PRAXIS- TEAM ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN SACHSEN-ANHALT - Mit Beilage
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BAROMETER Aufbruchstimmung vor der Bundestagswahl A m 24. September 2017 wählen die Deutschen den 19. Deut- schen Bundestag. Nach der Flücht- Wie sehr interessie- 71 % sehr ren Sie sich für die 25,8 % weniger lingskrise hat sich das politische Kli- Bundespolitik? 3,2 % gar nicht ma in der Bundesrepublik nachhaltig verändert. So verloren alle Parteien in Umfragen Stimmenanteile an die AfD, die als drittstärkste Kraft in den Finden Sie, dass 34,7 % ja Bundestag einziehen könnte. Aktu- die Große Koalition 38,7 % nein ellen Umfragen zufolge wäre eine Deutschland voran- 26,6 % weiß nicht Fortsetzung der amtierenden Großen gebracht hat? Koalition aus CDU, CSU und SPD ebenso möglich wie ein Bündnis aus 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % SPD, Linken und Grünen, zumal die Sozialdemokraten nach der Nomi- nierung von Martin Schulz als Kanz- % lerkandidat neuen Aufwind spüren. Welche Regierungskoalition würde sich Ihrer Meinung nach am 90 meisten für die Belange von Heilberuflern bzw. Zahnärzten einsetzen? Auch die FDP liegt derzeit bei über 5 Prozent, es könnten also sechs Partei- 80 en im nächsten Bundestag vertreten 70 33,1 % 6,5 % 6,5 % 19,4 % 32,3 % sein. Doch welche Koalition macht Ihrer Meinung nach die für die Zahn- 60 ärzte beste Gesundheitspolitik? Das 50 wollen wir mit diesem Barometer he- 40 rausfinden. Fest steht: Es herrscht offenbar Auf- 30 bruchstimmung – die im Barometer 20 befragten Zahnärzte verfolgen die 10 Bundespolitik überwiegend mit gro- ßem Interesse. 71 Prozent bekunde- Union/SPD SPD/Linke/Grüne Union/AfD Sonstige keine ten, sie seien „sehr interessiert“, ein Viertel der Befragten ist es „weniger“, nur 3,2 Prozent haben gar kein Inte- resse am Geschehen in Berlin. Dazu sich ihrer Meinung nach am meisten gendstes Problem. Die mögliche Ein- passt, dass eine große Mehrheit der für die Belange von Heilberuflern führung einer Bürgerversicherung Zahnärzte wählen gehen wird, um bzw. Zahnärzten einsetzen würde. und die damit eventuell verbunde- Einfluss auf (gesundheits-)politische Die Große Koalition aus Union und ne Abschaffung des duales Systems Entscheidungen zu nehmen: 88,7 SPD erhält mit 33,1 Prozent der Stim- steht nur bei jedem fünften Zahn- Prozent. Nur drei Befragte wollen men noch die meiste Zustimmung, arzt (19,6 Prozent) ganz oben auf der am Wahlsonntag zuhause bleiben. gefolgt von „keine“ (32,3 Prozent) Agenda. Und werden die Zahnärz- 8,9 Prozent sind noch unschlüssig, und „sonstige“ (19,4 Prozent). Hier te ihre Praxisteams motivieren, zur ob sie ein Kreuz setzen.Wesentlich haben wohl Anhänger eines CDU/ Bundestagswahl zu gehen? Ja, auf differenzierter fällt die Meinung der FDP-Bündnisses einen Haken ge- jeden Fall, antwortet mit 61,8 Prozent Zahnärzteschaft bei der Beurteilung setzt. Für ein Mitte-Links-Bündnis eine deutliche Mehrheit. Nein, das der Arbeitsleistung der noch amtie- aus SPD, Linken und Grünen votier- sei Privatsache, meinen 38,2 Prozent renden Großen Koalition aus. Dass ten nur 6,5 Prozent der Befragten, der Befragten. diese Deutschland in den vergange- auf den gleichen Wert kam ein Bünd- Übrigens: Selbst auf den Zahn nen knapp vier Jahren vorangebracht nis aus CDU und AfD. fühlen können Sie den Kandidaten hat, findet nur knapp ein Drittel (34,7 Das gesundheitspolitische für die Bundestagswahlen am 21. Prozent). Im Gegenteil: Eine Mehrheit Kernthema der kommenden vier Juni 2017 ab 17 Uhr im Anschluss von 38,7 Prozent verneint dies sogar Jahre ist aus Sicht von 55,4 Prozent an die Kammerversammlung in entschieden. Mit „weiß nicht“ ant- der befragten Zahnärzte ganz klar Magdeburg: Dort stellen sich Kan- wortet immerhin jeder vierte Befragte die Erhaltung von Selbstverwaltung didaten der Parteien vor und wer- (26,6 Prozent). Ähnlich uneins sind und Freiberuflichkeit. Die Gesund- den zu ihren gesundheitspolitischen sich die befragten Zahnärzte darin, heitsversorgung auf dem Land sieht Zielen für die kommende Legisla- welche mögliche Regierungskoalition ein Viertel (24,5 Prozent) als drän- turperiode befragt. n 2 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017
INHALT ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN 04/2017 BAROMETER FORTBILDUNGSINSTITUT E. REICHENBACH Aufbruchstimmung vor der Bundestagswahl ......Seite 2 Fortbildungsprogramm für Zahnärzte.......................... 23 EINLADUNG Fortbildungsprogramm für Praxismitarbeiterinnen.... 29 29. Dessauer Abend mit dem Hallenser MITTEILUNGEN DER ZÄK SACHSEN-ANHALT Fotografen Knut Mueller................................................... 4 Jahresbericht der Röntgenstelle für 2016....................... 33 EDITORIAL Einladung zur Kammerversammlung........................... 35 Jahresabschluss 2015 des AVW Blick auf das Wesentliche der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt......................... 35 von Dr. Carsten Hünecke................................................... 5 Leistungsverzeichnis für Flüchtlingsbehandlung BERUFSSTÄNDISCHES liegt vor............................................................................... 38 Konstituierende Versammlung der Vorschau auf das Programm der 18. ZMP- Vertreterversammlung der KZBV..................................... 6 und 15. ZMV-Tage im Mai in Magdeburg..................... 40 Kreisstellenvorsitzende debattieren MITTEILUNGEN DER KZV SACHSEN-ANHALT über Strukturen und Notdienstorganisation................ 10 „Hardware noch nicht am Markt“ – IT-Leiter ÖGD-Kollegen und Verantwortliche der KZV zur aktuellen Situation der Telematik........... 42 für Jugendzahnpflege im Austausch.............................. 14 Aus der Vorstandssitzung................................................ 44 Zahnärztekammer, TK und Bildungsministerium Die Zulassungsstelle informiert...................................... 45 verteilen Zahnrettungsboxen an 1.000 Schulen............ 16 Seminarprogramm der KZV Sachsen-Anhalt............... 46 Großes Medienecho zur Woche der Zahngesundheit.......................................................... 18 SACHSEN-ANHALT Zahnärztekammer bietet ab Sommer Service Zum Titelbild: Lutherorte – Kirche St. Martini der Validierung an / Validierer vorgestellt .................. 19 in Stolberg (Harz).............................................................. 48 NACHRICHTEN UND BERICHTE Termine/Service................................................................ 49 DG PARO geht in die Offensive...................................... 20 MITTEILUNGEN DES FVDZ SACHSEN-ANHALT Neuer ZahnRat erschienen.............................................. 21 Vielleicht wird das ja doch noch was ............................ 50 KOLLEGEN EINLADUNG Zahnarzt Ralf Beiermann engagiert sich Tag der offenen Tür in der KZV Sachsen-Anhalt......... 51 im AVW-Verwaltungsausschuss..................................... 19 Titelbild: Lutherorte: Kirche St. Martini in Stolberg (Harz) Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017 3
EINLADUNG Tipp: Knut Muelle der vom 17 .4. bis 19.6. r zeigt in Mer- Willi-Sitte-Galerie ung Dessauer Abende ell seburg seine Ausst ecken“ „Schönheit und Sc hr der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt Interdisziplinäre Gespräche Die Veranstaltungsreihe der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt erlebt die 29. Runde: Mittwoch, 17. Mai 2017 Inspiriert von der Bauhausstadt Dessau, in der einmaligen Atmosphäre des Feiningerhauses, eines der restaurierten Meisterhäuser, soll der Dialog von Zahnärz- ten mit Künstlern, Wissenschaftlern, Politikern aus Sachsen-Anhalt initiiert werden. Der Blick über den Tellerrand der eigenen Profession kann die Augen öffnen für die Weltsicht des Nachbarn, kann eigene Probleme relativieren, kann Anregungen vermitteln für das eigene Sein. Wir freuen uns auf Sie! ◀ Zu Gast beim Bitte per Fax (03 91/7 39 39 20) oder Post Für einen Imbiss ist gesorgt. Aufgrund des begrenzten Platzangebotes wird um Anmeldung gebeten! (PF 39 51, 39014 MD) an die Zahnärzte- Dessauer Abend kammer Sachsen-Anhalt schicken! Knut Mueller – ANMELDUNG – • geboren 1952 in Halle (S.) Dessauer Abende • Studium an der Hochschule für Kunst und Design Burg Der Zahnärztekammer S.-A. Giebichenstein von 1970 bis 1975 Gespräch mit • anschließend freiberuflich Knut Mueller, tätig in Halle, Leipzig, Berlin • 1986 Ausreise in die BRD, am 17. Mai 2017 ab 19 Uhr • freiberuflich als Fotoreporter in Hamburg tätig im Feinigerhaus in Dessau • seit 1989 in Krisen- u. Ebertallee 63 Kriegsgebieten wie Albani- en, Kroatien, Irak, Somalia, Knut Mueller hat das Elend der Tschetschenien und Afgha- 18.30 Uhr: Vorprogramm – Welt gesehen; er war als Fotorepor- nistan unterwegs Fotopräsentation ter in den Krisen- und Kriegsge- • Veröffentlichung seiner Re- bieten der vergangenen Jahrzehnte portagen u. a. in Spiegel, unterwegs. Immer auf der Suche • Focus, Stern, Merian, Geo, nach starken Bildern, die die Emo- Le Figaro Ich komme gerne! tionen der betroffenen Menschen • 2004 Rückkehr nach Halle Name/Anschrift: zeigen. Hass, Wut und Liebe, so • seit 2005 Vorstandsmitglied hat er dabei erfahren, liegen dort • der Vereinigung Hallescher oft dicht an der Oberfläche. Er Künstler kann berichten von Grenzsituati- • Vorsitzender der Künstler- onen und dem eigenen Umgang plattform Sachsen-Anhalt e.V. damit. • zahlreiche Ausstellungen 4 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017
EDITORIAL Blick auf das Wesentliche Liebe Kolleginnen und Kollegen, spürbare Entlastung bei der Praxis- führung anbieten können. Ende März waren sicher auch ei- nige von Ihnen auf der IDS in Köln. Gegenüber der Politik, den Mit fast 2.400 Ausstellern und über Kostenträgern und der Industrie 155.000 Besuchern wurde sie auch werden wir weiter deutlich vermit- dieses Jahr ihrem Ruf als weltwei- teln, dass wir nicht die unerschöpf- te Leitmesse der Dentalindustrie lichen Melkkühe der Branche gerecht. Eine Vielzahl von Innova- sein können. Die Industrie ist im tionen, insbesondere bei der Digi- Ausland gezwungen und bereit, talisierung von Arbeitsprozessen, kleinere Brötchen zu backen. Gern wurde präsentiert. Die IDS ist ei- schmückt sich die Politik mit dem nerseits Ausdruck für Deutschlands hohen Standard der Versorgung Spitzenposition in diesem Sektor der Patienten, den wir sicherstellen. und andererseits wird gerade in Dann darf sie auch ihrer Pflicht zur Deutschland ein wichtiger Markt Gestaltung eines angemessenen für diesen technischen Fortschritt finanziellen Rahmens nachkommen gesehen. Ohne Zweifel gehört der – Stichwort Ende der Budgetierung Standard in unseren Praxen zur und ausreichende Punktwerte in Weltspitze. der GOZ. Von Doch den gibt es wahrlich nicht Sie sollte auch dafür Sorge tra- Dr. Carsten Hünecke zum Nulltarif. Eine Studie des IDZ gen, dass deutsche Praxen nicht Präsident der belegt, dass die Investitionskosten jahrelang im Verhältnis zu europä- bei Neugründung einer Einzelpraxis ischen Kolleginnen und Kollegen Zahnärztekammer inzwischen bei fast einer halben stärker belastet werden. Aktuelles Sachsen-Anhalt Million Euro liegen. Selbst bei der Beispiel ist die im März im EU Übernahme einer solchen oder Parlament verabschiedete Queck- bei der Gründung von Berufsaus- silberverordnung, die ab 2019 für übungsgemeinschaften müssen die gesamte EU die ausschließli- noch etwa mindestens dreihundert- che Verwendung von gekapseltem tausend Euro pro Beteiligtem kal- Amalgam, den Einsatz von Amalga- kuliert werden. Damit ist es im Ver- mabscheidern und die Entsorgung laufe des Berufslebens aber nicht durch zertifizierte Unternehmen gut geplante Gründung der eigenen getan. Natürlich möchte man weiter zwingend vorschreibt. Das sind Praxis auch heute noch ein Erfolgs- am Fortschritt teilhaben und in die Anforderungen (und erhebliche modell ist. Gleichzeitig gilt es, mit Praxis investieren. Gleichzeitig gilt Kosten), die in deutschen Praxen dem Know how der Standesvertre- es, neue Richtlinien, Auflagen und seit Jahrzehnten umzusetzen sind! tung für den Weg in die Selbststän- Verordnungen umzusetzen. Dazu digkeit stärker wahrgenommen zu bedarf es unbedingt einer gesicher- Liebe Kolleginnen und Kollegen, werden. Wir können Berufsstartern ten Refinanzierung, die seit vielen Unterstützung und einen objektiven Jahren immer schwerer zu bewerk- am Stand der Bundeszahnärzte- Blick bieten, der angesichts einer stelligen ist. kammer auf der IDS hatte ich Ge- wie auf der IDS perfekt inszenier- legenheit, mehrere Gespräche mit ten schillernden und erdrückenden Der Willen der Standespolitik, jungen Zahnärzten zur Existenz- Vielfalt vielleicht auch einmal ver- vernünftige Rahmenbedingungen gründung zu führen. Der Wunsch loren zu gehen droht. Die nächsten zu schaffen, ist ungebrochen. Ich und der Willen zur Niederlassung Gelegenheiten bietet die Kammer erinnere nur an das Interview mit und zur eigenen Praxis sind nach interessierten (jungen) Kolleginnen dem neuen Vorstand der KZV in wie vor vorhanden. Das ist eine und Kollegen mit dem Zahnärzte- den zn. In dieser Ausgabe erfahren gute Nachricht. Es zeigte sich treff im Mai und den „Your Days“ im Sie mehr über aktuelle Projekte der auch, dass wir Standesvertreter Juni! Ich freue mich auf Sie! Zahnärztekammer, unter anderem stärker die Botschaft zu vermit- zum kammereigenen Angebot zur teln haben, dass bei all unseren Ihr Leistungsüberprüfung des Aufbe- berechtigten Forderungen (und reitungsprozesses von Medizin- Klagen) nach besseren Rahmenbe- produkten und der Validierung von dingungen, angemessenen Hono- Geräten. Damit werden wir eine raren oder weniger Bürokratie, die Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017 5
BERUFSSTÄNDISCHES VV-Delegierte wählen neue KZBV-Spitze Dr. Wolfgang Eßer bleibt Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung Die KZBV-Vertreterversammlung stellte mit ihren Stimmen die Weichen für die nächste Legislaturperiode. Fotos: KZBV/Marc Darchinger D eutlicher geht es nicht: Mit 56 Stimmen und damit einstim- mig hat die Vertreterversammlung Mit ihrer Entscheidung würdigte die Vertreterversammlung Eßers ebenso langjähriges wie erfolgrei- dem Vorstand der KZBV erstmals an. Die langjährigen stellvertreten- den Vorstandsvorsitzenden Dr. Jür- der Kassenzahnärztlichen Bundes- ches Engagement für den Berufs- gen Fedderwitz (66) und Dr. Gün- vereinigung (KZBV) am 17. März stand und die zahnärztliche Versor- ther E. Buchholz (64) hatten bereits Dr. Wolfgang Eßer erneut zum gung der Bevölkerung. vor Monaten angekündigt, nicht Vorstandsvorsitzenden gewählt. Für den 62-Jährigen ist es die erneut zu kandidieren. Der Mönchengladbacher Zahn- zweite Amtszeit als Vorsitzender, Den Vorsitz der Vertreterver- arzt bleibt damit bis 2022 Chef der nachdem er bereits von 2005 bis sammlung – oberstes Beschluss- 53.000 Vertragszahnärztinnen und 2013 das Amt des stellvertretenden gremium der KZBV – behält nach Vertragszahnärzte in Deutschland. Vorstandsvorsitzenden der KZ- dem Willen der Mitglieder Dr. Zu seinen Stellvertretern bestimm- BV bekleidet hatte. Eßer legt Wert Karl-Friedrich Rommel inne, Vor- ten die Delegierten den Kölner auf einen von Vertrauen und Ver- standsvorsitzender der KZV Thü- Martin Hendges, Zahnarzt und lässlichkeit geprägten Interessen- ringen. Seine Stellvertreter im stellvertretenden Vorstandsvorsit- ausgleich in der Politik. Zu seinen VV-Vorsitz sind Dr. Bernhard Reil- zender der Kassenzahnärztlichen Aufgabenbereichen im Vorstand mann (KZV Westfalen-Lippe) und Vereinigung (KZV) Nordrhein so- zählen zudem Gesetzgebung, Ver- Oliver Woitke (KZV Bremen). Sie wie Dr. Karl-Georg Pochhammer, tragsrecht, Statistik, Gemeinsamer folgen auf Dr. Axel Wiedenmann Zahnarzt und Vorstandsvorsitzen- Bundesausschuss sowie internatio- (KZV Bayerns) und Christoph Bes- der der KZV Berlin. Die bisherigen nale Arbeit. ters (KZV Baden-Württemberg). Vorstandsmitglieder Dr. Jürgen Dr. Rommel bedankte sich bei Fedderwitz und Dr. Günther E. Alte und neue Gesichter Wählern, die ihm 43 Ja-Stimmen Buchholz bleiben bis zur offiziellen gaben. Die erneute Wahl sei für ihn Amtsübernahme des neuen Vor- Martin Hendges (53) verantwortet eine große Ehre, Verpflichtung und stands geschäftsführend im Amt. als Vertragsspezialist bei der KZV Ansporn zugleich. Er wolle wei- Dr. Wolfgang Eßer, der die Kör- Nordrhein den Geschäftsbereich ter ausgeglichen und ausgleichend perschaft als Vorstandsvorsitzen- Sicherstellung. Karl-Georg Poch- bleiben, versprach der Thüringer der seit 2013 führt, wurde bei der hammer (62) ist für die Berliner den VV-Delegierten. regulär anstehenden Wahl nach Vertragszahnärzte unter anderem Bei der Neuwahl des Vorstandes, Ablauf der Legislatur einstimmig für die Themen Finanzen, Haushalt der eine interne Beratung mit dem wiedergewählt (56 Ja-Stimmen). und IT zuständig. Beide gehören Bericht des Wahlausschusses ▶ 6 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017
BERUFSSTÄNDISCHES Die neue KZBV-Spitze: Dr. Wolfgang Eßer (Mit- te) bleibt Chef der Vertragszahnärzte, neu im Team Die Delegation der KZV Sachsen-Anhalt: Vorstandsvorsitzender Dr. Jo- sind Dr. Karl-Georg Pochhammer (Berlin, l.) und chen Schmidt, Verwaltungsdirektorin Eva Rogge, der stellv. Vorsitzende Zahnarzt Martin Hendges (KZV Nordrhein). Dr. Stefan Schorm und der Delegierte Dr. Frank Büchner. Foto: A. Stein sowie eine Beratung über die KZBV: Vorstand und Vorstandsmitglieder schlug Dr. Dienstverträge der hauptamtlichen Karl-Georg Pochhammer dann Dr. Vorstände vorausging, wurde Dr. Vertreterversammlung Wolfgang Eßer als Vorstandsvor- Wolfgang Eßer von Ralf Wagner, sitzenden vor – der mit 56 von 56 Die Wahl des Vorstands steht nach Vorsitzender der KZV Nordrhein, den Vorgaben der Satzung der möglichen Ja-Stimmen ein einstim- als erstes Vorstandsmitglied vor- KZBV alle sechs Jahre an. Der seit miges Votum von den Delegierten geschlagen. Dem stimmten 55 von 2005 hauptamtliche Vorstand wird erhielt. 57 VV-Delegierte zu, es gab zwei bei seiner Arbeit durch den Beirat Eßer zeigte sich „wirklich ge- Enthaltungen. Das war bereits „ein unterstützt, einem Gremium von rührt“, wollte aber an erster Stelle überwältigendes Ergebnis“, wie Dr. Vorständen der 17 KZVen in den den mehr als 130 Mitarbeitern der Rommel kommentierte. Als zwei- Ländern. KZBV-Verwaltung danken, die un- tes KZBV-Vorstandsmitglied schlug ter Leitung von Verwaltungsdirek- Wolfgang Eßer selbst Dr. Karl-Ge- Die Vertreterversammlung ist das torin Dr. Karin Ziermann selbstlos, org Pochhammer vor, der erst kürz- „Parlament der Vertragszahnärz- immer loyal und hochengagiert ar- te“. Sie hat 60 Mitglieder und wählt lich Dr. Jörg-Peter Husemann als beiten würden und so für das hohe und kontrolliert den Vorstand. Ge- Vorsitzender der KZV Berlin abge- setzlich vorgeschriebene Mitglieder Ansehen des Berufsstandes sorgen löst hatte. Auch hier gab es ein star- sind die oder der Vorsitzende jeder würden. In den vergangenen zwölf kes Votum: 54 Delegierte stimmten KZV und ein Stellvertreter oder eine Jahren sei der Mitarbeiterstamm mit Ja, es gab eine Nein-Stimme Stellvertreterin. Die Vorstände und verjüngt und dessen Expertise aus- und zwei Enthaltungen. ihre Stellvertreter nehmen 34 Sitze gebaut worden. Als drittes Vorstandsmitglied ein. Weitere 26 Delegierte werden Eßer bedankte sich bei seinen brachte Dr. Wolfgang Eßer den Köl- von den Vertreterversammlungen scheidenden Stellvertretern Dr. Jür- ner Zahnarzt Martin Hendges ins der KZVen aus ihren Reihen unter gen Fedderwitz und Dr. Günther E. Spiel. Der 53-Jährige verkörpere Berücksichtigung des Verhältnis- Buchholz – diese hätten sich in ho- einen jungen Typ Standespolitiker wahlrechtes gewählt. hem Maße um die Zahnärzteschaft und sei Hoffnungsträger nicht nur verdient gemacht. Auch dankte für diese, sondern auch die nächs- er der alten VV-Leitung unter Dr. te Legislaturperiode, so Eßer. Das 54-mal mit Ja, einmal mit Nein (zu Rommel für die konstruktiv-kriti- sahen die Mitglieder der Vertre- diesem Zeitpunkt gab es nur noch sche Begleitung. ▶ terversammlung offenbar ähnlich 56 Stimmberechtigte). Aus den Rei- und stimmten bei einer Enthaltung hen der nunmehr gewählten drei Fortsetzung auf S. 8 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017 7
BERUFSSTÄNDISCHES Der Aufbau der Vertreterversammlung in der Der Vorsitz der Vertreterversammlung bleibt bei Dr. Karl-Friedrich Rom- Grafik. Die insgesamt 60 Delegierten setzen sich mel (KZV Thüringen, Mitte). Neue Stellvertreter sind Dr. Bernhard Reil- aus hauptamtlichen Vorstandsmitgliedern und mann (KZV Westfalen-Lippe, l.) und Oliver Woitke (KZV Bremen). ehrenamtlichen KZV-Vertretern zusammen. Fortsetzung von S. 7 Die Vertreterversammlung habe talisierung und die Datensicherheit wenn dafür die politischen Vor- Kante gezeigt in Zeiten des An- sieht er als großes Aufgabenpaket aussetzungen bedarfsgerecht jus- griffs. Dr. Eßer forderte die Dele- und große Herausforderung für tiert werden. Die Bereitschaft zur gierten auf, auch in der neuen Le- die KZBV. Aber: „Wir werden uns Niederlassung junger Kolleginnen gislaturperiode Geschlossenheit nicht unterkriegen lassen!“ und Kollegen muss gefördert so- walten zu lassen. „Dann sind wir wie die Freiberuflichkeit und das allen Unkenrufen zum Trotz erfolg- Versorgung verbessern Recht auf Selbstverwaltung mit reich!“ Mit Blick auf das kürzlich einem möglichst weiten Gestal- in Kraft getretene „Selbstverwal- „Das uns entgegengebrachte gro- tungsspielraum durch die Politik tungsstärkungsgesetz“ (SVSG) der ße Vertrauen ist Verpflichtung garantiert werden“, teilte der Vor- Bundesregierung sagte der 62-Jäh- und Ansporn zugleich. Trotz zu- standsvorsitzende mit. rige, der neue Vorstand werde alles nehmend schwieriger Rahmenbe- tun, um dem „SVSG-Irrsinn“ zu dingungen im Gesundheitswesen Ausschüsse neu besetzt begegnen und das Geschehene zu- werden wir uns als Führungs- rückzudrehen. team mit voller Kraft für eine ste- Abschließend wählten die VV-De- Als zentrale Aufgaben für die Le- tige Verbesserung der zahnärztli- legierten die Mitglieder diverser gislaturperiode von 2017 bis 2022 chen Versorgung einsetzen. Auch Ausschüsse sowie die Vertreter sieht der Vorstandsvorsitzende in strukturschwachen Gegenden der Zahnärzte im Gemeinsamen zum einen die Fertigstellung eines muss künftig eine qualitativ hoch- Bundesausschuss (G-BA), im Bera- versorgungspolitisch modernen wertige, flächendeckende und tungsausschuss sowie im Bundes- Konzeptes zur Bekämpfung der wohnortnahe Versorgung gewähr- schiedsamt. Dr. Jochen Schmidt, Volkskrankheit Parodontitis – allen leistet sein. Zugleich legen wir Vorstandsvorsitzender der KZV Widerständen, wie sie zuletzt bei- großen Wert darauf, dass die be- Sachsen-Anhalt, sitzt künftig ge- spielsweise vom Institut für Quali- rechtigten Interessen des Berufs- meinsam mit dem Kaiserslauterner tät und Wirtschaftlichkeit (IQWiG), standes nicht zu kurz kommen“, Zahnarzt Dr. Peter Matovinovic dass den Parodontalbehandlun- sagte Eßer nach seiner Wieder- sowie dem VV-Vorsitzenden Dr. gen wissenschaftliche Evidenz ab- wahl. Karl-Friedrich Rommel und dessen sprach, zum Trotz. Es gelte außerdem, die Heraus- Stellvertretern im Wahlausschuss Dazu kommen für Dr. Wolfgang forderungen des demographi- der KZBV. n Eßer die drei großen „D‘s“: Den schen Wandels erfolgreich zu be- demografischen Wandel, die Digi- wältigen. „Das kann nur gelingen, (mit Material der KZBV) 8 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017
BERUFSSTÄNDISCHES Als Herausforderungen der neuen Legislatur sieht Dr. Erfolgreiches Spitzentrio: Dr. Jürgen Fedderwitz (l.) und Dr. Wolfgang Eßer die flächendeckende und wohnortnahe Günther Buchholz verabschieden sich in den Ruhestand. Versorgung sowie den demografischen Wandel. Die drei Köpfe an der KZBV-Spitze Dr. Karl-Georg Dr. Wolfgang Eßer, ZA Martin Pochhammer, Berlin Mönchengladbach Hendges, Köln Dr. Karl-Georg Pochhammer ist Dr. Wolfgang Eßer hat von 1973 Zahnarzt Martin Hendges studierte gerade erst frisch gebackener Vor- bis 1978 in Tübingen Zahnmedizin Zahnheilkunde an der Universität standsvorsit- studiert. Der vier- Köln. Nach dem zender der KZV fache Vater hat- Examen 1989 Berlin geworden. te von 1982 bis war er von 1991 Nach dem Stu- 2012 eine eigene bis Ende 2015 in dium der Zahn- Praxis in Mön- Niederlassung heilkunde an der chengladbach. in eigener Praxis FU Berlin arbeitet Sein Engagement in Köln-Holwei- Pochhammer seit für die Freiberuf- de tätig. Anfang 1985 niederge- lichkeit begann 2016 übernahm lassen in eigener 2001 in der KZV ein Kollege die Praxis in Berlin-Spandau. Standes- Nordrhein, schon ein Jahr später Praxis, Hendges ist dort nunmehr politisch war er bereits 1999 bis 2001 wurde er Mitglied des Vorstandes angestellt. Seit 1992 ist er berufspoli- Mitglied des Vorstandes der KZV der KZBV. Als der Gesetzgeber im tisch engagiert, so im FVDZ und als Berlin, von 2001 bis 2016 stellvertre- Jahr 2005 die Hauptamtlichkeit der Delegierter der Kammerversamm- tender Vorstandsvorsitzender der Vorstände der Kassenärztlichen lung sowie im Vorstand der KZV KZV Berlin, bevor er Anfang diesen und Kassenzahnärztlichen Verei- Nordrhein, wo er als hauptamtliches Jahres mit dem langjährigen Vorsit- nigungen eingeführt hat, wurde Vorstandsmitglied den Geschäfts- zenden Dr. Jörg-Peter Husemann Eßer zum stellvertretenden Vorsit- bereich Sicherstellung verantwortet. die Plätze tauschte. In der KZBV zenden des Vorstandes der KZBV 1999 war er Gründungsvorsitzen- sammelte Pochhammer bereits von gewählt. Im Jahr 2013 erfolgte nach der des DZV, dann bis 2010 dessen 2004 bis 2010 als Vorsitzender der neun Jahren Amtszeit die Wahl Vorstandsvorsitzender und seitdem Vertreterversammlung Erfahrung. zum Vorstandsvorsitzenden. Ehrenvorsitzender. Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017 9
BERUFSSTÄNDISCHES Zahnärzte debattieren hitzig über Notdienst Azubi-Mangel, Überalterung, Validierung und Telematik beschäftigen Kreisstellenvorsitzende Die 40 Vorsitzenden der Kreisstellen trafen sich Anfang April in Magde- burg zur turnusmäßigen Versammlung. Fotos: Gudrun Oelze A ls die Vorsitzenden von nach wie vor 40 Kreisstellen der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt Zunächst aber umriss der neue Kammerpräsident die Hauptauf- gaben, denen sich der Vorstand in de zu legen. Die Regelung sei nicht verbindlich und habe keinen Geset- zescharakter, doch würden sich die am 1. April einem sonnigen Früh- der Legislatur 2016 bis 2021 beson- Kommunen diesem Erlass kaum wi- lingsnachmittag daheim entgegen- ders widmen wolle. Ein Schwer- dersetzen. Der Katalog umfasst im fuhren, lag hinter ihnen eine – von punktthema sei die Zukunft der Großen und Ganzen die Leistungen den Außentemperaturen unabhän- zahnärztlichen Versorgung in zur konservierenden und chirurgi- gige – äußerst hitzige Debatte. Der Sachsen-Anhalt, sagte Dr. Hüne- schen Behandlung nach dem BEMA neue Vorstand hatte eingeladen cke. Und konnte gleich auch einen Teil 1. Eine vorherige Kostenzusage zum turnusmäßigen Treffen mit ersten Erfolg vermelden – bei der des Leistungsträgers ist entbehrlich. den Standesrepräsentanten aus den Flüchtlingsversorgung. Zwischen Das komplette Leistungsverzeich- alten Kreisgrenzen, um mit ihnen Arendsee und Zeitz war dafür bis- nis ist unter www.zaek.de abrufbar auch über die künftige Kreisstellen- her jeder Landkreis mehr oder we- (siehe auch diese zn, S. 38). struktur der ZÄK sowie mögliche niger selbst verantwortlich, was Dann ging es um Neuigkeiten Fusionen und – besonders heiß dis- einem Flickenteppich bei der Ver- bei Validierung, Qualitätssicherung kutiert – die Notdienstordnung ins gütung zahnärztlicher Leistungen und elektronischem Heilberufs- Gespräch zu kommen. bei Asylbewerbern gleichkam. ausweis, die später vom zuständi- Und so begrüßte Kammerpräsi- gen Referenten konkretisiert wur- dent Dr. Carsten Hünecke neben Erfolg bei Thema Flüchtlinge den, sowie bei der GOZ und der dem KZV-Vorsitzenden Dr. Jo- EU-Quecksilberverordnung. Quo chen Schmidt, dem Vorsitzenden „Nach langen Mühen liegt nun ein vadis GOZ?, fragte Dr. Hünecke, die des AVW-Verwaltungsausschusses einheitlicher Leistungskatalog für seiner Meinung auch nach Novellie- Dieter Hanisch und Dr. Dorit Rich- diesen Personenkreis vor“, sagte rung 2012 und verpflichtender Eva- ter vom Freien Verband auch den Dr. Hünecke. Ende Februar hat das luierung 2015 nach wie vor nicht Geschäftsführenden Direktor der Innenministerium per Erlass den befriedigend sei. Viele Einzelheiten Magdeburger Universitätsklinik kommunalen Leistungsbehörden und auch Argumentationshilfen zur für Mund-, Kiefer- und Gesichts- empfohlen, im Interesse einer lan- GOZ seien auf der Internetseite der chirurgie, Dr. Dr. Christian Zahl, deseinheitlichen Vollzugspraxis für BZÄK zu finden, erinnerte er und der zum Gedankenaustausch mit ihre Entscheidungen bei zahnärzt- verwies darauf, dass die Ärzte der- den niedergelassenen zwei seiner lichen Behandlungen ab sofort ein zeit über eine Novellierung ihrer Oberärzte mitgebracht hatte. beiliegendes Verzeichnis zugrun- GOÄ verhandeln. Deren ▶ 10 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017
BERUFSSTÄNDISCHES Eckdaten könnten zur Blaupause vestitionen in den ersten drei Jah- Zahnarzt und Personal zur „Schutz- für die GOZ werden, befürchtet der ren immerhin 30.000 bis 40.000 Eu- kleidung“ zu erklären. Der neue Präsident. Er appellierte zudem an ro einkalkuliert. Davon wird unter Hygieneplan der BZÄK sollte in den die Kollegenschaft, sich nicht auf anderem die Ausbildung des Vali- Praxen umgesetzt und der durch das „Verramschen“ zahnärztlicher dierers nach der DGSV-Richtlinie das IDZ versandte Fragebogen zu Leistungen, wie sie von der Ergo di- finanziert. Thomas Reinsdorf nimmt den Hygienekosten unbedingt aus- rekt beworben werden, einzulassen. bei der Zahnärztekammer seit Fe- gefüllt und zurück geschickt wer- Ganz aktuell konnte er darauf bruar diese Aufgabe wahr und be- den. verweisen, dass Mitte März das ginnt seine Tätigkeit in den Praxen Ein anderes Formular muss aus- Europäische Parlament dem Kom- ab Juni 2017 (siehe auch Interview gefüllt werden, um den elektroni- promiss über eine neue EU-Queck- mit ihm in dieser zn, S. 19). schen Heilberufsausweis zu bekom- silberverordnung zustimmte. Diese müssen mit Kosten für die men. Das geht nur online bei der Während ursprünglich ein totaler Validierung der Aufbereitungspro- Firma „medisign“, die die Ausweis- Ausstieg geplant war, seien die jetzt zesse von rund 495 Euro (Praxen karte auch produziert, informierte gültigen Regelungen zum Um- mit Autoklav und RDG), für jedes Geschäftsführerin Christina Glaser. gang mit Amalgam im Interesse weitere Gerät dann nochmals 150 Sie wie zuvor schon der Präsident der Zahnärzteschaft in Deutschland Euro plus einer entfernungsunab- und in der Diskussion auch der umsetzbar, weil vieles schon lan- hängigen Fahrtkostenpauschale KZV-Chef erinnerten daran, dass ab ge Standard ist, was fortan in der für alle in Höhe von 40 Euro (zzgl. 01.07.2018 für alle Praxen der Ver- ganzen Europäischen Union gilt: Mehrwertsteuer) rechnen. So be- sichertenstammdatenabgleich ver- ab Juli 2018 keine Anwendung bei komme man die Validierung der pflichtend wird – ansonsten drohen der zahnärztlichen Behandlung von Sanktionen. Laut Gesetzgeber soll Milchzähnen, von Kindern unter 15 die Vergütung vertragszahnärztli- Jahren und von Schwangeren oder chen Leistungen pauschal so lan- Stillenden. Die EU-Mitgliedsstaaten ge um ein Prozent gekürzt werden, haben bis Mitte 2019 Zeit, nationale bis die Prüfung erfolgt. Der KZBV Aktionspläne für ein Phase-out von drohe dies schon zum 01.07. dieses Amalgam auszuarbeiten, ein Jahr Jahres – obwohl es noch gar keine später will die EU-Kommission eine zertifizierten Lesegeräte gibt. „Der Machbarkeitsstudie zum völligen Gesetzgeber bestraft jene, die gar Verzicht bis 2030 vorlegen. nichts machen können“, schimpfte Dr. Schmidt. Da es noch zu viele Un- Validierung wird Pflicht bekannte zum eHBA gibt, sind keine Großveranstaltungen für die Praxen Viel eher noch wird die regelmäßige vorgesehen. Sie sollen Einzelheiten Validierung zur Pflicht. Im Moment über Video-Botschaften erfahren. sei Sachsen-Anhalt in dieser Bezie- hung noch eine Insel der Glück- Qualität muss sein seligkeit, so der für die Berufsaus- übung zuständige Vorstandsreferent Vorerst ruhig bleiben, lediglich le- Maik Pietsch. Doch auch hier werde sen was kommt und abwarten, war Präsident Dr. Hünecke sprach über die die Begehungspraxis zunehmen, Herausforderungen der neuen Legislatur. auch ein Rat von Dieter Hanisch. hatte zuvor schon Dr. Hünecke be- Ernst nehmen sollten die Kollegen tont und betroffene Kollegen gebe- aber die Qualitätssicherung. „Das ten, Protokolle solcher Praxisbege- gesamten Aufbereitungsprozesse können wir nicht aussitzen“, mein- hungen – auch anonymisiert – zur durch die Kammer aber zu dem te er, auch wenn es viel Arbeit und Verfügung zu stellen. Preis, den professionelle Anbieter hohe Kosten mit sich bringe. Auf die Von der Koordinierungskonfe- für nur ein Gerät verlangen, beton- fünf Säulen der Qualitätsstrategie renz seines Referates brachte Kam- te Maik Pietsch. Die Praxen selbst hatte bereits Dr. Hünecke hingewie- mervizepräsident Pietsch auch die hätten u.a. dafür zu sorgen, dass sen: Mindeststandards bei der Struk- Information mit, dass sich die Bege- eine Gefährdungsbeurteilung aller tur- und Prozessqualität, Externe hungspraxis in Rheinland-Pfalz, in Prozesse und Instrumente und die Qualitätssicherung, Internes Qua- Brandenburg und Niedersachsen Gerätewartung nach Herstelleran- litätsmanagement, Schaffung von bereits deutlich verschärft habe. In gaben erfolgt und der Praxisinhaber Transparenz sowie Qualitätskont- Sachsen-Anhalt stehe das Landes- als Betreiber bei der Begehung auch rolle mit Zielvereinbarungen und amt für Verbraucherschutz dem anwesend sein. Sanktionen. Noch gebe es für die von der Zahnärzteschaft offerierten Ferner informierte Pietsch, dass Zahnheilkunde keine Qualitätsindi- Validierungsprojekt positiv gegen- derzeit als ein weiteres heißes The- katoren, teilte er mit, doch der ▶ über und habe einer Fristverlänge- ma für die Berufsausübung in eini- rung auf 30 Monate zugestimmt. gen Bundesländern diskutiert wer- Die Kammer hat für die Anlaufin- de, die tägliche Arbeitskleidung von Fortsetzung auf S. 12 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017 11
BERUFSSTÄNDISCHES Fortsetzung von S. 11 MDK sehe sich wohl als Player, als Beamtenstatus sowie 259 Assisten- angekommen. Die in den zn ver- Kontrolleur. Was bei den Ärzten ten, angestellte Kollegen im Alter öffentlichte Meinung von Dr. Dr. tägliche Praxis ist, werde der Zahn- über 40 Jahre indes kaum. Da von Christian Zahl zur Frequentierung ärzteschaft nun auch noch von der den 36- bis 40-Jährigen ein wesentli- der Magdeburger MKG-Uni-Klinik Politik übergestülpt, wurde in der cher Anteil den Weg in die Nieder- durch zahnärztliche Notdienstpati- Diskussion moniert. Bei der verord- lassung gefunden hat, müssen vor enten sowie die Stellungnahme der neten Qualitätssicherung gehe es gar allem die 31- bis 35-Jährigen dafür Standesvertretungen dazu hatte be- nicht so um die Behandlung an sich, motiviert werden. Der Kammerprä- reits im Vorfeld landesweit für Ge- meinte Vizepräsident Pietsch, son- sident verwies u. a. auf Deutschland- sprächsstoff gesorgt. dern um „bürokratischen Schwach- stipendium, Berufskundevorlesun- Dr. Hünecke erinnerte daran, dass sinn“. Ein „Monstrum“, das wir mit gen, Begleitung junger Kollegen in Verstöße gegen Berufs- und Not- enormem Aufwand für die KZV der Assistenz und Unterstützung bei dienstverordnung keine Kavaliers- finanzieren müssen, ergänzte Dr. der Niederlassung. delikte seien. Doch funktioniere die- Schmidt. Künftig wird sich ein junger Zahn- ser Notdienst, zu dessen Teilnahme Nach dem Bericht des Präsidenten jeder niedergelassene Zahnarzt ver- und der Diskussion zu standespoliti- pflichtet ist, seit vielen Jahren gut, schen Themen ging es um die perso- wie nur wenige bei der Kammer nelle Zukunft der Zahnärzte in Sach- eingehende Beschwerden belegen. sen-Anhalt. Während die Anzahl Allein 2016 wurden landesweit fast von Zahnärzten deutschlandweit 50.000 Notfälle behandelt und bei steigt, hat sie sich in unserem Bun- der KZV abgerechnet! Gewiss ge- desland 2016 um ein Prozent verrin- be es vereinzelt Probleme, so der gert, gab Dr. Hünecke zu bedenken Kammerpräsident, darum stehe das und auch, dass mehr als die Hälfte Thema heute auch auf der Agenda, aller niedergelassenen Kolleginnen könne aber gewiss noch nicht ab- und Kollegen zwischen Arendsee schließend diskutiert werden. und Zeitz in den kommenden zehn bis 15 Jahren in den wohlverdienten Debatte über Notdienst Ruhestand gehen. Wie dann bei nach wie vor gleich bleibender Fläche die Dr. Dr. Zahl bekräftigte vor den Versorgung sicherstellen? Kreisstellenvorsitzenden dann er- Junge Zahnärzte für Sachsen-An- neut, dass täglich drei bis acht und halt zu gewinnen, sei daher eine damit aus seiner Ansicht zu viele Aufgabe, deren Lösung aller Betei- Zu viele Patienten kommen in seine zahnärztliche Patienten in die Klinik ligten bedarf. Die demographische Klinik, findet Dr. Dr. Christian Zahl. kämen – weil sie nach deren Anga- Entwicklung und die Verschiebung ben in einigen Regionen an Wochen- der „Work-Life-Balance“ erfordern enden und Feiertagen keinen Zahn- mittelfristig neue Strukturen im Be- arzt – beispielsweise – im Altmark- arzt erreichen können. Das binde reich der Zahnärztekammer – wenn kreis Salzwedel niederlassen und Ressourcen für den kieferchirurgi- wir wollen, dass künftig mit weni- nicht in der Kreisstelle Klötze oder schen Notdienst. Zwar kämen kaum ger Kollegen die Selbstverwaltung Gardelegen. Obwohl Sachsen-Anhalt Patienten aus der Börde und dem organisiert und sichergestellt wird, seit seiner Gründung drei Kreisge- Jerichower Land, aber viele aus dem blickte Dr. Hünecke einige Jahre bietsreformen erlebte, entsprechen Salzlandkreis, dem Stendaler und voraus. Rechtzeitig müssen die Wei- die Kreisstellen der Zahnärztekam- Harzer Raum sowie aus Magdeburg. chen gestellt werden, damit auch mer noch immer der Landesstruktur Dies verstand manch Anwesender die nächste Generation die zahn- von 1991. Das kollegiale Verhältnis als Vorwurf, dass in der Kreisstelle ärztliche Tätigkeit attraktiv findet. resultiert oft noch aus gemeinsa- gar kein Notdienst vorgehalten wer- Laut einer Studie der APO-Bank mer Arbeit in den einstigen Polikli- de, während der Klinik-Chef beteu- schrecken vor allem das finanzielle niken. Aber: die absolute Zahl von erte, in erster Linie doch gemeinsam Risiko, hohe Arbeitsbelastung, Bü- Zahnärzten wird geringer und die nach einer möglichst landesweit rokratie sowie unternehmerische Versorgungsdichte schwinden. Den- einheitlichen Lösung für die Not- Aspekte junge Leute von einer Nie- noch müssen Kreisstellenarbeit, Zu- dienst-Veröffentlichungen suchen zu derlassung ab. sammenarbeit mit dem ÖGD, den wollen. Kommunen und gesellschaftlichen Erik Beyer, Notdienstverantwort- Zahl der Zahnärzte sinkt Gremien sowie der zahnärztliche licher für die Kreisstellen Oschers- Notdienst sichergestellt werden. leben und Wanzleben, , hatte vom Ein Blick in die Statistik: In Sach- Damit war die diesjährige Zusam- gemeinsamen Internetauftritt mit sen-Anhalt gibt es derzeit neben 1567 menkunft der Kreisstellenvorsit- den Kreisstellen Haldensleben und niedergelassenen Zahnärzten 95 mit zenden beim TOP- bzw. Reizthema Halberstadt unter ▶ 12 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017
BERUFSSTÄNDISCHES www.zbd-boerdekreis.de berichtet, de Zusammenarbeit mit dem Taxi- worden, informierte Prof. Dr. Chris- auf dem die aktuellen Notdienst- unternehmen sei inzwischen aber in tian Gernhardt. In ihm sind mit Dr. pläne veröffentlicht werden. Das die Jahre gekommen, räumte er ein, Hofmann und Dr. Zirkler nun beide sei mit wenig Aufwand verbunden, darum suche die Kreisstelle Mag- Fachzahnarztrichtungen Oralchir- koste die beteiligten Kreisstellen im deburg derzeit nach einem anderen urgie und Kieferorthopädie vertre- Jahr zusammen nur 150 bis 180 Eu- Partner. Nach weiteren zum Teil ten und die Paro-Spezialistin Dr. ro und erleichtere vor allem die Zu- emotional erregten Wortmeldungen Hierse bringe frischen Wind in den sammenarbeit mit den Medien, die zum Thema Notdienst stand fest, Ausschuss. Zur Nachwuchsförde- nur auf diese Internetseite zugrei- dass ein Allheilmittel zur Lösung rung und Assistentenfortbildung ist fen brauchen. Das Internet ist aber des Problems an diesem Tag nicht ein Junges Curriculum „Endodon- kein Allheilmittel, gab Bernd Grun- zu finden war. „Das war heute auch tie“ und die Neustrukturierung der ert aus der Kreisstelle Gräfenhaini- nicht Sinn und Zweck“, so Kam- Curricula Parodontologie, Kinder- chen zu bedenken, da längst nicht merpräsident Dr. Hünecke, doch sei zahnheilkunde geplant. Auch soll es alle Patienten auch Zugang hätten. von unten Bewegung in die Proble- trotz des Misserfolges 2016 wieder In seiner Region fahren die Pati- matik gekommen. Your Days geben. enten zum Teil 45 Kilometer weit zum Notdienst, „weil sie wirklich Neue Gesichter Schmerzen haben“. Dennoch oder gerade weil die Von gleichfalls personellen Verän- Fläche so groß und die Elbe dazwi- derungen im Präventionsausschuss schen ist, kooperieren im Südosten berichtete Dr. Nicole Primas, an des Landes seit geraumer Zeit meh- deren Seite sich nun Dr. Juliane rere Kreisstellen bei der Organisa- Hertwig speziell um die Kinder tion des Notdienstes. „Wir wollen und Jugendlichen, Zahnärztin Eli- eine zentrale Telefonnummer ein- sabeth Molenda um Menschen richten, durch die per Rufumlei- mit Behinderungen und sie selbst tung die Patienten bei dem jeweils weiterhin um die Senioren küm- Notdienst leistenden Kollegen in mern werde. Sachsen-Anhalts Mo- der Lutherstadt Wittenberg, im dellprojekt „Azubiss“ wurde mit Raum Gräfenhainichen oder in Jes- dem Präventionspreis des Landes sen landen“, berichtete Sebastian ausgezeichnet und vom Preisgeld Wachmann von der Kreisstelle Wit- „Gert“ angeschafft, ein Anzug, der tenberg. Technisch sei dies kein Pro- die körperliche Beeinträchtigung blem, aber ein Kostenfaktor. im Alter simuliert. 43 ZFA-Azubis hätten die Ausbildung Von Veränderungen sprach auch Lösung vorerst nicht in Sicht wieder beendet, bedauerte Dr. Dietze. Dr. Dirk Wagner, der für den Öf- fentlichkeitsausschuss erste Ideen Doch könnte diese Variante Ver- zu einem neuen Layout der zn prä- öffentlichungen in den örtlichen Nach dieser hitzigen Debatte und sentierte und an die neue landes- Zeitungen ersparen und sei immer einer beruhigenden kurzen Mittags- weite Aktion „Sachsen-Anhalt hat tagesaktuell, selbst wenn ein Kolle- pause ging es weiter mit Berichten Biss – jeder Zahn zählt“ erinnerte. ge für einen anderen von heute auf aus den Referaten. So berichtete Dr. Auch dank der Mithilfe vieler Pra- morgen den Notdienst übernimmt. Mario Dietze über Bemühungen des xen hatte die Liga der Kariesfrei- Eine andere Überlegung sei, analog Referates Zahnärztliches Personal, en immer gute Ergebnisse gehabt. der 110er oder 112er Notrufnummer die Attraktivität des Berufsbildes Nun soll in der Öffentlichkeitsar- eine einheitliche für den zahnärzt- von ZFA, ZMP und ZMV zu erhö- beit als neuer Reiz die Bedeutung lichen Notdienst in ganz Deutsch- hen und die Ausbildungszahlen gesunder eigener Zähne für die land einzurichten. In Magdeburg kontinuierlich zu steigern. Der „er- Lebensqualität kommuniziert wer- scheine die Notdienst-Vermittlung freulichen“ Anzahl von landesweit den. Eine weitere öffentlichkeits- über die Funktaxi-Nummer nicht zu 118 jungen Frauen im ersten Ausbil- wirksame Aktion ist die erneute funktionieren, wie er selbst bei ei- dungsjahr stehen jedoch 43 schon Ausstattung aller Grund-, Förder- nem Kontrollanruf erfahren habe, so wieder beendete Ausbildungsver- und Sekundarschulen des Landes Dr. Dr. Zahl. Bei fast 6000 abgerech- hältnisse gegenüber. Zur berufs- mit Zahnrettungsboxen (siehe die- neten Notfällen im vergangenen begleitenden Fortbildung sind in se zn, S. 16/17). Alle Kreisstellen- Jahr fanden im Durchschnitt täglich diesem Jahr insgesamt 42 Kurse ge- vorsitzenden erhielten deshalb am 16 Patienten den Weg zum Dienst plant, darunter allein 13 Röntgenak- Ende der Versammlung Tüten vol- leistenden Kollegen, entgegnete tualisierungskurse. ler Zahnrettungsboxen und Infor- Kreisstellenvorsitzender Dr. Dirk Der Ausschuss für Fort- und Wei- mationsmaterial zum Verteilen an Wagner. Die seit 26 Jahren bestehen- terbildung ist personell verstärkt die Schulen ihrer Region. oe Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017 13
BERUFSSTÄNDISCHES ÖGD und Beauftragte für Jugendzahnpflege im Austausch Treffen auf Einladung des Kammerreferates Prävention Gemeinsam statt einsam: ÖGD-Zahnärzte und Beauftragte für Jugend- zahnpflege der Kreisstellen wollen künftig enger zusammenarbeiten. S ie haben das gleiche Ziel – mög- lichst viele Kinder mit naturge- sunden Zähnen –, arbeiten aber oft Dr. Juliane Hertwig vom ÖGD Saalekreis zur Gruppenprophylaxe durch niedergelassene Zahnärzte. vermeiden – denn schließlich ziehen alle Zahnärzte am gleichen Strang. Neben aufklärenden Besuchen in unabhängig voneinander daran: Die Viele Praxen im Land haben z.B. der Kita könnten niedergelassene Zahnärzte im Öffentlichen Gesund- eine Patenschaft mit Kitas, Heimen Ärzte Kinder ihrer Pateneinrichtung heitsdienst (ÖGD) der Landkreise oder Horten abgeschlossen, die sie zum Besuch in der eigenen Praxis und kreisfreien Städte sowie die Be- regelmäßig besuchen, um Erzieher, einladen – diese Möglichkeit hat auftragten für Kinder- und Jugend- Eltern und natürlich Kinder alters- der ÖGD-Zahnarzt nicht, und der zahnpflege in den Kreisstellen der gerecht über die Wichtigkeit von Besuch bleibe nachhaltig positiv im Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt. Zahngesundheit zu informieren. Gedächtnis. Mitte März haben sich beide Für viel Gesprächsstoff sorgte der Gruppen auf Initiative von Dr. Ni- Besuche dokumentieren Zahngesundheitspass. Obwohl dort cole Primas, Kammervorstand für alle individuellen Zahnarztbesuche Prävention, erstmals zum Informa- Unter dem Motto „Tue Gutes und und Teilnahmen an Gruppenpro- tionsaustausch und zum Ausloten rede darüber“ gibt es von der phylaxe verzeichnet sein sollten, möglicher Synergieeffekte getroffen. Deutschen Arbeitsgemeinschaft hätten die meisten Kinder den Pass Beim Treffen stand dabei vor allem für Jugendzahnpflege e.V. einen so nicht oder es sei nichts darin einge- das Kennenlernen im Vordergrund. genannten A1-Bogen, der der Doku- tragen, bemängelten einige Teilneh- „Es ist wichtig, dass wir alle mit mentation dieser Besuche und der mer. Im Moment sei der Pass leider einer Sprache sprechen“, sagte Dr. durchgeführten Gruppenprophyla- eher eine Dokumentationshilfe und Nicole Primas den versammelten xe dienen soll. Dr. Hertwig gab aus- habe nicht den Status eines Bonus- Zahnärzten zur Begrüßung. Vor führliche Hinweise zum Ausfüllen heftes, bedauerte Dr. Nicole Primas dem Hintergrund möglicher Kritik des Bogens (siehe Infokasten), der und versprach, sich weiter für eine an Fluoridierung und Gruppenpro- manchem Zahnarzt im Auditorium Aufwertung des Passes einzusetzen. phylaxe, aber auch der Ausbreitung noch völlig unbekannt war. „Nie- In vier Workshops saßen im An- der frühkindlichen Karies im Land dergelassene Kollegen sollten es bei schluss Vertreter von ÖGD und Kin- gehe es darum, die Kommunikati- der Gruppenprophylaxe belassen der- und Jugendzahnpflege zusam- on untereinander zu fördern und und nicht fluoridieren“, betonte Dr. men, um einzelne Themenbereiche mögliche gemeinsame Aktionen Juliane Hertwig. Wichtig sei in je- zu vertiefen. So ging es in Gruppe 1 zu besprechen. Als Einstieg in den dem Fall die Abstimmung mit dem um die Fluoridierung. Die Teilneh- Austausch diente ein Vortrag von ÖGD, um Überschneidungen zu mer waren sich einig, dass diese ▶ 14 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017
BERUFSSTÄNDISCHES Will den Austausch fördern: Kammer- Der Vortrag zur Gruppenprophylaxe durch niedergelassene Zahnärzte von Dr. Juli- vorstand Dr. Nicole Primas. ane Hertwig bot den Zuhörern viel Stoff zur Diskussion. Fotos: Andreas Stein vom Zahnarztspiel in der Praxis Hinweise zum Ausfüllen des A1-Bogens bis zum mobilen Kariestunnel, der Der A1-Bogen der Deutschen Ar- beim Referat Prävention der Zahn- über den ÖGD ausgeliehen werden beitsgemeinschaft für Jugendzahn- ärztekammer Sachsen-Anhalt. Beim könnte. Gruppe 3 diskutierte über pflege e.V. (DAJ) dient der Doku- Ausfüllen wichtig: die Milchzahnsanierung, die überaus mentation gruppenprophylaktischer • Praxisstempel nicht vergessen wichtig sei. Möglich seien heutzu- Maßnahmen durch niedergelassene • maximal drei Impulse tage auch Milchzahnkronen und Zahnärzte, i.d.R. in einer Kita oder • 15-20 Kinder pro Impuls bzw. -endo sowie Intubationsnarkose. Im Schulklasse, wie es gesetzlich gefor- Bogen Zweifel sollte ein Milchzahn lieber dert ist (§ 21 SGB V). gezogen werden, statt einen desola- Die Beauftragten für Kinder- ten Platzhalter stehenzulassen. Die Die Zahnärztekammer Sach- und Jugendzahnpflege in den Gruppenteilnehmer diskutierten sen-Anhalt zahlt für jeden ausge- Kreisstellen sollen: auch darüber, wie Kinder mit hohem füllten Bogen 33,23 Euro als Fahrt- • Mit dem ÖGD kommunizieren kostenpauschale. Außerdem soll so • Hilfestellung geben, wenn Kitas Kariesrisiko rechtzeitig zu erreichen das Konzept der zahnmedizinischen nach ÖGD-Aussage einen Pa- sind. Welche Putztechnik in wel- Gruppenprophylaxe weiterentwickelt tenzahnarzt suchen chem Alter zum Einsatz kommen werden. Den Bogen gibt es im Inter- • Ansprechpartner bei Problemen sollte, war Thema in Gruppe 4. Egal net bei der DAJ oder zum Bestellen und Nachfragen sein ob Kita oder Zuhause, wichtig sei die Verwendung altersgerechter Zahn- bürsten und von Kinderzahnpasta, in der Kita im Rahmen einer Grup- ÖGD oder die Zahnärztekammer betonten die Teilnehmer. penprophylaxe nicht stattfinden soll- angefordert werden, sollten aber Fazit des Nachmittags: Wenn sich te. Weil der ÖGD in einigen Land- genauso wie die Bonushefte nicht in ÖGD-Vertreter und niedergelassene kreisen auch in der Grundschule der Praxis verbleiben. Zahnärzte vernetzen, gibt es noch Fluoridierungen durchführt, sei eine Gruppe 2 befasste sich mit Pro- viel Potenzial bei der Zusammenar- bessere Kommunikation mit den phylaxeimpulsen durch niederge- beit. „Es war wichtig, dass wir die- niedergelassenen Zahnärzten nötig. lassene Zahnärzte. Diese sollten in sen Erfahrungsaustausch gemacht Diese müssten die Eltern auch inten- Abstimmung mit dem ÖGD ein- bis haben“, sagt auch Dr. Nicole Pri- siver über den Zahngesundheitspass zweimal pro Jahr in der Patenein- mas. Sie möchte die Veranstaltung informieren, hieß es aus der Gruppe. richtung stattfinden. Für den Impuls in dieser Form noch einmal wieder- Fehlende Pässe könnten über den sammelte die Gruppe kreative Ideen holen. n Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017 15
BERUFSSTÄNDISCHES Neue Boxen für Zahnrettung an Schulen verteilt Pressewirksame Aktionen in Halle und Magdeburg / 1.000 Schulen profitieren Symbolische Übergabe an der Sekundarschule Am Fliederweg in Halle (v.l.): Jens Hennicke, Leiter der TK-Landesvertretung, Bildungsminister Marco Tullner, Schulleiterin Silvia Gebhardt und Dr. Carsten Hünecke. M it sogenannten Zahnrettungs- boxen statten die Zahnärzte- kammer und die Techniker Kran- in Halle (Saale) gaben Bildungsmi- nister Marco Tullner (CDU), Kam- merpräsident Dr. Carsten Hünecke Magdeburg für den Norden des Landes. „Zähne zu retten ist ei- gentlich das Tagewerk jedes Zahn- kenkasse (TK) seit Anfang April sowie Jens Hennicke, Leiter der arztes. Ausgeschlagene Zähne aber 2017 bereits zum vierten Mal Schu- TK-Landesvertretung Sachsen-An- sind auch für den Fachmann eine len in Sachsen-Anhalt aus. Erst- halt, am 3. April 2017 gemeinsam Herausforderung, und es ist ein mals geschieht dies in Kooperation den Startschuss für die Verteilung besonderes Erfolgserlebnis, wenn mit dem Bildungsministerium des der kleinen Gläschen in der Region alle Faktoren so gut zusammen- Landes Sachsen-Anhalt, so dass in Halle, zwei Wochen später gab es spielen, dass Zähne dauerhaft wie- diesem Jahr insgesamt rund 1.000 noch eine Pressekonferenz in der der eingepflanzt werden können. Grund- und Sekundarschulen so- Grundschule „Am Glacis“ in Die Zahnrettungsbox ist dafür ein wie Förderschulen im Bundesland wichtiges Hilfsmittel“, sagte Kam- von der Aktion profitieren. merpräsident Dr. Carsten Hünecke In einer Zahnrettungsbox – ei- bei der Übergabe der Boxen in Halle. nem Glas mit spezieller Nährlö- „Gesundheitsmanagement sung – können ausgeschlagene und Prävention gehören ganz Zähne, beziehungsweise abge- selbstverständlich zur Schule. brochene Zahnteile, nach einem Ich bin der Zahnärztekammer Unfall so aufbewahrt werden, und der TK daher dankbar, dass dass sie überlebensfähig bleiben es auch in diesem Jahr gelun- und bestenfalls replantiert, also gen ist, Zahnrettungsboxen flä- vom Zahnarzt wieder eingesetzt chendeckend an die Schulen in werden können. Dies verbessert Sachsen-Anhalt zu bringen, sagte die Heilungschancen betroffener Marco Tullner, Bildungsminister Zähne erheblich. Da die Lösung des Landes Sachsen-Anhalt. Die eine Haltbarkeit von maximal proaktive Aktion sei gut, er hoffe drei Jahren hat, müssen nicht jedoch, dass die Boxen möglichst benötigte Zahnrettungsboxen in wenig gebraucht würden, so Tull- entsprechenden Zeitabständen ner. Jens Hennicke, Leiter der TK- ausgetauscht werden. In der Se- Landesvertretung Sachsen-Anhalt: kundarschule „Am Fliederweg“ „Die Techniker Krankenkasse ▶ 16 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 04/2017
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