Was tun? UMGANG MIT SPEZIELLEN PROBLEMSITUATIONEN - FÜR HANDLUNGSLEITFADEN FÜR
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UMGANG MIT SPEZIELLEN PROBLEMSITUATIONEN …was tun? HANDLUNGSLEITFADEN FÜR PÄDAGOGINNEN UND PÄDAGOGEN
Einführung Sehr geehrte Frau Kollegin! Sehr geehrter Herr Kollege! Um Ihr Handlungsrepertoire in schwierigen Situationen zu erweitern, dürfen wir Ihnen diesen „Handlungsleitfaden für PädagogInnen“ in der 11. Auflage, Mai 2019, vorlegen. Uns geht es dabei insbesondere darum, dass die Ressourcen an der Schule selbst ausgenützt werden. Dies bedingt, dass es ein Grundmaß an Wissen über spezielle © Foto Fischer Problembereiche gibt. Mit diesem Handlungsleitfaden wollen wir Ihnen eine schnelle und übersichtliche Information über diese Bereiche geben, die Vorgangsweise kann je nach Fall individuell abgeändert werden. Internationale Beispiele zeigen uns, dass Handlungsleitfäden ganz wesentlich dazu beitragen können, dass Problemsituationen im Alltag besser gelöst werden können. Dies unter Ausnützung aller Möglichkeiten, die die Schule bietet. Sollten die Ressourcen an der Schule nicht ausreichen, gibt dieser Handlungsleitfaden auch Hinweise für weiterführende Hilfestellungen. 11. Auflage, Mai 2019 Wir hoffen, Ihre alltägliche Arbeit besonders in schwierigen Situationen etwas erleich- HR Dr. Josef Zollneritsch Handlungsleitfaden für Pädagoginnen und Pädagogen tert zu haben und wünschen für die Bewältigung dieser Fälle viel Kraft und Glück. Abteilungsleiter Schulpsychologie Herausgeber und Verfasser: Bildungsdirektion für Steiermark – Abt. Schulpsychologie & Schulärztlicher Dienst Für weiterführende Anregungen bzw. Ergänzungen sind wir dankbar! & Schulärztlicher Dienst Layout & Producing: Werbeagentur Morré, Graz-Raaba, www.agenturmorre.at Vorbehaltlich Satz- und Druckfehler. 2 3
Inhalt 01. Problemlösung an Schulen………………………………………………………………… 6 02. Probleme mit Kindern, die uns durch ihr Verhalten herausfordern…………………………… 7 03. Umgang mit hyperaktiven Kindern………………………………………………………… 17 04. Schulverweigerung und Schule schwänzen……………………………………………… 18 05. Rückzugsverhalten und Depressivität……………………………………………………… 21 06. Suizidgefährdete Schüler/innen…………………………………………………………… 24 07. Angst- und Zwangsstörungen……………………………………………………………… 25 08. Suchtgefährdete Schüler/innen…………………………………………………………… 28 09. Essstörungen (Anorexie, Bulimie, Heißhungerattacken)…………………………………… 33 10. Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen……………………………………… 36 11. Wie führe ich ein Beratungs- bzw. Problemklärungs-/Problemlösungsgespräch?…………… 40 12. Deradikalisierung und Prävention………………………………………………………… 42 13. Kontakte…………………………………………………………………………………… 46 4 5
01. Problemlösung an Schulen 02. Probleme mit Kindern, die uns durch ihr Verhalten herausfordern Das ist ein allgemeines Schema, das in der Folge je nach Fragestellung noch spezifisch abgeändert werden kann. Welche Unterrichtsstörungen und Fehlanpassungen treten im schulischen Bereich auf, die den Schulalltag stören, die Lehrper- Grundprinzipien: Problemklärung • Rechtzeitiges Handeln • Auf Zuständigkeit achten sonen das Unterrichten erschweren und die Mitschüler/innen in ihrem Lernen behindern? 1. Beobachtung: Wer fällt auf, wer stört wen, welches Prob- befassten Lehrer/innen): Erarbeiten von Zielsetzungen Intentionale und funktionelle Überaktivismus Passivität lem besteht, wo und wann wird gestört bzw. wer zieht sich mit individuellem Förderplan, setzen von pädagogischen Unterrichtsstörungen zurück? Wann ist der „richtige“ Zeitpunkt, um tätig zu Veränderungen. Sie äußern sich in Form von Störungen, die absicht- Äußert sich in Form von ständiger Unruhe, perma- Äußert sich in Form von persönlichen Verstimmun- werden? lich-bewusst zum Zwecke des Störens inszeniert nenter kommentierender Bemerkungen und mangel- gen, Abgeschlafftheit, Müdigkeit, Desinteresse; 7. Hilfe holen (Was kann ich selbst lösen, was muss ich dele- werden, im gewollten Missachten vereinbarter hafter Arbeitshaltung, im absichtlichen Stören oder Demotivation, die so diffus ist, dass sie sich nicht 2. Heranziehen von Kolleg/inn/en zur Beobachtung für gieren?): Inanspruchnahme von Helfersystemen (in ständi- Regeln,… Belästigen anderer, in verbalen Attacken in Form von als Sabotage äußert, sondern als Lethargie. Schüler/ Austausch der Wahrnehmungen (Hospitation). ger Absprache mit den Erziehungsberechtigten): insbeson- Bloßstellen anderer, im Verspotten, in feindseligen innen pflegen eine Perzeptionsweise, die sie selbst dere Schulpsychologe/inn/en, Beratungslehrer/innen, ZIS Äußerungen, in Form tätlicher Übergriffe, Handgreif- als „reinziehen” bezeichnen; sie wollen etwas ge- 3. Möglichst frühzeitiges Heranziehen von Vertrauensper- bzw. Leiter/innen von Pädagogischen Beratungszentren lichkeiten bis zu physischem Einsatz von Gewalt;… boten bekommen, sonen (z.B. Klassenvorstand, Schülerberater/in, Peers) (wenn vorhanden Schulsozialarbeiter/innen, Schulärzt/ 4. Sammeln von Informationen: Gespräch mit dem/der innen/e, Jugendcoaches). Ziel ist zunächst eine Klärung Schüler/in selbst (je nach Fragestellung und Alter des Schü- Undiszipliniertes Verhalten entsteht aus einer Wechselwirkung von individuellen, interpersonellen und sozialen/gesellschaftlichen der weiteren Vorgehensweise (auch telefonisch möglich). Konflikten und zeigt sich in unterschiedlichen Kontexten. Wenn Kinder oder Jugendliche in bestimmten Bereichen, in bestimmten lers), Gespräch mit den Erziehungsberechtigten, Gespräch mit dem/der Schulleiter/in, allenfalls Gespräch mit dem 8. Konkrete Interventionen durch Expert/inn/en (insbeson- Situationen und unter bestimmten Bedingungen sozial unverträgliches Verhalten zeigen, dann ist der Ursprungsort der Konflikte Schularzt/der Schulärztin. dere Diagnose, Beratung) nicht immer mit dem Ort des problematischen Verhaltens identisch! 5. Klärung: Wer trägt welche Verantwortung, gemeinsames 9. Rückkoppelung mit Schule (z.B. Helfer/innen/konferenz, Gespräch Eltern-Lehrer/innen, Expert/inn/en) Was können Schüler/innen durch provokantes Verhalten bei anderen auslösen, erreichen, bewirken wollen? Tragen von Verantwortung (Last auf mehrere Personen verteilen), Einbeziehen der Betroffenen 10. Weiterführende Maßnahmen z.B. Behandlungen, (son- • Grenzen ausloten und Reaktionen nachspüren • seine/ihre Stärke zeigen wollen (Imponiergehabe) der-) pädagogische Maßnahmen. • für Abwechslung sorgen, Gaudi haben wollen • die Statusposition in der „Peer Group“ erhöhen wollen 6. Einberufung einer Klassenkonferenz (Einbeziehen aller • sich über diese Botschaften Zuwendung verschaffen • sich selbst als wirksam erleben wollen, ... • Macht über Lehrer/innen &/oder Mitschüler/innen ausüben Schwierige Schüler/innen erfordern viel pädagogisches Geschick, Kraft und Konsequenzen von der Lehrkraft. Über ihre Köpfe hinweg lässt sich geplanter Unterricht nicht einfach realisieren. Sie fordern mehr und anderes vom Lehrer / von der Lehrerin und von der Schule. 6 7
BEDINGUNGSFAKTOREN FÜR SCHÜLERVERHALTEN EINFLÜSSE AUF DAS KLASSENKLIMA ANSATZPUNKTE AUF VERSCHIEDENEN EBENEN, UM IN DER SCHULE DEM PROBLEM „STÖRUNGEN” ENTGEGENZUSTEUERN Analyse der sozialen Organisation teambildender Maßnahmen Forcierung gruppenfördernder und Persönlichkeitsmerkmale, Biographische Aspekte, Stellenwert und Gruppenstruktur in der Klasse auf Klassenlehrer/innenebene unterrichtsdidaktischer Ansätze Selbstbild, außerschulischer sozialer Hintergrund, Spannweite von Werten, Schülergruppenmerkmale: Kooperationsstil im Kollegiums-Team: Einbezug der Sozietät des schulischen Umfeldes: Sozialisationskontext familiäres Beziehungsklima Normen, Regeln Selbstwertzustand, Selbstständigkeit und Durch die identitätsbildende Wirkung des Erfahrens Kooperatives Verhalten aktiv vorleben Selbstvertrauen der einzelnen und deren von Gemeinsamkeiten und Unterschieden kann es Kommunikationsformen Regelmäßige pädagogische Konferenzen zu wechselseitiger Akzeptanz, Respekt und gegen- • herrscht „Wertschätzung n Abwertung“ vor? (bei Bedarf Einsatz eines kollegialen seitiger Achtung kommen Pädagog/inn/en Zukunftsperspektiven, Leistungsbereitschaft, Beziehungsstruktur • Klima der Annahme n Ablehnung? Beratungsmodells) persönlichkeit/verhalten; gesetzte persönliche Ziele Leistungsstatus in der Klasse • Sicherheit n Bedrohung? Ritualisierte, geleitete, themenzentrierte Schülerpersönlichkeiten Methodisch/didaktisch-organisatorische Welche Regeln und Normen, Metaregeln gelten? Kommunikation zwischen allen im Klassen-Team Leitlinien • Ausgesprochene und unausgesprochene (!) Gemeinsame schulinterne informelle Detaillierte Unterrichtsplanung mit handlungsorien- Regeln, Sanktionen bei Überschreitungen; kollegiale Austauschtreffen tierter Unterrichtsumsetzung vornehmen Position in der • welche Regeln werden nach welchen Verfahrens- Gegenwärtige Organisierte Lehrer/innen – Eltern – Aktivitäten Gezielter Einsatz schüleraktiver Arbeitsformen Schüler- Schulklasse, Klassen- regeln und von wem aufgestellt oder vereinbart; Befindlichkeit und zum Einbezug der Eltern An interaktives Lernen heranführen; je mehr Projektar- Klassen-klima, mit welcher Bedeutsamkeit? mitschwingende verhalten Bezugsgruppen- klima Subsysteme: Teamteaching: Unterrichtseinheiten beit, Gruppenarbeit und Partnerarbeit praktiziert wird, Emotionen gemeinsam abhalten desto mehr wird die Teamfähigkeit der Schüler/innen merkmale • Untergruppen in der Klasse Fächerübergreifende aktuelle Themenbearbeitungen weiterentwickelt Austauschqualität im Zusammenwirken: Team- und methodenzentriertes Lernen und • gibt es Kooperationsstrukturen? Hospitationen zur gegenseitigen Stützung… Methodisch/ didaktische Arbeiten in Gruppen ausbauen Leistungsniveau und • gibt es wechselnde Interaktionsformen? Internalisierter Qualität der Selbstorganisation einüben Unterrichtsqualität; Hierarchien in der Klasse? Normenkodex, verfügbares Lehrer/innen-Schüler/innen- -bereitschaft/Leistungs- Augenmerk auf Kooperative „Arbeitsinseln“ und „Lerninseln“ schaffen Verhaltensrepertoire Beziehung erwartungen Ressourcen der Beteiligten: soziale Prozesse • wer hat welche Kompetenzen? Rituale schaffen wie mit divergierenden Interessen • wie werden sie im Zusammenleben verwirklicht? umgegangen wird • wie wird mit Defiziten umgegangen? Einen Konsens über gemeinsam entwickelte Verhal- Einflüsse von außen Außerschulische tensstandards finden, sowie Regeln für den Fall von (Medien, gesellschaftliche Interessen, Interaktions- Schulklima Wie weit ist die Fähigkeit entwickelt, sich offen Regelübertretungen festlege… Muster) erfahrungen mit Problemen auseinander zu setzen und auf konstruktive Weise zu lösen? 8 9
PÄDAGOGISCHE „SCHRITT FÜR SCHRITT – HINFÜHRUNG“ ZU ERWÜNSCHTEM SCHÜLERVERHALTEN 1. Situationsanalyse 2. Klärung des 3. Aus Pädagogensicht: g Selbstreflexion/ 4. Konflikte bearbeiten und gemeinsam 5. Pädagogische Konzepte Bemühe ich mich als Pädagog/in/e alle Umstände Bedingungsgefüges und Problemkontextes: Kompetenzerweiterung Lösungen erarbeiten Leitlinien zur Erhöhung der sozialen Kompetenz wahrzunehmen, in der störende Verhaltensweisen Begleitumstände spezifizieren: a) Selbstreflexion Rechtzeitig intervenieren und die Kinder zum bewuss- Hinführung zu einer realistischeren und verbesserten auftreten? Wer definiert was, wann, wie (wen!) als Problem? ten Austragen von Konflikten anregen und anleiten Wie reagiere ich emotional auf Schwierigkeiten, die Selbstwahrnehmung Inwieweit erfasse ich einzelne Situationspara- Was genau tut der Schüler/die Schülerin (konkrete mir ein Kind bereitet? Unterbrechen einer Konflikt-Eskalation Verbesserung der Selbstkontrolle durch Handlungs- meter richtig? Was ist vorangegangen, was war Beschreibung des Verhaltens)? Wie steht es mit meinem persönlichen Führungs-, Den Beteiligten die Möglichkeit bieten – mit Hilfe unterbrechungsstrategien, Selbstanweisungen usw., Folge wovon, wie verhielten sich bzw. reagierten Wodurch wird es hervorgerufen? meinem Erziehungsstil? eines nicht – wertenden Vermittlers und unter Beach- mit deren Hilfe unbedachte und voreilige Handlungs- die Zuschauer? tung geeigneter Rahmenbedingungen – aus subjek- absichten zurückgestellt werden können In Anwesenheit welcher Personen, wer ist Welchen Kommunikationsstil pflege ich selbst? Konzentriere ich mich auf einzelne Verhaltensas- tiver Sichtweise heraus das Geschehen zu schildern mitbeteiligt? Soziale Situationen analysieren lernen, insbesondere pekte? Übersehe ich dabei gravierende Störungen Wo sehe ich ev. persönliche Anteile, was meine und eine erste Stellungnahme abzugeben und gehe stattdessen auf Lappalien ein? In welchen Situationen (Situationsanalysen)? die Analyse von Motiven und Beweggründen der Toleranzgrenze, Krisenanfälligkeit, (Selbst)-Wahrneh- Aktives Zuhören ermöglicht die Herausarbeitung Handlungspartner Habe ich bestimmte Momente wirklich beobachtet Seit wann treten die Verhaltensweisen auf? mungsfähigkeit, Erwartungshaltung usw. anbelangt? von ursprünglichen und/oder gegenwärtigen Erwart- oder habe ich sie hineininterpretiert? Das Verhalten in „heraus-fordernden sozialen Situa- Gibt es bei den Beteiligten unterschiedliche Wie interpretiere/bewerte ich subjektiv das Stör- ungen, Wünschen, Bedürfnissen, Befürchtungen… tionen“ (z.B. bei Kritik, beschimpft oder „gehänselt“ Ist meine Wahrnehmung auf bestimmte Schüler/ Beobachtungen? verhalten? Gemeinsame Reflexion der Konfliktentstehung, der werden, angestachelt werden, ...) thematisieren, innen fixiert – registriere ich dabei z.B. nur Mittäter Gibt es unterschiedliche Definitionen zu unterschied- Wie reagiere ich auf Störungen g mit Ignorieren, Ursachen und Anlässe, der Bedürfnisse und der bearbeiten oder auch durchspielen und übersehe ich Anstifter? Nehme ich die Reaktio- lichen Zeiten in unterschiedlichen Situationen? Ermahnen, Beschimpfen, Bestrafen, Thematisieren, bisherigen Austragungsformen nen der Mitschüler/innen wahr? Vermittlung interaktionaler Fertigkeiten (z.B. an- kooperativem Behandeln…? Die Ergebnisse werden Brainstorming: g Konfliktregelungen oder -lösungen gemessene Wünsche und Bedürfnisse, aber auch Definieren die gleichen Beteiligten die Beobach- dementsprechend unterschiedlich sein: Vom latenten Wie interpretiere ich die Störungen (z.B. gravierend, tungen immer gleich bzw. gleich intensiv als Pro- ermöglichen negative Gefühlszustände äußern und annehmen harmlos,…)? Fortbestehen einer unbefriedigenden Situation bis zur können, ohne dabei Gefühle von Hilflosigkeit, Angst blem oder manchmal stärker/schwächer/gar nicht Eskalation oder Konsens Bisherige Problemauslöser sollen zu Wünschen Nehme ich mich selbst wahr – und zwar in meiner registrierbar? positiv umformuliert werden oder Schuld zu entwickeln, die dann zu einem Einstellung, meiner momentanen Verfassung, meinen b) Kompetenzerweiterung aggressiven Ausbruch führen könnten) Wie wirken sich eventuell unterschiedliche Prob- Eine Konfliktbewältigung besteht dann darin, dass Reaktionen? lemsichten auf das Beziehungsnetz aus und wie Darauf achten, Situationen und Reaktionen möglichst Vermittlung sozialer Problemlösekompetenzen, um in neue Regeln (Absichtserklärungen) ausgemacht Ist es mir möglich, bereits während der Störungen gehen die Beteiligten mit ihren unterschiedlichen umfassend wahrzunehmen; werden. konfliktträchtigen Situationen konstruktiv umgehen dahinterliegende, verborgene Ursachen zu erkennen? Positionen um? zu können (z.B. impulsive Reaktionen unterdrücken, Achten, den Anteil der eigenen Gefühle und Absprachen treffen, Dinge ausmachen) Habe ich ein entsprechendes Handlungsrepertoire Basisfrage g Was könnte das Kind bei den subjektiven Theorien oder Hypothesen zu erkennen; zur Verfügung? anderen auslösen, erreichen, bewirken wollen? Darauf achten, zielführende Maßnahmen zu bestimmen und deren Erfolg zu kontrollieren;… 10 11
SETZEN VON GRENZEN (= ORIENTIERUNG ERMÖGLICHEN): ANALYSE SETZEN VON GRENZEN (= ORIENTIERUNG ERMÖGLICHEN): HANDLUNGSMÖGLICHKEITEN Gefühle als Auslöser für unangepasstes Verhalten Auffälliges Verhalten ist zielgerichtet Klartext reden Auf Worte Taten folgen lassen Einen Vertrag schließen Wut Voraussetzung für ein wirksames Grenzen setzen ist, Was tun, wenn das Kind Regeln nicht einhält, Bei Vorhaben geht es darum, Fernziele in nahe und • Wenn Erwartungen enttäuscht wurden oder bei Bei störendem Verhalten von Kindern ist es sinnvoll, die Situation und Be- dass sich das Kind angenommen fühlt. sondern negiert oder verletzt? möglichst konkrete Teilziele zu zerlegen, damit nicht • Gefühl der Benachteiligung aufgrund unklarer Regelungen gleitumstände genau zu analysieren, denn g das auffällige, unerwünschte Unbequeme Forderungen und notwendige Einschrän- durch unklare Planung gute Absichten in Ansätzen Verhalten des Kindes zahlt sich aus • Die Taten, die den Worten folgen sollen, müssen Gegensteuerung: Zulassen der Wut, aber nur im Rahmen von vereinb. Regeln kungen brauchen als Gegengewicht liebevolle Zu- hängen bleiben! Überlegungen anstellen g im vorhinein sorgfältig überlegt und geplant wendung. werden. Die wichtigsten Merkmale von Förderliches Lehrer/innenverhalten: Geben Sie Rückmeldungen: Verhaltensverträgen mit Schüler/inne/n: • Neutral und sachlich bleiben, Was könnte das Kind bei den anderen auslösen, • Dem Kind muss klar werden, dass dieses Verhal- • Sagen Sie dem Kind, was Sie an ihm lobenswert • Eine klare Beschreibung und Quantifizierung des • „aktiv zuhören“, erreichen, bewirken wollen? ten nicht zugelassen werden kann. finden! unerwünschten Verhaltens. • für die Einhaltung obiger Regeln sorgen • Machen Sie Lob nicht zunichte, indem Sie ein • Das Setzen von Grenzen soll als Orientierungs- • Klare Kriterien für Zeit und Häufigkeit im Hinblick Angst Gegenmaßnahmen: „aber“ anhängen, sondern machen Sie nach hilfe für das Kind gesehen werden auf das Ziel des Kontraktes. • vor Gesichtsverlust, einem Lob einen Punkt! • Eine detaillierte Beschreibung der positiven • Unangemessenes Verhalten nicht durch die eigene Reaktion darauf im • Werden die Grenzen missachtet, müssen Konse- • bei Vergleich mit anderen zu unterliegen, • Sagen Sie dem Kind genau, was Sie mögen und Konsequenzen bei Erfüllung des Vertrages. Sinne des Kindes „belohnen“. quenzen spürbar werden. • dass eigene Bedürfnisse unberücksichtigt bleiben könnten möchten! • Eine klare Spezifizierung der aversiven Konse- • Das Muster „Aktion n Reaktion“ unterbrechen • Damit die Konsequenzen wirken, müssen sie deut- Gegensteuerung: Positionskämpfen vorbeugen quenzen, die eintreten, falls der Schüler/die Schü- Machen Sie sich vorerst klar, was Ihnen selbst lich erlebbar sein (unangenehm, unbequem oder • „Ich-Botschaften“ senden: g rückmelden, wie wir uns fühlen, was in uns lerin es nicht schafft, die Bedingungen innerhalb wichtig ist in Form einer Wiedergutmachung ausgehandelt), Förderliches Lehrer/innenverhalten: vorgeht, wenn das Kind sich so verhält! der festgelegten Zeit oder mit der festgelegten • Vermitteln Sie dem Kind ganz genau, was es Ihrer wobei jedoch niemals psychischer oder körperli- • in Richtung von Werteerziehung, Häufigkeit zu erfüllen. Meinung nach tun soll. Drücken Sie sich dabei klar, cher Schaden zugefügt werden darf. • gültige Regeln für Verhalten und Kommunikation gemeinsam erarbeiten, • Dem Kind die Verantwortung für sein eigenes Verhalten übertragen, das • Eine „Bonus-Klausel“, die angibt, welche zusätz- heißt: die Folgen seines Verhaltens selbst tragen lassen. knapp und verständlich aus! • Konsequenzen sind begründbar, Kinder ler- aber auch auf klare Grenzen verweisen lichen Belohnungen in Aussicht stehen, falls die • Wichtig ist, eine Aufforderung immer positiv statt nen aus den logischen Folgen: g je klarer ein • Dem Kind Hilfestellungen anbieten, welche Verhaltensweisen, die akzep- festgelegten Minimalkriterien übererfüllt werden. Kränkungen negativ zu formulieren! Zusammenhang zu erkennen ist zwischen dem tabel sind, es stattdessen zeigen könnte. • Methoden, mit denen das im Vertrag festgelegte • durch Bloßstellungen, • Reden Sie mit ruhiger, fester Stimme! unerwünschten Verhalten des Kindes und den Verhalten beobachtet, gemessen und aufgezeich- • nach Aussenden von „Killerbotschaften“ • Würdigen und spüren lassen, wenn es gut läuft. • Unterstreichen Sie mit Ihrer Körpersprache, wenn Konsequenzen – desto besser. net werden kann. Sie es ernst meinen! förderliches Lehrer/innenverhalten: Fördern von Affektkontrolle • In gegebenen Situationen dem Kind Aufmerksamkeit schenken. Je mehr • Konsequenzen sollten möglichst schnell und um- • Das „Timing“ der Belohnungsvergabe, wobei klei- • Wiederholen Sie mehrmals genau das, was Sie Aufmerksamkeit dem Kind aus freien Stücken zukommt, um so weniger vom Kind wollen, ohne auf Widerreden einzuge- gehend eingesetzt werden, d.h. möglichst zeitnah ne Belohnungen auf kurze Verhaltenssequenzen Unerfüllte Wünsche muss es darum kämpfen! hen! zum Verstoß. folgen und größere Belohnungen in längeren In- Förderliches Lehrer/innenverhalten: Orientierung bieten tervallen gegeben werden können. 12 13
PÄDAGOGISCHE GRUNDREGELN FÜR DEN UMGANG MIT „NERVENSÄGEN“ Aufbau eines stabilen Selbstwertgefühls Konstruktive Handhabung von Aggressivität Verhaltensmodifikation anbahnen Förderung der sozialen Integration Hilfreiche pädagogische Haltungen g Pädagogische Maßnahmen und Handlungsmög- Die Klasse ist ein spezifisches soziales System g Verständnisvolle Haltung einnehmen (getragen von Sozial aggressive Kinder und Jugendliche wirken Faire Struktur von Umgangsformen schaffen lichkeiten den Zielvorstellungen entsprechend je mehr die Anforderungen und die Bedürfnisse einer positiven inter-personalen Beziehung) – den- häufig stark und selbstbestimmt, sind in ihrem In- Gefühle von Schüler/inne/n wahrnehmen & zulassen planen auseinander klaffen, je weniger Hilfestellungen es noch unmissverständlich Feedback geben und Kon- neren aber selbst unsicher und abhängig von der gibt, damit jeder Schüler/jede Schülerin seine/ihre gruenz beweisen Meinung anderer. g Maßnahmen gezielt einsetzen Wahrnehmungen reflektieren Position in der Gruppe unter Wahrung seiner/ihrer eigenen Identität findet, um so eher steigt das Kon- Gelassenheit, Ruhe ausstrahlen Ein eigenes negatives Selbstbild, Ohnmacht und eine g Die Wirkungen (Erfolge/Misserfolge) reflektieren Störverhalten thematisieren fliktpotential. Erwartungen der Störer/innen enttäuschen verminderte Fähigkeit, eigene und fremde Grenzen Beziehungskultur und einen förderlichen Umgang (sich anders verhalten) wahrzunehmen und zu respektieren, ist der Motor Sichtweisen der Schüler/innen erfragen Positive Anreize zum Aufbau von Eigendisziplin bieten miteinander in der Klasse entwickeln. für viele – auch unverständlich erscheinende – Kreativ sein im Schaffen von Möglichkeiten, po- aggressive Ausfälle. Bedürfnisse der Schüler/innen einholen Sachliche Kritik in persönlich annehmbarer Form Bausteine: tentiell aggressive Impulse auf adäquate Weise zu anbringen Orientierung ermöglichen kanalisieren • Ein gesundes Selbstwertgefühl hat eine höhere Regeln aufstellen; eingeschlossen Regeln für Folgen Unerwünschtes Verhalten hemmen oder stoppen Frustrationstoleranz zur Folge! bei Regelüberschreitungen Anonymität und Isolierung entgegenwirken Oppositionelles Verhalten regelgeleitet ermöglichen Negative Auslöser vermindern (auf demokratischer Basis) Verhaltensrepertoire erweitern Offene Kommunikationskultur wachsen lassen • Kinder mit labilem Selbstbewusstsein fühlen sich Auslösesituationen für impulsive Handlungen leichter bedroht und somit zur Verteidigung Humor Wiedergutmachung (für Personen und für Sachen) umstrukturieren Gesellschaftliche und soziale Normen vermitteln; gedrängt statt stereotyper Strafen ... soziale Werte wie Toleranz gegenüber persönlichen Grenzen erarbeiten und verdeutlichen Eigenarten sowie gegenseitige Akzeptanz und Ge- Alternatives Verhalten fördern meinschaft erlebbar machen Positives Modellverhalten anbieten ... Selbstverantwortung sich selbst und anderen gegenüber fördern zur Kooperation anleiten vorleben, sich Problemen zu stellen ... 14 15
JURISTISCHE REAKTIONSMÖGLICHKEITEN AUF FEHLVERHALTEN, wenn sich alle pädagogischen Maßnahmen und Kooperationsstrategien als nicht ausreichend zielführend erwiesen haben 03. Umgang mit hyperaktiven Kindern • Hyperaktive Kinder stehen meist unter großer Spannung. Es • Bei Arbeitsaufträgen ist es notwendig, dem Kind immer sollte daher jede Möglichkeit zum Spannungsabbau und zur wieder Pausen zu gönnen. Hyperaktive Kinder sind nämlich • „Frühwarnung“: Erziehungsberechtigte sind von Verhalten- • Überweisung in eine Parallelklasse der eigenen Schule oder Entspannung genutzt werden (Sport, Bewegung im Freien, schnell überfordert und brechen einmal begonnene Arbeiten sauffälligkeiten, schwerwiegenden Pflichtverletzungen oder Aufnahme an eine andere Schule derselben Schulform körperliche Arbeit, Massage, im Arm wiegen, geführte Me- frustriert ab. Sie wechseln zu einer neuen Tätigkeit, die sie sonstigen Problemen im Sozialisationsbereich umfassend zu • Suspendierung vom weiteren Schulbesuch bis zu vier Wo- ditation, ...) genauso wenig beenden. Damit fehlt ihnen trotz ständiger informieren und einzubeziehen, sobald die Voraussetzungen chen über Antragstellung aufgrund eines Schulkonferenz- Aktivität die Befriedigung etwas geschafft zu haben – Lustlo- gegeben sind. • Hyperaktive Kinder sind sehr empfänglich für die herrschen- beschlusses an die Schulbehörde erster Instanz bei Gefahr sigkeit, Sinnlosigkeit und Selbstwertprobleme sind die Folge. den Stimmungen. Eine positive, ausgewogene und akzeptie- • Dokumentation aller schulseits getroffenen Maßnahmen in Verzug. Nach einer Pause sollte daher konsequent auf die Beendung rende familiäre bzw. schulische Atmosphäre ist wichtig. • Bei Nichteinhalten von Vereinbarungen mit Erziehungs- Der/die Schüler/in ist jedoch berechtigt, sich während der der begonnenen Arbeiten bestanden werden. • Hyperaktive Kinder sind oft sehr strapaziös und provozieren berechtigten kommt eine Mitteilung an das Referat für Suspendierung über den durchgenommenen Lehrstoff regel- • Hyperaktive Kinder haben einen starken Erlebnishunger. ständiges Mahnen, Strafen und Schreien. Kinder- und Jugendhilfe in Betracht mäßig zu informieren bzw. zur Ablegung einer Feststellungs- Mit Schullandwochen, Exkursionen, Abenteuerwochenen- prüfung, wenn andernfalls eine Beurteilung nicht möglich Der dadurch verursachte neue Stress macht die Kinder noch den, künstlerischen Betätigungen kann man ihnen intensive • Wenn notwendig erachtet g begleitende Betreuung durch unruhiger – ein Teufelskreis kommt so in Gang. Man sollte wäre. Erlebnisse ermöglichen. Maßnahmen der Kinderpsychotherapie, Kinderpsychi- daher helfen statt tadeln (so schwer dies auch sein mag). atrie bzw. durch vorübergehende stationäre Aufnahme im • Ausschluss des Schülers/der Schülerin von der betreffenden • Hyperaktivität kann auch mit der Ernährung zusammenhän- Heilpädagogisches Zentrum oder LKH Graz Süd-West. Schule oder von allen Schulen in einem näher zu bestim- • Hyperaktive Kinder sind auch sehr reizempfindlich. Jede gen. Es muss daher auf eine gesunde, typgerechte Ernährung menden Umkreis, wenn von einer dauernden Gefährdung Reizüberflutung sollte vermieden werden (kein Fernsehen, geachtet werden. • Ausschluss von Schulveranstaltungen bzw. Untersagung nicht mehrere Aufträge in kurzer Folge erteilen). von an der Schule tätigen Personen hinsichtlich ihrer Sitt- • Hyperaktive Kinder hinken oft in der Entwicklung nach. Sie der Teilnahme an schulbezogenen Veranstaltungen, wenn lichkeit, ihrer körperlichen Sicherheit oder ihres Eigentums • Hyperaktive Kinder sollten mit sinnvollen Arbeiten be- brauchen mehr Lern- und Konzentrationshilfen als andere auf Grund des bisherigen Verhaltens eine Gefährdung ande- ausgegangen werden muss. schäftigt werden, die den (unproduktiven) Bewegungsdrang Gleichaltrige. rer Personen zu erwarten ist Die Erfüllung der Schulpflicht muss jedenfalls gesichert sein. entsprechend kanalisieren (z.B. Kustodiatsdienste, im priva- • Hyperaktive Kinder haben Schwierigkeiten in der Unter- ten Bereich: Gartenarbeiten erledigen, Auto waschen usw.). scheidung von „Figur“ und „Hindergrund“, von „wichtig“ So ernten sie Lob statt des ständigen Tadels. und „unwichtig“. Sie benötigen daher entsprechende Hin- Das Selbstwertgefühl wird somit gestärkt. Nur als erfolgreich weise, die ihnen zeigen, was nun von Bedeutung ist und was betrachtete Verhaltensweisen werden beibehalten! nicht. 16 17
04. Schulverweigerung und Schule schwänzen HINTERGRÜNDE Schule schwänzen aufgrund der Schwänzen aus Angst Schwänzen aus Leistungsflucht Beobachtung durch den/die Klassenlehrer(in) familiären Situation (oft mit„maskierten“ Krankheitssymptomen) Vermeiden der unlustgetönten schulischen Leistungssi- Ablehnung der Schule, der Lehrer/innen, a) Schwierigkeiten in bestimmten Schulfächern we- tuation & Überwechseln in lustbetonte Verhaltensweisen …von Seiten der Eltern gen physischer, intellektueller oder psychischer Sich Prüfungssituationen nicht stellen wollen oder auf Erlebnisebene auf Verhaltensebene auf physiologischer Ebene Insuffizienz (Selbstwertbelastung) schulischen Belastungen nicht gewachsen sein Symbiotische Mutter-Kind-Beziehung Herabgesetzte Frustrationstoleranz Unangemessene Befürchtungen, Vermeidungsstrategien wie Flucht, Beobachtbare Beeinträchtigung des Unbewusster Beistand zu einem Familienmitglied (in b) Angst vor Kränkungen und Demütigungen Verbindung mit psycho-vegetativen Indispositionen) („Prügelknabe“) Streunen & Vagabundieren der schulischen Situation Beeinträchtigungserlebnisse; Ausweichen, Umgehung angstauslösender Allgemeinbefindens vorziehen Überlegungen zur Vermeidung bei belastenden Familien-Situationen (Suizidgefähr- Situationen in der Schule, unentschuldigtes • durch Klassenlehrer/innen dung eines Elternteiles, Scheidungssituation, Krank- Demonstration persönlicher Stärke und Individualität angstauslösender Fernbleiben vom Unterricht mit oder ohne ärztliche Untersuchung zum Ausschluss heit, Arbeitslosigkeit, …) • seitens einzelner Mitschüler/innen in der Gruppe zur Selbstwertsteigerung schulischer Situationen Wissen der Eltern organischer Erkrankungen Fall von tragischen Ereignissen in der Familie • seitens der Klassengemeinschaft Verweigerungsverhalten als Machtmittel (Rebellion gegen Erziehende, soziale Umwelt, System,…) Mangel an organisatorischen Hilfestellungen durch • seitens traumatisierender Ereignisse am das Elternhaus (wie z.B. rechtzeitiges Wecken, …) Mangelnde Handlungskompetenz im Sozialbereich Rücksprache mit Kolleg/inn/en, Austausch von Wahrnehmungen, selbstkritische Überprüfung der Unterrichtsmethoden und Unterrichtsgestaltung Schulweg ... Weigerung der Annahme von allg. Verhaltens- Geringe persönliche Zuwendung und Desinteresse Normen, die Eingliederungsbereitschaft erfordern an der Lebenswelt des Kindes … Vertrauensvolles Gespräch zwischen dem Pädagogen/der Pädagogin und dem betroffenen Kind/Jugendlichen, um Einblick in die Situation zu erhalten Weiterentwicklung eines bisherigen Sozialisations- verlaufes (Vorbild von Unzuverlässigkeit, Pflichtignoranz, …) Kontaktaufnahme mit Bezugspersonen mit einem Angebot zur Kooperation Orientierungslosigkeit Siehe Beiblätter: „Gesprächsführungsregeln“ bzw. „Führen eines Problemlösungsgesprächs“ Depressivität/Rückzug Dissoziale Tendenzen … Klärung der Ursachen und Hintergründe SCHRITTE ZUR PROBLEMLÖSUNG IN FORM GEEIGNETER PÄDAGOGISCHER MASSNAHMEN EINLEITEN siehe Fünf-Stufen-Plan (Seite 31 und 32) Downloadbar unter: https://www.lsr-stmk.gv.at/de/Documents/Schulpsychologie/Gewalt%20und%20Verhaltensstörungen.pdf 18 19
WEITERES VORGEHEN BZW. MÖGLICHE PÄDAGOGISCHE MASSNAHMEN BEI: 05. Rückzugsverhalten und Depressivität Familiär bedingtem Schule schwänzen Schwänzen aus Angst Schwänzen aus Leistungsflucht Genaue Beobachtung durch den/die Lehrer/in Reflexion der eigenen Rolle a) Unmittelbares Handeln nach Bekanntwerden Motivierung der Eltern zur Mithilfe bei der • Auseinandersetzung mit möglichen Schulsorgen Eltern bestärken, klare und durchsetzbare Entschei- Achtung: Depressive und zurückgezogene Kinder und Jugendliche werden häufig nicht bemerkt, da sie sich im Unterricht kaum auffallend benehmen Beseitigung des Schule schwänzens und Entschärfung dieser Probleme dungen für den Schulbereich des Kindes/Jugendli- chen treffen und diese konsequent durchsetzen Überfürsorglicher Haltung der Bezugspersonen • Individualisierende Maßnahmen oder Förderunter- Symptome gegensteuern richt in den Fächern, die dem Kind Schwierigkeiten Besprechen, gemeinsames Erarbeiten, Vereinba- bereiten ren und Aufstellen von transparenten, verbindlichen Hilfestellungen, um eine geordnete Vorphase des auf Erlebnisebene auf Verhaltensebene auf körperlicher Ebene • Dem Kind Ermutigung, Selbstbestätigung, Normen und Regeln. Auf deren Einhaltung achten!! Schulalltages zu gewährleisten Anerkennung, Zuwendung,… zukommen lassen Konsequenzen der Nicht-Einhaltung festhalten! niedergedrückt, traurig – unglückliche Stimmung Kontaktschwäche, sozialer Rückzug (bis zur Permanente Müdigkeit und Antriebslosigkeit (häufig Entwicklung zur Eigenständigkeit des Kindes fördern oder mürrisch – übellauniges Verhalten, erhöhte Sprechverweigerung) im Zusammenhang mit Schlafstörungen) Sozialer Isolation der Familie entgegensteuern… b) Aufdecken potentieller informeller Untergruppen- Reizbarkeit bzw. Stimmungslabilität Verlangsamung der Sprache (leises Sprechen Gewichtsabnahme oder -zunahme Normen und für Klärung sorgen • Selbstreflexion der eigenen Lehrerpersönlichkeit permanente Langeweile und Antriebslosigkeit, mit langen Pausen) Kopfschmerzen Klare Grenzsetzung, klare Botschaften Gleichgültigkeit • „Lehrer/innen-Schüler/innen“ – Konferenzen Verlangsamung der Motorik oder Bauchschmerzen Reflexion über methodisch-didaktische Unterrichts- Gefühl der Wertlosigkeit/Schuldgefühle • „Sorgenbriefkasten“ ruheloses – hektisches Verhalten formen ... (selbstabwertende Äußerungen) medizinische Abklärung nötig! • Sozial-Lernstunden Konzentrationsschwierigkeiten Gedanken an den Tod (Äußerungen von • „Jeux Dramatique“ … Todeswünschen) Schulischer Leistungsabfall siehe Handlungsleitfaden Suiziddrohung Seite 24 In Absprache mit den Erziehungsberechtigten Einbezug und Inanspruchnahme von Helfersystemen Zur Unterscheidung von einer vorübergehenden „normalen“ traurigen Verstimmung gilt es auf Rückkoppelung mit: Schulpsychologie, Rückkoppelung mit: Schulpsychologie, Rückkoppelung mit: Intensität Ausmaß Dauer der Symptome Schulsozialarbeiter/inne/n, BH - Referat Schulsozialarbeiter/inne/n, Beratungslehrer/inne/n, Kolleginnen und Kollegen, Kinder- und Jugendhilfe, GFSG, LKH Graz psychosozialen Einrichtungen, LBZ (Beratungszen- Schulpsychologie, Schulsozialarbeiter/inne/n, Süd-West, einem Kinderschutzzentrum, u.a. trum für Pädagog/innen Steiermark), u.a. Beratungslehrer/inne/n, u.a. Eine krankheitswertige und behandlungsbedürftige Depression hält mindestens zwei Wochen an und prägt deutlich den größten Teil jeden Tages in verschiedenen Lebensbereichen. 20 21
Austausch der Wahrnehmungen mit Kolleginnen und Kollegen Planung und Durchführung pädagogischer Maßnahmen durch das Lehrer/innen-Team Treten die Symptome in allen Unterrichtsstunden oder nur im Zusammenhang mit bestimmten Personen (Lehrer/inne/n, Mitschüler/inne/n) oder z.B. Fächern auf? Sind die problematischen Verhaltensweisen generell in allen sozialen Situationen oder nur in Leistungssituationen zu beobachten? • Die Gefühle des depressiven Kindes anerkennen und ernst nehmen (nicht mit gut gemeinten abschwächenden Kommentaren abtun) • Dem/der betroffenen Schüler/in spezielle Aufmerksamkeit schenken • Dem/der Betroffenen helfen, die negativen Denkmuster und die Hilflosigkeitshaltung zu überwinden, z.B. durch Herstellen einer Beziehung zu einer schulinternen Vertrauensperson (z.B. Klassenlehrer/in, Schülerberater/in) und Gespräch mit dem/der Schüler/in • Ermöglichen von Erfolgserlebnissen (komplexe Aufgaben in Einzelschritte zerlegen) • Erkennen und Fördern von individuellen Stärken und Interessensgebieten Hinweis für die Gesprächsführung: • Minimieren von Misserfolgen • Sich für das Gespräch Zeit nehmen • Förderung sozialer Interaktionen in der Klasse • Auf günstige Rahmenbedingungen achten • Möglichst genau nachfragen, ohne zu bewerten • Veränderungsmöglichkeiten erst anbieten, wenn Inanspruchnahme von Experten und Expertinnen • Vertrauensbeziehung vorhanden siehe auch: Ergänzungsblatt „Gesprächsführung“ Seite 40 • Wenn die Störung schwerwiegend ist, • Wenn maßgebliche Bedingungen der Störung außerhalb der pädagogischen Einflussmöglichkeiten liegen • Wenn Sie als Lehrer/in selbst zu stark emotional beteiligt sind, ist in Absprache mit den Eltern die diagnostische Abklärung, Beratung und Kontaktaufnahme mit den Erziehungsberechtigten gegebenenfalls Behandlung durch eine Expertin/einen Experten (z.B. Schulpsycholog/inn/en, klinische Psycholog/inn/en oder Fachärztin/ Facharzt) nötig. Ziel: g Klärung von Ursachen und Hintergründen Rückkoppelung mit der Schule Angebot zur Kooperation bezüglich weiterer Maßnahmen z.B. Helferkonferenz, Gespräch Eltern – Lehrer/innen, Gespräch Expert/in/e – Lehrer/innen Mögliche ursächliche bzw. auslösende Faktoren können u.a. sein: Ziel: Koordination der weiteren Maßnahmen mit allen Beteiligten Belastende Lebensereignisse (Trennungs- und Verlustereignisse, Krankheit von Familienmitgliedern etc.) ungünstige Umweltbedingungen (z.B. chro- nische familiäre Konflikte, körperlicher oder sexueller Missbrauch), schulische Überforderung. 22 23
06. Suizidgefährdete Schüler/innen 07. Angst- und Zwangsstörungen Grundsätze: g wenn notwendig: Aufarbeitung in der Klasse; Aufarbeitung im Genaue Beobachtung durch den Lehrer/die Lehrerin • alle Äußerungen ernst nehmen Lehrer/innen-Team; am besten mit externen Expert/inn/en (Kontakte Angst- und Zwangsstörungen können sich durch eine Vielfalt von Symptomen äußern, die der Abwehr ungewöhnlich starker und • Ruhe bewahren über Schulpsychologie bzw. externe Expert/inn/en) situationsunangemessener (irrationaler) Ängste dienen. • Informationen besorgen g geeignete Vertrauenspersonen für Prozessbegleitung in der Klasse g vertrauensvolle Gespräche mit Betroffenen suchen (besonders suchen (Peers?) Bei eingetretenem Suizid: Vorsorge für Psychohygiene wichtig: Ernst nehmen des Gesprächspartners und aktives Zuhören) der Lehrer/innen treffen und überlegen, wie der Vorfall in der Klasse aufgearbeitet werden kann (möglicherweise durch Zuziehung von Symptome g Betroffene/n Schüler/in nicht alleine lassen Experten). gKontakt mit Expert/inn/en herstellen, um weitere Schritte zu beraten auf Erlebnisebene auf Verhaltensebene auf physiologischer Ebene (z.B. Schulpsychologie, Schulärzt/innen/e, LKH Graz Süd-West, Gesell- unangemessene Befürchtungen Vermeidungsstrategien wie Flucht, Umgehen erhöhte Pulsfrequenz schaft zur Förderung seelischer Gesundheit (GFSG), Go-on Suicidprä- angstauslösender Situationen vention Steiermark) Beeinträchtigungsgefühle Atembeschleunigung Anklammern an „Sicherheitssignale“ Vermeidungsgedanken Schwitzen, Zittern, Schwindelgefühle g weiterführende Interventionen nach Bedarf Zwangshandlungen stereotyp auftretende Zwangsgedanken Ticks (unwillkürliche Muskelzuckungen) g Betroffenheit zulassen, allenfalls mit ganzer Klasse Perspektiven (Grübelzwang) Starres Festhalten an Ritualen Weinen, Schreien entwickeln Kontrollzwänge, Waschzwänge etc. Spannungskopfschmerzen Der Übergang von „normaler“ Angst zum krankhaften Angstzustand ist fließend. Eine krankheitswertige Angststörung ist gekennzeichnet durch die Unangemessenheit der Reaktion im Verhältnis zur Situation, durch das Fehlen von Möglichkeiten zur Reduktion bzw. Bewältigung der Angst und durch eine spürbare Beeinträchtigung der alterstypischen Lebensvollzüge durch den Angstzustand. 24 25
Austausch der Wahrnehmungen mit Kolleginnen und Kollegen g Genaue Beobachtung, in welchen Situationen und im Zusammenhang mit welchen Personen die Symptome auftreten. Panikartige Angstanfälle in Planung und Durchführung pädagogischer Maßnahmen durch das Lehrer/innen-Team bestimmten Situationen oder unbestimmte Ängstlichkeit als Dauerzustand. z. B. bei Schulangst/Prüfungsangst: Bei sozialen Ängsten: Im schulischen Kontext häufige Angstformen sind: • Förderung einer vertrauensvollen Behutsame Förderung sozialer Interaktionen Leistungsangst/Prüfungsangst Lehrer/innen – Schüler/innen – Interaktion (zunächst in Kleingruppen) Schulphobie/Trennungsangst (siehe Handlungsleitfaden Schulverweigerung Seite 18) • Angst und Angstbewältigung zum Thema machen Sozialphobie (siehe auch: Handlungsleitfaden Rückzugsverhalten/Depressivität Seite 21) • transparente Gestaltung des Leistungsbewertungsprozesses • sachbezogene bzw. individualnormbezogene Rückmeldung • Vermittlung geeigneter Lern- und Arbeitstechniken • Bewegungsangebot und Entspannungsübungen Herstellen einer Beziehung zu einer schulinternen Vertrauensperson (z.B. Klassenlehrer/in, Schülerberater/in) und Gespräch mit dem/der Schüler/in Siehe Hinweise zur Gesprächsführung Seite 40 Inanspruchnahme von Exper/inn/en Achtung: Versucht man betroffene Schüler/innen an der Ausübung von Zwangshandlungen zu hindern, kann sie/er in einen massiven Angst- oder Erregungszustand geraten. (z.B. Schulpsychologe, Beratungslehrer, klinischer Psychologe oder Facharzt) in Absprache mit den Eltern zur diagnostischen Abklärung, Beratung und gegebenenfalls Behandlung Kontaktaufnahme mit den Erziehungsberechtigten Rückkoppelung mit der Schule Ziel: g Klärung von Ursachen und Hintergründen z.B. Helferkonferenz, Gespräch Eltern – Lehrer/innen, Gespräch Expert/inn/en – Lehrer/innen Angebot zur Kooperation bezüglich weiterer Maßnahmen Ziel: g Koordination der weiteren Maßnahmen mit allen Beteiligten Mögliche ursächliche bzw. auslösende Faktoren können u.a. sein: Ungünstige familiäre Beziehungen (z.B. symbiotische Mutter – Kind – Beziehung) bzw. belastende Familiensituationen oder Erziehungshaltungen (z.B. Bei Schulangst/Schulphobie ist es besonders wichtig, gemeinsam mit den Eltern und unter Einbeziehung des Kindes klare und durchsetzbare Entschei- einengende überfordernde Erziehung besonders bei Zwängen), traumatische Erlebnisse, schulische Überforderung. dungen für den Schulbesuch zu treffen und diese auch konsequent durchsetzen. 26 27
08. Suchtgefährdete Schüler/innen Hintergründe: Jugendliche in der Pubertät sehen sich vielfachen Entwicklungsaufgaben gegenübergestellt und entwickeln unter- (MISSBRAUCH VON LEGALEN UND ILLEGALEN DROGEN, PSYCHOAKTIVEN SUBSTANZEN, MEDIKAMENTEN) schiedliche Strategien, um mit Anforderungen fertig zu werden. Stehen den Jugendlichen durch die an sie gerichteten Anforderungen nicht genügend Handlungsmöglichkeiten, Problemlösungsstrategien und Unterstützungserfahrungen von außen zur Verfügung, 1. Genaue Beobachtung durch den/die Lehrer/in so kann als individuelle „untaugliche“ Lösung der Suchtmittelmissbrauch gewählt werden. Alkohol und Tabak dienen vor allem zum Spannungsausgleich und zur Stressbewältigung bei Problemen im schulischen Bereich. Medikamente werden ebenfalls häufig Der/die Lehrer/in stellt bei dem/der Jugendlichen beunruhigende Auffälligkeiten fest: bei Schulschwierigkeiten aufgrund ihrer leistungssteigernden Wirkung genommen. Beim Gebrauch von illegalen Drogen ist das „Frustpotential“ hoch, eine Funktion u.a. ist oft, die Erwachsenen endlich zum Handeln zu bewegen. auf Erlebnisebene auf Verhaltensebene auf körperlicher Ebene Schwanken zwischen dem Gefühl, alles „im Griff zu rauschähnliche Zustände ohne Alkoholkonsum blasses, ungesundes Aussehen 2. Rücksprache mit Kollegen und Kolleginnen, Austausch von Wahrnehmungen haben“ und Depression auffällig verlangsamtes Sprechen ständige Müdigkeit Unzulänglichkeitsgefühle Koordinationsstörungen Kreislaufschwäche und Schwindelgefühle Ängste, Unsicherheiten im Sozialkontakt erhöhte Reizbarkeit, aggressive Durchbrüche extrem erweiterte oder verengte Pupillen 3. Überlegungen zur Vorgangsweise große Empfindsam (-lich) keit verstärktes Lügen gerötete Augen • Entscheidung darüber, ob auf die Signale der Jugendlichen reagiert werden soll häufige Gefühle von Langeweile und innerer Leere apathisches, resignatives Verhalten unbegründetes Schwitzen • Wenn ja, wer ist die geeignetste Person dafür? Wer hat einen guten Bezug zum Jugendlichen? Wer traut es sich zu? U.U. Hilfestellung bei Beratungsstellen/Schulpsychologie holen ungewöhnliche Vernachlässigung der Körperpflege Händezittern Aufgabe früherer Interessen oder Hobbys Reizhusten, Erstickungsgefühl 4. Klärendes Gespräch ohne Neuorientierung plötzlicher Leistungsabfall in den Schulleistungen Schon ein klärendes Gespräch ohne Vorurteile oder Vorhaltungen kann beim Jugendlichen ein Umdenken bewirken. häufiges, unbegründetes Fernbleiben vom Unterricht Ziel des Gesprächs g plötzlicher Wechsel des Freundeskreises bzw. • Dem Jugendlichen die beobachteten Auffälligkeiten oder Verhaltensstörungen mitteilen Rückzug vom Freundeskreis • Die Sorge darüber zum Ausdruck bringen Diese Begleiterscheinungen treten beim Missbrauch von Substanzen oft erst spät auf und können auch Hinweise Das Thema Suchtmittelkonsum sollte in diesem Gespräch nur angesprochen werden, wenn konkrete Vorkommnisse oder Berichte von anderen darüber auf psychische Krisen oder Probleme sein, die nicht mit Suchtmittelmissbrauch einhergehen! vorliegen. Dem/der Jugendlichen sollte in erster Linie Unterstützung angeboten werden. 28 29
Hinweise zur Gesprächsführung Seite 40 vorher: das Gespräch selbst: sich selbst Unterstützung holen Sprechen Sie über die eigenen Wahrnehmungen 7. Konstruktive Konfrontation Auf sich selbst achten: Was übernehme ich, Bilden Sie keine inneren Barrieren, sondern hören Sie sich erst einmal an, wie der Jugendliche was möchte ich nicht tun? die Situation sieht. Wenn innerhalb vereinbarter Fristen die vereinbarten Ziele nicht erreicht wurden: Welche Gefühle & Reaktionen löst der/die Jugendliche bei mir aus? Fragen Sie genau nach. a) bei Verdacht auf den Gebrauch illegaler psychoaktiver Substanzen: b) Verdacht auf Missbrauch legaler Substanzen: vgl. Vorgehensweise bei Missbrauch von Suchtmitteln • gemeinsames Gespräch mit Eltern Welche Hypothesen habe ich über mögliche Ursachen Erst wenn Sie das Gefühl haben, ein Kontakt zum Jugendlichen und ein Vertrauensverhältnis • Verständigung des Schulleiters/der Schulleiterin • Vereinbarung einer ärztlichen Untersuchung des Verhaltens? wurde hergestellt, hat es Sinn, einen möglichen Suchtmittelkonsum anzusprechen. • Veranlassung schulärztlicher und schulpsychologischer Untersuchung • Vereinbarung einer schulpsychologischen Untersuchung oder Besuch Zieldefinition für das Gespräch erstellen Eigene Sorge zum Ausdruck bringen. Formulieren Sie möglichst genau, was Ihnen auffällt bei einer Suchtberatungsstelle und zu denken gibt. • weiteres Vorgehen gemeinsam planen. Welche Verhaltensänderung möchte ich erreichen, fördern? • Konsequenzen beschließen für den Fall, dass Vereinbarungen nicht Heben Sie positive Aspekte hervor. eingehalten werden. Sich über mögliche Hilfsangebote und gesetzliche Grundlagen Falls Sie Vereinbarungen treffen, ist es nützlich, diese schriftlich festzuhalten bzw. Fristen • längere Betreuung des/der Jugendlichen sicherstellen. informieren. festzulegen. 5. Weitere Beobachtung 8. Vorgehen in der Schule/Klasse Den/die Jugendliche(n) weiter „im Auge behalten“. Vorkommnisse und Beobachtungen sammeln und schriftlich festhalten. Bei einem Anlassfall, bei dem es um den Gebrauch von psychoaktiven Substanzen geht, besteht in der Schule häufig die Gefahr, dass überreagiert wird. Der Schüler/ die Schülerin hat gesetzlichen Anspruch auf Vertraulichkeit. Kommt der Verdacht aus der Reihe der Mitschüler/innen sollte man ihnen zusichern, sich weiter selbst um 6. Zielorientiertes Gespräch die Angelegenheit zu kümmern. Es ist kontraindiziert, bei einem Anlassfall das Thema „Drogen“ in der Klasse in irgendeiner Form allgemein zu aktualisieren. Die gleiche Zusicherung von Vertraulichkeit benötigen auch die Eltern des/der betreffenden Schülers(in). Wenn sich die Situation innerhalb der folgenden Wochen nicht zu bessern beginnt, sollte ein neuerliches Gespräch geführt werden. Es ist sinnvoll, vorher Unterstützung bei Drogenberatungsstellen, Psychosozialen Beratungsstellen, Schulpsychologie einzuholen. Falls mehrere Schüler/innen einer Klasse begonnen haben, Suchtmittel zu nehmen und das in der Klasse bereits Thema geworden ist, ist es sinnvoll, Fachleute von außen in die Klasse zu holen. Ziel des Gesprächs g • gemeinsame Problemdefinition finden (schwierig, weil für den Schüler/die Schülerin der Suchtmittelgebrauch meist noch kein Problem darstellt, im Gegenteil) • gemeinsam konkrete Ziele festlegen (Richtung der Verhaltensänderung, woran zu erkennen?) • das weitere Vorgehen planen, Unterstützungsangebote einholen. • mit Einverständnis des Schülers/der Schülerin Gespräch mit den Eltern führen. 30 31
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