"wattenmeer" Informationen für Mitglieder und Freunde der Schutzstation Wattenmeer

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"wattenmeer" Informationen für Mitglieder und Freunde der Schutzstation Wattenmeer
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                     Informationen für Mitglieder und Freunde der Schutzstation Wattenmeer
Ausgabe 1 | 2016

                   Kein Meer für diese Wale
                   Hörnum-Odde
                   Kitesurfen – wo und wie im Wattenmeer?
"wattenmeer" Informationen für Mitglieder und Freunde der Schutzstation Wattenmeer
Editorial                                                                      2

EDITORIAL                                                                                     Inhalt
                                                                                              Landverluste an der Hörnum-Odde             3
                                                                                              Kitesurfen – wo und wie im Wattenmeer? 4
Liebe Freundinnen und Freunde                                                                 Neuer Versuch
des Wattenmeers,                               See zu schützen. In Hörnum scheint das         zur MSC-Zertifizierung der Muschelfischerei 5
                                               nur mit aufwändigen Tetrapoden-Bauwer-         Kein Meer für diese Wale                    6
   seit 30 Jahren steht der Nationalpark für   ken zu gelingen, die aber möglicherweise       BeachExplorer –
das Prinzip „Natur Natur sein lassen“.         ihrerseits zu Dünenabbrüchen im Natur-         preisgekrönte Stranderkundung               7
   Dessen praktische Umsetzung führt           schutzgebiet Odde führen. Eine Verkleine-      Begeisterung weitergeben                    8
indes, wie auch die folgenden Artikel zur      rung der Tetrapoden könnte wiederum den        Die Freiwilligensprecher                    9
Hörnum-Odde, zum Kitesurfen und zu den         Inselsockel gefährden. Alternativ wären        Büsumer „Anbau“ wird zum Wohnraum          10
Pottwalen zeigen, immer wieder zur Frage,      größere Sandvorspülungen denkbar, aber         Gegen das Frieren an der Ruhezone          11
was wir genau unter der Natur verstehen.       wäre das Material hierfür kaum ohne einen      Mischwatt                                  12
Welche Einflüsse auf das Ökosystem oder        Eingriff in das Walschutzgebiet zu erhalten.
einzelne Arten sind natürlich, welche künst-                                                  Titelbild:
lich? Welche Folgerungen ziehen wir dar-           Auch im Projekt „Artenreiches Watten-      Insgesamt 29 Pottwale strandeten im Januar und
aus?                                           meer“ sind schwierige Abwägungen nötig.        Februar an den Küsten der südlichen Nordsee. Vor
                                                                                              Friedrichskoog waren es am 31. Januar. gleich acht
   Wie wenig wir schon über die Einflüsse      Eine Rekonstruktion eines „ursprünglichen      Tiere (Foto: Brunckhorst, LKN.SH).
auf eine einzelne Art wissen, machen die       Naturzustands“ ist illusorisch. Welcher ge-
Strandungen der Pottwale deutlich. Verän-      nau sollte dies auch sein? Jedoch fehlen
derungen des Erdmagnetfelds durch hohe         im Wattenmeer nicht nur ganze Lebensge-        Impressum & Kontakt
Sonnenaktivität sind sicher ein rein natür-    meinschaften wie die Austernbänke am Bo-       V. i. S. d. P. :
                                                                                              Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer e. V.
licher Faktor. Starke Stürme bei Schott-       den der Wattströme oder die Sandkorallen-
                                                                                              Hafenstr. 3, 25813 Husum
land könnten schon vom Klimawandel             riffe, sondern ebenso fast alle langlebigen    info@schutzstation-wattenmeer.de
beeinflusst sein, Verschiebungen bei Nah-      Fische wie Haie, Rochen oder Stör. Reicht      www.schutzstation-wattenmeer.de
                                                                                              Tel.: 04841 / 6685 - 46
rungstieren ebenso – oder auch durch die       es, wie bei der Kegelrobbe auf eine eher       Fax: 04841 / 6685 - 39
Fischerei. Genannt werden aber auch Öl-        zufällige Wiederansiedlung zu warten oder
                                                                                              Redaktion: Rainer Schulz, Christof Goetze
und Gasförderung, militärische Aktivitäten,    sollte man in künftig größeren fischerei-      Mitarbeiter dieser Ausgabe: Henriette Berg,
Plastik-Verschmutzung oder Spätfolgen          freien Gebieten auch Besatzmaßnahmen           Rainer Borcherding, Harald Förster, Philipp Schreiter,
                                                                                              Alexandra Struck, Katharina Weinberg, Till Zeyn
der industriellen Waljagd sowie jegliche       durchführen?                                   Fotos: Archiv Schutzstation Wattenmeer, Ralf Gerhard,
Kombination dieser Faktoren.                                                                  Christof Goetze, Tilo Kortsch, Marianne Lins (7o), Hans-Ulrich
                                                                                              Rösner, Kirsten Thiemann, Anja Sander (7m), Dennis Schaper,
                                                  Wie auch dieses Heft zeigt, kommt es        Lena Schulz, Rainer Schulz, Alexandra Struck
   Oftmals sind auf Basis so vielfältiger      im Naturschutz immer mehr darauf an,           Graphik und Gestaltung: Regina Altenkirch, Uli Heid,
                                                                                              www.design-network.de
Möglichkeiten konkrete Entscheidungen          komplexe Fragen nicht nur mit biologi-
über Maßnahmen nötig. Im Falle des Kite-       schem, sondern auch technischen und oft
surfens ist es relativ klar. Auch wenn sich    juristischem Sachverstand voran zu brin-                Spendenkonto:
                                                                                                       Nord-Ostsee-Sparkasse
viele Kiter als Natursportler sehen und tat-   gen. Zugleich muss oft auch in der breiten              IBAN: DE 47 2175 0000 0000 0062 62
sächlich ja nur mit Muskelkraft und Wind       ­Öffentlichkeit um Verständnis für teilweise            SWIFT (BIC): NOLADE21NOS

unterwegs sind, können sie den Ablauf           unpopuläre Maßnahmen, wie eine Rege-
der Naturvorgänge insbesondere in der           lung des Kitesurfens, geworben werden.                 Stiftungs-Konto:
Vogelwelt erheblich stören. Hier brauchen                                                              Nord-Ostsee-Sparkasse
                                                                                                       IBAN: DE14 2175 0000 0106 1762 66
wir eine Regelung, die diese schnell zu-         Vielen Dank, dass Sie uns durch Ihre                  SWIFT (BIC): NOLADE21NOS
nehmende Nutzung mit den Erfordernissen        Mitgliedschaft oder Spende hierbei unter-
eines Weltnaturerbes in Einklang bringt.       stützen.
                                                                                              Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten

                                                                                              Druck: klimaneutral, mineralölfreie Farben auf 100 % Recycling-Papier
   Schwieriger sind Küstenschutzmaßnah-        Ihr
men wie an der Hörnum-Odde zu beur-            Ansgar Diederichs
                                                                                                           klimaneutral
teilen. Gesellschaftlicher Konsens ist, die    Stellvertretender Vorsitzer                                 natureOffice.com | DE-275-577057
­Insel Sylt und ihre Siedlungen gegen die                                                                  gedruckt
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3                                                 Naturschutz

                                                                       Sturmfluten können an der Odde in kurzer Zeit große Mengen Sand bewegen.
                                                                       Im September 2013 stand das Quermarkenfeuer mit der Aussichtsplattform
                                                                       noch hoch auf einer Düne in scheinbar sicherem Abstand zur Abbruchkante.
                                                                       Da das Leuchtfeuer nicht mehr in Betrieb war, wurde es aber abgebaut. Nach
                                                                       den Orkanen Christian und Xaver war die Düne im Dezember weitgehend
                                                                       verschwunden. Aussichtsplattform und Fundamentplatte des Feuers lagen in
                                                                       den Wellen.

                                                                                                         Vegetationsfläche der Hörnum-Odde (NSG) in ha
                                                                                                  140

Landverluste an                                                                                   120

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der Hörnum-Odde                                                                                    80

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                                                                                                   20

      Die Hörnum-Odde tauchte in diesem             Kontrovers diskutiert werden zurzeit vor        0

                                                                                                        1900

                                                                                                               1910

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Winter gleich mehrfach in den Medien auf.       allem die Folgen der Verlängerung der Tetra-
Grund waren einige kleinere Sturmfluten, die    podenkette samt weiterer Querwerke in den
                                                                                                        Entwicklung der Vegetationsfläche des Natur-
aber zu deutlich sichtbaren Substanzverlus-     Jahren 2012 und 2014. Auch für den Natur-               schutzgebiets Hörnum-Odde seit dem Jahr 1900.
ten führten.                                    schutz ist die Positionierung nicht einfach.
  Die Diskussionen reichten auf der Insel       ­Einerseits will man im Nationalpark ebenso
bis zum sogenannten „Odde-Thing“ am              wie im Naturschutzgebiet nicht in die natürli-
22. Januar, u. a. mit LKN-Leiter Dr. Johannes    che Dynamik von Wind und Wellen eingreifen.        Tetra­poden

Oelerich und Schutzstations-Geschäftsführer      Andererseits sind die Tetrapodenbau­werke
Harald Förster, und am Festland bis hinauf zu    eindeutige Eingriffe in diese Naturabläufe.
Umweltminister Dr. Robert Habeck.                Insbesondere hinter deren jeweiligem Süd­
  Das Thema „Odde“ ist nicht neu. Nachdem        ende kam und kommt es zu starker Erosion
der Ort Hörnum 1967/68 mit einer Tetra­          an den Dünen.                                                                1999
podenreihe samt Querwerk gesichert wurde,           Allerdings sichern die Tetrapoden unbe-
verringerte sich bis zur großen Sandvorspü-      streitbar den Ort Hörnum und scheinen auch
lung 1990 die Vegetations- und Dünenfläche       den Inselsockel vor dem Brandungsbereich
des Naturschutzgebiets „Odde“ von über 100       zu stabilisieren.
Hektar auf ungefähr 40. Seit 2005 hat sich          Aus Sicht der Schutzstation Wattenmeer
die Fläche noch einmal halbiert.                 sollte daher eingehend geprüft werden, wel-
                                                            chen Einfluss die neuen Bauwerke        Tetra­poden
                                                            auf die Südspitze haben und ob
                                                            dort künftig der Erosion nicht eher
                                                            durch Sandvorspülungen begeg-
                                                            net werden kann. Auch im Hinblick
                                                            auf den Meeresspiegelanstieg mit
                                                                                                                              2015
                                                            zunehmendem Sedimentmangel
                                                            im Wattenmeer (siehe „watten-
                                                            meer“ 2015 Nr. 4) wäre es sinnvoll,
                                                            mit Sandvorspülungen wei­tere Er-
                                                                                                                                                                Standort des
                                                            fahrungen zu sammeln.                                                                               Quermarkenfeuers

Tetrapodenreihe mit in die Brandung ragendem Querwerk                                               Veränderungen der Odde von 1999 bis 2015.
                                                                                                    Digitales Höhenmodell des LKN.SH
"wattenmeer" Informationen für Mitglieder und Freunde der Schutzstation Wattenmeer
Naturschutz                                                              4

Kitesurfen – wo und wie im Wattenmeer?

                                                                                  Ein konfliktträchtiges Gebiet ist der Lister Königshafen auf Sylt.
                                                              Schwärme rastender Zugvögel schätzen wie Kitesurfer die ruhigen Flachwasserzonen.

Die Herausforderung
     Kitesurfen kann im Wattenmeer deutlich        Kitesurfer sind für uns keine Gegner der         10 Millionen Wat- und Wasservögel das Ge-
stärker als andere Wassersportarten mit dem     Natur, sondern Menschen, die sich gerne             biet im Laufe des Jahres. Für sie ist das Wat-
Vogelschutz in Konflikt geraten. Einer der      in der Natur aufhalten und ihren Sport dort         tenmeer die zentrale Raststätte auf dem Zug.
Gründe ist, dass auch in sehr flachem Wasser    ausüben wollen. Im Wattenmeer müssen sie            Die Vögel erholen sich hier, fressen sich Fett-
in der Nähe der Brut- und Rastgebiete gekitet   sich aber wie alle anderen auch am gesetz-          vorräte für den Weiterflug an oder wechseln
wird. Durch die hoch fliegenden Drachen hat     lichen Schutzanspruch dieses einzigartigen          die Federn. Viele brüten hier auch. Bei alldem
das Kitesurfen eine erhebliche Scheuchwir-      Naturraumes orientieren. Kitesurfen sollte          sind die Vögel darauf angewiesen, möglichst
kung auf Vögel. Kiter können zudem an teils     deshalb in Zukunft in Partnerschaft mit den         wenig gestört zu werden.
empfindlichen Stellen ins Wasser gelangen,      Wattenmeer-Nationalparks stattfinden.                  Kitesurfen ist eine Sportart in der Natur, die
wo andere Wassersportler nicht hinkommen.                                                           auf die Natur angewiesen ist. Einen respekt-
Dies alles passiert wegen der wachsenden        Wattenmeer ist Drehscheibe                          vollen Umgang vorausgesetzt, sind Kitesur-
Popularität des Kitesurfens auch immer öfter.   für den Vogelzug                                    fen und Naturschutz miteinander vereinbar.
Es besteht also Handlungsbedarf, denn das                                                           Es kann auch in bestimmten Schutzgebieten
gesamte deutsche Wattenmeer ist seit lan-         Das Wattenmeer an der Nordseeküste ist            gekitet werden. Hierzu sind aber Regeln für
gem durch Nationalparks geschützt und seit      von überragender Bedeutung für den Vogel-           das Kitesurfen erforderlich. Aufgrund der
2009 UNESCO-Weltnaturerbe.                               schutz. Insgesamt nutzen mehr als          angestrebten Neuregelung der Befahrens-

                                                         Ein echter Brennpunkt, auch der öffentlichen Diskussion, ist die bis zur
                                                         Seebrücke reichende Bucht vor St. Peter-Dorf. Am 26.10.2014 zählten unsere
                                                         Mitarbeiter dort bis zu 105 Drachen gleichzeitig in der Luft (Ausschnitt siehe Foto).
                                                          Weitere Schirme lagen am Ufer.

                                                          Mitte der 90er-Jahre konnte man hier noch Schwärme Tausender Knutts beobachten.
                                                          Im Zonierungskonzept zur Nationalparknovelle 1999 tauchte das Gebiet allerdings nicht
                                                          als besonderes Brut- und Rastgebiet auf, da man es aufgrund seiner Unzugänglichkeit
                                                          als ausreichend geschützt ansah und unnötige Beschilderungen vermeiden wollte.
                                                          Kurz danach begann dort das Kitesurfen.
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5                                                  Naturschutz

regelung des Bundes für die Wattenmeer-
                                                   Naturschutzfachlich
National­parks ist die Diskussion derzeit be-      geeignete Kite-Gebiete
sonders intensiv.
                                                   Entwurf der
                                                   Nationalparkverwaltung
Der Lösungsvorschlag                               vom 27.1.2016.

                                                   Die genaue Lage und
   Das Kitesurfen kann am besten über              Ausdehnung von
die Befahrensregelung des Bundes für die           Kite-Gebieten innerhalb
                                                   der schwarz markierten
Watten­meer-Nationalparks geregelt werden.         Bereiche muss nach
                                                   Sicht der Schutzstation
In ausgewiesenen Gebieten, die zwischen            Wattenmeer noch
den Nationalparkverwaltungen, den Gemein-          vor Ort festgelegt
                                                   werden.
den, Kitesurfern und Naturschutzverbänden
abgestimmt sind, sollte das Kitesurfen wei-
terhin erlaubt, außerhalb dieser Gebiete im
Nationalpark Wattenmeer untersagt sein. Die
Naturwerte wären so besser entsprechend
des gesetzlichen Schutzanspruchs geschützt
und zugleich dieser Sport weiter ermöglicht.
   Die entscheidende Frage ist: Wo genau
liegen die Kite-Zonen? Sie dürfen nicht dort
sein, wo rastende Vögel oder Robben oder
brütende Vögel gestört werden. In kritischen
Fällen muss ein ausreichender Abstand ein-
halten werden. Am unproblematischsten für
die Natur sind Kitegebiete an den Seeseiten
der Düneninseln. Es gibt aber auch viele ge-
eignete Stellen an der Festlandküste.
   In der Praxis ist eine Lösung dort schwierig,
wo der Wunsch von Kitesurfern nach Flach-
wasserzonen und geschützten Stehrevieren
damit kollidiert, dass diese Gebiete auch in-
tensiv von den Vögeln genutzt werden. Über
solche Orte muss, wie auch über alle anderen
Kite-Zonen, miteinander gesprochen wer-
den. Die Naturschutzverbände bringen dabei         Muschelfischerei:
­gerne ihre Fachkenntnis ein.
                                                   Neuer Versuch zur MSC-Zertifizierung
Kurzfassung eines Diskussionspapiers von
Schutzstation Wattenmeer und WWF vom 28.1.2016
                                                           Schleswig-Holsteins Muschelfischer      fizierer mit den am Verfahren Beteiligten in
                                                   starteten, nachdem sie 2011 mit einem           der „Arche Wattenmeer“ in Hörnum, um das
                                                   Antrag gescheitert waren, im Dezember
                                                   ­                                               Ziel und die grundsätzliche Vorgehensweise
                                                   ­einen neuen Anlauf in Richtung MSC-Zer­ti­     im Prozess zu besprechen. Muschelfischer,
                                                    fizierung (Marine-­Stewardship-Council), ei-   Verbände und Behörden konnten sich dabei
                                                    nem Umweltsiegel für nachhaltige Fischerei.    bereits über einige grundlegende Bedingun-
                                                    Bei der Bewertung nach MSC-Standard            gen einigen.
                                                    werden die Situation des Miesmuschel­          MSC-Workshop zu Gast in der Arche Wattenmeer
                                                    bestandes, die Auswirkungen
                                                    der fische­rei­lichen Aktivitäten
                                                    auf das ma­rine ­Ökosystem und
                                                    das Manage­mentsystem der
                                                    Fische­­rei bewertet. Am 14. Ja-
                                                    nuar 2016 ­trafen sich die Zerti­
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Naturschutz                                                               6

                                                                                                           ren Artgenossen, wo gute Fanggründe sind
                                                                                                           und auf welchen Routen man durch die Wei-
                                                                                                           ten der Ozeane wandern kann. Strandungen
                                                                                                           von einzelnen toten Exemplaren hat es schon
                                                                                                           immer gegeben, und auch Gruppenstrandun-
                                                                                                           gen kamen gelegentlich vor. So strandeten
                                                                                                           1723 bei Neuwerk 21 junge Pottwalbullen
                                                                                                           und 1761/62 nochmals 21 Tiere rund um die
                                                                                                           Nordsee. Kirchenbücher, Maler und andere
                                                                                                           historische Quellen belegen solche spektaku-
                                                                                                           lären Vorkommnisse. Britische Forscher stell-
Kein Meer für diese Wale                                                                                   ten jedoch fest, dass ab etwa 1960 die Zahl
                                                                                                           der Pottwalstrandungen an den britischen
Die Nordsee ist in großen Bereichen nicht einmal so tief, wie Pottwale lang sind. Das eigentliche Revier   Küsten deutlich zunahm – auf mehr als das
der Tiere sind die tiefen Ozeane wie hier vor Neuseeland.                                                  Sechsfache. Außerdem strandeten nun plötz-
                                                                                                           lich auch Gruppen von jungen Männchen,
      Zwergwal, Weißschnauzendelfin, Tümm-            die Wale, die dann südwärts in die Nordsee           während man früher in Großbritannien nur
ler, Schweinswal, vermutlich einst auch               schwimmen, haben ein Problem. Ihre akusti-           einzelne alte Bullen fand. Diese Veränderung
Buckel­wal, Grauwal, Nordkaper – all diese            sche Orientierung versagt wahrscheinlich,            fällt zeitlich zusammen mit der gnadenlosen
Walarten waren in der Nordsee zu Hause, als           wenn zwischen Meeresboden und Oberfläche             Verfolgung der Wale. Etwa zwei Drittel der
das Meer noch fischreich und ohne Walfänger           zusätzliche Streuechos auftreten. Sand und           ehemals über 1 Million Pottwale wurden zwi-
war. Pottwale dagegen lebten hier sicher nie          Schlick im küstennahen Wasser dürften zu-            schen 1950 und 1980 getötet. Insbesondere
dauerhaft. Als Jäger der Tiefsee, die mindes-         sätzlich wie Nebel wirken. Da Pottwale sehr          große Männchen fielen den Waljägern zum
tens 1000, mutmaßlich aber bis zu 3000 Me-            soziale Tiere sind, schwimmen sie mitunter           Opfer. Es ist gut vorstellbar, dass dieser hohe
ter tief tauchen können, haben Pottwale in der        sogar aktiv zu ihren sterbenden Artgenossen          Blutzoll viel traditionelles Wissen der Pottwale
nur 50 Meter flachen Nordsee nichts zu su-            auf den Strand.                                      vernichtet hat: junge Männchen haben seither
chen. Ihre Hauptnahrung sind mittlere bis gro-           Pottwalstrandungen gibt es an vielen Küs-         keine Lehrer mehr, die ihnen sichere Reise-
ße Tintenfische, die ebenfalls in tieferem            ten, da die Art weltweit verbreitet ist. Die bis     routen oder eine gesunde Scheu vor Flach-
­Wasser leben. Daher haben an der Nordsee             zu 10 Meter langen Weibchen leben mit ihren          wasser beibringen könnten.
 gestrandete Pottwale oft nichts im Magen –           Jungen in subtropischen Gewässern, wäh-                 Die aktuelle Strandungsserie – von 29
 nur mitunter Fischnetze und anderen Plastik-         rend die bis 18 Meter langen Männchen bis            Tieren (13 in Schleswig-Holstein, drei in Nie-
 müll. Einige Exemplare scheinen allerdings           in polare Seegebiete wandern.                                                      dersachsen, sechs
 auch Futter zu finden, denn manche Mägen                Etwa fünf Jahre bleiben jun-                                                    in Holland, eines
 enthalten Hunderte vonTintenfisch“schnäbeln“,        ge Pottwale bei ihren Müttern,                                                     in Frankreich und
 wie man die hornigen Beißwerkzeuge der               weitere 20 Jahre ziehen sie in                                                     sechs in England)
 Kopffüßer nennt. Vor Südnorwegen sind noch           Gruppen umher. Dabei lernen                                                        – ist nach 1994/95,
 gute Tintenfisch- und Pottwalgewässer, doch          die Bullen vermutlich von älte-                                                    1996 und 1997/98
                                                                                                                                         nun das vierte
                                                                                                                                        ­Stran­dungsereignis
                                                                                                                                         mit über zehn Tie-
                                                                                                                                         ren in der südlichen
                                                                                                                                         Nordsee. Da der
                                                                                                           Pottwalbestand sich nach der drastischen
                                                                                                           Bejagung nur sehr langsam erholt – wenn
                                                                                                           überhaupt – ist diese Häufung nicht einfach
                                                                                                           als statistischer Zufall abzutun. Militärisches
                                                                                                           Sonar, der Unterwasserlärm von Bohrinseln
                                                                                                           oder auch Störungen des Erdmagnetfeldes
                                                                                                           durch Seekabel könnten dazu beitragen, dass
                                                                                                           nun öfter Pottwalgruppen durch die Nordsee
                                                                                                           irren.

Die am 12.1. bei Helgoland treibenden Wale vor ihrer Zerlegung am 14.1. am Holmer Siel.
In der Nacht zuvor hatten Souvenirjäger einige der Zähne abgesägt (kleines Bild). Beim im Multimar
Wattforum ausgestellten Walskelett wurden sogar schon die Zahnattrappen im Kiefer angesägt.
"wattenmeer" Informationen für Mitglieder und Freunde der Schutzstation Wattenmeer
7                                                    Naturschutz

BeachExplorer –
preisgekrönte Stranderkundung
     Seit gut einem Jahr ist www.BeachExplo- genau beim Thema Klimawandel, das im Pro-                 Bislang hat der BeachExplorer etwa 400
rer.de als Website und kostenlose App im Ein- jektantrag als Ziel benannt war.                      angemeldete UserInnen, die etwa 10.000
satz. Die bisherigen Erfahrungen sind so bunt       Erfreulicherweise überzeugt der BeachEx- Funde gemeldet haben. Die App wurde etwa
und vielfältig wie der Spülsaum nach einem plorer auch auf der Nutzerseite: Im November 1500 mal aus den verschiedenen Stores ge-
ordentlichen Sturm. In die Datenbank gespült wurde er von der Fachjury des Tourismusprei- laden und von fast 80 % der UserInnen auf
wurden echte Schätze wie Kristallqualle, Zar- ses Schleswig-Holstein zum zweitbesten tou- dem Handy behalten. Üblich ist eine Behal-
te Pfeffermuschel und Feingerippte Kreisel- ristischen Angebot des Jahres 2015 erkoren. tensrate von nur 25 %! Auch dies deutet dar-
schnecke. Diese Arten sind Erstnachweise für Das Kunststück ist nun, dies den Touristen auf hin, dass vor allem die Bestimmungshilfe
die deutsche Küste. Allerdings schwappen auch bekannt zu machen. Idealerweise soll- gerne genutzt wird. Über 1500 verschiedene
auch noch ein paar Problemfunde in der digi- te in jeder Ferienwohnung ein Flyer über den Strandfunde sind schon jetzt mit Foto und
talen Brandung: die Werbung von Normal-Ur- BeachExplorer liegen, damit die Gäste bei der Kurzsteckbrief im BeachExplorer vorhanden.
laubern läuft nur zäh, viele Arten-                                                                          Vogelschädel und Vogel­flügel von je
steckbriefe sind noch etwas mager                                                                            120 Arten werden im Rahmen eines
und auch die grafische Gestaltung                                                                            Zusatzprojektes der Bingo!-Umwelt-
holpert noch etwas.                                                                                          stiftung bald folgen.
   Auf jeden Fall ist der BeachExplo-                                                                           Besonderes Lob erhielt der Beach-
rer nach zwei Jahren Vorbereitung                                                                            Explorer jüngst bei einer Fachtagung
und einem Jahr Praxisphase ein                                                                               zur Citizen Science für sein Punkte-
funktionierendes Portal der Citizen                                                                          system zur Prüfung der Artbestim-
Science, der Bürgerwissenschaft.                                                                             mung. Für jede Fundmeldung gibt es
Interessierte sammeln naturkundli-                                                                           Punkte, die den FinderInnen gut ge-
che Daten und lernen nebenbei – be-                                                                          schrieben werden. Außerdem ist jede
wusst oder unbewusst – die Nordsee                                                                           Art einer Schwierigkeitsstufe von eins
besser kennen. Damit ist das Bil-        Die wärmeliebende  Kristallqualle könnte mit dem Klimawandel im     bis drei zugeordnet. Wer mehr als
                                         Wattenmeer häufiger werden.
dungsziel des Projektes umgesetzt.                                                                           500 Punkte hat, kann Arten der Stufe
Außerdem sammeln sich Daten                                                                                  zwei eigenständig melden; ab 2000
über seltene und häufige Strandfunde, über Suche nach Urlaubsbeschäftigungen auch Punkten können auch schwierig bestimmbare
Müll und Muscheln. Bei der Strandung zahl- dieses Angebot finden. An den Strandübergän- Arten der Stufe drei gemeldet werden. Vorher
reicher toter Blässgänse im Herbst kam die gen von Sylt wird die „BeachEx“-Webadresse landen die schwierigen Artmeldungen in einer
Seite ebenso zum Einsatz wie beim Kreuz- bereits auf die neuen Nationalpark-Tafeln Prüfbox, wo sie von erfahrenen Usern anhand
krötenprojekt (siehe Heft Nr. 3, 2015). Auch in gedruckt. Und irgendwann im Frühsommer der eingesendeten Fotos geprüft und frei ge-
einem Fachartikel des Senckenberg-Instituts soll eine Woche lang auf Radio Schleswig- geben werden. Schlussendlich fließen alle
über Nordseekrebse und Klimawandel 1) wur- Holstein ein Werbespot für den BeachExplorer Funddaten über das Portal naturgucker.de in
den bereits Daten aus dem BeachExplorer laufen. Diese Sachleistung ist die Siegerprä- die wissenschaftliche Arten-Datenbank GBIF.
verwendet. Damit hat die wissenschaftliche mie für den Tourismuspreis. Originelle Ideen                Neue StrandforscherInnen sind jederzeit
Nutzung des Portals begonnen und zwar für den Werbespot sind herzlich willkommen!                   herzlich willkommen!

1)
   Türkay, M (2015):
Krebse erzählen eine Klimageschichte
SENCKENBERG–natur.forschung.museum
145: 202-­-211
"wattenmeer" Informationen für Mitglieder und Freunde der Schutzstation Wattenmeer
Unterstützen                                                             8

Rainer Schulz

Begeisterung
weitergeben
                                                 Erlebnis Wildnis: Auf Kontrollgang am arktisch wirkenden Eiderfahrwasser vor St. Peter-Böhl im Januar 2010.

      Rainer Schulz engagiert sich seit seiner   ver) in die Seminarhäuser Hooge und Lange-          nützige Organisationen sehr zeitnah verwen-
Jugend für den Schutz des Wattenmeeres. Er       neß. Es gab somit immer wieder Personen             den. Eine längerfristige Unterstützung von
gehört zur Familie der Langeneß-Zivis, hat       und Angebote, die die Spirale von Begeiste-         Projekten oder Aufgaben ist dann eher über
über Seeregenpfeifer geforscht und arbeitet      rung und mehr wissen wollen und aus neuem           eine Stiftung machbar - in Niedrigzins-Phasen
seit 1993 bei der Schutzstation mit, zunächst    Wissen weitere Faszination zu ziehen voran          auch in der neuen Form der Verbrauchsstif-
ehrenamtlich, seit 1996 im Hauptberuf. Mit       trieben.                                            tung. Hier legt der Stifter fest, dass das Kapi-
seiner Frau Iris gehört er zu den Gründungs-        Letztlich ging es dann über den Zivildienst      tal etwa über 20 Jahre für den Stiftungszweck
stiftern der STIFTUNG Schutzstation Watten-      auf Peterswarf (samt Sturmfluten und Eis-           ausgegeben werden soll. Ein Verein kann da-
meer. „wattenmeer“ sprach mit ihm über           winter) und über Westerhever-Exkursionen            mit sehr verlässlich planen.
seine Beweggründe, die Natur­schutz­­­           mit Prof. Wolfhart Schultz zur angewandten
gemeinschaft auch als Stifter zu unterstützen.   Naturschutzforschung im eigenen Seere-                 Der Nationalpark ist jetzt 30 Jahre alt,
                                                 genpfeiferprojekt und über die ehrenamtliche        die Schutzstation schon über 50. Was
   Der Schutz des Wattenmeers scheint            Stationsleitung in St. Peter-Ording bis zum         möchtest Du in 20 Jahren den Teilneh-
bei Euch in der Familie zu liegen: Du            hauptberuflichen Einstieg bei der Schutzsta-        merInnen der „legendären“ Seminare am
und Deine Brüder waren von Jugend an             tion vor 20 Jahren.                                 Westerhever Leuchtturm an positiven Ver-
für den Naturschutz engagiert. Ihr habt                                                              änderungen im Nationalpark zeigen? Was
damals auch Euren Vater inspiriert, wart            Seit vielen Jahren beschäftigst Du Dich          sollen die Schutzstation und die Stiftung
Zivis bei Schutzstation und NABU und             mit Marketing und Fundraising für die               dazu beigetragen haben?
später war Deine Tochter Praktikantin im         Schutzstation. 2009 haben Deine Frau                   In 20 Jahren werde ich 75. Es wäre schön,
Seminarhaus Langeneß, wo Du 1981 Dei-            und Du die Stiftung Schutzstation Watten-           bis dahin so fit zu bleiben, dass ich noch Se-
nen Zivildienst abgeleistet hattest. Woher       meer mitgegründet. Welche besonderen                minare machen könnte. Aber das sollen dann
kommt diese Begeisterung und was macht           Möglichkeiten siehst Du für Förderer, die           eigentlich jüngere Leute machen.
die Faszination des Wattenmeers für Dich         Schutzstation mit der Stiftung zu unter-               Ansonsten wünsche ich mir, dass die auch
aus?                                             stützen und welche besonderen Chancen               durch die Stiftung gut unterstützte Initiative
   Das Watt-Virus hat mich zuerst in den         der Zusammenarbeit für die Schutzstation            für ein "Artenreiches Wattenmeer" (siehe
70er-Jahren gepackt, als wir mit der Familie     mit Menschen, die sie durch die Stiftung            "wattenmeer" 2014 Nr. 4) bis dahin etwa über
von Husum aus oft im Urlaub oder auf Ta-         unterstützen möchten?                               die Einrichtung großer fischereifreier Zonen
gestouren auf Amrum, Föhr, Sylt oder den            Das Besondere an einer Stiftung ist der Ge-      in Wattenmeer und Nordsee tatsächlich zur
Halligen waren. Dann kamen die Husumer           danke, dauerhaft zu wirken, da man das Ka-          Erholung vieler heute bei uns verschwunde-
NABU- (damals DBV-)Jugendgruppe von              pital sicher anlegt und nur die Erträge für den     ner Arten geführt hat. Der Spülsaum ist daher
Ekkehard Gloede (später auf Föhr Zivi), Be-      guten Zweck nutzt. Gerade bei großen und            2036 reichlich gefüllt mit leeren Eikapseln von
ringungsaktionen mit Peter Prokosch und          eher selten zustande kommenden Summen,              Rochen und Haien, den frischen Schalenres-
Kursfahrten mit Biolehrer Hans-Ulrich Meyer      wie bei Vermächtnissen, ist dies sinnvoll.          ten junger Europäischer Austern und Brocken
(zeitweise Stationsbeauftragter in Westerhe-     Denn auch große Spenden müssen gemein-              neuer Sandkorallenriffe.
"wattenmeer" Informationen für Mitglieder und Freunde der Schutzstation Wattenmeer
9                                                                   Aus den Stationen
                                          N   W AT
                                     IO              TE
                                  AT

                             T

                                                      N
                           ZS

                                                          ME
                          SCHUT

                                                          ER
                          STIFTUNG

   Hast Du – außer Westerhever – ­einen                           farbberingte Vögel „persönlich“ kenne.
Lieblingsort im Wattenmeer? Und was                               Daher bin ich hier, soweit Zeit ist, sehr
möchtest Du gerne Besonderes im                                   gern.
National­park erleben oder unternehmen?                              Aus der Verbindung zu St. Peter ergibt
   Das Vorland von St. Peter-Ording ist mit                       sich auch der Wunsch, einmal die ver-
dem ständigen Wechselspiel von Erosion und                        gleichbaren Habitate auf Trischen oder
Sedimentation und der natürlichen Neubil-                         dem Norderoogsand zu besuchen. Viel-
dung ganzer Quadratkilometer von Salzwie-                         leicht passt es ja mal.
sen und Dünen absolut faszinierend. Zugleich
besteht dort die letzte größere Kolonie des                                               Faszinierende Tiere:
                                                                                  1994 beringte Rainer Schulz
Seeregenpfeifers in einem Strandbruthabi-                                        im Seeregen­pfeiferprojekt bei St. Peter-Ording diesen Altvogel mit unbekanntem Alter.
tat an der deutschen Küste, in der ich viele                                     Bei einem Wiederfang 2009 wurden abgefallene Farbringe erneuert. Letztmalig war der
                                                                                  Vogel im Sommer 2012 zu beobachten – mindestens 19 Jahre alt und mit Zugstrecken
                                                                                                                                von etwa 200.000 Kilometern hinter sich.

Die Freiwilligensprecher                                                                                              und Lüneburg. In seiner Freizeit fährt er ger-
                                                                                                                      ne Fahrrad und Inliner, hat Tischtennis und
                                                                                                                            Schlagzeug gespielt und ist ein begeis-
                                                                                                                            terter Brett- und Kartenspieler.
                                                                                                                              Alex (18) ist unsere Stellvertreterin.
                                                                                                                           Sie macht ein FÖJ in Sankt Peter-Ording
                                                                                                                          und hat vorher in Oberursel im Taunus, in
                                                                                                                          der Nähe von Frankfurt, gelebt. Alex hä-
                                                                                                                         kelt, näht und liest gerne, war in der hes-
                                                                                                                         sischen BUNDjugend aktiv und hat für ihre
                                                                                                                        Schülerzeitung geschrieben.
                                                                                                                           Für das restliche halbe Jahr haben wir
                                                                                        Philipp Schre
                                                                                                       iter            uns vorgenommen, möglichst bald mit allen
              Till Zeyn                                    Alexandra Struck
                                                                                                                      Stationen persönlich Kontakt aufzunehmen
   Moin, wir sind Philipp, Till und Alex. Als                       Philipp (22) ist während seines FÖJs in           – entweder per Besuch oder Telefonat – und
Freiwilligensprecher der Schutzstation Wat-                       Husum stationiert. Er kommt aus Kassel, hat         uns umzuhören, wo es Gesprächsbedarf gibt.
tenmeer dienen wir sozusagen als Sprach-                          dort geboxt und möchte das auch wieder auf-         Außerdem hat Alex z.B. schon Freiwillige
rohr, als Vermittler zwischen den Freiwilligen                    greifen, zeichnet gerne und hört viel Musik –       zur „WirHabenEsSatt-Demo“ in Berlin (siehe
und den anderen Ebenen des Vereins. Dazu                          tastet sich auch langsam wieder an's Selber-        Foto unten) motiviert, möchte auch weiter-
nehmen wir, unter anderem, mit den Haupt-                         musizieren ran.                                     hin zu solchen Aktionen aufrufen und würde
amtlichen an den drei „offenen“ Vorstandssit-                       Till (18) macht seinen BFD auf der Hallig         gerne den „Durchschnittsschutten“ ermitteln.
zungen im Jahr teil und können den anderen                        Langeneß und stammt aus Winsen / Luhe               Wir freuen uns über jede kreative Idee und
Freiwilligen dann davon berichten.                                – ein kleines Städtchen zwischen Hamburg            Anregung! – Gemeinsam für die Sache!

                                                                                                                                                     Faszinierende Tiere:
                                                                                      1994 beringte Rainer Schulz im Seeregen­pfeiferprojekt bei St. Peter-Ording diesen
                                                                                       Altvogel mit unbekanntem Alter. Bei einem Wiederfang 2009 wurden       abgefallene
                                                                                                                                                         Gemeinsam     mit 23.000
                                                                                 Farbringe erneuert. Letztmalig war der Vogel im Sommer 2012 zu beobachten      – minde-
                                                                                                                                                         Menschen    demons-
                                                                                        stens 19 Jahre alt und mit Zugstrecken von etwa 200.000 Kilometern    hinter
                                                                                                                                                         trierten    sich. viele
                                                                                                                                                                  in Berlin
                                                                                                                                                         Schutten-Freiwillige
                                                                                                                                                         für eine ökologische
                                                                                                                                                         Zukunft der Landwirt-
                                                                                                                                                         schaft.
"wattenmeer" Informationen für Mitglieder und Freunde der Schutzstation Wattenmeer
Aus den Stationen                                                          10

Vielen Dank für Ihre Spenden!
Büsumer „Anbau“ wird zum Wohnraum

      Der Anbau des                                                     park-Hauses an der
Wohnhauses unserer                                                      ­Schleu­se, so dass die
Büsumer Station hat                                                      Besu­cher ausblieben.
eine wechselvolle Ge-                                                    Nach einem erneuten
schichte.                                                                Inter­
                                                                              mezzo als Fahr-
   Ursprünglich     als                                                  radschuppen wurde
Garage gebaut, dien-                                                     das Gebäude im ver-
te das Nebengebäude anfangs als Fahrrad-         gangenen Jahr u.a. mit neuem Dach und neu-       Das Büsumer Freiwilligen-Team mit Melissa
                                                                                                  Häuptle, Jessica Marossy, Kim Leonie Rübhausen,
und Geräteschuppen. Dann sollte es nach der      en Fenstern ausgestattet. Dank Ihrer Spen-       Manuel Sellmaier vor dem „Museum am Meer“
Schließung des Büsumer Nationalpark-Hau-         den, einer Förderung durch die Engelbert und
ses als Wattwerkstatt mit Aquarium und klei-     Hertha Albers-Stiftung sowie die Unterstüt-
nem Labor neuer Anlaufpunkt für natur­           zung des Eigentümers konnte so eine neue         Büsum: Vorträge im
interessierte Gäste werden. Allerdings war der   Sommerunterkunft für unsere PraktikantInnen      „Museum am Meer“
Standort nicht günstiger als der des National-   und Sommer-BFDler geschaffen werden.
                                                                                                        In Büsum haben wir das breiteste
                                                 Besucherlenkung auf der                          Angebot an Indoor-Veranstaltungen. Auch im
                                                                                                  Winter gibt es jeden Nachmittag (außer
                                                 Hörnum-Odde
                                                                                                  Freitag und Sonntag) um 15 Uhr einen der
                                                      Um die Abbrüche an der Sylter Südspitze     vier Vorträge oder die „Watt-Experimente“.
                                                 nicht noch durch den Besucherverkehr zu          Nachdem die „Sturmflutwelten Blanker
                                                 verstärken, hat das dortige Team eine Pfahl-     Hans“ im Herbst schließen mussten, fiel un-
                                                 reihe errichtet, um Wanderer auf den eigent­     ser über viele Jahre bewährter Veranstal-
                                                 lichen Strand zu lenken und aus dem Gebiet       tungsort weg.
                                                 und von der Abbruchkante fernzuhalten. Das          Glücklicherweise sprang nun das „Museum
                                                 Bild zeigt Annika Jaitner und Luisa Vögele am    am Meer“ ein, in dem wir sogar schon wäh-
                                                 neuen Dünendurchbruch vom West- zum              rend der Winterpause den Vortragsraum nut-
                                                 Ostufer.                                         zen können.

Winter auf den                                   Lange Zeit sah es eher nach einem Winter der
                                                 Wärmerekorde aus. Typisch dafür waren West-
                                                                                                  Ziemlich überraschend sanken die Temperaturen
                                                                                                  im Januar dann in einigen Nächten deutlich

Stationen
                                                 windlagen mit kleineren Sturmfluten, bei denen   unter Null, so dass sich etwa vor Hooge schon
                                                 etwa der Kniepsand auf Amrum häufig              größere Eisflächen bildeten.
                                                 überspült wurde.
11                                                  Aus den Stationen

Gegen das Frieren an der Ruhezone
ETN fördert neue Thermokleidung für Sylter Kegelrobbenschützer

     Den Kegelrobben machte der plötzliche         serabweisende Winter­over­
Wintereinbruch im Januar 2016 nichts aus.          alls, Thermo­unter­wäsche und
Bestens geschützt durch ihr dichtes Fell und       -schuhe kommen zum Einsatz.
die dicke Speckschicht überstehen sie Sturm,       Mit der Unterstützung durch
Frost und Eiswasser. Auch ihre weißen, weni-       den Europäischen Tier- und
ge Tage alten Jungen trotzen mühelos der           Naturschutz e.V. ETN konnte
Kälte. Ein wenig der Natur nachhelfen müs-         rechtzeitig zur Keglersaison
sen allerdings unsere freiwilligen Helfer, damit   neue Thermokleidung gekauft
sie stundenlang bei ihren Schützlingen aus-        werden. Robben und Schutten
harren können, wenn sie für diese am Strand        freuen sich und sagen: „Herzli-                              Kegelrobben-Mutter mit
                                                                                                                                       ihrem Jungtier
                                                                                                                                                 rum
vor Sylter oder Amrum eine flexible Ruhezone       chen Dank“.                                                           in diesem Winter auf Am

eingerichtet haben. Dicke Handschuhe, was-

Zirrenkrake auf Nordstrand
                                                         Ein besonderer Fund wurde unserer           die Britischen Inseln häufig und scheint sich
                                                   Nordstrander Station im November gemeldet.        mit zunehmender Meerestemperatur auszu-
                                                   Eine Frau hatte einen offenbar frisch toten       breiten. In der Deutschen Bucht sind in den
                                                   Kraken am Spülsaum gefunden und mitge-            letzten zehn Jahren nur Funde vor Helgoland
                                                   nommen. Die Begutachtung durch das Team           und zweimal vor Westerhever dokumentiert
                                                   ergab später, dass es sich um einen bei uns       worden (siehe www.beach-explorer.org).
                                                   sehr seltenen Zirrenkraken (Eledone cirrho-          Das Tier soll fachgerecht konserviert und
                                                   sa) handelte. Typisch für diese Art ist, dass     künftig im Nordstrander Nationalpark-Haus
                                                   jeder Tentakel nur eine Reihe von Saugnäp-        ausgestellt werden.
                                                   fen statt sonst zweien hat. Die Art ist rund um

In der Husumer Bucht bei Schobüll schob der        Schnee war hingegen Mangelware. Auch die          Am 21. Januar ließ dann eisiger Nebel auch an den
Wind die Eisschollen ans Ufer, wo sie sich an      weiße Schicht, die am Abend des 14. Januars       dünnsten Zweigen und Halmen dicke Reifschich-
Lahnungen zu gut zwei Meter hohen Bergen           vor Westerhever entstand, war am nächsten         ten entstehen. Am Tag darauf strahlten diese, wie
auftürmten.                                        Tag schon wieder verschwunden.                    hier am Seminarhaus auf Langeneß, vor leuchtend
                                                                                                     blauem Himmel.
Mischwatt                                                      12

                                                                                                Faltblatt-Verteiler gesucht
                                                                                                     Gern wollen wir im Frühjahr wieder unse-
                                                                                                re Faltblätter „Watt erleben“ in Tourist-Infor-
                                                                                                mationen, Museen, Tierparks oder an ande-
                                                                                                ren geeigneten Orten in Schleswig-Holstein
                                                Erfolgreiche Facebook-Seite                     und Hamburg verteilen. Wer uns dabei an ei-
                                                                                                nem oder mehreren Orten unterstützen
                                                                Gut angenommen werden die       möchte, melde sich
                                                aktuellen Informationen auf unserer Seite       bitte in der Ge-
                                                www.facebook.com/schutzstation                  schäftsstelle unter
                                                  Insbesondere die Meldungen zu den             04841-6685-30
                                                Pottwalen erreichten mehrfach über 50.000       oder per Mail bei
                                                Menschen und wurden häufig geteilt und mit      r.schulz@schutz-
                                                „Gefällt mir“-Angaben versehen. Letztere be-    station-watten-
                                                zogen sich natürlich nicht auf das Schicksal    meer.de.
                                                der Wale, sondern auf die zügige Information
                                                hierzu.

Seminare im Frühjahr                            Öffentliche Meeresmüll-Sammlungen
      Wer im Frühling noch an einem Watten-           Nach den „Watt'n Müll“-Aktionen zum 30.   che später am 19. März an der Aktion „SPO
meer-Wochenende teilnehmen möchte, sollte       Nationalpark-Geburtstag fragten verschiede-     klart auf“ beteiligt. An diesem Tag werden sich
sich bald melden. Denn der „Vogelkiek zu den    ne Helfer, ob es auch im Frühjahr öffentliche   unsere Freiwilligen auch auf Föhr und an an-
Ringelganstagen“ auf Hallig Langeneß ist be-    Termine geben werde.                            deren Orten an Sammlungen beteiligen. Wei-
reits komplett ausgebucht. Bei den Fotowork-       In Westerhever wollen wir uns am Sams-       ter Helfer sind herzlich eingeladen. Genauere
shops vom 20. - 22. und 22. - 24. Mai in Wes-   tag, den 12. März um 10:30 Uhr am Parkplatz     Informationen zu Terminen und Treffpunkten
terhever sind immerhin noch „externe“ Plätze    treffen und dann wieder die hohe Salzwiesen-    gibt es auf www.schutzstation-wattenmeer.de
mit Übernachtung in Hotel oder Pension frei.    kante absammeln.                                oder telefonisch in unserer Geschäftsstelle
Dort wäre auch noch die Kombination beider         Unser Team in St. Peter-Ording ist ein Wo-   unter 04841-6685-30.
Kurse möglich.
   Etwas Luft ist beim Wochenende „Faszina-     Orca auf Sylt
tion Vogelzug“ vom 22. - 24. April in Wester-
hever. Mit ein wenig Glück können wir hier           Als ob die Strandungen
am Freitag wieder den Schlafplatzflug der       der Pottwale nicht genug ge-
Gänse vor dem aufgehenden Vollmond be-          wesen wären, fanden Spa-
obachten.                                       ziergänger am 8. Februar am
                                                Rantumer Strand auch noch
                                                ein totes junges Schwertwal-
                                                Männchen. Derartige Strandungen sind in der     Eine genaue Untersuchung soll nun klären,
                                                Nordsee sehr selten, da Orcas normalerwei-      ob eventuell körperliche Schäden den Tod
                                                se mit Flachwasser keine Probleme haben.        des Tiers verursacht haben.

                                                   „wattenmeer“-Sammelordner
                                                       Für unsere Stationen und Ausstellun-     Wenn Sie ebenfalls einen Ordner erhalten
                                                   gen stellen wir zur Saison Sammelordner      möchten, teilen Sie das bitte bis zum 15.3.
                                                  der „wattenmeer“-Hefte von 2010 bis           unserer Geschäftstelle mit. Wahlweise kön-
                                                  2015 zusammen. Ergänzt wird das Ganze         nen Sie den kompletten Ordner erhalten oder
                                                  durch ein Register, um Artikel nach           Ordner, Register und die Ihnen ggfs. fehlen-
                                                 Schlagworten wie „Fischerei“ oder „Küs-        den Hefte. Für Material und Versand bitten wir
                                                 tenschutz“ einfacher finden zu können.         um eine Spende ab 20 EUR.
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