Vetsuisse NEWS Smiling Gecko - www.vetsuisse.ch - Vetsuisse-Fakultät
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VetsuisseNEWS www.vetsuisse.ch Nr. 2 September 2021 Über den Dächern Berns Seite 5 Ricola – Die Dame des Hauses Seite 24 Der fliegende Aschi Seite 14 Popcorn Seite 29 Kehrricht als Wärmespender Seite 20 Smiling Gecko Seite 31
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Impressum Bild Rückseite: « Dale ist ein männliches Jemenchamäleon, das in einer Reproduktionsstudie seine 20 weiblichen Artgenossen über Pheromone und Hautfarben-Kommunikation zur Ovulationen stimulieren soll». Foto: Michelle Aimée Oesch Herausgeber Vetsuisse-Fakultät Redaktion Irene Schweizer (is) Layout, Zürich Universität Bern/Universität Zürich Thomas Lutz (tal) Text, Zürich Andrea Bischofberger (ab) Text, Zürich Michelle Aimée Oesch (ma) Fotos, Zürich Marlen Tschudin (mt) Text, Zürich Meike Mevissen (mm) Text, Bern E-Mail Michael H. Stoffel (mhs) Text, Bern irene.schweizer@vetcom.uzh.ch Leonore Küchler (lk) Text, Bern Titelbild: Michelle Aimée Oesch Nicole Widmann (nw) Text, Bern und Zürich Tel.: 044 635 81 30 Judith Harder (JH) Text, Zürich 2
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Inhaltsverzeichnis Inhalt Über den Dächern Berns Mauersegler und Alpensegler Seite 5 Frank Mutschmann Award Matthias Licheri und Francesco Origgi Seite 9 Geschichte der Abteilung Zoo-, Heim- und Wildtiere Ewald Isenbügel erzählt Seite 11 Der fliegende Aschi Neues hochmodernes 3-Tesla-Gerät Seite 14 Spendenaktion Für die Stiftung für Kleintiere Seite 18 Kehrricht als Wärmespender Entstehung einer unterirdischen Verteilzentrale für Fernwärme Seite 20 Ricola – Die Dame des Hauses Ein Portrait zum zehnjährigen Jubiläum am Tierspital Seite 24 VETPHARM Symposium 2021 Am 9./10. September 2021 fand das VETPHARM Symposium in Zürich statt Seite 26 Popcorn, ein Terrier unter Kleintierlern Haustiere unserer Mitarbeiter*innen Seite 29 Smiling Gecko Schweizer Schweinezucht in Kambodscha Seite 31 Rezept Hefeschnecken mit Zwetschgenmus und Zimt Seite 35 3
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Editorial Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Studierende, liebe Leserinnen und Leser, Die Strohkuh, die Sie auf dem Titelbild sehen, war DIE der anderen sechs Fakultäten der UZH und erfreute Attraktion der letzten Tage! Und das hat sie auch ver- diese nach einem etwas strengen Austausch über die dient, denn sie wurde sorgfältig und mit viel Inbrunst neuen Corona-Massnahmen. für die Nachdiplomfeier der Zürcher Absolvent*innen erbaut. Die zündende Idee hatte Roger Stephan, unser Wir hoff(t)en sehr, dass die Nachdiplomfeier, die natür- Dekan in Zürich. Viktor Haus und Michael Steigmeier, lich – wie vieles andere – eine Folge der Corona-Ein- unsere beiden Gärtner, haben sich daraufhin mächtig schränkungen im vergangenen Winter war, eine der ins Zeug gelegt und zusammen mit Jeanne Peter und letzten Veranstaltungen ist, die pandemie-bedingt so Michelle Aimée Oesch von der Vetcom im Google nach und eben nicht anders durchgeführt werden musste. «Strohkuh» recherchiert…. Aus aktueller Sicht (Stand 15. September; wir haben uns daran gewöhnt, in kleinen Zeitskalen zu denken und zu Viktor konnte von einem Bauer drei grosse Strohrund- reagieren) müssen wir wirklich sagen, es ist offensicht- ballen ausleihen; der Rest des Strohs und Heus stammt lich, dass uns die Viren nicht loslassen und wir weiter aus der Fakultät. Dann kam der Hühner-Draht von mit Massnahmen leben müssen, die wir uns vor 20 Mo- Jeanne für die Befestigung der Hörner und des Halses, naten nicht träumen liessen. das Anbringen einer Glocke, der Zunge und die Gestal- tung der Ohrmarken. Warum die Kuh keine offensicht- Aber schauen wir nach vorne! An der Vetsuisse-Fakul- lichen Augen hat, fragen Sie sich vielleicht nun? Ja, das tät beginnt nämlich – zumindest was die Lehre betrifft sehe dann irgendwie comicmässig aus, das fanden je- – eine neue Zeitrechnung, denn auf dieses Herbstse- denfalls die Parasitolog*innen von vis-à-vis. mester wird ja das neue Curriculum eingeführt. Drü- cken wir uns selbst die Daumen, dass alles problemlos Dann ging es weiter mit dem Blumenbouquet und dem von Beginn an klappen wird. Falls es doch stressig wer- Schriftzug. Michelle Aimée besorgte Hartschaumplat- den sollte, empfehlen wir allen, sich ein paar ruhige Mi- ten im Vetsuisse-rot, Jeanne druckte die UZH Schrift nuten mit dieser neuen Ausgabe der VetsuisseNEWS auf A3 und Viktor schnitt gekonnt mit einem Teppich- zu gönnen! messer die Buchstaben aus. Die Kuh steht ziemlich gut da! – auf einer selbstgemachten Holzkonstruktion. Und Thomas Lutz und Marlen Tschudin sie hat sogar zu Essen. Ein grosses Bravo an das Team! Nicht nur die Absolvent*innen und ihre Gäste erfreuten sich an ihr, nein, die Kuh erreichte auch die Dekanate 4
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Vögel Über den Dächern Berns Nachdem die Mauersegler bereits südwärts gezogen sind, werden uns bald auch die Alpensegler wieder verlassen – und damit geht der Sommer zu Ende. Haben Sie in den vergangenen Wochen die Gelegenheit genutzt, einen Moment innezuhalten, um die Flugkünste dieser aussergewöhnlichen Vögel zu be- staunen? Dass dies in den Gassen und über den Dächern Berns jedes Jahr möglich ist, ist nicht zuletzt der «Berner Ala» zu Autorenschaft: Alfred Engeler und Michael H. Stoffel verdanken, der Berner Sektion der «Schweizerischen Gesellschaft für Vogelkunde und Vogelschutz». D Fotos: Michael H. Stoffel enn wer am Morgen oder an einem warmen Früh- lingsabend den Blick in den Himmel erhebt, sieht mit ein wenig Glück einen Schwarm schwarzer Vögel, die weit oben kreisen. Plötz- lich taucht die Gruppe ab, und ein paar Sekunden später spielt sich vor den Augen des staunenden Beob- achters ein Spektakel ab, welches seinesgleichen sucht. In atemberau- benden Tempo, und unter lauten «sriii sriii»-Rufen sausen die Vögel heran, verschwinden hinter der nächsten Hausecke, tauchen wenig später wieder auf und – man fürch- tet schon ein Unheil – drehen haar- scharf am Gebäude vorbei. Aber kaum dem Blick entschwunden, tauchen sie über dem Haus wieder auf und wiederholen das Schau- spiel, bis sich der Schwarm mühelos wieder hinaufschraubt und hoch über den Dächern weiterjagt. Die Rede ist von den Seglern, die bei uns Ende April oder Anfang Mai auftauchen und so vielen Menschen, vor allem in städtischer Umgebung, Abbildung 1: Alpensegler über der Uni-Terrasse 5
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Vögel langsames Fliegen geeignet sind, bevorzugen die Segler Nistplätze ab sechs Metern Höhe und mit freiem An- und Abflug. Das Verhältnis der überaus langen Flügel zu den sehr kurzen Beinen ist dafür verantwort- lich, dass die Segler, einmal am Bo- den, nur schlecht wieder auffliegen können. Neben den Mauerseglern können auch die Alpensegler in Bern beobachtet werden. Sie sind öf- ters über der Uniterrasse oder über dem Kornhausplatz zu sehen. Im Gegensatz zu den Mauerseglern be- sitzen sie einen weissen Bauch, und Abbildung 2: Die Einfluglöcher für die Alpensegler sind am Uni-Hauptgebäude gut zu sehen. sie sind auch leicht an ihrem Ruf, der an eine Trillerpfeife erinnert, von ihren kleineren Verwandten zu als Sommerboten gelten. Während torpedoförmigen Körper an, der ge- unterscheiden. die Mauersegler (Apus apus) schon gabelte Schwanz ist ein perfektes Zu uns kommen die Segler also, um Ende Juli wieder in Richtung Win- Steuerinstrument, der kurze Schna- ihrem Brutgeschäft nachzugehen. terquartier im südlichen Afrika auf- bel kann beim Fang von Insekten Ab Mitte Mai legen die Segler drei brechen, bleiben die grösseren Al- wie ein Käscher weit geöffnet wer- Eier in das napfförmige Nest. Dieses pensegler (Apus melba) noch etwas den. Die Beine sind kurz, weil der ist mit Speichel aus Material zusam- länger (Abb. 1). Die Segler kommen Vogel sie nur braucht, um im Nest- mengeklebt, das sie in der Luft auf- für die Aufzucht in die Nordhemi- bereich herum zu klettern. Da die fangen: Federchen, Hüllen von sphäre und müssen sich deshalb langen schmalen Flügel nicht für Blattknospen, Halme. Nach 20 Ta- notgedrungenerweise auf festem Grund niederlassen. Im Winterhalb- jahr hingegen bleiben sie durchge- hend in der Luft, ohne jemals Boden unter den Füssen zu spüren. Diese erstaunliche Tatsache zeigt, dass die «Ferraris der Lüfte» unglaubliche Leistungen vollbringen. Sie sind nicht nur Flugkünstler und Kunst- flieger – ihr Repertoire umfasst Rolle, Looping, Rückenflug – nein, sie paaren sich auch in der Luft und schlafen im Flug, ohne abzustürzen. Offenbar sind sie in der Lage, eine Hirnhälfte abzuschalten, während die andere die Steuerung über- nimmt. Die Insektenjäger sind Al- leskönner in ihrem Lebensraum. Ihr Körperbau ist vollkommen an ihre Lebensweise angepasst. Lange, si- chelförmige Flügel setzen an einem Abbildung 3: Alpensegler im Abflug. 6
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Vögel gen schlüpfen die Jungen, noch Lüftungsziegeln und an ähnlichen standorte am Uni-Hauptgebäude nackt und blind. Nun beginnt die Orten. Dies gilt auch für die Alpen- und im Rathaus den Alpenseglern Fütterung. Die Eltern jagen in der segler, die an sich Felsenbrüter sind. überlassen. Luft Insekten, die sie im Kehlsack Felsenbruten gibt es jedoch nur Der kleine Mauersegler, nur 50 g zu einem kleinen Bällchen sammeln noch im Wallis und im Tessin. Als schwer, aber mit einer Spannweite und nach einiger Zeit den Jungen Kulturfolger haben sie sich sehr gut von ca. 42 cm, vollbringt in seinem bringen. Bei der Übergabe schiebt im Siedlungsraum etabliert und ihr Leben gewaltige Leistungen! Dabei der Altvogel den Insektenballen, Verbreitungsgebiet erstreckt sich gilt es auch, Gefahren auszuwei- der bis zu 600 Insekten enthalten über das Schweizer Mittelland bis chen. In der Luft können ihnen der kann, in den Schlund des Jungvo- nach Süddeutschland. Allein in Baumfalke und zuweilen auch der gels. Bis zu 30 Mal pro Tag fliegen Bern gibt es etwa 20 Standorte, un- Wanderfalke gefährlich werden, am die Eltern mit Nahrung zum Nest. ter anderem beim Uni-Hauptge- Boden, wo Mauersegler nur unfrei- Nach 6 Wochen sind die Jungen aus- bäude (Abb. 2), im Rathaus, im his- willig landen, sind es Katzen und gewachsen. Meist beim Eindunkeln torischen Museum und auch im andere vierbeinige Jäger, am Nest starten sie dann zu ihrem Jungfern- Bundeshaus. Zwar jagen Mauerseg- Marder und neuerdings auch Turm- flug. Von diesem Moment an sind ler und Alpensegler oft gemeinsam. falken, die gelernt haben, Nistkäs- sie selbstständig und bilden eine An den Brutstandorten kommt es ten auszuräubern. Die Hauptgefahr Gruppe von Jungvögeln, die bald jedoch gelegentlich zur Verdrän- droht den Vögeln aber durch ins Winterquartier aufbricht. Erst gung der Mauersegler, da diese in schlechtes Wetter. Lange Kälte- und wenn der letzte Jungvogel ausgeflo- ihren Ansprüchen heikler sind als Regenperioden bedeuten Nah- gen ist, ziehen auch die Eltern weg. die Alpensegler. Bei den Mauerseg- rungsmangel, und das kann in ext- Sie werden jedoch in den folgenden lern braucht jedes Brutpaar seinen remen Fällen zum Hungertod füh- Jahren immer wieder im gleichen eigenen, abgetrennten Brutplatz, ren. Zwar sind die Nestlinge mit der Nest brüten. Als Höhlenbrüter su- während die Alpensegler auch in ei- Fähigkeit ausgestattet, solche Hun- chen die Mauersegler Nistplätze in nem gemeinsamen Raum brüten. So gerperioden bis zu einer Woche und Mauernischen und Estrichen, unter haben die Mauersegler ihre Brut- länger zu überstehen, indem sie die Körpertemperatur und den ganzen Stoffwechsel auf ein Minimum ab- senken (in kleinerem Mass haben auch die erwachsenen Vögel diese Fähigkeit). Dennoch hat es schon Jahre mit einem totalen Ausfall der Bruten gegeben. Nichtbrüter kön- nen Schlechtwetterlagen auswei- chen, indem sie über halb Europa ziehen und bei besseren Verhältnis- sen wieder zurückkommen. In den letzten Jahren ist der Rückgang der Insekten zum Thema geworden. Obwohl dieser Rückgang drama- tisch ist, scheinen die Vögel vorläu- fig noch genügend Nahrung zu fin- den, um nicht nur sich selbst erfolgreich über die Runden zu bringen, sondern auch ihre Jungen aufzuziehen. Das könnte sich in den nächsten Jahren aber durchaus än- dern. Abbildung 4: Pfeilschnell verlassen die Alpensegler ihre Brutplätze. 7
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Vögel Abbildung 5: Ersatznistkästen am Gerüst des Uni-Hauptgebäudes. Das grösste Problem der Segler ist hebung erfolgt durch Zählung der Gerüst angebracht, und diese wur- seit Jahrzehnten der Schwund an Brutpaare und der Jungvögel di- den glücklicherweise auch ange- geeigneten Nistplätzen. Schon in rekt, sofern die Nistplätze einsehbar nommen (Abb. 5). Daran zeigt sich, den antiken Städten im Mittelmeer- sind, oder indirekt durch Erfassung wie wichtig eine enge Zusammen- raum hatten diese Vögel die mensch- der benutzten Einfluglöcher (Abb. 3 arbeit mit den Behörden ist. Erfreu- lichen Siedlungen als idealen Ort und 4). Während der Mauersegler- licherweise geniessen die Schutz- zum Nisten entdeckt. Bis in die bestand schleichend zurückgeht, massnahmen für die Segler bei 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts ist hat der Bestand der Alpensegler seit Stadtgrün Bern eine hohe Priorität, dem auch so geblieben. Mit den 1983 stetig zugenommen. Waren es so dass die Segler bei vielen neueren Bautechniken ist seither je- vor etwa 40 Jahren gerade mal 60 Umbauten rechtzeitig umgesiedelt doch ein Mangel an Nistplätzen Brutpaare, gibt es in Bern zurzeit ca. werden konnten. Im Laufe der entstanden. Neubauten bieten keine 260 Alpensegler-Brutpaare, dies bei letzten Jahre hat Ala Bern den Mau- Bruthöhlen, Altbauten werden einem schweizerischen Gesamtbe- erseglern etwa 2'500 neue Nist- bei Renovationen gegen «Eindring- stand von ungefähr 2'000 bis 2'500 gelegenheiten anbieten können. Die linge» hermetisch abgedichtet. Brutpaaren. Ein langjähriges Mit- Ansiedlung bleibt aber eine an- Gemäss wissenschaftlichen Schät- glied von Ala Bern ist Alfred Enge- spruchsvolle Aufgabe, die nicht im- zungen beträgt der Bestandsrück- ler. Er ist seit den 80er-Jahren mit mer gelingt. So wurden nicht alle gang seit damals rund ein Drittel. dabei, und aufgrund seiner umfas- Nistplätze angenommen, die als Er- Vogelschutzorganisationen haben senden Erfahrung wird er immer satz für die Brutplätze in der alten diese Problematik vor Jahrzehnten wieder als Experte beigezogen, Kehrrichtverbrennungsanlage oder erkannt und unternehmen alles, um wenn es bei Neubauten, Umbauten jene in der Lorrainebrücke angebo- mit künstlichen Nisthilfen dieser oder Renovationen um Schutzmass- ten wurden. Trotz schöner Erfolge Entwicklung entgegenzuwirken. In nahmen für die Segler geht. So ge- bleibt also noch viel zu tun, damit unserer Stadt werden die Segler von schehen beim Uni-Hauptgebäude. sich auch künftige Generationen an der Berner Ala betreut. Diese Gruppe Erst beim Gerüstbau wurde reali- den Flugspielen der Mauersegler er- besteht aus rund 30 Personen, siert, dass dadurch den Alpenseg- freuen können! – denn was wäre ein die sich mit der Bestandes- lern der Zugang zu ihren Nestern Sommer ohne Mauersegler und Al- zählung befassen und Nistmöglich- verbaut wurde. In aller Eile wurden pensegler? keiten bereitstellen. Die Bestandser- deshalb Ersatznistkästen direkt am 8
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Award Frank Mutschmann Award The German working group AG ARK (Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienkrankheiten), a subgroup of the DGHT e.V. (Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde), has more than 500 members in Germany, Austria and Switzerland with two annual conferences for up to 200 participants and several intensive seminars for students. To honor the late founding member 2020 recipients of the Frank Mutsch- in free ranging frogs and toads of the association, Dr. Frank Mutsch- mann award. The winning article is (Origgi et al., 2017/18), there is a gro- mann who was an internationally entitled “Consensus PCR protocols wing interest in these two agents in known and very dedicated specia- for the detection of amphibian her- the amphibian medicine commu- list in amphibian Medicine, the AG pesviruses (Batrachovirus)” and it nity. The newly developed PCR pro- ARK decided to award an internati- has been published in the Journal of tocols will allow to detect all the al- onal prize (https://ag-ark-1.jimdo- Veterinary diagnostic Investigation. ready known and ideally yet to be site.com/award/). The article describes the develop- discovered amphibian herpesvi- The Dr.-Frank- Mutschmann-Award ment of consensus PCR protocols ruses thanks to the use of degene- is given to the best paper on amphi- for the detection of herpesviruses in rate primers in any research and di- bian medicine published within the amphibians. Amphibians are un- agnostic laboratory around the last 12 months. dergoing an alarming decline glo- world. The paper was presented at A jury of veterinarians specialized bally, and infectious agents have the annual AG ARK conference this in amphibian medicine decides surfaced as relevant stressors contri- last April. every autumn on the awarding buting to this major loss of biodiver- which is then planned for the an- sity. Amphibian herpesviruses have nual conference of the association. been relatively poorly investigated. Francesco Origgi and his master However, following the recent dis- student, Matthias Licheri, are the covery of two novel herpesviruses 9
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Award Matthias Licheri Francesco Origgi Licheri M, Origgi FC. Consensus PCR protocols for Origgi FC, Schmidt BR, Lohmann P, Otten P, Akdesir the detection of amphibian herpesviruses (Batracho- E, Gaschen V, Aguilar-Bultet L, Wahli T, Sattler U, virus). J Vet Diagn Invest. 2020 Nov;32(6):864-872. Stoffel MH. Ranid Herpesvirus 3 and Proliferative doi: 10.1177/1040638720951134. Epub 2020 Aug 28. Dermatitis in Free-Ranging Wild Common Frogs PMID: 32856553; PMCID: PMC7649549. (Rana Temporaria). Vet Pathol. 2017 Jul;54(4):686- 694. doi: 10.1177/0300985817705176. Epub 2017 May 11. PMID: 28494706. Origgi FC, Schmidt BR, Lohmann P, Otten P, Meier RK, Pisano SRR, Moore-Jones G, Tecilla M, Sattler U, Wahli T, Gaschen V, Stoffel MH. Bufonid herpesvi- rus 1 (BfHV1) associated dermatitis and mortality in free ranging common toads (Bufo bufo) in Switzer- land. Sci Rep. 2018 Oct 3;8(1):14737. doi: 10.1038/ s41598-018-32841-0. PMID: 30283010; PMCID: PMC6170376. 10
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Geschichte Geschichte der Abteilung Zoo-, Heim- und Wildtiere April 1963 – die ehrwürdige Veterinärhochschule zieht aus dem alten Standort Selnau in die neue Fakultät am Irchel um. Ein denkwürdiges Frühjahr, unser Staatsexamen, das mit einer Kutschfahrt vom Selnau nach Rapperswil endete, der zugefrorene Zürichsee und die Geburt des ersten Schweizer Elefäntli – Sahib Fridolin, bei der unser Semester dabei war. I Autor: Ewald Isenbügel ch hatte bei Prof. Leemann so- fort nach dem Abschlussexamen eine Stelle in der inneren Pferdemedizin erhalten und den Auftrag, aus der Bibliothek des alten Tierspitals nur die notwendigsten Bücher zu zügeln. Ein wahrlich schwieriges Unterfangen, da die Bücherzahl begrenzt war und die schöne alte holzgetäferte Bibliothek so manchen Schatz barg. Mit Erlaubnis der Professoren durfte ich am Abend noch einmal Nachlese halten und wertvolle Bücher, hand- kolorierte Pferdebücher zum Teil aus dem 17. Jhd., bergen. Viele die- ser Bücher gingen später wieder an die Fakultät zurück. Abbildung 1: Eines der zahllosen Findelkinder – die Postkrähe, die blieb. 11
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Geschichte Mit dem einzigen Tierpfleger Weber betreute ich den Stall B , was mich aber nicht auslastete. In der freien Zeit hatte ich unter der Regie von Dr. Barbara Kammermann in der Kleintierklinik auszuhelfen. In den siebziger Jahren wurden in 51% aller schweizerischen Haushal- tungen Heimtiere gehalten und das waren bei weitem nicht nur Hunde und Katzen. Durch die zunehmen- den Haltungsauflagen von Hunden und Katzen im modernen Woh- nungsbau der Städte wurden nun zunehmend Kleinsäuger, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische gepflegt. Der Aufwand für die Haltung und Ernährung betrug in diesen Jahren 1,8 Milliarden CHF. Die Änderung der menschlichen Le- bensweise hin zur Urbanisierung liess den natürlichen Infor- mationsfluss über Mensch-Tier- Beziehungen und die Kenntnisse der einfachsten Haltungsansprüche Abbildung 2: Der Islandspitz Nonni und das Rosenköpfchen Philippo – Wegbegleiter von Tieren abbrechen. Der Artenreichtum und die oft fremdländische Herkunft der Heim- der Kleintierpraxis eine starke Zu- Nebenbei stellte man mir in der tiere, sowie ihre zunehmende Ver- nahme dieser Heimtierpatienten Kleintierklinik einen Tisch für die marktung erschwerten die pflegeri- feststellte. Behandlung exotischer Heimtiere, sche und medizinische Betreuung Für die fachkundige Beratung bei am Anfang vor allem Vögel und dieser Heimtiere. diesen Tieren sind Grundlagen der Kleinsäuger im Rahmen der Klein- Zahlreiche internationale Schutzbe- Zoologie, der Ethologie, der tiersprechstunde, zur Verfügung – stimmungen (Washingtoner Arten- Fütterung und der tierartspez- Als die «Isenbügelsche Kanarien- schutzabkommen) eidgenössische ifischen veterinärmedizinischen vogelbeinepraxis» belächelt – heute (Tierschutzgesetz) und kantonale Kenntnisse notwendig. unter der Leitung von Prof. J.M. Reglemente (Kt. ZH Exotische Diese wurden in den siebziger Jah- Hatt im Dept. Zoo-, Heim- und Heimtiere) versuchten, Missstände ren im Ausbildungsplan der Vet. Wildtiermedizin – ein Kronjuwel in der Heimtierhaltung zu verhin- Med. noch nicht vermittelt. der Fakultät. dern, setzten aber bei ihrer Anwen- Nach einem Arbeitsaufenthalt in dung Sach – und Artenkenntnis vo- einem Elefantenprojekt im Krüger In den Kriegsjahren 1942 bis raus. Nationalpark wurde ich von Prof. 1945 konnte ich keine Schule Eine Schlüsselstellung auf diesem Winzenried nach Zürich zurückbe- besuchen, pflegte aber eine grosse schnell wachsenden Gebiet der Hal- ordert und als Nachfolge von Vogelsammlung im elterlichen tung und Vermarktung kam dem Dr. Weihe mit der Leitung der Garten, hielt Fasanen, Zwerg- Tierarzt* zu, der in kurativer und Labortierzuchtstation betraut. hühner, Prachtfinken, Agaporniden, präventiver Medizin nicht nur in Kanarienvögel, einheimische Wild- 12
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Geschichte vögel und züchtete sie. Eichhörn- chen und Schildkröten ergänzten den kleinen Zoo. Dabei erwarb ich mir den grünen Daumen und das handling für meine spätere vet. med. Arbeit. Als ich Ende der Siebzigerjahre mei- nen Traum vom Zootierarzt begrub, baute ich die Kanarien- vogelbeinepraxis zur Abteilung Zoo-, Heim-und Wildtiere mit der vollen Unterstützung von Prof. Pe- ter Rüesch und Prof. Ueli Braun aus, in deren Departement ich in- zwischen angestellt war. Die Abteilung gewann immer mehr an Bedeutung, nicht nur auf kurati- vem oder beratendem Gebiet, son- dern auch als Sachratgeber in Ge- setzgründungsgremien von Bund und Kanton. Der Zürcher Tierschutz Abbildung 3: Kurt Zimmermann, Obertierpfleger und mit seiner Sachkenntnis wesentlich am Erfolg der Klinik beteiligt.. installierte ein tägliches Beratungs- telefon und finanzierte damit eine fältig in London und den USA auf mieren, legte ich die Falknerprü- Assistentenstelle. meine Nachfolge vorbereitet hatte, fung ab. 1970 erreichte mich ein folgen- wurde neuer Zoodirektor, aber ich Zahlreiche Publikationen und Buch- schweres Telefon von Dr. Peter Wei- hatte ja in meinem langjährigen Mit- kapitel aus dem Gebiet der Greifvo- lenmann, Zootierarzt Zoo Zürich. arbeiter Dr. J.M. Hatt einen bewähr- gelmedizin zeugen von erfolgrei- Er sei zum Direktor des Zoo Zürich ten Nachfolger. cher Arbeit auf diesem Spezialgebiet gewählt, und ich würde sein der Veterinärmedizin Medizin, die Zootierarzt werden. Während meiner Studienzeit in auch Thema meiner Antrittsvorle- Bis dato hatte ich ihn einige Hannover arbeitete ich im Greifvo- sung an der Universität war. Male – offenbar zur Zufriedenheit – gelschutz der Vogelwarte Helgo- Das heute so reichhaltige Vorle- im Zoo vertreten. land, für die ich als Schüler schon sungsangebot auf dem Gebiet der Mit Freuden sagte ich unter einer einige Jahre als Vogelwart auf ost- Zoo-, Heim- und Wildtiere, der Bedingung zu, ich möchte meine friesischen Inseln tätig gewesen Ethologie und die nun fast 50 Jahre Abt. Zoo-, Heim- und Wildtier- war. durchgeführten Sommerkurse in medizin mit der Zooarbeit verbin- Die Mitarbeit in der Bartgeierstif- Zootiermedizin im Zürcher Zoo den, und so eine win-win Situation tung und die über vierzigjährige und die ebensolange erfolgreiche für das Tierspital und Zoo in erfolgreiche Zusammenarbeit mit Vorlesung für Hörer*innen aller Fa- Sachen tiermedizinischer Betreu- Veronika von Stockar und der kultäten über Biologie und Erkran- ung, Lehre und Forschung herstel- Greifvogelstation in Berg am Irchel kungen der Wildtiere zeigen den len. Diese Verbindung hat sich au- führten zur Anerkennung der Zoo-, Wandel und die Bedeutung dieses sserordentlich bewährt und wird Heim- und Wildtierklinik als Refe- Fachgebietes. von meinem Nachfolger Prof. J.M. renzzentrum des Bundes für Greif- Das 50-jährige Bestehen des stets Hatt in dieser Form weitergeführt. vogelmedizin. Um das Handwerk sofort ausgebuchten Zootierkurses Dr. Alex Rübel, der 14 Jahre mein der Haltung und Pflege dieser so wird am 29. September 2021 mit ei- Oberassistent in der Zootierklinik anspruchsvollen Patienten zu opti- nem Festakt in der Aula der Univer- im Tierspital war und den ich sorg- sität gewürdigt. 13
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 MRT Der fliegende Aschi Hoch über dem Dach des Tierspitals von Bern wurde Anfang Juni 2021 unser alter Magnetresonanztomograph abtrans- portiert. Dieser wurde 10 Tage später durch ein hochmodernes 3-Tesla-Gerät ersetzt. Lesen Sie die spannende Geschichte dazu. Autor*innenschaft: Nadine Pels, Radiologiefachfrau HF, Sarah Krähenbühl, med. vet. N und Doktorandin Radiologie ach 10 Jahren guter und zuverlässiger Zusammen- arbeit hat uns der offene 1 Tesla Magnetresonanztomograph verlassen. Wo er künftig im Einsatz sein wird, hat uns die Übernahme- firma nicht verraten. Da der Umbau für das neue 3-Tesla-MRT vier Wo- chen andauerte, beschloss die Abtei- Dafür musste Anfang Juni 2021 das sieben Tonnen schwere Gerät mit Hilfe eines Kranes durch die eröffnete Decke der Kleintierklinik aus dem faradayschen Käfig rausgehoben werden. lung Radiologie, für die Übergangs- zeit einen mobilen MRT-Truck zu mieten. Der Truck wurde bei einem bestehenden Magnetfeld von 1.5 Tesla mittels Lastkraftwagen aus England über den Ärmelkanal zu uns in die Schweiz gefahren und auf dem Parkplatz neben dem Pferde- Abbildung 1: Der alte 1-Tesla-Magnetresonanzto- mograph wird mittels Kran über den Dächern vom Tierspital Bern abtransportiert. Foto: Daniela Schweizer
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 MRT Software von Philips zu Siemens war eine zusätzliche Herausforde- rung. Ebenfalls musste eine ein- wandfreie Kommunikation zwi- schen den Mitarbeitenden im Truck und den Radiologen und Radiolo- ginnen im Befundraum gewährleis- tet werden. Mit der Unterstützung unseres Anästhesieteams konnten Abbildung 2: Sicht auf den MRT-Truck, welcher über 6 Wochen auf dem Parkplatz vor der Pferdeklinik alle Patienten sicher anästhesiert stand. Foto: Daniela Schweizer und mit qualitativ hochwertigen MRT-Bildern untersucht werden. Ein Vorteil des Trucks war, dass auf- zirkel abgestellt. Dieser Truck wird Vollnarkose gelegt werden. Für den grund des grossen Eingangstors die normalerweise für Humanspitäler ca. 65 m langen Weg von der Klinik Mitarbeiter/innen im Truck wäh- gebraucht. Deshalb mussten die bis zum Truck wurde eine Trans- rend dieser Zeit den Sommeranfang Mitarbeiter/innen der Radiologie portliege mit Sauerstoffanschluss an der frischen Luft geniessen konn- und der technische Dienst vom Tier- benötigt und die Liege wurde dann ten. Ebenfalls waren Mittagessen spital Bern den Truck so umbauen, mit dem Aussenlift (sehr langsam...) auf der eigenen «Terrasse», dem Au- dass er sicher für Tiere in Anästhesie auf Höhe des Untersuchungs- ssenlift, coronakonform möglich. genutzt werden konnte. Die Schwie- raumes gefahren. Sicherheitshalber Somit konnten die neuen Heraus- rigkeit bestand darin, dass der Truck wurde der Transport immer von forderungen gut gelaunt gemeistert danach wieder im Originalzustand drei Personen durchgeführt; zwei werden. an die Firma zurückgegeben wer- Personen waren für den sicheren Zeitgleich wurde erneut mittels den musste. Damit die Anästhesie- Transport verantwortlich und die Kran über das eröffnete Dach der maschine im Truck genügend Platz dritte Person überwachte während Kleintierklinik der neue 3-Tesla-Sie- hatte, musste beispielsweise eine des Transportes den narkotisierten mens-Magnet hineintransportiert. grosse Holzplatte, welche als Tisch Patienten. Da die Feldstärke des Obwohl die Dimensionen des Gerä- diente, vom technischen Dienst ent- MRTs im Truck stärker als bisher ge- tes etwas kleiner sind, war die er- fernt werden. Ebenfalls wurden die wohnt war, mussten sich die Radio- neute Öffnung und die Pneu-kran- Human-Untersuchungsprotokolle logie-Fachpersonen intensiver um lösung die einfachste und durch den Applikationsspezialisten die Sicherheit der Mitarbeitenden kostengünstigste Lösung. Unser so angepasst, dass qualitativ hoch- kümmern. Auch die Umstellung der neues Gerät ist ungefähr 2-jährig wertige MRT-Bilder von 3 kg schwe- ren Katzen bis zu über 60 kg schwe- Abbildung 3: Die Patienten wurden mithilfe einer Hebebühne, welche am MRT-Truck angebracht war, in Vollnarkose ins MRT gebracht. Foto: Daniela Schweizer ren Hunden angefertigt werden konnten. Mit den angepassten MRT-Untersuchungsprotokollen und dem für die Anästhesie umge- bauten Truck konnten, ein paar Tage nach Anlieferung des Trucks, unsere tierischen Patienten untersucht wer- den. Der Untersuchungsablauf eines Pa- tienten im Truck verlief ein wenig anders als gewohnt. Aufgrund der Sicherheit für die Patienten mussten diese noch in der Kleintierklinik in 15
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 MRT nach dieser langen und herausfor- dernden Zeit zu erkennen. Der neue Magnet ist Für die ersten zwei Wochen war dreimal so stark wie unser stets ein Applikationsspezialist an- voriges Gerät. wesend. Er schulte während dieser Anders ausgedrückt ist er Zeit die Radiologie-Mitarbeitenden 60'000-mal stärker als am neuen Gerät und erstellte für das Magnetfeld der Erde! unsere kleinen und grossen Patien- Abbildung 4: Entspanntes coronakonformes Mittag- ten optimale Untersuchungsproto- essen bei sonnigem Wetter auf der «Terrasse» des 1.5 Tesla MRT-Truck. Foto: Sarah Krähenbühl kolle. Auch dem Applikationsspezi- Tierspital Bern wurde ein Sicher- alisten begegneten durch die Vielfalt heitskonzept erstellt. Jeder Mitar- der Patientengrösse unterschied- beitende muss neu einen Fragebo- lichste Herausforderungen in der gen ausfüllen, bevor der MRT-Raum Von Anfang an waren die Protokollerstellung. Im engen Kon- betreten werden darf. Für Mitarbei- Radiologen und Radio- takt mit unseren Radiologen muss- tende, welche regelmässig im MRT- loginnen von der ausge- ten deren Wünsche und die Mög- Raum arbeiten, wurde zusätzlich zeichneten Bildqualität des lichkeiten des neuen Gerätes eine einstündige Sicherheitsschu- neuen MRT begeistert. besprochen werden. Dies hatte zum lung durchgeführt. Dabei konnte Vereinzelt waren auch Ziel, dass in Zukunft auch mit dem beispielsweise mit einem Tennis- Freudentränen nach dieser neuen Gerät qualitativ hochwertige ball, welcher mit Magneten gefüllt langen und heraus- Bilder in kürzerer Untersuchungs- wurde, die Stärke des neuen Mag- fordernden Zeit zu zeit erstellt werden können. neten eindrucksvoll gezeigt und erkennen. Wichtig zu wissen ist, dass der neue von den Personen gefühlt werden. Magnet dreimal so stark ist, wie un- Auch für die tierischen Patienten und war vorher schon in Indien in ser voreriges Gerät. Anders ausge- stellten sich während der Anästhe- einem Humanspital im Einsatz. Der drückt ist er 60'000-mal stärker als sie neue Herausforderungen. Da Magnet wurde danach in Oxford das Magnetfeld der Erde! Deshalb durch den stärkeren Hochfrequenz- bearbeitet und im Siemenswerk Er- mussten neue und zentrale Sicher- impuls mehr Energie im Körper de- langen neu zusammengesetzt. Hier heitsvorkehrungen getroffen wer- poniert wird, kann sich die Körper- am Tierspital musste das Magnet- den. Für die Mitarbeitenden vom temperatur des Patienten schneller feld zuerst in der neuen Umgebung homogenisiert werden. Vor dem Einsatz mit lebenden Tieren kalib- rierte der Techniker die diversen Untersuchungsspulen mit Wasser- phantomen. Am 5. Juli 2021 war nun nach langer Vorfreude der Tag, an dem unser erster Patient im neuen MRT untersucht werden konnte. Es handelte sich dabei um einen 36 kg schweren Schnauzer, welcher für eine Knieuntersuchung angemeldet war. Von Anfang an waren die Ra- diologen und Radiologinnen von der ausgezeichneten Bildqualität des neuen MRT begeistert. Verein- zelt waren auch Freudentränen Abbildung 5: Einer der ersten narkotisierten Patienten, fotografiert kurz vor der MRT-Untersuchung im neuen 3 Tesla MRT. Foto: Nadine Pels 16
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 MRT Schümli und Hans-Ruedi die unter- Zeit in der gesamten Umbauphase schiedlichsten Namensvorschläge durften wir viel Neues lernen und dabei. Schliesslich wurde unser erleben. Speziell wichtig während neues MRT nach dem verstorbenen dieser Zeit war der Zusammenhalt Schweizer Nobelpreisträger Ri- im Team und die gute und vertrau- chard R. Ernst, Kosename Aschi, der ensvolle Zusammenarbeit zwischen die Entwicklung der medizinischen den Abteilungen Radiologie und Magnetresonanztomographie ge- Anästhesie. Ebenfalls durften wir prägt hat, benannt. Deshalb tauften von der Abteilung Neurologie und wir am 18. Juli 2021 unser neues der Kleintierklinik sehr viel Geduld MRT-Gerät auf den Namen «Aschi». und Verständnis erfahren. Auch der Abbildung 6: Sagittaler T2-gewichteter Schnitt durch das Gehirn desselben Pferdes, das wegen Rückblickend auf diese herausfor- technische Dienst unterstützte uns eines Vestibulärsyndroms mit dem neuen 3-Tesla- dernde, lehrreiche und interessante in all unseren speziellen Wünschen MRT untersucht wurde und suchte jederzeit nach Lösun- gen. Durch die speditive Arbeit der Schliesslich wurde unser Bauunternehmen und die Zusam- und stärker erhöhen. Dies benötigt neues MRT nach dem menarbeit mit dem Architekten und eine enge Zusammenarbeit zwi- verstorbenen Schweizer Siemens-Projektleiter war der Um- schen den Anästhesisten und Anäs- Nobelpreisträger Richard bau optimal im Zeitplan. thesistinnen und Radiologie-Fach- R. Ernst, Kosename Aschi, Aschi freut sich auf alle zukünftigen personen. Eine regelmässige der die Entwicklung der Patienten, welche er in den nächsten Überprüfung der Rektal- und Ober- medizinischen Magnet- Jahren untersuchen darf! flächentemperatur ist in Zukunft im resonanztomographie MRT noch wichtiger. stimuliert hat, benannt. Wir durften ebenfalls bereits die ers- ten Pferde im neuen MRT untersu- chen. Auch hier stellen sich für uns neue Herausforderungen, welche professionell und mit viel Elan be- wältigt werden. Während der Un- tersuchung muss hierfür neu der MRT-Untersuchungstisch Kontakt zum Magneten behalten. Jedoch ist dieser Tisch nur für 200 kg schwere Patienten geeignet, so dass unser Pferdetisch neu über diesen Tisch geschoben werden muss. Die exzel- lente Bildqualität und die grossar- tige Detailerkennbarkeit überzeugt auch bei den MRT-Scans der Pferde- beine und Pferdeschädel die Radio- logen und Radiologinnen. Bei unserem kleinen Begrüssungsa- péro durften die Mitarbeitenden vom Tierspital Bern Namensvor- schläge für unser neues MRT in ei- nem Gefäss hinterlegen. Es waren von Olaf, Covida, Galoppi zu Abbildung 7: Lagerung des ersten Pferdes, welches für eine Untersuchung des Schädels bei uns war. Foto: unbekannt 17
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Spendenaktion Spendenaktion für die Stiftung für Kleintiere In dieser Ausgabe möchten wir Ihnen von drei Mädchen aus dem Glarus berichten, welche freiwillig und aus Liebe zu den Tieren Geld für die Stiftung für Kleintiere der Vetsuisse- Fakultät gesammelt haben. Autorin: Jutta Bachofner Im März diesen Jahres meldete sich Pferde im Reitstall bereits einmal Ich begrüsste die Mädchen, die eine Mutter aus dem schönen Gla- Patient im Tierspital war. Mütter und die kleine Schwester rus, mit dem Anliegen, das Geld, von Valeria. Patrick Kircher kam das ihre Tochter und zwei Freundin- Patrick Kircher, der Ärztliche Direk- kurz darauf hinzu, ebenso wie Hilke nen für Tiere gesammelt hatten, der tor, und ich luden die Mädchen mit Johannsen (Leiterin Pflege Klein- Stiftung für Kleintiere spenden zu ihren Müttern nach Zürich zu einem tiere). Es war wirklich rührend zu dürfen. Kurzerhand griff ich zum Besuch im Tierspital ein. Dabei sehen, wie sehr sich die drei bemüht Telefon und nahm mit der Mutter sollte auch die Übergabe der Spende hatten! Für die Pflegerinnen und Kontakt auf. Es zeigte sich, dass die stattfinden. Vor lauter Aufregung – Pfleger des Tierspitals hatten sie drei Mädchen namens Leandra, fast schlaflos in der Nacht vor der auch noch einen Korb mit Snacks Nina und Valeria aus Liebe zu Tie- Anreise – kamen die Freundinnen zur Stärkung mitgebracht und sich ren ganz allein auf die Idee gekom- glücklich und gespannt am 5. Mai bei ihnen mit einem selbst entworfe- men waren, eine Spendenaktion für 2021 mittags in Zürich an. nen Brief für ihre Arbeit bedankt. Tiere zu starten. Dafür hatten sie ge- backen, getanzt und Müll gesam- melt. Als der stattliche Betrag von CHF 340.00 zusammengekommen war, stellte sich die Frage, wohin das Geld gespendet werden sollte. Die Wahl fiel auf die Stiftung für Kleintiere, welche dem Universitä- ren Tierspital der Vetsuisse-Fakultät UZH angehängt ist. Grund dafür war, dass Nina reitet und eines der 18
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Spendenaktion Patrick Kircher, Hilke Johannsen und die Mädchen Valeria, Nina und Leandra vor der Spendenwand im Tierspital Zürich. Stellvertretend für die Mitarbeiten- gebenden Diagnostik. Dort konnten Es war alles in allem ein sehr gelun- den des Spitals nahm Hilke Johann- unsere Gäste die grosse Röntgenan- gener Nachmittag und es ist toll, sen den Korb und die Karte entge- lage, das MRI und CT bestaunen. wenn man sieht, wie drei Mädchen gen. Davon waren alle sehr beeindruckt! im Alter von 10 Jahren es schaffen, sich so für das Tierwohl zu engagie- Nach der Übergabe führte Patrick Zum Abschluss spendierte Patrick ren. Und scheinbar standen auf der Kircher die kleine Gruppe durch Kircher den Mädchen noch ein Eis Rückreise nach Glarus die Münder das Tierspital. Zunächst zeigte er aus der Cafeteria, worüber sie sich keinen Moment still – der Tag wird die Krankenstationen für Hunde sehr gefreut haben. sicherlich allen in schöner Erinne- und Katzen. Die Kinder durften die rung bleiben… schon fast genesenen Patienten an- schauen und zum Teil auch strei- cheln. Danach ging es weiter zur Intensivstation. Dort ist es sehr leise, damit die Tiere nicht gestört wer- den. Intensivmedizin rettet Tierleben. Die Führung ging weiter über den Dank Ihrer Spende. Campus, vorbei an der Nutztierkli- Spendenkonto: Zürcher Kantonalbank: IBAN CH83 0070 0110 0007 8442 9 nik mit einem Blick in den Kuhstall, Vermerk: Stiftung Kleintiere zu den Pferdeställen und zur Bild- www.stiftung-kleintiere.ch 19
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Fernwärme Kehrricht als Wärmespender Im November 2020 wurde in Bern unmittelbar neben dem Campus eine gewaltige Baugrube ausgehoben, mit welcher Mitarbeitende, Studierende und Tierbesitzer seither täglich konfrontiert werden. Hier entsteht eine unterirdische Verteil- zentrale für Fernwärme, die auch unserer Fakultät zugute- kommen soll. B Autor: Michael H. Stoffel ereits vor dem Beschluss, sich von fossilen Energieträ- gern für das Beheizen von Gebäuden zu verabschieden, star- tete Energie Wasser Bern (ewb) ein Grossprojekt, um die Quartiere Brünnen, Bethlehem, Bümpliz, Kleefeld, Holligen, und Länggasse mit Fernwärme zu versorgen. Dazu wurde am Stadtrand, beim Forsthaus im Bremgartenwald, zusammen mit der neuen Kehricht- verbrennungsanlage eine Energie- zentrale gebaut. In dieser schweiz- weiten Pionieranlage wird die Kehrichtverwertungsanlage mit ei- nem Holzheizkraftwerk und einem Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk kombiniert. Umweltschonend und mit einem Wirkungsgrad von rund 80% werden so aus Kehricht, regio- nalem Holz und Erdgas Fernwärme und Strom erzeugt. Damit stellt diese Anlage ein zentrales Element Abbildung 1: Verlegen der Transportleitungen für den Hochtemperatur- für den Ausstieg aus der Kernener- kreislauf 1. Stahlrohr mit erster Isolationsschicht gie und eine wichtige Vorausset- 2. Zweite Isolationsschicht mit Blechmantel 3. Betonsohle 4. Beton U-Profil 20
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Fernwärme zung für den Umstieg auf eine CO2- neutrale Wärmeversorgung auf Stadtgebiet dar. Die Energiezentrale ist in Betrieb und bis zum Jahr 2035 sollen die Quartiere am nordwestli- chen Stadtrand sukzessive an die Fernwärme angeschlossen werden. In einem ersten Schritt werden die Transportleitungen im Länggass- Quartier verlegt, und diese Etappe soll bereits Ende 2023 abgeschlossen sein. Bloss: wie lässt sich die Wärme zu den Abnehmern bringen? Zunächst muss festgehalten wer- den, dass der Umstieg auf Fern- wärme auf Freiwilligkeit beruht, dass also alle Hauseigentümer auch weiterhin die Wahl haben, mit wel- chem Energieträger sie ihre Woh- Abbildung 2: Schematische 3D-Darstellung der Zentrale nungen beheizen möchten. Das 1. Niedertemperatur Gebäudeaustritt (Blau/Rot) 2. Röhrentauscher EWB muss somit nicht nur jene Lie- 3. Hochtemperatur Gebäudeeintritt (Grün/Orange) 4. Expansionsanlage genschaften erschliessen, die sich jetzt bereits für Fernwärme ent- schieden haben, sondern gleichzei- tig die grossräumigen Vorausset- zungen schaffen, um auch später hinzukommende Abnehmer zu ver- sorgen. Dazu werden zurzeit die Hauptleitungen verlegt. Von der Energiezentrale gehen diese Trans- portleitungen entlang der Bremgar- tenstrasse bis zum Kreisel und von dort zur Wendeschleife der Buslinie 20. Aus Gründen der Energie-Effizienz verlässt das Heizwasser die Ener- giezentrale über Transportleitungen bei einer Temperatur von 195°C. Die entsprechenden Stahlrohre werden in Abschnitten von 200 m auf einer Betonsohle verlegt, dick isoliert, mit einer mobilen Heizzentrale vorge- dehnt, zugeschüttet und dann zum Schutz der Umgebung und insbesondere der Fahrbahn vor thermischen Schäden mit einem Be- tondeckel und Betonwänden gewis- sermassen eingemauert (Abb. 1). Abbildung 3: Die Baugrube aus der Vogelschau 21
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Fernwärme Abbildung 4: Einblick in den Rohbau 1. Bohrpfähle 2. Äussere Betonwand 3. Isolationsschicht 4. Grundwasserfassung Unvermeidlich sind hingegen trotz sehen sein darf und für die Pflanzen Und damit kann nun der Innenaus- Vordehnung die Auswirkungen auf dem Deckel der Zentrale noch 2 bau erfolgen. Fragt sich bloss, über der Temperaturschwankungen auf m Erdreich liegen müssen! Darum welchen Zugang man mit all dem die Rohre selber – ähnlich wie bei wurde eine gewaltige Baugrube Material in die Verteilzentrale ge- den Eisenbahngeleisen. Deshalb ausgehoben (Abb. 3). Die Grundflä- langen kann. Auch hier galt die Auf- werden in regelmässigen Abstän- che der Zentrale beträgt 25 m x 15 m lage, dass oberirdisch nichts zu se- den Dehnungsbögen eingebaut, bei einer Raumhöhe von 4 m, besitzt hen sein darf. Deshalb musste eine welche die Schwankungen in der also eine Kubatur von 1'500 m3. Da erste Variante mit einer wetterge- Längenausdehnung auffangen. Pas- bei 2,5 m Tiefe bereits der Grund- schützten Treppe verworfen wer- send zur schwierigen Zugänglich- wasserspiegel erreicht wurde, den zugunsten eines riesigen Auf- keit ist die Nutzung dieser einbeto- musste das ganze Gebäude entspre- zugs und einer Nottreppe, deren nierten Leitungen auf 80 Jahre chend abgedichtet werden. Als ers- Aufbauten bodenbündig versenkt ausgelegt. tes wurden mit einer mächtigen, werden können. Ebenso sollen am Da die Endverbraucher mit Heiz- optisch wie akustisch eindrückli- Ende die Abluftkamine mit Pflan- wasser bei 95°C versorgt werden, chen Maschine die Bohrpfähle ge- zen getarnt werden. muss die Wassertemperatur vor- setzt, also Kernbohrungen angelegt, Zeitlich musste der Rohbau der Ver- gängig in der Verteilzentrale in Röh- die armiert und mit Beton ausge- teilzentrale genau mit den Anforde- rentauschern abgesenkt werden gossen wurden. Innen an den Bohr- rungen des ÖV koordiniert werden. (Abb. 2). Und genau diese Verteil- pfählen entstand eine erste Beton- Während der Bauzeit konnten die zentrale entsteht unter der Wende- wand, es folgte eine Innenisolation Busse von Bernmobil beim Kreisel schleife der Buslinie 20 direkt vor und eine weitere Betonwand auf der an der Kreuzung Länggassstrasse/ dem Campus der Vetsuisse-Fakul- Innenseite (Abb. 4). Zudem wird Bremgartenstrasse wenden. Weil tät. Ein wichtiger Grund für die das Grundwasser entsprechend der dort jedoch eine weitere Baugrube Wahl des Standorts liegt darin, dass gesetzlichen Vorgaben kontinuier- angelegt werden muss und die Post- dieses Grundstück der Stadt gehört. lich abgepumpt und abgeleitet. Um autokurse nur während der Som- Gleichzeitig war der Bau der Zent- den Bäumen die geforderte, zwei merferien eingeschränkt werden rale jedoch an einschneidende Be- Meter dicke Erdschicht zu bieten, können, war es zwingend notwen- dingungen geknüpft. Die wichtigste wurden zuletzt die Bohrpfähle auf dig, die Wendeschleife zum Ferien- Auflage besteht darin, dass vom ge- der gewünschten Höhe mit riesigen beginn wieder nutzen zu können. samten Bau oberirdisch nichts zu Trennscheiben abgesetzt (Abb. 5). 22
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Fernwärme Abbildung 5: Einkürzen der Bohrpfähle damit den Pflanzen überall mindestens 2 Meter Erdreich zur Ver- fügung stehen. Das Kreislaufvolumen des Heiz- Von der Schwimmhalle gehen die Sommer damit passiert, wenn diese wassers beträgt um die 400 m3, so Leitungen dann weiter bis zum Energie gar nicht benötigt wird. dass auch temperaturbedingte Viererfeld, wo ja bis 2027 ein neues Auch dafür ist vorgesorgt, entsteht Volumenänderungen aufgefangen Quartier entsteht. doch bei der Energiezentrale im werden müssen. Dazu gibt es ent- Und wie steht es mit unserem Cam- Forsthaus ein Geospeicher. So kann sprechende Expansionsanlagen in pus? Aktuell beziehen wir die die in den Sommermonaten unge- der Verteilzentrale (Abb.2) Wärme vom Lindenhofspital (siehe nutzte Abwärme bis zum folgenden Von der Verteilzentrale ausgehend VetsuisseNEWS 2021/01). Der ent- Winter in einer Tiefe zwischen 200 werden jetzt sukzessive die voriso- sprechende Wärmeverbund-Vertrag und 500 Metern im Sandstein ge- lierten Rohre für Niedertemperatur- läuft jedoch aus, und das Linden- speichert werden. Als Energieträger wasser in der Länggassstrasse, der hofspital wird sich voraussichtlich dient dabei heisses Wasser, das die Hochfeldstrasse bis zur Neubrück- der Fernwärme anschliessen. Das- Gesteine im Untergrund aufwärmt. strasse und von dort bis zur im Bau selbe ist auch für unsere Gebäude befindlichen Schwimmhalle verlegt. zu erwarten, auch wenn die ent- Dadurch sind auch zeitliche Vorga- sprechenden Verträge noch nicht in Mein grosser Dank gilt Herrn ben gesetzt. Das neue Hallenbad trockenen Tüchern sind. Die Vor- Walter Burch, EWB-Projektleiter, soll den Betrieb im Frühjahr 2023 aussetzungen sind jedenfalls gege- der mich in einer ausführlichen aufnehmen, so dass die Wärmever- ben. Zoom-Besprechung bereitwillig in sorgung bereits Ende 2022 funkti- Bei so viel Wärmeproduktion stellt die spannenden Hintergründe die- onstüchtig und erprobt sein muss. sich natürlich die Frage, was im ses Vorhabens eingeweiht hat. 23
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Ricola Ricola – Die Dame des Hauses Ein Portrait zum zehnjährigen Jubiläum am Tierspital Wer am Tierspital Zürich den Kuhstall betritt, dem fällt sie sofort auf, die schokoladen-braune, gemütlich dreinschauende Braunvieh Kuh mit den weissen Haaren rund ums Flotzmaul. Ricola bereichert seit zehn Jahren den Alltag an der Nutztier- klinik und kennt die Klinik mit Sicherheit besser als manch ein Assistenzarzt oder eine Assistenzärztin. Autorin: Judith Harder Fotos: wurden freundlich zur Verfügung gestellt von von Karl Nuss Im Dezember 2007 geboren und auf- gewachsen am idyllischen Greifen- see, wurde die schöne und gutmü- tige Ricola 2011 entdeckt und vom Departement für Nutztiere erwor- ben, wo sie zukünftig als Panselfis- telkuh für die Klinik tätig sein sollte. Nach erfolgreicher Implantation der Pansenfistel, es war das Zitat: «beste Fistel», die Professor Karl Nuss, Chefarzt der Nutztierchirurgie je eingesetzt hat, konnte Ricola nun also ihren Dienst antreten. Seit her hat sie unzähligen Kühen Pansenin- halt gespendet und damit massgeb- lich zu deren Genesung beigetra- gen. Zu den Aufgaben von Ricola ge- hörte lange Zeit jedoch nicht zur das regelmässige Spenden von Pansen- inhalt. In ihren zehn Jahren am Tier- spital hat Ricola hunderte von Pro- pädeutikstunden bestritten und durch ihre ruhige und gemütliche Art sicherlich die eine oder andere Unsicherheit im Umgang mit 600 Kilogramm Rind beseitigt. Stets die Abbildung 1: Ricola, vor der Pansenfistel-OP 24
VetsuisseNEWS Nr. 2, September 2021 Ricola Klauenpflege, wird sie deshalb alle drei Monate mit dem Kipptisch ab- gelegt. Nicht nur die Abteilung für Chirur- gie kennt Ricola als Patientin, auch die Gynäkologie, zu welcher Ricola offiziell gehört, hat sich schon mehr als einmal Sorgen machen müssen um ihre vierbeinige Mitarbeiterin, so Ulrich Bleul. Nach mehreren Mastitiden, welche mutmasslich durch Euter-Propädeutikstunden und Ziehkälbern ausgelöst wurden, wurde Ricola nun von diesen Diens- ten suspendiert, der Gesundheit zu liebe. Ricola hat selbst fünf Kälber gebo- ren, vier davon am Tierspital. Von den am Tierspital geborenen Kälber ist ein am 6. Dezember geborenes Stierkalb «Ricolaus» getauft wor- Abbildung 2: Ricola als Zieh-Mami für ein Wagyu-Kalb den, und das einzige Kuhkalb hört auf den schönen Name Rusina, nach der besamenden Studentin Ursina Ruhe selbst, liess sie sich geduldig am wohlsten. Obwohl sie täglich auf benannt. von Studierenden führen, anbin- die grosse Weide darf, und oft eine Auch wenn die eigenen Kälber nicht den, auskultieren und natürlich Kollegin dabei hat, scheint sie dies bei Ricola geblieben sind, hat sie ausgiebig kraulen und kuscheln. nicht sehr zu schätzen. Sobald es et- ihre Mutterqualitäten, wie oben Für Streichel- und Krauleinheiten was warm wird oder zu viele Flie- kurz angesprochen, durchaus unter ist Ricola immer zu haben, egal zu gen sie belästigen, bekundet Ricola Beweis stellen können und ist schon welcher Tages- oder Nachtzeit. laut stark, dass sie nun gerne wieder einige Male als Ersatzmutter für Viel Zuwendung erfahren jedoch hinein möchte. Diese tut sie mit sol- schlecht trinkende kranke Kälber nicht nur die Studierenden und An- cher Intensität, dass sich durchaus eingesprungen (siehe Abbildung 2). gestellten der Nutztierklinik von Ri- schon Nachbarn über die Schreie Wer partout nicht aus der Flasche cola, sondern auch die wechselnden beschwert haben, so erinnert sich trinken wollte, bekam eine letzte Stallnachbarinnen, um die sie sich Professor Ulrich Bleul, Leiter der Chance an Ricolas Euter, dies hat hingebungsvoll kümmert. So kann Grosstierreproduktion. nicht selten geklappt und Kälberle- man nicht selten beobachten, wie Ricolas Weidegang wird jedoch ben gerettet! Ricola ihre kranken Nachbarinnen nicht nur durch sich gestört füh- Als beinahe Pensionistin, wird Ri- liebkost und man könnte meinen, lende Anwohner*innen limitiert, cola am Tierspital bleiben und mit ihnen gut zuredet und sie beim Ge- sondern auch durch die Gesundheit rauer Zunge und wachen Augen sundwerden unterstützt. Und wenn von Ricolas Klauen. Seit einigen den Alltag von Pfleger*innen, Stu- dann eine Nachbarin nach Wochen Jahren sind die Klauen von Ricola dierenden und Tierärzt*innen berei- am Tierspital nach Hause entlassen ihre Schwachstelle und benötigen chern und sich Streicheleinheiten wird, geschieht dies oft nicht ohne regelmässige und intensive Pflege. und extra Portionen Heu einholen, ein Abschieds-Muhen! So gutmütig Ricola im Alltag ist, so obwohl sie eigentlich auf Diät ist, Im Stall, wo ihre Kolleginnen sind, vehement verweigert sie den Gang aber wer kann der liebenswerten Ri- fühlt sich Ricola dementsprechend in den Klauenstand. Für die nötige cola auch widerstehen…? 25
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