Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz
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September 2021 Arbeitspapier 58 Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz Analyse von Daten aus den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Genf, Graubünden, Jura, Luzern, Obwalden, St. Gallen und Uri sowie den Städten Bern, Freiburg, Winterthur und Zürich Schlussbericht
Gesundheitsförderung Schweiz ist eine Stiftung, die von Kantonen und Versicherern getragen wird. Mit gesetzlichem Auftrag initiiert, koordiniert und evaluiert sie Massnahmen zur Förderung der Gesundheit (Krankenversicherungsgesetz, Art. 19). Die Stiftung unterliegt der Kontrolle des Bundes. Oberstes Entscheidungsorgan ist der Stiftungsrat. Die Ge- schäftsstelle besteht aus Büros in Bern und Lausanne. Jede Person in der Schweiz leistet einen jährlichen Beitrag von CHF 4.80 zugunsten von Gesundheitsförderung Schweiz, der von den Krankenversicherern eingezogen wird. Weitere Informationen: www.gesundheitsfoerderung.ch In der Reihe «Gesundheitsförderung Schweiz Arbeitspapier» erscheinen von Gesundheitsförderung Schweiz erstellte oder in Auftrag gegebene Grundlagen, welche Fachleuten in der Umsetzung in Gesundheitsförderung und Prävention dienen. Der Inhalt der Arbeitspapiere unterliegt der redaktionellen Verantwortung der Autorinnen und Autoren. Gesund- heitsförderung Schweiz Arbeitspapiere liegen in der Regel in elektronischer Form (PDF) vor. Dank Der vorliegende Bericht entstand in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen schulärztlichen und Gesundheitsdiensten. Den Dutzenden von Personen, die an der Datenerhebung und Datenerfassung mitgewirkt haben, möchten wir an dieser Stelle herzlich danken, denn ohne ihren Einsatz wäre das Projekt nie zustande gekommen. Ein besonderer Dank geht überdies an die folgenden Kontaktpersonen in den beteiligten Städten und Kantonen, welche nicht nur geduldig alle unsere Fragen beantworteten, sondern auch eine Vielzahl an hilfreichen Rückmeldungen zu den Entwürfen des vorliegenden Berichts gaben (in alphabetischer Reihenfolge): Simone Abegg (Gesundheitsförderung, Kanton Uri), S ondhja Bitter (Schulärztlicher Dienst, Stadt Winterthur), Nina Baldinger (Gesundheitsförderung und Prävention, K anton Aargau), Hanspeter Brigger (Gesundheitsförderung und Prävention, Kanton Graubünden), Michela Ceschi (Schul gesundheitsdienste, Stadt Zürich), Laure Chiquet (Service de la santé publique, Kanton Jura), Denise Felber (Gesundheits- dienst der Stadt Bern), Lucas Gross (Prävention und Gesundheitsförderung Kanton Zürich), Franziska Güttinger (Amt für Gesundheitsvorsorge, Kanton St. Gallen), Tina Huber-Giesecke (Schulärztlicher Dienst der Stadt Freiburg), Kim Heimgartner (Schulärztlicher Dienst, Stadt Winterthur), Lydia Hümbeli (Schulgesundheitsdienst, Kanton Obwalden), Beatrix Küttel (Fach- stelle Gesundheitsförderung, Kanton Luzern), Per Mahler (Département de l’instruction publique, de la formation et de la jeunesse (DIP), Kanton Genf), Isabelle Müller (Fachstelle Gesundheitsförderung, Kanton Luzern), Susanne Stronski (Gesund- heitsdienst der Stadt Bern), Eva Würfel (Kinder- und Jugendgesundheitsdienst Basel-Stadt). Impressum Herausgeberin Gesundheitsförderung Schweiz Autorinnen und Autoren Hanspeter Stamma, Rahel Bürgia, Markus Lamprechta, Sandra Walter b a Lamprecht und Stamm Sozialforschung und Beratung AG, Forchstrasse 212, 8032 Zürich b Gesundheitsförderung Schweiz, Wankdorfallee 5, 3014 Bern Projektleitung Gesundheitsförderung Schweiz Sandra Walter Reihe und Nummer Gesundheitsförderung Schweiz, Arbeitspapier 58 Zitierweise Stamm, H., Bürgi, R., Lamprecht, M. & Walter, S. (2021). Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz. Analyse von Daten aus den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Genf, Graubünden, Jura, Luzern, Obwalden, St. Gallen und Uri sowie den Städten Bern, Freiburg, Winterthur und Zürich. Arbeitspapier 58. Bern und Lausanne: Gesundheitsförderung Schweiz. Fotonachweis Titelbild Pressmaster/shutterstock.com Auskünfte/Informationen Gesundheitsförderung Schweiz, Wankdorfallee 5, CH-3014 Bern, Tel. +41 31 350 04 04, office.bern@promotionsante.ch, www.gesundheitsfoerderung.ch Originaltext Deutsch Bestellnummer 02.0400.DE 09.2021 Diese Publikation ist auch in französischer Sprache verfügbar (Bestellnummer 02.0400.FR 09.2021). Download PDF www.gesundheitsfoerderung.ch/publikationen © Gesundheitsförderung Schweiz, September 2021
Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz 3 Editorial Die Förderung von ausgewogener Ernährung und Es zeigt sich seit Beginn des Monitorings zwar eine ausreichend Bewegung ist ein wichtiger Schwer- Reduktion des Anteils Übergewichtiger auf der punkt von Gesundheitsförderung Schweiz. Die Wei- Grund- und Mittelstufe, auf der Oberstufe ist jedoch chen für Übergewicht und Adipositas werden in jun- keine vergleichbare Entwicklung zu erkennen. So- gen Jahren gestellt. Daher motivieren wir zusammen mit ist weiterhin rund ein Sechstel der Kinder und mit den Kantonen Kinder und Jugendliche, sich re- Jugendlichen von einem erhöhten BMI betroffen. gelmässig zu bewegen und ausgewogen zu ernäh- Zukünftig gilt es, die positive Entwicklung auf der ren. Wir entwickeln und unterstützen entsprechende Primar- und Mittelstufe zu erhalten. Auf der Ober- Angebote für die Lebensphasen von der Schwanger- stufe braucht es ein verstärktes Engagement. Dabei schaft bis zum 20. Lebensjahr. könnten Massnahmen vielversprechend sein, die auf ausgewählte Milieus und Verhaltensweisen fokus- Das BMI-Monitoring von Kindern und Jugendlichen sieren und die Chancengleichheit thematisieren. unter der Federführung von Gesundheitsförderung Schweiz bietet eine wichtige Informationsgrundlage Wir danken unseren Partnerinnen und Partnern, für die Gestaltung gesundheitsförderlicher Mass- deren Engagement und Mitwirkung dieses BMI- nahmen im Bereich Ernährung und Bewegung. Wir Monitoring ermöglicht hat, für die ausgezeichnete freuen uns, mit dem vorliegenden Bericht bereits die Zusammenarbeit im Rahmen des Projekts. vierte Ausgabe des Projekts «Vergleichendes BMI- Monitoring» vorlegen zu können. Nach den Jahren Bettina Abel 2010, 2013 und 2017 haben sich bei dieser Ausgabe Vizedirektorin / Leiterin Programme 13 Kantone und Städte daran beteiligt, die höchste Teilnahme bisher. Damit zieht dieser Bericht nicht Lisa Guggenbühl nur eine Bilanz der Prävalenz von Übergewicht Leiterin Wirkungsmanagement und Adipositas in den verschiedenen Regionen der Schweiz, sondern er beschreibt auch ihre Entwick- lung im Verlauf der letzten Jahre.
4 Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz Inhaltsverzeichnis Management Summary (deutsch) 5 Management Summary (italiano) 7 1 Überblick 9 2 Datenlage und Methode 11 3 Prävalenz von Übergewicht und Adipositas, 2017/18 bis 2019/20 14 3.1 Übergewicht und Adipositas nach Schulstufe und Kanton/Stadt 14 3.2 Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten 18 3.3 Unterschiede nach Geschlecht 19 3.4 Unterschiede nach Staatsangehörigkeit 21 3.5 Unterschiede nach sozialer Herkunft 24 3.6 Weitere Resultate 27 4 Vergleich mit den Vorgängerstudien 31 5 Diskussion und Folgerungen 35 Literaturhinweise38 Anhang40 Anhang 1: Detailhinweise zur Vorgehensweise 40 Anhang 2: Signifikanzangaben und Vertrauensintervalle 47
Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz 5 Management Summary (deutsch) Nach den Jahren 2010, 2013 und 2017 wurde das Pro- • Geschlechterunterschiede: Die Unterschiede jekt «Vergleichendes BMI-Monitoring» im laufenden zwischen Mädchen und Knaben bezüglich Jahr zum vierten Mal durchgeführt. Für die vorlie- des Übergewichts sind nicht stark ausgeprägt. gende Studie haben neun Kantone (Aargau, Basel- Während auf der Grundstufe Mädchen etwas Stadt, Genf, Graubünden, Jura, Luzern, Obwalden, häufiger übergewichtig sind, ist auf den höheren St. Gallen, Uri) und vier Städte (Bern, Freiburg, Win- Stufen der Anteil der übergewichtigen Knaben terthur, Zürich) Daten von über 29 000 Schulkindern höher. (rund 11 % aller in der Schweiz lebenden Kinder der • Unterschiede nach Staatsangehörigkeit und entsprechenden Altersgruppen) aus den Schuljahren sozialer Herkunft: In einigen Kantonen und Städten 2017/18 bis 2019/20 für eine vergleichende statis existieren Angaben zur Staatsangehörigkeit tische Analyse zugänglich gemacht. und zur sozialen Herkunft der Kinder und Jugend lichen. Aus diesen Daten geht hervor, dass knapp Die wichtigsten Resultate der Studie lassen sich fol- jedes vierte ausländische Kind (24,3 %) und gendermassen zusammenfassen: rund jedes siebte Schweizer Kind (14,1 %) überge- • Gesamtprävalenz von Übergewicht und Adipo wichtig oder adipös ist. Fast jedes dritte Kind sitas: 4,0 Prozent aller untersuchten Kinder und von Eltern ohne nachobligatorische Ausbildung ist Jugendlichen waren zum Zeitpunkt der Unter übergewichtig oder adipös (29,9 %). Die Anteile suchung adipös, 13,2 Prozent übergewichtig. Der übergewichtiger Kinder von Eltern mit einem Ab- Gesamtanteil aller übergewichtigen (inkl. adi schluss der Sekundarstufe II (19,3 %) oder der pösen) Schüler_innen beträgt damit 17,2 Prozent. Tertiärstufe (9,2 %) sind deutlich geringer. • Unterschiede nach Schulstufe: Während auf der Werden die Staatsangehörigkeit und die soziale Grundstufe (Kindergarten, 1. Klasse, 1–3 Harmos) Herkunft in der Analyse simultan berücksich- 12,4 Prozent der Kinder übergewichtig oder adi- tigt, so zeigt sich, dass beide Merkmale einen sta- pös sind, beträgt dieser Anteil auf der Mittelstufe tistisch signifikanten Einfluss auf das Überge- (3.–5. Klasse, 5–7 Harmos) 17,4 Prozent und auf wichtsrisiko haben. Die soziale Herkunft scheint der Oberstufe (8./9. Klasse, 10/11 Harmos) aber eine noch etwas bedeutsamere Rolle zu 21,4 Prozent. spielen. Konkret heisst dies: Kinder von ausländi- • Regionale und Stadt-Land-Unterschiede: Auf schen Eltern mit Hochschulabschluss sind zwar der Grundstufe beträgt die Spanne zwischen dem häufiger von Übergewicht betroffen als Kinder Kanton mit dem geringsten (Uri: 7,6 %) und dem von Schweizer Eltern mit einem Abschluss der höchsten Anteil (Jura: 15,6 %) an übergewichtigen Tertiärstufe. Sie sind jedoch seltener überge- oder adipösen Kindern 8 Prozentpunkte. Auf wichtig als Schweizer Kinder von Eltern mit einem der Mittelstufe beträgt der Unterschied (Uri: Lehrabschluss oder keinem nachobligatorischen 11,1 %; Winterthur: 21,7 %) 10,6 und auf der Ober- Abschluss. stufe (Uri: 13,0 %; Basel-Stadt: 25,9 %) 12,9 Pro- • Entwicklungen über die Zeit: Zwischen der ersten zentpunkte. Gesamthaft fällt auf, dass in städ Studie des Jahres 2010 und der aktuellen Unter- tischen Gebieten (18,6 %) ein etwas höherer Anteil suchung zeigt sich ein leichter Rückgang der Über der Schüler_innen übergewichtig oder adipös gewichtsprävalenz von 18,5 auf 17,2 Prozent. ist als auf dem Land (16,4 %). Interessanterweise Ein genauerer Blick auf die Daten zeigt dreierlei: zeigt sich der Stadt-Land-Unterschied erst auf Erstens hat der Anteil übergewichtiger und der Mittel- und der Oberstufe, nicht aber auf der adipöser Kinder und Jugendlicher zwischen 2010 Basisstufe. und 2017 um rund zwei Prozentpunkte abgenom-
6 Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz men und ist seither wieder um knapp einen Die zu Ende der 1990er-Jahre international konsta- Prozentpunkt angestiegen. Zweitens zeigt sich tierte «Epidemie von Übergewicht und Adipositas» zwischen 2010 und 2021 auf der Grundstufe (vgl. WHO 1997) konnte bei den Schweizer Kindern (von 15,8 % auf 12,4 %) und der Mittelstufe (von und Jugendlichen zwar zweifellos gestoppt werden, 19,1 % auf 17,4 %) ein Rückgang des Anteils doch eine nachhaltige Trendwende hin zu einer gerin der Übergewichtigen und Adipösen, während geren Übergewichtsprävalenz lässt sich noch nicht dieser Anteil auf der Oberstufe von 20,5 Pro- nachweisen. Während sich auf der Primarschul zent auf 21,4 Prozent angestiegen ist. Dieser stufe durchaus Verbesserungen erkennen lassen, letztere Anstieg ist statistisch jedoch nicht signi verharrt der Anteil der Übergewichtigen auf der fikant. Und drittens ist die Stabilisierung in Sekundarstufe I weiterhin auf hohem Niveau. Die Gebieten, die 2010 oder 2013 über einen ver- Interventionen für ein «gesundes Körpergewicht» gleichsweise hohen Anteil an übergewichtigen sollten daher auf der Primarschulstufe beibehalten Schülerinnen und Schülern verfügten, etwas und allenfalls optimiert, auf der Oberstufe jedoch besser gelungen als in anderen Regionen, sodass verstärkt werden. Neben allgemein orientierten sich die Prävalenzen über die Zeit und zwischen Massnahmen ist überdies die Entwicklung von den Städten und Kantonen etwas annähern. Angeboten für spezifische Zielgruppen – etwa für Kinder aus weniger privilegierten Familien oder Ju- Gesamthaft zeigen sich im vierten vergleichenden gendliche aus unterschiedlichen Milieus – prüfens- BMI-Monitoring somit wie in den Vorläuferstudien wert. deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Gebieten, nach Alter (Schulstufe) und nach weiteren Merkmalen (Staatsangehörigkeit, soziale Herkunft) der untersuchten Kinder und Jugendlichen. Der An- teil übergewichtiger und adipöser Kinder hat über die Zeit zwar leicht abgenommen, doch ist weiterhin rund jede sechste untersuchte Person übergewichtig oder adipös.
Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz 7 Management Summary (italiano) L’indagine «Monitoraggio comparativo dell’IMC», tuttavia, notare come la forbice tra città e cam svolta già nel 2010, nel 2013 e nel 2017, è stata ripro- pagna risulti rilevante al livello elementare posta nuovamente quest’anno per la quarta volta. e secondario, ma non nella scuola dell’infanzia. Nove cantoni (Argovia, Basilea Città, Ginevra, Giura, • Differenze in base al sesso: non si osservano Grigioni, Lucerna, Obvaldo, San Gallo, Uri) e quattro particolari differenze tra maschi e femmine per città (Berna, Friburgo, Winterthur, Zurigo) hanno quanto riguarda il sovrappeso. Mentre nella aderito all’indagine, mettendo a disposizione i dati di scuola dell’infanzia sono leggermente di più le oltre 29 000 alunne e alunni (pari a circa l’11 % della bambine in sovrappeso, ai livelli di istruzione popolazione infantile residente in Svizzera nella più alti si registra una percentuale più elevata di fascia d’età interessata). I dati, raccolti negli anni bambini e ragazzi in sovrappeso. scolastici dal 2017/18 al 2019/20, sono stati quindi • Differenze in base alla nazionalità e all’estrazione utilizzati per l’analisi statistica comparativa alla sociale: alcuni cantoni e città hanno fornito an- base del presente studio. che dati sulla nazionalità e sull’estrazione sociale delle alunne e degli alunni. Da questi emerge Osservando i principali risultati dello studio emerge che quasi una bambina / un bambino di origini stra- quanto segue: niere su quattro (24,3 %) e circa una bambina / • Prevalenza totale di sovrappeso e obesità: al mo- un bambino di nazionalità svizzera su sette (14,1 %) mento dell’indagine il 4,0 % della popolazione è in sovrappeso o obeso. Circa un terzo delle scolastica presa in considerazione era obeso e il bambine e dei bambini di genitori senza una for- 13,2 % era in sovrappeso. La percentuale totale mazione scolastica postobbligatoria è in sovrap- di alunne e alunni in sovrappeso (obese/obesi in- peso o obeso (29,9 %), mentre è decisamente infe- clusi) è quindi del 17,2 %. riore la percentuale di bambine e bambini in • Differenze per livello scolastico: mentre nei primi sovrappeso i cui genitori possiedono una forma- anni del grado primario (scuola dell’infanzia e zione di livello secondario II (19,3 %) o terziario 1o anno scuola elementare, livelli Harmos 1-3) il (9,2 %). 12,4 % delle bambine e dei bambini risulta es- Inoltre, se nell’analisi si tiene conto contempora- sere in sovrappeso o obeso, al livello elementare neamente della nazionalità e dell’estrazione so- (dal 3o al 5o anno, livelli Harmos 5-7) questa ciale, appare evidente come entrambe influiscano percentuale sale al 17,4 % e al livello secondario in modo statisticamente significativo sul rischio (8o e 9o anno, livelli Harmos 10 e 11) arriva al di sovrappeso. Tuttavia, l’estrazione sociale sem- 21,4 %. bra giocare un ruolo preponderante. In pratica, • Differenze regionali e tra città e campagna: nella è più probabile che le figlie e i figli di genitori stra- scuola dell’infanzia la differenza tra il cantone nieri con un diploma universitario siano in so- con la percentuale più bassa (Uri, 7,6 %) e quello vrappeso rispetto alla progenie di genitori svizze- con la percentuale più alta (Giura, 15,6 %) di ri con un diploma di livello terziario, ma al tempo bambine e bambini sovrappeso o obesi è di otto stesso è meno probabile che siano in sovrappeso punti percentuali. Al livello elementare (Uri: rispetto a bambine o bambini di nazionalità sviz- 11,1 %; Winterthur: 21,7 %) la differenza arriva a zera i cui genitori hanno un diploma di tirocinio o 10,6 punti e al livello secondario (Uri: 13,0 %; non hanno concluso alcuna formazione scolasti- Basilea Città: 25,9 %) addirittura a 12,9 punti per- ca post-obbligatoria. centuali. In generale si nota che nelle aree ur • Evoluzione nel tempo: facendo un confronto tra bane (18,6 %) la percentuale di alunne e alunni il primo studio del 2010 e quello attuale si nota in sovrappeso o obesi è leggermente più alta una leggera flessione della prevalenza di sovrap- rispetto alle aree rurali (16,4 %). È interessante, peso, dal 18,5 al 17,2 %. Analizzando i dati più nel
8 Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz dettaglio, inoltre, si evidenzia innanzitutto che la L’«epidemia di sovrappeso e obesità» (cfr. OMS 1997), percentuale di bambine, bambini e adolescenti in accertata a livello internazionale alla fine degli anni sovrappeso e obesi è diminuita di circa due punti Novanta, è stata sicuramente arrestata tra le bam- percentuali tra il 2010 e il 2017, per poi aumentare bine / i bambini e le/gli adolescenti svizzeri, ma non è di nuovo di quasi un punto percentuale. Tra il stata ancora registrata un’inversione di tendenza a 2010 e il 2021, inoltre, vi è stata una diminuzione lungo termine che possa portare a un calo della pre- della percentuale di alunne e alunni in sovrap valenza di sovrappeso. Mentre si sono registrati dei peso e obesi nella scuola dell’infanzia (dal 15,8 % miglioramenti nella scuola primaria, la percentuale al 12,4 %) e al livello elementare (dal 19,1 % al di alunne e alunni in sovrappeso al livello seconda- 17,4 %), mentre la percentuale è aumentata dal rio I rimane elevata. Le misure attuate nella scuola 20,5 % al 21,4 % al livello secondario. Quest’ul- primaria per promuovere il «peso corporeo sano» timo aumento, tuttavia, non è statisticamente si- dovrebbero quindi essere portate avanti e, se pos- gnificativo. Infine, nelle zone che nel 2010 o nel sibile, migliorate, mentre al livello secondario do- 2013 avevano una percentuale relativamente ele- vrebbero essere intensificate. Oltre alle misure di vata di alunne e alunni in sovrappeso, si è os orientamento di carattere generale, però, sviluppa- servata una stabilizzazione leggermente migliore re offerte per gruppi specifici, per esempio per bam- rispetto ad altre regioni e questo sta facendo sì bine e bambini provenienti da famiglie meno agiate o che le prevalenze siano sempre più simili sia nel giovani provenienti da ambienti di vario tipo, potreb- confronto temporale che nel paragone tra città be rivelarsi una valida soluzione. e cantoni. Nel complesso, quindi, come negli studi precedenti, anche il quarto monitoraggio comparativo dell’IMC mostra chiare differenze tra le diverse zone, a se- conda dell’età (livello scolastico) e di altre caratte- ristiche (nazionalità, estrazione sociale) della popo- lazione scolastica presa in esame. La percentuale di alunne e alunni in sovrappeso e obesi è legger- mente diminuita nel tempo, ma ancora oggi circa un individuo su sei della popolazione campione è in sovrappeso o obeso.
Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz 9 1 Überblick In den 1990er-Jahren mehrten sich die Hinweise, Anlässlich der Wiederholung jener Studie mit jeweils dass der Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder, elf Kantonen und Städten in den Jahren 2013 und Jugendlicher und Erwachsener in verschiedenen 2017 (Stamm et al. 2013, 2017) zeigte sich eine leichte Ländern deutlich ansteigt. Die WHO (1997, 2003) Abnahme des Anteils übergewichtiger Kinder und prägte damals den Begriff einer «globalen Epidemie Jugendlicher um rund zwei Prozentpunkte auf der Adipositas». Auch in der Schweiz wurde diese 16,4 Prozent. Ob dieser Trend weiterhin anhält und Entwicklung zur Kenntnis genommen und unter- wie sich die Situation in verschiedenen Gebieten sucht. Analysen der Schweizerischen Gesundheits- entwickelt, soll mit dem vorliegenden vierten ver- befragungen des Bundesamts für Statistik zeigten gleichenden BMI-Monitoring festgestellt werden. beispielsweise, dass unter den erwachsenen Män- An der aktuellen Studie waren 13 Kantone und Städte nern der Anteil der Übergewichtigen und Adipösen beteiligt, in denen zwischen den Schuljahren 2017/18 zwischen 1992 und 2002 von knapp 40 auf knapp und 2020/21 entweder Voll- oder Stichprobener 46 Prozent zugenommen hatte, während bei den hebungen auf ausgewählten Klassenstufen durch- Frauen ein Anstieg von 22 auf 30 Prozent zu ver- geführt worden waren (vgl. Kapitel 2 und Anhang 1). zeichnen war (vgl. BFS 2020). Bei den Kindern und Es standen Angaben von über 31 500 Kindern und Jugendlichen deuteten Zeitreihendaten aus Basel- Jugendlichen zur Verfügung, von denen nach ver- Stadt darauf hin, dass sich der Anteil übergewich schiedenen Kontrollen und Ausschlüssen über tiger und adipöser Kinder und Jugendlicher zwischen 29 000 für die Analysen in den Kapiteln 3 und 4 den späten 1970er- und den frühen 2000er-Jahren verwendet werden konnten. Dabei liegen Daten aus mehr als verdoppelt hatte (Ledergerber & Steffen der Grundstufe (Kindergarten oder 1. Primarklasse 2011). bzw. Klassen 1–3 gemäss Harmos), der Mittelstufe Vor diesem Hintergrund wurden verschiedene Pro- (3.–5. Primarklasse bzw. 5–7 Harmos) und der Ober- jekte und Interventionen für ein «Gesundes Körper- stufe (8.–9. Klasse bzw. 10–11 Harmos) der Volks- gewicht» initiiert. Parallel dazu startete Gesund- schule vor. Es gilt jedoch zu beachten, dass nicht alle heitsförderung Schweiz ihr Projekt «Vergleichendes Kantone zu allen Stufen Daten beisteuern konnten. BMI-Monitoring». In einer ersten Phase wurden ab So sind im Kanton Genf beispielsweise nur Angaben dem Schuljahr 2005/06 jährliche vergleichende aus dem Kindergarten und in Freiburg nur Daten Berichte mit Daten der schulärztlichen Dienste aus der Oberstufe vorhanden, während in acht Kan- des Kantons Basel-Stadt und der Städte Bern und tonen und Städten Daten zu allen drei Stufen ver Zürich erstellt, mit denen die Entwicklung der Über- fügbar sind (vgl. auch Tabelle 2.1 weiter unten). gewichtsprävalenz überwacht werden sollte (vgl. Selbst wenn nicht alle Altersgruppen der Kinder und Stamm et al. 2007, 2021). Jugendlichen und alle Gebiete der Schweiz durch die Gegen Ende des ersten Jahrzehnts der 2000er-Jahre vorliegende Studie abgedeckt werden – das Tessin wurden weitere Städte und Kantone dazu eingeladen, fehlt beispielsweise (vgl. aber Abschnitt 3.6) –, er- Daten zum Gewicht der Schulkinder für eine verglei- lauben die grosse Fallzahl und die Vertretung von chende Analyse zugänglich zu machen, um einen städtischen wie auch ländlichen Regionen einen umfassenderen Überblick über die Situation in der zuverlässigen Blick auf die aktuelle Verteilung von Schweiz zu gewinnen. An jenem ersten grösseren Gewichtsproblemen unter den Schülerinnen und Vergleich, der 2010 publiziert wurde, beteiligten sich Schülern der Schweizer Volksschule (vgl. Abschnit- acht Kantone und Städte, wobei sich zeigte, dass te 3.1 und 3.2). Aus einigen Kantonen liegen überdies 18,5 Prozent aller untersuchten Kinder und Jugend- Angaben aus der Sekundarstufe II (Berufsfachschu- lichen übergewichtig und adipös waren (Stamm et len, gymnasiale Maturitätsschulen) vor, mit denen al. 2010). die Perspektive auf die Situation nach der obligatori-
10 Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz schen Schulzeit ausgedehnt werden kann (vgl. (vgl. Abschnitte 3.3 bis 3.5). Besonderes Augenmerk A bschnitt 3.6). Zudem existieren in verschiedenen gilt im Sinne des «Monitorings» zudem den Ent- Städten und Kantonen Informationen zur Staats wicklungen seit der ersten Studie des Jahres 2010 angehörigkeit und zur sozialen Herkunft, die eben- (vgl. Kapitel 4). Der Bericht schliesst mit einer kur- so wie das Geschlecht für zusätzliche Analysen von zen Diskussion der Resultate. Zusätzliche Hinweise Unterschieden in der Betroffenheit von Überge- zur Vorgehensweise finden sich überdies in den wicht und Adipositas verwendet werden können A nhängen.
Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz 11 2 Datenlage und Methode Das vorliegende Kapitel gibt einen kurzen Überblick weniger daran, dass die notwendigen Daten nicht über die verwendeten Daten und die Analysestrategie. erhoben werden, sondern hat den Grund vielmehr Interessierte Lesende finden weitere Bemerkungen darin, dass in den meisten Schweizer Kantonen und zur Vorgehensweise in Anhang 1. Gemeinden kein gesetzlicher Auftrag zur systema tischen Erfassung und Sammlung dieser Daten Der Body-Mass-Index als Basis für die Festlegung existiert. Das heisst: Fast überall existieren zwar von Normal- und Übergewicht regelmässige schulärztliche Untersuchungen, diese Die aktuelle Studie basiert wie die früheren ver dienen jedoch in erster Linie der unmittelbaren gleichenden Analysen auf Gewichts- und Längen- Identifikation von gesundheitlichen Problemen von messungen von schulärztlichen Diensten oder Kindern und Jugendlichen durch die untersuchenden Fachpersonen bei Schülerinnen und Schülern aus- Fachpersonen und nicht dem allgemeinen Monito- gewählter Klassenstufen. Auf der Grundlage von Ge- ring. Häufig werden die verschiedenen Angaben wicht und Körpergrösse lässt sich der Body-Mass- handschriftlich in sogenannte Schülerkarten einge- Index (BMI) nach der folgenden Formel berechnen: tragen, die dann bei den untersuchenden Ärztinnen und Ärzten verbleiben. BMI = (Gewicht in kg) / (Körpergrösse in m)2 Nur in wenigen grösseren Städten sowie im Kanton Jura werden die Daten aus den schulärztlichen Die berechneten BMI-Werte können den Kategorien Untersuchungen systematisch erfasst und können «Unter-/Normalgewicht», «Übergewicht» und «Adi- relativ einfach für vergleichende Analysen nutzbar positas» (starkes Übergewicht) zugeteilt werden. gemacht werden. In anderen Kantonen und Städten Gemäss dem Klassifikationsschema der WHO gelten müssen die Daten entweder nacherfasst werden Erwachsene mit einem BMI von 25 kg/m2 oder mehr oder gesonderte Datensammlungen organisiert als übergewichtig, mit einem BMI von 30 kg/m2 oder werden. Vor diesem Hintergrund gibt Tabelle 2.1 ei- mehr als adipös.1 nen Überblick über die Datensammlungen in 13 Städ- Bei Kindern und Jugendlichen ist die Zuordnung et- ten und Kantonen, die an der vorliegenden Studie was komplizierter, da die Grenzen zu Übergewicht teilgenommen haben. und Adipositas wachstumsbedingt je nach Alter und Aus dem Überblick geht hervor, dass wir in sieben Geschlecht unterschiedlich ausfallen. Cole et al. Fällen über Daten aus Vollerhebungen auf den jewei- (2000) haben bereits vor über 20 Jahren die Ent- ligen Klassenstufen verfügen. In sechs Fällen wur- wicklung der Grenzwerte von Kindern und Jugend- den diese Datenerhebungen im Rahmen der üblichen lichen in einer einflussreichen Studie dokumentiert, schulärztlichen Untersuchungen durchgeführt, in welche für die vorliegende Studie verwendet wurde. einem Fall (OW) wurde eine gesonderte Daten Das heisst: Je nach Alter und Geschlecht der unter- erhebung mit Blick auf das «BMI-Monitoring» durch suchten Schüler_innen wurden unterschiedliche Fachpersonal veranlasst. In drei weiteren Fällen Grenzwerte für das Übergewicht und die Adipositas stammen die Daten von lokalen Schulärztinnen und verwendet. Die Vorgehensweise bei der Zuteilung ist Schulärzten, welche die von ihnen erhobenen Daten in Anhang 1 dokumentiert. freiwillig an die kantonalen Gesundheitsämter lie- ferten. Auch hier gibt es einen Spezialfall: Im Kanton Datenlage St. Gallen bezieht sich die freiwillige Datenerfassung So einfach der BMI zu erheben und zu berechnen ist, genaugenommen nur auf die Orte ausserhalb der so schwierig ist es in der Schweiz, an brauchbare Stadt St. Gallen, wo der schulärztliche Dienst, wie Daten für die Berechnungen zu gelangen. Dies liegt in anderen Städten auch, eine Vollerhebung durch- 1 Vgl. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/obesity-and-overweight
12 Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz TABELLE 2.1 Übersicht über die verwendeten Daten Kanton/Stadt Art der Datenerhebung Klassenstufen Schuljahr AG Stichprobenerhebung: freiwillige Datenlieferung der Schulärzte_innen an die Abteilung Gesundheit des Kantons Aargau KIGA, 8* 2018/19 BS Vollerhebung durch den schulärztlichen Dienst KIGA, 3, 9 2019/20 Bern Vollerhebung durch den schulärztlichen Dienst KIGA, 4, 8 2019/20 Freiburg Vollerhebung durch den schulärztlichen Dienst 8 (10H)** 2018/19 GE Stichprobenerhebung durch den schulärztlichen Dienst (infirmières scolaires) KIGA (2H) 2017/18 GR Stichprobenerhebung durch spezialisiertes Personal in ausgewählten Gemeinden/Schulen 1, 5, 9 2019/20 JU Vollerhebung durch den schulärztlichen Dienst 1 (3H), 8 (10H)*** 2019/20 LU Stichprobenerhebung der Pädagogischen Hochschule Luzern an ausgewählten Schulen im Kanton KIGA, 4, 8*** 2019/20 OW Vollerhebung durch den schulärztlichen Dienst KIGA, 5, 9 2019/20 SG Nachträgliche Erfassung einer Stichprobe von Daten aus schulärztlichen Untersuchungen (freiwillige Teilnahme der Schulärzte_innen); Vollerhebung in der Stadt St. Gallen KIGA, 5, 8*** 2018/19 UR Stichprobenerhebung: freiwillige Datenlieferung der Schulärzte_innen an Gesundheitsförderung Uri KIGA, 4, 8 2018/19 Winterthur Vollerhebung durch den schulärztlichen Dienst 5, 8 2019/20 Zürich Vollerhebung durch den schulärztlichen Dienst 1, 5, 8 2019/20 * Im Kanton Aargau finden die Untersuchungen zum «Schuleintritt» und «Schulaustritt» statt. Gemäss dem Durch- schnittsalter der untersuchten Schüler_innen kann davon ausgegangen werden, dass diese mehrheitlich im Kinder garten und in der 8. Klasse untersucht werden. ** In Freiburg existieren Daten aus dem Kindergarten (2H) und der 5. Klasse (7H), die jedoch nicht umfassend erhoben und daher nicht in die Auswertung aufgenommen wurden. Zudem gilt es darauf hinzuweisen, dass die Daten zur 8. Klasse auch Schüler_innen beinhalten, die nicht in Freiburg wohnhaft sind, hier jedoch die Oberstufe besuchen. *** In den Kantonen Jura (2019/20), Luzern (2020/21) und St. Gallen (2018/19) sind auch Daten für die nachobligatorische Stufe vorhanden (Berufsschule und Gymnasium), die in Abschnitt 3.6 gesondert analysiert werden. führte. Und schliesslich wurden in drei Kantonen da dieser zusätzliche Unschärfen verursacht hätte. (GE, GR, LU) Stichprobenerhebungen ausserhalb Die zweitletzte Spalte von Tabelle 2.1 zeigt, welche der schulärztlichen Untersuchungen durchgeführt. Klassenstufen jeweils untersucht wurden2 , da die In allen Kantonen und Städten orientierten sich die schulärztlichen Untersuchungen nicht kontinuier- Untersuchungen an einem Protokoll, das bereits für lich, sondern in der Regel nur zu Beginn und am die Vorläuferstudien entwickelt worden war (vgl. Ende der obligatorischen Schulzeit sowie stellen- Stamm et al. 2007, 2010). Das Protokoll sieht vor, die weise ungefähr bei «Halbzeit» durchgeführt wer- Kinder und Jugendlichen ohne Schuhe und in leich- den. Aus der Übersicht geht hervor, dass wir in elf ter Innenraumbekleidung mit geeichten Waagen und Kantonen und Städten über Angaben von Kindern Metermassen zu untersuchen. Diese Vor gehens aus der Grundstufe (Kindergarten, 1. Klasse bzw. weise führt zu einer leichten Überschätzung des 1–3 Harmos), in neun über Daten aus der Mittelstufe Gewichts der Kinder. Da das Gewicht der Kleidung je der Primarschule (3. bis 5. Klasse bzw. 5–7 Harmos) nach Alter und Jahreszeit variieren dürfte, wurde und in zwölf über Messungen auf der Oberstufe jedoch auf einen generellen Kleiderabzug verzichtet, (8. bis 9. Klasse bzw. 10–11 Harmos) verfügen. 2 In der Tabelle werden die «alten» Klassenstufen erwähnt, wie sie vor Harmos verwendet wurden, da diese in der Deutsch- schweiz nach wie vor weit verbreitet sind. Bei den Westschweizer Städten und Kantonen wird jeweils auch die «Harmos stufe» angegeben, wobei gilt: Der Kindergarten entspricht den Stufen 1 und 2 von Harmos, die Primarschule umfasst die Stufen 3 bis 8 und die Oberstufe die Stufen 9 bis 11.
Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz 13 Mit Blick auf die Oberstufe gilt es dabei festzuhalten, Vor der statistischen Analyse wurden verschiedene dass in der Regel nur Schüler_innen der Volksschule Kontrollen und Anpassungen vorgenommen, die in (Sekundarstufe I) untersucht werden. In einigen Anhang 1 genauer dokumentiert sind. So wurden Kantonen (JU, LU, SG) liegen zwar auch Daten aus Kinder und Jugendliche, bei denen Angaben zu Alter, der gymnasialen Sekundarstufe I und der Sekundar Geschlecht, Gewicht oder Körpergrösse fehlten, aus stufe II (Gymnasien, Berufsfachschulen) vor, diese der Analyse ausgeschlossen. Um Verzerrungen an wurden aus Gründen der Vergleichbarkeit aber aus den Rändern der Altersverteilungen zu vermeiden, der statistischen Analyse ausgeschlossen. Einige wurden überdies nur Altersgruppen mit einer mini- Resultate zur Sekundarstufe II werden jedoch in Ab- malen Gruppengrösse verwendet. Das heisst: Die schnitt 3.6 präsentiert. Kinder wurden zunächst in Halbjahresaltersgruppen Abschnitt 3.6 enthält zudem zusätzliche Resultate (z. B. 6,25 bis 6,75 Jahre) eingeteilt und anschlies- aus einer Stichprobenerhebung im Kanton Tessin send wurde untersucht, wie viele Personen sich (Beretta et al. 2019), die nicht für die vorliegende in den entsprechenden Gruppen befanden. War die Reanalyse verfügbar war, aber für eine erweiterte Fallzahl zu gering – in den meisten Fällen wurde Situationseinschätzung trotzdem von Interesse ist. eine minimale Gruppengrösse von 100 Personen Die letzte Spalte von Tabelle 2.1 enthält Angaben verwendet (für Ausnahmen vgl. Anhang 1) –, wurde dazu, aus welchen Schuljahren die verwendeten Da- die Gruppe aus der Analyse ausgeschlossen. Diese ten stammen. In einem Fall (GE) musste auf Daten Operation führte dazu, dass sich die Zahl der des Schuljahrs 2017/18 zurückgegriffen werden, in 31 592 Schüler_innen mit vollständigen Daten für die vier Fällen wurden die Daten im Schuljahr 2018/19 Analyse auf 29 186 reduzierte. 4 gesammelt und in den übrigen acht Fällen konnten Für einige Analysen in den folgenden Kapiteln wur- Daten des Schuljahrs 2019/20 verwendet werden. den Gewichtungsfaktoren verwendet, um Ungleich- Mit Blick auf das Schuljahr 2019/20 gilt es dabei fest- gewichte zwischen ländlichen und städtischen Ge- zuhalten, dass die schulärztlichen Untersuchungen bieten in den Stichproben der Kantone und im im Frühling 2020 durch den Lockdown aufgrund der Gesamtdatensatz sowie die unterschiedliche Ver Covid-19-Pandemie behindert wurden. Abklärungen teilung der Schüler_innen auf die untersuchten zeigen jedoch, dass die meisten geplanten Unter Schulstufen auszugleichen. Ein Überblick über die- suchungen bereits vor dem Lockdown durchgeführt se Gewichtungen sowie Bemerkungen zu den ver- werden konnten und fehlende Daten in der Regel im wendeten Signifikanztests und den in den Analysen Juni oder Juli 2020 erhoben werden konnten. 3 Die verwendeten «unabhängigen Variablen» Staats Ausfälle des Schuljahrs 2019/20 fallen entsprechend angehörigkeit, soziale Herkunft, Stadt vs. Land und nicht stark ins Gewicht. Allerdings ist es mit den Geschlecht finden sich in Anhang 1. vorliegenden Daten selbstverständlich nicht mög- In allen Darstellungen der folgenden Kapitel werden lich, allfällige Effekte des Lockdowns auf das Gewicht die Kantone und die Städte in alphabetischer Rei- der Kinder und Jugendlichen nachzuweisen. henfolge von oben nach unten dargestellt. Dabei werden bei den Kantonen die konventionellen Kürzel Weitere Bemerkungen (z. B. AG, JU) verwendet, bei den Städten dagegen Dass die verwendeten Daten aus drei verschiedenen die ausgeschriebene Form (z. B. Bern, Zürich), wo- Schuljahren stammen, dürfte die Ergebnisse nicht bei Winterthur in einigen Abbildungen aus Platz- stark beeinflussen, da die früheren Analysen im gründen zu «Wthur» abgekürzt wurde. Rahmen des vergleichenden BMI-Monitoring-Pro- Abschliessend muss darauf hingewiesen werden, jekts in Basel, Bern und Zürich zeigen, dass sich die dass die Begriffe «Übergewicht» und «übergewich- Übergewichtsprävalenz über die Zeit relativ lang- tig» in den folgenden Kapiteln – ausser dort, wo dies sam verändert. anders vermerkt ist – immer auch die adipösen Kin- der und Jugendlichen beinhalten. 3 Im Kanton Aargau lagen Daten aus verschiedenen Schuljahren vor. Hier wurde dem Schuljahr 2018/19 gegenüber dem Schul- jahr 2019/20 der Vorzug gegeben, weil die Fallzahlen deutlich höher waren. In den Städten Basel, Bern, Freiburg und Zürich und im Kanton Jura, wo ebenfalls Angaben aus verschiedenen Jahren vorhanden waren, konnten die Angaben aus dem Schul- jahr 2019/20 verwendet werden, weil sich die Fallzahlen gegenüber dem Schuljahr 2018/19 nicht stark unterschieden. 4 Für eine zusätzliche Analyse in Abschnitt 3.6 wurden die Schüler_innen zudem Ganzjahresgruppen zugeordnet und die Resultate nach Altersjahren dargestellt.
14 Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz 3 Prävalenz von Übergewicht und Adipositas, 2017/18 bis 2019/20 Das vorliegende Kapitel enthält die Resultate aus der Unterschied zwischen zwei Verteilungen dann den Daten, die in den Schuljahren 2017/18 bis 2019/20 als signifikant bezeichnet werden kann, wenn sich in insgesamt 13 Kantonen und Städten gesammelt die Vertrauensintervalle nicht oder nur leicht über- wurden (vgl. Kapitel 2). Ausgehend von einer all schneiden. Detailinformationen zur Signifikanz der gemeinen Analyse der Verbreitung von Übergewicht Unterschiede finden sich zudem in Anhang 2. und Adipositas nach Schulstufe und Kanton/Stadt Aus Abbildung 3.1 geht zunächst hervor, dass der im folgenden Abschnitt, werden in den Abschnit- Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder und ten 3.2 bis 3.5 die Zusammenhänge zwischen Über Jugend licher innerhalb der verschiedenen Schul- gewicht und Wohnregion, Geschlecht, Staatsan stufen zwischen den teilnehmenden Kantonen und gehörigkeit und sozialer Herkunft thematisiert. Städten stark variiert. Auf der Grundstufe reicht der Abschnitt 3.6 präsentiert eine Reihe weiterer Be Anteil übergewichtiger Kinder von 7,6 (UR) bis funde aus dem Kanton Tessin sowie zur Sekundar- 15,6 Prozent (JU), auf der Unter-/Mittelstufe von stufe II in den Kantonen Jura, Luzern und St. Gallen, 11,1 (UR) bis 21,7 Prozent (Winterthur) und auf der die aus den in Kapitel 2 geschilderten Gründen nicht Oberstufe von 13,0 (UR) bis 25,9 Prozent (BS). Das in den Hauptteil der vorliegenden Untersuchung Gebiet mit den jeweils höchsten Prävalenzen hat mit aufgenommen wurden. anderen Worten jeweils einen rund doppelt so ho- hen Anteil an übergewichtigen Kindern und Jugend lichen als der Kanton mit den geringsten Werten. 3.1 Übergewicht und Adipositas nach Dieser Befund gilt auch, wenn nur der Anteil der adi- Schulstufe und Kanton/Stadt pösen Kinder und Jugendlichen betrachtet wird. Allerdings liegen die meisten Unterschiede noch Die Abbildungen 3.1 und 3.2 zeigen die Anteile der innerhalb der Vertrauensintervalle. Nur wenige übergewichtigen und adipösen Kinder und Jugend- Kantone und Städte unterscheiden sich signifikant lichen auf den untersuchten Schulstufen der Kantone von den anderen Gebieten. Auf der Grundstufe fallen und Städte, welche an der aktuellen Studie teil dabei insbesondere die vergleichsweise geringen genommen haben. Das dunkle Segment der Balken Prävalenzen in St. Gallen und Uri auf. Auf der Mittel- gibt an, welcher Anteil der Schüler_innen adipös ist, stufe sind Luzern und Uri und auf der Oberstufe der während sich das helle Segment auf die überge- Jura und Uri durch signifikant tiefere Übergewichts- wichtigen Schüler_innen bezieht. Der dazugehörige prävalenzen als verschiedene der übrigen Kantone Prozentwert umfasst sowohl die übergewichtigen und Städte charakterisiert. als auch die adipösen Kinder und Jugendlichen und Bereits die Analyse in Abbildung 3.1 zeigt, dass Über- gibt damit die Gesamtprävalenz für alle Personen gewicht auf den höheren Schulstufen deutlich stär- an, die entweder übergewichtig oder adipös sind. ker verbreitet ist als auf den tieferen. Dies zeigt sich Die beiden Abbildungen unterscheiden sich darin, noch deutlicher in Abbildung 3.2, wo in Kantonen und dass Abbildung 3.1 die Befunde in drei Teilgrafiken Städten mit Angaben für mindestens zwei Schulstu- nach Schulstufe zeigt, während in Abbildung 3.2 die fen die höheren Stufen immer mehr übergewichtige Unterschiede nach Schulstufe pro Kanton bzw. Stadt Personen enthalten als die tieferen. Die Situation ist dargestellt sind. Bei beiden Grafiken gilt es zu in den verschiedenen Kantonen und Städten jedoch beachten, dass nicht aus allen Kantonen und Städten unterschiedlich: Während wir in Basel- Stadt, der Daten zu den drei Stufen vorliegen. In den Abbil Stadt Bern, Graubünden und Obwalden relativ kon dungen wurden überdies die Vertrauensintervalle tinuierliche und mehrheitlich statistisch signifikante eingezeichnet, die eine einfache Einschätzung der Anstiege von der Grund- bis zur Oberstufe beobach- Signifikanz von Unterschieden erlauben. Bei den ten können, gibt es in Luzern zwischen der Grund- Vertrauensintervallen gilt dabei die Faustregel, dass und der Mittelstufe nur einen geringen Anstieg, dafür
Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz 15 dann von der Mittel- zur Oberstufe einen sehr deut- Übergewichtigen bis zur Oberstufe. Dies dürfte teil- lichen und statistisch signifikanten. In der Stadt weise damit zusammenhängen, dass die Kinder und Zürich, in St. Gallen und in geringerem Masse in Uri Jugendlichen je nach Stadt und Kanton aus verschie- zeigen sich dagegen ein recht deutlicher Anstieg zwi- denen Klassenstufen stammen und daher ein unter- schen Grund- und Mittelstufe und eine vergleichs- schiedliches Alter aufweisen. weise schwache weitere Ausdehnung des Anteils der ABBILDUNG 3.1 Anteil der übergewichtigen und adipösen Schüler_innen nach Schulstufe und Kanton/Stadt (inkl. 95%-Vertrauensintervalle*) a) Grundstufe c) Oberstufe Adipositas Übergewicht (inkl. Adipositas) Adipositas Übergewicht (inkl. Adipositas) AG 4,0 13,4 AG 5,4 22,4 BS 3,0 11,6 BS 7,3 25,9 Bern 2,6 12,2 Bern 5,0 23,3 GE 4,7 14,9 Freiburg 6,4 24,2 GR 4,9 14,8 GR 5,3 23,5 JU 4,2 15,6 JU 4,7 16,9 LU 4,6 11,4 LU 3,6 19,6 OW 2,1 11,4 OW 3,9 23,2 SG 2,4 8,6 SG 3,8 18,5 UR 3,2 7,6 UR 4,0 13,0 Zürich 3,3 12,2 Wthur 5,8 24,1 0% 10 % 20 % 30 % Zürich 5,3 23,8 0% 10 % 20 % 30 % b) Mittelstufe Adipositas Übergewicht (inkl. Adipositas) BS 5,1 20,2 Bern 3,2 15,2 GR 4,1 17,9 LU 2,4 12,3 Hinweis: In dieser wie auch in allen folgenden Abbildungen beinhaltet die Kategorie «übergewichtig» immer auch die OW 2,6 15,4 adipösen Kinder und Jugendlichen. SG 2,6 17,7 Fallzahlen alle Schulstufen: AG: 3554; BS: 3905; UR 1,9 11,1 Bern: 3064; Freiburg: 471; GE: 920; GR: 1292; JU: 1385; LU: 1057; OW: 947; SG: 3209; UR: 688; Winterthur: 1466; Wthur 5,4 21,7 Zürich: 7228. Zürich 4,7 20,0 * Für die Signifikanzangaben zu den Unterschieden vgl. 0% 10 % 20 % 30 % die Hinweise in Kapitel 2 und Anhang 2.
16 Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz ABBILDUNG 3.2 Anteil der übergewichtigen und adipösen Schüler_innen auf den drei Schulstufen nach Kanton/Stadt (inkl. 95%-Vertrauensintervalle) Adipositas Übergewicht (inkl. Adipositas) Adipositas Übergewicht (inkl. Adipositas) GS 4,0 13,4 GS 4,6 11,4 2,4 12,3 AG MS LU MS OS 5,4 22,4 OS 3,6 19,6 GS 3,0 11,6 GS 2,1 11,4 OW 5,1 20,2 2,6 15,4 BS MS MS OS 7,3 25,9 OS 3,9 23,2 GS 2,6 12,2 GS 2,4 8,6 Bern MS 3,2 15,2 2,6 17,7 SG MS OS 5,0 23,3 OS 3,8 18,5 GS GS 3,2 7,6 Freiburg UR MS MS 1,9 11,1 OS 6,4 24,2 OS 4,0 13,0 GS 4,7 14,9 GS Wthur 5,4 21,7 GE MS MS OS OS 5,8 24,1 GS 4,9 14,8 GS 3,3 12,2 Zürich GR MS 4,1 17,9 MS 4,7 20,0 OS 5,3 23,5 OS 5,3 23,8 GS 4,2 15,6 0% 10 % 20 % 30 % MS JU OS 4,7 16,9 0% 10 % 20 % 30 % Hinweise: GS = Grundstufe, MS = Mittelstufe, OS = Oberstufe; Fallzahlen siehe Abbildung 3.1. Für die Signifikanzangaben zu den Unterschieden vgl. Anhang 2. Werden die Daten aus den verschiedenen Städten Abbildung 3.3 zeigt, dass in der aktuellen Studie und Kantonen zusammengefasst, so zeigen sich die rund jede sechste Schülerin bzw. jeder sechste in Abbildung 3.3 festgehaltenen Gesamtprävalenzen. Schüler übergewichtig oder adipös ist (17,2 %), wo- Die Angaben in der Abbildung basieren auf gewich- bei knapp ein Viertel dieser Gruppe (4,0 %) von star- teten Daten, welche dem Umstand Rechnung tragen, kem Übergewicht betroffen ist. Die Übergewichts- dass die Fallzahlen in den untersuchten Kantonen prävalenz steigt dabei von etwas über 12 Prozent in und Städten aufgrund der Verwendung von Stich- der Grundstufe auf über 21 Prozent auf der Ober- proben und Vollerhebungen sehr unterschiedlich stufe an. Der Wert der Mittelstufe entspricht ziem- waren. Beim letzten Balken, welcher die Gesamt- lich genau dem Wert über alle Schulstufen. prävalenz über alle Schulstufen enthält, wurde zu- Grundsätzlich interessieren nicht nur die Prävalen- dem berücksichtigt, dass nicht aus allen Kantonen zen auf den einzelnen Schulstufen (Abbildungen 3.1 und Städten Angaben zu allen Schulstufen vorliegen und 3.2) und die Gesamtprävalenz über alle Stufen und daher die Fallzahlen je nach Schulstufe unter- und beteiligten Kantone und Städte, sondern auch schiedlich sind. die Gesamtprävalenzen über alle Stufen pro Kanton
Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz 17 oder Stadt, vermitteln sie doch einen allgemeinen zeichnen sich die Kantone Basel-Stadt und Grau- Hinweis darauf, wie gross der Anteil übergewich bünden sowie die Stadt Zürich durch die höchsten tiger Schüler_innen ungefähr ist. Solche Gesamt- Gesamtprävalenzen aus, während der Kanton Uri prävalenzen lassen sich sinnvollerweise nur für das andere Ende des Spektrums markiert. In der Re- Kantone und Städte berechnen, in denen Daten aus gel befinden sich die Gesamtprävalenzen der einzel- allen drei Stufen vorliegen. Wie Abbildung 3.4 zeigt, nen Kantone jedoch in der Nähe des in Abbildung 3.3 ist dies in acht Kantonen und Städten der Fall. Dabei dokumentierten Gesamtwerts über alle Kantone. ABBILDUNG 3.3 ABBILDUNG 3.4 Anteil der übergewichtigen und adipösen Kinder Gesamtanteil der übergewichtigen und adipösen und Jugendlichen auf verschiedenen Schulstufen Schüler_innen über alle Schulstufen nach Kanton/ über alle Kantone und Städte mit verfügbaren Daten Stadt (nur Städte und Kantone mit Angaben zu allen (n = 29 186, inkl. Streuungsbereich*) drei Stufen, u ngewichtete Daten) Adipositas Übergewicht (inkl. Adipositas) a) ungewichtete Resultate 3,7 12,4 Adipositas Übergewicht (inkl. Adipositas) Grundstufe BS 4,9 18,3 3,5 17,4 Mittelstufe Bern 3,2 15,1 4,8 21,4 GR 4,7 18,5 Oberstufe LU 3,2 14,8 Alle 4,0 17,2 OW 2,7 15,9 Stufen 0% 10 % 20 % 30 % SG 3,4 16,0 UR 3,1 10,5 Hinweis: Die Resultate der einzelnen Kantone und Städte Zürich 4,2 17,3 wurden mit ihrem Anteil an der Gesamtzahl aller in den entsprechenden Gebieten wohnenden 5- bis 16-Jährigen 0% 10 % 20 % 30 % gewichtet. Die Angabe für alle Schulstufen berücksichtigt zudem, dass auf den verschiedenen Schulstufen unter- schiedlich viele Kinder untersucht wurden. Die Unterschie- b) gewichtete Resultate* de im Anteil der Übergewichtigen sind zwischen allen dar- Adipositas Übergewicht (inkl. Adipositas) gestellten Stufen signifikant mit p < .01 (vgl. auch Anhang 2). BS 5,1 19,2 * Der mit den blauen Linien angegebene Streuungsbereich Bern 3,6 16,9 gibt jeweils den Kanton bzw. die Stadt mit dem höchsten und mit dem geringsten Anteil übergewichtiger und GR 4,8 18,7 adipöser Schüler_innen an (vgl. Abbildung 3.1). Beim Total LU 3,5 14,4 über alle Schulstufen wurde der Streuungsbereich nicht angegeben, da nicht alle Kantone und Städte über OW 2,9 16,7 Angaben zu allen Schulstufen verfügen. SG 2,9 14,9 UR 3,0 10,6 Zürich 4,4 18,7 0% 10 % 20 % 30 % Fallzahlen siehe Abbildung 3.1 * In einigen Fällen wurden auf den verschiedenen Stufen unterschiedlich viele Kinder und Jugendliche untersucht. Daher enthält Teilabbildung a den Gesamtwert über alle Schüler_innen, während in Teilabbildung b die Schulstufen mit einem hypothetischen Gewicht von je einem Drittel gewichtet wurden.
18 Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz 3.2 Unterschiede zwischen städtischen und Umfeld sind mehr Kinder und Jugendliche von Über- ländlichen Gebieten gewicht und Adipositas betroffen als in ländlichen Gebieten. Mit den Daten aus den Kantonen und Städten sind Die Gründe für diesen Unterschied lassen sich mit verschiedene weitere Analysen möglich, die Hinwei- den vorhandenen Daten nicht klären. Neben den se darauf vermitteln, welches wichtige Einflussfak- oben erwähnten unterschiedlichen Bewegungs-, toren auf ein erhöhtes Körpergewicht sein könnten. Verpflegungs- und Unterhaltungsmöglichkeiten in Eine in diesem Zusammenhang immer wieder er- den beiden Gebietstypen dürfte die soziale Zusam- wähnte Dimension ist der Wohnort, der in verschie- mensetzung der Bevölkerung einen Einfluss haben. denerlei Hinsicht einen Zusammenhang mit der Wie in den Abschnitten 3.4 und 3.5 zu zeigen sein Prävalenz von Übergewicht aufweisen kann. Ver- wird, ist Übergewicht unter ausländischen Kindern wiesen wird etwa darauf, dass die Bewegungsmög- sowie bei Schülerinnen und Schülern, deren Eltern lichkeiten in der Natur oder die Fortbewegung mit keine nachobligatorische Ausbildung abgeschlossen dem Velo für Kinder aus ländlichen Gebieten besser haben, verbreiteter. Eine Zusatzanalyse zeigt dabei, und weniger gefährlich sind, was zu einer höheren dass sowohl ausländische Kinder als auch Kinder Bewegungsaktivität und einem tieferen Körperge- wicht beitragen könnte (vgl. Lamprecht et al. 2014, 2021). Umgekehrt ist im städtischen Umfeld die Ver- ABBILDUNG 3.5 fügbarkeit von energiereichem Fast Food oder von Unterhaltungsangeboten, die keine körperliche Be- Anteil der übergewichtigen und adipösen Kinder und wegung voraussetzen, höher, was die Risiken von Jugendlichen in städtischen und ländlichen Gebieten nach Schulstufe über alle Kantone und Städte mit verfügbaren Gewichtsproblemen verstärken könnte. Gleichzeitig Daten (n = 29 186, inkl. 95%-Vertrauensintervalle) ist aus verschiedenen Studien aber auch bekannt, Adipositas Übergewicht (inkl. Adipositas) dass die Bewohner_innen städtischer Gebiete auf- grund der vergleichsweise geringen Distanzen im 3,3 12,2 Grund- Stadt stufe Alltag eher mehr zu Fuss oder mit dem Fahrrad 3,6 12,4 unterwegs sind als Personen, die auf dem Land Land leben und für ihre Mobilität etwas häufiger auf moto- 4,5 19,7 Stadt Mittel stufe risierte Verkehrsmittel zurückgreifen (vgl. BFS & 2,7 15,6 ARE 2017). Land Vor diesem Hintergrund wird in Abbildung 3.5 zwi- Stadt 6,0 24,2 Ober- schen eher städtischen und eher ländlichen Gebie- stufe ten unterschieden. Für die Analyse wurden dabei Land 4,6 20,1 nicht nur einfach die Städte (Bern, Freiburg, Winter- thur, Zürich) und Stadtkantone (BS, GE) den übrigen Stadt 4,5 18,6 Stufen Alle Kantonen gegenübergestellt, sondern in den letz Land 3,8 16,4 teren nach Möglichkeit noch zusätzlich zwischen städtischen (z. B. Städte Chur, Luzern, St. Gallen) 0% 10 % 20 % 30 % und anderen Regionen unterschieden. Das Zuord- Hinweise: Für die einzelnen Schulstufen wurden die unge- nungskriterium «städtisch» wurde dabei bei Städ- wichteten Daten verwendet; für die Darstellung über alle ten mit mindestens 30 000 Einwohnerinnen und Ein- Schulstufen wurden die einzelnen Schulstufen zu je einem Drittel gewichtet. Mit Ausnahme der Grundstufe sind alle wohnern gewählt, sodass die Kantone Aargau, Jura, Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebie- Obwalden und Uri insgesamt als «ländlich» klassi- ten signifikant mit p < .01. fiziert wurden. Als «städtisch» wurden die Städte Bern, Chur, Freiburg, Aus der Abbildung geht hervor, dass sich auf der Luzern (inkl. Agglomerationsgemeinden), St. Gallen, Win- terthur und Zürich mit mindestens 30 000 Einwohnern Grundstufe noch kaum Unterschiede zwischen sowie die Kantone BS und GE klassifiziert; die Kantone AG, städtischen und ländlichen Gebieten zeigen, diese JU, OW und UR sowie die ländlichen Gebiete der Kantone auf den beiden höheren Stufen jedoch erheblich und GR, LU und SG wurden als «ländlich» klassifiziert. statistisch signifikant sind. Dabei gilt: Im städtischen
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