PRAXIS- TEAM ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN SACHSEN-ANHALT - Mit Beilage

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PRAXIS- TEAM ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN SACHSEN-ANHALT - Mit Beilage
ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN SACHSEN-ANHALT

                                          April 2017
                                        27. Jahrgang

                                          04/2017
                        Mit Beilage
                                      PRAXIS-
                                      TEAM
PRAXIS- TEAM ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN SACHSEN-ANHALT - Mit Beilage
BAROMETER

        Aufbruchstimmung vor der Bundestagswahl

A     m 24. September 2017 wählen
      die Deutschen den 19. Deut-
schen Bundestag. Nach der Flücht-
                                                   Wie sehr interessie-            71 %                                      sehr
                                                   ren Sie sich für die           25,8 %                                  weniger
lingskrise hat sich das politische Kli-
                                                     Bundespolitik?               3,2 %                                  gar nicht
ma in der Bundesrepublik nachhaltig
verändert. So verloren alle Parteien
in Umfragen Stimmenanteile an die
AfD, die als drittstärkste Kraft in den             Finden Sie, dass              34,7 %                                        ja
Bundestag einziehen könnte. Aktu-                  die Große Koalition            38,7 %                                     nein
ellen Umfragen zufolge wäre eine                   Deutschland voran-
                                                                                  26,6 %                                weiß nicht
Fortsetzung der amtierenden Großen                    gebracht hat?
Koalition aus CDU, CSU und SPD
ebenso möglich wie ein Bündnis aus                                         10 %   20 %     30 % 40 %   50 % 60 % 70 %
SPD, Linken und Grünen, zumal die
Sozialdemokraten nach der Nomi-
nierung von Martin Schulz als Kanz-            %
lerkandidat neuen Aufwind spüren.                        Welche Regierungskoalition würde sich Ihrer Meinung nach am
                                              90       meisten für die Belange von Heilberuflern bzw. Zahnärzten einsetzen?
Auch die FDP liegt derzeit bei über 5
Prozent, es könnten also sechs Partei-        80
en im nächsten Bundestag vertreten            70
                                                          33,1 %          6,5 %             6,5 %       19,4 %      32,3 %
sein. Doch welche Koalition macht
Ihrer Meinung nach die für die Zahn-          60
ärzte beste Gesundheitspolitik? Das           50
wollen wir mit diesem Barometer he-
                                              40
rausfinden.
   Fest steht: Es herrscht offenbar Auf-      30
bruchstimmung – die im Barometer              20
befragten Zahnärzte verfolgen die
                                              10
Bundespolitik überwiegend mit gro-
ßem Interesse. 71 Prozent bekunde-
                                                      Union/SPD    SPD/Linke/Grüne       Union/AfD      Sonstige    keine
ten, sie seien „sehr interessiert“, ein
Viertel der Befragten ist es „weniger“,
nur 3,2 Prozent haben gar kein Inte-
resse am Geschehen in Berlin. Dazu           sich ihrer Meinung nach am meisten             gendstes Problem. Die mögliche Ein-
passt, dass eine große Mehrheit der          für die Belange von Heilberuflern              führung einer Bürgerversicherung
Zahnärzte wählen gehen wird, um              bzw. Zahnärzten einsetzen würde.               und die damit eventuell verbunde-
Einfluss auf (gesundheits-)politische        Die Große Koalition aus Union und              ne Abschaffung des duales Systems
Entscheidungen zu nehmen: 88,7               SPD erhält mit 33,1 Prozent der Stim-          steht nur bei jedem fünften Zahn-
Prozent. Nur drei Befragte wollen            men noch die meiste Zustimmung,                arzt (19,6 Prozent) ganz oben auf der
am Wahlsonntag zuhause bleiben.              gefolgt von „keine“ (32,3 Prozent)             Agenda. Und werden die Zahnärz-
8,9 Prozent sind noch unschlüssig,           und „sonstige“ (19,4 Prozent). Hier            te ihre Praxisteams motivieren, zur
ob sie ein Kreuz setzen.Wesentlich           haben wohl Anhänger eines CDU/                 Bundestagswahl zu gehen? Ja, auf
differenzierter fällt die Meinung der        FDP-Bündnisses einen Haken ge-                 jeden Fall, antwortet mit 61,8 Prozent
Zahnärzteschaft bei der Beurteilung          setzt. Für ein Mitte-Links-Bündnis             eine deutliche Mehrheit. Nein, das
der Arbeitsleistung der noch amtie-          aus SPD, Linken und Grünen votier-             sei Privatsache, meinen 38,2 Prozent
renden Großen Koalition aus. Dass            ten nur 6,5 Prozent der Befragten,             der Befragten.
diese Deutschland in den vergange-           auf den gleichen Wert kam ein Bünd-              Übrigens: Selbst auf den Zahn
nen knapp vier Jahren vorangebracht          nis aus CDU und AfD.                           fühlen können Sie den Kandidaten
hat, findet nur knapp ein Drittel (34,7        Das gesundheitspolitische                    für die Bundestagswahlen am 21.
Prozent). Im Gegenteil: Eine Mehrheit        Kernthema der kommenden vier                   Juni 2017 ab 17 Uhr im Anschluss
von 38,7 Prozent verneint dies sogar         Jahre ist aus Sicht von 55,4 Prozent           an die Kammerversammlung in
entschieden. Mit „weiß nicht“ ant-           der befragten Zahnärzte ganz klar              Magdeburg: Dort stellen sich Kan-
wortet immerhin jeder vierte Befragte        die Erhaltung von Selbstverwaltung             didaten der Parteien vor und wer-
(26,6 Prozent). Ähnlich uneins sind          und Freiberuflichkeit. Die Gesund-             den zu ihren gesundheitspolitischen
sich die befragten Zahnärzte darin,          heitsversorgung auf dem Land sieht             Zielen für die kommende Legisla-
welche mögliche Regierungskoalition          ein Viertel (24,5 Prozent) als drän-           turperiode befragt.                n

 2     Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017
PRAXIS- TEAM ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN SACHSEN-ANHALT - Mit Beilage
INHALT
                      ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN 04/2017

BAROMETER                                                                          FORTBILDUNGSINSTITUT E. REICHENBACH

Aufbruchstimmung vor der Bundestagswahl ......Seite 2                             Fortbildungsprogramm für Zahnärzte.......................... 23

EINLADUNG                                                                         Fortbildungsprogramm für Praxismitarbeiterinnen.... 29

29. Dessauer Abend mit dem Hallenser                                               MITTEILUNGEN DER ZÄK SACHSEN-ANHALT

Fotografen Knut Mueller................................................... 4      Jahresbericht der Röntgenstelle für 2016....................... 33

EDITORIAL                                                                         Einladung zur Kammerversammlung........................... 35
                                                                                  Jahresabschluss 2015 des AVW
Blick auf das Wesentliche
                                                                                  der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt......................... 35
von Dr. Carsten Hünecke................................................... 5
                                                                                  Leistungsverzeichnis für Flüchtlingsbehandlung
BERUFSSTÄNDISCHES
                                                                                  liegt vor............................................................................... 38
Konstituierende Versammlung der                                                   Vorschau auf das Programm der 18. ZMP-
Vertreterversammlung der KZBV..................................... 6              und 15. ZMV-Tage im Mai in Magdeburg..................... 40
Kreisstellenvorsitzende debattieren
                                                                                   MITTEILUNGEN DER KZV SACHSEN-ANHALT
über Strukturen und Notdienstorganisation................ 10
                                                                                  „Hardware noch nicht am Markt“ – IT-Leiter
ÖGD-Kollegen und Verantwortliche
                                                                                  der KZV zur aktuellen Situation der Telematik........... 42
für Jugendzahnpflege im Austausch.............................. 14
                                                                                  Aus der Vorstandssitzung................................................ 44
Zahnärztekammer, TK und Bildungsministerium
                                                                                  Die Zulassungsstelle informiert...................................... 45
verteilen Zahnrettungsboxen an 1.000 Schulen............ 16
                                                                                  Seminarprogramm der KZV Sachsen-Anhalt............... 46
Großes Medienecho zur Woche
der Zahngesundheit.......................................................... 18    SACHSEN-ANHALT

Zahnärztekammer bietet ab Sommer Service                                          Zum Titelbild: Lutherorte – Kirche St. Martini
der Validierung an / Validierer vorgestellt .................. 19                 in Stolberg (Harz).............................................................. 48

NACHRICHTEN UND BERICHTE                                                          Termine/Service................................................................ 49

DG PARO geht in die Offensive...................................... 20             MITTEILUNGEN DES FVDZ SACHSEN-ANHALT
Neuer ZahnRat erschienen.............................................. 21         Vielleicht wird das ja doch noch was ............................ 50

KOLLEGEN                                                                           EINLADUNG

Zahnarzt Ralf Beiermann engagiert sich                                            Tag der offenen Tür in der KZV Sachsen-Anhalt......... 51
im AVW-Verwaltungsausschuss..................................... 19

Titelbild: Lutherorte:
Kirche St. Martini in
Stolberg (Harz)

                                                                                             Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017                          3
PRAXIS- TEAM ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN SACHSEN-ANHALT - Mit Beilage
EINLADUNG

       Tipp: Knut Muelle der
        vom  17 .4. bis 19.6.
                              r zeigt
                              in
                               Mer-
         Willi-Sitte-Galerie ung
                                                                                                                               Dessauer Abende
                               ell
        seburg seine Ausst ecken“
       „Schönheit und Sc
                            hr                                                                                          der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt
                                                                                                                                    Interdisziplinäre Gespräche

                                                                                                         Die Veranstaltungsreihe der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt erlebt die 29. Runde:

                                                                                                                                                    Mittwoch, 17. Mai 2017

                                                                                                              Inspiriert von der Bauhausstadt Dessau, in der einmaligen Atmosphäre des
                                                                                                          Feiningerhauses, eines der restaurierten Meisterhäuser, soll der Dialog von Zahnärz-
                                                                                                          ten mit Künstlern, Wissenschaftlern, Politikern aus Sachsen-Anhalt initiiert werden.

                                                                                                                               Der Blick über den Tellerrand der eigenen Profession
                                                                                                                              kann die Augen öffnen für die Weltsicht des Nachbarn,
                                                                                                                                        kann eigene Probleme relativieren,
                                                                                                                                kann Anregungen vermitteln für das eigene Sein.

                                                                                                                                                     Wir freuen uns auf Sie!
                                                                                                                 ◀

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                                                                                                  Bitte per Fax (03 91/7 39 39 20) oder Post
Für einen Imbiss ist gesorgt. Aufgrund des begrenzten Platzangebotes wird um Anmeldung gebeten!

                                                                                                  (PF 39 51, 39014 MD) an die Zahnärzte-                                     Dessauer Abend
                                                                                                  kammer Sachsen-Anhalt schicken!
                                                                                                                                                                                Knut Mueller
                                                                                                             – ANMELDUNG –
                                                                                                                                                                                              •   geboren 1952 in Halle (S.)
                                                                                                         Dessauer Abende                                                                      •   Studium an der Hochschule
                                                                                                                                                                                                  für Kunst und Design Burg
                                                                                                        Der Zahnärztekammer S.-A.                                                                 Giebichenstein von 1970 bis
                                                                                                                                                                                                  1975
                                                                                                               Gespräch mit                                                                   •   anschließend freiberuflich
                                                                                                               Knut Mueller,                                                                      tätig in Halle, Leipzig, Berlin
                                                                                                                                                                                              •   1986 Ausreise in die BRD,
                                                                                                         am 17. Mai 2017 ab 19 Uhr                                                            •   freiberuflich als Fotoreporter
                                                                                                                                                                                                  in Hamburg tätig
                                                                                                         im Feinigerhaus in Dessau                                                            •   seit 1989 in Krisen- u.
                                                                                                               Ebertallee 63                                                                      Kriegsgebieten wie Albani-
                                                                                                                                                                                                  en, Kroatien, Irak, Somalia,
                                                                                                                                                        Knut Mueller hat das Elend der            Tschetschenien und Afgha-
                                                                                                         18.30 Uhr: Vorprogramm –                       Welt gesehen; er war als Fotorepor-       nistan unterwegs
                                                                                                              Fotopräsentation                          ter in den Krisen- und Kriegsge-      •   Veröffentlichung seiner Re-
                                                                                                                                                        bieten der vergangenen Jahrzehnte         portagen u. a. in Spiegel,
                                                                                                                                                        unterwegs. Immer auf der Suche        •   Focus, Stern, Merian, Geo,
                                                                                                                                                        nach starken Bildern, die die Emo-        Le Figaro
                                                                                                              Ich komme gerne!                          tionen der betroffenen Menschen       •   2004 Rückkehr nach Halle
                                                                                                              Name/Anschrift:                           zeigen. Hass, Wut und Liebe, so       •   seit 2005 Vorstandsmitglied
                                                                                                                                                        hat er dabei erfahren, liegen dort    •   der Vereinigung Hallescher
                                                                                                                                                        oft dicht an der Oberfläche. Er           Künstler
                                                                                                                                                        kann berichten von Grenzsituati-      •   Vorsitzender der Künstler-
                                                                                                                                                        onen und dem eigenen Umgang               plattform Sachsen-Anhalt e.V.
                                                                                                                                                        damit.                                •   zahlreiche Ausstellungen

                                                                                                    4    Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017
PRAXIS- TEAM ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN SACHSEN-ANHALT - Mit Beilage
EDITORIAL

                          Blick auf das Wesentliche
Liebe Kolleginnen und Kollegen,         spürbare Entlastung bei der Praxis-
                                        führung anbieten können.
   Ende März waren sicher auch ei-
nige von Ihnen auf der IDS in Köln.        Gegenüber der Politik, den
Mit fast 2.400 Ausstellern und über     Kostenträgern und der Industrie
155.000 Besuchern wurde sie auch        werden wir weiter deutlich vermit-
dieses Jahr ihrem Ruf als weltwei-      teln, dass wir nicht die unerschöpf-
te Leitmesse der Dentalindustrie        lichen Melkkühe der Branche
gerecht. Eine Vielzahl von Innova-      sein können. Die Industrie ist im
tionen, insbesondere bei der Digi-      Ausland gezwungen und bereit,
talisierung von Arbeitsprozessen,       kleinere Brötchen zu backen. Gern
wurde präsentiert. Die IDS ist ei-      schmückt sich die Politik mit dem
nerseits Ausdruck für Deutschlands      hohen Standard der Versorgung
Spitzenposition in diesem Sektor        der Patienten, den wir sicherstellen.
und andererseits wird gerade in         Dann darf sie auch ihrer Pflicht zur
Deutschland ein wichtiger Markt         Gestaltung eines angemessenen
für diesen technischen Fortschritt      finanziellen Rahmens nachkommen
gesehen. Ohne Zweifel gehört der        – Stichwort Ende der Budgetierung
Standard in unseren Praxen zur          und ausreichende Punktwerte in
Weltspitze.                             der GOZ.
                                                                                                        Von
  Doch den gibt es wahrlich nicht          Sie sollte auch dafür Sorge tra-             Dr. Carsten Hünecke
zum Nulltarif. Eine Studie des IDZ      gen, dass deutsche Praxen nicht                        Präsident der
belegt, dass die Investitionskosten     jahrelang im Verhältnis zu europä-
bei Neugründung einer Einzelpraxis      ischen Kolleginnen und Kollegen
                                                                                           Zahnärztekammer
inzwischen bei fast einer halben        stärker belastet werden. Aktuelles                   Sachsen-Anhalt
Million Euro liegen. Selbst bei der     Beispiel ist die im März im EU
Übernahme einer solchen oder            Parlament verabschiedete Queck-
bei der Gründung von Berufsaus-         silberverordnung, die ab 2019 für
übungsgemeinschaften müssen             die gesamte EU die ausschließli-
noch etwa mindestens dreihundert-       che Verwendung von gekapseltem
tausend Euro pro Beteiligtem kal-       Amalgam, den Einsatz von Amalga-
kuliert werden. Damit ist es im Ver-    mabscheidern und die Entsorgung
laufe des Berufslebens aber nicht       durch zertifizierte Unternehmen         gut geplante Gründung der eigenen
getan. Natürlich möchte man weiter      zwingend vorschreibt. Das sind          Praxis auch heute noch ein Erfolgs-
am Fortschritt teilhaben und in die     Anforderungen (und erhebliche           modell ist. Gleichzeitig gilt es, mit
Praxis investieren. Gleichzeitig gilt   Kosten), die in deutschen Praxen        dem Know how der Standesvertre-
es, neue Richtlinien, Auflagen und      seit Jahrzehnten umzusetzen sind!       tung für den Weg in die Selbststän-
Verordnungen umzusetzen. Dazu                                                   digkeit stärker wahrgenommen zu
bedarf es unbedingt einer gesicher-      Liebe Kolleginnen und Kollegen,        werden. Wir können Berufsstartern
ten Refinanzierung, die seit vielen                                             Unterstützung und einen objektiven
Jahren immer schwerer zu bewerk-          am Stand der Bundeszahnärzte-         Blick bieten, der angesichts einer
stelligen ist.                          kammer auf der IDS hatte ich Ge-        wie auf der IDS perfekt inszenier-
                                        legenheit, mehrere Gespräche mit        ten schillernden und erdrückenden
  Der Willen der Standespolitik,        jungen Zahnärzten zur Existenz-         Vielfalt vielleicht auch einmal ver-
vernünftige Rahmenbedingungen           gründung zu führen. Der Wunsch          loren zu gehen droht. Die nächsten
zu schaffen, ist ungebrochen. Ich       und der Willen zur Niederlassung        Gelegenheiten bietet die Kammer
erinnere nur an das Interview mit       und zur eigenen Praxis sind nach        interessierten (jungen) Kolleginnen
dem neuen Vorstand der KZV in           wie vor vorhanden. Das ist eine         und Kollegen mit dem Zahnärzte-
den zn. In dieser Ausgabe erfahren      gute Nachricht. Es zeigte sich          treff im Mai und den „Your Days“ im
Sie mehr über aktuelle Projekte der     auch, dass wir Standesvertreter         Juni! Ich freue mich auf Sie!
Zahnärztekammer, unter anderem          stärker die Botschaft zu vermit-
zum kammereigenen Angebot zur           teln haben, dass bei all unseren          Ihr
Leistungsüberprüfung des Aufbe-         berechtigten Forderungen (und
reitungsprozesses von Medizin-          Klagen) nach besseren Rahmenbe-
produkten und der Validierung von       dingungen, angemessenen Hono-
Geräten. Damit werden wir eine          raren oder weniger Bürokratie, die

                                                                   Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017   5
PRAXIS- TEAM ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN SACHSEN-ANHALT - Mit Beilage
BERUFSSTÄNDISCHES

     VV-Delegierte
     wählen neue
     KZBV-Spitze

  Dr. Wolfgang Eßer bleibt
 Vorstandsvorsitzender der
   Kassenzahnärztlichen
    Bundesvereinigung
                                                   Die KZBV-Vertreterversammlung stellte mit ihren Stimmen die Weichen
                                                   für die nächste Legislaturperiode.    Fotos: KZBV/Marc Darchinger

D    eutlicher geht es nicht: Mit 56
     Stimmen und damit einstim-
mig hat die Vertreterversammlung
                                           Mit ihrer Entscheidung würdigte
                                           die Vertreterversammlung Eßers
                                           ebenso langjähriges wie erfolgrei-
                                                                                    dem Vorstand der KZBV erstmals
                                                                                    an. Die langjährigen stellvertreten-
                                                                                    den Vorstandsvorsitzenden Dr. Jür-
der Kassenzahnärztlichen Bundes-           ches Engagement für den Berufs-          gen Fedderwitz (66) und Dr. Gün-
vereinigung (KZBV) am 17. März             stand und die zahnärztliche Versor-      ther E. Buchholz (64) hatten bereits
Dr. Wolfgang Eßer erneut zum               gung der Bevölkerung.                    vor Monaten angekündigt, nicht
Vorstandsvorsitzenden gewählt.               Für den 62-Jährigen ist es die         erneut zu kandidieren.
Der Mönchengladbacher Zahn-                zweite Amtszeit als Vorsitzender,          Den Vorsitz der Vertreterver-
arzt bleibt damit bis 2022 Chef der        nachdem er bereits von 2005 bis          sammlung – oberstes Beschluss-
53.000 Vertragszahnärztinnen und           2013 das Amt des stellvertretenden       gremium der KZBV – behält nach
Vertragszahnärzte in Deutschland.          Vorstandsvorsitzenden der KZ-            dem Willen der Mitglieder Dr.
Zu seinen Stellvertretern bestimm-         BV bekleidet hatte. Eßer legt Wert       Karl-Friedrich Rommel inne, Vor-
ten die Delegierten den Kölner             auf einen von Vertrauen und Ver-         standsvorsitzender der KZV Thü-
Martin Hendges, Zahnarzt und               lässlichkeit geprägten Interessen-       ringen. Seine Stellvertreter im
stellvertretenden Vorstandsvorsit-         ausgleich in der Politik. Zu seinen      VV-Vorsitz sind Dr. Bernhard Reil-
zender der Kassenzahnärztlichen            Aufgabenbereichen im Vorstand            mann (KZV Westfalen-Lippe) und
Vereinigung (KZV) Nordrhein so-            zählen zudem Gesetzgebung, Ver-          Oliver Woitke (KZV Bremen). Sie
wie Dr. Karl-Georg Pochhammer,             tragsrecht, Statistik, Gemeinsamer       folgen auf Dr. Axel Wiedenmann
Zahnarzt und Vorstandsvorsitzen-           Bundesausschuss sowie internatio-        (KZV Bayerns) und Christoph Bes-
der der KZV Berlin. Die bisherigen         nale Arbeit.                             ters (KZV Baden-Württemberg).
Vorstandsmitglieder Dr. Jürgen                                                      Dr. Rommel bedankte sich bei
Fedderwitz und Dr. Günther E.              Alte und neue Gesichter                  Wählern, die ihm 43 Ja-Stimmen
Buchholz bleiben bis zur offiziellen                                                gaben. Die erneute Wahl sei für ihn
Amtsübernahme des neuen Vor-               Martin Hendges (53) verantwortet         eine große Ehre, Verpflichtung und
stands geschäftsführend im Amt.            als Vertragsspezialist bei der KZV       Ansporn zugleich. Er wolle wei-
  Dr. Wolfgang Eßer, der die Kör-          Nordrhein den Geschäftsbereich           ter ausgeglichen und ausgleichend
perschaft als Vorstandsvorsitzen-          Sicherstellung. Karl-Georg Poch-         bleiben, versprach der Thüringer
der seit 2013 führt, wurde bei der         hammer (62) ist für die Berliner         den VV-Delegierten.
regulär anstehenden Wahl nach              Vertragszahnärzte unter anderem            Bei der Neuwahl des Vorstandes,
Ablauf der Legislatur einstimmig           für die Themen Finanzen, Haushalt        der eine interne Beratung mit dem
wiedergewählt (56 Ja-Stimmen).             und IT zuständig. Beide gehören          Bericht des Wahlausschusses         ▶

 6    Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017
PRAXIS- TEAM ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN SACHSEN-ANHALT - Mit Beilage
BERUFSSTÄNDISCHES

   Die neue KZBV-Spitze: Dr. Wolfgang Eßer (Mit-
   te) bleibt Chef der Vertragszahnärzte, neu im Team   Die Delegation der KZV Sachsen-Anhalt: Vorstandsvorsitzender Dr. Jo-
   sind Dr. Karl-Georg Pochhammer (Berlin, l.) und      chen Schmidt, Verwaltungsdirektorin Eva Rogge, der stellv. Vorsitzende
   Zahnarzt Martin Hendges (KZV Nordrhein).             Dr. Stefan Schorm und der Delegierte Dr. Frank Büchner.  Foto: A. Stein

sowie eine Beratung über die                   KZBV: Vorstand und                      Vorstandsmitglieder schlug Dr.
Dienstverträge der hauptamtlichen                                                      Karl-Georg Pochhammer dann Dr.
Vorstände vorausging, wurde Dr.               Vertreterversammlung                     Wolfgang Eßer als Vorstandsvor-
Wolfgang Eßer von Ralf Wagner,                                                         sitzenden vor – der mit 56 von 56
                                             Die Wahl des Vorstands steht nach
Vorsitzender der KZV Nordrhein,              den Vorgaben der Satzung der
                                                                                       möglichen Ja-Stimmen ein einstim-
als erstes Vorstandsmitglied vor-            KZBV alle sechs Jahre an. Der seit        miges Votum von den Delegierten
geschlagen. Dem stimmten 55 von              2005 hauptamtliche Vorstand wird          erhielt.
57 VV-Delegierte zu, es gab zwei             bei seiner Arbeit durch den Beirat          Eßer zeigte sich „wirklich ge-
Enthaltungen. Das war bereits „ein           unterstützt, einem Gremium von            rührt“, wollte aber an erster Stelle
überwältigendes Ergebnis“, wie Dr.           Vorständen der 17 KZVen in den            den mehr als 130 Mitarbeitern der
Rommel kommentierte. Als zwei-               Ländern.                                  KZBV-Verwaltung danken, die un-
tes KZBV-Vorstandsmitglied schlug                                                      ter Leitung von Verwaltungsdirek-
Wolfgang Eßer selbst Dr. Karl-Ge-            Die Vertreterversammlung ist das          torin Dr. Karin Ziermann selbstlos,
org Pochhammer vor, der erst kürz-           „Parlament der Vertragszahnärz-           immer loyal und hochengagiert ar-
                                             te“. Sie hat 60 Mitglieder und wählt
lich Dr. Jörg-Peter Husemann als                                                       beiten würden und so für das hohe
                                             und kontrolliert den Vorstand. Ge-
Vorsitzender der KZV Berlin abge-            setzlich vorgeschriebene Mitglieder
                                                                                       Ansehen des Berufsstandes sorgen
löst hatte. Auch hier gab es ein star-       sind die oder der Vorsitzende jeder       würden. In den vergangenen zwölf
kes Votum: 54 Delegierte stimmten            KZV und ein Stellvertreter oder eine      Jahren sei der Mitarbeiterstamm
mit Ja, es gab eine Nein-Stimme              Stellvertreterin. Die Vorstände und       verjüngt und dessen Expertise aus-
und zwei Enthaltungen.                       ihre Stellvertreter nehmen 34 Sitze       gebaut worden.
   Als drittes Vorstandsmitglied             ein. Weitere 26 Delegierte werden           Eßer bedankte sich bei seinen
brachte Dr. Wolfgang Eßer den Köl-           von den Vertreterversammlungen            scheidenden Stellvertretern Dr. Jür-
ner Zahnarzt Martin Hendges ins              der KZVen aus ihren Reihen unter          gen Fedderwitz und Dr. Günther E.
Spiel. Der 53-Jährige verkörpere             Berücksichtigung des Verhältnis-          Buchholz – diese hätten sich in ho-
einen jungen Typ Standespolitiker            wahlrechtes gewählt.                      hem Maße um die Zahnärzteschaft
und sei Hoffnungsträger nicht nur                                                      verdient gemacht. Auch dankte
für diese, sondern auch die nächs-                                                     er der alten VV-Leitung unter Dr.
te Legislaturperiode, so Eßer. Das         54-mal mit Ja, einmal mit Nein (zu          Rommel für die konstruktiv-kriti-
sahen die Mitglieder der Vertre-           diesem Zeitpunkt gab es nur noch            sche Begleitung.                     ▶
terversammlung offenbar ähnlich            56 Stimmberechtigte). Aus den Rei-
und stimmten bei einer Enthaltung          hen der nunmehr gewählten drei                                 Fortsetzung auf S. 8

                                                                         Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017   7
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                                                                          Der Aufbau der Vertreterversammlung in der
Der Vorsitz der Vertreterversammlung bleibt bei Dr. Karl-Friedrich Rom-   Grafik. Die insgesamt 60 Delegierten setzen sich
mel (KZV Thüringen, Mitte). Neue Stellvertreter sind Dr. Bernhard Reil-   aus hauptamtlichen Vorstandsmitgliedern und
mann (KZV Westfalen-Lippe, l.) und Oliver Woitke (KZV Bremen).            ehrenamtlichen KZV-Vertretern zusammen.

 Fortsetzung von S. 7

 Die Vertreterversammlung habe               talisierung und die Datensicherheit       wenn dafür die politischen Vor-
 Kante gezeigt in Zeiten des An-             sieht er als großes Aufgabenpaket         aussetzungen bedarfsgerecht jus-
 griffs. Dr. Eßer forderte die Dele-         und große Herausforderung für             tiert werden. Die Bereitschaft zur
 gierten auf, auch in der neuen Le-          die KZBV. Aber: „Wir werden uns           Niederlassung junger Kolleginnen
 gislaturperiode Geschlossenheit             nicht unterkriegen lassen!“               und Kollegen muss gefördert so-
 walten zu lassen. „Dann sind wir                                                      wie die Freiberuflichkeit und das
 allen Unkenrufen zum Trotz erfolg-          Versorgung verbessern                     Recht auf Selbstverwaltung mit
 reich!“ Mit Blick auf das kürzlich                                                    einem möglichst weiten Gestal-
 in Kraft getretene „Selbstverwal-           „Das uns entgegengebrachte gro-           tungsspielraum durch die Politik
 tungsstärkungsgesetz“ (SVSG) der            ße Vertrauen ist Verpflichtung            garantiert werden“, teilte der Vor-
 Bundesregierung sagte der 62-Jäh-           und Ansporn zugleich. Trotz zu-           standsvorsitzende mit.
 rige, der neue Vorstand werde alles         nehmend schwieriger Rahmenbe-
 tun, um dem „SVSG-Irrsinn“ zu               dingungen im Gesundheitswesen             Ausschüsse neu besetzt
 begegnen und das Geschehene zu-             werden wir uns als Führungs-
 rückzudrehen.                               team mit voller Kraft für eine ste-       Abschließend wählten die VV-De-
   Als zentrale Aufgaben für die Le-         tige Verbesserung der zahnärztli-         legierten die Mitglieder diverser
 gislaturperiode von 2017 bis 2022           chen Versorgung einsetzen. Auch           Ausschüsse sowie die Vertreter
 sieht der Vorstandsvorsitzende              in strukturschwachen Gegenden             der Zahnärzte im Gemeinsamen
 zum einen die Fertigstellung eines          muss künftig eine qualitativ hoch-        Bundesausschuss (G-BA), im Bera-
 versorgungspolitisch modernen               wertige, flächendeckende und              tungsausschuss sowie im Bundes-
 Konzeptes zur Bekämpfung der                wohnortnahe Versorgung gewähr-            schiedsamt. Dr. Jochen Schmidt,
 Volkskrankheit Parodontitis – allen         leistet sein. Zugleich legen wir          Vorstandsvorsitzender der KZV
 Widerständen, wie sie zuletzt bei-          großen Wert darauf, dass die be-          Sachsen-Anhalt, sitzt künftig ge-
 spielsweise vom Institut für Quali-         rechtigten Interessen des Berufs-         meinsam mit dem Kaiserslauterner
 tät und Wirtschaftlichkeit (IQWiG),         standes nicht zu kurz kommen“,            Zahnarzt Dr. Peter Matovinovic
 dass den Parodontalbehandlun-               sagte Eßer nach seiner Wieder-            sowie dem VV-Vorsitzenden Dr.
 gen wissenschaftliche Evidenz ab-           wahl.                                     Karl-Friedrich Rommel und dessen
 sprach, zum Trotz.                            Es gelte außerdem, die Heraus-          Stellvertretern im Wahlausschuss
   Dazu kommen für Dr. Wolfgang              forderungen des demographi-               der KZBV.                        n
 Eßer die drei großen „D‘s“: Den             schen Wandels erfolgreich zu be-
 demografischen Wandel, die Digi-            wältigen. „Das kann nur gelingen,         (mit Material der KZBV) 

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                                                                   Als Herausforderungen der neuen Legislatur sieht Dr.
 Erfolgreiches Spitzentrio: Dr. Jürgen Fedderwitz (l.) und Dr.     Wolfgang Eßer die flächendeckende und wohnortnahe
 Günther Buchholz verabschieden sich in den Ruhestand.             Versorgung sowie den demografischen Wandel.

                Die drei Köpfe an der KZBV-Spitze
     Dr. Karl-Georg                           Dr. Wolfgang Eßer,                          ZA Martin
   Pochhammer, Berlin                         Mönchengladbach                            Hendges, Köln
Dr. Karl-Georg Pochhammer ist            Dr. Wolfgang Eßer hat von 1973          Zahnarzt Martin Hendges studierte
gerade erst frisch gebackener Vor-       bis 1978 in Tübingen Zahnmedizin        Zahnheilkunde an der Universität
                    standsvorsit-                          studiert. Der vier-                        Köln. Nach dem
                    zender der KZV                         fache Vater hat-                           Examen 1989
                    Berlin geworden.                       te von 1982 bis                            war er von 1991
                    Nach dem Stu-                          2012 eine eigene                           bis Ende 2015 in
                    dium der Zahn-                         Praxis in Mön-                             Niederlassung
                    heilkunde an der                       chengladbach.                              in eigener Praxis
                    FU Berlin arbeitet                     Sein Engagement                            in Köln-Holwei-
                    Pochhammer seit                        für die Freiberuf-                         de tätig. Anfang
                    1985 niederge-                         lichkeit begann                            2016 übernahm
                    lassen in eigener                      2001 in der KZV                            ein Kollege die
Praxis in Berlin-Spandau. Standes-       Nordrhein, schon ein Jahr später        Praxis, Hendges ist dort nunmehr
politisch war er bereits 1999 bis 2001   wurde er Mitglied des Vorstandes        angestellt. Seit 1992 ist er berufspoli-
Mitglied des Vorstandes der KZV          der KZBV. Als der Gesetzgeber im        tisch engagiert, so im FVDZ und als
Berlin, von 2001 bis 2016 stellvertre-   Jahr 2005 die Hauptamtlichkeit der      Delegierter der Kammerversamm-
tender Vorstandsvorsitzender der         Vorstände der Kassenärztlichen          lung sowie im Vorstand der KZV
KZV Berlin, bevor er Anfang diesen       und Kassenzahnärztlichen Verei-         Nordrhein, wo er als hauptamtliches
Jahres mit dem langjährigen Vorsit-      nigungen eingeführt hat, wurde          Vorstandsmitglied den Geschäfts-
zenden Dr. Jörg-Peter Husemann           Eßer zum stellvertretenden Vorsit-      bereich Sicherstellung verantwortet.
die Plätze tauschte. In der KZBV         zenden des Vorstandes der KZBV          1999 war er Gründungsvorsitzen-
sammelte Pochhammer bereits von          gewählt. Im Jahr 2013 erfolgte nach     der des DZV, dann bis 2010 dessen
2004 bis 2010 als Vorsitzender der       neun Jahren Amtszeit die Wahl           Vorstandsvorsitzender und seitdem
Vertreterversammlung Erfahrung.          zum Vorstandsvorsitzenden.              Ehrenvorsitzender.

                                                                     Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017   9
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BERUFSSTÄNDISCHES

   Zahnärzte
debattieren hitzig
 über Notdienst

       Azubi-Mangel,
 Überalterung, Validierung
 und Telematik beschäftigen
   Kreisstellenvorsitzende
                                                   Die 40 Vorsitzenden der Kreisstellen trafen sich Anfang April in Magde-
                                                   burg zur turnusmäßigen Versammlung.                 Fotos: Gudrun Oelze

A    ls die Vorsitzenden von nach
     wie vor 40 Kreisstellen der
Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt
                                              Zunächst aber umriss der neue
                                           Kammerpräsident die Hauptauf-
                                           gaben, denen sich der Vorstand in
                                                                                      de zu legen. Die Regelung sei nicht
                                                                                      verbindlich und habe keinen Geset-
                                                                                      zescharakter, doch würden sich die
am 1. April einem sonnigen Früh-           der Legislatur 2016 bis 2021 beson-        Kommunen diesem Erlass kaum wi-
lingsnachmittag daheim entgegen-           ders widmen wolle. Ein Schwer-             dersetzen. Der Katalog umfasst im
fuhren, lag hinter ihnen eine – von        punktthema sei die Zukunft der             Großen und Ganzen die Leistungen
den Außentemperaturen unabhän-             zahnärztlichen Versorgung in               zur konservierenden und chirurgi-
gige – äußerst hitzige Debatte. Der        Sachsen-Anhalt, sagte Dr. Hüne-            schen Behandlung nach dem BEMA
neue Vorstand hatte eingeladen             cke. Und konnte gleich auch einen          Teil 1. Eine vorherige Kostenzusage
zum turnusmäßigen Treffen mit              ersten Erfolg vermelden – bei der          des Leistungsträgers ist entbehrlich.
den Standesrepräsentanten aus den          Flüchtlingsversorgung. Zwischen            Das komplette Leistungsverzeich-
alten Kreisgrenzen, um mit ihnen           Arendsee und Zeitz war dafür bis-          nis ist unter www.zaek.de abrufbar
auch über die künftige Kreisstellen-       her jeder Landkreis mehr oder we-          (siehe auch diese zn, S. 38).
struktur der ZÄK sowie mögliche            niger selbst verantwortlich, was              Dann ging es um Neuigkeiten
Fusionen und – besonders heiß dis-         einem Flickenteppich bei der Ver-          bei Validierung, Qualitätssicherung
kutiert – die Notdienstordnung ins         gütung zahnärztlicher Leistungen           und elektronischem Heilberufs-
Gespräch zu kommen.                        bei Asylbewerbern gleichkam.               ausweis, die später vom zuständi-
  Und so begrüßte Kammerpräsi-                                                        gen Referenten konkretisiert wur-
dent Dr. Carsten Hünecke neben             Erfolg bei Thema Flüchtlinge               den, sowie bei der GOZ und der
dem KZV-Vorsitzenden Dr. Jo-                                                          EU-Quecksilberverordnung. Quo
chen Schmidt, dem Vorsitzenden             „Nach langen Mühen liegt nun ein           vadis GOZ?, fragte Dr. Hünecke, die
des AVW-Verwaltungsausschusses             einheitlicher Leistungskatalog für         seiner Meinung auch nach Novellie-
Dieter Hanisch und Dr. Dorit Rich-         diesen Personenkreis vor“, sagte           rung 2012 und verpflichtender Eva-
ter vom Freien Verband auch den            Dr. Hünecke. Ende Februar hat das          luierung 2015 nach wie vor nicht
Geschäftsführenden Direktor der            Innenministerium per Erlass den            befriedigend sei. Viele Einzelheiten
Magdeburger Universitätsklinik             kommunalen Leistungsbehörden               und auch Argumentationshilfen zur
für Mund-, Kiefer- und Gesichts-           empfohlen, im Interesse einer lan-         GOZ seien auf der Internetseite der
chirurgie, Dr. Dr. Christian Zahl,         deseinheitlichen Vollzugspraxis für        BZÄK zu finden, erinnerte er und
der zum Gedankenaustausch mit              ihre Entscheidungen bei zahnärzt-          verwies darauf, dass die Ärzte der-
den niedergelassenen zwei seiner           lichen Behandlungen ab sofort ein          zeit über eine Novellierung ihrer
Oberärzte mitgebracht hatte.               beiliegendes Verzeichnis zugrun-           GOÄ verhandeln. Deren                  ▶

10    Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017
BERUFSSTÄNDISCHES
Eckdaten könnten zur Blaupause          vestitionen in den ersten drei Jah-       Zahnarzt und Personal zur „Schutz-
für die GOZ werden, befürchtet der      ren immerhin 30.000 bis 40.000 Eu-        kleidung“ zu erklären. Der neue
Präsident. Er appellierte zudem an      ro einkalkuliert. Davon wird unter        Hygieneplan der BZÄK sollte in den
die Kollegenschaft, sich nicht auf      anderem die Ausbildung des Vali-          Praxen umgesetzt und der durch
das „Verramschen“ zahnärztlicher        dierers nach der DGSV-Richtlinie          das IDZ versandte Fragebogen zu
Leistungen, wie sie von der Ergo di-    finanziert. Thomas Reinsdorf nimmt        den Hygienekosten unbedingt aus-
rekt beworben werden, einzulassen.      bei der Zahnärztekammer seit Fe-          gefüllt und zurück geschickt wer-
   Ganz aktuell konnte er darauf        bruar diese Aufgabe wahr und be-          den.
verweisen, dass Mitte März das          ginnt seine Tätigkeit in den Praxen          Ein anderes Formular muss aus-
Europäische Parlament dem Kom-          ab Juni 2017 (siehe auch Interview        gefüllt werden, um den elektroni-
promiss über eine neue EU-Queck-        mit ihm in dieser zn, S. 19).             schen Heilberufsausweis zu bekom-
silberverordnung zustimmte.                Diese müssen mit Kosten für die        men. Das geht nur online bei der
Während ursprünglich ein totaler        Validierung der Aufbereitungspro-         Firma „medisign“, die die Ausweis-
Ausstieg geplant war, seien die jetzt   zesse von rund 495 Euro (Praxen           karte auch produziert, informierte
gültigen Regelungen zum Um-             mit Autoklav und RDG), für jedes          Geschäftsführerin Christina Glaser.
gang mit Amalgam im Interesse           weitere Gerät dann nochmals 150           Sie wie zuvor schon der Präsident
der Zahnärzteschaft in Deutschland      Euro plus einer entfernungsunab-          und in der Diskussion auch der
umsetzbar, weil vieles schon lan-       hängigen Fahrtkostenpauschale             KZV-Chef erinnerten daran, dass ab
ge Standard ist, was fortan in der      für alle in Höhe von 40 Euro (zzgl.       01.07.2018 für alle Praxen der Ver-
ganzen Europäischen Union gilt:         Mehrwertsteuer) rechnen. So be-           sichertenstammdatenabgleich ver-
ab Juli 2018 keine Anwendung bei        komme man die Validierung der             pflichtend wird – ansonsten drohen
der zahnärztlichen Behandlung von                                                 Sanktionen. Laut Gesetzgeber soll
Milchzähnen, von Kindern unter 15                                                 die Vergütung vertragszahnärztli-
Jahren und von Schwangeren oder                                                   chen Leistungen pauschal so lan-
Stillenden. Die EU-Mitgliedsstaaten                                               ge um ein Prozent gekürzt werden,
haben bis Mitte 2019 Zeit, nationale                                              bis die Prüfung erfolgt. Der KZBV
Aktionspläne für ein Phase-out von                                                drohe dies schon zum 01.07. dieses
Amalgam auszuarbeiten, ein Jahr                                                   Jahres – obwohl es noch gar keine
später will die EU-Kommission eine                                                zertifizierten Lesegeräte gibt. „Der
Machbarkeitsstudie zum völligen                                                   Gesetzgeber bestraft jene, die gar
Verzicht bis 2030 vorlegen.                                                       nichts machen können“, schimpfte
                                                                                  Dr. Schmidt. Da es noch zu viele Un-
Validierung wird Pflicht                                                          bekannte zum eHBA gibt, sind keine
                                                                                  Großveranstaltungen für die Praxen
Viel eher noch wird die regelmäßige                                               vorgesehen. Sie sollen Einzelheiten
Validierung zur Pflicht. Im Moment                                                über Video-Botschaften erfahren.
sei Sachsen-Anhalt in dieser Bezie-
hung noch eine Insel der Glück-                                                   Qualität muss sein
seligkeit, so der für die Berufsaus-
übung zuständige Vorstandsreferent                                                Vorerst ruhig bleiben, lediglich le-
Maik Pietsch. Doch auch hier werde                                                sen was kommt und abwarten, war
                                        Präsident Dr. Hünecke sprach über die
die Begehungspraxis zunehmen,           Herausforderungen der neuen Legislatur.   auch ein Rat von Dieter Hanisch.
hatte zuvor schon Dr. Hünecke be-                                                 Ernst nehmen sollten die Kollegen
tont und betroffene Kollegen gebe-                                                aber die Qualitätssicherung. „Das
ten, Protokolle solcher Praxisbege-     gesamten Aufbereitungsprozesse            können wir nicht aussitzen“, mein-
hungen – auch anonymisiert – zur        durch die Kammer aber zu dem              te er, auch wenn es viel Arbeit und
Verfügung zu stellen.                   Preis, den professionelle Anbieter        hohe Kosten mit sich bringe. Auf die
   Von der Koordinierungskonfe-         für nur ein Gerät verlangen, beton-       fünf Säulen der Qualitätsstrategie
renz seines Referates brachte Kam-      te Maik Pietsch. Die Praxen selbst        hatte bereits Dr. Hünecke hingewie-
mervizepräsident Pietsch auch die       hätten u.a. dafür zu sorgen, dass         sen: Mindeststandards bei der Struk-
Information mit, dass sich die Bege-    eine Gefährdungsbeurteilung aller         tur- und Prozessqualität, Externe
hungspraxis in Rheinland-Pfalz, in      Prozesse und Instrumente und die          Qualitätssicherung, Internes Qua-
Brandenburg und Niedersachsen           Gerätewartung nach Herstelleran-          litätsmanagement, Schaffung von
bereits deutlich verschärft habe. In    gaben erfolgt und der Praxisinhaber       Transparenz sowie Qualitätskont-
Sachsen-Anhalt stehe das Landes-        als Betreiber bei der Begehung auch       rolle mit Zielvereinbarungen und
amt für Verbraucherschutz dem           anwesend sein.                            Sanktionen. Noch gebe es für die
von der Zahnärzteschaft offerierten        Ferner informierte Pietsch, dass       Zahnheilkunde keine Qualitätsindi-
Validierungsprojekt positiv gegen-      derzeit als ein weiteres heißes The-      katoren, teilte er mit, doch der      ▶
über und habe einer Fristverlänge-      ma für die Berufsausübung in eini-
rung auf 30 Monate zugestimmt.          gen Bundesländern diskutiert wer-
Die Kammer hat für die Anlaufin-        de, die tägliche Arbeitskleidung von                         Fortsetzung auf S. 12

                                                                     Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017   11
BERUFSSTÄNDISCHES
Fortsetzung von S. 11

MDK sehe sich wohl als Player, als         Beamtenstatus sowie 259 Assisten-        angekommen. Die in den zn ver-
Kontrolleur. Was bei den Ärzten            ten, angestellte Kollegen im Alter       öffentlichte Meinung von Dr. Dr.
tägliche Praxis ist, werde der Zahn-       über 40 Jahre indes kaum. Da von         Christian Zahl zur Frequentierung
ärzteschaft nun auch noch von der          den 36- bis 40-Jährigen ein wesentli-    der Magdeburger MKG-Uni-Klinik
Politik übergestülpt, wurde in der         cher Anteil den Weg in die Nieder-       durch zahnärztliche Notdienstpati-
Diskussion moniert. Bei der verord-        lassung gefunden hat, müssen vor         enten sowie die Stellungnahme der
neten Qualitätssicherung gehe es gar       allem die 31- bis 35-Jährigen dafür      Standesvertretungen dazu hatte be-
nicht so um die Behandlung an sich,        motiviert werden. Der Kammerprä-         reits im Vorfeld landesweit für Ge-
meinte Vizepräsident Pietsch, son-         sident verwies u. a. auf Deutschland-    sprächsstoff gesorgt.
dern um „bürokratischen Schwach-           stipendium, Berufskundevorlesun-           Dr. Hünecke erinnerte daran, dass
sinn“. Ein „Monstrum“, das wir mit         gen, Begleitung junger Kollegen in       Verstöße gegen Berufs- und Not-
enormem Aufwand für die KZV                der Assistenz und Unterstützung bei      dienstverordnung keine Kavaliers-
finanzieren müssen, ergänzte Dr.           der Niederlassung.                       delikte seien. Doch funktioniere die-
Schmidt.                                   Künftig wird sich ein junger Zahn-       ser Notdienst, zu dessen Teilnahme
   Nach dem Bericht des Präsidenten                                                 jeder niedergelassene Zahnarzt ver-
und der Diskussion zu standespoliti-                                                pflichtet ist, seit vielen Jahren gut,
schen Themen ging es um die perso-                                                  wie nur wenige bei der Kammer
nelle Zukunft der Zahnärzte in Sach-                                                eingehende Beschwerden belegen.
sen-Anhalt. Während die Anzahl                                                      Allein 2016 wurden landesweit fast
von Zahnärzten deutschlandweit                                                      50.000 Notfälle behandelt und bei
steigt, hat sie sich in unserem Bun-                                                der KZV abgerechnet! Gewiss ge-
desland 2016 um ein Prozent verrin-                                                 be es vereinzelt Probleme, so der
gert, gab Dr. Hünecke zu bedenken                                                   Kammerpräsident, darum stehe das
und auch, dass mehr als die Hälfte                                                  Thema heute auch auf der Agenda,
aller niedergelassenen Kolleginnen                                                  könne aber gewiss noch nicht ab-
und Kollegen zwischen Arendsee                                                      schließend diskutiert werden.
und Zeitz in den kommenden zehn
bis 15 Jahren in den wohlverdienten                                                 Debatte über Notdienst
Ruhestand gehen. Wie dann bei nach
wie vor gleich bleibender Fläche die                                                Dr. Dr. Zahl bekräftigte vor den
Versorgung sicherstellen?                                                           Kreisstellenvorsitzenden dann er-
    Junge Zahnärzte für Sachsen-An-                                                 neut, dass täglich drei bis acht und
halt zu gewinnen, sei daher eine                                                    damit aus seiner Ansicht zu viele
Aufgabe, deren Lösung aller Betei-         Zu viele Patienten kommen in seine       zahnärztliche Patienten in die Klinik
ligten bedarf. Die demographische          Klinik, findet Dr. Dr. Christian Zahl.   kämen – weil sie nach deren Anga-
Entwicklung und die Verschiebung                                                    ben in einigen Regionen an Wochen-
der „Work-Life-Balance“ erfordern                                                   enden und Feiertagen keinen Zahn-
mittelfristig neue Strukturen im Be-       arzt – beispielsweise – im Altmark-      arzt erreichen können. Das binde
reich der Zahnärztekammer – wenn           kreis Salzwedel niederlassen und         Ressourcen für den kieferchirurgi-
wir wollen, dass künftig mit weni-         nicht in der Kreisstelle Klötze oder     schen Notdienst. Zwar kämen kaum
ger Kollegen die Selbstverwaltung          Gardelegen. Obwohl Sachsen-Anhalt        Patienten aus der Börde und dem
organisiert und sichergestellt wird,       seit seiner Gründung drei Kreisge-       Jerichower Land, aber viele aus dem
blickte Dr. Hünecke einige Jahre           bietsreformen erlebte, entsprechen       Salzlandkreis, dem Stendaler und
voraus. Rechtzeitig müssen die Wei-        die Kreisstellen der Zahnärztekam-       Harzer Raum sowie aus Magdeburg.
chen gestellt werden, damit auch           mer noch immer der Landesstruktur        Dies verstand manch Anwesender
die nächste Generation die zahn-           von 1991. Das kollegiale Verhältnis      als Vorwurf, dass in der Kreisstelle
ärztliche Tätigkeit attraktiv findet.      resultiert oft noch aus gemeinsa-        gar kein Notdienst vorgehalten wer-
Laut einer Studie der APO-Bank             mer Arbeit in den einstigen Polikli-     de, während der Klinik-Chef beteu-
schrecken vor allem das finanzielle        niken. Aber: die absolute Zahl von       erte, in erster Linie doch gemeinsam
Risiko, hohe Arbeitsbelastung, Bü-         Zahnärzten wird geringer und die         nach einer möglichst landesweit
rokratie sowie unternehmerische            Versorgungsdichte schwinden. Den-        einheitlichen Lösung für die Not-
Aspekte junge Leute von einer Nie-         noch müssen Kreisstellenarbeit, Zu-      dienst-Veröffentlichungen suchen zu
derlassung ab.                             sammenarbeit mit dem ÖGD, den            wollen.
                                           Kommunen und gesellschaftlichen             Erik Beyer, Notdienstverantwort-
Zahl der Zahnärzte sinkt                   Gremien sowie der zahnärztliche          licher für die Kreisstellen Oschers-
                                           Notdienst sichergestellt werden.         leben und Wanzleben, , hatte vom
Ein Blick in die Statistik: In Sach-         Damit war die diesjährige Zusam-       gemeinsamen Internetauftritt mit
sen-Anhalt gibt es derzeit neben 1567      menkunft der Kreisstellenvorsit-         den Kreisstellen Haldensleben und
niedergelassenen Zahnärzten 95 mit         zenden beim TOP- bzw. Reizthema          Halberstadt unter                  ▶

12    Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017
BERUFSSTÄNDISCHES

www.zbd-boerdekreis.de berichtet,       de Zusammenarbeit mit dem Taxi-          worden, informierte Prof. Dr. Chris-
auf dem die aktuellen Notdienst-        unternehmen sei inzwischen aber in       tian Gernhardt. In ihm sind mit Dr.
pläne veröffentlicht werden. Das        die Jahre gekommen, räumte er ein,       Hofmann und Dr. Zirkler nun beide
sei mit wenig Aufwand verbunden,        darum suche die Kreisstelle Mag-         Fachzahnarztrichtungen Oralchir-
koste die beteiligten Kreisstellen im   deburg derzeit nach einem anderen        urgie und Kieferorthopädie vertre-
Jahr zusammen nur 150 bis 180 Eu-       Partner. Nach weiteren zum Teil          ten und die Paro-Spezialistin Dr.
ro und erleichtere vor allem die Zu-    emotional erregten Wortmeldungen         Hierse bringe frischen Wind in den
sammenarbeit mit den Medien, die        zum Thema Notdienst stand fest,          Ausschuss. Zur Nachwuchsförde-
nur auf diese Internetseite zugrei-     dass ein Allheilmittel zur Lösung        rung und Assistentenfortbildung ist
fen brauchen. Das Internet ist aber     des Problems an diesem Tag nicht         ein Junges Curriculum „Endodon-
kein Allheilmittel, gab Bernd Grun-     zu finden war. „Das war heute auch       tie“ und die Neustrukturierung der
ert aus der Kreisstelle Gräfenhaini-    nicht Sinn und Zweck“, so Kam-           Curricula Parodontologie, Kinder-
chen zu bedenken, da längst nicht       merpräsident Dr. Hünecke, doch sei       zahnheilkunde geplant. Auch soll es
alle Patienten auch Zugang hätten.      von unten Bewegung in die Proble-        trotz des Misserfolges 2016 wieder
In seiner Region fahren die Pati-       matik gekommen.                          Your Days geben.
enten zum Teil 45 Kilometer weit
zum Notdienst, „weil sie wirklich                                                Neue Gesichter
Schmerzen haben“.
  Dennoch oder gerade weil die                                                   Von gleichfalls personellen Verän-
Fläche so groß und die Elbe dazwi-                                               derungen im Präventionsausschuss
schen ist, kooperieren im Südosten                                               berichtete Dr. Nicole Primas, an
des Landes seit geraumer Zeit meh-                                               deren Seite sich nun Dr. Juliane
rere Kreisstellen bei der Organisa-                                              Hertwig speziell um die Kinder
tion des Notdienstes. „Wir wollen                                                und Jugendlichen, Zahnärztin Eli-
eine zentrale Telefonnummer ein-                                                 sabeth Molenda um Menschen
richten, durch die per Rufumlei-                                                 mit Behinderungen und sie selbst
tung die Patienten bei dem jeweils                                               weiterhin um die Senioren küm-
Notdienst leistenden Kollegen in                                                 mern werde. Sachsen-Anhalts Mo-
der Lutherstadt Wittenberg, im                                                   dellprojekt „Azubiss“ wurde mit
Raum Gräfenhainichen oder in Jes-                                                dem Präventionspreis des Landes
sen landen“, berichtete Sebastian                                                ausgezeichnet und vom Preisgeld
Wachmann von der Kreisstelle Wit-                                                „Gert“ angeschafft, ein Anzug, der
tenberg. Technisch sei dies kein Pro-                                            die körperliche Beeinträchtigung
blem, aber ein Kostenfaktor.                                                     im Alter simuliert.
                                        43 ZFA-Azubis hätten die Ausbildung         Von Veränderungen sprach auch
Lösung vorerst nicht in Sicht           wieder beendet, bedauerte Dr. Dietze.    Dr. Dirk Wagner, der für den Öf-
                                                                                 fentlichkeitsausschuss erste Ideen
Doch könnte diese Variante Ver-                                                  zu einem neuen Layout der zn prä-
öffentlichungen in den örtlichen           Nach dieser hitzigen Debatte und      sentierte und an die neue landes-
Zeitungen ersparen und sei immer        einer beruhigenden kurzen Mittags-       weite Aktion „Sachsen-Anhalt hat
tagesaktuell, selbst wenn ein Kolle-    pause ging es weiter mit Berichten       Biss – jeder Zahn zählt“ erinnerte.
ge für einen anderen von heute auf      aus den Referaten. So berichtete Dr.     Auch dank der Mithilfe vieler Pra-
morgen den Notdienst übernimmt.         Mario Dietze über Bemühungen des         xen hatte die Liga der Kariesfrei-
Eine andere Überlegung sei, analog      Referates Zahnärztliches Personal,       en immer gute Ergebnisse gehabt.
der 110er oder 112er Notrufnummer       die Attraktivität des Berufsbildes       Nun soll in der Öffentlichkeitsar-
eine einheitliche für den zahnärzt-     von ZFA, ZMP und ZMV zu erhö-            beit als neuer Reiz die Bedeutung
lichen Notdienst in ganz Deutsch-       hen und die Ausbildungszahlen            gesunder eigener Zähne für die
land einzurichten. In Magdeburg         kontinuierlich zu steigern. Der „er-     Lebensqualität kommuniziert wer-
scheine die Notdienst-Vermittlung       freulichen“ Anzahl von landesweit        den. Eine weitere öffentlichkeits-
über die Funktaxi-Nummer nicht zu       118 jungen Frauen im ersten Ausbil-      wirksame Aktion ist die erneute
funktionieren, wie er selbst bei ei-    dungsjahr stehen jedoch 43 schon         Ausstattung aller Grund-, Förder-
nem Kontrollanruf erfahren habe, so     wieder beendete Ausbildungsver-          und Sekundarschulen des Landes
Dr. Dr. Zahl. Bei fast 6000 abgerech-   hältnisse gegenüber. Zur berufs-         mit Zahnrettungsboxen (siehe die-
neten Notfällen im vergangenen          begleitenden Fortbildung sind in         se zn, S. 16/17). Alle Kreisstellen-
Jahr fanden im Durchschnitt täglich     diesem Jahr insgesamt 42 Kurse ge-       vorsitzenden erhielten deshalb am
16 Patienten den Weg zum Dienst         plant, darunter allein 13 Röntgenak-     Ende der Versammlung Tüten vol-
leistenden Kollegen, entgegnete         tualisierungskurse.                      ler Zahnrettungsboxen und Infor-
Kreisstellenvorsitzender Dr. Dirk          Der Ausschuss für Fort- und Wei-      mationsmaterial zum Verteilen an
Wagner. Die seit 26 Jahren bestehen-    terbildung ist personell verstärkt       die Schulen ihrer Region.           oe

                                                                    Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017   13
BERUFSSTÄNDISCHES

     ÖGD und
  Beauftragte für
Jugendzahnpflege
   im Austausch

     Treffen auf Einladung
     des Kammerreferates
           Prävention
                                                   Gemeinsam statt einsam: ÖGD-Zahnärzte und Beauftragte für Jugend-
                                                   zahnpflege der Kreisstellen wollen künftig enger zusammenarbeiten.

S  ie haben das gleiche Ziel – mög-
   lichst viele Kinder mit naturge-
sunden Zähnen –, arbeiten aber oft
                                           Dr. Juliane Hertwig vom ÖGD
                                           Saalekreis zur Gruppenprophylaxe
                                           durch niedergelassene Zahnärzte.
                                                                                    vermeiden – denn schließlich ziehen
                                                                                    alle Zahnärzte am gleichen Strang.
                                                                                    Neben aufklärenden Besuchen in
unabhängig voneinander daran: Die          Viele Praxen im Land haben z.B.          der Kita könnten niedergelassene
Zahnärzte im Öffentlichen Gesund-          eine Patenschaft mit Kitas, Heimen       Ärzte Kinder ihrer Pateneinrichtung
heitsdienst (ÖGD) der Landkreise           oder Horten abgeschlossen, die sie       zum Besuch in der eigenen Praxis
und kreisfreien Städte sowie die Be-       regelmäßig besuchen, um Erzieher,        einladen – diese Möglichkeit hat
auftragten für Kinder- und Jugend-         Eltern und natürlich Kinder alters-      der ÖGD-Zahnarzt nicht, und der
zahnpflege in den Kreisstellen der         gerecht über die Wichtigkeit von         Besuch bleibe nachhaltig positiv im
Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt.            Zahngesundheit zu informieren.           Gedächtnis.
  Mitte März haben sich beide                                                         Für viel Gesprächsstoff sorgte der
Gruppen auf Initiative von Dr. Ni-         Besuche dokumentieren                    Zahngesundheitspass. Obwohl dort
cole Primas, Kammervorstand für                                                     alle individuellen Zahnarztbesuche
Prävention, erstmals zum Informa-          Unter dem Motto „Tue Gutes und           und Teilnahmen an Gruppenpro-
tionsaustausch und zum Ausloten            rede darüber“ gibt es von der            phylaxe verzeichnet sein sollten,
möglicher Synergieeffekte getroffen.       Deutschen Arbeitsgemeinschaft            hätten die meisten Kinder den Pass
Beim Treffen stand dabei vor allem         für Jugendzahnpflege e.V. einen so       nicht oder es sei nichts darin einge-
das Kennenlernen im Vordergrund.           genannten A1-Bogen, der der Doku-        tragen, bemängelten einige Teilneh-
„Es ist wichtig, dass wir alle mit         mentation dieser Besuche und der         mer. Im Moment sei der Pass leider
einer Sprache sprechen“, sagte Dr.         durchgeführten Gruppenprophyla-          eher eine Dokumentationshilfe und
Nicole Primas den versammelten             xe dienen soll. Dr. Hertwig gab aus-     habe nicht den Status eines Bonus-
Zahnärzten zur Begrüßung. Vor              führliche Hinweise zum Ausfüllen         heftes, bedauerte Dr. Nicole Primas
dem Hintergrund möglicher Kritik           des Bogens (siehe Infokasten), der       und versprach, sich weiter für eine
an Fluoridierung und Gruppenpro-           manchem Zahnarzt im Auditorium           Aufwertung des Passes einzusetzen.
phylaxe, aber auch der Ausbreitung         noch völlig unbekannt war. „Nie-           In vier Workshops saßen im An-
der frühkindlichen Karies im Land          dergelassene Kollegen sollten es bei     schluss Vertreter von ÖGD und Kin-
gehe es darum, die Kommunikati-            der Gruppenprophylaxe belassen           der- und Jugendzahnpflege zusam-
on untereinander zu fördern und            und nicht fluoridieren“, betonte Dr.     men, um einzelne Themenbereiche
mögliche gemeinsame Aktionen               Juliane Hertwig. Wichtig sei in je-      zu vertiefen. So ging es in Gruppe 1
zu besprechen. Als Einstieg in den         dem Fall die Abstimmung mit dem          um die Fluoridierung. Die Teilneh-
Austausch diente ein Vortrag von           ÖGD, um Überschneidungen zu              mer waren sich einig, dass diese   ▶

14    Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017
BERUFSSTÄNDISCHES

   Will den Austausch fördern: Kammer-    Der Vortrag zur Gruppenprophylaxe durch niedergelassene Zahnärzte von Dr. Juli-
   vorstand Dr. Nicole Primas.            ane Hertwig bot den Zuhörern viel Stoff zur Diskussion.   Fotos: Andreas Stein

                                                                                   vom Zahnarztspiel in der Praxis
          Hinweise zum Ausfüllen des A1-Bogens                                     bis zum mobilen Kariestunnel, der
 Der A1-Bogen der Deutschen Ar-          beim Referat Prävention der Zahn-
                                                                                   über den ÖGD ausgeliehen werden
 beitsgemeinschaft für Jugendzahn-       ärztekammer Sachsen-Anhalt. Beim          könnte. Gruppe 3 diskutierte über
 pflege e.V. (DAJ) dient der Doku-       Ausfüllen wichtig:                        die Milchzahnsanierung, die überaus
 mentation gruppenprophylaktischer       •    Praxisstempel nicht vergessen        wichtig sei. Möglich seien heutzu-
 Maßnahmen durch niedergelassene         •    maximal drei Impulse                 tage auch Milchzahnkronen und
 Zahnärzte, i.d.R. in einer Kita oder    •    15-20 Kinder pro Impuls bzw.         -endo sowie Intubationsnarkose. Im
 Schulklasse, wie es gesetzlich gefor-        Bogen                                Zweifel sollte ein Milchzahn lieber
 dert ist (§ 21 SGB V).                                                            gezogen werden, statt einen desola-
                                         Die Beauftragten für Kinder-              ten Platzhalter stehenzulassen. Die
 Die Zahnärztekammer Sach-               und Jugendzahnpflege in den               Gruppenteilnehmer diskutierten
 sen-Anhalt zahlt für jeden ausge-       Kreisstellen sollen:
                                                                                   auch darüber, wie Kinder mit hohem
 füllten Bogen 33,23 Euro als Fahrt-     •   Mit dem ÖGD kommunizieren
 kostenpauschale. Außerdem soll so       •   Hilfestellung geben, wenn Kitas
                                                                                   Kariesrisiko rechtzeitig zu erreichen
 das Konzept der zahnmedizinischen           nach ÖGD-Aussage einen Pa-            sind. Welche Putztechnik in wel-
 Gruppenprophylaxe weiterentwickelt          tenzahnarzt suchen                    chem Alter zum Einsatz kommen
 werden. Den Bogen gibt es im Inter-     •   Ansprechpartner bei Problemen         sollte, war Thema in Gruppe 4. Egal
 net bei der DAJ oder zum Bestellen          und Nachfragen sein                   ob Kita oder Zuhause, wichtig sei die
                                                                                   Verwendung altersgerechter Zahn-
                                                                                   bürsten und von Kinderzahnpasta,
in der Kita im Rahmen einer Grup-        ÖGD oder die Zahnärztekammer              betonten die Teilnehmer.
penprophylaxe nicht stattfinden soll-    angefordert werden, sollten aber            Fazit des Nachmittags: Wenn sich
te. Weil der ÖGD in einigen Land-        genauso wie die Bonushefte nicht in       ÖGD-Vertreter und niedergelassene
kreisen auch in der Grundschule          der Praxis verbleiben.                    Zahnärzte vernetzen, gibt es noch
Fluoridierungen durchführt, sei eine       Gruppe 2 befasste sich mit Pro-         viel Potenzial bei der Zusammenar-
bessere Kommunikation mit den            phylaxeimpulsen durch niederge-           beit. „Es war wichtig, dass wir die-
niedergelassenen Zahnärzten nötig.       lassene Zahnärzte. Diese sollten in       sen Erfahrungsaustausch gemacht
Diese müssten die Eltern auch inten-     Abstimmung mit dem ÖGD ein- bis           haben“, sagt auch Dr. Nicole Pri-
siver über den Zahngesundheitspass       zweimal pro Jahr in der Patenein-         mas. Sie möchte die Veranstaltung
informieren, hieß es aus der Gruppe.     richtung stattfinden. Für den Impuls      in dieser Form noch einmal wieder-
Fehlende Pässe könnten über den          sammelte die Gruppe kreative Ideen        holen.                              n

                                                                      Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017   15
BERUFSSTÄNDISCHES

  Neue Boxen für
  Zahnrettung an
  Schulen verteilt

  Pressewirksame Aktionen
 in Halle und Magdeburg /
  1.000 Schulen profitieren
                                                   Symbolische Übergabe an der Sekundarschule Am Fliederweg in Halle
                                                   (v.l.): Jens Hennicke, Leiter der TK-Landesvertretung, Bildungsminister
                                                   Marco Tullner, Schulleiterin Silvia Gebhardt und Dr. Carsten Hünecke.

M     it sogenannten Zahnrettungs-
      boxen statten die Zahnärzte-
kammer und die Techniker Kran-
                                           in Halle (Saale) gaben Bildungsmi-
                                           nister Marco Tullner (CDU), Kam-
                                           merpräsident Dr. Carsten Hünecke
                                                                                       Magdeburg für den Norden des
                                                                                       Landes. „Zähne zu retten ist ei-
                                                                                       gentlich das Tagewerk jedes Zahn-
kenkasse (TK) seit Anfang April            sowie Jens Hennicke, Leiter der             arztes. Ausgeschlagene Zähne aber
2017 bereits zum vierten Mal Schu-         TK-Landesvertretung Sachsen-An-             sind auch für den Fachmann eine
len in Sachsen-Anhalt aus. Erst-           halt, am 3. April 2017 gemeinsam            Herausforderung, und es ist ein
mals geschieht dies in Kooperation         den Startschuss für die Verteilung          besonderes Erfolgserlebnis, wenn
mit dem Bildungsministerium des            der kleinen Gläschen in der Region          alle Faktoren so gut zusammen-
Landes Sachsen-Anhalt, so dass in          Halle, zwei Wochen später gab es            spielen, dass Zähne dauerhaft wie-
diesem Jahr insgesamt rund 1.000           noch eine Pressekonferenz in der            der eingepflanzt werden können.
Grund- und Sekundarschulen so-             Grundschule „Am Glacis“ in                  Die Zahnrettungsbox ist dafür ein
wie Förderschulen im Bundesland                                                        wichtiges Hilfsmittel“, sagte Kam-
von der Aktion profitieren.                                                            merpräsident Dr. Carsten Hünecke
  In einer Zahnrettungsbox – ei-                                                       bei der Übergabe der Boxen in Halle.
nem Glas mit spezieller Nährlö-                                                            „Gesundheitsmanagement
sung – können ausgeschlagene                                                             und Prävention gehören ganz
Zähne, beziehungsweise abge-                                                             selbstverständlich zur Schule.
brochene Zahnteile, nach einem                                                           Ich bin der Zahnärztekammer
Unfall so aufbewahrt werden,                                                             und der TK daher dankbar, dass
dass sie überlebensfähig bleiben                                                         es auch in diesem Jahr gelun-
und bestenfalls replantiert, also                                                        gen ist, Zahnrettungsboxen flä-
vom Zahnarzt wieder eingesetzt                                                           chendeckend an die Schulen in
werden können. Dies verbessert                                                           Sachsen-Anhalt zu bringen, sagte
die Heilungschancen betroffener                                                          Marco Tullner, Bildungsminister
Zähne erheblich. Da die Lösung                                                           des Landes Sachsen-Anhalt. Die
eine Haltbarkeit von maximal                                                             proaktive Aktion sei gut, er hoffe
drei Jahren hat, müssen nicht                                                           jedoch, dass die Boxen möglichst
benötigte Zahnrettungsboxen in                                                          wenig gebraucht würden, so Tull-
entsprechenden Zeitabständen                                                            ner. Jens Hennicke, Leiter der TK-
ausgetauscht werden. In der Se-                                                        Landesvertretung Sachsen-Anhalt:
kundarschule „Am Fliederweg“                                                           „Die Techniker Krankenkasse          ▶

16    Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017
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