Vorarlberg auf dem Weg in die Energieautonomie

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Vorarlberg auf dem Weg in die Energieautonomie
Vorarlberg auf dem Weg in die Energieautonomie

Campus II
ENERGIElandschaft

Jänner 2013

Adolf Gross
Leiter Bereich Energie, Klimaschutz und klimaschutzrelevante Ressourcen
Land Vorarlberg

Gut Startbasis aber trotzdem erst am Anfang

 •   über 30% Anteil erneuerbarer Energieträger
 •   eine der weltweit höchsten Solaranlagendichten, pro Kopf ca. 0,66 m²
 •   österreichweit höchste Dichte an Photovoltaikanlagen, ca. 0,7 m²
 •   rund 100 kommunale Heizwerke
 •   weltweit die höchste Dichte an Passivhäusern
 •   für den sozialen Wohnbau ist Passivhausstandard obligat
 •   umfassende ökologische Kriterien in der Wohnbauförderung
 •   flächendeckende Energieberatung seit 1990

 •   Über 30% der Kommunen sind im e5-Programm für energieeffiziente
     Gemeinden
 •   österreichweit höchster Anteil am Radverkehr

 •   Flächendeckende Versorgung mit ÖPNV
 •   Modellregion für Elektromobilität, größter Flottenversuch in Europa
Vorarlberg auf dem Weg in die Energieautonomie
Schritt für Schritt zur Energieautonomie

 Hintergründe/Motivation

 •Klimaschutz – Reduktion der CO2-Emissionen bis 2050 gemäß IPCC-
 Empfehlungen und EU-Strategie (rund – 90% um 2㼻C-Ziel einhalten
 zu können)

 •Rohstoffengpässe und Verteuerungen

 •Abhängigkeit und Versorgungssicherheit

 •Friedenssicherung

 •Zugangsgerechtigkeit für wichtige Ressourcen

Der Prozess Energiezukunft - Fragestellungen

 • Ist eine nachhaltige Energieversorgung möglich und in welchen
   Zeitmaßstäben?
 • Welche Effizienzsteigerung ist mit heutigem Wissen möglich?
 • Welche Potentiale erneuerbarer Energieträger sind noch erschließbar?
 • Nach welchen Grundsätzen müssen wir in allen relevanten Bereichen
   handeln?
 • Was sind die wichtigsten Handlungsempfehlungen?

 • Was schaffen wir bis 2020?
Vorarlberg auf dem Weg in die Energieautonomie
Quantitative Ergebnisse der Visionsszenarien

          6000

                                                              Erneuerbare plus 48%
          5000

          4000                                                                                                   Umgebungswärme
                                                                                                                 Solarthermie
                                                                                                                 PV
[GWh]

          3000                                                                                                   Biogas
                                                                                                                 Kleinwasserkraft
                                                                                                                 Großwasserkraft
          2000                                                                                                   Biomasse

          1000

              0
              2005                            2020                      2030                           2050

Quantitative Ergebnisse der Visionsszenarien

            12000

            10000
                                                                                 Energieverbrauch minus
             8000                                                                60%
  [GWh]

             6000

             4000

             2000

                 0
                  2005                                  2020                             2030                                   2050

          Landwirts chaft Wärm e                                      Landwirts chaft Strom
          Verkehr Treibs toff                                         Verkehr Strom
          Indus trie Raum - und Prozes s wärm e                       Indus trie Strom
          Öffentliche und Private Diens tleis tungen Wärm e           Öffentliche und Private Diens tleis tungen Strom ohne Heizung
          Private Haus halte Raum wärm e und Warm was s er            Private Haus halte Strom ohne Heizung
Vorarlberg auf dem Weg in die Energieautonomie
Energieautonomie ist möglich
Vorarlberg auf dem Weg in die Energieautonomie
Ziele bis 2020 – Beispiele Energieeffizienz

                      -18%
            -20%

                                              -4%
                                -17%

Ziele bis 2020 - Beispiele Energieerzeugung
Vorarlberg auf dem Weg in die Energieautonomie
Maßnahmen Mobilität und Raumplanung

Präambel

Die Mobilität ist der größte Energieverbraucher in Vorarlberg. Die raumplanerischen
Strukturen und die Art der Mobilität sind Schlüsselfaktoren für die Energie-
autonomie.

Die Maßnahmen im Bereich Mobilität und Raumplanung verfolgen das Ziel einer
optimalen Erreichbarkeit in einem hochwertigen Lebensraum bei minimalem
Energieaufwand und geringen negativen Umweltwirkungen.

Die heute vielfach auf den motorisierten Individualverkehr ausgerichteten
Raumstrukturen sollen weiter entwickelt werden zu Strukturen, die kurze Wege und
umweltfreundliche Verkehrsarten begünstigen.

Maßnahmen Mobilität und Raumplanung - Beispiele

• Fokussierung der Entwicklung und Verdichtung des Siedlungsraums auf
  Gebiete mit gutem ÖPNV-Anschluss.
• Ergänzung der bestehenden Raumplanungsziele um weitere Energie- und
  Nachhaltigkeitsziele, Überarbeitung der gesetzlichen Grundlagen der
  Raumplanung.
• Das Land und die Gemeinden betreiben eine aktive Bodenpolitik zur Unter-
  stützung einer nachhaltigen Siedlungs- und Raumentwicklung. Die
  Kommunen werden mit diesem Ziel vom Land unterstützt.

• Systematische Überprüfung der Bedarfssituation und Sinnhaftigkeit von
  großen geplanten Verkehrsinfrastrukturprojekten in Bezug auf ihre
  Verträglichkeit mit der Zielsetzung der Energieautonomie.
• Land und Gemeinden orientieren sich bei der Gestaltung der innerörtlichen
  Verkehrsräume primär an den Bedürfnissen des Fuß- und Fahrradverkehrs
  und des öffentlichen Verkehrs.
Vorarlberg auf dem Weg in die Energieautonomie
GrundprinzipienderQuartiersgestaltung
  1. Den Bestand achten.
  2. Potentiale ergründen und Charakter des Quartiers stärken.
  3. Alltagsexperten integrieren.
  4. Klare Konturen verleihen.
  5. Halböffentliche Räume schaffen.
  6. Für Vielfalt in der Einheit sorgen.
  7. Wandelbarkeit ermöglichen durch flexible Strukturen.
  8. Synergien nutzen.
  9. Gründe Oasen gestalten.
  10. Auf Ressourcen achten.

Energieautonomie ist Notwendigkeit und
Chance zugleich

 •Weg langfristig einen attraktiven Lebensraum zu sichern

 •Möglichkeit uns als Modellregion zu positionieren

 •Zielsetzung mit Charme und hoher Akzeptanz in der Bevölkerung

 •Orientierung zur Ausrichtung der betroffenen Politikbereiche

 •Vorteile in der wirtschaftlichen Entwicklung

 •Wahrnehmung von Verantwortung

 •Chancenkonzept für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft
Vorarlberg auf dem Weg in die Energieautonomie
CO2 Emissionen pro Tag

Energieautonomie ist Veränderungsprozess

   Am Ende eines solchen Prozesses stehen Bürgerinnen und

   Bürger, die sich nicht zum Verzicht durchringen, sondern in

   kultureller Teilhabe Veränderungen einer Gesellschaft herbei-

   führen und tragen, die sie für gut halten.

   (Harald Welzer)
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Klimaschutz ist ein Findbuch
  guten Lebens

  Stellen sie sich vor ….

                                    S

... sie leben in einem Gebäude mit höchstem Wohnkomfort,
    behaglich, hell, warm
    und immer frische Luft

... die Heizkosten bezahlen sie mit einem Taschengeld
Vorarlberg auf dem Weg in die Energieautonomie
… wenn sie zur Tür hinausgehen ist es leise, sie atmen gesunde Luft

               … die Oberflächen von Gebäuden produzieren lautlos und
                 emissionsfrei Energie
… es gibt keine Kohle- und Atomkraftwerke mehr,
                         vor den Küsten drehen sich Windräder

… die Kraft der Sonne liefert Energie zuverlässig und kostenfrei
… die Güter des täglichen Bedarfs sind in ihrer Nähe

Energieinstitut Vorarlberg

                   … die Straßen sind Begegnungszonen
… das Fahrrad ist das wichtigste Verkehrsmittel auf kurzen Strecken

                   … der öffentlich Verkehr fährt in kurzer Taktfrequenz
                    und holt sie ganz in ihrer Nähe ab
… alle großen Städte sind mit komfortablen und sicheren
  Hochgeschwindigkeitszügen verbunden

… die wenigen Autos die wir brauchen, fahren elektrisch und leise
… alle Nahrungsmittel werden biologisch produziert

   … die Industrie produziert emissionsfrei und ist Teil einer umfassenden
     Kreislaufwirtschaft
www.energieautonomie-vorarlberg

Grundprinzipien
Den Bestand achten.
Im Zuge einer baulichen Veränderung ist stets auch eine systemische
Betrachtung durchzuführen. Was hat das Quartier für eine Geschichte, was
kann der Ort erzählen? Und es gilt auch genau hinzuhören und hinzuschauen.
Was will der Ort selber? Was sind die Bedürfnisse der Menschen? Und wie
kann beides in eine gute Symbiose
gebracht werden?

Potentiale ergründen und Charakter des Quartiers stärken.
Die Basis für eine Quartiersplanung ist ein intensives Studium der vorhandenen
Strukturen. Es gilt immer wieder die Frage zu stellen, was letztlich den
unverwechsel-baren Charakter eines Siedlungsbereiches ausmacht. Denn es
geht darum Unikate und keine austauschbaren Quartiere zu schaffen.
Alltagsexperten integrieren.
Bei der Entwicklung von öffentlichen Plätzen, Siedlungen und Quartieren muss
stets das Gespräch und die Diskussion mit den dort lebenden Menschen
erfolgen. Sie sind diejenigen, die die jeweiligen Gegebenheiten am besten
kennen, sie sind die Experten vor Ort.
Grundprinzipien
Klare Konturen verleihen.
Damit Urbanität, Lebendigkeit und Offenheit entstehen kann braucht es
klare Konturen und Räume. Eine Möglichkeit dazu ist ein beidseitig
geschlossen bebauter Straßenraum mit einem guten Nutzungsmix in den
Gebäuden.
Halböffentliche Räume schaffen.
Zwischenbereiche wie Spielplätze, Vorzonen von Wohnanlagen oder auch
gestaltete Verkehrsflächen spielen in enkeltauglichen Quartieren eine
wichtige Rolle. Das wichtigste an solchen halböffentlichen Räumen ist, dass
sich jeder – als Bewohner, als Besucher, als Nachbar – willkommen fühlt.

Für Vielfalt in der Einheit sorgen.
Vielfalt in Quartieren bringt Lebendigkeit – jung und alt, arm und reich, mit und
ohne Migrationshintergrund. Damit dies gelingen kann, brauch es eingehende
Analysen den Sozialraum betreffend.

Wandelbarkeit ermöglichen durch flexible Strukturen.
Lebensbedürfnisse ändern sich in der Regel im Zeitraum von zehn bis fünfzehn
Jahren immer wieder grundsätzlich. Es braucht deshalb Gebäude, die so neutral
und flexibel sind, dass sie verschiedenste Funktionen aufnehmen können.

Grundprinzipien
Synergien nutzen.
Wer über das einzelne Gebäude und Grundstück hinausblickt, wird viele
Möglichkeiten erkennen, wie Infrastruktur gemeinsam besser und effizienter
genutzt werden kann: von der Energieversorgung bis zur gemeinsamen
Nutzung des Parkraums, vom Spielplatz zum nachbarschaftlichen Carsharing.

Grüne Oasen gestalten.
Grünbereiche die sich die Natur zum Vorbild nehmen, sind nicht nur
Erholungs-räume direkt vor der Haustüre, sie sichern auch die Artenvielfalt
der Tier- und Pflanzenwelt.

Auf Ressourcen achten.
Es ist ein Gebot der Zeit, beim Bauen und Wohnen achtsam mit Flächen,
Energie und Rohstoffen umzugehen. Erprobte und ästhetisch ansprechende
Lösungen liegen bereits vor und zeigen, dass dies gut möglich ist.
Annahmen und Ergebnisse Mobilität und
Raumplanung

Personenverkehr
• bis 2020 werden zusätzlich 5% der kurzen und mittleren PKW-Wege (0 bis 10 km)
  auf den Radverkehr verlagert (von 15 % Radanteil im Jahr 2008 auf 20 % im Jahr
  2020)
• bis 2020 werden zusätzlich 3% der mittleren und längeren PKW-Wege (5 bis 50
  km) auf Bus und Bahn verlagert (von 15 % ÖV-Anteil im Jahr 2008 auf 18 % im Jahr
  2020)
• die PKWs fahren im Jahr 2020 zu 5 % mit Elektroantrieb
• im Jahr 2020 fahren Busse weiterhin überwiegend fossil
• die Effizienz der mit Verbrennungsmotoren betriebenen PKW-Flotte verbessert sich
  gegenüber dem Jahr 2008 um rund 10 %

Annahmen und Ergebnisse Mobilität und
Raumplanung

Güterverkehr
• Anstieg der Güterverkehrsleistung (bezogen auf Tonnenkilometer) bis 2020 um
  20% gegenüber dem Jahr 2008 (gemäß Verkehrsprognose 2025+ des BMVIT)
• Der Schienen-Anteil im Ziel-/Quellverkehr nimmt bis 2020 von 22% auf 30% und
  im Transitverkehr von 19% auf 27% zu (d.h. um rund 1/3 des heutigen Werts)
• Kleintransporter/Klein-LKWs werden zu 3% elektrisch angetrieben
• Die Effizienz der Verbrennungsmotoren im Güterverkehr wird um 5 % verbessert
• Es gibt noch keinen nennenswerten Bestand von elektrisch oder hybrid ange-
  triebenen schweren LKWs.
Übersicht bzw. Beispiele Maßnahmen Gebäude

• Erhöhung der Sanierungsrate auf 3 Prozent durch kontinuierliches und auf den
  Energiebedarf für Betrieb und Errichtung ausgerichtetes Förderprogramm.

• Verlagerung des Förderschwerpunktes vom Neubau zu Sanierungen/Ersatzneu-
  bauten unter Berücksichtigung der Leistbarkeit.
• Entwicklung von Modellgebäuden für die Energieautonomie Vorarlberg und
  qualifiziertes Energie-Coaching für Bauherren.
• Analyse zum Energieverbrauch der öffentlichen Gebäude und Erarbeitung eines
  Umsetzungsprogramms für vorbildliche Sanierungen entsprechend dem Kommunal-
  gebäudeausweis.

• Schwerpunkt im Bildungsbereich.
• Anpassung von Wohnungseigentums- und Mietrechtsgesetz und Baurecht

Annahmen und Ergebnisse Gebäude

Annahmen Gebäude für Quantifizierung

• Neubau: Im Mittel 2012 bis 2020 50% „Nullenergiestandard“ und 50%
  Niedrigstenergiestandard

• Sanierung: Im Mittel 2012 bis 2020 50% der sanierten Gebäude im Niedrigstenergie-
  standard und 50% auf Niveau Baurecht (aktuelle Mindestanforderung für Gesamt-
  sanierungen)

• Sanierungsrate 3%

 Ergebnis

 ŹDer spezifische (mittlere) Energieverbrauch sinkt um deutlich über 20%
 ŹDer Gesamtenergieaufwand Raumwärme (Endenergie) sinkt um 18%.
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