Monitor Magazin der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz

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Monitor Magazin der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz
Monitor
Magazin der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz

Juni 2018                           siemens.ch/monitor
Monitor Magazin der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz
In dieser
    Ausgabe

08                                   04 Auf                                                  15 Während
                                            dem Vierwaldstättersee ist das neue                           bei autonomen Bussen bereits
                                        Motorschiff MS Diamant unterwegs. Es ver-               vielversprechende Einsatzkonzepte bestehen,
                                           braucht dank einem kombinierten Antrieb                gibt es bei den selbstfahrenden Autos noch
                                           mit Diesel- und Elektromotoren einen Fünftel           zahlreiche offene Punkte. Laut Strassenverkehrs­
                                           weniger Treibstoff als eines mit reinem Diesel-        experten von Siemens Mobility stehen mehrere
                                           antrieb.                                               Aspekte im Vordergrund.

                                     06 Siemens feiert mit den Schweizerischen
                                        Südostbahnen eine Weltpremiere: Mit der
                                                                                             16 Im ostschweizerischen Wangs betreibt ein
                                                                                                junges Ärztepaar eine Tierklinik mit 24-Stunden-
                                           Mobilitätsplattform «abilio» und der Walk-In-          Notfalldienst. Ihr gewichtigstes Analysegerät:
                                           Funktion brauchen Reisende keine Bilette               ein Computertomograph von Siemens.
           Elektrofahrzeuge                mehr zu lösen – die App erledigt den Ticket-
                                           kauf zum günstigsten Preis.                       17   Am ersten Siemens Healthineers Summit

10
                                                                                                  diskutierten Fachleute aus Wissenschaft und
                                     07 InGossau
                                            der neu umgebauten Raiffeisen Bank in
                                                 SG sorgt eine durchdachte Zutrittslösung
                                                                                                  Praxis über die Zukunft der Gesundheits­
                                                                                                  branche. Im Fokus standen der Neubau von
                                           von Siemens für Sicherheit und Flexibilität.           Spitälern – und die Frage, wie Big Data die
                                                                                                  Medizin verändern wird.
                                     08 Mit vielen unterschiedlichen Ansätzen
                                        befindet sich die Elektromobilität auf der Über-
                                           holspur. Siemens bietet divisionsübergreifend
                                                                                             18 Eine Erkrankung an Epilepsie bringt
                                                                                                Veränderung ins Leben. CEO der Schweizerischen
                                           Antworten – von der Produktion bis hin zu              EPI-Stiftung, Marco Beng, sagt im Interview
                                           einer effizienten Lade-Infrastruktur für den           mit dem Monitor, warum jeder Mensch von
                                           Endkunden.                                             Epilepsie betroffen sein kann, wo die Forschung
                                                                                                  steht und was Spenden ermöglichen.
           Chocolat Frey             10 Die Chocolat Frey AG hat mit mehreren
                                        Partnern ein Kommissioniersystem entwickelt,
                                                                                             20 Der Trendforscher Sven Gábor Jánszky, Leiter

14                                         das individuelle Schokoladen-Mischungen
                                           zusammenstellt und den abstrakten Begriff
                                           von Industrie 4.0 erklärt. Dabei setzen sie auf
                                                                                                des renommierten 2b AHEAD Thinktanks,
                                                                                                  spricht über die Weltsicht der Generation Y,
                                                                                                  die mobilitätsrelevanten Präferenzen der Digital
                                           Siemens-Produkte und MindSphere.                       Natives und deren umwälzende Auswirkungen
                                                                                                  auf die Verkehrssysteme der Zukunft.
                                     11 Erst wenn Energie- und Gebäudemanage-
                                        mentsysteme reibungslos zusammenspielen,
                                           lässt sich das volle Potenzial der generierten
                                                                                             22 Der Schweizer Komponist Beat Furrer erhält
                                                                                                den Ernst von Siemens Musikpreis 2018,
                                           Daten ausschöpfen. Den ersten Schritt hat              der für einige als «Nobelpreis der Musik» gilt.
                                           die Ernst Schweizer AG mit der Erneuerung der          Expressiver Sprachklang charakterisiert das
                                           Energieverteilung und deren Anbindung an               Werk des Schweizer Komponisten.
           Autonomes Fahren Sion           das Gebäudemanagement gemacht.
                                                                                             23 Viele Menschen wünschen sich mehr Freiraum
                                     12   Zum 50. Jubiläum wurde die Filiale «Mobili
                                          Pfister» in Contone TI komplett umstrukturiert.
                                                                                                – auch beim Kochen. Siemens bringt nun
                                                                                                  zwei weitere Kochstellen mit integriertem
                                          Siemens hat mit drei Anlagen zur technischen            Dunstabzug auf den Markt.
                                          Neugestaltung des Gebäudes beigetragen.

                                     13 InForschung»
                                            der neuen Rubrik «Innovation und
                                                     zeigen wir, mit welchen innovativen
                                           Ideen und neuen Konzepten wir die Zukunft
                                           von morgen gestalten.

                                     14 Seit Anfang März 2018 bedienen die beiden
                                        selbstfahrenden Busse in Sitten eine erweiterte
                                           Strecke. Damit betreten Siemens Mobility und
                                           die beteiligten Innovationspartner des Mobility
                                           Lab weitgehend Neuland.

2   siemens.ch/monitor | Juni 2018
Monitor Magazin der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz
Optimistisch in
     die Zukunft
     Liebe Leserin, lieber Leser,
     Ende März konnten wir bereits auf die ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres
     zurückblicken. Sowohl beim Auftragseingang wie auch beim Umsatz liegen wir über Budget
     und beim Umsatz auch deutlich über den entsprechenden Werten des Vorjahres. Erfreulich
     ist ausserdem, dass wir weiterhin einen hohen Auftragsbestand verzeichnen können, der uns
     auch optimistisch in die Zukunft blicken lässt. Die Gründe sehe ich in erster Linie in der
     weiterhin guten Binnenkonjunktur und auch beim wiedererstarkten Euro, der insbesondere
     dem exportorientierten Teil unserer Kunden und Partner zugute kommt.
     Neben unserem ordentlichen Geschäft waren wir stark mit der Neuausrichtung unseres Unter-
     nehmens beschäftigt. Am 16. März brachte Siemens den Bereich Medizintechnik erfolgreich
     an die Börse. Das Unternehmen tritt am Markt mit dem Namen Siemens Healthineers auf.
     Als ersten Schritt im Prozess der Zusammenlegung der Verkehrstechnik-Aktivitäten von
     Siemens und Alstom haben wir per 1. Mai 2018 unsere diesbezüglichen Aktivitäten in eine
     eigeständige Gesellschaft überführt. Die Siemens Mobility AG beschäftigt in der Schweiz
     gut 800 Mitarbeitende und weist ein Geschäftsvolumen von über 300 Millionen Franken aus.
     Diese Neuausrichtung mit kleineren Einheiten erfolgt in der Absicht, in Zukunft noch agiler
     im Markt auftreten zu können.
     Vor diesem Hintergrund bin ich optimistisch, dass wir diesen Schwung ins zweite Halbjahr
     mitnehmen können und damit auch die uns gesteckten Ziele erreichen.
     Viel Spass bei der Lektüre!

       Ihr
       Siegfried Gerlach

		                                                                              siemens.ch/monitor | Juni 2018   3
Monitor Magazin der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz
Mit weniger Treibstoff
                                         über den See
                                         Auch die Schifffahrt macht sich auf in eine sauberere Zukunft: Das neue Motorschiff MS Diamant,
 1100 Fahr- oder 400 Bankettgäste        das auf dem Vierwaldstättersee unterwegs ist, verbraucht dank einem kombinierten Antrieb
  können vom MS Diamant aus das          mit Diesel- und Elektromotoren einen Fünftel weniger Treibstoff als eines mit reinem Diesel-
Panorama des Vierwaldstättersees
                                         antrieb. Die Lösung hat die Shiptec AG in Luzern gemeinsam mit Siemens-Spezialisten entwickelt.
geniessen. Hier mit dem Pilatus im
                     Hintergrund.

                                     Fabienne Schumacher                                      oder grosser Beschleunigung unterstützen die
                                                                                              Elektromotoren die relativ kleinen Antriebsdiesel-
                                     Vor über 180 Jahren nahm das erste Dampfschiff auf
                                                                                              motoren. «Im Vergleich zu einem reinen Dieselan-
                                     dem Vierwaldstättersee seinen Betrieb auf. Mittler-
                                                                                              trieb braucht das Schiff damit weniger Treibstoff
                                     weile ist die Dampfmaschine anderen Antriebs­
                                                                                              und stösst weniger CO2 aus», erklärt Einsiedler.
                                     lösungen gewichen, nur noch fünf Schiffe der Schiff-
                                                                                              «Die Schifffahrt hat den Ruf, dreckig zu sein. Zum
                                     fahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee (SGV) sind
                                                                                              Teil zu Recht.» Auch die Kosten sinken mit dem
                                     mit Dampf unterwegs. Die anderen 15 werden mehr-
                                                                                              effizienten Antrieb, denn der Treibstoff macht bei
                                     heitlich mit Diesel betrieben. Bereits 2006 über-
                                                                                              einem Schiff etwa einen Drittel der Betriebskosten
                                     legte sich die SGV, welche alternativen Antriebe in
                                                                                              aus. Dass die kleineren Komponenten weniger
                                     der Schweizer Binnenschifffahrt möglich sind.
                                                                                              wartungsintensiv sind, freut den Kunden zusätzlich.
                                     Die Ingenieure und Maschinenbauer verfolgten ver-
                                     schiedene Ansätze. «Unsere Überlegungen führten          Enge Zusammenarbeit mit Siemens
                                     uns relativ schnell zu einem dieselelektrischen          Umgesetzt hat Shiptec das neue Antriebssystem
                                     System», erzählt Martin Einsiedler, Leiter Schiffsent-   gemeinsam mit Siemens. Einsiedler begründet den
                                     wurf und Engineering bei der Shiptec AG, einer           Entscheid: «Siemens Marine Systems in Hamburg
                                     Tochtergesellschaft der SGV.                             hatte Erfahrung mit ähnlichen Systemen. Das Unter-
                                                                                              nehmen verfügt über ein sehr breites Produktport-
                                     So ist das neue Kurs- und Bankettschiff der SGV,
                                                                                              folio und die Siemens-Komponenten basieren auf
                                     das Motorschiff MS Diamant, mit einem parallel
                                                                                              bewährten Konzepten von Trolleybussen. Damit
                                     hybriden Antrieb unterwegs, bei dem Diesel- mit
                                                                                              haben sie bewiesen, dass sie sehr zuverlässig sind.»
                                     Elektro­motoren gekoppelt sind. Die Idee ist einfach:
                                     Im Normalbetrieb treiben zwei Dieselmotoren den          Auch Martin Wünsch, der das Projekt für Siemens
                                     MS Diamant an. Die daran gekoppelten Elektro­            betreut hat, ist voll des Lobes: «Wir haben unser
                                     motoren arbeiten als Generatoren und versorgen           ‹Siship EcoProp› genanntes Hybridsystem schon bei
                                     das Schiff mit elektrischer Energie oder laden die       anderen Schiffen umgesetzt, doch in Form und
                                     Batterien auf. Bei schwierigen Wetterbedingungen         Grösse ist jenes des MS Diamant einzigartig.» Beide

4   siemens.ch/monitor | Juni 2018
Monitor Magazin der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz
grad unnötig. Für den Notfall und für Grossanlässe
                                                        finde man auf dem MS Diamant dennoch Genera-               Eines der modernsten Binnen-
                                                        toren, sagt Einsiedler. «Gerät das Schiff zum Beispiel     schiffe Europas
                                                        in einen Föhnsturm und muss sehr harte Manöver             Am 4. Mai 2017 nahm eines der
                                                                                                                   modernsten Binnenschiffe Europas
                                                        fahren, können die Generatoren zusätzliche Leistung
                                                                                                                   seinen Betrieb auf dem Vierwald-
                                                        zur Verfügung stellen.»
                                                                                                                   stättersee auf: Das Motorschiff
                                                        Auf den ersten Blick mag es überraschen, dass nicht        MS Diamant. Das 63,5 Meter lange
                                                                                                                   und 13,5 Meter breite Schiff wiegt
                                                        der Antrieb die grössten Herausforderungen bringt.
                                                                                                                   etwa 400 Tonnen und ist für maxi-
                                                        Doch zahlreiche Systeme an Bord benötigen Strom.
                                                                                                                   mal 1100 Fahr- oder 400 Bankett-
                                                        In den Innenräumen des Schiffes sorgen Heizungs-,          gäste ausgelegt. Im Nautilus-Raum
                                                        Lüftungs- und Klimasysteme von Siemens Building            ermöglicht ein Fenster den Blick
                                                        Technologies für ein angenehmes Raumklima.                 unter Wasser. Auf der tief gelege-
                                                        Die Besatzung kann diese über zwei Panels bei der          nen Terrasse am Heck lässt sich
                                                        Kasse und im Oberdeck bedienen, auf die Steuerung          die Fahrt über den Vierwaldstätter-
                                                                                                                   see knapp über der Wasserober-
                                                        der Systeme können die Techniker auch aus der
                                                                                                                   fläche geniessen. Ein Fussbad
                                                        Ferne zugreifen. «Geheizt wird zwar mit Abwärme
                                                                                                                   mit frischem Seewasser bringt
                                                        der Motoren, gekühlt wenn immer möglich mit                den See auf das Schiff, die Kom-
                                                        Seewasser», erklärt Einsiedler. «Doch der Betrieb der      passlounge richtet sich immer
                                                        Anlagen und auch der Sensoren und Geräte für               nach der Himmelsrichtung aus.
                                                        die Navigation brauchen Strom.» Den grössten Bedarf        Das Schiffsinnere überzeugt mit
                                                        hat aber die Gastronomieküche, die für maximal             seiner Variabilität: Ein Bereich
                                                                                                                   des Oberdecksalons kann abge-
                                                        1100 Passagiere konzipiert ist.
                                                                                                                   senkt werden – bei Bedarf ent-
                                                        Erwartungen übertroffen                                    steht so ein grosser Salon mit
                                                        Der Antrieb überzeugt. Obwohl noch Optimierungen           Galerie, in den durch die grosse
                                                                                                                   Glaskuppel Sonnenlicht scheint.
                                                        möglich sind, ist das Fazit aus den ersten Betriebs-
                                                        monaten des MS Diamant durchwegs positiv. Das
                                                        mehrfach redundante System ist sehr zuverlässig
                                                        und sparsamer als erwartet. Shiptec sowie die ETH
                                                        Zürich und die Klassifikationsgesellschaft DNV GL,
                                                        bei denen Shiptec Zweitmeinungen eingeholt hatte,
                                                        errechneten im Vorfeld einen 13 bis 18 % tieferen
                                                        Verbrauch. Dass der MS Diamant diese Prognosen
                                                        übertrifft, lässt sich bereits nach der ersten Saison
Seiten betonen die gute Zusammenarbeit. «Wir haben      sagen. «Wir liegen im Bereich von 18 bis 25 %»,
viel voneinander gelernt – Shiptec über technische      freut sich Einsiedler. Auch Siemens hat nicht mit so
Möglichkeiten, Siemens zur Schiffsdynamik und den       guten Werten gerechnet. «Die Zahlen sind beein-
Betrieb eines Schiffes», sagt Einsiedler.               druckend», sagt Martin Wünsch. «Zusätzlich spart
                                                        die SGV 28 bis 36 % Wartungskosten.»
Vollintegriertes Energie- und Antriebssystem
Da die Bordenergieerzeugung ins Konzept integriert      Auch der Bund interessiert sich für die Betriebszahlen
ist, reden Einsiedler und sein Team nicht mehr          des MS Diamant und fördert ein Projekt, in dem der
nur von einem Antriebssystem, sondern von einem         Verbrauch des Schiffes gemessen und analysiert
«vollintegrierten Energie- und Antriebssystem».         wird. «Bis Ende 2019, messen wir Verbrauch, Bedarf
Das macht Sinn, so Einsiedler: «Es bringt nichts, nur   und Verteilung der Energie», erklärt Einsiedler.
den Antrieb zu optimieren. Man muss das ganze           Die aufgezeichneten Daten werden regelmässig aus-
System anschauen, mit allen Verbrauchern auf dem        gewertet. Sie beziehen sich vor allem auf den Kurs-
Schiff.» Da das Bordnetz seinen Strom aus dem           betrieb, denn der Verbrauch bei Veranstaltungen
Gesamtsystem bezieht, werden die üblichen Diesel-       auf dem Schiff lässt sich schlecht beziffern, da jeder
generatoren mit ihrem sehr schlechten Wirkungs-         Event völlig anders ist.

                                                                                                                 Das innovative Styling des
                                                                                                                 MS Diamant von judel / vrolijk & co
                                                                                                                 in Bremerhaven macht das Schiff
                                                                                                                 zu einem Erlebnis (Bild links).
                                                                                                                 Blick in den Maschinenraum des
                                                                                                                 MS Diamant: Da Elektromotoren
                                                                                                                 (silbrig) die Lastspitzen abdecken,
                                                                                                                 reichen kleine Dieselmotoren
                                                                                                                 (orange) für den Antrieb aus (Bild
                                                                                                                 rechts).

                  		                                                                                               siemens.ch/monitor | Juni 2018        5
Monitor Magazin der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz
Mobilität neu gedacht
Das neuste Highlight der Schweizerischen Südostbahn (SOB) ist seit Ende April in Betrieb.
Reisende können dank der sogenannten Walk-In-Funktion einfach in alle SOB-Züge ein­
steigen – sie brauchen kein Billet zu lösen und müssen sich auch keine Gedanken machen,
welches der beste Ticketpreis sein könnte. Die Mobilitätsplattform «abilio» und das dahinter-
liegende Siemens-System erledigen alles automatisch.

                                                                                                      Nahtlose Mobilität von Tür zu Tür
                                                                                                      Beim neuen Angebot macht auch der Touring-
                                                                                                      club der Schweiz (TCS) mit, der auf dersel-
                                                                                                      ben Siemens-Plattform seinen 1,5 Millionen
                                                                                                      Mitgliedern die Mobilitäts-App «Einfach mobil»
                                                                                                      zur Verfügung stellt. In Zusammenarbeit
                                                                                                      mit der SOB bietet damit erstmals eine nicht
                                                                                                      im öffentlichen Verkehr tätige Organisation
                                                                                                      die direkte Buchung von Zug-, Tram- und
                                                                                                      Busverbindungen in der ganzen Schweiz an.
                                                                                                      «Es ist ein erklärtes Ziel des TCS, alle möglichen
                                                                                                      Hürden bei der Nutzung der kombinierten
                                                                                                      Mobilität abzubauen, seien dies die Schnitt-
                                                                                                      stellen beim physischen Übergang von einem
                                                                                                      Verkehrsträger zum anderen oder Hürden
                                                                                                      bei der Bezahlung, sprich beim Ticketing»,
                                                                                                      so Bernhard Bieri, Direktor Club beim TCS.
                                                                                                      Die Nutzer haben umfassende Informationen
                                                                                                      für eine optimale Reiseplanung zur Verfügung
                                                                                                      und können zusätzlich zum ÖV-Billett bei-
                                                                                                      spielsweise Parkgebühren am Bahnhof bezah-
                                                                                                      len wie auch das Taxi am Zielort buchen – ein-
                                                                                                      fach und aus einer Hand zum günstigsten
                                                                                                      Preis.
                                                                                                      «Ein besonderes Augenmerk haben wir auf
                                                                                                      den Datenschutz gelegt», erklärt Martin Fehr
                                                                                                      weiter. Die Datenerhebung erfolgt bei Walk-In
                                                                                                      ausschliesslich zweckgebunden und daher
                                                                                                      nur in den Fahrzeugen des öffentlichen Ver-
Benno Estermann                                    Die Walk-In-Funktion von «abilio» steht weltweit   kehrs. «Unser System arbeitet zudem mit
                                                   noch nirgends sonst im kommerziellen Einsatz       sogenannten Beacons. Diese kleinen Bluetooth-
Die Walk-In-Funktion, die in der intermodalen      (Bild oben).                                       Sender übernehmen die exakte Positions­
Mobilitätsplattform abilio integriert ist, steht
                                                   Mit der intermodalen Mobilitätsplattform können    bestimmung im Zug und ermöglichen es, auf
weltweit noch nirgends sonst im kommer­
                                                   Nutzer zusätzlich zum ÖV-Billett auch Parkge-      das energiefressende und datenschutzrecht-
ziellen Einsatz. Die Mobilitäts-App erkennt, wo    bühren am Bahnhof bezahlen oder das Taxi am        lich heikle GPS-System zu verzichten.»
die Reise beginnt, wo sie endet und erstellt       Zielort buchen (Bild unten).
automatisch eine gültige Fahrberechtigung.                                                            Im ganzen Land verfügbar
Die SOB-Fahrgäste müssen einzig Walk-In auf                                                           Um den öffentlichen Verkehr in der gesamten
ihrem Smartphone aktivieren. Die Abrech-                                                              Schweiz nutzen zu können, bieten die Mobi-
nung erfolgt am folgenden Tag über die hin-                                                           litäts-Apps von SOB und TCS zusätzlich die
terlegten Zahlungsmittel zum besten Preis.                                                            Funktion Swipe-In. Bei dieser GPS-basierten
«Mit Walk-In bieten wir den Reisenden eine                                                            Lösung muss sich der Fahrgast, im Gegensatz
sehr bequeme, einfache und sichere Lösung                                                             zum Walk-In, beim Einsteigen in den Zug
an», sagt Thomas Küchler, CEO der SOB.                                                                oder Bus mit einem Wischen einchecken und
Diese Technologie lässt sich auch einfach bei                                                         erhält dadurch ein gültiges Billett für die
anderen Verkehrsmitteln anwenden und                                                                  gesamte Reise. Am Ende der ÖV-Reise checkt
eröffnet zukünftig weitere Möglichkeiten für                                                          der Kunde nach dem gleichen Prinzip wieder
eine nahtlose Reisekette. «Unsere Lösung                                                              aus. Die Funktionen Walk-In und Swipe-In
basiert auf einer umfas­senden Mobilitäts-                                                            können kombiniert verwendet werden.
plattform (Mobility as a Service)», erklärt        len dazu eine flexible und sichere Plattform       Die Bestpreisberechnung erfolgt für beide
Siemens-Fachmann Martin Fehr, Leiter Business      sowie alle dahinterliegenden IT-Systeme            Systeme gemeinsam.
Development, Digitalization & Innovation.          zur Verfügung – der direkte Kundenkontakt
«Damit können Betreiber und Behörden neu-          und der Umgang mit den generierten Daten
artige Mobilitätsangebote lancieren. Wir stel-     verbleiben beim ÖV-Anbieter.»

6   siemens.ch/monitor | Juni 2018
Monitor Magazin der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz
Durchdachte Zutrittslösung
                           für die Raiffeisenbank
                           Ein grosser, luftiger Raum, warmes Holz und viel Licht empfangen die Kundinnen und
                           Kunden in der neu umgebauten Raiffeisenbank in Gossau SG. Die Mitarbeitenden freuen
                           sich aber nicht nur über ihre schönen Arbeitsplätze, sondern auch über ein extra auf die
                           Bank zugeschnittenes Zutrittssystem von Siemens.

Marc Maurer                                                                                              Unter dem Motto «Licht an!» schufen die Archi-
                                                                                                         tekten ein neues Bank-Erlebnis: Ein grosser Holz-
Beim Personaleingang auf der Hinterseite des                                                             tisch mit Sitzbänken und Stühlen lädt zum Ver-
Gebäudes ist die Architektur schlicht, die Tech-                                                         weilen ein, elegant mit Holz gestaltete Wände
nik aber umso ausgefeilter. Mitarbeiterinnen                                                             und raffinierte Oblichter schaffen eine warme
und Mitarbeiter öffnen die Eingangstüre                                                                  Atmosphäre (Bild oben).
nicht mit einem Schlüssel, sondern mit einem
                                                                                                         Alle Türen der Raiffeisenbank Gossau sind ans Si-
kleinen Badge, der kaum grösser ist als ein                                                              Pass System von Siemens angeschlossen und
Zweifränkler. Das Lesegerät ist Teil des Zutritts-                                                       werden mit dem Badge geöffnet: Leuchtet die
systems SiPass Integrated von Siemens.                                                                   grüne Lampe, ist die Türe freigegeben und lässt
Ist im Badge die entsprechende Berechtigung                                                              sich öffnen (Bild links).
hinterlegt, kann der Mitarbeitende die Tür
öffnen.                                              Damit SiPass Presence immer aktuell ist,            Bettschen ist begeistert: «Über diese Online-
                                                     müssen alle Mitarbeitenden sich konsequent          Lösung sind wir extrem flexibel. Wir können
Jederzeit den Überblick
                                                     über das Badgelesegerät im Flur ausloggen.          für jeden Badge – also für jede Person – jede
Im Eingangsbereich sind auf einem Bildschirm
                                                     «Egal, ob sie einen Kunden besuchen oder            Türe und jeden Kasten einzeln freischalten.»
alle anwesenden Mitarbeitenden mit Name,
                                                     in die Ferien fahren», ergänzt Bettschen.           So haben zum Beispiel einzig die Bereichs-
Vorname und Telefonnummer aufgelistet.
                                                     Dank SiPass Presence muss zum Beispiel die          leiter exklusiven Zugang zu einem Kästchen,
Wird die Türe mit dem Badge geöffnet, er-
                                                     letzte Person, die das Gebäude verlässt und         in dem sie sensible Daten aufbewahren.
scheint der entsprechende Name sofort auf
                                                     die Alarmanlage schärft, nicht mehr kontrol-
der Liste. Dazu René Bettschen, Sicherheits-                                                             Auch zeitlich kann der Zutritt über das System
                                                     lieren, ob alle Büros leer sind. «Das erleichtert
beauftragter bei der Raiffeisen Gossau-­                                                                 geregelt werden. «Die Lehrlinge zum Bei-
                                                     uns die Arbeit sehr», so Bettschen.
Niederwil und von Seiten der Bank zuständig                                                              spiel sollen am Wochenende nicht arbeiten.
für SiPass Integrated: «Dank der Liste wissen        Ein Badge für alles                                 Also haben sie mit ihrem Badge samstags
wir immer, wer in der Bank ist.» Die Anwesen-        SiPass Integrated kommt im gesamten                 und sonntags keinen Zutritt», sagt Bettschen.
heitskontrolle mit dem Namen SiPass Presence         Gebäude zum Einsatz: Mit den Badges öffnen          Ganz kleine Startschwierigkeiten gab es:
entwickelte Siemens auf Wunsch der Raiff­            alle Türen, alle Kästchen und Schränke.             «Zweimal waren alle Daten eines Badges ver-
eisenbank Gossau-Niederwil. «Bei Bedarf kann         Dank einer Teamlösung kann Bettschen meh-           schwunden. Mit dem Techniker konnten wir
das System weitere personenbezogene In-              reren Badges gleichzeitig dieselben Zutritts-       das Problem aber innert Kürze beheben»,
formationen anzeigen, etwa E-Mail-Adressen»,         rechte zuweisen. Das System zeigt ihm auch          sagt Bettschen. «Mittlerweile funktioniert
erklärt Sarah Preiswerk, Product Manager             alle erfolglosen Zutrittsversuche, und er           alles perfekt!»
Access bei Siemens Schweiz.                          kann zusätzlich nötige Passwörter ändern.

                   		                                                                                                     siemens.ch/monitor | Juni 2018   7
Monitor Magazin der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz
E-Mobilität:
                                         Auf der Überholspur
                                         Energieeffizienz in der Automobilindustrie ist bereits seit Jahren
                                         ein vieldiskutiertes Thema. Es ist unumstritten, dass neue Modelle
                                         wie Elektro- oder Hybridmotoren gebraucht werden. Die Rahmen-
                                         bedingungen der E-Mobilität, wie die Verfügbarkeit von Lade-
                                         stationen und Netzleistungen, werfen dagegen noch Fragen auf.
                                         Siemens bietet divisionsübergreifend Antworten – von der
                                         Produktion bis hin zu einer effizienten Lade-Infrastruktur für
                                         den Endkunden.

                                     Deniz Gören                                            nicht. Um den Privatgebrauch von Elektroautos zu
                                                                                            steigern, plant der Bund verschiedene Massnahmen
                                     Rund ein Viertel des Gesamtenergieverbrauchs in der
                                                                                            im Rahmen der Energiestrategie 2050. So sind
                                     Schweiz stammt vom Verkehr, und dieser Anteil soll
                                                                                            beispielsweise bereits 24 Schnellladestationen auf
                                     in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Um diesem
                                                                                            Raststätten entlang von Nationalstrassen in Betrieb
                                     Trend entgegenzuwirken, wird intensiv nach Wegen
                                                                                            (Stand April 2018) und weitere Stationen an Rast-
                                     gesucht, erneuerbare Energien einzusetzen und den
                                                                                            plätzen sind geplant.
                                     Verbrauch zu reduzieren. Elektromobilität ist eine
                                     der vielsprechenden Alternativen. Besonders die        Elektromobilität geht aber über die nötigen Fahr-
                                     Schweiz eignet sich dafür: Schon ab 1500 Meter über    zeuge und Ladestationen hinaus. Laut Dr. Jürgen
                                     Meer können Verbrennungsmotoren nicht mehr             Baumann, Energie- und Digitalexperte bei Siemens,
                                     ihre volle Leistung erbringen. Elektroantriebe dage-   wird in der Schweiz der vollständige Wandel zur
                                     gen spüren die Veränderungen bei steigender Höhe       Elektromobilität den gesamten Stromverbrauch um

8   siemens.ch/monitor | Juni 2018
Monitor Magazin der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz
20 % steigern. «Die Gebäudetechnik wiederum birgt
grosses Einsparpotenzial. Durch Investitionen
in Kühlung, Lüftung und Beleuchtung könnte der
Energieverbrauch aber um 30 % reduziert werden»,
ergänzt er. Nebst der Schadstoffreduktion und
Energieeffizienz entstehen so Chancen, den Innova-
tions- und Wirtschaftsstandort Schweiz zu stärken.
Siemens trägt über unterschiedliche Divisionen hin-
weg dazu bei, diesen Fortschritt zu fördern.
Revolutionäre Ideen
Energieeffizientes Fahren beginnt nicht erst auf der
Strasse, sondern bereits in der Entwicklung und
Produktion von Autos. Inspirationsanstoss für das
Auto der Zukunft liefert zum Beispiel der Schweizer
Frank. M. Rinderknecht. Mit «Rinspeed» entwickelt
und setzt er seine unkonventionellen Ideen von
Mobilität um. Ziel ist es, mit seinen Concept-Cars ein
Umdenken in der Autoindustrie zu bewirken. Eines
seiner neuesten Modelle ist «Oasis», der rollende
Kleingarten für den Grossstadtdschungel. Der Zwei-
sitzer ist mit einem Elektromotor, einem Gärtchen
hinter der Windschutzscheibe und einer Car-Sharing-
Option ausgestattet. Die intelligente Verkehrssteue-     Der neueste Concept-Car «Oasis» von Rinspeed ist mit
rungslösung von Siemens blendet dem Fahrer               einem Kleingarten für den Grossstadtdschungel ausge-
ausserdem Meldungen zum aktuellen Verkehrsfluss          stattet.
ein und ermöglicht nicht nur mehr Reisekomfort
sondern minimiert auch die Emissionen.                   Autos zu verbessern. Das Team spart Zeit und Fehler
                                                         ein, das Auto wiederum wird dynamisch und energie-
Effizientes Planen
                                                         effizient.
Den neuen Herausforderungen der E-Mobilität stellen
sich auch Studenten: Im weltweit grössten Wettbe-        Die nötige Infrastruktur                                 Siemens an der
werb für angehende Ingenieure, der «Formula              Für einen Wandel hin zur E-Mobilität braucht es          Wave Trophy 2018
Student», treten Teams verschiedener Universitäten       neben neuen Fahrzeugen die entsprechende Lade-­          Am 8. Juni 2018 startet die achte
                                                                                                                  Ausgabe der grössten E-Mobility-
mit selbst konstruierten Autos gegeneinander an.         Infrastruktur. In der Regel reicht die Batteriekapazi-
                                                                                                                  Rally der Welt in Winterthur.
Dabei ist nicht bloss die Schnelligkeit der Autos ent-   tät bei kleineren Elektroautos für Pendler aus dem
                                                                                                                  Siemens Building Technologies (BT)
scheidend, sondern auch Faktoren wie die Finanz­         Umland der Schweizer Agglomerationen. Voraus-            ist anlässlich der Wave Switzerland
planung und Durchführung. Der Akademische Motor-         setzung dafür sind aber Ladestationen zu Hause           mit einer eigenen integrierten
sportverein Zürich (AMZ), gegründet von Studieren-       oder am Arbeitsplatz, um beispielsweise die Batterie     Energiestädtetour dabei. An allen
                                                         über Nacht oder während der Arbeit wieder                Etappenorten wird Siemens mit
                                                         aufzuladen.                                              dem elektrobetriebenen Volks-
                                                                                                                  wagen T2 «Bull-E» vor Ort sein und
                                                         Mitten in der Stadt werden ebenfalls immer mehr          die Zusammenhänge von Elektro-
                                                         Lademöglichkeiten nötig sein. Besonders in bereits       mobilität und Gebäudetechnik
                                                         verbauten Gebieten sind kreative Ideen gefragt.          aufzeigen. Weitere Informationen
                                                                                                                  unter siemens.ch/wave
                                                         Siemens kooperiert deshalb zum Beispiel mit dem
                                                         Berliner Jungunternehmen «Ubitricity». Das Start-Up
                                                         hat eine Technologie entwickelt, mit der innerhalb
                                                         einer halben Stunde gewöhnliche Strassenlaternen
                                                                                                                  Formel E kommt nach Zürich
                                                         zu Ladestationen für Elektroautos umgewandelt
                                                                                                                  Am 10. Juni 2018 rasen leise Elek-
                                                         werden können. Die bereits vorhandene Infrastruktur      troboliden mitten durch die Zür-
                                                         wird so optimal genutzt, und Autofahrer werden           cher Innenstadt. Hautnah erleben
Das AMZ-Team der ETH Zürich setzt für die Konstruktion
                                                         flexibler.                                               die Zuschauer innovative Technik
ihrer Elektro-Rennautos auf Siemens-Software.                                                                     und umweltfreundliches Renn-
                                                         Zwischen Gebäude und Auto                                spektakel. Die Formel E ist die welt-
                                                         Auch Siemens Building Technologies bereitet sich         weit renommierteste Meisterschaft
den der Eidgenössischen Technischen Hochschule           auf die neuen Anforderungen in der Gebäudetechnik        für Elektro-Rennautos. In dieser
Zürich (ETH), nimmt als Schweizer Team jährlich an       vor. Alte Gebäude müssen modernisiert und Neu-           vierten Saison sind 12 Rennen in
den Wettbewerben teil. Um die Studierenden opti-         bauten zeitgerecht für Ladestationen ausgerüstet         10 Städten angesetzt, unter ande-
mal auf die Zukunft vorzubereiten und Innovation         werden. «Um eine Integration von Stromnetz,              rem in Metropolen wie Hongkong,
                                                                                                                  Mexiko City, Rom, Paris und New
zu fördern, wurde 2010 eine eigene Klasse für            Gebäude, Ladestation und Elektro-Autos zu erreichen,
                                                                                                                  York. Nach jahrelanger Abwesen-
Elektroautos eingeführt. Seither entwickelt der AMZ      braucht es Kommunikationsstandards – eine gemein-        heit kehrt Zürich in den Kreis
ausschliesslich Elektro-Rennautos. Im Zeitraum von       same Sprache für diese noch getrennten Sphären»,         des internationalen Motorsports
2013 bis 2016 gewann das Team 8 von 16 Wettbe-           erklärt Jürgen Baumann. «Heute werden die theore-        zurück. Die Formel E setzt sich
werben. Für Entwurf, Überprüfung sowie technische        tischen Grundlagen gelegt und Standards für das          durch den Einsatz elektrisch ange-
Dokumentation verwenden die AMZ-Mitglieder die           Zusammenspiel der Sphären definiert. In drei bis         triebener Rennwagen und erneuer-
Produktlebenszyklusmanagement-Software (PLM)             fünf Jahren werden die entsprechenden Geräte so          barer Energien für saubere Luft
                                                                                                                  und den Klimaschutz ein.
von Siemens. Zum Beispiel führen sie so Strömungs-       weit sein. Und in zehn Jahren wird die Integration
simulationen durch, um die Aerodynamik des               schlussendlich Realität.»

                  		                                                                                              siemens.ch/monitor | Juni 2018          9
Monitor Magazin der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz
Schoggi nach eigenem Geschmack
                              Industrie 4.0 – der Begriff ist in aller Munde, doch wer kann sich etwas Konkretes darunter
                              vorstellen? Die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), der Industrieanlagenbauer
                              Autexis Holding AG und die Chocolat Frey AG haben gemeinsam ein kleines Kommissionier-
                              system entwickelt, das individuelle Schokoladen-Mischungen zusammenstellt und gleich-
                              zeitig den abstrakten Begriff der Industrie 4.0 anschaulich darstellt.

Miriam Schaller                                    Chocolat Frey AG hat mit Partnern gemeinsam ein       Innovationskiste für die Forschung
                                                   kleines Kommissioniersystem entwickelt, das indi-     Auch heiklere Themen lassen sich zeigen:
«Mit Industrie 4.0 soll die Massenproduktion,      viduelle Schokoladen-Mischungen zusammenstellt.
                                                                                                         Auf Basis der mit dem System gesammelten
wie wir sie zum Beispiel vom VW Käfer kennen,
                                                                                                         Daten lassen sich auch Vorlieben und Bestell-
individualisiert werden», sagt Markus Krack,
                                                   Per App gesteuert                                     gewohnheiten der Kunden analysieren.
Leiter des Technologietransfers FITT der FHNW.
                                                   Die Bestellung wird ins Produktionsprogramm           Wer mag was? Wann bestellt wer Schokolade?
Mithilfe eines kleinen Kommissioniersystems
                                                   des Kommissioniersystems aufgenommen,                 Ist das Verhalten der Kunden vom Wetter
setzte Krack seine Idee zur Veranschaulichung
                                                   ohne dass der Mensch eingreifen muss. Ein             abhängig? «Bestellt ein Kunde besonders viel
des Begriffs um. Automationspartner wurde
                                                   sechs-achsiger Roboter stellt die Mischung            Schokolade, könnte man ihm einen Prospekt
die Firma Autexis Holding AG mit Sitz in
                                                   zusammen und füllt sie in eine Kunststoffdose.        vom Fitnesscenter mitschicken», lacht Krack.
Villmergen. Wie die FHNW pflegt auch Autexis
                                                   Diese wird mit einem Label und den notwen-            Für Chocolat Frey ist das Kommissioniersystem
eine langjährige Partnerschaft mit Chocolat
                                                   digen Produktdeklaration versehen, ver-               eine Innovationskiste, an der man gewisse
Frey. So wählten die Projektpartner als Beispiel
                                                   schlossen und versendet. Die Partner setzten          Prozesse testen kann. Die Erkenntnisse können
für Industrie 4.0 einen Teil der Schokoladen-
                                                   vor allem auf Produkte und Lösungen von               später in den operativen Prozess einfliessen.
produktion. «Wir wollen mit dem Kommissio-
                                                   Siemens. «Wir nutzten MindSphere, das offene          Krack ist voll des Lobes für das Projekt:
niersystem ein Erlebnis bieten. Deshalb wähl-
                                                   Cloud Ecosystem von Siemens. Darin laufen             «Es ist natürlich im Sinn der Forschung, das
ten wir ein Produkt und ein Problem, das alle
                                                   unsere Autexis-Apps», sagt Philippe Ramseier,         System auszubauen und weitere Prozesse
kennen», erklärt Krack.
                                                   Geschäftsinhaber von Autexis. Die Hardware-           daran zu entwickeln. Und für uns als Fach-
Bestellung via Twitter                             Komponente MindConnect sammelt die                    hochschule ist es Pflicht, neue Möglichkeiten
Sie liegen oft am Empfang oder bei Messe-          Daten von Sensoren und Aktoren und über-              aufzuzeigen und zu demonstrieren, wo die
ständen aus: kleine, einzeln verpackte Schoko­     mittelt sie in die Cloud von MindSphere.              Reise hingehen kann.»
täfelchen, die sogenannten Naps. Wer kennt
das Problem nicht, dass immer die falschen
                                                                                                           Sindex 2018
in der Schale liegen und zu wenige von der
                                                                                                           Vom 28. bis 30. August 2018 findet in Bern die
Lieblingssorte in der Packung sind? Das neue                                                               grösste Schweizer Messe für industrielle Auto-
Kommissioniersystem löst diese Herausforde-                                                                matisierung Sindex statt. Unter dem Leitmotto
rung: Via Twitter kann der Kunde bei Chocolat                                                              «Digital Enterprise – creating value» zeigt
Frey jederzeit und von jedem Ort aus Schoko-                                                               Siemens (Halle 2.0, Stand F08), welchen Mehr-
lade bestellen. Krack beschreibt: «Ich kann                                                                wert Unternehmen durch die durchgängig
zum Beispiel drei Naps schwarze Schokolade                                                                 integrierten und digitalisierten Geschäftspro-
                                                                                                           zesse erhalten. Denn die Digital Enterprise
und einige mit Nuss bestellen und die
                                                                                                           Suite bietet ein breites Portfolio von Software-
Packung mit Vollmilch-Schokolade auffüllen                                                                 basierten Lösungen und Automatisierungs­
lassen.»                                                                                                   systemen für produzierende Unternehmen.
                                                   Via Twitter kann der Kunde bei Chocolat Frey jeder-     siemens.ch/sindex
                                                   zeit und von jedem Ort aus Schokolade bestellen.

10   siemens.ch/monitor | Juni 2018
Volles Potenzial im infrastrukturellen
Datenmanagement nutzen
Erst wenn Energie- und Gebäudemanagementsysteme reibungslos zusammenspielen, lässt
sich das volle Potenzial der generierten Daten ausschöpfen. Mit der Erneuerung der Energie-
verteilung und deren Anbindung an das Gebäudemanagement hat das Familienunterneh-
men Ernst Schweizer AG einen grossen Schritt Richtung Transparenz und Effizienz gemacht.
Das Unternehmen setzt auf eine Partnerschaft mit Siemens.
Fabienne Schumacher
Für viele Unternehmen ist es eine Heraus­
forderung, mit der immer komplexeren Digita-
lisierung Schritt zu halten. Betroffen sind
vermehrt auch mittelständische und kleine
Betriebe. Ein Familienunternehmen, das diese
Herausforderung angenommen hat, ist die
Ernst Schweizer AG mit Hauptsitz in Hedingen.
Es gehört zu den führenden Unternehmen
der Baubranche und engagiert sich seit über
30 Jahren mit einem breiten Sortiment von
Produkten für ökologisches Bauen. Dazu
gehören zum Beispiel Systeme zur Nutzung
von Sonnenenergie, Fenster, Briefkästen
und Paketboxen sowie Fassaden. «Am Standort
Hedingen sahen wir in mehreren Bereichen
Handlungsbedarf. Dazu gehören eine auto-
matisierte Produktion und eine Modernisie-
rung der Gebäudetechnik mit transparenten
Energieflüssen», erklärt Hans Ruedi Schweizer,
Vorsitzender der Unternehmensleitung in
der Ernst Schweizer AG. Mit Siemens Schweiz
fand das Unternehmen einen kompetenten
Partner für alle drei Bereiche. «Für uns war es
wichtig, dass wir eine Lösung haben, die aus
einer Hand kommt», so Hans Ruedi Schweizer.
                                                  Gregor Isler, Leiter Unterhalt technische Anlagen bei Ernst Schweizer, und Valter Mestre, Verkaufsingenieur
Energieflüsse zeigen Einsparpotenzial             Niederspannungssysteme bei Siemens Energy Systems vor der neuen Energieverteilung Sivacon S4.
Auch die elektrische Energieverteilung steht
durch die fortschreitende Digitalisierung und
                                                  management reibungslos zusammenspielt,                 übergeordnetes Leitsystem integriert werden.
Automatisierung vor neuen Herausforderun-
                                                  denn erst so lässt sich das volle Potenzial im         «Ziel ist es, dass wir über eine Plattform auf
gen. Nebst einer hohen Verfügbarkeit müssen
                                                  infrastrukturellen Datenmanagement aus-                sämtliche Standorte zugreifen können. Hier
die Systeme und Komponenten auch integ-
                                                  schöpfen. «Bei Ernst Schweizer haben wir die           wäre allenfalls das offene IoT-Betriebssystem
rationsfähig, kommunikativ und maximal
                                                  Energie­daten über das Standard-Bussystem              MindSphere eine attraktive Möglichkeit.
flexibel sein. Um die elektrische Energiever-
                                                  Modbus RTU direkt in die Gebäudeautomation             Das ist allerdings zurzeit noch Zukunftsmusik»,
sorgung am Standort Hedingen für weitere
                                                  Desigo PX eingebunden und mit der Energie-             lacht Gregor Isler.
20 Jahre sicherzustellen und die Energiever-
                                                  monitoringplattform Navigator verknüpft.
bräuche der Sicherungsabgänge separat zu
                                                  Damit stehen die Daten für Auswertungen und
erfassen, musste die 30-jährige Hauptvertei-
                                                  Gebäudemanagementaufgaben zur Verfü-
lung ersetzt werden. «Wir wollten intelligente
                                                  gung», erklärt André Lange, Projektleiter bei
Schnittstellen, die eine Anbindung an das
                                                  Siemens Building Technologies. Nebst den
bereits vorhandene Gebäudeleitsystem ermög-
                                                  bestehenden Messungen von Gas, Wärme,
lichen. Nur so kann das ganze Optimierungs-
                                                  Wasser und Strom werden jetzt auch die Ener­
potenzial einer durchgängigen Lösung genutzt
                                                  giedaten sämtlicher Sicherungsabgänge der
werden», sagt Gregor Isler, Leiter Unterhalt
                                                  neuen Hauptver­teilung separat erfasst und in
technische Anlagen bei Ernst Schweizer. Für die
                                                  den Siemens Navi­gator übertragen.
Ener­gie­ver­teilung setzte das Unternehmen
auf eine 8-feldrige Sivacon-S4-Anlage von         Das Areal in Hedingen weist in den unter-
Siemens. Gleichzeitig wurde der kommunika-        schiedlichen Bereichen bereits einen hohen
tionsfähige Kompaktleistungsschalter 3VA          Automatisierungsgrad auf. Langfristig könn-
integriert, damit das Energie- und Gebäude-       ten die anderen Standorte ebenfalls in ein

                  		                                                                                                      siemens.ch/monitor | Juni 2018   11
Hattrick bei Möbel Pfister im Tessin
Zum 50. Jubiläum ihres
Bestehens wurde die Filiale
«Mobili Pfister» in Contone TI
komplett umstrukturiert.
Dazu gehörte auch eine tief-
greifende Renovation der
technischen Anlagen wie Lüf-
tung, Heizung, Klimatisie-
rung und Sprinkler. Siemens
hat mit drei Anlagen zur
technischen Neugestaltung
des Gebäudes beigetragen.

Marc Maurer
Die Möbel Pfister AG ist die grösste Tochter-
gesellschaft von Pfister Arco Holding AG,
dem Marktführer der Möbelbranche mit rund
1200 Mitarbeitenden und 200 Lehrlingen.
Das Unternehmen wurde 1882 in Basel gegrün-
det und ist heute mit 20 Filialen in allen
Regionen der Schweiz vertreten. Die Umstruk-
turierungsarbeiten der Pfister-Filiale in Contone
betrafen in erster Linie die Sanierung des
Verkaufsgebäudes, dessen Originalstruktur
auf das Jahr 1967 zurückgeht, sowie den Bau
                                                                                                         Einbruchschutz
eines Logistik- und Verwaltungsgebäudes.
                                                                                                         Genauso wichtig in einem Geschäft dieser
Die gesamte Verkaufsfläche von ca. 7500 m2
                                                                                                         Grösse ist der Einbruchschutz. Zusammen mit
wurde neu organisiert. Der ganze Umbau
                                                                                                         dem Auftraggeber wurde dazu die Einbruch-
dauerte anderthalb Jahre und wurde im
                                                                                                         meldezentrale Guarto 3000 von Siemens
Herbst 2016 fertiggestellt. Heute ist das ge-
                                                                                                         ausgewählt, die bezüglich Leistung wie auch
samte Gebäude Minergie-zertifiziert.
                                                                                                         Gestaltungsvielfalt auf dem neuesten Stand
Brandsicherheit                                                                                          der Technik ist. Die Zentrale und die Steue-
In einer Filiale eines Möbelhauses, in der Holz,                                                         rung erfüllen die höchsten Sicherheitsstan-
Lacke und Klebstoffe, Vorhänge, Teppiche                                                                 dards und sind entsprechend zertifiziert.
und Matratzen, Bett- und Tischwäsche fester                                                              Über die Systemsteuerung können Routine-
Bestandteil sind, kommt der Brandmelde­anlage                                                            massnahmen aber auch ausserplanmässige
höchste Bedeutung zu. Zur grösstmöglichen                                                                Eingriffe problemlos und unmissverständlich
Risikobeschränkung empfahl der Verantwort-                                                               durchgeführt werden.
liche der Abteilung Fire Safety & Security
                                                                                                         Ein zufriedener Kunde
von Siemens im Tessin, Kemal Türkyilmaz, die
                                                                                                         Die drei Projektbereiche Brandsicherheit,
Installation der Brandmeldezentrale Sinteso.
                                                                                                         Sprachalarmierung und Einbruchschutz wur-
Die Anlage ist mit zuverlässigen Rauchmeldern
                                                                                                         den erfolgreich aufgewertet – ein Hattrick
ausgerüstet, die den Kunden und dem
                                                                                                         für Pfister und Siemens. Für Pietro Zala,
Personal auf diese Weise ein sicheres Umfeld
                                                                                                         Geschäftsführer von Pfister Contone, war die
garantiert.
                                                                                                         Kooperation mit Siemens optimal: «Die Zu-
Sprachalarmierung                                   Beim Umbau der Möbel Pfister Filiale in Contone TI   sammenarbeit war in jeder Hinsicht positiv:
Vielbesuchte Gebäude wie Einkaufszentren            wurden die Brandsicherheit, Sprachalarmierung        Qualität und Professionalität waren stets
                                                    und der Einbruchschutz durch Siemens aufgewertet.
stellen spezifische Evakuierungsanforderun-                                                              sehr gut, und wir sind zu 200 % zufrieden!»
gen: Die modernen Sprachalarmsysteme                                                                     Auf die Frage nach einer weiteren, künftigen
müssen einwandfrei funktionieren, unmiss-                                                                Zusammenarbeit antwortet Pietro Zala ohne
verständlich über die bestehenden Gefahren          bei Gefahr störungsfrei Notruffunktionen.            zu zögern: «Wir werden zweifelsohne wieder
informieren und klare Anweisungen erteilen,         Beruhigende Sprachansagen tragen zusätzlich          Siemens berücksichtigen und es auch nicht
die sofort verstanden und befolgt werden            zur Verhinderung von Panik bei. Die moder-           unterlassen, die Zusammenarbeit unseren
können. Das Sprachalarmierungssystem Novigo         nen Sprachalarmsysteme priorisieren vorpro-          Partnern und Kollegen weiterzuempfehlen.
von Siemens, im Normalfall zur Schaffung            grammierten Szenarien, die situationsgerecht         Diese wurde nämlich immer zeitnah und
einer Wohlfühlatmosphäre benutzt, übernimmt         und automatisch in Gang gesetzt werden.              effizient geleistet.»

12   siemens.ch/monitor | Juni 2018
Innovation & Forschung
                                     2017 meldete Siemens in Europa    2220 Erfindungen
                                     als Patent an – rund 19 % mehr als noch im Vorjahr.

                                     Bei Siemens in der Schweiz kamen    97          Erfindungsmeldungen zusammen.

                                                  Pro Monat werden

                                                  1000                   Cyber-Attacken
                                                  gegen Siemens verzeichnet. Deshalb sorgen

                                                  1275 Cyber-Security-                                         Charter
                                                  Mitarbeitende                                                of Trust
                                                  dafür, solche Cyberangriffe abzuwehren.
                                                  Gemeinsam mit acht Partnern hat Siemens
                                                  eine «Charter of Trust» für mehr Cyber-
                                                  sicherheit unterzeichnet.

                                                                                    Siemens erhält vom Bundesministerium für
                                                                                    Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI)

                                                                                   12 Millionen                          Euro,
                                                                                    um gemeinsam mit Ballard Power Systems
                                                                                    und der Rheinisch-Westfälischen
                                                                                    Technischen Hochschule Aachen (RWTH) einen
                                                                                    Brennstoffzellen-Antrieb für den Siemens-Zug
                                                                                    Mireo zu entwickeln.

Siemens hat den Universalumrichter «Tapas»
entwickelt. Dieser hat eine

10- bis 50-mal
höhere Dynamik und ist kompakter gebaut.
Damit eignet er sich besonders für die Robotik,
für drahtloses Laden, 3D-Druck oder LED- und
Lasertechnik.

             		                                                                                         siemens.ch/monitor | Juni 2018   13
Schlaue Elektrobusse in Sitten
                              In mehreren Schweizer Städten sind derzeit Versuche mit selbstfahrenden Bussen in Planung.
                              Während einige Projekte langsam anlaufen, ist der seit Juni 2016 erfolgreich laufende
                              Versuchsbetrieb der PostAuto AG in Sitten bereits ausgedehnt und verlängert worden.
                              Mit der erweiterten Strecke, die die beiden SmartShuttles seit Anfang März 2018 bedienen,
                              betreten Siemens Mobility und die beteiligten Innovationspartner des Mobility Lab weit-
                              gehend Neuland. Auch mit intelligenter Ampeltechnologie von Siemens.

Benno Estermann                                 Innovationen vorantreiben                         Der erfolgreich laufende Versuchsbetrieb mit selbst-
                                                Für einige der technischen Lösungen auf der       fahrenden Bussen wird bis Ende 2018 ausgedehnt.
                                                                                                  Die Strecke wird dabei länger und komplexer.
Seit dem Start vor bald zwei Jahren haben die   verlängerten Strecke sind Fachleute von
selbstfahrenden gelben Postautos viele Besu-    Siemens Schweiz verantwortlich. In erster Linie
cher und Experten aus der ganzen Welt nach      geht es darum, sicherzustellen, dass die          nische Hochschule Lausanne, die Fachhoch-
Sitten gelockt. Zudem hat die PostAuto AG       fahrerlosen Busse auch auf stärker frequentier-   schule Westschweiz (HES-SO Wallis), der
die autonomen Fahrzeuge an zahlreichen          ten Strassen und bei höheren Geschwindig-         Kanton Wallis, die Stadt Sion und die Post –
Vorführungen in der Schweiz und in mehreren     keiten sicher und effizient verkehren können.     wollen den erweiterten Test nutzen, um neue
europäischen Ländern präsentiert: Insge-        An den beiden Lichtsignalanlagen, an wel-         Erkenntnisse zum Thema zu gewinnen, und
samt sind bisher 65 000 Personen mit den        chen die Busse vorbeifahren, sind zwei soge-      zwar nicht nur bezüglich der technischen
SmartShuttles gefahren, 35 000 davon alleine    nannte Road Side Units (RSU) installiert.         Aspekte. So soll sich zum Beispiel auch die
in Sitten. Während der ersten Testphase         Mit Hilfe dieser RSU, die mit der Lichtsignal-    Kommunikation zwischen Bus und Fuss­
haben bis Ende 2017 die beiden Busse rund       anlage verbunden sind, wird eine drahtlose        gängern verbessern – ein wichtiges Kriterium
7500 Mal die 1,5 km lange Strecke in der        Kommunikation mit dem Bus hergestellt.            für eine künftige grossflächigere Nutzung.
Sittener Altstadt durchquert. Aufgrund der      Durch die zuverlässige und sichere Kommuni-
guten Erfahrungen haben die beteiligten         kation weiss der SmartShuttle zweifelsfrei,
Partner im Herbst 2017 entschieden, die Tests   wann die Ampel rot ist und wann er anhalten
mit den SmartShuttles bis mindestens Ende       muss. Auch kann die verbleibende Zeit der
2018 zu verlängern und komplexer zu ma-         Grün- und Rotphase (Prognose) übertragen
chen. Neu fahren die autonomen Busse bis        werden, um die optimale Durchfahrt an der
zum Bahnhof Sitten und bedienen eine rund       Ampel zu bestimmen.
drei Kilometer lange Strecke. Mit dieser Ver-
längerung erhöht sich die Komplexität des       Mithilfe dieser technischen Installationen sind
Verkehrs und damit auch die Anforderung an      die Busse in der Lage, die stark frequentierte
die Technologie. So müssen die Busse unter      Kreuzung autonom zu durchfahren. Für einen
anderem einen Verkehrskreisel meistern und      fahrerlosen Bus auf öffentlichen Strassen
an der Avenue de la Gare mit zwei Ampeln        stellt dies eine Weltpremiere dar. Die Partner
kommunizieren.                                  des Mobility Lab – die Eidgenössische Tech-

14   siemens.ch/monitor | Juni 2018
Wohin geht die Reise?
Während bei autonomen Bussen bereits vielversprechende Einsatzkonzepte bestehen,
gibt es bei den selbstfahrenden Autos noch zahlreiche offene Punkte. Es sind vor allem regu-
latorische und gesellschaftliche Fragen, die beantwortet werden müssen, bevor ein breiter
Einsatz selbstfahrender Personenwagen denkbar ist. Aus Sicht der Strassenverkehrsexperten
von Siemens Mobility stehen mehrere Aspekte im Vordergrund.

Benno Estermann                                     Die ordnende Hand                                 rechner Daten austauscht, reicht nicht mehr
                                                    Im Umfeld des autonomen Fahrens finden sich       aus. Die Zukunft verlangt eine direkte Kommu-
Wann werden Privatautos autonom fahren?             einige Verfechter der Schwarmintelligenz.         nikation mit den Fahrzeugen.
Nach Einschätzung der Fachleute von Siemens         Diese vertreten die Ansicht, dass die Fahrzeuge
                                                                                                      Vorantasten zum Erfolg
Mobility wird dies noch einige Jahre dauern.        ihr Vorwärtskommen selbstständig unterein-
                                                                                                      Eine grundlegende Frage ist, wie diese Infor-
Nicht aus technischen Gründen – denn fast           ander koordinieren und so das Verkehrsnetz
                                                                                                      mationen zukünftig übertragen werden.
alle benötigten Komponenten sind in den             optimal ausnutzen sollen. Siemens-Fach-
                                                                                                      Heute kommt eine Kombination aus einem
Premium-Fahrzeugen der führenden Hersteller         leute sind jedoch davon überzeugt, dass auch
                                                                                                      spezifischen WLAN-Netz und Mobilfunkkom-
ja bereits heute an Bord. Es ist gut vorstellbar,   in Zukunft eine übergeordnete Stelle das
                                                                                                      munikation zum Einsatz. Mit der Einführung
dass bereits in naher Zukunft auf Autobahnen        Verkehrsmanagement übernehmen muss.
                                                                                                      von 5G ist es denkbar, dass auch zeitkritische
separate Spuren für automatisiertes Fahren          Nur so ist sichergestellt, dass nicht plötzlich
                                                                                                      Informationen über Mobilfunk übertragen
eingeführt werden. Denn dort entfallen einige       Quartierstrassen überrollt werden. Das System
                                                                                                      werden. Sicher ist: Es müssen gemeinsame
Einflussfaktoren wie Tiere oder Fussgänger,         sorgt dafür, dass die Fahrzeuge effizient
                                                                                                      Schnittstellen und ein Standard festgelegt
die zu komplexen Situationen im Strassen-           vorwärtskommen, die Emissionen reduziert
                                                                                                      werden. Zunehmen wird auch die Bedeutung
verkehr führen und höhere Anforderungen an          werden und ein Höchstmass an Sicherheit
                                                                                                      des Themas IT-Security. Zukünftig ist klar zu
die Sensorik stellen.                               gegeben ist.
                                                                                                      definieren, welche Informationen welchen
                                                                                                      Sicherheitslevel erfüllen müssen und welche
Zahlreiche Herausforderungen müssen bei der         Hierzu braucht es eine Kommunikation zwi-
                                                                                                      Rückfallebenen bestehen, wenn ein unbe-
Infrastruktur und der Gesetzgebung gelöst           schen den Fahrzeugen und ihrer Umgebung.
                                                                                                      rechtigter Eingriff ins System erfolgt.
werden. Diese müssen mit den rasanten tech-         Die Autos kommunizieren miteinander und
nologischen Entwicklungen Schritt halten.           erhalten Informationen über Baustellen, Staus     Momentan gleicht die Entwicklung der auto-
Die zugehörigen Prozesse dauern aber durch          oder Wetterverhältnisse. Lichtsignalanlagen       nomen Mobilität einem individuellen Aus-
die nötigen Bewilligungsverfahren mehrere           teilen dem Fahrzeug mit, wann es losfahren        probieren mit vielen Partialinteressen. Der
Jahre, und so hinken die Behörden immer dem         kann, Geschwindigkeitssignalisierungen geben      Markt spielt: Es wird getestet und entwickelt,
Fortschritt hinterher. Dies führt zu einer evo-     das Tempo vor, und bei Stau verhindern dyna-      um dem Ziel des autonomen Fahrens näher-
lutionären und nicht zu einer revolutionären        mische Wechselwegweiser eine Verkehrsüber-        zukommen. Auch Siemens sammelt in ver-
Entwicklung.                                        lastung. Die Infrastruktur wird sich anpassen     schiedenen Projekten gezielt Erfahrungen,
                                                    müssen: Herkömmliche verkehrsabhängige            um zusammen mit den beteiligten Partnern
                                                    Lichtsignaltechnik, die nur mit einem Verkehrs-   Lösungen für die Zukunft zu finden.

                   		                                                                                                siemens.ch/monitor | Juni 2018   15
Durchblick mit Weitblick –
Innovation in der Tiermedizin
Bildgebende Verfahren gewinnen in der Tiermedizin an Bedeutung. Im ostschweizerischen
Wangs betreibt ein junges Ärztepaar eine Tierklinik mit 24-Stunden-Notfalldienst.
Ihr gewichtigstes Analysegerät: ein Computertomograph.

Philippe Sablonier

Eine zuverlässige Diagnostik kann Leben retten
und Leiden lindern – auch bei Tieren. Die
Tierklinik Burkhardt & Partner in Wangs bei
Sargans setzt auf Innovation. Die jungen
Veterinärmediziner Dr. Wanda Burkhardt und
Dr. Stefan Weissenbacher haben sich einen
Computertomographen (CT) angeschafft.
Sie untersuchen damit Hunde, Katzen, Hühner
und andere Kleintiere. Sie setzen ihn ein,
wo Ultraschall, normales Röntgen und andere
Verfahren an ihre Grenzen stossen.
Aufarbeitung diverser Krankheitsbilder
Beim verwendeten Gerät handelt es sich
um einen humanmedizinischen CT-Scanner
mit angepassten Einstellungen, damit er
auch für veterinärmedizinische Diagnostik,
insbesondere für Kleintiere, einsetzbar ist.
Weissenbacher möchte den Nutzen der vom
Computer errechneten Röntgenbilder nicht
missen: «Das Verfahren ermöglicht uns eine
vollständige und wissenschaftlich fundierte         Partner Weissenbacher übernahm sie vor          Mit dem Computertomographen werden in der
Aufarbeitung diverser Krankheitsbilder». Eine       einem halben Jahr die Führung der seit 1982     Tierklinik Burkhardt & Partner Hunde, Katzen,
                                                                                                    Hühner und andere Kleintiere untersucht.
bildliche Darstellung von Veränderungen ist         bestehenden elter­lichen Klinik, in der auch
je nach Einsatz ab dreihundert Franken mach-        weiterhin ihre Mutter Dr. Beatrice Burkhardt
bar. Hinzu kommen Narkose und Kontrast­             und die bisherigen Teammitglieder mitar-
                                                                                                    Das Paar, das sich während des Medizinstu-
mittel.                                             beiten.
                                                                                                    diums kennengelernt hatte, machte sein Flair
Was entgegnet das Ärztepaar jenen Kritikern,        Tiere können nicht mitteilen,                   für Tiere zum Beruf. Burkhardt: «Die Veteri-
die eine CT-Untersuchung für Haustiere als          was ihnen fehlt                                 närmedizin ist sehr spannend, können doch
übertrieben erachten? Burkhardt erklärt:            Um die Grundversorgung der Tiere kümmern        Tiere nicht mitteilen, was ihnen fehlt.»
«Heutzutage ist ein Tier nicht mehr einfach         sich beide. Burkhardt verfügt über die in der   Mit dem CT können sie viele Ursachen besser
nur ein Tier. Es ist ein Familienmitglied, teil-    Schweiz seltenen Internistendiplome des         bestimmen. So ortet das Team Tumore, unter-
weise fast schon Ersatz für eine Person.»           europäischen und amerikanischen College für     sucht Bandscheiben, arbeitet Lungenleiden
Weissenbacher ergänzt: «Tiere sind für ihre         Innere Medizin für Hund und Katze (American     auf, forscht nach Problemherden in den
Halterinnen und Halter extrem wichtig.»             and European College of Veterinary Internal     Harnwegen oder fahndet in Brustkorb, Bauch
                                                    Medicine). Somit betreut sie die komplexen      und Därmen nach wandernden Fremd­
Zuverlässigere Diagnosen dank 3D
                                                    medizinischen Fälle. Weissenbacher ist Allge-   körpern – zum Beispiel wenn ein Hund einen
Ausschlaggebend für die Anschaffung eines
                                                    meinpraktiker und verantwortlich für die        Zahnstocher gefressen hat und daran zu-
Computertomographen war für Burkhardt
                                                    Chirurgie.                                      grunde gehen würde.
ihr Berufseinstieg in den Klinikalltag. Die junge
Veterinärmedizinerin war während zehn                                                               Die junge Generation brachte neue Medizin-
Jahren am Tierspital der Universität Zürich                                                         technik ins Haus. Doch an der Kultur der
tätig, die letzten vier Jahre als Oberärztin                                                        familiären Betriebsatmosphäre hat sich nichts
in der Klinik für Innere Medizin der Kleintiere.                                                    geändert: Im Zentrum steht das Wohlergehen
Als erfahrene Internistin wollte Burkhardt zur                                                      ihrer Patientinnen und Patienten.
vollständigen Aufarbeitung internistischer
                                                                                                    www.dogandcatdoc.ch
Fragestellungen für Kleintiere auf ein bild-
gebendes Verfahren zugreifen, das die inne-
ren Bereiche des Körpers dreidimensional                                                            Dr. Stefan Weissenbacher und Dr. Wanda Burkhardt
darstellen und so zuverlässigere Diagnosen                                                          kümmern sich in ihrer Kleintierpraxis in Wangs
ermöglichen kann. Gemeinsam mit ihrem                                                               um das Wohl ihrer Patientinnen und Patienten.

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