Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2001 - Bayerischer Bauindustrieverband e.V.
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Bayerischer Bauindustrieverband e.V. Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2001
Vorstand und Beirat Bezirksverbände Präsident Mittelfranken Professor Dipl.-Kfm. Thomas Bauer, Schrobenhausen Dr. Veit Walthelm Vizepräsidenten München-Oberbayern Dr.-Ing. Hans-Joachim Wolff, Augsburg Dipl.-Ing. Rainer Schuster Dipl.-Ing. Rainer Schuster, München Oberfranken Mitglieder des Vorstandes Dipl.-Ing. Horst Klee Dipl.-Ing. Josef Geiger, Oberstdorf Ostbayern Dipl.-Ing. Alexander von Wilcken, München Dipl.-Ing. Albert Friedmann Dipl.-Ing. Helmut Däschlein, Regensburg Schwaben Dipl.-Ing. (FH) Horst Klee, Hof Dipl.-Ing. Richard Weidinger Hauptgeschäftsführer Unterfranken RA Gerhard Hess, München Dipl.-Ing. Wolfgang Löhe Ehrenmitglied des Vorstandes Dr.-Ing. E.h. Gerhard Markgraf, Bayreuth Fachabteilungen Beirat Dipl.-Ing. Bernd Arbogast, Amberg Fachabteilung Bauwerksabdichtung Dipl.-Ing. Jürgen Ballmann Dipl.-Ing. Walter Arnold, Waldsassen Dipl.-Ing. Fritz Bauer, Schrobenhausen Fachabteilung Gussasphalt Dipl.-Ing. Jürgen Ballmann (komm.) Dipl.-Ing. Jürgen Carl, Nürnberg Dipl.-Ing. Klaus Donhauser, Schwandorf Fachabteilung Eisenbahnoberbau Dipl.-Ing. (FH) Günther Schnellbögl Dipl.-Ing. (FH) Walter Frank, Nürnberg Dipl.-Ing. Albert Friedmann, Regensburg Fachabteilung Schlüsselfertigbau Architekt Dipl.-Ing. (FH) Dieter Geuss Dipl.-Ing. Peter Heil, Bad Kissingen Dipl.-Ing. Karl-Günther Krauß, Bayreuth Fachabteilung Spezialtiefbau, Brunnen- Ass. Burkhard Löhe, Würzburg und Rohrleitungsbau N.N. Rainer Markgraf, Bayreuth Betriebswirt Alois Oswald, München Fachabteilung Straßenbau Dipl.-Ing. Albert Friedmann Dipl.-Ing. Ulrich Saalfrank, München Dipl.-Ing. Ludwig Schick, Augsburg Dipl.-Ing. Werner Schmölzl, Bayerisch Gmain Dipl.-Ing. (FH) Günther Schnellbögl, München Dipl.-Ing. Gerhard Thielen, München Dipl.-Ing. Hans-Peter Velten, Nürnberg Dr.-Ing. Ralf Walter, Augsburg Dr. Veit Walthelm, Nürnberg Dipl.-Ing. Richard Weidinger, Memmingen Dipl.-Ing. Volker Wendel, Nürnberg Dr. Berthold Wild, München Dipl.-Ing. Hans-Jörg Zeitlinger, München
Ausschüsse Hauptgeschäftsstelle Sozialpolitischer Ausschuss Hauptgeschäftsführer Dipl.-Ing. Horst Klee RA Gerhard Hess, Tel. 089/23 50 03-12 Berufsbildungsausschuss Recht und Steuern Dipl.-Ing. Gerhard Thielen RA Dr. Detlef Lupp Geschäftsführer, Tel. 089/23 50 03-31 Arbeitsausschuss für Rechts- und Steuerfragen RA Dr. Henning Bostelmann Betriebswirtschaft und Technik Dipl.-Kfm. Wolfgang Stoermer Betriebswirtschaftlicher Arbeitsausschuss Geschäftsführer, Tel. 089/23 50 03-25 Dipl.-Bw. Wolfgang Böhm Wirtschaftspolitik Geräteausschuss Dr. Josef Wallner, Tel. 089/23 50 03-33 Dipl.-Ing. Günter Schürle Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation Dr. Benedikt Rüchardt, Tel. 089/23 50 03-40 Arbeitskreise Sozialpolitik und Berufsbildung RA Rainer v. Zezschwitz Betriebswirtschaftlicher Arbeitskreis Nordbayern Geschäftsführer, Tel. 089/23 50 03-51 Dr. Ingolf Wittmann Verwaltung und Rechnungswesen Betriebswirtschaftlicher Arbeitskreis Südbayern Dipl.-Kfm. Friedemann Hertzog, Tel. 089/23 50 03-61 Bw. Erich Greiner Arbeitskreis Information und Kommunikation Dipl.-Ing. Walter Gut Geschäftsstellen Arbeitskreis Junge Führungskräfte Geschäftsstelle Nordbayern, Nürnberg Ass. jur. Burkhard Löhe Dipl.-Bw. (FH) Herbert Mrugalla, Tel. 0911/992 07-11 Arbeitskreis Personalleiter RA Walter Schlund, Tel. 0911/992 07-15 Josef Hepp Geschäftsstelle Ostbayern, Regensburg Arbeitskreis Privatfinanzierung Dipl.-Geogr. Martin Schneider, Tel. 0941/548 90 Dr.-Ing. Hans-Joachim Wolff Geschäftsstelle Oberfranken, Hof/Saale Arbeitskreis Ausbilder Monika Jahn, Tel. 09281/86 00 23-44 Harald Zemann Geschäftsstelle Schwaben, Augsburg TU-Beratergruppen Bautechnik und Wissenschaft RA Josef Spielbichler, Tel. 0821/3 62 60 Dr. Theodor Baumann Dr.-Ing. Manfred Stocker BauindustrieZentren Vereine BauindustrieZentrum Stockdorf bei München Dipl.-Ing. Bernhard Denk, Tel. 089/89 96 38-12 Verein für Bauforschung und Berufsbildung BauindustrieZentrum Nürnberg-Wetzendorf des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. Dipl.-Ing. Herbert Kraus, Tel. 0911/9 93 43-44 Dipl.-Ing. Gerhard Thielen EthikManagement der Bauwirtschaft e.V. Dipl.-Kfm. Helmut Däschlein Trägerverein „Praxisseminare an der TU München“ Dipl.-Ing. Gerhard Thielen Versicherungsdienst des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. Dipl.-Ing. Dipl.-Kfm. Wolfgang Pfülb Versorgungswerk im Bayerischen Bauindustrieverband e.V. Dipl.-Ing. Wolfgang Löhe
Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2001 Vorgelegt in der Mitgliederversammlung am 21. März 2002 in München Verbandsstruktur U2 Vorwort 2 Mitgliederversammlung 2001 4 Gesamtwirtschaftliche Lage 10 Der bayerische Baumarkt 16 Wirtschafts-, Bau- und Steuerrecht 20 Tarif- und Sozialpolitik 28 Baubetriebswirtschaft und Bautechnik 34 Aus- und Fortbildung 40 Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation 46 EthikManagement der Bauwirtschaft 50 Regionale Verbandsarbeit 52 Aus den Fachabteilungen 56 Zahlen zur Bauwirtschaft in Bayern 2001 U5
2001 – für den Bau ein Jahr des Durchhaltens und der Hoffnung. Bitteren Zahlen – dem Verlust von 10.500 Arbeitsplätze in Bayern, 100.000 in Deutschland, dem dra- matischen Einbruch im Wohnungsbau und dem Einsturz der Baukonjunktur in den neuen Bundesländern – stehen neue Perspektiven gegenüber: Die Selbstbehaup- tungskräfte werden angestoßen. Die Aussicht rückt näher, dass sich der Boden festigt. Solider Boden für eine Erholung. Der Bau ist zum Trainings- und Bewäh- rungsfeld geworden für betriebswirtschaftliche und Hightech-Innovationen. Die Fotos in diesem Geschäftsbericht bezeugen das: Bilder von Baustellen auf ästhe- tisch höchstem Niveau, gebändigte Kraft und gebändigte Kräfte, Erfolge und Ergebnisse bauindustriellen Fortschritts. Und Bestätigung der Alterfahrung: Zukunft beginnt mit Bauen. Ein Geschäftsbericht führt zum Begreifen so gewaltiger Leistungen und dokumen- tiert den Weg dorthin. Einen Weg der kleinen Schritte und der kleinen Erfolge, aus denen die großen wachsen. Es gibt sie nur im Zusammenwirken der Kräfte, die der Verband bündelt. Seine Leistung ist die der Mitgliedsfirmen – und umgekehrt. Was entsteht und voranbringt, entsteht auf festem Boden, den die Unternehmen des Verbandes bilden. Wo er gute Arbeit leistet, haben zuvor – und dafür – die Mit- gliedsfirmen gute Arbeit getan, den Verband getragen. Zu ihm gestanden, in ihn, auch aus nüchterner Einsicht, investiert. Sie haben, nicht zuletzt, in Kauf genom- men, dass die gemeinsame Arbeit, die in der des Verbandes sichtbar wird, auch den anderen zugute kommt, die nicht im Verband sind. So, nicht anders, wird der Boden bestellt, auf dem Zukunft und Chancen wachsen. Den Zielrahmen setzt der gut geordnete, zur Leistung fähige und an ihr orientierte Markt. Zum Zielrahmen und zum Weg dorthin gehört, dass Freiheit Ordnung braucht, Regeln, und beide im unaufhörlichen Wechselspiel sind, das beherrscht sein will, denn Freiheit kann am Reglement auch sterben. Viele kleine Schritte, bis die Strecke des Jahres 2001 durchmessen ist. In der Ver- kehrspolitik erste Bereitschaft zum Einstieg in die privatwirtschaftliche Realisie- rung von Bundesfernstraßen, dahinter die Aussicht auf Nachhaltigkeit im Infra- strukturbau. In der Tarifpolitik die Verankerung des Leistungsprinzips, die Verein- heitlichung der Gehälter von Bauingenieuren und Baukaufleuten; beides wichtig für die moderne Strukturierung von Bauunternehmen. Unerlässlich für faire Markt- verhältnisse: die weiteren Schritte zur „Gläsernen Vergabe“, die wir im öffentlichen Vergaberecht erreichten. Übergangsfristen für Arbeitnehmerfreizügigkeit, Nieder- lassungsfreiheit und die Freizügigkeit für Unternehmen im Zuge der EU-Osterwei- terung, schwer genug erkämpft, haben dem Bau unerlässliche Anpassungszeit ver- 2 Vorwort
schafft. In der Abwehr illegaler Billigkonkurrenz reduziert die neue Bauabzugsteuer drastisch die dramatische Benachteiligung legal arbeitender Bauunternehmen. Neue Beachtung, immer weiter und stetig über die bisherige hinaus, gewinnt das EthikManagement der Bauwirtschaft, sinnvolles Instrument zur Sicherung eines regelgerechten Wettbewerbs. Zuletzt bei der DB AG, als Monopolauftraggeber im Schienenbau ein Geschäftspartner ganz eigener Art. Zuverlässigkeit und stetige Partnerschaft konnten die Politik neu sensibilisieren. Die Kapitel dieses Geschäftsberichts zeigen die vielfältigen Facetten, die das Ganze ausmachen. Viele Erfolge, die Zuversicht nähren und zu dem führen, was weiter erreicht werden muss. Auf der Agenda die nächsten Herausforderungen. Bessere Rahmenbedingungen für staatliche und private Investitionen – und ihre Sicherung, wenn sie erreicht sind. Ost-West- und EU-Osterweiterung als tarifpolitische Aufgabe. Die Bewälti- gung des weiten Weges von Billigst- zu auskömmlichen Preisen. Die stetige Ver- besserung des Zusammenspiels der Beteiligten am Bau. Qualifikationsaufgaben. Nachwuchsproblem. All das (und wie viel wohl noch mehr?) ist zu bewerkstelligen in einem Szenario öffentlicher Verunsicherung, die weiter zunimmt. Ihre Wurzeln: Die allgemeine Wirtschaftsentwicklung und die große Ratlosigkeit dort, wo die Einsicht greifen sollte, dass die Leistungsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft den richtigen ordnungspolitischen Rahmen braucht. Es gibt noch eine andere Ratlosigkeit: Freiheit und Ordnung stehen im Wechsel- spiel. Wir brauchen Regeln, damit Freiheit wachsen kann. Behutsames Eingreifen, wie vom Arzt, der mit einem Medikament und einer Therapie, von Zeit zu Zeit, ein- setzen muss, und dann ist der Körper sich selbst zu überlassen. Regulierung und Deregulierung: Ein Wechselspiel, das dem Leben den Weg öffnet. Hier liegen die Prüfsteine. Sie zu ordnen, braucht’s die gebündelte Kraft starker Unternehmen im starken Verband – und wie die Prüfsteine sich ordnen, das wird für die Behauptung eines jeden Unternehmens entscheidend bleiben. Der BBIV nimmt – für den Wirtschaftszweig und für seine Mitglieder – die alte, bleibende und täglich neue Aufgabe an. Um entscheidend an beidem mitzubauen: Am Fundament für eine gute Zukunft und an einer starken, an morgen orientierten politischen und wirtschaftlichen Ordnung. Thomas Bauer Gerhard Hess Vorwort 3
Mitglieder- Typisch für unsere Zeit: Vom Bau leben und doch nicht bauen versammlung 2001 Es ist das Schloss König Ludwigs, dem Füssen viel verdankt – von reichen Einnahmen bis zu wertvollen Bindungen an Partnerstädte in aller Welt. Und doch kennt Füssen zur Genüge all die Probleme, mit denen auch der Bau zu kämpfen hat: Anliegerwiderstand verhindert neue Wohnungen, Umweltschutz- verbände blockierten die A 7 auf den letzten 20 Kilometern vor Füssen, im Stadt- zentrum ist die Bahn ein unendlich zäher Verhandlungspartner. Ehrfurcht vor und Der Verbandspräsident bezieht Position Wirtschaftliche Lage „Noch immer ist die Politik zu sehr auf den Konsum ausgerichtet. Viel zu wenig setzt sie auf die für die Entwicklung unseres Landes dringend benötigten Zukunftsinvestitionen.“ EU-Osterweiterung „Bei der Arbeitnehmerfreizügigkeit verlangt der Bau eine Übergangsfrist von zehn Jahren. Darum muss er kämpfen. Denn andere Branchen verstehen die besonderen Probleme am Bau nicht.“ Neue AFA-Tabellen „Wir sehen darin eine willkürliche Geldbeschaffung des Staates zu Lasten der „Eine Branche wie der Bau muss eine Umsatzrendite von 5 Prozent vor Steuern zustande bringen.“ BBIV-Präsident Wirtschaft.“ Prof. Dipl.-Kfm. Thomas Bauer Tarifliche Regelung von Weiterbildung „Das Bündnis für Arbeit hat in seiner letzten Runde beschlossen, Weiterbildung künftig tarifvertraglich zu regeln. Ich halte das für einen vollkommen unnötigen Angriff auf die unternehmerische Gestaltung unserer Betriebe und werde es für den Bau auf keinen Fall unterstützen.“ Nutzen von Bauleistungen der Vergangenheit ebenso wie Probleme damit, heute notwendige und wegweisende Bauvorhaben durchzusetzen: Beides ist typisch für unsere Zeit. Hopfen am See bei Füssen war eine symbolhafte Wahl für die Mitgliederversamm- lung des BBIV am 4. April 2001. Bau braucht 5 Prozent Umsatzrendite Die Lage nüchtern zur Kenntnis nehmen, dennoch klar Perspektive aufzeigen – das war der Grundtenor der Rede des Präsi- Vielbeachtet, mit großem Beifall bedacht: Festansprache des Bayerischen Staatsministers für Wirtschaft, denten des Bayerischen Bauindustrieverbandes, Prof. Dipl.-Kfm. Thomas Bauer. Verkehr und Technologie, Dr. Otto Wiesheu, MdL Das Jahr 2000 sechstes Jahr der Rezession, in Bayern um 7,3 Prozent gesunkene Auftragseingänge, im Wohnungsbau minus 10 Prozent, ein Abbau von 5.500 Bau- Arbeitsplätzen, und auch im neuen Jahr bleiben die Anzeichen für einen kräftigen Frühjahrsaufschwung aus. Die Lage ist alles andere als befriedigend. Und das in einer Zeit, in der Rendite zum Schlüsselbegriff wird. Bauer wörtlich: „Banken und Industrie streben schon lange eine Eigenkapitalrendite von 15 und mehr Prozent an. Jeder sieht das ein. Wir in der Bauindustrie werden künftig alles tun und müs- sen alles tun, was nötig ist, um eine Umsatzrendite von zumindest 5 Prozent vor Steuern zu erreichen. Nur so können unsere Unternehmen in ihre Zukunft investie- ren, nur so können wir Arbeitsplätze erhalten und ausbauen.“ Öffentlichen Bauinvestitionen fehlt Nachhaltigkeit Verantwortlich für die Lage am Baumarkt sind für Bauer unbefriedigende Marktregeln ebenso wie fehlen- de Baubereitschaft. Insbesondere beklagte Bauer den Rückgang des Anteils der Investitionen am Bundeshaushalt von 1991 noch 15,3 auf 12,2 Prozent. Vor allem fehle den zuletzt durch Anti-Stau- und Ortsumgehungsprogramme um ein weniges gestiegenen Investitionen des Bundes Nachhaltigkeit: beide Programme seien zeit- lich begrenzt, der Bau könne immer weniger auf Finanzzusagen für morgen bauen. Auch in Bayern, obwohl im Bundesvergleich Spitze, sei der Anteil der Investitionen am Staatshaushalt seit den 70er Jahren von über 25 auf nur mehr gute 16 Prozent 5 Mitgliederversammlung 2001
gesunken. Dass heute 15 Prozent allgemein als Mindest-Investitionsquote gehandelt würden, sei der entsprechenden Kampagne des BBIV zu verdanken. Deutliche Besserung in zwei Jahren Dabei sieht Bauer durchaus zuversichtlich in die Zukunft. Wörtlich: „Unsere Branche hat mittelfristig gute bis sehr gute Aus- sichten. Wir haben sogar bessere Aussichten als die Firmen der New Economy bzw. manche Hightech-Branche. Keine Rezession dauert ewig. Nach einem Wellental kommt mit absoluter Sicherheit wieder ein Wellenberg. Ich nehme an, dass wir uns innerhalb von zwei Jahren auf eine deutliche Besserung einstellen können.“ Investitionsquoten in Bund und Ländern: Investitionsstau bietet Perspektive Bauer begründet seinen Optimismus mit Seit 1970 Nivellierung auf niedrigem Niveau dem unerwartet hohen Tempo des Abschwungs im Osten sowie mit dem gewalti- gen Stau im öffentlichen Baubedarf; die EU-Osterweiterung verlange eine völlige Anteile der Investitionsausgaben an den bereinigten Gesamtausgaben (ohne besondere Finanzierungsvorgänge), Neuausrichtung der transeuropäischen Verkehrsverbindungen bei Straße und Bayern seit 1995 incl. „Offensive Zukunft Bayern“ Schiene. Im Bundesfernstraßenbau werde immer deutlicher das jährliche Defizit von 4 Milliarden DM erkannt. Im bayerischen Staatsstraßenbau müssten die bis Saarland 2020 geplanten 4,1 Milliarden DM für Neu- und Ausbaumaßnahmen auch fließen. Dazu werde auch das in der Sanierung von Staatsstraßen bestehende Defizit von Bund jährlich ca. 60 Millionen DM immer offensichtlicher. Hinzu kämen wichtige milliar- Schleswig-Holstein denschwere Infrastrukturprojekte wie die weiträumige Erschließung von Flughafen und Messe München einschließlich des Baus des Transrapid in München. Weitere Niedersachsen Perspektive gäben Donauvertiefung und Brenner-Basistunnel. Rheinland-Pfalz Gewaltiger unsichtbarer Baubedarf Ein besonderes Problem sei auch der Baden-Württemberg unsichtbare Baubedarf: Deutschlandweit stünden allein in der Abwasserkanal- sanierung 100, in Bayern 15 Milliarden DM an Investitionskosten an. Es dürfe nicht Hessen passieren, dass, wie bei BSE, Handlungsbereitschaft erst entstünde, wenn der Schaden an der Umwelt offensichtlich geworden sei. Nordrhein-Westfalen Bayern Privatwirtschaftliche Realisierung öffentlicher Bauvorhaben Um den gewaltigen Baubedarf auch befriedigen zu können und trotzdem gleichzei- 0 5 10 15 20 25 tig die öffentlichen Haushalte zu sanieren, setzt Bauer entschieden auf die privat- 1970 2000 wirtschaftliche Realisierung öffentlicher Bauvorhaben. Frühere Vorbehalte, etwa Angst vor Mauthäuschen an allen Straßenecken, entbehrten heute dank moderner Technik jeder Grundlage. Anklage gegen Banken Besondere Sorgen bereitet Bauer das Verhalten der Banken gegenüber der Bauindustrie. Hier werde in teils unverschämter Weise an der Konditionenschraube gedreht und das Kreditgeschäft reduziert. Dieses Verhal- ten sei falsch, der Bau auf Dauer gesehen eine Zukunftsbranche. Der BBIV-Präsi- dent forderte hier die Politik zu deutlichen Worten auf: „Das Schlimme ist, dass sich die Banken in Deutschland nur noch zu einem sehr geringen Teil diesem Land verpflichtet fühlen. Das kann nicht richtig sein.“ Wir führen die Diskussion um Infrastruktur und Es muss gebaut werden – nicht für den Bau, sondern für das Land Verkehr nicht für den Bau, sondern weil diese Hohen Beifall und Widerhall fand der Ehrengast und Festredner des BBIV, Bayerns Themen eine zentrale staatspolitische Notwen- Staatsminister für Wirtschaft, Verkehr und Technologie, Dr. Otto Wiesheu, MdL. digkeit darstellen. Sein mehrfach betontes Credo: Bauinvestitionen dienen in erster Linie nicht dem Bau, sondern dem Land. Export ohne Transport gibt es nicht. Dr. Otto Wiesheu Der Wirtschaft fehlt Rückenwind aus Berlin Ohnehin vermisse er wirtschafts- Staatsminister für Wirtschaft, Verkehr und Technologie politischen Rückenwind aus Berlin. Die Folge: Ohne die Südstaaten stünde Deutschland mittlerweile im internationalen Vergleich der Industriestaaten an vor- letzter Stelle. Entscheidungen wie die Ausweitung der Mitbestimmung bezeichnete Wiesheu als „Schweigegeld für die Gewerkschaften“. Auch die Steuerreform bleibe ein einziger von vielen notwendigen Schritten in die richtige Richtung und benach- teilige obendrein Sach- zugunsten von Finanzinvestitionen. Baukonjunktur: Staatsregierung wenig optimistisch Die Perspektiven für den Bau sieht Wiesheu vor allem aufgrund der nachlassenden Binnenkonjunktur 6 Mitgliederversammlung 2001
skeptisch. Dies werde den Wirtschaftsbau nachhaltig treffen, und aus dem Woh- nungsbau seien aufgrund der Veränderungen bei Spekulationsfristen, im Mietrecht und anstehend in der Erbschaftssteuer weiter keine Impulse zu erwarten. Bau innovativ Respekt brachte der Minister der Innovationskraft der Bauindu- strie entgegen. Symbol dafür: Konrad Zuse, Erfinder des Computers, ein Bauinge- nieur. Innovationskraft heute entfalte sich etwa bei Baustoffen, in der Vorfertigung, im Baupartnering, bei Baumaschinen, aber genauso im EthikManagement der Bauwirtschaft. Verkehrsinfrastruktur: Wiesheu fordert Ende der Mängelverwaltung Mängelverwaltung herrsche, so Wiesheu, heute bei der Verkehrsinfrastruktur. Der Zuwachs durch die EU-Osterwei- terung könne ohne eine bessere Infrastruktur nicht bewältigt werden, das Internet bringe zusätzlichen Transportbedarf. Auswege biete die Public Private Partnership. An einer Vertiefung mit dem BBIV interessiert zeigte sich Wiesheu sowohl bezüglich des Modells einer Mitfinanzie- rung wichtiger Infrastrukturprojekte durch die Privatwirtschaft als auch in Fragen einer Gesellschaft zur Finanzierung der Verkehrswege. Komme es zu letzterer, müsse diese allerdings finanziell unabhängig von öffentlichen Haushalten gemacht werden. Problematisch könne das nicht sein, der Verkehrshaushalt finanziere sich schon längst selbst – einschließlich der externen Kosten. „Der Bau packt gerne an“: Das neue Präsidium des BBIV ICE-Ring durch Deutschland Optimistisch zeigte sich Wiesheu bezüglich der v.l.n.r.: Vizepräsident Dipl.-Ing. Rainer Schuster, Präsident Prof. Dipl.-Kfm. Thomas Bauer, ICE-Verbindung Nürnberg-Erfurt: Gelinge Stuttgart-München, werde auch Vizepräsident Dr.-Ing. Hans-Joachim Wolff Nürnberg-Erfurt zwangsläufig kommen und so den Ring durch ganz Deutschland schließen. Trauerspiel auf Autobahnen Ein Trauerspiel sei der sechsstreifige Ausbau der A 3 und A 8 ebenso wie die längst überfällige A 94 oder der Lückenschluss Amberg-Pfreimd an der A 6 – letzterer vor allem angesichts der dort zweistelligen jährlichen Zuwachsraten im Güterverkehr. Bankenverhalten Zum wichtigen Thema Bankenverhalten sprach sich Wiesheu strikt gegen eine gesetzliche Normierung aus, eine Entwicklung, die der- zeit aus Brüssel drohe. Der neue BBIV-Vorstand präsentiert sich: Zukunft beginnt mit Bauen VOB gemeinsam durchsetzen Als Bündnispartner bot sich Wiesheu für alle Dipl.-Ing. H. Klee, Dipl.-Kfm. H. Däschlein, Dr.-Ing. H.-J. Wolff, Prof. Dipl.-Kfm. Th. Bauer, Dipl.-Ing. R. Schuster, RA G. Hess, Bemühungen an, die VOB bei kommunalen Beteiligungsgesellschaften durchzuset- Dipl.-Ing. A. v. Wilcken, Dipl.-Ing. J. Geiger zen und den Bieterschutz unterhalb des EU-Schwellenwertes zu verbessern. BBIV wählt Verbandsspitze neu Beifall für Dipl.-Ing. W. Riepl und Dipl.-Ing. W. Löhe Im Rahmen der internen Mitgliederversammlung wählte der Bayerische Bauindustrieverband seinen Vor- stand neu. Der im Amt bestätigte Präsident des Verbandes, Prof. Dipl.-Kfm. Thomas Bauer, nutzte die Gelegenheit, um den Vorstandsmitgliedern, die nicht mehr zur Wahl antraten, ausdrücklich für ihr jahrzehntelanges erfolgreiches Enga- gement zu danken. Auch die Mitglieder dankten durch anhaltenden Beifall Vizepräsident Dipl.-Ing. Den Verband durch Jahrzehnte geprägt: Werner Riepl, 25 Jahre in verschiedener Funktion in leitenden Gremien des Verban- Dipl.-Ing. Werner Riepl (links), Dipl.-Ing. Wolfgang Löhe des tätig, davon zehn Jahre im Vorstand und vier als Vizepräsident des BBIV, und Dipl.-Ing. Wolfgang Löhe, dem BBIV ebenfalls seit 1975 durch leitende Funktionen verbunden, seit 1982 und auch künftig als Bezirksvorsitzender des BBIV Unterfran- ken, seit 1989 als Vorstandsmitglied des BBIV. Neuer 2. Vizepräsident ist Dipl.-Ing. Rainer Schuster, München, erstmals in den Vorstand gewählt wurde Dipl.-Ing. Josef Geiger, Oberstdorf. Mitgliederversammlung 2001 7
In drei bis vier Jahren werden wir um die Verein für Bauforschung und Berufsbildung In seinem jährlichen Bericht vor Auszubildenden kämpfen. den Mitgliedern des BBIV mahnte der scheidende Vorsitzende des Vereins für Bau- Dipl.-Ing. Herbert Fröhlich forschung und Berufsbildung, Dipl.-Ing. Herbert Fröhlich, nachdrücklich, der Vorsitzender des Vereins für Bauforschung und Berufsbildung Aus-, Fort- und Weiterbildung auf Dauer das nötige Gewicht zukommen zu lassen. Derzeit gehe die Zahl ausbildender Firmen zurück. Schon in fünf Jahren erwartet Fröhlich einen dramatischen Nachwuchsmangel sowohl bei jungen Bauingenieu- ren als auch bei gewerblichen Mitarbeitern. Existentiell werde es für die Unterneh- men, wenn ihnen die gesunde Basis an Facharbeitern fehle, aus denen allein sich qualifizierte Poliere entwickeln könnten, Rückgrat des operativen Geschäfts. Dem könne nur eine auf 5 bis 10 Jahre angelegte nachhaltige Personalpolitik vorbeugen. Ankündigen konnte Fröhlich eine gemeinsame Aktion von Handwerk, Bauindustrie und Gewerkschaft, die auf qualifizierte Zusatzausbildung für Poliere abstelle und vor allem den Bereich des Schlüsselfertigbaus abdecken werde. Fröhlich, der bei der fälligen Wahl des Vorstandes des Vereins nicht mehr angetreten war und mit großem Beifall und Dank für seinen elfjährigen intensiven und erfolgreichen Ein- satz verabschiedet wurde, stellte abschließend als seinen Nachfolger Dipl.-Ing. Lange Jahre einflussreicher Motor der Berufsbildung für den Bau: Dipl.-Ing. Herbert Fröhlich Gerhard Thielen, München, vor. Sozialpolitischer Ausschuss des BBIV Die volle Angleichung der über dem entsprechenden Niveau des Bundes liegenden bayerischen Gehälter der techni- schen und kaufmännischen Angestellten und Poliere war beherrschendes Thema der bayerischen Tarifrunde 2000/2001. Nach den Worten des Vorsitzenden des Sozialpolitischen Ausschusses, Dipl.-Ing. Horst Klee, sei die volle Angleichung nach dem Scheitern freier Verhandlungen nur über eine Schlichtung möglich gewe- sen. Der mehrheitliche Schiedsspruch vom 24.5.2000 werde – bis auf einen der Dynamisierung nicht unterworfenen „Bayernzuschlag“ in Höhe von 50 DM in eini- gen wenigen Gehaltsgruppen – die volle Angleichung der Gehälter an das Niveau des Bundes per 31.3.2002 bringen. Im Übrigen sei das Ergebnis der entsprechen- 8 Mitgliederversammlung 2001
den Tarifrunde auf Bundesebene mit einer Anhebung der Vergütungen per 1.4.2000 um 2,0 Prozent und per 1.4.2001 um weitere 1,6 Prozent übernommen worden. Klee stellte heraus, dass sich der Erhalt der bayerischen Tarifhoheit gerade in der Tarifrunde 2000/2001 bewährt habe. EthikManagement der Bauwirtschaft Von Erfolgen berichten konnte auch der Wer nur von der Hand in den Mund lebt, weiß Vorsitzende des EthikManagement der Bauwirtschaft, Dipl.-Kfm. Helmut Däschlein. nicht, ob er morgen noch lebt. EthikManagement Mittlerweile drei der großen Bau-Aktiengesellschaften arbeiteten mit Ethik- ist das Gegenteil von kurzfristigem Kampf ums Management, das Interesse an diesem Modell ziehe immer weitere Kreise, Überleben. Es ist die Auseinandersetzung und die bis zu Siemens, Bayer, DaimlerChrysler, inzwischen auch zum Bundeskanzler, der Orientierung aller Mitarbeiter auf die langfristi- Präsident des Bundeskartellamtes bezeichne EthikManagement als „Schritt in die gen Unternehmensziele: kompetent und enga- richtige Richtung“. giert, ehrlich und überzeugend, und in Fairness Auch das von Präsident Bauer angestrebte Ziel einer Umsatzrendite von 5 Prozent mit Partnern und Auftraggebern. sei zutiefst ethisch, denn ohne eine vernünftige Umsatzrendite, ohne die Spielräu- Dipl.-Kfm. Helmut Däschlein Vorsitzender des EthikManagement der Bauwirtschaft e.V. me, die sich aus ihr ergäben, könne es auf Dauer kein ordentliches, qualitätsorien- tiertes, auf den Erhalt des Unternehmens zielendes Wirtschaften geben. Mitgliederversammlung 2001 9
Zukunft beginnt mit Bauen Eine Einsicht, so Gesamtwirtschaftliche alt wie die Menschheit. Doch auch 2001 wurde Lage sie gesamtwirtschaftlich viel zu wenig beachtet. Zu wenig wurde gebaut, zu wenig investiert, damit zu wenig für die Zukunft vorgesorgt. Bevor die Gesellschaft die Folgen zu spüren bekommt, hat sie eine Branche voll und ungeschützt zu tragen: die Zukunftsbranche Bau. Sieben Rezessionsjahre in Folge haben die Baubranche vor harte Herausforderungen gestellt – Aufgaben, denen sich die Unternehmen beherzt und mutig gestellt haben. Ergebnis: Sie sind besser aufgestellt und leistungsfähiger als jemals. Jedoch werden ihre Leistungen viel zu Bayern ausnahmsweise 2001 nicht bei wenig abgefordert. den Wachstumsspitzenreitern unter den Bundesländern Gesamtwirtschaftlich war 2001 enttäuschend: nach geringem Wachstum im 1. Halbjahr ein Abgleiten in die Rezession in der 2. Jahreshälfte. Mit großen Gesamtwirtschaftliche Wachstumsrate *) Hoffnungen wurde das Jahr 2001 noch zu seinem Beginn versehen. Aus der Rück- Deutschland Bayern schau kaum zu glauben, aber zu Jahresbeginn rechneten die meisten Prognostiker 2001 + 0,6 % + 0,9 % noch mit Wachstumsraten des Bruttosozialproduktes von nahe 3 Prozent. Weit 2000 + 3,0 % + 4,5 % gefehlt: Am Ende musste man froh sein, dass das Wachstum im ersten Halbjahr ein 1999 + 1,6 % + 2,4 % Abgleiten in eine gesamtwirtschaftliche Rezession verhindern hat. Im zweiten 1998 + 2,1 % + 3,7 % 1997 + 1,4 % + 2,7 % Halbjahr befand sich die Wirtschaft in der Rezession, das Volkseinkommen nahm 1996 + 0,8 % + 1,9 % ab. 1995 + 1,7 % + 1,4 % Ein stärkerer Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung wurde 2001 wiederum 1994 + 2,3 % + 2,8 % nur durch die außenwirtschaftlichen Erfolge verhindert, welche die deutschen 1993 – 1,1 % – 1,9 % Unternehmen auf den hart umkämpften Weltmärkten erzielen konnten. Ohne diese 1992 + 2,2 % + 2,4 % im Ausland erzielten und im Inland Nachfrage schaffenden Einkommen wäre das Durchschnitt gesamtwirtschaftliche Wachstumsergebnis noch weit magerer ausgefallen. Erneut 1992 – 2001 + 1,5 % + 2,1 % gelang es Deutschland nicht, die Voraussetzungen für ein solides und damit dauer- *) Veränderung Bruttoinlandsprodukt gegenüber Vorjahr in %, haftes Wachstum zu schaffen: ein solides Wachstum der Binnennachfrage. preisbereinigt Schlecht sind auch die Aussichten für das kommende Jahr 2002. Die Mehrheit der Prognostiker rechnet mit einem Zuwachs des Volkseinkommens von rund 0,7 Pro- zent. Aus unserer Sicht steckt in den Prognosen viel Optimismus, sehr viel Hoff- Bei neuen Aufträgen leichtes Plus in Bayern, nung auf eine schnelle Erholung der US-Wirtschaft. Bemerkenswert wiederum: kleines Minus in Westländern, Auf die inneren Kräfte unserer Volkswirtschaft will man sich nicht verlassen, ihnen drastischer Rückgang im Osten traut man keine stimulierenden Impulse zu. Auftragseingang 1) nach Betriebssitz Ein weiteres Minusjahr für den Bau – das 7. Rezessionsjahr in Folge Veränderung Jahr 2001/00 in Prozent 2001 war ein schlechtes Baujahr. Bundesweit blieben die Umsätze der Bauunter- Bremen 11,5 nehmen um 7,4 Prozent unter den Vorjahresergebnissen. Seit 1994 haben die Hamburg 9,9 Bayern 7,7 Bauunternehmen ein Viertel ihres Umsatzvolumens eingebüßt. Noch härter zeigen Rheinland-Pfalz – 2,6 sich die Auswirkungen der Rezession am Bauarbeitsmarkt: Beschäftigte die deut- Saarland – 3,4 Hessen – 4,4 sche Bauwirtschaft 1994 noch rund 1,5 Mio. Arbeiter und Angestellte, so reduzierte Nordrhein-Westfalen – 5,0 sich ihre Zahl durch die harten Rezessionsjahre auf nunmehr deutlich unter eine Baden-Württemberg – 5,1 Niedersachsen – 6,2 Million. Anders gewendet: Den Zuwachs an Baubeschäftigten, den die Wiederver- Schleswig-Holstein – 10,9 einigung erbrachte, haben sieben Rezessionsjahre wieder vernichtet. Berlin – 33,6 Alte Bundesländer – 2,5 Rendite in Baubranche blieb unzureichend Hoffnungen der Bauwirtschaft, die Mecklenburg-Vorpommern – 12,0 durch die harten Rezessionsjahre ausgezehrte Ertragskraft im Jahre 2001 verbes- Thüringen – 13,4 sern zu können, erfüllten sich unter diesen Umständen nicht. Der starke Wettbe- Brandenburg – 14,5 Sachsen – 15,3 werb, der oftmals vorhandene Zwang zum Anschlussauftrag und die Sparanstren- Sachsen-Anhalt – 15,7 gungen der öffentlichen Hand als einer der wichtigsten Auftraggeber hielten die Neue Bundesländer – 14,8 Preise unter Druck und ermöglichten den Bauunternehmen nur unzureichende und zudem weit unter dem Durchschnitt im Verarbeitenden Gewerbe liegende Gewinn- Deutschland insgesamt – 5,5 margen. Nach einer Untersuchung der Deutschen Bundesbank betrug die Brutto- 1) Nur Betriebe von Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten rendite in der Baubranche zuletzt nur 1,5 Prozent, im Verarbeitenden Gewerbe war Quelle: Amtliche Statistik sie mit 4,0 Prozent mehr als doppelt so hoch. Selbst um diese vergleichsweise magere Rendite zu erwirtschaften, bedurfte es großer Anstrengungen der Bau- unternehmen, ihre Kosten zu verringern und die Kapazitäten der geringeren Inan- spruchnahme anzupassen. 11 Gesamtwirtschaftliche Lage
Gesamtwirtschaftliche Lage 10
Kapazitätsanpassungen 2001 deutlich stärker als Nachfragerückgang Charakteristisch für das schlechte Baujahr 2001 ist der über das Ausmaß des Nachfragerückgangs deutlich hinausgehende Kapazitätsanpassungsprozeß der Bauunternehmen. Deutschlandweit wurden rund 120.000 Bauarbeitsplätze ver- nichtet, so viele wie noch in keinem Jahr der Baurezession seit 1994 – ein harter Schritt in jedem Einzelfall, aber auch ein wichtiger und unerlässlicher Schritt auf dem Weg zu einem bonitären Baumarkt. So leisten die Bauunternehmen ihren Teil zum Ausgleich von Angebot und Nachfrage am Baumarkt. Auf welchem Niveau sich dann der Marktausgleich vollzieht, bestimmen allerdings nicht die Bauunterneh- men; entscheidend dafür ist die Nachfrage nach Bauleistungen seitens öffentlicher Abbau der Arbeitsplätze am Bau setzt sich und privater Bauherren. beschleunigt fort Baunachfrage zu niedrig – an Baubedarf mangelt es nicht Auch in Bayern Zahl der Arbeitsplätze im Dezember wieder verstärkt zurückgegangen Dass zu wenig gebaut wird in unserer Gesellschaft, liegt jedenfalls nicht am fehlen- den Baubedarf; dieser wäre reichlich vorhanden. Schon für Erhalt und Reparatur Bayern jeweils Dezember 1994 238.900 unserer vorhandenen Infrastruktur – dies gilt für Straßen, Brücken, Eisenbahnschie- 1995 224.590 nen, Wasserstraßen – geht es um gewaltige Summen: Der Bayerische Oberste 1996 200.709 1997 190.074 Rechnungshof hat bereits vor drei Jahren festgestellt, dass in Bayern beim Staats- 1998 181.133 straßenbau allein zwischen 1991 und 1997 ein Investitionsstau von rund 300 Mil- 1999 179.771 2000 174.339 lionen EUR aufgelaufen ist. Während bei Verkehrswegen der Zustand entweder 2001 160.882 offensichtlich oder zumindest leicht feststellbar ist, drohen bei Trinkwasserleitun- 2001/1994 insgesamt – 78.020 – 32,7 % gen und Abwasserkanälen unsichtbare Gefahren: Lecks führen bei Trinkwasserlei- Deutschland gesamt jeweils Dezember tungen zu einer Verschwendung kostbarer Ressourcen; bei Abwasserkanälen be- 1994 1.417.500 lasten sie die Umwelt. Unser Hauptverband schätzt den Sanierungsbedarf deutsch- 1995 1.379.992 1996 1.270.688 landweit auf rund 50 Mrd. EUR, auf Bayern dürften davon rund 8 Mrd. EUR entfallen. 1997 1.192.512 1998 1.129.457 1999 1.095.161 Infrastruktur für künftige höhere Anforderungen ausbauen 2000 1.012.212 Bauen ist nicht nur zum Erhalt unseres gebauten Erbes notwendig, die Infrastruk- 2001 920.954 tur muss auch dringend ausgebaut werden, soll sie den Anforderungen des 2001/1994 insgesamt – 496.550 – 35,0 % 21. Jahrhunderts genügen. Durch die EU-Osterweiterung rückt Bayern aus seiner Quelle: Amtliche Statistik, Bauhauptgewerbe, Abgrenzung ehemaligen Randlage in Westeuropa nun in das Zentrum Europas. Großartige NACE WZ93, 1994 auf diese Abgrenzung umgestellt, Werte 2001 vorläufig. Chancen bietet dieser Erweiterungsprozess – jedoch, man muss sie nutzen! Unsere derzeitige Verkehrsinfrastruktur wäre den zu erwartenden Anforderungen jeden- falls nicht gewachsen. Es mangelt an ausreichenden Kapazitäten, sie ist immer noch hauptsächlich auf Nord-Süd-Achsen ausgerichtet, die dringend benötigte Investitionsquote des Bundes bleibt niedrig, Ergänzung durch Ost-West-Entwicklungslinien ist auf breiter Front noch nicht ver- Rückführung der Sozialquote gelingt nicht wirklicht, weder bei der Schiene noch bei Straßen und Wasserstraßen. Anteil der Investitionen an den Gesamtausgaben im Bundeshaushalt, in % Gemeinwohlinteressen oft durch Einzelinteressen blockiert Investitionsquote Es ist allerdings immer schwieriger, in unserer Gesellschaft das Gemeinwohlinte- 1991 15,3 resse gegen Einzelinteressen, ob berechtigt oder nicht, durchzusetzen. Bei einem 1992 15,4 1993 14,2 emotional positiv besetzten Großprojekt wie dem neuen Fußballstadion in Frött- 1994 13 maning ist es mit enormem Einsatz von Sympathieträgern aus allen Bereichen des 1995 14,3 1996 13,4 öffentlichen Lebens gelungen, eine Zustimmung der Bürger zu erreichen. Eine 1997 12,8 Zwei-Drittel-Mehrheit mag auf den ersten Blick hoch erscheinen – aber: Ist es bei 1998 12,5 1999 11,6 genauerer Analyse nicht doch eher enttäuschend, dass auch nach einem der- 2000 12 artigen Mediengewitter ein Drittel bei seiner ablehnenden Haltung geblieben ist? 2001 12,2 Verdient Bauen einen so geringen Stellenwert? Anteil der Sozialausgaben am Bruttoinlandsprodukt, in % Sozialquote* Bundeshaushalt gibt Investitionen zu wenig Raum 1991 29,7 Im Bundeshaushalt wird die Investitionsquote von derzeit nur noch 12,2 Prozent 1992 31,3 1993 32,4 gemäß dem vom Kabinett gebilligten Haushaltsentwurf im Jahre 2002 auf 11,4 Pro- 1994 32,3 zent zurückgehen – ein neuer Minusrekord. 1991 betrug die Quote noch 15,3 Pro- 1995 33,1 1996 34,1 zent. Gespart wird auch an den Bauausgaben, jedoch nicht mehr in erster Linie. 1997 33,7 Der Anteil der Bauausgaben an den Gesamtausgaben wird 2002 mit 2,25 Prozent 1998 33,5 1999 33,8 so niedrig ausfallen wie seit fünf Jahren nicht mehr. 2000 33,6 Aus heutiger Sicht muss auch offen bleiben, ob diese niedrige Quote überhaupt * Neuere Werte zur Sozialquote liegen nicht vor. erreicht werden wird. Es steht zu befürchten, dass es auch 2002 wiederum zu Quelle: Bundesministerium der Finanzen, Institut der Deutschen Wirtschaft. Haushaltsresten kommt, weil die tatsächlichen Ausgaben hinter dem Haushalts- Soll zurückbleiben. 12 Gesamtwirtschaftliche Lage
Rückläufige Investitionsquoten bei zunehmenden Haushaltsvolumina – Folge falscher Haushaltspolitik Die öffentlichen Investitionen nehmen in den Haushalten eben nicht den ihnen als entscheidendem Impulsgeber zukommenden Vorrang ein – sie werden meist als Restgröße behandelt: Investiert wird, was Leis- tungsgesetze, insbesondere die Sozialausgaben, Zinsen und Tilgung für die aufge- laufene Staatsschuld übriglassen. So stieg die Zinsquote, der Anteil der Zinsausgaben an den Bundesausgaben, von 9,9 Prozent auf jetzt 15,7 Prozent deutlich an. Knapp ein Sechstel der gesamten Bundesausgaben muss also für die Bedienung der Staatsschulden aufgewendet werden. Dies ist umso bedenklicher, weil die damit finanzierten Ausgaben eben nicht für Ertrag bringende Investitionen, sondern meist konsumtiv verwendet wur- Eine Schere öffnet sich im Bundeshaushalt: den. Dass die Zinsquote um immerhin einen Prozentpunkt unter ihrem Höchst- Investitionsquote sinkt, Zinsbelastung steigt stand von 16,7 Prozent im Jahr 1999 liegt, ist vor allem dem Zinsrückgang in den Fatale Entwicklung: Steigende Zinslast des Bundeshaushaltes letzten Jahren zu verdanken. durch rückläufige Investitionen „finanziert“. Anteile der Investitionsausgaben bzw. Zinsausgaben an den Reform des Sozialstaates notwendig Nach dem leichten Rückgang im Jahr Ausgaben im Bundeshaushalt; bis 1990 Westdeutschland 2000 hat die Sozialquote, der Anteil der Sozialausgaben am Bruttoinlandsprodukt, 30 % aufgrund der schwachen Wirtschaftsentwicklung im Jahr 2001 und des damit ver- 25 % bundenen Anstiegs der Arbeitslosenzahlen wieder zugenommen und dürfte ihren 20 % Höchstwert von 1996 (34,1 Prozent) erreichen, wenn nicht gar übertreffen. Die Ent- 15 % wicklung läuft in die falsche Richtung. Richtig und immer notwendiger ist ein 10 % grundlegender Umbau unseres Sozialsystems. Zwei Aspekte sind hier vorrangig 5% angesprochen: Der Sozialstaat muss präventiv tätig werden, nicht erst im Nachhin- 0% ein. Unser Sozialsystem ist aber noch vom Geist des neunzehnten Jahrhunderts 1969 1975 1986 1991 1995 1998 1999 2000 2001 geprägt. Wenn Arbeitslosigkeit als sozialpolitischer Schadensfall eintritt, wird Investitionen Zinsen Unterstützung geleistet. Diese ist zudem nicht wirksam an den Willen zur Wieder- Quelle: Bundesministerium der Finanzen, aufnahme einer Erwerbsarbeit gebunden. Im Gegenteil – wer Arbeit aufnimmt, wird Statistisches Bundesamt mit dem Verlust der Sozialhilfe „bestraft“. Häufiger ist es daher lohnender, nicht zu arbeiten bzw. in die Schwarzarbeit abzutauchen. Besser und auf Dauer auch billiger wäre es, nicht erst im Nachhinein sozialpoli- Steuern und Sozialabgaben auf Rekordniveau tisch tätig zu werden, sondern bereits im Vorfeld aktiv zu werden. Das verlangt eine finanzielle Umschichtung zugunsten von mehr Bildung, also mehr Investition Nominal erreichten 2000 die gesamtwirtschaftlichen in das Humankapital, zudem eine steuerliche Entlastung des Faktors Arbeit und Steuereinnahmen mit 471 Mrd. EUR ein Rekordniveau, ebenso wie die Sozialabgaben mit 358 Mrd. EUR. schärfere Pflichten, die zur raschen Wiederaufnahme der Erwerbsarbeit anreizen Steuereinnahmen der Gebietskörperschaften bzw. tatsächlich oder gar zwingen. Der passive, erst hinterher tätig werdende Sozialstaat des neun- gezahlte Sozialbeiträge in Mrd. EUR; bis 1990 Westdeutschland zehnten und zwanzigsten Jahrhunderts muss zum Anreiz gebenden Sozialinvesti- 500 tionsstaat des einundzwanzigsten Jahrhunderts umgebaut werden. Mit weniger 450 Mitteln, aber einem gezielteren Einsatz kann man dann mehr erreichen als heute. 400 Orientieren könnte man sich dabei an der in den USA praktizierten Form der Sozial- 350 hilfe, dem Earned Income Tax Credit. Während in Deutschland der Staat die Sozial- 300 hilfe um siebzig Pfennig bis zu einer Mark kürzt, wenn der Empfänger selbst eine 250 Mark mehr verdient, bekommt er in den USA innerhalb eines bestimmten Rahmens 200 40 Cent hinzu, wenn er einen Dollar mehr verdient. Zweierlei erreicht man damit: 150 Sozialhilfe hemmt so nicht die individuelle Arbeitswilligkeit, sie fördert sie im 100 Gegenteil sogar. Und Sozialhilfe wirkt nicht mehr als verordnete Lohnuntergrenze. 50 Denn wer wollte in Deutschland schon arbeiten, wenn dies finanziell nur Nachteile 0 65 70 75 80 85 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 mit sich bringt. Steuereinnahmen Sozialabgaben Reformschwäche kennzeichnet Deutschland Wie sehr die ausgebliebenen Quelle: Bundesministerium der Finanzen, Statistisches Bundesamt Reformen in Deutschland Wirtschaftskraft und Wachstum geschwächt haben, hat sich besonders in der derzeitigen weltweiten Konjunkturschwäche gezeigt. Deutschland hat es wieder einmal besonders schwer erwischt. Es bildet das Wachstumsschlusslicht in Europa. Dieses Ergebnis kann man weder mit außen- wirtschaftlichen Belastungen rechtfertigen, davon sind andere europäische Länder genauso betroffen. Vor allem kann man es nicht damit entschuldigen oder gar rechtfertigen, dass man auf den Wachstumsverlust durch die Rezession im Bau- sektor verweist. Vorhalte, ohne den Bausektor wäre das Wachstum in Deutschland um 0,7 Prozentpunkte höher, gehen im Grunde an der Sache vorbei und lenken von den eigentlichen Problemen ab. Gesamtwirtschaftliche Lage 13
Für die Rezession am Bau ist schließlich nicht der Bausektor der Verursacher, Ursa- che ist die fehlende Nachfrage nach Bauleistungen. Ausbleibende Baunachfrage als Symptom einer allgemeinen Nachfragschwäche in Deutschland. Aufgrund sei- ner Reformunfähigkeit weist Deutschland nur geringere Wachstumsmöglichkeiten als andere Länder auf. Während die Wirtschaft etwa in den USA problemlos Wachs- tumsraten von 3 Prozent und mehr erzeugen und, ohne Preisgefahren heraufzube- schwören, verkraften kann, ist dies in Deutschland nur in ausgesprochenen Kon- junkturhochphasen zu verwirklichen, aber eben nicht nachhaltig und dauerhaft. Grund für das zu geringe Nachfragewachstum sind die steigenden Steuern und Abgaben, die das Nettoentgelt und damit die Kaufkraft mindern. Auch aus dieser Abgabenlast erdrückt Privatinitiative Sicht scheint eine Senkung von Steuern und Abgaben dringender denn je nötig, Nachhaltige Rückführung der Staatsquote um der Wirtschaft wieder Wachstumsmöglichkeiten zu verschaffen. gelingt nicht Belastung durch Steuern und Abgaben in Deutschland zu hoch Noch geht der Mit zuletzt 55,6 % belastet der Staat die privaten Einkommen Trend in die andere, in die falsche Richtung. Nach Berechnungen des Bundes der Anteile der Steuerbelastung und der Sozialabgaben am Bruttoinlandprodukt, in % Steuerzahler wird der Abgabenanteil an den Einkommen 2002 auf den Rekordwert von 56,6 Prozent ansteigen. Höhere Beiträge zur Krankenversicherung, die jüngst 60 % realisierte nächste Stufe der Ökosteuer, die erhöhte Tabak- und Versicherungs- 50 % steuer sowie die durch die Inflation angetriebene kalte Progression der Einkom- 40 % mensteuer verringern die Kaufkraft. 30 % 20 % Politik für mehr Investitionen und mehr Bauen ist Voraussetzung für 10 % Zukunftsfähigkeit Fortschritte bei Reformen auf einzelnen Politikfeldern genü- 0% 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 gen nicht, der Reformstau muss in allen Bereichen überwunden werden, die zu Steuerlast Soziallast treffenden Maßnahmen müssen breit angelegt sein und den gleichen Zielen die- Quelle: Bundesministerium der Finanzen, nen. Dies prägte gerade auch 2001 die Schwerpunkte der Interessenvertretung Statistisches Bundesamt und der Öffentlichkeitsarbeit des Bayerischen Bauindustrieverbandes, in Verant- wortung für die Branche, aber auch für die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft. Strukturkrise und Konjunkturflaute am Bau sind nicht Folgen unzureichender Anstrengungen der Bauunternehmen. Sie stellen sich den Herausforderungen. Der Baumarkt krankt an den politisch verordneten Rahmenbedingungen, die Verhalten und Baubereitschaft der Auftraggeber, der Bauherrn, bestimmen. Als Folge kann der große Wirtschaftsbereich Bau selbst keinen Beitrag zu mehr Wachstum und Arbeitsplätzen leisten, er bleibt hinter der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung zurück und blockiert sie. Bauen war aber stets, ist und bleibt auch künftig Voraus- setzung für Erneuerung, Aufbruch, Zukunftsfähigkeit und Arbeitsplätze. Diese Blockade muss überwunden werden – zum Wohle aller. 2001: Bundesweit siebtes Rezessionsjahr am Bau Absolute Werte Veränderungen in % Jahr 2001 2001 Bayern Westdeutschland Ostdeutschland Bayern West- Ost- Länder Länder 01/00 01/94 01/00 01/94 01/00 01/94 Beschäftigte in 1.000 163,6 694,3 260,1 – 6,1 – 30,3 – 7,0 – 29,8 – 14,1 – 37,5 Umsatz in Mrd. EUR 17,2 70,3 21,1 – 3,9 – 13,7 – 5,9 – 17,7 – 11,9 – 32,3 Hochbau 11,6 46,2 12,1 – 6,7 – 17,0 – 7,8 – 20,2 – 17,2 – 38,8 Tiefbau 5,6 24,1 9,0 2,6 – 6,2 – 2,2 – 11,9 – 3,7 – 21,2 Auftragseingang* in Mrd. EUR 12,7 43,7 12,0 7,7 – 11,4 – 2,5 – 25,4 – 14,8 – 46,6 Wohnungsbau 3,1 8,8 2,3 – 5,0 – 32,2 – 12,4 – 44,7 – 31,6 – 61,6 Wirtschaftsbau 5,0 18,8 4,6 12,7 4,2 0,0 – 17,3 – 13,5 – 52,8 Öffentlicher Bau 4,7 16,1 5,2 12,1 – 6,8 0,7 – 18,2 – 5,8 – 24,8 Darunter: – Öffentlicher Hochbau 1,2 3,2 1,0 19,5 4,3 – 1,9 – 29,7 – 10,9 – 37,8 – Straßenbau 1,5 6,2 2,3 3,7 3,6 – 0,5 – 3,9 – 2,3 – 2,9 – Sonstiger Tiefbau 2,0 6,7 1,8 14,7 – 18,9 3,2 – 22,9 – 7,2 – 36,0 Dezember 2001 Veränderung für den Stichmonat Dezember in % Arbeitslose Bauarbeiter im Dezember in 1.000 22,9 134,3 141 16,3 31,9 6,9 42,4 3,5 268,3 * Nur Betriebe von Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten 14 Gesamtwirtschaftliche Lage
Gesamtwirtschaftliche Lage 15
Auch 2001 Rückgang der Umsätze am Bau in Der bayerische Bayern Das bayerische Baujahr 2001 verlief Baumarkt 2001 im Grunde wie erwartet – damit in gewisser Weise enttäuschend. Die im Jahr 2000 zu ver- zeichnenden zweistelligen Rückgänge bei Auf- tragseingängen und Genehmigungen wiederholten sich nicht wieder, Bayern erreichte sogar leichte Zuwächse. Allerdings mussten die bayerischen Bauunter- nehmen einen erneuten Umsatzeinbruch in Höhe von 3,4 Prozent hinnehmen. Nachdem der aus den Vorjahren herrührende gute Auftragsbestand abgearbeitet war, bestimmte allein der Fluss der Neuaufträge die Umsatzentwicklung bei den In Bayern Plus bei Neuaufträgen, Bauunternehmen. anhaltender Rückgang in Westdeutschland Bayern ist das einzige Flächenland, das ein Auftragsplus erzielen konnte. Das lässt ohne Bayern für das Jahr 2002 auf ein leichtes Umsatzplus hoffen. 2002 könnte damit das Ende der siebenjährigen Rezession am Bau markieren, zumindest in Bayern. In Bayern Auftragseingänge seit Juni über Vorjahr; im Durchschnitt der anderen Westländer dagegen kontinuierlicher Rückgang seit 1994. Wohnungsbau zieht Bau nach unten, Wirtschaftsbau und Öffentlicher Bau im Bayern jeweils Jahr in Mrd. EUR Plus Ab der Jahresmitte übertraf die Summe der im Jahresverlauf eingegange- 1994 14,3 nen Neuaufträge den entsprechenden Vorjahreswert, mit ansteigender Tendenz. 1995 12,4 1996 11,3 Sogar der Wohnungsbau, derzeit das Sorgenkind des Baus, erreichte zum Jahres- 1997 10,9 ende einen leichten Zuwachs von 1,7 Prozent. Trotz günstiger Finanzierungsbedin- 1998 11,4 1999 12,7 gungen ziehen sich die Investoren aus diesem Segment zurück, jetzt ist auch der 2000 11,8 Eigenheimbau eingebrochen. Veränderungen in der steuerlichen Behandlung von 2001 12,7 Immobilien (Spekulationssteuer) und ein verbesserter Mieterschutz zeigen ihre 2001/1994 insgesamt – 1,6 Mrd. EUR – 11,3 % unerwünschte, wenn auch vorhersehbare Wirkung. Westdeutschland ohne Bayern jeweils Jahr in Mrd. EUR Im Öffentlichen Bau übertrafen die eingegangenen Neuaufträge den Vorjahreswert 1994 44,3 1995 42,8 um 18,3 Prozent. Das Land Bayern erhöhte die getätigten Ausgaben für Baumaß- 1996 38,9 nahmen um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr, für den Staatsstraßenbau um 1997 36,5 1998 36,5 10,3 Prozent. Im Durchschnitt wendeten die bayerischen Kommunen 2,6 Prozent 1999 35,6 mehr für Baumaßnahmen auf, für den Straßenbau um 3 Prozent mehr. Allerdings 2000 33,1 2001 31 gibt es beträchtliche Unterschiede innerhalb der Kommunen, in ihrer Gesamtheit 2001/1994 insgesamt – 13,3 Mrd. EUR – 29,9 % hatten sie im Jahresverlauf stark unter dem unerwartet hoch ausgefallenen Rück- gang der Gewerbesteuereinnahmen zu leiden. Eine schlechte Ausgangssituation Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik, Statistisches Bundesamt; Bauhauptgewerbe, für kommunale Baumaßnahmen im laufenden Jahr. Abgrenzung NACE WZ 93; Betriebe von Unternehmen Im öffentlichen Hochbau nahmen die Neueingänge um 27,9 Prozent zu. Im Tiefbau mit 20 und mehr Beschäftigten; 1994 der Abgrenzung angepasst. waren die Auftragszuwächse bescheidener: der Straßenbau verzeichnete ein Plus von 8,2 Prozent, der sonstige Tiefbau erreichte 21,3 Prozent. Im Wirtschaftsbau konnten die bayerischen Baubetriebe einen Auftragszuwachs Auftragsbestände in Bayern zur Jahresmitte von 20,7 Prozent erzielen, sehr beachtlich angesichts der schwachen Entwicklung auf Vorjahresniveau, in anderen Westländern der Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen. deutlich niedriger Auftragsbestand in Bayern nur leicht über Vorjahr, in anderen Westländern Bayern Ende Sept. in Mrd. EUR erneuter Rückgang Ein Zuwachs bei den Neuaufträgen ist zwar erfreulich, ent- 1994 6,9 1995 6,29 scheidend für jedes Bauunternehmen ist jedoch sein Auftragsniveau. Beim Auf- 1996 5,62 tragsbestand fielen die Zuwächse weit geringer aus, mit 10,4 Mrd. DM lagen sie 1997 4,81 1998 5,01 Ende September um 4 Prozent über dem niedrigen Vorjahreswert. Einen anhalten- 1999 5,62 den Rückgang ihres Auftragsbestandes mussten dagegen die Bauunternehmen in 2000 5,11 2001 5,32 den übrigen Westländern hinnehmen. Mit 26,7 Mrd. DM lag ihr Auftragsvolumen 2001/1994 insgesamt – 1,6 Mrd. EUR – 23,0 % Ende September um 5,6 Prozent niedriger als im Vorjahr. 2000 war er sogar um 16 Prozent zurückgegangen. Westdeutschland ohne Bayern Ende Sept. in Mrd. EUR 1994 20,9 1995 20,4 1996 19,4 Veränderung gegenüber 1997 18,0 Jahresbilanz 2001* 2001 2000 1998 16,7 Gesamtbeschäftigte 168.850 – 7,7 % 1999 16,7 2000 14,5 Arbeitsstunden (Mio) 188,5 – 9,6 % 2001 13,7 Bauproduktion (1995 = 100) 86,6 – 7,7 % 2001/1994 insgesamt – 7,3 Mrd. DM – 34,7 % Auftragseingänge (1995 = 100) 102,5 + 7,7 % Umsatz (Mio DM EUR) 17.229,6 – 3,4 % Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik, Statistisches Bundesamt; Bauhauptgewerbe, Löhne und Gehälter (Mio DM EUR) 4.256,8 – 5,7 % Abgrenzung NACE WZ 93; Betriebe von Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten; 1994 der Abgrenzung * Quelle für alle Angaben in Tabellen und Schaubildern dieses Beitrags: angepasst. Statistisches Bundesamt/Bayerisches Statistisches Landesamt für das Bauhauptgewerbe; Abgrenzung NACE WZ 93; Werte früherer Jahre dieser Abgrenzung angepasst. 16 Der bayerische Baumarkt 2001
Geschäftslage wird am Bau in Bayern immer noch überwiegend negativ beurteilt Einschätzung der bayerischen Bauunternehmen im Januar 2002 aktuelle Geschäftslage 6 % gut 26 % befriedigend 68 % schlecht Auftragsbestand 15 % groß 32 % ausreichend 53 % zu klein Baupreise sind selbstkostendeckend 3 % mehr 39 % hinreichend 58 % nicht mehr 2001 auch am Bau in Bayern Geschäftserwartung für die nächsten 6 Monate deutlicher Umsatzrückgang 7 % günstiger 64 % gleichbleibend 29 % ungünstiger Umsätze im Bauhauptgewerbe Zahl gewerblicher Arbeitnehmer in 3-4 Monaten (März/April) Veränderung Jahr 2001/00 in Prozent 15 % mehr 45 % gleich 40 % weniger Hamburg 15,2 Hessen – 2,5 Quelle: ifo-Konjunkturtest Bau Bayern für Januar 2002 Saarland – 3,7 Bayern – 3,9 Baden-Württemberg – 4,2 Rheinland-Pfalz – 4,8 Erträge und Preise weiterhin unzureichend Unter Druck blieben die Bauprei- Schleswig-Holstein – 7,1 Bremen – 7,9 se. Der anhaltend harte, manchmal ruinöse Wettbewerb ließ oftmals keinen Nordrhein-Westfalen – 8,6 Spielraum für auskömmliche Preise. Im Januar 2002 bezeichneten 58 Prozent der Niedersachsen – 9,9 Berlin – 19,8 bayerischen Bauunternehmen die am Markt erzielten Preise als nicht selbst- kostendeckend; nur 3 Prozent berichteten von gewinnbringenden Preisen. Alte Bundesländer – 5,9 24 Prozent erwarten in den nächsten drei Monaten weiter fallende Baupreise, Sachsen – 7,5 66 Prozent rechnen mit einer unveränderten Preissituation. 10 Prozent sind opti- Thüringen – 9,9 Brandenburg – 13,3 mistisch und geht von besseren Preisen aus, im Vorjahr waren nur 3 Prozent derart Mecklenburg-Vorpommern – 15,0 hoffnungsvoll. Sachsen-Anhalt – 16,7 Auch 2001 haben die Bauunternehmen große Anstrengungen unternommen und Neue Bundesländer – 11,9 ihre Kostenstrukturen diesen Verhältnissen angepasst. Jedoch kommen die Früchte Deutschland insgesamt – 7,4 dieser Maßnahmen hauptsächlich ihren Kunden, den Bauherren, zugute, nicht ihnen selbst, wie die Untersuchung der Deutschen Bundesbank zu den Rendite- Quelle: Amtliche Statistik strukturen in der deutschen Wirtschaft belegt. Danach fiel die Brutto-Umsatzrendi- te der westdeutschen Bauunternehmen zuletzt auf 1,5 Prozent zurück, den nied- Deutlicher Umsatzrückgang im Hochbau, rigsten Wert der letzten Dekade. Sie ist damit nicht einmal halb so hoch wie in den im Tiefbau leicht über Vorjahr guten Baujahren zu Beginn der neunziger Jahre und bleibt erneut deutlich unter dem Durchschnitt von 4,0 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe zurück. Umsätze der Bauunternehmen in Bayern nach Sparten Hochbau jeweils Jahr in Mrd. EUR Kapazitätsabbau setzte sich 2001 beschleunigt fort 1995 13,4 1996 12,2 Völlig unzureichende Rahmenbedingungen für die Bauherren, eine nicht ausrei- 1997 11,9 chende Zukunftsvorsorge durch Staat und Gesellschaft, die dem Bau die Anerken- 1998 11,6 1999 12,1 nung als Infrastrukturbranche verweigern, ließen zusammen im bayerischen Bau- 2000 12,4 gewerbe die Konkurszahlen und die dadurch verursachten Arbeitsplatzverluste 2001 11,6 gegenüber den Vorjahreswerten deutlich ansteigen. Die Bauunternehmen leisteten 2001/1995 insgesamt – 1,9 Mrd. EUR – 33,8 % damit ihren Teil zur Anpassung der Kapazitäten am Baumarkt an die gesunkene Tiefbau jeweils Jahr in Mrd. EUR Nachfrage. 1995 5,7 1996 5,2 1997 5,1 Pleitewelle am Bau kräftig angeschwollen Die Anzahl der Konkurse hat im 1998 4,8 1999 5,3 bayerischen Bauhauptgewerbe von Januar bis November um 11,1 Prozent gegen- 2000 5,4 über dem Vorjahr zugenommen, die Anzahl der davon betroffenen Arbeitnehmer 2001 5,6 sogar um 34,5 Prozent. Im Durchschnitt waren somit die betroffenen Betriebe grö- 2001/1995 insgesamt – 0,1 Mrd. EUR – 2,2% ßer als im Vorjahr. Weit stärker als im Bauhauptgewerbe nahmen die Insolvenzen Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik, im Ausbaugewerbe zu. Die Anzahl der Konkurse übertraf hier den Vorjahreswert Statistisches Bundesamt; Bauhauptgewerbe, Abgrenzung NACE WZ 93; Betriebe von Unternehmen um 39,4 Prozent, die Anzahl der betroffenen Arbeitnehmer lag um 33,3 Prozent mit 20 und mehr Beschäftigten. darüber. Die Krise im Wohnungsbau zeigt sich eben vor allem im Ausbaugewerbe, weniger in der Bauindustrie. Arbeitsplatzabbau 2001 so hoch wie seit 4 Jahren nicht mehr Arbeitsplätze wurden jedoch nicht nur durch Konkurse vernichtet, erneut mussten auch die überlebenden Betriebe ihre Beschäftigtenzahlen nach unten anpassen. Der bayerische Baumarkt 2001 17
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