12 2020 forum - Pfarrblatt

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12 2020 forum - Pfarrblatt
30. MAI BIS 12. JUNI

                  12 2020

Pfingsten
12 2020 forum - Pfarrblatt
EDITORIAL

                                                                    Für einen geflohenen Men-
                                                                    schen, der hier ein Asylgesuch
                                                                    eingereicht hat, steht viel
                                                                    auf dem Spiel. Monate- oder
                                                                    gar jahrelanges Warten
                                                                    ist eine Zeit in angespannter
Ja, ich habe Ideen und Gedanken zu der Zeit,                        Ungewissheit zwischen Tag
die nun kommt. Ja, ich habe eine Vision für                         und Nacht.
unsere Kirche.                                                      Seit gut zehn Jahren begleite
                                                                    ich abgewiesene Asylsuchen-
Als Erstes freue ich mich auf den 28. Mai, ab dem öffentliche       de. Manche lerne ich mit
Gottesdienste wieder möglich sind. Wenn wir uns dann als            der Zeit besser kennen. Doch
christliche Gemeinschaft treffen, würde ich zualler­erst gern von   nicht immer gelingt es mir,
den Menschen der Gemeinde hören: Was haben sie erlebt               mich wirklich auf die Not ihres
und wie waren sie mit Jesus unterwegs, in diesen Zeiten der         Dauerstresses einzulassen.
Isolation? Ja, wir haben Brot gebrochen und Wein getrunken,         Im besten Sinne bereichern-
wir haben das Wort Gottes gelesen, gedeutet und auch ver­           de Erfahrungen für alle ge-
standen – so in etwa würden wir einander vielleicht erzählen.       schehen da, wo es uns gelingt,
Dann würden die Gemeindeleitenden Aufgaben verteilen,               möglichst auf Augenhöhe
die Anwesenden ermuntern, und man würde genau das tun;              an einem Projekt mitzuwirken.
an diesem Sonntag einfach im grösseren Kreis, Hauskirche            So habe ich in der allgemeinen
im Pfarreisaal.                                                     Nacht des Nothilferegimes
                                                                    schon manche Sterne aufge-
Ich würde es auch geniessen, dass der Druck kleiner würde.          hen sehen. Noch im letzten
Die Perfektion, in einem Gottesdienst alles und jedes lupenrein     Herbst hatte mir H. aus Afgha-
vorbereitet, theologisch hyper-reflektiert und in gedrechselten     nistan gesagt: «Nirgendwo
Wortkunstwerken ausgedrückt zu haben. Leitung bestünde dann         kann ich ruhig spazieren, weil
darin, zu erkennen, wer heute die Gabe des Wortes hat. Kom­         ich immer Angst vor Polizei-
petenz wäre, Charismen und Berufungen wahrzunehmen. Ver­            kontrollen habe. Da schauen
antwortung, die Leute zu dem zu ermächtigen, was in ihnen           immer Leute zu und meinen,
steckt. Ist diese Vision nicht eigentlich uralt? Dann könnte ein    ich sei ein Dieb, obwohl ich
betagter Kirchenmann sagen: «Ich habe meinen Dienst getan.»         mich immer korrekt verhalte.»
Und eine begabte Katechetin: «Ich kann Gottesdienste gestal­        Nun, am 2. Mai, schrieb er
ten.» Vor allem könnten wir wieder «ich» sagen: zu dem stehen,      mir: «Hallo Christoph, ich habe
was in uns ist und wozu uns die Geistkraft schon seit Langem        eine Bewilligung erhalten und
zu bewegen sucht.                                                   möchte einfach mein Glück
                                                                    mit dir teilen!»
Man würde nicht mehr sagen: In die Kirche gehe ich kaum
noch. Man würde wieder sagen: Wir sind als Kirche unterwegs.
Pfingsten? Vielleicht. Zumindest eine Erfahrung dieser Art.

                                                                    P. Christoph Albrecht SJ
                                                                    Flüchtlingsseelsorger

                                                                                      forum 12 2020    2
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INHALT

                                                                        4

                                                                                                                                                                                                    Foto: Christina Mönkehues-Lau/ zvg
                        SCHWERPUNKT

                    Erlebte Hauskirche
                    Zum Gottesdienst in die Kirche
                    gehen. Das war bis anfangs März
                    eine Selbstverständlichkeit. Nun
                    entdecken wir die Hauskirche
                    und mit ihr andere Formen des
                    Gottesdienstes. Zehn Einblicke.

                        GOTT UND DIE WELT
                                                              26                                                                                         LEBEN IN BEZIEHUNG
                                                                                                                                                         Denkanstoss
                                                                                                                                                         Der (H)eilige Geist
                                                                                                                                                                                              8

                    Pflege am Anschlag:
                    Politik gefordert
                    Die aktuelle Pandemie zeigt, wie
                    wichtig Pflegefachleute sind.
                                                                                                                       BOUTIQUE                28        AUS DEN PFARREIEN

                                                                                                                                                         GLAUBEN HEUTE
                                                                                                                                                                                       9–24
                                                                                                                                                                                            25
                    Liliane Juchli, Pflegepionierin und
                    Ordensfrau, über nötige Rahmen­
                                                                                                                       Nonnen – starke Frauen            Gleichnisse aktuell
                                                                                                                                                         Vom Fischernetz
                    bedingungen, damit ganzheitliche                                                                   Sr. Marianne-Franziska aus dem
                    Pflege möglich ist.                                                                                Kloster Maria-Zell in Wurmsbach   Hätte ich mich mit Jesus verstanden?
                                                                                                                       begegnet im Züricher Landes­      Kolumne von Michaele Madu
                                                                                                                       museum Nonnen aus dem Mittel­
Foto: Christoph Wider

                                                                                                                       alter – und staunt über deren     BOUTIQUE                          29
                                                                                                                       Machtbefugnisse.
                                                                                                                                                         Inegüxle
                                                                                                                                                         Festspiele X
                                                                            Foto: Schweizerisches Nationalmuseum/zvg

                                                                                                                                                         GOTT UND DIE WELT                 30
                                                                                                                                                         Aufnahme weiterer Flüchtlinge geplant
                                                                                                                                                         Caritas fordert mehr Engagement

                                                                                                                                                         AGENDA                            31
                                                                                                                                                         SCHLUSSTAKT                       32
                                                                                                                                                         Impuls zum Kirchenjahr: Pfingsten
                                                                                                                                                         Alles schläft, einsam wacht

                                                                                                                                                          ONLINE + 

                                                                                                                                                          Fromme Avantgarde
                                                                                                                                                          Eine Ausstellung im Landesmuseum
                    Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 20. Mai 2020
                                                                                                                                                          zeigt starke Nonnen. Wir zeigen
                    Titel: «Madonna mit Kind», 1545, Öl auf Leinwand,
                                                                                                                                                          Klöster als Antreiber des Fortschritts.
                    Kirche «Santa Maria della Salute», Venedig.                                                                                           www.forum-pfarrblatt.ch
                    Foto: Alamy

                                                                                                                                                                               forum 12 2020    3
12 2020 forum - Pfarrblatt
SCHWERPUNKT

Erlebte Hauskirche
Zum Gottesdienst in die Kirche gehen. Das war bis Anfang März eine
Selbstverständlichkeit. Nun entdecken wir die Hauskirche und mit ihr
andere Formen des Gottesdienstes. Zehn Einblicke.

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                Gemeinsam innehalten                                       etwas komisch vor. Die Kinder beobachteten das
                Diese ungewohnte Zeit fordert den Erfindungs­              Geschehen zuerst eher kritisch, hielten sich
                geist! Der Newsletter der Pfarrei Maria Krönung            dann aber nicht zurück mit Fragen und Kom­
                ermutigte uns, im kleinen Kreis Ostern zu feiern,          mentaren. Das Singen mussten wir abbrechen
                und lieferte den Link zum liturgischen Institut.           und überspringen.
                     Für meinen Partner Werner, der reformiert                 Gut fanden wir, die Geschichten aus der Bi­
                ist, und für mich war es wichtig, an diesem be­            bel gemeinsam zu lesen, bei Bedarf einzelne
                sonderen Tag innezuhalten. Für unsere Feier                Textstellen wiederholen zu können, darüber
                wählten wir den Abend, da dann die Aussicht                nachzudenken und miteinander darüber spre­
                aus dem Wohnzimmer mit dem Sonnenunter­                    chen zu können. Man bekommt so mehr und
                gang besonders friedvoll ist und die Kerze am              auch ganz anderes davon mit, das ist spannend
                besten zur Geltung kommt. Vorher unternah­                 und zum Teil auch noch lustig. Wir erlebten die
                men wir eine lange Wanderung, die uns einen                Hausgottesdienste als interessant, feierlich,
                Rückblick in Dankbarkeit auf unsere schöne Be­             stärkend, aber auch noch als anstrengend. Es
                ziehung ermöglichte. Zurück in Zürich unter­               war eine gute Erfahrung, doch freue ich mich
                nahmen wir einen Besuch zu unseren Lieben                  nach so viel «Home» und Familie wieder auf die
                auf dem Friedhof, wo der Frühling in voller                Gottesdienste in der Kirche.
                Blüte stand. Zu Hause bereiteten wir das Abend­                Kathrin Giger ist Umweltingenieurin, zurzeit
                essen zusammen vor und schmückten den Tisch                    vollamtlich als Familienfrau mit vier Kindern
                für unsere kleine Feier: Bibel, Gesangbuch,                    zwischen 10 und 19 Jahren engagiert.
                Blumen, eine Kerze, die Karten, die wir einander
                zu Ostern geschrieben hatten, die kurzen Emp­              3
                fehlungen des liturgischen Institutes.                     Von Konsumenten zu Akteuren
                     Wir teilten uns das Vorlesen der Texte, spra­         Seit Jahren geniessen wir die Familien-Gottes­
                chen die Gebete zusammen und tauschten am                  dienste in St. Anton. Bis zuletzt haben wir nicht
                Schluss unsere Eindrücke und Gefühle aus.                  damit gerechnet, dass Ostern dieses Jahr ganz
                Werner empfindet die Ostergeschichte als Im­               anders sein würde. Doch irgendwann war klar:
                puls, positiv mit der Endlichkeit des menschli­            Diesmal können wir uns nicht an den «Fahr­
                chen Lebens umzugehen. Für mich ist Ostern                 plan» der Pfarrei halten und zu vorherbestimm­
                Zeichen des Übergangs in eine neue Lebendig­               ten Uhrzeiten in der Kirche sein. Wir können
                keit und Hoffnung auf eine Wiederbegegnung in              nicht einfach konsumieren. Ganz im Gegenteil:
                irgendeiner Form mit meinen Lieben.                        Wir werden die Karwoche zu Hause feiern. Wir
                    Dominique Naegeli-Gascon ist im Ruhestand, arbei-      Eltern sind dafür verantwortlich, dass die Kin­
                    tet aber immer noch in ihrem Beruf als Übersetzerin.   der Ostern bewusst wahrnehmen mögen.
                                                                              Die Katechetinnen und Katecheten haben
                2                                                          uns dankenswerterweise einen Leitfaden samt
                Stärkend – aber auch anstrengend                           Liedern und Texten zusammengestellt. Wir be­
                Wir hielten die Hausgottesdienste mit unseren              mühten uns, nicht nur die Texte zu lesen, son­
                schon etwas älteren Kindern am Palmsonntag                 dern sie mit den Kindern zu erleben. Am Grün­
                und am Ostersonntag, eher ungeplant und im                 donnerstag haben wir unsere Familien aus
                abgekürzten Verfahren. Die Vorlagen unserer                Wien, Zürich und Madrid zum Mitmachen via
                Katechetinnen für eine Feier zu Hause lagen                Skype eingeladen. Aufgrund der eher langsa­
                ausgedruckt auf dem Zmorgentisch und wir                   men Internetverbindung war insbesondere das
                wussten nicht, ob wir dies wirklich probieren              Singen der Lieder eine Herausforderung – hat
                wollten. Wie sollte das ablaufen?                          aber auch zu Lacherfolgen bei allen Beteiligten
                   Irgendwann begannen wir einfach mit dem                 geführt. Am Karsamstag brannte ein Auferste­
                Hausgottesdienst – und es kam uns zu Beginn                hungsfeuer in unserem Garten.

                                                                                                               forum 12 2020    4
12 2020 forum - Pfarrblatt
Aufgrund der Unmittelbarkeit der Gottes­
dienste wurden wir plötzlich von Konsumenten
zu Akteuren. Das haben wir nicht nur bei uns,
sondern auch bei den Kindern gespürt. Es war
eine besonders schöne Erfahrung und hat uns
die Osterzeit sehr spürbar werden lassen. Trotz­
dem wollten wir in diesen Tagen auch die Kirche
besuchen und eine Kerze anzünden, obwohl die
Leere und Stille zum Himmel schrie und uns
nachdenklich zurückliess. Umso mehr genossen
wir die kleinen Hausgottesdienste. Ostern 2020             1
wird für uns alle als äusserst intensiv und innig
in Erinnerung bleiben.
    Florian und Sabrina Hanslik leben mit ihren drei
    Kindern zwischen 7 und 11 Jahren in Zürich.

4
Unvergessliche Familiengespräche
Dank der Inspiration «Ostern zu Hause» im fo­
rum erlebten wir unser persönliches kleines
Karfreitags- und Osterfest am Familientisch. In
der Mitte, auf einem schwarzen Tuch, stand die
Osterkerze, daneben ein Palmzweiglein. Wir
durchlebten die Passion Christi durch die Bibel­
texte aus der Kinderbibel. Beim Einzug Christi
in Jerusalem nahmen wir den Palmzweig in den
Blick, beim Tod Jesu am Kreuz löschten wir die
Kerze aus. Es wurde still und wir erlebten die
                                                                           2
Trauer der Jünger und von Maria.                       3
    Am Ostersonntag stand die Osterkerze auf ei­
nem weissen Tuch, daneben Blumen. Als in der
Bibel von der Auferstehung Jesu die Rede war,
entzündeten wir die Kerze. Da war es wieder hell
und auch wir voller Freude und Staunen. Unse­
re persönlichen Anliegen und Gedanken konn­
ten wir jeweils im Gebet (Vaterunser) ablegen.
    Dank dieser persönlichen Feier erhielten un­
sere Kinder die Möglichkeit, in ihrem Tempo
nachzufragen, zu trauern, zu staunen. So wun­
derten sie sich über den grossen Stein, der vor
dem Grab weggerollt wurde, über die Angst und
Freude der Engel in der Grabeshöhle. Jesus lebt –
immer noch? Ist das unser Glaube, dass wir wei­
terleben? So ergaben sich wunderbare Familien­
gespräche, die wir nicht mehr vergessen werden.                4
    Barbara Müller lebt mit ihrem Mann Richard
    Reutimann und mit ihren drei Kindern zwischen
    3 und 13 Jahren in Guntalingen.

5
Kreativ und mitverantwortlich
Am Hohen Donnerstag haben wir ein israeli­
sches Mahl mit Fladenbrot und Linsen gekocht
und anschliessend den Gottesdienst per Live­
stream gefeiert. Spontan hat unser Jüngster
Kerzen und ein Kreuz gesucht und damit auf
dem Sofatisch einen Altar hergerichtet.

                                                                   forum 12 2020    5
12 2020 forum - Pfarrblatt
SCHWERPUNKT

                   5        Am Karfreitag hatte unser Achtjähriger die
                       Idee, den Kreuzweg nachzuspielen. Die ganze Fa­
                       milie war involviert – als Schauspieler, beim Zim­
                       mern des grossen Holzkreuzes oder beim Filmen
                       und Schneiden, so dass wir zum Schluss ein rich­
                       tiges Kreuzweg-Video hatten. Das Kreuz stellten
                       wir in unseren Garten und am Abend versam­
                       melten wir uns darunter und lasen die Leidens­
                       geschichte aus dem Evangelium. In der Oster­
                       nacht haben wir mit der uns verwandten Nach­
                       barsfamilie im Garten ein Osterfeuer entzündet.
                       Unser Grossmami konnte von nebenan durch das
                       Fenster zuschauen und mitfeiern. Nach dem
                       Lesen der Auferstehungsgeschichte haben wir
          7            natürlich Eier getütscht und Schoggi gegessen.
                            Das Schöne war, dass alle kreativ wurden
                       und sich mitverantwortlich fühlten. Wir haben
                       mehr als sonst über das gesprochen, was Jesus
                       erlebt hat und was das für uns bedeutet. Wir
                       fühlten uns aber auch mit anderen verbunden:
                       Eine Familie schickte Fotos von ihrem Osterfeu­
                       er, jemand hat uns in der Osternacht geweihtes
                       Weihwasser gebracht, wir machten einen Be­
                       such in der Kirche und trafen jemanden. Jetzt
                       freuen wir uns aber auch wieder auf Gottes­
                       dienste mit der ganzen Pfarrei!
                           Christine Bachmann ist Lehrerin. Die Familie (sieben
                           Kinder zwischen 5 und 19 Jahren) lebt in Adliswil.

                       6
    8                  Kleine, schlichte Mahlfeier
                       Ich wohne in einer Alterssiedlung, wo zwar alle
                       Anlässe gestrichen sind, wir uns aber frei bewe­
                       gen können. Mit zwei alten Nachbarn, die eben­
                       falls traurig über die Ausfälle der kirchlichen
                       Feiern sind, haben wir kurz entschlossen am
                       ersten Sonntag nach Ostern eine kleine, schlich­
                       te Mahlfeier gestaltet: Auf einem grossen Tisch
                       im Gemeinschaftsraum der Siedlung, der die
                       vorgeschriebene Distanz ermöglicht, stellten
                       wir eine Gemüsesuppe, etwas Brot und Wein,
                       eine Kerze bereit. Ich habe wenige geistliche
                       Texte von mir bekannten Autoren herausge­
                       sucht und vorgelesen. Das gemeinsame Essen
                       im Geist «Wo zwei oder drei in meinem Namen
                       zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen»
                       ermöglichte uns das Gefühl der Gemeinsam­
                       keit. Zwei Stunden sassen wir beieinander beim
                       Mahl und Gespräch. Stärkend und herzlich. Es
                       hat uns so gutgetan, dass wir das an einem an­
                       deren Sonntag wiederholt haben.
                           Magdalena Maspoli ist 83 und wohnt in Zürich.

                       7
                       Wachsende Sehnsucht
                       Die Corona-Krise hat vieles auf den Kopf ge­
                       stellt. Nach dem letzten öffentlichen Gottes­
              10       dienst musste ich meine Weise, den Glauben zu

                                                            forum 12 2020    6
12 2020 forum - Pfarrblatt
leben, umstellen. Eine Struktur bildeten die täg­    die Kraft, die davon ausgeht, in mir tragen und
lichen Impulse von verschiedenen Quellen und         den Menschen weitergeben. Für nächstes Jahr
meine Gebetszeiten, wie das Morgengebet und          ist es mein Wunsch, um die Taufe zu bitten.
die drei Angelus-Gebete. Dazu habe ich zwei              Stefan Erni, 49, ist Apotheker und wohnt in Zürich-
geistliche Bücher gelesen. Die Gebete richtete           Fluntern.
ich zur Gebetsecke in meinem Zimmer. An Sonn­
tagen und an gebotenen Feiertagen habe ich           9
nicht auf eine «Live-Messe» umgestellt, sondern      Verbundenheit über die Religion hinweg
bei mir zu Hause die Hausmesse gelesen: Sie          Ich feiere täglich allein oder mit wenig Besuch
war früher für jene gedacht, die aus Krankheits-     in Distanz die Messe in meiner Stube. Das ist
oder Reisegründen nicht an einer Hl. Messe teil­     aber für einen pensionierten Pfarrer nicht an­
nehmen konnten. Von Gründonnerstag-Abend             ders als sonst auch. Was jedoch besonders war:
bis Ostersonntag-Morgen habe ich Live-Gottes­        Ich erlebte am interreligiösen Gebetstag am
dienste angeschaut. Aber ich habe es ein biss­       14. Mai eine unglaublich tiefe Verbundenheit
chen eigenartig gefunden, die Messe auf einem        über die Religionen hinweg. Der Tag war von
Bildschirm zu sehen. Ich beobachte bei mir, wie      dem interreligiösen «Komitee für Brüderlichkeit
in dieser schwierigen Zeit meine Sehnsucht nach      aller Menschen», dem Papst und dem Welt­
dem Empfang der Sakramente nicht geringer ge­        kirchenrat als Fast- und Gebetstag für das Ende
worden ist, wegen des Risikos zum Beispiel, son­     der Pandemie ausgerufen worden. Muslimische
dern immer mehr am Wachsen ist.                      Freunde, mit denen wir jährlich ein interreligiö­
    David Davolio ist 19, Gymnasiast und wohnt       ses Dialogtreffen durchführen, hatten die Idee,
    in Zürich-Werd                                   dass wir uns mit einer Zoom-Konferenz zum
                                                     Gebet verbinden. Wir waren über 100 Leute,
8                                                    Muslime und Christen. Vorgängig hatten wir ab­
Auf die leisen Töne hören                            gesprochen, wer ein Gebet spricht. Es waren
Dieses Jahr hatte ich das Bedürfnis, Ostern nä­      zwei Muslime und drei Christen. Die schlichten,
herzukommen. Ich tat dies alleine, wie meistens,     tiefen Gebete haben uns alle zutiefst berührt.
wenn ich mich mit Dingen beschäftigen und            Wegen Corona ist ja so vieles nicht möglich, aber
Antworten finden will, die mir wichtig sind.         diese Verbundenheit über die Religion hinweg
Dann brauche ich mein inneres Gehör, um die          war trotzdem oder vielleicht gerade deswegen
leisen und richtigen Töne zu hören. Zeit war jetzt   so stark.
ja da: Ich habe die Ruhe kennengelernt, viel             Markus Moll, pensionierter Pfarrer
über die Ostergeschichte gelesen und gebetet.            in Zürich-Leimbach
Beeindruckt hat mich das schnelle Nach- und
Nebeneinander der Ereignisse und Stimmun­            10
gen der drei Tage. Es ist die Folge und die Wand­    Jesus ist und wirkt überall
lung von Ergebenheit und Geschehenlassen,            Seit dem Lockdown feiern wir jeden Sonntag­
über Trauer, Leere und Warten, hin zum Finden,       morgen Gottesdienst in unserer Wohnung mit
Aufstehen und Auferstehen. Bei meinem Weg            dem beherzten Podcast von St. Martin Zürich-
liess ich mich begleiten von den Podcast-Gottes­     Fluntern. Jesus ist und wirkt überall, natürlich
diensten aus St. Martin Zürich-Fluntern und von      auch zu Hause und zu jeder Zeit. Dies zu wissen,
einer Osterkerze. Beides war neu für mich, und       tut gut. Durch den Podcast haben wir Gelegen­
so war da in der Osternacht ein ganz intensives,     heit, eine neue kostbare Erfahrung zu machen.
eigenartiges Licht. Ich glaube, ich konnte die       Nämlich, dass sich unsere Privatsphäre in eine
Botschaft, die Gnade und die Schönheit spüren,       Hauskirche verwandeln kann! Dies ist umso fei­
die Gott uns an Ostern durch Jesus Christus          erlicher, da die 40 Fäden des Fastentuchs 2020
schenkt. Auf jeden Fall fand ich mich berührt        von St. Martin jetzt auf unserem Salontisch ho­                     Hausgebet und Haus-
und zugehörig! In dieser Weise denke ich, dass       cken, wie ein Nest. Zwei weisse Tauben von der                      kirche haben in den
mein Glaube und auch ein Stück von der Kirche        griechischen Insel Tinos haben sich dazu ge­                        letzten Wochen eine
                                                                                                                         grössere Rolle ge-
sehr persönlich zu mir nach Hause gekommen           sellt. Not macht erfinderisch!
                                                                                                                         spielt als davor. Das
sind. Wir können die Gegenwart, die Wahrheit             Joseph Egan, 68, ist bildender Künstler und lebt                Litur­gische Institut
und die Liebe Gottes auch fühlen, wenn wir               mit seiner Frau in Zürich-Fluntern. Seit elf                    in Freiburg i. Ue. stellt
nicht in der Lage sind, einander mit direkter            Jahren gestaltet er in der Fastenzeit eine Fasten-              für deren Gestaltung
Nähe zu begegnen. Wir sind niemals getrennt.             tuch-Installation in der Kirche St. Martin.                     vielfältige und reich­-
Diese Brücke, dieser Frieden und diese Bestär­                                                                           haltige Materialien
kung – so stelle ich mir es vor – ist, was uns der       Gespräche Veronika Jehle, Thomas Binotto, Beatrix Ledergerber   zur Verfügung.
Heilige Geist gewährt. Dabei bin ich neu gewor­                                                                          www.liturgie.ch
den, und nun möchte ich die Freude darüber und

                                                                                                                              forum 12 2020    7
12 2020 forum - Pfarrblatt
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Hauskirche                                 DENKANSTOSS

Kleine Pfingstfeier

                                                                                                                                        Foto: Daniel Ritter/zvg
in der Familie
In der Mitte liegt ein schönes (z. B.
ein rotes) Tuch. Darauf stehen ein
kleines Schälchen mit mittel­
grossen Kieselsteinen und eine
Heim-Osterkerze.

Beginn: Eines der Kinder zündet
die Kerze an. Zusammen das
Kreuzzeichen machen und ein
Lied singen, das in der Familie be­
kannt ist (z. B. Wo zwei oder drei).
Einleitungs-Impuls: Heute geht es
darum, dass uns Gott Kraft schen­
ken und uns begeistern will. Auch
wenn Jesus nicht mehr bei uns ist:
Wir können ihn und auch Gott              Der (H)eilige Geist – mit
trotzdem spüren. Dieser Kraft sa­
gen wir Heiliger Geist.
                                          Kindern über Pfingsten reden
Kreativ-Teil: Alle malen auf ein ge­
meinsames Blatt dazu, was sie sel­        Kennen Sie die biblische Geschichte vom     Geistkraft stelle ich mir so vor, dass sie
ber begeistert. Das Bild danach in        Geleimten? Oder wussten Sie, dass es        das unterstützt und verstärkt, was be­
die Mitte um die Kerze herum legen.       Gottes Geist manchmal ziemlich eilig        reits vorhanden ist. Nicht als Kraft wi­
Lesung: Apg 2,1–11 aus einer Kin­         hat? Wenn Sie solche oder ähnliche          der die Natur also, sondern sozusagen
derbibel vorlesen.                        Aussagen kennen und nun schmun­             als Rückenwind, der den Radfahrer
Impuls: Gott ist mit uns unterwegs        zeln, dann haben Sie wahrscheinlich         gleichsam den Berg hinaufträgt.
und will in unserem Leben spür­           selber Kinder – oder einfach viel mit           Auch ein bisschen stolz bin ich auf
bar sein – manchmal sichtbar und          Kindern zu tun. Auch für meinen vier­       meine Kleine. Darauf, dass sie Pfings­
manchmal unsichtbar. Die Jünger           einhalbjährigen Sohn ist die kirchliche     ten so gekonnt als Geistgabe erkennt
haben den Geist mit Sturm und             Sprache oft ein bisschen zu abstrakt        und dann auch noch mit dem Mut ver­
Feuerzungen erfahren. Vielleicht          und unfassbar. Die Heilung eines Ge­        bindet, der aus dem Glauben und der
gelingt es uns, einen kleinen Teil        lähmten? Das gehört genauso wenig zu        Beziehung zu Gott oder den Eltern (was
davon spürbar zu machen. Nimm             seiner Lebenswelt wie die Rede vom          ja vielleicht gar nicht so weit voneinan­
dir einen Stein aus der Schale und        Heiligen Geist. Kein Wunder also, hört      der entfernt ist) hervorgeht.
behalte ihn in der Hand, während          er manchmal etwas anderes, als je­
wir zusammen beten. Du wirst              mand gesagt hat – und wird bei Kindern      Und vielleicht ist auch das eingangs er­
spüren, wie er mit der Zeit warm          aus dem Gelähmten ein Geleimter und         wähnte Bild vom eiligen Geist gar nicht
wird und plötzlich zu mehr wer­           aus dem Heiligen ein eiliger Geist …        so verkehrt – obwohl es sich ja an sich
den kann als dem kleinen, kalten                                                      um ein kleinkindliches Missverständnis
Stein, den du genommen hast ...           Meine Tochter wiederum ist schon grös­      handelt. Der Geist Gottes hat es sicher
Gebet: Zusammen das «Vaterun­             ser und wird in ein paar Tagen zehn         manchmal eilig, zu uns Menschen zu
ser» beten, denn Gott meint es gut        Jahre alt. Sie weiss, so hat sie mir er­    kommen, damit wir das Leben ein biss­
mit uns und ist wie ein liebender         zählt, dass an Pfingsten Gott uns Men­      chen ruhiger und gelassener angehen
Vater und eine schützende Mutter.         schen seinen Geist geschenkt hat. Doch      können. Wenn wir als Christinnen und
Lied: Zusammen ein Lied singen            was heisst das? Als ich ihr diese Frage     Christen Mut erfahren, können wir den
(z. B. das Lied, das am Anfang ge­        stelle, beantwortet sie sie nach einem      Herausforderungen des Lebens beherzt
sungen wurde).                            kurzen Nachdenken mit dem Hinweis,          begegnen – mit dem Heiligen Geist im
Segen: «Segne uns, Gott, mit              dass die Jüngerinnen und Jünger Mut         Rücken.
deinem Lebensatem. Stärke uns,            gespürt haben. «Und du, Jaël? Hast du
Geist, mit dem Feuer der Liebe.           das auch schon gespürt?», möchte ich           Daniel Ritter Theologe und Religionspädagoge
Segne uns, Gott, mit deinem Frie­         von ihr wissen. «Ja», sagt sie, «ihr habt
den.» (Heidi Rosenstock)                  mir auch schon Mut gemacht!» Mir ihr,
                          Daniel Ritter   präzisiert sie, sind wir Eltern gemeint.
                                          Die Antwort gefällt mir, denn Gottes

                                                                                                                forum 12 2020    8
12 2020 forum - Pfarrblatt
GLAUBEN HEUTE

   GLAUBEN HEUTE
      Gleichnisse aktuell ➜ Vom Fischernetz                                                                       MATTHÄUS 13,47–50
     Illustration: Nadja Hoffmann

                                                                                                                  Vom Fischernetz
                                                                                                                  Jesus sagte: Mit dem Himmelreich ist
                                                                                                                  es wie mit einem Netz, das ins Meer
                                                                                                                  ausgeworfen wurde und in dem sich
                                                                                                                  Fische aller Art fingen. Als es voll
                                                                                                                  war, zogen es die Fischer ans Ufer;
                                                                                                                  sie setzten sich, sammelten die guten
                                                                                                                  Fische in Körbe, die schlechten aber
                                                                                                                  warfen sie weg. So wird es auch bei
                                                                                                                  dem Ende der Welt sein: Die Engel
                                                                                                                  werden kommen und die Bösen aus
                                                                                                                  der Mitte der Gerechten aussondern
                                                                                                                  und sie in den Feuerofen werfen.
                                                                                                                  Dort wird Heulen und Zähneknir­
                                                                                                                  schen sein.

                                                                                                                      Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, voll­

      Hätte ich mich
                                                                                                                  ständig durchgesehene und überarbeitete Ausgabe

                                                                                                                   © 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart

      mit Jesus verstanden?
Spiritualität ganz alltäglich                                                                                                               Alle Rechte vorbehalten

Fischernetz
       Ich habe schon öfter darüber nachge-                    Noch mehr hilft mir in Bezug auf
       dacht, ob ich mich charakterlich wohl diesen Text die Gesamtschau der Evan­                                Serie: Symbolik kurz erklärt
       gut mit Jesus verstanden hätte. Ging es gelien und meine persönliche Christus­
Ich habe schon öfter darüber nachge- auf den Text hilft, ist die Gesamtschau
       Ihnen auch schon so, nach dem Lesen beziehung. Die Bibel zeigt uns einerseits
dacht, ob ich mich charakterlich wohl der Evangelien und die persönliche
                                                                                                                  Anker
       von belastenden Bibelstellen? Oder Jesus als Menschen einer Zeit, in der
gut mit Jesus verstanden hätte. Ging es Christusbeziehung. Die Bibel zeigt uns
       müssen wir das als gotteslästerlichen beispielsweise die Vorstellung einer                                 Wenig überraschend haben die Schiff­
Ihnen nach dem Lesen von belastenden einerseits Jesus als Mensch einer Zeit,
       Gedanken verdrängen? Denn Jesus ist Hölle verbreiteter war als im späteren                                 fahrt und alles, was ihr zusammen­
Bibelstellen auch schon so? Oder müs- in der z.B. die Vorstellung einer Hölle
       doch unser Retter und Erlöser. Darf ich Judentum. Anderseits erahnen wir den                               hängt, für den Mittelmeerraum seit
sen wir das als gotteslästerlichen verbreiteter war als im späteren Juden-
       dann die Frage stellen, ob ich auf einer zeitlosen Messias in Jesu Sprechen,                               Urzeiten grosse symbolische Bedeu­
Gedanken verdrängen? Denn Jesus ist tum. Anderseits erahnen wir den zeit-
       einsamen Insel mit ihm Streit bekom­ wenn er revolutionär die unermessliche                                tung. Der Anker ist in dieser Tradition
doch unser Retter und Erlöser. Darf ich losen Messias in Jesu Sprechen, wenn er
       men hätte? Oder, ob er mir durch man­ Liebe Gottes verkündet. Für mich ist das                             das Zeichen für Hoffnung, Zuversicht
dann die Frage stellen, ob ich auf einer revolutionär die unermessliche Liebe
       che seiner Äusserungen nicht sympa­ der Kern der Person Jesu, die durch                                    und Heil. Er hält das Schiff im sicheren
einsamen Insel mit ihm Streit bekom- Gottes verkündet. Für mich ist das der
       thisch gewesen wäre und sogar Angst alle Zeitgebundenheit hindurchleuch­                                   Hafen oder auf hoher See bei Stürmen.
men hätte?
       gemacht Oder, ob…
                  hätte  erwie
                             mirzum
                                  durch    man-durch
                                       Beispiel
                                                    Kern tet.
                                                            derDie
                                                                 Person     Jesu, der durch alle
                                                                     Liebe, die der historische Jesus             Die Christen beziehen ihre Interpreta­
che seiner     Äusserungen     nicht
       das Gleichnis vom Fischernetz?   sympa-      Zeitgebundenheit
                                                          verkündete, schuf     hindurchleuchtet.
                                                                                   die Verbindung zum             tion direkt aus dem Hebräerbrief des
thisch gewesen
            Ich habewäre   und sogar
                      manchmal             Angst Die Liebe,
                                     die Bemerkung               die der historische
                                                          auferstandenen       ChristusJesus       ver-
                                                                                            des Glaubens.         Apostels Paulus, wo die Hoffnung der
gemacht      hätte…   wie    z.B.   durch
       gehört, dass Jesus selbst nicht von derdas   kündete,     schuf    die   Verbindung         zum            Glaubenden auf himmlische Seligkeit
Gleichnis
       Höllevom    Fischernetz?
               sprach,  sondern die   IchKirche     auferstandenen
                                            habe seine    Es kann also   Christus
                                                                             durchausdes Glaubens.
                                                                                            sein, dass ich        mit einem Anker verglichen wird
       Aussagen später so gedeutet hat. Oder mit Jesus als historischemich
manchmal      die Bemerkung       gehört,   dass    Es kann    also  durchaus     sein, dass         mit
                                                                                                 Menschen         (Hebr 6,18). So tauchen Anker dann
Jesus selbst   nicht von   der  Hölle    sprach,    Jesus  als  historischem      Menschen
       haben wir es hier im Gleichnis doch mit Konflikte gehabt hätte. Aber das ist ja          Konf-             auch als älteste und urchristliche Sym­
sonderneinemdieOriginalzitat
                  Kirche seine        Aussagen Je­
                               des historischen     likte gehabt
                                                          auch nichthätte.weiter
                                                                            Aber das      ist ja auch
                                                                                     schlimm,       sondern       bole auf unzähligen Grabinschriften
spätersus
        so deutete.
             zu tun?Oder    haben wirkann
                     Ausschliessen              man nicht
                                          es hier           weiter schlimm,
                                                    es menschlich.                  sondern men-
                                                                          Als Auferstandener          hinge­      auf. Unter den Formen herrschen in
im Gleichnis    doch  mit  einem    Originalzi-     schlich.   Als   Auferstandener
       nicht. Es tröstet mich auch nicht sehr, gen rückt er für mich schwierige Bibel­      hingegen              erster Linie kreuzförmige und drei­
tat deswenn
         historischen
                Fachpersonen        tun? Auss- rücktstellen
                        Jesus zubeschwichtigend            er für mich
                                                                    in einschwierige
                                                                            anderes Licht. Bibelstel-
                                                                                                 Von daher        zackförmige vor, die an die Passion
chliessen   kann   man   es  nicht.   Es  tröstet   len in ein  anderes
       auf die Textgattung verweisen. Natür­ freue ich mich jetzt schon aufLicht.  Von  daher    freuemeine       Christi einerseits und an die Dreifal­
mich auch     nicht
       lich ist  dassehr,
                      ein wenn     Fachperso- und
                           Gerichtsgleichnis        ich mich    jetzt schon
                                                          Begegnung        mitauf    meine –Begeg-
                                                                                 Christus         nicht auf       tigkeit andererseits erinnern. In der
nen beschwichtigend
       daher eine Mahnrede  auf dieJesu.
                                       Textgat-     nungeiner
                                             Trotzdem      mit Christus
                                                                  einsamen  – nicht   aufsondern
                                                                                 Insel,    einer ein-  in der     Mitte des 4. Jahrhunderts scheint der
tung verweisen.      Natürlich     ist  das   ein   samen     Insel,  sondern
       relativiert das nicht die ganze Aussage. gemeinschaftlichen Ewigkeit.       in  der   gemein-              Anker als christliches Symbol aller­
Gerichtsgleichnis    und der
       Vielleicht wollte    daher    eine Mah-
                                Evangelist          schaftlichen Ewigkeit.
                                               Matthä­                                                            dings aus der «Mode» gekommen zu
nrede us Jesu.
            circaTrotzdem     relativiert
                  hundert Jahre        nach das
                                              Tod und                     Michaele Madu Pastoralassistentin       sein, wirkt aber noch lange in christli­
nicht die  ganze  Aussage.   Vielleicht    wollte
       Auferstehung von Jesus damit auch sei­                                           Michaele
                                                                                Katholische        Madu
                                                                                             Pfarrei Volketswil   chen Allegorien nach. Und ist bis heu­
der Evangelist     Matthäus     ca.   100  Jahre
       ne Gemeinde wachrütteln. Solche Über­         Pastoralassistentin Katholische  Pfarrei Volketswil          te ein universelles Symbol wie bereits
nach Jesu     Tod und
       legungen    sindAuferstehung         auch
                         legitim und sinnvoll.                                                                    in vorchristlicher Zeit geblieben. bit
seine Gemeinde damit wachrütteln. Sol-
che Überlegungen sind legitim und sin-                                                                                                     forum 12 2020    25
nvoll. Doch was mir noch mehr in Bezug
12 2020 forum - Pfarrblatt
GOTT UND DIE WELT

Pflege am Anschlag: Politik gefordert
Die aktuelle Pandemie zeigt, wie wichtig Pflegefachleute sind. Liliane Juchli,
Pflegepionierin und Ordensfrau, spricht über nötige Rahmenbedingungen, damit
ganzheitliche Hinwendung in der Pflege möglich ist.

                                                                                                                fordert die WHO die Staaten auf, die

                                                                                        Foto: Christoph Wider
                                                                                                                Pflege in Entscheidungsgremien einzu­
                                                                                                                binden, die Rahmenbedingungen at­
                                                                                                                traktiv zu gestalten und so viele Men­
                                                                                                                schen wie möglich auszubilden.
                                                                                                                    Weltweit fehlen Millionen von Pflege­
                                                                                                                fachleuten. Die WHO hebt die Pflege
                                                                                                                deshalb auf die globale Gesundheits-
                                                                                                                Agenda und damit in das Bewusstsein
                                                                                                                von Politik und Gesellschaft.

                                                                                                                Wie könnte dem Pflegeberuf mehr
                                                                                                                gesellschaftliche Anerkennung
                                                                                                                verschafft werden?
                                                                                                                Der weltweite Applaus auf den Balko­
                                                                                                                nen zeigt, dass die Pflege in der Gesell­
                                                                                                                schaft einen hohen Stellenwert geniesst.
                                                                                                                Was jetzt nottut, ist, dass die Politik die­
                                                                                                                ser Wertschätzung Taten folgen lässt
                                                                                                                und für die längst erkannten Probleme
                                                                                                                nachhaltige Lösungen bringt.

                                                                                                                Wie kann das geschehen?
                                                                                                                Es braucht Investitionen in die Ausbil­
Sie gehören mit 87 Jahren zur Risiko-        Ihnen war eine ganzheitliche Pflege wichtig.                       dung der Pflegenden, damit möglichst
gruppe, sind somit «auf der anderen          Ist das auf einer Intensivstation möglich?                         viele geeignete Menschen diesen Beruf
Seite». Wie ist das für Sie?                 Ich habe die Bilder von den Intensiv­                              erlernen. Zudem braucht es Rahmen­
Liliane Juchli: Risikogruppe heisst da­      stationen gesehen und mich gefragt,                                bedingungen, damit die Pflegenden
heimbleiben. Das geht eine Zeitlang gut,     wie ich selber meinem Appell, den                                  ein Berufsleben lang gesund arbeiten
vor allem, weil mir sofort klar war, wie     Menschen in den Mittelpunkt zu stel­                               können. Im Moment verlässt rund die
wichtig diese Massnahme für das Ein­         len, gerecht geworden wäre in einer Si­                            Hälfte der Ausgebildeten den Beruf oft
dämmen des Virus ist. Aber leicht fällt es   tuation, wo es für eine ganze Abteilung
mir nicht. Ich werde zurückgeworfen          nur noch ums Überleben geht.
auf einen Alltag, der sich in meinen vier         Ob es mir gelungen wäre, im vor­                               Schwester Liliane Juchli
Wänden abspielt. Der fachliche Diskurs       dergründigen Überlebenskampf jener                                  ist Ordensfrau der Barmherzigen Schwes-
und die persönlichen Begegnungen, die        menschlichen Zuwendung treu zu blei­                                tern vom Heiligen Kreuz (Ingenbohler
mein Leben geprägt haben, fallen weg.        ben, für die ich mich immer einge-                                  Schwestern). Sie hat mit ihrem Lehrbuch
Das fehlt mir sehr.                          setzt habe? Das hätte mich sicher aufs                              «Umfassende Krankenpflege» ein Stan-
                                             Äusserste gefordert, und mich hoffent­                              dardwerk geschaffen und mehrere Aus-
                                                                                                                 zeichnungen erhalten, darunter das Eh-
Wären Sie aktuell – im Corona-Zeitalter –    lich darin bestätigt, dass es möglich ist.
                                                                                                                 rendoktorat der Universität Freiburg.
lieber als Pflegefachfrau tätig?
Ich habe nie eine Pandemie erlebt –          Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat
                                                                                                                 Juchli ist Mitglied im Komitee der Volks­
und jetzt ist es eben nicht meine Zeit.      2020 zum Jahr der Pflegefachleute und
                                                                                                                 initiative «Für eine starke Pflege». Diese
Natürlich denke ich häufig an meine          Hebammen ausgerufen. Wozu braucht es
                                                                                                                 verpflichtet Bund und Kantone, in die Aus-
jungen Jahre, die mich oft vor schwieri­     ein solches Jahr Ihrer Meinung nach?
                                                                                                                 bildung im Pflegebereich zu investieren,
ge Situationen gestellt und in mir die       Der Organisation ist sehr bewusst, dass                             die Rahmenbedingungen in der Praxis zu
«Leidenschaft für das Mögliche» ge­          die Pflege eine tragende Säule in der                               verbessern und die eigenverantwortliche
weckt haben. Diese Trotzdem-Lebens­          Gesundheitsversorgung ist. Ohne sie                                 Arbeit der Pflegefachpersonen gesetzlich
einstellung gab mir den Mut und die          würde das System zusammenbrechen,                                   anzuerkennen.
Kraft, durchzuhalten.                        wie die aktuelle Pandemie zeigt. Deshalb

                                                                                                                                        forum 12 2020    26
wegen emotionaler Erschöpfung. Gera­         immer kürzer im Spital, womit der Spi­       Für Sie als Ordensfrau war Pflege auch ein
de diejenigen, die sich um die Schwächs­     tex mehr Aufgaben zufallen.                  Dienst an den Nächsten aus christlicher
ten kümmern, brauchen Bedingungen,                                                        Motivation. Verändert eine zunehmend
die es ihnen erlauben, selbst gesund         Inwiefern hat sich die Pflege selbst         säkulare Gesellschaft die Pflege?
zu bleiben.                                  verändert?                                   Pflege bleibt trotz gesellschaftlicher
                                             Die Pflege hat sich abgelöst vom rein        Veränderungen, was sie immer war:
Sie blicken auf ein langes Leben zurück.     medizinischen, krankheitsorientierten        Sorge für die Menschen, die Hilfe brau­
Wie hat sich der Pflegeberuf in diesen       Denken. Sie hat einen eigenen, auf           chen. Auch heutige junge Menschen
Jahren verändert?                            hohem Ausbildungsniveau etablierten          wollen letztlich genau das, wenn sie
Die Kernaufgabe der Pflege ist dieselbe      Fachbereich mit eigenen Forschungs­          diesen Beruf wählen. In einer multikul­
geblieben: dem Menschen zur grösst­          gebieten entwickelt. Pflege ist heute        turellen Welt ist allerdings die christli­
möglichen Lebensqualität zu verhelfen,       kein Hilfsberuf mehr.                        che Motivation, diesen Beruf zu erler­
ihn in seiner Selbstständigkeit und Au­         Laut WHO sind die Pflegenden oft          nen, nicht mehr so selbstverständlich
tonomie zu unterstützen, Gesundheit zu       die ersten und einzigen erreichbaren         wie in den 50er-Jahren.
erhalten, Leiden zu lindern und Ster­        Gesundheitsfachpersonen. In Zusam­               Während in meiner Ausbildung das
bende zu begleiten.                          menarbeit mit anderen Berufen im Ge­         biblische Bild des barmherzigen Sama­
                                             sundheitswesen sichern sie mit einem         riters die Grundhaltung der Pflege be­
Und was hat sich verändert?                  grossen Mass an Selbstständigkeit und        schrieb, ist heute «Caring» ein zentraler
Das Umfeld der Pflege, beispielsweise        Selbstverantwortung unsere Gesund­           Begriff. Er bedeutet, sich mit wertschät­
die demografische Situation: Immer           heitsversorgung.                             zender Fürsorge auf das Gegenüber ein­
mehr betagte Menschen mit immer                                                           zulassen, wobei Pflege und Selbstpflege
komplexeren Krankheitsbildern, die           Würden Sie den Pflegeberuf heute             sich die Waage halten müssen.
oftmals über lange Zeit Pflege brau­         wieder wählen?
chen. Gleichzeitig verweilen Patienten       Auf jeden Fall.                                                 Interview Sylvia Stam, kath.ch

 Standpunkt ➜ Pflegeberufe

 Aktiv werden!
 «Stell dir vor, du bist krank und niemand   selten «die Luft aus». Mehr als die Hälf­    che kommen. Die Erwartungen, die wir
 pflegt dich» Bereits 2005 wurde dieser      te aller ausgebildeten Pflegefachleute       im eigenen Krankheitsfall an andere
 Slogan als Button des schweizerischen       verlässt den Beruf nach wenigen Jah-­­       haben, müssten mit unserem eigenen
 Sozialarchives zum Kauf lanciert. In­       ren wegen emotionaler Erschöpfung.           Einsatz für diesen Beruf abgeglichen
 zwischen sind wir 15 Jahre und eine         Schichtdienst, immer mehr Administra­        werden. In der ganzen Gesellschaft
 Pandemie weiter. Die WHO hat das            tionsleistungen gegenüber den Kosten­        sollte die Ausbildung zu einem pflegen­
 Jahr 2020 zum Jahr der Pflegefachleu­       trägern, zudem hohe ethische Belastun­       den Beruf ein Dauerbrenner sein. War­
 te und Hebammen ernannt. Dies alles         gen durch Technisierung und Speziali­        um nicht selbst als Zweitberuf noch eine
 wird nicht genügen, um den eklatan­         sierung am Lebensanfang oder -ende           pflegerische Ausbildung wagen? War­
 ten Pflegepersonalmangel zu beheben.        sind als Negativfaktoren längstens be­       um nicht in den Pfarreien In­
 11 000 Pflegestellen waren im Frühjahr      kannt. Anpassungen mit verschiedenen         formations-Abende zu pflegerischen
 2020 noch offen. In zehn Jahren werden      Ausbildungswegen, bis hin zu universi­       Ausbildungsmöglichkeiten anbieten?
 65 000 Pflegeexpertinnen fehlen. Nur        tären Studiengängen, konnten daran           Spitex- und Palliative-Care-Angebote
 aufgrund ausländischer Fachkräfte           nichts ändern. Die christliche Motiva­tion   müssten zudem für alle Menschen flä­
 funktioniert unser Pflegesystem noch.       für den Pflegeberuf, wie sie noch in den     chendeckend und in den Grundleis­
     Nein, das möchten wir uns nicht vor­    80er-Jahren da war, hat rapide abgenom­      tungen der Krankenkassen stets ver­
 stellen, dass wir keine angemessene,        men. Für Jugendliche heute ist der Beruf     fügbar sein. «Stell dir vor, du bist ge­
 menschlich wie fachlich hochstehende        schlichtweg unattraktiv.                     sund und tust nichts.»
 Pflege erhalten werden.Vielmehr gehen           Was können wir beitragen, damit
 wir wie selbstverständlich davon aus,       sich was ändert? Nebst der Lancierung                   Sabine Zgraggen Leiterin der Spital- und
 dass es andere schon richten werden.        von politischen Initiativen können wir                Klinikseelsorge der Katholischen Kirche im
                                                                                                  Kanton Zürich – und Intensiv-Pflegefachfrau
 Die Erwartungen an professionelle           in unseren eigenen Familien darauf
 pflegerische Zuwendung sind gestiegen,      achten, dass die Themen «Umgang mit
 dem Personal hingegen geht nicht            Krankheit, Sterben und Tod» zur Spra­        Wir machen mit: https://appell.sbk-asi.ch/

                                                                                                                      forum 12 2020    27
BOUTIQUE

                                                           Foto: Schweizerisches Nationalmuseum/zvg
                                              Foto: Dolores Rupa

Sr. Marianne-Franziska …                                                                              … blickt für uns in die Ausstellung «Nonnen» im Zürcher Landesmuseum.

Nonnen – starke Frauen
Zehn Prozent der Frauen lebten zwischen dem 11. und 16. Jahrhundert
in einer religiösen Gemeinschaft. Diese Lebensform gewährte ihnen
Wissen, Macht und Einfluss in Kirche und Staat.

Ich, eine Zisterzienserin aus dem 21. Jahr-                                                       und Meisterinnen – öffnet sich der Blick        Silber- und Goldschmiedearbeiten. Sie
hundert, begegne im Landesmuseum in                                                               für Neues. Die Äbtissinnen des Mittel­          unterstreichen das Bild dieser mächtigen
Zürich Nonnen aus dem Mittelalter. Ein­                                                           alters verfügen neben der organisatori­         Frauen, von denen ich 15 Repräsentan­
ladend heissen sie mich beim Start des                                                            schen und geistlichen Führung ihres             tinnen in Ton und Bild kennenlerne.
Rundgangs willkommen. Ich tauche ein                                                              Klosters über ausserordentliche Macht­              Einzig bei der Frömmigkeit und Spi­
in die Welt «meiner Mitschwestern».                                                               befugnisse. Sie pflegen Kontakt zu              ritualität driften unsere Wege weit aus­
    Zu Beginn erhalte ich Informatio­                                                             höchsten kirchlichen Würdenträgern,             einander. Askese durch Geisselung oder
nen zu dem Lebensmodell Kloster, den                                                              Königen und Kaisern. Sie herrschen              die Jesuskind-Verehrung des 13. Jahr­
verschiedenen religiösen Lebensfor­                                                               über Städte und Dörfer, üben die Ge­            hunderts sind mir fremd. Bestimmt aber
men, der Blütezeit der Frauenklöster im                                                           richtsbarkeit aus, empfangen wie Elisa­         ist das Gebet den Nonnen eine Hilfe
11. und 12. Jahrhundert, dem Umbruch                                                              beth von Wetzikon (1235 –1298) Könige,          bei den Prüfungen des 14. Jahrhunderts
und Wandel ab 1350, den Reformen im                                                               lassen eigene Münzen prägen und be­             oder dann bei der Frage «Gehen oder
14. und 15. Jahrhundert sowie der Re­                                                             einflussen das Wirtschaftsleben in ho­          Bleiben» zur Zeit der Reformation.
formation im frühen 16. Jahrhundert.                                                              hem Mass. Gering ist jedoch der Ein­                Beglückt verabschiede ich mich von
    Beim Gemälde einer jungen Frau                                                                fluss der Äbtissin des Fraumünsters             dieser mich ansprechenden, aufwendig
trete ich wie mit ins Kloster ein und                                                             Zürich im Vergleich zu jenem von                gestalteten Ausstellung.
lerne verschiedene Ordensregeln, den                                                              Pétronille de Chemillé im französi­
Tagesablauf und mit grossformatigen                                                               schen Doppelkloster Fontevraud.                                 Sr. Marianne-Franziska Imhalsy

Bildern die Aufgaben und Ämter der                                                                    Bei den Gelehrten unter den Non­                             Kloster Mariazell, Wurmsbach

Nonnen kennen. Ich schmunzle, eigent­                                                             nen staune ich über Herrad von Lands­
lich begegne ich da meinem durch Ge­                                                              berg des Klosters Hohenburg, Elsass.
                                                                                                                                                   «Nonnen. Starke Frauen im Mittelalter»
bet und Arbeit strukturierten Alltag.                                                             Sie gehört zu den herausragendsten
                                                                                                                                                   Bis 16. August 2020. Öffnungszeiten:
Auch die Aufgaben der Nonnen im Mit­                                                              Universalgelehrten ihrer Zeit. Sie ver­          Di/Mi 10.00–17.00, Do 10.00–19.00,
telalter stimmen mit unseren überein.                                                             fasst u.a. eine Enzyklopädie, komponiert         Fr–So 10.00–17.00, besondere Öffnungs-
Wir arbeiten wie sie im Klosterhaus­                                                              und malt. Auf einem Bild zeichnet sie            zeiten über Feiertage.
halt, im Garten, in der Verwaltung und                                                            jede ihrer Nonnen individuell und be­            Landesmuseum, Museumsstrasse 2, Zürich;
werden von Laien unterstützt in der                                                               schriftet sie. Ich bin fasziniert von diesem     Telefon 044 218 65 11, info@nationalmu-
Bildung junger Frauen und bei der Be­                                                             Exponat und weiteren Ausstellungs­               seum.ch, www.landesmuseum.ch
wirtschaftung des Landes.                                                                         objekten: Handschriften aus Pergament            Virtueller Rundgang:
    Doch bei der Darstellung der Klos­                                                            und Papier, kunstvoll gestickten Wand­           https://virtuell.landesmuseum.ch
terchefinnen – Äbtissinnen, Priorinnen                                                            behängen, Holzskulpturen, filigranen

                                                                                                                                                                          forum 12 2020    28
BOUTIQUE

Inegüxle ➜ Festspiele X

«Volksfest der Künste» wird digital
Das Corona-Virus hat auch die Fest­          mehr gültig.» Bereits jetzt lässt sich auf
spiele Zürich getroffen. Mitten im be­       festspielex.ch ein Blick hinter die Kulis­
hördlich verordneten Veranstaltungs­         sen werfen und miterleben, wie das Ex­
verbot lancierte das Festival deshalb        periment Gestalt annimmt.
unter dem Titel «Festspiele X» eine digi­        Das Festival konzentriert sich auf fünf
tale Plattform für Kulturformate von         Höhepunkte an vier Wochenenden: Fei­
Zürich für Zürich. Das «X» bei den           erlichkeiten in Privaträumen eröffnen
«Festspielen» steht dabei für das Expe­      das Festival am 5. Juni, vom Tonhalle-

                                                                                                           Foto: Festspiele X/zvg
riment und das Unbekannte.                   Orchester Zürich und der Zürcher
    Das Festspielthema «Die 20er-Jahre –     Sing-Akademie musikalisch und von den                                                     Festspiele X
Rausch des Jetzt» habe vor dem Hinter­       Zürcher Tanz-Community mit Video-In­                                                      «Die 20er-Jahre – Rausch
grund der Ereignisse in den vergangenen      struktionen begleitet. Am 13. Juni ist die                                                des Jetzt»
Wochen eine neue Bedeutung erhalten,         Funkoper zu erleben, ein von Jugendli­                                                    Mit der Festspielpreis-Produktion
                                                                                                                                       «Revue 2020 – Zurück ist die Zu-
erklärt Geschäftsführer Alexander Keil:      chen und Profis vom Jungen Literatur­                                                     kunft» – einem filmischen Essay
«Man könnte auch sagen, es hat uns sehr      labor JULL entwickeltes Live-Hörspiel.                                                    in sieben Kapiteln von Preisträge-
schnell eingeholt und überholt. Gerade       Am 20. Juni findet das SingFestZürich!                                                    rin Antje Schupp. Co-produziert
                                                                                                                                       von Opernhaus und Schauspiel-
erleben wir einen Moment, in dem Ge­         statt, wo im Vorfeld acht Chöre zum Sin­
                                                                                                                                       haus Zürich.
genwart und Zukunft ineinanderfallen.        gen zu Hause animieren. Den Abschluss
                                                                                                                                       5.– 28. Juni 2020
Die Pläne von heute sind morgen unter        bildet die Festspielpreis-Produktion «Re­                                                 https://festspielex.ch
veränderten Voraussetzungen nicht            vue 2020 – Zurück ist die Zukunft».     ps

Schaufenster ➜ Buch                                                                                                                 Auf Sendung

Mut zu neuen Wegen                                                                                                                  «Viel mehr als Scharlatanerie»
                                                                                                                                    Die Pfingstbewegung ist die am
SP-Nationalrätin Mattea Meyer, Laura                                                                                                schnellsten wachsende christliche
                                                                                           Foto: Édition de Caro/zvg

Schälchli, Mitbegründerin von Slow Food                                                                                             Strömung. Deshalb rückt sie immer
Youth CH, Martina Staub, Geschäfts­                                                                                                 mehr ins Forschungsinteresse.
führerin von Oikocredit Schweiz, Autorin                                                                                                So, 31.5. – 8.30 – SRF 2 Kultur
Tabea Steiner und Angela Villiger, die Be-
stattungsplanung zu Lebzeiten anbietet –                                                                                            Einsamkeit – Fluch oder Segen?
dies sind nur einige der jungen Frauen,                                                                                             Wie viel Alleinsein braucht der
die im Erstlingswerk des Einsiedler Ver­                                                                                            Mensch, wie viel erträgt er?
lages Édition De Caro von ihren Ideen                                                                                                   Mi, 3.6. – 19.00 – BR
und Visionen erzählen. Offen und ganz
persönlich sprechen sie über die Heraus­                                                                                            Biodiversität in Gefahr – Was tun?
forderungen auf der Suche nach erfül­                                                                                               Innovative Projekte zeigen, dass sich
lenden, sinnstiftenden sowie unabhän­                                                                                               auch im Kleinen viel erreichen lässt.
gigen Arbeits- und Lebenskonzepten.                                                                                                     Do, 4.6. – 20.00 – SRF 1
Die zwölf porträtierten Schweizerinnen
haben ganz unterschiedliche Hinter­                                                                                                 Langeweile – eine mystische Übung
gründe, decken von der Landwirtschaft            «Junge Macherinnen» ist sowohl in­                                                 Was tun mit dem Gefühl der Lang-
bis zur IT-Branche die ganze Bandbrei­       haltlich wie auch visuell eine Inspira­                                                weile? Die wenigsten sind sich ge-
te der Gesellschaft ab. Und doch haben       tion, die bewegt und andauert.ps                                                      wöhnt, einfach nichts zu tun. Doch
sie etwas gemeinsam: Sie hinterfragen                                                                                               genau darin steckt grosses Potenzial.
Bestehendes und schaffen Innovatives.        «Junge Macherinnen – Interviews mit                                                        So, 7.6. – 8.30 – SRF 2 Kultur
Sie folgen keiner vorgegebenen Spur,         12 Schweizerinnen, die neue Wege gehen»
sondern haben den Mut, etwas Neues           Rachele De Caro (Text)/Paolo De Caro                                                   Aufgrund der aktuellen Lage sind
                                                                                                                                    Programmänderungen möglich. Bitte
zu wagen. Sie sind stark und emotional       (Fotos, Gestaltung). Édition De Caro 2019,
                                                                                                                                    konsultieren Sie zeitnah die Website:
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nicht beeindrucken.                          ISBN 9-783952-510-704

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GOTT UND DIE WELT

Schweiz will weitere Flüchtlinge aufnehmen
Nach dem Eintreffen von 23 minderjährigen Flüchtlingen aus
Griechenland in der Schweiz prüft der Bund weitere Gesuche.

                                                                      Nicht dabei ist ein Flüchtling, für den    den über eine mögliche Aufnahme bis

                                                    Foto: Alamy
                                                                  sich der ehemalige Generalvikar für die        zum Sommer seien im Gange. Das Dub­
                                                                  Innerschweiz, Martin Kopp, engagiert.          lin-Abkommen verpflichtet die Schweiz,
                                                                  Kopp hofft dennoch, dass der Bruder            Flüchtlinge aufzunehmen, die Verwand­
                                                                  eines Afghanen, der bereits in der WG          te im Land haben.
                                                                  «Clubhuus» in Erstfeld lebt, aus einem             «Grundsätzlich begrüssen wir den
                                                                  Lager in Lesbos in die Schweiz kommen          Entscheid, Flüchtlinge aus Griechen­
                                                                  kann. Die Vorbereitungen dazu seien im         land ins Land zu holen», sagt Stefan
                                                                  Gange. «Es tut sich etwas», sagt Kopp. Of­     Gribi, Sprecher von Caritas Schweiz.
                                                                  fensichtlich sei die Schweiz bereit, «noch     Allerdings befänden sich 42 000 Men­
                                                                  viel mehr Flüchtlinge aufzunehmen.»            schen in den Lagern auf griechischen
                                                                      Dies bestätigt auf Anfrage das Staats­     Inseln. «Die Lager sind für weit weniger
                                                                  ekretariat für Migration (SEM). «Die           Menschen konzipiert worden und mas­
                                                                  Schweiz ist bereit, mehr Minderjährige         siv überlastet», so Gribi.
Flüchtlingslager auf Lesbos.                                      mit Verwandten auf unserem Territori­              Angesichts dieser Situation bedeute
                                                                  um aufzunehmen», teilt SEM-Spreche­            die Aufnahme von 23 minderjährigen
In Aussicht gestellt hatte Bundesrätin                            rin Emmanuelle Jaquet von Sur mit. Die         Flüchtlingen keine wirkliche Entlas­-
Karin Keller-Sutter bereits im Februar,                           griechischen Behörden habe man infor­          tung. Gleichzeitig zur Ankündigung der
dass die Schweiz minderjährige Flücht­                            miert, dass sie dem SEM weitere Min­           Schweiz, die 23 jungen Flüchtlinge aufzu­
linge mit Verwandten in der Schweiz                               derjährige melden können. Gegenwär­            nehmen, habe Portugal 500 aufgenom­
aufnehmen würde. Vergangenes Wo­                                  tig würden neue Fälle von unbegleiteten        men. Im Vergleich dazu wirke die Aktion
chenende trafen 23 Kinder und Jugend­                             minderjährigen Antragstellern mit An­          der Schweiz doch sehr bescheiden.
liche im Alter von 10 bis 17 Jahren in der                        gehörigen in der Schweiz bearbeitet.                                                   kath.ch
Schweiz ein.                                                      Gespräche mit den griechischen Behör­

INSERATE

                                                                                           Theologie, die nicht satt macht,
     Jeder braucht ein Bett                                                                sondern hungrig.
   und eine optimale Matratze
                                                                                            In Zürich ab Herbst 2020:

    Mit meiner fundierten Expertise und                                                     M 3: Bibel verstehen / M 4: Gott und Welt verstehen
                                                                                            Informationsabend: Mittwoch, 24. Juni 2020, um 19.00 Uhr
   grossen Erfahrung gelingt guter Schlaf
                                                                                            im Veranstaltungszentrum Paulus Akademie,
                                                                                            Pfingstweidstrasse 28, 8005 Zürich
    Für eine Prüfung Ihrer Bettensituation
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                                                                                            im Veranstaltungszentrum Paulus Akademie,
                                                                                            Pfingstweidstrasse 28, 8005 Zürich
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                                                                                                                                         forum 20 2020    30
30. MAI BIS 12. JUNI

                                                                        – Fastenopfer: www.fastenopfer.ch
 Alle Angaben ohne Gewähr. Beachten Sie                                                                                                      Nach Redaktionsschluss wurde bekannt,
                                                                        – Muttertagsopfer: www.caritas-zuerich.ch
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                                                                        – Für die Arbeit der Kirche in den Medien:
                                                                                                                                             dem 28. Mai wieder zulässt. Über Gottes-
                                                                           www.bischoefe.ch
                                                                                                                                             dienstangebote informieren Sie sich
                                                                        – Für das Priesterseminar St. Luzi in Chur:
Kultur                                                                     www.priesterseminar-chur.ch
                                                                                                                                             bitte direkt bei der jeweiligen Pfarrei –
                                                                                                                                             vorzugsweise auf deren Website.

                                           Foto: Digital Concerts/zvg
                                                                        Seelsorge, Beratung und Hilfe
                                                                        www.zhkath.ch                                                       Gottesdienste

                                                                                                                                            Zürcher Pfarreien
                                                                        Spiritualität
                                                                                                                                            www.forum-pfarrblatt.ch

                                                                        Pfingsten vom Kirchturm
                                                                                                                                            Live aus dem Kloster Einsiedeln
                                                                        Alle Fenster öffnen, um die Geistkraft
                                                                                                                                            www.kloster-einsiedeln.ch/live
                                                                        Gottes einzulassen: Orgelbrausen, Pfingst­
                                                                        bericht und Musik über Lautsprecher
                                                                                                                                            Live aus der Kathedrale St. Gallen
Digital Concerts                                                        vom Kirchturm aus. Lancierung von so­
                                                                                                                                            www.bistumsg-live.ch
Musikerinnen und Musiker der klassi­                                    zialen Projekten. Mit Polizei-Erlaubnis
schen Musikszene spielen aus der ehe­                                   und nach BAG-Regeln.
maligen Chemiefabrik in Uetikon am                                      So, 31.5., 10.20–10.45, Kirche St. Martin,                          TV-/Radio-Gottesdienste
                                                                        Effretikon
See – direkt ins Wohnzimmer
                                                                        www.pfarrei-effretikon.ch                                           Katholischer Pfingstgottesdienst
Jeden Montag, 20.30
                                                                                                                                            So, 31.5., 9.30, ZDF
www.digital-concerts.ch
                                                                        Video-Wallfahrt Einsiedeln
                                                                        Stellvertretend pilgerten drei junge                                Röm.-kath. Radiopredigt
Museen wieder offen
                                                                        Frauen.                                                             So, 31.5./7.6., 10.00, Radio SRF 2 Kultur,
Die ersten Museen öffnen ihre Türen.
                                                                        www.kirche-in-not.ch                                                Musikwelle
Ausstellungen, Öffnungszeiten sowie
weiterhin digitale Angebote:
                                                                        Radiopredigt am Telefon und online                                  Katholischer Pfingstgottesdienst
www.museen-zuerich.ch
                                                                        032 520 40 20                                                       aus St. Gallen Rotmonten
                                                                        www.radiopredigt.ch                                                 So, 31.5., 10.00, SRF 1, Radio SRF 2 Kul­
Reflexionen aus dem Homeoffice
                                                                                                                                            tur, Musikwelle
Fragen zur Zeit in Krisenzeiten – zum
                                                                        Spirituelle Impulse
Nachlesen
                                                                        www.zentrum-spiritualitaet.ch                                       Sonntagslesungen
www.paulusakademie.ch
                                                                                                                                            So, 31.5.: Apg 2,1–11; Kor 12,3b– 7.12–13;
                                                                                                                                            Joh 20,19–23
Soziales                                                                                                                                    So, 7.6.: Ex 34,4b.5–6.8–9; 2 Kor 13,11–13;
                                                                                                                       Foto: Manuela Matt

                                                                                                                                            Joh 3,16–18
Ausbildung Gesprächsführung                                                                                                                 www.bibelwerk.ch
Tel 143 sucht freiwillige Mitarbeitende.
In einem einjährigen Ausbildungskurs
lernen sie eine wertfreie, reflektierte
                                                                                                                                            Seelsorge-Gespräche
und sich selbst wertschätzende Ge­                                                                                                          Bahnhofkirche
sprächsführung.                                                                                                                             Neu wieder offen, mit Schutzkonzept.
Ab Januar 2021: 28 Kursabende, je Di,                                                                                                       Mo – Fr, 7.00 –19.00, Sa/So, 10.00 –16.00
16.00-19.00, dazu vier Tage und drei WE,
8 Telefon-Praktika.
www.143.ch/Mitmachen                                                    Ostergarten endlich offen                                           Gebete und Meditation
                                                                        Die letzten Stationen von Jesus auf                                 Eucharistische Anbetung Liebfrauen
Lebensmittelpakete
                                                                        dieser Erde bis hin zur Auferstehung                                Mo – Fr, 9.00 – 17.20, Krypta
Für Randständige in Zürich können
                                                                        sind im Pfarreizentrum und der Kir­                                 Di, 19.00 – 21.00, Kirche
Lebensmittelpakete in verschiedene
                                                                        che von Dietlikon mit aufwendigen
Kirchen gebracht werden.
www.incontro-verein.ch
                                                                        Dekorationen nachgestellt worden.                                   Abendgebet live aus Taizé
                                                                        Eine Zeitreise – durchs Dunkel ins                                  Täglich 20.30 Singen und Beten.
Kollekten                                                               Licht.                                                              www.taize.fr/de
Ohne Gottesdienste keine Kollekten.                                     2. Juni bis 10. Juli, Führungen in
Institutionen direkt unterstützen:                                      Klein­gruppen nach Anmeldung.                                       Wort zum Sonntag
– Für die Christen im Heiligen Land                                    www.kath-dietlikon.ch                                               Sa, 6.6., 20.00, SRF 1: Veronika Jehle,
   (Karwochenopfer): www.heiligland.ch                                                                                                      röm.-kath. Theologin

                                                                                                                                                                    forum
                                                                                                                                                                    forum 12 2017    31
                                                                                                                                                                          22 2020   
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