VERGANGENHEIT . GEGENWART . ZUKUNFT - WISSENSCHAFTLICHE WEITERBILDUNG FÜR ÄLTERE - FESTSCHRIFT ZUM

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VERGANGENHEIT . GEGENWART . ZUKUNFT - WISSENSCHAFTLICHE WEITERBILDUNG FÜR ÄLTERE - FESTSCHRIFT ZUM
WISSENSCHAFTLICHE WEIT ERBILDUNG FÜR ÄLT ERE
VERGANGENHEIT      . GEGENWART . ZUKUNFT

             25   FESTSCHRIFT ZUM
             25-JÄHRIGEN BEST EHEN VON
                  STUDIEREN AB 50
VERGANGENHEIT . GEGENWART . ZUKUNFT - WISSENSCHAFTLICHE WEITERBILDUNG FÜR ÄLTERE - FESTSCHRIFT ZUM
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WISSENSCHAFTLICHE WEIT ERBILDUNG FÜR ÄLT ERE
VERGANGENHEIT      . GEGENWART . ZUKUNFT

                  FESTSCHRIFT ZUM
             25-JÄHRIGEN BEST EHEN VON
                  STUDIEREN AB 50
VERGANGENHEIT . GEGENWART . ZUKUNFT - WISSENSCHAFTLICHE WEITERBILDUNG FÜR ÄLTERE - FESTSCHRIFT ZUM
VERGANGENHEIT . GEGENWART . ZUKUNFT - WISSENSCHAFTLICHE WEITERBILDUNG FÜR ÄLTERE - FESTSCHRIFT ZUM
Vorwort

Sehr geehrte Interessentinnen und Interessenten für das Studium älterer Erwachsener,

in der vorliegenden Broschüre möchten wir über unsere Arbeit im Bereich Bildung für ältere
Erwachsene an der Universität Magdeburg berichten. Auf den folgenden Seiten finden Sie
Informationen über die Geschichte der Studienform „Studieren ab 50“ sowie über die Struktur
der Teilnehmenden und die Studierendenbefragung des Sommersemesters 2014. Weiterhin
berichten Dozentinnen und Dozenten über ihre Arbeit in den Projekten. Auch Studierende
kommen zu Wort und geben uns einen kleinen Einblick in ihre Arbeit. Zum Abschluss wagen
die Autoren einen Ausblick in die Zukunft des Weiterbildungsstudiums für die ältere
Generation.

Wir danken allen Autorinnen und Autoren sehr herzlich für Ihre Mühe und Zeit beim Erstellen
der Berichte und wünschen Ihnen eine spannende Lektüre.

Ihr Olaf Freymark

(Leiter „Studieren ab 50“)

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VERGANGENHEIT . GEGENWART . ZUKUNFT - WISSENSCHAFTLICHE WEITERBILDUNG FÜR ÄLTERE - FESTSCHRIFT ZUM
Inhalt

I. Rückblicke

Die Entstehung und Ausgestaltung des Kontaktstudiums „Studieren ab 50“ an der
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Olaf Freymark) ................................................. 3

Struktur und Entwicklung der Teilnehmenden von „Studieren an 50“ (Annika Rathmann) ... 10

II. Einblicke: Wissenschaftliche Beiträge

Sichtweisen von Seniorenstudierenden und Regelstudierenden zum „Studieren ab 50“
im Sommersemester 2014 – Ergebnisse zweier Befragungen (Annika Rathmann) ............... 17

Senioren streifen durch die Psychologie, trainieren ihre kognitiven Fähigkeiten und
sind wissenschaftlich tätig – ein Rückblick auf zehn Semester „Psychologieausbildung“
im Seniorenstudium (Prof. Dr. Wolfgang Lehmann) ............................................................. 44

Bericht zu einem intergenerativen Zeitzeugenprojekt (Dr. habil. Kerstin Dietzel) ................ 52

Sturzprophylaxe durch altersgerechtes Karatetraining im Rahmen von „Studieren
ab 50“ (Prof. Dr. Kerstin Witte) ............................................................................................ 54

III. Einblicke: Beiträge aus Projektarbeit und Studium

Literatur und ihr Beitrag zu einem interkulturellen und intergenerationellen
Europaverständnis - Ein Projekt der Schreibwerkstatt (Dr. Gabriele Czech) ........................ 55

„Ran an die Medien!“ – Die Projektgruppe „Magdeburger Halbkugeln“ (Karin Braune) ....... 58

„Wissend wandern - wandernd lernen“ International (Dr. Heidrun Guericke) ....................... 62

„Gräser-Kunst-Projekt“ (Annelore Facius) ........................................................................... 63

Ungarn – 20. bis 27. September 2015 (Ute Joost) ............................................................... 65

Mittendrin – Konzerthausorchester Berlin, 14.01.2016 (Ute Joost) ...................................... 68

Bewegung für Körper und Geist - Vielfältige Aktivitäten im Seniorenstudium (Dr. Cornelia
Weikert) .............................................................................................................................. 69

Erfahrungsbericht 25 Jahre „Studieren ab 50“ (Dr. Rose Würdig) ......................................... 71

IV. Ausblicke

Qualitätsverbesserung - Erkenntnisse und Maßnahmen (Dr. Fritz Weikert) ......................... 75

Zur Bedeutung der Bildung im Alter (Prof. Dr. Wolfgang Lehmann, Olaf Freymark und
Manfred Liebich) ................................................................................................................. 78

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I. Rückblicke

Die Entstehung und Ausgestaltung des Kontaktstudiums „Studieren ab 50“ an
der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

(Olaf Freymark)

Erste Seniorenstudien entstanden 1973 in Frankreich. Auch in Spanien, Portugal, Italien,
Schweiz, Polen und in der ehemaligen DDR wurden Modelle des Seniorenstudiums
entwickelt. In den 70er Jahren gab es in der Bundesrepublik eine Nachfrage an
wissenschaftlicher Weiterbildung für ältere Erwachsene. Modellversuche in Dortmund und
Marburg sind der Start des Seniorenstudiums an den Universitäten. (vgl. Mechthild Kaiser,
Bildung durch ein Studium im Alter, Waxmann Verlag 1997, S.7f.)

Die deutschen Universitäten und Hochschulen haben in den 1970er Jahren die Älteren als
Zielgruppe für sich entdeckt. Eine höhere Lebenserwartung und die ansteigende Zahl der
Ruheständler in diesen Jahren war Anlass, dass die Universitäten Ältere in die Weiterbildung
einbezogen. Ziel war es, dass auch die ältere Generation die Chance zur Weiterbildung
bekam. Studieren im Alter sollte einen neuen Austausch zwischen Jung und Alt ermöglichen,
um das Generationenverhältnis zu verbessern.

Wissenschaftliche Weiterbildung für Ältere, sei es in Form eigener Angebote (Senioren-
studium) oder in Form geöffneter Lehrveranstaltungen (Gasthörerstudium) haben sich
mittlerweile flächendeckend an Universitäten und Hochschulen in Deutschland fest etabliert.
Eine große Zahl älterer Studierender nutzt gegenwärtig die Möglichkeit zum Besuch
wissenschaftlicher Veranstaltungen. Nach der deutschen Wiedervereinigung sortierte sich
auch   die   Wissenschaftliche      Weiterbildung     in    den     neuen    Bundesländern      neu.
Wissenschaftliche   Weiterbildung    wurde     an   den    Universitäten    und   Hochschulen   der
ehemaligen DDR neben Lehre und Forschung in vielfältigen Formen angeboten. In
Magdeburg gab es Kurse im Fernstudium für Ingenieure. Die Lehrerinnen und Lehrer des
gesamten Bezirks Magdeburg nahmen an der Pädagogischen Hochschule an Fortbildungs-
veranstaltungen teil. In der Medizinischen Akademie fand die medizinische Fortbildung der
Ärzte statt. Eine besondere Veranstaltung war die Reihe „Magdeburgense“. Alle drei
Magdeburger Hochschulen boten in einer Vorlesungsreihe wissenschaftliche Vorträge an. Die
Resonanz war sehr groß und einige Vorlesungen wurden im Bildungsfernsehen übertragen.

Mit der Wende erfolgte eine Umstrukturierung in den Hochschulen. Das betraf auch den
Bereich Wissenschaftliche Weiterbildung. 1991 kam Dr. Erich Schäfer von der Universität
Bielefeld nach Magdeburg. Er begann eine Struktur der Weiterbildung an der Pädagogischen
Hochschule    aufzubauen.    Im     Ergebnis    entstand      das    Weiterbildungszentrum      der
Pädagogischen Hochschule. Dieses wurde auch 1993 mit der Gründung der Otto-von-

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Guericke-Universität übernommen. Schwerpunkte der Arbeit waren die Initiierung von zwei
Modellprojekten, der Zertifikatskurs „Erwachsenenbildung“, die Lehrerfort- und -weiter-
bildung und das Seniorenstudium „Studieren ab 50“. Es wurde das Modell der Universität
Bielefeld übernommen. In vielen Gesprächen mit den Bielefelder Studierenden wurde ein
Konzept   für   Magdeburg      erarbeitet.   Unterstützung    fand   die   Errichtung   durch   das
Kultusministerium und das Rektorat der Hochschule. Herr Gottschalk war 1992 bis 1995 der
Initiator des neuen Modells. Er setzte das Konzept der Bildung für ältere Erwachsene um. Ziel
war es, dass die ältere Generation die Möglichkeit erhält, sich mit Wissenschaft zu
beschäftigen. Die Wissenschaft sollte auch im Alter für Interessierte zugänglich bleiben.
Damit wollten die Organisatoren die individuellen Bildungsinteressen der älteren Generation
unterstützen. Wichtig war es auch, die regional orientierte Komponente des Wissenstransfers
von der Universität in die Region zum Leben zu bringen. Weiterhin sollte das veränderte
Rollenverständnis von Alter und Alter(n) in unserer Gesellschaft berücksichtigt werden. Die
Möglichkeit, sich mit Wissenschaft zu beschäftigen, sollte den Älteren wichtige Impulse für
ein sinnbestimmtes Leben geben.

Das Angebot „Studieren ab 50“ hatte aber auch eine soziale Komponente. Mit dem
Zusammenbruch der Wirtschaft nach 1990 wurden viele Menschen in die Arbeitslosigkeit
geschickt. Das war auch in Magdeburg der Fall. Großbetriebe wurden aufgelöst und das Heer
der Arbeitslosen wuchs. Eine Neuorientierung des Lebens war erforderlich. Diese Zielgruppe
haben die Organisatoren des Seniorenstudiums angesprochen. So wurden aus anfänglich 15
Studierenden 1992 bis 1997 nahezu 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Heute kann
eingeschätzt werden, dass die Hochschule damals bei der neuen Identitätsfindung der
Menschen einen wertvollen Beitrag geleistet hat. In den 1990er und 2000er Jahren wurde das
Programm qualitativ verbessert. Sehr spannend waren die Erfahrungsaustausche mit den
Universitäten Berlin, Frankfurt/Main, Bielefeld, Oldenburg und Leipzig. In den 1990er Jahren
spielte das gegenseitige Kennenlernen zwischen Ost und West für die Erfahrungsaustausche
eine wichtige Rolle.

Das Konzept „Studieren ab 50“ ist an den Lehrstuhl für erziehungswissenschaftliche
Medienforschung unter Berücksichtigung der Erwachsenen- und Weiterbildung im Institut für
Erziehungswissenschaft der Fakultät für Humanwissenschaften strukturell eingegliedert. Das
Studium ist für alle Bildungsinteressierte offen. Ein Abitur als Zugangsvoraussetzung ist
keine Bedingung. Zur Teilnahme an „Studieren ab 50“ bedarf es einer Einschreibung als
Gasthörer. Die Gasthörerschaft erlaubt es, alle geöffneten Lehrveranstaltungen der
Fakultäten und Institute zu besuchen. Im Rahmen der Gasthörerschaft werden in der Regel
keine   Prüfungen      abgelegt.   Für   den   Besuch   der    Lehrveranstaltungen      kann    eine
Teilnahmebescheinigung ausgestellt werden.

Seit 2004 wurde die Projektarbeit verstärkt in das Programm mit aufgenommen. Ziel war es,
jüngere und ältere Studierende in der wissenschaftlichen Arbeit zusammen zu bringen.
Damit erfüllten die Organisatoren das Motto des Seniorenstudiums „Jung und Alt studieren
gemeinsam“. Das ist bis heute unser Anspruch.
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Veranstaltungskonzept im Semester

Jedes Semester beginnt mit einer Eröffnungsveranstaltung und einem Vortrag wechselnder
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität sowie anderer Einrichtungen. Die
Vorträge umfassen ein breites Themenspektrum. So sprach im Sommersemester 2016 der
Archäologe Rainer Kuhn (Archäologie) zum Thema: „Das neue Magdeburger Dommuseum -
Möglichkeiten und Herausforderungen“. Auch in den vergangenen Semestern konnten
Referentinnen und Referenten verschiedener Fachdisziplinen gewonnen werden, wie diese
Auswahl der letzten Semester zeigt.

Quelle: Stefan Berger, AVMZ, Universität Magdeburg (ID 3245)

-   WS 2015/2016:      Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinrich Grote „Herausforderungen an Ingenieure
                       im globalen Markt“
-   SoSe 2015:         Prof. Dr. Stephan Freund: „Königspfalzenland Sachsen-Anhalt.
                       Wissenschaftliche Probleme und touristische Perspektiven“
-   WS 2014/2015:      Apl. Prof. Dr. Heidemarie Bräsel: „Zur Geschichte und zur Konstruktion
                       von magischen Quadraten“
-   SoSe 2014:         Prof. Dr. Anita Hökelmann: „Steigerung der Lebensqualität im Alter
                       durch Sport“
-   WS 2013/2014:      Prof. Dr. Dr. h.c. Armin Burkhardt: „Abseits, Foul und Rote Karte. Die
                       deutsche Fußballsprache, ihre Geschichte und ihr wachsender Einfluss
                       auf die Kommunikation in Alltag und Politik“
-   SoSe 2013:         Rainer Kuhn M.A.: „Archäologie am Magdeburger Domhügel:
                       Erzbischöfe, prächtige Kirchen und eine Königin aus England“
-   WS 2012/2013:      Prof. Dr. Stephan Freund „Wallhausen? Geburtsort Ottos des
                       Großen? Oder: Vom wissenschaftlichen Ertrag von Ausstellungen“

Diese Veranstaltung hat darüber hinaus das Ziel, über „Studieren ab 50“ zu informieren,
insbesondere auch Anfragen zu beantworten, ein erstes Kennenlernen von Interessenten und
der mit „Studieren ab 50“ befassten Mitarbeiter der Otto-von-Guericke-Universität
Magdeburg zu ermöglichen. Darüber hinaus werden zur Eröffnungsveranstaltung die
Weiterbildungskataloge für das Semester ausgegeben. Die Kataloge umfassen alle
Studienangebote, enthalten die geöffneten Lehrveranstaltungen der Fakultäten und Institute,
                                                 5
spezielle Angebote für Ältere sowie wissenschaftliche Projekte. Angeboten wurden z.B. im
Wintersemester 2015/2016 insgesamt 280 Lehrveranstaltungen. Davon sind 110 geöffnete
Lehrveranstaltungen und 140 spezielle Angebote und neun Projekte.

Wurden    1992    ausschließlich    Lehrangebote     der   Fakultät   für   Geistes-   Sozial-   und
Erziehungswissenschaften angeboten, so sind es heute Lehrangebote aller Fakultäten und
zentralen Einrichtungen. Besonderen Zuspruch bei den Teilnehmern haben seit Beginn
unverändert     die   Lehrgebiete    Sprachen,   Kulturwissenschaften,       Psychologie,   Politik-
wissenschaft und Sport gefunden.

Spezielle Angebote werden von Wissenschaftlern im Ruhestand und älteren Studierenden
angeboten. Zu nennen sind hier: Einsatz neuer Medien, Sprach- und Sportkurse,
Literaturworkshops, Themen zu Psychologie und Alter, Wandergruppen „Wissend Wandern“,
regionalgeschichtliche Themen, naturwissenschaftliche- und ingenieurwissenschaftliche
Themen.

                               ..                                 .

Projektarbeit

Die Qualität des Kontaktstudiums „Studieren ab 50“ wird bestimmt von den Initiativen der
Gasthörer/innen selbst. In den letzten Jahren hat sich die nationale und internationale
Projektarbeit gut entwickelt. Die Projekte wurden auch öffentlich gewürdigt.                Zurzeit
bestehen folgende Projekte:

-   Biografisches Arbeiten: Zeitzeugen berichten über ihr biografisches Leben.
-   Schreibwerkstatt und Europäische Literatur: In der Schreibwerkstatt werden von den
    Studierenden Texte erarbeitet, die auch veröffentlicht werden. Es sind Geschichten,
    Gedichte und Anekdoten, Erlebnisse sozusagen aus dem Leben gegriffen. Mitglieder der
    Schreibwerkstatt haben an einem internationalen Wettbewerb teilgenommen und dafür
    einen Literaturpreis bekommen. Die Preisverleihung fand in Graz statt.
-   Einsatz neuer Medien: Computer Club für Senioren, Ran ans Netz, Computerwerkstatt. In
    den Projekten geht es um Bildbearbeitung sowie um den Einsatz und die Handhabung

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neuer Medien. Es wurden Videoclips gedreht. Dieser Clip wurde von der BAGSO in Berlin
    2015 mit einem Internetpreis ausgezeichnet.
-   „Wissend Wandern“ – national und international: Studierende aus Hannover, Bielefeld,
    Groningen und Magdeburg treffen sich im Jahr zu einer Wanderung. Die Wanderungen
    haben einen thematischen Schwerpunkt. Es werden Vorträge gehalten und die Zielpunkte
    erwandert.
-   „Stadtführer der Stadt Magdeburg und Umgebung“: Im Seniorenstudium sind nicht
    wenige Stadtführer der Stadt Magdeburg eingeschrieben. Diese beteiligen sich aktiv am
    Studienprogramm     „Studieren   ab   50“.   Es   werden   regionalgeschichtliche   Themen
    angeboten oder Exkursionen für Interessierte organisiert.
-   Intergenerativ aktiv & alternativ, „Macht der Medien“ und die Vereinigung „Emerito“: In
    der Veranstaltungsreihe „Macht der Medien“ geht es um Vorträge, die Medienvertreter
    halten. Hier diskutieren Studierende, Vertreter aus Unternehmen und Einrichtungen und
    ältere Studierende über das Verhältnis Medien und Öffentlichkeit. Die „Emerito“-
    Vereinigung ist ein Zusammenschluss emeritierter Professoren, die im Kulturhistorischen
    Museum wissenschaftliche Vorträge halten.
-   Altersfitness und Gesundheit: Ältere Studierende werden gesundheitssportlich von
    Mitarbeitern des Instituts für Sportwissenschaft betreut. Die Ergebnisse werden
    dokumentiert und ausgewertet.
-   Dialog mit ausländischen Studierenden: In diesem Projekt werden ausländische
    Studierende im Studium oder in der Bewältigung der Alltagsfragen unterstützt.
-   Kunst und Gräser: Kreative Frauen arbeiten mit verschiedenen Gräsern. Die künstlerische
    Gestaltung mit Gräsern umfasst Wandteppiche, Kunstmäntel und Kopfbedeckungen. Die
    Gruppe nahm an verschiedenen Ausstellungen teil. Zuletzt präsentierten sie ihre Arbeiten
    auf der Bundesgartenschau 2015 in Havelberg und bekamen viel Resonanz.

Die Verantwortlichen des Studiums sehen hier einen richtigen Weg in der Weiterentwicklung
des Studiums in der nachberuflichen Phase. Weg vom „Konsumieren“ der Lehrangebote hin
zum aktiven Gestalten des Studiums. Nähere Einblicke in die Projektarbeit gewähren die
Beiträge in dieser Broschüre.

Zusammenarbeit mit anderen Universitäten und Mitgliedschaften

Wir arbeiteten in den 1990er Jahren mit der Universität des Dritten Leben Frankfurt/Main
und der Berliner Akademie für Weiterbildende Studien im Rahmen eines Projektes zum
Thema „Identität, Kommunikation und Werte“ zusammen. Seitdem besucht jährlich eine
Gruppe Veranstaltungen der Berliner Akademie und umgekehrt. Wie bereits erwähnt, besteht
zum Sprecherrat der Universität Bielefeld eine enge Zusammenarbeit. Jährlich findet ein
Austausch über Bildung im Alter statt.

Seit 1993 besteht ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch auch mit der Seniorenacademie in
Groningen/Niederlande. Der Erfahrungsaustausch findet bereits seit 1998 statt. Studierende

                                                 7
aus Groningen, Berlin und Magdeburg treffen sich alle 2 Jahre. Im Mittelpunkt der Treffen
stand das gegenseitige Kennenlernen, die Diskussion über Werte und Kultur, das Leben in
den neuen Bundesländern und in den Niederlanden. Bei den Treffen wurde über die Bildung
der älteren Generation in den beiden Ländern gesprochen. Höchst spannende Ergebnisse
gab es zu verzeichnen. Eine weitere Form der Treffs waren Vorträge von Wissenschaftlern
der Universitäten und Autoren von gemeinsam gelesener Literatur. Dazu gehörten
beispielsweise die Romane „Frau Antje und Herr Mustermann: Niederlande für Deutsche“ von
Dik   Linthout    sowie    „Allerseelen“   von    Cees   Nooteboom.      Im   Anschluss    an   die
Buchvorstellungen wurde über die Inhalte gemeinsam diskutiert. Die Treffen fanden sowohl
in Groningen als auch in Magdeburg eine gute Resonanz bei den Studierenden. Diese
Zusammenkünfte werden fortgeführt.

Mit der Schreibwerkstatt aus Leipzig wurde 2014 ein Workshop durchgeführt. Studierende
aus Leipzig und Magdeburg stellten ihre erarbeiteten Texte vor. In der Diskussion wurde
über die Arbeit an beiden Standorten in der Schreibwerkstatt gesprochen.

Im Wintersemester 2015/2016 fand ein Austausch mit der Universität Hannover zum Thema
„Von Guericke zu Leibniz“ statt. Innerhalb der beiden Treffen in Magdeburg und Hannover
wurden zum einen die Ergebnisse der Befragungen der Teilnehmenden an beiden Standorten
diskutiert (ausführlich zu den Ergebnissen der Befragung an der Universität Magdeburg siehe
Beitrag Rathmann in dieser Broschüre). Zum anderen gab es Gelegenheit, sich mit den
Namenspatronen der Universitäten zu beschäftigen.

Eine Zusammenarbeit mit anderen Universitäten und Einrichtungen auf nationaler Ebene
erfolgt auch bei der Organisation und Durchführung der „Online-Ringvorlesung“. Die
Veranstaltungsreihe wird seit dem WS 2008/2009 im Rahmen einer Kooperation der BAG
WiWA durchgeführt. Es        referieren Wissenschaftler/innen verschiedener Universitäten zu
einem übergreifenden Thema. Im Sommersemester 2016 beteiligen sich 13 universitäre
Einrichtungen an dieser Veranstaltungsreihe zum Thema „Flucht und Migration - Ursachen
und Folgen“. Die Reihe spricht dabei nicht nur Seniorstudierende an, sondern richtet sich
explizit   auch   an   Studierende     aller   Fachrichtungen,   Schüler/innen,   Lehrkräfte    und
Mitarbeiter/innen der Universitäten sowie sonstige Interessierte. Das Besondere: Die
Vorträge    werden     jeweils   per   Videokonferenz     von    der   Heimatuniversität   des/der
Vortragenden in die Hörsäle aller anderen beteiligten Einrichtungen übertragen. Die
Aufzeichnungen der Vorträge sollen darüber hinaus einem breiteren Publikum auch zeit-
und ortsunabhängig über das Internet zur Verfügung gestellt werden. In der Vergangenheit
wurden schwerpunktmäßig Themen wie Globalisierung, Nachhaltigkeit, Finanzsystem,
Europa, Stadtentwicklung und Technik sowie Alter(n) aus verschiedenen wissenschaftlichen
Perspektiven betrachtet.

Seit 2014 erarbeiten wir gemeinsam mit acht europäischen Universitäten in dem Erasmus+
Projekt „EduSenNet“ Ideen zur Erhöhung der Teilnehmer/innenzahl und Verbesserung der
Qualität im Seniorenstudium. Im Projekt geht es inhaltlich darum, die Lernbedürfnisse der

                                                  8
älteren Generation zu erforschen. Kooperationspartner sind verschiedene Universitäten aus
Bratislava, Uppsala, Groningen, Alicante und Chemnitz.

Der   Arbeitsbereich    Wissenschaftliche     Weiterbildung   ist   Mitglied    in   der   Deutschen
Gesellschaft für Wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium (DGWF) sowie der
Bundesarbeitsgemeinschaft für Wissenschaftliche Weiterbildung älterer Studierender (BAG
WiWA). Der Magdeburger Sprecherrat ist zudem im DENISS e.V. (Deutsches Netzwerk der
Interessenvertretung    von   Senior-Studierenden)       organisiert   und     arbeitet    aktiv   mit.
International sind wir vertreten in der European Föderation older Students, kurz EFOS. In der
EFOS besetzt Olaf Freymark zurzeit den Posten des Vizepräsidenten. Die EFOS hat sich die
folgenden Ziele gesteckt: Förderung autonomer Landesorganisationen mit ähnlichen Zielen;
Zusammenarbeit mit anderen internationalen Organisationen, die sich für Lebenslanges
Lernen (LLL) einsetzen; Förderung des Studiums und der Weiterbildung älterer Personen auf
universitärer   Ebene    zusammen       mit     jungen    Studierenden       oder    an     speziellen
Akademien/Universitäten/Hochschulen für Ältere; Förderung von Gemeinschaftsprojekten
für ältere Studierende in ganz Europa; Förderung und Sicherung des Zugangs Älterer zu
höherer Bildung auch ohne formelle Qualifikation; Vertretung der Anliegen wissen-
schaftlicher Bildung Älterer in der Politik und Öffentlichkeit.

                                                 9
Struktur und Entwicklung der Teilnehmenden von „Studieren ab 50“

(Annika Rathmann)

Teilnehmerstruktur im WS 2015/2016

Im Wintersemester 2015/2016 nahmen insgesamt 718 Personen an „Studieren ab 50“ teil.
Dies ist zugleich die höchste Teilnehmer/innen/zahl seit Anbeginn des Programms.
Insgesamt 425 Frauen und 289 Männer besuchten die Angebote. Der Frauenanteil lag damit
bei rund 60 Prozent. Am stärksten vertreten ist die Altersgruppe der 70- bis 74-Jährigen,
gefolgt von Personen zwischen 65 und 69 Jahren (vgl. Abb. 1). Insgesamt gut die Hälfte der
Teilnehmenden (53,7 Prozent) befindet sich damit im Wintersemester 2015/2016 in einem
Alter zwischen 65 und 74 Jahren. Auf die angrenzenden Altersgruppen der 60- bis 64-
Jährigen bzw. der 75- bis 79-Jährigen entfallen jeweils rund 17 Prozent der Teil-
nehmerschaft. Personen, in einem Alter von unter 60 bzw. über 80 Jahren sind demgegen-
über deutlich in der Minderheit. Bezogen auf die Altersverteilung der Teilnehmenden zeigen
sich kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern (vgl. Abb. 1). Die Männer weisen im
Vergleich zu den Frauen ein im Durchschnitt nur geringfügig höheres Alter auf.

Abb. 1: Altersverteilung der Teilnehmenden von „Studieren ab 50“ insgesamt und nach
Geschlecht, Wintersemester WS 2015/2016. Angaben in Prozent.

 35,0                                                            32,7
                                                             29,0
 30,0                                                          28,7
                                                 24,7 23,7
 25,0                                               23,0
                                       17,7                               19,1
 20,0                                16,8                               17,2 18,4

 15,0
                                          11,4
 10,0                                                                                     7,8
                                                                                    5,9
                                                                                       4,8                     2,9
  5,0                         2,2                                                                           2,0
        0,8 0,8 1,10,8 0,8 2,1 1,6                                                                 1,4   1,6
           0,3                                                                                  0,7
  0,0

Quelle: „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Insgesamt knapp die Hälfte der Teilnehmenden (47,3 Prozent) gibt an, über einen Abschluss
einer Universität oder Fachhochschule zu verfügen. Rund vier von zehn Personen weisen
keine akademische Vorbildung auf (38,5 Prozent). Zu beachten ist dabei, dass sich
insgesamt 14 Prozent der Teilnehmenden nicht zu ihrem höchsten Bildungsabschluss
äußerten. Die Berufe, die die Teilnehmenden von „Studieren ab 50“ erlernt haben, decken
eine große Bandbreite ab (vgl. Abb. 2).

                                                      10
-     Der Bereich „Ingenieurwissenschaften und (technisches) Handwerk“ ist am stärksten
      vertreten. Nahezu drei von zehn Personen haben in einem Beruf gearbeitet1, der diesem
      Bereich zugeordnet werden kann. Die große Mehrheit gibt dabei an, dass sie als
      Ingenieur bzw. als Ingenieurin tätig waren. Vereinzelt sind in diesem Tätigkeitsfeld auch
      Techniker, wie beispielsweise Mechaniker und Installateure, anzutreffen.
-     Es schließt sich das Berufsfeld „Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften und
      Kunst“ an. Insgesamt nahezu jeder Fünfte hat einen Beruf erlernt, der diesem Bereich
      zugeordnet werden kann. Zahlenmäßig am stärksten vertreten sind dabei Lehrer/innen
      sowie Pädagog/inn/en und Erzieher/innen. Aber auch bspw. die Fachdisziplinen
      Philosophie,      Sozialarbeit,   Politik,   Journalistik   und     Kulturwissenschaften         werden
      abgedeckt. Zudem finden sich vereinzelt Berufe, die dem künstlerischen Bereich
      zugeordnet werden können, wie etwa Fotograf/in oder Schneider/in.
-     Auf den Bereich der „Medizin und Naturwissenschaften“ entfällt ein nahezu gleich großer
      Anteil der Teilnehmerschaft. Zuvorderst sind hier Humanmediziner/innen zu nennen,
      gefolgt    von      medizinisch-technischen          Assistent/inn/en.       Hinzu      treten     etwa
      Veterinärmediziner/innen, Pharmakolog/inn/en, Chemiker/innen, Mathematiker/innen
      und Physiker/innen.
-     In einem Beruf aus dem Bereich von „Wirtschaft, Verwaltung und Recht“ waren rund 16
      Prozent der Teilnehmenden an „Studieren ab 50“ tätig. Dabei sind vor allem
      kaufmännische Berufe stark vertreten (z.B. Diplom-Ökonomen). Aber auch Juristen,
      Betriebswirte, Verwaltungsangestellte und Versicherungsmakler finden sich hier wieder.

Abb. 2: Erlernte Berufe der Teilnehmenden von „Studieren ab 50“, Wintersemester WS
2015/2016. Angaben in Prozent.

                 18,5
                                                           Ingenieurwissenschaften und Handwerk
                                           28,2

                                                           Wirtschaft, Verwaltung und Recht

                                                           Medizin und Naturwissenschaften
         18,8

                                                           Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften
                                          16,1             sowie künstlerische Berufe
                                                           keine Angabe
                        18,5

Quelle: „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

1   Es ist davon auszugehen, dass die Mehrheit der Teilnehmenden ihre Berufstätigkeit nicht mehr aktiv
ausüben, wenngleich nicht auszuschließen ist, dass eine Minderheit weiterhin berufstätig ist (siehe
„Altersverteilung“). Zur besseren Lesbarkeit wird im Text die Vergangenheitsform verwendet.
                                                      11
Auch wenn die erlernten Berufe der Teilnehmer/innen eine große Vielfalt ausweisen, ist
auffällig, dass rund die Hälfte der Teilnehmenden den vier Berufsgruppen „Ingenieur/in“,
„Lehrer/in“, „Arzt/Ärztin“ sowie „Ökonom/in“ zugeordnet werden kann. Zu beachten ist
zudem der hohe Anteil fehlender Werte. Insgesamt knapp ein Fünftel der Teilnehmenden
äußerten sich bei der Anmeldung für das Wintersemester 2015/2016 nicht zu ihrem
erlernten Beruf bzw. vermerkte Angaben, die lediglich auf den Bildungsabschluss, nicht aber
auf die Fachrichtung schließen lassen (z.B. Hochschulabschluss, wissenschaftlicher Mita-
rbeiter, usw.).

Veränderung der Teilnehmenden im Zeitverlauf

Seit Beginn von „Studieren ab 50“ verzeichnet die Teilnehmer/innenzahl einen stetigen
Zuwachs (vgl. Abb. 3, siehe auch Tabelle A1 im Anhang). Beim Start des Programms im
Wintersemester 1991/1992 waren es insgesamt 12 Personen. Im Wintersemester 2015/2016
wurde mit einer Teilnehmer/innenzahl von 718 Personen der vorläufige Höchststand
erreicht. Auffällig ist dabei, dass jeweils in den Sommersemestern die Zahl der Teil-
nehmenden geringer ausfällt als im Wintersemester.

Abb. 3: Teilnehmerentwicklung des Programms „Studieren ab 50“. Wintersemester
1991/1992 bis Wintersemester 2015/2016. Absolute Häufigkeiten.

Quelle: „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Das Bildungsangebot „Studieren ab 50“ wird seit seiner Einrichtung im Jahr 1992 stärker von
Frauen als von Männern frequentiert. Die Geschlechterverteilung unterliegt dabei im Zeitver-
lauf nur geringfügigen Veränderungen. Wird der Zeitraum der letzten zehn Jahre näher be-
                                               12
trachtet, so zeigt sich, dass der Frauenanteil nur leicht um den Wert von 60 Prozent variiert
(vgl. Abb. 4). Auch für die Anfangszeit kann diese Tendenz bestätigt werden. So belief sich
der Anteil der Teilnehmerinnen im Sommersemester 1995 auf 57 Prozent, im Sommer-
semester 2000 auf 63 Prozent.

Abb. 4: Geschlechterverteilung der Teilnehmenden an „Studieren ab 50“ im Zeitverlauf,
WS 1993/1994 bis WS 2015/2016. Angaben in Prozent.

    100%
     90%
     80%   41 42 41 46 42 40 39 39 39 39 41 38 41 40 38 38 39 41 39 41 40
     70%
     60%
     50%
     40%
     30%   59 58 59 54 57 60 61 61 61 61 59 62 59 60 62 62 61 59 61 59 60
     20%
     10%
      0%
                            SoSe 2006

                                                       SoSe 2007

                                                                                  SoSe 2008

                                                                                                             SoSe 2009

                                                                                                                                        SoSe 2010

                                                                                                                                                                   SoSe 2011

                                                                                                                                                                                              SoSe 2012

                                                                                                                                                                                                                         SoSe 2013

                                                                                                                                                                                                                                                    SoSe 2014

                                                                                                                                                                                                                                                                               SoSe 2015
             WS 2005/2006

                                        WS 2006/2007

                                                                   WS 2007/2008

                                                                                              WS 2008/2009

                                                                                                                         WS 2009/2010

                                                                                                                                                    WS 2010/2011

                                                                                                                                                                               WS 2011/2012

                                                                                                                                                                                                          WS 2012/2013

                                                                                                                                                                                                                                     WS 2013/2014

                                                                                                                                                                                                                                                                WS 2014/2015

                                                                                                                                                                                                                                                                                           WS 2015/2016
                                                                                                                     weiblich                          männlich

Quelle: „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Die Altersverteilung der Teilnehmenden hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt (vgl. Abb.
5). Im Wintersemester 1993/1994 war knapp die Hälfte (45,9 Prozent) der Personen, die an
„Studieren ab 50“ teilnahmen in einem Alter zwischen 60 und 64 Jahren. Am zweitstärksten
war die Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen vertreten. Nur jede/r Zehnte war 70 bis 74
Jahre alt.

Im Zeitverlauf lassen sich zwei Entwicklungsphasen identifizieren. Innerhalb des ersten
zehn-Jahreszeitraum ist eine Tendenz in Richtung stetige Erhöhung des Alters der
Teilnehmenden festzustellen (vgl. Alterskurven des WS 1993/1994 sowie WS 2002/2003 in
Abb. 5; ausführlich siehe Tabelle A2 im Anhang). Innerhalb der vergangenen Jahre kehrte
sich die Entwicklung jedoch um. Die jüngere Altersgruppen (60- bis 64-Jährige und 65- bis
70-Jährige) verzeichneten wieder Zuwächse, während der Anteil der 70- bis 74-Jährigen und
der 75-bis 80-Jährigen kontinuierlich abnahm (vgl. Alterskuren des WS 2007/2008, WS
2011/2012 sowie WS 2015/2016 in Abb. 5).2 Möglicherweise ist diese Entwicklung auf den

2   Aufgrund der Datenlage sowie unterschiedlichen Einteilung der Altersgruppen lassen sich keine
genauen Angaben darüber treffen, wann genau diese „Rückwärtsbewegung“ einsetzte. Vom Sommer-
semester 1994 bis zum Wintersemester 1999/2000 erfolgte die Einteilung der Altersgruppen in Zehn-
Jahres- statt Fünf-Jahres-Abständen. Für die Wintersemester 2003/2004 bis WS 2006/2007 liegen
keine Angaben zur Altersverteilung vor. Vom Sommersemester 1994 bis zum Wintersemester
1999/2000 erfolgte die Einteilung der Altersgruppen in Zehn-Jahres- statt Fünf-Jahres-Abständen.
                                                                                                                                             13
hohen Anteil an „Stammteilnehmern“, d.h. auf die eher geringe Fluktuation der Teil-
nehmenden, insbesondere innerhalb der Anfangszeit, zurückzuführen (vgl. „Studieren ab 50“
2009). Die Teilnehmenden, die seit der Anfangsphase am Bildungsangebot partizipieren
werden im Zeitverlauf älter, was sich innerhalb der Teilnehmerstatistik im steigenden Anteil
älterer Teilnehmer abbildete. Die möglicherweise in den letzten Jahren steigende Anzahl von
Neuteilnehmenden könnte sich wiederum in der Erhöhung des Anteils jüngerer Alters-
gruppen niederschlagen.

Abb. 5: Altersverteilung der Teilnehmenden an „Studieren ab 50“ im Zeitverlauf, WS
1993/1994 bis WS 2015/2016. Angaben in Prozent.

Quelle: „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Wird   der   höchste    Bildungsabschluss    der    Teilnehmenden     für   die   zurückliegenden
Wintersemester betrachtet, so fällt auf, dass jeweils Personen, die über einen Abschluss einer
Universität oder Fachhochschule verfügen gegenüber jenen bei denen dies nicht der Fall ist
überwiegen (vgl. Abb. 6). Am höchsten fiel der Anteil der Personen mit Hochschulabschluss
im Wintersemester 2010/2011 aus (64 Prozent). Insgesamt zeigen sich im Zeitverlauf nur
geringe Schwankungen. Es zeichnet sich für innerhalb der letzten fünf Jahre ein leichter
Trend hin zu einer Verringerung des Anteils der Personen mit akademischer Vorbildung ab.
Gleichzeitig fällt auf, dass im aktuellen Wintersemester 2015/2016 deutlich mehr
Teilnehmende sich nicht zu ihrem höchsten Bildungsabschluss äußern, als beispielsweise
noch vor fünf Jahren.

                                               14
Abb.6: Bildungsabschlüsse der Teilnehmenden an „Studieren ab 50“ im Zeitverlauf, WS
2007/2007 bis WS 2015/2016. Angaben in Prozent.

       100%

        80%               33       32       31
                   36                                 33
                                                              34      36       40      39
        60%

        40%
                   56     63       62       64        59      54      52       49      47
        20%

           0%

                  mit Hochschulabschluss         ohne Hochschulabschluss      keine Angabe

Quelle: „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Tabellenanhang

Tab.   A1:      Teilnehmende     an     Studieren     ab    50,    Wintersemester     2005/2006       bis
Wintersemester 2015/ 2016, insgesamt und nach Geschlecht. Absolute Häufigkeiten.

Semester                                         Gesamt              Frauen                  Männer
Wintersemester 2005/2006                           348                205                     143
Sommersemester 2006                                475                274                     201
Wintersemester 2006/2007                           481                282                     199
Sommersemester 2007                                392                211                     181
Wintersemester 2007/2008                           429                244                     181
Sommersemester 2008                                378                225                     153
Wintersemester 2008/2009                           458                281                     177
Sommersemester 2009                                439                268                     171
Wintersemester 2009/2010                           486                297                     189
Sommersemester 2010                                421                256                     165
Wintersemester 2010/2011                           496                292                     204
Sommersemester 2011                                422                261                     161
Wintersemester 2011/2012                           519                307                     212
Sommersemester 2012                                456                272                     184
Wintersemester 2012/2013                           551                343                     208
Sommersemester 2013                                527                325                     202
Wintersemester 2013/2014                           582                353                     229
Sommersemester 2014                                532                314                     218
Wintersemester 2014/2015                           635                388                     247
Sommersemester 2015                                601                356                     245
Wintersemester 2015/2016                           714                425                     289
Quelle: „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

                                                     15
Tab. A2: Altersverteilung der Teilnehmenden an Studieren ab 50, Wintersemester
2005/2006 bis Wintersemester 2015/ 2016, insgesamt und nach Geschlecht. Absolute
Häufigkeiten.
  Altersgruppen            bis 49   50 - 54   55 - 59   60 - 64     65 - 69   70 - 74   75 - 79   80 - 84   ab 85   k.A.   Gesamt
Semester        Geschlecht
WS 2015/2016        w        2        3         8         70         104       119        83        23       6       7      425
                    m        3        4         6         32          77        81        57        22       1       6      289
                    i        5        7         14       102         181       200       140        45       7      13      714
SoSe 2015           w        1        3         8         63          82       102        68        17       5       7      356
                    m        2        2         4         28          58        80        45        19       0       7      245
                    i        3        5         12        91         140       182       113        36       5      14      601
WS 2014/2015        w        0        1         7         48         100       112        85        24       6       5      388
                    m        0        2         4         19          60        79        52        25       2       4      247
                    i        0        3         11        67         160       191       137        49       8       9      635
SoSe 2014           w        0        2         10        56          84        87        55        12       4       4      314
                    m        0        0         4         28          53        79        36        10       0       8      218
                    i        0        2         14        84         137       166        91        22       4      12      532
WS 2013/2014        w        0        2         9         48          81       106        77        22       5       3      353
                    m        0        0         6         20          50        78        46        24       1       4      229
                    i        0        2         15        68         131       184       123        46       6       7      582
SoSe 2013           w        0        2         14        35          72        91        79        23       5       4      325
                    m        0        0         3         11          40        82        42        20       1       3      202
                    i        0        2         17        46         112       173       121        43       6       7      527
WS 2012/2013        w        1        1         10        32          68       110        86        24       5       6      343
                    m        0        0         3         13          38        81        46        20       4       3      208
                    i        1        1         13        45         106       191       132        44       9       9      551
SoSe 2012           w        0        1         7         24          55        79        72        22       6       6      272
                    m        0        0         2         20          28        70        39        18       3       4      184
                    i        0        1         9         44          83       149       111        40       9      10      456
WS 2011/2012        w        0        3         5         29          58        98        81        24       7       2      307
                    m        0        1         3         15          30        86        48        21       6       2      212
                    i        0        4         8         44          88       184       129        45       13      4      519
SoSe 2011           w        1        4         6         19          46        81        74        22       7       1      261
                    m        1        0         2         7           21        69        38        20       2       1      161
                    i        2        4         8         26          67       150       112        42       9       2      422
WS 2010/2011        w        1        1         6         17          54       106        76        23       3       5      292
                    m        0        0         2         9           33        85        52        17       3       3      204
                    i        1        1         8         26          87       191       128        40       6       8      496
SoSe 2010           w        0        0         4         18          42        82        74        24       7       5      256
                    m        0        0         4         7           21        69        40        18       4       2      165
                    i        0        0         8         25          63       151       114        42       11      7      421
WS 2009/2010        w        0        1         6         14          54        99        82        28       7       6      297
                    m        1        1         2         7           22        78        51        20       5       2      189
                    i        1        2         8         21          76       177       133        48       12      8      486
SoSe 2009           w        0        1         5         15          42        89        78        28       6       4      268
                    m        1        0         2         6           16        71        47        22       6       0      171
                    i        1        1         7         21          58       160       125        50       12      4      439
WS 2008/2009        w        0        2         7         14          46       100        82        22       6       2      281
                    m        1        0         1         8           15        76        48        22       5       1      177
                    i        1        2         8         22          61       176       130        44       11      3      458
SoSe 2008           w        0        0         5         6           24        74        76        26       10      4      225
                    m        1        0         1         3           10        64        46        23       5       0      153
                    i        1        0         6         9           34       138       122        49       15      4      378
WS 2007/2008        i        0        0         5         9           44       163       135        55       14      4      429

Quelle: „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

                                                               16
II. Einblicke: Wissenschaftliche Beiträge

Sichtweisen      von      Seniorenstudierenden      und     Regelstudierenden        zum
„Studieren    ab    50“    im   Sommersemester        2014     –   Ergebnisse     zweier
Befragungen

(Annika Rathmann)

1. Forschungsstand und bisherige Befragungen an der OVGU im Überblick

Teilnehmerbefragungen im Bereich der wissenschaftlichen Weiterbildung für Ältere haben
eine lange Tradition. So liegen für viele Hochschulen in Deutschland, die Weiterbildungs-
möglichkeiten für Personen in der nachfamiliären/nachberuflichen Lebensphase anbieten,
Befunde zur Sichtweise der Teilnehmenden (Gasthörenden/Seniorenstudierende) vor, die
teilweise bis in die Anfangszeit der Öffnung der Hochschulen für ältere Erwachsenen
zurückreichen. In den Studien stehen Aspekte wie die Motivlagen für die Wahrnehmung der
Bildungsangebote, Fächerpräferenzen,    Teilnehmerzufriedenheit und    Verbesserungsvor-
schläge zur Ausgestaltung des Angebots sowie Auswirkungen der Teilnahme für die
Teilnehmenden selbst im Mittelpunkt. Aber auch intergenerationellen Themen wurde bereits
Beachtung geschenkt, indem das Verhältnis von Gasthörenden und Regelstudierenden und
die Kontakte zwischen den Gruppen beleuchtet wurden (vgl. z.B. Kaiser 2006; Brokmann-
Nooren 2009; Gabrych et al. 2011; Kröber et al. 2013). Die Untersuchungen beziehen sich
dabei zumeist auf die Teilnehmenden eines konkreten Hochschulstandorts. Eine Ausnahme
bildet die hochschulübergreifende Befragung von Sagebiel und Dahmen (2009), in die
Seniorenstudierende mehrerer Hochschulen einbezogen wurden.

Andere Akteursgruppen der Hochschule wurden vergleichsweise selten in den Blick
genommen. So liegen aktuell lediglich sechs Studien vor, in denen Studierende im
Regelstudium zu ihren Sichtweisen auf die wissenschaftliche Weiterbildung Älterer befragt
wurden (siehe dazu auch Hammerschmidt et al. 2013: 11ff.). Diese wurden an folgenden
Universitäten durchgeführt: Philipps-Universität Marburg (vgl. Brunner 1998; 2003),
Westfälische Wilhelms-Universität Münster (vgl. Ladas/Levermann 2001 und Hammerschmidt
et al. 2013), Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/ Main (vgl. Brauerhoch/Dabo-Cruz
2005), Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (vgl. Brokmann-Nooren 2009), Bergische
Universität Wuppertal (vgl. Gieseler/Niang/Pütz 2012; Schrettenbrunner/ Niang/Pütz 2014).

Auch an der Otto-von-Guericke-Universität wurden in der Vergangenheit verschiedene
Studien zum Weiterbildungsprogramm „Studieren ab 50“ durchgeführt:

-   Die erste Teilnehmerbefragung erfolgte im Sommersemester 1995 (vgl. Freymark/Liebich
    1996). Insgesamt 22 der 100 Seniorenstudierenden des Semesters beteiligten sich an der

                                            17
Studie   (Rücklauf   22   Prozent).   Im   Zentrum   der   Untersuchung   standen   die
    Interessengebiete, die belegten Fachbereiche, die Erwartungen der Teilnehmenden, die
    künftige Gestaltung des Studiums sowie die Öffentlichkeitsarbeit. Die Befragung ergab,
    dass vor allem die Bereiche Kultur, Geschichtswissenschaft, Psychologie und Politik das
    Interesse der Teilnehmenden wecken. Dies spiegelte sich auch in den am häufigsten
    belegten Fächern des Sommersemesters, zu denen Sprachen, Psychologie, Geschichte,
    Germanistik und Politik gehörten. Kaum Interesse bestand hingegen an Themen, die mit
    der früheren Berufstätigkeit in Zusammenhang standen, an der Teilnahme an Prüfungen
    sowie am Erwerb eines Zertifikatabschlusses. Ein Großteil der Seniorenstudierenden hat
    über Presse- und Rundfunk von „Studieren ab 50“ erfahren. Die Befragten nahmen das
    Studium vor allem mit der Erwartungshaltung auf, Anregungen zu erhalten und
    interessante Gespräche führen zu können sowie mehr Wissen zu erlangen. Einen Kontakt
    zu jungen Leuten erhofften sich darüber hinaus rund ein Drittel, drei von zehn Befragte
    sahen in der Weiterbildungsteilnahme die Möglichkeit endlich das studieren zu können,
    was sie schon immer wollten. Für die künftige Gestaltung des Studiums wünschte sich
    die Mehrheit eine längere Beschäftigung mit Themen, d.h. Veranstaltungen, die über
    mehrere Semester laufen. Als thematische Ergänzungen wurden vor allem kultur-
    historische Themen, Computerkurse und Exkursionen angeführt.

-   Im Jahr 2007 wurde eine Teilnehmerbefragung durchgeführt, an der sich 86 Personen
    beteiligten (vgl. Freymark/Liebich 2012). Gefragt nach ihrer Teilnahmemotivation gaben
    die Befragten u.a. das Interesse am Studieren, die praktische Umsetzung von neuen
    Erkenntnissen, die sinnvolle und zufriedenstellende Gestaltung des neuen Lebens-
    abschnittes, die Bewährung bei der Einbringung in Projekte, die Kenntniserweiterung im
    eigenen Fach, die Aneignung wissenschaftlicher Kenntnisse in anderen Sparten, soziale
    Anerkennung, Austausch zwischen den älteren und jüngeren Studierenden, Studium an
    einer Universität, Verwirklichung eines Wunschstudiums, Selbstverwirklichung und
    Prestige an. Zu den Lernformen zählen überwiegend Vorlesungen, gefolgt von Seminaren
    und Exkursionen. Ein Drittel der Befragten widmet sich darüber hinaus den Thematiken
    im Selbststudium.

-   Eine Analyse der Teilnehmerbewegungen von „Studieren ab 50“ erfolgte im Jahr 2009
    (vgl. „Studieren ab 50“ 2009). Grundlage dafür bildete zum einen eine Befragung der
    nicht mehr am Programm teilnehmenden Personen. Insgesamt beteiligten sich 74
    Personen an der Untersuchung. Für die Abgänge konnten vor allem gesundheitliche (35
    Prozent) und familienbedingte Ursachen (20 Prozent) identifiziert werden. Genannt
    wurden jedoch auch Unzufriedenheiten mit dem Angebot (acht Prozent) oder der
    Gebührenhöhe (fünf Prozent) und altersbedingte Gründe (sieben Prozent) sowie sonstige
    Ursachen (24 Prozent). Zum anderen erfolgten statistische Analysen der Teilnehmer-
    bewegungen. Diese ergaben, dass die Teilnehmerschaft zu einem großen Teil aus
    „Stammteilnehmern“ besteht, während sich die Neuzugänge und Abgänge vermittelt über
    Sommer- und Wintersemester nahezu die Waage halten. So waren im Sommersemester

                                               18
2009 gegenüber dem vorherigen Semester etwas mehr Abgänge (118 Personen) als
    Neuzugänge (102 Personen) zu verzeichnen. Im Wintersemester 2009/2010 überwogen
    hingegen im Vergleich zum Sommersemester 2009 leicht die Neuzugänge (68 Personen)
    gegenüber den Abgängen (42 Personen).

-   Im   Wintersemester      2009/2010       wurde    eine   Umfrage   zur    „Nutzung      moderner
    Technologien“ unter den Teilnehmenden durchgeführt (vgl. Liebich 2010). Von insgesamt
    200 ausgegebenen Fragebögen beteiligten sich 194 Personen an der Studie (Rücklauf 97
    Prozent). Zusammenfassend ließ sich feststellen, dass sich der Großteil der Befragten
    aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien zeigt und den PC vor allem für den
    Zugang zum Internet, Text- und Bildbearbeitung nutzt. Ausgehend von dem Nutzungs-
    profil und den Wünschen der Befragten wurde im Folgesemester ein Kursangebot zur
    „Digitalen Bildbearbeitung“ initiiert sowie eine „Computer-Werkstatt“ eingerichtet.

2. Untersuchungsdesign der Befragung im SoSe 2014

2.1 Fragestellungen

Im Zentrum der Studie stehen folgende Themen- und Fragekomplexe, die zum einen
Auskunft über die aktuelle Situation der Bildung im Alter an der Otto-von-Guericke-
Universität Magdeburg geben und zum anderen Hinweise zur Weiterentwicklung von
„Studieren ab 50“ liefern sollen:

a) „Studieren ab 50“ im Urteil von Teilnehmenden und Regelstudierenden: Wie beurteilen
    die Teilnehmenden das Programm? Aus welchen Gründen nehmen sie teil und was
    interessiert   sie    besonders?   Mit   welchen    Aspekten    sind    sie   zufrieden,   welche
    Verbesserungen wünschen sie sich? Wie bekannt ist „Studieren ab 50“ bei Studierenden
    des regulären Studienbetriebs? Welche Erfahrungen haben jüngere Studierende mit den
    Gasthörenden bisher gemacht? Welche Vor- und Nachteile des intergenerationellen
    Studierens sehen die Jüngeren?

b) Wechselseitige        Wahrnehmungen       zweier    Gruppen:    Welche    Unterschiede      in   der
    Wahrnehmung von Gasthörenden und Regelstudierenden zeigen sich? Wie wird von
    beiden Gruppen das gemeinsame Studieren erlebt? Welche finden statt und welche
    Kanäle werden dafür genutzt? Welche Studienmotive stehen für die Teilnehmenden an
    „Studieren ab 50“ selbst im Vordergrund und wie schätzen dies demgegenüber die
    Studierenden im Regelstudium ein?

2.2 Methodik, Feldphase und Rücklauf

Die Untersuchung ist als quantitative Erhebung mittels teilstandardisierter Fragebögen
angelegt. Einbezogen werden sowohl die Sichtweisen der Teilnehmenden an „Studieren ab
50“ als auch jene der Studierenden im Regelstudium. Die Fragebögen enthalten dabei a) nur
für die jeweilige Gruppe relevante Aspekte, sowie b) Fragen, die sowohl an Gasthörende als
auch an Regelstudierende gerichtet wurden. Bei der Konzeption des Erhebungsinstruments

                                                 19
wurden bisher vorliegende Untersuchungen anderer Standorte herangezogen, um die
Befunde im Anschluss besser einordnen zu können. Dafür wurden insbesondere die Studien
der Universität Münster berücksichtigt (vgl. Kaiser 2006; Hammerschmidt et al. 2013).
Darüber hinaus wurde das Erhebungsinstrument durch eigene, bislang nicht abgedeckte
Frageteile ergänzt. Tab. 1 gibt einen Überblick über die Inhalte der Befragungen.

Sowohl der Fragebogen für die Gasthörenden als auch jener für die Regelstudierenden
umfasst vier Seiten und ist in ca. 10 Minuten beantwortbar. In die Befragung der Gast-
hörenden sollten alle Personen einbezogen werden, die im Sommersemester 2014 an
„Studieren ab 50“ teilnehmen. Entsprechend wurde die Studie bereits auf der zentralen
Eröffnungsveranstaltung des Sommersemesters 2014 angekündigt. Die Fragebögen wurden
durch das Büro von „Studieren ab 50“ im Zuge der Anmeldewochen sowie in besonders stark
frequentierten Veranstaltungen ausgegeben und konnten im Büro von „Studieren ab 50“
persönlich oder durch Einwurf in den Postkasten wieder abgegeben werden. Zusätzlich
wurde eine Rundmail über den E-Mail-Verteiler des Seniorenstudiums an alle Teilnehmenden
versandt, in der der Fragebogen als Anhang beigefügt war. Von 532 angemeldeten
Gasthörenden im Sommersemester 2014 beteiligten sich 247 Personen an der Befragung,
was einem bereinigten Rücklauf von rund 46 Prozent entspricht (vgl. Tab. 2).

Tab. 1: Überblick über die Befragungsinhalte.

          Befragung von Regelstudierenden                Befragung von Gasthörenden

    I     Angaben zum eigenen Studium                    Bisherige Erfahrungen mit der Teilnahme an
          -   Studiengang                                „Studieren ab 50“
          -   Angestrebter Abschluss                     -   Bisherige Teilnahmedauer
          -   Fachsemester                               -   Semesterzahl Teilnahme
                                                         -   Besuch von Veranstaltungen des regulären
    II    Erfahrungen mit und Einschätzungen zum
                                                             Studienbetriebs
          Studium im Alter
          -   Bekanntheit des Programms
          -   Gemeinsame Veranstaltungen                 Teilnahmemotive und Erfahrungen
          -   Kontaktart und -häufigkeit                     Kontaktart und -häufigkeit
          -   Erfahrungen Teilnahme Jung und Alt             Erfahrungen Teilnahme Jung und Alt
          -   Einschätzung Studienmotive                     Eigene Studienmotive
          -   Intergenerationelles Lernen                -   Präferierte Veranstaltungsformate
                                                         -   Interesse Fachdisziplinen

    III   Sicht auf das Alter und Altern   3

    IV    Persönliche Angaben                            Persönliche Angaben
          -   Geschlecht                                 -   Geschlecht
          -   Geburtsjahr                                -   Geburtsjahr
          -   subjektiver Gesundheitszustand             -   subjektiver Gesundheitszustand
                                                         -   Bildungsabschluss
Quelle: Befragung der Teilnehmenden von „Studieren ab 50“, Sommersemester 2014

3   Dieser Frageblock ist Teil einer Dissertation am Institut für Soziologie an der Otto-von-Guericke-
Universität Magdeburg (vgl. Rathmann 2016).
                                                   20
Zur Befragung der Regelstudierenden wurden zunächst Fachdisziplinen und Veranstaltungen
identifiziert, die von Gasthörenden besonders stark frequentiert sind und von einer hohen
Anzahl Studierender im Regelstudium besucht werden. Dazu zählen vor allem geistes- und
gesellschaftswissenschaftliche Disziplinen. Um auch Vergleichsgruppen einbeziehen zu
können, wurden darüber hinaus Veranstaltungen von Studienfächern ausgewählt, die für
Gasthörende nur vereinzelt geöffnet sind und zudem nur mäßig besucht werden
(Wirtschaftswissenschaften    sowie   Sportwissenschaften).       Die   Lehrenden    von   infrage
kommenden Lehrveranstaltungen wurden vorab über die Untersuchung informiert und um
Unterstützung gebeten. Insgesamt konnten 19 Vorlesungen aus acht Fachdisziplinen
einbezogen werden. Da i.d.R. für die Beantwortung der Fragen Zeit zu Beginn oder zum Ende
der Veranstaltungen zur Verfügung gestellt wurde und den Studierenden die Untersuchung
durch das Forscherteam vor Ort vorgestellt werden konnte, war eine hohe Teilnahme-
bereitschaft zu konstatieren. Insgesamt beteiligten sich 305 Studierende an der Befragung.
Nach Bereinigung der Daten (Ausschluss von ungültigen Bögen und Fällen mit geringer
Datenqualität, N=4), liegen verwertbare Informationen von 301 Personen vor.

Tab. 2: Überblick über Feldphase und Rücklauf der Untersuchung

                    Befragung von Regelstudierenden               Befragung von Gasthörenden

 Zeitraum                                  Sommersemester 2014

 Feldzugang     Vollerhebung in ausgewählten                  Vollerhebung aller
                Lehrveranstaltungen                           Teilnehmenden im SoSe 2014
                (11 Vorlesungen aus 9 Fachdisziplinen):       (N= 532 Personen):
                -   Bildungswissenschaften/Lehramt
                -   Geschichte                                -    Ausgabe des Fragebogens
                -   Germanistik                                    zur Semestereröffnung,
                -   European Studies/Cultural                      während der Anmeldewoche
                    Engineering                                    sowie in den
                -   Philosophie                                    Veranstaltungen von
                -   Politikwissenschaften/Soziologie               Studieren ab 50
                -   Psychologie                               -    Hinweis auf die Befragung
                -   Sportwissenschaften                            (incl. Fragebogenversand)
                -   Wirtschaftswissenschaften                      via E-Mail-Verteiler

 Rücklauf             Verwertbare Fragebögen von                  Verwertbare Fragebögen von
 (bereinigt)                  301 Personen                    247 Personen (Rücklauf 46,4 %)
Quelle: Befragung der Teilnehmenden von „Studieren ab 50“, Sommersemester 2014

Für die Zuordnung zu den beiden Gruppen „Regelstudierende“ und „Gasthörende“ ist der
Studienstatus entscheidend. Während erstere in einem Studiengang an der Universität
Magdeburg regulär immatrikuliert sind, nehmen letztere an „Studieren ab 50“ teil und

                                              21
streben       damit      keinen     akademischen        Abschluss       an.    Unabhängig     des   tatsächlichen
chronologischen Alters werden in den nachfolgenden Kapiteln die Begriffe Regelstudierende
und „Jüngere“ sowie Gasthörende und „Ältere“ synonym verwendet.

Im Folgenden werden die Ergebnisse der Untersuchungen präsentiert. Zunächst stehen die
Teilnehmenden von „Studieren ab 50“ im Mittelpunkt. Im Anschluss kommen die Sichtweisen
der Regelstudierenden zur Sprache. Hierbei werden zudem die Urteile der Studierenden im
Regelstudium jenen der Teilnehmenden von „Studieren ab 50“ gegenübergestellt, um
Aussagen über die wechselseitigen Wahrnehmungen beider Gruppen treffen zu können. Die
Untersuchung in ähnlicher Form im gleichen Semester an der Leibniz Universität Hannover
durchgeführt wurde. Die ausführlichen Befunde der Universität Hannover sind auf der
Homepage des Gasthörenden- und Seniorenstudiums nachzulesen: http://www.zew.uni-
hannover.de/ghs.html (vgl. Rathmann/Bertram 2016).

3. Empirische Befunde Teil 1: Die Sicht der Teilnehmenden von „Studieren ab 50“

3.1 Bisherige Teilnahme, Interessengebiete und Teilnahmemotive

Teilnahmedauer an „Studieren ab 50“

Die        große    Mehrheit      der     Befragten    hat    bereits    vor    dem    Sommersemester         2014
Veranstaltungen von „Studieren ab 50“ besucht. Lediglich rund acht Prozent sind erstmalig
dabei. Rund ein Drittel der Gasthörenden besucht seit einem bis fünf Semestern in diesem
Rahmen Veranstaltungen an der Universität (vgl. Abb. 1). Weitere 23 Prozent nehmen seit
sechs bis zehn Semestern teil. Gut drei von zehn Befragten sind bereits seit über fünf Jahren
an der Universität, immerhin knapp jeder Zehnte besucht die Veranstaltungen dabei sogar
bereits seit über zehn Jahren. Die durchschnittliche Teilnahmedauer im Sommersemester
2014 beläuft sich auf 10,3 Semester.

Abb. 1: Teilnahmedauer an „Studieren ab 50“ nach Semestern (N 247). Angaben in
Prozent.
 35,0                              33,1
 30,0
 25,0                                                 22,6
 20,0                                                                                  15,9
 15,0                                                                12,1
 10,0              7,9                                                                                 8,4

  5,0
      ,0
               erstmalige      1 - 5 Semester   6 - 10 Semester 11 - 15 Semester 16 - 20 Semester   mehr als 20
              Teilnahme in                                                                           Semester
            diesem Semester

Frageformulierung: „Seit wie vielen Semestern nehmen Sie an „Studieren ab 50“ an der Universität
Magdeburg teil?“ Offenes Antwortformat, nachträgliche Gruppierung.
Quelle: Befragung der Teilnehmenden von „Studieren ab 50“, Sommersemester 2014

                                                             22
Interesse an Veranstaltungsformaten und -themen

Am stärksten interessieren sich die Befragten für die speziell für Gasthörende organisierten
Veranstaltungen, für Exkursionen und Besichtigungen sowie für geöffnete Lehrveran-
staltungen der Fakultäten. Hierfür bekunden jeweils deutlich mehr als die Hälfte aller be-
fragten Teilnehmer/innen ihr Interesse. Auf Platz 1 rangieren dabei die Veranstaltungen, die
speziell für die Teilnehmenden an „Studieren ab 50“ organisiert werden. Insgesamt rund 81
Prozent interessieren sich hierfür eher stark oder sehr stark (vgl. Abb. 2). Es schließen sich
Exkursionen und Besichtigungen an, wofür rund 72 Prozent ein starkes oder sehr starkes
Interesse bekundet. Doch auch die geöffneten Lehrveranstaltungen der Fakultäten sind für
die Mehrheit der Befragten ein wichtiger Bestandteil des Angebotsportfolios. Jede/r Dritte
äußert hierfür ein sehr starkes, weitere vier von zehn Personen ein eher starkes Interesse.

Abb. 2: Interesse für verschiedene Veranstaltungsangebote von „Studieren ab 50“ (N
247). Angaben in Prozent.

     speziell für Gasthörende organisierte Veranstaltungen 0,9 17,9            48,6                         32,5

                         Exkursionen und Besichtigungen 4,1      23,5                40,1                   32,3

            geöffnete Lehrveranstaltungen der Fakultäten 2,8     26,6                 41,6                  29,0

                             Einführungsveranstaltungen 3,0       30,3                      50,0                 16,7

                                          Hochschulsport       23,4           30,7             22,9             22,9

                                    Fremdsprachenkurse         24,0            35,8                17,2         23,0

                                                PC-Kurse       21,5             45,6                     19,5      13,3

                                   Bibliothekseinführung       24,2                   54,6                      17,5 3,6

                                                       0,0            20,0    40,0           60,0      80,0     100,0
                                               überhaupt nicht         eher weniger          eher stark     sehr stark

Frageformulierung: „Wie stark interessieren Sie sich für die folgenden Veranstaltungsformate?“
Antwortformat wie dargestellt.
Quelle: Befragung der Teilnehmenden von „Studieren ab 50“, Sommersemester 2014

Die Einführungsveranstaltungen, die ein jedes Sommer- und Wintersemester eröffnen und
von einem thematischen Vortrag begleitet werden, treffen das Interesse von gut zwei Dritteln
der Befragten. Angebote des Hochschulsports, Fremdsprachenkurse, PC-Kurse sowie
Bibliothekseinführungen         sind    im   Urteil    der     Befragten     verglichen            mit    den      anderen
Angebotsformaten weniger interessant. Gleichwohl bekunden insgesamt ein nicht zu
vernachlässigender Teil der Befragten auch hierfür Interesse.

Mit deutlichem Abstand ist Geschichte das Themengebiet, für das sich die Teilnehmenden
am stärksten interessieren: gut zwei Drittel aller Befragten nennen diese Fachdisziplin (vgl.
Abb. 3). Daran schließt sich Kunstwissenschaften an. Rund vier von zehn Teilnehmenden

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