Retail-Marktbericht Eine aktuelle Studie von Otto Immobilien - Frühjahr 2019
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Inhalt 01 MA RKT BE DING UNG EN 2 1 .1 S OZ I ODE M O G R A F IS CH E S OW IE Ö KO N OMIS C HE 3 R AHM E NBE DIN G UN G EN 1 . 2 VE RK AU FS FLÄCHEN EN T W ICKLUN G 4 U ND PAS S AN T EN F REQ UEN Z 0 2 A KT UELLE TREND S UND ENT WICK LUNGE N 6 2 .1 AL LGE M E I NE T REN DS 7 2 . 2 HANDE L I M WA N DEL 8 2 .3 S HOPPI NGCEN T ER 13 2 .4 G ASTRONOMIE 13 0 3 DIE WI E NER EINK AUFSTRAS S EN 14 3.1 L AGE N 15 3. 2 M I E TNI VE AU 24 0 4 SH OPPIN GCENTER 26 4.1 STAND ORTE 27 4. 2 M I E TNI VE AU 28 4.3 I NNE RSTÄDTIS CH E CEN T ER 29 4.4 S HOPPI NGCEN T ER IN STA DT R AN DLAG E N 29 U ND AU S S E R H ALB DER STADT 0 5 STA DT E NT W ICK LUNG S G EB IETE 32 0 6 IN VE ST MENTMARK T 36 6.1 TR ANS AKTI ON SVOLUMEN 37 6. 2 RE L E VANTE T R A N SA KT ION EN 38 6.3 RE ND I TE N 39 07 A NSP RE CH PARTNER 40 IMP RE S SUM 44
Sehr geehrte Damen und Herren! Der heimische Retailmarkt ist in einer Umdenkphase. Der stetig wachsende Onlinehandel ist vor allem in B- und C- Lagen eine Herausforderung für den stationären Einzelhandel. Dies erfordert innovative Ideen und eine konstante Weiterent- wicklung. Dies können „Omnichannel“-Konzepte wie „Click & Collect“ sein, die Online-Handel, Vertrieb und stationären Handel kombinieren. Oder auch das sprichwörtliche Einkaufserlebnis der Kunden, das „Retailtainment“, eine gekonnte Mischung aus Retail und Entertainment. Als dritte Säule spielt auch der Servicegedanke eine bedeutende Rolle, welche in Zukunft nicht vernachlässigt werden sollte, da die Ansprüche der Kunden stetig steigen. Es sollten Synergien zwischen Online und Offline geschaffen werden, um sich bestmöglich für zu positionieren. Hier nun weitere Trends und Entwicklungen im kurzen Überblick: ■ Internationale Top-Retailer suchen nur nach Top-Lagen. Die Wiener Innenstadt mit dem „Goldenen H“, zwischen Kärntner Straße, Stephansplatz, Rotenturmstraße, Graben, Kohlmarkt und Tuchlauben ist nach wie vor Österreichs erste Adresse bei internationalen Retailern. Die Spitzenmieten liegen hier bereits bei 600 Euro pro m² und Monat für ausge- suchte Lagen und sind damit weltweit unter den Top 10 bei Geschäftsmieten für Einkaufsstraßen. ■ Die Gastronomie ist mit einem deutlichen Plus gegenüber 2018 im Gegensatz zu anderen Branchen klar auf Expansions- kurs. Vor allem junge und moderne Lokale aus der Soulfood- und Streetfood-Szene sowie „Gastro-Light“-Konzepte konnten sich zuletzt erfolgreich neu etablieren. ■ Nebenlagen verlieren aufgrund des steigenden Wettbewerbes für den klassischen Einzelhandel immer mehr an Bedeutung und können nur noch mit viel Überzeugungskraft sowie nach langer Vermarktung wieder vermietet werden. Dies erfordert auch die Unterstützung der Eigentümer – auch hier sollte eine Bereitschaft zur Modernisierung vorhanden sein. Zahlreiche Start-Ups entwickelten zuletzt aber dafür neue Ideen und alternative Konzepte, wie etwa eine Hotel- nutzung oder Co-Working-Spaces für ehemalige Shopflächen. ■ Die Shopping Center Landschaft steht ebenfalls vor beträchtlichen Herausforderungen, kämpft mit Marktsättigung, teilweise hohen Leerstandsraten und mehrfachem Mieterwechsel. Der Fokus liegt daher deutlich auf dem Refurbishment bzw. der Erweiterung von Shopping Centern, weniger am Neubau. Zudem ist bei den Shopping Center ein klarer Trend zur Etablierung eines Third-Place vorhanden. ■ Größere neue Shopping Center sind aktuell vor allem im Burgenland geplant. Eines davon ist das Perfect Shopping in Neusiedl am See mit einer vermietbaren Fläche von knapp 30.500m². Ein weiteres sehr innovatives Konzept ist das Outdoor Center Parndorf, das neben dem Designer Outlet Center von McArthurGlen errichtet werden soll. Der Branchenmix soll hier mit Spezialanbietern alle Outdoor-Bereiche abdecken, sodass das Outdoor Center Parndorf eine optimale Ergänzung zum lebendigen und florierenden Handelsstandort darstellt. Weitere Informationen rund um die Neugestaltung der Rotenturmstraße, die Auswirkungen des neuen U-Bahnknotenpunk- tes auf der Mariahilfer Straße, interessante Experteninterviews und die neuesten Zahlen, Daten und Entwicklungen finden Sie im vorliegenden Marktbericht. Er wurde in Monate langer Datenerhebung und Marktbeobachtung von unseren Retailex- perten unter der Leitung von Patrick Homm MA sowie Martin Denner BSc als Teamleiter Immobilien Research erstellt. Wir freuen uns, wenn wir Ihnen damit eine profunde Unterstützung für Ihre künftigen unternehmerischen Entscheidungen bieten können. Für zusätzliche Fragen und weiter führende Gespräche stehen wir Ihnen jederzeit gerne persönlich zur Verfügung! Ihr Dr. Eugen Otto, MRICS Geschäftsführer von OTTO IMMOBILIEN eugen@otto.at 1
1.1 Soziodemografische sowie ökonomische Rahmenbedingungen Österreich war 2018 gemessen am BIP pro Kopf unter den Mit einer Kaufkraft von 40.081 Euro pro Jahr können die Top 4 der EU-Länder. Im Jahr 2018 betrug das Finanz- City-Bewohner mehr als doppelt so viel ausgeben wie der vermögen der Österreicher 646 Mrd. Euro, wobei fast 21 % österreichische Bundesdurchschnitt. Unter den Spitzen- (138 Mrd. Euro) davon auf täglich fällige Einlagen entfielen. reitern sind weiters der 13. und der 19. Bezirk. Auch im Umland Wiens befindet sich etwa mit dem Bezirk Mödling Trotz schwacher Konjunktur ist die Konsumlaune der Öster- ein kaufkraftstarker Bezirk. Der Durchschnittswert der reicher gut. 2019 werden die Konsumausgaben der privaten Veränderung beträgt in Österreich (2016–2017) 3,4 %. Haushalte um real 1,6 % zunehmen (unter Berücksichtigung Spitzenreiter der Bundesländer ist Niederösterreich mit der Preiseffekte im Einzelhandel). Mehr als die Hälfte der 3,5 % Veränderung, gefolgt von Salzburg (3,0 %) und zehn kaufkraftstärksten Bezirke Österreichs gehört zu Vorarlberg (3,5 %). Wien. Klarer Spitzenreiter ist dabei die Wiener Innenstadt: Wirtschaftsökonomische Kennzahlen für den Retailbereich 6 5 4 3 2 1 0 -1 -2 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Konsum Inflation Handel © Otto Immobilien GmbH Jahr Konsum Inflation Handel 2012 0,5 2,3 0,9 2013 -0,1 2,3 -0,8 2014 0,3 1,9 2,9 2015 0,5 1,7 3,1 2016 1,4 1,5 2,1 2017 1,4 2,2 4,9 2018 1,6 1,9 5,1 2019* 1,7 1,7 3,1 Quellen: Statistik Austria, WIFO, OENB, RegioData Research, WKO Statistik, WKO-Prognose März 2019 © Otto Immobilien GmbH 3
1.2 Verkaufsflächenentwicklung und Passantenfrequenz Die Entwicklung der Verkaufsfläche erweist sich in den ging die Verkaufsfläche jedes Jahr deutlich zurück (im Jahr vergangenen Jahren generell als sehr konstant. Von 2007 2015 bis zu 270.000 m²). Dieser Rückgang der Verkaufs- bis 2012 konnte ein stetiger Zuwachs beobachtet werden, flächen wurde aber 2017 gestoppt. Mit Stand 2017 sind der ab 2012 gestoppt wurde. In den Jahren 2013 bis 2016 derzeit 13,70 Mio. m² Verkaufsfläche vorhanden. Entwicklung Verkaufsfläche in Mio. m2 2007-2017 15 14,5 14 13,5 13 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Mio. m2 Verkaufsfläche | Quelle: KMU Forschung © Otto Immobilien GmbH Veränderung Verkaufsfläche in tausend m2 2007-2017 150 100 50 0 -50 -100 -150 -200 -250 -300 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Tausend m2 Verkaufsfläche | Quelle: KMU Forschung © Otto Immobilien GmbH 4
Die Passantenfrequenzen in den Wiener Einkaufsstraßen Graben und Kohlmarkt sind mit einer Steigerungunsrate haben sich im Jahr 2018 durchwegs positiv entwickelt. Die von 11 % bzw. 12 % bzw. deutlich dahinter. Außerhalb des durchschnittliche Steigerungsrate betrug von 2016 auf Zentrum sind vor allem die Hietzinger Hauptstraße, die 2018 rund 4,3 %. Die stärkste Steigerung in der Innenstadt Simmeringer Hauptstraße sowie die Währinger Straße mit war in der in der Rotenturmstraße mit 24 % zu beobachten. Steierungsraten von bis zu 29 % aufgefallen. Passantenfrequenz Samstag Vergleich 2016/2018 Alser Straße Brünner Straße Favoritenstraße 107/126 Favoritenstraße 63/78 Favoritenstraße 93/108 Graben +11 % Hernalser Hauptstraße Hietzinger Hauptstraße Josefstädter Straße Kärntner Straße +6 % Kohlmarkt +12 % Landstraßer Hauptstraße 101/102 Landstraßer Hauptstraße 2C/3 Landstraßer Hauptstraße 39/40 Lerchenfelder Straße Mariahilfer Straße 117/118 +3 % Mariahilfer Straße 136/137 +3 % Mariahilfer Straße 36/47 -9 % Mariahilfer Straße 7/10 +12 % Mariahilfer Straße 80/85 +12 % Meidlinger Hauptstraße 19/20-22 Meidlinger Hauptstraße 71/80 Neubaugasse Reinprechtsdorfer Straße Rotenturmstraße +24 % Simmeringer Hauptstraße Thaliastraße Währinger Straße Wollzeile 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 2018 2016 Quelle: Passantenzählungen 2018; WKO, Stadt Wien | © Otto Immobilien GmbH 5
2.1 Allgemeine Trends Wenn man nach dem Trend im Einzelhandel gefragt wird, angepasst. Einige Geschäfte wirken somit eher wie ein erhält man in den meisten Fällen die Antwort, dass die Showroom und der Fokus des Kunden wird somit direkt auf Digitalisierung zum größten Wandel beiträgt. Dicht gefolgt eine ausgewählte Anzahl an Produkten gelenkt. Dadurch von der Antwort, dass zusätzliche Erlebnisse geschaffen steigen die Aufmerksamkeit sowie die Beratungsqualität, werden müssen und dass die Servicequalität wieder an und der Servicegedanke kann weiter ausgebaut werden. Bedeutung gewinnt. Auch das Thema Click & Collect wird in Zukunft sicherlich ausgeweitet werden, sodass die Kunden sehr schnell ihre Diese Statements können wir durchaus unterstreichen, da Waren erhalten und sogar rund um die Uhr an Stationen im der reine Verkauf von Produkten nicht mehr ausreicht. Es bzw. um den Shop abholen können. muss ein Mehrwert angeboten werden, und dies idealer- weise in Form von Erlebnissen, Servicequalität und Wohl- In diesem Zusammenhang ist auch der Trend erkennbar, fühl-Atmosphäre. Das Ziel muss es sein, einen Third-Place dass Onlinehändler sich stationär orientieren. Der Fokus neben dem Zuhause und dem Arbeitsplatz zu schaffen. liegt somit nicht nur darauf, digital zu sein, sondern dem Kunden einen aktiven Nutzen aufzuzeigen und den Einkauf Einige Einzelhändler haben diesen Trend schon erkannt, bestmöglich zu erleichtern – es sollen Zeit und Nerven und folglich wird auch der Ladenbau entsprechend gespart werden. Anzahl der expandierenden Vertrieblinien Österreich Bekleidung Systemgastronomie Lebensmittel Schuhe und Leder Drogerie und Parfümerie Sport Möbel und Heimtextilien Elektro/Computer/Telekom Uhren und Schmuck Friseur 20 40 60 80 100 120 140 Vertriebslinien Österreich | Quelle: RegioData © Otto Immobilien GmbH 7
2.2 Handel im Wandel Da die Konkurrenz immer größer wird, der Onlinehandel immer weiter zunimmt und auch die gewünschten Flächen immer schwieriger zu bekommen sind, setzen Retailer auf Innovation und neue Wege. Das Stichwort dazu lautet Retailtainment, also eine Unser Fokus liegt nicht mehr auf quantitativer, sonder Mischung aus Retail und Entertainment. Unterhaltung und auf qualitativer Expansion, sprich: alte Filialen werden das besondere Erlebnis für die Konsumenten stehen dabei sukzessive erneuert bzw. durch attraktivere Standorte er- im Vordergrund. Insbesondere Shoppingcenter und Ein- setzt. Unsere Expansionspolitik baut also auf qualita- kaufsstraßen müssen sich auf diesen Trend einstellen. tivem Wachstum auf, wir prüfen unser Portfolio genau und In Zusammenhang damit wächst auch wieder der Anspruch verfolgen weiter den eingeschlagenen Weg, auf bestehen- der Konsumenten an das Service. Während beim Online- der Fläche zu wachsen. Hinzu kommt, dass Österreich bis handel alles auf Bequemlichkeit und schnelle Umsetz- 2030 rund 9,4 Millionen Einwohner haben wird. Vor allem barkeit abzielt, wollen sich Konsumenten beim Einkaufen die Städte wachsen – das ist bei der Expansionsstrategie in den Stores mehr Zeit nehmen, um das Produkt und die zu berücksichtigen. Wir müssen also heute schon an die Marke dahinter besser kennenzulernen. Besonders wichtig Lösungen von morgen denken. dabei ist die Verbindung von Mehrwert für die Kunden mit entsprechenden Emotionen. Um dieses Ziel zu erreichen, Welche Veränderungen bzw. Herausforderungen sehen entwickeln die Retailer verschiedenste Konzepte von Sie aktuell bei der Anmietung neuer Flächen, insbeson- familienfreundlichen bis zu technologiebasierten dere in Bezug auf die Vertragslaufzeiten, die Mietni- Lösungen. Konzepte wie Click & Collect, die den Online- veaus, Flächenzuschnitt etc.? handel mit dem stationären Einzelhandel verbinden, sind sehr beliebt. Diese und viele weitere Omnichannel-Formen Es gibt immer weniger gute Geschäftsflächen, die unseren werden auch künftig unumgänglich, wenn es darum geht, Anforderungen entsprechen und/oder aus raumordnungs- Kunden und Kundenzufriedenheit zu gewinnen, da dem rechtlichen Gründen umgesetzt werden können. Um die Konsumenten in jedem Fall ein Mehrwert beim Einkaufen wenigen gut geeigneten Standorte gibt es oft einen harten geboten werden muss. Wettbewerb, der naturgemäß Auswirkungen auf die Miete und die sonstigen vertraglichen Parameter hat. Herr Wasserburger aus dem Führungskreis von REWE gibt uns im Anschluss direkte Einblicke in die Sichtweise eines Welche maßgeblichen Trends sehen Sie auf dem des wichtigsten und größten Nahversorgers. Lebensmittelmarkt in den nächsten zehn Jahren auf Sie zukommen und welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung? Im stationären Handel ist Digitalisierung schon jetzt spür- bar, zum Beispiel durch digitale Preisauszeichnung, Self-Checkout-Kassen oder über unsere Serviceleistungen wie Click & Collect bei Billa und Bipa. Hierbei können die Produkte online bestellt und bequem und einfach öster- INTERVIEW reichweit in 60 Click-&-Collect-Filialen abgeholt werden. Dieter Wasserburger Aufgrund der hohen Filialdichte im Lebensmittelhandel in Direktor Immobilien/Konzern-Expansion Österreich und der emotionalen Bindung des Kunden zum Rewe International Einkauf von Lebensmitteln ist der Onlinehandel hierzulande noch nicht so fortgeschritten wie andernorts. Zudem ist Nach wie vor investiert die Rewe-Gruppe kräftig in die die Zulieferung von frischen Lebensmitteln natürlich auf- Modernisierung des Filialnetzes und ist stetig auf der wendiger als jene im Textil- oder Buchhandel, da die Kühl- Suche nach neuen Standorten. Kann man hier bereits kette stets eingehalten werden muss. von einem Verdrängungswettbewerb sprechen oder ist der Bedarf nach wie vor ungebrochen? 8
Im vergangenen Jahr wuchs der Billa-Online-Shop um Der steigende Druck auf den stationären Einzelhandel 25,5 Prozent und macht ihn somit zur größten BILLA- bringt auch das Thema der Sonntagsöffnungszeiten immer Filiale Österreichs. Der Onlinehandel der Rewe-Marke wieder ins Spiel. Besonders für High Streets und gelebte Merkur wurde hingegen eingestellt. Wie sieht die zu- Handelsagglomerationen ist der Sonntag von hohem Inter- künftige Entwicklung der Onlinepräsenz der Rewe- esse. Hierzu zählen nach wie vor die Tourismuszonen im Group aus? 1. Wiener Gemeindebezirk, die innere Mariahilfer Straße, sowie die umliegenden Bereiche des Schloss Schönbrunn. Unser Fokus im Onlinehandel liegt klar auf Billa. Für uns Zuletzt wurde die Problematik auch von der Shopping Cen- war es wichtig, diese Bereiche unter der Marke Billa zu- ter Vereinigung ACSC aufgegriffen und erneut diskutiert. sammenzuführen und somit Synergien zu heben, denn Künftig wird sich ebenso die Politik mit diesem Thema gerade im Onlinehandel geht es um maximale Effektivität auseinandersetzen müssen. und Agilität. Im Mittelpunkt all dieser Überlegungen und Handlungen steht für uns der Kunde, dem wir online und in Der österreichische Handelsverband arbeitet aktiv daran, den Filialen ein optimales Einkaufserlebnis bieten möchten. die Situation für die Retailer zu verbessern und setzt sich Im Billa-Onlineshop können Kundinnen und Kunden – besonders stark für die Interessen der Handelstreibenden äquivalent zu ihrem Einkauf in einer klassischen Billa- im 1. Bezirk ein. Besonders der Kampf gegen Preisdumping Filiale – aus mehr als 8.000 Produkten wählen. und Handelsriesen wie Amazon zur Stärkung des heimi- schen Einzelhandels ist in letzter Zeit im Gespräch. Seit Jahreswechsel bietet Amazon mit seiner Bio- Marke Whole Foods Lebensmittel in Deutschland an. Im Anschluss spricht auch Herr Ing. Mag. Rainer Will, der Könnte dies der Start für ein weitaus größeres zukünfti- Geschäftsführer des Handelsverbandes, über seine Ein- ges Engagement im Online-Lebensmittelhandel sein? schätzung und die Möglichkeiten zur Optimierung des Handels. Unsere Handelsfirma Billa war der erste Lebensmittel- händler in Österreich, der auf Online-Lebensmittelhandel gesetzt hat, und bietet diesen Service heute österreichweit an. Wir haben 2017 für die immer größer werdende Anzahl an Onlinebestellungen ein Food Fulfillment Center in Wien eröffnet. Auf mehr als 7.000 m² ist das Lager für den Billa-Onlineshop ein wesentlicher Schritt in Richtung digi- taler und individueller Versorgung heimischer Haushalte. → Fazit → Qualitatives Wachstum steht im Mittelpunkt der Expansionsstrategie →Vermehrt stellt die Einschränkung der Raumordnung die größte Hürde bei der Expansion dar → Die Vernetzung des stationären mit dem Online- Handel mittels innovativen Lösungen steht derzeit im Fokus 9
Läden in Einkaufsstraßen und klassischen Märkten. Die Fläche punktet mit persönlichem Kontakt. Im Mode- und Lebensmittelhandel spielt auch das Haptische eine wich- tige Rolle. Hinzu kommt ein steigendes Bedürfnis der Verbraucher nach kollektiven Einkaufserlebnissen mit Eventcharakter. Für die Händler ist das eine gewaltige Chance. Aktionstage wie Black Friday oder Woman Day sind der wahrgewordene Traum aller Schnäppchenjäger. INTERVIEW Natürlich werden Geschäfte in B- und C-Lagen zunehmend Ing. Mag. Rainer Will durch Webshops ersetzt. Handel findet immer dort statt, wo Geschäftsführer Handelsverband die Menschen sind. Nur muss die Politik auch dafür sorgen, dass die Steuern dort eingehoben werden, wo die Konsu- Wie schätzen Sie die derzeitige Stimmung unter den menten sitzen. Daher ist der allerwichtigste Schritt zur heimischen Einzelhändlern hinsichtlich der zukünftigen Stärkung des stationären heimischen Handels die Schaf- Entwicklung des stationären Einzelhandels ein? Mit fung fairer Spielregeln, an die sich auch Amazon halten welchen Chancen bzw. Risiken müssen sich diese in muss. den nächsten Jahren auseinandersetzen? Omnichannel ist keine Einbahnstraße, das zeigt die Österreich zählt in Europa zu den Ländern mit der höchsten aktuelle Entwicklung vieler Onlinehändler, die derzeit Verkaufsflächendichte pro Kopf, allerdings ist die Zahl der auf der Suche nach weiteren stationären Geschäfts- Geschäfte in den vergangenen zehn Jahren um 10.000 flächen in den Innenstädten sind. In Deutschland drän- gesunken. Wir erleben also eine massive Verschiebung gen neben Zalando.de auch Amazon, Notebooksbilliger. Richtung Online- und Mobileshopping. Viele heimische de und MyToys.de in die Innenstädte. Derzeit sieht Einzelhändler stellen sich die Frage, ob ihr stationäres diese Entwicklung in Österreich noch etwas ver- Geschäftsmodell noch attraktiv und nachhaltig ist. haltener aus. Mit alza.at, cyberport.at und home24.at Die Antwort sehen sie in der Digitalisierung der Fläche haben sich jedoch bereits einige Onlinehändler vor- und in der strategischen Verknüpfung von Onlineshopping gewagt und in Österreich physisch niedergelassen. und Filiale – Stichwort Connected Retail. Wie sehen Sie diesen Trend? Gehen Sie davon aus, dass in Zukunft jeder Onlinehändler auch offline Dafür braucht es Investitionen in Prozesse, IT-Systeme, vertreten sein muss? in die Datenqualität und in gute Mitarbeiter, die diese entwickeln und nutzen können. In Zukunft wird der Handel Der Handel wird gerade neu vermessen. Digital Champions von Unternehmen dominiert werden, die dem Kunden ein wie Amazon oder Zalando haben erkannt, dass E-Com- kanalübergreifendes Einkaufserlebnis bieten können. merce den stationären Handel nicht ersetzt, sondern Andererseits werden viele Händler ohne attraktive Omni- ergänzt. Online ist die Marktkonzentration gewaltig, das channel-Lösung die nächsten fünf Jahre möglicherweise wissen wir. Amazon hat sich einen Großteil des Geschäfts nicht überleben. im Netz gesichert und kaum ein Händler kommt noch am Amazon-Marktplatz vorbei. Aber das Gros der Umsätze – In den vergangenen Jahren konnte man beobachten, rund 90 Prozent – wird bei uns immer noch auf der Fläche dass sich viele Einzelhändler immer intensiver mit der erwirtschaftet. In den USA hat Jeff Bezos innerhalb von 20 Standortwahl beschäftigen, um Fehler der Vergangen- Jahren den stationären Buchhandel ruiniert, jetzt errichtet heit nicht zu wiederholen. Dies wirkt sich vor allem er in den Innenstädten eigene Amazon-Buchläden. Vor dahingehend aus, dass die Nachfrage nach Prime- einem Jahr wurde in Seattle mit Amazon Go der erste Lagen zugenommen hat und jene nach Nebenlagen kassenlose Supermarkt eröffnet, bis 2021 sollen rund 3.000 stetig abnimmt. Wie sehen Sie die derzeitige Entwick- weitere folgen. Auch in Wien eröffnen viele Onlinehändler lung der Nebenlagen und welche Konzepte könnten eigene Showrooms. Dennoch gilt: So, wie nicht jeder statio- diese Chance nutzen, sich stationär niederzulassen? näre Händler zwangsläufig einen Webshop braucht, muss nicht jeder Onlinehändler ein Ladengeschäft haben. Das ist Den einen „stationären Handel“ gibt es nicht. Wir haben immer eine Kosten-Nutzen-Frage und nur bei entsprechen- viele verschiedene Formen, die teils gut, teils weniger gut dem „product-fit“ sinnvoll. funktionieren. Aktuell sind Shoppingcenter die beliebtesten Einkaufsorte der Österreicher, gefolgt von Webshops, 10
Ein Großteil der durch Onlinehandel generierten Wert- Amazon-Marktplatz überprüft werden. Unser Ziel ist ein schöpfung fließt derzeit ins Ausland und kommt nicht fairer Wettbewerb, also FairCommerce –, durch eine strikte bei den heimischen Händlern an. Wie kann der Konsu- Trennung der beiden Funktionsbereiche, in denen Amazon ment sichergehen, dass er diese Entwicklung nicht einerseits als Online-Einzelhändler fungiert und anderer- weiter unterstützt, und mit welchen Maßnahmen seits als Marktplatz. Darüber hinaus fordern wir ein nationa- konnte sich der heimische Handel bisher zur Wehr les Marktplatz-Infrastrukturgesetz, um monopolartige setzen? Online-Vermittlungsdienste künftig besser regulieren zu können. Die monopolartige Entwicklung im E-Commerce hat ver- heerende Auswirkungen auf die österreichische Volkswirt- schaft, für den Handel und mittelfristig für alle 600.000 Handelsbeschäftigten. Mittlerweile fließen fast 60 Prozent → Fazit aller Onlineumsätze ins Ausland ab. Damit finanziert der österreichische Konsument rund 20.000 Arbeitsplätze im → Der Trend lässt klar erkennen, dass eine Vernetzung Ausland, was den heimischen Handel als flächendecken- von Online und Offline nicht nur ein Können ist, den Nahversorger massiv unter Druck bringt. Und dies, sondern vielmehr ein Müssen. Heutzutage muss man obwohl acht von zehn Konsumenten angeben, bei gleichem sich intensiv mit den aktuellen Entwicklungen befassen, Preis, Service und Leistung lieber in einem heimischen um langfristig wettbewerbsfähig zu sein. Shop einkaufen zu wollen. Viele Verbraucher wissen jedoch einfach nicht, ob sie bei einem österreichischen oder inter- nationalen Händler einkaufen. Ausländische Webshops sind in der Regel gut lokalisiert in Sachen Sprache und Bildwelten. Insbesondere bei Bestellungen in China be- merkt der Onlinekäufer den Ursprung seiner Ware erst dann, wenn der Zoll anklopft oder die Ware zu retournieren ist. Daher hat der Handelsverband das Siegel „Öster- reichischer Händler“ geschaffen. Die Konsumenten er- kennen so auf einen Blick, ob sie wirklich bei einem heimischen Händler bzw. Webshop einkaufen. Derzeit sorgt der Onlineriese Amazon für Aufsehen im Onlinehandel, weil er in Kritik steht, mit seinem Web- shop und Marktplatz eine Doppelrolle einzunehmen. Dies hat zur Folge, dass Amazon theoretisch auf alle Daten der gelisteten Händler Zugriff hat und so die eigenen Waren unter deren Preisen anbieten könnte. Auch wird die Abhängigkeit der einzelnen Webshops von Amazon stark kritisiert. Was wird in diesem Zu- sammenhang unter FairCommerce verstanden? Amazon verfügt als größter Onlinemarktplatz nicht nur über die Kundendaten von 93 Prozent aller heimischen Online- shopper, sondern kann auch die Daten der gelisteten Händler einsehen, deren Preise unterbieten und langfristig das gesamte Geschäft an sich binden. All das läuft gänzlich an der österreichischen Volkswirtschaft vorbei. Daher haben wir als erste Organisation eine Beschwerde bei der Bundeswettbewerbsbehörde eingelegt. Konkret sollen fragwürdige Geschäftsbedingungen und Verhaltens- weisen gegenüber den heimischen Händlern auf dem 11
12
2.3 Shoppingcenter Die Shoppingcenter-Landschaft steht vor zahlreichen optimale Ergänzung zum lebendigen und florierenden und beträchtlichen Herausforderungen, beispielsweise der Handelsstandort darstellt. Marktsättigung, der stagnierenden Entwicklung, hohen Leerstandsraten, mehrfachen Mieterwechseln und wach- Der Fokus liegt aktuell eher auf dem Refurbishment bzw. sender Konkurrenz durch den Onlinehandel. Hinzu kommt, der Erweiterung von Shoppingcentern. Dabei spielt auch dass die Renditen im Bereich der Shoppingcenter dadurch der vergleichsweise noch geringe Gastronomieanteil eine enorm unter Druck stehen. Besonders stabil entwickeln bedeutende Rolle. Weitere Faktoren, die bei der Neuposi- sich derzeit die skandinavischen Länder, die die höchste tionierung berücksichtigt werden müssen, sind das Enter- Shoppingcenter-Dichte je Einwohner in Europa aufweisen. tainmentangebot, der Servicegedanke, die Verbindung Dies liegt besonders an der regionalen Beschaffenheit und zwischen Online und Offline sowie der Dienstleistungs- den klimatischen Bedingungen. gedanke. Folglich müssen sich die Shoppingcenter zum „Third Place“ entwickeln, sodass sie nachhaltig auf dem Österreich befindet sich mit einer Verkaufsfläche von ca. Markt bestehen können. 340 m² pro Einwohner auf dem 11. Platz bei der Abdeckung von Shoppingcentern. Deutschland weist im Vergleich zu Tendenziell kann man behaupten, dass neue Handels- Österreich eine um 50 % geringere Dichte an Shopping- flächen momentan fast ausschließlich in Zusammenhang centern auf. In Österreich liegt der Fokus somit deutlich mit neuen Büro- oder Wohnprojektentwicklungen entste- auf den bestehenden Centern und weniger auf dem hen. Projekte wie das Icon am Hauptbahnhof, der Austria Neubau. Derzeit sind nur wenige größere Shoppingcenter Campus, das Nordbahnviertel oder das Viertel Zwei im in Planung. Eines der größten geplanten Projekte ist das 2. Bezirk, aber auch immer wieder Lebensmittelmärkte, die Perfect Shopping Neusee in Neusiedl am See mit einer ausschließlich mit der Genehmigung von Wohnbau einher- vermietbaren Fläche von knapp 30.500 m². Ein weiteres gehen, sind nur ein paar Richtungsweiser in diesem Sinne. sehr innovatives Konzept ist das Outdoor Center Parndorf, das neben dem Designer-Outlet-Center von McArthurGlen Auch die Retailer gehen bei der Auswahl von potenziellen errichtet werden soll. Dabei soll der Fokus auf einem neuen Standorten selektiver vor und bevorzugen absolute hochwertigen Shoppingvergnügen liegen. Der Branchen- Top-Lagen – auch in Shoppingcentern. Aus diesem Grund mix soll mit Spezialanbietern alle Outdoor-Bereiche wird die Anmietung neuer Flächen intensiver geprüft und abdecken, sodass das Outdoor Center Parndorf eine nimmt somit auch mehr Zeit in Anspruch. 2.4 Gastronomie Während manch andere Branchen sich rückläufig verhalten, david und 12 Karma Food, die sich besonders auf das ist die Gastronomie eine der expansivsten der vergange- Mittagsgeschäft in Office-Nähe spezialisiert haben und nen Jahre. Mit einem Plus von knapp 80% der expandie- dementsprechend expandieren. Auch ganz neue Konzepte renden Vertriebslinien im Verlgeich zu 2016 wird besonders wie Honu oder Wiki Wiki Poke setzen auf eine ähnliche von der Systemgastronomie ein Zeichen gesetzt, dass Strategie. noch genügend Marktpotenzial verhanden ist. Ein guter Lieferservice-Partner ist von entscheidender Dem Trend und den Standorten entsprechend, bilden sich Bedeutung für alle Arten von Gastronomen. Unternehmen, auch immer mehr „Gastro-Light“-Konzepte, die nicht an die die nicht in direkter Frequenzlage liegen, können damit ihre Abluft-Vorschriften gebunden sind und somit auch unkon- Bekanntheit ausbauen und auch Umsatz steigern. Einige ventionellere Standorte bespielen können. der Unternehmen, beispielsweise Domino’s Pizza, bauen ihr Geschäft auch großteils auf den Lieferservice Junge und moderne Konzepte sowohl aus der Soulfood- auf und übernehmen diesen selbst. als auch aus der Streetfood-Szene können sich auf diese Art ebenfalls etablieren. Dabei liegen besonders Büro- Doch auch die stationäre Gastronomie expandiert fleißig standorte und Stadtentwicklungsgebiete im Fokus. Gerade weiter. Die geplanten Markteintritte innovativer Burger- bei diesen herrscht auch eine große, oft unterschätze konzepte und diversen Steakhäusern zeigen, dass der Nachfrage. Beispiele dafür sind Max & Benito sowie dean & Markt für gutes Essen noch lange nicht erschöpft ist. 13
03 Die Wiener Einkaufs- straßen
3.1 Lagen Wiener Innenstadt Nach wie vor zählt das Goldene H – Kärntner Straße, Für derzeit viel Diskussionsstoff in der Wiener Lokalpolitik Stephansplatz, Rotenturmstraße, Graben, Kohlmarkt, sorgt die geplante Umgestaltung der Rotenturmstraße in Anfang der Tuchlauben sowie Bognergasse – zu den top eine Flanier- und Begegnungszone, die im Laufe des Jah- innerstädtischen High-Street-City-Lagen Wiens. Die Nach- res 2019 Schritt für Schritt umgesetzt werden wird. In Zu- frage ist in diesem Bereich ungebrochen hoch, was sich in sammenarbeit von Stadt Wien und privaten Investoren wird den hohen Mietpreisen für Erdgeschoßflächen von 100 bis sowohl seit Februar die technische Infrastruktur (Gas, Was- 600 Euro pro m² und Monat widerspiegelt. Aufgrund des ser, Strom etc.) auf den neuesten Stand gebracht als auch begrenzten Flächenangebots und der internationalen Be- von Juni bis November eine neue Oberfläche (Pflasterung, kanntheit des Kohlmarktes zählen die Mietpreise pro m² Bäume, Barrierefreiheit etc.) hergestellt. Hier gehen die hier sogar weltweit zu den Top 10, die auf Einkaufsstraßen Meinungen der Einzelhändler zu den neuen Pläne deutlich erzielt werden. auseinander. Einige positive Veränderungen gab es vor allem auf der Doch nicht nur die Rotenturmstraße, sondern auch die Kärntner Straße, die dank den Konzepten Roeckl, & Other aktuelle, immer prekärer werdende Parkplatzsituation im Stories, Pandora sowie dem neuen Flagship-Store von Zentrum Wiens führt bei den dort ansässigen Handels- Huawei weitere internationale Marken gewinnen konnte. unternehmen zu steigendem Unmut. Auch das Thema Auch kam es zu Anmietungen durch Kusmi Tea, Cheese & Sicherheit spielt eine immer wichtigere Rolle. More sowie einer Umsiedelung der Kosmetikkette L´Occitane in die ehemalige T-Mobile Eck-Geschäftsfläche. Auch wird durch den Verkauf des Zinshauses Kärntner Straße 12 an zwei Immobilieninvestoren zeitnah mit einer Revitalisierung der Erdgeschoßzone gerechnet. Für eine Belebung der ruhigen Seitzergasse im Goldenen Quartier könnte dem Eigentümer mit der Gewinnung des Schwarzen-Kameel-Eigentümers Peter Fiese ein genialer INTERVIEW Schachzug gelungen sein. Dieser beabsichtigt, gemeinsam MMag. Markus Figl mit der Aperitivo-Marke Campari im ehemaligen Asia- Bezirksvorsteher des 1. Bezirks Luxuslokal AI ein neues Konzept im Art-nouveau-Stil umzu- setzen, für welches bereits im Herbst 2019 die Eröffnung Die derzeit wohl am meisten diskutierte Einkaufs- geplant ist. straße des 1. Wiener Gemeindebezirks ist die Roten- turmstraße. Wie sehen Sie die Umsetzung der geplan- Zu einer verkehrstechnischen Einschränkung für mehrere ten Begegnungszonen, die bereits mit Herbst 2019 Jahre wird es aufgrund des Tiefgaragenbaus am Neuen fertiggestellt werden sollen? Werden der Handel und Markt kommen. Diese Sperre wird vor allem auf die Erreich- der 1. Bezirk Ihrer Meinung nach von der Umgestaltung barkeit der Nebenlagen des Grabens Auswirkung haben. profitieren? Wie sehen Sie Begegnungszonen generell? Insbesondere werden dies Einzelhändler in der Seiler- gasse, Spiegelgasse, Bräunerstraße sowie Habsburger- Unsere Vision ist eine bewohnte und belebte Innere Stadt. gasse deutlich zu spüren bekommen, die bisher zu den Funktionierende Einkaufsstraßen, wie die Rotenturmstraße, besten Nebenlagen der Innenstadt zählten. sind ein wichtiger Bestandteil davon, daher muss man mit ihnen sorgsam umgehen. Begegnungszonen sind kein Der Aufwärtstrend der Rotenturmstraße der vergangenen Allheilmittel. Es gibt kein Patentrezept für alle Straßen. Jahre konnte sich 2018 fortsetzen und hält nach wie vor an. Bevor man eine Straße umgestalten möchte, gilt es, in Vor allem dank den neuen Anmietungen von Le Burger, einem Bürgerbeteiligungsverfahren die Probleme, Wünsche Dunkin‘ Donuts, dem ersten Baumkuchen-Hersteller Wiens und Anliegen der Betroffenen zu erheben und auf Basis namens Hefi sowie dem CBD Shop & Bar Hemp Box cafe dieser Studie die sachlich beste Lösung zu erarbeiten. bietet sie nun ein noch diversifizierteres Angebot. Im Das hätte man auch bei der Rotenturmstraße machen sol- Frühling 2019 ist mit dem innovativen Burrito-Konzept Max len. Es steht außer Fragen, dass es dort Handlungsbedarf & Benito ein weiterer hipper Gastronomiebetrieb in gibt. Aber das darf nicht über das Knie gebrochen werden, der Rotenturmstraße eingezogen. wie Maria Vassilakou das derzeit leider mit ihrem Projekt 15
16
tut. Es ist zu befürchten, dass davon weder die derzeit die Sicherheitslage auf Wiens Einkaufsstraßen Bewohner noch der Handel profitieren werden – etwa ein und welche Maßnahmen werden noch unternom- wegen der massiven Reduktion der Stellplätze. men, um Passanten ein sicheres Gefühl zu geben? Durch die Umgestaltung der Rotenturmstraße befürch- Die Sicherheitsbehörden halten immer wieder fest, dass ten derzeit viele Gewerbetreibende der Wollzeile eine Wien eine der sichersten Städte der Welt ist. Die Innere Abwanderung ihrer Kundschaft in die zukünftig even- Stadt hat aufgrund der hohen Konzentration an Fußgän- tuell ansprechendere Rotenturmstraße. Was denken gern – insbesondere in den Einkaufsstraßen – eine be- Sie, wie könnte man allgemein Einkaufsstraßen in sondere Situation. Die zuständigen Behörden – Polizei und Nebenlagen attraktivieren, um wieder Leben auf die Magistratsdirektion – müssen daher besonders sorgsam Straßen zu bringen? sein. Es braucht Konzepte, die die objektive Sicherheit und das subjektive Sicherheitsgefühl auf einen Nenner bringen, Die Menschen kommen wegen der Einzigartigkeit der ohne den Menschen das Gefühl der andauernden Bedro- Geschäfte einer Straße. Es sind vor allem die kleinen, hung zu geben. traditionelle Geschäfte, die das attraktive Flair einer Straße wie der Wollzeile ausmachen. Das wollen wir unterstützen. Die Verkehrsberuhigung der Herrengasse wurde aus Daher freut es uns, wenn sich in der Umgebung, etwa im privater Hand finanziert. Wie sehen Sie die Umgestal- alten Handelsgericht oder in der Akademie der Wissen- tung des öffentlichen Raumes durch Privatpersonen? schaften, etwas tut. Die Innere Stadt lebt und ist nicht nur Welche Schritte setzt der Bezirk zur Unterstützung historische Kulisse. Wir sind die Visitenkarte Wiens! oder Zusammenarbeit mit solchen Personen? Maßnahmen wie die Bildung von Einkaufsstraßenvereinen und das Herausstellen von Besonderheiten unterstützen Grundsätzlich ist das Engagement von Privaten für die das. Die immer gleichen großen Ketten machen den Bezirk Allgemeinheit zu begrüßen. Damit geht aber eine große nicht attraktiv, sondern verwechselbar. Verantwortung der Privaten einher. Klar ist: Die gewählten Vertreter müssen die finalen Entscheidungen über Um- Derzeit befürchten viele Einzelhändler einen Mangel an gestaltungen im öffentlichen Raum treffen. Unser Ziel ist Parkmöglichkeiten für ihre Kunden durch die Öffnung eine gute Zusammenarbeit mit einem gemeinsamen Ver- der Anrainerparkplätze für alle Gewerbetreibenden, antwortungsverständnis. Dafür gibt es klare Prozesse. So was eine Verdrängung der Anrainer auf die umliegen- sollten in derartige Überlegungen möglichst frühzeitig die den Parkplätze zur Folge hätte. Wie prekär schätzen Sie zuständigen Ausschüsse und Kommissionen der Bezirks- derzeit die Parkplatzsituation im 1. Wiener Gemeinde- vertretung eingebunden werden. bezirk ein? Da müssen sich die Händler bei der Vizebürgermeisterin bedanken. Denn es dürfen nicht nur die viel erwähnten Handwerker und Lieferanten künftig dort parken. Die Öff- nung gilt für eine Vielzahl von Unternehmern. Für die Innere Stadt haben mehr als 20.000 Unternehmer aus allen 23 Bezirken diese Berechtigung. Zudem wird die Verordnung → Fazit der Stadt – dem Gutachten des renommierten Verfas- sungsrechtsexperten Bernhard Raschauer folgend – vor → Begegnungszonen sind kein Allerheilmittel, sondern Gericht nicht halten. Es ist ein unglaublicher Pallawatsch. die Bedürfnisse aller Beteiligten müssen berücksichtigt Ich habe immer die klare Linie vertreten, dass die Bewoh- werden nerparkplätze weiter bestehen müssen. Das entspricht → Jede Einkaufsstraße der Innenstadt hat Ihre eigenen dem Auftrag aus der Bürgerbefragung, der mit einem Ab- Vorzüge stimmungsergebnis von mehr als 92 Prozent eindeutig ist. → Parkplatzmangel ist nach wie vor ein Problem Dennoch wird von verschiedenen Seiten absichtlich Chaos und Unsicherheit verbreitet. Damit wir Rechtssicherheit → Wien zählt zu den sichersten Städten weltweit bekommen, sind wir zur Volksanwaltschaft gegangen und → Eine Zusammenarbeit mit privaten Investoren zur beschreiten den Weg zum Verfassungsgerichtshof. Umgestaltung öffentlichen Raums ist grundsätzlich zu begrüßen. Die finale Entscheidung muss jedoch von Sicherheit in den Einkaufsstraßen gilt als oberste Prio- gewählten Vertretern erfolgen rität, um Wohlbefinden zu schaffen. Seit Mitte des Jah- res gibt es insgesamt 11 Poller am Beginn der Kärntner Straße auf Höhe der Walfischgasse. Wie schätzen Sie 17
Mariahilfer Straße noch Einschränkungen zu erwarten sind, wird sich dies positiv auf die Entwicklung auswirken. Somit wird sich das Die Wiener Mariahilfer Straße mit in Summe 220.000 m² Einzugsgebiet der Mariahilfer Straße weiter ausweiten. (inkl. Nebenlagen) bzw. 130.000 m² Geschäftsfläche (Kern- zone) ist neben dem innerstädtischen Goldenen H die be- Die Präsenz am Standort Mariahilfer Straße ist nach wie vor deutendste Einkaufsstraße Österreichs. Vor der ein Muss für namhafte nationale sowie internationale Ein- Umgestaltung in eine verkehrsberuhigte Zone wurde von zelhändler. Häufig wird diese neben der Innenstadt als einer negativen Entwicklung in den Folgejahren ausgegan- erster Standort bei Markteintritten gewählt. Im vergange- gen, die bis heute nicht eingetreten ist. Vielmehr ist an den nen Jahr haben internationale Marken wie Asics, Scotch & meisten Zählpunkten ein Anstieg der Passantenfrequenz Soda, Nike, Clever Fit, Bosch, Hema, T-Mobile und Huawei verzeichnet worden, was auch der Gastronomie zugute- ihre Pforten geöffnet. Im Gastronomiebereich haben sich kommen wird, die sich derzeit in Richtung der BahnhofCity neben dem Systemgastronomen Peter Pane auch die Wie- Wien West etabliert. Ein weiterer Aufschwung wird durch ner Traditionskonditorei Oberlaa sowie der Eissalon Vega- die Eröffnung der ersten innerstädtischen Ikea-Filiale er- nista in der Mariahilfer Straße niedergelassen. Die wartet. Der Bau wird dieses Jahr starten, mit einer Fertig- Flagship-Stores von Humanic, Orsay und Douglas erhielten stellung ist 2021 zu rechnen. Ebenso wird der Anfang der ein Makeover. Bereits fixiert werden konnte die Zusammen- Mariahilfer Straße dank der Umgestaltung der Leiner-Filiale legung der beiden H&M-Geschäftsflächen zu einem neuen in ein neues Luxus-Kaufhaus weiter an Attraktivität gewin- Flagshipstore in der ehemaligen Forever-21-Fläche mit nen. Eine andere große Erneuerung ist der neue rund 3.300 m², in welchen dann auch Kosmetik- und Home- U-Bahn-Knotenpunkt U5 und U2 im Bereich Kirchengasse. produkte zu finden sein werden, sowie der Einzug des Auch wenn dort durch Bauarbeiten in den nächsten Jahren neuen Sporthändlers XXL in das Kaufhaus Gerngross. 18
Die Nebenlagen der Mariahilfer Straße, vor allem Richtung auch 2018 fortsetzen. Ungebrochen attraktiv präsentiert 7. Bezirk in der Neubaugasse, Zollergasse und Kirchen- sich auch das Einkaufszentrum „The Mall“, das mit Max & gasse, entwickeln sich in den vergangenen Jahren stabil. Benito ein weiteres trendiges Gastronomiekonzept für sich Abzuwarten bleiben allerdings die Auswirkungen des be- gewinnen konnte. Auch die Geschäftseröffnungen der Ein- reits stattfindenden U-Bahn-Ausbaus U5 und U2. Hier soll zelhändler Flying Tiger of Copenhagen und Hannibal sowie es im Bereich Kirchengasse zu längerfristigen Baumaß- des Hörgerätespezialisten Neuroth (Post am Rochus) auf nahmen kommen, was auch Einfluss auf den Handel haben der unteren Landstraßer Hauptstraße unterstreichen die könnte. Nach Fertigstellung des neuen Knotenpunkts im steigende Bedeutung dieses Gebiets. Nicht nur die Achse Bereich Kirchengasse und Mariahilfer Straße wird mit wei- Wien Mitte bis Rochusmarkt gewinnt an Attraktivität, terhin steigendem Passantenaufkommen gerechnet und sondern auch der Abschnitt bis hin zum Einkaufszentrum die gesamte Einkaufsstraße wird langfristig an Attraktivität Galleria. Dies zeigt die großflächige Anmietung des gewinnen. Auswirkungen im Einzelhandel wird dies vor Lebensmittelhändlers Hofer, der den ehemaligen allem für kleinere Einzelunternehmen mit einer oder weni- Charles-Vögele-Standort übernommen hat und somit gen Filialen haben, welche nicht so kapitalstark sind wie bereits die zweite Niederlassung auf der Landstraßer weltweit agierende Großkonzerne. Haupstraße eröffnen wird. Landstraßer Hauptstraße Favoritenstraße Den positiven Entwicklungstrend konnte die Landstraßer Die Favoritenstraße ist mit 71.000 m² Gesamtverkaufs- Hauptstraße nach Fertigstellung der Zentrale der Öster- fläche die viertgrößte Einkaufsstraße Wiens. Sie erstreckt reichischen Post AG am Rochusmarkt mit dem Einkauf- sich über den 4. und 10. Gemeindebezirk und ist nach wie zentrum „Post am Rochus“ mit 5.500 m² Verkaufsfläche vor die Einkaufsmeile in Favoriten. Sie gilt jedoch als 19
20
Sorgenkind unter den Wiener Einkaufsstraßen, nicht zuletzt wegen der stark ansteigenden Leerstandsrate, die sich in Allgemeine Nebenlagen den vergangenen Jahren auf weit über 15 % erhöht hat. Zur Steigerung des Leerstands hat vor allem der Konkurs des Nebenlagen zeichnen sich zumeist durch weniger Traditionsmodehauses Tlapa Ende Jänner 2016 sowie die Frequenz sowie einen Standort in einer weniger gut sicht- Schließung der Kleider-Bauer-Filiale beigetragen. Dem baren Lage aus. Dennoch gibt es einige Konzepte, die entgegenwirken konnte auch nicht die im Zuge der Er- solche Lagen aufgrund der leichten Zugänglichkeit derzeit öffnung des neuen Hauptbahnhofs angeschlossene Shop- nachfragen. Dazu gehören klassischerweise Arztpraxen, ping Mall, die bereits seit Ende 2014 in Betrieb ist. Der lang Kindergärten sowie Beratungszentren. ersehnte Aufschwung des südlich des Columbus Centers liegenden Teils der Favoritenstraße blieb aus. Allerdings konnte in den letzten Jahren ein Rückgang der Nachfrage festgestellt werden. Derzeit bewegt sich die Der nach wie vor für Einzelhändler attraktivste Bereich der Miethöhe je nach Lage und Größe zwischen 8 und 13 Euro Favoritenstraße erstreckt sich zwischen Landgutgasse/ pro m² und Monat. Geschickt wird mittlerweile der Online- Keplerplatz und dem neu gestalteten Reumannplatz. auftritt mit dem physischen Einzelhandel verknüpft und so In diesem Bereich ist der Branchen- und Mietermix deutlich die Zielkundschaft angesprochen. Die Möglichkeit, mitten vielfältiger, jedoch siedeln sich auch hier nach und nach im Geschehen zu sein, ohne den Mietpreis einer Hoch- immer häufiger Diskonter- und Billigmarken an. Trotz an frequenzlage bezahlen zu müssen, schafft Ideenreichtum sich guter makroökonomischer Voraussetzungen wird hier und bietet Pop-Up-Stores sowie kreativen Konzepten nur ein langfristiger Turnaround durch ein professionelles (z. B. das Hotelzimmer-Konzept grätzlhotel oder das Standortmanagement möglich sein. Als positive Neuzu- Co-working-Konzept Andy´s Hub) neue Möglichkeiten, gänge können der Schuhhändler Snipes, die Restaurant- die das gesamte Viertel wieder attraktivieren. Besonders kette Veggiezz sowie die geplante Eröffnung der in Wien hippe neue Gastronomiekonzepte haben ihre Chance derzeit stark expandierenden amerikanischen Pizzakette erkannt und sich in unmittelbarer Nähe zu Einkaufsstraßen Domino´s Pizza genannt werden. Ebenfalls positiven Ein- niedergelassen. fluss wird die Neugestaltung des Tlapa-Gebäudes haben, in dem auf rund 3.900 m² drei neue Geschäftsflächen auf Die Wirtschaftskammer Wien (WKW) hat es sich zum Ziel zwei Ebenen sowie ein Dachrestaurant und 197 Serviced gemacht, Einzelhändler bei der Suche geeigneter Stand- Apartments samt Garage errichtet werden. orten zu unterstützen sowie Neugründungen gezielt zu beraten. Die Leiterin des Standortservice der WKW, Fr. DI (FH) Silvia Meidlinger Hauptstraße Spendier gibt im folgenden Interview Einblick in Ihre täg- liche Arbeit und schildert die aktuelle Entwicklung und Die Meidlinger Hauptstraße entwickelt sich zunehmend Situation in Nebenlagen am stationären Einzelhandels- von der ursprünglichen Nahversorgungsstraße zu einer markt wieder. vollwertigen Einkaufsstraße. Nachdem die Straße jahrelang mit einem nachteiligen Image zu kämpfen hatte, erlebt sie langsam einen Aufschwung. Die attraktivere Gestaltung und auch die vermehrte Ansiedelung neuer Geschäfte wie beispielsweise eyes + more oder die entstehende Ober- bank-Filiale tragen maßgeblich zur weiteren Aufwertung der Straße bei. In derzeit leerstehende Lokale wird zudem laufend investiert, um sie für potenzielle Mieter attraktiver zu machen. INTERVIEW DI (FH) Silvia Spendier Mit dem ersten Meidlinger Straßenfest oder dem Marktfest Leiterin des Standortservice der WKW in diesem Jahr setzt auch der Bezirk klare Schritte und Engagements zur Belebung der örtlichen Straßen. Wie schätzen Sie die Stimmung unter den heimischen Einzelhändlern hinsichtlich der zukünftigen Entwick- Die Veränderung bleibt auch im Handel nicht unbemerkt. lung des stationären Einzelhandles ein? Mit welchen So hat Libro eine neue Niederlassung eröffnet. Chancen bzw. Risiken müssen sich diese in den nächs- ten Jahren aus Ihrer Sicht auseinandersetzen? 21
22
Die Stimmung von standortsuchenden Unternehmen bzw. Die Wirtschaftskammer Wien unterstützt bei der Auswahl Neugründer ist generell gut. Die Nachfrage nach freien eines geeigneten Beratungsunternehmens und bietet fi- Geschäftslokalen ist hoch. Vor allem Neugründer machen nanzielle Zuschüsse zu den Beratungskosten, wenn Sie ein sich im Vorfeld genaue Gedanken darüber, welche Eigen- Unternehmen gründen wollen oder ihr Unternehmen wei- schaften ein Standort aufweisen muss. Lagekriterien, terentwickeln wollen. Preis, Zustand des Objektes wie auch Image des Gebietes werden genau abgewogen. Meist wird im Geschäftskonzept Die derzeit wohl am meisten diskutierte Einkaufsstraße von Beginn an neben dem stationären Geschäft eine des 1. Wiener Gemeindebezirks ist die Rotenturm- digitale Vertriebsschiene eingeplant. Diese Konzentration straße. Wie sehen Sie die geplante Begegnungszone, vieler Filialisten auf ein und dieselben Lagen ist Chance die bereits im Herbst 2019 fertiggestellt werden soll. und Risiko. Einige Standortsuchende entscheiden sich Wird der Handel Ihrer Meinung nach von der Umgestal- bewusst für einen Standort abseits der großen, meist mit tung profitieren und welche weiteren den immer selben Geschäften bestückten Einkaufsstraßen Projekte wird es geben? und können dadurch ihren neuen Standort individuell beeinflussen. Die Rotenturmstraße zählt zu den Top-10-Straßen mit den höchsten Passantenfrequenzen. Die jetzige räumliche wie Dass Omnichannel keine Einbahnstraße ist, zeigt die auch bauliche Situation ist dieser hohen Frequenz nicht aktuelle Entwicklung vieler Onlinehändler, die derzeit mehr gewachsen. Ein Umbau ist daher unumgänglich. auf der Suche nach stationären Geschäftsflächen in Ohne Zweifel ist die Rotenturmstraße eine wichtige Ver- den Innenstädten sind. In Deutschland drängen bindungsstraße für Konsumenten und Touristen in das Zalando.de, Amazon, Notebooksbilliger.de sowie Zentrum des 1. Bezirks. Der Erfolg eines Unternehmens MyToys.de in die Innenstädte, derzeit sieht es in hängt neben dem Zustand des Standortes auch von den Österreich noch etwas verhaltener aus. Mit alza.at, eigenen unternehmerischen Fähigkeiten ab sowie von cyberport.at, home24.at haben sich bereits einige vielen weiteren Kriterien. Onlinehändler auch in Österreich physisch angesiedelt. Wie sehen Sie diesen Trend? Gehen Sie davon aus, Was denken Sie, wie könnte man allgemein Einkaufs- dass in Zukunft jeder Onlinehändler auch offline straßen in Nebenlagen attraktivieren, um wieder Leben vertreten sein muss? auf die Straßen zu bringen? Nicht jeder Onlinehändler muss auch offline vertreten sein. In Wien gibt es generell viel „Leben“ in den Einkaufsstraßen Aber das physische, greifbare Geschäft vor Ort bleibt und einen Rückgang von freien Geschäftslokalen. Wichtig weiterhin ein wichtiges „Firmenschild“, sichtbar für den ist, dass man akzeptieren muss, dass nicht jede Einkaufs- Konsumenten, und dieser kann sich vor Ort über die straße weiterhin eine mit Handelsbetrieben florierende Qualität der angebotenen Produkte ein Bild machen. Das Einkaufsstraße ist oder bleiben kann. Genauso wichtig sind World Wide Web ist riesengroß, und mittlerweile gibt es Straßen und Grätzel, die einen mit Produkten des täglichen unzählige „digitale Einkaufsstraßen“ (Amazon, Zalando Bedarfs versorgen. Dinge verändern sich, so auch das usw.). Die Bewerbung durch den Betreiber dieser digitalen Verhalten von Konsumenten oder BewohnerInnen, Unter- Einkaufsstraßen ist genauso schwierig wie die Bewerbung nehmenskonzepte oder das Stadtbild. Man muss andere von Händlern in analoger Form. Das betrifft auch die Branchen zulassen, Dienstleister, kleine Gewerbebetriebe „Mietersuche“ für digitale Einkaufsstraßen. Je höher die o. Ä. Wichtig ist auch, dass das Sicherheitsgefühl einer Anzahl an Mitbewerbern, desto schwieriger wird es sein, Straße gewahrt bleibt, unabhängig von der vorherrschen- den Konsumenten, oder den „Mieter“, weiterhin auf sich den Branche. aufmerksam zu machen. Somit bleibt das Geschäftslokal unbestritten neben der Präsentation von Waren ein wichti- ges Marketinginstrument, vor allem, wenn man diverse → Fazit permanente Werbeeinschaltkosten im Vergleich zur Miete → Nebenlagen bieten Start-ups Chancen sich stätionär für ein Geschäftslokal rechnet, das sich in einer guten niederzulassen, sollten allerdings aufgrund zahlreicher (aber nicht 1a-) Lage befindet. Herausforderungen bewusst gewählt werden Viele Experten sind der Meinung, dass die Zukunft des → Besonders bei Konzepten mit Zielpublikum ist die Handels in einer optimalen und auf die Zielgruppe an- Nachfrage hoch gepassten Omnichannel-Strategie liegt. Gibt es von → Geschäftsflächen bieten Online-Händlern die der WKO eine Unterstützung für lokale Händler bei ei- Möglichkeit deren Marke in der physischen Welt nem Umstieg bzw. einer Erweiterung des Geschäfts- greifbarer zu machen feldes auf ein Omnichannel-Modell? 23
Sie können auch lesen