VERBANDS NACHRICHTEN Verband Österreichischer Höhlenforscher - Verband Österreichischer Höhlenforscher
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Medieninhaber (Verleger), Hersteller und Herausgeber Verband Österreichischer Mitteilungsblatt Höhlenforscher (DVR: 0556025), des Obere Donaustraße. 97/1/61, 1020 Wien Verbandes Österreichischer Höhlenforscher Verlags- und Herstellungsort Wien Jahrgang 67, Nr. 4/2016 Wien, September 2016 Verbandszweck ISSN: 22257675 Förderung der Karst- und Höhlen- kunde, Zusammenschluss aller mit Höhlen- und Karstkunde befassten Organisationen. Inhalt Verbandsvorstand Präsident: EDITORIAL ............................................................................................................ 55 Univ. Prof. Dr. Christoph Spötl BIOGRAPHISCHES LEXIKON DER HÖHLENFORSCHUNG IN ÖSTERREICH .. 55 Vizepräsidenten: FORSCHUNGSNEWS ÖSTERREICH................................................................... 56 Günter Stummer, FORSCHUNGSNEWS INTERNATIONAL ............................................................. 63 Renate Tobitsch EURO SPELEO KONGRESS 2016 ....................................................................... 63 Schriftführer (Generalsekretäre): NEUES AUS DER UIS ........................................................................................... 67 Alexander Klampfer, SICHERHEIT.......................................................................................................... 67 Dr. Johannes Mattes SCHAUHÖHLEN.................................................................................................... 68 Mag. Barbara Wielander EINLADUNG ZUR JAHRESTAGUNG 2016........................................................... 68 Kassierin: SPELÄOLOGISCHE VORTRAGSREIHE .............................................................. 69 Jennifer Langer ZEITSCHRIFTEN-REVUE DER VÖH-BIBLIOTHEK .............................................. 69 Kassierin-Stellvertreter: TERMINE UND VERANSTALTUNGEN ÖSTERREICH......................................... 71 Christa Pfarr, TERMINE UND VERANSTALTUNGEN INTERNATIONAL ................................... 71 Otto M. Schmitz Kontakt Titelbild: Quadrupelschacht in den Kalkspitzen (Niedere Tauern) Foto: Monika Schöner Homepage: www.hoehle.org VÖH-Handy: 0676/9015196 Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 15.11.2016 Redaktion Mag. Barbara Wielander Tel: 0676/4214039 Email: vbnr@hoehle.org Mailadressen des VÖH bzw. Zuständigkeit Generalsekretariat info@hoehle.org Dr. Johannes Mattes, Verbandsnachr. (Mag. Barbara Wielander) vbnr@hoehle.org Tel.: 0676/9015196 Kassierin (Jennifer Langer) kassier@hoehle.org Email: Johmattes@gmx.at Redaktion „Die Höhle“ (Dr. Lukas Plan) die-hoehle@uibk.ac.at Ausbildung / Schulung (Christian Berghold-Markom) schulung@hoehle.org Schauhöhlen (Dr. Fritz Oedl) info@eisriesenwelt.at Druck Umweltschutzreferent (Dr. Rudolf Pavuza) rudolf.pavuza@nhm-wien.ac.at GERINdruck, VÖH-Bibliothek (Christa Pfarr) christa.pfarr@nhm-wien.ac.at Bahnhofplatz. 3, 4020 Linz Österr. Höhlenverzeichnis (Dr. Lukas Plan) lukas.plan@nhm-wien.ac.at Emmahüttenbetreuer (Harald Auer) auer.harald@twin.at Erscheinungsweise Hüttensubvention (Dr. Dietmar Kuffner) dietmar.kuffner@aon.at 6 x jährlich VÖH-Versicherung (Thomas Exel) versicherung@hoehle.org (auch Doppelnr. möglich) Versand Verbandsnachr. (Otto M. Schmitz) mops3@gmx.at Bezugspreis Für Mitglieder im Mitgliedsbeitrag inbegriffen VÖH – Produkte Abonnement € 7.-/Jahr. Bestellung bitte an die 1. Zeitschrift „Die Höhle“, Einzel-Jahresbezug: € 12.- (exkl. Versand), Redaktionsadresse. Vereinsabonnements in Österreich und Deutschland: € 9.- (exkl. Versand). Die Redaktion behält sich Kürzun- Versand: € 1,50 für Österreich, € 2,50 für EU-Raum und Schweiz gen und die Bearbeitung von Beiträ- 2. Verbandsnachrichten (Jahresbezug) € 7.- gen vor. Durch Einsendung von Fo- 3. Kollektive Freizeit- u. Unfallversicherung des VÖH (pro Person) € 5,00 tografien und Zeichnungen stellt der 4. Mitgliedsbeitrag der Vereine an den VÖH (pro Person) € 3.- Absender den Herausge- 5. Emmahütte am Dachstein (Obertraun): ber/Redaktion von Ansprüchen Drit- Reservierungen: Tel.: 0676/81212737 (Peter Neugebauer), Nächtigung für ter frei. Nichtmitglieder € 12.-, Mitglieder € 6.-, Kinder € 4.- Für den Inhalt namentlich gekenn- zeichneter Beiträge sind die Autoren verantwortlich. Konto: IBAN: AT23 6000 0000 0755 3127 BIC: OPSKATWW 54
EDITORIAL Liebe Verbandsmitglieder! Dass Österreichs Höhlen(forschungs)landschaft eine vielfältige ist, ist zumindest unter Höhlenforschern bekannt - nicht zuletzt 23 Mitglieds- vereine des VÖHs zeugen vom breiten Spektrum der Österreichi- schen Höhlenforschung. Damit aber nicht nur Höhlenforscher einen Einblick in die zahlreichen Facetten Österreichs „Unterwelt“ bekom- men können, hat der VÖH nun das 750 Seiten umfassende, reich be- bilderte Buch „Höhlen in Österreich“ (siehe auch Vbnr 2-3/2016, S. 48) mitherausgegeben. Es ist als erstes Buch, das die Höhlenforschung in Österreich in ihrer ganzen Bandbreite - von der Geologie über die Biologie bis hin zur Geschichte und zum Höhlenrecht - abdeckt, das erste seiner Art. Und als eine der 49 AutorInnen habe ich einen kleinen Einblick davon bekommen können, L. Plan bei der Buchpräsentation welche ungeheuerliche Arbeit nötig war, damit dieses umfangreiche Foto: Albin Tauber Buch in dieser Form realisiert werden konnte. Am 7. 9. war die offizielle Präsentation des Buches im Naturhistorischen Museum Wiens. Nachdem die drei Herausgeber, Erhard Christian, Lukas Plan und Christoph Spötl, das Buch und die darin behandelten Themen vorgestellt hatten, gab es einen Empfang mit Wein und geselligem Gedankenaustausch in den ehrenwerten Hallen des Museums, bei dem auch das eine oder andere Buch signiert wurde. Es ist in der Tat erstaunlich - von den mehr als 1000 Exemplaren, die gedruckt worden waren, sind bereits nahezu alle verkauft worden. Wer dieses Buch, welches in einer gut sortierten höhlenkundlichen Bibliothek nicht fehlen sollte, noch nicht sei eigen nennt, möge sich also beeilen! Barbara Wielander BIOGRAPHISCHES LEXIKON DER HÖHLENFORSCHUNG IN ÖSTERREICH Biografisches Lexikon der Höhlenforschung in Österreich (Red.) Wie bereits in der letzten Ausgabe berichtet wurde, arbeitet Johannes Mattes an einem „Biografischen Lexikon der Höhlenforschung in Österreich“, das 2017 in der Beihefte-Reihe z.Z. „Die Höhle“ publiziert werden soll. Eine besondere Herausforderung stellt auch die Sammlung von abdruckreifen Porträtfotos dar. Mit Hilfe der Leser konnten bereits zahlreiche Fotos gesammelt werden, nach wie vor fehlen jedoch zu den unten aufgelisteten Per- sonen entsprechende Bilder in guter Auflösung. Johannes Mattes bittet deshalb alle Leser, die ein Porträtfoto der angeführten Personen besitzen, um Hilfe und Zusendung einer digitalen Kopie an seine E-Mail-Adresse johannes.mattes@univie.ac.at. Abrahamczik, Walter Eunike, Paul Hegewald, Erika Agapito, Girolamo Fasching, Josef Hell, Martin Aigner, Engelbert Fielhauer, Helmut Helmut, Frank Andrain-Werburg, Leopold Fischer, Helene Hertodt von Todtenfeld, Jo- Angermayer, Erwin Frank, Leopold hann Ferdinand Ausobsky, Albert Freytag, Gustav Hinterer, Leopold Berr, Eugen Friesen, Robert Hirsch, Peter Boček, Antonín Gaisberger, Johann Hobelsperger, Alois Brand, Hans sen. (1902-1983) Hobelsperger, Fritz Breuer, Margarethe Gaisberger, Johann Hoffelner, Erich Bruckenberger, Josef jun. (1931-2010) Hü(l)dl Hans Brunello, Max Gamsjäger, Peter Hubmayr, Gerald Buchholtz, Georg(ius) jr. Gaunersdorfer, Gustav Hütter, Franz Caspart, Julius Gressel, Walther Hüttner, Erwin Čeč, Luka Gruber, Hermann Jordán, Karoly Cermak, Ernst Hacker, Aquilin Kai, Ingeborg Cramer, Klaus Hacker, Leopold Kai, Ottokar Divald, Kàroly Hamann, Otto Karner, Lambert Duller, Franz Handl, Leo Katzer, Friedrich Eberau, Lise Hauser, Ernst Kießling, Ernst Ertl-Bergthaller, Käthe Hauser, Ludwig Kirchschlager, Matthias 55
Kittel, Erika Oppenheimber, Theodor Schinnerl, Maria Konviczka, Ruggero Patek, Peter Schmidt, Ferdinand Josef Koppenwallner, Franz Xaver Petschar, Josef Schoßleitner, Karl Körber, Otto Pfandl, Karl Šeber, Maks, auch Schäber Kunaver, Josip Pilz, Karl Segl, Johann Lammer, Hildegard Pilz, Roman Šerko, Alfred d. J. Lämmermayr Ludwig Pollak, Julius Siegl, Hans Lechner, Heinrich Posselt-Csorich, Anton von Siegl, Walter Lejhanec, Franz Pretner, Egon Spöcker, Richard Lenz, Anton Raisz, Keresztély (Christian) Stipic, Oskar Limberger, Gunter Reisenauer, Josef jun. Strauß, Ernst Lindner, Anton Friedrich Reisenauer, Josef, sen. Strömpl, Gábor Lorencovà, Antonie Reitzelsdorfer, Franz Svetina, Jakob Makoter, Viktor Repis, Willi Teißl, Ludwig Makowsky, Alexander Resch, Johann Thalhammer, Michael Mali, Alois (Luis) Rettich, Franz Trotzl, Karl Mayer, Heinz Rihl, Hermann Vass, Imre Mayer, Hermann Rose, György Vigsius, Martin Alexander Mörk, Alexander von Rudczinsky, Carl Waldner, Franz Morocutti, Albert Rudolf, Ivan Wallisch, Franz Mottl, Maria Salzer, Heinrich Weirather, Leo Mutschlechner, Georg Sandri, Beate Wernher, Gyõrgy Neuherz, Franz Heinz Sartori, Franz Wiener, Leopold (Poldi) Nuck, Karl Sartory, József Wiesinger, Gabriele Oberegger, Egelbert Sawicki, Ludomir Wimmer, Franz Oedl, (Franz) Robert Schadler, Josef Zippe, Wilhelm Oedl, Friedrich (+1969) Schafelner, Franz Oedl, Friedrich (+2006) Schauberger, Othmar FORSCHUNGSNEWS ÖSTERREICH JungforscherInnentage Kalkspitzen 20.-24.8.2016 Barbara Wielander Ende August fanden erstmals die vom Wiener Höhlenverein in Kooperation mit dem VÖH initiierten „JungforscherInnentage“ in den Kalkspitzen (Niedere Tauern) statt. Der Name dieser Forschungsaktion ist vielleicht etwas irreführend, richtete sich die Ausschreibung doch an alle an der Gegend interessierten Forscher - egal ob jung oder alt. Ziel der Tour war vor allem, einem etwas stiefmütterlich behandelten Gebiet die Aufmerksamkeit zu schenken, die es verdient, aber auch, Forschern mit weniger Erfahrung die Gelegenheit zu geben, gemeinsam mit erfahrenen Forschern ins Gelände zu gehen. Insgesamt forschten zehn „Höhlenkundler“ aus Niederösterreich, Wien, der Steiermark, aus Salzburg und sogar aus England, namentlich Chris Coram, Edgar Dachs, Eckart Herrmann, Christine Mrkos, Walter Mühlbacher, „Jung“forscherInnen in den Kalkspitzen Michael Nagl, Monika Schöner, Johannes Wallner, Johanna vlnr: Eckart Herrmann, Barbara Wielander, Walter Wiedlak und Barbara Wielander, fünf Tage lang in dem Mühlbacher, Johanna Wiedlak, Johannes Wallner, wirklich außerordentlichen Gebiet zwischen Steirischer und Monika Schöner, Christine Mrkos, Chris Coram Lungauer Kalkspitze, Stützpunkt war dabei die an einem malerischen Bergsee gelegene Giglachseehütte, wo wir überaus herzlich aufgenommen wurden. Der Samstag (20.8.) war noch sommerlich warm und sonnig, also wurde er zur ersten Geländebegehung genutzt, wobei auch schon ein paar Schächte in unmittelbarer Nähe zum Wanderweg befahren werden konnten. Misstrau- isch von Wanderern und Murmeltieren beäugt, verschwanden bunt beschlazte Forscher in einem kleinen Loch ne- ben dem Weg, welches es immerhin auf stolze 16 m Ganglänge brachte. Wenige Höhenmeter bergauf, ebenso 56
neben dem Weg gelegen: der Schwarzforscherschacht. Ein großäumiges, bisher nicht im Kataster vermerktes Ob- jekt, in welchem jedoch kurioser Weise alte Spit und Laschen gefunden werden konnten (Ganglänge: 48 m). Sonntags (21.8.) kam dann der erwartete Wettersturz, das eher spätherbstliche Wetter sollte bis Dienstagvormittag anhalten. Bei Nebel und Schneeregen verspürten die Forscher wenig Lust, die gemütlich beheizte Hütte zu verlassen. Aber da Höhlenforscher nicht aus Zucker sind, begab man sich wetterfest „angeschlazt“ auf den Weg. Höhlensuche… … und Vermessung Fotos: E. Herrmann B.Wielander Heutiges Ziel war die alt bekannte Durchgangshöhle (2622/2) am Südgrat der Steirischen Kalkspitze, sicher eines der spannendsten der bereits im Kataster vermerkten Objekte. Die Ganglänge wird im Salzburger Höhlenbuch mit „zw. 320 und mehr als 1000 m“ angegeben, bei einer erfolgten (unvollständigen) Neuvermessung kamen nun rund 290 m an Ganglänge zusammen. Die geschätzten 1000 m Ganglänge dürften eindeutig zu hoch gegriffen sein. Wenig unterhalb der Durchgangshöhle gelegen befin- det sich die ebenso etwas mysteriöse 4. Etage (2622/5), welche Ende der Siebziger Jahre als wenige Meter lan- ger, niederer Schluf, aus dem den Forschern ein eisiger Windhauch entgegen wehte, beschrieben worden war. Der Luftzug verleitete die Forscher damals zu der Vermutung, die 4. Etage könne mit der Durchgangshöhle zusammen hängen und somit ein tieferes Niveau letzterer darstellen, was zur Namensgebung führte. Die Höhle war rasch gefunden, der Eingang war durch zwei meterhohe Steinmänner markiert, welche schon seit den Siebzigern die Höhle bewachten. Der niedere Schluf in Ein- gangsnähe war auch noch da, er war aber offenbar ausge- räumt worden. Dahinter kommt man in eine geräumige Halle mit Eisboden, wo ein schmaler Canyon und dahinter wieder ein unbefahrbar niederer Schluf (mit eisigem Windhauch) ansetzen - davon war in der alten Raumbeschreibung keine Rede. Es scheinen auch hier die unbekannten Höhlenfor- scher zugeschlagen zu haben. Drei Stunden Graben bei Eiseskälte und auch dieser Schluf war bezwungen. Acht Meter Ganglänge konnten ausgeräumt werden, dahinter tut sich ein wahres Labyrinth an Gängen Johanna Wiedlak im Eingangsbereich der 4. Etage und Canyons auf. Eine Vermessung desselben in mehreren Foto: E. Herrmann Teams während der nächsten Tage brachte zwar nicht die erhoffte Verbindung zur Durchgangshöhe (die Höhle ist also doch keine „4. Etage“), aber immerhin eine Ganglänge von rund 500 m - und das alles weitgehend horizontal! Die- se Höhle ist ein Eldorado für Schlufbegeisterte. Bis zum Ende der Expedition konnten nahezu alle offenen Fra- gezeichen abgeklärt werden, ein paar kleinere Löcher im Labyrinth könnten allerdings noch näher begutachtet werden, denn woher nun der eisige Lufthauch wirklich kommt, konnte immer noch nicht geklärt werden. Vielleicht gibt es die sagenhafte Verbindung ja doch? Am Dienstagnachmittag riss dann schließlich der Nebel auf, und wir konnten wieder einen Blick auf die wunder- schöne Bergwelt der Niederen Tauern werfen. Zum Abschluss der Expeditionswoche standen ein paar Schächte auf dem Programm, wobei vor allem der Quadrupelschacht auf der Lungauer Kalkspitze (siehe auch Titelbild die- ser Ausgabe) erwähnenswert ist. Dieser war durch vier kreisrunde, nebeneinander gelegene Löcher am Orthofoto aufgefallen und tatsächlich bilden diese vier Löcher Einstiege zu einem einzigen „Schachtsystemchen“, welches bisher auf eine Ganglänge von 53 m vermessen werden konnte (Fortsetzung folgt!). Insgesamt konnte während dieser fünf Tage bei bester Laune aller Teilnehmer knapp 1 km in 8 Höhlen vermessen werden, 17 Objekte wurden mit Koordinaten erfasst und es ist nicht auszuschließen, dass auf diese erfolgreiche Expedition weitere folgen werden. 57
Neues von der Sulzfluh / Weißplatte Alexander Klampfer Von 1. bis 10.9.2016 fand heuer bereits zum 9. Mal das traditionelle Forschungslager auf der Tilisunahütte im Rätikon (Vlbg) statt. Mit dabei waren wieder Mitglieder der Ostschweizer Gesellschaft für Höhlenkunde (OGH) sowie des Vorarlberger Höhlenvereins. Im Schnitt waren stets 8 Forscher während der Woche vor Ort. Obwohl die ganz großen Entdeckungen uns heuer leider etwas verwehrt geblieben sind, kann das heurige Lager als durchaus erfolgreich bezeichnet werden: Endsiphon der Mäanderhöhle Foto: Christian Fritz Ω Neuvermessung der extrem wassergefährdeten „Nassen Schächte“ in der Mäanderhöhle und Abstieg bis zum Endsiphon (-502 m). Ω Weiterforschung in den Schloten im Biwakgang sowie Reststreckenvermessung in der Mäanderhöhle. Ω Erfolgreiche Tauchgänge im Siphon des Biwakgangs der Mäanderhöhle (rund 250 m unterhalb des Ein- gangs zur Höhle) sowie in der Unteren Seehöhle (CH). Ω Rund 400 m Neuland in der Unteren Seehöhle (GL: > 1 km) und Aufarbeitung von Reststrecken. Ω Entdeckung von insgesamt 30 neuen Klein- und Mittelhöhlen an der Sulzfluh sowie Weißplatte. Ω Aufarbeitung unzähliger Portale im teils extremen Steilgelände an der Sulzfluh (Bereich Schengenhöhle). Ω Neubearbeitung des Schachts K6 an der Sulzfluh (-135 m). Wie bereits letztes Jahr war die Woche vom Wetterglück gesegnet und bis auf wenige blaue Flecken verlief die gesamte Forschungswoche trotz intensiver Arbeitseinsätze unfallfrei. Ein großer Dank gilt wieder einmal dem Hüt- tenteam der Tilisunahütte für die gewohnt perfekte Bewirtung sowie bei der Hilfe beim Materialtransport! Teilnehmer: Mathias Andreatta, Michel Bovey, Andy Dickert, Frèdy Fleury, Christian Fritz, Christian Galehr, Bene- dikt Hartmann, Alex Klampfer, Roland Lutz, Ewald Mäder, Andi Münger, Thomas-Jan Waller, Yvo Weidmann Tauchgänge im Biwakgang der Mäanderhöhle. Fotos: A. Klampfer 58
Neues aus dem Gesäuse Eckart Herrmann Selten schön - 16.-18.7.2016 „Selten schön“ - so lautet der Titel des heurigen Nationalpark- Kalenders, und die Texter hätten sich niemals träumen lassen, auf welch unglückliche Weise sich dieser Titel im Gesäusewetter 2016 bestätigen sollte. Der Wirt von der Haindlkarhütte fand unsere Witze- lei darüber jedenfalls gar nicht lustig. Wir glauben diesmal fest an den guten Wetterbericht und steigen am Samstag ins Ödsteinkar auf, auch wenn sich die Wände nach oben hin schon in dunklen Wolken verlieren. Gleich am Beginn des An- stiegs finden wir eine kleine Hangschuttbrekzienhöhle, den Mitteriedldurchgang. Weiter oben pfeift ein eiskalter Nordwester und der totenstarr daliegende Karwinkel zwischen den „himmelhohen“ Pfeilern von Ödsteinkante und Ödsteinkarturm ist erfüllt von dumpfem Heulen und Brausen. Das Ödsteinkar ist der düsterste Winkel auf Streng genommen auch eine Höhle Erden. Kein Bühnenbildner könnte sich eine derart dräuende Foto: Reinhard Fischer Szenerie ausdenken. Die Bedrückung steigert sich ins Äußerste, wenn man in den innersten Karwinkel unter die rotbrüchige Ödsteinkarwand hinaufsteigt, in dem alles vom Steinschlag zertrümmert ist und sich ein Riesenzipfel neben der Nordwestschlucht dieses Wandmonsters so weit nach außen beugt, als wolle er jeden Moment zur Tiefe stürzen, und hier noch einmal alles zerschmettern. Tom und Reinhard nehmen sich ein Portal vor, das an der Schichtgrenze zwischen Dachsteindolomit und Raibler Schichten ausgewittert ist (Raiblerloch), Michi und ich vermessen eine von Johannes Wallner entdeckte Höhle un- ter der Ödsteinkante, die es immerhin auf 37 m bringt. Weiter oben, am Preußeinstieg, finden wir noch die Preu- ßeinstiegkammer, in der vermutlich die Bergrettung einen Plastikkanister deponiert hat. Ein fast senkrechter Schuttwall, vermutlich nach Abschmelzen des Firnfeldes entstanden, macht das Betreten der innen gemütlichen Höhle zu einer heiklen Angelegenheit. Den höhlenkundlichen Abschluss des Tages bildet die Gsengkogelspalte in den Dolomitschrofen unter der Ödsteinkarturm-Nordwestwand. Wir haben noch den unangenehmen Überstieg ins Haindlkar zu nehmen, wo wir einmal mehr den Wirten bezüglich unseres morgigen Tagesziels verwirren: Wir grü- beln über die beste Zustiegsvariante zum Portal in der Ödsteinkarturm-Nordostwand, und er möchte uns beharrlich eine Standardtour schmackhaft machen, am besten den Peternpfad, weil ja nun doch Regen vorhergesagt ist. Erst als er in seiner Verzweiflung den Naturkundlichen Kletterführer daherschleppt und ich ihm darin die Seite „Höhlen in den Hochtorwänden“ zeige, scheint er irgendwie zu verstehen, dass wir narrisch sind, und als sich dann Michi außerdem noch als der Sohn seines extremberglaufenden Vaters aus Hieflau zu erkennen gibt, ist auch mensch- lich der Bann gebrochen. Anderntags steigen wir bei Nebelreißen in die Schmittvariationen ein, die mit ihren modernen Bohrhaken auch für den Fall eines Regens einen sicheren Rückzug versprechen. Zwölf nasse Seillängen über dem Einstieg folgt die Ernüchterung, da die erhoffte Querung über Bänder zum Portal durch eine senkrecht durchziehende Schlucht ver- sperrt ist. Versperrt ist durch den dichten Nebel auch die Sicht, und so drehen wir missmutig um. Mit dem Beginn der Abseilerei beginnt es auch schlagartig zu schütten, und es zeigt sich, dass der so schön feste Wandstreifen, durch den die neue Bohrhakenlinie gelegt wurde, von einem Sturzbach geschaffen wurde, der nun unsere Ab- stiegslinie vorgibt… Reinhard stellt unten unsere Disqualifizierung fest: Klettern ok, Canyoning passabel, aber Höhle: null Punkte! Auf der Haindlkarhütte wird unser triefendes Gewand über den Suppentöpfen in der Küche aufgehängt. Ich ärgere mich beim Abstieg ins Tal fast darüber, weil das immer noch feuchte Zeugs nach drei Tagen Wirtshaus riecht. Erst dann kommt mir der grausige Gedanke: Wir haben derweil eine ziemlich würzige Fritattensuppe gegessen und der Wirt hat uns währenddessen noch glücklich erzählt, dass zu Mittag 40 tropfnasse Wanderer auf die Hütte gekommen sind und deren Hosen ebenfalls trocken gelegt werden mussten!? Für Tom und mich läuft der Tag entspannt aus: Wir hängen noch den Montag dran und haben die Chance, noch ein paar Meter Wieder eine Bürgelkluft. Foto: E. Herrmann gut zu machen. Zwecks Gemütlichkeit, und um auf Nummer Si- cher zu gehen, peilen wir dafür die Bürgelklüfte (1711/1) an. Wir verlängern die Bürgelklüfte um 15 m, stoßen aber gleich daneben auch auf zwei nicht damit zusammenhängende Spalten (was uns namensmäßig in ein Dilemma bringt), Länge 24 m (mit Zehnermeter langer Oberflächenspalte) und 26 m. In eine davon kann man nur in ein Huflattich-verhangenes Wurmloch im Wiesenboden einschlüpfen. An seinem Grund liegen die Knochen einer Kuh, die hier dereinst spurlos abgetaucht sein dürfte. Für Maulwürfe wie Tom und sorglose Wanderer besteht hier noch ein großes Potential an unerwarteten Entdeckungen. 59
An diesem Tag sind wir übrigens gleich drei Mal nass geworden: ein wenig beim Aufstieg im Regen, deutlicher in den tropfnassen Klüften und noch einmal bis auf die Haut in einem Wolkenbruch am Abstieg… Mit dabei waren Reinhard Fischer, Thomas Gundacker, Eckart Herrmann und Michael Kopitsch. Auf Hasitschkas biblischer Spur - 5.-7.8.2016 Unlängst – von knapp 10 Jahren… – hat Sepp Hasitschka mit seinem Sohn Peter das untere Steinkarl hinter dem Zinödl begangen und über die schon aus dem obersten Kar und am Orthofoto gut sichtbaren Schächte berichtet. Während seine Namensvorschläge „Josefbrunnen“ (für Josef von Ägypten, der von seinen Brüdern in einem tiefen Brunnen eingesperrt wurde) und „Die drei Eisheiligen“ durchaus nachvollziehbar sind, bleibt seine „Petruspforte“ unverständlich: Wenn die Himmelstür so ein finsterer Schlund ist, möchte ich über mein postvitales Ziel gerne noch einmal nachdenken! Josefsbrunnen (27 m) und Petruspforte (35 m) werden von uns gleich befahren und vermessen, bei den Eisheiligen plage ich mich erstmal mit der Planaufnahme der ausgedehnten Einstiege ab. Nebstbei: Die nicht gegenderte katholische Tradition zählt bei uns ja meist nur drei Eisheilige: Pankratius, Servatius und Bonifatius, grenzt aber die danach in Erscheinung tretende „Kalte Sopherl“ aus. Ebenso zählte Hasitschka nur drei zusammenhängende Schächte. Übersehen hat er den großen Tagschacht „Kalte Sophie“ auf der nächsthöheren Schichtstufe, der mit einem win- digen Canyon mit den erstgenannten Schlünden in Verbindung steht. Zusammen kommt das als „Eisheiligenschächte“ in den ewigen Kataster eingehende Objekt jedenfalls auf über 100 m Länge, wovon am Ende unseres Forschungstages 91 m vermessen sind. Der Pankratiusschacht zieht zumindest 30 m senkrecht in die Im Josefsbrunnen Tiefe, ein Zehnermeter hoher, morscher Firnpfropfen und daneben gleich zwei Foto: E. Herrmann Tröpferlbäder verleiden uns aber den Abstieg in größere Tiefen. Nikola erkundet das Umfeld und stellt fest, dass es vor weiteren Einstiegen nur so wimmelt, die Mehrzahl ist aber verstürzt. Da der direkte Zugang von der Goß ins Steinkarl als beschwerlich und mühsam empfunden wurde, entschieden wir uns dazu, den Rückweg über den Jagdsteig zum Antoniboden, von dort weglos querend und schließlich über den Handhabensteig zur Goß ansteigend zu bewältigen. Es wird ein Marsch von epischer Breite, der uns nach dreiein- halb Stunden, vielen neuen Eindrücken aus der wunderschönen Karstlandschaft und sehr vielen Höhenmetern erst nach Einbruch der Dunkelheit zurück zur Heßhütte bringt. Der Hüttenabend wird wieder einmal lang und wir kriechen am Sonntag erst spät und recht faul aus den „Betten“. Nur allernächst gelegene Objekte kommen an diesem Tag für uns in Frage: Also inspizieren wir nochmals (erfolg- los) den sperrenden Block am Ende der Schneckenhöhle (1713/39) und beim Abstieg nach Johnsbach die Stein- karhöhle (1713/1), in der noch ein wenig fotografiert wird. Mit dabei waren Eckart Herrmann, Jennifer Langer, Niko- la Pletikosic und Johannes Wallner. Hell’s Mountains III - Höllengebirgsexpeditionswoche des Vereins für Höhlenkunde Ebensee / LV Höhlen- kunde Wien, 14.-17.7. 2016 und 28.8.2016 Barbara Wielander Heuer fand bereits zum dritten Mal die Höllengebirgsforschungswoche mit Stützpunkt am Feuerkogel als gemeinsame Aktion des Ebenseer und Wiener Höhlenvereins statt. Bei regnerischem, trübem, nebligem Wetter im Juli und brütender Hitze im August wurden insgesamt 5 Tage im Höllengebirge verbracht. Dabei konnten 287 m vermessen und folgendes geleistet werden: Ω Fertige Erforschung und Vermessung der letztes Jahr begonnenen Südlichen Kaisersteigkluft (1567/148). 2015 konnte die Kluft bis zu einer Felsmauer, welche die Höhle in den weniger tiefen, hellen Gehilfenschacht und einen zweiten, wesentlich tieferen Schacht teilt, befahren werden. Jenseits der Felsmauer zieht der zweite, kluftgebundene, etwas schummrig-düstere Schacht spektakuläre 30 m in die Tiefe, wo er an einer unbefahrbar engen Spalte endet. Ω Fund und Vermessung des Juhu-Schachtes (1567/171) am Hochschneid, welches ein rund 10 m tiefes „Schachtsystemchen“ mit 4 Einstiegen ist. Im hinteren Teil konnte nach mühsamer Erweiterung einer Engstelle in eine kleine Halle mit schöner Schichtfugendecke gelangt werden. D. Allhuter beim Befahren der Ω Erkundung des Riederhüttenschachtes (1567/46), welche leider etwas südlichen Kaisersteigkluft. enttäuschend verlief, da die versprochenen sagenhaften Fortsetzungen Foto: M. Wuits sich alle als deutlich weniger interessant als erwartet entpuppten. Der laut alten Berichten angebliche 40-m-Schacht war nur 10 m tief und die Gangfortsetzung jenseits der Schacht- querung nur eine Auskolkung… 60
Ω Höhlensuche im Gelände, bei der im Edltal zwei mäßig interessante Objekte gefunden werden konnten. Aber jetzt der Höhepunkt... tadaaa! Oberhalb des Kaisersteiges wurde auf Initiative von Didi Allhuter im steilen Latschengelände des Hochschneid-Südosthanges eine riesige Doline gefunden, die Nebelmonsterdoline (Länge ca. 60 m, Breite ca. 30 m, Tiefe ca. 30 m). Am Dolinengrund befindet sich ein ca. 40 m dicker Eispfropfen, an der Dolinen-Südwand konnte daran vorbei in einen tiefen Schacht mit Eiswänden abgeseilt werden, dabei passierten wir eine Brücke aus Schnee und Eis. In rund 60 m Tiefe erreichten wir eine geräumige, die Doline unterlagernde Halle, an deren Nordende ein toter Eichelhäher gefunden wurde, der durch eine kleine, weit über uns liegende Schlotöffnung herab gefallen war. Der Boden der Halle war aus Eis bzw. Firn, am Südende der Halle war ein weite- rer Schacht einsehbar. Doch hier war im Juli leider Endstation für uns, da wir nicht genügend Seil zur Weiterfor- schung mit uns führten. Didi war völlig aus dem Häuschen und meinte, die Eishöhle sei (fast) schöner als die Schwarzmooskogel-Eishöhle. Und auch Stajgr lachte (nach der Enttäuschung im Riederhüttenschacht) verzückt. Es war klar: Wir müssen bald wieder kommen! Im August war es dann so weit: In einer sechsstündigen Aktion konnte die im Juli entdeckte Höhle, welche wir Hochschneid-Eishöhle (1567/172) nannten, weiter erforscht und vermessen werden. Bei der herrschenden Hitze draußen (wir waren schließlich in der Hölle unterwegs) war das Eis in der Höhle eine willkommene Abwechslung, aber bis wir endlich dort waren, mussten wir uns noch eine halbe Stunde fluchend durch undurchdringliche Lat- schen kämpfen. Impressionen aus der Hochschneid-Eishöhle. V.l.n.r.: Nebelmonsterdoline, Einstiegsschacht mit Schneebrücke, Eis- formationen im Eissalon. Fotos: M. Wuits Unser im Juli unter Latschen verstecktes Seil war Gott sei Dank noch vor Ort, und auch die Nebelmonsterdoline war rasch gefunden. Die Schneebrücke war schon bedeutend schmäler geworden und knackste unheimlich, als wir daran vorbei abseilten. Unter einer Tonne brüchigem Altschnee zu hängen ist nichts für schwache Nerven, zumal sich auch gelegentlich Schneebrocken lösten und von oben herab polterten. Weiter ging’s in die Tiefe. Der Schacht, der den Forschungsendpunkt im Juli dargestellt hat, war im Prinzip nur eine Randkluft. Vorbei an mächti- gen Eiswänden geht’s weiter in die Tiefe, zuerst senkrecht, dann schräg, immer dem Eis entlang. In rund 100 m Tiefe erreicht man dann endlich Felsboden, dieser ist allerdings von einer massiven Eisschicht über- zogen - man steht also auf einem spiegelglatten Eissee. An der dem Schachtabstieg gegenüber liegenden Wand findet man wirklich unbeschreiblich schöne Eisfiguren - einen 20 m hohen Eiswasserfall, eine Eisskulptur, die wie ein gefrorener Springbrunnen aussieht, Eiskeulen (eine davon ähnelt ein bisschen einem „Stinkefinger“), Eiszapfen in allen Formen und Größen, überall glitzert und glänzt es. Weiter hinten in der Halle trifft man wieder auf „unseren“ Eisblock (zur Erinnerung: das ist derselbe, den wir eben entlang hinunter abgeseilt sind). Dort kann man eine ca. 3 m hohe Eisstufe in die Höhe steigen und erreicht eine Kammer, wo man einen komplett im Eis angelegten klei- nen Gang findet, welcher einem Iglu ähnelt. Stajgr schlug mit seinem Hammer Stufen in die Eiswand und zeigte uns solcherart, dass er sich nicht nur Fels sondern auch Eiswände in die Höhe arbeiten kann. Die gute Nachricht: Wir sind mit dem Vermessen nicht fertig geworden, werden also spätestens kommenden Sommer wieder kommen. Die schlechte Nachricht: Offensichtliche Fortsetzung haben wir keine gefunden - aber ein paar kleinere Löcher im Eis oder am Rand desselben sind noch offen. Großer Dank geht an das gesamte Höhlenforscherteam, namentlich Dietmar Allhuter, Peter Kollersberger, Vladka Kratka, Jiri (Stajgr) Vokac, Barbara Wielander und Manfred Wuits; an die Hüttenwirte des Feuerkogelhauses für die nette und unkomplizierte Bewirtung und dafür, dass wir auch zu später Stunde noch reichlich und gut bekocht wor- den sind sowie an Andi Kuhn für hilfreiches Feedback den Plan betreffend. 61
FORSCHUNGSNEWS INTERNATIONAL Das Pha Soung-Höhlensystem in Laos erreicht eine Ganglänge von 22 km Liviu Valensas Das Höhlenforscher-Team „Z“ , das im Januar 2015 einige Höh- len der Provinz Khammouane in Zentrallaos im Rahmen einer Expedition erforschte, veranstaltete im Januar und Februar 2016 erneut eine internationale Expedition, an der neun Höhlenforscher aus sieben europäischen und zwei Forscher aus asiatischen Ländern teilnahmen und die von Alexander (Liviu) Valensas geleitet wurde. Dabei war das Ziel die Höhle Tham Khai Nau, welche bereits 2015 auf einer Länge von 2 km erforscht werden konnte. Von dieser Höhle aus startend gelang es, zwei spektakuläre Verbindungen mit den Höhlen Tham Hay und Tham Guan Muh herzustellen. Das daraus hervorgehende neue System erhielt den Namen Pha Soung-System und wurde Im Pha Soung-Höhlensystem. bei dieser Expedition auf ca. 15 km erforscht (11.240 m Foto: L. Valensas topographiert, Höhenunterschied: +53 m). Das Höhlensystem weist 26 Eingänge auf und ist durch ein riesiges Labyrinth an Gängen, endlose Seen, spektakuläre Galerien und Säle charakterisiert. Im April 2016 führte eine neuerliche von Liviu geleitete internationale Expedition, an welcher vor allem Höhlenfor- scher aus Laos und Thailand beteiligt waren, in das Pha Soung-Höhlensystem, dabei konnte das Höhlensystem bis auf 22 km Ganglänge erforscht werden (16.750 m vermessen, +71 m Höhenunterschied). Das Höhlensystem zählt somit zu den sechs längsten Höhlen Laos’, die nächste Expedition soll im Januar 2017 folgen. Nur 70 m nordwestlich vom Pha Soung-Höhlensystem gelegen befindet sich die 916 m lange und +57 m tiefe Tham Kamma- tan Höhle. Ein Zusammenschluss dieser mit dem Pha Soung-Höhlensystem scheint wahrscheinlich und wird eines der Ziele der nächsten Expedition 2017 sein. Verevkina-Höhle (Abchasien) erreicht eine Tiefe von 1 km (Red.) Das Kaukasus-Gebirge in Abchasien ist bekannt für seine tiefen Höhlen, schließlich befindet sich die tiefste Höhle der Welt, die Voronja-Höhle, eben in diesem Gebiet. Nun ist Abchasien um eine extrem tiefe Höhle reicher. Die traditionelle Sommerexpedition russischer Höhlenforscher (Perovo-Speleo und Perowski-Höhlenverein) führte auch heuer im August wieder in die auf einer Seehöhe von 2300 m gelegene Verevkina- Höhle. Diese wird seit dem Jahr 2000 systematisch erforscht, wobei bei den bisher durchgeführten 14 Expeditionen nie tiefer als -400 m gelangt werden konnte - in dieser Tiefe endeten alle Karst in Abchasien. Foto: www.incave.org möglichen Fortsetzungen in Sackgassen. Doch heuer gelang endlich der Durchbruch, sodass die 1-km-Marke geknackt werden konnte. Weitere Informationen (auf Russisch) findet man hier: http://incave.org/pervyj-kilometr-v-peshhere-verevkina/ EURO SPELEO KONGRESS 2016 th 5 European Speleological Congress - Austwick, Yorkshire Dales, UK Ernest Geyer Der 5. European Speleological Congress fand von 13. bis 20. Au- gust 2016 in Austwick, in den sog. Yorkshire Dales, UK statt. Die Veranstaltung wurde mit Unterstützung der British Caving Associa- tion und der European Speleological Federation von folgenden Vereinen organisiert: Craven Pothole Club CPC, The Yorkshire Ramblers Club YRC, Yorkshire Subteranean Society YSS und der Cave Rescue Organisation CRO. Das Gebiet der Yorkshire Dales gehört zu den bedeutendsten 63
Höhlengebieten in Großbritannien und befindet sich im Norden von England. Das Gebiet ist überwiegend aus Kalkstein aufgebaut und rund 2000 Höhleneingänge sind bekannt. Das sog. Three Counties System ist mit 89 km Länge die größte Höhle der Northern Dales und Großbritanniens (Hd: 253 m). Der Yorkshire Dales National Park besteht bereits seit 1954 und umfasst eine Fläche von 1.765 km². (www.yorkshiredales.org.uk/). Charakteristisch für die Gegend sind die kilometerlangen Steinzäune. Insgesamt 1300 Höhlenforscher aus 36 Nationen weltweit nahmen an diesem Kongress teil, der im Dealsbridge Zentrum durchgeführt wurde. Die Dele- gation aus Österreich bestand aus Jennifer Langer, Taraneh Khaleghi, Anna u. Peter Ludwig, Dr. Fritz Oedl, Franz Eder, Thomas Resch, Markus Karstlandschaft bei Ingleton. Foto: E. Geyer Schafheutle und dem Verfasser. Die Tagung selbst war sehr gut organisiert - großteils fand die Veranstaltung in Zelten statt. Auch das Wetter spielte mit - typisch briti- sches Wetter stellte sich erst am Ende der Tagungswoche ein und verwandelte das Gelände in eine Schlammpis- te, das der guten Stimmung aber keinen Abbruch tat. Mit Gummistiefeln war man jedenfalls gut gerüstet. Das Cate- ring leistete gute Arbeit und für das leibliche Wohl zu günstigen Preisen war gesorgt. Der Bierkonsum konnte sich sehen lassen - 130 Barrels of Beer, dies entspricht 21.281 Liter! Aufgrund der großen internationalen Beteiligung gab es ausreichend Gelegenheit sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Das Vortagsprogramm war sehr umfangreich: In Summe wurden 121 Vorträge, Workshops und Fachexkursionen durchgeführt, alle Themen der Höhlenforschung wurden behandelt. Vorträge mit Österreich-Bezug standen auch auf dem Programm - über die neuesten Forschungen des CUCC am Schwarzmooskogel und über die Bulgari- schen Forschungen im Tennengebirge seit 1980 wurde berichtet. Im Zuge dieser Veranstaltung wurde auch das 4. EuroSpeleoProtection Symposium abgehalten. Das Team um Jean-Claude Thies (Luxemburg), Bärbel Vogel (Deutschland) und Andrew Hide (UK) organisierte ein umfangrei- ches Vortragsprogramm zum Thema „Höhlen und Karst - Schutz und Erhaltung unter EU-Recht“, welches generell sehr gut besucht war. Dr. Fritz Oedl berichtete in diesem Rahmen über „Umwelt- und Höhlenschutz in Schauhöh- len“. Die Exkursionen führten in die Höhlen der Umgebung, welche aber nach Anmeldung auch selbständig besucht werden konnten. Viele der Höhlen sind wasserführend. Zu den bedeutendsten Höhlen zählt die Gaping Gill. Der Fell Beck-Bach entspringt oberhalb der Höhle und fließt in den großen Eingangsschacht. Der erste Abstiegsver- such wurde von John Birkbeck im Jahr 1842 gemacht, er erreichte damals eine Tiefe von etwa -55 m. Der erste vollständige Abstieg wurde 1895 von Édouard Alfred Martel durchgeführt. Der Eingangsschacht ist 105 m tief, der Abstieg erfolgt entlang des Wasserfalls und führt in eine große Halle. 1983 gelang es Mitgliedern der Cave Diving Group die Unterwasserverbindung zur Ingleborough Cave (Schauhöhle) nachzuweisen. Das Gaping Gill Höh- lensystem hat eine Länge vom 16,9 km bei einer Tiefe von -197,5 m, zählt zu den längsten und komplexesten Höh- lensystemen Großbritanniens und hat neben den Hauptschacht zwanzig weitere Eingänge. Vom Bradford Pothole Club und Craven Pothole Club wird zweimal im Jahr eine Winde am Eingangsschacht für Besucher betrieben, die den Ab- und Aufstieg erleichtert. Englands längste Schauhöhle, die White Scar Cave (L: 5955 m, Hd:73 m), befin- det sich auch in der Region Ingleton. Unter großer Beteiligung fanden auch die Speläo-Wettbe- werbe satt. Die Ausstellungen zu den Themen Höhlenfo- tographie, Höhlenpläne, Kunst und Video erfreuten sich großer Beteiligung. Ausgezeichnet wurden u.a. Taraneh Khaleghi (Verein für HK in Obersteier) für die beste künstlerische Arbeit „Darkness“ (Judged Art Category) und das beste Cartoon „Bat and Man“ (Delegate Ballot), und im Bereich Fotographie Thomas Resch (LV Wien/NÖ) für das Bild „Jenny-Bat“ (Digital File Category). Im kommenden Jahr findet der UIS-Kongress in Sydney, Australien vom 23. bis 29. Juli 2017 statt, eine größere Delegation Australischer Höhlenforscher war vor Ort und machte entsprechende Werbung. Weiterführende Details finden sich auf der Kongress-Webseite (www.speleo2017.com). Die Vorstandssitzungen der UIS fanden unter der Leitung von Kyung Sik Woo (Süd-Korea) in Dealsbridge statt. Die Generalversammlung der European Speleological Mitgliedsländer der FSE, Stand August 2016 Federation (FSE), an der Delegierte aus 17 FSE-Mit- gliedsländern teilnahmen, wurde am Sonntag, den 14. 64
August 2016, abgehalten. Aktuell sind 31 europäische Länder in der FSE vertreten, in Summe sind unter diesem Dachverband europaweit rund 38.700 Höhlenforscher vereinigt. Dem Aufnahmeantrag der 2015 gegründeten Speleological Society of Georgia wurde stattgegeben und Georgien wurde als neues FSE-Mitglied aufgenommen. Präsident der Speleological Society of Georgia ist Dr. Kukuri Tsika- rishvili (https://speleologygeorgia.wordpress.com/). Mitglied der FSE kann eine anerkannte nationale, spelä- ologische Organisation eines Landes innerhalb Europas, welches Mitglied des Europarates oder der Vereinten Na- tionen ist, werden. Mit Georgien ist somit wieder ein Land Mitglied der FSE, welches bedeutende Karstgebiete be- herbergt. Die Kalksteinzone von Georgien erstreckt sich über 325 km entlang des südlichen Kaukasus und umfasst 2 eine Fläche von 4.475 km , 7% des gesamten Territoriums Georgiens. Die Speläologie hat in Georgien eine lange Tradition, bereits im 18. Jahrhundert wurden von Vakhushti Bagrationi die Höhlen und der Karst des Landes in der Enzyklopädie zur Geographie Georgiens erwähnt. Das Laboratorium für Karstologie und Speläologie wurde 1958 im Institut für Geografie gegründet. 1966 wurde erstmals das Kataster der Höhlen Georgiens publiziert, in dem 300 Höhlen erwähnt wurden. Bis heute sind es bereits über 1500 Höhlen, die in diesem Land erforscht und dokumen- tiert sind - es befindet sich auch die aktuell tiefste Höhle der Welt, die Krubera (Voronja) mit -2197 m Tiefe, in die- sem - wenn auch politisch umstrittenen - Gebiet. Georgien hat eine interessante Geschichte und erlangte seine Unabhängigkeit erst wieder mit dem Zerfall der UdSSR im Jahre 1991, in den Landesteilen Abchasien, Adscharien und Südossetien gibt weiterhin Abspaltungsbewegungen. Eine mögliche FSE-Mitgliedschaft für die Länder Weißrussland, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, und Zypern sind weiterhin in Abklärung bzw. in Abstimmung, länderspezifische Gegebenheiten müssen berücksichtigt werden. Der Entwurf des Kooperationsvertrags der FSE mit der Asian Union of Speleology (AUS) wurde vorbereitet und einstimmig von der Generalversammlung akzeptiert, die Gegenzeichnung wird von Dr. Eko Haryono (Indonesien) zu einen späteren Zeit- punkt noch durchgeführt. Einen ähnlichen Kooperationsvertrag gibt es auch mit der Federación Espeleológica de América La- tina y el Caribe (FELAC) zur gemeinsamen Förderung der Spe- läologie in allen ihren Aspekten und umfasst unter anderem auch die Unterstützung bei EuroSpeleo-Projekten. Im Berichtszeitraum wurden neun EuroSpeleo-Projekte durch- geführt und von der FSE und ihren Sponsoren unterstützt - ins- gesamt 333 Höhlenforscher aus 31 Nationen (auch 13 Österrei- cher) nahmen an diesen Projekten teil. Dazu zählen Expeditio- FSE-Generalversammlung nen in Frankreich, Montenegro, Myanmar, Laos, Kambodscha Foto: Taraneh Khaleghi und Thailand, ein internationales Jugend-Ausbildungslager in Deutschland sowie das Höhlenbären-Symposium in den Niederlanden. Anträge für EuroSpeleo Projekte müssen spätestens vier Monate vor Beginn bei der FSE einge- reicht werden (http://eurospeleo.eu/en/events/eurospeleo-projects-fundings.html). Bei Bedarf ist der Verfasser be- hilflich. In der Höhlenrettungskommission gab es eine Veränderung: Christian Dodelin trat nach vier Jahren von seiner Funktion als Präsident zurück und Antoniya (Tony) Vlaykova aus Bulgarien wurde zur neuen Präsidentin der Euro- pean Cave Rescue Commission (ECRC) der FSE gewählt. Im Vorstand der FSE gab es ebenfalls Veränderungen: Die verwaiste Position des Schriftführerstellvertreters konn- te wieder besetzt werden. Michael Laumanns (Deutschland) wurde auf eigenen Wunsch Schriftführerstellvertreter, er wird sich jetzt verstärkt um die EuroSpeleo-Projekte kümmern. Dr. Mladen Garasic (Kroatien) wurde zum Vize- Präsidenten der FSE gewählt, er ist auch in der UIS als einer von acht Adjunkt-Sekretären tätig. Somit ist der FSE- Vorstand wieder vollzählig und setzt sich aktuell wie folgt zusammen: President: Ged Campion (UK, 2017) Vice-President: Dr. Mladen Garasic (Kroatien, 2019) Secretary General: Martina Drskova (Slovakei, 2017) Vice-Secretary: Michael Laumanns (Deutschland, 2019) Treasurer: Henk Goutier (Niederlande, 2019) Vice-Treasurer: Ernest Geyer (Österreich, 2017) Das nächste EuroSpeleo Forum findet vom 15.-17. September 2017 in Belgien statt, der genaue Ort wird noch be- kannt gegeben. Vom 23.-28. August 2018 wird das EuroSpeleo Forum erstmals in Österreich ausgerichtet und vom Verein für Höh- lenkunde Ebensee in Zusammenarbeit mit dem VÖH organisiert. Aktuelle Information zur FSE sind auf Facebook unter „European Speleological Federation“ oder auf der FSE-Web- seite abzurufen: http://eurospeleo.eu/en/ Literatur: Murphy P. (2005): Exploring the Limestone Landscapes of the Three Peaks and Malham, BCRA Cave Studies Series 15. Waltham T., Lowe D. (2013): Caves and Karst of the Yorkshire Dales, BCRA Volume 1. 65
EuroSpeleo – 5. Internationaler Kongress. Bericht einer Teilnehmerin. Dalesbridge, inmitten der Yorkshire Dales, Nordengland, 13.08-20.08.2016 Brigitte Macaria Querfeldein durch Österreich, Deutschland und Belgien, dann mit der Fähre via Zeebrugge nach Hull; durch den beinahe schon schottische anmutenden „North York Moores National Park” hinweg, so erreicht man weiter gen Westen reisend den „Yorskshire Dales National Park”, wo inmitten von Schafherden und herrlichen Landschaften, verwinkelten Landsträßchen und wundersamen Wolkenbergen die kleine Ortschaft Austwick in den Yorkshire Da- les liegt. Dort fanden sich diesen August ca. 1300 Personen aus 36 Ländern mit ziemlich eindeutig höhlenforscherischen Ambito- nen ein. Die Zeltstadt auf drei großen Rasenflächen verteilt (und mitunter etwas einsinkend) war mit beinahe 200 Stell- plätzen recht dicht befüllt und die Sanitäranlagen des letzten Jahrtausends trotzten tapfer knarrend und tröpfelnd den enormen Andrängen der waschwilligen, meist etwas nässlich aussehenden Höhlis. In einem Veranstaltungszelt wurden über 100 Vorträge abgehalten, die auf der EuroSpeleo Homepage auch im Nachhinein eingesehen werden können. Ein großes Partyzelt gab es ebenfalls, dessen musikalische Bandbreite man gratis am Zeltplatz (ja, auch auf dem soge- nannten „ruhigen”) bis weit nach Mitternacht uneingeschränkt mitgenießen durfte. Impressionen vom Kongress. Die engagierten englischen Speleoclubs hatten vorab 30 Foto: B. Macaria ausgewählte Höhlen für die Speleowoche mit Seilen und entsprechenden Hinweisen ausgestattet; insgesamt wurden über 700 Höhlenbefahrungen registriert; meist in internationalen Kleingruppen, die sich vor Ort zusammenfanden. Zusätzlich wurden vor dieser Festivals-Woche und danach zusätzlich je eine Woche weitere Highlights der engli- schen Unterwelt im ländlichen Umfeld angeboten zu befahren. Ein besonderes Naturschauspiel der Region bietet der imposante Ingleton Waterfall – Ingleton ist das Zentrum der Höhlenforscher der gesamten Yorkshire Region. Gut sortierte Speleo-& Outdoor-Fachgeschäfte sowie ein „Cavers Café” dominieren den winzigen Ort mit den grauen Steinhäusern, deren Freundlichkeit stark mit der schnell wech- selnden Wetterlage einhergeht. Ein kleiner Einblick in die große Höhlenauswahl: Ingleborough Cave ist eine der ältesten Schauhöhlen in den Yorkshire Dales mit recht schönem Tropfsteinschmuck. Sie befindet sich auf halben Weg zum imposanten Gaping Gill System. Dieses System ist eines der größten Höhlenräume Großbritanniens; es liegt an der Südostflanke des Berges Ingleborough in North Yorkshire: Über 15 km ist es lang und bietet über mehr als 20 verschiedene Einstiege eine Befah- rung in insgesamt ca. 190 Meter Tiefe. Fell Beck ist ein kleiner Wasserlauf; welcher oberhalb der Höhle an der Ost- flanke des Ingleborough entspringt und in die Höhle fließt, wobei er mit einer Fallhöhe von 105 m den höchsten un- terirdischen Wasserfall bildet. Am Boden der Höhle versinkt das Wasser im Boden und fließt unterirdisch bis in die Ingleborough Cave, die es als Clapham Beck verlässt und dann weiter über den River Wenning in den Lune fließt. Gaping Gill - mit der Seilwinde durch den Wasser- fall. Foto: B. Macaria Der „Bradford Pothole Club“ und der „Craven Pothole Club“ ermöglichen zweimal im Jahr den Zugang zu Gaping Gill mit der Hilfe einer Seilwinde. Für EuroSpeleo TeinehmerInnen wurde hier heuer eine zusätzliche Möglichkeit angebo- ten, mit der Seilwinde – in einem knallgelben Metallsesselchen sitzend – die 100 Meter haarscharf an dem Was- serfall vorbei, wahlweise rauf- und/oder runterzusausen in den imposanten Höhlenhauptraum. Diese Option der Höhlenbefahrung wurde auch stark genutzt: Die Seilwinde schnurrte an die 400 Mal alleine an den Wochentagen. Natürlich bestand auch die Möglichkeit, Gaping Gill über die zahlreichen anderen Einstiege sportlich zu befahren! 66
Bullpot farm ist eine aufgelassene, entlegene Farm, heute Forscherhütte und ganz in der Nähe befindet sich der Eintritt in eines der komplexesten und eindrucksvollsten Höhlensysteme Großbritanniens: das weitverzweigte Lan- caster-Ease Gill Cave System. Lancaster Hole ist ein ausgezeichneter Start auch für die häufig vorherrschenden feuchtlichen Wetter- und Was- serverhältnisse. In unserem Fall erfolgte die Befahrung an einem starken Regentag, also musste in ein höher gele- genes, engeres und daher eher sportliches Parallelsystem ausgewichen werden, der Ausstieg erfolgte aus dem imposanten mäandrierenden County Pot. White Scar Cave: Dies ist die längste Schauhöhle Großbritanniens und sie wurde 1923 entdeckt. Die Schauhöh- lentour alleine dauert 80 Minuten und ist durchaus spektakulär; hinter dem Schauhöhlenbereich ist Neopren-Aus- rüstung obligatorisch und das Schwimmen durch die beeindruckenden unterirdischen Seenlandschaften kann be- ginnen: vorbei an herrlichem Tropfsteinschmuck und vielen Farbschattierungen der Ocker-Rötel-Farbpalette. Ein wahres Elodorado auch für die malenden Höhlenforscher, für die es in Großbritannien eigene Clubs gibt! Die Betreuung und Unterstützung bei den Planungen seitens der lokalen Speleoclubs war hervorragend! Quellen: http://www.whitescarcave.co.uk www.eurospeleo.uk NEUES AUS DER UIS France HABE Preis 2016 Jean Pierre Bartholeyns (Übersetzung: Red.) Der France HABE Preis wird jährlich vom Department für Karst und Höhlenschutz der Internationalen Union für Speläologie (UIS) verliehen. Der Preis ist nach dem slowenischen Höhlenforscher Dr. France HABE (10/12/1999) benannt, welcher neben vielen anderen Leistungen auf dem Gebiet der Höhlenforschung von 1973 bis 1997 Präsi- dent des Departments für Höhlenschutz der UIS war. Ziel des Preises ist es, den Schutz von Höhlen und Karstgebieten für zukünftige Generationen zu fördern. Karst und Höhlen sind Quellen für reichhaltige Information über die Geschichte unseres Planeten und können uns dazu befähigen, bewusster, effizienter und nachhaltiger mit unserer Umwelt umzugehen. Für 2016 gab es zwei Bewerbungen um den France HABE Preis: eine aus Belgien und eine aus Indonesien. Beide Bewerbungen wurden durch ein wissenschaftliches Komitee evaluiert hinsichtlich Originalität, Darstellung der Da- ten und wissenschaftlichem Gehalt. Der mit 250 € dotierte Preis wurde anschließend an den besten Beitrag verlie- hen. Der Gewinner 2016 ist die Belgische Commission Wallonne d’Etude et de Protection des Sites Souterrains (CWEPSS) für ihren Atlas eines Karst Gebietes, welcher der sechste Band einer Reihe ist (Atlas du Bassin du Hoyoux - 6e volume des Monographies karstiques par bassin versants). Die Kommission dankt allen Bewerbern für ihre Bemühungen um den Höhlenschutz. Bewerbungen für den France HABE Preis 2017 müssen spätestens bis 20. Mai 2017 eingereicht werden. Weitere Informationen siehe www.uis-speleo.org SICHERHEIT „FireAlert“ - Praktische Androide-App für Höhlrenrettungseinsätze Alexandra Haslauer Wer kennt das Dilemma nicht: Man möchte das Handy stumm schalten, um nicht gestört zu werden, aber auch keine Alarmierung verpassen. Die ursprünglich für die Feuerwehr konzipierte App FireAlert schlägt auch bei stummgeschalteten Handys Alarm. Sie reagiert auf zuvor selbst festgelegte Schlüsselwörter, wie z.B. „Einsatz“ oder/und „Alarmbereitschaft“. Sobald eines dieser Wörter in einer SMS vorhanden ist, schlägt das Handy einen in Länge und Ton selbst gewählten Alarm, sodass man schneller auf einen Einsatz reagieren kann. Die Version FireAlert 2 bietet noch etwas komplexere Möglichkeiten. Leider gibt es die App nicht für iPhones. 67
SCHAUHÖHLEN Neues aus der Nixhöhle Albin Tauber Seit 2009 gibt es in der Frankenfelser Nixhöhle die beliebten „Nixi- Kalksteinführungen“. Diese Führungen sind speziell für Kinder mit Begleitung gedacht. Als Auftakt gibt es ein Nixhöhlen-Schlüsselband für jedes Kind als Geschenk. Mit einer von Höhlenführer Albin Tauber erdachten Geschichte die Höhle und deren Bewohner betreffend, beginnt diese Veranstaltung. Es folgt eine vereinfachte Höhlenführung und im Anschluss daran das Höhlenquiz. Dabei können die Kids ihre Merkfähigkeit unter Beweis stellen. Alle sieben Fragen mit jeweils drei Antwortmöglich- keiten wurden im Zuge der Höhlenführung ausreichend behandelt. Nach Abgabe der Fragebögen können verschiedene Kinder aus dem Zettelberg einzelne Fragebogen herausziehen. Nach dem Überprüfen der Antworten und dem Verlesen des Namens kann das betreffende Kind aus dem bereit- gestellten und undurchsichtigen Sack einen Preis herausziehen. Alle Kinder bekommen einen Preis und nach dem Ende des ca. zwei Stunden dauernden Events geht Groß und Klein mit neuen Eindrücken versehen nach Hause. Heuer konnten bei den verschiedenen Terminen fast 300 Teilnehmer begrüßt werden. Geänderter Zustieg zur Frauenmauerhöhle Thomas Gundacker Der Zustieg zum Osteingang der Frauenmauerhöhle ist nur mehr zu Fuß möglich, da der Sessellift jetzt auch am Wochenende nicht mehr in Betrieb ist. Aktuelle Zustiegsbeschreibung: Zugang durch den Gsollgraben über Gsollalm zum Westeingang (2 Std.), oder vom Präbichl entweder über Polsterschutzhaus und Polster (1.910m) oder über Knappensteig und Leobnerhütte zum Hirscheggsattel (1.699m) und weiter am Fuße der Griesmauer entlang über den Neuwaldegg Sattel zum Ostein- gang (4 ½ bzw 4h). EINLADUNG ZUR JAHRESTAGUNG 2016 Ein ausführliches Programm ist in den Vbnr 1/2016 S. 5-11 erschienen. 68
Sie können auch lesen