Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2001 - Bayerischer Bauindustrieverband e.V.

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Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2001 - Bayerischer Bauindustrieverband e.V.
Bayerischer
                Bauindustrieverband e.V.

Geschäftsbericht des
Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V.
für das Jahr 2001
Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2001 - Bayerischer Bauindustrieverband e.V.
Verbandsstruktur auf den Innenseiten
Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2001 - Bayerischer Bauindustrieverband e.V.
Vorstand und Beirat                                 Bezirksverbände

Präsident                                           Mittelfranken
Professor Dipl.-Kfm. Thomas Bauer, Schrobenhausen   Dr. Veit Walthelm

Vizepräsidenten                                     München-Oberbayern
Dr.-Ing. Hans-Joachim Wolff, Augsburg               Dipl.-Ing. Rainer Schuster
Dipl.-Ing. Rainer Schuster, München                 Oberfranken
Mitglieder des Vorstandes                           Dipl.-Ing. Horst Klee
Dipl.-Ing. Josef Geiger, Oberstdorf                 Ostbayern
Dipl.-Ing. Alexander von Wilcken, München           Dipl.-Ing. Albert Friedmann
Dipl.-Ing. Helmut Däschlein, Regensburg             Schwaben
Dipl.-Ing. (FH) Horst Klee, Hof                     Dipl.-Ing. Richard Weidinger
Hauptgeschäftsführer                                Unterfranken
RA Gerhard Hess, München                            Dipl.-Ing. Wolfgang Löhe
Ehrenmitglied des Vorstandes
Dr.-Ing. E.h. Gerhard Markgraf, Bayreuth
                                                    Fachabteilungen
Beirat
Dipl.-Ing. Bernd Arbogast, Amberg                   Fachabteilung Bauwerksabdichtung
                                                    Dipl.-Ing. Jürgen Ballmann
Dipl.-Ing. Walter Arnold, Waldsassen
Dipl.-Ing. Fritz Bauer, Schrobenhausen              Fachabteilung Gussasphalt
                                                    Dipl.-Ing. Jürgen Ballmann (komm.)
Dipl.-Ing. Jürgen Carl, Nürnberg
Dipl.-Ing. Klaus Donhauser, Schwandorf              Fachabteilung Eisenbahnoberbau
                                                    Dipl.-Ing. (FH) Günther Schnellbögl
Dipl.-Ing. (FH) Walter Frank, Nürnberg
Dipl.-Ing. Albert Friedmann, Regensburg             Fachabteilung Schlüsselfertigbau
                                                    Architekt Dipl.-Ing. (FH) Dieter Geuss
Dipl.-Ing. Peter Heil, Bad Kissingen
Dipl.-Ing. Karl-Günther Krauß, Bayreuth             Fachabteilung Spezialtiefbau, Brunnen-
Ass. Burkhard Löhe, Würzburg                        und Rohrleitungsbau
                                                    N.N.
Rainer Markgraf, Bayreuth
Betriebswirt Alois Oswald, München                  Fachabteilung Straßenbau
                                                    Dipl.-Ing. Albert Friedmann
Dipl.-Ing. Ulrich Saalfrank, München
Dipl.-Ing. Ludwig Schick, Augsburg
Dipl.-Ing. Werner Schmölzl, Bayerisch Gmain
Dipl.-Ing. (FH) Günther Schnellbögl, München
Dipl.-Ing. Gerhard Thielen, München
Dipl.-Ing. Hans-Peter Velten, Nürnberg
Dr.-Ing. Ralf Walter, Augsburg
Dr. Veit Walthelm, Nürnberg
Dipl.-Ing. Richard Weidinger, Memmingen
Dipl.-Ing. Volker Wendel, Nürnberg
Dr. Berthold Wild, München
Dipl.-Ing. Hans-Jörg Zeitlinger, München
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Ausschüsse                                         Hauptgeschäftsstelle

Sozialpolitischer Ausschuss                        Hauptgeschäftsführer
Dipl.-Ing. Horst Klee                              RA Gerhard Hess, Tel. 089/23 50 03-12

Berufsbildungsausschuss                            Recht und Steuern
Dipl.-Ing. Gerhard Thielen                         RA Dr. Detlef Lupp
                                                   Geschäftsführer, Tel. 089/23 50 03-31
Arbeitsausschuss für Rechts- und Steuerfragen
RA Dr. Henning Bostelmann                          Betriebswirtschaft und Technik
                                                   Dipl.-Kfm. Wolfgang Stoermer
Betriebswirtschaftlicher Arbeitsausschuss
                                                   Geschäftsführer, Tel. 089/23 50 03-25
Dipl.-Bw. Wolfgang Böhm
                                                   Wirtschaftspolitik
Geräteausschuss
                                                   Dr. Josef Wallner, Tel. 089/23 50 03-33
Dipl.-Ing. Günter Schürle
                                                   Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
                                                   Dr. Benedikt Rüchardt, Tel. 089/23 50 03-40
Arbeitskreise                                      Sozialpolitik und Berufsbildung
                                                   RA Rainer v. Zezschwitz
Betriebswirtschaftlicher Arbeitskreis Nordbayern   Geschäftsführer, Tel. 089/23 50 03-51
Dr. Ingolf Wittmann
                                                   Verwaltung und Rechnungswesen
Betriebswirtschaftlicher Arbeitskreis Südbayern    Dipl.-Kfm. Friedemann Hertzog, Tel. 089/23 50 03-61
Bw. Erich Greiner

Arbeitskreis Information und Kommunikation
Dipl.-Ing. Walter Gut                              Geschäftsstellen

Arbeitskreis Junge Führungskräfte                  Geschäftsstelle Nordbayern, Nürnberg
Ass. jur. Burkhard Löhe                            Dipl.-Bw. (FH) Herbert Mrugalla, Tel. 0911/992 07-11
Arbeitskreis Personalleiter                        RA Walter Schlund, Tel. 0911/992 07-15
Josef Hepp                                         Geschäftsstelle Ostbayern, Regensburg
Arbeitskreis Privatfinanzierung                    Dipl.-Geogr. Martin Schneider, Tel. 0941/548 90
Dr.-Ing. Hans-Joachim Wolff                        Geschäftsstelle Oberfranken, Hof/Saale
Arbeitskreis Ausbilder                             Monika Jahn, Tel. 09281/86 00 23-44
Harald Zemann                                      Geschäftsstelle Schwaben, Augsburg
TU-Beratergruppen Bautechnik und Wissenschaft      RA Josef Spielbichler, Tel. 0821/3 62 60
Dr. Theodor Baumann
Dr.-Ing. Manfred Stocker
                                                   BauindustrieZentren

Vereine                                            BauindustrieZentrum Stockdorf bei München
                                                   Dipl.-Ing. Bernhard Denk, Tel. 089/89 96 38-12
Verein für Bauforschung und Berufsbildung          BauindustrieZentrum Nürnberg-Wetzendorf
des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V.         Dipl.-Ing. Herbert Kraus, Tel. 0911/9 93 43-44
Dipl.-Ing. Gerhard Thielen

EthikManagement der Bauwirtschaft e.V.
Dipl.-Kfm. Helmut Däschlein

Trägerverein „Praxisseminare an der TU München“
Dipl.-Ing. Gerhard Thielen

Versicherungsdienst des
Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V.
Dipl.-Ing. Dipl.-Kfm. Wolfgang Pfülb

Versorgungswerk im
Bayerischen Bauindustrieverband e.V.
Dipl.-Ing. Wolfgang Löhe
Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2001 - Bayerischer Bauindustrieverband e.V.
Geschäftsbericht des
Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V.
für das Jahr 2001

Vorgelegt in der Mitgliederversammlung
am 21. März 2002 in München

Verbandsstruktur                          U2

Vorwort                                    2

Mitgliederversammlung 2001                 4

Gesamtwirtschaftliche Lage                10

Der bayerische Baumarkt                   16

Wirtschafts-, Bau- und Steuerrecht        20

Tarif- und Sozialpolitik                  28

Baubetriebswirtschaft und Bautechnik      34

Aus- und Fortbildung                      40

Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation   46

EthikManagement der Bauwirtschaft         50

Regionale Verbandsarbeit                  52

Aus den Fachabteilungen                   56

Zahlen zur Bauwirtschaft in Bayern 2001   U5
Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2001 - Bayerischer Bauindustrieverband e.V.
2001 – für den Bau ein Jahr des Durchhaltens und der Hoffnung. Bitteren Zahlen –
dem Verlust von 10.500 Arbeitsplätze in Bayern, 100.000 in Deutschland, dem dra-
matischen Einbruch im Wohnungsbau und dem Einsturz der Baukonjunktur in den
neuen Bundesländern – stehen neue Perspektiven gegenüber: Die Selbstbehaup-
tungskräfte werden angestoßen. Die Aussicht rückt näher, dass sich der Boden
festigt. Solider Boden für eine Erholung. Der Bau ist zum Trainings- und Bewäh-
rungsfeld geworden für betriebswirtschaftliche und Hightech-Innovationen. Die
Fotos in diesem Geschäftsbericht bezeugen das: Bilder von Baustellen auf ästhe-
tisch höchstem Niveau, gebändigte Kraft und gebändigte Kräfte, Erfolge und
Ergebnisse bauindustriellen Fortschritts. Und Bestätigung der Alterfahrung:
Zukunft beginnt mit Bauen.
Ein Geschäftsbericht führt zum Begreifen so gewaltiger Leistungen und dokumen-
tiert den Weg dorthin. Einen Weg der kleinen Schritte und der kleinen Erfolge, aus
denen die großen wachsen. Es gibt sie nur im Zusammenwirken der Kräfte, die der
Verband bündelt. Seine Leistung ist die der Mitgliedsfirmen – und umgekehrt. Was
entsteht und voranbringt, entsteht auf festem Boden, den die Unternehmen des
Verbandes bilden. Wo er gute Arbeit leistet, haben zuvor – und dafür – die Mit-
gliedsfirmen gute Arbeit getan, den Verband getragen. Zu ihm gestanden, in ihn,
auch aus nüchterner Einsicht, investiert. Sie haben, nicht zuletzt, in Kauf genom-
men, dass die gemeinsame Arbeit, die in der des Verbandes sichtbar wird, auch
den anderen zugute kommt, die nicht im Verband sind.
So, nicht anders, wird der Boden bestellt, auf dem Zukunft und Chancen wachsen.
Den Zielrahmen setzt der gut geordnete, zur Leistung fähige und an ihr orientierte
Markt. Zum Zielrahmen und zum Weg dorthin gehört, dass Freiheit Ordnung
braucht, Regeln, und beide im unaufhörlichen Wechselspiel sind, das beherrscht
sein will, denn Freiheit kann am Reglement auch sterben.
Viele kleine Schritte, bis die Strecke des Jahres 2001 durchmessen ist. In der Ver-
kehrspolitik erste Bereitschaft zum Einstieg in die privatwirtschaftliche Realisie-
rung von Bundesfernstraßen, dahinter die Aussicht auf Nachhaltigkeit im Infra-
strukturbau. In der Tarifpolitik die Verankerung des Leistungsprinzips, die Verein-
heitlichung der Gehälter von Bauingenieuren und Baukaufleuten; beides wichtig
für die moderne Strukturierung von Bauunternehmen. Unerlässlich für faire Markt-
verhältnisse: die weiteren Schritte zur „Gläsernen Vergabe“, die wir im öffentlichen
Vergaberecht erreichten. Übergangsfristen für Arbeitnehmerfreizügigkeit, Nieder-
lassungsfreiheit und die Freizügigkeit für Unternehmen im Zuge der EU-Osterwei-
terung, schwer genug erkämpft, haben dem Bau unerlässliche Anpassungszeit ver-

2  Vorwort
Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2001 - Bayerischer Bauindustrieverband e.V.
schafft. In der Abwehr illegaler Billigkonkurrenz reduziert die neue Bauabzugsteuer
drastisch die dramatische Benachteiligung legal arbeitender Bauunternehmen.
Neue Beachtung, immer weiter und stetig über die bisherige hinaus, gewinnt das
EthikManagement der Bauwirtschaft, sinnvolles Instrument zur Sicherung eines
regelgerechten Wettbewerbs. Zuletzt bei der DB AG, als Monopolauftraggeber im
Schienenbau ein Geschäftspartner ganz eigener Art.
Zuverlässigkeit und stetige Partnerschaft konnten die Politik neu sensibilisieren.
Die Kapitel dieses Geschäftsberichts zeigen die vielfältigen Facetten, die das
Ganze ausmachen. Viele Erfolge, die Zuversicht nähren und zu dem führen, was
weiter erreicht werden muss.
Auf der Agenda die nächsten Herausforderungen. Bessere Rahmenbedingungen
für staatliche und private Investitionen – und ihre Sicherung, wenn sie erreicht
sind. Ost-West- und EU-Osterweiterung als tarifpolitische Aufgabe. Die Bewälti-
gung des weiten Weges von Billigst- zu auskömmlichen Preisen. Die stetige Ver-
besserung des Zusammenspiels der Beteiligten am Bau. Qualifikationsaufgaben.
Nachwuchsproblem.
All das (und wie viel wohl noch mehr?) ist zu bewerkstelligen in einem Szenario
öffentlicher Verunsicherung, die weiter zunimmt. Ihre Wurzeln: Die allgemeine
Wirtschaftsentwicklung und die große Ratlosigkeit dort, wo die Einsicht greifen
sollte, dass die Leistungsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft den richtigen
ordnungspolitischen Rahmen braucht.
Es gibt noch eine andere Ratlosigkeit: Freiheit und Ordnung stehen im Wechsel-
spiel. Wir brauchen Regeln, damit Freiheit wachsen kann. Behutsames Eingreifen,
wie vom Arzt, der mit einem Medikament und einer Therapie, von Zeit zu Zeit, ein-
setzen muss, und dann ist der Körper sich selbst zu überlassen. Regulierung und
Deregulierung: Ein Wechselspiel, das dem Leben den Weg öffnet.
Hier liegen die Prüfsteine. Sie zu ordnen, braucht’s die gebündelte Kraft starker
Unternehmen im starken Verband – und wie die Prüfsteine sich ordnen, das wird
für die Behauptung eines jeden Unternehmens entscheidend bleiben.
Der BBIV nimmt – für den Wirtschaftszweig und für seine Mitglieder – die alte,
bleibende und täglich neue Aufgabe an. Um entscheidend an beidem mitzubauen:
Am Fundament für eine gute Zukunft und an einer starken, an morgen orientierten
politischen und wirtschaftlichen Ordnung.

Thomas Bauer                          Gerhard Hess

                                                                      Vorwort  3
Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2001 - Bayerischer Bauindustrieverband e.V.
Mitglieder-                                             Typisch für unsere Zeit:
                                                                                                  Vom Bau leben und doch nicht bauen 

                                    versammlung 2001                                              Es ist das Schloss König Ludwigs, dem Füssen
                                                                                                  viel verdankt – von reichen Einnahmen bis zu
                                                                                                  wertvollen Bindungen an Partnerstädte in aller
                                                                Welt. Und doch kennt Füssen zur Genüge all die Probleme, mit denen auch der Bau
                                                                zu kämpfen hat: Anliegerwiderstand verhindert neue Wohnungen, Umweltschutz-
                                                                verbände blockierten die A 7 auf den letzten 20 Kilometern vor Füssen, im Stadt-
                                                                zentrum ist die Bahn ein unendlich zäher Verhandlungspartner. Ehrfurcht vor und

                                                                 Der Verbandspräsident bezieht Position

                                                                 Wirtschaftliche Lage
                                                                 „Noch immer ist die Politik zu sehr auf den Konsum ausgerichtet. Viel zu wenig
                                                                 setzt sie auf die für die Entwicklung unseres Landes dringend benötigten
                                                                 Zukunftsinvestitionen.“

                                                                 EU-Osterweiterung
                                                                 „Bei der Arbeitnehmerfreizügigkeit verlangt der Bau eine Übergangsfrist von
                                                                 zehn Jahren. Darum muss er kämpfen. Denn andere Branchen verstehen die
                                                                 besonderen Probleme am Bau nicht.“

                                                                 Neue AFA-Tabellen
                                                                 „Wir sehen darin eine willkürliche Geldbeschaffung des Staates zu Lasten der
„Eine Branche wie der Bau muss eine Umsatzrendite von
5 Prozent vor Steuern zustande bringen.“ BBIV-Präsident          Wirtschaft.“
Prof. Dipl.-Kfm. Thomas Bauer
                                                                 Tarifliche Regelung von Weiterbildung
                                                                 „Das Bündnis für Arbeit hat in seiner letzten Runde beschlossen, Weiterbildung
                                                                 künftig tarifvertraglich zu regeln. Ich halte das für einen vollkommen unnötigen
                                                                 Angriff auf die unternehmerische Gestaltung unserer Betriebe und werde es für
                                                                 den Bau auf keinen Fall unterstützen.“

                                                                Nutzen von Bauleistungen der Vergangenheit ebenso wie Probleme damit, heute
                                                                notwendige und wegweisende Bauvorhaben durchzusetzen: Beides ist typisch für
                                                                unsere Zeit.
                                                                Hopfen am See bei Füssen war eine symbolhafte Wahl für die Mitgliederversamm-
                                                                lung des BBIV am 4. April 2001.

                                                                Bau braucht 5 Prozent Umsatzrendite  Die Lage nüchtern zur Kenntnis nehmen,
                                                                dennoch klar Perspektive aufzeigen – das war der Grundtenor der Rede des Präsi-
Vielbeachtet, mit großem Beifall bedacht:
Festansprache des Bayerischen Staatsministers für Wirtschaft,   denten des Bayerischen Bauindustrieverbandes, Prof. Dipl.-Kfm. Thomas Bauer.
Verkehr und Technologie, Dr. Otto Wiesheu, MdL                  Das Jahr 2000 sechstes Jahr der Rezession, in Bayern um 7,3 Prozent gesunkene
                                                                Auftragseingänge, im Wohnungsbau minus 10 Prozent, ein Abbau von 5.500 Bau-
                                                                Arbeitsplätzen, und auch im neuen Jahr bleiben die Anzeichen für einen kräftigen
                                                                Frühjahrsaufschwung aus. Die Lage ist alles andere als befriedigend. Und das in
                                                                einer Zeit, in der Rendite zum Schlüsselbegriff wird. Bauer wörtlich: „Banken und
                                                                Industrie streben schon lange eine Eigenkapitalrendite von 15 und mehr Prozent
                                                                an. Jeder sieht das ein. Wir in der Bauindustrie werden künftig alles tun und müs-
                                                                sen alles tun, was nötig ist, um eine Umsatzrendite von zumindest 5 Prozent vor
                                                                Steuern zu erreichen. Nur so können unsere Unternehmen in ihre Zukunft investie-
                                                                ren, nur so können wir Arbeitsplätze erhalten und ausbauen.“

                                                                Öffentlichen Bauinvestitionen fehlt Nachhaltigkeit  Verantwortlich für die
                                                                Lage am Baumarkt sind für Bauer unbefriedigende Marktregeln ebenso wie fehlen-
                                                                de Baubereitschaft. Insbesondere beklagte Bauer den Rückgang des Anteils der
                                                                Investitionen am Bundeshaushalt von 1991 noch 15,3 auf 12,2 Prozent. Vor allem
                                                                fehle den zuletzt durch Anti-Stau- und Ortsumgehungsprogramme um ein weniges
                                                                gestiegenen Investitionen des Bundes Nachhaltigkeit: beide Programme seien zeit-
                                                                lich begrenzt, der Bau könne immer weniger auf Finanzzusagen für morgen bauen.
                                                                Auch in Bayern, obwohl im Bundesvergleich Spitze, sei der Anteil der Investitionen
                                                                am Staatshaushalt seit den 70er Jahren von über 25 auf nur mehr gute 16 Prozent

                                                                5  Mitgliederversammlung 2001
Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2001 - Bayerischer Bauindustrieverband e.V.
Mitgliederversammlung 2001  4
Geschäftsbericht des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. für das Jahr 2001 - Bayerischer Bauindustrieverband e.V.
gesunken. Dass heute 15 Prozent allgemein als Mindest-Investitionsquote gehandelt
                                                              würden, sei der entsprechenden Kampagne des BBIV zu verdanken.

                                                              Deutliche Besserung in zwei Jahren  Dabei sieht Bauer durchaus zuversichtlich
                                                              in die Zukunft. Wörtlich: „Unsere Branche hat mittelfristig gute bis sehr gute Aus-
                                                              sichten. Wir haben sogar bessere Aussichten als die Firmen der New Economy bzw.
                                                              manche Hightech-Branche. Keine Rezession dauert ewig. Nach einem Wellental
                                                              kommt mit absoluter Sicherheit wieder ein Wellenberg. Ich nehme an, dass wir uns
                                                              innerhalb von zwei Jahren auf eine deutliche Besserung einstellen können.“

Investitionsquoten in Bund und Ländern:                       Investitionsstau bietet Perspektive  Bauer begründet seinen Optimismus mit
Seit 1970 Nivellierung auf niedrigem Niveau                   dem unerwartet hohen Tempo des Abschwungs im Osten sowie mit dem gewalti-
                                                              gen Stau im öffentlichen Baubedarf; die EU-Osterweiterung verlange eine völlige
Anteile der Investitionsausgaben an den bereinigten
Gesamtausgaben (ohne besondere Finanzierungsvorgänge),
                                                              Neuausrichtung der transeuropäischen Verkehrsverbindungen bei Straße und
Bayern seit 1995 incl. „Offensive Zukunft Bayern“             Schiene. Im Bundesfernstraßenbau werde immer deutlicher das jährliche Defizit
                                                              von 4 Milliarden DM erkannt. Im bayerischen Staatsstraßenbau müssten die bis
           Saarland                                           2020 geplanten 4,1 Milliarden DM für Neu- und Ausbaumaßnahmen auch fließen.
                                                              Dazu werde auch das in der Sanierung von Staatsstraßen bestehende Defizit von
               Bund
                                                              jährlich ca. 60 Millionen DM immer offensichtlicher. Hinzu kämen wichtige milliar-
 Schleswig-Holstein
                                                              denschwere Infrastrukturprojekte wie die weiträumige Erschließung von Flughafen
                                                              und Messe München einschließlich des Baus des Transrapid in München. Weitere
     Niedersachsen                                            Perspektive gäben Donauvertiefung und Brenner-Basistunnel.

     Rheinland-Pfalz
                                                              Gewaltiger unsichtbarer Baubedarf  Ein besonderes Problem sei auch der
Baden-Württemberg
                                                              unsichtbare Baubedarf: Deutschlandweit stünden allein in der Abwasserkanal-
                                                              sanierung 100, in Bayern 15 Milliarden DM an Investitionskosten an. Es dürfe nicht
             Hessen                                           passieren, dass, wie bei BSE, Handlungsbereitschaft erst entstünde, wenn der
                                                              Schaden an der Umwelt offensichtlich geworden sei.
Nordrhein-Westfalen

             Bayern
                                                              Privatwirtschaftliche Realisierung öffentlicher Bauvorhaben 
                                                              Um den gewaltigen Baubedarf auch befriedigen zu können und trotzdem gleichzei-
                       0    5      10     15     20      25   tig die öffentlichen Haushalte zu sanieren, setzt Bauer entschieden auf die privat-
   1970        2000
                                                              wirtschaftliche Realisierung öffentlicher Bauvorhaben. Frühere Vorbehalte, etwa
                                                              Angst vor Mauthäuschen an allen Straßenecken, entbehrten heute dank moderner
                                                              Technik jeder Grundlage.

                                                              Anklage gegen Banken  Besondere Sorgen bereitet Bauer das Verhalten der
                                                              Banken gegenüber der Bauindustrie. Hier werde in teils unverschämter Weise an
                                                              der Konditionenschraube gedreht und das Kreditgeschäft reduziert. Dieses Verhal-
                                                              ten sei falsch, der Bau auf Dauer gesehen eine Zukunftsbranche. Der BBIV-Präsi-
                                                              dent forderte hier die Politik zu deutlichen Worten auf: „Das Schlimme ist, dass
                                                              sich die Banken in Deutschland nur noch zu einem sehr geringen Teil diesem Land
                                                              verpflichtet fühlen. Das kann nicht richtig sein.“

Wir führen die Diskussion um Infrastruktur und                Es muss gebaut werden – nicht für den Bau, sondern für das Land 
Verkehr nicht für den Bau, sondern weil diese                 Hohen Beifall und Widerhall fand der Ehrengast und Festredner des BBIV, Bayerns
Themen eine zentrale staatspolitische Notwen-                 Staatsminister für Wirtschaft, Verkehr und Technologie, Dr. Otto Wiesheu, MdL.
digkeit darstellen.                                           Sein mehrfach betontes Credo: Bauinvestitionen dienen in erster Linie nicht dem
                                                              Bau, sondern dem Land.
Export ohne Transport gibt es nicht.
Dr. Otto Wiesheu                                              Der Wirtschaft fehlt Rückenwind aus Berlin  Ohnehin vermisse er wirtschafts-
Staatsminister für Wirtschaft, Verkehr und Technologie
                                                              politischen Rückenwind aus Berlin. Die Folge: Ohne die Südstaaten stünde
                                                              Deutschland mittlerweile im internationalen Vergleich der Industriestaaten an vor-
                                                              letzter Stelle. Entscheidungen wie die Ausweitung der Mitbestimmung bezeichnete
                                                              Wiesheu als „Schweigegeld für die Gewerkschaften“. Auch die Steuerreform bleibe
                                                              ein einziger von vielen notwendigen Schritten in die richtige Richtung und benach-
                                                              teilige obendrein Sach- zugunsten von Finanzinvestitionen.

                                                              Baukonjunktur: Staatsregierung wenig optimistisch  Die Perspektiven für
                                                              den Bau sieht Wiesheu vor allem aufgrund der nachlassenden Binnenkonjunktur

                                                              6  Mitgliederversammlung 2001
skeptisch. Dies werde den Wirtschaftsbau nachhaltig treffen, und aus dem Woh-
nungsbau seien aufgrund der Veränderungen bei Spekulationsfristen, im Mietrecht
und anstehend in der Erbschaftssteuer weiter keine Impulse zu erwarten.

Bau innovativ  Respekt brachte der Minister der Innovationskraft der Bauindu-
strie entgegen. Symbol dafür: Konrad Zuse, Erfinder des Computers, ein Bauinge-
nieur. Innovationskraft heute entfalte sich etwa bei Baustoffen, in der Vorfertigung,
im Baupartnering, bei Baumaschinen, aber genauso im EthikManagement der
Bauwirtschaft.

Verkehrsinfrastruktur:
Wiesheu fordert Ende der Mängelverwaltung  Mängelverwaltung herrsche, so
Wiesheu, heute bei der Verkehrsinfrastruktur. Der Zuwachs durch die EU-Osterwei-
terung könne ohne eine bessere Infrastruktur nicht bewältigt werden, das Internet
bringe zusätzlichen Transportbedarf.

Auswege biete die Public Private Partnership. An einer Vertiefung mit dem BBIV
interessiert zeigte sich Wiesheu sowohl bezüglich des Modells einer Mitfinanzie-
rung wichtiger Infrastrukturprojekte durch die Privatwirtschaft als auch in Fragen
einer Gesellschaft zur Finanzierung der Verkehrswege. Komme es zu letzterer,
müsse diese allerdings finanziell unabhängig von öffentlichen Haushalten gemacht
werden. Problematisch könne das nicht sein, der Verkehrshaushalt finanziere sich
schon längst selbst – einschließlich der externen Kosten.
                                                                                        „Der Bau packt gerne an“:
                                                                                        Das neue Präsidium des BBIV
ICE-Ring durch Deutschland  Optimistisch zeigte sich Wiesheu bezüglich der             v.l.n.r.: Vizepräsident Dipl.-Ing. Rainer Schuster,
                                                                                        Präsident Prof. Dipl.-Kfm. Thomas Bauer,
ICE-Verbindung Nürnberg-Erfurt: Gelinge Stuttgart-München, werde auch                   Vizepräsident Dr.-Ing. Hans-Joachim Wolff
Nürnberg-Erfurt zwangsläufig kommen und so den Ring durch ganz Deutschland
schließen.

Trauerspiel auf Autobahnen  Ein Trauerspiel sei der sechsstreifige Ausbau der
A 3 und A 8 ebenso wie die längst überfällige A 94 oder der Lückenschluss
Amberg-Pfreimd an der A 6 – letzterer vor allem angesichts der dort zweistelligen
jährlichen Zuwachsraten im Güterverkehr.

Bankenverhalten  Zum wichtigen Thema Bankenverhalten sprach sich
Wiesheu strikt gegen eine gesetzliche Normierung aus, eine Entwicklung, die der-
zeit aus Brüssel drohe.
                                                                                        Der neue BBIV-Vorstand präsentiert sich:
                                                                                        Zukunft beginnt mit Bauen
VOB gemeinsam durchsetzen  Als Bündnispartner bot sich Wiesheu für alle                Dipl.-Ing. H. Klee, Dipl.-Kfm. H. Däschlein, Dr.-Ing. H.-J. Wolff,
                                                                                        Prof. Dipl.-Kfm. Th. Bauer, Dipl.-Ing. R. Schuster, RA G. Hess,
Bemühungen an, die VOB bei kommunalen Beteiligungsgesellschaften durchzuset-            Dipl.-Ing. A. v. Wilcken, Dipl.-Ing. J. Geiger
zen und den Bieterschutz unterhalb des EU-Schwellenwertes zu verbessern.

BBIV wählt Verbandsspitze neu
Beifall für Dipl.-Ing. W. Riepl und Dipl.-Ing. W. Löhe  Im Rahmen der internen
Mitgliederversammlung wählte der Bayerische Bauindustrieverband seinen Vor-
stand neu. Der im Amt bestätigte Präsident des Verbandes, Prof. Dipl.-Kfm.
Thomas Bauer, nutzte die Gelegenheit, um den Vorstandsmitgliedern, die nicht
mehr zur Wahl antraten, ausdrücklich für ihr jahrzehntelanges erfolgreiches Enga-
gement zu danken.
Auch die Mitglieder dankten durch anhaltenden Beifall Vizepräsident Dipl.-Ing.
                                                                                        Den Verband durch Jahrzehnte geprägt:
Werner Riepl, 25 Jahre in verschiedener Funktion in leitenden Gremien des Verban-       Dipl.-Ing. Werner Riepl (links), Dipl.-Ing. Wolfgang Löhe
des tätig, davon zehn Jahre im Vorstand und vier als Vizepräsident des BBIV, und
Dipl.-Ing. Wolfgang Löhe, dem BBIV ebenfalls seit 1975 durch leitende Funktionen
verbunden, seit 1982 und auch künftig als Bezirksvorsitzender des BBIV Unterfran-
ken, seit 1989 als Vorstandsmitglied des BBIV.
Neuer 2. Vizepräsident ist Dipl.-Ing. Rainer Schuster, München, erstmals in den
Vorstand gewählt wurde Dipl.-Ing. Josef Geiger, Oberstdorf.

                                                Mitgliederversammlung 2001  7
In drei bis vier Jahren werden wir um die                     Verein für Bauforschung und Berufsbildung  In seinem jährlichen Bericht vor
Auszubildenden kämpfen.                                       den Mitgliedern des BBIV mahnte der scheidende Vorsitzende des Vereins für Bau-
Dipl.-Ing. Herbert Fröhlich                                   forschung und Berufsbildung, Dipl.-Ing. Herbert Fröhlich, nachdrücklich, der
Vorsitzender des Vereins für Bauforschung und Berufsbildung   Aus-, Fort- und Weiterbildung auf Dauer das nötige Gewicht zukommen zu lassen.
                                                              Derzeit gehe die Zahl ausbildender Firmen zurück. Schon in fünf Jahren erwartet
                                                              Fröhlich einen dramatischen Nachwuchsmangel sowohl bei jungen Bauingenieu-
                                                              ren als auch bei gewerblichen Mitarbeitern. Existentiell werde es für die Unterneh-
                                                              men, wenn ihnen die gesunde Basis an Facharbeitern fehle, aus denen allein sich
                                                              qualifizierte Poliere entwickeln könnten, Rückgrat des operativen Geschäfts. Dem
                                                              könne nur eine auf 5 bis 10 Jahre angelegte nachhaltige Personalpolitik vorbeugen.
                                                              Ankündigen konnte Fröhlich eine gemeinsame Aktion von Handwerk, Bauindustrie
                                                              und Gewerkschaft, die auf qualifizierte Zusatzausbildung für Poliere abstelle und
                                                              vor allem den Bereich des Schlüsselfertigbaus abdecken werde. Fröhlich, der bei
                                                              der fälligen Wahl des Vorstandes des Vereins nicht mehr angetreten war und mit
                                                              großem Beifall und Dank für seinen elfjährigen intensiven und erfolgreichen Ein-
                                                              satz verabschiedet wurde, stellte abschließend als seinen Nachfolger Dipl.-Ing.
Lange Jahre einflussreicher Motor der Berufsbildung für den
Bau: Dipl.-Ing. Herbert Fröhlich                              Gerhard Thielen, München, vor.

                                                              Sozialpolitischer Ausschuss des BBIV  Die volle Angleichung der über dem
                                                              entsprechenden Niveau des Bundes liegenden bayerischen Gehälter der techni-
                                                              schen und kaufmännischen Angestellten und Poliere war beherrschendes Thema
                                                              der bayerischen Tarifrunde 2000/2001. Nach den Worten des Vorsitzenden des
                                                              Sozialpolitischen Ausschusses, Dipl.-Ing. Horst Klee, sei die volle Angleichung
                                                              nach dem Scheitern freier Verhandlungen nur über eine Schlichtung möglich gewe-
                                                              sen. Der mehrheitliche Schiedsspruch vom 24.5.2000 werde – bis auf einen der
                                                              Dynamisierung nicht unterworfenen „Bayernzuschlag“ in Höhe von 50 DM in eini-
                                                              gen wenigen Gehaltsgruppen – die volle Angleichung der Gehälter an das Niveau
                                                              des Bundes per 31.3.2002 bringen. Im Übrigen sei das Ergebnis der entsprechen-

                                                              8  Mitgliederversammlung 2001
den Tarifrunde auf Bundesebene mit einer Anhebung der Vergütungen per
1.4.2000 um 2,0 Prozent und per 1.4.2001 um weitere 1,6 Prozent übernommen
worden.
Klee stellte heraus, dass sich der Erhalt der bayerischen Tarifhoheit gerade in der
Tarifrunde 2000/2001 bewährt habe.

EthikManagement der Bauwirtschaft  Von Erfolgen berichten konnte auch der            Wer nur von der Hand in den Mund lebt, weiß
Vorsitzende des EthikManagement der Bauwirtschaft, Dipl.-Kfm. Helmut Däschlein.       nicht, ob er morgen noch lebt. EthikManagement
Mittlerweile drei der großen Bau-Aktiengesellschaften arbeiteten mit Ethik-           ist das Gegenteil von kurzfristigem Kampf ums
Management, das Interesse an diesem Modell ziehe immer weitere Kreise,                Überleben. Es ist die Auseinandersetzung und die
bis zu Siemens, Bayer, DaimlerChrysler, inzwischen auch zum Bundeskanzler, der        Orientierung aller Mitarbeiter auf die langfristi-
Präsident des Bundeskartellamtes bezeichne EthikManagement als „Schritt in die        gen Unternehmensziele: kompetent und enga-
richtige Richtung“.                                                                   giert, ehrlich und überzeugend, und in Fairness
Auch das von Präsident Bauer angestrebte Ziel einer Umsatzrendite von 5 Prozent       mit Partnern und Auftraggebern.
sei zutiefst ethisch, denn ohne eine vernünftige Umsatzrendite, ohne die Spielräu-    Dipl.-Kfm. Helmut Däschlein
                                                                                      Vorsitzender des EthikManagement der Bauwirtschaft e.V.
me, die sich aus ihr ergäben, könne es auf Dauer kein ordentliches, qualitätsorien-
tiertes, auf den Erhalt des Unternehmens zielendes Wirtschaften geben.

                                                Mitgliederversammlung 2001  9
Zukunft beginnt mit Bauen  Eine Einsicht, so
                         Gesamtwirtschaftliche                                                     alt wie die Menschheit. Doch auch 2001 wurde

                                         Lage                                                      sie gesamtwirtschaftlich viel zu wenig beachtet.
                                                                                                   Zu wenig wurde gebaut, zu wenig investiert,
                                                                                                   damit zu wenig für die Zukunft vorgesorgt. Bevor
                                                                die Gesellschaft die Folgen zu spüren bekommt, hat sie eine Branche voll und
                                                                ungeschützt zu tragen: die Zukunftsbranche Bau. Sieben Rezessionsjahre in Folge
                                                                haben die Baubranche vor harte Herausforderungen gestellt – Aufgaben, denen
                                                                sich die Unternehmen beherzt und mutig gestellt haben. Ergebnis: Sie sind besser
                                                                aufgestellt und leistungsfähiger als jemals. Jedoch werden ihre Leistungen viel zu
Bayern ausnahmsweise 2001 nicht bei                             wenig abgefordert.
den Wachstumsspitzenreitern unter den
Bundesländern                                                   Gesamtwirtschaftlich war 2001 enttäuschend: nach geringem Wachstum im
                                                                1. Halbjahr ein Abgleiten in die Rezession in der 2. Jahreshälfte.  Mit großen
Gesamtwirtschaftliche Wachstumsrate *)                          Hoffnungen wurde das Jahr 2001 noch zu seinem Beginn versehen. Aus der Rück-
               Deutschland Bayern                               schau kaum zu glauben, aber zu Jahresbeginn rechneten die meisten Prognostiker
2001               + 0,6 %    + 0,9 %                           noch mit Wachstumsraten des Bruttosozialproduktes von nahe 3 Prozent. Weit
2000               + 3,0 %    + 4,5 %                           gefehlt: Am Ende musste man froh sein, dass das Wachstum im ersten Halbjahr ein
1999               + 1,6 %    + 2,4 %
                                                                Abgleiten in eine gesamtwirtschaftliche Rezession verhindern hat. Im zweiten
1998               + 2,1 %    + 3,7 %
1997               + 1,4 %    + 2,7 %                           Halbjahr befand sich die Wirtschaft in der Rezession, das Volkseinkommen nahm
1996               + 0,8 %    + 1,9 %                           ab.
1995               + 1,7 %    + 1,4 %                           Ein stärkerer Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung wurde 2001 wiederum
1994               + 2,3 %    + 2,8 %                           nur durch die außenwirtschaftlichen Erfolge verhindert, welche die deutschen
1993               – 1,1 %    – 1,9 %                           Unternehmen auf den hart umkämpften Weltmärkten erzielen konnten. Ohne diese
1992               + 2,2 %    + 2,4 %                           im Ausland erzielten und im Inland Nachfrage schaffenden Einkommen wäre das
Durchschnitt                                                    gesamtwirtschaftliche Wachstumsergebnis noch weit magerer ausgefallen. Erneut
1992 – 2001        + 1,5 %    + 2,1 %
                                                                gelang es Deutschland nicht, die Voraussetzungen für ein solides und damit dauer-
*) Veränderung Bruttoinlandsprodukt gegenüber Vorjahr in %,     haftes Wachstum zu schaffen: ein solides Wachstum der Binnennachfrage.
   preisbereinigt                                               Schlecht sind auch die Aussichten für das kommende Jahr 2002. Die Mehrheit der
                                                                Prognostiker rechnet mit einem Zuwachs des Volkseinkommens von rund 0,7 Pro-
                                                                zent. Aus unserer Sicht steckt in den Prognosen viel Optimismus, sehr viel Hoff-
Bei neuen Aufträgen leichtes Plus in Bayern,                    nung auf eine schnelle Erholung der US-Wirtschaft. Bemerkenswert wiederum:
kleines Minus in Westländern,                                   Auf die inneren Kräfte unserer Volkswirtschaft will man sich nicht verlassen, ihnen
drastischer Rückgang im Osten                                   traut man keine stimulierenden Impulse zu.

Auftragseingang 1) nach Betriebssitz                            Ein weiteres Minusjahr für den Bau – das 7. Rezessionsjahr in Folge 
Veränderung Jahr 2001/00 in Prozent
                                                                2001 war ein schlechtes Baujahr. Bundesweit blieben die Umsätze der Bauunter-
Bremen                                                   11,5   nehmen um 7,4 Prozent unter den Vorjahresergebnissen. Seit 1994 haben die
Hamburg                                                9,9
Bayern                                           7,7
                                                                Bauunternehmen ein Viertel ihres Umsatzvolumens eingebüßt. Noch härter zeigen
Rheinland-Pfalz                          – 2,6                  sich die Auswirkungen der Rezession am Bauarbeitsmarkt: Beschäftigte die deut-
Saarland                                – 3,4
Hessen                                 – 4,4
                                                                sche Bauwirtschaft 1994 noch rund 1,5 Mio. Arbeiter und Angestellte, so reduzierte
Nordrhein-Westfalen                  – 5,0                      sich ihre Zahl durch die harten Rezessionsjahre auf nunmehr deutlich unter eine
Baden-Württemberg                    – 5,1
Niedersachsen                      – 6,2
                                                                Million. Anders gewendet: Den Zuwachs an Baubeschäftigten, den die Wiederver-
Schleswig-Holstein             – 10,9                           einigung erbrachte, haben sieben Rezessionsjahre wieder vernichtet.
Berlin          – 33,6

Alte Bundesländer                      – 2,5                    Rendite in Baubranche blieb unzureichend  Hoffnungen der Bauwirtschaft, die
Mecklenburg-Vorpommern      – 12,0
                                                                durch die harten Rezessionsjahre ausgezehrte Ertragskraft im Jahre 2001 verbes-
Thüringen                  – 13,4                               sern zu können, erfüllten sich unter diesen Umständen nicht. Der starke Wettbe-
Brandenburg               – 14,5
Sachsen                  – 15,3
                                                                werb, der oftmals vorhandene Zwang zum Anschlussauftrag und die Sparanstren-
Sachsen-Anhalt         – 15,7                                   gungen der öffentlichen Hand als einer der wichtigsten Auftraggeber hielten die
Neue Bundesländer             – 14,8
                                                                Preise unter Druck und ermöglichten den Bauunternehmen nur unzureichende und
                                                                zudem weit unter dem Durchschnitt im Verarbeitenden Gewerbe liegende Gewinn-
Deutschland insgesamt               – 5,5
                                                                margen. Nach einer Untersuchung der Deutschen Bundesbank betrug die Brutto-
1) Nur Betriebe von Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten   rendite in der Baubranche zuletzt nur 1,5 Prozent, im Verarbeitenden Gewerbe war
Quelle: Amtliche Statistik                                      sie mit 4,0 Prozent mehr als doppelt so hoch. Selbst um diese vergleichsweise
                                                                magere Rendite zu erwirtschaften, bedurfte es großer Anstrengungen der Bau-
                                                                unternehmen, ihre Kosten zu verringern und die Kapazitäten der geringeren Inan-
                                                                spruchnahme anzupassen.

                                                                11  Gesamtwirtschaftliche Lage
Gesamtwirtschaftliche Lage  10
Kapazitätsanpassungen 2001 deutlich stärker als Nachfragerückgang 
                                                                         Charakteristisch für das schlechte Baujahr 2001 ist der über das Ausmaß des
                                                                         Nachfragerückgangs deutlich hinausgehende Kapazitätsanpassungsprozeß der
                                                                         Bauunternehmen. Deutschlandweit wurden rund 120.000 Bauarbeitsplätze ver-
                                                                         nichtet, so viele wie noch in keinem Jahr der Baurezession seit 1994 – ein harter
                                                                         Schritt in jedem Einzelfall, aber auch ein wichtiger und unerlässlicher Schritt auf
                                                                         dem Weg zu einem bonitären Baumarkt. So leisten die Bauunternehmen ihren Teil
                                                                         zum Ausgleich von Angebot und Nachfrage am Baumarkt. Auf welchem Niveau sich
                                                                         dann der Marktausgleich vollzieht, bestimmen allerdings nicht die Bauunterneh-
                                                                         men; entscheidend dafür ist die Nachfrage nach Bauleistungen seitens öffentlicher
Abbau der Arbeitsplätze am Bau setzt sich                                und privater Bauherren.
beschleunigt fort
                                                                         Baunachfrage zu niedrig – an Baubedarf mangelt es nicht 
Auch in Bayern Zahl der Arbeitsplätze im Dezember wieder
verstärkt zurückgegangen
                                                                         Dass zu wenig gebaut wird in unserer Gesellschaft, liegt jedenfalls nicht am fehlen-
                                                                         den Baubedarf; dieser wäre reichlich vorhanden. Schon für Erhalt und Reparatur
       Bayern jeweils Dezember
1994                                                       238.900
                                                                         unserer vorhandenen Infrastruktur – dies gilt für Straßen, Brücken, Eisenbahnschie-
1995                                                 224.590             nen, Wasserstraßen – geht es um gewaltige Summen: Der Bayerische Oberste
1996                                    200.709
1997                              190.074
                                                                         Rechnungshof hat bereits vor drei Jahren festgestellt, dass in Bayern beim Staats-
1998                         181.133                                     straßenbau allein zwischen 1991 und 1997 ein Investitionsstau von rund 300 Mil-
1999                        179.771
2000                    174.339
                                                                         lionen EUR aufgelaufen ist. Während bei Verkehrswegen der Zustand entweder
2001      160.882                                                        offensichtlich oder zumindest leicht feststellbar ist, drohen bei Trinkwasserleitun-
2001/1994 insgesamt – 78.020 – 32,7 %                                    gen und Abwasserkanälen unsichtbare Gefahren: Lecks führen bei Trinkwasserlei-
       Deutschland gesamt jeweils Dezember                               tungen zu einer Verschwendung kostbarer Ressourcen; bei Abwasserkanälen be-
1994                                                      1.417.500      lasten sie die Umwelt. Unser Hauptverband schätzt den Sanierungsbedarf deutsch-
1995                                                   1.379.992
1996                                           1.270.688
                                                                         landweit auf rund 50 Mrd. EUR, auf Bayern dürften davon rund 8 Mrd. EUR entfallen.
1997                                    1.192.512
1998                                1.129.457
1999                            1.095.161
                                                                         Infrastruktur für künftige höhere Anforderungen ausbauen 
2000                    1.012.212                                        Bauen ist nicht nur zum Erhalt unseres gebauten Erbes notwendig, die Infrastruk-
2001       920.954
                                                                         tur muss auch dringend ausgebaut werden, soll sie den Anforderungen des
2001/1994 insgesamt – 496.550 – 35,0 %
                                                                         21. Jahrhunderts genügen. Durch die EU-Osterweiterung rückt Bayern aus seiner
Quelle: Amtliche Statistik, Bauhauptgewerbe, Abgrenzung                  ehemaligen Randlage in Westeuropa nun in das Zentrum Europas. Großartige
NACE WZ93, 1994 auf diese Abgrenzung umgestellt,
Werte 2001 vorläufig.                                                    Chancen bietet dieser Erweiterungsprozess – jedoch, man muss sie nutzen! Unsere
                                                                         derzeitige Verkehrsinfrastruktur wäre den zu erwartenden Anforderungen jeden-
                                                                         falls nicht gewachsen. Es mangelt an ausreichenden Kapazitäten, sie ist immer
                                                                         noch hauptsächlich auf Nord-Süd-Achsen ausgerichtet, die dringend benötigte
Investitionsquote des Bundes bleibt niedrig,
                                                                         Ergänzung durch Ost-West-Entwicklungslinien ist auf breiter Front noch nicht ver-
Rückführung der Sozialquote gelingt nicht
                                                                         wirklicht, weder bei der Schiene noch bei Straßen und Wasserstraßen.
Anteil der Investitionen an den Gesamtausgaben im
Bundeshaushalt, in %                                                     Gemeinwohlinteressen oft durch Einzelinteressen blockiert 
       Investitionsquote                                                 Es ist allerdings immer schwieriger, in unserer Gesellschaft das Gemeinwohlinte-
1991                                                             15,3
                                                                         resse gegen Einzelinteressen, ob berechtigt oder nicht, durchzusetzen. Bei einem
1992                                                              15,4
1993                                              14,2                   emotional positiv besetzten Großprojekt wie dem neuen Fußballstadion in Frött-
1994                              13
                                                                         maning ist es mit enormem Einsatz von Sympathieträgern aus allen Bereichen des
1995                                               14,3
1996                                    13,4                             öffentlichen Lebens gelungen, eine Zustimmung der Bürger zu erreichen. Eine
1997                            12,8
                                                                         Zwei-Drittel-Mehrheit mag auf den ersten Blick hoch erscheinen – aber: Ist es bei
1998                        12,5
1999            11,6                                                     genauerer Analyse nicht doch eher enttäuschend, dass auch nach einem der-
2000                   12
                                                                         artigen Mediengewitter ein Drittel bei seiner ablehnenden Haltung geblieben ist?
2001                     12,2
                                                                         Verdient Bauen einen so geringen Stellenwert?
Anteil der Sozialausgaben am Bruttoinlandsprodukt, in %

       Sozialquote*                                                      Bundeshaushalt gibt Investitionen zu wenig Raum 
1991                    29,7                                             Im Bundeshaushalt wird die Investitionsquote von derzeit nur noch 12,2 Prozent
1992                                   31,3
1993                                            32,4                     gemäß dem vom Kabinett gebilligten Haushaltsentwurf im Jahre 2002 auf 11,4 Pro-
1994                                           32,3                      zent zurückgehen – ein neuer Minusrekord. 1991 betrug die Quote noch 15,3 Pro-
1995                                                     33,1
1996                                                              34,1   zent. Gespart wird auch an den Bauausgaben, jedoch nicht mehr in erster Linie.
1997                                                          33,7       Der Anteil der Bauausgaben an den Gesamtausgaben wird 2002 mit 2,25 Prozent
1998                                                        33,5
1999                                                           33,8      so niedrig ausfallen wie seit fünf Jahren nicht mehr.
2000                                                         33,6        Aus heutiger Sicht muss auch offen bleiben, ob diese niedrige Quote überhaupt
* Neuere Werte zur Sozialquote liegen nicht vor.                         erreicht werden wird. Es steht zu befürchten, dass es auch 2002 wiederum zu
Quelle: Bundesministerium der Finanzen, Institut der
Deutschen Wirtschaft.
                                                                         Haushaltsresten kommt, weil die tatsächlichen Ausgaben hinter dem Haushalts-
                                                                         Soll zurückbleiben.

                                                                         12  Gesamtwirtschaftliche Lage
Rückläufige Investitionsquoten bei zunehmenden Haushaltsvolumina –
Folge falscher Haushaltspolitik  Die öffentlichen Investitionen nehmen in den
Haushalten eben nicht den ihnen als entscheidendem Impulsgeber zukommenden
Vorrang ein – sie werden meist als Restgröße behandelt: Investiert wird, was Leis-
tungsgesetze, insbesondere die Sozialausgaben, Zinsen und Tilgung für die aufge-
laufene Staatsschuld übriglassen.
So stieg die Zinsquote, der Anteil der Zinsausgaben an den Bundesausgaben, von
9,9 Prozent auf jetzt 15,7 Prozent deutlich an. Knapp ein Sechstel der gesamten
Bundesausgaben muss also für die Bedienung der Staatsschulden aufgewendet
werden. Dies ist umso bedenklicher, weil die damit finanzierten Ausgaben eben
nicht für Ertrag bringende Investitionen, sondern meist konsumtiv verwendet wur-        Eine Schere öffnet sich im Bundeshaushalt:
den. Dass die Zinsquote um immerhin einen Prozentpunkt unter ihrem Höchst-              Investitionsquote sinkt, Zinsbelastung steigt
stand von 16,7 Prozent im Jahr 1999 liegt, ist vor allem dem Zinsrückgang in den
                                                                                        Fatale Entwicklung: Steigende Zinslast des Bundeshaushaltes
letzten Jahren zu verdanken.                                                            durch rückläufige Investitionen „finanziert“.
                                                                                        Anteile der Investitionsausgaben bzw. Zinsausgaben an den
Reform des Sozialstaates notwendig  Nach dem leichten Rückgang im Jahr                 Ausgaben im Bundeshaushalt; bis 1990 Westdeutschland
2000 hat die Sozialquote, der Anteil der Sozialausgaben am Bruttoinlandsprodukt,
                                                                                        30 %
aufgrund der schwachen Wirtschaftsentwicklung im Jahr 2001 und des damit ver-           25 %
bundenen Anstiegs der Arbeitslosenzahlen wieder zugenommen und dürfte ihren             20 %
Höchstwert von 1996 (34,1 Prozent) erreichen, wenn nicht gar übertreffen. Die Ent-      15 %
wicklung läuft in die falsche Richtung. Richtig und immer notwendiger ist ein           10 %
grundlegender Umbau unseres Sozialsystems. Zwei Aspekte sind hier vorrangig              5%
angesprochen: Der Sozialstaat muss präventiv tätig werden, nicht erst im Nachhin-        0%
ein. Unser Sozialsystem ist aber noch vom Geist des neunzehnten Jahrhunderts                    1969 1975 1986 1991 1995 1998 1999 2000 2001

geprägt. Wenn Arbeitslosigkeit als sozialpolitischer Schadensfall eintritt, wird         Investitionen       Zinsen
Unterstützung geleistet. Diese ist zudem nicht wirksam an den Willen zur Wieder-        Quelle: Bundesministerium der Finanzen,
aufnahme einer Erwerbsarbeit gebunden. Im Gegenteil – wer Arbeit aufnimmt, wird         Statistisches Bundesamt

mit dem Verlust der Sozialhilfe „bestraft“. Häufiger ist es daher lohnender, nicht zu
arbeiten bzw. in die Schwarzarbeit abzutauchen.
Besser und auf Dauer auch billiger wäre es, nicht erst im Nachhinein sozialpoli-        Steuern und Sozialabgaben auf Rekordniveau
tisch tätig zu werden, sondern bereits im Vorfeld aktiv zu werden. Das verlangt
eine finanzielle Umschichtung zugunsten von mehr Bildung, also mehr Investition         Nominal erreichten 2000 die gesamtwirtschaftlichen
in das Humankapital, zudem eine steuerliche Entlastung des Faktors Arbeit und           Steuereinnahmen mit 471 Mrd. EUR ein Rekordniveau,
                                                                                        ebenso wie die Sozialabgaben mit 358 Mrd. EUR.
schärfere Pflichten, die zur raschen Wiederaufnahme der Erwerbsarbeit anreizen
                                                                                        Steuereinnahmen der Gebietskörperschaften bzw. tatsächlich
oder gar zwingen. Der passive, erst hinterher tätig werdende Sozialstaat des neun-      gezahlte Sozialbeiträge in Mrd. EUR; bis 1990 Westdeutschland
zehnten und zwanzigsten Jahrhunderts muss zum Anreiz gebenden Sozialinvesti-
                                                                                         500
tionsstaat des einundzwanzigsten Jahrhunderts umgebaut werden. Mit weniger
                                                                                         450
Mitteln, aber einem gezielteren Einsatz kann man dann mehr erreichen als heute.
                                                                                         400
Orientieren könnte man sich dabei an der in den USA praktizierten Form der Sozial-
                                                                                         350
hilfe, dem Earned Income Tax Credit. Während in Deutschland der Staat die Sozial-        300
hilfe um siebzig Pfennig bis zu einer Mark kürzt, wenn der Empfänger selbst eine         250
Mark mehr verdient, bekommt er in den USA innerhalb eines bestimmten Rahmens             200
40 Cent hinzu, wenn er einen Dollar mehr verdient. Zweierlei erreicht man damit:         150
Sozialhilfe hemmt so nicht die individuelle Arbeitswilligkeit, sie fördert sie im        100
Gegenteil sogar. Und Sozialhilfe wirkt nicht mehr als verordnete Lohnuntergrenze.         50
Denn wer wollte in Deutschland schon arbeiten, wenn dies finanziell nur Nachteile           0
                                                                                                 65 70 75 80 85 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00
mit sich bringt.
                                                                                         Steuereinnahmen        Sozialabgaben

Reformschwäche kennzeichnet Deutschland  Wie sehr die ausgebliebenen                   Quelle: Bundesministerium der Finanzen,
                                                                                        Statistisches Bundesamt
Reformen in Deutschland Wirtschaftskraft und Wachstum geschwächt haben, hat
sich besonders in der derzeitigen weltweiten Konjunkturschwäche gezeigt.
Deutschland hat es wieder einmal besonders schwer erwischt. Es bildet das
Wachstumsschlusslicht in Europa. Dieses Ergebnis kann man weder mit außen-
wirtschaftlichen Belastungen rechtfertigen, davon sind andere europäische Länder
genauso betroffen. Vor allem kann man es nicht damit entschuldigen oder gar
rechtfertigen, dass man auf den Wachstumsverlust durch die Rezession im Bau-
sektor verweist. Vorhalte, ohne den Bausektor wäre das Wachstum in Deutschland
um 0,7 Prozentpunkte höher, gehen im Grunde an der Sache vorbei und lenken
von den eigentlichen Problemen ab.

                                                 Gesamtwirtschaftliche Lage  13
Für die Rezession am Bau ist schließlich nicht der Bausektor der Verursacher, Ursa-
                                                               che ist die fehlende Nachfrage nach Bauleistungen. Ausbleibende Baunachfrage
                                                               als Symptom einer allgemeinen Nachfragschwäche in Deutschland. Aufgrund sei-
                                                               ner Reformunfähigkeit weist Deutschland nur geringere Wachstumsmöglichkeiten
                                                               als andere Länder auf. Während die Wirtschaft etwa in den USA problemlos Wachs-
                                                               tumsraten von 3 Prozent und mehr erzeugen und, ohne Preisgefahren heraufzube-
                                                               schwören, verkraften kann, ist dies in Deutschland nur in ausgesprochenen Kon-
                                                               junkturhochphasen zu verwirklichen, aber eben nicht nachhaltig und dauerhaft.
                                                               Grund für das zu geringe Nachfragewachstum sind die steigenden Steuern und
                                                               Abgaben, die das Nettoentgelt und damit die Kaufkraft mindern. Auch aus dieser
Abgabenlast erdrückt Privatinitiative                          Sicht scheint eine Senkung von Steuern und Abgaben dringender denn je nötig,
Nachhaltige Rückführung der Staatsquote                        um der Wirtschaft wieder Wachstumsmöglichkeiten zu verschaffen.
gelingt nicht
                                                               Belastung durch Steuern und Abgaben in Deutschland zu hoch  Noch geht der
Mit zuletzt 55,6 % belastet der Staat die privaten Einkommen
                                                               Trend in die andere, in die falsche Richtung. Nach Berechnungen des Bundes der
Anteile der Steuerbelastung und der Sozialabgaben am
Bruttoinlandprodukt, in %                                      Steuerzahler wird der Abgabenanteil an den Einkommen 2002 auf den Rekordwert
                                                               von 56,6 Prozent ansteigen. Höhere Beiträge zur Krankenversicherung, die jüngst
60 %
                                                               realisierte nächste Stufe der Ökosteuer, die erhöhte Tabak- und Versicherungs-
50 %
                                                               steuer sowie die durch die Inflation angetriebene kalte Progression der Einkom-
40 %
                                                               mensteuer verringern die Kaufkraft.
30 %
20 %
                                                               Politik für mehr Investitionen und mehr Bauen ist Voraussetzung für
10 %
                                                               Zukunftsfähigkeit  Fortschritte bei Reformen auf einzelnen Politikfeldern genü-
 0%
       90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02                  gen nicht, der Reformstau muss in allen Bereichen überwunden werden, die zu
 Steuerlast        Soziallast                                treffenden Maßnahmen müssen breit angelegt sein und den gleichen Zielen die-
Quelle: Bundesministerium der Finanzen,
                                                               nen. Dies prägte gerade auch 2001 die Schwerpunkte der Interessenvertretung
Statistisches Bundesamt                                        und der Öffentlichkeitsarbeit des Bayerischen Bauindustrieverbandes, in Verant-
                                                               wortung für die Branche, aber auch für die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft.
                                                               Strukturkrise und Konjunkturflaute am Bau sind nicht Folgen unzureichender
                                                               Anstrengungen der Bauunternehmen. Sie stellen sich den Herausforderungen. Der
                                                               Baumarkt krankt an den politisch verordneten Rahmenbedingungen, die Verhalten
                                                               und Baubereitschaft der Auftraggeber, der Bauherrn, bestimmen. Als Folge kann
                                                               der große Wirtschaftsbereich Bau selbst keinen Beitrag zu mehr Wachstum und
                                                               Arbeitsplätzen leisten, er bleibt hinter der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung
                                                               zurück und blockiert sie. Bauen war aber stets, ist und bleibt auch künftig Voraus-
                                                               setzung für Erneuerung, Aufbruch, Zukunftsfähigkeit und Arbeitsplätze. Diese
                                                               Blockade muss überwunden werden – zum Wohle aller.

                                                               2001: Bundesweit siebtes Rezessionsjahr am Bau

                                                                                         Absolute Werte           Veränderungen in %
                                                                Jahr 2001                        2001             Bayern            Westdeutschland Ostdeutschland
                                                                                         Bayern West- Ost-
                                                                                                Länder Länder 01/00        01/94    01/00    01/94    01/00    01/94
                                                               Beschäftigte in 1.000     163,6   694,3    260,1    – 6,1   – 30,3    – 7,0 – 29,8     – 14,1    – 37,5
                                                               Umsatz in Mrd. EUR         17,2    70,3     21,1    – 3,9   – 13,7    – 5,9   – 17,7   – 11,9    – 32,3
                                                               Hochbau                    11,6    46,2     12,1    – 6,7   – 17,0    – 7,8 – 20,2     – 17,2    – 38,8
                                                               Tiefbau                     5,6    24,1      9,0     2,6     – 6,2    – 2,2   – 11,9    – 3,7     – 21,2
                                                               Auftragseingang*
                                                               in Mrd. EUR                12,7    43,7     12,0     7,7    – 11,4    – 2,5 – 25,4     – 14,8    – 46,6
                                                               Wohnungsbau                 3,1     8,8      2,3    – 5,0   – 32,2   – 12,4 – 44,7     – 31,6     – 61,6
                                                               Wirtschaftsbau              5,0    18,8      4,6    12,7       4,2      0,0   – 17,3   – 13,5    – 52,8
                                                               Öffentlicher Bau            4,7    16,1      5,2     12,1    – 6,8      0,7   – 18,2    – 5,8    – 24,8
                                                               Darunter:
                                                               – Öffentlicher Hochbau      1,2     3,2      1,0    19,5       4,3    – 1,9 – 29,7     – 10,9    – 37,8
                                                               – Straßenbau                1,5     6,2      2,3     3,7       3,6    – 0,5   – 3,9     – 2,3     – 2,9
                                                               – Sonstiger Tiefbau         2,0     6,7      1,8    14,7    – 18,9      3,2 – 22,9      – 7,2    – 36,0
                                                                                         Dezember 2001            Veränderung für den Stichmonat Dezember in %
                                                               Arbeitslose Bauarbeiter
                                                               im Dezember in 1.000       22,9   134,3     141     16,3     31,9       6,9    42,4      3,5      268,3
                                                               * Nur Betriebe von Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten

                                                               14  Gesamtwirtschaftliche Lage
Gesamtwirtschaftliche Lage  15
Auch 2001 Rückgang der Umsätze am Bau in
                                                              Der bayerische                                       Bayern  Das bayerische Baujahr 2001 verlief

                                                              Baumarkt 2001                                        im Grunde wie erwartet – damit in gewisser
                                                                                                                   Weise enttäuschend. Die im Jahr 2000 zu ver-
                                                                                                                   zeichnenden zweistelligen Rückgänge bei Auf-
                                                                                tragseingängen und Genehmigungen wiederholten sich nicht wieder, Bayern
                                                                                erreichte sogar leichte Zuwächse. Allerdings mussten die bayerischen Bauunter-
                                                                                nehmen einen erneuten Umsatzeinbruch in Höhe von 3,4 Prozent hinnehmen.
                                                                                Nachdem der aus den Vorjahren herrührende gute Auftragsbestand abgearbeitet
                                                                                war, bestimmte allein der Fluss der Neuaufträge die Umsatzentwicklung bei den
In Bayern Plus bei Neuaufträgen,                                                Bauunternehmen.
anhaltender Rückgang in Westdeutschland                                         Bayern ist das einzige Flächenland, das ein Auftragsplus erzielen konnte. Das lässt
ohne Bayern                                                                     für das Jahr 2002 auf ein leichtes Umsatzplus hoffen. 2002 könnte damit das Ende
                                                                                der siebenjährigen Rezession am Bau markieren, zumindest in Bayern.
In Bayern Auftragseingänge seit Juni über Vorjahr;
im Durchschnitt der anderen Westländer dagegen
kontinuierlicher Rückgang seit 1994.                                            Wohnungsbau zieht Bau nach unten, Wirtschaftsbau und Öffentlicher Bau im
       Bayern jeweils Jahr in Mrd. EUR                                          Plus  Ab der Jahresmitte übertraf die Summe der im Jahresverlauf eingegange-
1994                                                                     14,3   nen Neuaufträge den entsprechenden Vorjahreswert, mit ansteigender Tendenz.
1995                                               12,4
1996                                 11,3                                       Sogar der Wohnungsbau, derzeit das Sorgenkind des Baus, erreichte zum Jahres-
1997                        10,9                                                ende einen leichten Zuwachs von 1,7 Prozent. Trotz günstiger Finanzierungsbedin-
1998                         11,4
1999                                                   12,7                     gungen ziehen sich die Investoren aus diesem Segment zurück, jetzt ist auch der
2000                                    11,8                                    Eigenheimbau eingebrochen. Veränderungen in der steuerlichen Behandlung von
2001                                                   12,7
                                                                                Immobilien (Spekulationssteuer) und ein verbesserter Mieterschutz zeigen ihre
2001/1994 insgesamt – 1,6 Mrd. EUR – 11,3 %
                                                                                unerwünschte, wenn auch vorhersehbare Wirkung.
       Westdeutschland ohne Bayern jeweils Jahr in Mrd. EUR                     Im Öffentlichen Bau übertrafen die eingegangenen Neuaufträge den Vorjahreswert
1994                                                                     44,3
1995                                                                 42,8       um 18,3 Prozent. Das Land Bayern erhöhte die getätigten Ausgaben für Baumaß-
1996                                                  38,9                      nahmen um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr, für den Staatsstraßenbau um
1997                                          36,5
1998                                          36,5                              10,3 Prozent. Im Durchschnitt wendeten die bayerischen Kommunen 2,6 Prozent
1999                                        35,6                                mehr für Baumaßnahmen auf, für den Straßenbau um 3 Prozent mehr. Allerdings
2000                          33,1
2001                   31                                                       gibt es beträchtliche Unterschiede innerhalb der Kommunen, in ihrer Gesamtheit
2001/1994 insgesamt – 13,3 Mrd. EUR – 29,9 %                                    hatten sie im Jahresverlauf stark unter dem unerwartet hoch ausgefallenen Rück-
                                                                                gang der Gewerbesteuereinnahmen zu leiden. Eine schlechte Ausgangssituation
Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik,
Statistisches Bundesamt; Bauhauptgewerbe,                                       für kommunale Baumaßnahmen im laufenden Jahr.
Abgrenzung NACE WZ 93; Betriebe von Unternehmen
                                                                                Im öffentlichen Hochbau nahmen die Neueingänge um 27,9 Prozent zu. Im Tiefbau
mit 20 und mehr Beschäftigten; 1994 der Abgrenzung
angepasst.                                                                      waren die Auftragszuwächse bescheidener: der Straßenbau verzeichnete ein Plus
                                                                                von 8,2 Prozent, der sonstige Tiefbau erreichte 21,3 Prozent.
                                                                                Im Wirtschaftsbau konnten die bayerischen Baubetriebe einen Auftragszuwachs
Auftragsbestände in Bayern zur Jahresmitte                                      von 20,7 Prozent erzielen, sehr beachtlich angesichts der schwachen Entwicklung
auf Vorjahresniveau, in anderen Westländern                                     der Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen.
deutlich niedriger
                                                                                Auftragsbestand in Bayern nur leicht über Vorjahr, in anderen Westländern
       Bayern Ende Sept. in Mrd. EUR                                            erneuter Rückgang  Ein Zuwachs bei den Neuaufträgen ist zwar erfreulich, ent-
1994                                                                     6,9
1995                                                        6,29                scheidend für jedes Bauunternehmen ist jedoch sein Auftragsniveau. Beim Auf-
1996                                        5,62                                tragsbestand fielen die Zuwächse weit geringer aus, mit 10,4 Mrd. DM lagen sie
1997                  4,81
1998                      5,01                                                  Ende September um 4 Prozent über dem niedrigen Vorjahreswert. Einen anhalten-
1999                                        5,62                                den Rückgang ihres Auftragsbestandes mussten dagegen die Bauunternehmen in
2000                         5,11
2001                                5,32                                        den übrigen Westländern hinnehmen. Mit 26,7 Mrd. DM lag ihr Auftragsvolumen
2001/1994 insgesamt – 1,6 Mrd. EUR – 23,0 %                                     Ende September um 5,6 Prozent niedriger als im Vorjahr. 2000 war er sogar um
                                                                                16 Prozent zurückgegangen.
       Westdeutschland ohne Bayern Ende Sept. in Mrd. EUR
1994                                                                    20,9
1995                                                                 20,4
1996                                                          19,4                                                                     Veränderung gegenüber
1997                                                 18,0
                                                                                Jahresbilanz 2001*
                                                                                                                           2001                2000
1998                                    16,7
                                                                                Gesamtbeschäftigte                      168.850                – 7,7 %
1999                                    16,7
2000                  14,5                                                      Arbeitsstunden (Mio)                      188,5                – 9,6 %
2001           13,7                                                             Bauproduktion (1995 = 100)                 86,6                – 7,7 %
2001/1994 insgesamt – 7,3 Mrd. DM – 34,7 %                                      Auftragseingänge (1995 = 100)             102,5                + 7,7 %
                                                                                Umsatz (Mio DM EUR)                    17.229,6                – 3,4 %
Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik,
Statistisches Bundesamt; Bauhauptgewerbe,                                       Löhne und Gehälter (Mio DM EUR)         4.256,8                – 5,7 %
Abgrenzung NACE WZ 93; Betriebe von Unternehmen
mit 20 und mehr Beschäftigten; 1994 der Abgrenzung                              * Quelle für alle Angaben in Tabellen und Schaubildern dieses Beitrags:
angepasst.                                                                      Statistisches Bundesamt/Bayerisches Statistisches Landesamt für das Bauhauptgewerbe;
                                                                                Abgrenzung NACE WZ 93; Werte früherer Jahre dieser Abgrenzung angepasst.

                                                                                16  Der bayerische Baumarkt 2001
Geschäftslage wird am Bau in Bayern immer noch überwiegend
negativ beurteilt

Einschätzung der bayerischen Bauunternehmen im Januar 2002
aktuelle Geschäftslage

6 % gut           26 % befriedigend                                             68 % schlecht
Auftragsbestand

15 % groß         32 % ausreichend                                               53 % zu klein
Baupreise sind selbstkostendeckend

3 % mehr          39 % hinreichend                                            58 % nicht mehr    2001 auch am Bau in Bayern
Geschäftserwartung für die nächsten 6 Monate                                                     deutlicher Umsatzrückgang

7 % günstiger     64 % gleichbleibend                                        29 % ungünstiger    Umsätze im Bauhauptgewerbe
Zahl gewerblicher Arbeitnehmer in 3-4 Monaten (März/April)
                                                                                                 Veränderung Jahr 2001/00 in Prozent

15 % mehr         45 % gleich                                                   40 % weniger     Hamburg                                                               15,2
                                                                                                 Hessen                                                – 2,5
Quelle: ifo-Konjunkturtest Bau Bayern für Januar 2002                                            Saarland                                             – 3,7
                                                                                                 Bayern                                             – 3,9
                                                                                                 Baden-Württemberg                                 – 4,2
                                                                                                 Rheinland-Pfalz                                  – 4,8
Erträge und Preise weiterhin unzureichend  Unter Druck blieben die Bauprei-                     Schleswig-Holstein                              – 7,1
                                                                                                 Bremen                                         – 7,9
se. Der anhaltend harte, manchmal ruinöse Wettbewerb ließ oftmals keinen                         Nordrhein-Westfalen                           – 8,6
Spielraum für auskömmliche Preise. Im Januar 2002 bezeichneten 58 Prozent der                    Niedersachsen                              – 9,9
                                                                                                 Berlin                     – 19,8
bayerischen Bauunternehmen die am Markt erzielten Preise als nicht selbst-
kostendeckend; nur 3 Prozent berichteten von gewinnbringenden Preisen.                           Alte Bundesländer                                 – 5,9
24 Prozent erwarten in den nächsten drei Monaten weiter fallende Baupreise,                      Sachsen                             – 7,5
66 Prozent rechnen mit einer unveränderten Preissituation. 10 Prozent sind opti-                 Thüringen                        – 9,9
                                                                                                 Brandenburg                 – 13,3
mistisch und geht von besseren Preisen aus, im Vorjahr waren nur 3 Prozent derart                Mecklenburg-Vorpommern – 15,0
hoffnungsvoll.                                                                                   Sachsen-Anhalt        – 16,7
Auch 2001 haben die Bauunternehmen große Anstrengungen unternommen und                           Neue Bundesländer                   – 11,9
ihre Kostenstrukturen diesen Verhältnissen angepasst. Jedoch kommen die Früchte
                                                                                                 Deutschland insgesamt                         – 7,4
dieser Maßnahmen hauptsächlich ihren Kunden, den Bauherren, zugute, nicht
ihnen selbst, wie die Untersuchung der Deutschen Bundesbank zu den Rendite-                      Quelle: Amtliche Statistik

strukturen in der deutschen Wirtschaft belegt. Danach fiel die Brutto-Umsatzrendi-
te der westdeutschen Bauunternehmen zuletzt auf 1,5 Prozent zurück, den nied-                    Deutlicher Umsatzrückgang im Hochbau,
rigsten Wert der letzten Dekade. Sie ist damit nicht einmal halb so hoch wie in den              im Tiefbau leicht über Vorjahr
guten Baujahren zu Beginn der neunziger Jahre und bleibt erneut deutlich unter
dem Durchschnitt von 4,0 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe zurück.                               Umsätze der Bauunternehmen in Bayern nach Sparten

                                                                                                        Hochbau jeweils Jahr in Mrd. EUR
Kapazitätsabbau setzte sich 2001 beschleunigt fort                                              1995                                                                  13,4
                                                                                                 1996                        12,2
Völlig unzureichende Rahmenbedingungen für die Bauherren, eine nicht ausrei-                     1997                    11,9
chende Zukunftsvorsorge durch Staat und Gesellschaft, die dem Bau die Anerken-                   1998                11,6
                                                                                                 1999                      12,1
nung als Infrastrukturbranche verweigern, ließen zusammen im bayerischen Bau-                    2000                                       12,4
gewerbe die Konkurszahlen und die dadurch verursachten Arbeitsplatzverluste                      2001                11,6

gegenüber den Vorjahreswerten deutlich ansteigen. Die Bauunternehmen leisteten                   2001/1995 insgesamt – 1,9 Mrd. EUR – 33,8 %
damit ihren Teil zur Anpassung der Kapazitäten am Baumarkt an die gesunkene                             Tiefbau jeweils Jahr in Mrd. EUR
Nachfrage.                                                                                       1995                                                                  5,7
                                                                                                 1996                                         5,2
                                                                                                 1997                                 5,1
Pleitewelle am Bau kräftig angeschwollen  Die Anzahl der Konkurse hat im                        1998                4,8
                                                                                                 1999                                               5,3
bayerischen Bauhauptgewerbe von Januar bis November um 11,1 Prozent gegen-                       2000                                                      5,4
über dem Vorjahr zugenommen, die Anzahl der davon betroffenen Arbeitnehmer                       2001                                                            5,6

sogar um 34,5 Prozent. Im Durchschnitt waren somit die betroffenen Betriebe grö-                 2001/1995 insgesamt – 0,1 Mrd. EUR – 2,2%
ßer als im Vorjahr. Weit stärker als im Bauhauptgewerbe nahmen die Insolvenzen                   Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik,
im Ausbaugewerbe zu. Die Anzahl der Konkurse übertraf hier den Vorjahreswert                     Statistisches Bundesamt; Bauhauptgewerbe,
                                                                                                 Abgrenzung NACE WZ 93; Betriebe von Unternehmen
um 39,4 Prozent, die Anzahl der betroffenen Arbeitnehmer lag um 33,3 Prozent                     mit 20 und mehr Beschäftigten.
darüber. Die Krise im Wohnungsbau zeigt sich eben vor allem im Ausbaugewerbe,
weniger in der Bauindustrie.

Arbeitsplatzabbau 2001 so hoch wie seit 4 Jahren nicht mehr 
Arbeitsplätze wurden jedoch nicht nur durch Konkurse vernichtet, erneut mussten
auch die überlebenden Betriebe ihre Beschäftigtenzahlen nach unten anpassen.

                                                        Der bayerische Baumarkt 2001  17
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