschöpfende, d. h. eindeutige Anzahl der symmetrisch angebrachten Bügelperlen, Orientierungen ermöglichen. Papierzeichen sind op- nach Formung der Bügelspitze (kreuztragende Perle tische Darstellungen, infolgedessen kann ihre Einord- bzw. Kugel) und nach Anzahl der Stirnreif-Perlen nung nur nach klar voneinander unterscheidbaren op- oder solchen zwischen den Lilienaufsätzen. tischen Merkmalen erfolgen. Das aber verlangt die Unter dem Begriff Typ wird verstanden: das von Gliederung des Materials der Einzelmarken einer Gebrauchs- oder Abnutzungserscheinungen möglichst Gruppe in Abteilungen und in Typen. befreite „Urbild" des Papierzeichens, welches seine Der Aufbau des Findbuches erfolgte sowohl in den wesentlichen Merkmale in deutlich erkennbarer und Gliederungen der Abteilungen als in den Typenfolgen von anderen Typen klar unterscheidbarer Form be- nach dem Grundsatz der Steigerung vom Einfachen ständig aufzeigt. zum Vielfältigen. Die Gestaltung von Papiermarken Eine Krone mit hohem Bügel und drei symmetrisch ohne Beizeichen (d. s. zusätzliche Figuren wie Stern, angebrachten Bügelperlen gehört mit einer gleichge- Buchstaben u. a. m.) ist einfacher, unkomplizierter als formten, jedoch mit vier symmetrischen Bügelperlen jene mit zusätzlichen Figuren versehenen. gezierten Figur grundsätzlich nicht zum selben Typ. Die Krone ist als Papiermarke ohne und mit Bügel Beide stehen gesondert verzeichnet, ihre eventuelle Zu- dargestellt. Die einfache Krone ohne Bügel besteht aus gehörigkeit zur gleichen Produktion oder Produktions- Stirnreif und Lilienaufsätzen; die Krone mit Bügel stätte bleibt dabei unberücksichtigt3. Der Typ enthält setzt sich zusammen aus Stirnreif, Lilienaufsätzen und somit die konstanten Charakteristika der originalen dem ein- bzw. zweikonturig geformten und zumeist Papierzeichen, ohne jedoch mit diesen identisch bzw. perlenbesetzten Bügel, dessen symmetrische Hälften dimensionengleich zu sein. Die wirkliche Identität von stets die gleiche Anzahl Perlen tragen: selten 2, zu- Papierzeichen kann nur durch die unter den entspre- meist 3, 4 oder 5. Der Bügel trägt häufig eine Perle, chenden Typ-Nummern eingeordneten größengetreuen auch Kugel (Reichsapfel) mit ein- oder zweikonturi- Kopien in der Kartei ermittelt werden. gem Kreuz, letzteres häufig von einem einkonturigen Folgende Beispiele, die Typ und typgleiche, original- Stern überhöht. getreue Kopien zeigen, sollen dies verdeutlichen: Damit sind ausreichende Charakteristika nach dem Grundsatz der Steigerung vom Einfachen zum Viel- 3 Aus Gründen der Raumersparnis wurden in den Ab- fältigen gegeben, siehe das Schema der Abteilungen I teilungen IV und XIV gleiche Papiermarken mit verschie- bis XIV (S. 50). denen Initialen unter einer Typ-Nummer verzeichnet. 15
Typ I,322 und zugehörige, originalgetreue Papierzeichen aus der Fülle von 110 Einzelmarken dieses Typs: 16
Nachweise und Beschriftungsdaten: 1 StadtA Frankfurt a. M. RS I, 2060 Mainz 1425 2 StA Düsseldorf J.-B. I, 507 Köln 1426 3 StadtA Göttingen Kämmereiregister Göttingen 1427 4 StadtA Göttingen Kämmereiregister Göttingen 1428 5 StA Düsseldorf J.-B. I, 721 Hambach 1429 6 StA Düsseldorf J.-B. I, 239 Moringen 1430 7 StA Nürnberg Rep. 2a, U. 2662 Lauchheim 1431 8 StA Königsberg OBA Pr.-Eylau 1432 9 StA Königsberg OBA Danzig 1433 10 StadtA Braunschweig B 115,4 Braunschweig 1434 11 RA Arnhem HA 444 Erkelenz 1435 12 StA Düsseldorf J.-B. I, 1231 (Hambach) 1436 13 StadtA Frankfurt a. M. Münze Meisenheim 1437 14 StadtA Wesel Stadtrechnungen Wesel 1438 15 RA Arnhem reken. Overkwart. Venlo 1439 16 StiftsA Xanten K 15 Xanten 1440 17
Typ XIII 6 und 2 zugehörige originalgetreue Papierzeichen aus der Fülle von 105 Einzelmarken dieses Typs 18
Innerhalb der gleichen Typen lassen sich zwei Arten Die entsprechende Signatur ist für a) der Position der Papierzeichen auf den Schöpfformen für b) unterscheiden: a) das Papierzeichen ist über bzw. zwischen zwei (ver- Beispiele: Zwei originalgetreue Papierzeichen des glei- tikalen) Binddrähten befestigt, chen Typs VIII 5, zugleich Schema der Kar- b) das Papierzeichen ist über einem und zwischen zwei teikarten der Wasserzeichenkartei im HStA Binddrähten befestigt, wobei die Mittelachse des Stuttgart. Zeichens auf dem mittleren Binddraht verläuft. a) b) StadtA Goslar: RA Arnhem: HA Karel, Tafelamtsrechnungen ingekomen brieven Goslar 1531 Horstmar* 1524 Binddraht der Schöpf form 20 Bodendrähte der Schöpf- form, zwischen 2 Binddrähten ausgezogen K Stadt Goslar * Ø K Bf. von Münster Zeichenerklärung zu den Karteikarten: Ø = Original mit Siegel K = Kanzleischreiben Obere Zeile der Beschriftung: Archiv, Archivbestand P = Privatschreiben (Fundort). Bei Schreibpapieren im Kanzleiformat ist Darunter: Ort der Ausstellung (Beschriftung), Datum. das Papierformat nicht besonders ver- Unten links: Aussteller (sofern erforderlich). merkt. 19
Gesucht ist die Datierung vermittels der Wasserzei- zur Zeit mehr als 5000, kaum zu bewältigende finan- chen, sie kann daher nicht zum Ausgangspunkt der An- zielle Schwierigkeiten stellen würde, schon sie nähme ordnung gemacht werden. Das Findbuch unterscheidet über ein Drittel der ganzen Briquetpublikation ein. In- sich damit von den (familien-)chronologisch geordne- dessen sind die sachlichen Gründe noch gewichtiger: ten Editionen von Wasserzeichen (Briquet u. a.), deren Die Bild-Beispiele: Typ und typgleiche, originalge- Übersichtlichkeit mit der vermehrten Anzahl der abge- treue Papiermarken I 322 und XIII 6 machen die Pro- bildeten Typen zwangsläufig unzureichend werden blematik einer Gesamtausgabe aller originalgetreuen muß. Aus der Bildfolge und ihrer Numerierung kann Einzelmarken deutlich. Ein auf etwa 20 Jahre form- in dem vorliegenden Findbuch somit nicht die chrono- gleich gebliebenes Motiv würde in einem Sammelwerk logische Entwicklung der Papierzeichen ersehen wer- mindestens 40 Abbildungen aufweisen; infolge der den. Auf ihre Zusammenhänge wurde, soweit erfor- durch den häufigen Gebrauch der Schöpfformen ent- derlich, im Text verwiesen. standenen Deformierungen der Marken muß sich die Dem Findbuch wurden sämtliche in der Kartei vor- Zahl dieser motiv- und typengleichen Abbildungen auf handenen Unterlagen zugrunde gelegt, mit Ausnahme das Doppelte und darüber erhöhen. Diese Abbildun- von etwa 30 Typen der Abteilungen I und II; für diese gen verteilen sich in einem gedruckten Buch notwendi- sind die bisherigen Ermittlungen noch nicht ausrei- gerweise auf mehrere Seiten, sie sind nicht unmittelbar chend. Eine Anzahl im „Briquet" enthaltener, haupt- untereinander vergleichbar, wie solches in einer Kartei sächlich italienischer Kronenmarken ohne Bügel 4 konnte ohne weiteres erfolgen kann. bisher nicht oder noch nicht ausreichend belegt wer- Papiermarken wurden bei Reparaturen der Schöpf- den; überhaupt wurden Kronenpapiere im 14. Jahr- form, zuweilen auch bei ihrer gründlichen Reinigung, hundert nur spärlich im reichsdeutschen Raum gehandelt. abgenommen und später erneut aufgenäht. Hierdurch Die den Typ-Nummern im Text beigefügten Jahres- können Veränderungen der Position des Zeichens auf zahlen entsprechen den jeweils ersten und letzten Da- dem gleichen Schöpfsieb entstehen. Diese Veränderun- ten der Beschriftungsnachweisungen in der Kartei. Diese gen, sowie die zahlreichen Deformierungen der Zeit-Grenzen können durch neu auftauchendes Mate- Marken - manchmal auch geringe Dimensionsänderun- rial noch Korrekturen, die aber wahrscheinlich sehr ge- gen, die infolge des sich verschieden auswirkenden ring sein dürften, erfahren. Die große Anzahl der Da- Preßdruckes bei der Papiererzeugung entstehen kön- tierungsbelege der stark aufgegliederten Typen berech- nen - erfordern daher in jedem einzelnen Fall ein ein- tigt zu der Annahme, daß die überwiegende Mehrzahl gehendes Studium des gesamten typgleichen Vergleichs- auch in fernerer Zukunft keine wesentlichen Ergänzun- materials. gen mehr erfahren wird. Das soll nicht heißen, daß Es gibt Typen, bei denen die Unterschiede der ein- in allem bereits die Idealform einer Wasserzeichen- zelnen Marken so geringfügig sind, daß diese im Druck kartei erreicht wäre. Bei einer Reihe von Typen man- nicht mehr zur einwandfreien Darstellung gebracht gelt es noch an erwünschten mehrfachen Nachweisun- werden können. Geringfügige Maßstabveränderungen gen. Das Schließen solcher Lücken wird erstrebt, aber des Papiers durch den Druck oder durch Feuchtigkeits- es bleibt fraglich, ob das jemals in vollem Umfange aufnahme können das betreffende Zeichen einem ganz möglich sein wird. anderen Jahr zuweisen, d. h. die erstrebte Zuverläs- Wenn auch — das soll ausdrücklich hervorgehoben sigkeit der Methode wird entscheidend gefährdet. werden - für exakte Zeitbestimmungen nur das iden- Die Zuverlässigkeit konnte nur dadurch gewährlei- tische Papierzeichen maßgebend sein kann, so sind doch stet werden, daß die einzelnen Marken mit peinlicher schon auf Grund der zeitlich eng begrenzten Vorkom- Gewissenhaftigkeit auf maßstabhaltigeren besten Kar- men vieler, ja der meisten Typen, ungefähre Schlüsse ton übertragen und an einer Stelle - dem Hauptstaats- statthaft. Solche zeitlichen Eingrenzungen sind trotz archiv Stuttgart - deponiert wurden. Es wird also not- ihrer nur „großmaßstäblichen" Anwendbarkeit zu- wendig sein, unter Einsenden des originalen Papiers meist kleiner als die aus palaeographischen Schlüssen oder einer originalgetreuen Durchzeichnung der Papier- möglichen bzw. wahrscheinlichen. marke und der Boden- und Binddrähte der Schöpf- Das Findbuch ist kein „Ersatz" für originale Einzel- form die Zeit der jeweiligen Einzelmarke zu erfragen. marken. Finanzielle und sachliche Gründe haben maß- Dieser - gegenüber den Editionen der Originalmarken geblich dazu beigetragen, daß auf die Herausgabe der sicher umständlichere - Weg wurde von der Absicht Einzelmarken verzichtet wurde. Schon unsere Ver- erzwungen, die Datierung mit Hilfe der Wasserzei- öffentlichung von Typen bringt 547 Abbildungen, Bri- chen von technischen Mängeln und den daraus sich er- quet bringt 484 Einzelmarken von Kronen. Es liegt gebenden Unsicherheiten und Zweifeln zu befreien. auf der Hand, daß die Veröffentlichung aller Einzel- Vielleicht ist ein ungefährer Vergleich mit einer Samm- marken der Krone in der Stuttgarter Kartei, insgesamt lung von Fingerabdrücken zulässig: ihre Identifizie- 4 Briquet Nr. 4594-4606, 4693-99, 4701-05, 07, 08, rungen können nur in einer fachkundigen Zentralstelle 4873-89. mit Sicherheit erfolgen. 20
III DIE BEDEUTUNG DER KRONE ALS PAPIERMARKE Papiermarken sind zumeist Gütezeichen. Es war üb- „Krone" wurden eigens als Papiermarke erdacht und lich, handgeschöpfte Papiere nach ihren Marken zu geformt. Nur die kleine Krone mit Bügel süddeutscher benennen und zu handeln. Das Motiv „Krone" ent- Provenienz (Zürich?), vgl. IV 1,2, scheint zeitgemäßen spricht durchaus den Erfordernissen einer solchen Güte- Vorbildern entnommen zu sein, ihre Ähnlichkeit mit marke: es ist technisch leicht zu bilden (mit Draht zu der Königskrone im Mittelrelief des Goldenen Dachls formen), das allerseits bekannte Symbol ist auch in zu Innsbruck ist unverkennbar. Die Danzig-westpreu- seinen zahlreichen Variationen eindeutig erkennbar ßische Krone mit Hochbügel (XII 10) ist zweifellos und zudem von attraktiver Wirkung. italienisch beeinflußt. Die Krone ohne Bügel erscheint im ersten Drittel des Die süddeutschen (Nürnberger) Kronen III 22, 23 14. Jahrhunderts in italienischen Papieren, sie ist in ih- und VI l, 2, 5 zeigen ebenfalls eigene Wege auf, ihre ren letzten Vorkommen in Italien, Frankreich und Gestaltungen sind jedoch nicht sonderlich geglückt und Deutschland noch nach 16505 und zum Teil bis zum haben keine Nachahmung erfahren. Ende der Handpapiermacherei nachweisbar. Der Über- Die jüngeren Kemptener Formen XIV l, 2, 21-27, gang von Krone plus zusätzlicher Signatur zur gekrön- 31-34, 43, 47, 48, 52 sind Mitra-ähnlich. Ihre Kron- ten Signatur ist fließend. reife werden jedoch zumeist von Lilienaufsätzen über- Ihr Aufkommen als Papiermarke steht nicht in er- ragt, welche nur in weltlichen Herrscherkronen zu be- kennbarem Zusammenhang mit politischen Ereignissen obachten sind. (Königswahl, Kaiserkrönung). Auch die wesentlich Zur Frage: Formatbezeichnung oder Qualitätsmarke jüngere Gestaltung der Krone mit Bügel (Hochbügel) schreibt Briquet (Les filigranes... II, 283): »(La cou- hat keinen erkennbaren politischen Hintergrund. Die ronne) a été en usage dès la seconde décade du XIVe ersten dieser Papiere wurden 1474 in der Kanzlei Kai- s. et il a laissé son nom à un format de papier«. Bisher ser Friedrichs III. beschrieben (vgl. XII 27), aber nicht gemachte Beobachtungen widersprechen dem. Wahr- nur dort. Schon 1472 fanden in der gleichen Kanzlei scheinlich darf nicht generalisiert werden. Was für die Papiere mit der getreuen Nachbildung der Tiara Ver- eine Papiermühle oder selbst Papiererzeugungs-Region wendung. galt, mußte nicht auch für andere verbindlich sein. Kurz vor 1500 begann die lothringische (vogesische) Spätestens mit dem Ausgang des 15. Jahrhunderts Produktion von Kronenpapieren, ihr folgte die im waren italienische, vogesische wie süddeutsche und Basler Raum und im Elsaß. Ungefähr gleichzeitig mit seit ihrem Aufkommen im 16. Jahrhundert auch Basler den ersten vogesischen kamen die Nürnberger Kronen und elsässische Kronenpapiere nicht oder nicht mehr und auch die schwäbischen aus dem Reutlinger Raum an bestimmte oder feste Größenordnungen gebunden. auf. Mitte 16. Jahrhundert ist die oberitalienische „Krone Die vogesisch-elsässische Gruppe - sie umfaßt die mit Stern" ebenso im Kleinformat (kleines Schreib- vogesische Produktion um Épinal, das Elsaß (Straß- papier) wie im Großregalformat (Imperial) anzutref- burg, Kolmar, vielleicht auch Thann) und zumindest fen: einen Teil des Basler Raumes - läßt schon in der glei- chen oder doch verwandten Gestaltung der Papierzei- chen auf ein geschlossenes Produktionsgebiet schließen. Tatsächlich standen die Produktionsstätten der Voge- sen, des Elsaß einschließlich der Ortenau und Basels einschließlich der Basel zugehörigen südbadischen Pa- piermühlen in engem wirtschaftlichem Kontakt, ihr Absatz wurde großenteils von Basler und Straßburger Kaufleuten gelenkt. Die Gestaltungen der oberitalienischen Krone mit Hochbügel, der oberrheinischen (vogesisch-elsässischen) und auch die der schwäbischen Kronen ohne Perlen scheinen ohne Vorbilder zu sein, die Kompositionen Krone in Krone im 5 Späte Kronenformungen siehe II 102, 175, IV 31, 32, Klein-Scbreibpapier Großregalformat 41- 43, 51, 55, XIV 31-34, 41- 43, 47, 49, 51-53. (Rom, 1565) (Innsbruck, 1556) 21
Auch die Kemptener Krone XIV 22 befindet sich form- Schreibpapier Produk- gleich im Kanzlei- wie im Regalformat, ihre Dimen- im Kanzleiformat tions- Format sionen sind gleich. Erzeugungsort mit Zeichen jahr ca. in cm Die Krone mit Hochbügel Abt. III-XIII wurde zwar nur in Kanzleiformaten gefunden. Jedoch kor- Ravensburg Wappen 1555 32,5 43,6 respondieren die Abmessungen dieser Kanzleiformate Ravensburg Wappen 1557 33,0 43,8 mit anderen Qualitäten der gleichen Produktion, so Ravensburg Wappen 1566 32,3 43,3 daß auch diese Kronengestaltungen keinesfalls als Reutlingen Schlüssel 1555 32,5 43,6 Formatbezeichnungen dienten. Die Abmessungen von Schrobenhausen Wappen 1556 32,7 44,0 Kanzleiformaten verschiedener Provenienz bestätigen Straßburg Wappen 1566 31,9 43,6 das: Urach I Wappen 1560 32,2 43,9 Urach I Ochsenkopf 1565 32,1 43,8 Urach II Ochsenkopf 1559 32,0 42,0 Schreibpapier Produk- im Kanzleiformat tions- Format Erzeugungsort mit Zeichen jahr ca. in cm Diese Maße wurden von besonders gut erhaltenen Bogen genommen. Millimetergetreue Messungen sind Krone m. Bügel 32,5 43,5 durch den ungleich verlaufenden sogenannten Büt- Oberitalien 1514 Krone m. Bügel 33,6 42,9 tenrand erschwert; zudem können sich die Dimen- Vogesen 1528 Krone m. Bügel 34,0 43,0 sionen der Papierbogen infolge der Einwirkung ver- Vogesen 1528 34,0 43,1 schiedener Faktoren, hauptsächlich durch den sich ver- Vogesen Krone m. Bügel 1528 33,0 41,8 schieden auswirkenden Druck der Naßpressen bei der Vogesen Krone m. Bügel 1555 32,3 42,6 Fabrikation meßbar verändern. Differenzen von ca. Vogesen Krone m. Bügel 1564 1 33,3 40,8 /60 (ca. 5 mm) sind möglich. Die Abmessungen der be- Straßburg Krone m. Bügel 1552 32,0 43,8 zeichneten 50 Papierbogen im Kanzleiformat betragen Urach (Württ.) Krone m. Bügel 1560 32,4 44,0 bei Kronenpapieren 32,5 bis 34 cm 40,8 bis 43 cm, Augsburg Wappen 1560 33,0 43,0 bei anderen Marken 31,9 bis 33 cm 41,8 bis 44 cm. Basel Wappen 1557 32,5 42,5 Da die Kronenmarke im 15. und 16. Jahrhundert Basel Wappen 1558 33,0 42,0 nachweislich nicht der Formatbezeichnung diente, war Basel Wappen 1567 32,5 43,7 sie damit eine Qualitätsmarke? Oder gibt es noch eine Dillingen Ochsenkopf 1560 31,9 43,7 dritte Möglichkeit: war die Krone eine Papiermarke, Dresden Wappen 1555 33,0 42,6 deren Gebrauch nicht an irgendwelche Bedingungen Épinal Bär 1558 32,0 43,6 geknüpft war, ein Zeichen also, das entweder aus Tra- Frankfurt a. M. Adler 1562 32,2 43,7 dition oder vorwiegend seiner bildhaften Wirkung we- Frankfurt a. M. Buchstabe F 1560 1563 31,9 42,6 gen und selbst unter ganz verschiedenen Voraussetzun- Gengenbach Adler 1565 32,7 43,3 gen gewählt wurde? Die Beantwortung ergibt sich erst Giengen Wappen 1565 32,4 44,0 mit der Erörterung von Erzeugung und Umsatz, vgl. Heidelberg Wappen 1561 31,9 42,5 den folgenden Abschnitt. Heidenheim Hirsch 1567 32,4 43,4 Im allgemeinen zeigt die Erfahrung, daß auch die Heidenheim Hirsch 1565 31,9 42,1 Qualitäten der mit gleichen Marken versehenen Pa- Heidenheim Adler 1559 32,2 44,0 piere stark unterschiedlich sind, wie überhaupt die Lei- Landsberg a. L. Wappen 1564 32,0 43,3 stungen der Papiermühlen von den verschiedensten Liegnitz Wappen 1564 33,0 43,8 qualitätsbestimmenden Faktoren abhängig waren und Liegnitz Wappen 1564 33,0 43,0 die Güte ihrer Produktion selbst in ihren Spitzen- Lohr a. M. Wappen 1565 31,9 44,0 leistungen stark variiert. Eine verbindliche „Norm für Gft. Montbéliard Wappen 1552 32,5 43,6 alle" ist nirgends gegeben. Aber auch mit der stetig München Wappen 1553 32,4 43,2 wachsenden Anzahl der produzierenden Papiermühlen München Wappen 1558 33,0 43,8 und der daher resultierenden stetigen Minderung ge- München Wappen 1568 32,8 43,6 eigneter Rohstoffe verringerte sich zwangsläufig die München Wappen 1558 32,3 42,9 Qualität der Produkte. Das wurde schon zu Beginn des Nürnberg Wappen 1559 32,5 42,7 16. Jahrhunderts häufig bemängelt. Nürnberg Wappen Nürnberg Wappen 1560 32,3 42,9 1518 schrieb der Innsbrucker Archivar Wilhelm Putsch Nürnberg Wappen 1567 32,4 42,9 (man möchte sagen: wehmütig!) auf ein leeres Blatt eines Nürnberg Wappen 1568 32,7 43,2 tiroler Rechnungsbuches vom Jahre 1292: „Das ist gut 1559 32,0 42,8 Schreibpapier gewest". 1753 schrieb ein ungenannter spä- Offenburg Wappen terer Registrator darunter: „Butsch hat recht, aber auch Offenburg Wappen 1560 32,1 43,8 die Schrift war besser!" 22
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