Verantwortliches Investieren Rückblickreo Engagement-Projekte und Schwerpunktunternehmen 2019
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Verantwortliches Investieren ® Rückblick- reo Engagement-Projekte und Schwerpunktunternehmen 2019 Nicole Becker, Referentin für Nachhaltigkeit der Bayerischen Versorgungskammer, März 2020: Dieses Dokument basiert auf dem BMO reo-Bericht 2019. Einzelne Unternehmen wurden aufgrund von laufenden Engagements und/oder aus Gründen der Vertraulichkeit in Abstimmung mit BMO ano- nymisiert dargestellt. Im zweiten Teil werden Beispiele laufender Engagement Projekte der Schwer- punktunternehmen aus verschiedenen Sektoren dargestellt.
Inhaltsverzeichnis Einführung……...........................................................................................................3 Rückblick: Projekte………………………………………………………………………...4 Rückblick: Schwerpunktunternehmen………………………………………………..12 Konsumgebrauchsgüter………………………………………………………….12 Konsumverbrauchsgüter…………………………………………………………18 Energie……………………………………………………………………………..24 Finanzen…………………………………………………………………………...27 Gesundheit………………………………………………………………………...32 Industrie……………………………………………………………………………36 IT……………………………………………………………………………………32 Rohstoffe…………………………………………………………………………..39 Immobilien…………………………………………………………………………41 Versorger…………………………………………………………………………..42 2 Verantwortliches Investieren Rückblick- reo® Engagement-Projekte und Schwerpunktunternehmen 2019
Einführung In diesem Bericht erhalten Sie einen Überblick über die Aktivitäten im Rahmen unseres reo®-Engage- ments 2019, gegliedert nach Projekten und Schwerpunktunternehmen. Alle Informationen in diesem Bericht finden Sie auch im reo®-Kundenportal in den jeweiligen Unter- nehmens- oder Projektreitern. Neben diesem Jahresrückblick legen wir mit gesonderter Veröffentlichung einen Überblick über die ge- planten Projekte und Engagements bei Schwerpunktunternehmen 2020 bei. 3 Verantwortliches Investieren Rückblick- reo® Engagement-Projekte und Schwerpunktunternehmen 2019
Rückblick: Projekte In diesem Abschnitt berichten wir über die Fortschritte, die wir im letzten Jahr bei unseren Themenpro- jekten erzielen konnten. Engagementprojekt Kategorie Existenzsichernde Löhne Soziales Wenn Löhne auf ein existenzsichern- Dieses Engagementprojekt ist auf mehrere Jahre angelegt. des Niveau angehoben werden, ist zu Wir konzentrieren uns auf zehn große Einzelhändler: 5 aus erwarten, dass die Produktivität/Leis- den USA, 1 aus Großbritannien, 2 aus Kanada, 1 aus Japan tung von Mitarbeitern steigt, die Mitar- und 1 aus Deutschland. Insgesamt beschäftigen sie 3,7 Mil- beiterfluktuation sinkt und die Kun- lionen Mitarbeiter. Mit Vertretern von sieben Unternehmen denzufriedenheit zunimmt. Die Unter- führten wir Gespräche, die unterschiedlich intensiv verliefen. nehmen werden wettbewerbsfähiger, Zunächst erläuterten wir das Konzept existenzsichernder und die Mitarbeiter können sich ange- Löhne, erkundigten uns nach dem Lohnniveau im operativen messene Unterkünfte, Lebensmittel Betrieb und drängten auf eine bessere Gehaltsberichterstat- und andere Güter des täglichen Be- tung. Zu allen diesen Themen werden wir uns weiter einbrin- darfs leisten. Allgemeiner formuliert gen. Bei einigen Unternehmen begannen wir zusammen mit könnten steigende Löhne zu höheren anderen Investoren Gemeinschaftsengagements, um den Ausgaben führen und die Wirtschaft Druck zu erhöhen – insbesondere zum Thema Berichterstat- insgesamt beleben. Bei diesem Pro- tung. Künftig werden wir außerdem zeitgebundene Ziele für jekt werden wir untersuchen, ob die Lohnanpassungen fordern. Darüber hinaus sind wir der Unternehmen die Löhne in den ent- Kampagne Living Wage der Initiative ShareAction beigetre- sprechenden Regionen/Ländern tat- ten und haben 15 große britische Unternehmen angehalten, sächlich auf existenzsichernde Ni- existenzsichernde Löhne zu zahlen. veaus anheben. Engagementprojekt Kategorie Nachhaltiges Bankwesen ASEAN- Umwelt; Governance Banken Die Banken der ASEAN-Region kön- Bei unserem Engagement bei ASEAN-Banken konzentrier- nen viel gegen den Klimawandel un- ten wir uns auf Governancestrukturen und den Umgang mit ternehmen. Die Fortschritte in diesem Umwelt- und Sozialrisiken, Vorsorge für nachhaltigkeitsbe- Bereich oder bei der Finanzierung zogene aufsichtsrechtliche Entwicklungen und Maßnahmen, nachhaltiger Nahrungsmittel-, Ener- um zur Dekarbonisierung der Wirtschaft beizutragen. Von gie- oder Infrastruktursysteme sind den 16 Banken aus fünf Ländern unserer Liste von Zielun- bislang aber überschaubar. Die ternehmen haben wir bei neun aus vier Ländern unser En- ASEAN-Region ist anfällig für die Fol- gagement intensiviert oder erreichten mehrere Engagement- gen des Klimawandels, weil sie die kontakte/-treffen. Einige Banken haben nicht reagiert, so- Nahrungsmittel- und Wasserproble- dass wir unser Engagement vorerst unterbrechen werden matik verschärfen. Sollten die Banken (eine Bank aus den Philippinen, eine aus Indonesien, zwei diese Themen außer Acht lassen, aus Singapur, zwei aus Thailand). Banken aus Singapur dürften sie einzigartige Chancen zur scheinen im Allgemeinen recht gut vorbereitet. Banken aus nachhaltigen Entwicklung der Region anderen ASEAN-Ländern sind aber noch damit beschäftigt, verpassen, und die Klimarisiken könn- Expertenteams für nachhaltiges Finanzwesen und/oder Um- ten voll auf ihre eigenen Bilanzen welt- und Sozialrisiken aufzubauen. Ihre leitenden Führungs- durchschlagen. Wir werden die größ- kräfte haben aber großteils erkannt, dass diesem Thema ten ASEAN-Banken dazu drängen, mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Keine der nachhaltige Finanzierungslösungen Banken hatte eine zufriedenstellende Berichterstattung über zu entwickeln, bei Transaktionen mit ESG-bezogene Kredit- und Emissionsleitlinien, Verfahren Unternehmen aus Branchen, die zur Kontrolle aufsichtsrechtlicher Entwicklungen o. Klima-Ri- Schäden anrichten, besser auf Kredit- sikomanagement-Prozesse. Einige Banken haben zwar und Reputationsrisiken zu achten und nachhaltige/ kohlenstoffarme Finanzprodukte aufgelegt. 4 Verantwortliches Investieren Rückblick- reo® Engagement-Projekte und Schwerpunktunternehmen 2019
Klimarisiken auf Portfolioebene zu be- Aber das ist in der Region noch die Ausnahme. Wir werden urteilen (unter anderem Übergangs- dieses Projekt nicht weiterführen, die Fortschritte aber den- und tatsächliche Risiken). noch im Auge behalten. Außerdem wollen wir unsere Kon- takte nutzen, um uns weiter zum nachhaltigen Bankwesen und Klimawandel einbringen. Engagementprojekt Kategorie Geschlechtergleichstellung Governance Bestrebungen zur Geschlech- Wir haben unser Engagement zum Thema Diversität bei Un- tergleichstellung wirken sich nach- ternehmen aus Kanada, den USA, Japan und Großbritan- weislich positiv auf die Unterneh- nien fortgesetzt und uns zusätzlich bei deutschen Unterneh- mensperformance aus. Die Vorteile men zur Diversität in Führungsetagen eingebracht. Zu die- von mehr weiblichen Vertretern in sem Thema haben wir alle DAX-30-Unternehmen kontak- Führungsgremien werden zwar stär- tiert. Bei 23 erreichten wir Gespräche, und mit sieben tausch- ker anerkannt. Es gibt aber noch im- ten wir uns intensiv per E-Mail aus. mer große Hindernisse, die wir im Zwar gibt es für Aufsichtsräten deutscher Unternehmen eine Rahmen dieses Projekts erforschen Frauenquote von 30%, insgesamt ist dort die Geschlechter- wollen. Die Unternehmen sollen zu- vielfalt auf Führungsebenen aber noch immer schlechter als kunftsorientierte Konzepte entwi- bei anderen Unternehmen. Wir haben erläutert, welche vor- ckeln, um diese Hürden zu überwin- bildlichen Verfahren wir in puncto Strategie und Ziele, flexible den. Beispielsweise könnte man in- Arbeitsformen, Einstellungsverfahren, geschlechterspezifi- terne Leitlinien für die berufliche Wei- sche Gehaltsunterschiede, Mitarbeiterumfragen sowie Aus- terentwicklung von Frauen auf allen und Weiterbildung erwarten. Unser Engagement hat gezeigt, Ebenen untersuchen sowie Mento- dass das Bewusstsein für diese Themen stärker ausgeprägt ring-Programme, Gleichstellung bei ist, als es die Berichterstattung der Unternehmen vermuten der Vergütung und familienfreundli- ließe. Die Standards sind aber sehr uneinheitlich. che Richtlinien einführen, die für Wir werden deutsche Unternehmen auch weiter zu unseren beide Geschlechter attraktiv sind. Erwartungen in die Pflicht nehmen – insbesondere jene, die zurückhaltend waren oder bei denen noch viel Nachholbe- darf besteht. In Japan hat unser Engagement im Laufe des Jahres Fortschritte gemacht. Aufgrund demografischer Her- ausforderungen wird es in Japan immer wichtiger, aus einem möglichst großen Talentpool wählen zu können und die Mit- arbeiter zu binden – unabhängig vom Geschlecht. Die Ent- wicklung einer Kultur der Geschlechtervielfalt ist in diesem Land eindeutig noch in der Frühphase. Die Unternehmen führen aber nach und nach Initiativen ein, um von größerer Vielfalt in der Belegschaft zu profitieren. Engagementprojekt Kategorie Antibiotikaresistenz Soziales Antibiotikaresistenz gefährdet die Im 4. Quartal 2019 haben wir die erste Phase unseres Pro- wirksame Vorbeugung und Behand- jekts zur Antibiotikaresistenz abgeschlossen. Im Rahmen lung von Infektionskrankheiten und des Projekts haben wir wichtige Pharmaunternehmen, Le- gilt allgemein als immer ernsteres glo- bensmittelhersteller und -einzelhändler angesprochen. Un- bales Gesundheitsproblem. Das na- seres Erachtens können diese Unternehmen gemeinsam türliche biologische Phänomen der wesentlich zur Eindämmung der Antibiotika-resistenz beitra- antimikrobiellen Resistenz ist eine gen. Zunächst konzentrierten wir uns auf Lebensmittel-un- Folge genetischer Veränderungen. ternehmen. Unheilbare Krankheiten von Tieren könnten die Allerdings wird dieser Prozess durch Verfügbarkeit von Fleisch für diese Unternehmen ernsthaft den Missbrauch von Antibiotika be- gefährden. Wir wiesen auf die eingehenden Forschungser- schleunigt und hat zur Entstehung gebnisse der gemeinschaftlichen von Infektionskrankheiten geführt, die Investoreninitiative FAIRR hin. Sie schärfen das Bewusst- auf mikrobielle Therapien nicht an- sein für wesentliche ESG-Risiken und -Chancen intensiver sprechen. Weil Antibiotikaresistenz Fleischproduktion. Unser Engagement zeigte, wie wichtig zuverlässige Antibiotikaleitlinien und -zusagen sowie klare 5 Verantwortliches Investieren Rückblick- reo® Engagement-Projekte und Schwerpunktunternehmen 2019
ein drängendes und komplexes Prob- Zeitpläne zur Abschaffung medizinisch nicht nötiger und lem ist, müssen Regierungen und Un- dennoch routinemäßiger Antibiotikaverwendung sind. Bei ternehmen aus verschiedenen Sekto- unseren Gesprächen mit Pharmaunternehmen lieferten For- ren aktiv werden. Unser Engagement schungsergebnisse für die AMR Benchmark des Access to zielt auf Pharmaunternehmen, Medicine Index sachkundige Unterstützung. Es zeigte sich, Fleischproduzenten und/oder Herstel- dass bei der Erforschung und Entwicklung neuer Antibiotika ler von Molkereiprodukten sowie Le- große wirtschaftliche und wissenschaftliche Hürden zu über- bensmitteleinzelhändler ab. Unseres winden sind. Im Laufe der Zeit könnten neue Geschäftsmo- Erachtens können solche Unterneh- delle aber Innovationen vorantreiben. Neben Forschung und men wesentlich zur Eindämmung der Entwicklung konzentrierten wir uns auch auf Umweltrisiko- Antibiotikaresistenz beitragen. management in der Produktion und entsprechende Sorg- faltspflicht. Die Themen waren weit gefasst. Häufig wiesen wir jedoch darauf hin, wie wichtig Kontrollen von Produkti- onsstätten und Grenzwerte sind. Ebenso nötig ist Aufklärung zu angemessener Antibiotikaverwendung. Unser Engage- ment zeigte, dass die Unternehmen gut über Risiken der übermäßigen Antibiotikanutzung informiert sind. Westliche Lebensmittel- und Pharmaunternehmen ohne Antibiotikaleit- linien (oder gleichwertige Vorgaben) sind mittlerweile Aus- nahmen. Andererseits haben sich nur sehr wenige Lebens- mittelhersteller verpflichtet, schrittweise auf Antibiotika zu verzichten, die für die Humanmedizin nötig sind. Auch die Transparenz ist sehr uneinheitlich. 2020 werden wir unseren Dialog mit Unternehmen fortsetzen und unser Projekt auf Hersteller von Tiermedikamenten ausweiten. Außerdem werden wir weiter vorbildliche Standards ermitteln und stär- kere Zusagen zur Eindämmung der Antibiotikaresistenz for- dern. Engagementprojekt Kategorie Seeverkehr Umwelt Der Seeverkehr verursacht etwa 2% Am 1. Januar 2020 trat der neue Grenzwert der Internationa- der weltweiten Treibhausgasemissio- len Seeschifffahrts-Organisation (IMO) für den Schwefeldio- nen. Die CO2-Intensität gemessen am xid-Gehalt (SOx) im Kraftstoff von Schiffen auf hoher See Frachtvolumen zählt zwar zu den von 0,5% in Kraft. Zuvor lag diese Grenze bei 3,5%. Dies war niedrigsten aller Transportarten, aber ein wichtiger Schritt, um SOx-Emissionen in den Griff zu be- die durchschnittliche CO2-Intensität kommen. Die Unternehmen in diesem Sektor konzentrierten (CO2-Ausstoß dividiert durch Umsatz) sich letztes Jahr auf Maßnahmen, um die Einhaltung dieses von Seeverkehrsunternehmen gehört Grenzwerts zu ermöglichen – sie stiegen auf Treibstoffe mit zu den höchsten im Transportsektor. niedrigem Schwefelgehalt um und installierten Abgasreini- Außerdem werden Schweröle ge- gungsanlagen. Darüber hinaus regten wir an, für mehr Treib- nutzt, die sehr hohe SOx- und NOx- stoffeffizienz und geringere CO2-Emissionen zu sorgen. Alle Emissionen verursachen. Die Vor- Sektorunternehmen haben Emissionssenkungsziele für schriften zur Senkung der Emissionen 2030 und 2050 festgelegt, die im Einklang mit der Strategie werden zwar immer strenger, aber die der IMO stehen. Bis 2050 soll die CO2-Intensität um 70% ge- Emissionsintensität nimmt weiter zu – senkt werden. Maersk will im Seeverkehr bis 2050 sogar trotz vieler Initiativen zur Emissions- CO2-neutral sein. Wir drängten auf eine bessere Berichter- senkung. Wir werden die Unterneh- stattung über Aktivitäten und Programme zur Erreichung der men in dieser Branche zu Investitio- mittel- und vor allem langfristigen Ziele. Effizienzverbesse- nen drängen: Sie sollen in sauberere rungen allein reichen dafür nicht. Man muss auch innovative Schiffe und Ausrüstungen, Emissi- emissionsfreie Schiffstypen entwickeln und einsetzen. Ange- onssenkungsprogram-me sowie eine sichts der langen Einsatzdauer von Schiffen müssen solche bessere Offen- Innovationen bis 2030 schrittweise Eingang in den internati- legung von Klimawandelrisiken inves- onalen Flottenbetrieb finden. Einige Unternehmen unseres tieren und sich im öffentlichen Inte- Engagementprogramms (Maersk, NYK) sind der Getting to resse positiv positionieren. Zero Coalition beigetreten. Sie verfolgt das Ziel, solche Technologien bis Ende dieses Jahrzehnts zu entwickeln. Wir 6 Verantwortliches Investieren Rückblick- reo® Engagement-Projekte und Schwerpunktunternehmen 2019
werden die Unternehmen weiter anhalten, langfristige Pro- gramme und Strategien zu entwickeln, um ihre Ziele zu er- reichen. Außerdem erwarten wir eine ausführlichere und bessere Berichterstattung. Engagementprojekt Kategorie Schnelle Mode Soziales Einzelhändler und Produzenten bli- 2019 wandten wir uns im Rahmen unseres Projekts zu cken zunehmend nach Afrika als neue schneller Mode an 18 Unternehmen, und von 11 erhielten wir Beschaffungsquelle im Bekleidungs- eine Rückmeldung. Die Reaktionen der Schwerpunktunter- sektor. Die Risiken sind ähnlich wie nehmen waren in puncto Ausführlichkeit und Qualität unein- früher in Asien, als die Region zum heitlich: Primark (Associated British Foods), Next und Under weltweit wichtigsten Standort für Be- Armour stellten ihre Maßnahmen zur Verringerung ökologi- kleidungshersteller wurde. Zu den we- scher und sozialer Folgen bei der Herstellung von Beklei- sentlichen ESG-Risiken zählen mo- dung am klarsten dar. Unternehmen wie Anta Sports, derne Sklaverei, Mitarbeiterbeziehun- Boohoo und VF Corp haben verstanden, wie wichtig Ver- gen, Arbeitsbedingungen, Beste- braucheraufklärung, die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft chung, Korruption sowie Umweltma- und Abfallwirtschaft sind. Auch die Rechenschaftspflicht lei- nagement wie Abfallwirtschaft und tender Führungskräfte und des Boards für ESG-Belange ist CO2-Emissionen. Wir werden Unter- ihnen klar. Dennoch gibt es noch viel Verbesserungspoten- nehmen ermitteln, die Rohstoffe und zial bei der Entwicklung und Umsetzung von Leitlinien. Un- Endprodukte aus afrikanischen Län- ternehmen wie Zalando haben ganzheitliche Strukturen ent- dern beziehen, und mit ihnen das Ge- wickelt, um kreislaufwirtschaftliche Prozesse zu fördern. spräch zu nachhaltigen Beschaf- Dazu zählen Kontrollen von Umwelt- und Sozialrisiken in den fungspraktiken suchen. Lieferketten. Erfreulich fanden wir, dass auch immer mehr oberste Führungskräfte in der Lage sind, Umwelt- und Sozi- althemen zu besprechen. Die Unternehmen teilten uns mit, dass Lieferketten-Investitionen in Afrika aus mehreren Grün- den problematisch waren – vor allem aufgrund der Liefer- dauer. Deshalb scheinen die meisten Unternehmen ihre be- stehenden Lieferketten zu konsolidieren. Wir werden dieses Projekt in der aktuellen Form 2020 nicht mehr fortsetzen. Un- ser Dialog zu schneller Mode dauert mit ausgewählten Un- ternehmen aber an, beispielsweise zu Produktverantwortung bei Ausgangsmaterialien, Abfallmanagement und Arbeits- standards in der Lieferkette. Engagementprojekt Kategorie ESG Berichterstattung bei mittelgro- Umwelt; Soziales; Governance ßen Unternehmen Wenn Investoren die Qualität und Das Projekt zur ESG-Berichterstattung bei mittelgroßen Un- langfristige Tragfähigkeit von Unter- ternehmen begann 2018 und wurde 2019 fortgesetzt. Wir ha- nehmen beurteilen, legen sie immer ben uns auf Unternehmen mit Lücken in der Berichterstat- mehr Wert auf ESG-Themen. Einheit- tung aus folgenden Sektoren konzentriert: Konsumge- liche, relevante Informationen über brauchsgüter, Energie, Gesundheit, Informationstechnolo- das individuelle ESG-Profil von Unter- gie, Kommunikationsdienstleistungen und Versorger. Insge- nehmen sind für jede ESG-Analyse samt kontaktierten wir 21 Unternehmen und wiesen sie auf unabdingbar. Internationale Organi- wichtige Themen hin, bei denen ihre Berichterstattung noch sationen wie der Rat für Nachhaltig- Nachholbedarf hatte. Fast die Hälfte gingen auf unsere Be- keitsberichterstattungsstandards mühungen um einen Dialog ein – ähnlich wie im Jahr zuvor SASB, die Global Reporting Initiative insbesondere jene, die sich bei der ESG-Berichterstattung GRI, das Carbon Disclosure Project an international anerkannte Standards hielten. Bei unserem CDP – und seit Kurzem auch die Ar- Engagement legten wir vor allem Wert auf verantwortliche beitsgruppe TCFD – machen große Beschaffungsmethoden bei Konfliktmineralien. Angesichts 7 Verantwortliches Investieren Rückblick- reo® Engagement-Projekte und Schwerpunktunternehmen 2019
Fortschritte bei Leitlinien zur ESG-be- finanzieller und Reputationsrisiken scheint uns dies ein we- zogenen Berichterstattung. Viele Un- sentliches Thema zu sein. Zielunternehmen, die in ihrer öf- ternehmen (besonders jüngere und fentlich verfügbaren Berichterstattung nicht darauf eingegan- kleinere) tun sich mit den Anforderun- gen waren, wiesen wir auf die OECD-Leitsätze für die Erfül- gen von Stakeholdern aber nach wie lung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller vor schwer. Bei ihnen besteht ein Di- Lieferketten für Minerale hin. Dort sind Rahmenrichtlinien für lemma zwischen Kosten und Ausführ- detaillierte Sorgfaltsprüfungen angegeben. Generell legten lichkeit der ESG-Berichterstattung. wir den Unternehmen weiterhin auch die GRI-Standards Das Projektziel ist, Hochrisikounter- nahe. Wo dies nötig schien, empfahlen wir konkrete Stan- nehmen mittlerer Größe mit Nachhol- dards, um die Berichterstattung zu verbessern – beispiels- bedarf bei der Berichterstattung dabei weise GRI 414: Soziale Bewertung der Lieferanten 2016. zu unterstützen, einen angemesse- Dieser Standard ist für IT-Unternehmen mit Risiken von nen Rahmen zur ESG-Berichterstat- Zwangsarbeit in ihren Lieferketten anwendbar. Wir führen tung zu entwickeln. Dazu wollen wir unser Projekt zur ESG-Berichterstattung bei mittelgroßen unsere eigene Wesentlichkeitsbeur- Unternehmen 2020 zwar nicht mehr fort, unser Engagement teilung von Teilbranchen mit quantita- zu vorbildlicher Berichterstattung dauert aber weiter an. An- tiven Daten von ESG-Researchanbie- gesichts aufsichtsrechtlicher Veränderungen, der Entwick- tern kombinieren, um Unternehmen lung international anerkannter Berichterstattungsstandards zu identifizieren, deren ESG-Bericht- und steigender Nachfrage von Investoren wird die Transpa- erstattung die Mindeststandards nicht renz von Unternehmen sicher auch künftig ein wichtiges En- erreicht. Anschließend werden wir sie gagementthema sein. anhalten, wesentliche Lücken zu schließen. Der Schwerpunkt wird auf Branchen mit hohen ESG-Risiken lie- gen, beispielsweise Industrie, Roh- stoffe und Konsumverbrauchsgüter. Wichtige Themen sind unter anderem der Klimawandel, Wasserknappheit und Humankapitalindikatoren. Engagementprojekt Kategorie Plastik in den Meeren Umwelt Jährlich werden mehr als 8 Millionen Im letzten Jahr haben wir unser Engagement zum Thema Tonnen Plastik im Meer entsorgt. Plastikverpackungen bei Unternehmen aus den Sektoren Schätzungen zufolge könnte 2050 Nahrungsmittel und Getränke, Haushalts- und Körperpflege- mehr Plastik in den Meeren sein als produkte sowie Lebensmitteleinzelhandel fortgesetzt. Wir Fische. Neben anderem Plastikmüll haben sie angehalten, weniger unnötige Einwegplastikver- sind vor allem Einwegflaschen ein packungen zu verwenden, mehr auf die Wiederverwertbar- großes Problem: Jährlich werden keit von Plastik zu achten, innovative Verpackungslösungen über 480 Milliarden verkauft, aber nur voranzutreiben, die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft umzu- ein geringer Teil wird aus Recycling- setzen und die Recycling-Infrastruktur zu verbessern. Außer- material erzeugt. Oft sind die Marken- dem forderten wir Transparenz und die Berichterstattung namen klar erkennbar, sodass die Un- über exakte Plastik-Fußabdrücke. Seit Beginn dieses Pro- ternehmen zunehmend die Folgen zu jekts 2018 haben sich das Bewusstsein und die Maßnahmen spüren bekommen. Bei diesem Pro- der Unternehmen wesentlich verbessert. Die meisten der an- jekt wollen wir auf relevante Nah- gesprochenen Unternehmen haben jetzt Pläne zur Verringe- rungsmittel- und Getränkeunterneh- rung der Auswirkungen, und einige haben sich ehrgeizige men einwirken. Sie sollen Getränke- Ziele gesetzt. Einzelhändler führen viele gemeinschaftliche flaschen aus Recyclingmaterial ver- Maßnahmen durch, beispielsweise im Rahmen des British wenden, auf Einwegflaschen verzich- Retail Consortium und der Ellen MacArthur Foundation. ten, Müllverwertung als Wertschöp- 2019 haben wir das Projekt auf Fluglinien ausgeweitet, da- fungsquelle nutzen und alternative runter EasyJet und Lufthansa. In diesem Sektor wird viel Ein- Verpackungen entwickeln. Wir pla- wegplastik verwendet, und die Recycling-Infrastruktur ist un- nen, auch ausgewählte Hersteller von zureichend. Darüber hinaus haben wir Lieferdienste wie Just Haushalts- und Körperpflegeproduk- Eat und Delivery Hero sowie das Spielzeugunternehmen ten anzusprechen. Mattel angesprochen, bei denen große Mengen Verpa- ckungsmüll und Plastik anfallen. Wir werden die Fortschritte 8 Verantwortliches Investieren Rückblick- reo® Engagement-Projekte und Schwerpunktunternehmen 2019
bei wichtigen Unternehmen, mit denen wir einen Dialog an- stoßen konnten, beobachten und auf weitere Verbesserun- gen drängen. Engagementprojekt Kategorie Climate Action 100+ Umwelt Dieses Projekt setzt unser langjähri- Im Rahmen der Initiative Climate Action 100+ leiten und un- ges Klima-Engagement fort. Wir wer- terstützen wir das Engagement bei 23 Unternehmen und ha- den im Rahmen einer neuen, fünfjäh- ben uns 2019 bei allen intensiv eingebracht – bei vielen auf rigen internationalen Investoreninitia- Board- und Geschäftsleitungsebene. Die Unternehmen sol- tive („Climate Action 100+“) Engage- len zeigen, dass sie einen strategischen Wandel zu einem mentaktivitäten bei Unternehmen lei- CO2-armen Geschäftsmodell vollziehen. Es war erfreulich, ten. Dabei richten wir uns an die größ- dass wir bei unserem Engagement letztes Jahr einige wich- ten Treibhausgasemittenten der Welt. tige Meilensteine erreichten. So setzten sich Duke Energy, Wir wollen sie dazu bewegen, CO2- Enel, Vistra, Dominion und BHP ehrgeizige Ziele oder Ziele, arme Unternehmensstrategien zu ent- die im Einklang mit dem 1,5-Grad-Senkungsziel stehen, Un- wickeln sowie ihre klimabezogene ternehmen wie BHP, Anglo American und Shell veröffentlich- Governance und Finanzberichterstat- ten Beurteilungen, inwieweit ihre Lobbying-Positionen mit tung zu verbessern. Im Rahmen die- dem Pariser Klimaabkommen in Einklang stehen, und bei ser Initiative werden wir auch unsere anderen hat sich die Klimaberichterstattung verbessert (z.B. Zusammenarbeit mit der Institutional ArcelorMittal, China Shenhua). Auch einige Autohersteller Investor Group on Climate Change wie Volkswagen und Ford haben für neue Fahrzeuge Emis- (IIGCC) fortsetzen. Dort haben wir zu sionssenkungen zugesagt. Es gab aber auch einige Unter- sektorspezifischen Standards bei In- nehmen, bei denen das Klimamanagement und die Verrin- vestorenerwartungen beigetragen, gerung von Klimafolgen noch in der Frühphase waren. Wir um Unternehmen für Klimawandelrisi- werden die Unternehmen sowohl im Rahmen der Initiative ken zu sensibilisieren. Die Initiative Climate Action 100+ als auch einzeln weiter anhalten, vo- Climate Action 100+ führt Investoren rausschauend auf den Klimawandel einzugehen und An- der Global Investor Coalition on Cli- sätze fordern, die im Einklang mit dem Pariser Klimaabkom- mate Change zusammen. So stärken men stehen. Da Ende 2020 die wichtige Klimakonferenz wir unser Klima-Engagement und COP26 ansteht, werden wir besonders betonen, dass die können gemeinsam auf die Umset- Unternehmen dringend handeln müssen. zung der Empfehlungen der Arbeits- gruppe für klimabezogene Finanzbe- richterstattung (TCFD) hinwirken. Engagementprojekt Kategorie Ernährungsbezogene Unterneh- Soziales mensstrategien verbessern Gesunde Ernährung wird immer wich- Wir verfolgen dieses Projekt seit zwei Jahren und führten Ge- tiger. Die Adipositas-Raten nehmen spräche mit über 20 Unternehmen – sie sollen Risiken und besonders in Ländern mit niedrigen Chancen aufgrund von Veränderungen der Verbraucherge- und mittleren Einkommen schnell zu. wohnheiten und aufsichtsrechtlicher Maßnahmen im Zusam- Die steigenden öffentlichen Kosten menhang mit Gesundheit und Ernährung besser berücksich- von Adipositas und ernährungsbe- tigen und nutzen. Das Hauptaugenmerk unseres Engage- dingten Krankheiten wie Diabetes be- ments lag auf Forschung und Entwicklung, Neuformulierun- lasten die Gesundheitssysteme. Re- gen von Produkten und einer Erweiterung des Produktange- gierungen reagieren darauf mit neuen bots, Transparenz und Berichterstattung sowie verantwortli- politischen Maßnahmen wie einer Zu- chem Marketing. Die meisten angesprochenen Unterneh- ckersteuer in Mexiko und Großbritan- men sind sich im Klaren, wie wichtig dieses Thema ist und nien. Wegen gesetzlicher Regelun- haben begonnen, positive Änderungen im Einklang mit un- gen und weil sich das Verbraucher- seren Empfehlungen umzusetzen. Interessanterweise be- verhalten ändert, gelten Unternehmen richteten uns viele Unternehmen, dass sie kaum Auswirkun- mit Umsätzen aus kalorienreichen gen der weltweit zunehmenden Zuckersteuern spürten. Da Nahrungsmitteln mit hohem Zucker- aber das Verbraucherbewusstsein für gesündere Ernährung 9 Verantwortliches Investieren Rückblick- reo® Engagement-Projekte und Schwerpunktunternehmen 2019
und Fettgehalt als riskant. Es gibt zunimmt, beobachten wir einen klaren Trend, dass sich stra- aber auch Chancen für Marken, die tegische Unternehmensentscheidungen an der Stoßrichtung ihr Produktangebot den Markttrends solcher Steuern orientieren. 2019 unterstützten wir außer- anpassen oder sie vorwegnehmen. dem die Entwicklung und Prüfung marktführender Initiativen Wir wollen die Gesundheits- und Er- zum Thema Ernährung wie die Kampagne Healthy Markets nährungsstrategien von Unterneh- von ShareAction, Plating up Progress des Food Climate Re- men hinterfragen und die Entwicklung search Networks (FCRN) und der Food Foundation sowie von Branchenstandards anregen. Zu- die Methode des Access to Nutrition Index (ATNI). Wir wer- erst wollen wir Nahrungsmittel- und den die Unternehmen zu diesen Themen auch künftig in die Getränkeunternehmen kontaktieren Pflicht nehmen und die Fortschritte im Auge behalten. Da wir und später wahrscheinlich Restau- die UN-Nachhaltigkeitsziele unterstützen, treten wir dafür rants und den Einzelhandel. Sachkun- ein, dass Nahrungsmittel- und Getränkehersteller zur Errei- dige Unterstützung bietet unsere Ver- chung der Unterziele von SDG 2: Kein Hunger beitragen. bindung zum Access to Nutrition In- dex. Engagementprojekt Kategorie Umsetzung des Modern Slavery Act Soziales Nach Angaben der Internationalen Ar- Im Rahmen unseres Engagements gegen moderne Sklave- beitsorganisation ILO sind weltweit 21 rei konzentrierten wir uns 2019 auf Unternehmen der Sekto- Millionen Arbeitskräfte in den Liefer- ren Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), ketten von Großunternehmen Opfer Haushaltswaren und Bekleidung. Untersuchungen von moderner Sklaverei (Zwangsarbeit, KnowTheChain haben unsere Arbeit erleichtert. Dies ist eine Kinderarbeit und Menschenhandel). Initiative für Unternehmen und Investoren, um Risiken von Seit in Großbritannien 2015 der Mo- Zwangsarbeit in der direkten betrieblichen Tätigkeit und in dern Slavery Act eingeführt wurde, internationalen Lieferketten zu erfassen und anzugehen. Wir haben bereits viele Unternehmen Er- fanden wichtige Lücken in der Berichterstattung von Unter- klärungen zu moderner Sklaverei ab- nehmen und konzentrierten uns auf: 1) Engagement und gegeben. Unserer Meinung nach las- Governance, 2) Nachverfolgbarkeit und Risikobeurteilung, 3) sen sie erkennen, wie gut ein Unter- Beschaffungsprozesse, 4) Einstellungsverfahren, 5) Mitspra- nehmen mit dem Thema umgeht – die cherechte der Belegschaft, 6) Kontrollen und 7) Abhilfemaß- Qualität der Erklärungen ist daher un- nahmen. Die Unternehmen, die auf unser Engagement rea- einheitlich. Wir wollen die Unterneh- gierten und uns vor allem detaillierter informierten, tun sich men anhalten, sich an den Branchen- offenbar nach wie vor schwer, Daten zu sammeln, zu orga- standards zu orientieren und analy- nisieren und zu dokumentieren. Doch nur so können Stake- sieren, wie sie mit den Risiken umge- holder die Maßnahmen gegen Risiken moderner Sklaverei hen. Wir werden unser Engagement angemessen beurteilen. Noch immer problematisch ist die auf internationale Unternehmen mit Annahme, ein guter Umgang mit dem Thema moderner Geschäftsaktivitäten in Großbritan- Sklaverei zeige sich einfach darin, dass es keine diesbezüg- nien konzentrieren, die in Hochrisiko- lichen Auffälligkeiten gibt. Deshalb gaben wir individuelle sektoren für moderne Sklaverei aktiv Empfehlungen: Die Unternehmen sollen Risikobereiche sind, z.B. Nahrungsmittel, Bauwesen, identifizieren, ihr Informationsmanagement prüfen und trans- Textilien und Hotels/Restaurants. parenter über ihre Risikomanagementprozesse und -perfor- mance berichten. Im 1. Quartal 2020 werden wir bei Unter- nehmen nachfassen, die auf unser Engagement reagiert ha- ben. Dies betrifft vor allem Zulieferer aus Malaysia, Thailand und Taiwan – Ländern mit recht hohen Risiken moderner Sklaverei. Zusätzliche Anregungen für unsere Fragen und Empfehlungen erhalten wir von einem Beratungsunterneh- men für ethischen Handel. Erneut kontaktieren werden wir auch wichtige Autohersteller, bei denen die Berichterstattung zu Risiken moderner Sklaverei uneinheitlich ist. Wir werden das Projekt zu moderner Sklaverei im 1. Quartal 2020 ab- schließen. Bei Hochrisikounternehmen werden wir uns aber auch in Zukunft zu diesem Thema einbringen – kontinuierlich und/oder reaktiv. 10 Verantwortliches Investieren Rückblick- reo® Engagement-Projekte und Schwerpunktunternehmen 2019
Engagementprojekt Kategorie Reaktionsbereitschaft von US-Unter- Governance nehmen auf Aktionärsbeschlüsse Im Rahmen unseres ständigen Be- 2019 haben wir uns schriftlich an die Chairman von 20 US- strebens, mehr Verantwortlichkeit und Unternehmen gewandt, bei deren Jahreshauptversammlun- Aktionärsorientierung bei US-Emit- gen Aktionärsanträge mehrheitlich angenommen wurden, tenten zu fördern, werden wir Unter- obwohl die Geschäftsleitungen empfohlen hatten, sie abzu- nehmen ermitteln, bei denen be- lehnen. Wir haben alle angehalten, auf die Wünsche der Ak- stimmte Beschlüsse bei der letzten tionäre einzugehen und gebeten, uns über die Pläne zur Um- Hauptversammlung mehrheitlich an- setzung der Anträge zu informieren. Von diesen 20 Unter- genommen, aber bislang noch nicht nehmen haben bislang nur sechs die Aktionärsanträge ent- umgesetzt wurden. Wir werden den weder bereits umgesetzt oder dies zugesagt. Die Aktionärs- Kontakt zu Unternehmen suchen und unterlagen zur Stimmrechtsausübung bei der Jahreshaupt- sie dazu bewegen, die Anliegen der versammlung 2020 müssen aber erst in einigen Monaten fer- Aktionäre umzusetzen und in Zukunft tig sein, sodass noch genug Zeit bleibt. Bei einigen Unter- besser zu beachten. nehmen haben wir während unserer Engagementaktivitäten festgestellt, dass sie nicht den exakten Wortlaut der Aktio- närsanträge umsetzen. Sie sehen sie eher als Ansporn für Verbesserungen in dem jeweiligen Bereich, wollen aber bei den Methoden zur Zielerreichung flexibel bleiben. Einige ha- ben dabei aber übertrieben und konkrete Forderungen ein- fach ignoriert. Beispielsweise hat The Travelers Companies zwar seine Berichterstattung über Diversitätsinitiativen ver- bessert. Die gewünschte Übersicht der tatsächlichen Ge- schlechtervertretung nach verschiedenen Führungsebenen hat jedoch gefehlt. Ferner gibt es Unternehmen, die Regelungen eingeführt ha- ben, die ihrer Meinung nach für Investoren relevanter sind als in den Anträgen gewünscht worden war. Besonders oft kommt dies bei angenommenen Beschlüssen vor, die ver- langen, aufgrund schriftlicher Zustimmung Maßnahmen zu treffen. Ein Beispiel ist Nuance Communications: Dort ent- schied man sich stattdessen, die Mindestbeteiligung zu sen- ken, ab der Aktionäre eine außerordentliche Hauptversamm- lung einberufen können. Das ist einfacher als schriftliche Zu- stimmungen und wird meist als größere Verbesserung der Aktionärsrechte gesehen. Ab 2020 werden wir dieses Thema nicht mehr als Engagementprojekt verfolgen, sondern nur noch die Umsetzung von Aktionärsbeschlüssen beobachten und Unternehmen in die Pflicht nehmen, die diese ignorie- ren. 11 Verantwortliches Investieren Rückblick- reo® Engagement-Projekte und Schwerpunktunternehmen 2019
Rückblick: Schwerpunktunternehmen In diesem Abschnitt berichten wir über die Ergebnisse, die wir im letzten Jahr bei Schwerpunktunter- nehmen erzielen konnten. Es werden zum einen die Engagementziele zu Jahresbeginn dargestellt, zum anderen aber auch die Einschätzung ebendieser zum Jahresende. Die dargestellten Unternehmens-Beispiele wurden anonymisiert, um die laufenden Engagements nicht zu tangieren. Sektor: Konsumgebrauchsgüter Engagementziele zu Jahresbeginn Einschätzung zum Jahresende Themen: Umweltverantwortung, Arbeitsstan- Wir führten im letzten Jahr mehrere Telefonkonfe- dards renzen mit dem Unternehmen und brachten uns sowohl einzeln als auch gemeinsam mit anderen Der Umgang mit Arbeitsstandards, Daten- Investoren ein. Das war erfreulich, da die Reaktio- schutz, Steuerfragen wie auch der CO2-Fußab- nen auf unser Engagement zu ESG-Themen jah- druck sind nach wie vor die wichtigsten ESG- relang schwach waren. Im September gab das Un- Risiken des Unternehmens. Es gibt erste Anzei- ternehmen seine Klimazusage bekannt. Man hat chen, dass das Unternehmen sich mit einigen sich verpflichtet, bis 2040 Netto-Null-CO2-Emissio- dieser Fragen beschäftigt. Mit Sorge sehen wir nen zu erreichen. Außerdem will man Treibhaus- aber weiterhin die insgesamt nach innen gerich- gasemissionen regelmäßig messen und darüber tete Unternehmenskultur, die überall man- berichten, 100 Mio. USD in Wiederaufforstungs- gelnde Transparenz und den Unwillen, ESG- projekte investieren und bis 2030 den Energiebe- Fragen offen zu diskutieren. Besonderen An- darf in der internationalen Infrastruktur zu 100% lass zur Sorge geben die Arbeitsstandards. aus erneuerbaren Quellen decken. Später im 4. Trotz etwas mehr Transparenz und öffentlich- Quartal veröffentlichte das Unternehmen globale keitswirksamer Maßnahmen, um in den USA ei- Menschenrechtsprinzipien. Sie beschreiben, wie nen Mindestlohn von 15 USD einzuführen, steht sich das Unternehmen im eigenen Betrieb und in eine umfassende Strategie zum Humankapital- seiner Lieferkette für einen respektvollen Umgang management noch immer aus. Wir wandten uns mit Menschen und die Wahrung international aner- im Jahresverlauf mehrmals an das Unterneh- kannter Menschenrechte engagiert. Im Gegensatz men, darunter auch in einem Brief an den CEO, zur Klimazusage gab es jedoch nur wenig konkrete der von mehreren Investoren mitunterzeichnet Selbstverpflichtungen, wie diese Leitlinien umge- wurde. Wir forderten ihn darin auf, Risiken beim setzt werden sollen und es blieb unklar, ob sich Humankapitalmanagement anzugehen. 2017 überhaupt etwas ändern wird. Ebenso unklar blieb, waren zwar einige Fortschritte zu beobachten, ob man unsere arbeitsbezogenen Kritikpunkte auf- 2018 reagierte man aber gar nicht auf unsere greifen wird oder ob sich die Berichterstattung ver- Bemühungen. Wir werden auch 2019 auf das bessern wird, damit wir die Performance in diesem Unternehmen einwirken, unter anderem ge- Bereich kontrollieren können. Wir sind nach wie vor meinsam mit anderen Anlegern. Deshalb stufen besorgt und erwägen, bei der Jahreshauptver- wir das Unternehmen auch 2019 als Schwer- sammlung 2020 einen Aktionärsantrag mitzuunter- punktunternehmen ein. zeichnen, der eine stärkere Beachtung von Men- schen- und Mitarbeiterrechten fordert. Deshalb bleibt das Unternehmen auch 2020 ein Schwer- punktunternehmen Reaktion auf Engagement: Schwach 12 Verantwortliches Investieren Rückblick- reo® Engagement-Projekte und Schwerpunktunternehmen 2019
Engagementziele zu Jahresbeginn Einschätzung zum Jahresende Themen: Klimawandel 2019 verlief unser Engagement bei dem Autobauer erfolgreich. Kurz nachdem wir das Unternehmen Der Autobauer hat seine Ambitionen zu Elektro- Anfang des Jahres zum Klimawandel-Lobbying in fahrzeugen klarer dargestellt. Sorgen macht die Pflicht genommen hatten, kritisierte es öffent- uns aber nach wie vor, dass das Unternehmen lich die Position des Verbandes der Automobilin- sein Geschäftsmodell nicht schnell genug an- dustrie (VDA) zu Elektrofahrzeugen. Sie entsprä- passt, um mit der Dekarbonisierung Schritt zu che nicht deren Standpunkt und Interessen. Da halten. Problematisch erscheint uns dabei auch sich das Tempo der Senkungen von Flottenemis- die Unternehmenskultur, die den Wandel inner- sionen bei Autoherstellern vor allem an den Geset- halb des Konzerns bremsen könnte. Im 2. Halb- zen orientiert, ist die öffentliche Kritik ein wichtiger jahr 2018 konzentrierten wir uns mehr auf die erster Schritt, um die Unternehmensstrategie in Lobbying-Aktivitäten von Autoherstellern. Im- Einklang mit den Klimazusagen zu bringen. Außer- merhin treten vor allem Branchenverbände ve- dem hat der Konzern öffentlich einen Lobbying-Be- hement gegen ehrgeizigere Emissionsvorschrif- richt angekündigt, um die Aktivitäten und Stand- ten auf. Wir baten das Unternehmen zu prüfen, punkte von Branchenverbänden zum Klimawandel welche Lobbying-Positionen die Organisationen zu prüfen. Später im Jahr gab der Autobauer dann vertreten bei denen das Unternehmen Mitglied das Ziel bekannt, bis 2050 CO2-neutral zu sein. ist. Falls sie den Zielen des Pariser Klimaab- Dieser Plan entspricht seinem Umweltleitbild. Wir kommens widersprechen, sollte das Unterneh- werden unser Unternehmensengagement als mit- men entweder auf Standpunkte drängen, die verantwortlicher Leiter der Initiative Climate Ac- mit diesen Zielen im Einklang stehen oder seine tion+ zwar fortsetzen, angesichts der erwähnten Unterstützung zurückziehen bzw. aus dem Ver- Fortschritte stufen wir den Konzern 2020 aber nicht band austreten. Außerdem forderten wir von mehr als Schwerpunktunternehmen ein. dem Konzern allgemein mehr Transparenz zur diesbezüglichen Position und wollten erfahren, Reaktion auf Engagement: Gut wie der Standpunkt in allen direkten und indirek- ten Lobbying-Aktivitäten (über Branchenvereini- gungen) vertreten wird. Angesichts der führen- den Marktposition von dem Hersteller in Europa und weil das Unternehmen großen Einfluss auf Klimawandel-Lobbying hat, werden wir unser intensives Engagement 2019 fortsetzen. Engagementziele zu Jahresbeginn Einschätzung zum Jahresende Themen: Corporate Governance, Umweltver- 2019 hatten wir mehrere Engagementkontakte mit antwortung, Arbeitsstandards dem Unternehmen. Einzeln sprachen wir über die Themen Boardstruktur und Abfallmanagement, Wir nehmen das Unternehmen in die Liste un- und als leitender Investor der Gemeinschaftsinitia- serer Schwerpunktunternehmen für 2019 auf, tive KnowTheChain erörterten wir Arbeitsstan- weil wir einige Schwächen bei den ESG-Prakti- dards in der Lieferkette. Man willigte zwar in einen ken angehen wollen, die sich auf die langfristige Dialog ein, das ESG-Management verbessert sich Performance auswirken könnten. Insbesondere aber nur sehr zögerlich, und im internationalen wollen wir eine stärkere Boarderneuerung und Branchenvergleich besteht noch immer Nachhol- Nachfolgeplanung sowie die Ernennung zusätz- bedarf. Weiterhin bestehen nach wie vor über- licher unabhängiger Boardmitglieder anregen. durchschnittlich viele ESG-Risiken, die unserer Außerdem möchten wir besprechen, wie man Meinung nach aber handhabbar sind. Trotz man- ökologische und soziale Erwägungen am bes- gelnder Fortschritte haben wir den Eindruck, dass ten im Lieferkettenmanagement berücksichti- der Wille zur Verbesserung da ist. Deshalb stufen gen kann, speziell bei Baumwolle und Leder. wir das Unternehmen nach wie vor als Schwer- Vor Kurzem hat das Unternehmen einen Bran- punktunternehmen ein. chenführer im Bereich nachhaltiger Sportbeklei- dung übernommen. Diese Transaktion bietet Reaktion auf Engagement: Angemessen sich an, um die Nachhaltigkeitsgovernance und -managementprozesse zu verbessern, auch mit Blick auf die Berichterstattung. 13 Verantwortliches Investieren Rückblick- reo® Engagement-Projekte und Schwerpunktunternehmen 2019
Engagementziele zu Jahresbeginn Einschätzung zum Jahresende Themen: Umweltverantwortung, Arbeitsstan- 2018 ging man lange nicht auf unsere Bemühun- dards gen ein, aber 2019 brachten wir einen konstrukti- ven Dialog über Nachhaltigkeitsthemen in Gang. Bei diesem US-Einzelhändler für Autoteile und Da das Unternehmen vor Kurzem eine Vergleichs- -zubehör gibt es mehrere arbeitsbezogene Auf- zahlung im Zusammenhang mit Sondermüll leisten fälligkeiten, z.B. wegen Diskriminierung auf- musste, drängten wir auf mehr Klarheit im Abfall- grund von Rasse und Behinderung. Ein weiterer management. Offenbar hatten Kunden Motorölka- Streitpunkt sind Pausen während der Arbeits- nister in Behältern für gewöhnlichen Müll entsorgt. zeit. 2018 hat das Unternehmen nicht auf un- Als Reaktion erprobte das Unternehmen an eini- sere Kontaktversuche reagiert, und die Bericht- gen Standorten ein Mülltrennsystem, das jetzt erstattung zu diesen Themen ist schwach. 2019 großflächiger zum Einsatz kommen soll. In puncto werden wir uns weiterhin um einen Dialog zum Mitarbeiterbeziehungen hinterfragten wir aufgrund Arbeitsmanagement in Filialen und Lagerhäu- schlechter Ergebnisse die Wirksamkeit aktueller sern, aber auch in seiner Lieferkette, bemühen. Schlichtungsmechanismen. Wir haben die Eskala- Wir wollen das Unternehmen vor allem anre- tionsmechanismen bei der Äußerung von Beden- gen, sich stärker um Diversität und Einbezie- ken und die Prozesse für Abhilfepläne als mangel- hung sowie die Arbeitsbedingungen der gesam- haft empfunden und angeregt, stabilere Schlich- ten Belegschaft zu kümmern und entspre- tungsmechanismen einzuführen und jährlich über chende Strategien umzusetzen. Nachholbedarf Fortschritte bei der Mitarbeitereinbindung zu be- besteht auch bei der Berichterstattung über richten. Für später im Jahr kündigte das Unterneh- Maßnahmen zur Senkung anderer ökologi- men einen Nachhaltigkeitsbericht an. Darauf war- scher, sozialer und governancebezogener Risi- teten wir aber vergeblich. Es sind noch mehrere ken. Fragen offen, und wir werden das Unternehmen weiter beobachten. Allerdings stufen wir es 2020 nicht mehr als Schwerpunktunternehmen ein. Reaktion auf Engagement: Angemessen Engagementziele zu Jahresbeginn Einschätzung zum Jahresende Themen: Umweltverantwortung, Arbeitsstan- Die Nachhaltigkeitsstandards und -prozesse des dards Unternehmens haben sich in den letzten Jahren zwar erheblich verbessert. Wir sehen aber noch 2019 werden wir uns bei dem Unternehmen vor viel Verbesserungspotenzial. 2019 hatten wir vier allem zu sozialen Themen einbringen. Zwar be- Engagementkontakte. Dabei konzentrierten wir findet sich nur ein recht kleiner Teil seiner Lie- uns auf das Arbeits- und Lieferkettenmanagement ferkette in Ländern mit schwachen Arbeitsstan- sowie allgemeine Nachhaltigkeitspraktiken. Trotz dards. Dennoch steht der hervorragende Ruf mehrerer Kontakte gab es nur wenig Interesse an auf dem Spiel. Wir werden es motivieren, Per- einem intensiven Dialog – von Veränderungen sonalleitlinien und einen Verhaltenskodex ein- ganz zu schweigen. Da man kaum auf unser En- zuführen, die auch für Zulieferer gelten. Wün- gagement einging, werden wir uns 2020 nicht mehr schenswert sind auch Schulungen sowie regel- einbringen. mäßige interne und externe Prüfungen auf Ein- haltung der Vorschriften. Da es in der Vergan- Reaktion auf Engagement: Schwach genheit zu Rechtsstreitigkeiten gekommen ist, werden wir auch Maßnahmen zur Sicherstel- lung der Produktsicherheit ansprechen. Außer- dem besteht das Board ausschließlich aus Män- nern – deshalb werden wir auch die Effektivität des Boards erörtern. 14 Verantwortliches Investieren Rückblick- reo® Engagement-Projekte und Schwerpunktunternehmen 2019
Engagementziele zu Jahresbeginn Einschätzung zum Jahresende Themen: Unternehmensverhalten, Arbeitsstan- Letztes Jahr haben wir uns bei dem Unternehmen dards mehrmals eingebracht und uns auf Datenschutz und -sicherheit sowie Humankapitalmanagement Das Unternehmen bietet einen ausschließlich konzentriert. Unsere Gespräche über diese beiden online verfügbaren Marktplatz, sodass Daten- Themen haben uns in der Meinung bestärkt, dass schutz und -sicherheit das wichtigste ESG- man damit besser umgeht, als die Unternehmens- Thema ist. 2014 wurde das Unternehmen Opfer eigene Berichterstattung vermuten lässt. Es eines Cyber-Angriffs. Da riesige Mengen wert- herrschte eine positive und konstruktive Stim- voller personenbezogener Daten verarbeitet mung. Wir hatten den Eindruck, dass das Unter- werden, sind die Systeme nach wie vor anfällig. nehmen wirkliche Verbesserungen und vorbildli- Außerdem will man vor dem Hintergrund stän- che Standards bei der Berichterstattung anstrebt. dig steigenden Konkurrenzdrucks von den Kun- Das war eine angenehme Abwechslung zu ande- den als sicherer Warenumschlagplatz wahrge- ren US-Unternehmen im Technologiesektor, bei nommen werden. Die Offenlegung zur Einhal- denen wir uns ebenfalls engagieren. Wir werden tung der Datenschutzgrundverordnung wurde die Fortschritte beobachten, stufen das Unterneh- zwar in den letzten Monaten ausgeweitet. Den- men aber nicht mehr als Schwerpunktunterneh- noch erfährt man nur wenig über die Netzsicher- men ein. heits-Governance. Das Unternehmen beschäf- tigt hochqualifizierte Mitarbeiter, sodass auch Reaktion auf Engagement: Gut das Humankapitalmanagement ein relevantes Thema ist. Die jüngste Umstrukturierung und der Personalabbau könnten die Arbeitsmoral schwächen. Das Unternehmen informiert zu wenig darüber, wie es mit diesem Risiko um- geht. Deshalb werden wir auf das Unternehmen weiterhin einwirken, diese beiden Bereiche bes- ser zu beachten und seine Berichterstattung zu verbessern. Engagementziele zu Jahresbeginn Einschätzung zum Jahresende Themen: Arbeitsstandards Letztes Jahr hatten wir mehrere Engagementkon- takte, um die Strategie im Humankapitalmanage- Die Mitarbeiter sind für das Unternehmen das ment zu erörtern. Streiks und niedrige ESG-Scores wichtigste strategische Asset und entscheidend bei Personalthemen haben Zweifel an der Strate- für den langfristigen Unternehmenserfolg. Seit gie geweckt, wie man Mitarbeiter gewinnt und hält. einigen Jahren kommt es aber immer wieder zu Unsere Gespräche mit einem Vertreter der Perso- Arbeitskonflikten. Das wirft Fragen zu den Pro- nalabteilung haben uns beruhigt. Wir erfuhren De- zessen und Standards im Humankapitalma- tails zum Mitarbeiterbindungsprogramm, insbeson- nagement auf. 2015 wurden 89 Mitarbeiter an- dere über 1) die Mitarbeiterzufriedenheit, 2) Ver- geblich deshalb entlassen, weil sie an Protesten besserungspotenziale und 3) andere mitarbeiter- über verspätete Bonuszahlungen teilgenom- bezogene Angelegenheiten. Wir regten an, Details men hatten. Nicht so weit zurück liegt ein Streik zu diesem Ansatz zusammen mit wichtigen Er- von etwa 300 Arbeitern. Im Mai 2018 kam es kenntnissen und einer Auswahl aussagekräftiger dort zu einem Tarifkonflikt zwischen der Arbei- Kennzahlen und qualitativer Indikatoren zu veröf- tergewerkschaft und der Geschäftsleitung. Die- fentlichen. Das würde den Ansatz glaubwürdiger ser Streik wirkte sich auch auf einen Abnehmer machen. Außerdem haben wir dem Unternehmen aus, für den das Unternehmen Autositze produ- nahegelegt, eine Rückmeldung an die Workforce ziert. Deshalb und weil manchmal offenbar die Disclosure Initiative (WDI) abzugeben. Die WDI Anliegen der Belegschaft nicht berücksichtigt sammelt Daten zu diversen arbeitsbezogenen As- werden, stufen wir das Unternehmen 2019 als pekten wir Arbeitsschutz, Vergütung, Vereini- Schwerpunktunternehmen ein. Ziel ist es, das gungsfreiheit und Mitarbeitereinbindung. Da unser Humankapitalmanagement des Unternehmens Engagement im letzten Jahr positiv verlaufen ist, zu hinterfragen und Verbesserungsvorschläge meinen wir, dass das Unternehmen auf dem richti 15 Verantwortliches Investieren Rückblick- reo® Engagement-Projekte und Schwerpunktunternehmen 2019
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