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Ausgabe 25 agrar aktuell Newsletter der Fakultät für Agrarwissenschaften Wintersemester 2020/21 Bestäuber Sensoriklabor Züchtungstechnologien Greening-Maßnahmen, Land- Schmecken, Riechen, Neuer gesellschaftlicher Diskurs schaftsstruktur & Handbestäubung Sehen, Fühlen & Hören gefordert
Überblick Sehr geehrte Damen & Herren, Rubrik ab Seite liebe Leserinnen & Leser, zu Beginn des Wintersemesters und inmitten des Herbsts begrüßt Sie die 25. Ausgabe unserer agrar aktuell – wie eh Namen und Nachrichten 3 und je gefüllt mit Nachrichten rund um die Fakultät. Doch bevor ich auf ein paar ausgewählte Inhalte hinweise, möch- te ich zunächst kurz auf ein sehr bedauernswertes Ereignis Neue Post-Docs 8 eingehen: Im August kam es zu einem Großbrand in der Sauenanlage auf dem Versuchsgut in Relliehausen. Es hat uns Neue Doktorandinnen alle an der Fakultät und der Universität sehr getroffen, dass sehr viele, zu viele, der dort untergebrachten Tiere nicht und Doktoranden 8 gerettet werden konnten. Wir hoffen, im Rahmen eines Neubaus in nicht allzu ferner Zukunft ein Haltungssystem Forschung 10 umzusetzen, das sowohl den Haltungsansprüchen der Tiere gerecht wird, als auch moderne, am Tierwohl und an der Fakultät 27 Ressourceneffizienz orientierte Forschung ermöglicht. Nach wie vor hält uns als Fakultät die Corona-Pandemie in Atem, nach einem vielfach im Home-Office verbrachten Berichte aus anderen Fakultäten 37 Halbjahr und fast vollständig online durchgeführter Lehre im Sommersemester bereiten wir uns auf eine schrittwei- Universität 41 se Rückkehr in einen ‚normalen‘ akademischen Alltag vor. Angesichts der steigenden Infektionszahlen ist allerdings Alumni 42 zunehmend unklar, inwieweit dies gelingen kann. Allen Mitarbeiter*innen und Studierenden danke ich für ihr En- gagement und die Flexibilität, mit denen es bis hierhin ge- Termine 43 lungen ist, unter den gegebenen Umständen spannende Forschung und gute Lehre aufrechtzuerhalten. Einen Fokus dieser Ausgabe bildet die Sensorik. In einem tingen freut sich am Interview stellt Ihnen die neue Koordinatorin des Labors für sensorische Analysen und Konsumentenforschung, Dr. Jo- Die Universität Göt le 7 über Besuch. hanna Mörlein, die dort verfolgten Forschungsansätze vor Stand 14 in der Hal (S.27). Zudem finden Sie gleich drei Beiträge zu Studien, die teilweise auf sensorischen Analysen beruhen (S. 22–25). Übrigens können Sie nicht nur über neue Studienergebnisse lesen, sondern auch hören. Podcasts zu einzelnen Studien finden Sie auf unserem Blog (www.AgrarDebatten.blog). Hier im Heft führt sie an den entsprechenden Stellen auch ein QR-Code direkt dorthin. Weiterhin besuchte uns die Niedersächsische Landwirt- schaftsministerin Barbara Otte-Kinast auf ihrer diesjährigen Sommerreise (S.3). Dabei standen Forschungsprojekte aus der Bodenkunde und der Agrartechnik im Vorder- grund. Für die mitgebrachte Zeit und das Interesse möch- te ich der Ministerin danken, wie auch den engagierten Wissenschaftler*innen unserer Fakultät und der Versuchs- betriebe für die Organisation und Begleitung des Termins! Ich wünsche Ihnen beim Lesen (und evtl. beim Hören) viel Vergnügen! 2 Georg-August-Universität Göttingen
Namen und Nachrichten Nachruf auf Prof. Dr.-Ing. Franz Wieneke (* 29. 3.1927 – † 24. 4. 2020) Am 24. April 2020 ist Prof. Dr.-Ing. Franz Unter Prof. Wieneke wurden zahlreiche Wieneke im Alter von 93 Jahren verstor- Grundlagenarbeiten zur Gewinnung und ben. Von 1965 bis 1992 war er Direktor Verarbeitung landwirtschaftlicher Produk- des Instituts für Landtechnik an der Land- te durchgeführt. Auf diesen aufbauend wirtschaftlichen Fakultät der Georg-Au- erfolgten vielfältige technische Entwicklun- gust-Universität Göttingen. gen, die Entwicklung von Pilotanlagen und Nach der Promotion 1956 bei Prof. Seg- die Einführung der Ergebnisse in die Pra- ler war Franz Wieneke von 1963–1965 xis. Im Grundlagenbereich erfolgten bei- Direktor des Institutes für Landmaschi- spielsweise Arbeiten zur Belüftungstrock- nenforschung der Forschungsanstalt für nung und zum Trocknungsverhalten von Die Forschungsergebnisse spiegeln sich in Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig- Halmen und Blättern von Futtergräsern. einer hohen Zahl von wissenschaftlichen Völkenrode. Ebenfalls untersucht wurde die Nutzung Publikationen über viele Bereiche der Prof. Wieneke nahm den Ruf auf den or- von Solarenergie für Trocknungsprozesse. Technik im Pflanzenbau wider. dentlichen Lehrstuhl für „Landmaschinen- Weitere Forschungsarbeiten wurden zum Prof. Wieneke betreute zahlreiche Ab- und Gerätekunde“ an der Georg-August- Brikettieren von Halmfutter und zu einer schlussarbeiten. Es entstanden unter Universität Göttingen zum 01. 10. 1965 mechanischen Vorentwässerung des Ern- seiner Ägide in Göttingen mehr als 30 an. Zugleich wurde er zum Direktor des teguts durchgeführt. Die Forschungser- Dissertationen und drei Habilitationen auf Instituts für Landtechnik ernannt. Im Jahr gebnisse wurden u. a. 1972 im Buch „Ver- dem Gebiet der Landtechnik. 1967 war er Dekan der landwirtschaftli- fahrenstechnik der Halmfutterproduktion“ chen Fakultät. publiziert. Die Fakultät für Agrarwissenschaften wird Sein wissenschaftliches Interesse galt Einen weiteren Schwerpunkt der Ar- Prof. Franz Wieneke ein ehrendes Anden- unter anderem der Erntetechnik, der beiten unter Prof. Wieneke bildete der ken erhalten. Trocknungstechnik und Konservierung Mähdrusch. Hier wurden beispielsweise Unser großes Mitgefühl gilt seiner Familie. von landwirtschaftlichen Produkten (ins- messtechnisch die Belastungen der Ar- besondere Halmfutter), der Solarener- beitsorgane von Mähdreschern unter- Frank Beneke gie und der tropischen Landtechnik. Das sucht und Lastkollektive ermittelt. Des Prof. und Direktor der Abteilung Agrar- Forschungsgebiet tropische Landtechnik Weiteren erfolgten Arbeiten zur Automa- technik wurde seit 1970 von Prof. Wieneke von tisierung des Mähdrusches und zur Erhö- seinem Vorgänger übernommen und in- hung der Arbeitsleistung und Arbeitsqua- Johannes Isselstein tensiv bearbeitet. So leitete er 1976/77 lität des Mähdreschers. Unter anderem Prof. und Direktor des Departments für den Aufbau eines landtechnischen Instituts wurde die Durchsatzregelung intensiv Nutzpflanzenwissenschaften an der Universität Kumasi (Ghana). untersucht. Agrarforschung in Göttingen: Daten von Boden und Pflanzen für den modernen Ackerbau Ministerin Otte-Kinast zu Besuch an der Fakultät für Agrarwissenschaften (hst) Auf ihrer diesjährigen Sommerreise eine bedeutende Rolle spielen. Prof. Dr. besuchte Niedersachsens Ministerin für Er- Henner Simianer, der Dekan der Fakultät nährung, Landwirtschaft und Verbraucher- für Agrarwissenschaften unterstrich zur Ein- schutz Barbara Otte-Kinast Anfang August führung die herausragenden Bedingungen das Versuchsgut Reinshof bei Göttingen für eine wissenschaftliche wie auch praxiso- und informierte sich dort über ausgewählte rientierte Agrarforschung am Standort Göt- Schwerpunkte der Agrarforschung der Uni- tingen, da hier sowohl im Parzellenversuch versität. als auch im Landschaftsmaßstab geforscht Auf dem Reinshof und weiteren Standor- werden kann. ten in der Nähe Göttingens betreibt die Universität auf mehreren hundert Hektar Welche Auswirkungen haben Hochspan- modernste Landwirtschaft. Konventioneller nungserdverkabelungen auf Boden und und ökologischer Landbau, Tierhaltung so- Pflanzen? Das entsprechende Forschungs- wie eine Biogasanlage bilden Betriebszwei- projekt wird momentan auf dem Reinshof ge ab, die in Niedersachsens Landwirtschaft durchgeführt. Fakultät für Agrarwissenschaften 3
Namen und Nachrichten Kontakt: Dr. Horst-Henning Steinmann Georg-August-Universität Göttingen Zentrum für Biodiversität und nachhaltige Landnutzung / Sektion Landwirtschaft und Umwelt Büsgenweg 1 37077 Göttingen Telefon: 0551/ 39-255 38 E-Mail: hsteinm@gwdg.de www.uni-goettingen.de/zlu schung und Lehre weiter ausgebaut wer- den, um auch die Ausbildung der Studie- (v.l.n.r.) VP Prof. Dr. Casper-Hehne, Dr. Horst-Henning Steinmann, Ministerin Barba- renden zukunftsfähig zu machen,“ pflichtete ra Otte-Kinast, Andreas Heckmann, Prof. Dr. Frank Beneke, Prof. Dr. Henner Simianer, Prof. Dr. Klaus Dittert der Abteilung Pflanze- Prof. Dr. Klaus Dittert nernährung und Ertragsphysiologie bei. Dass die Agrarlandschaft nicht nur Produkti- Die Versuchsbetriebe bieten Raum für ex- und Andreas Heckmann aus der Abteilung onsort sondern auch Lebensraum ist, spie- akte Zuchtgärten, in denen Mitglieder des Agrartechnik führten Systeme vor, mit de- gelt sich in der Göttinger Agrarforschung an der Fakultät gegründeten Zentrums für nen Messdaten aus den Feldbeständen eindrucksvoll wider. „Am Reinshof haben integrierte Züchtungsforschung an Raps, unmittelbar verarbeitet und für die pflan- wir vor 30 Jahren die ersten Felder mit Mais und Ackerbohnen arbeiten. Andere zenbauliche Anbauplanung genutzt werden Blüh- und Krautstreifen versehen,“ erklärte Versuche erfordern starke Eingriffe in den können. Dieses System soll bald zur Markt- Dr. Horst-Henning Steinmann vom Zent- Boden: Bodenforscher Dr. Christian Ahl reife gebracht werden. „Auf dieser Basis rum für Biodiversität und nachhaltige Land- stellte eine Versuchsparzelle vor, in der die könnten betriebliche Entscheidungen ganz nutzung. „Seitdem sind zahlreiche Kon- Auswirkungen einer Hochspannungserd- anders getroffen werden,“ betonte Minis- zepte zur Verbesserung der Biologischen verkabelung auf Boden und Pflanzen analy- terin Otte-Kinast. Mit Hilfe von Modellie- Vielfalt hier in Göttingen weiterentwickelt siert werden. Auf diese Weise untersuchen rungen können mittlerweile auch die Ent- worden.“ Wissenschaftler*innen die Auswirkungen wicklungen der Pflanzenbestände an jedem Die Ministerin und Prof. Dr. Hiltraud Cas- der geplanten Stromleitungsnetze. Punkt vorausgeschätzt werden. Göttingen per-Hehne, die als Vizepräsidentin die Uni- Ministerin Otte-Kinast konnte sich auf ih- ist im Verbund mit weiteren Partnern an versitätsleitung vertrat, zeigten sich zum rem Rundgang überzeugen, dass auch mo- der bundesweiten Förderlinie zu „Digitalen Abschluss des Besuches einig, dass Politik derne Technologien in die Göttinger Agrar- Experimentierfeldern“ beteiligt, so Beneke. und Wissenschaft in einem engen Dialog forschung Einzug halten. Prof. Frank Beneke „Diese modernen Techniken sollen in For- bleiben sollen. Andreas Heckmann der Abteilung Agrar- technik stellt ein System vor, das Messdaten aus dem Feld direkt verarbeitet und so für pflanzenbauliche Anbauplanung genutzt werden kann. Ministerin Otte-Kinast informiert sich über das Projekt der Bodenkunde zu den Auswir- kungen der Erdverkabelung, das in Kooperation mit TenneT läuft. 4 Georg-August-Universität Göttingen
Namen und Nachrichten Großbrand am Versuchsgut der Universität Göttingen in Relliehausen Rund 200 Einsatzkräfte vor Ort – Schäden von Gebäuden und Tierbestand Ein Brand hat am Abend des 6. August größere Zerstörungen verhindern konnten 2020 mehrere Gebäude des Versuchs- und die geretteten Tiere noch in der Nacht guts Relliehausen der Universität Göttin- versorgt haben. In den nächsten Tagen gen zerstört. Die Feuerwehr war mit rund werden wir uns einen genauen Überblick 200 Einsatzkräften vor Ort und konnte ein über die wissenschaftlichen und wirtschaftli- Überspringen des Brandes auf weitere chen Verluste machen.“ Anlagen verhindern. Ein Mitarbeiter wur- Das Feuer ist nach jetzigen Erkenntnissen de verletzt und musste ärztlich behandelt kurz vor 17 Uhr in der Scheune ausge- werden. Von den etwa 2.200 Schweinen brochen und auf den Schweinestall über- konnten die Helfer rund 1.000 Tiere ret- gesprungen. Die Feuerwehr konnte den ten. Die Universität schätzt den materiellen Komplex des Schweinemastbereiches, die auf dem Gelände. Neben den Schweinen Schaden auf einen Betrag in Millionenhöhe. anliegende Biogasanlage und den Minipig- sind auf dem Versuchsgut auch noch Kühe, Außerdem können wissenschaftliche Arbei- Stall sichern. Der nun bis auf die Grund- Lamas, Forellen und Schafe untergebracht. ten mit dem Ziel, wichtige Erkenntnisse zur mauern niedergebrannte Stall mit dem Der Schwerpunkt der Versuchstätigkeit Verbesserung des Tierwohls zu erlangen, Sauenbereich war mit automatischen Füt- liegt auf der Durchführung von Forschungs- nicht mehr fortgeführt werden. Die Brand- terungssystemen, hochwertiger Klimatech- arbeiten der Fachrichtung Nutztierwissen- ursache ist unbekannt. Die Kriminalpolizei nik, einem Kühlsystem und Luftwäschern schaften. In dem betroffenen Stall wurden hat den Brandort beschlagnahmt. ausgestattet. Zusätzlich war in dem Stall Fragestellungen zur Weiterentwicklung von „Wir bedauern zutiefst, dass viele der dort eine für Versuchszwecke aufwändige Sen- Haltungssystemen hinsichtlich Tierwohl, untergebrachten Tiere nicht gerettet wer- sortechnik sowie Videotechnik zur Tierbe- Tiergesundheit und Leistung sowie der den konnten, und wir sind betroffen ange- obachtung installiert. Die geretteten Tiere Minderung von Emissionen untersucht. In sichts des Ausmaßes der Zerstörung“, sagt wurden in den Altgebäuden des Versuchs- der Lehre wurde der Stall unter anderem Universitätspräsident Prof. Dr. Reinhard guts untergebracht. zu Demonstrationen und Fortbildungen im Jahn. „Wir sind froh, dass durch den Brand Die Domäne Relliehausen ist 330 ha groß Bereich der Schweinebesamung genutzt. keine weiteren Personen zu Schaden ge- wird seit 1966 als Versuchsgut für Tierzucht Die Anlage ist mit allen gesetzlich vorge- kommen sind. Unser großer Dank gilt der und Tierhaltung genutzt. Die Versuchsflä- schriebenen Sicherungseinrichtungen aus- Feuerwehr und den Mitarbeitenden vor che beträgt 170 ha Acker, 80 ha Weiden gestattet, außerdem lagen Feuerwehrpläne Ort, die durch ihren raschen Einsatz noch und 12 ha Wiesen. 15 Beschäftigte arbeiten für die Anlage vor. Die neue Referentin des Studiengangs Kontakt: Pferdewissenschaften stellt sich vor: Vanessa Timm, M.Sc. Georg-August-Universität Göttingen Mein Name ist Vanessa Timm. Ich bin ge- Studierenden, bin ich auch Ansprechpart- Department für Nutztierwissenschaften bürtig aus Cuxhaven und lebe seit 2011 nerin für Studieninteressierte. So begleite Burckhardtweg 2 im Oberharz. An der TU Clausthal habe ich das Zulassungsverfahren und führe die 37077 Göttingen ich 2015 meinen Bachelor in Betriebs- Einführungsveranstaltung für Erstsemester E-Mail: vanessa.timm@uni-goettin- wirtschaftslehre erfolgreich absolviert. durch. Ich koordiniere die Module, die gen.de Direkt im Anschluss folgte das Studium von externen Referenten gelesen werden der Pferdewissenschaften in Göttingen. und halte den Kontakt zu Partnern wie Nach dem Abschluss 2017, habe ich bis der Tierärztlichen Hochschule Hannover Ende Mai diesen Jahres als wissenschaftli- oder der Deutschen Reiterlichen Vereini- che Mitarbeiterin an der TU Clausthal ge- gung (FN). Die Homepage des Studien- arbeitet. Am Institut für Mathematik, war gangs wird von mir gepflegt und Tagun- ich für die Lehre im Bereich „Angewandte gen, wie die „Göttinger Pferdetage“, mit Statistik“ zuständig. Ich bin Trainerin B – organisiert. Während meiner Studienzeit Reiten und befinde mich selbst am liebs- in Göttingen habe ich die AG Pferd als ten im Dressursattel. In meiner Freizeit wichtigen Teil des Gesamtpakets „Pferde- kümmere ich mich momentan vor allem studium“ kennengelernt und möchte mich um meine 28 Jahre alte Ponystute. deswegen auch dort engagieren. Ich freue Meine Aufgaben als Referentin für den mich sehr, dass mich mein Weg wieder zu Studiengang Pferdewissenschaften sind den Pferdewissenschaften geführt hat und sehr vielfältig. Neben der Betreuung der blicke gespannt auf die nächsten Jahre. Fakultät für Agrarwissenschaften 5
Namen und Nachrichten Prof. Dr. Teja Tscharntke erhält Marsh Kontakt: Award der British Ecological Society Prof. Dr. Teja Tscharntke Georg-August-Universität Göttingen Abteilung Agrarökologie Der Agrarökologe Prof. Dr. Teja Tscharntke tät und die Zusammensetzung von Pflan- Grisebachstr. 6, 37077 Göttingen von der Universität Göttingen ist mit dem zen- und Tiergemeinschaften sowie die Telefon: 0551 / 399209 Marsh Award for Ecology der British Eco- Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und E-mail: ttschar@gwdg.de logical Society ausgezeichnet worden. Der Insekten. „Ich freue mich sehr, dass meine www.uni-goettingen.de/de/92552. Preis wird für herausragende Forschungs- Forschungsgebiete durch diese Auszeich- html arbeiten verliehen, die einen bedeutenden nung hervorgehoben werden“, so Tscharnt- Einfluss auf die Entwicklung der Wissen- ke. „Sie umfassen Konzepte und Erkennt- schaft der Ökologie oder deren Anwen- nisse, wie die Landschaftsstruktur die lokale dung hat. Er wird vom Marsh Christian biologische Vielfalt und die damit verbunde- Trust zur Verfügung gestellt und von der nen Ökosystemleistungen wie Bestäubung British Ecological Society verwaltet. Der und biologische Schädlingskontrolle beein- Preis ist mit 1000 Pfund dotiert. flusst. Darüber hinaus haben wir uns sehr Tscharntke ist Leiter der Abteilung Agra- früh auf die Bestäubung als einen wichtigen rökologie der Universität Göttingen. Seine Prozess konzentriert, der die Struktur der Forschungsschwerpunkte sind Biodiversi- Lebensgemeinschaften beeinflusst.“ Im jährlichen F.A.Z.- Ökonomenranking positionieren sich zum wiederholten Mal zwei Göttinger Professoren weit oben Die Agrarökonomen Prof. Dr. Achim Spiller belegen die beiden Wissenschaftler somit wurden seine Studien 3.838-mal zitiert, und Prof. Dr. Matin Qaim von der Univer- die besten Plätze insgesamt. womit er den 19. Platz im Forschungsran- sität Göttingen zählen zu den wichtigsten Das Ökonomenranking der F.A.Z. basiert king belegt. Ökonomen im deutschsprachigen Raum, auf vier Teilgebieten: Medien, Politik, Soci- Spiller ist seit 2000 in Göttingen. Seine so das Ergebnis des aktuellen Ökonomen- al Media und Wissenschaft. In jedem Ge- Forschungsschwerpunkte liegen in den Be- rankings der Frankfurter Allgemeine Zei- biet können die Wissenschaftlerinnen und reichen Konsumentenverhalten, Nachhal- tung (F.A.Z.). Das Ranking listet jedes Jahr Wissenschaftler Punkte entsprechend ihrer tigkeitsmanagement, Animal Welfare und die einflussreichsten Ökonominnen und Nennung und ihrer Zitate sammeln. Nur Supply Chain Management im Agribusiness. Ökonomen, die einer Universität oder ei- wer es schafft, in Forschung und Öffent- Qaim hat seit 2007 seine Professur in Göt- nem Forschungsinstitut in Deutschland, Ös- lichkeit Spuren zu hinterlassen, wird in das tingen inne. Er forscht intensiv zu Fragen terreich oder der Schweiz angehören. Im Gesamtranking aufgenommen. So erreich- von globaler Armut, Fehlernährung und Gesamtranking belegt Spiller, Professur für te Spiller den 56. Platz und ist damit der am nachhaltiger Landwirt-schaft. Das F.A.Z. Marketing für Lebensmittel und Agrarpro- höchsten geführte Agrarökonom Deutsch- Ökonomenranking ist im Internet unter dukte, Rang 56. Im Teilranking Wissenschaft lands. Neben Forschungszitaten, führten https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ findet sich Qaim, Lehrstuhl für Welternäh- auch 26 Medienzitate zu diesem Ergebnis. wirtschaftswissen/f-a-z-oekonomenran- rungswirtschaft und Rurale Entwicklung, auf Qaim schnitt im Teilgebiet Wissenschaft king-2020-die-tabellen-16965630.html zu Platz 19. Für die Disziplin Agrarökonomie sehr gut ab. Zwischen 2016 und 2020 finden. Kontakt: Georg-August-Universität Göttingen Fakultät für Agrarwissenschaften – Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen Prof. Dr. Achim Spiller Telefon: 0151- 42 48 27 16 E-Mail: a.spiller@agr.uni-goettingen.de www.uni-goettingen.de/de/11226.html Prof. Dr. Matin Qaim Telefon: 0551/ 39-248 06 E-Mail: mqaim@uni-goettingen.de Prof. Dr. Achim Spiller Prof. Dr. Matin Qaim www.uni-goettingen.de/de/42360.html 6 Georg-August-Universität Göttingen
Namen und Nachrichten Göttinger Professoren beteiligen sich an Gutachten zu nachhaltigerer Ernährung Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpo- deutlich reduzierten Konsums tierischer litik, Ernährung und gesundheitlichen Ver- Produkte. Deutschland ist im internatio- Kontakt: braucherschutz (WBAE), ein interdisziplinär nalen Vergleich bei der Ernährungspolitik Prof. Dr. Achim Spiller besetztes Gremium, welches das Bundes- Nachzügler. Die Verantwortung wird zu Georg-August-Universität Göttingen ministerium für Ernährung und Landwirt- stark auf die einzelnen Konsumenten ver- Department für Agrarökonomie und schaft bei der Entwicklung seiner Politik lagert; die Politik müsse stärker eingreifen Rurale Entwicklung ehrenamtlich berät, übergab Ende August und unterstützen, um nachhaltiges Verhal- Abteilung Marketing für Agrarproduk- sein neues Gutachten „Eine integrierte ten zu fördern, so der WBAE. te und Lebensmittel Ernährungspolitik entwickeln und faire Er- An der Erarbeitung waren mit Prof. Dr. Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 nährungsumgebungen gestalten“ an die Achim Spiller und Prof. Dr. Matin Qaim des Göttingen Bundesministerin Julia Klöckner in Bonn. Departments für Agrarökonomie und Ru- Telefon: 0151-42482716 Darin formuliert der WBAE neun zentrale rale Entwicklung sowie Prof. Dr. José Mar- E-Mail: a.spiller@agr.uni-goettingen.de Empfehlungen für die Transformation des tínez des Instituts für Landwirtschaftsrecht Ernährungssystems, welche sich an den drei Professoren der Universität maß- vier zentralen Zieldimensionen einer nach- geblich beteiligt. „In dem komplexen, durch haltigeren Ernährung orientiert, den soge- starke Lobbyeinflüsse geprägten Politikfeld nannten „Big Four“: Gesundheit, Soziales, der Ernährung ist eine zurückhaltende Er- Umwelt und Tierwohl. nährungspolitik das falsche Signal“, äußert Empfohlen werden unter ande- sich Spiller, der die Ko-Leitung des Gut- rem die schrittweise Einführung achtens innehatte. einer qualitativ hochwertigen Die zentralen Themenfelder des und beitragsfreien Kita- und Gutachtens spiegeln sich auch in Schulverpflegung, die Ab- der Forschung der Universität schaffung der Reduzierung Göttingen wider. Unter anderem des Mehrwertsteuersatzes beschäftigt sich Prof. Spiller im in- für tierische Produkte, die terdisziplinären Verbundprojekt Einführung einer neuen „Pflanzlich-orientierte Ernäh- Verbrauchssteuer auf zu- rungsstile als Schlüssel zur Nach- ckerhaltige Getränke so- haltigkeit“ (NES) mit den Mög- wie die Einführung eines lichkeiten, den Fleischkonsum zu verpflichtenden Klimalabels reduzieren. Prof. Qaim forscht für alle Lebensmittel. Das intensiv zur Bekämpfung der glo- Gutachten zeigt, dass in der balen Fehlernährung und zu Fragen öffentlichen Diskussion zu häu- nachhaltiger Landwirtschaft. Prof. Mar- fig symbolpolitisch gestritten wird, tínez untersucht vertieft den rechtlichen beispielweise über Plastiktüten, statt Rahmen eines nachhaltigeren Lebensmit- über zentrale umweltpolitische Stell- telsystems (mit Schwerpunkt im Umwelt- schrauben wie die Notwendigkeit eines und Tierschutz sowie Wettbewerbsrecht). Bundesministerin Julia Klöckner mit Mitgliedern des WBAE nach Übergabe des Gutachtens in Bonn. Fakultät für Agrarwissenschaften 7
Namen und Nachrichten Neue Post-Docs der Fakultät Department für Nutzpflanzenwissenschaften Climate and Crop Modelling Nicole Costa Resende Ferreira Climate and crop modelling, risk assessment and crop im- Dr. Sc. (University of Sao Paolo, Brazil); *1990 pact, adaptation and mitigation measures, climate variability Tropical Plant Production and Agricultural Systems Modelling and change (TROPAGS) nicole.resende@uni-goettingen.de 0551/ 39-337 60 Weed Control Methods Olga Fishkis Efficient weed control is vital for sugar beet production. Dr. Sc. Agrarwissenschaften The project aims at risk evaluation of mechanical, chemical (Uni-Hohenheim, Stuttgart); *1978 and combined mechanical-chemical weed control in sugar Institute of sugar beet research, Agronomy beet. The impact of different weed control methods on soil Supervisor: Dr. Heinz-Josef Koch erosion, soil properties, earthworm population and crop fishkis@ifz-goettingen.de 0551/ 505 62 25 yield will be assessed. Data Analysis and Numerical Modelling in Agricultural Crops Quang Dung Lam Data analysis and numerical modelling in agricultural crops, PhD in Environmental Science, (Kiel University, Germany) nutrient cycling, coupling of regional climate models and *1972; Tropical Plant Production and Agricultural Systems crop models Modelling (TROPAGS) lam.quangdung@uni-goettingen.de 0551/ 39-3 37 50 Plant Nutrition, Water Deficit Tino Kreszies I am a plant scientist with a special interest on the effects of Dr. rer. nat (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn) abiotic stresses on crops, such as drought, salt or nutrient *1990; Plant Nutrition and Crop Physiology deficiencies, as these will jeopardize food security in future. Supervisor: Prof. Dr. Klaus Dittert I will combine non-destructive measurements with omics- tino.kreszies@uni-goettingen.de 0551/ 39-213 82 technologies and plant physiology approaches to under- stand stress responses on the whole plant level. Experimentierfeld FarmerSpace Sebastian Streit FarmerSpace fokussiert sich auf praxistaugliche Lösungen. M. Sc. in Agrarwissenschaften (Georg-August-Universität Die Themen Unkrautmanagement und Krankheitserken- Göttingen) *1990; nung werden am Versuchsstandort Göttingen und durch Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ) ein Onfarm-Versuchsdesign mit landwirtschaftlichen Betrie- streit@ifz-goettingen.de ben bundesweit und partnerschaftlich aus der Praxis für die Praxis bearbeitet. Neue Doktorandinnen und Doktoranden der Fakultät Department für Nutzpflanzenwissenschaften Cabbage Stem Flea Beetle Resistance Daniel Rüde The project's objective is the evaluation of plant resistance M.Sc. in Crop Protection to Cabbage stem flea beetle (CSFB) in accessions of Brassica (Georg-August-University Göttingen) *1991; napus. Bioassay systems will be established and based on Agricultural Entomology Supervisor: Prof. Dr. Michael Rostás this, biobiochemical and spectrometric and electrophysiologi- daniel.ruede@stud.uni-goettingen.de cal investigations will be conducted. Krankheitsprognosen, optische Sensoren und Umweltmodellierung Facundo Ramón Ispizua Yamati Modellierung und Integration der Informationen von meh- Dipl.-Ing. agr., M. Sc. (Georg-August-University Göttingen) reren Sensoren und Datenquellen zur besseren Erkennung *1987; Institut für Zuckerrübenforschung des Auftretens und der Dynamik von Kulturpflanzenkrank- Betreuerin: Prof. Dr. Anne-Katrin Mahlein heiten, insbesondere unter Berücksichtigung von Hyper- ispizua@ifz-goettingen.de 0176 / 57 68 09 43 spektralbildern, die von Drohnen aufgenommen werden. 8 Georg-August-Universität Göttingen
Namen und Nachrichten Wurzelwachstum von Weizen Jessica Arnhold Untersucht wird der Einfluss verschiedener Vorfrüchte und M. Sc. Nutzpflanzenwissenschaften unterschiedlicher N-Versorgung auf das Wurzelwachstum von (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn) *1994; Weizen und die Wechselwirkungen zur Bodenstruktur und Institut für Zuckerrübenforschung, Abteilung Pflanzenbau Wasseraufnahme. Ziel ist die Aufklärung und Quantifizierung Betreuer: Dr. Heinz-Josef Koch der Schlüsselprozesse, die zum Ertragsabfall von Weizen in arnhold@ifz-goettingen.de 0551/ 505 62 51 Selbstfolge beitragen. Erzeugung rezessiver Resistenz gegenüber Vergilbungsviren Lukas Rollwage Blattlausübertragbare Vergilbungsviren verursachen wirt- M. Sc. Gartenbauwissenschaften schaftliche Schäden im Zuckerrübenanbau und sind nach dem (Leibniz Universität Hannover) *1996; Verbot der Neonicotinoide von zunehmender Relevanz. Es Institut für Zuckerrübenforschung, Abteilung Phytomedizin soll die Zuckerrübe-Polerovirus Interaktion identifiziert und Betreuer: Prof. Dr. Mark Varrelmann für die Resistenzzüchtung nutzbar gemacht werden, um eine rollwage@ifz-goettingen.de 0551/ 505 62 24 Alternative zur chemischen Vektorkontrolle zu bieten. Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung DigitalFinance in Africa the Role of Gender Annkathrin Possner With the spread of mobile phones, digital finance is on the M. Sc. Sustainable International Agriculture, (Georg-August- rise in many African countries. I am interested in inve- Universität Göttingen, Germany & Universidad de Talca, Chile) stigating which role women's preferences as well as the *1993; Chair of Farm Management obstacles the face play, when it comes to save money on Supervisor: Prof. Dr. Oliver Mußhoff the phone or get digital loans. annkathrin.possner@uni-goettingen.de Price Transmission, Data Aggregation, Error Correction Model Clemens Hoffmann The effects of temporal and spatial data aggregation com- M. Sc. in Agrarökonomie plicate the comparison of price transmission processes. In (Georg-August-Universität Göttingen) *1995; my dissertation, time series data are simulated, aggre- Chair of Agricultural Policy gated and estimated with the error correction model of Supervisor: Prof. Dr. von Cramon-Taubadel Engle and Granger to investigate the effects found on real clemensheinrich.hoffmann@uni-goettingen.de price data. 0551/ 39 - 254 68 Department für Nutztierwissenschaften Monitoringsystem für das Geburtsmanagement bei Sauen Clara Lensches Im Rahmen der Promotion wird die Entwicklung eines Moni- M. Sc. Agrarwissenschaften toringsystems zur Kontrolle und Überwachung des Geburts- (Georg-August-University Göttingen) *1995; vorgangs bei Sauen angestrebt. Hierdurch sollen Ferkelverluste Abteilung Systeme der Nutztierhaltung reduziert, die Vitalität der geborenen Ferkel verbessert und die Betreuerin: Prof. Dr. Imke Traulsen Tiergesundheit gefördert werden. clara.lensches@uni-goettingen.de 0551/ 39 - 257 74 Genomische Selektion, Genomweite Assoziationsstudien, Missing Homozygosity Paula Reich Im Rahmen des Projekts werden Genotypdaten und Genom- M.Sc. Pferdewissenschaften (Georg-August-Universität sequenzen von Pferden dazu genutzt, mittels Imputationsver- Göttingen) *1991; Abteilung Functional Breeding fahren Sequenzlevel-Genotypen für Tausende von Pferden zu Betreuer: Prof. Dr. Jens Tetens erhalten. Diese werden anschließend für weitere Analysen wie paula.reich@agr.uni-goettingen.de Genomweite Assoziationsstudien und die Analyse fehlender Homozygotie bzw. die Aufklärung von Erbfehlern genutzt. Warmblut, genomische Selektion, Zuchtwertschätzung Vanessa Timm Betrachtung imputierter Sequenz-Level Genotypen beim M. Sc. in Pferdewissenschaften (Georg-August-Universi- Warmblut, im Zusammenhang mit erfassten Lineardaten tät Göttingen) *1992; Abteilung Functional Breeding der Pferde. Deskriptive Analyse der Daten und Identifikation Betreuer: Prof. Dr. Jens Tetens möglicher Hauptkomponenten. vanessa.timm@uni-goettingen.de Fakultät für Agrarwissenschaften 9
Forschung Einkauf und Ernährung nach dem Lockdown: Weniger Außer-Haus-Konsum, gesteigertes Preisbewusstsein Die Abteilung Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte untersucht Verhalten und Einstellungen von Verbrauchern in Deutschland in den unterschiedlichen Phasen der Corona-Pandemie Forscherinnen und Forscher der Univer- diese Zahlen. „Überraschend war zudem, Ein Blick auf die Gastronomie zeigt, dass die sität Göttingen erheben seit Mitte April in dass trotz der Erfahrung leerer Supermarkt- Befragten nur zögerlich den Außer-Haus- einer deutschlandweiten Konsumenten- regale zu Beginn der Pandemie nur etwa 44 Verzehr wiederaufnehmen. Mitte Juni hatte befragung, wie sich die Corona-Pandemie Prozent der Befragten Haushaltsvorräte für erst ein Drittel wieder einen Gastronomie- auf das Einkaufs-, Ernährungs- und Koch- mindestens zehn Tage zu Hause haben.“ betrieb besucht. Allerdings sieht die Hälfte verhalten auswirkt. Mitte Juni, zu einem Das Vertrauen in die Ernährungssicherung der Befragten eine Notwendigkeit, die Gas- Zeitpunkt mit geringen Infektionszahlen ist bei den meisten Menschen nach wie vor tronomie durch einen Besuch zu unterstüt- und zunehmenden Lockerungen, wurden sehr hoch. zen. „Insgesamt zeichnet sich eine schwie- dieselben Konsumentinnen und Konsu- rige Zukunft insbesondere für die klassische menten noch einmal befragt. Ein Vergleich der Daten zeigt in einigen Bereichen einen Rückgang zu den Verhaltensmustern wie vor der Corona-Pandemie. Die Menschen kochten weniger zuhause, dafür gingen sie wieder häufiger einkaufen. Andere Aspekte blieben stabil, wie die gestiegene Bedeu- tung von Nachhaltigkeitsaspekten bei der Lebensmittelwahl und die gestiegene Präfe- renz für die heimische Landwirtschaft. Die Ergebnisse sind in einem Diskussionspapier am Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung der Universität Göttin- gen erschienen. Die Studie ist als Panelstudie angelegt, so- dass zur Befragung im Juni nur diejenigen Personen eingeladen wurden, die bereits im April 2020 an der ersten Befragung teilgenommen hatten. Insgesamt flossen die Antworten von 603 Befragten in die Auswertung ein. Die Stichprobe entspricht weitgehend der deutschen Bevölkerung bezüglich Alter, Geschlecht, Einkommen, Bildung und geographischer Verteilung. Eine dritte Erhebung folgt im weiteren Verlauf der Corona-Pandemie. Die zweite Erhebung nahm zudem Fragen zur Gastro- nomie, zur Bevorratung im Haushalt und zu den Arbeitsbedingungen in der Fleisch- wirtschaft auf. Ein neues Ergebnis ist ein gesteigertes Preis- bewusstsein der Befragten. 28 Prozent der Befragten gaben an, während der Coro- na-Pandemie mehr Geld für Essen auszu- geben. Über 40 Prozent sagten, dass sie vermehrt auf Sonderangebote achten und 30 Prozent, dass sie vermehrt günstige Le- bensmittel einkaufen. „Eine mögliche Erklä- rung ist die Verschiebung vom Außer-Haus- Konsum in den Haushaltsbereich, weshalb viele Menschen stärker wahrnehmen, mehr Geld beim Lebensmittelkauf auszugeben“, kommentiert Erstautorin Dr. Gesa Busch 10 Georg-August-Universität Göttingen
Forschung Kontakt: Georg-August-Universität Göttingen Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung Abteilung Marketing für Agrarprodukte und Lebensmittel Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen Prof. Dr. Achim Spiller Telefon: 0151-42482716 E-Mail: a.spiller@agr.uni-goettingen.de Dr. Gesa Busch E-Mail: gesa.busch@agr.uni-goettin- gen.de Gastronomie ab“, so Prof. Dr. Achim Spiller, Ausbrüche haben das ohnehin schlechte Leiter der Abteilung Marketing für Lebens- Image der Branche damit nochmals breit mittel und Agrarprodukte der Universität angegriffen. Göttingen. „Für die Fleischwirtschaft verdeutlicht un- Originalveröffentlichung: sere Studie allerdings noch stärkere Kri- Gesa Busch et al. Einkaufs- und Ernäh- senanzeichen“, so Spiller. Die Corona-Aus- rungsverhalten sowie Resilienz des Ernäh- brüche in fleischverarbeitenden Betrieben rungssystems aus Sicht der Bevölkerung: haben die Aufmerksamkeit der Gesellschaft Eine Studie während der Corona-Pande- und der Politik auf die Arbeitsbedingungen mie im Juni 2020. Diskussionsbeitrag Nr. Dr. Gesa Busch der dortigen Mitarbeiterinnen und Mitar- 2004 des Departments für Agrarökono- beiter gelenkt. Gefragt nach unterschied- mie und Rurale Entwicklung der Georg- lichen Aspekten der Arbeitsbedingungen August-Universität Göttingen, Göttingen, in Schlachthöfen, schätzen die Befragten August 2020. diese durchweg als negativ ein. Dabei lässt sich kein Unterschied zwischen den direkt Das Diskussionspapier zur zweiten Be- Das Diskussionspapier zur ersten Be- mit den Corona-Ausbrüchen verbunde- fragungswelle im Juni ist unter https:// fragungswelle im April ist unter https:// nen Punkten, wie der Infektionsgefahr, www.uni-goettingen.de/de/630853.html www.uni-goettingen.de/de/625255.html und allgemeinen Aspekten, wie der hohen zu finden. zu finden. Arbeitsbelastung, feststellen. Die Corona- Können biologische Pflanzenschutzmittel Pflanzen schaden? Die Abteilung Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz entdeckt neue Maiskrankheit Der Schutz der Kulturpflanzen vor Schäd- Trichoderma-Art eine schwere Kolbenfäule lingen und Krankheiten ist eine essenzielle an Mais auslösen kann. Die Ergebnisse sind Voraussetzung für die sichere Versorgung in der Fachzeitschrift Frontiers in Agrono- mit Lebensmitteln. Etwa 95 Prozent der my erschienen. Lebensmittel stammen aus konventioneller Das massive Auftreten einer bislang in Eu- Landwirtschaft, die zur Gesunderhaltung ropa unbekannten Trichoderma-Art an der Pflanzen auch chemische Pflanzen- Maiskolben ließ sich erstmals 2018 in Süd- schutzmittel einsetzt. Zunehmend wird deutschland feststellen. Bei betroffenen aber auch nach biologischen Pflanzen- Pflanzen bildeten sich graugrüne Sporen- schutzmitteln als Alternative gesucht. Einige beläge auf den Körnern und zwischen den biologische Pflanzenschutzmittel enthalten Lieschblättern der Kolben. Zudem keimten lebende Sporen des Pilzes Trichoderma, die befallenen Körner verfrüht aus. Die welche die Fähigkeit haben, andere Krank- Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heitserreger zurückzudrängen. Forscherin- brachten für die aktuelle Studie Maispflan- nen und Forscher der Universität Göttin- zen im Gewächshaus mittels Inokulation, gen haben nun herausgefunden, dass eine also auf künstlichem Wege, mit Trichoder- Fakultät für Agrarwissenschaften 11
Forschung ma in Kontakt. Sie konnten nachweisen, den Einsatz lebender Mikroorganismen im Kontakt: dass sich der Trockensubstanzgehalt der Pflanzenschutz genau untersucht werden Maiskolben stark verringert. müssen“, ergänzt Prof. Dr. Andreas von Prof. Dr. Andreas von Tiedemann Annette Pfordt, Doktorandin am Depart- Tiedemann, Leiter der Abteilung für Pflan- Georg-August-Universität Göttingen ment für Nutzpflanzenwissenschaften der zenpathologie und -schutz der Universität Abteilung Pflanzenpathologie und Universität Göttingen und Erstautorin der Göttingen. Pflanzenschutz, Department für Nutz- Studie, hat über zwei Jahre lang 18 Tricho- Im Gemüseanbau können „Trichoderma- pflanzenwissenschaften derma-Isolate vornehmlich aus Maiskolben Mittel“ eingesetzt werden, zum Beispiel, Telefon: 0551/ 39-237 01 in Süddeutschland und Frankreich analy- um Krankheiten wie Botrytis (Grauschim- E-Mail: atiedem@gwdg.de siert. Sie fand heraus, dass einige dieser Iso- mel) oder Fusarium zu bekämpfen und late mit einem Kolbenbefall von 95 bis 100 um Fäulniserreger am Erntegut zu reduzie- Annette Pfordt Prozent hochaggressiv sind. Mittels moleku- ren. Auf dem Markt werden verschiedene Abteilung Pflanzenpathologie und largenetischer Untersuchungen ließen sich Bio-Produkte angeboten, die Trichoderma Pflanzenschutz, Department für Nutz- diese Isolate der neuen Art Trichoderma enthalten. Sie werden fast ausschließlich pflanzenwissenschaften afroharzianum zuordnen. Innerhalb dieser im ökologischen Anbau eingesetzt. Tricho- E-Mail: annette.pfordt@uni-goettin- Art haben sich offenbar bislang unbekannte derma-Arten gehören zu den Schlauchpil- gen.de pflanzenpathogene Stämme entwickelt, die zen und kommen weltweit im Boden, an nun für die neu entdeckte Maiskrankheit Pflanzenwurzeln, in verfaulenden Pflanzen- verantwortlich sind. resten und an Holz vor. Sie gelten als Subs- „Die Art, die in biologischen Pflanzen- tratzersetzer und als Gegenspieler anderer schutzmitteln zum Einsatz kommt, ist ein Mikroorganismen. Bisher waren sie jedoch naher Verwandter, nämlich Trichoderma nicht als Krankheitserreger an Pflanzen be- harzianum. Isolate dieser Art waren in den schrieben worden. Untersuchungen nicht so aggressiv, führten aber in den Inokulationsversuchen auch Originalveröffentlichung: zu einem leichten Befall am Kolben“, sagt Annette Pfordt, Simon Schiwek, Petr Kar- Pfordt. „Die bisherigen Untersuchungen lovsky, Andreas von Tiedemann. Tricho- zeigen zwar, dass sich die in biologischen derma afroharzianum ear rot – a new Pflanzenschutzmitteln eingesetzten Tricho- disease on maize in Europe. Frontiers in derma-Stämme von den jetzt gefundenen Agronomy (2020). www.frontiersin.org/ Prof. Dr. Andreas von Tiedemann aggressiven Formen unterscheiden, aller- articles/10.3389/fagro.2020.547758/ab- dings wird auch deutlich, dass Risiken durch stract Anette Pfordt Bei betroffenen Pflanzen bildeten sich graugrüne Sporenbeläge auf den Körnern und zwi- schen den Lieschblättern der Kolben. 12 Georg-August-Universität Göttingen
Forschung Welchen Einfluss haben Greening-Maßnahmen auf Bestäuber? Besser als gedacht: Hummeln profitieren vom Ackerbohnenanbau Rund ein Drittel der Direktzahlungen, die Landwirtinnen und Landwirte erhalten, Kontakt: sind an bestimmte Greening-Maßnahmen Nicole Beyer geknüpft, um die Artenvielfalt zu fördern. Georg-August-Universität Göttingen Der Anbau von stickstofffixierenden Hül- Fakultät für Agrarwissenschaften senfrüchten ist dabei sehr beliebt. Er steht Abteilung Funktionelle Agrobiodiversität allerdings in der Kritik, denn der Nutzen Grisebachstraße 6, 37077 Göttingen für die biologische Vielfalt ist ungeklärt. Ein Telefon: 0551/ 39-337 39 Team der Universität Göttingen, des Julius E-Mail: nicole.beyer@uni-goettingen. Kühn-Instituts und des Thünen-Instituts in de Braunschweig hat untersucht, ob der An- bau der Ackerbohne (Vicia faba) Wildbie- Prof. Dr. Catrin Westphal nen unterstützen kann. Dabei stellte sich Abteilung Funktionelle Agrobiodiversität heraus, dass Hummeln vom Ackerboh- E-Mail: cwestph@gwdg.de nenanbau profitieren, während alle ande- Hummel beim Anflug auf eine Ackerboh- ren Wildbienen auf das Vorhandensein von nenblüte. halbnatürlichen Lebensräumen angewiesen sind. Die Ergebnisse der Studie sind in der gruppen, die sich in ihrer äußeren Gestalt Fachzeitschrift Journal of Applied Ecology unterscheiden, auf den Anbau von Acker- erschienen. bohnen reagieren und ob sie davon pro- Die Forscherinnen und Forscher erfassten fitieren können“, sagt Erstautorin Nicole für die Untersuchung Wildbienen in ver- Beyer aus der Abteilung Funktionelle Ag- schiedenen deutschen Agrarlandschaften. robiodiversität der Universität Göttingen. In einer Hälfte der Landschaften wurden Die Studienergebnisse zeigen, dass in den konventionell bewirtschaftete Ackerbohnen Ackerbohnenlandschaften mehr als dop- angebaut, in der anderen Hälfte gab es kei- pelt so viele Hummeln waren wie in den ne Bohnenfelder. „Der Nektar der Acker- Landschaften ohne Bohnen. Im Gegensatz bohne ist tief in den Blüten verborgen und dazu beeinflusste der Bohnenanbau andere Nicole Beyer nur für größere Bienen mit langen Zungen, Wildbienen nicht. Diese profitierten hinge- wie Hummeln, leicht zugänglich. Deshalb gen von einem hohen Anteil an naturnahen wollten wir untersuchen, wie Wildbienen- Lebensräumen. „Mit unserer Studie konnten wir eindrück- lich zeigen, dass auch durch Maßnahmen in Kulturflächen bestimmte Bienenarten gefördert werden können. Allerdings hängt der Nutzen stark von den Merkma- len der Kulturpflanzen und Bestäuber ab. Um ein möglichst breites Artenspektrum zu fördern, schlagen wir eine Kombinati- on von Maßnahmen vor: den Anbau von verschiedenen blühenden Ackerkulturen wie Ackerbohnen und die Förderung be- ziehungsweise den Erhalt von halbnatürli- chen Lebensräumen mit einem vielfältigen Blütenangebot und Nistplätzen für viele andere Wildbienen“, folgert Prof. Dr. Cat- rin Westphal, Leiterin der Abteilung Funk- tionelle Agrobiodiversität der Universität Göttingen. Originalveröffentlichung: Beyer, N., Gabriel, D., Kirsch, F., Schulz- Kesting, K., Dauber, J. & Westphal, C. (2020). Functional groups of wild bees respond differently to faba bean (Vicia faba L.) cultivation at landscape scale. Journal of Applied Ecology, doi: https:// Eine Hummel (Bombus hortorum) sammelt Nektar an einer Ackerbohnenblüte. doi.org/10.1111/1365-2664.13745 Fakultät für Agrarwissenschaften 13
Forschung Wildbienen sind auf die Landschaftsstruktur angewiesen Untersuchung des Einflusses von Blühstreifen, Öko-Landbau und kleinen Feldern Sowohl die Anlage von Blühstreifen an kon- Denn Blühstreifen bieten zwar lokal eine ventionellen Getreidefeldern als auch die große Dichte an Pollen und Nektar, aber Kontakt: erhöhte Blütendichte im Öko-Landbau för- Öko-Flächen gleichen das durch ihre er- dern Hummeln wie auch einzeln lebende höhte Flächengröße aus. Prof. Dr. Teja Tscharntke Wildbienen und Schwebfliegen. Hummel- „Die Ergebnisse zeigen, dass Maßnahmen Georg-August-Universität Göttingen völker profitieren von Blühstreifen an kleinen auf lokaler wie auch auf Landschaftsebene Fakultät für Agrarwissenschaften – Feldern, aber von großen Feldern im Öko- wichtig sind, um Wildbienen zu fördern“, Abteilung Agrarökologie landbau. Das zeigen Agrarökologinnen und betont Costanza Geppert, Erstautorin der Grisebachstraße 6 Agrarökologen der Universität Göttingen in Studie. Die Untersuchungen waren Teil ih- 37077 Göttingen einem Vergleich verschiedener Anbausyste- rer Masterarbeit in der Abteilung Agraröko- Telefon: 0551/ 39-9209 me und Landschaftstypen. Die Ergebnisse logie im Department für Nutzpflanzen- E-Mail: ttschar@gwdg.de der Studie sind in der Fachzeitschrift Journal wissenschaften der Universität Göttingen. www.agroecology.uni-goettingen.de of Applied Ecology erschienen. „Wildbienen und andere Insekten können Öko-Landbau und die Anlage von Blüh- nicht durch Verbesserungen auf einem Feld streifen werden finanziell gefördert, um überleben, sie hängen von der Struktur der Wildbienen und Schwebfliegen zu unter- umgebenden Landschaft ab“, ergänzt Abtei- stützen, die als Bestäuberinnen der meis- lungsleiter Prof. Dr. Teja Tscharntke. „Des- ten Nutz- und Wildpflanzen besonders im halb sollten bei zukünftigen Agrarumwelt- Fokus stehen. Das Forscherteam wählte maßnahmen die Landschaftsebene stärker in der Umgebung Göttingens neun Land- Berücksichtigung finden“, ergänzt Dr. Péter schaften entlang eines Gradienten anstei- Batáry, Initiator der Studie. gender Feldgröße aus und quantifizierte die Wildbienen und Schwebfliegen in jeder Originalveröffentlichung: Landschaft drei Mal: in einem Öko-Weize- Costanza Geppert et al. (2020): Agri- nacker, einem Blühstreifen an konventio- environment schemes enhance pollinator nellem Weizen und einem konventionellen abundance and richness, but bumble- Weizen ohne Blühstreifen. bee reproduction depends on field size. Erstautorin Costanza Geppert Das Ergebnis: Die meisten Bestäuberinnen Journal of Applied Ecology. https://doi. wurden in den Blühstreifen angetroffen, org/10.1111/1365-2664.13682 aber auch Öko-Felder, auf denen mehr Unkraut wächst, waren für sie von Vorteil. Hummel-Kolonien, die experimentell an Auf dem Blog “AgrarDebatten – Kommentare aus der Wissenschaft“ findet man ei- Feldrändern angelegt wurden, entwickel- nen ausführlichen Podcast über die Zusammenhänge zwischen Wildbienen und Ag- ten sich bei Blühstreifen besser und pro- rarlandschaften. Als Expert*innen standen Dr. Annika Haß, Abteilung duzierten mehr Königinnen, wenn sie in für funktionelle Agrobiodiversität der Uni Göttingen und Fionn Pape, Landschaften mit kleinen konventionellen Vorstandsmitglied der Biologischen Schutzgemeinschaft Göttingen, Feldern lagen. Im Gegensatz dazu waren zur Verfügung: https://agrardebatten.blog/2020/10/02/podcast-wild- große Flächen besonders vorteilhaft, wenn bienen-agrarlandschaft/ es um blütenreiche Öko-Flächen ging. Costanza Geppert beim Käschern von Bienen am Rande eines Ökologischer Getreideacker: Hummelvölker profitieren unter ande- Getreidefelds. rem von großen Feldern im Ökolandbau. 14 Georg-August-Universität Göttingen
Forschung Hand pollination, not agrochemicals, increases cocoa yield and farmer income Cocoa is in great demand on the world Working together with colleagues and stu- market, but there are many different ways dents of the Indonesian University of Tadu- Kontakt: to increase production. A research team lako of Palu, the scientists found that hand University of Göttingen from the University of Göttingen has now pollination increased the yield of cocoa Faculty of Agricultural Sciences – investigated the relative importance of the trees by 161 percent. After deducting the Agroecology Group use of pesticides, fertilisers and manual pol- costs of manual pollination, this meant a 69 Grisebachstraße 6 lination in a well replicated field trial in In- percent increase in income for small-holder 37077 Göttingen, Germany donesian agroforestry systems. The result: farmers. Using more pesticide and fertiliser an increase in both cocoa yield and farming did not increase yields. Manuel Toledo-Hernández income was achieved – not by agrochemi- “Our results show how agroecological in- Tel: +49 177 44 72 022 cals, but by manual pollination. The study tensification can be successful by promoting E-Mail: mtoledo@gwdg.de was published in the journal Agriculture, biological processes or using innovative www.manueltoledohernandez. Ecosystems and Environment. techniques such as manual pollination,” ex- weebly.com Cocoa requires cross-pollination by insects plains first author Manuel Toledo-Hernán- to produce fruit. It is unclear how to en- dez, PhD student in the Department of Professor Teja Tscharntke courage natural pollination by tiny midges, Agroecology at the University of Göttingen. Tel: 0 551 / 39-92 09 flies or wasps: in fact, the true identity of The work was supervised by Professor Teja E-Mail: ttschar@gwdg.de the main pollinators has yet to be disco- Tscharntke, Head of Agroecology, and Pro- www.uni-goettingen.de/en/74726.html vered. Under natural conditions, more fessor Thomas C. Wanger, now at Westla- than 90 percent of flowers are not visited ke University in China. They add: “Lower by insects and do not develop fruit. These harvests due to insufficient pollination have results clearly show that traditional agricul- a major effect on many crops in the tro- tural intensification with agrochemicals is pics as well as in temperate latitudes. This not always the best way forward. should be taken into account much more in future efforts to increase production.” Landscape shaped by cocoa cultivation in Sulawesi (Indonesia). Manuel Toledo-Hernández Prof. Teja Tscharntke Original Publication: Manuel Toledo-Hernández et al. Hand pollination, not pesticides or fertiliz- ers, increases cocoa yields and farmer income. Agriculture, Ecosystems and Environment 2020. DoI: 10.1016/j. agee.2020.107160 Cocoa Agroforest in Sulawesi (Indonesia) Fakultät für Agrarwissenschaften 15
Forschung Gezielte Anreize für Agroforst-Systeme Kontakt: können biologische Vielfalt unterstützen Dr. Yves Zinngrebe Georg-August-Universität Göttingen Eine zunehmend intensivierte, strukturar- qualitativ analysiert. „Wir stellten fest, dass Abteilung Sozial-ökologische Inter me Landwirtschaft dehnt sich in tropische alle Gruppen eine Verbindung zu Bäumen aktionen in Agrarsystemen Regenwälder aus und gefährdet so die haben, und Beteiligte können so gleichzeitig Platz der Göttinger Sieben 5 biologische Vielfalt und den Klimaschutz. institutionelle und ideologische Barrieren 37073 Göttingen Naturschutz in die Landwirtschaft einzube- zu integrativem Naturschutz überwinden“, Telefon: 0551 / 39-211 38 ziehen, ist daher von größter Bedeutung. sagt Dr. Yves Zinngrebe, Hauptautor und E-Mail: yves.zinngrebe@agr.uni-goet- Agroforstsysteme, bei denen Bäume mit Forscher an der Universität Göttingen so- tingen.de Nutzpflanzen oder Viehhaltung in einem wie am Helmholtz-Zentrum für Umwelt- „Landschaftsansatz“ kombiniert werden, forschung Leipzig. „Wir kamen zu dem haben großes Potenzial, Ziele des Natur- Schluss, dass ein wichtiger politischer Schritt schutzes in landwirtschaftliche Systeme zu darin bestehen würde, die bestehenden integrieren. Forscherinnen und Forscher Governance- und Finanzierungsinstrumen- unter Leitung der Universität Göttingen te in Richtung einer Unterstützung der Ag- und des Helmholtz-Zentrums für Um- roforstwirtschaft umzuwandeln.“ weltforschung Leipzig haben gezeigt, wel- Drei zentrale Ansatzpunkte könnten laut che Anreizsysteme diese Agroforstsysteme Team eine transformative Governance von und somit Naturschutz in Agrarflächen in Agrarlandschaften fördern: Erstens muss tropischen Entwicklungsländern fördern die Wahrnehmung dessen, was „gute Land- können. Die Ergebnisse der Studie sind in wirtschaft“ ist, die Agroforstwirtschaft ein- Dr. Yves Zinngrebe der Fachzeitschrift Sustainability Science schließen. Dies würden die Akzeptanz und erschienen. Verantwortlichkeit für nachhaltige Landwirt- Eine zentrale Herausforderung bei der schaft erhöhen. Viehzüchter in Honduras, lokale Kreditprogramme unterstützen die Umsetzung von Agroforstsystemen be- die es gewohnt waren, Weiden und offenes Landwirtschaft, stellen aber der Agroforst- steht darin, dass politische Prozesse um Land zu „säubern“, waren angesichts des wirtschaft erhebliche Hürden in den Weg. Biodiversität und Nachhaltigkeit häufig von Klimawandels und der Dürre daran interes- Stattdessen müssen vorhandenes technolo- Landwirten und lokalen Akteuren, die für siert, Bäume zur Regulierung von Ökosys- gisches Wissen, Finanzierungsmöglichkeiten die Pflege der Bäume verantwortlich sind, temleistungen einzusetzen. Universitäten, und rechtliche Rahmenbedingungen Agro- weitgehend abgekoppelt sind. Die Wissen- Forschungszentren, Nichtregierungsorga- forstsysteme unterstützen und in lokale Re- schaftlerinnen und Wissenschaftler führten nisationen und land- und forstwirtschaftli- gierungsstrukturen eingebunden werden. in den vier Ländern Peru, Honduras, Ugan- che Beratungsdienste können Kapazitäten Drittens müssen die verschiedenen Grup- da und Indonesien Untersuchungen auf aufbauen und von der Agroforstwirtschaft pen in adaptiven Lernprozessen Lösungen nationaler, subnationaler und lokaler Ebene erbrachte Ökosystemleistungen wie Schat- für ökologische und wirtschaftliche Heraus- mittels Fokusgruppen durch. In allen Fallstu- ten, Windbruch, Obst und Holz besser de- forderungen entwickeln. Die Entscheidun- dien wurden bestehende Netzwerke der monstrieren. gen der Landwirte werden nicht nur durch Agroforstwirtschaft und die Interaktionen Zweitens erfordert die Umsetzung agro- Beratungsdienste beeinflusst, sondern müs- zwischen den verschiedenen Gruppen in forstspezifischer Instrumente ergänzende sen auch den Anforderungen der Märkte Bezug auf Informationsaustausch, Finanz- Strukturen für Regulierung, Finanzierung und Kreditinstitute entsprechen. „Beste- flüsse und Regulierungen quantitativ und und Information. Private Initiativen sowie hende Plattformen und Kooperationspro- gramme sollten kontinuierlich genutzt und unterstützt werden, um sowohl staatliche als auch nichtstaatliche Bemühungen um gemeinsame Umsetzung und institutio- nelles Lernen mit einer klaren Vision und einem klaren Mandat für die Agroforstwirt- schaft zu koordinieren“, so Zinngrebe. Originalveröffentlichung: Zinngrebe Y, Borasino E, Chiputwa B, Dobie P, Garcia E, Gassner A, Kihumuro P, Komarudin H, Liswanti N, Makui P, Plieninger T, Winter E, Hauck J. Agrofor- estry governance for operationalising the landscape approach: connecting con- servation and farming actors. Sustain- ability Science (2020). Doi: https://doi. Vertreter des nationalen Verbandes der Kaffee-Produzenten in Honduras “IHCafé” erklären org/10.1007/s11625-020-00840-8 das Produktionssystem nahe des Nationalparks. 16 Georg-August-Universität Göttingen
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