Frauenleben in Österreich - Gruene. at - Die Grünen

 
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Frauenleben in Österreich - Gruene. at - Die Grünen
Gruene. at

Gr ü n e r
       e n b  e r i c  h t
F ra u
2 01 3 n in Österreich
               b e
F r au e n l e
 Frauenbericht 2013
                                1
Frauenleben in Österreich - Gruene. at - Die Grünen
Grüner Frauenbericht 2013

                                                                                           ERSTELLT VON
                                                 Mag.a Judith Schwentner – Frauensprecherin der Grünen
                                                    Dr.in Anita Bernroitner – Referentin für Frauenpolitik
                                                        Dr.in Ewa Dziedzic – Referentin für Familienpolitik

                                                                                  IN KOOPERATION MIT
                                                                               Grüne Bildungswerkstatt
                                                            Mag.a Martina Berthold – ARGE Frauen GBW

                                                                       AUTORINNEN DER PORTRAITS
                                                    Mag.a Nima Obaro – Kultur- und Sozialanthropologin
                                                                     Mag.a Sonja Fercher – Journalistin
                                                                Mag.a Ina Freudenschuss – Journalistin

                                                                  Stella Jabloner, BA Projektleitung
                                                                        Corbis/James W. Porter COVER
                                                Der Grüne Klub im Parlament, 1017 Wien Herausgeber
PLANETVERLAG – Eine Einrichtung der Grünen Bildungswerkstatt, Rooseveltplatz 4-5, 1090 Wien Verleger
                                                           Anna Veis – nanynnka_v@yahoo.de Layout
                                                                     Maria Kux – www.mkux.org Fotos
                                                                              Janetschek GmbH Druck
Frauenleben in Österreich - Gruene. at - Die Grünen
e r i c h t 2 0 13
F rau e n b        eichn   is
    a lt s v e r z
Inh
                                                               Vorwort       7
                                                     Frauenpolitik Jetzt!    8

                                                                Bildung     12
                            Wer braucht geschlechtergerechte Bildung?       14
                      Das Ende der Frauenförderung an den Universitäten     15

                                                         Geld und Macht     18
                                                      Gender Budgeting      22
                                           Kaufsucht und Verschuldung       23
                                                    Frauen im Parlament     24

                                                      Frauen und Arbeit     28
                                     Die Lage der Frauen am Arbeitsmarkt    32
                                                           Frauenarmut      34
              Verschärfte Zugangskriterien zum vorzeitigen Mutterschutz     35
                                           Frauen in Führungspositionen     36

                                                        lÄNDERBERICHTE      38

                                                   Gewalt gegen Frauen      42
                                             Gewalt im sozialen Nahraum     44
                                     Vergewaltigungsdroge: K.O. Tropfen     45
                                                          Frauenhandel      45

                                                   Rahmenbedingungen        48
                                           Kinderbetreuung und Bildung      50
                                            Fertilität und Geburtenraten    51

                        Frauengesundheit, Schwangerschaft und Geburt        56
                                   Kaiserschnitt oder natürliche Geburt?    60
                                                   Schönheit gegen Geld     61
                                             Verhütung und Aufklärung       62
                                   Schutzzonen vor Abtreibungskliniken      63
Frauenleben in Österreich - Gruene. at - Die Grünen
vo r w o r t
        Liebe Frauen, Liebe MäNner ,
        die unterschiedlichen Auswirkungen der Krise seit 2008 auf das Leben von Männern und
        Frauen haben in den letzten Jahren auch die Beziehung zwischen den Geschlechtern ganz
        offenkundig verändert. Immer wieder ist die Rede von einem Backlash. Männerrechtler, ausge-
        wiesene „Antifeministen“ oder neue Parteien, die männlich hegemonial geprägt sind, erzeugen
        einen spürbaren Druck in Richtung traditionelle Geschlechterrollen. Feministische Frauenpolitik
        wird oft als überholt dargestellt.

        Umso wichtiger sind starke frauenpolitische Signale geworden – der vorliegende Grüne Frau-
        enbericht ist so eines. Auch heuer bietet der Bericht kompakte und umfassende Informatio-
        nen über die Situation von Frauen in Österreich und beschäftigt sich vor allem mit den vielen
        Rädern, an denen weiter gedreht werden muss, damit Gleichstellung von Frauen und Männern
        in sämtlichen Bereichen gewährleistet ist.

        Wir wünschen euch eine spannende Lektüre,

        Abg. z. NR. Mag.a Judith Schwentner
        Frauensprecherin

        Mag.a Martina Berthold
        ARGE Frauen GBW
Frauenleben in Österreich - Gruene. at - Die Grünen
Frauenpolitik

                                                                 Frauenpolitik
                                                                 ist keine
                                                                 Selbstverständlichkeit.“

                                                                        w e n t n e r  und
                                                             Judith Sch       o l D  i m g e s p r äc h
                                                                        rth
                                                             Martina Be
                                                              Das Jahr 2012 war frauenpolitisch von wenigen                    von Frauen ist für mich auch Gewalt/Prävention ein The-
                                                              Gesetzesinitiativen geprägt. Wie beurteilen Sie aus              ma. Es gibt sehr wohl Initiativen gegen Gewalt, aber der
                                                              grüner Sicht das abgelaufene Jahr?                               Fokus darauf ist zu wenig ganzheitlich. Derzeit wird etwa
                                                              Schwentner: Ich sehe im letzten Jahr einen frauenpoli-           in mehreren Bundesländern das Geld für die Täterarbeit
                                                              tischen Rückschritt. Vieles hat sich verlagert auf familien-     reduziert. Angesichts der zahlreichen Gewaltverbrechen
                                                              politische Themen. Tatsächlich gibt es auch einen Druck          gegen Frauen und in der Familie halte ich es für sehr
                                                              von Seiten gewisser Parteien und Teilen der Öffentlich-          prekär, in diesen Bereichen zu kürzen.
                                                              keit, feministische, frauenpolitische Themen zurückzu-
                                                              nehmen. Aus dieser defensiven Haltung heraus geht die            Sollte die Frauenpolitik auf
                                                              aktuelle Frauenpolitik vermutlich mehr die Themen an,            Bundesebene anders verankert werden?
                                                              bei denen sie noch einen Spielraum für sich sieht.               Schwentner: Wir brauchen das Bewusstsein, dass
                                                              Berthold: Diesen Eindruck teile ich, sehe das aber als           Gleichstellung eine Querschnittmaterie ist, die in allen
                                                              eine Entwicklung, die sich schon länger hinzieht. Es gibt        Politikbereichen verankert sein muss. Zwar haben wir
                                                              gute Initiativen, Gleichbehandlungsarbeit zu differenzie-        jetzt endlich Gender Budgeting im Budget, aber wenn
                                                              ren, etwa im Bereich Gender Mainstreaming und auch               man sich die Umsetzung ansieht, wird klar, dass es noch
                                                              indem verschiedene Kategorien der Diskriminierung in             ziemlich in den Kinderschuhen steckt.
                                                              politisches Handeln einbezogen werden. Damit wird aber           Die Forderung ist für mich nicht so sehr ein größeres
                                                              gleichzeitig auch frauenpolitisches Handeln verwässert,          Frauenministerium mit noch mehr Kompetenzen, sondern
                                                              nicht mehr so ernst genommen. Man hört dann oft den              ein Augenmerk darauf, dass Gender Mainstreaming bzw.
                                                              Satz, reine Frauenpolitik braucht es nicht mehr. Das lässt       Gender Budgeting wirklich gelingt. Das Frauenministeri-
                                                              eine Konkurrenz zwischen verschiedenen Zielgruppen               um könnte hier eine Schnittstelle für die Umsetzung sein.
                                                              entstehen.                                                       Berthold: Meine Erfahrungen beziehen sich vor allem
                                                                                                                               auf die Landesebene, wo Frauenagenden ein Thema un-
                                                              Was sind aus ihrer Sicht echte Frauenpolitik-Themen?             ter vielen sind. Je nachdem, welche PolitikerIn mit ihnen
                                                              Schwentner: Für mich ist das nach wie vor die ökonomi-           betraut ist, finden sie mehr Gehör oder weniger. Grund-
                                                              sche Situation von Frauen. Wir reden zwar permanent über         sätzlich spielt das Thema aber eine geringe Rolle.
                                                              Einkommensschere und Teilzeit, aber wenn es darum geht,
                                                                                                                               Sie haben es schon angesprochen: Im Budget 2013

                                    !
                                                              konkrete Maßnahmen dagegen zu entwickeln, hat es in den

                    t i k J e t z t                           letzten Jahren völlig ausgelassen.                               kommt erstmals Gender Budgeting zur Anwendung,

     au e n p o l i
                                                              Wir könnten hier einiges tun, doch bei uns passiert dies meist   die einzelnen Ressorts mussten Gleichstellungsziele

Fr
                                                              nur auf der Oberfläche – siehe Einkommensbericht. Den gibt       definieren. Was kritisieren Sie daran?
                                                              es jetzt zwar , aber er ist mit so vielen Kompromissen verse-    Schwentner: Die Gleichstellungsziele wurden erst
                                                              hen, dass real wenig herauskommt. Wir müssten viel beherz-       wieder als Projekte definiert. Gender Budgeting sollte
                                                              ter an den Rädern drehen als es bis jetzt der Fall war.          aber gerade auf das ganze Budget angewendet werden,
                                                              Berthold: Verbunden mit der ökonomischen Sicherheit              um sinnvoll zu sein. Und die aufgezählten Maßnahmen

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                                                                                                                                                                                     9
Frauenleben in Österreich - Gruene. at - Die Grünen
Frauenpolitik

sind teilweise wirklich lachhaft: Manche Ressorts geben         wir Frauen bereits vollkommen gleichberechtigt sind. Frauen
das Verteilen von Ehrenurkunden an, andere weisen Maß-          bekommen damit vermittelt: wenn ich es nicht schaffe, bin
nahmen nun als Gender Budgeting aus, die schon längst           ich selber schuld, nicht das System. Die jungen Frauen wer-
umgesetzt werden.                                               den in dieser Stimmung groß, doch beim Einkommen und bei
                                                                der Verantwortung für Kinder wird der Bruch dann sichtbar.
Das neue Familienrechtspaket verkauft die
Frauenministerin als Erfolg, weil die gemeinsame                Unter Jugendlichen gilt „du Opfer“ als Schimpfwort.
Obsorge nicht „automatisch“ kommt. Ist die Reform               Geht die Solidarität mit den Opfern unserer
der richtige Weg in eine moderne Familienpolitik?               Gesellschaft grundsätzlich verloren?
Schwentner: Unsere Wunschversion ist es nicht. Wir              Schwentner: Der Druck, ständig vorne, präsent und
hätten uns in dieser Frage eine Entkopplung der Streit-         schön zu sein, beginnt schon sehr früh, das sehe ich bei
fälle von den Gerichten gewünscht. Wir wollten eine             meiner Tochter. Was zum Beispiel die Sozialen Medien
vorgelagerte Schlichtungsstelle als Einrichtung, die als        langfristig mit uns machen, können wir noch gar nicht
Pufferzone für die Familien agiert. Bei Konflikten hätten       sagen. Da stecken wir gerade mittendrin.
SozialarbeiterInnen und PsychologInnen hier vorfüh-             Berthold: Das sind auch starke Instrumentalisierungen,
len sollen. Es ist der falsche Weg, das gleich über die         je nachdem wo man sie braucht: Frauen werden manch-
Gerichtswege zu machen. Insgesamt ist in dem Gesetz             mal als ‚Hexen‘ stilisiert, dann wieder sind sie ‚Opfer‘.
wieder ein sehr enger Familienbegriff grundgelegt. Auf          Diese Rollenbilder werden Frauen übergestülpt. Mit ihnen      Schwentner: Frauen haben sich in den letzten Jahr-           Misserfolg für Österreich bedeuten?
neue Familienformen einzugehen, wäre aber eigentlich die        wird Politik gemacht und Frauen auf ‚ihren Platz‘ verwie-     zehnten ja enorm verändert, was Männer manchmal tat-         Schwentner: Wir hoffen natürlich auf Rückenwind
Herausforderung gewesen. Aber immerhin haben wir jetzt          sen.                                                          sächlich überfordert. Es fehlt ihnen an männlichen Vorbil-   durch die EU. Ganz sicher würde es schwieriger, auch in
beim Namensrecht eine Gleichstellung.                                                                                         dern, die neue Formen des Zusammenlebens erfolgreich         Hinblick auf die Parteien, die da daher kommen. Trotz-
                                                                In Österreich steht Frauen immer noch 40 Prozent              leben. Ein wichtiger Bereich ist hier die Bildung. Neue      dem glaube ich, dass kein Weg vorbei führt an der Ein-
Im April diesen Jahres wurden von einem Politmagazin            weniger Gehalt zur Verfügung (laut letztem Einkom-            Buben- und Mädchenbilder müssen schon im Kindergar-          führung der Quote in der Privatwirtschaft. Wir brauchen
die Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern in           mensbericht des Rechnungshofes). Was sind die Re-             ten vorgelebt und auch gefestigt werden.                     ganz einfach dieses Korsett, um Gleichstellungsmaßnah-
Zweifel gezogen. Manche interpretieren dies als Ausdruck        zepte der Grünen gegen diese Ungleichverteilung der                                                                        men zu erreichen.
eines allgemeinen Backlashs.                                    finanziellen Mittel?                                          Im Jahr 2013 wird es vier Landtagswahlen und eine            Berthold: Die EU ist hier eine wichtige Partnerin. Die
Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?                           Schwentner: Unmittelbar wäre die Einführung eines             Bundeswahl geben. Neulinge wie die Stronach-Partei           EU-Richtlinien zur Gleichstellung waren auf Bundes- und
Schwentner: Diese Backlash-Frage diskutieren wir der-           gesetzlichen Mindestlohns über alle Berufsgruppen             und die Männerpartei werden kandidieren.                     Länderebene enorm wichtig, um Gleichbehandlung ge-
zeit ja sehr ausgiebig. Ich habe den Eindruck, dass seit der    hinweg gefragt. Dann wollen wir den bereits einge-            Eine Kampfansage an Frauen?                                  setzlich verankern zu können.
Krise 2008 ein gewisser Verdrängungsprozess von femini-         führten Einkommensbericht so weit verbessern, dass er         Schwentner: Es ist zumindest bemerkenswert, dass so
stischen Themen passiert, bzw. gewisse Tabus gebrochen          tatsächlich eine gewisse Transparenz und Verbindlichkeit      viele neue politische Initiativen männerdominiert sind –      Haben Sie einen abschließenden Appell
werden. 2012 ist offensichtlich die Zeit dafür gekommen,        herstellt. Das dritte wäre die Verankerung von familien-      und das zieht sich von rechts bis in die Mitte. Diese Par-    an die Frauen in Österreich?
mit so einer Geschichte aufs Cover zu gehen.                    gerechten Arbeitszeiten, die es ermöglichen Beruf und         teien haben kein Interesse an Frauenpolitik und ich denke,    Schwentner: Wir brauchen weibliche Solidarität und
Berthold: Oft wird argumentiert: ‚Ihr habt‘s schon alles        Familie auch tatsächlich zu vereinbaren.                      es ist kein Zufall, dass sie gerade jetzt auftauchen.         Netzwerke. Da waren uns die Männer ja schon immer vor-
erreicht, was wollt ihr denn?‘ Man will das Thema gern          Berthold: Wir sollten verstärkt auch wieder die allge-        Berthold: Für mich zeigt sich: Frauen- und Gleichstel-        aus und durch die ökonomische Krise ist hier noch einmal
als abgeschlossen behandeln und zu Neuem übergehen.             meine Verkürzung der Arbeitszeit diskutieren, z.B. auf 35     lungspolitik ist keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen     etwas verloren gegangen.
Diese Killerargumente kommen inzwischen schnell, wenn           Stunden.                                                      dran bleiben, auch in den linken Parteien. Selbstkritisch     Berthold: Feminismus sollte über Generationen hin-
frauenpolitische Themen angesprochen werden.                                                                                  gesagt: Wenn wir bei den Grünen nicht die Quote hätten,       weg gelebt werden. Wir sollten uns nicht gegeneinander
Schwentner: Ich sehe das ähnlich wie beim „Auslände-            Derzeit ist viel von der „Krise der Männlichkeit“             würde die Partei klarerweise anders ausschauen.               ausspielen lassen, sondern die gesellschaftsverändernde
rInnen-Thema“. Je mehr Tabus in der Berichterstattung           die Rede. Gibt es die?                                                                                                      Kraft des Feminismus gemeinsam weitertragen.
fallen, desto mehr gehen sie in den gesellschaftlichen          Berthold: Ich glaube, es gibt eine Krise eines bestimm-       Die EU galt bisher immer als Motor in Sachen                  Schwentner: In den letzten Jahren sind ja sehr viele
Mainstream über. Irgendwann ist es normal, einfach ir-          ten Bildes von Männlichkeit. Der Mann, der immer stark        Gleichstellung und Quote. Kommissarin Reding stößt mit        erfrischende junge Feministinnen nachgekommen. Vom
gendwelche Dinge zu behaupten.                                  ist, der das Geld verdient, der entscheidet, wo‘s langgeht.   ihrem Quotenvorschlag über 40 Prozent Frauenanteil in        „Missy Magazine“ bis zu Laurie Penny, das ist doch alles
Berthold: Es wird aktuell stark die Illusion verbreitet, dass   Diese Statue bröckelt.                                        Aufsichtsräten nun auf festen Widerstand. Was würde ein       sehr wohltuend. ■ Ina Freudenschuss

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                                                                                                                                                                                                                                                 11
Frauenleben in Österreich - Gruene. at - Die Grünen
1. Bildung                                                                                               Zur Person:
                                                                                   Claudia Schneider, Vorstandsmitglied
                                                                                        im Verein EfEU, Gründungs- und
                                                                                            Vorstandsmitglied der ASD –
                                                                                           Austrian Society for Diversity.
                                                                                        Tätigkeitsbereiche: Gender- und
                                                                                       Diversity Trainings. Beratung und
                                                                                         Evaluation von gendersensibler
                                                                                           Bildung sowie Diversitäten in
                                                                                                   Bildungsinstitutionen.

       d i a  S c h n e ider
C l au
  e n d e r - A r beit
G
   r a u c h  t Z e it
 b
 Seit 1995 ist Claudia Schneider bei EfEU tätig, einem in der   bietet Claudia Schneider auch für Organisationen außerhalb
 Frauenhetz angesiedelten Verein zur Entwicklung feministi-     des schulischen Bereichs Seminare und Fortbildungen an,
 scher Erziehungs- und Unterrichtsmodelle. Ziel ihrer Arbeit    während sie auch mit einem Kollegen von der ASD gemein-
 ist die „Sensibilisierung für Sexismen in Schule, Bildung,     sam am Gender und Diversity Management an Schulen
 Erziehung und Gesellschaft zwecks Veränderung der beste-       tätig ist. Gender sieht Claudia Schneider als einen Bereich
 henden Geschlechter-Machtverhältnisse“ und trägt deshalb       der Diversity-Arbeit, die daneben noch mehrere andere
 wesentlich dazu bei, dass das Thema Gender – und inzwi-        Dimensionen umfasst: ethnische und/oder soziale Herkunft,
 schen auch Diversity – im österreichischen Bildungssystem      sexuelle Orientierung u.a., die je nach Kontext zu bestim-
 vom Kindergarten bis zur Universität umgesetzt wird. „Wir      men sind. „Die Arbeit unter dem „Diversitätszelt“ hat den
 können nicht davon ausgehen, dass jede Lehrperson weiß,        Vorteil, dass auch das Gender-Thema leichter von denjeni-
 was Gender bedeutet und dass es ein Unterrichtsprinzip         gen angenommen wird, die sich von der Überschrift Gender
„Erziehung zur Gleichstellung von Männern und Frauen“,          abgeschreckt fühlen“. Daher könne es hilfreich sein, sich bei
 gibt, das verpflichtend umzusetzen ist“.                       einem Thema wie Gender, das an die Alltagserfahrungen
                                                                eines/einer jeden Einzelnen rührt, strategisch anderer Tools
Als langjährige Expertin für Genderfragen arbeitet Claudia      zu bedienen, meint sie.
Schneider einerseits mit bereits berufstätigen PädagogIn-
nen in Schulen und Kindergärten, die in ihrer Ausbildung        Die Kernaufgaben der Schule – dazu zählt in erster Linie
noch nie mit diesem Thema in Berührung gekommen und             Wissensvermittlung und Persönlichkeitsbildung – „gelingen
oftmals auch starke Abwehrhaltungen haben. Andererseits         umso besser, wenn sie Bedingungen schafft, in denen sich
ist sie selbst auch in der Ausbildung von PädagogInnen an       SchülerInnen wahr- und angenommen fühlen und nicht
der Uni tätig, da mittlerweile erkannt wurde, dass dies die     mit einer Tarnkappe herumlaufen müssen“, ist Schneider
Umsetzung des Anliegens am besten garantiert. Wichtig ist       überzeugt. Das österreichische Bildungssystem ist zudem
ihr zu betonen, dass Gender-Arbeit Zeit braucht: „Gender        durch eine frühe (soziale) Selektion sowie durch die Ab-
ist ja nicht ein Thema, dass ich mir nur abstrakt aneignen      wertung von Menschen aufgrund von Geschlecht, sozialer
kann wie die neue Version eines Computerprogramms, son-         und ethnischer Herkunft, sowie sexueller Orientierung
dern hat ja ganz viel mit meinen eigenen Werten, Normen,        geprägt, weswegen auf Diversity- und insbesondere auf
Vorstellungen und Haltungen zu tun und die hab ich mein         Gender-Arbeit nicht verzichtet werden könne. Als Autorin

                                                                                                                                                     1. Bildung
ganzes Leben lang aufgebaut; die kann ich nicht innerhalb       zahlreicher Broschüren im Auftrag des Unterrichtsministeri-
von einem halbtägigen Seminar komplett in Frage stellen         ums steht sie regelmäßig vor der Aufgabe, die Erkenntnisse
oder umpolen“. In den letzten Jahren, seit Organisati-          der komplexen Gendertheorie so aufzubereiten, dass auch
onsentwicklungskonzepte auch im Schulwesen Einzug               Kindergartenpädagog/innen und Lehrer/innen damit etwas
gehalten haben, ist zum Gender-Thema auch verstärkt das         anfangen können und verstehen, was das jeweils mit ihrer
Aufgabenfeld Diversity Management dazugekommen. In              Arbeit zu tun hat.
der Austrian Society for Diversity, die sie mitbegründet hat,   ■ Nima Obaro

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                                                                                                                                                            13
Frauenleben in Österreich - Gruene. at - Die Grünen
1. Bildung

1 . B i l d u n g

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 D    as Bildungssystem ist entscheidend für die Chancen,
      die Mädchen und Frauen in der Berufswelt vorfinden.
 Lange Zeit wurden die geringeren Einkommen von Frau-
                                                               Verstärkt das Bildungssystem
                                                               Geschlechterstereotype?
                                                               Vergleichsstudien (PIRLS und TIMSS 2011) von SchülerInnen
                                                                                                                              schung und Entwicklung statt. Auch an den meisten Univer-
                                                                                                                              sitäten ist Gender-Kompetenz nur dürftig in den Lehrplänen
                                                                                                                              verankert. Letztendlich bleibt es, argumentiert der Nationa-
                                                                                                                                                                                             Frauenförderung
                                                                                                                                                                                             an den Universitäten
 en am Arbeitsmarkt in erster Linie damit begründet, dass      in der vierten Klasse Volksschule, kommen regelmäßig zu        le Bildungsbericht von Bifie und BMUKK, dem Interesse und      Seit Ende der 90iger Jahre beginnen mehr Frauen als Män-
 Männer im Schnitt über einen höheren Bildungsabschluss        dem Ergebnis, dass mehr Buben in Österreich Probleme           Engagement der Lehramtsstudierenden überlassen, ob sie         ner ein Studium. Unter den BachelorabsolventInnen liegt
 verfügten. Doch obwohl die Frauen bei den Bildungsab-         beim Lesen haben und Mädchen in Mathematik und den Na-         sich mit Konzepten für geschlechtersensiblen Unterricht be-    der Frauenanteil bei rund 60 Prozent. Die Studierenden-
 schlüssen stark aufgeholt haben und sie die Männer bei den    turwissenschaften weniger gut Schritt halten können. In den    schäftigen wollen. Damit geschlechtersensibler Unterricht      Sozialerhebung 2011 weist einen deutlichen geschlechts-
 akademischen Abschlüssen sogar überholt haben, verdie-        meisten der 45 Teilnahmeländer an PIRLS übertreffen die        Realität werden kann, ist es wichtig, dass Gender-Kompe-       spezifischen Unterschied bei der Übertrittsquote vom Ba-
 nen Frauen im Schnitt immer noch weniger. Im aktuellen        Mädchen ihre Schulkollegen im sinnerfassenden Lesen. Es        tenz in der Aus- oder Fortbildung von PädagogInnen für         chelor- in das Masterstudium aus, der in den letzten Jahren
 Diskurs werden die geschlechtsspezifischen Einkommens-        gibt allerdings fünf Länder, in denen die Lesekompetenz von    alle Schultypen implementiert wird. Im Studienjahr 2011/12     sogar noch zugenommen hat. So begannen im Studienjahr
 unterschiede nun nicht mehr auf das geringere Bildungs-       Mädchen und Burschen gleich gut ist. In Mathematik und         haben 3.720 Personen an einer Fort- und Weiterbildung in       2008/09 (letztes in dem Bericht beobachtetes Studien-
 niveau, sondern auf die geschlechtsspezifisch geprägte        Naturwissenschaften zeigte sich bei der Hälfte der an der     „Genderkompetenz“ an den Pädagogischen Hochschulen              jahr) 77 Prozent der Frauen und 87 Prozent der Männer mit
 Berufsausbildungswahl zurückgeführt.                          Vergleichsstudie TIMMS teilnehmenden Länder (Gesamt: 37        teilgenommen. Das ist zumindest schon eine Steigerung im       Bachelorabschluss ein Masterstudium. In der Studierenden-
 Eine der Schlussfolgerungen aus dem von den IHS-Autorin-      Länder) kein geschlechtsspezifischer Leistungsunterschied.    Vergleich zu 2.761 TeilnehmerInnen im Studienjahr 2010/11. 1    Sozialerhebung wird davon ausgegangen, dass sich der
 nen Michaela Gstrein, Liliana Mateeva und Karin Schönpflug    In 40 Prozent der Teilnahmeländer übertraf die Mathe-                                                                         Gender Gap in den nächsten Jahren sogar noch weiter
 verfassten Bericht der Bundesregierung betreffend den         matikleistung der Burschen jene der Mädchen und in vier       Entscheidung zwischen Textilem und                              vergrößern wird. Auch nach dem Masterstudium entschei-
 Abbau von Benachteiligungen von Frauen (Berichtszeit-         Ländern war die Mathematikleistung der Mädchen besser.        Technischem Werken kontraproduktiv                              den sich mehr Männer als Frauen für ein weiterführendes
 raum 2009–2010) ist daher, dass eine geschlechtersensible     In den Naturwissenschaften erzielten in einem Drittel der     In den meisten Schulen haben sich Mädchen und Burschen          Studium: 25 Prozent der Frauen und 34 Prozent der Männer
 Bildungsstrategie im Rahmen der ausstehenden Schulre-         Länder, darunter auch Österreich, die Burschen ein besseres   in der fünften Schulstufe zwischen Textilem und Techni-         nehmen ein Doktoratsstudium auf.
 form mitgedacht werden sollte. Es braucht mehr Maßnah-        Ergebnis und in elf Länder erbrachten die Mädchen eine        schem Werken zu entscheiden. In den AHS wählen mehr
 men im Bildungsbereich, damit es zu einer Gleichstellung      bessere Leistung. In Österreich gelingt es dem Bildungssy-    Mädchen Technisches Werken (17,4 Prozent) als in Haupt-         Die Bakkelaurea,
 von Frauen am Arbeitsmarkt kommt.                             stem nicht, geschlechtsspezifische Unterschiede abzubauen.    schulen (6,7 Prozent). Es kommt vor, dass Mädchen in            der Master und der Doktor
                                                                                                                             Schulen mit niedrigem Mädchenanteil dazu überredet oder         Die Hochschulprognose der Statistik Austria geht davon
                                                               Gender-Kompetenz in der Aus-                                  sogar eingeteilt werden, Textiles Werken zu wählen, damit       aus, dass sich der aktuelle Trend weiter fortsetzt. Im Jahr
                                                               und Weiterbildung der PädagogInnen fehlt                      der Unterricht mit einer entsprechenden Gruppengröße            2029/30 könnten die Zahl der männlichen Bachelorabsol-
  Wer braucht                                                  Eine Umfrage an österreichischen Schulen hat ergeben,         stattfinden kann. Die meisten Mädchen an Hauptschulen           venten von voraussichtlich 15.300 von den weiblichen Ab-
  geschlechtergerechte Bildung?                                dass zwar 90 Prozent den Begriff des Gender Main-             und Gymnasien möchten am liebsten Inhalte aus beiden Fä-        solventinnen um 5.600 übertroffen werden. Beim Master-
 Geschlechterklischees und Rollenstereotype können die         streamings schon einmal gehört haben, jedoch nur 41 Pro-      chern wählen. Daher wird im Positionspapier „Technischer        studium hingegen werden Männer mit voraussichtlich 570
 Handlungsmöglichkeiten von Kindern schon im jungen            zent wussten, dass Gender Mainstreaming eine Verpflich-       Werkunterricht an österreichischen Schulen“ vom Projekt         Masterstudienabschlüssen mehr im Studienjahr 2019/20 ih-
 Alter einschränken. Moderne Kindergartenpädagogik             tung für die Schule ist. Frauen- oder Genderbeauftragte       MUT – Mädchen und Technik die Schlussfolgerung gezo-            ren aktuellen Vorsprung gegenüber den Frauen weiter aus-
 ermöglicht Kindern mehr Erfahrungswelten als Puppen-          gab es nur an 13 Prozent aller an der Umfrage teilnehmen-     gen, dass Mädchen und Burschen sowohl in Technischem            bauen. Bei den Doktoratsabschlüssen wird erwartet, dass
 küchen für Mädchen oder Bauecken für Buben. Wenn              den Schulen. Obwohl 92 Prozent die Meinung teilten, dass      als auch in Textilem Werken unterrichtet werden sollten.        sich die Differenz langfristig bei rund 200 Mehrabschlüssen
 Mädchen und Buben in geschützten Räumen auch in               Gleichstellung ein wichtiges gesellschaftspolitisches Thema                                                                   von männlichen Studierenden einpendelt. Auch die Univer-
                                                                                                                              Forderungen für eine
 geschlechtsuntypische Bereiche hineinschnuppern können,       sei, gaben 54 Prozent an, dass Geschlechterthemen nie                                                                         sitätslehrgänge an öffentlichen und privaten Universitäten
                                                                                                                              geschlechtergerechte Bildungsreform:
 erweitern sie ihre Handlungskompetenzen. Kindergärten         oder fast nie im Unterricht behandelt werden. Von nur 15                                                                      werden schon jetzt etwas öfter von Männern (10.600) als
 sind Bildungseinrichtungen, in denen Mädchen und Buben        Prozent der antwortenden Schulen wurde angegeben, dass         ➔ geschlechtersensible Bildungsstrategie muss Teil             von Frauen (10.200) besucht. Bis zum Studienjahr 2029/30
 Kompetenzen für die Welt von morgen erlernen. Wichtig         sich die Lehrpersonen für Fort- und Weiterbildungen im           der Schulreform sein                                         wird auch die Zahl der männlichen Studierenden an Uni-
 ist die Gestaltung einer Umwelt, die Mädchen und Buben        Bereich „Gender“ interessieren würden.                         ➔ getrennter Unterricht für eine bestimmte Zeitspanne          versitätslehrgängen mit 12.500 im Vergleich zu jener der
 genug Platz zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit lässt. Des-   Eine Evaluierung der Ziel- und Leistungspläne 2008/09          ➔ Technisches und Textiles Werken für Mädchen                  weiblichen Studierenden auf 11.000 stärker wachsen.
 halb sind Genderkompetenzen und ein reflektierter Um-         und 2010/11 zeigt, dass nur vier der acht staatlichen Päd-       und Burschen
 gang mit geschlechtsspezifischen Rollenzuschreibungen         agogischen Hochschulen Gender Mainstreaming als Quer-                                                                         Sticky floor & leaky pipeline
                                                                                                                              ➔ verpflichtende Verankerung gendersensibler Didaktik
 in der Aus- und Weiterbildung der Kindergartenpädago-         schnittsmaterie erkannt haben. An keinem Standort findet                                                                      Die sticky floor Metapher versucht die Probleme von jun-
                                                                                                                                und Pädagogik in den Aus- und Weiterbildungs-
 gInnen besonders wichtig. Denn geschlechtergerechte           die Umsetzung geschlechtersensibler Sichtweisen in allen                                                                      gen Wissenschaftlerinnen zu beschreiben. Institutionelle
                                                                                                                                Curricula aller Ausbildungsstätten für PädagogInnen
 Bildung beginnt bereits im Kindergarten.                      Programmen in den Bereichen Aus- und Fortbildung, For-                                                                        Hürden und Barrieren lassen jenen klebrigen Boden

 14                                                                                              Frauenbericht 2013          Frauenbericht 2013
                                                                                                                                                                                                                                                   15
Frauenleben in Österreich - Gruene. at - Die Grünen
1. Bildung                                                                                                                                                                                                                        1. Bildung

entstehen, der Frauen das Voranschreiten in eine wissen-     vorher meist entweder eine Berufsbildende Höhere Schule        pro Jahr dotiert. Doch seit 2012 gibt es keine neuen Aus-    ➔ Maßnahmen zur geschlechtersensiblen Berufsorientie-
schaftliche Karriere erschwert. Die Wissenschaftlerinnen     (BHS) oder ein Realgymnasium besucht. Folgende Thesen          schreibungen mehr, weil das Programm in das allgemeine         rung und Ausbildungswahl
bleiben schon am Anfang ihrer Karriere stecken und fallen    lassen sich aus dieser Studie ableiten:                        DoktorandInnenprogramm DOC der Akademie der Wissen-            www.parlinkom.gv.at/PG/DE/XXIV/J/J_04198/pmh.shtml
dann oft ganz aus dem wissenschaftlichen System her-         ➔ Die familiäre Unterstützung und                              schaften integriert wurde.
                                                                                                                                                                                         ➔ auffallend geringe Frauenanteil bei den Professuren an
aus. Womit wir beim Phänomen der leaky pipeline wären.         ein früher Zugang zu Technik führen zu einem höheren
                                                                                                                                                                                           der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-
Entlang des klassischen Karrierewegs, also vom Studi-          Technikinteresse von Frauen.                                 Kritik des Rechnungshofes an mangelnder
                                                                                                                                                                                           Universität Graz www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/
enabschluss bis zur Professur gehen auf jeder weiteren       ➔ Fehlende institutionelle Unterstützung lässt Frauen die      Frauenförderung an Universitäten
Zwischenstufe immer wieder Frauen verloren. In Führungs-       Entscheidung gegen die Wissenschaft treffen.                 Bei einer Überprüfung der Technischen Universitäten            J/J_07244/index.shtml
positionen liegt der Frauenanteil dann nur mehr bei rund     ➔ Im Universitätssystem hat eine Frau vor allem dann Erfolg,   Graz und Wien sowie der Unis Linz und Wien durch den         ➔ geschlechtersensible Unterricht in naturwissenschaftlich-
20 Prozent. Obwohl der Frauenanteil unter den Studieren-       wenn sie einen männlichen Förderer hat, der ihre Karriere    Rechnungshof ergab sich im Bereich Frauenförderung             technischen Fächern zur Erhöhung der Chancengleichheit
den und dem wissenschaftlichen Personal gestiegen ist,         unterstützt und ihr Zutritt zu seinem Netzwerk gewährt.      massiver Handlungsbedarf. Vor allem Universitäten mit
                                                                                                                                                                                           beim Uni-Zugang www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/
bleiben die wissenschaftlichen Karrieren weiterhin meist     ➔ Frauen, die Netzwerkaktivitäten ablehnen, verzichten auf     stark technisch bzw. naturwissenschaftlich ausgerichtetem
                                                                                                                                                                                           XXIV/J/J_05047/index.shtml
Männern vorbehalten: Je höher die Karrierestufe, desto         einen wesentlichen Aspekt ihre Karriere voranzutreiben.      Studienangebot wiesen auf allen Ebenen, auch bei den
geringer der Frauenanteil. 2                                                                                                StudentInnen, äußerst geringe Frauenanteile auf. Die Frau-   ➔ Erhöhung der Chancengleichheit beim Uni-Zugang von
                                                             Erfolg haben also vor allem jene Frauen, die sich den          enförderpläne der Universitäten waren ergänzungs- bzw.         Frauen und Männern www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/
Männern wird von der                                         männlich geprägten Machtstrukturen anpassen. Eine              änderungsbedürftig. Konkret messbare und zeitlich fixierte     XXIV/J/J_05045/index.shtml
Forschungscommunity mehr zugetraut                           Anpassungsleistung der Universität als Institution in Form     Vorgaben zur Erhöhung des Frauenanteils fehlten.
                                                                                                                                                                                         ➔ geschlechtersensible Bildungs- und Berufsorientierungs-
Bei der Besetzung von Stellen in Wissenschaft und For-       einer stärkeren Wertschätzung und Akzeptanz jener Kar-
                                                                                                                             Grüne Forderungen:                                            maßnahmen www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/
schung gehe es ausschließlich um Exzellenz. Das Ge-          riereverläufe, die nicht der männlichen Standardbiografie
schlecht sei bei einer Stellenbesetzung völlig irrelevant,   entsprechen, ist noch ausständig.                                                                                             J/J_04196/index.shtml
                                                                                                                             ➔ Frauenförderung im Rahmen der Leistungs-
wird regelmäßig von allen handelnden AkteurInnen beteu-                                                                                                                                  ➔ Comic "Was geht?!! 5 starten durch" vom AMS (Arbeits-
                                                                                                                               vereinbarungen konsequent einfordern
ert. Eine Studie von ForscherInnen aus Yale an drei priva-   Sparstift bei der Frauenförderung                                                                                             marktservice) Wien www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/
                                                                                                                             ➔ Förderung für NachwuchswissenschaftlerInnen
ten und drei öffentlichen amerikanischen Universitäten mit   in der Wissenschaft
                                                                                                                               intensivieren statt kürzen                                  XXIV/J/J_09899/index.shtml
Bewerbungsunterlagen, die sich nur durch das Geschlecht      Die Zahl der Frauenförderprogramme (z.B. Excellentia,
der BewerberInnen unterschieden haben, kommt zu ei-          fForte) in Bildung und Wissenschaft wurde in den letzten        ➔ keine Wiedereinführung von Studiengebühren                ➔ die Einstellung von Förderungen im Bereich feministische
nem anderen Ergebnis. Die fiktiven männlichen Bewerber       Jahren drastisch reduziert. Die Tendenz geht vor allem         12
                                                                                                                                                                                           Wissenschaft und Forschung www.parlament.gv.at/PAKT/
                                                                                                                            1 Anfragebeantwortung BMUKK, 20.06.12
für die Funktion eines Laborleiters wurden als deutlich      auch aus Spargründen dahin, Genderaspekte in irgendeiner       2 Quelle: Datawarehouse Hochschulbereich des bmwf, 2010        VHG/XXIV/J/J_08426/index.shtml
kompetenter und für die Stelle passender angesehen. Die      Form in bestehende Programme zu integrieren. In der For-
                                                                                                                             GRÜNE AKTIONENBildung                                      ➔ geschlechtsspezifische Unterschiede beim Erwerb des
StudienteilnehmerInnen, Universitätspersonal aus natur-      schungsförderung wird es wichtiger auch genderrelevante
                                                                                                                                                                                           Führerscheins der Fahrzeugklasse B www.parlament.
wissenschaftlichen Fächern (Biologie, Chemie und Physik)     Bereiche des Forschungsvorhabens darstellen zu können.         Anfragen
hätten den männlichen Bewerbern auch höhere Gehälter         Letztlich werden diese Kriterien bei der Auswahl von For-      ➔ fehlende Geschlechtersensibilität im Bildungssystem          gv.at/PAKT/VHG/XXIV/J/J_07997/index.shtml
und mehr Mentoring angeboten. Ebenfalls interessant: die     schungsprojekten meist wenig anspruchsvoll formuliert, da        www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/J/J_11445/index.         Anträge
Bewertung durch männliche Wissenschaftler. Beide hielten     sie für die Zuerkennung von Forschungsgeldern selten den         shtml
die fiktiven männlichen Bewerber für kompetenter.            Ausschlag geben.                                                                                                            ➔ Weiterführung und Ausbau von bestehenden Initiativen
                                                                                                                            ➔ geschlechtsspezifische Unterschiede in der Schule
                                                                                                                                                                                           und Projekten zur Unterstützung von Mädchen und Frau-
                                                                                                                              (Ausgleich und Herstellung von Chancengleichheit
Frauenbiografien an der TU Wien                              DOC-fForte-Frauenförderprogramm                                                                                               en bei nicht-traditionelle Berufs- und Ausbildungswahl
                                                                                                                              bei der weiterführenden Schul- und Berufswahl
In den Jahren 2010 und 2011 wurden Biografiestudien von      wurde 2012 eingestellt                                                                                                        www.parlinkom.gv.at/PG/DE/XXIV/A/A_00783/pmh.
                                                                                                                              sowie am Arbeitsmarkt) www.parlinkom.gv.at/PG/DE/
Frauen an der Technischen Universität Wien durchgeführt.     Seit 2002 schrieb die Akademie der Wissenschaften so-                                                                         shtml
                                                                                                                              XXIV/J/J_00541/pmh.shtml
In diesen Arbeiten wurde den Ursachen für die höheren        genannte DOC-fForte-Stipendien für junge Wissenschaft-
                                                                                                                            ➔ Mädchen und junge Frauen in nicht-traditionellen Berufen   ➔ ein Bericht über das bundesweite Angebot an Initiativen
Drop-out-Raten von Frauen entlang der Karriereleiter         lerinnen in den Bereichen Technik, Naturwissenschaften,
nachgegangen. Bei der Studienwahl zugunsten eines            Medizin, Biowissenschaften und Mathematik aus, um den            www.parlinkom.gv.at/PG/DE/XXIV/J/J_02551/pmh.shtml           und Projekten zur nicht-traditionellen Berufs- und Ausbil-
Technik-Studiums spielen frühere Entscheidungen im           Frauenanteil unter den Doktoratsabschlüssen zu heben.          ➔ frauenfördernde Maßnahmen in Bildung, Forschung und          dungswahl
Schulsystem eine Rolle. SchülerInnen, die ein Studium der    Pro Jahr erhielten rund 25 Doktorandinnen zweijährige            Technologie                                                  www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/A/A_01526/index.
Technik oder der Naturwissenschaften beginnen, haben         Stipendien. Zuletzt war das Programm mit 1,75 Mio. Euro          www.parlinkom.gv.at/PG/DE/XXIV/J/J_03143/pmh.shtml           shtml

16                                                                                             Frauenbericht 2013           Frauenbericht 2013
                                                                                                                                                                                                                                                 17
Frauenleben in Österreich - Gruene. at - Die Grünen
2. Politik, Geld und Macht                                                                                   Zur Person:
                                                                                Gudrun Steinmann arbeitete nach dem Studi-
                                                                                um der Sonder- und Heilpädagogik mehrere
                                                                                Jahre in einer Wohngemeinschaft für Körper-
                                                                                   und Mehrfachbehinderte Menschen. Nach
                                                                                  Abschluss der Fachhochschule für Sozialar-
                                                                                beit begann sie ihre Tätigkeit bei der Schuld-
                                                                                  nerberatung Wien, wo sie seit mittlerweile
                                                                                                   fast sechs Jahren tätig ist.

     u n  S t e i n m ann
Gudr                s en
     l d e n  l a s
Schu
               n
sich regel
Wenn Personen zu Gudrun Steinmann in die Beratung            dadurch erklärt, „dass Frauen länger bestrebt sind, ihre
kommen, dann sind sie meistens überschuldet. Anders          Schulden zurückzuzahlen“. Geschlechtsspezifische Un-
als bei einer Verschuldung, die fast jede Person eingeht,    terschiede bei den Schuldenarten lassen sich etwa bei
wenn sie z.B. einen Kredit aufnimmt, wird von Überschul-     Versandhausschulden erkennen, die bei Frauen häufiger
dung dann gesprochen, „wenn laufende Kosten nicht            auftreten, als bei Männern. „Manche Frauen wollen sich mit
mehr abgedeckt werden können bzw. die Einnahmen              Kleinigkeiten belohnen, auch wenn es ihnen finanziell nicht
geringer sind, als die Ausgaben“. Die Gründe dafür sind      gut geht bzw. wird durch diverse Lockangebote mehr ge-
so vielseitig wie das Alter und der Bildungsgrad der Be-     kauft, als geplant war“. Die Beraterin kritisiert, dass in Be-
treffenden. Dennoch gibt die ausgebildete Sozialarbeiterin   zug auf Online-Versandhausschulden die Bonität nicht von
zu verstehen, dass der Ausbildungsgrad bei der Schulden-     Anfang an besser überprüft wird, noch bevor Leute sich
bewältigung eine erhebliche Rolle spielt: „Personen, die     verschulden können. Sie erst zu sperren bzw. beim Kredit-
weder Lehrabschluss noch Berufsausbildung haben, sind        schutzverband auf die Schwarze Liste zu setzen, wenn sie
am Arbeitsmarkt die ersten, die wieder gekündigt werden      hoch verschuldet sind, sei vom Gedanken her der falsche
oder nur befristete Anstellungen über Leihfirmen be-         Weg. „Frauen unterschreiben aber auch häufig Bürgschaf-
kommen. Wenn dann von heute auf morgen kein Auftrag          ten z.B. Kredite gemeinsam mit dem Ehemann und müssen
mehr da ist, wird es schwierig, regelmäßige Rückzahlun-      diese auch nach der Scheidung weiterbezahlen“.
gen zu leisten.“ Bei Abschöpfungsverfahren, etwa einem
Privatkonkurs, werden SchuldnerInnen sieben Jahre lang       „Sehr häufig kommen die Leute zu uns, wenn es schon
lohngepfändet, wobei eine Mindestquote von 10 Prozent         sehr spät ist, die Gläubiger bereits vor Gericht eingeklagt
einzuhalten ist, damit sie danach schuldenfrei sind. „Ge-     haben und ein sehr hoher Zinsenlauf stattgefunden hat“.
rade bei Leuten, die selbstständig waren und tausende         Wenn es zu keiner außergerichtlichen Einigung kommt,
Euro Schulden haben, ist es allerdings sehr schwierig, von    melden die SchuldnerInnen Privatkonkurs an und „wir
diesem Betrag 10Prozent zurückzuzahlen“, weiß Gudrun          begleiten sie dann zu Gericht“. Sofern Gläubiger einer
Steinmann aus der Erfahrung zu berichten.                    Vereinbarung zustimmen, wird sieben Jahre lang monat-
                                                              lich ein Fixbetrag zurückbezahlt. Das Wichtigste sei dabei,
In Österreich dauert die Schuldenregulierung im interna-      dass die Zinsen gestoppt werden, so Steinmann, weil

                                                                                                                                                                            h t
tionalen Vergleich sehr lange, „daher ist der Schuldnerbe-    diese einen Großteil der Forderungen ausmachen, sodass
                                                              kein Gerichtsvollzieher mehr zu den Leuten nach Hause

                                                                                                                                                                  n d M a c
                                                                                                                                                       ik, Geld u
ratung einerseits die Verkürzung der Laufzeit als auch das
Fallen der Mindestquote ein Anliegen“. Liegen nämlich         kommt: „Es wird oft als sehr belastend erlebt, wenn um

                                                                                                                                       2. Polit
Rückzahlungen unterhalb des Quotenbetrags, wird keine         sechs Uhr früh ein Mann kommt und die Wohnung nach
Rest-Schuld-Befreiung erteilt „und nach dieser langen Zeit    etwas Wertvollem durchforstet“.
wieder mit Schulden zu leben ist sehr frustrierend.“
                                                             „Schulden lassen sich regeln“, ist die Beraterin überzeugt.
Statistisch betrachtet, kommen etwas mehr Männer in           Wichtig sei aber, dass die Leute freiwillig dazu bereit und
die Schuldnerberatung als Frauen, was sich Steinmann          motiviert sind, damit es funktioniert.­ ■ Nima Obaro

18                                                                                              Frauenbericht 2013                Frauenbericht 2013
                                                                                                                                                                           19
2. Politik, Geld und Macht                                                                                                Zur Person:
                                                                                              Die Ökonomin Alexandra Strickner ist Obfrau
                                                                                                  der NGO attac. Sie hat mehrere Jahre bei
                                                                                                  der Österreichischen Forschungsstiftung
                                                                                                       für Entwicklungshilfe gearbeitet und
                                                                                                         war für attac intensiv in die GATS-
                                                                                                    Kampagne involviert. Außerdem hat sie
                                                                                                    beim Institute for Agriculture and Trade
                                                                                                 Policy in Genf gearbeitet, um NGOs in der
                                                                                                   ganzen Welt einen Einblick in den WTO-
                                                                                                            Verhandlungsprozess zu geben.

             r a S t r i c k ner
A l e xa n d          z vo n
         b i va l e n
D i e Am             r t  s c hritt
             n d F o
M ac h t u
Bei der Kinderbetreuung gibt es Fortschritte, Frauenquoten            eine Frage der Zeit ist, bis Kürzungen am Tisch liegen. Uns war
in Führungspositionen von Unternehmen sind ein großes                 wichtig nicht nur dagegen zu sein, sondern konkrete Alternati-
Thema: Sind wir in eine feministische Richtung unterwegs?             ven einzubringen. Wenn man sich die bisherigen Vorschläge der
Manchmal hat man das Gefühl, es geht in die richtige Richtung.        Allianz ansieht, vor allem auf der Einnahmenseite, dann wurde
Aber sobald sich die finanziellen Rahmenbedingungen ver-              einiges umgesetzt. Insofern gibt es diesen Transmissionsriemen
schlechtern, wird schnell bei Maßnahmen gespart, die eigentlich       sehr wohl. Das hat wohl mit der Breite der Allianz und mit den
wichtig sind. Positiv ist der Gratis-Kindergarten, den die Stadt      unterschiedlichen Ebenen zu tun, auf denen wir arbeiten.
Wien eingeführt hat. Bei der Quotendiskussion wiederum wird           Die großen Brocken stehen aber natürlich noch aus, Stichwort
zwar stärker diskutiert, aber es bleibt schnell bei der Diskussion,   Vermögens- und Erbschaftssteuern. Das ist einer der Knack-
ohne dass konkrete Regeln beschlossen werden. Ohne konkre-            punkte, denn wir haben eine sehr ungerechte Verteilung von
te verpflichtende Maßnahmen und entsprechende Sanktionen              Vermögen. Dieser Situation unter anderem über höhere Steuern
werden Frauenquoten aber nicht eingehalten. Ein Beispiel ist die      entgegenzuwirken ist auch aus demokratiepolitischen Grün-
Nachbesetzung des Direktoriums der Europäischen Zentralbank.          den wichtig: Wenn einige wenige ganz viel besitzen, haben sie
Die frei gewordene Position wurde mit einem Mann besetzt, ob-         natürlich auch die Möglichkeit, Entscheidungen in ihrem Sinn zu
wohl sich das Europäische Parlament massiv dagegen gewehrt            beeinflussen.
hatte. Nun sitzt gar keine Frau mehr in diesem Gremium. Es kann
nicht sein, dass eine Institution nicht entsprechend der gesell-      Wie geht man an diesen Begriff der Macht als
schaftlichen Aufteilung der Geschlechter besetzt wird. Da gab es      NGO überhaupt heran?
definitiv einen Backlash.                                             Wir definieren uns als Organisation, die nach vorne denkt und
                                                                      schon zu einem Zeitpunkt Ideen in die öffentliche Debatte
Sind NGOs beim Thema „Frauen in Führungspositionen“                   einspeist, wo sie von vielen noch gar nicht als wichtig wahrge-
Vorbilder?                                                            nommen wird oder auch noch sehr viel Kritik erntet. Bei der
Das hängt davon ab, inwieweit eine Frauenquote strukturell            Finanztransaktionssteuer war das ein Stück weit so, denn vor
verankert ist. Bei attac war die Quote von Anfang an in den           zehn Jahren hat man gemeint: Ihr habt ja keine Ahnung, das ist
Statuten vorgesehen. Wenn Frauen immer im Vorstand und                vollkommen daneben!
nach außen hin sichtbar sind, hat das eine Signalwirkung für
andere Frauen, die vielleicht noch gar nicht daran gedacht            Elf EU-Länder haben nun die Einführung der Finanztrans-
hätten sich zu engagieren, noch dazu bei einem Thema, das             aktionssteuer beschlossen. Hat attac an dem Tag eine Party
klassisch männlich besetzt ist, also Wirtschaft, Finanzmärkte         gemacht?
usw. Spannend ist, dass sich Frauen stärker organisieren. Es          Natürlich haben wir uns gefreut, denn es ist immerhin ein
gibt zum Beispiel die „Plattform 20.000 Frauen“, die bei der          Schritt zu einer weiteren Konkretisierung. Aber wir sind noch
Allianz „Wege aus der Krise“ mitmacht.                                nicht bei der Umsetzung angelangt und da gibt es noch einige
                                                                      offene Fragen. Wie sehr wir feiern, hängt vom Ergebnis ab. Es
Wie wirksam ist der Einfluss von NGOs tatsächlich?                    ist beispielsweise noch offen, was besteuert wird. Grundsätzlich
Die Allianz „Wege aus der Krise“ hat ja das Zukunftsbudget            ist es aber super, dass man hier weitergekommen ist.
entwickelt, und zwar aus dem Bewusstsein heraus, dass es nur          ■ Sonja Fercher

20                                                                                                         Frauenbericht 2013                  Frauenbericht 2013
                                                                                                                                                                    21
2. Politik, Geld und Macht

                           u n d M a c h t
2. Pol          itik, Geld

 D    ie öffentlichen Budgets werden durch die Finanz-
      und Wirtschaftskrise belastet. Immer wieder müssen
 Banken gerettet werden. In der Industrie kommt es zu
                                                            ting eine wichtige Rolle spielen sollte. Eine genderge-
                                                            rechte Verwendung von EU-Fördermittel für Investi-
                                                            tionen in soziale Dienstleistungen würde dabei einen
                                                                                                                                                        Raums 200–2013“. Dabei gab es Kritik an der man-
                                                                                                                                                        gelnden Berücksichtigung der Anliegen von Frauen im
                                                                                                                                                        ländlichen Raum im Rahmen dieses Programms. Vor
                                                                                                                                                                                                                 nicht unbedingt bräuchte. Einkaufen lenkt von Pro-
                                                                                                                                                                                                                 blemen ab und wird für manche Menschen zum Kick.

 Konjunktureinbrüchen, die mit Kurzarbeitsmaßnahmen         wesentlichen Beitrag erfüllen. Denn bei der Steigerung                                      allem die Ablehnung von Kinderbetreuungsprojekten
 abgefedert werden. Zusätzlich wird das Budget durch        der Frauenbeschäftigung erzielt der Ausbau sozialer                                         und die geringe Zahl an sozial innovativen Projekten     Wenn Einkaufen zur Sucht wird
 eine ganze Reihe von Korruptionsskandalen und Spekula-     Dienstleistungen höhere Effekte als jede andere Form                                        wurden bemängelt. Der Rechnungshof stellte fest, dass    Wenn der Drang zum Kauf unwiderstehlich stark wird,
 tionsverlusten der öffentlichen Hand belastet. Wenn dann   des Einsatzes öffentlicher Mittel wie Steuerfreibeträge.                                    das Thema „Gleichstellung von Männern und Frau-          dann wird Konsum zum Zwang. Denn die gekauften
 in Folge von Geldknappheit wieder „Sparpakete“ ge-         Einerseits werden durch Kinderbetreuungs- und Pflege-                                       en und Nichtdiskriminierung“ im Programm LE 07-13        Waren machen selten glücklicher. Oft bleiben sie sogar
 schnürt werden, wird genau in jenen Bereichen gekürzt,     einrichtungen zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und                                      nur in Form appellhafter Aussagen, nicht jedoch als      unausgepackt in der Wohnung liegen. Einer Studie der
 die Frauen stark betreffen: Soziales, Gesundheit und       andererseits wird durch die Entlastung von unbezahlter                                      integraler Programmbestandteil, aufbereitet wurde.       Arbeiterkammer zufolge sind 28 Prozent der Österrei-
 Bildung. Denn in diesen Bereichen sind Frauen besonders    Familienarbeit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie                                      Dies führte unter anderem auch dazu, dass der Anteil     cherInnen kaufsuchtgefährdet4 . Frauen, vor allem junge
 oft beschäftigt. Immer mehr Frauen arbeiten in prekären    verbessert und eine Erwerbstätigkeit oft erst ermöglicht.                                   der Frauen in den LEADER-Gremien nicht den EU-           Frauen, sind davon besonders betroffen, 69 Prozent der
 und schlecht entlohnten Arbeitsverhältnissen. Gerade in                                                                                                Vorgaben entsprach. Demnach müssten Frauen dem           Frauen zwischen 14 und 24 Jahren gehören zur gefährde-
 Zeiten knapper Ressourcen ist es daher umso wichtiger,     Gerade im ländlichen Bereich gibt es Defizite in der                                        Bevölkerungsanteil entsprechend vertreten sein.          ten Gruppe. Im Vergleich dazu gelten nur 37 Prozent der
 dass die Gleichstellung von Frauen und Männern bei der     sozialen Infrastruktur. Dies führt in vielen Fällen zur Ab-                                                                                          jungen Männer als kaufsuchtgefährdet. Es gibt mehrere
 Budgeterstellung konsequent mitgedacht werden.             wanderung qualifizierter Arbeitskräfte, insbesondere von                                    Eine umfassende Gender Mainstreaming Strategie           Faktoren, die die Entwicklung von Kaufsucht bei Frauen
                                                            Frauen. Mit den Worten „Wenn die Frauen gehen, stirbt                                       müsste sowohl aus den Prioritäten, den Schwerpunk-       begünstigen 5: Einerseits ist der gesellschaftliche Druck
                                                            das Land“, wird ein Bürgermeister in der Studie1 über die                                   ten und Maßnahmen sowie den Indikatoren für die          auf das Aussehen von Frauen stärker, andererseits ver-
                                                            Landflucht junger Steirerinnen, die von der Universität                                     Mittelaufteilung hervorgehen. Doch die Abwanderung       bringen Frauen im Schnitt immer noch mehr Zeit mit
  Gender Budgeting                                          für Bodenkultur im Auftrag des Landes Steiermark er-                                        der Frauen aus den ländlichen Regionen sowie die         dem Einkauf als Männer. Schönheit und soziale Anerken-
 Gender Budgeting bedeutet, dass das Budget auf sei-        stellt wurde, zitiert. Es sind vor allem gut ausgebildete                                   geringe Vertretung von Frauen in Entscheidungs-          nung erscheint als käufliches Gut in Form von Produk-
 ne Auswirkungen auf Männer und Frauen hin analysiert       Frauen, die wegziehen, weil sie in ihrer Wohngemeinde                                       gremien wurden im Rahmen der Gender Main-                ten und Dienstleistungen. Vor allem für Menschen mit
 und entsprechend den Gleichstellungszielen verändert       keinen adäquaten Arbeitsplatz finden. Die EU-Fonds                                          streaming Strategie bislang nicht näher untersucht.      einem schwachen Selbstwertgefühl ist die Vorstellung
 wird. Denn auch Änderungen bei jenen Einnahmen und         könnten eine wichtige Rolle spielen, Gemeinden dabei zu                                                                                              verlockend, die empfundenen Defizite und Schwächen
 Ausgaben, die auf den ersten Blick genderneutral wir-      unterstützen, attraktive und wirtschaftlich erfolgreiche                                                                                             durch den Kauf bestimmter Produkte kompensieren zu
 ken, wie Gesundheit, Bildung, Verkehr und Arbeitsmarkt     Lebensräume zu gestalten. Vor allem zwei der fünf Fonds,                                    Grüne Forderungen:                                       können. Auch die Aufmerksamkeit und Wertschätzung
 zeigen aufgrund der unterschiedlichen Lebensrealitä-       die für Österreich Bedeutung haben sollten verstärkt für                                    ➔ externe und politisch unabhängige Expertise            beim Kontakt mit VerkäuferInnen wird positiv erlebt.
 ten von Frauen und Männern oft ganz unterschiedliche       den Ausbau sozialer Dienstleistungen genutzt werden:                                          zur Durchführung von effektivem, flächendeckenden
 Auswirkungen. Mit 1. Jänner 2009 wurde die tatsäch-        Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwick-                                         Gender Budgeting                                       Die Kaufsucht ist eine gesellschaftlich unauffällige Sucht.
 liche Gleichstellung von Frauen und Männern im öf-         lung des ländlichen Raums (ELER) mit der Programm-                                          ➔ Investitionen in soziale Infrastruktur                 Jedenfalls so lange die gekauften Waren bezahlt werden
 fentlichen Haushaltswesen als Staatszielbestimmung         schiene LEADER und der Europäische Fonds für regiona-                                                                                                können. Auch bei der Kaufsucht muss die Einsicht reifen,
                                                                                                                                                        ➔ die Einbeziehung von Frauen-NGO’s in den Prozess der
 in der Verfassung verankert. Ab 2013 muss sich die         le Entwicklung (EFRE). 2 Der ELER verfügte in Österreich                                                                                             dass es sich hier um eine Sucht handelt, die behandelt
                                                                                                                                                          Budgeterstellung
 Budgetpolitik des Bundes, der Länder und Gemeinden         bisher für sieben Jahre über 7,8 Mrd. Euro, der EFRE                                                                                                 werden muss. Am Universitätsklinikum in Erlangen wurde
 an der Gleichstellung der Geschlechter ausrichten. Doch    über 1,5 Mrd. Euro (davon jeweils die Hälfte EU-Mittel.)                                                                                             2008, erstmals in Deutschland mit einer Studie eine wirk-
 im Rahmen des Gender Budgetings werden meist nur                                                                                                                                                                same Therapie gegen Kaufsucht wissenschaftlich nachge-
 einige kleine und oft wenig aussagekräftige Teilbe-        Der Rechnungshof 3 untersuchte im Juli 2012 in einer                                                                                                 wiesen 6 . Die Therapieangebote gibt es also bereits. Doch
 reiche der Budgets der Ministerien analysiert, die mit     Gebarungsüberprüfung den Schwerpunkt LEADER im,                                             Kaufsucht                                                neben der gesundheitlichen Beeinträchtigung hinterlässt
 der eigentlichen Budgeterstellung in keinem direkten       aus nationalen und EU-Mitteln finanzierten, „Österreichi-                                   und Verschuldung                                         Kaufsucht oft auch eine Verschuldensproblematik.
 Zusammenhang stehen. Eine seriöse Gesamtschau              schen Programm für die Entwicklung des Ländlichen                                           Einkaufen ist für viele Menschen längst mehr geworden
 der Gender-Aspekte der Budgets wurde unterlassen.                                                                                                      als nur das Erledigen von notwendigen Besorgungen.
                                                            1 M. Fernanda Rivas, An experiment on corruption and gender, 2008, University of
                                                              Granada                                                                                   In den Shopping-Tempeln und Flaniermeilen wird der
                                                            2 Eine Reihe von Präsentationen sowie alle Verordnungsentwürfe finden sich hier:                                                                     4 AK Studie „Kaufsucht in Österreich 2011“
 EU-Gelder für Investitionen                                  ec.europa.eu/regional_policy/what/future/proposals_2014_2020_de.cfm,
                                                                                                                                                        Einkaufsbummel zum Shopping-Erlebnis hochstilisiert.     5 Ellen Mohr Catalano, Nina Sonenberg: Kaufen, Kaufen, Kaufen… - Wegweiser für Menschen
 in soziale Infrastruktur nützen                              der Entwurf für die ELER-Verordnung hier: ec.europa.eu/agriculture/cap-post-2013/legal-   Aktionen und Reduktionen eröffnen die Schnäpp-             mit zwanghaftem Kaufverhalten. 1996
                                                              proposals/com627/627_de.pdf                                                                                                                        6 www.psychosomatik.uk-erlangen.de/e1844/e198/e491/index_ger.html, abgerufen am
 Dabei gäbe es viele Bereiche, in denen Gender Budge-       3 Bericht des Rechnungshofes der Reihe Bund 2012/7                                          chenjagd, den Kampf um Ware, die man eigentlich gar        6.12.2012

 22                                                                                                             Frauenbericht 2013                      Frauenbericht 2013
                                                                                                                                                                                                                                                                                                23
2. Politik, Geld und Macht                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       2. Politik, Geld und Macht

Verschuldung                                                                                                    Teurere Kredite für Frauen?                                                                      Frauen                                                                                                                                                  Länder mit einem Verhältniswahlrecht oder einem ge-
Der Hauptgrund in der Überschuldung ist allerdings                                                              Es gibt wenig Forschung auf diesem Gebiet. Aber ei-                                              im Parlament                                                                                                                                            mischten Wahlrechtssystem weisen im Schnitt einen
nicht der Konsum, sondern bei beiden Geschlechtern                                                              nige Studien deuten in die Richtung, dass Frauen auch                                                                                                                                                                                                    höheren Frauenanteil auf als Länder mit einem Mehr-
mit 43 Prozent der Verlust des Arbeitsplatzes oder eine                                                         bei der Kreditaufnahme an sich und der Höhe der                                                 von den Top Ten weltweit                                                                                                                                 heitswahlrecht. Vorzugsstimmensysteme erweisen
Einkommensverschlechterung. Weitere Ursachen für                                                                Zinsen benachteiligt werden. So hat eine Studie des                                             auf den 34. Platz abgerutscht                                                                                                                            sich eher als Hindernis für die verstärkte Einbeziehung
das Anhäufen von Schulden sind bei Frauen am Umgang                                                             Harvard-Ökonomen Alesina 9 über die Kreditvergabe                                               Der Frauenanteil im Parlament ist nach dem höch-                                                                                                         von Frauen in die politische Repräsentation. Den-
mit Geld (22 Prozent), bei Scheidungen/Trennungen (15                                                           an Kleinstunternehmen ergeben, dass Frauen in Italien                                           sten jemals erreichten Frauenanteil von fast 34 Pro-                                                                                                     noch kann das Wahlsystem allein die unterschiedliche
Prozent) und gescheiterter Selbständigkeit oder Bürg-                                                           für Kredite höhere Zinsen zahlen müssen als Männer.                                             zent bei den Nationalratswahlen im Jahr 2002 in den                                                                                                      Zahl der Frauen in der politischen Repräsentation
schaften (jeweils 13 Prozent) zu finden. Frauen bürgen                                                          Wenn Frauen einen Mann als Bürgen finden konnten,                                               nachfolgenden Jahren kontinuierlich auf 27 Prozent                                                                                                       nicht vollständig erklären. Neben dem Wahlsystem
vor allem zur Absicherung von Krediten ihres Mannes                                                             wurden die Kredite billiger, bei einer Frau als Bürgin                                          nach den Wahlen im Jahr 2008 gesunken. Vor zehn                                                                                                          spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle:
oder Lebensgefährten. Auch wenn die Beziehung aus-                                                              wurden sie noch teurer. Das lag jedoch nicht daran, dass                                        Jahren zählte Österreich im internationalen Vergleich
einandergeht, bleibt die Bürgschaft bestehen. Dies wird                                                         Frauen unzuverlässigere Kreditnehmerinnen wären. Im                                             noch zu den „Top 10“ mit dem höchsten Frauenanteil                                                                                                       ➔ Parteien: ideologische Ausrichtung; Auswahlprozess
vor allem dann zum Problem, wenn das Einkommen der                                                              Gegenteil, Kleinstunternehmen unter weiblicher Füh-                                             im Parlament (am 31.01.2003 auf Platz 8 im weltwei-                                                                                                        und -kriterien; Struktur der Partei und deren Zuträg-
Frauen in keiner Relation zur Höhe der übernommenen                                                             rung gehen sogar seltener bankrott. Diese Studie kam                                            ten Ranking). Heute finden wir Österreich auf Platz                                                                                                        lichkeit für Frauenförderung in der politischen Hier-
Haftungen steht. Auch die höhere Armutsgefährdung                                                               daher zum Schluss, dass sich die schlechteren Kredit-                                           34. Während andere Länder bei der Geschlechterge-                                                                                                          archie; Bereitschaft der Partei Frauen auf vorteilhafte
von Frauen erhöht ihr Risiko der Überschuldung7.                                                                konditionen für Frauen nur durch die Diskriminierung                                            rechtigkeit Fortschritte erzielen, fällt Österreich im                                                                                                     Positionen auf der Wahlliste zu setzen
                                                                                                                italienischer Geschäftsfrauen durch die männliche                                               internationalen Vergleich immer weiter zurück. Tab. 1
ABb. 1 : Privatkonkurse 2011
                                                                                                                Führungsriege der Kreditinstitute erklären ließen.                                              Tab. 1 : FrauenAnteil im Parlament                                                                                                                       ➔ Quoten und Frauenförderungsmaßnahmen: auf natio-
       4500
               Wien

                         NÖ

                                 Burgenland

                                              OÖ

                                                       Salzburg

                                                                  Vorarlberg

                                                                               Tirol

                                                                                        Steiermark

                                                                                                     Kärnten

                                                                                                                                                                                                                                                                    Anzahl                                davon                                                            naler Ebene und auf Parteiebene; freiwillige oder recht-
       4000
                                                                                                                                                                                                                Klub                                               Mandate                                Frauen                                 %
                                                                                                                Auch eine Studie über Kreditkarten in den USA kam                                                                                                                                                                                                          lich vorgeschriebene Maßnahmen, um insbesondere
       3500                                                                                                                                                                                                                          SPÖ                             56                                     21                                 37,50
                                                                                                                zum Schluss, dass Frauen im Schnitt ein halbes Prozent                                                               ÖVP                              51                                    13                                 25,49                       auch durch die Platzierung auf der Wahlliste zu ge-
       3000
                                                                                                                mehr Zinsen verrechnet werden. Eine höhere Bildung in                                                                FPÖ                              37                                     6                                 16,22                       währleisten, dass eine bestimmte Anzahl von Frauen in
       2500                                                                                                                                                                                                                        GRÜNE                             20                                     10                                 50,00
                                                                                                                Finanzfragen führte bei Frauen zu einem deutlich kosten-                                                             BZÖ                              13                                     2                                 15,38                       der politischen Vertretung und in leitenden Positionen
       2000
                                                                                                                bewussteren Verhalten mit Kreditkartentransaktionen                                                             STRONACH                              5                                      1                                 20,00                       erscheint
        1500                                                                                                                                                                                                                          OK                               1                                     0                                  0,00
                                                                                                                und daher generell zu einem geringeren durchschnittli-                                            Quelle: www.parlament.gv.at/SERV/STAT/PERSSTAT/FRAUENANTEIL/frauenanteil_NR.shtml,
        1000
                                                                                                                                                                                                                                                                                      Stand 11.02.13
         500
                                                                                                                chen Zinssatz. Dies war jedoch 89 in leicht abgeschwächter                                                                                                                                                                                               ➔ Kulturelle und sozio-ökonomische Faktoren: Bildung
                                                                                                                Form auch bei Männern der Fall. An den geschlechts-                                             Von den 183 Abgeordneten des Nationalrats sind                                                                                                             und Beruf, familiäre Verpflichtungen, Zugang zu Kin-
■     Frauen ■ Männer    Quelle: Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870), Presseaussendung vom 12.03.2012
                                                                                                                spezifischen Unterschieden in der Höhe der Zinssätze                                            derzeit 53 Frauen (28,96 Prozent). Wirklich Halbe-                                                                                                         derbetreuung und familienfreundliche Arbeitsgestal-
Insgesamt melden sich Männer zahlreicher bei der Schul-                                                         konnte auch die Bildung in Finanzfragen nichts ändern10                                         Halbe bei den Mandatssitzen gibt es nur bei den Grü-                                                                                                       tung.
denberatung, sie haben im Schnitt auch höhere Schulden.                                                                                                                                                         nen. Während SPÖ und ÖVP regelmäßig ihre eigene
Bei Männern liegt die durchschnittliche Verschuldung bei                                                                                                                                                        Zielsetzung bei der Frauenquote verfehlen, halten
83.760 Euro, jene der Frauen bei 57.634 Euro. Im Jahr 2011                                                     Grüne Forderungen:                                                                               sich die Grünen strikt an das Reißverschlussprinzip,                                                                                                     Frauen in den Organisationen
haben sich in Österreich 54.324 Personen an die Schulden-                                                      ➔ VerbraucherInnenbildung                                                                        das eine 50%ige Frauenquote garantiert. Abb. 2                                                                                                           der Sozialpartnerschaft
beratung gewandt. Ein Einkommen am Existenzminimum                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Die Interessensvertretung der ArbeitnehmerInnen
                                                                                                               ➔ Therapieangebote gegen Kaufsucht in                                                            ABb. 1 : Anteil weiblicher Nationalratsabgeordneter seit 1945
(793 Euro) hatten 27 Prozent der Klientinnen und 23 Pro-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 und ArbeitgeberInnen sowie der PensionistInnen mit
                                                                                                                 allen Bundesländern                                                                                   40%

                                                                                                                                                                                                                             1945
                                                                                                                                                                                                                                    1949
                                                                                                                                                                                                                                           1953
                                                                                                                                                                                                                                                  1956
                                                                                                                                                                                                                                                         1959
                                                                                                                                                                                                                                                                1962
                                                                                                                                                                                                                                                                       1966
                                                                                                                                                                                                                                                                              1970
                                                                                                                                                                                                                                                                                     1971
                                                                                                                                                                                                                                                                                            1975
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   1979
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          1983
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 1986
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        1990
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               1994
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      1996
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             1999
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    2002
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           2006
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  2008
zent der Klienten der Schuldenberatung. 41 Prozent dieser                                                                                                                                                                                                                                                                                                                SozialpartnerInnenstatus sind männerdominiert. Die
                                                                                                               ➔ mehr Ressourcen für die SchuldnerInnenberatung                                                        35%
Personen waren Frauen und 59 Prozent Männer. Auch bei                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    engen Verflechtungen der Großparteien mit diesen
den Eröffnungen von Privatkonkursen sind Frauen mit 37                                                         ➔ keine Bürgschaft ohne Einkommen                                                                       30%
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Interessensvertretungen verstärkt die geringe Re-
                                                                                                                                                                                                                       25%
Prozent seltener vertreten. Ein Grund dafür ist, dass bei                                                      ➔ erleichterter Zugang zum Privatkonkurs                                                                                                                                                                                                                  präsentanz von Frauen in der Politik. Die Präsenz von
Frauen aufgrund ihres geringeren Einkommens kaum pfänd-                                                                                                                                                                20%                                                                                                                                               FunktionärInnen aus der Gewerkschaft, der Arbei-
bares Einkommen für die GläubigerInnen vorhanden ist und                                                                                                                                                               15%                                                                                                                                               terkammer, der Wirtschaftskammer oder der Land-
                                                                                                                8 Factsheet Überschuldung von Frauen, Dachorganisation asb, Schuldenreport 2012
sie im Schnitt nur eine geringere Quote anbieten können.                                                        9 Alesina, Alberto/Lotti Francesca: Do Women Pay More for Credit? Evidence from Italy,                 10%                                                                                                                                               wirtschaftskammer, die oft auf Basis parteiinterner
                                                                                                                   Harvard University, 2009
Dies kann zum Scheitern des Konkursantrages führen8.                                                                                                                                                                    5%                                                                                                                                               Quoten vergeben wird, ist somit auch ein Grund für
                                                                                                                10 Gary R. Mottola, Insights: American Financial Capability, A Report from the Finra Investor
7 Factsheet Überschuldung von Frauen, Dachorganisation asb, Schuldenreport 2012                                    Education Foundation, April 2012                                                                                                                                                                                                                      den geringen Frauenanteil im Parlament. Tab. 2

24                                                                                                                                                                     Frauenbericht 2013                       Frauenbericht 2013
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              25
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