VERGANGENHEIT . GEGENWART . ZUKUNFT - WISSENSCHAFTLICHE WEITERBILDUNG FÜR ÄLTERE - FESTSCHRIFT ZUM
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WISSENSCHAFTLICHE WEIT ERBILDUNG FÜR ÄLT ERE VERGANGENHEIT . GEGENWART . ZUKUNFT 25 FESTSCHRIFT ZUM 25-JÄHRIGEN BEST EHEN VON STUDIEREN AB 50
WISSENSCHAFTLICHE WEIT ERBILDUNG FÜR ÄLT ERE VERGANGENHEIT . GEGENWART . ZUKUNFT FESTSCHRIFT ZUM 25-JÄHRIGEN BEST EHEN VON STUDIEREN AB 50
Vorwort Sehr geehrte Interessentinnen und Interessenten für das Studium älterer Erwachsener, in der vorliegenden Broschüre möchten wir über unsere Arbeit im Bereich Bildung für ältere Erwachsene an der Universität Magdeburg berichten. Auf den folgenden Seiten finden Sie Informationen über die Geschichte der Studienform „Studieren ab 50“ sowie über die Struktur der Teilnehmenden und die Studierendenbefragung des Sommersemesters 2014. Weiterhin berichten Dozentinnen und Dozenten über ihre Arbeit in den Projekten. Auch Studierende kommen zu Wort und geben uns einen kleinen Einblick in ihre Arbeit. Zum Abschluss wagen die Autoren einen Ausblick in die Zukunft des Weiterbildungsstudiums für die ältere Generation. Wir danken allen Autorinnen und Autoren sehr herzlich für Ihre Mühe und Zeit beim Erstellen der Berichte und wünschen Ihnen eine spannende Lektüre. Ihr Olaf Freymark (Leiter „Studieren ab 50“) 2
Inhalt I. Rückblicke Die Entstehung und Ausgestaltung des Kontaktstudiums „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Olaf Freymark) ................................................. 3 Struktur und Entwicklung der Teilnehmenden von „Studieren an 50“ (Annika Rathmann) ... 10 II. Einblicke: Wissenschaftliche Beiträge Sichtweisen von Seniorenstudierenden und Regelstudierenden zum „Studieren ab 50“ im Sommersemester 2014 – Ergebnisse zweier Befragungen (Annika Rathmann) ............... 17 Senioren streifen durch die Psychologie, trainieren ihre kognitiven Fähigkeiten und sind wissenschaftlich tätig – ein Rückblick auf zehn Semester „Psychologieausbildung“ im Seniorenstudium (Prof. Dr. Wolfgang Lehmann) ............................................................. 44 Bericht zu einem intergenerativen Zeitzeugenprojekt (Dr. habil. Kerstin Dietzel) ................ 52 Sturzprophylaxe durch altersgerechtes Karatetraining im Rahmen von „Studieren ab 50“ (Prof. Dr. Kerstin Witte) ............................................................................................ 54 III. Einblicke: Beiträge aus Projektarbeit und Studium Literatur und ihr Beitrag zu einem interkulturellen und intergenerationellen Europaverständnis - Ein Projekt der Schreibwerkstatt (Dr. Gabriele Czech) ........................ 55 „Ran an die Medien!“ – Die Projektgruppe „Magdeburger Halbkugeln“ (Karin Braune) ....... 58 „Wissend wandern - wandernd lernen“ International (Dr. Heidrun Guericke) ....................... 62 „Gräser-Kunst-Projekt“ (Annelore Facius) ........................................................................... 63 Ungarn – 20. bis 27. September 2015 (Ute Joost) ............................................................... 65 Mittendrin – Konzerthausorchester Berlin, 14.01.2016 (Ute Joost) ...................................... 68 Bewegung für Körper und Geist - Vielfältige Aktivitäten im Seniorenstudium (Dr. Cornelia Weikert) .............................................................................................................................. 69 Erfahrungsbericht 25 Jahre „Studieren ab 50“ (Dr. Rose Würdig) ......................................... 71 IV. Ausblicke Qualitätsverbesserung - Erkenntnisse und Maßnahmen (Dr. Fritz Weikert) ......................... 75 Zur Bedeutung der Bildung im Alter (Prof. Dr. Wolfgang Lehmann, Olaf Freymark und Manfred Liebich) ................................................................................................................. 78 1
I. Rückblicke Die Entstehung und Ausgestaltung des Kontaktstudiums „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Olaf Freymark) Erste Seniorenstudien entstanden 1973 in Frankreich. Auch in Spanien, Portugal, Italien, Schweiz, Polen und in der ehemaligen DDR wurden Modelle des Seniorenstudiums entwickelt. In den 70er Jahren gab es in der Bundesrepublik eine Nachfrage an wissenschaftlicher Weiterbildung für ältere Erwachsene. Modellversuche in Dortmund und Marburg sind der Start des Seniorenstudiums an den Universitäten. (vgl. Mechthild Kaiser, Bildung durch ein Studium im Alter, Waxmann Verlag 1997, S.7f.) Die deutschen Universitäten und Hochschulen haben in den 1970er Jahren die Älteren als Zielgruppe für sich entdeckt. Eine höhere Lebenserwartung und die ansteigende Zahl der Ruheständler in diesen Jahren war Anlass, dass die Universitäten Ältere in die Weiterbildung einbezogen. Ziel war es, dass auch die ältere Generation die Chance zur Weiterbildung bekam. Studieren im Alter sollte einen neuen Austausch zwischen Jung und Alt ermöglichen, um das Generationenverhältnis zu verbessern. Wissenschaftliche Weiterbildung für Ältere, sei es in Form eigener Angebote (Senioren- studium) oder in Form geöffneter Lehrveranstaltungen (Gasthörerstudium) haben sich mittlerweile flächendeckend an Universitäten und Hochschulen in Deutschland fest etabliert. Eine große Zahl älterer Studierender nutzt gegenwärtig die Möglichkeit zum Besuch wissenschaftlicher Veranstaltungen. Nach der deutschen Wiedervereinigung sortierte sich auch die Wissenschaftliche Weiterbildung in den neuen Bundesländern neu. Wissenschaftliche Weiterbildung wurde an den Universitäten und Hochschulen der ehemaligen DDR neben Lehre und Forschung in vielfältigen Formen angeboten. In Magdeburg gab es Kurse im Fernstudium für Ingenieure. Die Lehrerinnen und Lehrer des gesamten Bezirks Magdeburg nahmen an der Pädagogischen Hochschule an Fortbildungs- veranstaltungen teil. In der Medizinischen Akademie fand die medizinische Fortbildung der Ärzte statt. Eine besondere Veranstaltung war die Reihe „Magdeburgense“. Alle drei Magdeburger Hochschulen boten in einer Vorlesungsreihe wissenschaftliche Vorträge an. Die Resonanz war sehr groß und einige Vorlesungen wurden im Bildungsfernsehen übertragen. Mit der Wende erfolgte eine Umstrukturierung in den Hochschulen. Das betraf auch den Bereich Wissenschaftliche Weiterbildung. 1991 kam Dr. Erich Schäfer von der Universität Bielefeld nach Magdeburg. Er begann eine Struktur der Weiterbildung an der Pädagogischen Hochschule aufzubauen. Im Ergebnis entstand das Weiterbildungszentrum der Pädagogischen Hochschule. Dieses wurde auch 1993 mit der Gründung der Otto-von- 3
Guericke-Universität übernommen. Schwerpunkte der Arbeit waren die Initiierung von zwei Modellprojekten, der Zertifikatskurs „Erwachsenenbildung“, die Lehrerfort- und -weiter- bildung und das Seniorenstudium „Studieren ab 50“. Es wurde das Modell der Universität Bielefeld übernommen. In vielen Gesprächen mit den Bielefelder Studierenden wurde ein Konzept für Magdeburg erarbeitet. Unterstützung fand die Errichtung durch das Kultusministerium und das Rektorat der Hochschule. Herr Gottschalk war 1992 bis 1995 der Initiator des neuen Modells. Er setzte das Konzept der Bildung für ältere Erwachsene um. Ziel war es, dass die ältere Generation die Möglichkeit erhält, sich mit Wissenschaft zu beschäftigen. Die Wissenschaft sollte auch im Alter für Interessierte zugänglich bleiben. Damit wollten die Organisatoren die individuellen Bildungsinteressen der älteren Generation unterstützen. Wichtig war es auch, die regional orientierte Komponente des Wissenstransfers von der Universität in die Region zum Leben zu bringen. Weiterhin sollte das veränderte Rollenverständnis von Alter und Alter(n) in unserer Gesellschaft berücksichtigt werden. Die Möglichkeit, sich mit Wissenschaft zu beschäftigen, sollte den Älteren wichtige Impulse für ein sinnbestimmtes Leben geben. Das Angebot „Studieren ab 50“ hatte aber auch eine soziale Komponente. Mit dem Zusammenbruch der Wirtschaft nach 1990 wurden viele Menschen in die Arbeitslosigkeit geschickt. Das war auch in Magdeburg der Fall. Großbetriebe wurden aufgelöst und das Heer der Arbeitslosen wuchs. Eine Neuorientierung des Lebens war erforderlich. Diese Zielgruppe haben die Organisatoren des Seniorenstudiums angesprochen. So wurden aus anfänglich 15 Studierenden 1992 bis 1997 nahezu 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Heute kann eingeschätzt werden, dass die Hochschule damals bei der neuen Identitätsfindung der Menschen einen wertvollen Beitrag geleistet hat. In den 1990er und 2000er Jahren wurde das Programm qualitativ verbessert. Sehr spannend waren die Erfahrungsaustausche mit den Universitäten Berlin, Frankfurt/Main, Bielefeld, Oldenburg und Leipzig. In den 1990er Jahren spielte das gegenseitige Kennenlernen zwischen Ost und West für die Erfahrungsaustausche eine wichtige Rolle. Das Konzept „Studieren ab 50“ ist an den Lehrstuhl für erziehungswissenschaftliche Medienforschung unter Berücksichtigung der Erwachsenen- und Weiterbildung im Institut für Erziehungswissenschaft der Fakultät für Humanwissenschaften strukturell eingegliedert. Das Studium ist für alle Bildungsinteressierte offen. Ein Abitur als Zugangsvoraussetzung ist keine Bedingung. Zur Teilnahme an „Studieren ab 50“ bedarf es einer Einschreibung als Gasthörer. Die Gasthörerschaft erlaubt es, alle geöffneten Lehrveranstaltungen der Fakultäten und Institute zu besuchen. Im Rahmen der Gasthörerschaft werden in der Regel keine Prüfungen abgelegt. Für den Besuch der Lehrveranstaltungen kann eine Teilnahmebescheinigung ausgestellt werden. Seit 2004 wurde die Projektarbeit verstärkt in das Programm mit aufgenommen. Ziel war es, jüngere und ältere Studierende in der wissenschaftlichen Arbeit zusammen zu bringen. Damit erfüllten die Organisatoren das Motto des Seniorenstudiums „Jung und Alt studieren gemeinsam“. Das ist bis heute unser Anspruch. 4
Veranstaltungskonzept im Semester Jedes Semester beginnt mit einer Eröffnungsveranstaltung und einem Vortrag wechselnder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität sowie anderer Einrichtungen. Die Vorträge umfassen ein breites Themenspektrum. So sprach im Sommersemester 2016 der Archäologe Rainer Kuhn (Archäologie) zum Thema: „Das neue Magdeburger Dommuseum - Möglichkeiten und Herausforderungen“. Auch in den vergangenen Semestern konnten Referentinnen und Referenten verschiedener Fachdisziplinen gewonnen werden, wie diese Auswahl der letzten Semester zeigt. Quelle: Stefan Berger, AVMZ, Universität Magdeburg (ID 3245) - WS 2015/2016: Prof. Dr.-Ing. Karl-Heinrich Grote „Herausforderungen an Ingenieure im globalen Markt“ - SoSe 2015: Prof. Dr. Stephan Freund: „Königspfalzenland Sachsen-Anhalt. Wissenschaftliche Probleme und touristische Perspektiven“ - WS 2014/2015: Apl. Prof. Dr. Heidemarie Bräsel: „Zur Geschichte und zur Konstruktion von magischen Quadraten“ - SoSe 2014: Prof. Dr. Anita Hökelmann: „Steigerung der Lebensqualität im Alter durch Sport“ - WS 2013/2014: Prof. Dr. Dr. h.c. Armin Burkhardt: „Abseits, Foul und Rote Karte. Die deutsche Fußballsprache, ihre Geschichte und ihr wachsender Einfluss auf die Kommunikation in Alltag und Politik“ - SoSe 2013: Rainer Kuhn M.A.: „Archäologie am Magdeburger Domhügel: Erzbischöfe, prächtige Kirchen und eine Königin aus England“ - WS 2012/2013: Prof. Dr. Stephan Freund „Wallhausen? Geburtsort Ottos des Großen? Oder: Vom wissenschaftlichen Ertrag von Ausstellungen“ Diese Veranstaltung hat darüber hinaus das Ziel, über „Studieren ab 50“ zu informieren, insbesondere auch Anfragen zu beantworten, ein erstes Kennenlernen von Interessenten und der mit „Studieren ab 50“ befassten Mitarbeiter der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zu ermöglichen. Darüber hinaus werden zur Eröffnungsveranstaltung die Weiterbildungskataloge für das Semester ausgegeben. Die Kataloge umfassen alle Studienangebote, enthalten die geöffneten Lehrveranstaltungen der Fakultäten und Institute, 5
spezielle Angebote für Ältere sowie wissenschaftliche Projekte. Angeboten wurden z.B. im Wintersemester 2015/2016 insgesamt 280 Lehrveranstaltungen. Davon sind 110 geöffnete Lehrveranstaltungen und 140 spezielle Angebote und neun Projekte. Wurden 1992 ausschließlich Lehrangebote der Fakultät für Geistes- Sozial- und Erziehungswissenschaften angeboten, so sind es heute Lehrangebote aller Fakultäten und zentralen Einrichtungen. Besonderen Zuspruch bei den Teilnehmern haben seit Beginn unverändert die Lehrgebiete Sprachen, Kulturwissenschaften, Psychologie, Politik- wissenschaft und Sport gefunden. Spezielle Angebote werden von Wissenschaftlern im Ruhestand und älteren Studierenden angeboten. Zu nennen sind hier: Einsatz neuer Medien, Sprach- und Sportkurse, Literaturworkshops, Themen zu Psychologie und Alter, Wandergruppen „Wissend Wandern“, regionalgeschichtliche Themen, naturwissenschaftliche- und ingenieurwissenschaftliche Themen. .. . Projektarbeit Die Qualität des Kontaktstudiums „Studieren ab 50“ wird bestimmt von den Initiativen der Gasthörer/innen selbst. In den letzten Jahren hat sich die nationale und internationale Projektarbeit gut entwickelt. Die Projekte wurden auch öffentlich gewürdigt. Zurzeit bestehen folgende Projekte: - Biografisches Arbeiten: Zeitzeugen berichten über ihr biografisches Leben. - Schreibwerkstatt und Europäische Literatur: In der Schreibwerkstatt werden von den Studierenden Texte erarbeitet, die auch veröffentlicht werden. Es sind Geschichten, Gedichte und Anekdoten, Erlebnisse sozusagen aus dem Leben gegriffen. Mitglieder der Schreibwerkstatt haben an einem internationalen Wettbewerb teilgenommen und dafür einen Literaturpreis bekommen. Die Preisverleihung fand in Graz statt. - Einsatz neuer Medien: Computer Club für Senioren, Ran ans Netz, Computerwerkstatt. In den Projekten geht es um Bildbearbeitung sowie um den Einsatz und die Handhabung 6
neuer Medien. Es wurden Videoclips gedreht. Dieser Clip wurde von der BAGSO in Berlin 2015 mit einem Internetpreis ausgezeichnet. - „Wissend Wandern“ – national und international: Studierende aus Hannover, Bielefeld, Groningen und Magdeburg treffen sich im Jahr zu einer Wanderung. Die Wanderungen haben einen thematischen Schwerpunkt. Es werden Vorträge gehalten und die Zielpunkte erwandert. - „Stadtführer der Stadt Magdeburg und Umgebung“: Im Seniorenstudium sind nicht wenige Stadtführer der Stadt Magdeburg eingeschrieben. Diese beteiligen sich aktiv am Studienprogramm „Studieren ab 50“. Es werden regionalgeschichtliche Themen angeboten oder Exkursionen für Interessierte organisiert. - Intergenerativ aktiv & alternativ, „Macht der Medien“ und die Vereinigung „Emerito“: In der Veranstaltungsreihe „Macht der Medien“ geht es um Vorträge, die Medienvertreter halten. Hier diskutieren Studierende, Vertreter aus Unternehmen und Einrichtungen und ältere Studierende über das Verhältnis Medien und Öffentlichkeit. Die „Emerito“- Vereinigung ist ein Zusammenschluss emeritierter Professoren, die im Kulturhistorischen Museum wissenschaftliche Vorträge halten. - Altersfitness und Gesundheit: Ältere Studierende werden gesundheitssportlich von Mitarbeitern des Instituts für Sportwissenschaft betreut. Die Ergebnisse werden dokumentiert und ausgewertet. - Dialog mit ausländischen Studierenden: In diesem Projekt werden ausländische Studierende im Studium oder in der Bewältigung der Alltagsfragen unterstützt. - Kunst und Gräser: Kreative Frauen arbeiten mit verschiedenen Gräsern. Die künstlerische Gestaltung mit Gräsern umfasst Wandteppiche, Kunstmäntel und Kopfbedeckungen. Die Gruppe nahm an verschiedenen Ausstellungen teil. Zuletzt präsentierten sie ihre Arbeiten auf der Bundesgartenschau 2015 in Havelberg und bekamen viel Resonanz. Die Verantwortlichen des Studiums sehen hier einen richtigen Weg in der Weiterentwicklung des Studiums in der nachberuflichen Phase. Weg vom „Konsumieren“ der Lehrangebote hin zum aktiven Gestalten des Studiums. Nähere Einblicke in die Projektarbeit gewähren die Beiträge in dieser Broschüre. Zusammenarbeit mit anderen Universitäten und Mitgliedschaften Wir arbeiteten in den 1990er Jahren mit der Universität des Dritten Leben Frankfurt/Main und der Berliner Akademie für Weiterbildende Studien im Rahmen eines Projektes zum Thema „Identität, Kommunikation und Werte“ zusammen. Seitdem besucht jährlich eine Gruppe Veranstaltungen der Berliner Akademie und umgekehrt. Wie bereits erwähnt, besteht zum Sprecherrat der Universität Bielefeld eine enge Zusammenarbeit. Jährlich findet ein Austausch über Bildung im Alter statt. Seit 1993 besteht ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch auch mit der Seniorenacademie in Groningen/Niederlande. Der Erfahrungsaustausch findet bereits seit 1998 statt. Studierende 7
aus Groningen, Berlin und Magdeburg treffen sich alle 2 Jahre. Im Mittelpunkt der Treffen stand das gegenseitige Kennenlernen, die Diskussion über Werte und Kultur, das Leben in den neuen Bundesländern und in den Niederlanden. Bei den Treffen wurde über die Bildung der älteren Generation in den beiden Ländern gesprochen. Höchst spannende Ergebnisse gab es zu verzeichnen. Eine weitere Form der Treffs waren Vorträge von Wissenschaftlern der Universitäten und Autoren von gemeinsam gelesener Literatur. Dazu gehörten beispielsweise die Romane „Frau Antje und Herr Mustermann: Niederlande für Deutsche“ von Dik Linthout sowie „Allerseelen“ von Cees Nooteboom. Im Anschluss an die Buchvorstellungen wurde über die Inhalte gemeinsam diskutiert. Die Treffen fanden sowohl in Groningen als auch in Magdeburg eine gute Resonanz bei den Studierenden. Diese Zusammenkünfte werden fortgeführt. Mit der Schreibwerkstatt aus Leipzig wurde 2014 ein Workshop durchgeführt. Studierende aus Leipzig und Magdeburg stellten ihre erarbeiteten Texte vor. In der Diskussion wurde über die Arbeit an beiden Standorten in der Schreibwerkstatt gesprochen. Im Wintersemester 2015/2016 fand ein Austausch mit der Universität Hannover zum Thema „Von Guericke zu Leibniz“ statt. Innerhalb der beiden Treffen in Magdeburg und Hannover wurden zum einen die Ergebnisse der Befragungen der Teilnehmenden an beiden Standorten diskutiert (ausführlich zu den Ergebnissen der Befragung an der Universität Magdeburg siehe Beitrag Rathmann in dieser Broschüre). Zum anderen gab es Gelegenheit, sich mit den Namenspatronen der Universitäten zu beschäftigen. Eine Zusammenarbeit mit anderen Universitäten und Einrichtungen auf nationaler Ebene erfolgt auch bei der Organisation und Durchführung der „Online-Ringvorlesung“. Die Veranstaltungsreihe wird seit dem WS 2008/2009 im Rahmen einer Kooperation der BAG WiWA durchgeführt. Es referieren Wissenschaftler/innen verschiedener Universitäten zu einem übergreifenden Thema. Im Sommersemester 2016 beteiligen sich 13 universitäre Einrichtungen an dieser Veranstaltungsreihe zum Thema „Flucht und Migration - Ursachen und Folgen“. Die Reihe spricht dabei nicht nur Seniorstudierende an, sondern richtet sich explizit auch an Studierende aller Fachrichtungen, Schüler/innen, Lehrkräfte und Mitarbeiter/innen der Universitäten sowie sonstige Interessierte. Das Besondere: Die Vorträge werden jeweils per Videokonferenz von der Heimatuniversität des/der Vortragenden in die Hörsäle aller anderen beteiligten Einrichtungen übertragen. Die Aufzeichnungen der Vorträge sollen darüber hinaus einem breiteren Publikum auch zeit- und ortsunabhängig über das Internet zur Verfügung gestellt werden. In der Vergangenheit wurden schwerpunktmäßig Themen wie Globalisierung, Nachhaltigkeit, Finanzsystem, Europa, Stadtentwicklung und Technik sowie Alter(n) aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven betrachtet. Seit 2014 erarbeiten wir gemeinsam mit acht europäischen Universitäten in dem Erasmus+ Projekt „EduSenNet“ Ideen zur Erhöhung der Teilnehmer/innenzahl und Verbesserung der Qualität im Seniorenstudium. Im Projekt geht es inhaltlich darum, die Lernbedürfnisse der 8
älteren Generation zu erforschen. Kooperationspartner sind verschiedene Universitäten aus Bratislava, Uppsala, Groningen, Alicante und Chemnitz. Der Arbeitsbereich Wissenschaftliche Weiterbildung ist Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium (DGWF) sowie der Bundesarbeitsgemeinschaft für Wissenschaftliche Weiterbildung älterer Studierender (BAG WiWA). Der Magdeburger Sprecherrat ist zudem im DENISS e.V. (Deutsches Netzwerk der Interessenvertretung von Senior-Studierenden) organisiert und arbeitet aktiv mit. International sind wir vertreten in der European Föderation older Students, kurz EFOS. In der EFOS besetzt Olaf Freymark zurzeit den Posten des Vizepräsidenten. Die EFOS hat sich die folgenden Ziele gesteckt: Förderung autonomer Landesorganisationen mit ähnlichen Zielen; Zusammenarbeit mit anderen internationalen Organisationen, die sich für Lebenslanges Lernen (LLL) einsetzen; Förderung des Studiums und der Weiterbildung älterer Personen auf universitärer Ebene zusammen mit jungen Studierenden oder an speziellen Akademien/Universitäten/Hochschulen für Ältere; Förderung von Gemeinschaftsprojekten für ältere Studierende in ganz Europa; Förderung und Sicherung des Zugangs Älterer zu höherer Bildung auch ohne formelle Qualifikation; Vertretung der Anliegen wissen- schaftlicher Bildung Älterer in der Politik und Öffentlichkeit. 9
Struktur und Entwicklung der Teilnehmenden von „Studieren ab 50“ (Annika Rathmann) Teilnehmerstruktur im WS 2015/2016 Im Wintersemester 2015/2016 nahmen insgesamt 718 Personen an „Studieren ab 50“ teil. Dies ist zugleich die höchste Teilnehmer/innen/zahl seit Anbeginn des Programms. Insgesamt 425 Frauen und 289 Männer besuchten die Angebote. Der Frauenanteil lag damit bei rund 60 Prozent. Am stärksten vertreten ist die Altersgruppe der 70- bis 74-Jährigen, gefolgt von Personen zwischen 65 und 69 Jahren (vgl. Abb. 1). Insgesamt gut die Hälfte der Teilnehmenden (53,7 Prozent) befindet sich damit im Wintersemester 2015/2016 in einem Alter zwischen 65 und 74 Jahren. Auf die angrenzenden Altersgruppen der 60- bis 64- Jährigen bzw. der 75- bis 79-Jährigen entfallen jeweils rund 17 Prozent der Teil- nehmerschaft. Personen, in einem Alter von unter 60 bzw. über 80 Jahren sind demgegen- über deutlich in der Minderheit. Bezogen auf die Altersverteilung der Teilnehmenden zeigen sich kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern (vgl. Abb. 1). Die Männer weisen im Vergleich zu den Frauen ein im Durchschnitt nur geringfügig höheres Alter auf. Abb. 1: Altersverteilung der Teilnehmenden von „Studieren ab 50“ insgesamt und nach Geschlecht, Wintersemester WS 2015/2016. Angaben in Prozent. 35,0 32,7 29,0 30,0 28,7 24,7 23,7 25,0 23,0 17,7 19,1 20,0 16,8 17,2 18,4 15,0 11,4 10,0 7,8 5,9 4,8 2,9 5,0 2,2 2,0 0,8 0,8 1,10,8 0,8 2,1 1,6 1,4 1,6 0,3 0,7 0,0 Quelle: „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Insgesamt knapp die Hälfte der Teilnehmenden (47,3 Prozent) gibt an, über einen Abschluss einer Universität oder Fachhochschule zu verfügen. Rund vier von zehn Personen weisen keine akademische Vorbildung auf (38,5 Prozent). Zu beachten ist dabei, dass sich insgesamt 14 Prozent der Teilnehmenden nicht zu ihrem höchsten Bildungsabschluss äußerten. Die Berufe, die die Teilnehmenden von „Studieren ab 50“ erlernt haben, decken eine große Bandbreite ab (vgl. Abb. 2). 10
- Der Bereich „Ingenieurwissenschaften und (technisches) Handwerk“ ist am stärksten vertreten. Nahezu drei von zehn Personen haben in einem Beruf gearbeitet1, der diesem Bereich zugeordnet werden kann. Die große Mehrheit gibt dabei an, dass sie als Ingenieur bzw. als Ingenieurin tätig waren. Vereinzelt sind in diesem Tätigkeitsfeld auch Techniker, wie beispielsweise Mechaniker und Installateure, anzutreffen. - Es schließt sich das Berufsfeld „Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften und Kunst“ an. Insgesamt nahezu jeder Fünfte hat einen Beruf erlernt, der diesem Bereich zugeordnet werden kann. Zahlenmäßig am stärksten vertreten sind dabei Lehrer/innen sowie Pädagog/inn/en und Erzieher/innen. Aber auch bspw. die Fachdisziplinen Philosophie, Sozialarbeit, Politik, Journalistik und Kulturwissenschaften werden abgedeckt. Zudem finden sich vereinzelt Berufe, die dem künstlerischen Bereich zugeordnet werden können, wie etwa Fotograf/in oder Schneider/in. - Auf den Bereich der „Medizin und Naturwissenschaften“ entfällt ein nahezu gleich großer Anteil der Teilnehmerschaft. Zuvorderst sind hier Humanmediziner/innen zu nennen, gefolgt von medizinisch-technischen Assistent/inn/en. Hinzu treten etwa Veterinärmediziner/innen, Pharmakolog/inn/en, Chemiker/innen, Mathematiker/innen und Physiker/innen. - In einem Beruf aus dem Bereich von „Wirtschaft, Verwaltung und Recht“ waren rund 16 Prozent der Teilnehmenden an „Studieren ab 50“ tätig. Dabei sind vor allem kaufmännische Berufe stark vertreten (z.B. Diplom-Ökonomen). Aber auch Juristen, Betriebswirte, Verwaltungsangestellte und Versicherungsmakler finden sich hier wieder. Abb. 2: Erlernte Berufe der Teilnehmenden von „Studieren ab 50“, Wintersemester WS 2015/2016. Angaben in Prozent. 18,5 Ingenieurwissenschaften und Handwerk 28,2 Wirtschaft, Verwaltung und Recht Medizin und Naturwissenschaften 18,8 Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften 16,1 sowie künstlerische Berufe keine Angabe 18,5 Quelle: „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg 1 Es ist davon auszugehen, dass die Mehrheit der Teilnehmenden ihre Berufstätigkeit nicht mehr aktiv ausüben, wenngleich nicht auszuschließen ist, dass eine Minderheit weiterhin berufstätig ist (siehe „Altersverteilung“). Zur besseren Lesbarkeit wird im Text die Vergangenheitsform verwendet. 11
Auch wenn die erlernten Berufe der Teilnehmer/innen eine große Vielfalt ausweisen, ist auffällig, dass rund die Hälfte der Teilnehmenden den vier Berufsgruppen „Ingenieur/in“, „Lehrer/in“, „Arzt/Ärztin“ sowie „Ökonom/in“ zugeordnet werden kann. Zu beachten ist zudem der hohe Anteil fehlender Werte. Insgesamt knapp ein Fünftel der Teilnehmenden äußerten sich bei der Anmeldung für das Wintersemester 2015/2016 nicht zu ihrem erlernten Beruf bzw. vermerkte Angaben, die lediglich auf den Bildungsabschluss, nicht aber auf die Fachrichtung schließen lassen (z.B. Hochschulabschluss, wissenschaftlicher Mita- rbeiter, usw.). Veränderung der Teilnehmenden im Zeitverlauf Seit Beginn von „Studieren ab 50“ verzeichnet die Teilnehmer/innenzahl einen stetigen Zuwachs (vgl. Abb. 3, siehe auch Tabelle A1 im Anhang). Beim Start des Programms im Wintersemester 1991/1992 waren es insgesamt 12 Personen. Im Wintersemester 2015/2016 wurde mit einer Teilnehmer/innenzahl von 718 Personen der vorläufige Höchststand erreicht. Auffällig ist dabei, dass jeweils in den Sommersemestern die Zahl der Teil- nehmenden geringer ausfällt als im Wintersemester. Abb. 3: Teilnehmerentwicklung des Programms „Studieren ab 50“. Wintersemester 1991/1992 bis Wintersemester 2015/2016. Absolute Häufigkeiten. Quelle: „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Das Bildungsangebot „Studieren ab 50“ wird seit seiner Einrichtung im Jahr 1992 stärker von Frauen als von Männern frequentiert. Die Geschlechterverteilung unterliegt dabei im Zeitver- lauf nur geringfügigen Veränderungen. Wird der Zeitraum der letzten zehn Jahre näher be- 12
trachtet, so zeigt sich, dass der Frauenanteil nur leicht um den Wert von 60 Prozent variiert (vgl. Abb. 4). Auch für die Anfangszeit kann diese Tendenz bestätigt werden. So belief sich der Anteil der Teilnehmerinnen im Sommersemester 1995 auf 57 Prozent, im Sommer- semester 2000 auf 63 Prozent. Abb. 4: Geschlechterverteilung der Teilnehmenden an „Studieren ab 50“ im Zeitverlauf, WS 1993/1994 bis WS 2015/2016. Angaben in Prozent. 100% 90% 80% 41 42 41 46 42 40 39 39 39 39 41 38 41 40 38 38 39 41 39 41 40 70% 60% 50% 40% 30% 59 58 59 54 57 60 61 61 61 61 59 62 59 60 62 62 61 59 61 59 60 20% 10% 0% SoSe 2006 SoSe 2007 SoSe 2008 SoSe 2009 SoSe 2010 SoSe 2011 SoSe 2012 SoSe 2013 SoSe 2014 SoSe 2015 WS 2005/2006 WS 2006/2007 WS 2007/2008 WS 2008/2009 WS 2009/2010 WS 2010/2011 WS 2011/2012 WS 2012/2013 WS 2013/2014 WS 2014/2015 WS 2015/2016 weiblich männlich Quelle: „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Die Altersverteilung der Teilnehmenden hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt (vgl. Abb. 5). Im Wintersemester 1993/1994 war knapp die Hälfte (45,9 Prozent) der Personen, die an „Studieren ab 50“ teilnahmen in einem Alter zwischen 60 und 64 Jahren. Am zweitstärksten war die Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen vertreten. Nur jede/r Zehnte war 70 bis 74 Jahre alt. Im Zeitverlauf lassen sich zwei Entwicklungsphasen identifizieren. Innerhalb des ersten zehn-Jahreszeitraum ist eine Tendenz in Richtung stetige Erhöhung des Alters der Teilnehmenden festzustellen (vgl. Alterskurven des WS 1993/1994 sowie WS 2002/2003 in Abb. 5; ausführlich siehe Tabelle A2 im Anhang). Innerhalb der vergangenen Jahre kehrte sich die Entwicklung jedoch um. Die jüngere Altersgruppen (60- bis 64-Jährige und 65- bis 70-Jährige) verzeichneten wieder Zuwächse, während der Anteil der 70- bis 74-Jährigen und der 75-bis 80-Jährigen kontinuierlich abnahm (vgl. Alterskuren des WS 2007/2008, WS 2011/2012 sowie WS 2015/2016 in Abb. 5).2 Möglicherweise ist diese Entwicklung auf den 2 Aufgrund der Datenlage sowie unterschiedlichen Einteilung der Altersgruppen lassen sich keine genauen Angaben darüber treffen, wann genau diese „Rückwärtsbewegung“ einsetzte. Vom Sommer- semester 1994 bis zum Wintersemester 1999/2000 erfolgte die Einteilung der Altersgruppen in Zehn- Jahres- statt Fünf-Jahres-Abständen. Für die Wintersemester 2003/2004 bis WS 2006/2007 liegen keine Angaben zur Altersverteilung vor. Vom Sommersemester 1994 bis zum Wintersemester 1999/2000 erfolgte die Einteilung der Altersgruppen in Zehn-Jahres- statt Fünf-Jahres-Abständen. 13
hohen Anteil an „Stammteilnehmern“, d.h. auf die eher geringe Fluktuation der Teil- nehmenden, insbesondere innerhalb der Anfangszeit, zurückzuführen (vgl. „Studieren ab 50“ 2009). Die Teilnehmenden, die seit der Anfangsphase am Bildungsangebot partizipieren werden im Zeitverlauf älter, was sich innerhalb der Teilnehmerstatistik im steigenden Anteil älterer Teilnehmer abbildete. Die möglicherweise in den letzten Jahren steigende Anzahl von Neuteilnehmenden könnte sich wiederum in der Erhöhung des Anteils jüngerer Alters- gruppen niederschlagen. Abb. 5: Altersverteilung der Teilnehmenden an „Studieren ab 50“ im Zeitverlauf, WS 1993/1994 bis WS 2015/2016. Angaben in Prozent. Quelle: „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Wird der höchste Bildungsabschluss der Teilnehmenden für die zurückliegenden Wintersemester betrachtet, so fällt auf, dass jeweils Personen, die über einen Abschluss einer Universität oder Fachhochschule verfügen gegenüber jenen bei denen dies nicht der Fall ist überwiegen (vgl. Abb. 6). Am höchsten fiel der Anteil der Personen mit Hochschulabschluss im Wintersemester 2010/2011 aus (64 Prozent). Insgesamt zeigen sich im Zeitverlauf nur geringe Schwankungen. Es zeichnet sich für innerhalb der letzten fünf Jahre ein leichter Trend hin zu einer Verringerung des Anteils der Personen mit akademischer Vorbildung ab. Gleichzeitig fällt auf, dass im aktuellen Wintersemester 2015/2016 deutlich mehr Teilnehmende sich nicht zu ihrem höchsten Bildungsabschluss äußern, als beispielsweise noch vor fünf Jahren. 14
Abb.6: Bildungsabschlüsse der Teilnehmenden an „Studieren ab 50“ im Zeitverlauf, WS 2007/2007 bis WS 2015/2016. Angaben in Prozent. 100% 80% 33 32 31 36 33 34 36 40 39 60% 40% 56 63 62 64 59 54 52 49 47 20% 0% mit Hochschulabschluss ohne Hochschulabschluss keine Angabe Quelle: „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Tabellenanhang Tab. A1: Teilnehmende an Studieren ab 50, Wintersemester 2005/2006 bis Wintersemester 2015/ 2016, insgesamt und nach Geschlecht. Absolute Häufigkeiten. Semester Gesamt Frauen Männer Wintersemester 2005/2006 348 205 143 Sommersemester 2006 475 274 201 Wintersemester 2006/2007 481 282 199 Sommersemester 2007 392 211 181 Wintersemester 2007/2008 429 244 181 Sommersemester 2008 378 225 153 Wintersemester 2008/2009 458 281 177 Sommersemester 2009 439 268 171 Wintersemester 2009/2010 486 297 189 Sommersemester 2010 421 256 165 Wintersemester 2010/2011 496 292 204 Sommersemester 2011 422 261 161 Wintersemester 2011/2012 519 307 212 Sommersemester 2012 456 272 184 Wintersemester 2012/2013 551 343 208 Sommersemester 2013 527 325 202 Wintersemester 2013/2014 582 353 229 Sommersemester 2014 532 314 218 Wintersemester 2014/2015 635 388 247 Sommersemester 2015 601 356 245 Wintersemester 2015/2016 714 425 289 Quelle: „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg 15
Tab. A2: Altersverteilung der Teilnehmenden an Studieren ab 50, Wintersemester 2005/2006 bis Wintersemester 2015/ 2016, insgesamt und nach Geschlecht. Absolute Häufigkeiten. Altersgruppen bis 49 50 - 54 55 - 59 60 - 64 65 - 69 70 - 74 75 - 79 80 - 84 ab 85 k.A. Gesamt Semester Geschlecht WS 2015/2016 w 2 3 8 70 104 119 83 23 6 7 425 m 3 4 6 32 77 81 57 22 1 6 289 i 5 7 14 102 181 200 140 45 7 13 714 SoSe 2015 w 1 3 8 63 82 102 68 17 5 7 356 m 2 2 4 28 58 80 45 19 0 7 245 i 3 5 12 91 140 182 113 36 5 14 601 WS 2014/2015 w 0 1 7 48 100 112 85 24 6 5 388 m 0 2 4 19 60 79 52 25 2 4 247 i 0 3 11 67 160 191 137 49 8 9 635 SoSe 2014 w 0 2 10 56 84 87 55 12 4 4 314 m 0 0 4 28 53 79 36 10 0 8 218 i 0 2 14 84 137 166 91 22 4 12 532 WS 2013/2014 w 0 2 9 48 81 106 77 22 5 3 353 m 0 0 6 20 50 78 46 24 1 4 229 i 0 2 15 68 131 184 123 46 6 7 582 SoSe 2013 w 0 2 14 35 72 91 79 23 5 4 325 m 0 0 3 11 40 82 42 20 1 3 202 i 0 2 17 46 112 173 121 43 6 7 527 WS 2012/2013 w 1 1 10 32 68 110 86 24 5 6 343 m 0 0 3 13 38 81 46 20 4 3 208 i 1 1 13 45 106 191 132 44 9 9 551 SoSe 2012 w 0 1 7 24 55 79 72 22 6 6 272 m 0 0 2 20 28 70 39 18 3 4 184 i 0 1 9 44 83 149 111 40 9 10 456 WS 2011/2012 w 0 3 5 29 58 98 81 24 7 2 307 m 0 1 3 15 30 86 48 21 6 2 212 i 0 4 8 44 88 184 129 45 13 4 519 SoSe 2011 w 1 4 6 19 46 81 74 22 7 1 261 m 1 0 2 7 21 69 38 20 2 1 161 i 2 4 8 26 67 150 112 42 9 2 422 WS 2010/2011 w 1 1 6 17 54 106 76 23 3 5 292 m 0 0 2 9 33 85 52 17 3 3 204 i 1 1 8 26 87 191 128 40 6 8 496 SoSe 2010 w 0 0 4 18 42 82 74 24 7 5 256 m 0 0 4 7 21 69 40 18 4 2 165 i 0 0 8 25 63 151 114 42 11 7 421 WS 2009/2010 w 0 1 6 14 54 99 82 28 7 6 297 m 1 1 2 7 22 78 51 20 5 2 189 i 1 2 8 21 76 177 133 48 12 8 486 SoSe 2009 w 0 1 5 15 42 89 78 28 6 4 268 m 1 0 2 6 16 71 47 22 6 0 171 i 1 1 7 21 58 160 125 50 12 4 439 WS 2008/2009 w 0 2 7 14 46 100 82 22 6 2 281 m 1 0 1 8 15 76 48 22 5 1 177 i 1 2 8 22 61 176 130 44 11 3 458 SoSe 2008 w 0 0 5 6 24 74 76 26 10 4 225 m 1 0 1 3 10 64 46 23 5 0 153 i 1 0 6 9 34 138 122 49 15 4 378 WS 2007/2008 i 0 0 5 9 44 163 135 55 14 4 429 Quelle: „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg 16
II. Einblicke: Wissenschaftliche Beiträge Sichtweisen von Seniorenstudierenden und Regelstudierenden zum „Studieren ab 50“ im Sommersemester 2014 – Ergebnisse zweier Befragungen (Annika Rathmann) 1. Forschungsstand und bisherige Befragungen an der OVGU im Überblick Teilnehmerbefragungen im Bereich der wissenschaftlichen Weiterbildung für Ältere haben eine lange Tradition. So liegen für viele Hochschulen in Deutschland, die Weiterbildungs- möglichkeiten für Personen in der nachfamiliären/nachberuflichen Lebensphase anbieten, Befunde zur Sichtweise der Teilnehmenden (Gasthörenden/Seniorenstudierende) vor, die teilweise bis in die Anfangszeit der Öffnung der Hochschulen für ältere Erwachsenen zurückreichen. In den Studien stehen Aspekte wie die Motivlagen für die Wahrnehmung der Bildungsangebote, Fächerpräferenzen, Teilnehmerzufriedenheit und Verbesserungsvor- schläge zur Ausgestaltung des Angebots sowie Auswirkungen der Teilnahme für die Teilnehmenden selbst im Mittelpunkt. Aber auch intergenerationellen Themen wurde bereits Beachtung geschenkt, indem das Verhältnis von Gasthörenden und Regelstudierenden und die Kontakte zwischen den Gruppen beleuchtet wurden (vgl. z.B. Kaiser 2006; Brokmann- Nooren 2009; Gabrych et al. 2011; Kröber et al. 2013). Die Untersuchungen beziehen sich dabei zumeist auf die Teilnehmenden eines konkreten Hochschulstandorts. Eine Ausnahme bildet die hochschulübergreifende Befragung von Sagebiel und Dahmen (2009), in die Seniorenstudierende mehrerer Hochschulen einbezogen wurden. Andere Akteursgruppen der Hochschule wurden vergleichsweise selten in den Blick genommen. So liegen aktuell lediglich sechs Studien vor, in denen Studierende im Regelstudium zu ihren Sichtweisen auf die wissenschaftliche Weiterbildung Älterer befragt wurden (siehe dazu auch Hammerschmidt et al. 2013: 11ff.). Diese wurden an folgenden Universitäten durchgeführt: Philipps-Universität Marburg (vgl. Brunner 1998; 2003), Westfälische Wilhelms-Universität Münster (vgl. Ladas/Levermann 2001 und Hammerschmidt et al. 2013), Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/ Main (vgl. Brauerhoch/Dabo-Cruz 2005), Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (vgl. Brokmann-Nooren 2009), Bergische Universität Wuppertal (vgl. Gieseler/Niang/Pütz 2012; Schrettenbrunner/ Niang/Pütz 2014). Auch an der Otto-von-Guericke-Universität wurden in der Vergangenheit verschiedene Studien zum Weiterbildungsprogramm „Studieren ab 50“ durchgeführt: - Die erste Teilnehmerbefragung erfolgte im Sommersemester 1995 (vgl. Freymark/Liebich 1996). Insgesamt 22 der 100 Seniorenstudierenden des Semesters beteiligten sich an der 17
Studie (Rücklauf 22 Prozent). Im Zentrum der Untersuchung standen die Interessengebiete, die belegten Fachbereiche, die Erwartungen der Teilnehmenden, die künftige Gestaltung des Studiums sowie die Öffentlichkeitsarbeit. Die Befragung ergab, dass vor allem die Bereiche Kultur, Geschichtswissenschaft, Psychologie und Politik das Interesse der Teilnehmenden wecken. Dies spiegelte sich auch in den am häufigsten belegten Fächern des Sommersemesters, zu denen Sprachen, Psychologie, Geschichte, Germanistik und Politik gehörten. Kaum Interesse bestand hingegen an Themen, die mit der früheren Berufstätigkeit in Zusammenhang standen, an der Teilnahme an Prüfungen sowie am Erwerb eines Zertifikatabschlusses. Ein Großteil der Seniorenstudierenden hat über Presse- und Rundfunk von „Studieren ab 50“ erfahren. Die Befragten nahmen das Studium vor allem mit der Erwartungshaltung auf, Anregungen zu erhalten und interessante Gespräche führen zu können sowie mehr Wissen zu erlangen. Einen Kontakt zu jungen Leuten erhofften sich darüber hinaus rund ein Drittel, drei von zehn Befragte sahen in der Weiterbildungsteilnahme die Möglichkeit endlich das studieren zu können, was sie schon immer wollten. Für die künftige Gestaltung des Studiums wünschte sich die Mehrheit eine längere Beschäftigung mit Themen, d.h. Veranstaltungen, die über mehrere Semester laufen. Als thematische Ergänzungen wurden vor allem kultur- historische Themen, Computerkurse und Exkursionen angeführt. - Im Jahr 2007 wurde eine Teilnehmerbefragung durchgeführt, an der sich 86 Personen beteiligten (vgl. Freymark/Liebich 2012). Gefragt nach ihrer Teilnahmemotivation gaben die Befragten u.a. das Interesse am Studieren, die praktische Umsetzung von neuen Erkenntnissen, die sinnvolle und zufriedenstellende Gestaltung des neuen Lebens- abschnittes, die Bewährung bei der Einbringung in Projekte, die Kenntniserweiterung im eigenen Fach, die Aneignung wissenschaftlicher Kenntnisse in anderen Sparten, soziale Anerkennung, Austausch zwischen den älteren und jüngeren Studierenden, Studium an einer Universität, Verwirklichung eines Wunschstudiums, Selbstverwirklichung und Prestige an. Zu den Lernformen zählen überwiegend Vorlesungen, gefolgt von Seminaren und Exkursionen. Ein Drittel der Befragten widmet sich darüber hinaus den Thematiken im Selbststudium. - Eine Analyse der Teilnehmerbewegungen von „Studieren ab 50“ erfolgte im Jahr 2009 (vgl. „Studieren ab 50“ 2009). Grundlage dafür bildete zum einen eine Befragung der nicht mehr am Programm teilnehmenden Personen. Insgesamt beteiligten sich 74 Personen an der Untersuchung. Für die Abgänge konnten vor allem gesundheitliche (35 Prozent) und familienbedingte Ursachen (20 Prozent) identifiziert werden. Genannt wurden jedoch auch Unzufriedenheiten mit dem Angebot (acht Prozent) oder der Gebührenhöhe (fünf Prozent) und altersbedingte Gründe (sieben Prozent) sowie sonstige Ursachen (24 Prozent). Zum anderen erfolgten statistische Analysen der Teilnehmer- bewegungen. Diese ergaben, dass die Teilnehmerschaft zu einem großen Teil aus „Stammteilnehmern“ besteht, während sich die Neuzugänge und Abgänge vermittelt über Sommer- und Wintersemester nahezu die Waage halten. So waren im Sommersemester 18
2009 gegenüber dem vorherigen Semester etwas mehr Abgänge (118 Personen) als Neuzugänge (102 Personen) zu verzeichnen. Im Wintersemester 2009/2010 überwogen hingegen im Vergleich zum Sommersemester 2009 leicht die Neuzugänge (68 Personen) gegenüber den Abgängen (42 Personen). - Im Wintersemester 2009/2010 wurde eine Umfrage zur „Nutzung moderner Technologien“ unter den Teilnehmenden durchgeführt (vgl. Liebich 2010). Von insgesamt 200 ausgegebenen Fragebögen beteiligten sich 194 Personen an der Studie (Rücklauf 97 Prozent). Zusammenfassend ließ sich feststellen, dass sich der Großteil der Befragten aufgeschlossen gegenüber neuen Technologien zeigt und den PC vor allem für den Zugang zum Internet, Text- und Bildbearbeitung nutzt. Ausgehend von dem Nutzungs- profil und den Wünschen der Befragten wurde im Folgesemester ein Kursangebot zur „Digitalen Bildbearbeitung“ initiiert sowie eine „Computer-Werkstatt“ eingerichtet. 2. Untersuchungsdesign der Befragung im SoSe 2014 2.1 Fragestellungen Im Zentrum der Studie stehen folgende Themen- und Fragekomplexe, die zum einen Auskunft über die aktuelle Situation der Bildung im Alter an der Otto-von-Guericke- Universität Magdeburg geben und zum anderen Hinweise zur Weiterentwicklung von „Studieren ab 50“ liefern sollen: a) „Studieren ab 50“ im Urteil von Teilnehmenden und Regelstudierenden: Wie beurteilen die Teilnehmenden das Programm? Aus welchen Gründen nehmen sie teil und was interessiert sie besonders? Mit welchen Aspekten sind sie zufrieden, welche Verbesserungen wünschen sie sich? Wie bekannt ist „Studieren ab 50“ bei Studierenden des regulären Studienbetriebs? Welche Erfahrungen haben jüngere Studierende mit den Gasthörenden bisher gemacht? Welche Vor- und Nachteile des intergenerationellen Studierens sehen die Jüngeren? b) Wechselseitige Wahrnehmungen zweier Gruppen: Welche Unterschiede in der Wahrnehmung von Gasthörenden und Regelstudierenden zeigen sich? Wie wird von beiden Gruppen das gemeinsame Studieren erlebt? Welche finden statt und welche Kanäle werden dafür genutzt? Welche Studienmotive stehen für die Teilnehmenden an „Studieren ab 50“ selbst im Vordergrund und wie schätzen dies demgegenüber die Studierenden im Regelstudium ein? 2.2 Methodik, Feldphase und Rücklauf Die Untersuchung ist als quantitative Erhebung mittels teilstandardisierter Fragebögen angelegt. Einbezogen werden sowohl die Sichtweisen der Teilnehmenden an „Studieren ab 50“ als auch jene der Studierenden im Regelstudium. Die Fragebögen enthalten dabei a) nur für die jeweilige Gruppe relevante Aspekte, sowie b) Fragen, die sowohl an Gasthörende als auch an Regelstudierende gerichtet wurden. Bei der Konzeption des Erhebungsinstruments 19
wurden bisher vorliegende Untersuchungen anderer Standorte herangezogen, um die Befunde im Anschluss besser einordnen zu können. Dafür wurden insbesondere die Studien der Universität Münster berücksichtigt (vgl. Kaiser 2006; Hammerschmidt et al. 2013). Darüber hinaus wurde das Erhebungsinstrument durch eigene, bislang nicht abgedeckte Frageteile ergänzt. Tab. 1 gibt einen Überblick über die Inhalte der Befragungen. Sowohl der Fragebogen für die Gasthörenden als auch jener für die Regelstudierenden umfasst vier Seiten und ist in ca. 10 Minuten beantwortbar. In die Befragung der Gast- hörenden sollten alle Personen einbezogen werden, die im Sommersemester 2014 an „Studieren ab 50“ teilnehmen. Entsprechend wurde die Studie bereits auf der zentralen Eröffnungsveranstaltung des Sommersemesters 2014 angekündigt. Die Fragebögen wurden durch das Büro von „Studieren ab 50“ im Zuge der Anmeldewochen sowie in besonders stark frequentierten Veranstaltungen ausgegeben und konnten im Büro von „Studieren ab 50“ persönlich oder durch Einwurf in den Postkasten wieder abgegeben werden. Zusätzlich wurde eine Rundmail über den E-Mail-Verteiler des Seniorenstudiums an alle Teilnehmenden versandt, in der der Fragebogen als Anhang beigefügt war. Von 532 angemeldeten Gasthörenden im Sommersemester 2014 beteiligten sich 247 Personen an der Befragung, was einem bereinigten Rücklauf von rund 46 Prozent entspricht (vgl. Tab. 2). Tab. 1: Überblick über die Befragungsinhalte. Befragung von Regelstudierenden Befragung von Gasthörenden I Angaben zum eigenen Studium Bisherige Erfahrungen mit der Teilnahme an - Studiengang „Studieren ab 50“ - Angestrebter Abschluss - Bisherige Teilnahmedauer - Fachsemester - Semesterzahl Teilnahme - Besuch von Veranstaltungen des regulären II Erfahrungen mit und Einschätzungen zum Studienbetriebs Studium im Alter - Bekanntheit des Programms - Gemeinsame Veranstaltungen Teilnahmemotive und Erfahrungen - Kontaktart und -häufigkeit Kontaktart und -häufigkeit - Erfahrungen Teilnahme Jung und Alt Erfahrungen Teilnahme Jung und Alt - Einschätzung Studienmotive Eigene Studienmotive - Intergenerationelles Lernen - Präferierte Veranstaltungsformate - Interesse Fachdisziplinen III Sicht auf das Alter und Altern 3 IV Persönliche Angaben Persönliche Angaben - Geschlecht - Geschlecht - Geburtsjahr - Geburtsjahr - subjektiver Gesundheitszustand - subjektiver Gesundheitszustand - Bildungsabschluss Quelle: Befragung der Teilnehmenden von „Studieren ab 50“, Sommersemester 2014 3 Dieser Frageblock ist Teil einer Dissertation am Institut für Soziologie an der Otto-von-Guericke- Universität Magdeburg (vgl. Rathmann 2016). 20
Zur Befragung der Regelstudierenden wurden zunächst Fachdisziplinen und Veranstaltungen identifiziert, die von Gasthörenden besonders stark frequentiert sind und von einer hohen Anzahl Studierender im Regelstudium besucht werden. Dazu zählen vor allem geistes- und gesellschaftswissenschaftliche Disziplinen. Um auch Vergleichsgruppen einbeziehen zu können, wurden darüber hinaus Veranstaltungen von Studienfächern ausgewählt, die für Gasthörende nur vereinzelt geöffnet sind und zudem nur mäßig besucht werden (Wirtschaftswissenschaften sowie Sportwissenschaften). Die Lehrenden von infrage kommenden Lehrveranstaltungen wurden vorab über die Untersuchung informiert und um Unterstützung gebeten. Insgesamt konnten 19 Vorlesungen aus acht Fachdisziplinen einbezogen werden. Da i.d.R. für die Beantwortung der Fragen Zeit zu Beginn oder zum Ende der Veranstaltungen zur Verfügung gestellt wurde und den Studierenden die Untersuchung durch das Forscherteam vor Ort vorgestellt werden konnte, war eine hohe Teilnahme- bereitschaft zu konstatieren. Insgesamt beteiligten sich 305 Studierende an der Befragung. Nach Bereinigung der Daten (Ausschluss von ungültigen Bögen und Fällen mit geringer Datenqualität, N=4), liegen verwertbare Informationen von 301 Personen vor. Tab. 2: Überblick über Feldphase und Rücklauf der Untersuchung Befragung von Regelstudierenden Befragung von Gasthörenden Zeitraum Sommersemester 2014 Feldzugang Vollerhebung in ausgewählten Vollerhebung aller Lehrveranstaltungen Teilnehmenden im SoSe 2014 (11 Vorlesungen aus 9 Fachdisziplinen): (N= 532 Personen): - Bildungswissenschaften/Lehramt - Geschichte - Ausgabe des Fragebogens - Germanistik zur Semestereröffnung, - European Studies/Cultural während der Anmeldewoche Engineering sowie in den - Philosophie Veranstaltungen von - Politikwissenschaften/Soziologie Studieren ab 50 - Psychologie - Hinweis auf die Befragung - Sportwissenschaften (incl. Fragebogenversand) - Wirtschaftswissenschaften via E-Mail-Verteiler Rücklauf Verwertbare Fragebögen von Verwertbare Fragebögen von (bereinigt) 301 Personen 247 Personen (Rücklauf 46,4 %) Quelle: Befragung der Teilnehmenden von „Studieren ab 50“, Sommersemester 2014 Für die Zuordnung zu den beiden Gruppen „Regelstudierende“ und „Gasthörende“ ist der Studienstatus entscheidend. Während erstere in einem Studiengang an der Universität Magdeburg regulär immatrikuliert sind, nehmen letztere an „Studieren ab 50“ teil und 21
streben damit keinen akademischen Abschluss an. Unabhängig des tatsächlichen chronologischen Alters werden in den nachfolgenden Kapiteln die Begriffe Regelstudierende und „Jüngere“ sowie Gasthörende und „Ältere“ synonym verwendet. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Untersuchungen präsentiert. Zunächst stehen die Teilnehmenden von „Studieren ab 50“ im Mittelpunkt. Im Anschluss kommen die Sichtweisen der Regelstudierenden zur Sprache. Hierbei werden zudem die Urteile der Studierenden im Regelstudium jenen der Teilnehmenden von „Studieren ab 50“ gegenübergestellt, um Aussagen über die wechselseitigen Wahrnehmungen beider Gruppen treffen zu können. Die Untersuchung in ähnlicher Form im gleichen Semester an der Leibniz Universität Hannover durchgeführt wurde. Die ausführlichen Befunde der Universität Hannover sind auf der Homepage des Gasthörenden- und Seniorenstudiums nachzulesen: http://www.zew.uni- hannover.de/ghs.html (vgl. Rathmann/Bertram 2016). 3. Empirische Befunde Teil 1: Die Sicht der Teilnehmenden von „Studieren ab 50“ 3.1 Bisherige Teilnahme, Interessengebiete und Teilnahmemotive Teilnahmedauer an „Studieren ab 50“ Die große Mehrheit der Befragten hat bereits vor dem Sommersemester 2014 Veranstaltungen von „Studieren ab 50“ besucht. Lediglich rund acht Prozent sind erstmalig dabei. Rund ein Drittel der Gasthörenden besucht seit einem bis fünf Semestern in diesem Rahmen Veranstaltungen an der Universität (vgl. Abb. 1). Weitere 23 Prozent nehmen seit sechs bis zehn Semestern teil. Gut drei von zehn Befragten sind bereits seit über fünf Jahren an der Universität, immerhin knapp jeder Zehnte besucht die Veranstaltungen dabei sogar bereits seit über zehn Jahren. Die durchschnittliche Teilnahmedauer im Sommersemester 2014 beläuft sich auf 10,3 Semester. Abb. 1: Teilnahmedauer an „Studieren ab 50“ nach Semestern (N 247). Angaben in Prozent. 35,0 33,1 30,0 25,0 22,6 20,0 15,9 15,0 12,1 10,0 7,9 8,4 5,0 ,0 erstmalige 1 - 5 Semester 6 - 10 Semester 11 - 15 Semester 16 - 20 Semester mehr als 20 Teilnahme in Semester diesem Semester Frageformulierung: „Seit wie vielen Semestern nehmen Sie an „Studieren ab 50“ an der Universität Magdeburg teil?“ Offenes Antwortformat, nachträgliche Gruppierung. Quelle: Befragung der Teilnehmenden von „Studieren ab 50“, Sommersemester 2014 22
Interesse an Veranstaltungsformaten und -themen Am stärksten interessieren sich die Befragten für die speziell für Gasthörende organisierten Veranstaltungen, für Exkursionen und Besichtigungen sowie für geöffnete Lehrveran- staltungen der Fakultäten. Hierfür bekunden jeweils deutlich mehr als die Hälfte aller be- fragten Teilnehmer/innen ihr Interesse. Auf Platz 1 rangieren dabei die Veranstaltungen, die speziell für die Teilnehmenden an „Studieren ab 50“ organisiert werden. Insgesamt rund 81 Prozent interessieren sich hierfür eher stark oder sehr stark (vgl. Abb. 2). Es schließen sich Exkursionen und Besichtigungen an, wofür rund 72 Prozent ein starkes oder sehr starkes Interesse bekundet. Doch auch die geöffneten Lehrveranstaltungen der Fakultäten sind für die Mehrheit der Befragten ein wichtiger Bestandteil des Angebotsportfolios. Jede/r Dritte äußert hierfür ein sehr starkes, weitere vier von zehn Personen ein eher starkes Interesse. Abb. 2: Interesse für verschiedene Veranstaltungsangebote von „Studieren ab 50“ (N 247). Angaben in Prozent. speziell für Gasthörende organisierte Veranstaltungen 0,9 17,9 48,6 32,5 Exkursionen und Besichtigungen 4,1 23,5 40,1 32,3 geöffnete Lehrveranstaltungen der Fakultäten 2,8 26,6 41,6 29,0 Einführungsveranstaltungen 3,0 30,3 50,0 16,7 Hochschulsport 23,4 30,7 22,9 22,9 Fremdsprachenkurse 24,0 35,8 17,2 23,0 PC-Kurse 21,5 45,6 19,5 13,3 Bibliothekseinführung 24,2 54,6 17,5 3,6 0,0 20,0 40,0 60,0 80,0 100,0 überhaupt nicht eher weniger eher stark sehr stark Frageformulierung: „Wie stark interessieren Sie sich für die folgenden Veranstaltungsformate?“ Antwortformat wie dargestellt. Quelle: Befragung der Teilnehmenden von „Studieren ab 50“, Sommersemester 2014 Die Einführungsveranstaltungen, die ein jedes Sommer- und Wintersemester eröffnen und von einem thematischen Vortrag begleitet werden, treffen das Interesse von gut zwei Dritteln der Befragten. Angebote des Hochschulsports, Fremdsprachenkurse, PC-Kurse sowie Bibliothekseinführungen sind im Urteil der Befragten verglichen mit den anderen Angebotsformaten weniger interessant. Gleichwohl bekunden insgesamt ein nicht zu vernachlässigender Teil der Befragten auch hierfür Interesse. Mit deutlichem Abstand ist Geschichte das Themengebiet, für das sich die Teilnehmenden am stärksten interessieren: gut zwei Drittel aller Befragten nennen diese Fachdisziplin (vgl. Abb. 3). Daran schließt sich Kunstwissenschaften an. Rund vier von zehn Teilnehmenden 23
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