Weil wir eine Familie - 3 2021 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 75. Jahrgang des "Helfer"
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3•2021 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 75. Jahrgang des „Helfer“ DIE AWO IN SCHWABEN Ehrenamt Top-Engagierte erhalten hohe Auszeichnungen. Weil wir Kinderbetreuung eine Familie AWO Schwaben stellt Schutzkonzept fertig. sind.
WIR IN BAYERN WIR IN SCHWABEN Aus der AWO 3 Editorial 11 Veranstaltungstipps aus unserem Demokratieprojekt Bunte AWO-Aktionen 12 + WIR verlost Festschriften + Bayerisches Trio für Schutzkonzept ist fertiggestellt 14 Berlin + Stellvertretende Landesvorsitzende stellen Aus den Kindertageseinrichtungen 15 sich vor + 100-Tage-Bilanz der Doppelspitze Die AWO – Eine Familie 17 Unser Thema: Die AWO – Eine Familie 6 Aus den Regionen 18 Weil wir eine Familie sind + Bundestagswahl Reisetipp 19 2021: Was können Familien erwarten? + Inter- Alles, was Recht ist 20 view: Familienpolitik als strategisches Thema der Neuen Rechten + Die mit der Brückenfunktion Liebe Leser*innen, liebe Freund*innen der AWO, weil wir eine Familie sind, lautet das Thema der aktuellen WIR-Ausgabe. Und das aus gleich drei Gründen: Die AWO ist der Ort für alle, die sich gemeinsam engagieren möchten für eine Gesellschaft, in der nicht das Ich, sondern das Wir ganz oben steht. Zweitens bietet die AWO als sozialer Dienstleister eine Menge für die ganze Familie: ob Kita, Ganztagsbetreuung, Fe- rienangebote, Jugendclubs, Familienberatung und -bildung oder ein breitgefächertes Ange- bot für Senior*innen. Schließlich setzt die AWO sich auf allen politischen Ebenen dafür ein, die Lebenssituation von Familien zu verbessern. Wir schauen hin und machen auf Probleme aufmerksam. Und wir entwickeln Lösungen und Vorschläge, was die Politik tun kann, um den Alltag von Familien zu erleichtern. Es ist der perfekte Zeitpunkt, dieses Thema zu setzen. Denn in knapp vier Wochen ist Bundestagswahl. Wir haben die bayerischen Spitzenkandidat*innen gefragt, was Familien von ihnen und ihren Parteien erwarten können. Unsere Landesfachreferentin Stephanie Haan stellt vor, was wir als bayerische AWO uns von der Politik wünschen. Mit Prof. Dr. Rainer Fretschner haben wir darüber gesprochen, warum und wie einige Akteure versuchen, das Rad in der Familienpolitik wieder zurückzudrehen. Außerdem stellt die AWO Schulkinderbetreuung Trost- berg ihre Arbeit vor. Stellvertretend für viele AWO-Einrichtungen in ganz Bayern. Wir wünschen Euch eine interessante Lektüre und freuen uns darauf, mit Euch gemeinsam dafür zu sorgen, dass allen in unserer Gesellschaft wieder bewusster wird, dass wir eine Familie sind. Eure Nicole Schley Stefan Wolfshörndl
Veranstaltungstipps Foto: AWO Bundesverband 2. Oktober 2021 Lange Nacht der Demokratie AUS DER AWO In ganz Bayern findet am 2. Oktober auch unter Beteiligung einiger AWO-Einrich- tungen und -Gliederungen die „Lange AWO-Kampagne zur Bundestagswahl Nacht der Demokratie“ statt. In München bietet das AWO l(i)ebt Demokratie-Pro- Mit Optimismus und Entschlossenheit die Zukunft sozial jektteam zum Beispiel im Riesenrad im gestalten – das fordert die AWO von der zukünftigen Münchner Werksviertel eine Demokratain- Bundesregierung. Unter dem Hashtag #DuKannstDas ment-Gondel an – Demokratie trifft auf läuft seit Anfang Juli 2021 die große Kampagne des Entertainment. Brillieren Sie mit Ihrem Bundesverbands. Jede Woche widmet sich einem ande- Wissen im Demokratiequiz oder diskutie- ren Schwerpunktthema, das aus unterschiedlichen ren Sie demokratische Werte während Perspektiven in einer Vielzahl von Formaten beleuchtet eines Stapelturmspiels! Besonderes High- wird. Erstmals gibt es einen AWO-Podcast, in dem Prak- light: In einem unterhaltsamen Gedächt- tiker*innen aus der Sozialen Arbeit zu Wort kommen. nistraining wird Gedächtnis-Weltmeis- In den nächsten vier Wochen geht es um ein soziales terin Christiane Stenger Demokratie- Europa, Antirassismus, Bürgerschaftliches Engagement Wissen so vermitteln, dass Sie sie es und Demokratie sowie Nachhaltigkeit. Damit möglichst garantiert nie wieder vergessen werden! viele Menschen von den Forderungen erfahren, teilt und liket die Beiträge bitte fleißig auf Social Media! 20. November 2021 Weitere Infos zur Kampagne gibt es unter Online-Fachtag gegen awo.org/bundestagswahl-2021. Extremismus Das Netzwerk der bayerischen „Zusam- menhalt durch Teilhabe“-Projekte ver anstaltet am Samstag, 2 0. November 2021, wieder den jährlichen digitalen Neue Referatsleitung Fachtag „Engagement braucht Vielfalt“, diesmal zum Themenkomplex Extremis- Seit April 2021 leitet Christa Landsberger das mus. Dabei können sich die Teilneh- Referat Vorstand, Verbandsarbeit und Grundsatz- mer*innen nach einem einführenden fragen beim Landesverband. Die Germanistin, Überblicksvortrag in fünf verschiedenen Politik- und Sozialwissenschaftlerin übernimmt Online-Workshops zu aktuellen Heraus- gemeinsam mit Pressesprecherin Alexandra forderungen und zu der Frage, wie man Kournioti auch die WIR-Redaktion von Isabel diesen begegnen kann, weiterbilden. Krieger, die aufgrund einer neuen beruflichen Perspektive diese Tätigkeit beendet hat. Die Teilnahme an den Veranstaltungen steht allen Interessierten offen und ist Frau Landsberger war zuvor bei der Bayern- kostenlos. SPD-Landtagsfraktion und beim Paritätischen in Bayern beschäftigt. „Als Kind des Ruhrgebiets ist Kontakt: AWO Landesverband Bayern e.V., mir die AWO von klein auf vertraut. Mein neuer Aktionsbüro Demokratie, Job ist ein bisschen wie Nachhausekommen. Edelsbergstraße 10, 80686 München, Die neue Doppelspitze hat eine Menge vor Telefon 089 / 546754–140, und ich freue mich darauf, sie dabei zu zdt@awo-bayern.de, unterstützen!“ www.demokratie.awo.org Foto: privat awodemokratie Christa Landsberger WIR • Das Magazin der AWO Bayern 3
Bayerisches Trio für Berlin DIE „WIR-REDAKTION“ Sie wird als die erste Präsidentin in die Geschichte der Arbeiterwohlfahrt eingehen: Sie haben Anregungen, Lob oder Kathrin Sonnenholzner, ehemalige SPD- Kritik? Ihre Anmerkungen zum Landtagsabgeordnete und bis April 2021 aktuellen Heft nehmen wir gerne auf. stellvertretende AWO-Landesvorsitzende. Die Sie erreichen uns hier: 65-jährige Ärztin und der SPD-Bundestags- abgeordnete Michael Groß sind die neuen AUS DER AWO Arbeiterwohlfahrt Präsidiumsvorsitzenden des AWO-Bundes- Landesverband Bayern e.V. verbands. Stefan Wolfshörndl, Bürgermeister Edelsbergstraße 10, 80686 München von Gerbrunn und AWO-Co-Landesvorsitzen- Telefon 089 546754–0 der, wurde zum stellvertretenden Präsidiums- redaktion@awo-bayern.de vorsitzenden gewählt. Für eine dritte Periode haben die Delegierten Karin Hirschbeck als Präsidiumsmitglied bestätigt. Die Juristin ist auch Vorsitzende des Fürther AWO-Kreis- verbands. Kathrin Sonnenholzner, Stefan Wolfshörndl, Karin Hirschbeck (von oben nach unten) Foto: Gebr. Geiselberger GmbH Stellvertretende Landes vorsitzende stellen sich vor Name: Bernhard Feuerecker Alter: 52 Jahre Beruf: Architekt Ziele für die Vorstandsarbeit: WIR verlost drei Festschriften Verbundenheit untereinander und zur AWO durch Aufgeschlossenheit und Ver- Sie ist ein Geschenk der AWO in Bayern an alle, trauen fördern; Verlässlichkeit bieten, wirt- die für ein soziales Bayern einstehen: die Fest- schaftliche Konsolidierung weiterführen. schrift zum 100. Geburtstag. 25 Autor*innen Hobbys: Schreinern, Gartenarbeit geben Antworten auf aktuelle Herausforde- rungen für die Wohlfahrtspflege – vom sozial- Name: Brigitte Helga Protschka politischen Auftrag über die Modernisierung Alter: 62 Jahre des Mitgliederverbandes, von Nachhaltigkeit Beruf: Bankkauffrau, selbständige und Digitalisierung bis hin zu den Wirkungen Unternehmerin der Corona-Krise. Für die historische Perspek- Ziele für die Vorstandsarbeit: tive bürgt Mitherausgeber Professor Hermann Nachhaltigkeit in allen Bereichen der Rumschöttel, langjähriger Generaldirektor der Verbandsarbeit verankern, Gleichstellungs- Staatlichen Archive Bayerns. arbeit, Aufwertung der Pflegeberufe. v.o. Fotos: privat/AWO Hobbys: Naturschutz, Pflege meiner Teilnahme an der Verlosung per Mail mit Streuobstwiese, Lesen und Kochen Namen und Anschrift an petra.dreher@ awo-bayern.de oder per Postkarte an den Name: Rudolf Schober AWO Landesverband, Edelsbergstraße 10, Alter: 72 Jahre 80686 München. Stichwort „100 Jahre Beruf: Rentner, zuvor Jurist AWO Bayern“. Ziele für die Vorstandsarbeit: Neue Mitglieder mit zeitgemäßen Das Buch kann auch online unter Angeboten gewinnen, die AWO wieder verlag.geiselberger.de bestellt werden zu einer politischen Akteurin machen. Hobbys: Relaxen, Reisen, Lesen, vorzugsweise Krimis 4 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Foto: AWO Bayern „Geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude doppelte AUS DER AWO Freude“ Die AWO-Doppelspitze ist seit über 100 Tagen im Amt. Für die WIR hat sie eine erste Bilanz gezogen. Nur wenige Termine konnten bisher in Was waren Ihre wichtigsten Erkenntnisse und Begegnungen Präsenz stattfinden wie der Austausch in den ersten 100 Tagen als AWO-Doppelspitze? der AWO-Landesvorsitzenden mit Nicole Schley: Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Unmit Landesgeschäftsführer Andreas Czerny telbar nach der Landeskonferenz hatten wir schon die in München. ersten Termine und Veranstaltungen – leider überwie- gend online. Wichtig war uns ein schnelles Treffen des engeren Landesvorstands und ein schnelles Kennenlernen des Teams der Landesgeschäftsstelle, was leider bis auf Wie gestaltet sich die Arbeit in einer Doppelspitze? Gespräche im kleinen Führungskreis bisher nur virtuell Nicole Schley: Wir arbeiten als Doppelspitze sehr gut möglich war. zusammen. Das Zwischenmenschliche passt, wir tauschen uns über alle möglichen Kommunikationswege aus, infor- Die anderen bayerischen Wohlfahrtsverbände haben uns mieren uns gegenseitig über unsere Schwerpunktbereiche „mit offenen Armen“ begrüßt. Es fanden bereits Spitzen- und sprechen uns regelmäßig mit dem Landesgeschäfts- gespräche mit Bayerischem Bezirketag und Bayerischem führer und dem Vorstand ab. Und wie es im Leben so Landkreistag statt. Auch mit der Landespolitik sind wir in ist – geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude Kontakt getreten, zum einen bei Video-Konferenzen, wie doppelte Freude. mit der Sozialministerin sowie dem Gesundheitsminister und Verbänden wie dem BUND und der KAB, zum anderen Ist das Amt so, wie Sie es sich vorgestellt haben? mit unserem neuen Format „Walk & Talk“ – bei einem Stefan Wolfshörndl: Ob man das nach 100 Tagen schon Spaziergang mit Politiker*innen einfach locker über sagen kann? Wir glauben es nicht. „Unsere“ AWO-Familie soziale Themen reden. Diesen Austausch bieten wir übri- in Bayern kennen wir ja schon gut durch unsere Tätigkeit gens auch den AWO-Gliederungen an. Denn die Vernet- auf Bezirksebene. Die Vielzahl von neuen Kontakten und zung innerhalb des Verbandes ist uns ein ebenso großes Terminen benötigt allerdings viel vorbereitende interne Anliegen wie die externen Kontakte. Abstimmung. Und auch sich im doch sehr weiten Feld der sozialen Arbeit in Bayern zurecht zu finden, ist eine Wo sehen Sie jeweils die Schwerpunkte ihrer künftigen Arbeit? Herausforderung. Dank der tollen Unterstützung und Stefan Wolfshörndl: Zum einen teilen wir uns die Termine der fachlichen Begleitung unseres Teams in der Landes- regional auf – Nicole ist für Südbayern und ich bin für geschäftsstelle gelingt es uns gut, das alles zu meistern. Nordbayern zuständig. Inhaltlich kümmert sich Nicole um Jedenfalls sind wir voller Optimismus unterwegs und den großen Bereich Familie, von Kindern und Jugendli- erleben viel Zustimmung – und auch Neugierde, wer wir chen über Gleichstellung bis hin zu Senior*innen. Ein sind und wie wir so ticken – auch außerhalb der AWO. besonderer Schwerpunkt ist das Thema Armut und die große Herausforderung, bezahlbaren Wohnraum zu schaf- Bei Interesse an einem Walk & Talk mit der neuen fen. Ich bin für die Pflege zuständig: Wie sichern wir Doppelspitze können AWO-Gliederungen sich gerne bei eine menschenwürdige Pflege in Zeiten des Fachkräfte- Petra Dreher melden: petra.dreher@awo-bayern.de, mangels und demografischen Wandels? Weitere große 089 / 54 67 54 – 114 Themen sind Digitalisierung, Demokratie und die Zukunft des Sozialstaats. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 5
Weil wir eine DIE AWO – EINE FAMILIE Familie sind Familie ist dort, wo generationenübergreifende Gemein schaften „dauerhaft füreinander Verantwortung über- nehmen, Sorge tragen und Zuwendung schenken.“ So ???????? formuliert es die AWO in ihrem Grundsatzprogramm und trägt damit der gesellschaftlichen Realität Rechnung. Text: Stephanie Haan, Referentin Kinder- und Jugendhilfe des AWO-Landesverbands Familie ist nicht nur Vater-Mutter-Kind(er), sondern es gibt vielfältige Formen des Zusammenlebens: Familien mit alleinerziehenden Elternteilen, gleichgeschlecht- lichen Elternpaaren oder Patchwork-Konstellationen. Familien brauchen passende Bedingungen, Foto: AdobeStock Doch in unserer Gesellschaft herrscht noch immer eine um ihren Alltag zu meistern deutliche Schieflage. Nicht allen Familienmodellen Familien stehen vor vielfältigen Aufgaben: Um das Fami- und -mitgliedern werden politisch gleichberechtigte lieneinkommen zu sichern, benötigen sie Lösungen zur Chancen zuerkannt. Verschärft und verstärkt sichtbar Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Eltern tragen die wurde dieser Missstand während der Corona-Pandemie. Verantwortung für das gute Aufwachsen und eine quali- Die Bundestagswahl bietet die Chance für einen tätsvolle Bildung ihrer Kinder. Auch die Pflege von Ange- politischen Richtungswechsel. Aus Sicht der AWO ist hörigen gehört in vielen Familien zum Alltag. ein solcher gerade auch in der Familienpolitik nötig. Damit Familien diese Herausforderungen meistern, dabei selbstbestimmt leben und füreinander da sein können, ist es Aufgabe von Politik, hierfür passende Bedingungen zu schaffen. Ein Steuersystem für alle Familienmodelle Nach wie vor begünstigt der Staat durch das Ehegatten- splitting die klassische Ehe, obgleich der Anteil der Alleinerziehenden wächst und inzwischen zahlreiche Paare auch ohne Trauschein zusammenleben. Vor allem für die Ehefrauen kann sich dies im Alter negativ aus- wirken. Die AWO fordert eine Reform des Steuersystems, von der alle Familienmodelle profitieren und die Eltern- teile gleichermaßen absichert. Einsparungen aus dem Wegfall des Ehegattensplittings müssten dabei direkt den Familien zugutekommen. Vorfahrt für partnerschaftliche Arbeitsteilung Wir brauchen familienpolitische Maßnahmen, die eine gleichberechtigte Rollenverteilung fördern. Dass beson- ders Mütter während der Corona-Pandemie die zusätz- liche Sorgearbeit und die Begleitung des Homeschoolings übernahmen, zeigt, wie gewonnene Errungenschaften Foto: shutterstock rasch wieder rückgängig gemacht sind. Oder dass wir noch gar nicht so weit sind, wie wir vielleicht dachten. Damit sich Väter verstärkt zu Hause einbringen können, muss eine familienfreundliche Personalpolitik in 6 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Bundestagswahl 2021 Was können Familien DIE AWO – EINE FAMILIE erwarten? Unternehmen politisch vehement eingefordert werden. Wir haben die bayerischen Spitzenkandidat*innen aller Übrigens ein Wunsch, den viele Väter haben. Die gleich- demokratischen Parteien, die in Bundes- und/oder berechtigte Aufteilung der Elternzeitmonate darf Arbeit- Landtag vertreten sind, gefragt, was sie von drei familien- nehmenden beruflich nicht schaden und sollte durch politischen Maßnahmen halten. Unser Votum ist klar: mehr nicht übertragbare Partnermonate sowie eine Kindergrundsicherung einführen, Ehegattensplitting höhere Lohnersatzrate für Geringverdiener*innen attrak abschaffen und eine bezahlte Auszeit vom Beruf ???????? tiver gemacht werden. Und last but not least: Typische für pflegende Angehörige ermöglichen. Hier sind die „Frauenberufe“, wie im Sozial- und Gesundheitswesen, Antworten der Parteien: müssen besser bezahlt werden. Denn dann ist es nicht mehr logisch, wenn Frauen ihre Arbeitszeit reduzieren negative Position und Männer für das Familieneinkommen sorgen. positive Position neutrale Position Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch bei der Pflege von Angehörigen In Bayern wird fast jede*r zweite Pflegebedürftige ND- von einem*r Angehörigen betreut. Auch die Pflege von KINDERGRU SICHERUNG Angehörigen ist häufig Frauensache. Das darf keine beruflichen Nachteile und Verdienstausfälle mit sich bringen. Es braucht einen Rechtsanspruch auf fami- liäre Pflege, realisiert etwa über einen staatlich finan- CSU Wir bekennen uns klar zur Unterstützung zierten Lohnersatz für pflegende Angehörige analog von Kindern aus einkommensschwachen Familien dem Elterngeld. mit Kinderzuschlag, Bildungs- und Teilhabepaket und dem Schulstarterpaket. Zudem wollen wir das Die häufig Vergessenen: Kinder und Jugendliche Kindergeld weiter erhöhen. Familienpolitik muss nach den Monaten der Pandemie verstärkt auch die Kinder und Jugendlichen in den Blick FDP Wir wollen ein Kinderchancengeld, das finan- nehmen. Die nun bereitgestellten Aufholmaßnahmen zielle Unterstützung aber vor allem konkrete Bildungs- dürfen keine kurzfristigen Wahlkampfgeschenke sein, und Teilhabe-Leistungen bietet. Es garantiert einfa- sondern müssen langfristig greifen und Kinder und Jugend- chen, digitalen Zugang und echte Aufstiegschancen. liche ganzheitlich in den Blick nehmen. Psychische und physische Gesundheit gehören hier ebenso dazu wie FREIE WÄHLER Die Grundsicherung muss so ge- (digitale) Teilhabechancen und die Garantie auf einen staltet werden, dass den Bedürfnissen der Kinder Ausbildungsplatz. Rechnung getragen wird und dass ihnen volle Teil- habemöglichkeiten und gleiche Bildungschancen Damit endlich weniger Kinder in Deutschland in Armuts- gegeben werden. lagen aufwachsen, ist die Einführung einer einkom- mensabhängigen Kindergrundsicherung unerlässlich. GRÜNE Jedes fünfte Kind in Deutschland wächst Eine unbürokratische, gerechte und weniger diskrimi- in Armut auf. Mit der Kindergrundsicherung wollen nierende Inanspruchnahme von Leistungen könnte wir allen Kindern faire Chancen geben und dort ent- hierdurch eingeführt werden. lasten, wo es besonders gebraucht wird – ohne kom- plizierte Antragsverfahren. Gemeinsames Handeln von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft notwendig LINKE Kinderarmut muss der Vergangenheit ange- Wenn Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an hören! Dafür erhöhen wir das Kindergeld auf 328 Euro einem Strang ziehen, können sozial gerechte und zeit- pro Monat und führen einen unbürokratischen Zuschlag gemäße Bedingungen für Familien geschaffen werden. von bis zu 302 Euro für Kinder aus armen Familien ein. Hierfür setzt sich die AWO politisch sowie mit ihren Angeboten und Diensten – beispielsweise Familien- SPD Höheres einkommensabhängiges Kindergeld stützpunkten – ein. über 500 Euro monatlich plus bessere soziale Teilhabe durch zum Beispiel beitragsfreie Kitas, ein Ganztagsan- gebot für Schulkinder, kostenlosen ÖPNV und so weiter. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 7
DIE AWO – EINE FAMILIE R R U F L I C H E AUSZEIT FÜ B E E H E G AT T E N - N D E A N G E HÖRIGE MIT PFLEGE SPLITTING A A T L I C H F I N A N Z I E RT E M ST CSU Wir halten am Ehegattensplitting fest und stre- L O H N E R S AT Z ???????? ben den Einstieg in ein Kindersplitting an. Gleichzeitig wollen wir Alleinerziehende entlasten und den Entlas- tungsbetrag auf 5.000 Euro anheben. CSU Wir halten an der von uns umgesetzten sechs FDP Am Splittingverfahren für Ehe- und Lebenspart- monatigen Pflegezeit fest. Darüber hinaus haben wir nerschaften halten wir fest. Mit höheren Freibeträgen das Pflegeunterstützungsgeld in Höhe von 90 Prozent und einer Reform der Einkommensteuer wollen wir die des Nettoentgelts eingeführt und damit die Bedingun- Menschen insgesamt stärker ent- statt belasten. gen für Pflegende deutlich verbessert. FREIE WÄHLER Wir sind für den Erhalt des Ehegatten- FDP Wir wollen ein Freiraumkonto für zusätzliche Splittings. Wir wollen jedoch besonders Familien durch Freistellungen zu den bestehenden Pflegezeitangeboten, eine neue Steuerklasse „Familie“ und kurzfristig durch bei dem man individuell Rücklagen bilden kann aus Aufstockung der steuerlichen Freibeträge entlasten. Einkommen, Boni, Überstunden und Urlaubstagen. GRÜNE Das Ehegattensplitting fördert nicht Familien, FREIE WÄHLER Für Familienangehörige muss mehr Fotos: Parteien, Stefan Kaminski (C. Roth), CSU im Bundestag/Alexander Zilbner (A. Dobrindt) sondern ein bestimmtes Lebensmodell. Familie ist, wo Kin- unbürokratische und individuelle Hilfe abrufbar werden, der sind oder gepflegt wird – unabhängig vom Trauschein. ebenso sind eine finanzielle Entschädigung und die Wir wollen ein Steuerrecht, das alle Familien unterstützt. Anerkennung der Pflegezeit bei der Altersrente erfor derlich. LINKE DIE LINKE will geschlechtergerechte Steuermo- delle für alle Lebensgemeinschaften mit Kindern. Denn GRÜNE Verantwortung zu übernehmen für Angehörige, das Ehegattensplitting bevorteilt seit 1958 nur Eheschlie- Nachbar*innen oder Freund*innen, verdient Unterstützung. ßung und benachteiligt Frauen im Beruf. Ähnlich wie beim Elterngeld wollen wir einen Teil- oder Vollausstieg finanziell abfedern – mit der PflegeZeit Plus. SPD Steuervorteil bildet gesellschaftliche Realität nicht mehr ab, da es vor allem Alleinverdiener-Ehepaare LINKE Wir fordern bei privater Pflege den vollen arbeit- mit hohem Einkommen unabhängig von der Kinderzahl geber- und steuerfinanzierten Lohnausgleich. Grund- begünstigt. Das werden wir für neu geschlossene Ehen sätzlich muss die solidarische Pflege-Vollversicherung ändern und ein Wahlrecht für bestehende Ehen einführen. kommen, um Millionen Angehörige zu entlasten. SPD Wir wollen 15 Monate Anspruch auf Lohnersatz bei einer Arbeitszeitreduzierung für jeden nahen Angehörigen Die bayerischen Spitzenkandidat*innen: ab Pflegegrad 2, auf mehrere Pflegepersonen aufteilbar Alexander Dobrindt (CSU), Daniel Föst (FDP), mit einer Mindestarbeitszeit von 15 bis 20 Stunden. Hubert Aiwanger (Freie Wähler), Claudia Roth (Grüne), Nicole Gohlke (Linke), Uli Grötsch (SPD) 8 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Prof. Dr. Rainer Fretschner (51) Foto: privat lehrt Soziale Arbeit an der ASH INTERVIEW Berlin. Mit der Ideologie und den Familienpolitik als Strategien der Neuen Rechten DIE AWO – EINE FAMILIE setzt er sich verstärkt auseinander, seit ein Nazi-Kader bei ihm als strategisches Thema Student auftauchte, damals noch an der FH Kiel. der Neuen Rechten Interview: Christa Landsberger ???????? Vater, Mutter und zwei Kinder – Das Die Familienpolitik ist eine Klammer, war lange Zeit das Idealbild einer die alle drei zusammenhält. Die Vor- Familie. Was hat sich verändert? stellung einer homogenen Volksge- Gar nicht so viel. Immerhin 70 Prozent meinschaft baut auf der bürgerlichen leben nach wie vor in einer bürgerli- Kleinfamilie als Keimzelle auf. Der chen Kleinfamilie. Aber die Familien- Neoliberalismus setzt auf unbezahlte konzepte haben sich ausdifferenziert. Carearbeit in der Familie. Und der Es gibt Stieffamilien, Pflegefamilien, christliche Fundamentalismus sieht zipatorisch empfinden, auf frucht- Patchwork- und Regenbogenfamilien. die heilige Familie als Vorbild für das baren Boden. Viele haben sich dem Und immer mehr Alleinerziehende. Zusammenleben. So unterschiedlich Thema Emanzipation verschrieben Auch die bürgerliche Kleinfamilie diese Strömungen sind, können sie und leben das in ihren Partner- wird unterschiedlich ausbuchstabiert. sich auf zwei Dinge einigen: auf ein schaften. Bis das erste Kind kommt. Das Golden Age of Marriage der Nach- traditionelles Familienbild und auf Dann rutschen auch diese Paare kriegszeit ist vorbei, wenn man sich antimuslimischen Rassismus. wieder in ein traditionelles Familien- die Scheidungsraten anschaut. Kon- bild. Aber nicht, weil sie nicht mehr zepte wie serielle Monogamie, pluri- Welche Agenda verfolgen diese Kräfte? an den Wert der Emanzipation glau- lokale Familien, also getrenntlebende Was treibt sie an? ben, sondern weil der Arbeitsmarkt, Eltern, die sich das Sorgerecht teilen, Die Neue Rechte nutzt das Thema die Form der sozialen Sicherung und oder auch Lebensgemeinschaften Familienpolitik strategisch, um ihre vieles andere auf dem Modell des verbreiten sich. eigentlichen Ziele durchzusetzen. Das männlichen Alleinernährers und der Thema ist sehr anschlussfähig, bis Frau, die zuständig für Kinder und Die gesellschaftliche Realität ist also in die Mitte der Gesellschaft. Gerade Haushalt ist, aufbaut. Damit wird bunter und vielfältiger geworden. Ist in Krisenzeiten, wie jetzt während die rechte Ideologie der traditionel- das allgemein akzeptiert oder gibt es Corona, können sich viele dem tra- len Familie und des Antifeminismus noch eine Norm, in welcher Form ditionellen Rollenverständnis an- anschlussfähig für bürgerliche oder Menschen zusammenleben sollten? schließen, die mit der Ideologie der sogar linksliberale Personen, die ei- Die Norm der bürgerlichen Kleinfa- Neuen Rechten nichts zu tun haben. gentlich ganz anders leben wollen. milie gibt es nach wie vor. Das liegt Weil das Bild der Kleinfamilie Si- auch an der Art, wie wir wirtschaften, cherheit verspricht. Und es lässt sich Was kann man tun, um dem Rollback wie wir Arbeits- und Familienleben wunderbar emotionalisieren. Wir etwas entgegenzusetzen? organisieren. Und es gibt eine Bewe- alle kennen Familie, haben unsere Die vielfältigen Formen des Zusam- gung, die das Modell wieder zur allei- Erfahrungen und Vorstellungen. menlebens sichtbar machen. Dass nigen Norm erheben will. Diese Bewe- Wenn so etwas wie Sexualpädagogik es nicht nur das eine Modell gibt – gung kennzeichnet auch ein starker hinzukommt, lässt sich das Thema im Übrigen selbst bei Spitzenpersonal Antifeminismus und Homophobie. zusätzlich skandalisieren. Nicht zu- der Neuen Rechten. Und die Rahmen- letzt geht es auch darum, Besitz- bedingungen verändern. Es gibt Was sind das für Akteur*innen, die stände zu wahren. Deswegen ko- gute Versuche der Politik wie Eltern- eine Rolle rückwärts im Familien- und chen die Emotionen häufig hoch. zeit für Väter. Aber die Versuche schei- Genderdiskurs anstreben? ten an der ökonomischen Realität. Sie kommen vor allem aus der so Ist es also ein Kalkül der Neuen Rech- Daran, dass Männer nach wie vor genannten Neuen Rechten. Die Neue ten, mit diesem Thema in die bürger- mehr verdienen als Frauen. Dass Rechte besteht aus drei Strömungen: liche Mitte vorzudringen? der Wiedereinstieg für Frauen nach völkisch-nationalistisch, neoliberal Ja, das glaube ich. Es fällt auch bei der Elternzeit häufig noch schwierig und christlich-fundamentalistisch. Leuten, die sich eigentlich als eman- ist. Hier müssen wir ansetzen. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 9
In Trostberg wird Gestalten an der frischen Luft großgeschrieben. DIE AWO – EINE FAMILIE ihr Team unterschiedliche Familien- bildungsangebote. Dazu gehören Näh- kurse, Kinobesuche, offenes Mutter- Foto: AWO-Schulkinderbetreuung Trostberg Kind-Café, Vater-Kind-Wochenende oder Fachvorträge wie „Kinder erziehen und trotzdem chillen“ oder „Kinder brauchen Grenzen – Eltern auch“ – was immer Familien stützt. ???????? Brückenfunktion in die Regeldienste Darüber hinaus hat der Familienstütz- punkt auch eine Brückenfunktion: Muthmann und ihr Team kennen die Familien und die Herausforderungen, vor denen diese stehen, begreifen Die mit der sich als niedrigschwelliges Angebot, das Kontakt zu Regeldiensten wie Brückenfunktion Erziehungsberatungsstelle oder Frauenhaus herstellt. Auch mit Ver- einen besteht enger Austausch, denn „uns interessiert natürlich auch, Text: Alexandra Kournioti was mit den Kindern nach 17.15 Uhr und am Wochenende passiert“. Im Fachdienstraum steht ein Keyboard sich, nicht nur wegen der räumlichen und eines Tages fragte eine Sechst- Nähe, „sondern auch weil die Kinder Manchmal sind die Anliegen der Rat- klässlerin Gabi Muthmann, Leiterin nicht in jedem Angebot mit neuen Be- suchenden gleich zu beantworten, der AWO-Schulkinderbetreuung in zugspersonen konfrontiert werden, wir wie das nach der nächstgelegenen Trostberg, ob sie auf dem Instrument arbeiten einrichtungsübergreifend“. Krabbelgruppe. Oft ist Muthmanns spielen dürfe. Durfte sie und kaum Vermittlung komplexer und erfordert war die erste Melodie verklungen, 165 Kinder, zehn Nationalitäten Feingefühl, wie im Fall einer allein- fragte Muthmann die Schülerin, wo Aktuell werden 165 Kinder im Alter von erziehenden Mutter, die ihr Kind sie so gut zu musizieren gelernt habe. sechs bis zwölf Jahren aus insgesamt nicht im Hort anmelden wollte, weil Das habe sie sich selbst beigebracht, zehn Nationalitäten betreut; jedes sie fürchtete, Gebühren nicht zahlen lautete die Antwort. „Für mich war dritte Kind hat einen Migrationshinter- zu können. Muthmann unterstützte klar, so ein Talent muss gefördert grund und jedes einzelne hat ein Mit- die Frau, die Kostenübernahme beim werden. Also habe ich die Musikschule spracherecht. „Partizipation wird bei zuständigen Amt zu beantragen. kontaktiert“, erzählt Muthmann. Dort uns großgeschrieben“, sagt Muth- erhielt das Mädchen vier Jahre Klavier- mann. Vor allem in der Kinderkonfe- Dass das Verhältnis zu den Kindern, unterricht, finanziert von einer Privat- renz können die Minderjährigen ihre die oft über Jahre die Angebote wahr- person. „Schülerin und Förderer Ideen vorstellen. Oft werden solche, nehmen, ein enges ist, liegt auf der waren beide glücklich“, erinnert die die Mehrheit überzeugen, reali- Hand. Nicht selten überdauert es die sich die Pädagogin. siert, beispielsweise Hochbeete und Schulzeit. „Wenn ehemalige Kinder eine Hütte. „Unser Anliegen ist es, zu uns kommen, um uns ihre erste Einrichtungsübergreifendes Arbeiten die Kinder auch in Bereichen zu stär- Freundin vorzustellen oder ihren Beispiele wie diese kennt Muthmann ken, die über die Schule hinausgehen. Führerschein zu zeigen, dann ist die viele. Bei der Trostberger Schulkinder- Sportlich, musikalisch und handwerk- Freude riesengroß“, sagt Muthmann betreuung handelt es sich um eine lich zum Beispiel“, sagt Muthmann. und ergänzt lachend: „Manchmal besondere Einrichtung, denn sie ver- erzählen sie auch, was sie früher al- eint unter einem Dach mehrere Ange- Anlaufstelle für die ganze Familie les angestellt haben.“ Was das war, bote: offene Ganztagsschule, integra- Bei alledem sei es wichtig, jedes Kind verrät sie natürlich nicht. tiven Kinderhort, Schulbegleitung, dort abzuholen, wo es steht, und die Mittagsbetreuung und Familienstütz- Angehörigen miteinzubeziehen. Damit schulkinderbetreuung@ punkt. Das bringe viele Vorteile mit das gelingt, gestalten Muthmann und awo-trostberg.de 10 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
WIR DIE AWO AUS DEM BEZIRKSVERBAND IN SCHWABEN Liebe Freundinnen und Freunde, verehrte Leser*innen, oft und gerne sprechen wir mit Stolz von unserer „AWO-Familie“, wenn wir über das vielfältige Engagement in unserem Wohlfahrtsverband berichten. Mit Le- ben gefüllt wird dieser Begriff durch die vielfältigen Angebote für Familien, die Marion Leichtle-Werner, Vorständin für Gleichstellung, wir in unseren Familienstützpunkten, Be- Bau und Finanzen, bringt den Aufkleber „Willkommen ratungsstellen und Kinderbetreuungsein- Vielfalt“ an der Eingangstüre der Geschäftsstelle der richtungen bereithalten. Geprägt wird die AWO Schwaben in Stadtbergen an. AWO-Familie aber insbesondere durch das Gefühl des „sich aufeinander verlas- sen Könnens“, durch ein „sich angenom- Willkommen Vielfalt men Fühlen wie man ist“ und durch ein Anlässlich des Deutschen Diversity Tags hat die AWO Schwaben ihre rund 100 Einrichtungen und sozialen starkes Band der Solidarität. Die Stärkeren Dienste dazu aufgerufen, ihre Offenheit und Wertschät- helfen den Schwächeren, die Reichen tei- zung gegenüber allen Menschen nach außen bekannt len mit den Armen. Voneinander lernen, zu machen sowie nach innen, etwa im Rahmen von miteinander kämpfen, füreinander da Teamsitzungen, darüber in den Dialog zu treten. Zum sein – all das hat einen hohen Stellen- Anbringen an den Eingangstüren gab es daher Aufkle- ber mit der Aufschrift „Willkommen Vielfalt“ und einem wert. Aber alles steht unter dem Motto eigens entwickelten bunten Logo. Damit soll allen, die der „Hilfe zur Selbsthilfe“. Wie in einer die Einrichtungen betreten, diese Botschaft auf den richtigen Familie eben. Johann Wolfgang ersten Blick signalisiert werden. Den Aufklebern lagen von Goethe hat es so ausgedrückt: „Zwei außerdem Flyer mit weiterführenden Informationen Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bei, die sich sowohl an Mitarbeitende als auch an Kli- ent*innen, Patient*innen und Besucher*innen richten. bekommen: Wurzeln und Flügel“. Ein Darüber hinaus können sie Bewerber*innen in Vorstel- schönes Bild. Und es trifft irgendwie auch lungsgesprächen an die Hand gegeben werden. „Der auf die AWO zu. Bei uns kann man „Halt AWO Schwaben liegt dieses Thema sehr am Herzen. finden“ und lernen, eigenverantwortlich Offenheit und Toleranz sind zum einen Teil unserer seit das Leben gut zu meistern. Diesen Weg rund 100 Jahren bestehenden Werte als Wohlfahrtsver- wollen wir weiterhin beschreiten. band. Zum anderen wollen wir aber auch von Arbeitge- berseite die Vielfalt in unserem Unternehmen erhöhen“, erklärt die Vorständin für Gleichstellung, Bau und Herzlichst Ihre Finanzen, Marion Leichtle-Werner. Der Deutsche Diver- sity Tag findet jedes Jahr bundesweit statt und wurde Brigitte Protschka vom gemeinnützigen Verein „Charta der Vielfalt“ ins Vorsitzende des Präsidiums Leben gerufen. Es handelt sich hierbei um eine Arbeit- und Verwaltungsrats gebendeninitiative. Deren Herzstück ist eine Urkunde, die Charta der Vielfalt, mit der sich Unterzeichnende, wie die AWO Schwaben, dazu selbstverpflichten, Vielfalt und Wertschätzung in der Arbeitswelt zu fördern. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 11
65 Meter langer Geduldsfaden AUS DEM BEZIRKSVERBAND Schwabenweite AWO-Aktion stellt kreativ dar, wie viele Anstrengungen Haupt- und Ehrenamtliche in der Corona-Zeit bereits aufgebracht haben. Die Corona-Pandemie verlangt allen viel Disziplin ab. Das Vereinsleben war größtenteils völlig lahmgelegt, soziale Einrichtungen arbeiteten am Limit. „Da kann man gut und gerne einen Geduldsfaden brauchen, der möglichst nicht reißt“, dachte sich die AWO Schwaben und hat ihre Ehrenamtlichen in den knapp 90 Ortsverei- ???????? nen sowie alle Mädchen und Buben, die in ihren rund 40 Kindertageseinrichtungen betreut werden, zu einer bunten Mitmach-Aktion eingeladen. Es galt möglichst viele Fadenstücke samt Herzanhänger zu gestalten, diese Bunt, vielgestaltig und vor allem 65 Meter lang ist der an die Stadtbergener Verbandsgeschäftsstelle einzusen- gemeinsam geknüpfte Corona-Geduldsfaden der den, wo sie zu einem langen und variantenreichen AWO Schwaben. „Geduldsfaden“ zusammengefügt wurden. Dabei kamen stattliche 65 Meter zusammen, die zum einen die bereits aufgebrachten Anstrengungen in der Corona-Zeit kreativ darstellen und würdigen, zum anderen aber auch im Prozess der Herstellung die Zeit des Wartens überbrückten und für ein wenig Abwechslung sorgten. Für die Präsidiumsvorsitzende der AWO Schwaben, Brigitte Protschka, zeigt sich in dem Gemeinschaftswerk zudem ein großes Stück Solidarität. „Die Pandemie setzt uns allen sehr zu, doch die AWO-Familie lässt sich nicht niederdrücken und hält zusammen. Unser Netzwerk reißt nicht“, so Protschka wörtlich. Auf der Website der AWO Schwaben www.awo-schwaben.de sind alle Aktionsteilnehmer aufgeführt. Wir danken fürs Mitmachen! Besonderes Musikerlebnis mit Herz Mit einem auf der Internetplattform „YouTube“ abrufbaren Konzertvideo der Augsburger Band „John Garner“ ließ die AWO Schwaben während der gesamten bundesweiten AWO-Akti- onswoche (12. bis 19. Juni) im wahrs- ten Sinne des Wortes „aufhorchen“: Zu bestaunen gab es nicht nur eine Mega-Portion an Talent. Die Musiker überzeugten auch mit ihrer Spielfreu- de – kein so leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass der antrei- bende Applaus eines Live-Publikums fehlte - und machten das exklusive AWO-Konzert somit zu einem beson- Die Augsburger Band „John Garner“ spielte in der bundesweiten deren Musikerlebnis mit Herz. Die An- Aktionswoche für die AWO Schwaben auf, allerdings nicht live, moderation übernahm AWO-Schwa- sondern in Form eines aufgezeichneten Konzerts. ben-Präsidiumsvorsitzende Brigitte Protschka. Im Hinblick auf das Motto der diesjährigen Aktionswoche „Ehrenmenschen“, wobei sich Ehren- und Hauptamtliche gleichermaßen angespro- chen fühlen durften, sagte sie: „Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie viele großartige Ehrenmenschen sich in unserer AWO engagieren. Ihnen allen gilt der Dank der AWO Schwaben und auch mein ganz persönlicher. Lasst uns gemeinsam weiter durchhalten und das Ziel unserer Arbeit, für Menschen in allen Lebenslagen da zu sein, wei- ter im Blick behalten.“ 12 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Top-Engagement aus Schwaben AUS DEM BEZIRKSVERBAND Alfons Schier und Vera Schweizer erhalten jeweils die Hans-Weinberger-Urkunde. Die höchste Auszeichnung der bayerischen AWO, die Hans-Weinberger-Urkunde, haben Alfons Schier aus Krumbach und Vera Schweizer aus Gundelfingen erhal- ten. „Es handelt sich hier um eine ganz besondere Aus- zeichnung, die nur ganz wenige erhalten, eben jene, die sich ehrenamtlich über sehr viele Jahre auf vielfäl- tigste Art engagiert und die Werte der Arbeiterwohlfahrt ???????? gelebt haben. Alfons Schier und Vera Schweizer gehören dazu“, sagte AWO-Schwaben-Präsidiumsvorsitzende Sie freuten sich über die Auszeichnung mit der und stellv. Landesvorsitzende Brigitte Protschka bei der Hans-Weinberger-Urkunde: Vera Schweizer aus persönlichen Übergabe der Urkunden und Ehrennadeln Gundelfingen und Alfons Schier aus Krumbach. am Verbandssitz in Stadtbergen. Der ehemalige Stadt- und Kreisrat Alfons Schier steht Vera Schweizer engagiert sich beim AWO-Ortsverein seit beinahe vier Jahrzehnten an der Spitze der Krum- Gundelfingen seit mehr als 20 Jahren als Senioren- bacher Kreis-AWO. In den AWO-Bezirksvorstand zog er club-Leiterin. Seit 2007 ist sie Vorsitzende. In den vor 35 Jahren ein. Dort engagierte er sich zwei Jahr- Kreisvorstand zog sie bereits 2001 ein. Die örtliche Be- zehnte auch als stellvertretender Vorsitzender. Seine treuung von Menschen bei schwerer Krankheit oder bei Errungenschaften: Aufbau der mobilen Dienste „Essen Todesfällen enger Angehöriger wurde von ihr ebenso auf Rädern“ und „Mobiler Sozialer Hilfsdienst“ wie die Betreuung geflüchteter Menschen ins Leben ge- (AWO-Ortsverein Krumbach) sowie hoher Einsatz bei der rufen. Die Gründung der Einrichtungen und Dienste der Errichtung der „Ambulanten Alten- und Krankenpflege“ AWO im Landkreis Dillingen ist eng mit ihrem Namen im Altlandkreis Krumbach und beim Ausbau des verbunden. Vera Schweizer verbindet ihr Engagement in AWO-Alten- und Pflegeheims Krumbach. Unvergessen der AWO mit ihrem politischen Wirken als Stadt- und bleiben seine mit großer Hingabe und Liebe zum Detail Kreisrätin in vorbildlicher Art und Weise. „So ist sie das, für den AWO-Bezirksverband durchgeführten Hilfsgüter- was man heute ein ‚Role Model‘ nennt – eine Frau in transporte nach Rumänien, in das ehemalige Jugosla- Führungsposition mit Vorbildfunktion. Ein Aushänge- wien und in die Ukraine. schild für die AWO“, fasste Protschka zusammen. Bundesverdienstkreuz für Willi Leichtle Über die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande darf sich Willi Leichtle freuen. Einen „Tau- sendsassa mit vielen Talenten“ und einen „engagierten und empathischen Charakterkopf, der sein Leben dem Einsatz für die Gemeinschaft gewidmet hat“, nannte ihn die Bayerische Sozialministerin Carolina Trautner, als sie ihm, stellvertretend für den Bundespräsidenten, das Bundesverdienstkreuz am Bande in Augsburg überreichte. Leichtle ist seit Jahrzehnten Mitglied des AWO-Schwaben-Präsidiums und prägt zudem die Vor- standsarbeit des AWO-Kreisverbands Augsburg. Zuletzt setzte er sich erfolgreich für das AWO-Haus der Genera- Im Bild von links: Augsburgs 3. Bürgermeister Bernd tionen in Inningen ein. Dem Bayerischen Landtag, wo Kränzle, Willi Leichtle, Sozialministerin Carolina Traut- er insbesondere in Sachen „Sportpolitik“ immer wieder ner, MdL Harald Güller sowie Dr. Erwin Lohner, Regie- punktete, gehörte er 22 Jahre an. Im Augsburger Stadt- rungspräsident von Schwaben. rat war er beinahe 40 Jahre tätig. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 13
KINDERTAGESEINRICHTUNGEN ???????? Freuen sich über das fertiggestellte Konzept zum Schutz von Kindern in den Kitas der AWO Schwaben, von links: Jutta Heim (AWO Schwaben), Felix Nüßle (AWO-Kinderhaus Pfaffenhofen), Thomas Moster (AWO-Kinderhaus Augsburg-Göggingen), Silke Scherer (AWO Schwaben), Petra Albrecht (AWO-Kita Vöhringen) sowie Manuela Billing (AWO Schwaben). Lange studiert, statt nur kopiert Die Arbeiterwohlfahrt Schwaben stellt eigenes Konzept zum tungen vorausgingen, war es den Beteiligten möglich, Schutz von Kindern vor Gewalt fertig. in der Arbeit mit Kindern zunächst eine eigene Wahr- nehmung von den verschiedenen Formen der Gewalt zu Sicher vor körperlicher, seelischer und sexualisierter Ge- entwickeln. Auch ist das Schutzkonzept erweiterbar: walt: So sollen Mädchen und Buben aufwachsen – auch Mithilfe der darin enthaltenen sogenannten pädagogi- in den rund 40 Kindertageseinrichtungen der schwäbi- schen Reflexionsfragen kann jede Einrichtung für sich schen Arbeiterwohlfahrt (AWO). Vor diesem Hintergrund eine aktuelle und individuelle Risikoanalyse erstellen. hat die AWO Schwaben nun ein eigenes knapp 30-seiti- ges Schutzkonzept fertiggestellt. Darin sind einrich- Das Konzept ist als Selbstverpflichtung des AWO-Be- tungsübergreifende Standards festgehalten. Das Beson- zirksverbands Schwaben und all seiner Mitarbeitenden dere: Statt diverse Vorlagen schnell zu „kopieren“, hieß zu verstehen und gründet nicht zuletzt auf dem Men- es lange selbst „studieren“. Bereits 2020 wurde ein schenbild, das sich in den AWO-Grundwerten Solidari- vielfältig zusammengesetzter Fachbeirat gegründet, tät, Toleranz, Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit ma- bestehend aus den Kinderhaus-Leitern Thomas Moster nifestiert. Es bietet Orientierung und Handlungssicher- (Augsburg-Göggingen) und Felix Nüßle (Pfaffenhofen), heit, ist veröffentlicht und dient darüber hinaus als In- der Erzieherin Petra Albrecht (AWO-Kita Vöhringen), formationsquelle für alle Interessierten. Und es fußt auf Jutta Heim, Fachbegleitung Kinder- und Jugendhilfe früheren Errungenschaften der AWO Schwaben in Bezug sowie Manuela Billing, Fachberatung Kinder- und Ju- auf den Kinderschutz. Unter der Prämisse, Kindern ei- gendhilfe. „Ziel war es, unter Einbeziehung der Sicht- nen Raum zu bieten, in dem sie sich sicher fühlen, ihre weisen unterschiedlichster Akteure Standards zu entwi- Persönlichkeit optimal entwickeln können, einen ge- ckeln, die einerseits eine klare, gemeinsame Haltung waltfreien Umgang erleben und an allen Entscheidun- zum Ausdruck bringen, andererseits den einzelnen gen beteiligt werden, verabschiedete in den vergange- Teams vor Ort jedoch genügend Raum zur konkreten in- nen Jahren bereits ein Großteil der Einrichtungen des dividuellen Ausformulierung lassen“, erklärt Silke Sche- AWO-Bezirksverbands Schwaben Verfassungen für Kin- rer, Vorstand für Kinder- und Jugendhilfe. Durch diese derrechte. Vorgehensweise, der Fachtagungen mit allen Kita-Lei- 14 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
KINDERTAGESEINRICHTUNGEN Vordere Reihe von links: Karola Schnierle, Christine Fischer und Bärbel Hayn. Hintere Reihe: Hans Scheiterbauer-Pulkkinen und Silke Scherer. Höchster Respekt für die Leistungen Die schwäbische Arbeiterwohlfahrt verabschiedet drei lang- Menschen zu arbeiten, war von Beginn an ihre Triebfe- jährige Kita-Leiterinnen. Zusammen brachten sie es auf fast der. Karola Schnierle hatte im März 1984 ihre Arbeit in 100 Dienstjahre. der Einrichtung in Langweid aufgenommen. Sie hatte damals unter allen Bewerberinnen „mit Abstand den Ein großes Aufsehen um die eigene Person war zwar nie besten Eindruck“ hinterlassen und konnte bereits auf „ihre Sache“, doch nach so vielen Dienstjahren konnten sechs Jahre Berufserfahrung zurückgreifen. Ihr Berufs- sich Karola Schnierle (fast 37 Jahre Leiterin der AWO- wunsch ging auf die vorbildliche Kindergartenleiterin Kindertagesstätte „Spatzennest“ in Langweid), Bärbel ihres jüngeren Bruders zurück. Christine Fischer, die Hayn (fast 30 Jahre in der AWO-Kindertagesstätte weiterhin als Verwaltungskraft im Kinderhaus in Haun- „Regenbogenhaus“ in Kempten-Sankt Mang, davon stetten tätig ist, startete im Oktober 1984. In einer Stel- 19 Jahre als Leiterin) und Christine Fischer (fast 37 Jahre lungnahme des früheren Arbeitgebers hieß es: „Fräulein Leiterin des AWO-Kinderhauses „Purzelbaum“ in Augs- Christa war durch ihr feines, hilfsbereites Benehmen bei burg-Haunstetten) dann doch nicht so „sang- und Kolleginnen und Kindern sehr beliebt. Sie verstand es klanglos“ verabschieden. Allein schon die Kinder und ausgezeichnet, sicher der jeweiligen Arbeit und den die Teams ließen das nicht zu. Bereits Ende 2020 galt es Kindern anzupassen.“ Dabei wollte sie ursprünglich zur „Tschüss“ zu sagen, nun aber – nach Monaten bedenk- Kripo, benötigte für eine Einstellung jedoch Berufser- licher Coronavirus-Infektionszahlen, in denen ein Zu- fahrung in sozialer Arbeit und ist dann in der Kita ge- sammenkommen nicht möglich war - richtete der Trä- blieben. ger, die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Schwaben, eine kleine Den höchsten Respekt für die Leistungen aller drei Lei- Corona-konforme Veranstaltung an der Stadtbergener tungen sprach Scheiterbauer-Pulkkinen aus. „Es gab Geschäftsstelle aus, um die Leistungen zu würdigen. neben den pädagogischen Herausforderungen einiges Und so freuten sich die drei einstigen Kita-Verantwortli- zu bewältigen. Bei uns war immer viel los“, sagte er chen, nicht nur Silke Scherer, Vorstand für Kinder- und und erwähnte etwa den großen Umbruch 2005 im Rah- Jugendhilfe, zu treffen, sondern auch deren Vorgänger men der Umsetzung des BayKiBiG, den Krippenausbau Hans Scheiterbauer-Pulkkinen, der die überwiegende im Jahre 2008 sowie den stetig wachsenden Fachkräf- Zeit ihrer AWO-Tätigkeit ihr Chef gewesen war. Ein Blick temangel. Hinzu kamen Anforderungen hinsichtlich von Silke Scherer in die Personalakten ergab, dass Bär- Umwidmungen und baulicher Veränderungen. „Vielen bel Hayn 1991 als Kinderpflegerin in der Kemptener Dank für alles. Wir werden dieses gute, über so viele Einrichtung angefangen hatte. Nur kurze Zeit später, im Jahre gepflegte Miteinander sehr vermissen“, sagte Silke Oktober 1992, übernahm sie die Gruppenleitung als Scherer, überreichte jeweils einen bunten Blumenstrauß „zuverlässige, freundliche und qualifizierte Kraft“, wie und lud dazu ein, der AWO Schwaben doch mal einen es in einer Stellungnahme hieß. 2001 wurde ihr die Besuch abzustatten, wenn die neue Geschäftsstelle in Leitung des Hauses übertragen. Die Freude, mit jungen Stadtbergen fertiggebaut ist. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 15
KINDERTAGESEINRICHTUNGEN Kinder- und Jugendkonferenz im Sozialministerium Gablingen. 50 Kinder aus ganz Bayern – darunter auch die Mädchen und Buben des AWO-Kinderhorts Gablin- gen – haben sich an der digitalen Kinder- und Jugend- konferenz im Sozialministerium in München beteiligt. Das Thema lautete „Partizipation: Mitwirken – Mitge- stalten“. Die Hortkinder hatten sich zuvor aktiv mit den unterschiedlichsten Perspektiven von Mitbestimmung und Beteiligung am öffentlichen Leben beschäftigt und daraufhin konkrete Forderungen entwickelt. Ihr Ergeb- ???????? nis stellten sie Staatsministerin Carolina Trautner in der Konferenz vor und dies auf ziemlich originelle Weise: In zwei selbstgedrehten Filmen mit Playmobil-„Schau- und Familienminister, in der das Bundesland Bayern spielern“ erlebten alle mit, was sich die AWO-Kinder dieses Jahr den Vorsitz hat, vorgestellt. „Diese Veran- vorstellen, wo und wie genau sie sich beteiligen wollen staltung war eine tolle Sache, denn hier konnte und was bzw. wen sie brauchen, damit sie mitsprechen auf ganz aktuelle Weise und an wichtiger Stelle das können. Benötigt werden vor allem Erwachsene, die AWO-Schwaben-Kernthema Partizipation, so wie es in nicht immer sagen: „Das geht nicht!“ Die Ergebnisse allen unseren Kindertageseinrichtungen und durch die und Forderungen aus allen Workshops wurden gesam- Kinder vertreten gelebt wird, anschaulich gezeigt wer- melt und anschließend in der Konferenz der Jugend- den“, meint Hort-Leiterin Katharina Lindenbaum. Kunst am Bienenhaus Oberbeuren. Am Bienenhaus auf der Wiese beim Hoch- behälter des Wasserwerkes in Oberbeuren ist ein schö- nes Kunstwerk aus Kinderhand zu bewundern. Der Imker und ehemalige Mitarbeiter des Wasserwerkes, Harald Acker, hatte das AWO-Haus für Kinder in Ober- beuren um Mithilfe gebeten. Er hatte sich für seinen Bienenstock ein von Kindern gemaltes Bild gewünscht. Anja, Katharina und Lilly setzen zusammen mit ihrer Erzieherin Ivana Hromada das Projekt um. „Den Leuten gefällt das Bild. So ein hübsches Zuhause haben nicht viele Bienen“, schwärmt der Imker. Klettergerüst ist „super super mega gut“ Kaufbeuren. Mit großer Freude feierte das AWO-Kinder- haus am Klosterwald Corona-konform die Fertigstellung des neuen Klettergerüsts. Die Kinder hatten es bereits unter vollem Körpereinsatz bespielt und es für „super super mega gut“ befunden. Es kostete 18.000 Euro und dieses Geld musste erst einmal beschafft werden. Der Elternbeirat hatte deshalb zahlreiche Aktionen gestartet. Hinzu kamen großzügige Spenden aus der Elternschaft und von Firmen, wie Högg Anlagenpflege GmbH, Schwimmschule Frosch, Sparkasse, Allianz-Versiche- rung, Hawe Hydraulik und Kaes GmbH. Das brachte ein Drittel der Kosten ein. Zwei weitere Drittel steuerten die von allen Seiten und glücklich über die Wertschätzung, AWO Schwaben als Trägerin sowie die Stadt Kaufbeuren die uns dadurch entgegengebracht wurde“, erklärt die bei. „Wir sind sehr dankbar für das große Engagement Kinderhausleitung Gertrud Schmücker. 16 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Wertvolle Arbeit DIE AWO – EINE FAMILIE für Familien In Lindenberg und in Stadtbergen betreibt die AWO Schwaben zwei ganz besondere Kontakt- s o ziale und Anlaufstellen. nd S it u rb e ,A fö r i Ge li e de m rt d Fa Es gibt viele Gründe, warum Eltern in der Erziehung ih- ur c f ür ri u m ???????? h da s Baye iste ris c h e S t a a t s m in rer Kinder und der Gestaltung eines guten Familienle- bens manchmal an ihre Grenzen kommen. Passgenaue Hilfe bieten Familienstützpunkte. Die AWO Schwaben ist darum, bei der sicheren, kindgerechten und sinnvollen Trägerin zweier solcher staatlich geförderter Kontakt- Nutzung zu unterstützen. Viele Themen sind normaler und Anlaufstellen. Eine davon befindet sich in Linden- Teil des Aufwachsens und universell, etwa Schlafen, berg, die andere in Stadtbergen. Wir haben mit den Trotz, Geschwisterstreit, Grenzen, Schulthemen, Puber- Leiterinnen Astrid Atmanspacher (Familienstützpunkt tät etc. Lindenberg-Westallgäu, kurz FSP-L) sowie Evelyn Jon- schel und Anke Reiser (AWO-Haus der Familie, kurz HdF) Wie kann ein gutes Familienleben gelingen? Was kann jeder gesprochen, um zu erfahren, was diese besondere Form selbst tun, was muss die Politik regeln? der sozialen Arbeit heute ausmacht. FSP-L: Einzelne Familienmitglieder erkennen ihre Stär- Wie lautet der Auftrag Ihrer Einrichtung? ken (z. B. die Ruhe, um ein Kind zu Bett zu bringen), setzen sie gezielt ein und erleben Entlastung und Har- FSP-L: Wir bereiten zusammen mit den Familien nie- monie für die ganze Familie. Gerade die Großeltern derschwellige Angebote vor, wobei sich die Familien gut können hier unterstützend eine wichtige Rolle spielen. kennenlernen und Isolation vermieden wird. Unsere Aufbau und Pflege von Kontakten zu anderen Familien Mitarbeiterinnen kommen auch ins Haus und beraten ermöglicht Austausch und gegenseitige Unterstützung. und unterstützen. Je nach Erfordernis stellen wir Kon- Von der Politik wünschen wir uns die Schaffung bzw. takt her zu anderen Institutionen, z. B. Kinderschutz- den Ausbau der Rahmenbedingungen für ein familien- bund oder Jugendsozialarbeit, und bieten gemeinsame freundliches Miteinander, z. B. Treffpunkte, Begeg- Projekte an. nungsstätten, Kinderspielplätze - für alle Altersklassen HdF: Wir begleiten Familien von der Geburt des ersten und Nationalitäten. Kindes bis ca. zum Ende des Grundschulalters. Dazu HdF: Sicher ist es wichtig, in den Familien die Aufgaben bieten wir Vorträge zu Erziehungs- und Gesundheits- gut zu verteilen, um eine Überlastung der Mütter zu themen sowie Kurse zur Freizeitgestaltung für Kinder verhindern. Außerdem braucht jedes Mitglied Zeiten für und Erwachsene an. Außerdem finden Familien bei uns sich allein. Ebenso wichtig sind aber auch Zeiten, in de- Beratung zu den Themen Erziehung, Partnerschaft, nen man gemeinsam entspannen kann. Die Politik ist Trennung und Scheidung, finanzielle Unterstützung und bei der besseren Aufteilung der Erwerbsarbeit und der Mutter-/ Vater-Kind-Kuren. Familienarbeit zwischen Frauen und Männern gefragt. So lange Frauen weniger verdienen als Männer und Was sind die Themen, die Familien heutzutage besonders Männer, die in Teilzeit arbeiten, belächelte Exoten sind, bewegen? tun sich Familien hart mit einer guten Work-Leisu- FSP-L: Corona-bedingt dreht sich vieles um die Frage, re-Verteilung für beide Elternteile. Wenn ein Elternteil wie Betreuung in Kita und Schule planbar und ohne sich entscheidet, nicht erwerbstätig, sondern voll für die Ansteckungsgefahr gewährleistet werden kann. Hinzu Familie da zu sein, sollte das auch von der Gesellschaft kommen Existenzängste, auch beruflicher Art. Die fami- bezahlt werden, durch so etwas wie ein Grundeinkom- liäre Situation ist erschwert. Das merken wir deutlich. men. Es gibt noch viel mehr zu tun, wenn man be- Außerdem bewegen die Familien oft Beziehungsthemen denkt, wie vielfältig „Familie“ heutzutage ist. Alleiner- ebenso wie Herausforderungen, wie „mein Kind isst ziehende haben andere Bedürfnisse als Stieffamilien, nicht“ oder „Konflikte unter Geschwistern“ etc. Familien mit Migrationshintergrund, Regenbogenfami- lien usw. HdF: Mit Corona hat die Mediennutzung einen höheren Stellenwert bekommen. Kinder kommen immer früher Mehr dazu unter www.stmas.bayern.de/erziehungsbe- mit Handy, Tablet und Co. in Berührung. Dabei geht es ratung und unter www.awo-haus-der-familie.de WIR • Das Magazin der AWO Bayern 17
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