Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz

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Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz
September 2021

    Arbeitspapier 58

    Vergleichendes Monitoring der
    Gewichtsdaten von Kindern
    und Jugendlichen in der Schweiz
    Analyse von Daten aus den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Genf, Graubünden, Jura, Luzern,
    Obwalden, St. Gallen und Uri sowie den Städten Bern, Freiburg, Winterthur und Zürich

    Schlussbericht
Gesundheitsförderung Schweiz ist eine Stiftung, die von Kantonen und Versicherern getragen wird. Mit gesetzlichem
 Auftrag initiiert, koordiniert und evaluiert sie Massnahmen zur Förderung der Gesundheit (Krankenversicherungsgesetz,
 Art. 19). Die Stiftung unterliegt der Kontrolle des Bundes. Oberstes Ent­scheidungsorgan ist der Stiftungsrat. Die Ge-
 schäftsstelle besteht aus Büros in Bern und Lausanne. Jede Person in der Schweiz leistet einen jährlichen Beitrag von
 CHF 4.80 zugunsten von Gesundheits­förderung Schweiz, der von den Krankenversicherern eingezogen wird.
 Weitere Informationen: www.gesundheitsfoerderung.ch

 In der Reihe «Gesundheitsförderung Schweiz Arbeitspapier» erscheinen von Gesundheitsförderung Schweiz erstellte
 oder in Auftrag gegebene Grundlagen, welche Fachleuten in der Umsetzung in Gesundheitsförderung und Prävention
 dienen. Der Inhalt der Arbeitspapiere unterliegt der redaktionellen Ver­antwortung der Autorinnen und Autoren. Gesund-
 heitsförderung Schweiz Arbeitspapiere liegen in der Regel in elektronischer Form (PDF) vor.

Dank
Der vorliegende Bericht entstand in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen schulärztlichen und Gesundheitsdiensten.
Den Dutzenden von Personen, die an der Datenerhebung und Datenerfassung mitgewirkt haben, möchten wir an dieser
­Stelle herzlich danken, denn ohne ihren Einsatz wäre das Projekt nie zustande gekommen.
 Ein besonderer Dank geht überdies an die folgenden Kontaktpersonen in den beteiligten Städten und Kantonen, welche
 nicht nur geduldig alle unsere Fragen beantworteten, sondern auch eine Vielzahl an hilfreichen Rückmeldungen zu den
 ­Entwürfen des vorliegenden Berichts gaben (in alphabetischer Reihenfolge): Simone Abegg (Gesundheitsförderung, Kanton
  Uri), ­S ondhja Bitter (Schulärztlicher Dienst, Stadt Winterthur), Nina Baldinger (Gesundheitsförderung und Prävention,
  ­K anton Aargau), Hanspeter Brigger (Gesundheitsförderung und Prävention, Kanton Graubünden), Michela Ceschi (Schul­
   gesundheitsdienste, Stadt Zürich), Laure Chiquet (Service de la santé publique, Kanton Jura), Denise Felber (Gesundheits-
   dienst der Stadt Bern), Lucas Gross (Prävention und Gesundheitsförderung Kanton Zürich), Franziska Güttinger (Amt für
   Gesundheitsvorsorge, Kanton St. Gallen), Tina Huber-Giesecke (Schulärztlicher Dienst der Stadt Freiburg), Kim Heimgartner
   (Schul­ärztlicher Dienst, Stadt Winterthur), Lydia Hümbeli (Schulgesundheitsdienst, Kanton Obwalden), Beatrix Küttel (Fach-
   stelle Gesundheitsförderung, Kanton Luzern), Per Mahler (Département de l’instruction publique, de la formation et de la
   jeunesse (DIP), Kanton Genf), Isabelle Müller (Fachstelle Gesundheitsförderung, Kanton Luzern), Susanne Stronski (Gesund-
   heitsdienst der Stadt Bern), Eva Würfel (Kinder- und Jugendgesundheitsdienst Basel-Stadt).

Impressum
Herausgeberin
Gesundheitsförderung Schweiz
Autorinnen und Autoren
Hanspeter Stamma, Rahel Bürgia, Markus Lamprechta, Sandra Walter b
a
  Lamprecht und Stamm Sozialforschung und Beratung AG, Forchstrasse 212, 8032 Zürich
b
  Gesundheitsförderung Schweiz, Wankdorfallee 5, 3014 Bern
Projektleitung Gesundheitsförderung Schweiz
Sandra Walter
Reihe und Nummer
Gesundheitsförderung Schweiz, Arbeitspapier 58
Zitierweise
Stamm, H., Bürgi, R., Lamprecht, M. & Walter, S. (2021). Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und
­Jugendlichen in der Schweiz. Analyse von Daten aus den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Genf, Grau­bünden, Jura, Luzern,
 Obwalden, St. Gallen und Uri sowie den Städten Bern, Freiburg, Winterthur und Zürich. Arbeitspapier 58. Bern und Lausanne:
 Gesundheitsförderung Schweiz.

Fotonachweis Titelbild
Pressmaster/shutterstock.com

Auskünfte/Informationen
Gesundheitsförderung Schweiz, Wankdorfallee 5, CH-3014 Bern, Tel. +41 31 350 04 04,
office.bern@promotionsante.ch, www.gesundheitsfoerderung.ch

Originaltext
Deutsch
Bestellnummer
02.0400.DE 09.2021
Diese Publikation ist auch in französischer Sprache verfügbar (Bestellnummer 02.0400.FR 09.2021).
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www.gesundheitsfoerderung.ch/publikationen
© Gesundheitsförderung Schweiz, September 2021
Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz 3

Editorial
Die Förderung von ausgewogener Ernährung und              Es zeigt sich seit Beginn des Monitorings zwar eine
ausreichend Bewegung ist ein wichtiger Schwer-            Reduktion des Anteils Übergewichtiger auf der
punkt von Gesundheitsförderung Schweiz. Die Wei-          Grund- und Mittelstufe, auf der Oberstufe ist jedoch
chen für Übergewicht und Adipositas werden in jun-        keine vergleichbare Entwicklung zu erkennen. So-
gen Jahren gestellt. Daher motivieren wir zusammen        mit ist weiterhin rund ein Sechstel der Kinder und
mit den Kantonen Kinder und Jugendliche, sich re-         Jugendlichen von einem erhöhten BMI betroffen.
gelmässig zu bewegen und ausgewogen zu ernäh-             Zukünftig gilt es, die positive Entwicklung auf der
ren. Wir entwickeln und unterstützen entsprechende        Primar- und Mittelstufe zu erhalten. Auf der Ober-
Angebote für die Lebensphasen von der Schwanger-          stufe braucht es ein verstärktes Engagement. Dabei
schaft bis zum 20. Lebensjahr.                            könnten Massnahmen vielversprechend sein, die auf
                                                          ausgewählte Milieus und Verhaltensweisen fokus-
Das BMI-Monitoring von Kindern und Jugendlichen           sieren und die Chancengleichheit thematisieren.
unter der Federführung von Gesundheitsförderung
Schweiz bietet eine wichtige Informationsgrundlage        Wir danken unseren Partnerinnen und Partnern,
für die Gestaltung gesundheitsförderlicher Mass-          deren Engagement und Mitwirkung dieses BMI-­
nahmen im Bereich Ernährung und Bewegung. Wir             Monitoring ermöglicht hat, für die ausgezeichnete
freuen uns, mit dem vorliegenden Bericht bereits die      Zusammenarbeit im Rahmen des Projekts.
vierte Ausgabe des Projekts «Vergleichendes BMI-
Monitoring» vorlegen zu können. Nach den Jahren           Bettina Abel
2010, 2013 und 2017 haben sich bei dieser Ausgabe         Vizedirektorin / Leiterin Programme
13 Kantone und Städte daran beteiligt, die höchste
Teilnahme bisher. Damit zieht dieser Bericht nicht        Lisa Guggenbühl
nur eine Bilanz der Prävalenz von Übergewicht             Leiterin Wirkungsmanagement
und Adipositas in den verschiedenen Regionen der
Schweiz, sondern er beschreibt auch ihre Entwick-
lung im Verlauf der letzten Jahre.
4 Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz

Inhaltsverzeichnis
Management Summary (deutsch)                                                                5

Management Summary (italiano)                                                               7

1   Überblick                                                                               9

2   Datenlage und Methode                                                                  11

3	Prävalenz von Übergewicht und Adipositas, 2017/18 bis 2019/20                           14
   3.1	Übergewicht und Adipositas nach Schulstufe und Kanton/Stadt                        14
   3.2	Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten                          18
   3.3 Unterschiede nach Geschlecht                                                        19
   3.4 Unterschiede nach Staatsangehörigkeit                                               21
   3.5 Unterschiede nach sozialer Herkunft                                                 24
   3.6 Weitere Resultate                                                                   27

4   Vergleich mit den Vorgängerstudien                                                     31

5   Diskussion und Folgerungen                                                             35

Literaturhinweise38

Anhang40
Anhang 1: Detailhinweise zur Vorgehensweise           40
Anhang 2: Signifikanzangaben und Vertrauensintervalle 47
Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz 5

Management Summary (deutsch)
Nach den Jahren 2010, 2013 und 2017 wurde das Pro-         • Geschlechterunterschiede: Die Unterschiede
jekt «Vergleichendes BMI-Monitoring» im laufenden            zwischen Mädchen und Knaben bezüglich
Jahr zum vierten Mal durchgeführt. Für die vorlie-           des Übergewichts sind nicht stark ausgeprägt.
gende Studie haben neun Kantone (Aargau, Basel-              Während auf der Grundstufe Mädchen etwas
Stadt, Genf, Graubünden, Jura, Luzern, Obwalden,             häufiger übergewichtig sind, ist auf den höheren
St. Gallen, Uri) und vier Städte (Bern, Freiburg, Win-       Stufen der Anteil der übergewichtigen Knaben
terthur, Zürich) Daten von über 29 000 Schulkindern          höher.
(rund 11 % aller in der Schweiz lebenden Kinder der        • Unterschiede nach Staatsangehörigkeit und
entsprechenden Altersgruppen) aus den Schul­jahren           sozialer Herkunft: In einigen Kantonen und Städten
2017/18 bis 2019/20 für eine vergleichende statis­           existieren Angaben zur Staatsangehörigkeit
tische Analyse zugänglich gemacht.                           und zur sozialen Herkunft der Kinder und Jugend­­
                                                             lichen. Aus diesen Daten geht hervor, dass knapp
Die wichtigsten Resultate der Studie lassen sich fol-        jedes vierte ausländische Kind (24,3 %) und
gendermassen zusammenfassen:                                 rund jedes siebte Schweizer Kind (14,1 %) überge-
• Gesamtprävalenz von Übergewicht und Adipo­                 wichtig oder adipös ist. Fast jedes dritte Kind
  sitas: 4,0 Prozent aller untersuchten Kinder und           von Eltern ohne nachobligatorische Aus­bildung ist
  Jugend­lichen waren zum Zeitpunkt der Unter­               über­gewichtig oder adipös (29,9 %). Die Anteile
  suchung adipös, 13,2 Prozent übergewichtig. Der            übergewichtiger Kinder von Eltern mit einem Ab-
  Gesamtanteil aller übergewichtigen (inkl. adi­             schluss der Sekundarstufe II (19,3 %) oder der
  pösen) Schüler_innen beträgt damit 17,2 Prozent.           Tertiärstufe (9,2 %) sind deutlich geringer.
• Unterschiede nach Schulstufe: Während auf der              Werden die Staatsangehörigkeit und die soziale
  Grundstufe (Kindergarten, 1. Klasse, 1–3 Harmos)           Herkunft in der Analyse simultan berücksich-
  12,4 Prozent der Kinder übergewichtig oder adi-            tigt, so zeigt sich, dass beide Merkmale einen sta-
  pös sind, beträgt dieser Anteil auf der Mittelstufe        tistisch signifikanten Einfluss auf das Überge-
  (3.–5. Klasse, 5–7 Harmos) 17,4 Prozent und auf            wichtsrisiko ­haben. Die soziale Herkunft scheint
  der Oberstufe (8./9. Klasse, 10/11 Harmos)                 aber eine noch etwas bedeutsamere Rolle zu
  21,4 Prozent.                                              spielen. Konkret heisst dies: Kinder von ausländi-
• Regionale und Stadt-Land-Unterschiede: Auf                 schen Eltern mit Hochschulabschluss sind zwar
  der Grundstufe beträgt die Spanne zwischen dem             häufiger von Übergewicht betroffen als Kinder
  Kanton mit dem geringsten (Uri: 7,6 %) und dem             von Schweizer Eltern mit einem Abschluss der
  höchsten Anteil (Jura: 15,6 %) an übergewichtigen          Tertiärstufe. Sie sind jedoch seltener überge-
  oder adipösen Kindern 8 Prozentpunkte. Auf                 wichtig als Schweizer Kinder von Eltern mit einem
  der Mittelstufe beträgt der Unterschied (Uri:              Lehrabschluss oder keinem nachobligatorischen
  11,1 %; Winterthur: 21,7 %) 10,6 und auf der Ober-         Abschluss.
  stufe (Uri: 13,0 %; Basel-Stadt: 25,9 %) 12,9 Pro-       • Entwicklungen über die Zeit: Zwischen der ersten
  zentpunkte. Gesamthaft fällt auf, dass in städ­            Studie des Jahres 2010 und der aktuellen Unter-
  tischen Gebieten (18,6 %) ein etwas höherer Anteil         suchung zeigt sich ein leichter Rückgang der Über­
  der Schüler_innen übergewichtig oder adipös                gewichtsprävalenz von 18,5 auf 17,2 Prozent.
  ist als auf dem Land (16,4 %). Interessanterweise          Ein genauerer Blick auf die Daten zeigt dreierlei:
  zeigt sich der Stadt-Land-Unterschied erst auf             Erstens hat der Anteil übergewichtiger und
  der Mittel- und der Oberstufe, nicht aber auf der          adipöser Kinder und Jugendlicher zwischen 2010
  Basisstufe.                                                und 2017 um rund zwei Prozentpunkte abgenom-
6 Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz

   men und ist seither wieder um knapp einen                  Die zu Ende der 1990er-Jahre international konsta-
   Prozentpunkt angestiegen. Zweitens zeigt sich              tierte «Epidemie von Übergewicht und Adipositas»
   zwischen 2010 und 2021 auf der Grundstufe                  (vgl. WHO 1997) konnte bei den Schweizer Kindern
   (von 15,8 % auf 12,4 %) und der Mittelstufe (von           und Jugendlichen zwar zweifellos gestoppt werden,
   19,1 % auf 17,4 %) ein Rückgang des Anteils                doch eine nachhaltige Trendwende hin zu einer gerin­
   der Übergewichtigen und Adipösen, während                  geren Übergewichtsprävalenz lässt sich noch nicht
   dieser Anteil auf der Oberstufe von 20,5 Pro-              nachweisen. Während sich auf der Primarschul­
   zent auf 21,4 Prozent angestiegen ist. Dieser              stufe durchaus Verbesserungen erkennen lassen,
   ­letztere Anstieg ist statistisch jedoch nicht signi­      verharrt der Anteil der Übergewichtigen auf der
    fikant. Und drittens ist die Stabilisierung in           Sekundarstufe I weiterhin auf hohem Niveau. Die
    ­Ge­bieten, die 2010 oder 2013 über einen ver-           Interventionen für ein «gesundes Körpergewicht»
  gleichsweise hohen Anteil an übergewichtigen               sollten daher auf der Primarschulstufe beibehalten
  Schülerinnen und Schülern verfügten, etwas                 und allenfalls optimiert, auf der Oberstufe jedoch
  ­besser gelungen als in anderen Regionen, sodass           verstärkt werden. Neben allgemein orientierten
   sich die Präva­lenzen über die Zeit und zwischen          Massnahmen ist überdies die Entwicklung von
   den Städten und Kantonen etwas annähern.                  ­Angeboten für spezifische Zielgruppen – etwa für
                                                              Kinder aus weniger privilegierten Familien oder Ju-
Gesamthaft zeigen sich im vierten vergleichenden             gendliche aus unterschiedlichen Milieus – prüfens-
BMI-Monitoring somit wie in den Vorläuferstudien             wert.
deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen
Gebieten, nach Alter (Schulstufe) und nach weiteren
Merkmalen (Staatsangehörigkeit, soziale Herkunft)
der untersuchten Kinder und Jugendlichen. Der An-
teil übergewichtiger und adipöser Kinder hat über
die Zeit zwar leicht abgenommen, doch ist weiterhin
rund jede sechste untersuchte Person übergewichtig
oder adipös.
Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz 7

Management Summary (italiano)
L’indagine «Monitoraggio comparativo dell’IMC»,               tuttavia, notare come la forbice tra città e cam­
svolta già nel 2010, nel 2013 e nel 2017, è stata ripro-      pagna risulti rilevante al livello elementare
posta nuovamente quest’anno per la quarta volta.              e secondario, ma non nella scuola dell’infanzia.
Nove cantoni (Argovia, Basilea Città, Ginevra, Giura,       • Differenze in base al sesso: non si osservano
Grigioni, Lucerna, Obvaldo, San Gallo, Uri) e quattro         particolari differenze tra maschi e femmine per
città (Berna, Friburgo, Winterthur, Zurigo) hanno             quanto riguarda il sovrappeso. Mentre nella
aderito all’indagine, mettendo a disposizione i dati di       scuola dell’infanzia sono leggermente di più le
oltre 29 000 alunne e alunni (pari a circa l’11 % della       bam­bine in sovrappeso, ai livelli di istruzione
popolazione infantile residente in Svizzera nella             più alti si registra una percentuale più elevata di
fascia d’età interessata). I dati, raccolti negli anni        bambini e ragazzi in sovrappeso.
scolastici dal 2017/18 al 2019/20, sono stati quindi        • Differenze in base alla nazionalità e all’estrazione
utilizzati per l’analisi statistica comparativa alla          sociale: alcuni cantoni e città hanno fornito an-
base del presente studio.                                     che dati sulla nazionalità e sull’estrazione sociale
                                                              delle alunne e degli alunni. Da questi emerge
Osservando i principali risultati dello studio emerge         che quasi una bambina / un bambino di origini stra-
quanto segue:                                                 niere su quattro (24,3 %) e circa una bambina /
• Prevalenza totale di sovrappeso e obesità: al mo-           un bambino di nazionalità svizzera su sette (14,1 %)
    mento dell’indagine il 4,0 % della popolazione            è in sovrappeso o obeso. Circa un terzo delle
    scolastica presa in considerazione era obeso e il         bambine e dei bambini di genitori senza una for-
    13,2 % era in sovrappeso. La percentuale totale           mazione scolastica post­obbligatoria è in sovrap-
    di alunne e alunni in sovrappeso (obese/obesi in-         peso o obeso (29,9 %), mentre è decisamente infe-
    clusi) è quindi del 17,2 %.                               riore la percentuale di bambine e bambini in
• Differenze per livello scolastico: mentre nei primi         sovrappeso i cui genitori possiedono una forma-
    anni del grado primario (scuola dell’infanzia e           zione di livello secondario II (19,3 %) o terziario
    1o anno scuola elementare, livelli Harmos 1-3) il         (9,2 %).
    12,4 % delle bambine e dei bambini risulta es-            Inoltre, se nell’analisi si tiene conto contempora-
    sere in sovrappeso o obeso, al livello elementare         neamente della nazionalità e dell’estrazione so-
    (dal 3o al 5o anno, livelli Harmos 5-7) questa            ciale, appare evidente come entrambe influiscano
  ­percentuale sale al 17,4 % e al livello secondario         in modo statisticamente significativo sul rischio
   (8o e 9o anno, livelli Harmos 10 e 11) arriva al           di sovrappeso. Tuttavia, l’estrazione sociale sem-
   21,4 %.                                                    bra giocare un ruolo preponderante. In pratica,
• Differenze regionali e tra città e campagna: nella          è più probabile che le figlie e i figli di genitori stra-
    scuola dell’infanzia la differenza tra il cantone         nieri con un diploma universitario siano in so-
    con la percentuale più bassa (Uri, 7,6 %) e quello        vrappeso rispetto alla progenie di genitori svizze-
    con la percentuale più alta (Giura, 15,6 %) di            ri con un diploma di livello terziario, ma al tempo
    bambine e bambini sovrappeso o obesi è di otto            stesso è meno probabile che siano in sovrappeso
    punti percentuali. Al livello elementare (Uri:            rispetto a bambine o bambini di nazionalità sviz-
    11,1 %; Winterthur: 21,7 %) la differenza arriva a        zera i cui genitori hanno un diploma di tirocinio o
    10,6 punti e al livello secondario (Uri: 13,0 %;          non hanno concluso alcuna formazione scolasti-
   ­Basilea Città: 25,9 %) addirittura a 12,9 punti per-      ca post-obbligatoria.
    centuali. In generale si nota che nelle aree ur­        • Evoluzione nel tempo: facendo un confronto tra
    bane (18,6 %) la percentuale di alunne e alunni           il primo studio del 2010 e quello attuale si nota
    in sovrappeso o obesi è leggermente più alta              una leggera flessione della prevalenza di sovrap-
    rispetto alle aree rurali (16,4 %). È interessante,       peso, dal 18,5 al 17,2 %. Analizzando i dati più nel
8 Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz

  dettaglio, inoltre, si evidenzia innanzitutto che la       L’«epidemia di sovrappeso e obesità» (cfr. OMS 1997),
  ­percentuale di bambine, bambini e adolescenti in          accertata a livello internazionale alla fine degli anni
   sovrappeso e obesi è diminuita di circa due punti         Novanta, è stata sicuramente arrestata tra le bam-
   percentuali tra il 2010 e il 2017, per poi aumentare      bine / i bambini e le/gli adolescenti svizzeri, ma non è
   di nuovo di quasi un punto percentuale. Tra il            stata ancora registrata un’inversione di tendenza a
   2010 e il 2021, inoltre, vi è stata una diminuzione       lungo termine che possa portare a un calo della pre-
   della percentuale di alunne e alunni in sovrap­           valenza di sovrappeso. Mentre si sono registrati dei
   peso e obesi nella scuola dell’infanzia (dal 15,8 %       miglioramenti nella scuola primaria, la percentuale
   al 12,4 %) e al livello elementare (dal 19,1 % al         di alunne e alunni in sovrappeso al livello seconda-
  17,4 %), mentre la percentuale è aumentata dal             rio I rimane elevata. Le misure attuate nella scuola
  20,5 % al 21,4 % al livello secondario. Quest’ul-          primaria per promuovere il «peso corporeo sano»
  timo aumento, tuttavia, non è statisticamente si-          dovrebbero quindi essere portate avanti e, se pos-
  gnificativo. Infine, nelle zone che nel 2010 o nel         sibile, migliorate, mentre al livello secondario do-
  2013 avevano una percentuale relativamente ele-            vrebbero essere intensificate. Oltre alle misure di
  vata di alunne e alunni in sovrappeso, si è os­            orientamento di carattere generale, però, sviluppa-
  servata una stabilizzazione leggermente migliore           re offerte per gruppi specifici, per esempio per bam-
  rispetto ad altre regioni e questo sta facendo sì          bine e bambini provenienti da famiglie meno agiate o
  che le prevalenze siano sempre più simili sia nel          giovani provenienti da ambienti di vario tipo, potreb-
  confronto temporale che nel paragone tra città             be rivelarsi una valida soluzione.
  e cantoni.

Nel complesso, quindi, come negli studi precedenti,
anche il quarto monitoraggio comparativo dell’IMC
mostra chiare differenze tra le diverse zone, a se-
conda dell’età (livello scolastico) e di altre caratte-
ristiche (nazionalità, estrazione sociale) della popo-
lazione scolastica presa in esame. La percentuale
di alunne e alunni in sovrappeso e obesi è legger-
mente diminuita nel tempo, ma ancora oggi circa un
individuo su sei della popolazione campione è in
sovrappeso o obeso.
Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz 9

1 Überblick
In den 1990er-Jahren mehrten sich die Hinweise,             Anlässlich der Wiederholung jener Studie mit jeweils
dass der Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder,        elf Kantonen und Städten in den Jahren 2013 und
Jugendlicher und Erwachsener in verschiedenen               2017 (Stamm et al. 2013, 2017) zeigte sich eine leichte
Ländern deutlich ansteigt. Die WHO (1997, 2003)             Abnahme des Anteils übergewichtiger Kinder und
prägte damals den Begriff einer «globalen Epidemie          Jugendlicher um rund zwei Prozentpunkte auf
der Adipositas». Auch in der Schweiz wurde diese            16,4 Prozent. Ob dieser Trend weiterhin anhält und
Entwicklung zur Kenntnis genommen und unter-                wie sich die Situation in verschiedenen Gebieten
sucht. Analysen der Schweizerischen Gesundheits-            entwickelt, soll mit dem vorliegenden vierten ver-
befragungen des Bundesamts für Statistik zeigten            gleichenden BMI-Monitoring festgestellt werden.
beispielsweise, dass unter den erwachsenen Män-             An der aktuellen Studie waren 13 Kantone und Städte
nern der Anteil der Übergewichtigen und Adipösen            beteiligt, in denen zwischen den Schuljahren 2017/18
zwischen 1992 und 2002 von knapp 40 auf knapp               und 2020/21 entweder Voll- oder Stichprobener­
46 Prozent zugenommen hatte, während bei den                hebungen auf ausgewählten Klassen­stufen durch-
Frauen ein Anstieg von 22 auf 30 Prozent zu ver-            geführt worden waren (vgl. Kapitel 2 und Anhang 1).
zeichnen war (vgl. BFS 2020). Bei den Kindern und           Es standen Angaben von über 31 500 Kindern und
Jugendlichen deuteten Zeitreihendaten aus Basel-            Jugendlichen zur Verfügung, von denen nach ver-
Stadt darauf hin, dass sich der Anteil übergewich­          schiedenen Kontrollen und Ausschlüssen über
tiger und adipöser Kinder und Jugendlicher zwischen         29 000 für die Analysen in den Kapiteln 3 und 4
den späten 1970er- und den frühen 2000er-Jahren            ­verwendet werden konnten. Dabei liegen Daten aus
mehr als verdoppelt hatte (Ledergerber & Steffen            der Grundstufe (Kindergarten oder 1. Primarklasse
2011).                                                      bzw. Klassen 1–3 gemäss Harmos), der Mittelstufe
Vor diesem Hintergrund wurden verschiedene Pro-             (3.–5. Primarklasse bzw. 5–7 Harmos) und der Ober-
jekte und Interventionen für ein «Gesundes Körper-         stufe (8.–9. Klasse bzw. 10–11 Harmos) der Volks-
gewicht» initiiert. Parallel dazu startete Gesund-         schule vor. Es gilt jedoch zu beachten, dass nicht alle
heitsförderung Schweiz ihr Projekt «Vergleichendes         Kantone zu allen Stufen Daten beisteuern konnten.
BMI-Monitoring». In einer ersten Phase wurden ab           So sind im Kanton Genf beispielsweise nur Angaben
dem Schuljahr 2005/06 jährliche vergleichende              aus dem Kindergarten und in Freiburg nur Daten
Berichte mit Daten der schulärztlichen Dienste             aus der Oberstufe vorhanden, während in acht Kan-
des Kantons Basel-Stadt und der Städte Bern und            tonen und Städten Daten zu allen drei Stufen ver­
Zürich erstellt, mit denen die Entwicklung der Über-       fügbar sind (vgl. auch Tabelle 2.1 weiter unten).
gewichtsprävalenz überwacht werden sollte (vgl.            Selbst wenn nicht alle Altersgruppen der Kinder und
Stamm et al. 2007, 2021).                                  Jugendlichen und alle Gebiete der Schweiz durch die
Gegen Ende des ersten Jahrzehnts der 2000er-Jahre          vorliegende Studie abgedeckt werden – das Tessin
wurden weitere Städte und Kantone dazu eingeladen,         fehlt beispielsweise (vgl. aber Abschnitt 3.6) –, er-
Daten zum Gewicht der Schulkinder für eine verglei-        lauben die grosse Fallzahl und die Vertretung von
chende Analyse zugänglich zu machen, um einen              städtischen wie auch ländlichen Regionen einen
umfassenderen Überblick über die Situation in der          zuverlässigen Blick auf die aktuelle Verteilung von
Schweiz zu gewinnen. An jenem ersten grösseren             Gewichtsproblemen unter den Schülerinnen und
Vergleich, der 2010 publiziert wurde, beteiligten sich     Schülern der Schweizer Volksschule (vgl. Abschnit-
acht Kantone und Städte, wobei sich zeigte, dass           te 3.1 und 3.2). Aus einigen Kantonen liegen überdies
18,5 Prozent aller untersuchten Kinder und Jugend-         Angaben aus der Sekundarstufe II (Berufsfachschu-
lichen übergewichtig und adipös waren (Stamm et            len, gymnasiale Maturitätsschulen) vor, mit denen
al. 2010).                                                 die Perspektive auf die Situation nach der obligatori-
10 Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz

schen Schulzeit ausgedehnt werden kann (vgl.                  (vgl. Abschnitte 3.3 bis 3.5). Besonderes Augenmerk
­A bschnitt 3.6). Zudem existieren in verschiedenen           gilt im Sinne des «Monitorings» zudem den Ent-
 Städten und Kantonen Informationen zur Staats­               wicklungen seit der ersten Studie des Jahres 2010
 angehörigkeit und zur sozialen Herkunft, die eben-           (vgl. Kapitel 4). Der Bericht schliesst mit einer kur-
 so wie das Geschlecht für zusätzliche Analysen von           zen Diskussion der Resultate. Zusätzliche Hinweise
 Unterschieden in der Betroffenheit von Überge-               zur Vorgehensweise finden sich überdies in den
 wicht und Adipositas verwendet werden können                ­A n­hängen.
Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz 11

2 Datenlage und Methode
Das vorliegende Kapitel gibt einen kurzen Überblick         weniger daran, dass die notwendigen Daten nicht
über die verwendeten Daten und die Analyse­strategie.       erhoben werden, sondern hat den Grund vielmehr
Interessierte Lesende finden weitere Bemerkungen            darin, dass in den meisten Schweizer Kantonen und
zur Vorgehensweise in Anhang 1.                             Gemeinden kein gesetzlicher Auftrag zur systema­
                                                            tischen Erfassung und Sammlung dieser Daten
Der Body-Mass-Index als Basis für die Festlegung            existiert. Das heisst: Fast überall existieren zwar
von Normal- und Übergewicht                                 regelmässige schulärztliche Untersuchungen, diese
Die aktuelle Studie basiert wie die früheren ver­           dienen jedoch in erster Linie der unmittelbaren
gleichenden Analysen auf Gewichts- und Längen-              Identifikation von gesundheitlichen Problemen von
messungen von schulärztlichen Diensten oder                 Kindern und Jugendlichen durch die untersuchenden
­Fach­­personen bei Schülerinnen und Schülern aus-          Fachpersonen und nicht dem allgemeinen Monito-
gewählter Klas­senstufen. Auf der Grundlage von Ge-         ring. Häufig werden die verschiedenen Angaben
wicht und Körper­grösse lässt sich der Body-Mass-           handschriftlich in sogenannte Schülerkarten einge-
Index (BMI) nach der folgenden Formel berechnen:            tragen, die dann bei den untersuchenden Ärztinnen
                                                            und Ärzten verbleiben.
BMI = (Gewicht in kg) / (Körpergrösse in m)2                Nur in wenigen grösseren Städten sowie im Kanton
                                                            Jura werden die Daten aus den schulärztlichen
Die berechneten BMI-Werte können den Kategorien             Unter­suchungen systematisch erfasst und können
«Unter-/Normalgewicht», «Übergewicht» und «Adi-             relativ einfach für vergleichende Analysen nutzbar
positas» (starkes Übergewicht) zugeteilt werden.            gemacht werden. In anderen Kantonen und Städten
Gemäss dem Klassifikationsschema der WHO gelten             müssen die Daten entweder nacherfasst werden
Erwachsene mit einem BMI von 25 kg/m2 oder mehr             oder gesonderte Datensammlungen organisiert
als übergewichtig, mit einem BMI von 30 kg/m2 oder          werden. Vor diesem Hintergrund gibt Tabelle 2.1 ei-
mehr als adipös.1                                           nen Überblick über die Datensammlungen in 13 Städ-
Bei Kindern und Jugendlichen ist die Zuordnung et-          ten und Kantonen, die an der vorliegenden Studie
was komplizierter, da die Grenzen zu Übergewicht            teilgenommen haben.
und Adipositas wachstumsbedingt je nach Alter und           Aus dem Überblick geht hervor, dass wir in sieben
Geschlecht unterschiedlich ausfallen. Cole et al.           Fällen über Daten aus Vollerhebungen auf den jewei-
(2000) haben bereits vor über 20 Jahren die Ent-            ligen Klassenstufen verfügen. In sechs Fällen wur-
wicklung der Grenzwerte von Kindern und Jugend-             den diese Datenerhebungen im Rahmen der üblichen
lichen in einer einflussreichen Studie dokumentiert,        schulärztlichen Untersuchungen durchgeführt, in
welche für die vorliegende Studie verwendet wurde.          einem Fall (OW) wurde eine gesonderte Daten­
Das heisst: Je nach Alter und Geschlecht der unter-         erhebung mit Blick auf das «BMI-Monitoring» durch
suchten Schüler_innen wurden unterschiedliche               Fachpersonal veranlasst. In drei weiteren Fällen
Grenzwerte für das Übergewicht und die Adipositas           stammen die Daten von lokalen Schulärztinnen und
verwendet. Die Vorgehensweise bei der Zuteilung ist         Schulärzten, welche die von ihnen erhobenen Daten
in Anhang 1 dokumentiert.                                   freiwillig an die kantonalen Gesundheitsämter lie-
                                                            ferten. Auch hier gibt es einen Spezialfall: Im Kanton
Datenlage                                                   St. Gallen bezieht sich die freiwillige Datenerfassung
So einfach der BMI zu erheben und zu berechnen ist,         genaugenommen nur auf die Orte ausserhalb der
so schwierig ist es in der Schweiz, an brauchbare           Stadt St. Gallen, wo der schulärztliche Dienst, wie
Daten für die Berechnungen zu gelangen. Dies liegt          in anderen Städten auch, eine Vollerhebung durch-

1 Vgl. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/obesity-and-overweight
12 Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz

TABELLE 2.1

Übersicht über die verwendeten Daten

Kanton/Stadt     Art der Datenerhebung                                                            Klassenstufen Schuljahr
AG               Stichprobenerhebung: freiwillige Datenlieferung der Schulärzte_innen
                 an die Abteilung Gesundheit des Kantons Aargau                                         KIGA, 8*     2018/19
BS               Vollerhebung durch den schulärztlichen Dienst                                         KIGA, 3, 9    2019/20
Bern             Vollerhebung durch den schulärztlichen Dienst                                         KIGA, 4, 8    2019/20
Freiburg         Vollerhebung durch den schulärztlichen Dienst                                          8 (10H)**    2018/19
GE               Stichprobenerhebung durch den schulärztlichen Dienst (infirmières scolaires)          KIGA (2H)     2017/18
GR               Stichprobenerhebung durch spezialisiertes Personal in ausgewählten
                 Gemeinden/Schulen                                                                         1, 5, 9   2019/20
JU               Vollerhebung durch den schulärztlichen Dienst                                  1 (3H), 8 (10H)***   2019/20
LU               Stichprobenerhebung der Pädagogischen Hochschule Luzern an
                 ausgewählten Schulen im Kanton                                                     KIGA, 4, 8***    2019/20
OW               Vollerhebung durch den schulärztlichen Dienst                                         KIGA, 5, 9    2019/20
SG               Nachträgliche Erfassung einer Stichprobe von Daten aus schulärztlichen
                 Untersuchungen (freiwillige Teilnahme der Schulärzte_innen); Voll­erhebung
                 in der Stadt St. Gallen                                                            KIGA, 5, 8***    2018/19
UR               Stichprobenerhebung: freiwillige Datenlieferung der Schulärzte_innen
                 an Gesundheitsförderung Uri                                                           KIGA, 4, 8    2018/19
Winterthur       Vollerhebung durch den schulärztlichen Dienst                                                5, 8   2019/20
Zürich           Vollerhebung durch den schulärztlichen Dienst                                             1, 5, 8   2019/20

  * Im Kanton Aargau finden die Untersuchungen zum «Schuleintritt» und «Schulaustritt» statt. Gemäss dem Durch-
     schnitts­alter der untersuchten Schüler_innen kann davon ausgegangen werden, dass diese mehrheitlich im Kinder­
    garten und in der 8. Klasse untersucht werden.
 ** In Freiburg existieren Daten aus dem Kindergarten (2H) und der 5. Klasse (7H), die jedoch nicht umfassend erhoben
    und daher nicht in die Auswertung aufgenommen wurden. Zudem gilt es darauf hinzuweisen, dass die Daten zur
    8. Klasse auch Schüler_innen beinhalten, die nicht in Freiburg wohnhaft sind, hier jedoch die Oberstufe besuchen.
*** In den Kantonen Jura (2019/20), Luzern (2020/21) und St. Gallen (2018/19) sind auch Daten für die nachobligatorische
     Stufe vorhanden (Berufsschule und Gymnasium), die in Abschnitt 3.6 gesondert analysiert werden.

führte. Und schliesslich wurden in drei Kantonen                da dieser zusätzliche Unschärfen verursacht hätte.
(GE, GR, LU) Stichprobenerhebungen ausserhalb                   Die zweitletzte Spalte von Tabelle 2.1 zeigt, welche
der schulärztlichen Untersuchungen durchgeführt.                Klassenstufen jeweils untersucht wurden2 , da die
In allen Kantonen und Städten orientierten sich die             schulärztlichen Untersuchungen nicht kontinuier-
Untersuchungen an einem Protokoll, das bereits für              lich, sondern in der Regel nur zu Beginn und am
die Vorläuferstudien entwickelt worden war (vgl.                Ende der obligatorischen Schulzeit sowie stellen-
Stamm et al. 2007, 2010). Das Protokoll sieht vor, die          weise ungefähr bei «Halbzeit» durchgeführt wer-
Kinder und Jugendlichen ohne Schuhe und in leich-               den. Aus der Übersicht geht hervor, dass wir in elf
ter Innenraumbekleidung mit geeichten Waagen und                Kantonen und Städten über Angaben von Kindern
Metermassen zu untersuchen. Diese Vor­      gehens­             aus der Grundstufe (Kindergarten, 1. Klasse bzw.
weise führt zu einer leichten Überschätzung des                 1–3 Harmos), in neun über Daten aus der Mittelstufe
Gewichts der Kinder. Da das Gewicht der Kleidung je             der Primarschule (3. bis 5. Klasse bzw. 5–7 Harmos)
nach Alter und Jahreszeit variieren dürfte, wurde               und in zwölf über Messungen auf der Oberstufe
jedoch auf einen generellen Kleiderabzug verzichtet,            (8. bis 9. Klasse bzw. 10–11 Harmos) verfügen.

2 In der Tabelle werden die «alten» Klassenstufen erwähnt, wie sie vor Harmos verwendet wurden, da diese in der Deutsch-
   schweiz nach wie vor weit verbreitet sind. Bei den Westschweizer Städten und Kantonen wird jeweils auch die «Har­mos­
   stufe» angegeben, wobei gilt: Der Kindergarten entspricht den Stufen 1 und 2 von Harmos, die Primarschule umfasst die
   Stufen 3 bis 8 und die Oberstufe die Stufen 9 bis 11.
Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz 13

Mit Blick auf die Oberstufe gilt es dabei festzuhalten,        Vor der statistischen Analyse wurden verschiedene
dass in der Regel nur Schüler_innen der Volksschule            Kontrollen und Anpassungen vorgenommen, die in
(Sekundarstufe I) untersucht werden. In einigen                Anhang 1 genauer dokumentiert sind. So wurden
Kantonen (JU, LU, SG) liegen zwar auch Daten aus               Kinder und Jugendliche, bei denen Angaben zu Alter,
der gymnasialen Sekundarstufe I und der Sekundar­              Geschlecht, Gewicht oder Körpergrösse fehlten, aus
stufe II (Gymnasien, Berufsfachschulen) vor, diese             der Analyse ausgeschlossen. Um Verzerrungen an
wurden aus Gründen der Vergleichbarkeit aber aus               den Rändern der Altersverteilungen zu vermeiden,
der statistischen Analyse ausgeschlossen. Einige               wurden überdies nur Altersgruppen mit einer mini-
Resultate zur Sekundar­stufe II werden jedoch in Ab-           malen Gruppengrösse verwendet. Das heisst: Die
schnitt 3.6 präsentiert.                                       Kinder wurden zunächst in Halbjahresalters­gruppen
Abschnitt 3.6 enthält zudem zusätzliche Resultate              (z. B. 6,25 bis 6,75 Jahre) eingeteilt und anschlies-
aus einer Stichprobenerhebung im Kanton Tessin                 send wurde untersucht, wie viele Personen sich
(Beretta et al. 2019), die nicht für die vorliegende           in den entsprechenden Gruppen befanden. War die
Reanalyse verfügbar war, aber für eine erweiterte              Fallzahl zu gering – in den meisten Fällen wurde
Situationseinschätzung trotzdem von Interesse ist.             eine minimale Gruppengrösse von 100 Personen
Die letzte Spalte von Tabelle 2.1 enthält Angaben              verwendet (für Ausnahmen vgl. Anhang 1) –, wurde
dazu, aus welchen Schuljahren die verwendeten Da-              die Gruppe aus der Analyse ausgeschlossen. Diese
ten stammen. In einem Fall (GE) musste auf Daten               Operation führte dazu, dass sich die Zahl der
des Schuljahrs 2017/18 zurückgegriffen werden, in              31 592 Schüler_innen mit vollständigen Daten für die
vier Fällen wurden die Daten im Schuljahr 2018/19              Analyse auf 29 186 reduzierte. 4
gesammelt und in den übrigen acht Fällen konnten               Für einige Analysen in den folgenden Kapiteln wur-
Daten des Schuljahrs 2019/20 verwendet werden.                 den Gewichtungsfaktoren verwendet, um Ungleich-
Mit Blick auf das Schuljahr 2019/20 gilt es dabei fest-        gewichte zwischen ländlichen und städtischen Ge-
zuhalten, dass die schulärztlichen Untersuchungen              bieten in den Stichproben der Kantone und im
im Frühling 2020 durch den Lockdown aufgrund der               Gesamtdatensatz sowie die unterschiedliche Ver­
Covid-19-Pandemie behindert wurden. Abklärungen                teilung der Schüler_innen auf die untersuchten
zeigen jedoch, dass die meisten geplanten Unter­               Schulstufen auszugleichen. Ein Überblick über die-
suchungen bereits vor dem Lockdown durchgeführt                se Gewicht­ungen sowie Bemerkungen zu den ver-
werden konnten und fehlende Daten in der Regel im              wendeten Signifikanztests und den in den Analysen
Juni oder Juli 2020 erhoben werden konnten. 3 Die              verwendeten «unabhängigen Variablen» Staats­
Ausfälle des Schuljahrs 2019/20 fallen entsprechend            angehörigkeit, soziale Herkunft, Stadt vs. Land und
nicht stark ins Gewicht. Allerdings ist es mit den             Geschlecht finden sich in Anhang 1.
vorliegenden Daten selbstverständlich nicht mög-               In allen Darstellungen der folgenden Kapitel werden
lich, allfällige Effekte des Lockdowns auf das Gewicht         die Kantone und die Städte in alphabetischer Rei-
der Kinder und Jugendlichen nachzuweisen.                      henfolge von oben nach unten dargestellt. Dabei
                                                               werden bei den Kantonen die konventionellen Kürzel
Weitere Bemerkungen                                            (z. B. AG, JU) verwendet, bei den Städten dagegen
Dass die verwendeten Daten aus drei verschiedenen              die ausgeschriebene Form (z. B. Bern, Zürich), wo-
Schuljahren stammen, dürfte die Ergebnisse nicht               bei Winterthur in einigen Abbildungen aus Platz-
stark beeinflussen, da die früheren Analysen im                gründen zu «Wthur» abgekürzt wurde.
Rahmen des vergleichenden BMI-Monitoring-Pro-                  Abschliessend muss darauf hingewiesen werden,
jekts in Basel, Bern und Zürich zeigen, dass sich die          dass die Begriffe «Übergewicht» und «übergewich-
Übergewichtsprävalenz über die Zeit relativ lang-              tig» in den folgenden Kapiteln – ausser dort, wo dies
sam verändert.                                                 anders vermerkt ist – immer auch die adipösen Kin-
                                                               der und Jugendlichen beinhalten.

3 Im Kanton Aargau lagen Daten aus verschiedenen Schuljahren vor. Hier wurde dem Schuljahr 2018/19 gegenüber dem Schul-
   jahr 2019/20 der Vorzug gegeben, weil die Fallzahlen deutlich höher waren. In den Städten Basel, Bern, Freiburg und Zürich
   und im Kanton Jura, wo ebenfalls Angaben aus verschiedenen Jahren vorhanden waren, konnten die Angaben aus dem Schul-
   jahr 2019/20 verwendet werden, weil sich die Fallzahlen gegenüber dem Schuljahr 2018/19 nicht stark unterschieden.
4 Für eine zusätzliche Analyse in Abschnitt 3.6 wurden die Schüler_innen zudem Ganzjahresgruppen zugeordnet und die
   Resultate nach Altersjahren dargestellt.
14 Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz

3	Prävalenz von Übergewicht und
   Adipositas, 2017/18 bis 2019/20
Das vorliegende Kapitel enthält die Resultate aus            der Unterschied zwischen zwei Verteilungen dann
den Daten, die in den Schuljahren 2017/18 bis 2019/20        als signifikant bezeichnet werden kann, wenn sich
in insgesamt 13 Kantonen und Städten gesammelt               die Vertrauensintervalle nicht oder nur leicht über-
wurden (vgl. Kapitel 2). Ausgehend von einer all­            schneiden. Detailinformationen zur Signifikanz der
gemeinen Analyse der Verbreitung von Übergewicht             Unterschiede finden sich zudem in Anhang 2.
und Adipositas nach Schulstufe und Kanton/Stadt              Aus Abbildung 3.1 geht zunächst hervor, dass der
im folgenden Abschnitt, werden in den Abschnit-              Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder und
ten 3.2 bis 3.5 die Zusammenhänge zwischen Über­             Jugend­ licher innerhalb der verschiedenen Schul-
gewicht und Wohnregion, Geschlecht, Staatsan­                stufen zwischen den teilnehmenden Kantonen und
gehörigkeit und sozialer Herkunft thematisiert.              Städten stark variiert. Auf der Grundstufe reicht der
Abschnitt 3.6 präsentiert eine Reihe weiterer Be­            Anteil übergewichtiger Kinder von 7,6 (UR) bis
funde aus dem Kanton Tessin sowie zur Sekundar-              15,6 Prozent (JU), auf der Unter-/Mittelstufe von
stufe II in den Kantonen Jura, Luzern und St. Gallen,        11,1 (UR) bis 21,7 Prozent (Winterthur) und auf der
die aus den in Kapitel 2 geschilderten Gründen nicht         Oberstufe von 13,0 (UR) bis 25,9 Prozent (BS). Das
in den Hauptteil der vorliegenden Untersuchung               Gebiet mit den jeweils höchsten Prävalenzen hat mit
aufgenommen wurden.                                          anderen Worten jeweils einen rund doppelt so ho-
                                                             hen Anteil an übergewichtigen Kindern und Jugend­
                                                             lichen als der Kanton mit den geringsten Werten.
3.1	Übergewicht und Adipositas nach                         Dieser Befund gilt auch, wenn nur der Anteil der adi-
     Schulstufe und Kanton/Stadt                             pösen Kinder und Jugendlichen betrachtet wird.
                                                             Allerdings liegen die meisten Unterschiede noch
Die Abbildungen 3.1 und 3.2 zeigen die Anteile der           innerhalb der Vertrauensintervalle. Nur wenige
übergewichtigen und adipösen Kinder und Jugend-              Kantone und Städte unterscheiden sich signifikant
lichen auf den untersuchten Schulstufen der Kantone          von den anderen Gebieten. Auf der Grundstufe fallen
und Städte, welche an der aktuellen Studie teil­             dabei insbesondere die vergleichsweise geringen
genommen haben. Das dunkle Segment der Balken                Prävalenzen in St. Gallen und Uri auf. Auf der Mittel-
gibt an, welcher Anteil der Schüler_innen adipös ist,        stufe sind Luzern und Uri und auf der Oberstufe der
während sich das helle Segment auf die überge-               Jura und Uri durch signifikant tiefere Übergewichts-
wichtigen Schüler_innen bezieht. Der dazugehörige            prävalenzen als verschiedene der übrigen Kantone
Prozentwert umfasst sowohl die übergewichtigen               und Städte charakterisiert.
als auch die adipösen Kinder und Jugendlichen und            Bereits die Analyse in Abbildung 3.1 zeigt, dass Über-
gibt damit die Gesamtprävalenz für alle Personen             gewicht auf den höheren Schulstufen deutlich stär-
an, die entweder übergewichtig oder adipös sind.             ker verbreitet ist als auf den tieferen. Dies zeigt sich
Die beiden Abbildungen unterscheiden sich darin,             noch deutlicher in Abbildung 3.2, wo in Kantonen und
dass Abbildung 3.1 die Befunde in drei Teilgrafiken          Städten mit Angaben für mindestens zwei Schulstu-
nach Schulstufe zeigt, während in Abbildung 3.2 die          fen die höheren Stufen immer mehr übergewichtige
Unterschiede nach Schulstufe pro Kanton bzw. Stadt           Personen enthalten als die tieferen. Die Situation ist
dargestellt sind. Bei beiden Grafiken gilt es zu             in den verschiedenen Kantonen und Städten jedoch
beachten, dass nicht aus allen Kantonen und Städten          unterschiedlich: Während wir in Basel-­      Stadt, der
Daten zu den drei Stufen vorliegen. In den Abbil­            Stadt Bern, Graubünden und Obwalden relativ kon­
dungen wurden überdies die Vertrauensintervalle              tinuierliche und mehrheitlich statistisch signifikante
eingezeichnet, die eine einfache Einschätzung der            Anstiege von der Grund- bis zur Oberstufe beobach-
Signifikanz von Unterschieden erlauben. Bei den              ten können, gibt es in Luzern zwischen der Grund-
Vertrauensintervallen gilt dabei die Faustregel, dass        und der Mittelstufe nur einen geringen Anstieg, dafür
Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz 15

dann von der Mittel- zur Oberstufe einen sehr deut-                                   Übergewichtigen bis zur Oberstufe. Dies dürfte teil-
lichen und statistisch signifikanten. In der Stadt                                    weise damit zusammenhängen, dass die Kinder und
­Zürich, in St. Gallen und in geringerem Masse in Uri                                 Jugendlichen je nach Stadt und Kanton aus verschie-
 zeigen sich dagegen ein recht deutlicher Anstieg zwi-                                denen Klassenstufen stammen und daher ein unter-
 schen Grund- und Mittelstufe und eine vergleichs-                                    schiedliches Alter aufweisen.
 weise schwache weitere Ausdehnung des Anteils der

ABBILDUNG 3.1

Anteil der übergewichtigen und adipösen Schüler_innen nach Schulstufe und Kanton/Stadt
(inkl. 95%-Vertrauens­intervalle*)

a) Grundstufe                                                                         c) Oberstufe
 Adipositas         Übergewicht (inkl. Adipositas)                                      Adipositas    Übergewicht (inkl. Adipositas)

AG              4,0              13,4                                                  AG             5,4                  22,4

BS             3,0          11,6                                                       BS                  7,3                    25,9

Bern          2,6               12,2                                                   Bern           5,0                      23,3

GE              4,7               14,9                                                 Freiburg        6,4                      24,2

GR                  4,9           14,8                                                 GR             5,3                      23,5

JU              4,2                15,6                                                JU             4,7           16,9

LU              4,6         11,4                                                       LU            3,6                 19,6

OW            2,1           11,4                                                       OW            3,9                       23,2

SG            2,4         8,6                                                          SG            3,8                18,5

UR             3,2 7,6                                                                 UR            4,0         13,0

Zürich         3,3              12,2                                                   Wthur           5,8                      24,1

         0%                            10 %                   20 %            30 %     Zürich         5,3                       23,8

                                                                                                0%                  10 %                 20 %   30 %

b) Mittelstufe
 Adipositas         Übergewicht (inkl. Adipositas)

BS                  5,1                   20,2

Bern           3,2                15,2

GR              4,1                     17,9

LU            2,4               12,3
                                                                                      Hinweis: In dieser wie auch in allen folgenden Abbil­dungen
                                                                                      beinhaltet die Kategorie «übergewichtig» immer auch die
OW            2,6                  15,4                                               adipösen Kinder und Jugendlichen.
SG            2,6                       17,7
                                                                                      Fallzahlen alle Schulstufen: AG: 3554; BS: 3905;
UR            1,9          11,1                                                       Bern: 3064; Freiburg: 471; GE: 920; GR: 1292; JU: 1385;
                                                                                      LU: 1057; OW: 947; SG: 3209; UR: 688; Winterthur: 1466;
Wthur               5,4                        21,7                                   Zürich: 7228.
Zürich          4,7                       20,0
                                                                                      * Für die Signifikanzangaben zu den Unterschieden vgl.
         0%                            10 %                   20 %            30 %       die Hinweise in Kapitel 2 und Anhang 2.
16 Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz

ABBILDUNG 3.2

Anteil der übergewichtigen und adipösen Schüler_innen auf den drei Schulstufen nach Kanton/Stadt
(inkl. 95%-Vertrauensintervalle)

  Adipositas        Übergewicht (inkl. Adipositas)                      Adipositas          Übergewicht (inkl. Adipositas)

            GS     4,0          13,4                                            GS      4,6         11,4
                                                                                      2,4               12,3
 AG

            MS

                                                                       LU
                                                                                MS
            OS      5,4                       22,4                              OS     3,6                        19,6

            GS    3,0          11,6                                             GS    2,1           11,4

                                                                       OW
                    5,1                  20,2                                         2,6                  15,4
 BS

            MS                                                                  MS
            OS           7,3                     25,9                           OS      3,9                            23,2

            GS    2,6          12,2                                             GS    2,4         8,6
 Bern

            MS    3,2             15,2                                                2,6                      17,7

                                                                       SG
                                                                                MS
            OS      5,0                       23,3                              OS     3,8                      18,5

            GS                                                                  GS     3,2 7,6
 Freiburg

                                                                       UR
            MS                                                                  MS    1,9           11,1

            OS          6,4                    24,2                             OS      4,0             13,0

            GS      4,7           14,9                                          GS
                                                                       Wthur

                                                                                            5,4                       21,7
 GE

            MS                                                                  MS
            OS                                                                  OS          5,8                          24,1

            GS      4,9           14,8                                          GS     3,3              12,2
                                                                       Zürich
 GR

            MS     4,1                 17,9                                     MS      4,7                       20,0
            OS      5,3                        23,5                             OS          5,3                          23,8

            GS     4,2            15,6                                           0%                            10 %             20 %   30 %

            MS
 JU

            OS      4,7               16,9

             0%                       10 %              20 %   30 %

Hinweise: GS = Grundstufe, MS = Mittelstufe, OS = Oberstufe; Fallzahlen siehe Abbildung 3.1.
Für die Signifikanzangaben zu den Unterschieden vgl. Anhang 2.

Werden die Daten aus den verschiedenen Städten                        Abbildung 3.3 zeigt, dass in der aktuellen Studie
und Kantonen zusammengefasst, so zeigen sich die                      rund jede sechste Schülerin bzw. jeder sechste
in Abbildung 3.3 festgehaltenen Gesamtprävalenzen.                    Schüler übergewichtig oder adipös ist (17,2 %), wo-
Die Angaben in der Abbildung basieren auf gewich-                     bei knapp ein Viertel dieser Gruppe (4,0 %) von star-
teten Daten, welche dem Umstand Rechnung tragen,                      kem Übergewicht betroffen ist. Die Übergewichts-
dass die Fallzahlen in den untersuchten Kantonen                      prävalenz steigt dabei von etwas über 12 Prozent in
und Städten aufgrund der Verwendung von Stich-                        der Grundstufe auf über 21 Prozent auf der Ober-
proben und Vollerhebungen sehr unterschiedlich                        stufe an. Der Wert der Mittelstufe entspricht ziem-
waren. Beim letzten Balken, welcher die Gesamt-                       lich genau dem Wert über alle Schulstufen.
prävalenz über alle Schulstufen enthält, wurde zu-                    Grundsätzlich interessieren nicht nur die Prävalen-
dem berücksichtigt, dass nicht aus allen Kantonen                     zen auf den einzelnen Schulstufen (Abbildungen 3.1
und Städten Angaben zu allen Schulstufen vorliegen                    und 3.2) und die Gesamtprävalenz über alle Stufen
und daher die Fallzahlen je nach Schulstufe unter-                    und beteiligten Kantone und Städte, sondern auch
schiedlich sind.                                                      die Gesamtprävalenzen über alle Stufen pro Kanton
Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz 17

oder Stadt, vermitteln sie doch einen allgemeinen                              zeichnen sich die Kantone Basel-Stadt und Grau-
Hinweis darauf, wie gross der Anteil übergewich­                               bünden sowie die Stadt Zürich durch die höchsten
tiger Schüler_innen ungefähr ist. Solche Gesamt-                               Gesamtprävalenzen aus, während der Kanton Uri
prävalenzen lassen sich sinnvollerweise nur für                                das andere Ende des Spektrums markiert. In der Re-
Kantone und Städte berechnen, in denen Daten aus                               gel befinden sich die Gesamt­prävalenzen der einzel-
allen drei Stufen vorliegen. Wie Abbildung 3.4 zeigt,                          nen Kantone jedoch in der Nähe des in Abbildung 3.3
ist dies in acht Kantonen und Städten der Fall. Dabei                          dokumentierten Gesamtwerts über alle Kantone.

ABBILDUNG 3.3                                                                  ABBILDUNG 3.4

Anteil der übergewichtigen und adipösen Kinder                                 Gesamtanteil der übergewichtigen und adipösen
und Jugendlichen auf verschiedenen Schulstufen                                 Schüler_innen über alle Schulstufen nach Kanton/
über alle Kantone und Städte mit verfügbaren Daten                             Stadt (nur Städte und Kantone mit Angaben zu allen
(n = 29 186, inkl. Streuungsbereich*)                                          drei Stufen, u
                                                                                            ­ ngewichtete Daten)

 Adipositas         Übergewicht (inkl. Adipositas)                             a) ungewichtete Resultate

              3,7         12,4                                                   Adipositas     Übergewicht (inkl. Adipositas)
Grundstufe
                                                                                BS              4,9             18,3
              3,5                17,4
Mittelstufe                                                                     Bern          3,2            15,1

                    4,8                 21,4                                    GR              4,7             18,5
Oberstufe
                                                                                LU            3,2            14,8
Alle
                4,0              17,2                                           OW            2,7             15,9
Stufen

         0%                      10 %                  20 %            30 %     SG            3,4             16,0

                                                                                UR            3,1     10,5
Hinweis: Die Resultate der einzelnen Kantone und Städte
                                                                                Zürich         4,2             17,3
wurden mit ihrem Anteil an der Gesamtzahl aller in den
entsprechenden Gebieten wohnenden 5- bis 16-Jährigen                                     0%                    10 %              20 %   30 %
gewichtet. Die Angabe für alle Schulstufen berücksichtigt
zudem, dass auf den verschiedenen Schulstufen unter-
schiedlich viele Kinder untersucht wurden. Die Unterschie-                     b) gewichtete Resultate*
de im Anteil der Übergewichtigen sind zwischen allen dar-                        Adipositas     Übergewicht (inkl. Adipositas)
gestellten Stufen signifikant mit p < .01 (vgl. auch Anhang 2).
                                                                                BS              5,1                 19,2
* Der mit den blauen Linien angegebene Streuungsbereich
                                                                                Bern          3,6              16,9
   gibt jeweils den Kanton bzw. die Stadt mit dem höchsten
   und mit dem geringsten Anteil übergewichtiger und                            GR              4,8             18,7
   adipöser Schüler_innen an (vgl. Abbildung 3.1). Beim Total
                                                                                LU            3,5        14,4
  über alle Schulstufen wurde der Streuungsbereich
  nicht angegeben, da nicht alle Kantone und Städte über                        OW            2,9             16,7
  Angaben zu allen Schulstufen verfügen.
                                                                                SG            2,9            14,9

                                                                                UR            3,0     10,6

                                                                                Zürich         4,4              18,7

                                                                                         0%                    10 %              20 %   30 %

                                                                               Fallzahlen siehe Abbildung 3.1
                                                                               * In einigen Fällen wurden auf den verschiedenen Stufen
                                                                                  unterschiedlich viele Kinder und Jugendliche untersucht.
                                                                                  Daher enthält Teilabbildung a den Gesamtwert über alle
                                                                                  Schüler_innen, während in Teilabbildung b die Schulstufen
                                                                                  mit einem hypothetischen Gewicht von je einem Drittel
                                                                                  gewichtet wurden.
18 Vergleichendes Monitoring der Gewichtsdaten von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz

3.2	Unterschiede zwischen städtischen und                   Umfeld sind mehr Kinder und Jugendliche von Über-
     ländlichen Gebieten                                     gewicht und Adipositas betroffen als in ländlichen
                                                             Gebieten.
Mit den Daten aus den Kantonen und Städten sind              Die Gründe für diesen Unterschied lassen sich mit
verschiedene weitere Analysen möglich, die Hinwei-           den vorhandenen Daten nicht klären. Neben den
se darauf vermitteln, welches wichtige Einflussfak-          oben erwähnten unterschiedlichen Bewegungs-,
toren auf ein erhöhtes Körpergewicht sein könnten.           Verpflegungs- und Unterhaltungsmöglichkeiten in
Eine in diesem Zusammenhang immer wieder er-                 den beiden Gebietstypen dürfte die soziale Zusam-
wähnte Dimension ist der Wohnort, der in verschie-           mensetzung der Bevölkerung einen Einfluss haben.
denerlei Hinsicht einen Zusammenhang mit der                 Wie in den Abschnitten 3.4 und 3.5 zu zeigen sein
Prävalenz von Übergewicht aufweisen kann. Ver-               wird, ist Übergewicht unter ausländischen Kindern
wiesen wird etwa darauf, dass die Bewegungsmög-              sowie bei Schülerinnen und Schülern, deren Eltern
lichkeiten in der Natur oder die Fortbewegung mit            keine nachobligatorische Ausbildung abgeschlossen
dem Velo für Kinder aus ländlichen Gebieten besser           haben, verbreiteter. Eine Zusatzanalyse zeigt dabei,
und weniger gefährlich sind, was zu einer höheren            dass sowohl ausländische Kinder als auch Kinder
Bewegungsaktivität und einem tieferen Körperge-
wicht beitragen könnte (vgl. Lamprecht et al. 2014,
2021). Umgekehrt ist im städtischen Umfeld die Ver-           ABBILDUNG 3.5
fügbarkeit von energiereichem Fast Food oder von
Unterhaltungsangeboten, die keine körperliche Be-            Anteil der übergewichtigen und adipösen Kinder und
wegung voraussetzen, höher, was die Risiken von              ­Jugendlichen in städtischen und ländlichen Gebieten nach
                                                              Schulstufe über alle Kantone und Städte mit ver­fügbaren
Gewichtsproblemen verstärken könnte. Gleichzeitig             Daten (n = 29 186, inkl. 95%-Vertrauens­intervalle)
ist aus verschiedenen Studien aber auch bekannt,
                                                                Adipositas        Übergewicht (inkl. Adipositas)
dass die Bewohner_innen städtischer Gebiete auf-
grund der vergleichsweise geringen Distanzen im                                 3,3         12,2
                                                              Grund-

                                                                        Stadt
                                                               stufe

Alltag eher mehr zu Fuss oder mit dem Fahrrad
                                                                                3,6         12,4
unterwegs sind als Personen, die auf dem Land                           Land

leben und für ihre Mobilität etwas häufiger auf moto-                            4,5                  19,7
                                                                        Stadt
                                                              Mittel­
                                                              stufe

risierte Verkehrsmittel zurückgreifen (vgl. BFS &
                                                                                2,7            15,6
ARE 2017).                                                              Land

Vor diesem Hintergrund wird in Abbildung 3.5 zwi-
                                                                        Stadt         6,0                    24,2
                                                              Ober-

schen eher städtischen und eher ländlichen Gebie-
                                                              stufe

ten unterschieden. Für die Analyse wurden dabei                         Land     4,6                  20,1

nicht nur einfach die Städte (Bern, Freiburg, Winter-
thur, Zürich) und Stadtkantone (BS, GE) den übrigen                     Stadt    4,5                 18,6
                                                              ­Stufen
                                                                Alle

Kantonen gegenübergestellt, sondern in den letz­
                                                                        Land     3,8               16,4
teren nach Möglichkeit noch zusätzlich zwischen
städ­tischen (z. B. Städte Chur, Luzern, St. Gallen)                      0%                       10 %             20 %   30 %

und anderen Regionen unterschieden. Das Zuord-               Hinweise: Für die einzelnen Schulstufen wurden die unge-
nungskriterium «städtisch» wurde dabei bei Städ-             wichteten Daten verwendet; für die Darstellung über alle
ten mit mindestens 30 000 Einwohnerinnen und Ein-            Schulstufen wurden die einzelnen Schulstufen zu je einem
                                                             Drittel gewichtet. Mit Ausnahme der Grundstufe sind alle
wohnern gewählt, sodass die Kantone Aargau, Jura,
                                                             Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebie-
Obwalden und Uri insgesamt als «ländlich» klassi-            ten signifikant mit p < .01.
fiziert wurden.                                              Als «städtisch» wurden die Städte Bern, Chur, Freiburg,
Aus der Abbildung geht hervor, dass sich auf der             Luzern (inkl. Agglomerationsgemeinden), St. Gallen, Win-
                                                             terthur und Zürich mit mindestens 30 000 Einwohnern
Grundstufe noch kaum Unterschiede zwischen                   sowie die Kantone BS und GE klassifiziert; die Kantone AG,
städtischen und ländlichen Gebieten zeigen, diese            JU, OW und UR sowie die ländlichen Gebiete der Kantone
auf den beiden höheren Stufen jedoch erheblich und           GR, LU und SG wurden als «ländlich» klassifiziert.
statistisch signifikant sind. Dabei gilt: Im städ­tischen
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