Was tun? UMGANG MIT SPEZIELLEN PROBLEMSITUATIONEN - FÜR HANDLUNGSLEITFADEN FÜR

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UMGANG MIT
  SPEZIELLEN PROBLEMSITUATIONEN

…was tun?      HANDLUNGSLEITFADEN FÜR
           PÄDAGOGINNEN UND PÄDAGOGEN
Einführung
                                                                                                               Sehr geehrte Frau Kollegin!
                                                                                                               Sehr geehrter Herr Kollege!

                                                                                                               Um Ihr Handlungsrepertoire in schwierigen Situationen zu erweitern, dürfen wir Ihnen
                                                                                                               diesen „Handlungsleitfaden für PädagogInnen“ in der 11. Auflage, Mai 2019, vorlegen.

                                                                                                               Uns geht es dabei insbesondere darum, dass die Ressourcen an der Schule selbst
                                                                                                               ausgenützt werden. Dies bedingt, dass es ein Grundmaß an Wissen über spezielle

                                                                                                                                                                                                                                            © Foto Fischer
                                                                                                               Problembereiche gibt. Mit diesem Handlungsleitfaden wollen wir Ihnen eine schnelle
                                                                                                               und übersichtliche Information über diese Bereiche geben, die Vorgangsweise kann
                                                                                                               je nach Fall individuell abgeändert werden. Internationale Beispiele zeigen uns, dass
                                                                                                               Handlungsleitfäden ganz wesentlich dazu beitragen können, dass Problemsituationen
                                                                                                               im Alltag besser gelöst werden können. Dies unter Ausnützung aller Möglichkeiten,
                                                                                                               die die Schule bietet.
                                                                                                               Sollten die Ressourcen an der Schule nicht ausreichen, gibt dieser Handlungsleitfaden
                                                                                                               auch Hinweise für weiterführende Hilfestellungen.
11. Auflage, Mai 2019
                                                                                                               Wir hoffen, Ihre alltägliche Arbeit besonders in schwierigen Situationen etwas erleich-      HR Dr. Josef Zollneritsch
Handlungsleitfaden für Pädagoginnen und Pädagogen
                                                                                                               tert zu haben und wünschen für die Bewältigung dieser Fälle viel Kraft und Glück.         Abteilungsleiter Schulpsychologie
Herausgeber und Verfasser: Bildungsdirektion für Steiermark – Abt. Schulpsychologie & Schulärztlicher Dienst
                                                                                                               Für weiterführende Anregungen bzw. Ergänzungen sind wir dankbar!                              & Schulärztlicher Dienst
Layout & Producing: Werbeagentur Morré, Graz-Raaba, www.agenturmorre.at
Vorbehaltlich Satz- und Druckfehler.

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Inhalt
       01. Problemlösung an Schulen………………………………………………………………… 6

       02. Probleme mit Kindern, die uns durch ihr Verhalten herausfordern…………………………… 7

       03. Umgang mit hyperaktiven Kindern………………………………………………………… 17

       04. Schulverweigerung und Schule schwänzen……………………………………………… 18

       05. Rückzugsverhalten und Depressivität……………………………………………………… 21

       06. Suizidgefährdete Schüler/innen…………………………………………………………… 24

       07. Angst- und Zwangsstörungen……………………………………………………………… 25

       08. Suchtgefährdete Schüler/innen…………………………………………………………… 28

       09. Essstörungen (Anorexie, Bulimie, Heißhungerattacken)…………………………………… 33

       10. Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen……………………………………… 36

       11. Wie führe ich ein Beratungs- bzw. Problemklärungs-/Problemlösungsgespräch?…………… 40

       12. Deradikalisierung und Prävention………………………………………………………… 42

       13. Kontakte…………………………………………………………………………………… 46

4                                                                                               5
01. Problemlösung an Schulen                                                                                                      02. Probleme mit Kindern, die uns durch ihr Verhalten herausfordern
Das ist ein allgemeines Schema, das in der Folge je nach Fragestellung noch spezifisch abgeändert werden kann.                    Welche Unterrichtsstörungen und Fehlanpassungen treten im schulischen Bereich auf, die den Schulalltag stören, die Lehrper-
Grundprinzipien: Problemklärung • Rechtzeitiges Handeln • Auf Zuständigkeit achten                                                sonen das Unterrichten erschweren und die Mitschüler/innen in ihrem Lernen behindern?

1. Beobachtung: Wer fällt auf, wer stört wen, welches Prob-          befassten Lehrer/innen): Erarbeiten von Zielsetzungen         Intentionale und funktionelle                         Überaktivismus                                         Passivität
   lem besteht, wo und wann wird gestört bzw. wer zieht sich         mit individuellem Förderplan, setzen von pädagogischen        Unterrichtsstörungen
   zurück? Wann ist der „richtige“ Zeitpunkt, um tätig zu            Veränderungen.                                                Sie äußern sich in Form von Störungen, die absicht-   Äußert sich in Form von ständiger Unruhe, perma-       Äußert sich in Form von persönlichen Verstimmun-
   werden?                                                                                                                         lich-bewusst zum Zwecke des Störens inszeniert        nenter kommentierender Bemerkungen und mangel-         gen, Abgeschlafftheit, Müdigkeit, Desinteresse;
                                                                  7. Hilfe holen (Was kann ich selbst lösen, was muss ich dele-
                                                                                                                                   werden, im gewollten Missachten vereinbarter          hafter Arbeitshaltung, im absichtlichen Stören oder    Demotivation, die so diffus ist, dass sie sich nicht
2. Heranziehen von Kolleg/inn/en zur Beobachtung für                 gieren?): Inanspruchnahme von Helfersystemen (in ständi-      Regeln,…                                              Belästigen anderer, in verbalen Attacken in Form von   als Sabotage äußert, sondern als Lethargie. Schüler/
   Austausch der Wahrnehmungen (Hospitation).                        ger Absprache mit den Erziehungsberechtigten): insbeson-                                                            Bloßstellen anderer, im Verspotten, in feindseligen    innen pflegen eine Perzeptionsweise, die sie selbst
                                                                     dere Schulpsychologe/inn/en, Beratungslehrer/innen, ZIS                                                             Äußerungen, in Form tätlicher Übergriffe, Handgreif-   als „reinziehen” bezeichnen; sie wollen etwas ge-
3. Möglichst frühzeitiges Heranziehen von Vertrauensper-
                                                                     bzw. Leiter/innen von Pädagogischen Beratungszentren                                                                lichkeiten bis zu physischem Einsatz von Gewalt;…      boten bekommen,
   sonen (z.B. Klassenvorstand, Schülerberater/in, Peers)
                                                                     (wenn vorhanden Schulsozialarbeiter/innen, Schulärzt/
4. Sammeln von Informationen: Gespräch mit dem/der                   innen/e, Jugendcoaches). Ziel ist zunächst eine Klärung
   Schüler/in selbst (je nach Fragestellung und Alter des Schü-                                                                   Undiszipliniertes Verhalten entsteht aus einer Wechselwirkung von individuellen, interpersonellen und sozialen/gesellschaftlichen
                                                                     der weiteren Vorgehensweise (auch telefonisch möglich).      Konflikten und zeigt sich in unterschiedlichen Kontexten. Wenn Kinder oder Jugendliche in bestimmten Bereichen, in bestimmten
   lers), Gespräch mit den Erziehungsberechtigten, Gespräch
   mit dem/der Schulleiter/in, allenfalls Gespräch mit dem        8. Konkrete Interventionen durch Expert/inn/en (insbeson-       Situationen und unter bestimmten Bedingungen sozial unverträgliches Verhalten zeigen, dann ist der Ursprungsort der Konflikte
   Schularzt/der Schulärztin.                                        dere Diagnose, Beratung)                                     nicht immer mit dem Ort des problematischen Verhaltens identisch!

5. Klärung: Wer trägt welche Verantwortung, gemeinsames           9. Rückkoppelung mit Schule (z.B. Helfer/innen/konferenz,
                                                                     Gespräch Eltern-Lehrer/innen, Expert/inn/en)                 Was können Schüler/innen durch provokantes Verhalten bei anderen auslösen, erreichen, bewirken wollen?
   Tragen von Verantwortung (Last auf mehrere Personen
   verteilen), Einbeziehen der Betroffenen                        10. Weiterführende Maßnahmen z.B. Behandlungen, (son-           • Grenzen ausloten und Reaktionen nachspüren                                         • seine/ihre Stärke zeigen wollen (Imponiergehabe)
                                                                      der-) pädagogische Maßnahmen.                               • für Abwechslung sorgen, Gaudi haben wollen                                         • die Statusposition in der „Peer Group“ erhöhen wollen
6. Einberufung einer Klassenkonferenz (Einbeziehen aller                                                                          • sich über diese Botschaften Zuwendung verschaffen                                  • sich selbst als wirksam erleben wollen, ...
                                                                                                                                  • Macht über Lehrer/innen &/oder Mitschüler/innen ausüben
                                                                                                                                  Schwierige Schüler/innen erfordern viel pädagogisches Geschick, Kraft und Konsequenzen von der Lehrkraft.
                                                                                                                                  Über ihre Köpfe hinweg lässt sich geplanter Unterricht nicht einfach realisieren. Sie fordern mehr und anderes vom Lehrer / von der Lehrerin und von der Schule.

6                                                                                                                                                                                                                                                                                                      7
BEDINGUNGSFAKTOREN FÜR SCHÜLERVERHALTEN                            EINFLÜSSE AUF DAS KLASSENKLIMA                                        ANSATZPUNKTE AUF VERSCHIEDENEN EBENEN, UM IN DER SCHULE DEM PROBLEM „STÖRUNGEN” ENTGEGENZUSTEUERN

                                                                                                                                         Analyse der sozialen                                 Organisation teambildender Maßnahmen               Forcierung gruppenfördernder und
     Persönlichkeitsmerkmale,         Biographische Aspekte,                               Stellenwert und                               Gruppenstruktur in der Klasse                        auf Klassenlehrer/innenebene                       unterrichtsdidaktischer Ansätze
    Selbstbild, außerschulischer       sozialer Hintergrund,                           Spannweite von Werten,                            Schülergruppenmerkmale:                              Kooperationsstil im Kollegiums-Team:               Einbezug der Sozietät des schulischen Umfeldes:
       Sozialisationskontext        familiäres Beziehungsklima                            Normen, Regeln                                 Selbstwertzustand, Selbstständigkeit und                                                                Durch die identitätsbildende Wirkung des Erfahrens
                                                                                                                                                                                              Kooperatives Verhalten aktiv vorleben
                                                                                                                                         Selbstvertrauen der einzelnen und deren                                                                 von Gemeinsamkeiten und Unterschieden kann es
                                                                                                                                         Kommunikationsformen                                 Regelmäßige pädagogische Konferenzen               zu wechselseitiger Akzeptanz, Respekt und gegen-
                                                                                                                                         • herrscht „Wertschätzung n Abwertung“ vor?          (bei Bedarf Einsatz eines kollegialen              seitiger Achtung kommen
                                                                                                                 Pädagog/inn/en
      Zukunftsperspektiven,              Leistungsbereitschaft,        Beziehungsstruktur                                                • Klima der Annahme n Ablehnung?                     Beratungsmodells)
                                                                                                             persönlichkeit/verhalten;
    gesetzte persönliche Ziele              Leistungsstatus               in der Klasse                                                  • Sicherheit n Bedrohung?                            Ritualisierte, geleitete, themenzentrierte
                                                                                                             Schülerpersönlichkeiten                                                                                                             Methodisch/didaktisch-organisatorische
                                                                                                                                         Welche Regeln und Normen, Metaregeln gelten?         Kommunikation zwischen allen im Klassen-Team       Leitlinien
                                                                                                                                         • Ausgesprochene und unausgesprochene (!)            Gemeinsame schulinterne informelle                 Detaillierte Unterrichtsplanung mit handlungsorien-
                                                                                                                                           Regeln, Sanktionen bei Überschreitungen;           kollegiale Austauschtreffen                        tierter Unterrichtsumsetzung vornehmen
                                                 Position in der                                                                         • welche Regeln werden nach welchen Verfahrens-
     Gegenwärtige                                                                                                                                                                             Organisierte Lehrer/innen – Eltern – Aktivitäten   Gezielter Einsatz schüleraktiver Arbeitsformen
                             Schüler-             Schulklasse,                                  Klassen-                                    regeln und von wem aufgestellt oder vereinbart;
    Befindlichkeit und                                                                                                                                                                        zum Einbezug der Eltern                            An interaktives Lernen heranführen; je mehr Projektar-
                                                 Klassen-klima,                                                                             mit welcher Bedeutsamkeit?
    mitschwingende           verhalten          Bezugsgruppen-                                   klima                                   Subsysteme:
                                                                                                                                                                                              Teamteaching: Unterrichtseinheiten                 beit, Gruppenarbeit und Partnerarbeit praktiziert wird,
        Emotionen                                                                                                                                                                             gemeinsam abhalten                                 desto mehr wird die Teamfähigkeit der Schüler/innen
                                                   merkmale                                                                              • Untergruppen in der Klasse
                                                                                                                                                                                              Fächerübergreifende aktuelle Themenbearbeitungen   weiterentwickelt
                                                                                                                                         Austauschqualität im Zusammenwirken:
                                                                                                                                                                                                                                                 Team- und methodenzentriertes Lernen und
                                                                                                                                         • gibt es Kooperationsstrukturen?                    Hospitationen zur gegenseitigen Stützung…
                                                                                                             Methodisch/ didaktische                                                                                                             Arbeiten in Gruppen ausbauen
                                                                       Leistungsniveau und                                               • gibt es wechselnde Interaktionsformen?
      Internalisierter                       Qualität der                                                                                                                                                                                        Selbstorganisation einüben
                                                                                                               Unterrichtsqualität;      Hierarchien in der Klasse?
Normenkodex, verfügbares             Lehrer/innen-Schüler/innen-     -bereitschaft/Leistungs-
                                                                                                                 Augenmerk auf                                                                                                                   Kooperative „Arbeitsinseln“ und „Lerninseln“ schaffen
   Verhaltensrepertoire                       Beziehung                    erwartungen                                                   Ressourcen der Beteiligten:
                                                                                                                soziale Prozesse         • wer hat welche Kompetenzen?                                                                           Rituale schaffen wie mit divergierenden Interessen
                                                                                                                                         • wie werden sie im Zusammenleben verwirklicht?                                                         umgegangen wird
                                                                                                                                         • wie wird mit Defiziten umgegangen?                                                                    Einen Konsens über gemeinsam entwickelte Verhal-
       Einflüsse von außen               Außerschulische                                                                                                                                                                                         tensstandards finden, sowie Regeln für den Fall von
     (Medien, gesellschaftliche      Interessen, Interaktions-                                  Schulklima                               Wie weit ist die Fähigkeit entwickelt, sich offen
                                                                                                                                                                                                                                                 Regelübertretungen festlege…
              Muster)                      erfahrungen                                                                                   mit Problemen auseinander zu setzen und auf
                                                                                                                                         konstruktive Weise zu lösen?

8                                                                                                                                                                                                                                                                                                      9
PÄDAGOGISCHE „SCHRITT FÜR SCHRITT – HINFÜHRUNG“ ZU ERWÜNSCHTEM SCHÜLERVERHALTEN

1. Situationsanalyse                                      2. Klärung des                                          3. Aus Pädagogensicht: g Selbstreflexion/               4. Konflikte bearbeiten und gemeinsam                  5. Pädagogische Konzepte
Bemühe ich mich als Pädagog/in/e alle Umstände            Bedingungsgefüges und Problemkontextes:                 Kompetenzerweiterung                                    Lösungen erarbeiten                                    Leitlinien zur Erhöhung der sozialen Kompetenz
wahrzunehmen, in der störende Verhaltensweisen            Begleitumstände spezifizieren:                          a) Selbstreflexion                                      Rechtzeitig intervenieren und die Kinder zum bewuss-   Hinführung zu einer realistischeren und verbesserten
auftreten?                                                Wer definiert was, wann, wie (wen!) als Problem?                                                                ten Austragen von Konflikten anregen und anleiten
                                                                                                                  Wie reagiere ich emotional auf Schwierigkeiten, die                                                            Selbstwahrnehmung
Inwieweit erfasse ich einzelne Situationspara-            Was genau tut der Schüler/die Schülerin (konkrete       mir ein Kind bereitet?                                  Unterbrechen einer Konflikt-Eskalation
                                                                                                                                                                                                                                 Verbesserung der Selbstkontrolle durch Handlungs-
meter richtig? Was ist vorangegangen, was war             Beschreibung des Verhaltens)?
                                                                                                                  Wie steht es mit meinem persönlichen Führungs-,         Den Beteiligten die Möglichkeit bieten – mit Hilfe     unterbrechungsstrategien, Selbstanweisungen usw.,
Folge wovon, wie verhielten sich bzw. reagierten
                                                          Wodurch wird es hervorgerufen?                          meinem Erziehungsstil?                                  eines nicht – wertenden Vermittlers und unter Beach-   mit deren Hilfe unbedachte und voreilige Handlungs-
die Zuschauer?
                                                                                                                                                                          tung geeigneter Rahmenbedingungen – aus subjek-        absichten zurückgestellt werden können
                                                          In Anwesenheit welcher Personen, wer ist                Welchen Kommunikationsstil pflege ich selbst?
Konzentriere ich mich auf einzelne Verhaltensas-                                                                                                                          tiver Sichtweise heraus das Geschehen zu schildern
                                                          mitbeteiligt?                                                                                                                                                          Soziale Situationen analysieren lernen, insbesondere
pekte? Übersehe ich dabei gravierende Störungen                                                                   Wo sehe ich ev. persönliche Anteile, was meine          und eine erste Stellungnahme abzugeben
und gehe stattdessen auf Lappalien ein?                   In welchen Situationen (Situationsanalysen)?                                                                                                                           die Analyse von Motiven und Beweggründen der
                                                                                                                  Toleranzgrenze, Krisenanfälligkeit, (Selbst)-Wahrneh-   Aktives Zuhören ermöglicht die Herausarbeitung         Handlungspartner
Habe ich bestimmte Momente wirklich beobachtet            Seit wann treten die Verhaltensweisen auf?              mungsfähigkeit, Erwartungshaltung usw. anbelangt?       von ursprünglichen und/oder gegenwärtigen Erwart-
oder habe ich sie hineininterpretiert?                                                                                                                                                                                           Das Verhalten in „heraus-fordernden sozialen Situa-
                                                          Gibt es bei den Beteiligten unterschiedliche            Wie interpretiere/bewerte ich subjektiv das Stör-       ungen, Wünschen, Bedürfnissen, Befürchtungen…
                                                                                                                                                                                                                                 tionen“ (z.B. bei Kritik, beschimpft oder „gehänselt“
Ist meine Wahrnehmung auf bestimmte Schüler/              Beobachtungen?                                          verhalten?                                              Gemeinsame Reflexion der Konfliktentstehung, der       werden, angestachelt werden, ...) thematisieren,
innen fixiert – registriere ich dabei z.B. nur Mittäter   Gibt es unterschiedliche Definitionen zu unterschied-   Wie reagiere ich auf Störungen g mit Ignorieren,        Ursachen und Anlässe, der Bedürfnisse und der          bearbeiten oder auch durchspielen
und übersehe ich Anstifter? Nehme ich die Reaktio-        lichen Zeiten in unterschiedlichen Situationen?         Ermahnen, Beschimpfen, Bestrafen, Thematisieren,        bisherigen Austragungsformen
nen der Mitschüler/innen wahr?                                                                                                                                                                                                   Vermittlung interaktionaler Fertigkeiten (z.B. an-
                                                                                                                  kooperativem Behandeln…? Die Ergebnisse werden          Brainstorming: g Konfliktregelungen oder -lösungen     gemessene Wünsche und Bedürfnisse, aber auch
                                                          Definieren die gleichen Beteiligten die Beobach-        dementsprechend unterschiedlich sein: Vom latenten
Wie interpretiere ich die Störungen (z.B. gravierend,     tungen immer gleich bzw. gleich intensiv als Pro-                                                               ermöglichen                                            negative Gefühlszustände äußern und annehmen
harmlos,…)?                                                                                                       Fortbestehen einer unbefriedigenden Situation bis zur                                                          können, ohne dabei Gefühle von Hilflosigkeit, Angst
                                                          blem oder manchmal stärker/schwächer/gar nicht          Eskalation oder Konsens                                 Bisherige Problemauslöser sollen zu Wünschen
Nehme ich mich selbst wahr – und zwar in meiner           registrierbar?                                                                                                  positiv umformuliert werden                            oder Schuld zu entwickeln, die dann zu einem
Einstellung, meiner momentanen Verfassung, meinen                                                                 b) Kompetenzerweiterung                                                                                        aggressiven Ausbruch führen könnten)
                                                          Wie wirken sich eventuell unterschiedliche Prob-                                                                Eine Konfliktbewältigung besteht dann darin, dass
Reaktionen?                                               lemsichten auf das Beziehungsnetz aus und wie           Darauf achten, Situationen und Reaktionen möglichst                                                            Vermittlung sozialer Problemlösekompetenzen, um in
                                                                                                                                                                          neue Regeln (Absichtserklärungen) ausgemacht
Ist es mir möglich, bereits während der Störungen         gehen die Beteiligten mit ihren unterschiedlichen       umfassend wahrzunehmen;                                 werden.                                                konfliktträchtigen Situationen konstruktiv umgehen
dahinterliegende, verborgene Ursachen zu erkennen?        Positionen um?                                                                                                                                                         zu können (z.B. impulsive Reaktionen unterdrücken,
                                                                                                                  Achten, den Anteil der eigenen Gefühle und
                                                                                                                                                                                                                                 Absprachen treffen, Dinge ausmachen)
Habe ich ein entsprechendes Handlungsrepertoire           Basisfrage g Was könnte das Kind bei den                subjektiven Theorien oder Hypothesen zu erkennen;
zur Verfügung?                                            anderen auslösen, erreichen, bewirken wollen?            Darauf achten, zielführende Maßnahmen zu
                                                                                                                  bestimmen und deren Erfolg zu kontrollieren;…
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SETZEN VON GRENZEN (= ORIENTIERUNG ERMÖGLICHEN): ANALYSE                                                                                                SETZEN VON GRENZEN (= ORIENTIERUNG ERMÖGLICHEN): HANDLUNGSMÖGLICHKEITEN

Gefühle als Auslöser für unangepasstes Verhalten                           Auffälliges Verhalten ist zielgerichtet
                                                                                                                                                        Klartext reden                                          Auf Worte Taten folgen lassen                        Einen Vertrag schließen
Wut                                                                                                                                                     Voraussetzung für ein wirksames Grenzen setzen ist,     Was tun, wenn das Kind Regeln nicht einhält,         Bei Vorhaben geht es darum, Fernziele in nahe und
• Wenn Erwartungen enttäuscht wurden oder bei                              Bei störendem Verhalten von Kindern ist es sinnvoll, die Situation und Be-
                                                                                                                                                        dass sich das Kind angenommen fühlt.                    sondern negiert oder verletzt?                       möglichst konkrete Teilziele zu zerlegen, damit nicht
• Gefühl der Benachteiligung aufgrund unklarer Regelungen                  gleitumstände genau zu analysieren, denn g das auffällige, unerwünschte
                                                                                                                                                        Unbequeme Forderungen und notwendige Einschrän-                                                              durch unklare Planung gute Absichten in Ansätzen
                                                                           Verhalten des Kindes zahlt sich aus                                                                                                  • Die Taten, die den Worten folgen sollen, müssen
Gegensteuerung: Zulassen der Wut, aber nur im Rahmen von vereinb. Regeln                                                                                kungen brauchen als Gegengewicht liebevolle Zu-                                                              hängen bleiben!
                                                                           Überlegungen anstellen g                                                                                                               im vorhinein sorgfältig überlegt und geplant
                                                                                                                                                        wendung.
                                                                                                                                                                                                                  werden.                                            Die wichtigsten Merkmale von
Förderliches Lehrer/innenverhalten:
                                                                                                                                                        Geben Sie Rückmeldungen:                                                                                     Verhaltensverträgen mit Schüler/inne/n:
• Neutral und sachlich bleiben,                                            Was könnte das Kind bei den anderen auslösen,                                                                                        • Dem Kind muss klar werden, dass dieses Verhal-
                                                                                                                                                        • Sagen Sie dem Kind, was Sie an ihm lobenswert                                                              • Eine klare Beschreibung und Quantifizierung des
• „aktiv zuhören“,                                                         erreichen, bewirken wollen?                                                                                                            ten nicht zugelassen werden kann.
                                                                                                                                                          finden!                                                                                                      unerwünschten Verhaltens.
• für die Einhaltung obiger Regeln sorgen
                                                                                                                                                        • Machen Sie Lob nicht zunichte, indem Sie ein          • Das Setzen von Grenzen soll als Orientierungs-     • Klare Kriterien für Zeit und Häufigkeit im Hinblick
Angst                                                                      Gegenmaßnahmen:                                                                „aber“ anhängen, sondern machen Sie nach                hilfe für das Kind gesehen werden                    auf das Ziel des Kontraktes.
• vor Gesichtsverlust,                                                                                                                                    einem Lob einen Punkt!                                                                                     • Eine detaillierte Beschreibung der positiven
                                                                           • Unangemessenes Verhalten nicht durch die eigene Reaktion darauf im                                                                 • Werden die Grenzen missachtet, müssen Konse-
• bei Vergleich mit anderen zu unterliegen,                                                                                                             • Sagen Sie dem Kind genau, was Sie mögen und                                                                Konsequenzen bei Erfüllung des Vertrages.
                                                                             Sinne des Kindes „belohnen“.                                                                                                         quenzen spürbar werden.
• dass eigene Bedürfnisse unberücksichtigt bleiben könnten                                                                                                möchten!
                                                                                                                                                                                                                                                                     • Eine klare Spezifizierung der aversiven Konse-
                                                                           • Das Muster „Aktion n Reaktion“ unterbrechen                                                                                        • Damit die Konsequenzen wirken, müssen sie deut-
Gegensteuerung: Positionskämpfen vorbeugen                                                                                                                                                                                                                             quenzen, die eintreten, falls der Schüler/die Schü-
                                                                                                                                                        Machen Sie sich vorerst klar, was Ihnen selbst            lich erlebbar sein (unangenehm, unbequem oder
                                                                           • „Ich-Botschaften“ senden: g rückmelden, wie wir uns fühlen, was in uns                                                                                                                    lerin es nicht schafft, die Bedingungen innerhalb
                                                                                                                                                        wichtig ist                                               in Form einer Wiedergutmachung ausgehandelt),
Förderliches Lehrer/innenverhalten:                                          vorgeht, wenn das Kind sich so verhält!                                                                                                                                                   der festgelegten Zeit oder mit der festgelegten
                                                                                                                                                        • Vermitteln Sie dem Kind ganz genau, was es Ihrer        wobei jedoch niemals psychischer oder körperli-
• in Richtung von Werteerziehung,                                                                                                                                                                                                                                      Häufigkeit zu erfüllen.
                                                                                                                                                          Meinung nach tun soll. Drücken Sie sich dabei klar,     cher Schaden zugefügt werden darf.
• gültige Regeln für Verhalten und Kommunikation gemeinsam erarbeiten,     • Dem Kind die Verantwortung für sein eigenes Verhalten übertragen, das                                                                                                                   • Eine „Bonus-Klausel“, die angibt, welche zusätz-
                                                                             heißt: die Folgen seines Verhaltens selbst tragen lassen.                    knapp und verständlich aus!                           • Konsequenzen sind begründbar, Kinder ler-
  aber auch auf klare Grenzen verweisen                                                                                                                                                                                                                                lichen Belohnungen in Aussicht stehen, falls die
                                                                                                                                                        • Wichtig ist, eine Aufforderung immer positiv statt      nen aus den logischen Folgen: g je klarer ein
                                                                           • Dem Kind Hilfestellungen anbieten, welche Verhaltensweisen, die akzep-                                                                                                                    festgelegten Minimalkriterien übererfüllt werden.
Kränkungen                                                                                                                                                negativ zu formulieren!                                 Zusammenhang zu erkennen ist zwischen dem
                                                                             tabel sind, es stattdessen zeigen könnte.                                                                                                                                               • Methoden, mit denen das im Vertrag festgelegte
• durch Bloßstellungen,                                                                                                                                 • Reden Sie mit ruhiger, fester Stimme!                   unerwünschten Verhalten des Kindes und den           Verhalten beobachtet, gemessen und aufgezeich-
• nach Aussenden von „Killerbotschaften“                                   • Würdigen und spüren lassen, wenn es gut läuft.                             • Unterstreichen Sie mit Ihrer Körpersprache, wenn        Konsequenzen – desto besser.                         net werden kann.
                                                                                                                                                          Sie es ernst meinen!
förderliches Lehrer/innenverhalten: Fördern von Affektkontrolle            • In gegebenen Situationen dem Kind Aufmerksamkeit schenken. Je mehr                                                                 • Konsequenzen sollten möglichst schnell und um-     • Das „Timing“ der Belohnungsvergabe, wobei klei-
                                                                                                                                                        • Wiederholen Sie mehrmals genau das, was Sie
                                                                             Aufmerksamkeit dem Kind aus freien Stücken zukommt, um so weniger            vom Kind wollen, ohne auf Widerreden einzuge-           gehend eingesetzt werden, d.h. möglichst zeitnah     ne Belohnungen auf kurze Verhaltenssequenzen
Unerfüllte Wünsche
                                                                             muss es darum kämpfen!                                                       hen!                                                    zum Verstoß.                                         folgen und größere Belohnungen in längeren In-
Förderliches Lehrer/innenverhalten: Orientierung bieten                                                                                                                                                                                                                tervallen gegeben werden können.

12                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     13
PÄDAGOGISCHE GRUNDREGELN FÜR DEN UMGANG MIT „NERVENSÄGEN“

Aufbau eines stabilen Selbstwertgefühls               Konstruktive Handhabung von Aggressivität             Verhaltensmodifikation anbahnen                         Förderung der sozialen Integration                     Hilfreiche pädagogische Haltungen
                                                                                                            g Pädagogische Maßnahmen und Handlungsmög-              Die Klasse ist ein spezifisches soziales System g      Verständnisvolle Haltung einnehmen (getragen von
Sozial aggressive Kinder und Jugendliche wirken       Faire Struktur von Umgangsformen schaffen
                                                                                                              lichkeiten den Zielvorstellungen entsprechend         je mehr die Anforderungen und die Bedürfnisse          einer positiven inter-personalen Beziehung) – den-
häufig stark und selbstbestimmt, sind in ihrem In-
                                                      Gefühle von Schüler/inne/n wahrnehmen & zulassen        planen                                                auseinander klaffen, je weniger Hilfestellungen es     noch unmissverständlich Feedback geben und Kon-
neren aber selbst unsicher und abhängig von der
                                                                                                                                                                    gibt, damit jeder Schüler/jede Schülerin seine/ihre    gruenz beweisen
Meinung anderer.                                                                                            g Maßnahmen gezielt einsetzen
                                                      Wahrnehmungen reflektieren                                                                                    Position in der Gruppe unter Wahrung seiner/ihrer
                                                                                                                                                                    eigenen Identität findet, um so eher steigt das Kon-   Gelassenheit, Ruhe ausstrahlen
Ein eigenes negatives Selbstbild, Ohnmacht und eine                                                         g Die Wirkungen (Erfolge/Misserfolge) reflektieren
                                                      Störverhalten thematisieren                                                                                   fliktpotential.                                        Erwartungen der Störer/innen enttäuschen
verminderte Fähigkeit, eigene und fremde Grenzen
                                                                                                                                                                    Beziehungskultur und einen förderlichen Umgang         (sich anders verhalten)
wahrzunehmen und zu respektieren, ist der Motor       Sichtweisen der Schüler/innen erfragen                Positive Anreize zum Aufbau von Eigendisziplin bieten   miteinander in der Klasse entwickeln.
für viele – auch unverständlich erscheinende –                                                                                                                                                                             Kreativ sein im Schaffen von Möglichkeiten, po-
aggressive Ausfälle.                                  Bedürfnisse der Schüler/innen einholen                Sachliche Kritik in persönlich annehmbarer Form         Bausteine:
                                                                                                                                                                                                                           tentiell aggressive Impulse auf adäquate Weise zu
                                                                                                            anbringen
                                                                                                                                                                    Orientierung ermöglichen                               kanalisieren
• Ein gesundes Selbstwertgefühl hat eine höhere      Regeln aufstellen; eingeschlossen Regeln für Folgen
                                                                                                            Unerwünschtes Verhalten hemmen oder stoppen
  Frustrationstoleranz zur Folge!                     bei Regelüberschreitungen                                                                                     Anonymität und Isolierung entgegenwirken               Oppositionelles Verhalten regelgeleitet ermöglichen
                                                                                                            Negative Auslöser vermindern                                                                                   (auf demokratischer Basis)
                                                      Verhaltensrepertoire erweitern                                                                                Offene Kommunikationskultur wachsen lassen
• Kinder mit labilem Selbstbewusstsein fühlen sich                                                          Auslösesituationen für impulsive Handlungen
  leichter bedroht und somit zur Verteidigung                                                                                                                                                                              Humor
                                                      Wiedergutmachung (für Personen und für Sachen)        umstrukturieren                                         Gesellschaftliche und soziale Normen vermitteln;
  gedrängt                                            statt stereotyper Strafen ...                                                                                 soziale Werte wie Toleranz gegenüber persönlichen
                                                                                                            Grenzen erarbeiten und verdeutlichen                    Eigenarten sowie gegenseitige Akzeptanz und Ge-
                                                                                                            Alternatives Verhalten fördern                          meinschaft erlebbar machen

                                                                                                            Positives Modellverhalten anbieten ...                  Selbstverantwortung sich selbst und anderen
                                                                                                                                                                    gegenüber fördern
                                                                                                                                                                    zur Kooperation anleiten
                                                                                                                                                                    vorleben, sich Problemen zu stellen ...

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JURISTISCHE REAKTIONSMÖGLICHKEITEN AUF FEHLVERHALTEN,
wenn sich alle pädagogischen Maßnahmen und Kooperationsstrategien als nicht ausreichend zielführend erwiesen haben
                                                                                                                                03. Umgang mit hyperaktiven Kindern
                                                                                                                                • Hyperaktive Kinder stehen meist unter großer Spannung. Es       • Bei Arbeitsaufträgen ist es notwendig, dem Kind immer
                                                                                                                                  sollte daher jede Möglichkeit zum Spannungsabbau und zur          wieder Pausen zu gönnen. Hyperaktive Kinder sind nämlich
• „Frühwarnung“: Erziehungsberechtigte sind von Verhalten-     • Überweisung in eine Parallelklasse der eigenen Schule oder
                                                                                                                                  Entspannung genutzt werden (Sport, Bewegung im Freien,            schnell überfordert und brechen einmal begonnene Arbeiten
  sauffälligkeiten, schwerwiegenden Pflichtverletzungen oder     Aufnahme an eine andere Schule derselben Schulform
                                                                                                                                  körperliche Arbeit, Massage, im Arm wiegen, geführte Me-          frustriert ab. Sie wechseln zu einer neuen Tätigkeit, die sie
  sonstigen Problemen im Sozialisationsbereich umfassend zu
                                                               • Suspendierung vom weiteren Schulbesuch bis zu vier Wo-           ditation, ...)                                                    genauso wenig beenden. Damit fehlt ihnen trotz ständiger
  informieren und einzubeziehen, sobald die Voraussetzungen
                                                                 chen über Antragstellung aufgrund eines Schulkonferenz-                                                                            Aktivität die Befriedigung etwas geschafft zu haben – Lustlo-
  gegeben sind.                                                                                                                 • Hyperaktive Kinder sind sehr empfänglich für die herrschen-
                                                                 beschlusses an die Schulbehörde erster Instanz bei Gefahr                                                                          sigkeit, Sinnlosigkeit und Selbstwertprobleme sind die Folge.
                                                                                                                                  den Stimmungen. Eine positive, ausgewogene und akzeptie-
• Dokumentation aller schulseits getroffenen Maßnahmen           in Verzug.                                                                                                                         Nach einer Pause sollte daher konsequent auf die Beendung
                                                                                                                                  rende familiäre bzw. schulische Atmosphäre ist wichtig.
• Bei Nichteinhalten von Vereinbarungen mit Erziehungs-          Der/die Schüler/in ist jedoch berechtigt, sich während der                                                                         der begonnenen Arbeiten bestanden werden.
                                                                                                                                • Hyperaktive Kinder sind oft sehr strapaziös und provozieren
  berechtigten kommt eine Mitteilung an das Referat für          Suspendierung über den durchgenommenen Lehrstoff regel-                                                                          • Hyperaktive Kinder haben einen starken Erlebnishunger.
                                                                                                                                  ständiges Mahnen, Strafen und Schreien.
  Kinder- und Jugendhilfe in Betracht                            mäßig zu informieren bzw. zur Ablegung einer Feststellungs-                                                                        Mit Schullandwochen, Exkursionen, Abenteuerwochenen-
                                                                 prüfung, wenn andernfalls eine Beurteilung nicht möglich         Der dadurch verursachte neue Stress macht die Kinder noch         den, künstlerischen Betätigungen kann man ihnen intensive
• Wenn notwendig erachtet g begleitende Betreuung durch                                                                           unruhiger – ein Teufelskreis kommt so in Gang. Man sollte
                                                                 wäre.                                                                                                                              Erlebnisse ermöglichen.
  Maßnahmen der Kinderpsychotherapie, Kinderpsychi-                                                                               daher helfen statt tadeln (so schwer dies auch sein mag).
  atrie bzw. durch vorübergehende stationäre Aufnahme im       • Ausschluss des Schülers/der Schülerin von der betreffenden                                                                       • Hyperaktivität kann auch mit der Ernährung zusammenhän-
  Heilpädagogisches Zentrum oder LKH Graz Süd-West.              Schule oder von allen Schulen in einem näher zu bestim-        • Hyperaktive Kinder sind auch sehr reizempfindlich. Jede           gen. Es muss daher auf eine gesunde, typgerechte Ernährung
                                                                 menden Umkreis, wenn von einer dauernden Gefährdung              Reizüberflutung sollte vermieden werden (kein Fernsehen,          geachtet werden.
• Ausschluss von Schulveranstaltungen bzw. Untersagung                                                                            nicht mehrere Aufträge in kurzer Folge erteilen).
                                                                 von an der Schule tätigen Personen hinsichtlich ihrer Sitt-                                                                      • Hyperaktive Kinder hinken oft in der Entwicklung nach. Sie
  der Teilnahme an schulbezogenen Veranstaltungen, wenn
                                                                 lichkeit, ihrer körperlichen Sicherheit oder ihres Eigentums   • Hyperaktive Kinder sollten mit sinnvollen Arbeiten be-            brauchen mehr Lern- und Konzentrationshilfen als andere
  auf Grund des bisherigen Verhaltens eine Gefährdung ande-
                                                                 ausgegangen werden muss.                                         schäftigt werden, die den (unproduktiven) Bewegungsdrang          Gleichaltrige.
  rer Personen zu erwarten ist
                                                               Die Erfüllung der Schulpflicht muss jedenfalls gesichert sein.     entsprechend kanalisieren (z.B. Kustodiatsdienste, im priva-
                                                                                                                                                                                                  • Hyperaktive Kinder haben Schwierigkeiten in der Unter-
                                                                                                                                  ten Bereich: Gartenarbeiten erledigen, Auto waschen usw.).        scheidung von „Figur“ und „Hindergrund“, von „wichtig“
                                                                                                                                  So ernten sie Lob statt des ständigen Tadels.                     und „unwichtig“. Sie benötigen daher entsprechende Hin-
                                                                                                                                  Das Selbstwertgefühl wird somit gestärkt. Nur als erfolgreich     weise, die ihnen zeigen, was nun von Bedeutung ist und was
                                                                                                                                  betrachtete Verhaltensweisen werden beibehalten!                  nicht.

16                                                                                                                                                                                                                                                            17
04. Schulverweigerung und Schule schwänzen                                                                                                       HINTERGRÜNDE

                                                                                                                                                       Schule schwänzen aufgrund der                                Schwänzen aus Angst                              Schwänzen aus Leistungsflucht
                                              Beobachtung durch den/die Klassenlehrer(in)                                                                    familiären Situation                          (oft mit„maskierten“ Krankheitssymptomen)
                                                                                                                                                                                                                                                              Vermeiden der unlustgetönten schulischen Leistungssi-
                                                                                                                                                 Ablehnung der Schule, der Lehrer/innen,                a) Schwierigkeiten in bestimmten Schulfächern we-     tuation & Überwechseln in lustbetonte Verhaltensweisen
                                                                                                                                                 …von Seiten der Eltern                                    gen physischer, intellektueller oder psychischer   Sich Prüfungssituationen nicht stellen wollen oder
            auf Erlebnisebene                              auf Verhaltensebene                          auf physiologischer Ebene                                                                          Insuffizienz (Selbstwertbelastung)                 schulischen Belastungen nicht gewachsen sein
                                                                                                                                                 Symbiotische Mutter-Kind-Beziehung
                                                                                                                                                                                                                                                              Herabgesetzte Frustrationstoleranz
       Unangemessene Befürchtungen,                   Vermeidungsstrategien wie Flucht,               Beobachtbare Beeinträchtigung des          Unbewusster Beistand zu einem Familienmitglied (in     b) Angst vor Kränkungen und Demütigungen
                                                                                                                                                 Verbindung mit psycho-vegetativen Indispositionen)        („Prügelknabe“)                                    Streunen & Vagabundieren der schulischen Situation
        Beeinträchtigungserlebnisse;              Ausweichen, Umgehung angstauslösender                     Allgemeinbefindens                                                                                                                                vorziehen
        Überlegungen zur Vermeidung                                                                                                              bei belastenden Familien-Situationen (Suizidgefähr-
                                                  Situationen in der Schule, unentschuldigtes                                                                                                           • durch Klassenlehrer/innen
                                                                                                                                                 dung eines Elternteiles, Scheidungssituation, Krank-                                                         Demonstration persönlicher Stärke und Individualität
              angstauslösender                     Fernbleiben vom Unterricht mit oder ohne       ärztliche Untersuchung zum Ausschluss          heit, Arbeitslosigkeit, …)                             • seitens einzelner Mitschüler/innen                  in der Gruppe zur Selbstwertsteigerung
           schulischer Situationen                             Wissen der Eltern                          organischer Erkrankungen
                                                                                                                                                 Fall von tragischen Ereignissen in der Familie         • seitens der Klassengemeinschaft                     Verweigerungsverhalten als Machtmittel (Rebellion
                                                                                                                                                                                                                                                              gegen Erziehende, soziale Umwelt, System,…)
                                                                                                                                                 Mangel an organisatorischen Hilfestellungen durch      • seitens traumatisierender Ereignisse am
                                                                                                                                                 das Elternhaus (wie z.B. rechtzeitiges Wecken, …)                                                            Mangelnde Handlungskompetenz im Sozialbereich
Rücksprache mit Kolleg/inn/en, Austausch von Wahrnehmungen, selbstkritische Überprüfung der Unterrichtsmethoden und Unterrichtsgestaltung                                                                 Schulweg ...
                                                                                                                                                                                                                                                              Weigerung der Annahme von allg. Verhaltens-
                                                                                                                                                 Geringe persönliche Zuwendung und Desinteresse                                                               Normen, die Eingliederungsbereitschaft erfordern
                                                                                                                                                 an der Lebenswelt des Kindes …
Vertrauensvolles Gespräch zwischen dem Pädagogen/der Pädagogin und dem betroffenen Kind/Jugendlichen, um Einblick in die Situation zu erhalten                                                                                                                Weiterentwicklung eines bisherigen Sozialisations-
                                                                                                                                                                                                                                                              verlaufes (Vorbild von Unzuverlässigkeit,
                                                                                                                                                                                                                                                              Pflichtignoranz, …)

                                   Kontaktaufnahme mit Bezugspersonen mit einem Angebot zur Kooperation                                                                                                                                                       Orientierungslosigkeit

                          Siehe Beiblätter: „Gesprächsführungsregeln“ bzw. „Führen eines Problemlösungsgesprächs“                                                                                                                                             Depressivität/Rückzug
                                                                                                                                                                                                                                                              Dissoziale Tendenzen …

                                                   Klärung der Ursachen und Hintergründe
                                                                                                                                                             SCHRITTE ZUR PROBLEMLÖSUNG IN FORM GEEIGNETER PÄDAGOGISCHER MASSNAHMEN EINLEITEN
                                                                                                                                                                                              siehe Fünf-Stufen-Plan (Seite 31 und 32) Downloadbar unter:
                                                                                                                                                                          https://www.lsr-stmk.gv.at/de/Documents/Schulpsychologie/Gewalt%20und%20Verhaltensstörungen.pdf
18                                                                                                                                                                                                                                                                                                               19
WEITERES VORGEHEN BZW. MÖGLICHE PÄDAGOGISCHE MASSNAHMEN BEI:
                                                                                                                                                                   05. Rückzugsverhalten und Depressivität
     Familiär bedingtem Schule schwänzen                          Schwänzen aus Angst                              Schwänzen aus Leistungsflucht
                                                                                                                                                                                                                        Genaue Beobachtung durch den/die Lehrer/in
Reflexion der eigenen Rolle                           a)                                                     Unmittelbares Handeln nach Bekanntwerden
Motivierung der Eltern zur Mithilfe bei der           • Auseinandersetzung mit möglichen Schulsorgen         Eltern bestärken, klare und durchsetzbare Entschei-
                                                                                                                                                                   Achtung: Depressive und zurückgezogene Kinder und Jugendliche werden häufig nicht bemerkt, da sie sich im Unterricht kaum auffallend benehmen
Beseitigung des Schule schwänzens                       und Entschärfung dieser Probleme                     dungen für den Schulbereich des Kindes/Jugendli-
                                                                                                             chen treffen und diese konsequent durchsetzen
Überfürsorglicher Haltung der Bezugspersonen          • Individualisierende Maßnahmen oder Förderunter-                                                                                                                                    Symptome
gegensteuern                                            richt in den Fächern, die dem Kind Schwierigkeiten   Besprechen, gemeinsames Erarbeiten, Vereinba-
                                                        bereiten                                             ren und Aufstellen von transparenten, verbindlichen
Hilfestellungen, um eine geordnete Vorphase des                                                                                                                                   auf Erlebnisebene                                  auf Verhaltensebene                               auf körperlicher Ebene
                                                      • Dem Kind Ermutigung, Selbstbestätigung,              Normen und Regeln. Auf deren Einhaltung achten!!
Schulalltages zu gewährleisten
                                                        Anerkennung, Zuwendung,… zukommen lassen             Konsequenzen der Nicht-Einhaltung festhalten!          niedergedrückt, traurig – unglückliche Stimmung     Kontaktschwäche, sozialer Rückzug (bis zur          Permanente Müdigkeit und Antriebslosigkeit (häufig
Entwicklung zur Eigenständigkeit des Kindes fördern                                                                                                                 oder mürrisch – übellauniges Verhalten, erhöhte     Sprechverweigerung)                                 im Zusammenhang mit Schlafstörungen)
Sozialer Isolation der Familie entgegensteuern…       b)                                                     Aufdecken potentieller informeller Untergruppen-       Reizbarkeit bzw. Stimmungslabilität
                                                                                                                                                                                                                        Verlangsamung der Sprache (leises Sprechen          Gewichtsabnahme oder -zunahme
                                                                                                             Normen und für Klärung sorgen
                                                      • Selbstreflexion der eigenen Lehrerpersönlichkeit                                                            permanente Langeweile und Antriebslosigkeit,        mit langen Pausen)
                                                                                                                                                                                                                                                                            Kopfschmerzen
                                                                                                             Klare Grenzsetzung, klare Botschaften                  Gleichgültigkeit
                                                      • „Lehrer/innen-Schüler/innen“ – Konferenzen                                                                                                                      Verlangsamung der Motorik oder
                                                                                                                                                                                                                                                                            Bauchschmerzen
                                                                                                             Reflexion über methodisch-didaktische Unterrichts-     Gefühl der Wertlosigkeit/Schuldgefühle
                                                      • „Sorgenbriefkasten“                                                                                                                                             ruheloses – hektisches Verhalten
                                                                                                             formen ...                                             (selbstabwertende Äußerungen)                                                                           medizinische Abklärung nötig!
                                                      • Sozial-Lernstunden                                                                                                                                              Konzentrationsschwierigkeiten
                                                                                                                                                                    Gedanken an den Tod (Äußerungen von
                                                      • „Jeux Dramatique“ …                                                                                         Todeswünschen)                                      Schulischer Leistungsabfall
                                                                                                                                                                    siehe Handlungsleitfaden Suiziddrohung Seite 24
                              In Absprache mit den Erziehungsberechtigten Einbezug und Inanspruchnahme von Helfersystemen

                                                                                                                                                                   Zur Unterscheidung von einer vorübergehenden „normalen“ traurigen Verstimmung gilt es auf
       Rückkoppelung mit: Schulpsychologie,                  Rückkoppelung mit: Schulpsychologie,                           Rückkoppelung mit:
                                                                                                                                                                              Intensität                       Ausmaß                     Dauer der Symptome
       Schulsozialarbeiter/inne/n, BH - Referat        Schulsozialarbeiter/inne/n, Beratungslehrer/inne/n,               Kolleginnen und Kollegen,
      Kinder- und Jugendhilfe, GFSG, LKH Graz          psychosozialen Einrichtungen, LBZ (Beratungszen-         Schulpsychologie, Schulsozialarbeiter/inne/n,
     Süd-West, einem Kinderschutzzentrum, u.a.             trum für Pädagog/innen Steiermark), u.a.                     Beratungslehrer/inne/n, u.a.               Eine krankheitswertige und behandlungsbedürftige Depression hält mindestens zwei Wochen an und prägt deutlich den größten Teil jeden Tages in verschiedenen
                                                                                                                                                                   Lebensbereichen.

20                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          21
Austausch der Wahrnehmungen mit Kolleginnen und Kollegen                                                                            Planung und Durchführung pädagogischer Maßnahmen durch das Lehrer/innen-Team

  Treten die Symptome in allen Unterrichtsstunden oder nur im Zusammenhang mit bestimmten Personen (Lehrer/inne/n, Mitschüler/inne/n) oder          z.B.
  Fächern auf? Sind die problematischen Verhaltensweisen generell in allen sozialen Situationen oder nur in Leistungssituationen zu beobachten?     • Die Gefühle des depressiven Kindes anerkennen und ernst nehmen (nicht mit gut gemeinten abschwächenden Kommentaren abtun)
                                                                                                                                                    • Dem/der betroffenen Schüler/in spezielle Aufmerksamkeit schenken
                                                                                                                                                    • Dem/der Betroffenen helfen, die negativen Denkmuster und die Hilflosigkeitshaltung zu überwinden, z.B. durch
Herstellen einer Beziehung zu einer schulinternen Vertrauensperson (z.B. Klassenlehrer/in, Schülerberater/in) und Gespräch mit dem/der Schüler/in   • Ermöglichen von Erfolgserlebnissen (komplexe Aufgaben in Einzelschritte zerlegen)
                                                                                                                                                    • Erkennen und Fördern von individuellen Stärken und Interessensgebieten
     Hinweis für die Gesprächsführung:                                                                                                              • Minimieren von Misserfolgen
     • Sich für das Gespräch Zeit nehmen                                                                                                            • Förderung sozialer Interaktionen in der Klasse
     • Auf günstige Rahmenbedingungen achten
     • Möglichst genau nachfragen, ohne zu bewerten
     • Veränderungsmöglichkeiten erst anbieten, wenn
                                                                                                                                                                                               Inanspruchnahme von Experten und Expertinnen
     • Vertrauensbeziehung vorhanden
     siehe auch: Ergänzungsblatt „Gesprächsführung“ Seite 40                                                                                        • Wenn die Störung schwerwiegend ist,
                                                                                                                                                    • Wenn maßgebliche Bedingungen der Störung außerhalb der pädagogischen Einflussmöglichkeiten liegen
                                                                                                                                                    • Wenn Sie als Lehrer/in selbst zu stark emotional beteiligt sind, ist in Absprache mit den Eltern die diagnostische Abklärung, Beratung und
                                              Kontaktaufnahme mit den Erziehungsberechtigten                                                          gegebenenfalls Behandlung durch eine Expertin/einen Experten (z.B. Schulpsycholog/inn/en, klinische Psycholog/inn/en oder Fachärztin/
                                                                                                                                                      Facharzt) nötig.

                                                Ziel: g Klärung von Ursachen und Hintergründen                                                                                                           Rückkoppelung mit der Schule
                                             Angebot zur Kooperation bezüglich weiterer Maßnahmen
                                                                                                                                                    z.B. Helferkonferenz, Gespräch Eltern – Lehrer/innen, Gespräch Expert/in/e – Lehrer/innen
Mögliche ursächliche bzw. auslösende Faktoren können u.a. sein:                                                                                     Ziel: Koordination der weiteren Maßnahmen mit allen Beteiligten
Belastende Lebensereignisse (Trennungs- und Verlustereignisse, Krankheit von Familienmitgliedern etc.) ungünstige Umweltbedingungen (z.B. chro-
nische familiäre Konflikte, körperlicher oder sexueller Missbrauch), schulische Überforderung.

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06. Suizidgefährdete Schüler/innen                                                                                                              07. Angst- und Zwangsstörungen
Grundsätze:                                                             g wenn notwendig: Aufarbeitung in der Klasse; Aufarbeitung im                                                        Genaue Beobachtung durch den Lehrer/die Lehrerin
• alle Äußerungen ernst nehmen                                          Lehrer/innen-Team; am besten mit externen Expert/inn/en (Kontakte
                                                                                                                                                         Angst- und Zwangsstörungen können sich durch eine Vielfalt von Symptomen äußern, die der Abwehr ungewöhnlich starker und
• Ruhe bewahren                                                         über Schulpsychologie bzw. externe Expert/inn/en)
                                                                                                                                                                                         situationsunangemessener (irrationaler) Ängste dienen.
• Informationen besorgen
                                                                        g geeignete Vertrauenspersonen für Prozessbegleitung in der Klasse
g vertrauensvolle Gespräche mit Betroffenen suchen (besonders           suchen (Peers?) Bei eingetretenem Suizid: Vorsorge für Psychohygiene
wichtig: Ernst nehmen des Gesprächspartners und aktives Zuhören)        der Lehrer/innen treffen und überlegen, wie der Vorfall in der Klasse
                                                                        aufgearbeitet werden kann (möglicherweise durch Zuziehung von                                                                               Symptome
g Betroffene/n Schüler/in nicht alleine lassen                          Experten).

gKontakt mit Expert/inn/en herstellen, um weitere Schritte zu beraten                                                                                          auf Erlebnisebene                              auf Verhaltensebene                         auf physiologischer Ebene
(z.B. Schulpsychologie, Schulärzt/innen/e, LKH Graz Süd-West, Gesell-                                                                            unangemessene Befürchtungen                     Vermeidungsstrategien wie Flucht, Umgehen       erhöhte Pulsfrequenz
schaft zur Förderung seelischer Gesundheit (GFSG), Go-on Suicidprä-                                                                                                                              angstauslösender Situationen
vention Steiermark)                                                                                                                              Beeinträchtigungsgefühle                                                                        Atembeschleunigung
                                                                                                                                                                                                 Anklammern an „Sicherheitssignale“
                                                                                                                                                 Vermeidungsgedanken                                                                             Schwitzen, Zittern, Schwindelgefühle
g weiterführende Interventionen nach Bedarf                                                                                                                                                      Zwangshandlungen
                                                                                                                                                 stereotyp auftretende Zwangsgedanken                                                            Ticks (unwillkürliche Muskelzuckungen)
g Betroffenheit zulassen, allenfalls mit ganzer Klasse Perspektiven                                                                              (Grübelzwang)                                   Starres Festhalten an Ritualen
                                                                                                                                                                                                                                                 Weinen, Schreien
entwickeln                                                                                                                                                                                       Kontrollzwänge, Waschzwänge etc.
                                                                                                                                                                                                                                                 Spannungskopfschmerzen

                                                                                                                                                Der Übergang von „normaler“ Angst zum krankhaften Angstzustand ist fließend. Eine krankheitswertige Angststörung ist gekennzeichnet durch die
                                                                                                                                                Unangemessenheit der Reaktion im Verhältnis zur Situation, durch das Fehlen von Möglichkeiten zur Reduktion bzw. Bewältigung der Angst und durch
                                                                                                                                                eine spürbare Beeinträchtigung der alterstypischen Lebensvollzüge durch den Angstzustand.

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Austausch der Wahrnehmungen mit Kolleginnen und Kollegen

g Genaue Beobachtung, in welchen Situationen und im Zusammenhang mit welchen Personen die Symptome auftreten. Panikartige Angstanfälle in                                        Planung und Durchführung pädagogischer Maßnahmen durch das Lehrer/innen-Team
bestimmten Situationen oder unbestimmte Ängstlichkeit als Dauerzustand.
                                                                                                                                                         z. B. bei Schulangst/Prüfungsangst:                                           Bei sozialen Ängsten:
Im schulischen Kontext häufige Angstformen sind:                                                                                                         • Förderung einer vertrauensvollen                                            Behutsame Förderung sozialer Interaktionen
Leistungsangst/Prüfungsangst                                                                                                                                Lehrer/innen – Schüler/innen – Interaktion                                 (zunächst in Kleingruppen)
Schulphobie/Trennungsangst (siehe Handlungsleitfaden Schulverweigerung Seite 18)                                                                         • Angst und Angstbewältigung zum Thema machen
Sozialphobie (siehe auch: Handlungsleitfaden Rückzugsverhalten/Depressivität Seite 21)                                                                   • transparente Gestaltung des Leistungsbewertungsprozesses
                                                                                                                                                         • sachbezogene bzw. individualnormbezogene Rückmeldung
                                                                                                                                                         • Vermittlung geeigneter Lern- und Arbeitstechniken
                                                                                                                                                         • Bewegungsangebot und Entspannungsübungen
 Herstellen einer Beziehung zu einer schulinternen Vertrauensperson (z.B. Klassenlehrer/in, Schülerberater/in) und Gespräch mit dem/der Schüler/in

Siehe Hinweise zur Gesprächsführung Seite 40                                                                                                                                                              Inanspruchnahme von Exper/inn/en
Achtung: Versucht man betroffene Schüler/innen an der Ausübung von Zwangshandlungen zu hindern, kann sie/er in einen massiven Angst- oder
Erregungszustand geraten.                                                                                                                                                (z.B. Schulpsychologe, Beratungslehrer, klinischer Psychologe oder Facharzt) in Absprache mit den Eltern
                                                                                                                                                                                         zur diagnostischen Abklärung, Beratung und gegebenenfalls Behandlung

                                              Kontaktaufnahme mit den Erziehungsberechtigten
                                                                                                                                                                                                             Rückkoppelung mit der Schule
                                               Ziel: g Klärung von Ursachen und Hintergründen                                                                                  z.B. Helferkonferenz, Gespräch Eltern – Lehrer/innen, Gespräch Expert/inn/en – Lehrer/innen
                                            Angebot zur Kooperation bezüglich weiterer Maßnahmen
                                                                                                                                                                                            Ziel: g Koordination der weiteren Maßnahmen mit allen Beteiligten

Mögliche ursächliche bzw. auslösende Faktoren können u.a. sein:
Ungünstige familiäre Beziehungen (z.B. symbiotische Mutter – Kind – Beziehung) bzw. belastende Familiensituationen oder Erziehungshaltungen (z.B.    Bei Schulangst/Schulphobie ist es besonders wichtig, gemeinsam mit den Eltern und unter Einbeziehung des Kindes klare und durchsetzbare Entschei-
einengende überfordernde Erziehung besonders bei Zwängen), traumatische Erlebnisse, schulische Überforderung.                                        dungen für den Schulbesuch zu treffen und diese auch konsequent durchsetzen.

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08. Suchtgefährdete Schüler/innen                                                                                                                    Hintergründe: Jugendliche in der Pubertät sehen sich vielfachen Entwicklungsaufgaben gegenübergestellt und entwickeln unter-
(MISSBRAUCH VON LEGALEN UND ILLEGALEN DROGEN, PSYCHOAKTIVEN SUBSTANZEN, MEDIKAMENTEN)                                                                schiedliche Strategien, um mit Anforderungen fertig zu werden. Stehen den Jugendlichen durch die an sie gerichteten Anforderungen
                                                                                                                                                     nicht genügend Handlungsmöglichkeiten, Problemlösungsstrategien und Unterstützungserfahrungen von außen zur Verfügung,
                                                    1. Genaue Beobachtung durch den/die Lehrer/in                                                    so kann als individuelle „untaugliche“ Lösung der Suchtmittelmissbrauch gewählt werden. Alkohol und Tabak dienen vor allem
                                                                                                                                                     zum Spannungsausgleich und zur Stressbewältigung bei Problemen im schulischen Bereich. Medikamente werden ebenfalls häufig
                                 Der/die Lehrer/in stellt bei dem/der Jugendlichen beunruhigende Auffälligkeiten fest:                               bei Schulschwierigkeiten aufgrund ihrer leistungssteigernden Wirkung genommen. Beim Gebrauch von illegalen Drogen ist das
                                                                                                                                                     „Frustpotential“ hoch, eine Funktion u.a. ist oft, die Erwachsenen endlich zum Handeln zu bewegen.
              auf Erlebnisebene                                   auf Verhaltensebene                                 auf körperlicher Ebene
Schwanken zwischen dem Gefühl, alles „im Griff zu    rauschähnliche Zustände ohne Alkoholkonsum           blasses, ungesundes Aussehen
                                                                                                                                                                                   2. Rücksprache mit Kollegen und Kolleginnen, Austausch von Wahrnehmungen
haben“ und Depression
                                                     auffällig verlangsamtes Sprechen                     ständige Müdigkeit
Unzulänglichkeitsgefühle                             Koordinationsstörungen                               Kreislaufschwäche und Schwindelgefühle
Ängste, Unsicherheiten im Sozialkontakt              erhöhte Reizbarkeit, aggressive Durchbrüche          extrem erweiterte oder verengte Pupillen                                                        3. Überlegungen zur Vorgangsweise
große Empfindsam (-lich) keit                        verstärktes Lügen                                    gerötete Augen                                 • Entscheidung darüber, ob auf die Signale der Jugendlichen reagiert werden soll
häufige Gefühle von Langeweile und innerer Leere     apathisches, resignatives Verhalten                  unbegründetes Schwitzen                        • Wenn ja, wer ist die geeignetste Person dafür? Wer hat einen guten Bezug zum Jugendlichen? Wer traut es sich zu? U.U. Hilfestellung bei
                                                                                                                                                           Beratungsstellen/Schulpsychologie holen
                                                     ungewöhnliche Vernachlässigung der Körperpflege      Händezittern
                                                     Aufgabe früherer Interessen oder Hobbys              Reizhusten, Erstickungsgefühl                                                                          4. Klärendes Gespräch
                                                     ohne Neuorientierung
                                                     plötzlicher Leistungsabfall in den Schulleistungen                                                             Schon ein klärendes Gespräch ohne Vorurteile oder Vorhaltungen kann beim Jugendlichen ein Umdenken bewirken.
                                                     häufiges, unbegründetes Fernbleiben vom Unterricht                                                                                                      Ziel des Gesprächs g
                                                     plötzlicher Wechsel des Freundeskreises bzw.                                                                             • Dem Jugendlichen die beobachteten Auffälligkeiten oder Verhaltensstörungen mitteilen
                                                     Rückzug vom Freundeskreis                                                                                                                     • Die Sorge darüber zum Ausdruck bringen

                        Diese Begleiterscheinungen treten beim Missbrauch von Substanzen oft erst spät auf und können auch Hinweise                  Das Thema Suchtmittelkonsum sollte in diesem Gespräch nur angesprochen werden, wenn konkrete Vorkommnisse oder Berichte von anderen darüber
                                 auf psychische Krisen oder Probleme sein, die nicht mit Suchtmittelmissbrauch einhergehen!                          vorliegen. Dem/der Jugendlichen sollte in erster Linie Unterstützung angeboten werden.

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Hinweise zur Gesprächsführung Seite 40

vorher:                                                               das Gespräch selbst:
sich selbst Unterstützung holen                                       Sprechen Sie über die eigenen Wahrnehmungen                                                                                                                         7. Konstruktive Konfrontation
Auf sich selbst achten: Was übernehme ich,                            Bilden Sie keine inneren Barrieren, sondern hören Sie sich erst einmal an, wie der Jugendliche
was möchte ich nicht tun?                                             die Situation sieht.                                                                               Wenn innerhalb vereinbarter Fristen die vereinbarten Ziele nicht erreicht wurden:

Welche Gefühle & Reaktionen löst der/die Jugendliche bei mir aus?     Fragen Sie genau nach.                                                                              a) bei Verdacht auf den Gebrauch illegaler psychoaktiver Substanzen:               b) Verdacht auf Missbrauch legaler Substanzen:
                                                                                                                                                                              vgl. Vorgehensweise bei Missbrauch von Suchtmitteln                                • gemeinsames Gespräch mit Eltern
Welche Hypothesen habe ich über mögliche Ursachen                     Erst wenn Sie das Gefühl haben, ein Kontakt zum Jugendlichen und ein Vertrauensverhältnis
                                                                                                                                                                              • Verständigung des Schulleiters/der Schulleiterin                                 • Vereinbarung einer ärztlichen Untersuchung
des Verhaltens?                                                       wurde hergestellt, hat es Sinn, einen möglichen Suchtmittelkonsum anzusprechen.
                                                                                                                                                                              • Veranlassung schulärztlicher und schulpsychologischer Untersuchung               • Vereinbarung einer schulpsychologischen Untersuchung oder Besuch
Zieldefinition für das Gespräch erstellen                             Eigene Sorge zum Ausdruck bringen. Formulieren Sie möglichst genau, was Ihnen auffällt                                                                                                       bei einer Suchtberatungsstelle
                                                                      und zu denken gibt.                                                                                                                                                                        • weiteres Vorgehen gemeinsam planen.
Welche Verhaltensänderung möchte ich erreichen, fördern?                                                                                                                                                                                                         • Konsequenzen beschließen für den Fall, dass Vereinbarungen nicht
                                                                      Heben Sie positive Aspekte hervor.
                                                                                                                                                                                                                                                                   eingehalten werden.
Sich über mögliche Hilfsangebote und gesetzliche Grundlagen           Falls Sie Vereinbarungen treffen, ist es nützlich, diese schriftlich festzuhalten bzw. Fristen                                                                                             • längere Betreuung des/der Jugendlichen sicherstellen.
informieren.                                                          festzulegen.

                                                                    5. Weitere Beobachtung                                                                                                                                             8. Vorgehen in der Schule/Klasse
                    Den/die Jugendliche(n) weiter „im Auge behalten“. Vorkommnisse und Beobachtungen sammeln und schriftlich festhalten.
                                                                                                                                                                         Bei einem Anlassfall, bei dem es um den Gebrauch von psychoaktiven Substanzen geht, besteht in der Schule häufig die Gefahr, dass überreagiert wird. Der Schüler/
                                                                                                                                                                         die Schülerin hat gesetzlichen Anspruch auf Vertraulichkeit. Kommt der Verdacht aus der Reihe der Mitschüler/innen sollte man ihnen zusichern, sich weiter selbst um
                                                                6. Zielorientiertes Gespräch                                                                             die Angelegenheit zu kümmern. Es ist kontraindiziert, bei einem Anlassfall das Thema „Drogen“ in der Klasse in irgendeiner Form allgemein zu aktualisieren.
                                                                                                                                                                         Die gleiche Zusicherung von Vertraulichkeit benötigen auch die Eltern des/der betreffenden Schülers(in).
                Wenn sich die Situation innerhalb der folgenden Wochen nicht zu bessern beginnt, sollte ein neuerliches Gespräch geführt werden.
                 Es ist sinnvoll, vorher Unterstützung bei Drogenberatungsstellen, Psychosozialen Beratungsstellen, Schulpsychologie einzuholen.                         Falls mehrere Schüler/innen einer Klasse begonnen haben, Suchtmittel zu nehmen und das in der Klasse bereits Thema geworden ist, ist es sinnvoll, Fachleute von
                                                                                                                                                                         außen in die Klasse zu holen.
                                                                  Ziel des Gesprächs g
 • gemeinsame Problemdefinition finden (schwierig, weil für den Schüler/die Schülerin der Suchtmittelgebrauch meist noch kein Problem darstellt, im Gegenteil)
                               • gemeinsam konkrete Ziele festlegen (Richtung der Verhaltensänderung, woran zu erkennen?)
                                             • das weitere Vorgehen planen, Unterstützungsangebote einholen.
                                      • mit Einverständnis des Schülers/der Schülerin Gespräch mit den Eltern führen.

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