Vitako intern dezember nr. 6 | 2017 - civitec

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Vitako intern dezember nr. 6 | 2017 - civitec
Dezember Nr. 6 | 2017                                                      Themen

Vitako Intern                                                              Vitako-Gutachten
                                                                             Durchbrüche für ein digitales
                                                                             Deutschland

Liebe Leser innen und Leser ,                                              vorstandswahl 2017
                                                                             Neues Vorstandsmitglied
     soeben ist ein von Vitako beauftragtes Gutachten erschienen, dass
fünf konkrete Vorschläge zur Verwaltungsdigitalisierung macht, die den     Im Gespr äch
lang ersehnten Durchbruch einleiten könnten. Vitako bringt sich damit        Wolfgang Beuermann, Stadt
in die Diskussion um Register, „Once Only“ und „Digital ready“ ein und       Wolfsburg
stellt die kommunale Sicht auf diesen Themenkomplex vor.
                                                                           Digital ready?
     Nun beginnt die Zeit der Umsetzung, und auch da hat die Bundes-         Vitako-Mitgliederversammlung
Arbeitsgemeinschaft konkrete Vorstellungen entwickelt, die auf der           in Leipzig
Mitgliederversammlung in Leipzig diskutiert worden sind. Eben dort
fand auch die Wahl des neuen Vitako-Vorstandes statt, der mit Rudolf       Flickenteppich
                                                                             Gutachten zur DSGVO
Schleyer (AKDB) ein neues Mitglied erhalten hat.
     Der Herbst ist traditionell die Zeit der Konferenzen, was sich auch   Überregionales Forum
bei uns in Form interessanter Berichte über den 3. Mitteldeutschen IT-       3. Mitteldeutscher IT-Fachtag
Fachtag, die Governikus-Jahrestagung und die PROSOZ-Anwendertage
                                                                           besucherrekorkd
niedergeschlagen hat.
                                                                             Governikus-Jahrestagung 2017
     Nicht zuletzt möchten wir noch auf ein Gutachten zur Datenschutz-
grundverordnung aufmerksam machen, das sich für ein einheitliches          Gipfelstürmer
Vorgehen bei der Ausgestaltung von Landesdatenschutzgesetzen starkt          IT-Großprojekt des LVR für
macht.                                                                       Teilhabe

›
                                                                           Bericht aus der EU
                                                                             TOOP und SCOOP4C
    Wir wünschen eine interessante Lektüre,
                                                                             kooperieren
    Ihr Vitako-Team

                                                                                                             1
Vitako intern dezember nr. 6 | 2017 - civitec
Vitako-Gutachen

Mehr Tempo bitte!
Durchbruch für ein digitales Deutschland 2017-2021

›   Anders als seine Wirtschaftskraft vermuten ließe,
    spielt Deutschland bei E-Government und Digitali-
sierung nicht in der ersten Reihe mit. Seit Jahren hat sich
                                                                   Grasnarbe niemand bemerkt. Wenn wir bei E-Govern-
                                                                   ment und Digitalisierung tatsächlich eine Dekade „ver-
                                                                   schlafen“ haben, dann bleibt für einen solchen Irrläufer
die Bundesrepublik im europäischen und internationalen             keine Zeit. Man wird dafür zu Recht keine politische
Vergleich im Mittelfeld eingerichtet. Vitako hat ein Gutach-       Unterstützung finden. Seien wir realistisch (und ehrlich):
ten in Auftrag gegeben, das die gegenwärtige Situation             Ein Projekt, das länger als 18 Monate dauert und zu kei-
analysiert und „Durchbrüche für ein digitales Deutsch-             nen messbaren Zwischen- oder gar Endergebnis führt,
land“ aufzeigt.                                                    ist kein Projekt, es ist ein klarer Misserfolg. Schlimmer
                                                                   noch: Es erschüttert nachhaltig den Glauben daran,
Der Normenkontrollrat hat eine Modernisierung der Register         dass es diesmal im öffentlichen Sektor endlich anders
angeregt, um das Tempo der Digitalisierung zu erhöhen. Regis-      wird. Dieser Logik muss auch die Registermodernisie-
ter gibt es beim Bund, in den Ländern und in Kommunen. Die         rung folgen.
Frage, ob eine Zentralisierung beispielsweise der Personen-     ►► Es ist kein IT-Projekt
stands- und Melderegister sinnvoll sei, wird im NKR-Gutachten      Wie immer, wenn es um großflächige Veränderung geht:
ausdrücklich offengelassen. Gleichwohl möchte die Bundes-          Wenn das Thema lediglich als IT-Projekt aufgesetzt
Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister – Vita-        wird, ist Scheitern vorprogrammiert. Es ist nicht aus-
ko – vor Mammutprojekten im Bereich der Register abraten.          reichend, wenn CIOs mit IT-Fachkräften die Register
Anstatt ein Meta-Register zu schaffen, das am Ende – wie so        erneuern. Vielmehr geht es darum, dass wichtige Bür-
viele Großprojekte im E-Government zu scheitern drohen könn-       gerdienstleistungen wie Kindergeld, Elterngeld oder die
te – sollten die vorhandenen Register aktualisiert und besser      Gewerbeanmeldungen unter Leitung und insbesonde-
verknüpft werden. Das erscheint uns viel zielführender und         re Verantwortung der Fachseite mit Unterstützung von
schneller in die Praxis umsetzbar.                                 CIOs und IT-Fachkräften durchgängig digitalisiert wer-
                                                                   den.
Eigenes Gutachten von Vitako                                    ►► „Die Akten sollen laufen, nicht die Bürger“
Aus diesem Grund hat Vitako ein eigenes Gutachten be-              Mit diesem Satz hat Wiens Bürgermeister Häupl die
auftragt, für dessen Ausarbeitung Dr. Markus Klimmer und           Zielsetzung der Digitalisierung in seiner Stadt zusam-
Senator a.D. Wolfgang Branoner verantwortlich zeichnen.            mengefasst. Als Ergebnis werden nun die Standes-
Die Autoren, beide ausgewiesene Experten im Bereich der            ämter in Österreich abgeschafft, weil man sie als Be-
Verwaltungsmodernisierung, beginnen darin mit einer Be-            urkundungsinstanz nicht mehr braucht. Ein schönes,
standsaufnahme des E-Government und benennen sodann                ambitioniertes Ziel auch für Deutschland!
Leitprinzipien für die Umsetzung von Lösungsszenarien:          ►► Was nicht kaputt ist, das sollte man auch nicht repa-
                                                                   rieren
►► Schnellstmögliche, von Bürgern und Unternehmen                  Nirgendwo stimmt dieser Leitsatz aus den Handbüchern
   wahrnehmbare Veränderung                                        modernen Managements („If it ain’t broken don’t fix it“)
   Große Veränderungen verlaufen – insbesondere im öf-             mehr als in der IT beziehungsweise in Projekten mit gro-
   fentlichen Sektor – immer dann im Sande, wenn man               ßen IT-Komponenten.
   jahrelang am Fundament baut, dies aber oberhalb der

               Intern Nr. 6 | 2017                                                                                         2
Vitako intern dezember nr. 6 | 2017 - civitec
vitako-gutachten

►► Die Mangelressource IT-Fachkräfte mit Bedacht ein-               re was die Schriftform und das persönliche Erscheinen
   setzen                                                           auf Behörden anbelangt – entsprechen nicht mehr dem
   IT-Fachleute sind Mangelware, egal auf welcher Verwal-           digitalen Hier und Jetzt. Im Gegenteil: sie behindern die
   tungsebene. Diese knappe Ressource müssen wir auf                Digitalisierung von Leistungsprozessen der Verwaltung.
   die richtigen Ansätze fokussieren. Oft wird vergessen,           Gerade das Verwaltungsverfahrensgesetz ist ein Hort
   von wem die Strategien und Konzepte hinterher umge-              überkommener Regelungen. Es muss daher ein einheit-
   setzt werden. Wir wandern auf einem ganz schmalen                licher Rechtsrahmen für alle Verwaltungen (Bund, Län-
   Grat. Funktionierendes zu reparieren, dafür haben wir            der, Kommunen) geschaffen werden, der Automatisie-
   keine Leute. Und in diesem Fall ist das auch gut so.             rung als Regelfall begreift. Die digitale Verwaltung muss
                                                                    Vorrang haben. Damit aber Daten und nicht die Bürger
Fünf Bausteine                                                      laufen, bedarf es neuer Lösungen und Änderungen beim
Damit die Digitalisierung spürbar vorankommt, benennt das           Recht der behördlichen Datenverarbeitung. Diesbezüg-
Gutachten fünf Bausteine für ein Digitalisierungsprogramm           lich hat Österreich eine interessante Lösung auf Basis
2017-2021:                                                          der Personenkennziffer (PKZ) gefunden, die wir über-
                                                                    nehmen sollten. Sie basiert auf Pseudonymisierung und
►► „Rapid Prototyping“ - Bürger und Unternehmen                     entspricht dem Datenschutz.
   müssen so schnell wie möglich Veränderungen spü-
   ren                                                          ►► Sonderthema Ausländerzentralregister (AZR)
   Um eine durchgängige Digitalisierung der Verwaltung             Aus den tiefgreifenden Problemen des AZR hat sich
   erfolgreich anzugehen, sollte man bei wichtigen Ereig-          fälschlicherweise eine Diskussion um die Registerqua-
   nissen beginnen. Kindergeld, Elterngeld, Gewerbean-             lität insgesamt ergeben. Daher sollte dieser Schwach-
   meldung – hier besteht großer Modernisierungsbedarf,            punkt auch gesondert gelöst werden. Das AZR als
   der viele Menschen betrifft. Die Leitprinzipien sind „Once      Register zur „Datenhaltung im Prozess“ ist problembe-
   only“ – die einmalige Datenauskunft von Bürger und              haftet. Es gibt Probleme bei der Datenerhebung bezo-
   Unternehmen – und daraus resultierende automatisierte           gen auf Vollständigkeit, Datenqualität, Wiederverwert-
   Verwaltungsabläufe. Um allerdings dorthin zu gelangen,          barkeit (Identifikationsmerkmal). Erschwerend kommt
   ist es sinnvoll, die Modernisierung ereignisbezogen an-         hinzu, dass das AZR lediglich einen statischen Daten-
   zugehen und auf vorhandene Infrastrukturen und Stan-            bestand innerhalb eines sehr dynamischen Prozesses
   dards aufzubauen. Sukzessiv lässt sich dann das digita-         bereitstellt. Probleme bei der Datenverarbeitung resul-
   le Verwaltungsportfolio erweitern.                              tieren daraus, dass nur eine beschränkte (Weiter-) Nut-
                                                                   zung der Registerdaten wegen des Nachnutzungsverbo-
►► Gute Governance etablieren                                      tes für den eindeutigen Identifikationsschlüssel möglich
   Die Aufgaben der Harmonisierung und Standardisierung            ist.
   der IT in Deutschland liegen beim Steuerungsgremium             Lösungselemente können im Einzelnen sein, den Da-
   von Bund und Ländern, dem „IT-Planungsrat“. Dieser              tenaustausch zwischen AZR und dezentralen Fachver-
   wird mit einem aufgestockten Digitalisierungsbudget             fahren zu verbessern, eine Standardisierung der Da-
   und der Maßnahme „föderale IT-Kooperation“ (FITKO)              tenfelder und der Schnittstellen zum Datenaustausch
   zu neuer Schlagkraft finden. Es bietet sich an, dort auch       voranzubringen, den Grunddatensatz „Geflüchteter“ mit
   das Steuerungsgremium für die Registermodernisierung            eindeutigen biometrischen Merkmalen zu versehen, ihm
   anzusiedeln, in dem alle Verwaltungsebenen vertreten            einen verfahrensübergreifenden eindeutiger Schlüssel
   sein müssen.                                                    zu geben und die Schaffung einer E-Ausländerakte mit
                                                                   Referenz auf Register und Fachverfahren .
►► Register im Schnellverfahren aufbauen
   Auf der Arbeitsebene ist für die Harmonisierung und          Kommunaler CDO
   Standardisierung von Registern und Schnittstellen die        Aus diesen Bausteinen würden sich ergebnisorientierte und ra-
   im Land Bremen angesiedelte „Koordinierungsstelle            sche Veränderungen ergeben, die allerdings eine verbindliche
   für IT-Standards“ (KoSIT) zuständig. Sie gleicht aller-      kommunale Sprechfähigkeit für digitale Themen erforderlich
   dings, was das Tempo der Standardisierung anbelangt,         machen. Die Autoren des Gutachtens sehen somit die Not-
   einer Manufaktur. Was wir brauchen, ist eine Standar-        wendigkeit gegeben, einen kommunalen „Chief Digital Officer“
   disierungsfabrik, die Standards und Schnittstellen „am       (CDO) zu ernennen. Kommunen seien gut beraten, die Stelle
   Fließband“ produziert. Deswegen sollte über den Aus-         eines solchen CDO einzurichten, der sich in der kommunalen
   bau der KoSIT oder über Fremdvergaben von einzelnen          Welt ebenso wie in der öffentlichen IT auskennt, ein fundiertes
   Programmierleistungen nachgedacht werden. Nur dann           Wissen über Register und Fachverfahren verfügt, in der kom-
   können unsere funktionsfähige Infrastruktur (DOI) und        munalen IT vernetzt ist und politisches Gespür mitbringt. Diese
   die XÖV-Fachstandards zum Datenaustausch adäquat             Position wird von Vitako mit großem Nachdruck unterstützt.
   eingesetzt und weiterentwickelt werden.
                                                                Zum Gutachten: Link (PDF)
►► Das Recht ins digitale Zeitalter holen
   Unsere rechtlichen Rahmenbedingungen – insbesonde-

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Vitako intern dezember nr. 6 | 2017 - civitec
Aus der Geschäftsstelle

Vorstandswahl 2017
Rudolf Schleyer (AKDB) neu im Vitako-Vorstand

›   Auf der Mitgliederversammlung
    in Leipzig hat die Bundes-Ar-
beitsgemeinschaft der Kommunalen
IT-Dienstleister e.V. turnusgemäß ei-
nen neuen Vorstand gewählt. Der sie-
benköpfige Vitako-Vorstand wird alle
drei Jahre von den Mitgliedern neu
bestimmt.

Als Vorstandsvorsitzender bleibt Peter
Kühne (Lecos GmbH, Leipzig) im Amt.
Als seine beiden Stellvertreter sind Rein-
hold Harnisch (Kommunales Rechenzen-
trum Minden-Ravensberg/ Lippe, krz)
und William Schmitt (Kommunale Infor-
mationsverarbeitung Baden-Franken,
KIVBF) bestätigt worden.
     Neu in den Vitako-Vorstand gewählt      Neu gewählt: Der Vitako-Vorstand 2017 besteht aus Dr. Johann Bizer (Dataport), Reinhold Har-
worden ist Rudolf Schleyer (Anstalt für      nisch (krz), Prof. Dr. Andreas Engel (Stadt Köln), William Schmitt (KIVBF), Bernd Landgraf (ITE-
                                             BO), Rudolf Schleyer (AKDB), Peter Kühne (Lecos). (v.l.n.r.) (Bild: D. Richter, Vitako)
Kommunale Datenverarbeitung in Bay-
ern, AKDB). Er löst Alexander Schroth
(ebenfalls AKDB) ab, der sich in den Ru-     dessen Know-how Vitako nicht verzich-                   Alexander Schroth verabschiedete
hestand verabschiedet. Zu den weiteren       ten kann“, sagt Vorstandsvorsitzender              sich nach neunjähriger Vorstandsarbeit
ordentlichen Vorstandsmitgliedern von        Peter Kühne.                                       und gab sich zuversichtlich, dass Vitako
Vitako gehören Dr. Johann Bizer (Data-           Rudolf Schleyer bedankte sich für              „eine kreative Rolle bei den Herausforde-
port), Prof. Dr. Andreas Engel (Stadt Köln   das ihm entgegengebrachte Vertrau-                 rungen, die auf uns zukommen, spielen
und KDN) sowie Bernd Landgraf (ITEBO         en und kündigte an, „möglichst viele               wird. Es ist wichtig, dass wir geschlossen
GmbH).                                       Entwicklungen aus dem eigenen Haus                 auftreten wie es bisher immer der Fall
     „Wir freuen uns, mit Rudolf Schleyer    in die Bundes-Arbeitsgemeinschaft                  war. Die Bedeutung von Vitako, davon
wieder einen Repräsentanten aus Bay-         hineinzutragen“.                                   bin ich überzeugt, wird weiter steigen“,
ern im Vorstand begrüßen zu dürfen, auf                                                         erklärte Schroth zum Abschied.

Zeit für den Durchbruch
Vitako-Mitgliederversammlung diskutiert „Digital Ready“ und „Once Only“

›   Wieso geht es mit Digitalisierung
    und E-Government nicht recht vo-
ran, was sind die Hemmnisse? Diese
                                             die Dienste nicht komfortabel und ein-
                                             fach zu bedienen seien, wie man es von
                                             Online-Portalen aus der Wirtschaft kennt.
                                                                                                etwa die Auszahlung von Kindergeld ab
                                                                                                der Geburt, ohne dass Eltern es bean-
                                                                                                tragen müssten, sind hierzulande – im
Frage stand im Mittelpunkt der Vitako-       Vor allem Medienbrüche und nicht voll-             Gegensatz zu Österreich – nicht mög-
Mitgliederversammlung am 23. und             ständig digitalisierte Verfahren, bei dem          lich. Insofern ist Deutschland noch nicht
24. November 2017 in Leipzig.                am Ende beispielsweise die Gebühr se-              „digital ready“.
                                             parat und händisch zu entrichten ist, füh-              Lange Zeit galten Schriftformerfor-
Dass E-Government und Digitalisierung        ren dazu, dass sich die Bürger immer               dernisse als großer Hemmschuh im di-
hierzulande nicht recht vorankommen,         mehr zurückziehen.                                 gitalen Workflow. Sie abzuschaffen, kann
ist eine unbequeme, aber sich stän-               Für Vitako steht seit langem fest,            aber nur ein erster Schritt sein. Bürger
dig bestätigende Wahrheit. Der letz-         dass der Grund hierfür in veralteten               und Unternehmen wollen durchgehend
te „eGovernment-Monitor“ wies bei der        Rechtsvorschriften zu suchen ist, die              digitale Prozesse und sind bereit, ihr Ein-
Bürgernutzung von Online-Diensten der        noch nicht an die Bedingungen der di-              verständnis für die behördeninterne Wei-
Verwaltung sogar rückläufige Zahlen          gitalen Welt angepasst worden sind.                terleitung und -verarbeitung ihrer einmal
aus. Immer wieder wird moniert, dass         Vollautomatische Verwaltungsakte wie               eingegeben Daten zu erteilen. 35 Pro-

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Vitako intern dezember nr. 6 | 2017 - civitec
aus der Geschäftsstelle

                                                           die hierzulande eben noch       sehenen Ausnahmen – die Einwilligung
                                                           nicht an die digitalen Erfor-   der Betroffenen und eine generelle ge-
                                                           dernisse angepasst worden       setzliche Erlaubnis – stellte Hoffmann
                                                           sind. Die Vitako-Mitglieder     als zwei gangbare Auswege dar. Mit dem
                                                           wiesen darauf hin, dass         Vorbehalt, dass die Anforderungen an
                                                           die Register selber hervor-     eine Einwilligung durch die Bürger nun
                                                           ragend funktionieren. Aber      strenger geworden sind und ein Entbün-
                                                           sie sind eben nur so gut,       delungsgebot vorsehen, wonach keine
                                                           wie die Vorschriften zu ih-     Generalvollmacht für die Datenweiter-
                                                           rer Führung. Wenn man an-       verarbeitung erteilt werden kann. Einwil-
                                                           dere Daten benötigt als sie     ligungen müssen strikt fallbezogen erteilt
                                                           in den Registern vorhanden      werden und erscheinen in diesem Licht
Hannes Kühn (NKR) und Prof. Dr. Andreas Engel (KDN) disku- sind, ist das kein Problem      als wenig praxistauglich für das Once
tieren über Registermodernisierung.                        von zentralen oder dezen-       Only-Prinzip.
                                                           tralen Registern, sondern            Aussichtsreicher sei die Möglich-
zent stimmen dem sogenannten„Once der Rechtsgrundlagen.                                    keit einer gesetzlichen Erlaubnis zur
Only“-Prinzip zu, der einmaligen Daten-                                                    Datenweitergabe. Sie müsse allerdings
eingabe und -weiterleitung.                    Digital ready?                              sicherstellen, dass die Interessen des
                                               Mit dem Thema „Ist unser Recht digital      Gemeinwohls an Once Only die mögliche
verwaltungsmodernisierung                      ready? Und was müssen wir tun, um der       Gefährdung des Persönlichkeitsrechts
Im Zuge der Diskussionen um das Tempo Digitalisierung zum Durchbruch zu ver-               des Einzelnen überwiegen. Bundes- und
der Digitalisierung hatte sich im Oktober helfen“ befasste sich Christian Hoffmann         Landesgesetzgeber seien laut Christian
der Nationale Normenkontrollrat (NKR) (Kanzlei Dr. Hoffmann, Kiel) und verwies             Hoffmann aber durchaus in der Lage,
mit einem Gutachten zu Wort gemeldet, auf der Vitako-Mitgliederversammlung                 entsprechende Rechtsgrundlagen zu
das eine Modernisierung der Verwal- auf die Entlastung von Bürgern und Un-                 entwickeln, wobei hierfür eine „Daten-
tungsregister als notwendig erachtet. Der ternehmen und die dadurch erzielbaren            schutzfolgeabschätzung“ unerlässlich
stellvertretende Leiter des NKR-Sekreta- Effizienzgewinne für die Verwaltung,              sei: Bürgern muss ein Überblick sowohl
riats, Hannes Kühn, war auf Einladung wenn erst der Rechtsrahmen „digitali-                über die von ihnen gespeicherten Daten
zur Vitako-Mitgliederversammlung nach siert“ worden ist: Fünf Milliarden Euro              als auch über deren Verwendungszwe-
Leipzig gekommen, um das Gutachten Sparpotenzial sollen durch Once Only                    cke verschafft werden. Eine Rechtsum-
vorzustellen und an der Diskussion um für den EU-Binnenmarkt erreichbar sein.              stellung sei aber prinzipiell möglich.
die Registermodernisierung teilzuneh-              Allerdings konfligieren momentan
men. Nach Kühns Erläuterungen be- noch die Rechtsgrundlagen für Daten-                     Bürgercockpit geplant
standen die Vorarbeiten zum Register- verarbeitung, wie sie etwa das Onlinezu-             In der anschließenden Diskussion wur-
Gutachten im Normenscreening, dem gangsgesetz in Paragraph 8 beschreibt,                   de dieser vielversprechende Ansatz breit
Prozess der Überprüfung von Rechts- mit dem Zweckerhebungsgrundsatz, den                   diskutiert. Vitako-Vorstand Johann Bizer
vorschriften für ein Schriftformerfordernis Christian Hoffman als „Kernelement des         brachte die Idee eines „Bürger-Cockpit“
bei Verwaltungsdienstleistungen. Vitako verfassungsrechtlichen Datenschutzes“              auf, eine Art Showcase, das die Daten-
hatte mit der „Negativliste“ und der „Po- beschreibt. Demnach dürfen personen-             weitergabe etwa im Fall von Elterngeld
sitivliste“ an diesem Projekt mitgewirkt.      bezogene Daten nur zweckbezogen er-         unter Berücksichtigung der rechtlichen
      Unterdessen sei die Datenqualität in hoben und verarbeitet werden.                   Bedingungen transparent aufzeigt: ein-
den Fokus gerückt, und so hat der NKR                                                      mal unter den Bedingungen von Ein-
auf eine „zersplitterte Registerlandschaft“                                                zeleinwilligungen, das andere Mal im
aufmerksam gemacht und ein „Aufräu-                                                        Falle einer gesetzlichen Regelung.
men im Maschinenraum“ angeregt. Bes-                                                            Dieser praxisbezogene Vorschlag
sere Datenbestände und eine intelligente                                                   stieß auf große Zustimmung. Dieter
Vernetzung der Register von Bund, Län-                                                     Rehfeld (regio iT) sagte, man dürfe
dern und Kommunen führen in den Au-                                                        nicht nur „Konjunktivdiskussion“ führen.
gen des NKR zu größerem Nutzen auch                                                        Vitako und seine Mitglieder stünden vor
hinsichtlich des bereits erwähnten „Once                                                   allem auch für kommunale Umsetzung
Only“-Prinzips.                                                                            und müssten zeigen, wie es in der Praxis
      Dieser Einschätzung konnte Vitako                                                    funktioniert. Vitako will diese Diskussi-
bereits in einem eigenen Gutachten mit                                                     on aufgreifen und in Form einer Arbeits-
dem Titel „Durchbrüche für die digitale                                                    gruppe bündeln, die mit der Umsetzung
Verwaltung“ nicht ganz folgen. Und auch RA Dr. Christian Hoffmann erläutert seine Ide-     eines „Bürger-Cockpits“ beauftragt wird,
in der Diskussion auf der Mitgliederver- en zum Once Only-Prinzip. (Foto: D. Richter)      welches möglicherweise noch im Jahr
sammlung wurde deutlich, dass „Once                                                        2018 vorgestellt werden kann.
Only“ vor allem von den rechtlichen                Die von der neuen EU-Datenschutz-              Autor: Helmut Merschmann,
Rahmenbedingungen behindert wird, grundverordnung (DSGVO) nun vorge-                                                 Vitako

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Vitako intern dezember nr. 6 | 2017 - civitec
Neues aus den Facharbeitsgruppen

Strategie der kleinen Schritte
Facharbeitsgruppe E-Government sieht Paradigmenwechsel

›   Im Oktober traf sich die Fachar-
    beitsgruppe E-Government zu ei-
nem Arbeitstreffen in Berlin. Zentrale
                                           offene Fragen
                                           Zum Thema Servicekonten berichtete
                                           Frank-Rüdiger Srocke, dass die Inter-
                                                                                        nehmer aus Städten, Kreisen und der in
                                                                                        Zweckverbänden oder anderen Rechts-
                                                                                        formen zusammengeschlossenen IT-
Themen waren der aktuelle Stand des        operabilität von Postfächern sowie die       Dienstleistern haben sich hierzu aus-
Portalverbunds sowie der interopera-       Konzeption von Unternehmenskonten            führlich geäußert.
blen Servicekonten und ein Austausch       und auch die Umsetzung von eIDAS-                 Neben vielen interessanten Ein-
der Vitako-Mitgliedshäuser zum The-        Anforderungen noch angegangen wer-           zelthemen lässt sich feststellen, dass das
ma Digitalisierungsstrategien.             den müssten. Es gebe außerdem noch           Thema Digitalisierung nun endlich in der
                                           eine Reihe von offenen Fragen, für die       Politik angekommen ist. Hervorgehoben
Im Mittelpunkt des ersten Tages stand      Lösungen gefunden werden müssten.            wurde außerdem, dass vor allem kleine-
der Austausch mit dem Bundesministeri-     Dazu gehören die Grundregeln für ein-        re Kommunen erheblichen Beratungs-
um des Innern (BMI), welches mit einem     heitliche Unternehmenskonten sowie ein       bedarf haben und zunehmend merken,
Gaststatus regelmäßig an den Sitzungen     Rollen- und Rechtekonzept.                   dass sie es alleine kaum schaffen, sich
teilnimmt. BMI-Referent Frank-Rüdiger           Außerdem müsse der Umgang mit           den vielfältigen Anforderungen der Digi-
Srocke erläuterte den aktuellen Stand      Fachdaten noch geklärt werden, denn          talisierung zu stellen.
der Planungen zu den Themen Service-       die Servicekonten dienten allein der
konto und Portalverbund.                   Identifizierung. Auch für die Speicherung    interessante erkenntnis
     Derzeit wird das Bundesportal für     von Fachdaten bedürfe es noch eines          Die interessanteste Erkenntnis des Ta-
Verwaltungsleistungen des Bundes           Konzeptes, darüber hinaus seien weite-       ges bestand darin, dass die Aufstellung
aufgebaut und mit bestehenden Lan-         re Fragen zu klären wie der Single-Sign-     von Master- und Digitalisierungsplänen
desportalen verknüpft. Hierzu laufen       On, die Versendung von Bescheiden in         oder von Strategiepapieren von den Be-
entsprechende Abstimmungen im IT-Pla-      Postfächer sowie die Festlegung bun-         teiligten zunehmend als nicht mehr ziel-
nungsrat. Für die Verknüpfung soll ein     desweit einheitlicher Vertrauensniveaus.     führend eingeschätzt wird. Die Verab-
Gateway mit einem Diensteverzeichnis       In der anschließenden lebhaften Diskus-      schiedung solcher Papiere nimmt oftmals
sowie einer Suchen-Finden-Komponente       sion konnten die IT-Dienstleister einzelne   so viel Zeit in Anspruch, dass man dabei
zur Verfügung gestellt werden. Das Ver-    Themenkomplexe vertiefen und auf wei-        Gefahr läuft, einzelne Akteure wieder zu
zeichnis soll alle Leistungen von Bund,    tere offene Punkte hinweisen.                verlieren. Oder man wird von der dyna-
Ländern und Kommunen abbilden, die              Als weitere Themen standen am ers-      mischen Entwicklung einfach überholt.
über Leika-Schlüssel und regionale ID      ten Tag Erfahrungen mit dem Einsatz ei-      Stattdessen scheint sich ein schrittwei-
gefunden werden können.                    nes Chatbots in der Berliner Verwaltung      ses Vorgehen durchzusetzen, welches
     Die Suchen-Finden-Komponente          sowie der Austausch über Blockchain          es erlaubt, in kleineren Etappen zum Ziel
wird gemeinsam mit dem Bundesland          und das geplante europäische Single          zu gelangen.
Sachsen-Anhalt entwickelt und soll die     Digital Gateway auf der Agenda.
Beschreibungen von Leistungen enthal-      Der zweite Tag der Vitako-Fachar-               Autorin: Tina Siegfried, Vitako
ten. Diese sollen dezentral betrieben,     beitsgruppe E-Government war dem
aber zentral bereitgestellt und so über    Austausch der Mitglieder über Digita-
alle Ebenen hinweg durchsuchbar sein.      lisierungsstrategien gewidmet. 35 Teil-

EURITAS-Treffen in Zagreb
›   Am 27. und 28.11.2017 traf sich
    das EURITAS-Chief Executi-
ve Board (CEB) zu seiner Herbstta-
                                           wicklungen waren Vorhaben auf euro-
                                           päischer Ebene (Single Digital Gateway,
                                           Digital Agenda, TOOP) und die Vorbe-
                                                                                        und die Schweiz. Deutsche Mitglieder
                                                                                        sind das DVZ in Schwerin, das auch mit
                                                                                        Hubert Ludwig den Präsidenten von EU-
gung in Zagreb. Grund für die Einla-       reitung eines CIO-Gipfels in Brüssel im      RITAS stellt, sowie Dataport, ITDZ Ber-
dung nach Kroatien war der Beitritt        Herbst 2018 Themen der zweitägigen           lin und Vitako. Zur nächsten Sitzung im
von APIS IT, dem öffentlichen IT           Veranstaltung.                               Sommer lädt Statens IT aus Dänemark
Dienstleister von kroatischem Staat             Euritas ist der Verbund der europä-     nach Kopenhagen ein, um nach dem
und der Stadt Zagreb.                      ischen öffentlichen IT Dienstleister al-     Umzug in neue Räumlichkeiten die IT
                                           ler staatlichen Ebenen. Mitglieder sind      Strategie in Dänemark zu präsentieren.
Neben dem Erfahrungsaustausch über         IT-Dienstleister aus sieben europäischen
Entwicklungen in den Mitgliedsinstituti-   Ländern: Dänemark, Deutschland, Ita-                   Autor: Ralf Resch, Vitako
onen und einem Update zu neuen Ent-        lien, Kroatien, Niederlande, Österreich

               Intern Nr. 6 | 2017                                                                                              6
Vitako intern dezember nr. 6 | 2017 - civitec
neues aus den facharbeitsgruppen

Arbeitsaufträge verteilt
AG Servicekonten und Portalverbund traf sich zum ersten Mal

›   Die Vitako Geschäftsstelle rief im
    November die Mitglieder zur Mit-
wirkung an einer neuen Facharbeits-
                                            die gemeinsame Arbeit mitzuteilen. Da
                                            es bisher keine klaren Definitionen gab,
                                            sollte die Gruppe zunächst ein gemein-
                                                                                              Im Ergebnis des ersten Treffens wur-
                                                                                         den zwei Unterarbeitsgruppen gebildet,
                                                                                         die konkrete Arbeitsaufträge mitnahmen.
gruppe „Servicekonten und Portalver-        sames Verständnis von Begriffen wie          Eine technisch geprägte Unterarbeits-
bund“ auf. Die Arbeitsgruppe befasst        „interoperables Servicekonto“, „Portal-      gruppe wird die praktische Umsetzung
sich im Zusammenhang mit dem aus            verbund“ oder auch „Verwaltungsportal“       interoperabler Servicekonten prototy-
dem Online-Zugangsgesetz resultie-          erarbeiten.                                  pisch erarbeiten. Hierzu haben sich ver-
renden Portalverbund auch ausführ-                                                       schiedene Vitako-Mitglieder zur Mitarbeit
lich mit dem Thema interoperable            miteinander kommunizieren                    bereit erklärt. Eine weitere Unter-Arbeits-
Servicekonten.                              Demnach bedeutet beispielsweise Inter-       gruppe wird sich mit der Ausgestaltung
                                            operabilität, dass sich verschiedene Ser-    des Unternehmenskontos befassen. Ne-
Ziel der Zusammenarbeit ist es, bis zum     vicekonten – zu denen Bürger- und Un-        ben den Möglichkeiten der Authentifizie-
Frühjahr 2018 den Beweis zu erbringen,      ternehmenskonten zählen – gegenseitig        rung wird es darum gehen, ein erstes
dass die kommunalen IT-Dienstleister        vertrauen und über eine gemeinsame In-       Rechte- und Rollenkonzept zu entwer-
interoperable Servicekonten möglichst       stanz, den sogenannten Metadatenser-         fen, das für die meisten Anwendungen
schnell praktisch umsetzen und mit kon-     ver, miteinander kommunizieren. Weitere      tragfähig sein sollte. Die Arbeitsergeb-
kreten ersten Anwendungen betreiben         Erwartungen der Teilnehmer an die Ar-        nisse sollen Anfang 2018 präsentiert
können.                                     beit der Gruppe waren beispielsweise die     werden.
     Das erste Treffen fand am 20. No-      gemeinsame Entwicklung pragmatischer
vember 2017 mit einer Vielzahl von Be-      Lösungen und die Aufklärung darüber,                Autor: Daniel Grimm, Vitako
teiligten in Berlin statt. Während der      welche Lösungen bereits existieren und
Vorstellungsrunde waren die Teilneh-        breit nutzbar gemacht werden können.
mer aufgefordert, ihre Erwartungen an

Lehren aus dem Katastrophenfall
Facharbeitsgruppe IT-Sicherheit tagte in München

›  Die AKDB lud die Mitglieder der
   Facharbeitsgruppe IT- Sicherheit
und Datenschutz am 16. und 17. No-
                                            torische Teil des Straubinger Rathauses
                                            einem Brand zum Opfer und hatte auch
                                            verheerende Auswirkungen auf die IT
                                                                                         werden. Diese Themensammlung kann
                                                                                         dann beispielsweise in kleineren Work-
                                                                                         shops in den FAG-Sitzungen bearbeitet
vember 2017 nach München ein.               der ansässigen Kommunalverwaltung.           werden. Auf diese Weise sollen Hand-
                                            Sturm schilderte, welche Maßnahmen           lungsleitfäden entstehen, die den Mit-
Rudolf Schleyer, designierter Nachfolger    ergriffen wurden, um die IT in kürzester     gliedern Empfehlungen und Argumente
von Alexander Schroth als Vorstandsvor-     Zeit wieder funktionsfähig und damit die     für eine Verbesserung der Informations-
sitzender der AKDB und zugleich neues       Stadtverwaltung wieder arbeitsfähig zu       sicherheit und des Datenschutzes in den
Vorstandsmitglied bei Vitako, begrüßte      machen, und auch welche Lehren man           eigenen Häusern und bei kommunalen
die angereisten Teilnehmer und schilder-    aus dem Katastrophenfall ziehen konnte.      Kunden liefern.
te eingangs die möglichen Auswirkungen           Sodann stand die Weiterentwicklung           Als erste organisatorische Maßnah-
der EU-Datenschutzgrundverordnung           der Facharbeitsgruppe auf der internen       me wurde die Bestimmung eines Beira-
(EUDSGVO).                                  Agenda. Die Sicherheitsexperten wol-         tes aus maximal vier Personen beschlos-
     Neben der EUDSGVO als Schwer-          len zukünftig enger zusammenarbeiten,        sen, der die Arbeitsgruppenleitung bei
punktthema standen auch klassische          Konkurrenzdenken ablegen und dezidier-       der Themensammlung und Ausgestal-
Themen der Informationssicherheit im        te Probleme im Bereich der IT-Sicherheit     tung der Treffen unterstützen soll. Der
Fokus. So wurde der erste Tag durch         angehen, um gemeinsam Lösungen zu            Beirat und die Leitung der Facharbeits-
einen Vortrag von Albert Sturm, Stadt       erarbeiten und zu teilen. Hierfür soll auf   gruppe nebst Stellvertretung werden auf
Straubing, eingeleitet, der die Erfahrun-   konkrete Use-Cases, Vorfälle oder IT-        der kommenden Sitzung am 19. und 20.
gen aus einer tatsächlich im vergange-      Sicherheitsthemen fokussiert werden          April 2018 in Berlin gewählt.
nen Jahr erlebten Katastrophe teilte. Vor   und vor den Sitzungen mit Hilfe von Ab-
ziemlich genau einem Jahr fiel der his-     fragen ein Themenspeicher aufgebaut                 Autor: Daniel Grimm, Vitako

                Intern Nr. 6 | 2017                                                                                               7
Vitako intern dezember nr. 6 | 2017 - civitec
Meldungen

›                                             ›
    Algor ithmen                                  Datenpolitik
     Die Wissenschaftlichen Dienste des            Gegenwärtige technologische Ent-
     Deutschen Bundestages haben sich              wicklungen – vom Internet der Dinge
mit dem „Einsatz und Einfluss von Al-         über die Digitalisierung staatlicher Leis-
gorithmen auf das digitale Leben“ be-         tungen bis hin zur Künstlichen Intelligenz
schäftigt. Ein Beitrag liefert zunächst       – befeuern eine „Datafizierung“. Die
eine Definition: „Ein Algorithmus ist ein     Fähigkeit zur Erhebung, Verarbeitung,
eindeutig geregeltes Verfahren zur Lö-        Verbreitung und Analyse großer Daten-
sung einer Aufgabe und besteht aus ei-        mengen ist der Kern von immer mehr
ner Reihe von Anweisungen, deren ein-         Geschäftsmodellen und Lebensweisen.
zelne Schritte definiert sind.“ Sodann        Kurzum: Der Zugang zur Welt eröffnet
kommen einige Anwendungsgebiete zur           sich in immer stärkerem Maße über di-
Sprache wie etwa Suchmaschinen, Peo-          gitale Daten. Dieses Phänomen ist nicht
ple Analytics oder Predictive Policing. Bei   sehr neu, wenngleich sich das Ausmaß
letzterem handelt es sich um Software         zuletzt stark beschleunigt hat. Viel älter,
die Verhaltens- und Entscheidungspro-         namentlich einige Dekaden, ist dagegen
zesse analysiert und beispielsweise die       das vorherrschende Datensteuerungs-
Rückfallwahrscheinlichkeit von Straftä-       regime unserer Zeit: der Datenschutz.
tern berechnet.                                    Die Stiftung Neue Verantwortung hat
     Komplexe Algorithmen kommen in           sich in einem Papier mit dem Titel „Da-
fast allen Lebensbereichen zur Anwen-         tenpolitik jenseits von Datenschutz“ dem           Wenn keine Modelle gefunden wer-
dung. Beispielsweise im Hochfrequenz-         Thema gewidmet. Das Papier beschreibt         den, so die Autoren, die es ermöglichen,
handel, bei der Personalauswahl, bei          fünf zentrale Problemfelder:                  Daten zu gesellschaftlich akzeptieren
komplexen Modellierungen in der Klima-        ►► die erschwerte Differenzierung von         Zwecken zu nutzen, ohne dass Bürger
forschung, in automatisierten Staubsau-            personenbezogenen und nicht-per-         ihrer Grundrechte beraubt werden, dann
gern und Rasenmähern, persönlichen                 sonenbezogenen Daten;                    würden uns auch die damit verbunde-
Assistenten wie „Alexa“ oder „Siri“ und       ►► Verlust der Kontrolle seitens der          nen Chancen zur Förderung des Ge-
beim automatisierten und autonomen                 Verbraucher im Zuge der Einwilli-        meinwohls entgehen. Dem könnte die
Fahren.                                            gung;                                    Gesellschaft nur durch die datenpoliti-
     Der Beitrag problematisiert auch die     ►► Probleme mit anderen Daten-                sche Berücksichtigung zweier wesentli-
Voreingenommenheit von Code (Bias),                schutzprinzipien und rechtliche          cher Erkenntnisse vorbeugen:
digitale Diskriminierung und vorurteilbe-          Grauzonen;                                    Erstens müssten avancierte techni-
haftetes Programmieren.                       ►► eine unübersichtliche Akteursland-         sche Maßnahmen Teil einer jeden effek-
                                                   schaft und Datenhandel;                  tiven Datensteuerung sein – ob im öf-
    Link (PDF)                                ►► kollektive Effekte datenbasierter          fentlichen oder im privatwirtschaftlichen
                                                   Entscheidungen.                          Bereich. Zweitens müssten neue institu-
                                              Die zentrale These lautet: Der in der ge-     tionelle, bereichsspezifische und gesell-
                                              genwärtigen Datenpolitik weithin verfolg-     schaftliche Datenmanagement-Ansätze
                                              te zweigeteilte Ansatz - hier Personenbe-     entwickelt werden, wobei die rechtlichen
                                              zug, dann Datenschutzregime; dort kein        Rahmenbedingungen nur eine von meh-
                                              Personenbezug, dann Freifahrtschein -         reren dabei zu berücksichtigenden Fak-
                                              ist dafür verantwortlich, dass Grundrech-     toren sind.
                                              te im digitalen Raum heute de facto nicht
                                              effektiv geschützt würden.                    Link (PDF)

                                              Politikbrief erschienen
                                              ›    Erstmalig hat sich die Bundes-Ar-
                                                   beitsgemeinschaft der Kommuna-
                                              len IT-Dienstleister - Vitako - mit einem
                                                                                            709 Bundestagsabgeordneten mit dem
                                                                                            sechsseitigen Politikbrief beliefert wor-
                                                                                            den. Thematisch spannt das Medium
                                              Politikbrief an politische Entscheiden        einen Bogen vom Portalverbund über
                                              gewendet, um sie mit der Themenwelt           Informationssicherheit bis zur Register-
                                              und den Herausforderungen in der kom-         modernisierung. Der Politikbrief kann
                                              munalen Informationstechnik vertraut          hier heruntergeladen werden:
                                              zu machen. Unter anderem sind alle                 Link (PDF)

                 Intern Nr. 6 | 2017                                                                                               8
Vitako intern dezember nr. 6 | 2017 - civitec
aus der Branche

Flickenteppich Datenschutz
Dataport-Gutachten:Digitalisierung braucht einen einheitlichen Datenschutz

›   Die Bundesländer haben mit der
    Umsetzung der EU-Datenschutz-
grundverordnung (DSVGO) die sel-
                                               Flickenteppich an länderspezifischen
                                               Regelungen.

tene Gelegenheit, Vorschriften zu              groSSe Chance
vereinheitlichen und damit eine ent-           Ziel der europäischen Datenschutz-
scheidende Grundlage für die digi-             grundverordnung ist nun gerade ein ein-
tale Transformation der öffentlichen           heitlicher Rechtsrahmen. Für den Da-
Verwaltung zu schaffen. Das zeigt ein          tenschutz in der öffentlichen Verwaltung
von der Firma Dataport in Auftrag ge-          allerdings lässt die DSGVO den National-
gebenes Gutachten. Es macht auch               staaten und den Bundesländern einigen
deutlich, dass die Bundesländer ihre           Regelungsspielraum. So gibt die DSVGO
Landesdatenschutzgesetze vollstän-             zwar die rein materiellen Datenschutz-
dig überarbeiten müssen. Denn die              ziele bindend vor. Sie dürfen und sollen
EU-Datenschutzgrundverordnung                  auf Länderebene nicht infrage gestellt
hat nicht zum Ziel, nationales Recht           werden. Verfahrensregeln dagegen kön-
zu ersetzen. Sie sieht eine Reihe von          nen gestaltet werden – eine große Chan-
Öffnungsklauseln vor und räumt den             ce für die öffentlichen Verwaltungen. So
Mitgliedstaaten einen Umsetzungs-              könnte zum Beispiel übergreifend ein-
spielraum ein, enthält aber auch kla-          heitlich festgelegt werden, unter welchen
re Regelungsaufträge an nationale              Voraussetzungen verschiedene Fach-           Gemeinsame Ausgestaltung
Gesetzgeber.                                   verwaltungen Daten austauschen oder          Mithilfe einer solchen einheitlichen Re-
                                               gemeinsame Verfahren nutzen dürfen.          gelung könnte somit nicht nur die or-
Warum ist das so wichtig? So wie es            Eine Frage, die für den Großteil der Di-     ganisatorische Zusammenarbeit inner-
zurzeit aussieht, entstehen in den ver-        gitalisierungsprojekte in der öffentlichen   halb der Verwaltungen und im Interesse
schiedenen Bundesländern gänzlich              Verwaltung entscheidend ist.                 der Verwaltung erleichtert werden. Sie
unabhängig voneinander Landesge-                    Die zurzeit noch vorliegenden Re-       würden zudem die übergreifende Zu-
setzgebungen. Deren Diversität, so das         gelungen für die Übermittlung von per-       sammenarbeit im Interesse der Bürger
Gutachten, kann zu einem entschei-             sonenpersonenbezogenen Daten (Abruf)         ermöglichen. Denn Lebenssachverhal-
denden Handicap für die digitale Trans-        und die Verarbeitung personenbezoge-         te der Bürger beschränken sich immer
formation der Verwaltung werden. Ein           nen Daten aus einem Datenbestand             weniger auf „Zuständigkeitsräume“ von
Handicap, das im Zweifel nur noch durch        (gemeinsames Verfahren) sind überaus         Verwaltungen. So ist es zum Beispiel
zentrale, bundeseinheitliche Vorgaben          heterogen. Sie könnten jetzt ohne wei-       denkbar, dass ein Bürger seinen Wohn-
behoben werden kann. Dabei lassen              teres vereinheitlicht werden. Einen ent-     sitz in Bundesland A hat, während der
sich die notwendigen Grundlagen auch           sprechenden Formulierungsvorschlag           Schulort der Kinder aber in Bundesland
im föderalen System umsetzen. Dafür            hat Dataport auf Basis des Gutachtens        B liegt. Das effiziente Bearbeiten von An-
braucht es aber einheitliche Gesetzge-         entwickelt:                                  trägen des Bürgers aber darf nicht daran
bungen. Die sind, so das Gutachten,            ►► „Ein automatisiertes Verfahren, das       scheitern, dass für Verwaltung A andere
nicht nur ein Hebel für die Digitalisierung,        die Übermittlung personenbezoge-        datenschutzrechtliche Verfahrensvoraus-
sondern auch für das Schaffen von Sy-               ner Daten durch Abruf (Abrufver-        setzungen gelten als für Verwaltung B.
nergien durch länderübergreifende Zu-               fahren) oder mehreren Verantwort-            Das vorliegende Gutachten be-
sammenarbeit. In Summe lässt sich also              lichen gemeinsam die Verarbeitung       schreibt die Notwendigkeit und die
sagen: Einheitlicher Datenschutz stärkt             personenbezogener Daten aus             Möglichkeiten für die gemeinsame Ge-
den Föderalismus.                                   einem Datenbestand (gemeinsa-           staltung der Landesdatenschutzgeset-
     Eine hohe Diversität bei den Lan-              mes Verfahren) ermöglicht, darf         ze. Es enthält zudem eine Reihe von
desgesetzgebungen dagegen würde zu                  eingerichtet werden, soweit dies        Vorgehensvorschlägen.
Dissynergien und damit zu Ineffizienz               unter Berücksichtigung der schutz-
führen. Im Effekt führt das zu höheren              würdigen Interessen der betroffe-       Zum Gutachten: Link (PDF)
Kosten sowie einer langsameren und                  nen Person und der Aufgaben der
damit nicht am Interesse des Bürgers                beteiligten Stellen angemessen
und der Wirtschaft ausgerichteten Ver-              ist. Die beteiligten Stellen treffen       Autorin: Britta Heinrich, Data-
waltung. Eine effiziente und hochdigita-            als gemeinsam Verantwortliche                                        port
lisierte Verwaltung benötigt also einen             eine Vereinbarung gem. Artikel
einheitlichen Datenschutz und keinen                26 Absatz 1 der Verordnung (EU)
                                                    2016/679.“

                 Intern Nr. 6 | 2017                                                                                                9
Vitako intern dezember nr. 6 | 2017 - civitec
aus der branche

Akten für die Ewigkeit
Mit „DiPS.kommunal“ betreibt der LWL ein elektronisches Langzeitarchiv

›   Kein Tusch – nur ein leises „Ping“
    ist zu hören, als LWL-Archivarin
Nicola Bruns die Taste drückt. Und
                                             vereinbarungen
                                             mit dem KDN zur
                                             Nutzung von DiPS.
ganz unspektakulär und leise wech-           kommunal für ihre
seln Mitte September die ersten elek-        Mitgliedskommu-
tronischen Daten in DiPS.kommu-              nen geschlossen.
nal, der neuen technischen Lösung            Servicegeber und
für das elektronische Langzeitarchiv         Betriebsstätten
des LWL.                                     sind die Stadt Köln
                                             für die Kommu-
Die Freude beim anwesenden Projekt-          nen im Landesteil
team, bestehend aus Beschäftigten des        Rheinland und der
LWL-Archivamts und der LWL.IT Service        LWL für die Kom-
Abteilung, ist groß. Denn der Tasten-        munen in West-
druck ist der Startschuss für ein Archiv-    falen-Lippe. Der Dr. Georg Lunemann, Erster Landesrat und Kämmerer des LWL (v.r),
Produkt, das schon von vielen Kommu-         KDN ist Mitglied in Dr. Marcus Stumpf, Leiter des LWL-Archivamtes, und Wieland Schäfer,
nen in NRW erwartet wird.                    der Einkaufsgenos- Leiter der LWL.IT Service Abteilung freuen sich über den neuen Service.
                                                                    (Foto: LWL)
     Zunächst war das elektronische          senschaft der kom-
Langzeitarchiv eine Projektlösung nur        munalen IT-Dienstleister ProVitako. Die derungen bei Software und Hardware
für den LWL. Jetzt wurde es durch das        Mitglieder der Einkaufsgenossenschaft dauerhaft verständlich und benutzbar
mandantenfähige Produkt DiPS.kommu-          stellen sich untereinander über einen bleibt“, erklärt Marcus Stumpf.
nal abgelöst, mit dem nun für mehrere        inhousefähigen Leistungsaustausch die             „Dabei fließen die Daten nicht alle
Kommunalarchive zentral ein digitales        jeweiligen IT-Lösungen zur Verfügung. in einen großen Topf, sondern werden
Archivmagazin betrieben werden kann.         Auf diesem Weg kann der KDN als Mit- nach den beteiligten Kommunen getrennt
„DiPS“ steht dabei für Digital Preserva-     glied der ProVitako den hier organisier- abgelegt und sind auch nur für sie zu-
tion Solution, also frei übersetzt: Lösung   ten IT-Dienstleistern für ihre Kommunen gänglich“, erklärt Wieland Schäfer, Leiter
zur digitalen Bestandserhaltung.             auch außerhalb von NRW den Betrieb der LWL.IT Service Abteilung. Das Gan-
     „Solange Verwaltungen ausschließ-       von DiPS.kommunal anbieten.                  ze speichern die LWL-Experten gespie-
lich mit Papier gearbeitet haben, wuss-                                                   gelt in zwei fünf Kilometer voneinander
ten die Kommunalarchive, wie sie mit         Archivierung im Verbund                      entfernten Rechenzentren, um auch im
den archivwürdigen Unterlagen umge-          Als erste kommunale Archive werden Katastrophenfall keinen Datenverlust zu
hen mussten, damit sie dauerhaft erhal-      die Städte Bochum, Hamm und Müns- riskieren.
ten blieben“, sagt Marcus Stumpf, Lei-       ter ihre Daten mit DiPS.kommunal beim             „Dieses Verfahren ist sehr aufwän-
ter des LWL-Archivamtes. Doch immer          LWL speichern. Weitere Städte und Krei- dig und entsprechend teuer. Kleinere
mehr Akten gibt es nur noch in elektro-      se stehen schon in den Startlöchern.         Kommunen können es sich nicht leis-
nischer Form. Und was ist mit Digitalfo-          „Damit können wir Daten wie bei- ten, eigene Lösungen aufzubauen. Sie
tos, Datenbanken, elektronischen Karten      spielsweise die Geburten-, Heirats-, Part- sind aber gesetzlich verpflichtet, elekt-
und Plänen oder den Daten aus Rats-          nerschafts- und Sterberegister aus den ronisch erfasste Daten zu archivieren“,
informationssystemen? Wie kann man           Standesämtern oder die Gewerbean- sagt Lunemann. „Deshalb bieten wir ih-
all die Daten lesbar halten, wo doch die     und -abmeldungen aus den Ordnungs- nen die Langzeitarchivierung im Verbund
notwendigen Programme und Geräte             ämtern, die dort nur noch elektronisch an. Weil wir die Vorarbeit geleistet haben
schnell veralten? Dafür hat der LWL ge-      geführt werden, bewahren“, so Georg und sich dann viele die Kosten für die
meinsam mit der Stadt Köln im Rahmen         Lunemann, Erster Landesrat und Käm- Infrastruktur, das Fachpersonal und die
des „Digitalen Archiv NRW“ (danrw.de)        merer des LWL. „Wir halten diese alten Wartung teilen, wird es bezahlbar.“
eine Lösung entwickelt, die allen Kom-       Daten lesbar, damit Bürger darauf zu-             Für die kommunalen Archive ist die
munen in NRW offen steht.                    rückgreifen können, wenn sie zum Bei- Arbeit ganz einfach: Über das Internet
                                             spiel Renten- oder Erbschaftsansprüche können sie ihr Archivgut hochladen. Per
EInkauf über provitako                       belegen müssen oder sich über die Wirt- Knopfdruck können sie auch noch in 20
Der Service DIPS.kommunal wird den           schaftsentwicklung ihrer Stadt informie- oder 50 Jahren auf die Daten zugreifen.
nordrhein-westfälischen Kommunen             ren wollen.“
über den KDN, den Dachverband der                 Dabei ist es bei weitem nicht damit          AUtoren: Juliane Brink (LWL.IT
kommunalen IT-Dienstleister in NRW,          getan, die Daten einfach zu speichern:          Service), Peter Worm (LWL-Archi-
angeboten. Mehrere IT-Dienstleister in       „DiPS.kommunal sorgt dafür, dass das                                               vamt)
NRW haben bereits Rahmenleistungs-           elektronische Archivgut trotz der Verän-

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aus der branche

Die neue Einfachheit
ekom21: Bürgerbüro Offenbach arbeitet (fast) papierlos

›   Bis zu 20 Prozent weniger Zeitauf-
    wand! So viel Zeit spart das Bür-
gerbüro Offenbach seit August bei
                                              kann die Größe der
                                              Dokumente übri-
                                              gens einfach nach
der Vorgangsbearbeitung im Pass-              seinen Bedürfnis-
und Meldewesen. Sachbearbeiter                sen anpassen.
und Bürger freuen sich, zugleich sin-              Doch der ei-
ken die Kosten. Wie ist das möglich?          gentliche Clou:
Der Schlüssel ist die neu eingeführte         Erklärungen oder
emeld21-eAkte.                                Meldescheine las-
                                              sen sich direkt auf
Besonders ist das Bürgerbüro der Stadt        dem Tablet rechts-
Offenbach schon seit seiner Gründung im       gültig unterschrei-
Jahre 2000. Das liegt einerseits an seiner    ben. Anschließend
Struktur, denn das als Amt organisierte       archiviert das Ver-
Bürgerbüro bündelt Pass- und Melde-           fahren die Unterla-
wesen, Führerschein- und Zulassungs-          gen. Der gesamte
behörde in einer Einheit. Andererseits ist    Vorgang wird auto-
man hier besonders innovationsfreudig.        matisch gebündelt
„Wir nutzen Verwaltungsinnovationen           und im digitalen Ar- Einem Tablet zum Verwechseln ähnlich: Der Bürgermonitor im Einsatz
und setzen neueste Technologien ein,          chiv des Bürgerbü- (Foto: Stadt Offenbach am Main)
um den Bürgerservice kontinuierlich zu        ros abgelegt. Phy-
verbessern“, sagt Martina Fuchs, Amts-        sisch befinden sich die Daten dann im emeld21-eAkte in abgeschotteter Be-
leiterin des Bürgerbüros. So auch mit der     BSI-zertifizierten Rechenzentrum der triebsumgebung. Als der Test bestanden
Einführung der emeld21-eAkte.                 ekom21, das wiederum über verschlüs- war, folgte eine Mitarbeiterschulung mit
      Wer umzieht, einen neuen Pass be-       selte Standleitungen mit dem Bürger- allen Beratern im Bürgerbüro. „Andert-
antragt oder aus der Kirche austreten         büro verbunden ist. Kurzum, eine Um- halb Stunden reichten, dann konnte das
will, kennt das Vorgehen: Bevor Anträ-        meldung, einen Passantrag oder einen Team arbeiten. So reibungslos haben wir
ge bearbeitet werden können, sind Infor-      Kirchenaustritt kann man in Offenbach noch nie eine neue Lösung eingeführt“,
mationen zu lesen, Angaben zu bestäti-        komplett papierlos erledigen. Manchmal sagt Martina Fuchs.
gen und Erklärungen zu unterschreiben.        aber wünschen Bürger trotzdem einen
Früher wurden diese Unterlagen ausge-         Ausdruck. Diesen erhält man auf Wunsch Neue Einfachheit
druckt und dem Bürger ausgehändigt –          – und somit arbeitet das Bürgerbüro auch Die Kundenberater sind von der emeld21-
bisweilen mehrere Seiten Papier. Nach         nur fast papierlos.                         eAkte begeistert. In den ersten Tagen sei
Sichtung unterschrieb der Antragsteller.                                                  man zwar noch irritiert gewesen. „Es ging
Jetzt musste der unterschriebene Antrag       reibungslose Einführung                     alles so einfach und schnell“, stutzten die
aber wieder ins Pass- oder Meldearchiv        „Kein Ausdrucken, kein Scannen, fast Kundenberater anfangs einige Mal. Bis
zurück. Also scannte der Kundenberater        kein Papier“, freut sich Martina Fuchs zu 20 Prozent Zeitersparnis hat Marti-
die zuvor ausgedruckten Unterlagen wie-       und unterstreicht die Materialersparnis, na Fuchs ermittelt. Die neue Einfachheit
der ein und legte sie digital ab. Insgesamt   denn alle Ausdrucke für Staatsangehö- bei der Vorgangsbearbeitung erhöht zu-
ein aufwändiger Weg.                          rigkeitserklärungen, Meldescheine und dem den Arbeitskomfort, denn alle ar-
                                              so weiter entfallen ersatzlos. Durch das chivierten Bestandteile der E-Akte sind
e-Akte und Bürgermonitor                      Signatur-Tablet spart ein Bürgerbüro in aus emeld21 einsehbar. „Einige Arbeits-
Mit der emeld21-eAkte ist alles anders        der Offenbacher Größenordnung etliche schritte fallen weg oder werden durch die
geworden, denn jetzt lassen sich Me-          10.000 Blatt im Jahr. Hinzu kommen – so neue Technik deutlich weniger zeitauf-
dienbrüche im Pass- und Meldewesen            die Amtsleiterin – auch reduzierte Kosten wendig“, so Martina Fuchs.
vermeiden. Die E-Akte ergänzt das ein-        für die Logistik, denn ein Meldeschein mit
gesetzte Einwohnermelde-Verfahren der         Unterschrift gehört natürlich nicht in den       Autor: Stefan Thomas, ekom21
ekom21, emeld21: Statt Unterlagen und         regulären Papiermüll. Die Entsorgung mit
Erklärungen auszudrucken, verfügen die        dem Reißwolf muss gewährleistet sein.
Kundenberater jetzt über einen Bürger-             Seit August ist die E-Akte im produk-
monitor. Das ist ein robustes Tablet, auf     tiven Einsatz. Vorausgegangen war eine
dem Bürger die Unterlagen angezeigt           rund fünfwöchige Implementierungszeit,
bekommen. Wer schwächere Augen hat,           dann testete das Einführungsteam die

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aus der branche

Enge Zusammenarbeit
Governikus Jahrestagung 2017 verzeichnet Besucherrekord

›    Rund 350 Teilnehmer besuchten
     am 7. und 8. November die dies-
jährige Governikus Jahrestagung im
                                             Unternehmen bei
                                             einmaligen Inves-
                                             titionen von ge-
Berliner dbb forum und konnten sich          schätzt 2,5 Milliar-
über aktuelle Themen rund um die Di-         den Euro jährlich
gitalisierung von Verwaltung und Jus-        wäre der Aufwand
tiz informieren.                             nach noch nicht
                                             einmal einem hal-
Bundes-CIO und Staatssekretär im             ben Jahr amorti-
Bundesinnenministerium Klaus Vitt ver-       siert. Da stellt sich
deutlichte in seiner Keynote, welche         in der Tat die Fra-
Herausforderungen in der Verwaltungs-        ge: was spricht da-
digitalisierung dringend gelöst werden       gegen? Prof. Dr.
müssen. Die Potenziale der Digitalisie-      Wilfried Bernhardt
rung seien in der föderalen Struktur nur     und Franz-Rein-
in enger und guter Zusammenarbeit von        hardt Habbel plä-
Bund, Ländern und Kommunen hervor-           dierten nicht nur In Open Space-Workshops beschäftigten sich die Teilnehmer mit Fragen
zubringen. Die Vernetzung von Verwal-        an diesem Punkt in rund um Umsetzung und Serviceorientierung.
tungssystemen sei dabei unumgänglich,        der regen Diskussi-
um künftig entsprechende Dienstleistun-      on dafür, „man solle
gen für Bürger und Unternehmen an-           einfach mal machen“. Auch Klaus Vitt kommt, beschäftigt derzeit viele Verwal-
bieten zu können. Die Umsetzung des          sieht die Modernisierung der Register- tungsmitarbeiter. In einem Workshop
Onlinezugangsgesetzes mit Hilfe einer        landschaft als wichtigen Punkt. Dabei wurden Fragen beantwortet und Möglich-
gemeinsamen Digitalisierungsplattform        gehe es nicht um die Register an sich, keiten zur Umsetzung auf Basis vorhan-
aller Verwaltungsebenen sei nur ein Bei-     sondern eben um die intelligente Vernet- dener Komponenten, beispielsweise aus
spiel, wie der Rückstand im internationa-    zung. Die technischen Voraussetzungen, den Anwendungen des IT-Planungsrates
len Vergleich von E-Government aufge-        diese Vernetzung vorzunehmen, sind Governikus und Governikus MultiMes-
holt werden könne.                           vorhanden, wie zum Beispiel die OSCI-/ senger, aufgezeigt. Auch Fragen rund um
     Während der beiden Kongresstage         XTA-Infrastrukturen.                     den Portalverbund sowie die Notwendig-
wurde in mehreren Podiumsdiskussio-                                                   keit zur Serviceorientierung standen bei
nen und Interviews deutlich, wie wich-       intelligente Vernetzung                  den Workshops im Mittelpunkt.
tig vor allem Konsolidierung, intelligente   Die IT-Konsolidierung des Bundes, das         Als Aussteller und Sponsoren waren
Vernetzung von Systemen, der Einsatz         E-Rechnungsprojekt des IT-Planungsra- die Governikus-Partner Administration
von Basisdiensten und Webservices ist.       tes, neue Herausforderungen rund um Intelligence, Bechtle, bol Systemhaus,
     „Nach der Wahl ist vor dem neuen        die eIDAS-Verordnung sowie im E-Jus- Ceyoniq, codia Software, Computacen-
Regierungsprogramm“, lautete der Titel       tice-Bereich, die EU-Datenschutzgrund- ter, Deutsche Post, Fabasoft, Form-
einer Podiumsrunde, die mit dem Bun-         verordnung waren weitere Themen, die Solutions, inoovo, Kodak alaris, Lava,
des-CIO Klaus Vitt, Franz-Reinhard Hab-      im Rahmen der Veranstaltung diskutiert Materna, Microsoft, NetApp, Optimal
bel (DStGB), dem ehemaligen Staatsse-        und besprochen wurden. Die Entwick- Systems, PDV-Systeme, Red Hat, rubi-
kretär und Sachsen-CIO Prof. Dr. Wilfried    lungen rund um elektronische Identitäten con, sitepark, Software AG und WMD
Bernhardt sowie Malte Spitz (Netzpoliti-     und Servicekonten spielten dabei eine Group auf der Governikus Jahresta-
ker B90/Die Grünen) relativ schnell auf      genauso wichtige Rolle wie Signaturen, gung vertreten. Die Partner präsentier-
das diesjährige Gutachten des Normen-        Siegel & Co. Parallel zu den Podiums- ten ihre Lösungen in Kombination mit
kontrollrates zu sprechen kam. Das Gut-      runden informierten Governikus-Partner Governikus-Komponenten.
achten mit dem Titel „Mehr Leistung für      über gemeinsame Best-Practice-Ansätze         „Wir freuen uns, dass es uns ge-
Bürger und Unternehmen: Verwaltung           und Lösungen sowohl in der Begleitaus- lungen ist, derart viele Teilnehmer und
digitalisieren. Register modernisieren.“     stellung als auch in Vorträgen.          Partner zusammenzubringen. Nur ge-
berge enorme Potenziale, wobei die Ver-           In Open Space-Workshops standen meinsam ist es möglich, die anstehenden
netzung der über 200 vorhandenen Re-         Governikus-Experten für die Themen- Herausforderungen zu bewältigen“, sag-
gister in Deutschland dringend angegan-      wünsche der Teilnehmer zur Verfügung. te Stephan Klein, Geschäftsführer der
gen werden müsse.                            Vor allem das Thema „besonderes Be- Governikus GmbH & Co. KG.
     Bei den im Gutachten genannten          hördenpostfach“, das gemäß aktueller
Einsparpotenzialen von jährlich 8 Milli-     Gesetzeslage im elektronischen Rechts-           Autorin: Petra Waldmüller-
arden Euro für Verwaltung, Bürger und        verkehr ab 1. Januar 2018 zum Tragen                        Schantz, Governikus

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