Was Kirchensteuer bewirkt - Diakonie Baden

 
WEITER LESEN
Was Kirchensteuer bewirkt - Diakonie Baden
In Zusammenarbeit mit der Diakonie in Baden
Diakonie | Einfluss auf sozial­ www.diakonie-baden.de
politische Entscheidungen

 www.ekiba.de
 |
 Mitarbeitendenzeitschrift
 |

 Gut für alle!
 Februar

 Was Kirchensteuer bewirkt
 |
 1/2023
Was Kirchensteuer bewirkt - Diakonie Baden
Was Kirchensteuer bewirkt - Diakonie Baden
AKTUELL

 Statt zagen: wagen
 „Ob ich das wohl schaffe?“ (Kopfschütteln), „Ach nee, das trau ich mich nicht!“
 (abwehrende Handbewegung), „Aber das krieg ich nie hin!“ (die Stirne kraus,
 ein Schulterzucken). Ängstliche Fragen, mutlose Feststellungen – so wird
 Verzagtheit in kleiner Münze ausbezahlt.

 „Der Zug ist abgefahren – den Kli- die Bibel in diese Verzagtheit ein- Truppen und krempelt die Welt
 mawandel hält keiner mehr auf!“, zustimmen scheint, schon auf den um – er begibt sich hinein in das,
 „Das wird nie was mit Frieden ersten Seiten, wenn von der Sint- was uns verzagt macht. Das Aus-
 und Gerechtigkeit – die Menschen flut die Rede ist und Gott nüch- geliefertsein, die Ohnmacht, der
 sind halt so.“, „Armut und Kriege tern festhält: „Das Dichten und Tod. „Er trug unsere Krankheit
 wird’s immer geben. Lernfähig? Trachten des menschlichen Her- und lud auf sich unsere Schmer-
 Die Menschheit? Dass ich nicht la- zens ist böse von Jugend auf.“ Und zen … auf dass wir Frieden hät-
 che!“ So wird Verzagtheit in gro- Jesus, ganz lapidar: „Arme habt ten, und durch seine Wunden sind
 ßer Münze ausbezahlt. ihr allezeit bei euch!“, vom Pre- Fastenzeit wir geheilt.“, heißt es bei Jesaja
 diger Kohelet ganz zu schweigen: 2023 vom (53,4+5). Der schweigsame Jesus,
 Ob klein oder groß, es ist teuer „Alles ist eitel und ein Haschen 22. Febru- der leidende Erlöser, der macht
 bezahlt. Viel zu teuer. Denn Ver- nach dem Wind.“ ar (Ascher- mir Mut.
 zagtheit nimmt alle Kraft, irgend- mittwoch)
 wie noch an der Schraube zu dre- Was sollen wir da noch sagen? bis zum 9. Weil er die Sorgen auf sich nimmt,
 hen, das Ruder doch umzuwerfen, Nichts. Tun wir es Gott gleich April (Oster- die Not trägt, und weil er den Tod
 noch etwas zu verändern, im Gro- und sagen wir erst einmal nichts. sonntag). gleichsam von innen her besiegt.
 www.7wo
 ßen und Ganzen oder im Kleinen Denn er spricht uns nicht zu: „Nun Das ist nicht spektakulär – das ist
 ­chen­oh­ne.
 und Besonderen. Wer verzagt, mach mal halblang!“, „Wird schon zaghaft, liebevoll, leise.
 de
 gibt den Verhältnissen recht, be- werden!“, „Irgendwie kriegt ihr Neben der Nüchternheit der
 stätigt und verfestigt sie, beraubt das noch hin!“. Er sagt nichts (vor Bibel („Alles hat seine Zeit!“) le-
 sich selbst aller Chancen und Per- allem keine hohlen Worte) – aber se ich in ihr auch: Gottes Zaghaf-
 spektiven. handelt. Auf seine Weise: zaghaft. tigkeit hilft gegen Verzagtheit.
 Auf das, was mich verzagen lässt,
 was mich bedrängt, kann ich zu-
 Wie schaffen wir es, nicht Die Zaghaftigheit Gottes … gehen, weil gewiss ist: Gott hat es
 zu verzagen? Mich hat das Handeln und Las- mit seiner unaufdringlichen Zag-
Foto: 7 Wochen Ohne/Getty Images

 Doch wie sollten wir nicht verza- sen Jesu in der Passionsgeschich- haftigkeit, seiner sanften, leisen
 gen, angesichts der harten Reali- te, die uns in den kommenden Wo- Liebe schon ausgefüllt. Statt za-
 täten? Ich muss die Dinge ja gar chen wieder erzählt werden wird gen also: wagen.
 nicht aufzählen, sie stehen uns und nahekommt, immer sehr fas-
 täglich vor Augen: zerstörte Städ- ziniert. Denn er tut nicht viel, aber Gegen meine Verzagtheit füh-
 te, verwüstete Landschaften, aus- lässt viel geschehen. Jesus baut re ich eine zaghafte Hoffnung ins
 sterbende Arten, verhungernde sich nicht auf und nimmt das Heft Feld. Das ist viel!
 Säuglinge. Irritierend dabei, dass in die Hand, er schickt nicht seine Thomas Weiß

 3
Was Kirchensteuer bewirkt - Diakonie Baden
NACHGEFR AGT

 Ein Tag der Rast auf dem Weg
 in die Zukunft
 Im März veranstaltet die badische schieht. Auch der Zukunftstag steht im Zusammen-
 Landeskirche den „Zukunftstag“ in Ettlingen. hang mit dem Zukunftsprozess, so Heike Spring-
 hart: „Die Landessynode musste einschneidende
 Er steht unter dem Motto „Kirche weiter Entscheidungen treffen.“ Von Mitgliedern der Syn-
 denken – Du stellst meine Füße auf weiten ode sei daher der Wunsch formuliert worden, die
 Raum“. Alle, die sich ehrenamtlich oder Reflexion über das weitere Vorgehen in die Breite
 der Landeskirche zu tragen.
 beruflich in der Landeskirche engagieren,
 sind eingeladen, über den weiteren Weg der Worauf es wirklich ankommt
 Landeskirche nachzudenken und sich „Ein solcher Prozess steht immer in einer Grund-
 spannung“, erklärt die Landesbischöfin. „Da gibt
 auszutauschen. Das Motto spielt mit einer es manche, die sagen: ,Lasst uns doch einfach die
 doppelten Bedeutung, sagt Landesbischöfin Fakten klären, das Geld neu einteilen und konkre-
 Heike Springhart: „Es geht darum, te Absprachen treffen.‘ Und andere sagen: ,Worauf
 kommt es denn eigentlich an? Wohin wollen wir?
 den Horizont für uns als Kirche zu weiten, Lasst uns doch erstmal über unser Kirchenbild re-
 aber auch die Kirche weiter in die Zukunft den.‘“ Beides sei wichtig und gehöre zusammen,
 zu denken.“ beides müsse allerdings parallel geschehen: „Wir
 können nicht erst unser Kirchenbild ausdiskutie-
 ren, bevor wir den ersten Schritt tun. Wir lernen
 unterwegs ständig dazu.“ Auf dem Weg brauche
 es immer wieder Orte, um gemeinsam innezuhal-
 ten, Ideen auszutauschen und Visionen zu entwi-
 ckeln. Im Bild gesprochen sei der Zukunftsprozess
 eine Wanderung, der Zukunftstag eine Rast: „Die-
 ser Tag dient der Stärkung, Selbstvergewisserung
 und Inspiration. Ich wünsche mir, dass wir neuen
 Schwung finden. Der Zukunftstag soll Lust machen,
 gemeinsam unseren Weg als Kirche zu entdecken
 und zu gehen.“

 Die Teilnehmenden könnten sich auf allen Ebenen
 inspirieren lassen: „Manche Menschen lassen sich
 am liebsten anregen durch die inhaltliche Ausein-
 andersetzung mit einem Thema. Andere suchen vor
 allem die Begegnung untereinander, wie sie beim
 Essen oder bei einer Tasse Kaffee entsteht. Und

 H
 intergrund des Zukunftstages sind die Heike wieder andere wünschen sich geistliche Stärkung.“
 großen Herausforderungen, vor denen Springhart Auf dem Programm stehen unter anderem Work-
 die Landeskirche in den kommenden shops zu den Herausforderungen im Zukunftspro-
 Jahren steht. „Es geht darum, die Kirche zess, außerdem ein Markt der Möglichkeiten mit
 wieder einmal an die verschiedenen Wirklichkei- Ideen, Anregungen und guten Beispielen zur Trans-
 ten anzupassen.“ Aktuell reagiert die Landeskir- formation von Kirche.
 che unter anderem mit dem Zukunftsprozess „eki-
 Dieser Tag
 ba2032“ darauf, in dem auch die rückläufigen Mit- dient der Nicht die Leichtigkeit verlieren
 gliederzahlen und die sinkenden Einnahmen aus Stärkung. Zusammen mit Kristin Jahn, der Generalsekretärin
 Kirchensteuern aufgenommen sind. Bis 2032 sol- des Deutschen Evangelischen Kirchentages, wird
 len nach dem Beschluss der Landessynode insge- Heike Springhart den Impulsvortrag am Vormittag
 samt 30 Prozent aller Haushaltsmittel eingespart des Zukunftstages gestalten. „Wir stellen uns die-
 werden. Bis zum Ende dieses Jahres erarbeitet je- sen Impuls vor wie ein heiteres Ping-Pong-Spiel“,
 der Kirchenbezirk einen Plan, wie dies vor Ort ge- sagt sie. Das Spielerische und eine gewisse Leicht-

4 Februar | 1/2023
Was Kirchensteuer bewirkt - Diakonie Baden
NACHGEFR AGT

 füßigkeit nicht zu verlieren, sei gerade in schwieri- „Die Pandemie hat uns auch gezeigt, wie wichtig all
 gen Zeiten wichtig. Mit Realitätsflucht oder Naivi- das ist, was wir schmerzlich vermisst haben. Wie
 tät habe das nichts zu tun: „Wir haben guten Grund, gut, dass Begegnungen wieder möglich sind!“
 gemeinsam zuversichtlich und gelassen in die Zu-
 kunft zu gehen. Wir gehen in Gottes Zukunft. Auf Alle gemeinsam an einem Tisch
 dem Zukunftstag treffen sich Menschen, die Ver- Sie selbst träume von einer leichten, beweglichen
 antwortung übernehmen für unsere Kirche. Aber Zukunftstag Kirche, die die Hoffnung ausstrahlt, von der sie re-
 sie sollen sich daran nicht übernehmen. Dass es ei- 4. März det, und keine Angst hat, Dinge auch einfach mal
 ne Zukunft der Kirche gibt, liegt in Gottes Hand. Un- 2023, von auszuprobieren. „Gott nimmt uns in seinen Dienst,
 sere Aufgabe ist es, sie gemeinsam zu gestalten.“ 9.30 bis sein Evangelium zu verbreiten. Er stärkt die Kir-
 17 Uhr in che und kommt uns entgegen.“ Auf die Frage nach
 Wie lässt sich Kirche weiter denken? Für Landesbi- Ettlingen einem Bild, mit dem sich diese Kirche beschreiben
 schöfin Heike Springhart geht es dabei um die Fra- lässt, antwortet Heike Springhart: „Ich stelle mir
Foto: Christian Buck/ch-buck.de; Grafik: Martina Bocher/ZfK

 Anmeldung
 ge: „Wie können wir das Evangelium bestmöglich sowie eine gastliche Kirche vor, in der Kinder, Alte und
 zum Strahlen bringen?“. Es sei wichtig, ehrlich hin- weitere ganz unterschiedliche Menschen gemeinsam fei-
 zuschauen, was es heute brauche: „In welcher Welt Informatio- ern an einer großen Tafel im Freien, sodass ande-
 nen unter:
 leben wir heute, was brauchen die Menschen heute? re dazukommen können. Manche gucken vielleicht
 www.
 Ich wünsche mir, dass wir die Kirche auch mal auf auch erstmal nur von Weitem und wissen noch
 ekiba.
 der grünen Wiese denken.“ Krisen seien schmerz- nicht recht, ob sie sich dazusetzen. Ich stelle mir
 de/2032
 haft, sie könnten aber auch enorme Kreativität frei- „Zukunfts- vor, dass die Menschen an diesem Tisch das teilen,
 setzen. Die Corona-Pandemie habe das gezeigt. „Als tag“ was sie nährt, dass sie es gemeinsam genießen und
 viele kirchliche Veranstaltungen nicht mehr mög- dadurch, dass sie da sind, andere einladen. Der Clou
 lich waren, tauchten plötzlich ganz viele frische dabei ist, dass die Menschen am Tisch sich das nicht
 Ideen auf, von der Postkarten-Aktion bis zum mobi- selbst geben. Gott lädt ein, er ist der Gastgeber.“.
 len Gottesdienst.“ Gleichzeitig gelte natürlich auch, Bruno Ringewaldt
 dass nicht alles bloß deshalb gut sei, weil es neu ist.

 5
Was Kirchensteuer bewirkt - Diakonie Baden
NACHGEFR AGT

 Einmal Kirchentag –
 immer Kirchentag!
 Wer ihn einmal selbst erlebt hat, der kommt am liebsten immer wieder: Kirchentag ist einfach
 ein ganz besonderes Erlebnis. Er verwandelt eine Stadt für wenige Tage in einen Ort der
 Gemeinschaft, der Freude und Begeisterung, der Musik und der Theologie. Der nächste
 Kirchentag findet dieses Jahr von 7. bis 11. Juni in Nürnberg statt. Drei haupt- und ehrenamt-
 lich Mitwirkende erzählen, wann und wie das „Kirchentags-Fieber“ sie gepackt hat, warum sie
 sich schon jetzt auf Nürnberg freuen, und warum es für sie so toll ist, dabei zu sein.

 Kirchentag?
 Gernot Meier
 das mich bis heute, nach vielen Projektlei-
 tungen, immer wieder begeistert und trägt.
 Kirchentag! Ich habe erlebt, was demokratische (!)
 Themenentscheidungen sein können, denn
 „Kirchentagserfahrung? Etwas in der die PLs sind frei in ihren Entscheidungen.
 Schulzeit; Übernachtung in einer Turn- Es geht um das Podium und die Veranstal-
 halle ..., aber geschlafen haben wir die Ta- tung für die Kirchentagsbesucher*innen,
 ge eh nicht. Da war eher Party dran und und nicht um Selbstdarstellung. Da spielt es
 alles mal ausprobieren nach dem Motto: eben keine Rolle, ob man der ,Direktor von
 Jugend forscht. irgendwas‘ ist. Die Vorbereitungsdynamik
 Dann als Akteur: Seit 2009/2010 im- im Kirchentag lässt sich nicht zentral steu-
 mer wieder bis heute aktuell zum Kir- ern, reglementieren oder institutionell ini-
 chentag in Nürnberg. Für den ökumeni- tiieren. So kommt auch zustande, dass vie-
 schen Kirchentag München wurde ich in le kirchliche Veränderungen hier ihren Aus-
 eine Projektleitung zu Digitalisierung be- gang finden, und nicht innerhalb der kirch-
 rufen. Schon beim ersten Treffen in Fulda lichen Gremien. Ja, es gibt Sachen, da denke
 merkte ich: Verschwenderische Kreativi- ich (westeuropäisch, männlich, ü50) auch
 tät und gesellschaftspolitischer Aktivis- manchmal: Was bitte ist das? Aber Leute –
 mus treffen beim Kirchentag auf höchst geschenkt und: Nur Mainstream braucht
 Fotos: DEKT/dallwitz; Privat

 professionelle Veranstaltungsplanung, keine*r, und Revolutionen beginnen selten
 die geduldige Feinplanung geht nicht oh- mit Roibuschtee und Dinkelkeksen.
 ne reflexive theologische Themenfo- So plane ich bis heute Veranstaltungen
 kussierung. Getragen und verantwortet zu brisanten gesellschaftspolitischen (digi-
 durchweg durch ehrenamtliches Enga- talen) Themen immer – und das ist mir sehr
 gement. Ein ehrenamtliches Engagement, wichtig – theologisch grundiert und reflek-

6 Februar | 1/2023
Was Kirchensteuer bewirkt - Diakonie Baden
NACHGEFR AGT

 Begeisternd wie Angela Merkel
Als Bezirksjugendreferentin (Neckar-Bergstraße/ Spiritualität oder dem Weg
Weinheim) ist Carolin Gottfried, 2. Vorsitzende des durchs Leben sind: „Denn
Landesausschusses, immer mittendrin im Kirchentag hier bekommt man das ge-
– organisiert Gruppenfahrten, macht Standdienst, ist samte Spektrum von Kir-
bei den Angeboten der Konfi- und Jugendarbeit unter- che geboten – von der ganz
wegs. „Meinen allerersten Kirchentag habe ich 2001 frommen Ecke bis hin zu
in Frankfurt noch als Studentin erlebt.“ Schon damals christlichen Rockbands.
war sie aktiv dabei und betreute einen Stand mit, der In der eigenen Heimat-
fürs Religionspädagogikstudium warb. Und obwohl gemeinde erlebt man das
sie inzwischen ein Hotelbett dem Gemeinschaftsma- meistens nicht in dieser
 Carolin Gottfried (zwischen
tratzenlager im Klassenzimmer vorzieht, ist Carolin Form.
 Luther und Melanchthon)
Gottfried nach wie vor begeistert vom ganz besonde- Ich erinnere mich noch,
ren Kirchentags-Flair: „Eine Stadt, in der gerade Kir- wie cool ich es fand zu er-
chentag stattfindet, ist wie verwandelt. Die Menschen leben, wie Promis Bibelarbeit machen. Plötzlich sieht
– egal, ob Einheimische oder Touristen – sind anders man, dass die ja mit Kirche tatsächlich auch was am
als sonst, irgendwie ist es ein viel freundlicheres Mit- Hut haben, und bekommt ein völlig neues Bild von den
einander“, beobachtet sie immer wieder. „Außerdem Betreffenden. Ein Highlight war, wie ich mal bei einer
trifft man beim Kirchentag jedes Mal zufällig jeman- Podiumsdiskussion mit Angela Merkel merkte: ,Wow,
den, den man kennt – das ist klasse!“ die kann ja auch richtig emotional, persönlich und be-
 In Carolin Gottfrieds Augen ist ein Kirchentags- geisternd sein!‘ – Ich hätte mir damals direkt vorstel-
besuch ganz besonders lohnend für junge Erwachse- len können, sie zu wählen … “ 
ne, die vielleicht noch auf der Suche nach der eigenen Judith Weidermann

 Carsten Ewald kleine Herausforderung – und gleich-
 www.kirchentag.de zeitig interessante Städte kennen-
 lernen. Für jedes unserer Kinder war
 auf dem Kirchentag immer viel gebo-
 ten, beispielsweise im Zentrum Jugend
tiert. Der Kirchentag ist keine RePublica, und im Zentrum Kinder. Man trifft an-
keine Veranstaltung einer politischen Stif- dere junge Familien und tauscht sich
tung oder einer Gewerkschaft: Er ist Kir- aus – das ist toll. Meine Frau und ich
chentag! Es geht um Öffnung, den Riss als haben es auch immer so gehalten, dass
Erfahrungsfigur und die Aufschließung. jeder von uns mal einen Tag ganz für
Keine süße aufgewärmte Suppe der allge- sich allein hatte.
meinen Richtigkeiten. Es geht um die Fra-
ge: Wovon Wert ein Wert gewinnt – es geht Seit 2009 bin ich selbst als Helfer bei je-
grundsätzlich um das Evangelium. dem Kirchentag dabei, und bin inzwi-
 schen auch Vorstandsmitglied im Lan-
Und wenn dann der Kirchentag anfängt und desausschuss Kirchentag. Es macht
es losgeht, sind viele Tausend Ehrenamtliche Spaß, hinter die Kulissen zu schau-
im Hintergrund (Pfadfinder*innen, Projekt- Ein toller en, z. B. beim Fahrdienst, bei der Es-
leitungen, Helfer und Musiker*innen) schon sensausgabe im Begegnungscafé oder
lange für die Besucher*innen aktiv. Und ich Familien­urlaub beim Materialien-Packen im Vorfeld.
persönlich bin jedes Mal nach einer Veran- Das Gemeinschaftsgefühl beim Kir-
staltung erleichtert und froh, wenn alles ge- Carsten Ewald aus Hirschberg und sei- chentag ist unvergleichlich – egal, ob
klappt hat und die Besucher*innen ,geistlich ne Familie wurden 1993 in München man Bekannte oder ganz neue Gesich-
wie geistig‘ bereichert wurden. mit dem Kirchentags-Fieber „ange- ter trifft. Und die spirituellen Angebo-
 Ja, ich weiß, das liest sich alles wie eine steckt“: „Das war damals unser erster te genieße ich sehr.“ Die Kinder sind
Konzertbesprechung meiner Lieblingsband gemeinsamer Kirchentag. Und seither inzwischen erwachsen, aber das Kir-
(aktuell Architects). Aber wenn es den Kir- haben wir keinen mehr verpasst. Wir chentags-Fieber hat die Familie nach
chentag nicht gäbe, man müsste ihn für uns, konnten auf diese Weise relativ güns- wie vor fest im Griff: „Ob wir in Nürn-
die Kirche, erfinden.“ tig Familienurlaub machen – bei vier berg dabei sein werden? Keine Frage!“
 Pfr. Dr. Gernot Meier Kindern ist das nämlich schon eine Judith Weidermann

 7
Was Kirchensteuer bewirkt - Diakonie Baden
NACHGEFR AGT

 Lasst uns über Geld reden
 Was Kirchensteuer Gutes bewirkt: Torsten Sternberg,
 Fundraisingbeauftragter der Landeskirche, erklärt, wie man mit
 Menschen über ein schwieriges Thema ins Gespräch kommt.

 werden. Eine Idee wäre auch, ihn chenmitglied ist, der andere aber
 mit der Zuwendungsbestätigung nicht. Diesen sollte man aber
 für Spenden zusätzlich zum Dan- nicht in den Gemeindebrief le-
anzen der Was Sie uns kes-Kärtchen zu versenden. gen, sondern nur bei konkreten
 anvertrauen.
ge oder

 ie ausführliche Kirchensteuer, Spen
 den, Flyer und Broschüre infor­ Anfragen verwenden, weil es ein
ie uns anvertrauen“
de/kirchensteuer
 unsere Finanzen mie­ren grundlegend darüber, sehr komplexes und schwieriges
seren was Kirche mit dem ihr anver- Thema ist. Diesen Flyer gibt es in
n auf
 trauten Geld macht. Wir haben zwei Varianten, einmal für Steu-
 dabei die vertraute Grafik, die erberater und -beraterinnen und
 H DA?
 zeigt, was mit 100 Euro Kirchen- einmal für die Kirchenmitglieder
 ensteuer
frei) steuern geschieht, etwas ange-
he Finanzen
 passt: Beispielsweise sind die
77 „Rücklagen“ nicht mehr sepa-
el.bosch@ekiba.de

ngen und Vermächtn
 issen rat dargestellt , sondern den ent-
 ternberg
 820 sprechenden Handlungsfeldern
 rnberg@ekiba.de
 zugeordnet. Dafür wird jetzt als
 Über Geld spricht
 n.
 eigener Punkt auch Kirchenmu-
 man nicht? Wir scho
 sik und Kultur aufgeführt. Damit
 sind unsere Begriffe nun auch
 mit Württemberg kompatibel
 und bilden auch eine Grundlage
 für die neue gemeinsame Websi-
 Ende letzten Jahren ist der te kirchensteuer-wirkt.de.
 Flyer „Was Sie uns anvertrauen“
 erschienen. Was ist neu daran Wer den Flyer nicht einlegen will,
 im Vergleich zur Broschüre, kann auch die Grafik selbst und
 die es schon seit einigen die Gemeindebriefvorlagen zu
 Jahren gibt? den kirchlichen Finanzen ver-
 Bisher gab es nur eine ausführli- wenden. (www.ekiba.de/gemein-
 chere Broschüre, die jedoch recht debriefvorlagen)
 dick war und deshalb die Hür-
 de sehr hoch, diese beispiels- Welche Materialien rund um
 weise dem Gemeindebrief beizu- dieses Thema stehen Gemeinden
 legen. Nun gibt es zusätzlich ei- außerdem noch zur Verfügung?
 nen kurzen Flyer, der das Wich- Es gibt im e-shop außerdem
 tigste rund um das Thema Ver- die Broschüre „Kirchensteuer,
 wendung von Kirchensteuermit- Staatsleistungen und Besitztü-
 teln zusammenfasst und auf die mer“, die als Argumentationshil-
 ausführlichere Homepage kir- fe für kirchliche Mitarbeitende
 chensteuer-wirkt.de verweist. gedacht ist, weniger zum groß-
 Der Flyer kann kostenlos über flächigen Verteilen. Bei Interesse
 den e-shop der Landeskirche be- kann diese natürlich auch an be-
 stellt werden und dem Gemein- sonders Interessierte weiterge-
 debrief oder auch beispielswei- geben werden.
 se einem jährlichen Spendenbrief Außerdem informiert ein Fly-
 oder der Bitte um einen freiwil- er über das Besondere Kirch-
 ligen Gemeindebeitrag beigelegt geld, wenn ein Ehepartner Kir-

 8 Februar | 1/2023
Was Kirchensteuer bewirkt - Diakonie Baden
NACHGEFR AGT

und Pfarrämter als Unterstüt- Skandale verunsichert und durch Mittel in einem demokratisch be-
zung, wenn jemand mit Fragen Berichte im Fernsehen, in denen stimmten Verfahren vergeben:
auf sie zukommt. dargestellt wird, wie kirchliches Unsere Kirchenältesten sind de-
 Für alle unsere Materialien Geld in Gebäude und in Prunk mokratisch gewählt, diese be-
gilt, dass diese vor allem als Hilfe und Protz fließt, was sie nicht un- stimmen die Bezirkssynodalen,
und Unterstützung für das direk- terstützen wollen. diese die Landessynodalen, wel-
te Gespräch gedacht sind und die- Die wichtigste Botschaft soll- che die Hoheit über den landes-
 Kontakt:
ses nicht ersetzen können. Des- te auf unserer Seite daher sein: torsten.
 kirchlichen Haushalt haben.
halb gibt es auf ekiba.de/fundrai- Das meiste Geld geht in die Arbeit sternberg@
singfortbildungen auch Online- vor Ort, in Seelsorge, in die Ge- ekiba.de Was ist ein wunder Punkt, wenn
Angebote, die sich mit der Frage staltung der Gottesdienste und wir über Kirchensteuer reden?
 Telefon 0721
beschäftigen, wie wir über Kir- in den Gebäudeunterhalt für den Ein Aufreger ist das Thema
 9175-820
chenfinanzen reden können. Erhalt des vorhandenen Kultur- Staatsleistungen, hier muss man
 guts, und nicht in vergoldete Ba- www. sich gut informieren, und wir
 kirchen
Sie reden bereits viel mit dewannen. werden zeitnah weitere Materia-
 steuer-
Menschen über Finanz­fragen. lien dafür bereitstellen. Für man-
 wirkt.de
Was interessiert diese am Eine weitere Botschaft ist: Wir che ist es die Höhe der Kirchen-
meisten, wenn es um das sind transparent in unserer Mit- steuer, vor allem dort, wo Men-
Thema Kirchensteuer geht? telverwendung. Bei uns ist jeder schen die Wirkung ihres Geldes
Den meisten Menschen ist über- Haushaltsplan öffentlich. In der nicht sehen. Dass es beispielswei-
haupt nicht klar, was mit ihrer Landeskirche und in Kirchenge- se kostenlose psychologische Be-
Kirchensteuer passiert. Sie kön- meinden kann dieser eingese- ratungsstellen gibt, das wird oft
nen sich das nicht vorstellen und hen werden. Wir verheimlichen nicht wahrgenommen, aber ge-
sind durch einige (katholische) nichts. Außerdem werden die rade für den Erhalt dieser Aufga-
 ben ist das Kirchensteuersystem
 wichtig.

 Was kann man beim
 Reden über Kirchen­finanzen
 falsch machen?
 Den Mitgliedern nicht zu dan-
 ken, ist ein Fehler. Danke sagen
 ist das Wichtigste, denn Kirchen-
 steuer ist eine freiwillige Gabe
 und somit letztendlich eine Spen-
 de. Gerade bei Großsteuerzah-
 lerinnen und -zahlern dürfen
 wir nicht denken: „Wer viel ver-
 dient, der kann doch selbstver-
 ständlich auch viel geben!“. Wir
 müssen diese Gaben erst einmal
 wertschätzen, und das fällt uns
 manchmal schwer.

 Und weil die Anfragen rund um
 das Thema Kirchenfinanzen tat-
 sächlich oft sehr kompliziert sind,
 will ich abschließend zur Entlas-
 tung aller betonen: Sie können
 Menschen in diesen Fällen gerne
 auch an mich oder auf kirchen-
 steuer-wirkt.de verweisen.
 Die Fragen stellte Alexandra Weber

 9
Was Kirchensteuer bewirkt - Diakonie Baden
PR AKTISCH

 Arbeiten 2.0 – die neue Infothek+
 Viele von Ihnen haben es sicherlich schon bemerkt: Ende 2022 ist das bisherige landeskirchliche
 Intranet meinekiba.net in der neuen Infothek+ aufgegangen, einem geschützten Bereich
 innerhalb der Infothek auf der Homepage www.ekiba.de.
 Unter der Adresse www.service-ekiba.de gelangen Sie nun direkt zur Infothek+.

 die internen Meldungen von der
 früheren meinekiba.net-Startsei-
 te. Entsprechende Infos finden
 sich unter den jeweiligen anderen
 Buttons. Und auch zur Pinnwand
 gelangen Sie auf dieser Seite – et-
 was weiter unten im linken Bild-
 schirmbereich.

 Wer muss sich
 neu registrieren?
 Nutzer/-innen mit anderen Mail­
 adressen können ein Registrie-
 rungs-Formular ausfüllen, in dem
 sie u. a. ihren Kirchenbezirk und
 ihre Kirchengemeinde angeben.

 N
 otwendig wurde der Bereiche der Plattform einschließt Das Formular wird von den Ad-
 Umzug, weil die Anbie- – wer eingeloggt ist, erhält somit ministratoren anschließend an
 terfirma der meinekiba. entsprechend mehr Suchergebnis- das jeweils zuständige Pfarramt
 net-Software diese lei- se. In der Umstellungsphase wer- zur Verifizierung weitergeleitet.
 der nur bis zum Jahresende zur den sich die Suchergebnisse noch Je nach Erreichbarkeit des Pfarr-
 Verfügung gestellt hat. Stück für Stück verbessern. amts kann dies einige Tage dau-
 Alle Dokumente, die keine Die früheren Teamräume bei ern.
 sensiblen Daten enthalten, sind meinekiba.net sind jetzt bei MS Wichtig: Bisherige Zugangs-
 seither öffentlich und ohne Lo- Teams zu finden. daten von meinekiba.net funkti-
 gin in der Infothek+ zugänglich. Übrigens: Auch im neuen Int- onieren leider nicht mehr für die
 Besonders schützenswerte Do- ranet gibt es weiterhin die Pinn- Infothek+, weshalb die neue Re-
 kumente, die Meldungen und die wand, die aktuellen internen gistrierung notwendig ist.
 Pinnwand sowie alle Anwendun- Meldungen, die Links zu den Soft-
 gen und Programme, die Sie bis- ware-Anwendungen sowie einen Und wo gibt’s
 her schon genutzt haben, sind mit internen Service-Bereich – die- noch mehr Hilfe?
 Login erreichbar. se finden Sie alle auf einer Über- Sie sehen, das System mag nun
 Um Anwenderinnen und An- sichtsseite, zu der Sie wie folgt ge- zwar ein anderes sein, aber die
 wendern den Übergang zum neu- langen: gewohnten Inhalte sind dieselben
 en System und das Arbeiten in geblieben und lediglich neu ge-
 der Infothek+ zu erleichtern, fin- Wer über eine ekiba- oder kbz.eki- ordnet bzw. auf andere Weise auf-
 den Sie unter dem „Hilfeseiten“- ba-Mailadresse verfügt, kann sich findbar. Wie bei jeder System-Um-
 Button, dem Sie dort immer wie- direkt in der Infothek+ einlog- stellung mag es zunächst ein we-
 der begegnen, Tipps zu den wich- gen. Das Login-Fenster erscheint nig dauern, bis sich die gewohnte
 tigsten Funktionen sowie Ant- u. a. beim Anklicken der verschie- Arbeits-Routine eingestellt hat.
 worten auf besonders häufig ge- denen Anwendungs-Buttons auf Neben der oben bereits erwähn-
 stellte Fragen. www.service-ekiba.de (z. B. „Out- ten Hilfeseite, steht Ihnen daher
 look Web“, „Anwendungen“, „In- auch das „Team Infothek+“ im
 Was ist anders? – tern: EOK / VSA / KBZ“ usw.; sie- Evangelischen Oberkirchenrat
 Ein Überblick he Bild rechts). Nach dem Einlog- nach besten Kräften mit Rat und
 Der Vorteil: Nutzer/-innen müs- gen können Sie mit einem Klick Tat zur Seite: relaunch@ekiba.de.
 sen sich nur noch auf einer einzi- auf den allerersten Button „Out- Judith Weidermann
 gen Plattform bewegen. Dadurch look Web“ beispielsweise direkt
 kann beispielsweise auch die im Browser wie gewohnt Ihre
 Suchfunktion effektiver genutzt ekiba-E-Mails abrufen. Unter „In-
 werden, weil die interne Suche alle tern: EOK / VSA / KBZ“ finden Sie

10 Februar | 1/2023
Das PLUS
 für Mitglieder
Seit Anfang des Jahres können die Mitglieds-
einrichtungen der Diakonie Baden noch
mehr Service erwarten: Der Dachverband
bietet neben den bewährten Leistungen
auch eine Vielzahl neuer Services an. Über-
sichtlich zusammengestellt auf einer neuen
Homepage unter dem Namen DiakoniePLUS.
Hier kann man sich über das Leistungsan-
gebot informieren, weitere Informationen

anfragen oder gleich buchen. Wer möch-
te, findet Angebote u.a. aus den Bereichen
 Aus für Twitter

 D
Buchhaltungsservice, Öffentlichkeitsarbeit, as Diakonische Werk Baden stellt seinen Twitter-Kanal
Entgeltberatung, Nachhaltigkeit, Digita- auf Pause. Grund sind die jüngsten Entwicklungen im Ma-
lisierung, Recht, Gesundheit oder Förder- nagement des Konzerns. Diese seien mit den Grundüber-
mittelberatung. DiakoniePLUS bündelt das zeugungen eines christlichen Wohlfahrtsverbands nicht mehr
bisherige Leistungsangebot der Diakonie vereinbar. Dazu zählten Sympathien der Geschäftsführung zu
Baden und schafft übergreifende Kooperati- demokratiefeindlichen Personen und Verschwörungstheoreti-
onen. Rund ein Jahr hat der Landesverband kern. Das Sperren von Journalisten-Accounts habe schließlich
an dem Konzept gearbeitet, um optimal auf gezeigt, wie unzuverlässig die freie und offene Kommunikati-
die Bedürfnisse seiner Mitgliedseinrichtun- on über Twitter sei. Der kritische und offene Umgang mit ande-
gen einzugehen. Das Portfolio wird bestän- ren Meinungen sei Teil des eigenen Selbstverständnisses, betont
dig weiterentwickelt. Vorstandsvorsitzender Urs Keller. Der Account ruhe deshalb so
Informieren Sie sich gerne und fragen Sie lange, bis bei Twitter wieder akzeptable Standards herrschten.
unverbindlich Ihr persönliches, auf Sie zu- So lange werde man nach Alternativen zu Twitter Ausschau hal-
geschnittenes Angebot an. ten. Die Diakonie Baden hatte Twitter vor einem Jahr eingeführt,
 um insbesondere mit sozialpolitischen Entscheidungsträgern in
 den Diskurs zu kommen.
 DiakoniePLUS
https://plus.diakonie-baden.de

Mehr Unterstützung für Wohnungslose
 Von diesem Gesetz haben die meisten von Württemberg untergebracht werden. In
 Ihnen wohl noch nichts gehört: vom Woh- der Regel sind sie zusammen mit ihren
 nungslosenberichtserstattungsgesetz. Familien, in denen sie leben. Belasteter
 Dennoch – gut, dass es dieses Gesetz gibt. was die eigenen Zukunfts- und Entwick-
 Es schreibt vor, dass einmal im Jahr die lungsmöglichkeiten, was die Lebenschan-
 Daten von den Menschen erhoben werden, cen anbelangt, kann ein Leben bei uns
 denen wegen Wohnungslosigkeit von den nicht mehr sein. Minimalstandards für
 Gemeinden Räume oder Übernachtungs- ihre Notversorgung, wie eigene Bereiche
 möglichkeiten zur Verfügung gestellt wer- für Familien, minimale Privatsphäre, ge-
 den. Die Zahlen, die nicht alle Wohnungs- schützte Zugänge, eine Umgebung, in der
 losen erfassen können, sind erschreckend. sie lernen können, all dies gibt es nicht.
 Unser Bundesland hat unter den Flächen-
 staaten mit 32,28 untergebrachten Perso- Nein, am Geld mangelt es in unserem
 nen pro 10.000 Einwohner den negativen Bundesland wirklich nicht. Bei den vie-
Oberkirchenrat Urs Keller,
 Spitzenplatz! Und das im „the Länd“. 9905 len Förderprogrammen, die es gibt, ist ei-
Vorstandsvorsitzender der wohnungslose Kinder und junge Men- nes für diese Menschen längst überfällig.
Diakonie Baden schen unter 18 Jahren müssen in Baden- Wohnungslose brauchen unsere Stimme!

 11
Diakonische Sozialpolitik

 Die Verpflichtung zur
 Parteilichkeit
 Per Satzung verpflichtet sich das Diakonische Werk Baden, für seine Anliegen Einfluss
 auf Öffentlichkeit, Kommunen und Politik zu nehmen. Die Diakonie ist sozialpolitischer
 Lobbyist. Wie und wo versucht sie Einfluss zu nehmen auf sozialpolitische Entschei-
 dungen? Ein Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden Urs Keller.

 1 2 3
 Herr Keller, warum sind Wer sind unsere Wie erreichen wir diese
 wir aktiv im Bereich der Zielgruppen? Zielgruppen?
 Sozialpolitik?
 Der erste Grund ist unser theolo- Dadurch, dass wir Themen öf- Wenn man bei der Allgemeinheit
 gischer Auftrag. Sich aus Nächs- fentlich machen, auf Probleme anfängt, dann bedienen wir uns
 tenliebe für Menschen einzu- hinweisen, Lösungsvorschläge aller Kanäle, die zur Verfügung
 setzen, die sich in schwierigen machen, wenden wir uns an die stehen, das beginnt bei Presse-
 Lebenssituationen befinden. Das Allgemeinheit. Das heißt an je- meldungen, bei unserer Home-
 heißt auch, sich dafür einzuset- den Bürger, an jede Bürgerin, page, das geht weiter über Social-
 zen, dass sich die Verhältnisse so weil wir natürlich auch als All- Media-Kanäle. Das alles richtet
 verändern, dass Menschen nicht gemeinheit Verantwortung tra- sich mit besonderem Zuschnitt
 mehr in solchen Notlagen sind gen. Das ist die erste Zielgrup- auch an die Politik. Hinzu kommen
 oder dass ihnen geholfen wer- pe. Die zweite Zielgruppe sind viele persönliche Gespräche. Wir
 den kann. Der zweite Grund ist, die verantwortlichen Gestalter gestalten viele sozialpolitische
 dass wir von unserer Landeskir- und Gestalterinnen. Die sitzen in Themen im Kontext der LIGA Ba-
 che den Auftrag haben, sozial- der Politik, für uns vor allem in den-Württemberg, dem Zusam-
 politisch zu wirken. Das steht so der Landespolitik. Und die drit- menschluss aller Wohlfahrtsver-
 auch in unserer Satzung. te Größe sind unsere Mitglieder. bände, wo es für die großen The-
 Denn wir vertreten natürlich men Ausschüsse gibt, in denen
 auch deren Interessen und deren wir mitarbeiten. Hier geben wir
 Themen. Stellungnahmen, nehmen zu Ge-
 setzesvorhaben Stellung.

12 Februar | 2023
4 6 8
 Wie wichtig sind die Wie erfolgreich sind wir Wie ernst nimmt man
 informellen als Lobbyist? uns als sozialpolitischen
 Verbindungen? Akteur?
Informelle Verbindungen sind Also ich würde sagen, dass wir als Es ist immer eine Herausforde-
Verbindungen zu Menschen, die Diakonie Baden sehr erfolgreich rung, sozialpolitischen Themen
eine Funktion haben und mit de- sind. Wir verstehen uns dabei das nötige Gewicht zu verlei-
nen wir uns jenseits der offiziel- weniger als Lobbyisten, als in hen. In der Regel werden bspw.
len Gegebenheiten austauschen. unserer anwaltschaftlichen Rol- wirtschaftliche Themen inten-
Hier kann man Dinge andenken, le. Natürlich immer im Zusam- siver bedient. Insofern kämp-
mal genau hinhören, was die Per- menspiel mit unseren Partnern, fen wir immer auch gemeinsam
son bewegt in ihrem politischen dem Diakonischen Werk Würt- um die nötige Aufmerksamkeit.
und fachlichen Denken und Han- temberg, den vier kirchlichen Wie läuft das mit der Digitalisie-
deln. Das ist enorm wichtig, weil Wohlfahrtsverbänden und eben rung? Was wird vorangetrieben?
auf dieser Ebene einmal offener der LIGA. Zwei Beispiele sind: Wird da auch an die Sozialwirt- Urs Keller
gesprochen werden kann und Die Bewältigung der ersten gro- schaft gedacht? Wir erleben auf Vorstandsvorsitzender
 Diakonie Baden
schwierige Themen sondiert wer- ßen Flüchtlingsherausforderung der einen Seite große Wertschät-
den können. Diese Kontakte spie- 2015.Diese konnten wir in Baden- zung. Auf der anderen Seite müs-
len eine wesentliche Rolle, wenn Württemberg nur so gut bewälti- sen wir uns immer sehr darum
man politisch gestalten will. gen, weil es eben enge Kontakte kümmern, dass unser Blickwin-
 gab zu den zuständigen Minis- kel vorkommt. Deswegen pflegen

5 Wir sind als
 Welchen langen Atem terien, den Regierungspräsidi- wir unsere Kontakte zum Sozial-
 muss man haben, um sein en, den Gremien. Das hängt alles ministerium, zum Innenministe-
 Ziel zu erreichen? mit Sozialpolitik zusammen. Als rium wegen der Flüchtlingsfra-
 Diakonie
Sozialpolitisch wirksam zu wer- Zweites nenne ich die Bewälti- ge, zum Wirtschaftsministerium Baden sehr
den bedeutet, immer an den The- gung der Coronakrise für unsere wegen der Förderung von Nach- erfolgreich.
men, den entsprechenden Gre- Einrichtungen und für die Men- haltigkeit, von Infrastruktur-
mien und Personen dran zu sein. schen, die da leben. Das war auch maßnahmen und natürlich zum
Dies geschieht durch den Vor- eine Phase intensivster Kontakte Finanzministerium.
stand, unsere Referent:innen, zu den zuständigen Behörden,

 9
durch Abteilungsleitungen. Es zu den Task Forces, in denen wir Welche Themen
geschieht aber auch und vor al- vertreten waren. Wir haben da beschäftigen uns in der
lem in der LIGA, wo die Aus- eine ganz wichtige Mittlerrolle Zukunft?
schüsse in der Regel sehr gute gehabt zwischen den Einrichtun- Die große Frage: Wie können wir
Kontakte haben. Auch zur Fach- gen und der Politik. Das sind für die soziale Daseinsfürsorge in
ebene auf Seiten der Ministerien. mich große Beispiele von politi- diesem Land und überhaupt
Wichtig für die sozialpolitische scher Zusammenarbeit. sicherstellen. Ein wesentliches
Wirksamkeit ist, dass zu den zu- Problem ergibt sich aus dem Per-

 7
ständigen Fachebenen ein guter Was passiert, sonalmangel. Wie managen wir
Kontakt da ist. Denn die Fra- wenn Kontakte das als Gesellschaft? Und dann
gestellungen sind oft komplex. wegbrechen? die Bewältigung der Corona-
Deswegen ist es wichtig, dass Wenn ein Regierungswechsel krise und ihrer Folgen. Hinzu
die Fachleute miteinander im ansteht, dann nehmen wir schon kommt die allgemeine Energie-
Gespräch sind. Das ist für beide im Vorfeld als Diakonie in Baden und Wirtschaftskrise. Als nächs-
Seiten ein Geben und ein Nehmen. und Württemberg Kontakt auf tes großes Thema sehe ich Kli-
 zu den sozialpolitischen Spre- maschutz und nachhaltige Ent-
 chern der großen Parteien. Mal wicklung. Dass hier die Sozial-
 zu reden, was aus unserer Sicht wirtschaft bedacht und entspre-
 Kontakte spielen eine für die nächste Legislaturperio- chend gefördert wird. Wie kön-
 wesentliche Rolle. de ansteht. Nach der Wahl neh- nen diese Umweltziele realisiert
 men wir Kontakt auf zu den neu- und finanziert werden? Da liegt
 en Amtsträgern. unheimlich viel Arbeit vor uns.

 13
Kein „Weiter so!“
 Zukunftsfragen bei Jahrespressekonferenz Fort- und Weiterbildung
 Die Frage nach der Zukunft unserer sozialen Sicherung stand im Fokus
 der diesjährigen Pressekonferenz der Diakonie Baden. Warum die Bildungshaus Diakonie
 Antwort neben einem gesamtgesellschaftlichen Diskurs auch Innova- Berufliche Fort- und Weiterbildung
 tionen braucht, machten die Vorstände der Diakonie Baden deutlich. Vorholzstraße 7, 76137 Karlsruhe,
 Weniger Kita-Gruppen, Pflegeplätze, ambulante Versorgung, Be- Telefon: 0721 9349-700 Fax: -706
 ratungsangebote – die Diakonie Baden sieht die Zukunft der sozialen E-Mail: bildungshaus@diakonie-baden.de
 www.diakonie-baden.de/bildungshaus
 Versorgungslandschaft gefährdet. Kerntreiber sei der demografische
 Wandel und der sich damit zuspitzende Personalmangel. Vorstands-
 vorsitzender Urs Keller sagte: „Ein ‚Weiter so!‘ wird es nicht geben. » Weiterbildung: Führen und Leiten von
 Kinder, die gestern nicht geboren wurden, fehlen heute als Arbeits- ambulanten Hospizdiensten
 kräfte.“ Daher müsse offen diskutiert werden, welche Angebote auf- Beginn: 06.03.2023
 Zielgruppe: (zukünftige) Koordinator*innen
 rechterhalten werden können. Weniger Anspruchsdenken und mehr
 und Einsatzleiter*innen aus ambulanten Hos-
 Eigenverantwortung sind für Keller für die Zukunft elementar. Bis- pizgruppen, sowie deren Stellvertretungen
 lang setzte die Finanzierung der sozialen Daseinsfürsorge auf wirt- Kursgebühr: 1.315,00 Euro
 schaftliches Wachstum. Dessen Grenze sei erreicht, ist der Vorstands- für Mitgliedseinrichtungen: 1.195,00 Euro
 vorsitzende überzeugt, ein Umdenken daher zwingend. Die Diakonie zzgl. Verpflegung (Getränke, Pausensnack,
 ohne Mittagessen):
 Baden plädiert dafür, vorhandenes Kapital umzuverteilen. Es brauche
 120,00 Euro (inkl. gesetzlicher MwSt.)
 einen offenen Zukunftsdiskurs ohne Tabus, appelliert er an die Politik.
 „Die Lage wird immer komplexer“, beschrieb Vorständin Bea- » Weiterbildung: Berater*in gesundheitli-
 trix Vogt-Wuchter die angespannte Situation in den Einrichtungen. cher Versorgungsplanung gemäß §132g SBG V
 Neben dem vorrangigen Personalmangel nahm sie zwei weitere we- Beginn: 03.04.2023
 Zielgruppe: Berufsausbildung als Gesund-
 sentliche Faktoren in den Blick, die den Einrichtungen zu schaffen
 heits- und Krankenpfleger*in, Altenpfleger*in,
 machen: Preissteigerungen und zu viel Bürokratie. Dadurch wür- Kinderkrankenpfleger*in, staatlich aner-
 den zunehmend niederschwellige Angebote wegfallen und verblei- kannte Heilerziehungspfleger*in. Außer-
 bende Einrichtungen und Beratungsstellen zusätzlich belasten. Eine dem ist eine dreijährige Berufserfahrung
 Einschätzung, die auch Rüdiger Heger, Geschäftsführer des Diakoni- innerhalb der letzten acht Jahre erforder-
 lich, mit mindestens halbem Stellenumfang.
 schen Werkes im Landkreis Karlsruhe, teilt. „Die Problemlagen wer-
 Kursgebühr: 1.634,00 Euro
 den vielschichtiger, die Beratungen dauern länger, die Nachfrage für Mitgliedseinrichtungen: 1.485,00 Euro
 steigt und zugleich wird die Finanzierung vieler Angebote immer un- zuzüglich Verpflegung (Getränke, Pausen-
 sicherer.“ snack, ohne Mittagessen):
 Im Gegensatz zur Industrie könne die Pflege nicht einfach herun- 36,00 Euro (inkl. gesetzlicher MwSt.)
 tergefahren werden, betonte Vorstand André Peters. Die Folge: stän-
 » Weiterbildung: Berater*in digitaler
 dige Überbelastung bis hin zur Selbstausbeutung. „Wir brauchen auch Technologien in der Pflege
 hier einen Bewusstseinswandel. Nur wer gesund ist, kann dauerhaft Beginn: 27.04.2023
 anderen helfen.“ Dass Digitalisierung die Pflege und Pflegenden un- Zielgruppe: Pflegefachpersonen, Leitungs-
 terstützen kann und muss, steht für Peters außer Frage. verantwortliche, QM-Beauftragte, Verwal-
 tungsmitarbeitende, IT-affine Mitarbeitende
 aus Pflegeeinrichtungen
 Kursgebühr: 786,00 Euro
 für Mitgliedseinrichtungen: 656,00 Euro
 zuzüglich Verpflegung (Getränke, Pausen-
 snack, ohne Mittagessen):
 24,00 Euro (inkl. gesetzlicher MwSt.)

 Unser Jahresprogramm 2023:
 www.diakonie-baden.de/bildungshaus/
 programme

 Pressekonferenz in den Räumen des Diakonischen Werkes im Landkreis Karlsruhe

 Impressum
 Herausgeber: Das Diakonische Werk der Evangelischen Landeskirche in Baden e. V., Vorholzstraße 3, 76137 Karlsruhe,
 oeffentlichkeitsarbeit@diakonie-baden.de, www.diakonie-baden.de
 Redaktion: Christian Könemann Seitenlayout und Satz: Jutta Ruloff-Heller
 Bildnachweis: Diakonie Baden (S.11, S.13 und 14), AdobeStock (S.11)
 Spendenkonto: Evangelische Bank e.G., IBAN: DE 955206 0410 0000 004600, BIC: GENODEF1EK

14 Februar | 2023
PERSÖNLICH

 Ehre, wem Ehre gebührt?
 Anfangs war es eine Ehre für Birgit Bischof, in ihrer evangelischen
 Gemeinde in Pfinztal-Berghausen mitzuarbeiten. Seit 2012 ist die
 59-Jährige Kirchengemeinderätin, vorher war sie im Kindergottes-
 dienst aktiv. Jetzt ist sie, wie manche Berufstätige, für viele Projekte
 verantwortlich, und das, wenn es brennt, in Vollzeit.

 D
 ie Bankfachwirtin sie Rat und praktische Unterstüt­
 hat zugunsten ihrer zung gebraucht hätte. Mit der
 Kinder und man- Pfarrerin ist sie sich einig und
 gels Mittagsbetreu- schätzt ihre liberale Haltung.
 ung auf eine pro- Antworten der Kirchenverwal-
 fessionelle Karriere tung auf die drängenden Fragen
 verzichtet. Unbezahlt hat sie in des Kirchengemeinderats ka-
 der Kirche Vergleichbares geleis- men gar nicht oder brauchten
 tet – zeitaufwändig und mit an- ewig. Bei manchen Entscheidun-
 spruchsvollen Aufgaben. gen musste sie selbst juristischen
 oder technischen Beistand orga-
 Die blonde zierliche Frau mit der nisieren.
 zarten Brille ist kein Typ, der sich
 in den Vordergrund drängt. Zum Dranbleiben,
 fleißigen Bienchen degradiert sie Ziele verfolgen
 sich deshalb nicht. Sie redet ru- Irgendwie ging es immer weiter,
 hig und freundlich Tacheles. Als zäh und holprig. Ist es eine Ehre,
 eine von drei Frauen im Kirchen- seine Freizeit damit zu verbrin-
 gemeinderat mit zwölf Personen gen, zuerst Steine aus dem Weg
 musste sie zuerst ihren männli- zu räumen, um rechtliche, finan-
 chen Kollegen ihre Kompetenzen, zielle und soziale Probleme zu lö-
 auch was ihre Fachkenntnisse sen und vorausschauend die Wei-
 angeht, beweisen. Jetzt wird sie chen für die Zukunft der Gemein-
 akzeptiert. Das wünscht sie sich de zu stellen? Mehr Wertschät-
 auch vom Evangelischen Ober- zung wäre schön. Die bekommt
 kirchenrat. Wenn sie zurück- die Mutter zweier studierender
 schaut auf die großen Herausfor- Töchter von Menschen, die sie auf
 derungen, die weit ins neue Jahr ihren Einsatz ansprechen, oder
 hineinreichen, dann mangelte von Flüchtlingen, die sich gut in- Birgit schen würden seitdem kaum
 es ihr an Unterstützung kirchli- tegriert haben, und anderen, die Bischof noch miteinander, eher überei-
 cher Experten. Trotz wiederhol- von dem Hilfsfonds der Gemeinde nander reden. Das macht ihr zu
 ter Nachfrage. profitieren. Und von den Kindern schaffen. Genauso wie die all-
 im Kindergarten, Eltern und Mit- gemeine Weltlage. Sie hält sich
 Sich als Ehrenamtliche mit den arbeiterinnen, die froh sind, dass am Glauben fest, dass nicht al-
 Wir sollten
 übrigen Ältesten um sieben Im- sie immer ein offenes Ohr hat. les menschengemacht, und Gott
 mobilien der Kirchengemein- Dort vertritt sie die evangelische nicht alles ein Grund für Zuversicht ist. Ih-
 de zu kümmern, Sparmaßnah- Gemeinde, die den Kindergarten mitmachen, re Familie stärkt sie, weil sie sich
 men zu entwickeln, Klimaschutz betreibt. Sie kümmert sich (mit offen austauschen kann und sie
 was die
 zu etablieren und die Kindergar- der Pfarrerin) um die Einstellung sich geborgen fühlt. Ihre Kinder
 tenarbeit geschäftsführend zu von Personal, ist bei Elternaben- Politik hat sie so erzogen, dass sie wis-
 begleiten, das sind keine Kinker- den dabei, kontrolliert die Finan- vorgibt. sen, was sie wollen, sich nicht be-
 litzchen, die man einfach aus dem zen, bespricht Aktuelles mit der dingungslos unterordnen, ohne
 Ärmel schüttelt. Die Arbeit ist Leitung. Gerade in Coronazeiten ihre soziale Ader zu vernachläs-
 zwar spannend, aber gelegent- gab es viele offene Fragen, die sie sigen. Beim Radfahren und Lesen
 lich nervenaufreibend und oft klären musste. kann Birgit Bischof entspannen.
Foto: Privat

 langwierig. Sie hat sich manch- Die Pandemie erlebte sie als Manchmal setzt sie sich ein paar
 mal alleingelassen gefühlt, wenn erns­ten Einschnitt. Die Men- Minuten in die Kirche und »

 15
PERSÖNLICH

 lässt ihre Gedanken schwei-
 fen. Yoga hilft ihr, sich neu zu
 erden, Abstand zu gewinnen,
 Unterwegs auf
 manches beiseitezuschieben.
 „Vieles ist nicht so wichtig, wie
 wir spontan denken.“
 Schatzsuche
 Sparen ohne
 Qualitätsverlust
 Dass ihrer Kirche immer mehr
 Menschen den Rücken keh-
 ren beschäftigt sie schon lan-
 ge. Oft werde als Grund fehlen-
 der Bezug genannt. „Wir kom-
 men leider an viele gar nicht
 heran.“ Die meisten kennt sie
 nicht persönlich. Es sind junge
 Leute, die auf ihrem ersten Ge-
 haltszettel den Abzug der Kir-
 chensteuer sehen und nichts
 mit der Gemeinde zu tun ha-
 ben. Hoffnung machen ihr jun-
 ge Eltern, die sie im Kinder-
 garten kennenlernt. Immer
 mehr ließen ihren Nachwuchs
 bewusst taufen. Birgit Bischof Grenzen überwinden, Brücken bauen und Einheit
 appelliert, trotz Sparzwän- in Vielfalt suchen, darum geht es in den ökumenischen und
 gen in neue Gottesdienstfor-
 men zu investieren, um mehr internationalen Beziehungen der badischen Landeskirche.
 Interessierte zu gewinnen. Bei Als Landeskirchlicher Beauftragter für Mission und Ökumene
 der Kindergartenarbeit „soll- (Südbaden) war Pfarrer Christian Lepper beruflich zwei Wochen
 ten wir nicht alles mitmachen,
 was die Politik vorgibt“. Sie in Kamerun mit Delegierten aus Bezirkspartnerschaften in
 möchte einen besseren Perso- Südbaden, Hessen und der Schweiz unterwegs.
 nalschlüssel, die Qualitätsar-
 beit erhalten und die religiöse
 Bildung vertiefen. Sparen habe Ging es dort um die oben gibt es viele: Sprachgrenzen, kul-
 Grenzen, eine Kirche abzurei- genannten Themen? turelle Einengungen, Gender, Vor-
 ßen, muss abgewogen werden. Ja, wenngleich sie das, was bei ei- urteile. Angesichts dessen ist es
 Das Gebäude habe Signalwir- ner Partnerschaftsreise passiert, erstaunlich, was in so kurzer Zeit
 kung. „Es hat die Gemeinde bis nur sehr abstrakt wiedergeben. durch den intensiven Kontakt an
 heute geprägt. Die Kirche ist Um mit dem letzten Stichwort Brücken gebaut wird.
 ein sakraler Raum, der mit Ge- „Einheit in Vielfalt“ zu beginnen:
 schichte und Leben gefüllt ist.“ Unsere Partnerkirche in Kame- Was ist Ihnen aufgefallen?
 Ein bislang unverzichtbares run, die „Presbyterian Church in Die Antwort auf die Frage würde
 Aushängeschild. „Wir haben ja Cameroon“ (PCC), ist anders auf- ein ganzes Heft füllen (siehe Rei-
 noch sechs andere Gebäude.“ gestellt als eine deutsche Landes- seberichte). Ein paar persönliche
 kirche. Und trotz aller Verschie- Bemerkungen: Obwohl ich schon
 Ist denn der Zukunftstag der denheit geht es um das eine: das öfter im südlichen Afrika unter-
 Landeskirche in Ettlingen Evangelium, die „froh machende wegs war, habe ich durch die in-
 Anfang März eine gelungene Botschaft“ weiterzugeben. Brü- tensiven Gespräche mit den Part-
 Würdigung des Ehrenamts? cken müssen viele gebaut werden: nern und Kollegen neue Einsich-
 Die Älteste ist skeptisch. Für über Kirchenverständnisse, über ten gewonnen. Insbesondere der
 ein persönliches Gespräch kulturelle Unterschiede, über ge- Austausch über die Spannungen
 mit einem Verantwortlichen genseitige Erwartungen hinweg. in den englischsprachigen Pro-
 der Kirchenleitung im kleinen Das geht, weil die persönlichen vinzen war sehr aufschlussreich.
 Pfinztaler Kreis der Ehren- Beziehungen, die bei solchen Be- Er hat aber auch gezeigt, wie weit
 amtlichen wäre sie dankbarer. gegnungen entstehen, den Brü- der Weg noch sein wird bis zu ei-
 Sabine Eigel ckenschlag erlauben. Grenzen ner friedlichen Regelung.

16 Februar | 1/2023
NACHGEFR AGT

 Jeder Empfang der
 Gäste wurde zum Fest.

 ten viel bewegen. Es herrscht
 großes Vertrauen. Damit kön-
 nen auch unangenehme Fragen
 auf eine geschwisterliche Wei-
 se gestellt werden. Und letztend-
 lich leiden unter der Korruption
 die Kameruner zuallererst – sie
 müssen trotzdem in diesem Land
 weiterleben. An Grenzen stoßen
 Partnerschaften, wenn es einen
 Wir konnten dank der Begleitung Ist eine partnerschaftliche Wechsel der Bezugspersonen gibt.
 von kamerunischen Kollegen, u.a. Beziehung auf Augenhöhe mög- Sei es, dass der Dekan wechselt,
 Alfred Moto-Poh, der fünf Jahre in lich, wenn eine Seite Geld gibt, oder sich das Partnerschaftsko-
 Baden ökumenischer Mitarbeiter die andere „nur“ Spirituelles? mitee in Deutschland neu aufstel-
 war, zu Zeiten und an Orten un- Was heißt „nur“? Partnerschaft len muss.
 terwegs sein, wo Reisende weißer ist ein Geben und Nehmen – und
 Hautfarbe in Afrika sonst nicht jeder kann nur geben, was er hat. Welche Impulse der Reise
 hinkommen. Die Begegnungen Da zeigt sich schnell, dass unse- werden Ihre weitere Arbeit
 mit Binnenvertriebenen und die re kamerunischen Partner einen beeinflussen?
 Berichte über ihr Erleben lassen Schatz an spirituellem Leben ha- Die badischen Delegierten sind
 nicht kalt. Es ist sehr bewegend ben, von dem wir in „normalen ba- mit viel Schwung und Motivation
 zu sehen, wie viele Menschen sich dischen Gemeinden“ nur träumen von der Reise zurückgekehrt. Es
 engagieren, um zu helfen. können. Damit unser Gemeindele- geht nun darum, diesen Schwung
 Die Besonderheit dieser Rei- ben in Baden zu bereichern, ist ei- von den Personen in die Gemein-
 se war die Zusammensetzung der ne schöne Perspektive. den hineinzutragen. Und zu über-
 Gruppe mit Delegierten aus vie- legen, wie die neuen Technolo-
 len verschiedenen Partnerschaf- Was können Partnerschaften gien es ermöglichen, intensiver
 ten. Dadurch konnten wir uns gut erreichen, obwohl Korruption Kontakt zu halten und sich ge-
 untereinander austauschen, Un- das Land prägt? Wo gibt es genseitig geistlich zu bereichern.
 terschiede und Parallelen fest- Grenzen? Bergen sie Risiken? Das funktioniert bei Gemeinden
 Kontakt: stellen. Unsere Partner haben lan- „Bitte fragen Sie zu Risiken und und Bezirken, die einigermaßen
 Landeskirchli- ge und teilweise gefährliche An- Nebenwirkungen ihren Arzt oder gut angebunden sind. Andere Be-
 cher Beauftrag- fahrtswege auf sich genommen, Apotheker.“ Im Ernst, wegen der zirke haben so wenig Infrastruk-
 ter für Mission um uns treffen zu können. persönlichen Beziehungen kön- tur, dass das nicht gehen wird. In
 und Ökume- nen wir durch die Partnerschaf- einigen Bezirken wird es in den
 ne (Südbaden) Was charakterisiert die Partner­ nächsten Jahren um eine Erneue-
 Pfarrer Chris- schaften zwischen badischen und rung der Partnerschaftskomitees
 tian Lepper,
 kamerunischen Kirchenbezirken? gehen. Da werde ich, wo nötig und
 Telefon 07665
 Eindeutig die lange Dauer der möglich, unterstützen.
 972103;
 christian.lep-
 Partnerschaften, z.T. über 40 Jah- Angesichts der Herausforde-
 per@ekiba.de re hinweg. Dadurch sind wir ver- rungen des Strukturprozesses
 lässliche Partner und können Pro- sehe ich es insbesondere als mei-
 Reisetagebuch
 jekte langfristig angehen, nach- ne Aufgabe, auf den verschiede-
 Kamerun:
 https://bmdz.
 haken, wenn etwas nicht vor- nen Ebenen der Kirche im Südba-
 ems-online. angeht. Das ist der große Unter- dischen das Bewusstsein wach-
 org/#c30273 schied zu den vielfältigen huma- zuhalten, dass „Evangelische Kir-
 nitären Engagements, die häufig che“ nicht an Gemeinde- oder Lan-
 www.ekiba.de/
 detail/nach
 spontan auf eine Notlage reagie- desgrenzen endet, sondern eine
 richt-seite/ ren und danach zur nächsten Ka- weltweite Bewegung ist, von der
Fotos: Sabine Eigel; Privat

 id/42742-part tastrophe weitereilen. wir ein (kleiner) Teil sind. Wenn
 nerschafts Sie wollen, die Gewichte ein we-
 reise-nach- nig zu verschieben, ... Grenzen zu
 Die Lebensfreude und Zuversicht
 kamerun/
 der kamerunischen
 überwinden halt – auch die in den
 Gesprächspartner/-innen waren Köpfen ...
 beeindruckend. Die Fragen stellte Sabine Eigel

 17
MEDIENTIPPS

 BUCHTIPPS IMPRESSUM
 Klaus Nagorni, Gedanken zum Wachwerden ekiba intern wird an alle
 ­ehrenamtlichen, neben- und
 Zum Frühstück Was gehört zu einem guten Start in den Tag? Ein duftender hauptamtlichen Mitar­bei­­
 ein Stück Himmel,
 Kaffee, ein Croissant oder das Lieblingsmüsli. Ein Augenblick Zeit ten­­den der Evangelischen
 208 Seiten, ­Landeskirche in Baden
Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, für sich. Und ein Augenblick Zeit für Gott. Denn das Leben ist mehr kostenlos abgegeben.
 Leipzig 2023, als der tägliche Marathon zwischen Arbeit, Einkaufen und Familie. Herausgeber:
 Evangelische Landeskirche,
 16 Euro, Der SWR-Autor und ehemalige badische Akademiedirektor Evangelischer Oberkirchenrat,
 ISBN 978-3-96038-344-4 Klaus Nagorni schenkt uns mit diesem Andachtsbuch täglich ein Stück Blu­men­straße 1–7,
 76133 Karlsruhe,
 Himmel am Morgen: tröstende, anregende, hoffnungsfrohe Gedanken www.ekiba.de
 zum Start in den Tag. Damit Alltage ein wenig mehr Sonntag in Diakonisches Werk der Evan­
 gelischen Landeskirche in
 sich tragen. Baden e. V.
 Vorholzstraße 3–5, 76137
 Karlsruhe
 Wilhelm Faix, Nie mehr Mitarbeitermangel! Geschäftsführende
Gemeinde kommt von gemeinsam. Nie mehr Mitarbeitermangel? Was wie ein Traum klingt, ­Redakteurinnen:
 Mit Teamarbeit Gemeinde bauen, Judith Weidermann,
 ist tatsächlich möglich: Nämlich dann, wenn wir die Menschen in Telefon 0721 9175-106,
 240 Seiten,
 Neukirchener Verlagsgesellschaft,
 unseren Kirchen und Gemeinden mit ihren Gaben und Fähigkeiten E-Mail: judith.weidermann@
 ekiba.de
 Neukirchen-Vluyn 2022, fördern und in die Arbeit vor Ort einbeziehen. Wie das geht? Sabine Eigel,
 24 Euro, Mit Teamarbeit. Das Buch erklärt Schritt für Schritt, wie eine Telefon 0721 9175-118,
 E-Mail: sabine.eigel@ekiba.de
 ISBN 978-3-7615-6873-6 Gemeinde auf Teamarbeit aufgebaut werden kann. Redaktionelle Mitarbeit:
 Neben theoretischen Grundlagen und Erfahrungswissen aus der Bruno Ringewaldt,
 E-Mail: bruno.ringewaldt@
 Praxis sind nach jedem Abschnitt auch Fragen zur Reflexion und ekiba.de
 zum Aufarbeiten enthalten. Die Inhalte können als Grundlage für Redaktion Diakonie:
 Christian Könemann,
 Mitarbeiterschulungen, Seminare und zum Aufbau einer Telefon 0721 9349-248,
 Teamarbeit in der Gemeinde dienen. E-Mail: ckoenemann@
 diakonie-baden.de
 Konferenz ekiba intern:
 Christian Bieri, Schwimmhilfe fürs Pfarramt Alexandra Weber,
 Kirsten de Vos,
 Der Sprung ins kalte Wasser. Wer als Neuling im Pfarramt beginnt, gerät nicht selten ins Uta Engelmann,
 Ein Werkbuch für den Schwimmen. Die Arbeitslast, die Erwartungen der Gemeinde, Sabine Kast-Streib,
 Berufseinstieg ins Pfarramt, Martin Kares,
 die Arbeitszeiten, die Verantwortung und die eigenen Ansprüche Torsten Sternberg,
 224 Seiten,
 Theologischer Verlag Zürich, bringen Berufsneulinge in den ersten Amtsjahren immer wieder an Jutta Bauer, Klaus Müller,
 Stefanie Kern, Ulrike Nell,
 Zürich 2023, ihre Grenzen. Dieses praxisnahe Werkbuch ist eine Schwimmhilfe Annette Röhrs,
 28,90 Euro, im Ozean des Gemeindepfarramts: Überlegungen zu Rolle und Amt, Markus Mickein
 ISBN 978-3-290-18490-2 Redak­tionsanschrift:
 konkrete Arbeitshilfen, Materialien und Tipps für alle wesentlichen ­Blumenstraße 1–7,
 Aufgabengebiete des Pfarramts unterstützen und begleiten ange- 76133 Karlsruhe,
 Telefon 0721 9175-113,
 hende Pfarrpersonen. Die Unterlagen können heruntergeladen, Telefax 0721 9175-25-109
 ergänzt und erweitert werden. Für unverlangt eingesandte
 Manuskripte keine Gewähr.
 Nachdruck nur mit
J. Zerth/E. Nass/M. Garkisch (Hg.), Pandemische Zeiten Genehmigung der Re­daktion
 Grafik: Clarissa Rosemann,
 Leben und Versorgung Das Gesundheits- und Sozialwesen wird durch die Covid-19-Krise Jan Schuster, Perfect Page,
 gestalten nach Corona.
 vielfältig herausgefordert. Zunächst musste der unmittelbare Herrenstraße 50a,
 Lernen und Lehren 76133 Karlsruhe
 aus der Krise, „Corona-Schock“ überwunden werden. Es folgte das „Leben mit Versand: ABT Print und
 203 Seiten, Corona“. Nach dem Ende der Pandemie wird ein „Lernen aus Medien GmbH, Weinheim.
 Gedruckt mit 100% Ökostrom
 Kohlhammer Verlag, Corona“ einsetzen, das sich der gesellschaftlichen Fragen anneh- und Ökofarben
 Stuttgart 2022, men muss: Welche Chancen aus einer veränderten Digitalisierung Aboverwaltung:
 39 Euro, Telefon 0721 9175-109,
 erwachsen für die Arbeitswelt? Wie muss eine Kapazitätsplanung für E-Mail: abo.ekiba-intern@
 ISBN 978-3-17-041066-4
 eine resiliente Gesundheitsversorgung morgen aussehen? Wie wird eki­ba.de
 Druck: ABT Print und Medien
 sich das Zusammenleben im Spannungsfeld von individueller Freiheit GmbH, Weinheim. Gedruckt
 und Sicherheit verändern? mit 100%
 Ökostrom und Ökofarben.
 Spen­den­konto: Evangelische
 Mariana Leky, Von der Menschenliebe Landeskirchenkasse in Baden,
 Evangelische Bank eG Kassel,
 Kummer aller Art, Im Innern der Figuren von Mariana Lekys literarischen (BLZ 520 604 10),
 Roman,
 Kolumnen herrscht Unordnung: Frau Wiese kann nicht mehr KTO 500003,
 176 Seiten, IBAN: DE29 5206 0410 0000
 DuMont Buchverlag, schlafen, Herr Pohl ist nachhaltig verzagt, Lisa hat ihren ersten 5000 03,
 Köln 2022, Liebeskummer, Vadims Hände zittern, Frau Schwerter muss ganz BIC: GENODEF1EK1
 Verwendungszweck:
 22 Euro, dringend entspannen, und Psychoanalytiker Ulrich legt sich mit der Haushaltsstelle 4120.2220
 ISBN 978-3-8321-8216-8 Vergänglichkeit an. Kummer aller Art plagt die Menschen, die mal ekiba intern
 besser, mal schlechter damit umgehen können. Aber er vereint sie Titel: ekiba;
 Hendrik; oksix; paul;
 auch, etwa, wenn auf Spaziergängen Probleme ans Licht kommen. Tobias Arhelger; redaktion93;
 Die hier versammelten Texte erschienen erstmals als Kolumnen in lesterman; GordonGrand,
 adobe stock
 „Psychologie Heute“ und sind ein Stückweit „Menschenliebe“ und Editorial: Claudia Kolb/
 Selbstreflexion. bilderfachwerk.de
 Er­schei­nungster­min:
 18 Februar | 1/2023 Februar 2023.
Sie können auch lesen