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36 Kultur & Technik 1/2019 Von der Kunst, Berge zu bewegen Elektronik- und Kunststoffabfälle wachsen rasant. Recycelt werden beide bis heute nur unzureichend. Die Politik versucht, das Problem mit neuen Vorgaben zu lösen. Forscher arbeiten an innovativen Verfahren bis hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft. Von Christian Rauch Immer rascher werden »alte« A lte Smartphones sind eine wahre Goldgrube. In einer elektronische Geräte gegen Teil. Und so türmen sich alte Elektrogeräte auf Deponi- Abbildungen: Your_Photo_Today/Tetra Images; Kai Loeffelbein/laif neue ausgetauscht. Übrig Tonne Handymüll stecken ein paar Hundert Gramm en in Entwicklungsländern, wo sie Luft und Wasser ver- bleiben gigantische Schrott- Gold, einige Kilogramm Silber und noch mehr Kupfer. berge. schmutzen und die Gesundheit von Menschen und müll- Aber auch Stoffe wie Indium oder Metalle der sogenann- sammelnden Kindern gefährden. Hersteller setzen für die ten Seltenen Erden. Eine Tonne, das sind etwa 6000 Stück Geräte noch immer deutlich mehr frische Rohstoffe ein als – doch allein 2017 wurden gut 1,4 Milliarden neue Smart- wiederverwertete. Und Rohstoffe gehen dem Wirtschafts- phones weltweit verkauft. Ein Haushaltsgerät wie ein Kühl- kreislauf schlicht verloren, wenn sie am Ende deponiert schrank oder eine Waschmaschine enthalten ebenfalls ein oder verbrannt statt recycelt werden. Dabei schreibt die wenig Elektronik, Kupfer sowie viel Aluminium. Nimmt WEEE-Richtlinie (Waste Electrical and Electronic Equip- man alle weggeworfenen großen und kleinen Elektrogeräte ment) in EU-Ländern seit langem vor, dass Hersteller für zusammen, stecken darin schätzungsweise 55 Milliarden jedes ihrer Geräte eine ordentliche Entsorgung gewährleis- Euro an Rohstoffwert! Diesen Wert könnte man nun durch ten müssen. In Deutschland heißt das zugehörige Gesetz Recycling wiedergewinnen. Aber es geschieht nur zu einem ElektroG. Wird Elektroschrott mit dem Kennzeichen des
Was übrig bleibt 37 Leiterplatten von PC‘s oder »durchgestrichenen Mülleimers« ordnungsgemäß an einer Mobiltelefonen bergen zahl- Kunden Elektrogeräte in Zukunft nur mehr leihen sollten. reiche wertvolle Metalle. Sammelstelle abgegeben, sorgen anschließend spezialisier- Der Hersteller würde Eigentümer bleiben und müsste so te, von den Herstellern beauftragte Unternehmen für das alte oder fehlerhafte Geräte automatisch zurücknehmen. Sortieren, Zerkleinern und Recyceln. Der Teil an Elektroschrott der in den folgenden Pro- zessschritten, der Zerkleinerung, Sortierung und dem Re- Defizite beim Elektroschrott cycling ankommt, wird allerdings auch nicht immer ideal Doch bei jedem dieser Schritte gibt es Defizite. Die Sam- wiederverwertet. So leitet ein sogenannter Erstbehandler melquote liegt in Deutschland bei nur 40 Prozent – 65 Pro- zwar gefährliche Substanzen wie die Flüssigkeiten in ei- zent sollten 2019 eigentlich schon erreicht werden. Doch nem Kühlschrank ordnungsgemäß ab. Das Haushaltsgerät viele Altgeräte bleiben noch immer beim Konsumenten wird dann geschreddert, danach kann Stahl und Alumini- jahrelang in der Schublade, auf dem Dachboden oder um entnommen werden. Die Elektronik aber wird meist im Keller liegen. Oder sie landen im Restmüll und wer- nicht extra ausgebaut. Bei PCs, Notebooks und anderen den schließlich verbrannt. Nicht selten holen sich findige Kleingeräten ist der Elektronikanteil proportional deut- Schrottsammler Elektrogeräte aus dem Sperrmüll oder aus lich wertvoller. Wenn möglich werden daher Akkus und illegalen Sammelaktionen und schlachten sie ungezielt aus. Leiterplatten entnommen. Ansonsten wird alles in kleine Ein erheblicher Teil landet auch in Entwicklungsländern, Stückchen zerkleinert. Das passiert vor allem, wenn der vor allem in Afrika und Asien. Manches geschieht über il- Schrott von den Sammelstellen sehr vermischt und unsor- legale Kanäle, anderes wird aus guter Absicht zur Wieder- tiert ankommt. Handys und Smartphones werden, sofern verwendung verschifft, ist aber teilweise so alt oder unbe- sie nicht zu sehr vermischt eintreffen, nach Entnahme der liebt, dass es auf Deponien landet. In anderen Ländern ist Akkus direkt zum finalen Recycling weitergeleitet. die Sammelquote teilweise noch schlechter – international liegt sie bei nur 20 Prozent. Und das obwohl mehr als 60 Wertvolle Metalle werden aus Elektronik- Länder mittlerweile eine Elektroschrott-Richtlinie erlassen schrottresten gewonnen haben. Doch an der praktischen Umsetzung hapert es dort Und so landet nach Abtrennung von Kunststoff, Eisen und meist noch deutlich stärker als in europäischen Ländern. Aluminium aus dem geschredderten Gemisch ein Stoff- »Es ist paradox, dass wir den Elektroschrott als wert- strom aus Leiterplatten, Kupfer-/Elektronikfraktionen und vollsten Müll am weitesten wegbringen«, sagt Rüdiger ganzen Handys schließlich bei einer Handvoll großer spe- Kühr, Direktor des Programms für nachhaltige Kreisläufe zialisierter Unternehmen weltweit, die es in Hochöfen ein- an der Universität der Vereinten Nationen. »Papier, Rest- schmelzen – man nennt sie Kupfer- und Edelmetallhütten müll und Plastik werfen wir dagegen vor der Haustür in oder moderner »integrated smelter«. Im Hochofen trennen Abbildungen: Your_Photo_Today/Tetra Images; Kai Loeffelbein/laif eine Tonne.« Doch der Experte gibt zu, dass dieses Prob- sich verschiedene Metalle. Das schwerere Kupfer sinkt auf lem nicht so leicht zu lösen ist. »Elektromülltonnen wür- den Boden und nimmt die Edelmetalle mit. Andere Be- den in vielen Städten schlicht ausgeräubert.« So mussten standteile bleiben als Schlacke oben. Aus dem Kupferge- in den letzten Jahren schon Menschen aus großen Elekt- misch wird wiederum reines Kupfer gewonnen. Der Edel- roschrottcontainern befreit werden, die bei der Suche nach metallrest wird durch weiteres Schmelzen und komplizierte werthaltigen Geräten stecken geblieben waren. Sammel- chemische Verfahren in reine Edelmetalle wie Gold, Silber versuche gab es an Tankstellen, mit Boxen im Einzelhan- und Palladium aufgedröselt – das wertvollste Ergebnis. del, Sammeltagen oder Sammelolympiaden in Schulen. Aus der Schlacke schließlich können noch Blei und Nickel Doch entweder ist die versuchte Lösung teuer oder schlicht gewonnen werden. Das belgische Unternehmen Umicore, unbeliebt. Das gilt auch für das seit Jahren vorgeschlagene eine der wichtigsten »integrated smelter« gewinnt auch Handypfand. Eine effektive Lösung wurde bisher tatsäch- noch Antimon, Zinn, Wismut und Indium zurück. In einer lich nicht gefunden. Und so schlägt Rüdiger Kühr vor, dass solch modernen Hütte können insgesamt bis zu 17 Metalle
38 Kultur & Technik 1/2019 Alte Blechdosen werden in Deutschland zur Wiederver- wertung gesammelt. Beim Einschmelzen wird allerdings fast ebenso viel Kohlendioxid frei wie bei der Verbrennung. metallen im »integrated smelter« weiterverarbeitet werden kann. Andere Forschungsarbeiten zielen auf hydrometal- lurgische Verfahren, also auf eine Herauslösung von Me- tallen durch wässrige Chemikalien. Generell ermöglicht es die Gesamtheit solcher neuer und verbesserter Verfahren so gut wie alle Rohstoffe aus Elektronikschrott zurückzu- gewinnen – aber eben im Labormaßstab. Eine wirtschaftli- che Umsetzung ist noch nicht absehbar. In einem anderen Projekt am IME namens MetalSens soll die gesamte Prozesskette vom Sortieren und Zerklei- nern bis zur Wiedergewinnung optimiert werden. Dabei geht es zum einen um eine automatisierte Erkennung und Sortierung, denn in der Elektroschrottbranche wer- den werthaltige Ressourcen noch aufwendig per Hand- klaubung aus Geräten ausgebaut – oder es wird auf den Aus alten Batterien stammen Ausbau aus Kostengründen verzichtet. Im Projekt entwi- Abbildungen: United Archives/Ralph Kerpa; ddp images; Ulrich Baumgarten; 017 Bloomberg Finance LP/Getty Images (2); shutterstock der Wiederverwertung zugeführt werden. Auf einem mo- die Bleibarren aus der Gieß- ckelte Sensoren sollen nun physikalische und chemische maschine der »Muldenhütten dernen Chip sind mittlerweile aber noch mehr Rohstoffe Eigenschaften der Komponenten erkennen, die aus dem Recycling und Umwelttechnik enthalten und so gehen einige auch verloren. Zum Beispiel GmbH« in Freiberg (Sachsen). Schredder kommen und diese sortieren. Ein weiteres Tantal oder Metalle der Seltenen Erden. Alles zurückzuge- Verwendet wird das Recyclat Ziel ist den Prozess staubärmer zu machen, denn vor al- winnen ist laut Umicore aber nicht auf ökonomische Weise vor allem für Batterien in der lem beim Schreddern gibt es ein hohes Aufkommen der möglich. Daher forscht man dort daran, die Prozesse ener- Chemie- und Elektroindustrie. feinen Staubfraktion. Mit diesem Staub gehen wertvolle Das anfallende Natriumsulfat giesparender zu machen und die Metallausbeute in beste- Rohstoffe verloren und außerdem erfordert der Staub bei geht in die Waschmittel- henden Verfahren quantitativ zu erhöhen. und Glasindustrie, die den Betrieben aufwendige Verfahren zur Entstaubung zur Auch an der Rheinisch-Westfälischen Technischen aufbereiteten Gehäusereste Reduzierung von Umweltbelastungen. Hochschule (RWTH) Aachen untersucht man Möglich- in die Kunststoffindustrie. MetalSens ist eines von 40 Förderprojekten der Förder- keiten, wie man die Verfahren der Metallrückgewinnung maßnahme »r4 – Innovative Technologien für Ressour- perfektionieren könnte. Zugleich sollen sie laut den For- ceneffizienz« des Bundesministeriums für Bildung und schern auch einfacher werden, damit sie bei mehr Unter- Forschung. Dort liegt das Augenmerk vor allem auf wirt- nehmen und damit dezentraler eingesetzt werden könnten schaftsstrategischen Rohstoffen – also auf Rohstoffen, die – womöglich auch in Entwicklungsländern. In einem Pro- unsere Wirtschaft braucht, die aber bisher hauptsächlich jekt wurde die Vorbehandlung des Elektronik-Kunststoff- durch Import eingeführt werden, auch aus Ländern, bei Gemisches getestet. »Durch starke Erhitzung unter Sauer- denen die Rohstoffversorgung und die Arbeitsbedingun- stoffabschluss, sogenannte Pyrolyse, wird der Kunststoff gen unsicher sind. Dazu gehören Platingruppenmetalle, gasförmig abgespalten«, erklärt Benedikt Flerus vom IME- Stahlveredler und Hochtechnologiemetalle. Zum Beispiel Institut für Metallurgische Prozesstechnik und Metallre- Tantal für Kondensatoren auf Mikrochips, Kobalt für Ak- cycling an der RWTH. »Besondere Metalle wie Indium kus oder die Metalle der Seltenen Erden, die wiederum nimmt das Gas mit sich, später können sie aus dem Ab- unter anderem für Magnete in Elektromotoren und Wind- gasstrom auskondensiert und wiedergewonnen werden.« kraftanlagen sowie Leuchtmittel benötigt werden. Neben Auch Schadstoffe wie Brom, das als Flammschutzmittel Projekten wie MetalSens, die solche Metalle besser aus enthalten war, entweichen. Übrig bleibt ein schadstofffrei- dem Recyclingprozess zurückgewinnen möchten, fördert er Feststoff, der zur Rückgewinnung von Kupfer und Edel- r4 auch Projekte, welche die früheren deutschen Erzlager-
Was übrig bleibt 39 Gold, Silber und Kupfer stätten unter die Lupe nehmen. Denn vielleicht könnten können neben zahlreichen chend ist, das heißt nur ein recht kleiner Teil der Altautos anderen Metallen aus Hochtechnologiemetalle auch hierzulande als Primärroh- geht in den deutschen Recyclingprozess. Denn viele aus- Elektronikschrott gewonnen stoffe gewonnen werden. werden. rangierte Pkws landen als Gebrauchtwagen irgendwo auf der Welt oder stehen auf Grundstücken still. Wie kommt man an Rohstoffe in Altautos? Viele solche Stoffe verstecken sich allerdings auch als Se- Auch der Plastikmüll kämpft mit Quoten kundärrohstoffe in alten Autos. Kraftfahrzeuge laufen Bei Kunststoffabfällen aus dem Verpackungsbereich ist die zwar nicht unter der Elektroschrott-Richtlinie sondern Verwertungsquote mit nahezu 100 Prozent eigentlich per- unter einer eigenen Altfahrzeug-Verordnung. Doch auch fekt. Keine Plastiktüten oder Schachteln, die in den gelben hier entscheidet der Erstbehandler ob er werthaltige Elek- Tonnen oder Säcken hierzulande geworfen werden, landen tronik oder kleine Elektromotoren vorher ausbaut oder mehr in einer Deponie. Doch wer genauer in den Prozess einfach mit der Karosserie schreddert. Und gerade die der Dualen Systeme blickt, wird sehen, dass die eigentliche kleinen Elektromotoren werden im Pkw immer mehr, sind Recyclingquote nur bei rund 40 Prozent liegt. Der restliche längst nicht mehr nur in Fensterhebern, Motorlüftung Kunststoff wird thermisch verwertet, also zur Energieer- und Scheibenwischer verbaut. Und sie enthalten zahlrei- zeugung verbrannt. Deutschland steht damit im internati- che Metalle und Seltene Erden. Am Clausthaler Umwelt- onalen Vergleich zwar gut da: In vielen europäischen Län- Abbildungen: United Archives/Ralph Kerpa; ddp images; Ulrich Baumgarten; 017 Bloomberg Finance LP/Getty Images (2); shutterstock technik Forschungszentrum CUTEC hat man daher mit dern ist die Recylingquote niedriger, in den USA beträgt dem Land Baden-Württemberg erforscht, wie man eine sie nur rund zehn Prozent und China, das mal mehr, mal Demontagefabrik aufbauen könnte. Auch bei ihr soll kein weniger Kunststoffabfälle für das eigene Recycling impor- manueller, sondern ein automatisierter Ausbau von wert- tiert, lässt sich ungern in die Karten schauen. Doch Fakt ist haltigen Komponenten aus Autos, Industriemaschinen auch: Glas, Metall und Papier werden hierzulande bereits und den immer häufiger verkehrenden E-Bikes erfolgen. zu über 80 Prozent recycelt. Der Kunststoff ist damit ne- Mittels ausgefeilter Bilderkennung schaffen das Roboter ben dem Elektroschrott das Problemkind in der deutschen mehr als dreimal schneller als der Mensch. Eine vermehrte Abfallwirtschaft. Demontage der werthaltigen Komponenten könnte sich so Das neue Verpackungsgesetz schreibt ab 1. Januar vor, zukünftig lohnen. die Recyclingquote beim Kunststoff bis zum Jahr 2022 zu- In Elektroautos wird die Batterie ein entscheidender mindest auf 63 Prozent zu erhöhen. Doch auch das ist gar neuer Faktor sein. Hier ist es einer der »integrated smel- nicht so einfach. Sortieranlagenbetreiber müssen in ver- ter«, Umicore, der Lithium-Ionen-Batterien recyceln besserte technische Verfahren investieren, um die Ausbeu- kann. Momentan kommen die Batterien noch mehr aus te an recyclingfähigem Kunststoff zu steigern. Im Projekt Smartphones und Notebooks, doch der Anteil an E-Auto- »Technische Potenzialanalyse zur Steigerung des Kunst- Batterien wächst und macht in Zukunft deutlich größere stoffrecyclings und des Rezyklateinsatzes«, gefördert durch Kapazitäten nötig. Kobalt, Nickel und Kupfer werden in das Umweltbundesamt, untersuchten mehrere Partner aus einem speziellen Hochofenverfahren aus der Altbatterie Forschung und Wirtschaft, wie sich dieses Ziel am besten zurückgewonnen. Und seit einem Jahr gelingt es Umicore erreichen lässt. »Beispielsweise ist es bislang schwierig, auch, das Lithium auf wirtschaftliche Weise zu recyceln. schwarze Kunststoffe und Kunststofffolien im Sortierpro- Ansonsten unterscheidet sich ein Elektroauto nicht viel zess gut zu erkennen«, erklärt Umwelttechniker Rüdiger von einem klassischen Pkw, so dass die Wiederverwertung Oetjen-Dehne vom Ingenieurbüro u.e.c. Berlin, der am analog erfolgen kann. Allerdings enthält ein Elektroauto Projekt mitgewirkt hat. »Diese Kunststoffarten landen da- auch mehr Elektronik, was den Bedarf an einer verbes- her bisher oft in der Verbrennung.« serten Demontage und Entstückung weiter erhöhen wird. Schwarze Kunststoffe werden von den Nahinfrarot- Zumal auch im Autobereich die Sammelquote unzurei- sensoren, die Stand der Technik in Sortieranlagen sind,
40 Kultur & Technik 1/2019 In China landete bisher ein Gutteil deutschen Plastik- mülls. Dort wurde er von billigen Arbeitskräften sortiert und anschließend zu Granulaten zermahlen. Künftig will China jedoch keinen europäischen Plastikmüll mehr annehmen. schließlich aus Rezyklaten entstehen daher noch immer häufig minderwertige Produkte, wie Parkbänke, Mülltü- ten, Blumenkübel oder Rohre für den Baubereich. Auch neue Lebensmittelverpackungen dürfen nur mit Ein- schränkungen aus Rezyklaten bestehen, damit nicht be- denkliche Stoffe die Gesundheit gefährden. Diese Stoffe gehen freilich meist auf die Produkte und ihre Befüllung (beispielsweise Pflanzenschutzmittel in Plastikbehältern), weniger auf das Recycling zurück. Um dieses Problem zu lösen, fordert Henning Wilts, Abteilungsleiter Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Insti- BS_Anzeig schlecht erkannt, da Schwarz schlecht reflektiert. Mitt- tut, Produkte in Zukunft so zu designen, dass Rohstoffe in lerweile gibt es allerdings Verfahren mit hochauflösen- bestmöglicher Qualität zurückgewonnen werden können. den Zeilenkameras oder Laserunterstützung, die auch »Recycling ist kein Selbstzweck, es muss die Umwelt stär- das dunkelste Stück Plastik identifizieren. Ähnliches gilt ker entlasten, indem wir zu geschlossenen Stoffkreisläufen für Folien. Sie flogen bisher auf schnellen Förderbändern kommen!« Einen ersten Schritt macht das neue Verpa- durch den Luftwiderstand herum und konnten durch Sen- ckungsgesetz. Es sieht vor, dass Hersteller höhere Lizenz- soren schlecht erfasst werden. Doch auch hier haben findi- gebühren zahlen müssen, wenn sie Verpackungen nicht ge Ingenieure Abhilfe geschaffen: Mit der Bandgeschwin- recyclinggerecht designen. Lizenzgebühren müssen Her- digkeit synchronisierte Luftströme zwingen die Folien, auf steller an die Betreiber der Dualen Systeme leisten, wann dem Boden des Förderbands liegen zu bleiben. Nun kön- immer sie Verpackungen in den Handel bringen. Deutlich nen auch beim schwarzen Plastik und bei den Folien ver- weitergehende Forderungen würden die Hersteller ganz schiedene Typen von Kunststoffen sicher erkannt werden, für die Kosten der Entsorgung verantwortlich machen – beispielsweise Polystyrol, PET oder Polyethylen, so dass denn dann würden sie noch viel mehr darauf achten, dass sie sortenrein für das folgende Recycling getrennt werden. die Produkte in einer gut recycelbaren Form entwickelt Nur bei mehrschichtigen Folien, bei denen die Sensoren werden. Noch beäugt die Europäische Union die Selbstver- das Material der Oberseite, aber nicht die darunter liegen- pflichtungen der Wirtschaft. Dort wollen Discounter nun DER AUTOR den Schichten erkennen, gibt es noch Probleme. »An sich offenbar eine Vorreiterrolle annehmen: Aldi will bis 2022 aber«, so ist Rüdiger Oetjen-Dehne sicher, »existiert für dass die Verpackungen der Eigenmarken zu 100 Prozent jedes Problem im Sortierprozess eine technische Lösung.« recycelbar sind. Lidl plant gar ein eigenes duales System. Anlagenbetreiber müssen nun auch in diese Lösungen in- Und andere Einzelhändler haben sich zur Reduzierung Dipl.-Ing. Christian Rauch vestieren. ist freier Journalist für von Plastik in Verpackungen bekannt. Zeitungen und Zeitschriften. Für eine echte Kreislaufwirtschaft sei aber Umdenken Vom recyclinggerechten Konstruieren zur Schwerpunkte: Wissen- in allen Bereichen erforderlich, so Henning Wilts. »Wir Kreislaufwirtschaft schaft/Technik sowie Reise dürfen nicht länger darauf schauen, aus welcher Branche und Tourismus. Abbildungen: Reuters, ddp images Eine andere Herausforderung im Kunststoffrecycling lässt Sein neues Buch Technik der Müll kommt, sondern was im Müll drinsteckt.« So sich weniger durch Technik lösen – die niedrige Akzep- und Wissenschaft erleben: sind in der gegenwärtigen Abfallwirtschaft ein Föhn und tanz der Rezyklate. Rezyklate sind die frischen Rohstoffe Rund um München zeigt 50 ein Smartphone beide Elektroprodukte und gelten beide die aus dem Recycling kommen und nun in neuen Kunst- Ausflugsziele für Techni- als »Kleingeräte«. Sie landen im selben Container, doch im kinteressierte: u. a. Wind- stoffprodukten zum Einsatz kommen könnten. Doch die Smartphone steckt viel mehr Rohstoffwert. In einer Kreis- und Wasserkraftwerke, Kunststoffhersteller ziehen häufig neuen Kunststoff den Bergwerke, Flugplätze oder laufwirtschaft würde das Smartphone also einen eigenen Rezyklaten vor oder mischen Rezyklate lediglich bei. Aus- Sternwarten. Entsorgungsweg gehen.
Was übrig bleibt 41 Aus recyceltem Plastik- Henning Wilts stellt den Vorteil der Kreislaufwirtschaft granulat werden neue Kunst- ten werden«, stellt Henning Wilts klar. Auch 100 Prozent stoffe gegossen. volkswirtschaftlich dar: »Man kann hohe oder steigende Recyclingquote sind utopisch, weil Materialverluste exis- Recyclingquoten hierzulande loben. Dreht man aber die tieren und Recycling gleichzeitig Energie benötigt, für die Sichtweise um, erkennt man, dass trotzdem erst 14 Pro- man wiederum Ressourcen braucht. Doch die Quote von zent aller Rohstoffe, die in Deutschland verarbeitet wer- 14 Prozent beim Einsatz von Recyclingstoffen deutlich zu den, aus Recycling stammen. In den Niederlanden sind es steigern, ist für Henning Wilts alles andere als unrealis- bereits 25 Prozent!« Unser Nachbarland arbeitet ebenso tisch. wie Finnland, Schottland und Slowenien an Plänen für Und manchmal können recycelte Rohstoffe gar upge- eine Kreislaufwirtschaft. Freilich kann eine gute Kreislauf- cycelt werden: So sollen die 5000 Medaillen bei den Olym- wirtschaft nicht darin bestehen, dass aus jeder Tüte wieder pischen Spielen 2020 in Tokio überwiegend aus Edelme- genau eine neue Tüte, aus jedem Handy ein neues Handy tallen gefertigt werden, die aus recyceltem Elektroschrott BS_Anzeige_186x135_V2_BS_Anzeige_186x135_V1 12.01.16 10:11 Seite 1 entsteht. »Doch die stofflichen Qualitäten müssen erhal- stammen. ❘❙❚ Anzeige Als Familienunternehmen im Norden Münchens stehen wir unseren Kunden nun seit mehr als 60 Jahren als zuverlässiger Partner in allen Fragen rund um Entsorgung- und Recycling kompetent zur Seite. Mit unserem eigenen Fuhr- und Containerpark, unserer ultramodernen, zertifizierten Aufbereitungs- und Sortieranlage, unserer Kompetenz in Sachen Sondermüll und Gefahrgut und unserer langjährigen Erfahrung können wir unsere Kunden mit ihren ganz speziellen Wünschen bedienen. Dabei ist es unerheblich, ob ein Keller entrümpelt, ein Handwerksbetrieb beraten, eine Großbaustelle betreut werden will oder ein Industrieunternehmen einen verlässlichen Partner sucht – Breitsamer ist Ihr Partner. Abbildungen: Reuters, ddp images Dachauerstr. 535 80993 München Telefon 089 3090989-0 www.breitsamer.com
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