WELL POSITIONED. ANNUAL 2013 - REGINFO
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Annual 2013
Well positioned.
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Linde ist das größte Gase- und Engineering-
unternehmen der Welt.
Das Unternehmen ist die Nummer eins in vier
von fünf aufstrebenden Volkswirtschaften und einer der weltweit
führenden Healthcare-Anbieter der Gaseindustrie.
Linde verfügt über umfassende
Kompetenzen im zukunftsträchtigen Markt für
Energie- und Umwelttechnologien.
Linde ist innovativ und entwickelt
gemeinsam mit seinen Kunden Lösungen für
die Herausforderungen von morgen.
Das Unternehmen verbessert kontinuierlich
seine Abläufe und Prozesse, und dies nachhaltig.
Mit anderen Worten:
Linde ist gut positioniert. WorldReginfo - 49dffec3-c6ec-476d-bd44-65bbb8f006d7
M o s ka u , R u s s l a n d
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r eg i o n a l e wac h s t u m s m ä r k t e
Linde ist besonders stark in den Märkten,
die auch mittelfristig die größte Dynamik aufweisen.
L i n de Lkw,
B a s e l , S c hwe i z
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P r oz e s s o p t i m i e r u n g
Linde etabliert weltweit und in allen Bereichen
erstklassige Standards.
P r o f. D r . K r z y s z to f S z y ma n o w s k i ,
G eb u r t s k l i n i k P o s e n , P o l e n
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H ea lt h c a r e
Healthcare ist ein globaler Megatrend, der durch den
demographischen Wandel beschleunigt wird.
Wa s s e r s to f f ta n k s t e l l e ,
Berlin, Deutschl and
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E n e r g i e u n d Umwe lt
Linde verfügt über die erforderlichen Kompetenzen,
um eine effiziente Erschließung und Nutzung unserer
Ressourcen zu ermöglichen.
L i n de F o r s c h u n g s - u n d E n t w i c k lu n g s z e n t r u m ,
Sa n M a r co s , US A
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I n n ovat i o n s k r a f t
Zielgerichtete Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten
sind ein wesentlicher Baustein für
den nachhaltigen Geschäftserfolg von Linde.
I n halt
Expansion in Nachhaltige
regionalen Wachs- Optimierung von
tumsmärkten Prozessen
Seite 4 Seite 18
I n t e r v i ew : I n t e r v i ew :
Dr. Hans-Hermann Kremer, Andrew Smith,
Leiter der Regional Business Unit Leiter Distribution Flüssiggase
Mittlerer Osten & Osteuropa
Der Weg
» Ein Marktführer ist das Ziel
muss besser sein als
Seite 20
die Wettbewerber.«
Seite 6
Rep o r t age :
Versorgungskette Flüssiggase
Rep o r t age :
Effiziente
On-site-Geschäft Russland
Logistik
Echte
Seite 24
Partnerschaft
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Seite 10
2
I n ha lt
Globaler Technologien Entwicklungen
Megatrend für den für die Zukunft
Healthcare Wachstumsmarkt Seite 62
Seite 34 Energie
und Umwelt
Seite 48
I n t e r v i ew : Rep o r t age : I n t e r v i ew :
Dr. Christian Wojczewski, Wasserstoff Dr. Kevin McKeigue,
Leiter der Global Business Innovationsmanager und Leiter
Unit Healthcare Vielseitig verwendbar des Bereichs Nanotechnologie
Ganzheitliche Seite 50 Von der guten
Gesundheitsversorgung Idee zum
I n h a lt
Seite 36 erfolgreichen
I n t e r v i ew : Geschäftsmodell
Markus Bachmeier,
Leiter Hydrogen Solutions Seite 64
Rep o r t age :
Sauber, stark,
Telemedizin
schnell
Am Puls der Zeit Rep o r t age :
Seite 58
Kohlenstoff-Nanoröhrchen
Seite 40
Der Werkstoff
der Zukunft
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Rep o r t age : Seite 68
Gase als Schmerzmittel
Sanfte Geburt
Seite 44
Jahresrückblick
Seite 76
Impressum
Seite 78
Unternehmensprofil
Seite I
Linde in Zahlen
Umschlag
3
Expansion in
regionalen Wachs
tumsmärkten
I n t e r v i ew :
Dr. Hans-Hermann Kremer,
L i n d e a n n u a l 2013
Leiter der Regional Business Unit
Mittlerer Osten & Osteuropa
»Ein Marktführer
muss besser sein als
die Wettbewerber.«
Seite 6
Rep o r t age :
On-site-Geschäft Russland
Echte
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Partnerschaft
Seite 10
4Reg i o n a l e Wac h s t u m s m ä r k t e
Linde ist in vier von fünf Wachstumsmärkten im globalen Gasegeschäft die
Nummer eins: in Osteuropa, in der Region Greater C hina, in Süd- und Ostasien
und in Südafrika. Das Unternehmen ist also besonders stark in den Regionen,
die auch mittelfristig die größte Dynamik aufweisen werden. Um seine hervor-
ragende Position in den aufstrebenden Volkswirtschaften weiter zu festigen,
hat Linde in den vergangenen Jahren viel investiert. Und das soll auch so blei-
ben: In den kommenden drei Jahren will das Unternehmen rund 70 Prozent
der Projektinvestitionen im Gasegeschäft in den Wachstumsmärkten tätigen.
Dieses Engagement zahlt sich aus, wie zwei Beispiele aus dem Jahr 2013 zeigen:
So hat insbesondere der Anlauf der größten Luftzerlegungs-Anlage Indiens,
die Linde für Tata Steel errichtet hat, wesentlich zum Umsatz im Segment
Asien/Pazifik beigetragen. Der Hochlauf einer ähnlichen Anlage, der landesweit
ersten großen Luftzerlegungs-Anlage in Kasachstan, hat das On-site-Geschäft
von Linde in Osteuropa gestärkt.
5
16
Geschätztes
ostEuropa
Marktvolumen 2020
in Milliarden Euro.
Jährliche
12%
Wachstumsrate. Greater China
13%
10 WorldReginfo - 49dffec3-c6ec-476d-bd44-65bbb8f006d7
5
Süd- und ostasien
Südamerika
1
Südafrika
12%
12 %
9%
5i n t e r v i ew
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Dr. Hans-Hermann Kremer
–
Leiter der
Regional Business
Unit Mittlerer Osten
& Osteuropa
6Reg i o n a l e Wac h s t u m s m ä r k t e
»Ein Marktführer
muss besser sein als
die Wettbewerber.«
Auch in den kommenden Jahren wird der Großteil
der Projektinvestitionen von Linde in
die aufstrebenden Volkswirtschaften fließen.
Dr. Hans-Hermann Kremer erklärt, wie das
Unternehmen seine gute Position im Mittleren Osten
Li n d e a n n u a l 2 0 1 3
und in Osteuropa weiter ausbauen will.
Interview
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7i n t e r v i ew
»Wir wollen in allen unseren
Produk tbereichen weiter
überdurchschnit tlich wachsen.«
Dr. Hans-Hermann Kremer
Was ist für Sie ein echter Wachstumsmarkt? zu überzeugen. Man investierte dort lieber selbst und
Ein Markt wird für uns dann zum Wachstumsmarkt, wenn führte die Anlagen in Eigenregie, obwohl dies in den
er längerfristig ein überdurchschnittliches Potenzial bietet. meisten Fällen nicht sonderlich effizient war. Seit der
Grundsätzlich orientieren wir uns dabei an der Entwicklung Finanzkrise denken die Unternehmen auch in Russland
der Industrieproduktion und in Osteuropa zusätzlich am stärker darüber nach, wie sie ihre Mittel am sinnvollsten
Modernisierungsbedarf in der Industrie. Auf dieser Grund- einsetzen, und investieren bevorzugt in ihr Kerngeschäft.
lage bewerten wir die Chancen für jeden unserer Produkt-
bereiche. In Russland beispielsweise sehen wir vor allem Sie sind in Osteuropa die Nummer eins im Markt. Wie
L i n d e a n n u a l 2013
im On-site-Geschäft, also bei der Vor-Ort-Versorgung von entscheidend ist diese Position für weiteres Wachstum?
Industrieunternehmen, und darüber hinaus auch bei der Grundsätzlich ist es notwendig für uns und auch einfacher,
Belieferung der Kunden mit Flüssig- und Flaschengasen aus einer marktführenden Position heraus in expan-
gute Geschäftsmöglichkeiten. dierenden Märkten weiter zu wachsen. Wir benötigen
eine bestimmte Größe alleine dafür, um unsere hohen
Was sind Ihre Wachstumsziele für den Qualitätsstandards, beispielsweise in den Bereichen
Mittleren Osten und Osteuropa? Arbeitssicherheit, Finanzen, Controlling oder Vertrieb,
Wir wollen den Umsatz und das Ergebnis in dieser Region – erfüllen zu können. Dazu zählt auch u
nser weltweit gültiger
ausgehend von 2011 – bis zum Jahr 2016 verdoppeln. Wir „Code of Ethics“, dessen Werte nicht verhandelbar sind.
verfolgen dabei zwei Wege: Zum einen werden wir unser Gleichzeitig haben wir im On-site-Geschäft die Erfahrung
Geschäft mit bestehenden Kunden weiter ausbauen, zum gemacht, dass wir die Kunden noch besser überzeugen
anderen wollen wir durch die Gewinnung von Neukun- können, wenn wir im lokalen Gasemarkt auch mit einem
den überproportional wachsen. Wir verbinden dies mit kompetenten lokalen Management-Team auftreten. Eine
gezielten Investitionen. kritische Größe, internationale Ausrichtung, hohe Qualität
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in allen Bereichen und eine lokale Organisation – das ist
Worauf setzen Sie bei Ihren Investitionen? unser Erfolgsrezept.
Wir sehen in wichtigen Ländern Osteuropas den ganz kla-
ren Trend einer zunehmenden Industrialisierung und gleich- Also funktioniert das On-site-Geschäft
zeitig einen großen Nachholbedarf bei der Modernisierung als Wachstumstreiber?
technischer Anlagen. So hat man etwa in Russland Anfang Ja, absolut, unsere Luftzerlegungs-Anlagen sind dafür ein
der 1980 er Jahre aufgehört, neue Luftzerlegungs-Anlagen sehr gutes Beispiel. Hier erzielen wir Wachstum nicht nur
zu bauen und bestehende zu ersetzen. Folglich sind die durch die direkte Belieferung des jeweiligen Kunden am
Anlagen dort mindestens 30 Jahre alt. Außerdem wächst Standort, sondern wir versorgen von diesen Anlagen auch
die Bereitschaft der Unternehmen, neue On-site-Anlagen andere Abnehmer im Umkreis mit Sauerstoff, Stickstoff
auf dem eigenen Produktionsgelände von Gasefirmen wie und Argon. Sowohl tiefkalt verflüssigt in vakuumisolier-
Linde errichten und betreiben zu l assen. Das eröffnet solide ten Tankanlagen als auch unter hohem Druck gasförmig
Wachstumsmöglichkeiten für unser Gasegeschäft, aber in Stahlflaschen. Wir nennen dieses Modell „integriertes
auch für unsere E ngineering Division. Gasegeschäft“.
Hat bei den russischen Unternehmen Wie funktioniert dabei das Zusammenspiel
ein Umdenken stattgefunden? zwischen der Gases und der Engineering Division?
Das kann man so sagen. Früher war es kaum möglich, rus- Gerade in der Region Mittlerer Osten und Osteuropa hat
sische Unternehmen von den Vorteilen des O
n-site-Modells die Engineering-Kompetenz von Linde eine besondere
8Reg i o n a l e Wac h s t u m s m ä r k t e
Bedeutung. Seit Jahrzehnten genießt unser Anlagenbau in und in Osteuropa im Rahmen der Verbandsarbeit für die
diesen Märkten einen hervorragenden Ruf und fungiert so Einführung und Einhaltung von westeuropäischen Stan-
auch als Türöffner für unser Gasegeschäft: Engineering baut dards in der Gaseindustrie ein. Dabei geht es insbesondere
die Anlagen und unsere Gases Division bietet an, in diese um höhere Sicherheitsstandards bei Ausrüstungen und
zu investieren und sie zu betreiben. Selbstverständlich in Prozessen und um entsprechende Qualitätsstandards
können wir unseren Kunden auch „nur“ die Anlagen ver- bei den Produkten. Ein Beispiel ist Healthcare: In einigen
kaufen, aber wir versuchen sie stets davon zu überzeugen, Ländern im Mittleren Osten und in Osteuropa sind die
dass wir die Anlage effizienter und weitaus zuverlässiger Anforderungen für die Versorgung der Krankenhäuser
betreiben können als sie selbst. Unsere Kunden können mit medizinischem Sauerstoff naturgemäß noch nicht auf
sich stattdessen voll und ganz auf ihr Kerngeschäft konzen- dem Niveau wie in Westeuropa. Wir unterstützen des-
trieren, beispielsweise im Bereich Stahl oder Chemie – wir halb nachhaltig alle Bestrebungen, die die Produkte und
steuern unsere Expertise bei. Dienstleistungen in der Gaseindustrie sicherer machen.
Was waren für Sie im Jahr 2013 Welche Herausforderungen sehen Sie
die wichtigsten Projekte? in den kommenden Jahren?
Wir haben große Luftzerlegungs-Anlagen in V orsino süd Wir wollen uns in allen Produktbereichen weiter über-
östlich von Moskau und in Temirtau im Nordosten von durchschnittlich gut entwickeln. Dazu müssen wir uns mit
Kasachstan in Betrieb genommen. Außerdem konnten wir unseren Produkten und Dienstleistungen vor allem auch im
in Russland neue Verträge zur Langzeit-Versorgung mit Wettbewerb mit lokalen Gaseanbietern auf dem Markt für
KuibyshevAzot in Togliatti und mit Sibur in Dscherschinsk Flaschengase beweisen, beispielsweise in Russland, der
abschließen. Diese Projekte, die mit entsprechend hohen Ukraine, der Türkei und in Saudi-Arabien. Wir wollen dort
Investitionen verbunden sind, müssen wir nun termin- und durch die Etablierung neuer lokaler Vertriebspartner weiter
budgetgerecht umsetzen. vorankommen. Wenn es sich ergibt, auch durch kleinere
Zukäufe. Im On-site-Bereich liegt der Schwerpunkt für die
In welchen Branchen wollen Sie weiter wachsen? nächsten zweieinhalb Jahre in der Kommerzialisierung,
Neben der Metall- und Stahlindustrie haben wir vor allem also in der zeit- und termingerechten Inbetriebnahme der
die Bereiche Chemie, Petrochemie, Öl und G as im Blick. neuen Anlagen.
Aber auch in der Lebensmittelindustrie konnten wir neue
Kunden durch unsere anwendungstechnische Kompetenz Das sind ambitionierte Ziele …
in diesem Bereich gewinnen. Zudem wird der Gesundheits- Ja, und natürlich können wir nicht jedes Projekt gewinnen,
markt, unser Healthcare-Geschäft, zunehmend wichtiger. das ist auch klar. Aber als Marktführer haben wir einen
Verglichen mit Westeuropa ist dieser Produktbereich hier eindeutigen Anspruch: Wir wollen selbst darüber entschei-
noch relativ klein, doch wir arbeiten konsequent daran, den können, ob wir bei einer Auftragsvergabe zum Zuge
unser Geschäft auch in diesem Segment auszubauen. kommen oder nicht. Wenn wir sehen, dass ein Projekt für
uns nicht wirtschaftlich umzusetzen ist, dann verzichten
Wie gehen Sie dabei vor? wir darauf. Aber wenn wir bei Ausschreibungen gar nicht
Wir versuchen, potenzielle Kunden von der hohen Qualität erst gefragt werden sollten – dann würden wir etwas
unserer Produkt- und Serviceleistungen zu überzeugen. falsch machen. Als Marktführer müssen wir schlicht-
Wir orientieren uns dabei an den internationalen Anforde- weg besser sein als unsere Wettbewerber. Das ist unser
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rungen. So setzen wir uns besonders im Mittleren Osten Selbstverständnis.
Auswahl Investitionen 2013
Projek t 1 Projek t 2 Projek t 3
Dscherschinsk, russland Temirtau, Kasachstan Togliatti, Russland
Bau von zwei Hochlauf der Vereinbarung zur
Luftzerlegungs-Anlagen landesweit größten langfristigen Versorgung
für Sibur Luftzerlegungs-Anlage von KuibyshevAzot
für ArcelorMittal mit Ammoniak
Vertragsabschluss:
Juni 2013 Inbetriebnahme: Vertragsabschluss:
März 2013 Mai 2013
Investitionsv olumen :
rund 70 Mio. Euro Investitionsv olumen : Investitionsv olumen :
95 Mio. Euro rund 275 Mio. Euro
Produktionsk apazität:
rund 30.000 Normkubikmeter Produktionsk apazität: Produktionsk apazität:
gasförmiger Sauerstoff 2.000 Tonnen 1.340 Tonnen
pro Stunde Industriegase pro Tag Ammoniak pro Tag
910
r ep o r tage
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Echte
Partnerschaft
Für den Stahlkonzern NLMK hat Alexander Zvonov,
Geschäftsführer der russischen Gasegesellschaft von Linde,
das erste On-site-Projekt des Landes erfolgreich
realisiert und damit einen Trend gesetzt. Denn immer mehr
russische Unternehmen überlassen den Betrieb
Li n d e a n n u a l 2 0 1 3
von Luftzerlegungs-Anlagen externen Gaseunternehmen.
Reportage
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Sergey Shalyaev: Alexander Zvonov:
Geschäftsführer Geschäftsführer
von NLMK Kaluga von Linde Gas Russland
11r ep o r tage
Es ist ein sonniger und, selbst für russische Verhältnisse,
ungewöhnlich kalter Morgen, an dem sich Alexander
Zvonov und Sergey Shalyaev in Vorsino treffen. Zvonov,
Geschäftsführer von Linde Gas Russland, will mit Shalyaev
heute die Luftzerlegungs-Anlage besichtigen, die Linde im
Auftrag des russischen Stahlkonzerns NLMK hier, 80 Kilo-
meter südwestlich von Moskau, errichtet hat. Für Shalyaev,
den Geschäftsführer der Stahlfabrik von NLMK in Vorsino,
ist dies aber zugleich eine Einladung nach Hause, denn
die Luftzerlegungs-Anlage steht auf dem Gelände seines
Arbeitgebers. Ein Novum für den Stahlgiganten und eine
Seltenheit auf dem russischen Industriegasemarkt, denn
die heimischen Unternehmen bevorzugen es üblicher-
weise, am eigenen Standort ohne Fremdfirmen zu arbeiten.
Gesucht:
ein Gaseunternehmen mit
Expertise im Stahlmark t
Als NLMK die Luftzerlegungs-Anlage im Jahr 2008 aus-
schrieb, suchte das Unternehmen einen zuverlässigen
Partner, der internationale Standards mit einem markt-
gerechten Preis verbinden konnte. Nun stehen die bei-
den Männer neben den Pipelines, durch die Sauerstoff,
Stickstoff und Argon direkt zum Stahlwerk geleitet werden.
„Vorsino ist ein gutes Beispiel für die wachsende Nachfrage
Auf dem Gelände des russischen
L i n d e a n n u a l 2013
nach On-site-Anlagen. Dieses Konzept der Vor-Ort-Versor- Stahlherstellers NLMK hat Linde eine neue
gung von Großkunden auf deren Firmengelände war in Luftzerlegungs-Anlage errichtet.
Russland bislang so nicht üblich, wird aber mittlerweile
immer beliebter. Linde befindet sich hier an der Spitze ei-
nes sich entwickelnden Marktes“, sagt Alexander Zvonov.
Sollen wir Teile
des Prozesses ausl agern?
„Wir mussten NLMK nicht lange von der Qualität unserer
Anlage überzeugen“, sagt der studierte Chemiker, „sondern
davon, dass es für das Stahlunternehmen vorteilhafter ist,
wenn wir diese Anlage bauen und auch betreiben.“ Mit
der Engineering Division von Linde hatte NLMK – wie viele
andere russische Stahlfirmen auch – in der Vergangenheit
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bereits gute Erfahrungen gemacht. Der wesentliche Un-
terschied liege nun darin, dass der Kunde nicht mehr für
eine Anlage zahle, um die er sich selbst kümmern müsse,
wie der 53-jährige Zvonov erklärt. „Linde baut und betreibt
die Anlage selbst, investiert also am Standort des Kunden,
und dieser zahlt für die abgenommene Menge an Gasen –
und dies erst, wenn die Produktion beginnt, also aus den
laufenden Einnahmen des Stahlwerks.“
„ Am besten konzentrieren
wir uns auf das,
was wir gut können.“
Mit diesem in Vorsino umgesetzten Konzept folgt NLMK
einem neuen Ansatz. An seinen anderen Produktionsstand-
orten hat das Unternehmen die jeweiligen Luftzerlegungs-
Anlagen gekauft und den Betrieb selbst übernommen. „Wir
haben anfangs darüber nachgedacht, dieses Modell auch
in Vorsino fortzuführen, doch dann sind wir zu einem an-
12Reg i o n a l e Wac h s t u m s m ä r k t e
Projektinformation
Linde Projek t NLMK
Alexander Zvonov Vorsino, Russland Sergey Shalyaev
Der promovierte Chemiker und Bau einer Im Januar 2005 begann der
Geschäftsführer von Linde Gas Luftzerleg ungs-Anlage heute 42-jährige Metallurgie-
Russland weiß genau, worauf für NLMK Ingenieur mit dem Bau des
es bei der Umsetzung von Stahlwerks NLMK Kaluga – was
internationalen Großprojekten ihn vor Ort erwartete? Nichts,
Inbetriebn ahme:
in seiner Heimat ankommt. außer einer grünen Wiese.
Mai 2013
Investitionsvolumen :
37 Mio. Euro
Produktionsk apazität:
9.000 Normk ubikmeter
gasförmiger
Sauerstoff pro Stunde
deren Entschluss gelangt“, erläutert Shalyaev. „Wir haben stoff“, sagt Shalyaev, der die Kapazität seines Stahlwerks
erkannt, dass es für uns effizienter ist, den Betrieb auszu- auf etwa 1,5 Millionen Tonnen jährlich beziffert – sobald es
lagern.“ Als sich das Tor zur großen Halle, in der sich die komplett fertig gestellt ist. Denn, nicht ungewöhnlich für
Luftzerlegungs-Anlage befindet, öffnet und den Blick auf ein Großprojekt dieser Art, dauert es, bis die neue Anlage
ein weit verzweigtes Netz aus bunten Turbinen, großen ihre maximale Produktionskapazität erreicht hat. Seit 2005
Pipelines und Barometer-Kontrollständen freigibt, lächelt ist Shalyaev mit der Umsetzung des Werkes betraut und
er und sagt: „Linde hat uns bewusst gemacht, dass es kann es kaum erwarten, endlich alle kleinen und großen
besser ist, wenn sich jeder auf das konzentriert, wovon Herausforderungen gemeistert zu haben: Im vergangenen
er am meisten versteht.“ Jahr brach etwa die Wasserversorgung auf der Baustelle
zusammen; Linde und NLMK halfen sich unbürokratisch
Im Fall von NLMK sind dies die Produktion und der Ver- und bekamen das Problem gemeinsam in den Griff.
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kauf von Stahl, nicht das Erzeugen von reinen Industrie-
gasen. Das Unternehmen, das im Jahr 2012 einen Umsatz „Bei dem gesamten Projekt hat mir die Linde-Anlage am
von 12,2 Milliarden Dollar erwirtschaftete, erkannte dank wenigsten Sorgen bereitet“, berichtet Shalyaev. „Wir hatten
seiner Expertise in Metallurgie, dass sich die Investition keinerlei Zweifel daran, dass die Anlage rechtzeitig fertig
in ein Werk mit 1.250 Mitarbeitern am Standort Vorsino sein würde“, sagt er. Die beiden Männer gehen durch die
rentieren würde. Der Grund: Altmetall. Jedes Jahr produ- Halle, während Zvonov erklärt, wo die Luft angesaugt wird,
ziert die Region um Moskau, mit 15 Millionen Einwohnern wo sich die Filter und Kompressoren befinden, wo Kohlen-
die größte Metropole in Europa, drei Millionen Tonnen dioxid abgetrennt wird und wo genau der Druck erhöht
Altmetall – ein Rohstoff, den ein Konzern wie NLMK zu wird, um aus der Umgebungsluft hochwertige Industrie-
reinem Stahl wiederverarbeiten kann. gase zu gewinnen. Mittelgroße Anlagen wie die Luftzer-
legungs-Anlage in Vorsino, in die insgesamt 37 Millionen
Wir br auchen einen Euro investiert wurden, gehören zu den Anlagen, die Linde
Partner, der mit uns gemeinsam in O
steuropa nun am häufigsten baut: „Unterm Strich ist
alle Probleme löst der On-site-Ansatz für unsere Kunden günstiger, da wir
Im Mai 2013 lief die Luftzerlegungs-Anlage an und versorgt nicht nur Industriegase für NLMK produzieren, sondern
nun mit fast voller Leistung das Werk mit den Industrie- auch Flüssiggase auf dem freien Markt verkaufen“, sagt
gasen, die für die Produktion von Stahl benötigt werden. Alexander Zvonov: „Dies senkt die Kosten für den Betrieb
„Neben dem Altmetall sind die Gase unser wichtigster Roh- der Anlage – ein Mehrwert, den wir in Form niedrigerer
13r ep o r tage
L i n d e a n n u a l 2013
WorldReginfo - 49dffec3-c6ec-476d-bd44-65bbb8f006d7
Linde Mitarbeiter überwachen
die On-Site-Versorgung des Stahlwerks.
14Reg i o n a l e Wac h s t u m s m ä r k t e
Preise für die Gase an unsere Kunden weitergeben kön-
nen.“ Während draußen bereits die ersten mit Flüssiggas
beladenen Lkws langsam über die noch etwas holprige
Schotterpiste manövrieren, führt Zvonov Shalyaev zwi-
schen den Röhren hindurch.
Ein Projek t mit
Vorbildchar ak ter
Ähnlich wie in anderen aufstrebenden Regionen ist auch
der Markt in Russland durch überproportional hohe Wachs-
tumsraten und einen besonders aggressiven Wettbewerb
gekennzeichnet. Allein Linde wächst hier jedes Jahr um 15
bis 20 Prozent. Mit einem Marktanteil von rund 15 Prozent
ist das Unternehmen der größte Gaseanbieter der Region.
Namhafte russische Konzerne setzen auf das Know-how
von Linde. So errichtet das Gaseunternehmen beispiels-
weise in einem Joint Venture mit JSC KuibyshevAzot in
Togliatti an der Wolga eine neue, energieeffiziente
Ammoniak-A nlage, die nach Fertigstellung im Jahr 2016
etwa 1.340 Tonnen Ammoniak produzieren wird – pro Tag.
Linde und JSC KuibyshevAzot halten jeweils 50 Prozent der
Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen und investie-
ren rund 275 Millionen Euro in das Projekt. Im Auftrag des
Gas- und Petrochemieunternehmens Sibur investiert Linde
in Dscherschinsk, einer Stadt östlich von Moskau, 70 Mil-
lionen Euro in Luftzerlegungs-Anlagen, die Ende 2015 in
Betrieb gehen werden. Auch diese Luftzerlegungs-Anlagen
sind klassische On-site-Projekte, sie entstehen auf dem
jeweiligen Werksgelände und versorgen Sibur mit den
Gasen, die das Unternehmen für seine Produktion benötigt.
„Man merkt, dass die Unternehmen in Russland umdenken“,
sagt Zvonov, während er und Sergey Shalyaev aus der
warmen Halle in das kalte russische Klima treten und ihre
Schutzkleidung ablegen. „Man muss offen sein für Koope-
rationen“, ergänzt Shalyaev. Das gemeinsame Projekt hier
in Vorsino ist dafür der beste Beweis. „Wir hatten viel Zeit,
um uns kennen zu lernen“, sagt er, als er mit Alexander
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Zvonov das Gelände verlässt. „Wer langfristige Verträge
mit einer Laufzeit von 20 Jahren abschließt, sollte sicher
sein, dass er den richtigen Partner gefunden hat.“
NLMK will künftig vermehrt auf
On-site-Anlagen setzen, wie sie Linde
in Vorsino bereits betreibt.
1516
r ep o r tage
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Reg i o n a l e Wac h s t u m s m ä r k t e
WorldReginfo - 49dffec3-c6ec-476d-bd44-65bbb8f006d7Nachhaltige
Optimierung von
Prozessen
I n t e r v i ew :
Andrew Smith,
L i n d e a n n u a l 2013
Leiter Distribution Flüssiggase
Der Weg
ist das Ziel
Seite 20
Rep o r t age :
Versorgungskette Flüssiggase
Effiziente
Logistik
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18P r oz e s s o p t i m i e r u n g
Um die internen Prozesse und Abläufe stetig zu verbessern, verfolgt Linde ein ganz
heitliches Konzept zur nachhaltigen Effizienzsteigerung (HPO = High P
erformance
Organisation). Auf dieser Grundlage sollen die Bruttokosten in dem Vierjahres-
zeitraum 2013 bis 2016 insgesamt um 750 Mio. Euro bis 900 Mio. Euro reduziert
werden. Das Unternehmen setzt dafür weltweit und in allen Bereichen auf erst-
klassige Standards. Die größten Potenziale sieht Linde in den Bereichen Einkauf,
IT und in der Versorgungskette des Geschäfts mit Flaschen- und Flüssiggasen. Im
letztgenannten Bereich will das Unternehmen gut die Hälfte der angestrebten
Kostensenkungen erreichen. Eine Schlüsselrolle spielen dabei die Felder Logistik
und Distribution – denn weltweit betreibt Linde mehr als 3.000 Lkws, um seine
Produkte zeit- und bedarfsgerecht an die Kunden zu liefern.
7.000.000 15.000
R u n d
Tonnen Industriegase 2.000.000
werden weltweit Kunden Belieferungen
von Linde ausgeliefert. pro Jahr werden
> 3.000
koordiniert.
R u n d
400.000.000
versorgt Linde
mit seinen
Fahrzeuge Flüssiggaseprodukten.
Kilometer
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sorgen für eine
reibungslose Logistik. legen Linde Lkws
pro Jahr zurück.
19i n t e r v i ew
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Andrew Smith
–
Leiter
Distribution
Flüssiggase
20P r oz e s s o p t i m i e r u n g
Der Weg ist
das Ziel
Rund zwei Millionen Mal pro Jahr beliefert Linde
weltweit Kunden mit Flüssiggasen.
Das erfordert ein Höchstmaß an Flexibilität und Effizienz.
Andrew Smith, Leiter Distribution Flüssiggase,
erklärt, wie das Unternehmen die
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Versorgungskette stetig weiter optimiert.
Interview
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21i n t e r v i ew
»Es geht stets darum, die Beste
Lösung zu finden.«
Andrew Smith
Welche logistischen Herausforderungen sind kann – unter welcher Auslastung, tagsüber, nachts oder an
im Geschäft mit Flüssiggasen zu bewältigen? Wochenenden. Dies alles hat einen Einfluss auf die Kon-
Die Versorgungsketten, die wir für unsere Kunden aufge- ditionen, zu denen wir Strom beziehen. Der Strommarkt
baut haben, bestehen aus vielen Variablen. Nehmen Sie das ist ständig in Bewegung und hat damit auch unmittelbare
wichtigste Element: das Produkt, unsere Flüssiggase. Wir Auswirkungen auf unsere Transportwege.
stellen uns permanent die Frage: In welcher Menge soll es
wann in welcher Anlage erzeugt werden? Das ist wichtig, Der Strommarkt unterscheidet sich
denn die Produktionskosten, und hier im Besonderen zudem von Region zu Region …
die Energiekosten, haben einen direkten Einfluss auf die Ja. Wenn wir zum Beispiel an der Westküste der USA die
Transportwege. Es geht stets darum, die beste Lösung zu Produktion so steuern, dass nachmittags um fünf Uhr, wenn
finden – das Umfeld ändert sich allerdings täglich. Lokal, dort alle Menschen nach Hause kommen und ihre Klima
regional und global. anlagen aufdrehen, unsere großen Luftzerlegungs-Anlagen
nicht laufen und wir georderte Energie ins Netz zurück-
Ihre Aufgabe ist es also, die Produktion und speisen, erhalten wir dafür finanzielle Rückerstattungen.
die Auslieferung unter sich ständig ändernden
Voraussetzungen optimal abzustimmen? Das heißt, es kommt auf
Richtig. Stickstoff beispielsweise hat sehr kurze Lieferwege, größtmögliche Flexibilität an …
L i n d e a n n u a l 2013
weil es im Vergleich zu Edelgasen wie Argon preiswert Wer bei Produktion und Transport schnell und flexibel ist,
und in großen Mengen hergestellt werden kann; es ist hat wirtschaftliche Vorteile. So kann es sinnvoll sein, einen
ein lokales Gas. Bei Stickstoff ist es entscheidend, wie Kunden von einem weiter entfernten Werk zu beliefern,
dicht das Kundennetz in der Nähe der jeweiligen Luft weil man zu einem bestimmten Zeitpunkt dort günstiger
zerlegungs-Anlage ist. Argon hingegen bezeichnen wir produzieren kann. Für uns gilt der Leitsatz „Power versus
als regionales Gas, es kann problemlos 600 Kilometer weit Wheels“, wir setzen also stets die Energie in das Verhältnis
transportiert werden. zu den Transportkosten.
»Wer den Verbrauch
reduziert, erhöht
die Wertschöpfung und
schützt die Umwelt.« WorldReginfo - 49dffec3-c6ec-476d-bd44-65bbb8f006d7
Und Helium? Wie organisiert Linde die
Helium ist ein noch selteneres, ein globales Gas. Es gibt Auslieferung an die Kunden?
nur ein Dutzend Quellen auf der Welt, eine wichtige ist in Wir unterteilen die Auslieferung in zwei Aufgabenberei-
Katar. Von dort aus transportieren wir Helium zu unseren che: Planning und Scheduling auf der einen Seite, also
Kunden auf der ganzen Welt. Bei den Lieferwegen zählt die variable Planung der Produktion und die stetige Er-
am Ende immer eines: die Effizienz. mittlung des Bedarfs, und auf der anderen Seite Transport
Execution, die konkrete Organisation und Umsetzung der
Sie haben den Faktor Energie angesprochen, wie groß Lieferungen. Beide Bereiche stimmen wir exakt aufein-
ist dessen Einfluss auf die Produktion von Gasen? ander ab, in Echtzeit. Wenn also in e
inem Werk ein Pro-
Wir benötigen viel Energie, um unsere Anlagen zu be- blem auftreten sollte, sind wir sofort in der Lage, unser
treiben. Wie effizient wir produzieren, hängt wesentlich Transport- und Produktionssystem schnell und genau auf
davon ab, wie und wann die jeweilige Anlage arbeiten eine neue Situation auszurichten.
22P r oz e s s o p t i m i e r u n g
Wie wichtig sind in diesem Prozess die Fahrzeuge? Telemetrie installiert. Damit können wir jederzeit sehen,
Sie stehen naturgemäß am Ende der Logistik-Kette und welche Menge Gas ein Kunde noch im Tank hat. Unsere
haben eine hohe Bedeutung. Deshalb investieren wir ge- Kunden müssen sich also nicht mehr um den passenden
zielt in die weitere Verbesserung unserer Fahrzeuge und Belieferungszeitpunkt kümmern.
Tanks – in diesem Jahr rund 200 Millionen Euro. Es geht
uns dabei um Innovationen, die dazu beitragen, unsere Aber nicht alles lässt sich durch technische
Marge nachhaltig zu verbessern. Verbesserungen lösen, oder?
Nein, die Grundlage bilden nach wie vor ein funktio-
Können Sie dafür Beispiele nennen? nierendes Team und die Kommunikation untereinander.
Ein Beispiel ist Aluminium, das wir zunehmend in unse Wichtig ist, Informationen zu bündeln. Im vergangenen
ren Tankfahrzeugen einsetzen, weil es ein sehr leich- Jahr haben wir beispielsweise ein Programm gestartet,
tes Material ist, das die Gesamtenergiebilanz verbessert mit dem wir jede Woche die Produktion und die Ausliefe-
und zu Kostensenkungen führt. Parallel rüsten wir um rung der Flüssiggase für ganze Märkte zentral optimieren
auf größere Tanks, um die Transportkosten noch wei- und so schnell und flexibel agieren können wie nie zuvor.
»Wir stimmen die Produktion
und die Auslieferung
exakt aufeinander ab.«
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ter zu verringern. Insbesondere im Zusammenspiel mit Wo genau liegen die Vorteile einer
der neuen, verbesserten Aerodynamik bei großen Lkws zentralen Optimierungsstelle?
ist dies ein wichtiger Punkt. Deshalb arbeiten wir eng Wir haben alle wichtigen Informationen – wir verarbeiten
mit den Lkw-Herstellern zusammen. Schließlich gilt: Wer täglich zehntausende – an einem Ort und können so un-
den Verbrauch reduziert, erhöht die Wertschöpfung und sere Produktion und die Auslieferung exakt aufeinander
schützt die Umwelt. abstimmen. In weiten Teilen Europas haben wir dieses
Konzept schon erfolgreich eingeführt, und in diesem Jahr
Nutzen Sie elektronische Infrastruktur? wird China folgen.
Dieses Thema gewinnt zunehmend an Bedeutung, und
zwar auf allen Ebenen. Nehmen wir das Beispiel Tele- Welches sind die wichtigsten Erkenntnisse,
metrie. Jeder unserer Kunden hat einen Tank auf seinem die Sie bisher aus dem Projekt gewinnen konnten?
Gelände. Bislang kontrollierten die Kunden den Füllstand Das System deckt viele kleine Details auf, in denen wir
dieses Tanks selbst und meldeten sich telefonisch bei uns, uns noch weiter verbessern können, zugleich liefert es
wenn sie Nachschub benötigten, oder wir haben ihren Ver- aber auch Ansätze für neue, ganzheitliche Lösungen, mit
brauch geschätzt. Wir haben diesen Prozess inzwischen denen wir unsere gesamte Versorgungskette stetig wei-
automatisiert und in den vergangenen Jahren an den Tanks ter optimieren.
23r ep o r tage
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Herbert Schenke
–
Leiter
Flüssiggase- und
Lieferketten-
Management,
Region Kontinental- &
Nordeuropa
24P r oz e s s o p t i m i e r u n g
Effiziente
Logistik
Linde arbeitet kontinuierlich daran, die Versorgung
seiner Kunden mit Flüssiggasen so verlässlich
und wirtschaftlich wie möglich zu gestalten. Dabei zählt
jedes Detail – von der exakten Produktionsanalyse
über reibungslose Kommunikationsstrukturen bis hin
Li n d e a n n u a l 2 0 1 3
zum flexiblen Transportmanagement.
Reportage
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25r ep o r tage
Die Befüllung
Präzise steuert Manfred Wieland den 40-Tonnen-Lkw Wieland ist – wie alle Fahrer bei Linde – mit regelmäßigen
rückwärts unter den 15 Meter hohen Tank in der Luftzer- Trainings speziell für den Transport von Industriegasen
legungs-Anlage im schweizerischen Basel. Bordkameras geschult worden und seit 14 Jahren erfahren in diesem
zeigen zentimetergenau den Weg zu dem riesigen Be- Arbeitsumfeld. Für die Befüllung des vakuumisolierten
hälter, der drei Millionen Kubikmeter Stickstoff fasst. Tanks in dem Leichtbau-Sattelauflieger gibt er am An-
Es ist sieben Uhr morgens, als der Linde Fahrer den melde-Panel der automatischen T railer-Befüllanlage
Tankvorgang beginnt – und dazu zunächst den Spezial die Fahrerdaten ein. Wenig später fließt der Stickstoff,
schlauch aus Edelstahlgewebe reinigt. „Luft ist nicht gekühlt auf minus 196 Grad Celsius, in den Lkw; der
nichts für uns“, sagt er. „Bei der Befüllung dürfen absolut gesamte Prozess wird durch eine weitere Kontrollleitung
keine Rückstände von anderen Gasen im Schlauch sein.“ überwacht, die Druck und Analysewerte kontrolliert.
Logistik: Die Prozesse
Stationen 1 – 5
1 2 3
Produk tionspl anung E r fa ss u n g u n d Produk tion
Koordinierung von Stick stoff
neuer Bestellungen
L i n d e a n n u a l 2013
Optimiser Scheduling Luftzerlegungs-
Centre Anlage
4 5
Stick stoff Produk t
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in Eco -Tr ailer beim Kunden
Befüllung Auslieferung
26P r oz e s s o p t i m i e r u n g
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Präzise Teamarbeit
Linde Fahrer Manfred Wieland befüllt den Lkw mit
flüssigem Stickstoff, während in München ein Experten-Team
den Bedarf der nächsten zehn Tage ermittelt.
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Zentr ale Koordination
Versorgungsketten-Spezialistin Dr. Dexin Luo steht
in ständigem Kontakt mit ihren Kollegen an den Standorten
der Luftzerlegungs-Anlagen in Mitteleuropa.
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Automatisierte Zuverl ässigkeit
Dank Telemetrie wissen die Logistiker in den
Tourenplanungs-Zentralen, wann
eine Lieferung angekommen ist – und wann
neuer Lieferbedarf besteht.
29r ep o r tage
Die Steuerung
Zur gleichen Zeit herrscht auch in Pullach bei München Bedingungen noch besser aufeinander abgestimmt
Hochbetrieb. Dr. Dexin Luo, Spezialistin für Versor- werden? „Schon ein kleiner Temperaturunterschied
gungsketten bei Linde, leitet eine Videokonferenz, durch eine neue Wetterlage kann Einfluss auf unser
bei der nacheinander die verantwortlichen Mitarbei- Produktions- und Logistiknetz haben“, erläutert Luo.
ter von allen Luftzerlegungs-Anlagen, die Linde in „Wenn es an einem Standort kalt ist, können wir dort
Mitteleuropa betreibt, auf einer vier Meter langen energieeffizienter und somit kostengünstiger produ-
Videoleinwand zugeschaltet werden. Die wichtigsten zieren. Dann kann es durchaus sinnvoll sein, unsere
Fragen der Konferenz, die jeden Freitag stattfindet: Kunden von diesem Produktionsort zu beliefern, ob-
Welcher Bedarf an Industriegasen herrscht an wel- wohl ursprünglich ein anderer vorgesehen war. Solche
chem Standort? Wo wird in den kommenden Tagen Details sind heute wichtig für eine effiziente Logistik.
wie viel produziert? Und vor allem: Wie können die Darauf richten wir unsere Arbeit aus, dazu entwickeln
Produktion und die Versorgung unter den aktuellen wir spezielle Programme.“
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Verbesserte Routenpl anung
Im Scheduling Centre in Augsburg gehen tagtäglich
die Bestellungen ein. Hier werden die Lkw-Flotten koordiniert
und die Auslieferrouten aller Fahrzeuge aktualisiert.
30P r oz e s s o p t i m i e r u n g
Der Strukturwandel
Eines dieser Programme ist der „Tonnage and Bulk Ope- (Deutschland) werden von Basel aus beliefert. „Logis-
rational Optimiser“ – ein Konzept zur bestmöglichen tik bedeutet heute auch, über Ländergrenzen hinweg
Belieferung in den Bereichen On-site (Versorgung über effizient und unabhängig zu arbeiten“, sagt Herbert
Rohrleitungen am Produktionsstandort des Kunden) Schenke, der bei Linde die Versorgungsketten im Bereich
und Flüssiggase (Transport per Lkw). Auf der Grundlage Flüssiggase koordiniert und stetig weiter verfeinert.
dieses Systems, das eine Vielzahl unterschiedlichster „Wenn wir über Verbesserungen reden, gilt dies immer
Parameter berücksichtigt, steuert Linde zentral von für unser gesamtes Netzwerk, nicht nur für Teilberei-
Pullach aus die Produktion und Distribution von 25 che“, erklärt Schenke. „Im Bereich Logistik hat sich
Luftzerlegungs-Anlagen in Mitteleuropa. insgesamt ein Strukturwandel vollzogen. Es gibt neue,
innovative Software und moderne digitale Möglichkei-
Eine komplexe Aufgabe, wie das Beispiel Basel zeigt. ten, die wir gerne nutzen – von der Produktionsanalyse
Alleine in dieser Anlage finden jeden Tag bis zu 50 bis zur Satellitennavigation mit speziellen Karten, mit
Betankungen mit Stickstoff, Sauerstoff und Argon statt. denen wir unsere Fahrzeuge ausgerüstet haben. All
Kunden vom Bodensee bis in das französische Elsass, das unterstützen wir auch durch die kontinuierliche
vom Wallis in der Südschweiz bis in das nördliche Baden Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter.“
Die Fahrzeuge
Um die Versorgung seiner Kunden mit Flüssiggasen si- Eco-Trailer, ist deutlich leichter als das Vorgängermodell,
cherzustellen, setzt Linde weltweit mehr als dreitausend verfügt über mehr Nutzlast, hat zusätzliche aktive und
Fahrzeuge ein. Insgesamt legen die Trucks mehr als passive Sicherheits-Einrichtungen und verbraucht im
400 Millionen Kilometer pro Jahr zurück. Manfred Wieland Schnitt zwei Liter Kraftstoff weniger auf einhundert Ki-
beispielsweise kommt im Jahr auf etwa 300 Fahrten; lometer. „Natürlich ist ein neuer Lkw zunächst einmal
dabei beliefert er rund 1.000 Kunden. Das summiert sich eine große Investition“, sagt Herbert Schenke. „Aber
zu einer Gesamtstrecke von rund 120.000 Kilometern. eine, die sich schnell rentiert.“ Für den Linde Manager
zählt die moderne Ausstattung der Transportfahrzeuge
Fünf Jahre sind die Zugmaschinen in Betrieb, bevor zu den Grundlagen des Geschäfts. „Mit unseren Trai-
sie gegen neue, noch umweltschonendere und wirt- lern in Leichtbauweise und der neuesten Software an
schaftlichere Maschinen ausgetauscht werden. Manfred Bord können wir unseren Kunden jederzeit eine sehr
Wielands jüngster Tanklastwagen etwa, ein sogenannter verlässliche und kosteneffiziente Lieferung bieten.“
Die Bedarfsermittlung
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Während in Pullach die Planung für die Produktion sind die Füllstände bei den Kunden vor O rt, wo besteht
der Industriegase erfolgt, werden in Gablingen bei vorrangig Versorgungsbedarf? In Augsburg wird jede
Augsburg die Kundeninformationen für Deutschland und Frage beantwortet. Die Mitarbeiter sprechen Deutsch,
die Nachbarländer gebündelt und ausgewertet. „Das Italienisch, Englisch, Französisch oder Niederländisch.
Herz der Logistik schlägt hier“, sagt Herbert Schenke. Sie arbeiten täglich daran, den richtigen Zeitpunkt für
Im sogenannten Scheduling Centre werden die Kunden- die Belieferung zu ermitteln und dafür die jeweils am
anforderungen erfasst, die Aufträge bearbeitet und alle besten passende Route zu definieren. Tanktelemet-
Routen der Auslieferung festgelegt. Allein von diesem rie statt Telefon ist dabei das Motto. Wo früher Be
Standort aus steuert Linde die Versorgung von mehr stellungen telefonisch aufgenommen wurden, weiß
als 10.000 Kunden. Jeder einzelne Mitarbeiter betreut das Linde Team heute dank modernster Software und
mehrere hundert Kunden, alle Informationsfäden laufen elektronischer Datenübermittlung in Echtzeit, welcher
an den Bildschirmen der Logistiker und Verkehrsfach- Kunde an welchem Ort welche Menge an Flüssiggas in
kräfte zusammen: Wo befinden sich die Tankwagen, wie den kommenden Stunden benötigt.
31r ep o r tage
Die Belieferung
Die Bedeutung des Logistikzentrums bei Augsburg die Nahrungsmittelindustrie oder auch Uhrenhersteller,
wächst weiter: „Wir prüfen derzeit, die Transportprozesse die Stickstoff zum Härten von Metallen benötigen.“ Als
weiterer Nachbarstaaten auch von Gablingen aus zu ko- Wieland das Werksgelände des Pumpenproduzenten
ordinieren“, erklärt Schenke. In gewohnt enger Abstim- in Hésinque erreicht, übernimmt das eigens von Linde
mung mit der Produktion, wie der Linde Experte betont. installierte Satellitensystem im Bord-Computer die Na-
vigation auf dem großen Werksgelände. So gelangt
Wie gut das Zusammenspiel bereits heute auch über der Linde Fahrer ohne Umwege und Zeitverlust direkt
Landesgrenzen hinweg funktioniert, beweist der Tank zum richtigen Tank.
lastzug-Fahrer Manfred Wieland nahezu täglich. Mit
einem gefüllten Stickstoff-Trailer fährt er von Basel ins Knapp eine Stunde später verdampfen die letzten
französische Hésinque zu einem Hersteller von Pumpen, Tropfen Flüssiggas beim Entfernen des Tankschlauchs.
Turbinen und Kompressoren. „Unseren Stickstoff in un- Manfred Wieland steigt auf seinen Fahrersitz. Der Bord-
terschiedlichen Reinheiten liefern wir in die vielfältigs- Computer meldet den nächsten Auftrag: Ein Kunde am
ten Industrien“, erklärt er. „Wir beliefern Kryobanken, Bodensee benötigt Nachschub.
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Flexible Wege
Falls ein Kunde kurzfristig eine Lieferung benötigt,
können die Mitarbeiter die Transportwege
umgehend anpassen und den Fahrern elektronisch die neuen
Routen auf die Bordcomputer übermitteln.
32P r oz e s s o p t i m i e r u n g
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Auslieferung
Am Ziel angelangt: Ein Kunde erhält flüssigen
Stickstoff für seine Produktion. Für Manfred Wieland geht es
direkt weiter zur Versorgung des nächsten Kunden.
33Globaler
Megatrend
Healthcare
I n t e r v i ew :
Dr. Christian Wojczewski,
L i n d e a n n u a l 2013
Leiter der Global Business
Unit Healthcare
Ganzheitliche
Gesundheitsversorgung
Seite 36
Rep o r t age :
Telemedizin
Am Puls der Zeit
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Seite 40
Rep o r t age :
Gase als Schmerzmittel
Sanfte Geburt
Seite 44
34H ea lt h c a r e
Healthcare ist ein globaler Megatrend, der durch den Wandel hin zu einer immer
älter werdenden Gesellschaft in den nächsten Jahren zusätzlich beschleunigt wird.
Linde ist schon heute ein weltweit führendes Gaseunternehmen in diesem
Wachstumsmarkt. Das Unternehmen bietet Patienten ebenso wie Ärzten und
Therapeuten Produkte und Serviceleistungen, die weit über die Versorgung mit
medizinischen Gasen hinausreichen. Linde sorgt für die passende Behandlungs
methode, berät bei der Bedienung der technischen Geräte und hilft zudem bei
Fragen rund um die Themenfelder Ernährung und Bewegung. Das Unternehmen
erweitert kontinuierlich seine medizinischen Kompetenzen und e
ntwickelt sich
so zu einem Partner für umfassende respiratorische Healthcare-Angebote.
1,4
60
Linde versorgt Im Gesundheitsb ereich Der für Linde
ist Linde in relevante Weltmarkt in
diesem Bereich
17
wird bis 2020 auf etwa
Millionen
Patienten
weltweit. Ländern Mrd. Euro
Linde ist einer
vertreten.
der führenden g lobalen
H ealthcare- Anbieter
der Gaseindustrie. wachsen.
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35i n t e r v i ew
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Dr. Christian Wojczewski
–
Leiter der
Global Business Unit
Healthcare
36H ea lt h c a r e
Ganzheitliche
Gesundheitsversorgung
Mehr als 1,4 Millionen Patienten und tausende von Ärzten und Therapeuten
weltweit versorgt Linde derzeit im Bereich Healthcare mit
medizinischen Gasen, medizinischen Geräten, klinischer Behandlung und
Therapien sowie den damit verbundenen Dienstleistungen.
Der Gesundheitsmarkt ist für den Technologiekonzern ein Wachstumstreiber.
Dr. Christian Wojczewski, Leiter der Global Business Unit Healthcare,
spricht über globale Chancen, innovative Produkte und die Vorteile einer
Li n d e a n n u a l 2 0 1 3
ganzheitlichen Gesundheitsversorgung.
Interview
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37i n t e r v i ew
»D er demogr aphische
Wandel ist für uns
ein Wachstumstreiber.«
L i n d e a n n u a l 2013
Dr. Christian Wojczewski
Welche Ziele verfolgt Linde im Bereich Healthcare? älter als 65 Jahre sein. Auch in C hina wächst der Anteil der
Wir haben im Jahr 2012 einige große Akquisitionen ge- älteren Menschen rasant – dort vor allem als Resultat der
tätigt und beispielsweise mit Lincare das größte respi- Ein-Kind-Politik. Hinzu kommt, dass die medizinische Ver-
ratorische Homecare-Unternehmen der USA erworben. sorgung nicht nur in den aufstrebenden Volkswirtschaften
Die Integration läuft sehr gut, und im laufenden Jahr Asiens, sondern auch in Südamerika, im Mittleren Osten
2014 wollen wir hier weitere Potenziale erschließen. Als oder in Osteuropa deutlich besser geworden ist. Auch in
größter Healthcare-Anbieter der Gaseindustrie haben wir diesen Teilen der Welt steigt die Lebenserwartung kon-
darüber hinaus sehr klare Vorstellungen davon, wie wir tinuierlich an.
uns langfristig positionieren werden. Wir wollen unsere
Marktführerschaft weiter ausbauen, innovative Produkte Wie stark sind die Wachstumsraten in diesen Ländern?
entwickeln und gezielt in neue Märkte investieren. Die Wachstumsraten in diesen Regionen liegen durch-
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gängig im zweistelligen Prozentbereich. Wir spüren sehr
Die Bevölkerung wird immer älter. Wie macht sich deutlich, dass die genannten Staaten Milliardenbeträge in
der demographische Wandel für Linde bemerkbar? ihr Gesundheitswesen investieren. Das ist auch dringend
Der demographische Wandel ist für uns ein Wachstums notwendig, denn der asiatische Gesundheitsmarkt ist noch
treiber. Auf der Erde leben derzeit rund 400 Millionen längst nicht auf einem europäischen Niveau. Um dies zu
Menschen, die 65 Jahre alt oder älter sind. Im Jahr 2050 erreichen, müssten zum Beispiel zehn Millionen zusätzli-
werden es in dieser Altersgruppe eine Milliarde Menschen che Krankenhausbetten eingerichtet werden.
mehr sein. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass die
Wahrscheinlichkeit einer chronischen Erkrankung wie Im respiratorischen Homecare-Markt ist
COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease = chronisch- Linde mittlerweile weltweit führend.
obstruktive Lungenerkrankung, Anm. d. Red.) in diesem Wie sieht Ihr Angebot in diesem Segment aus?
Alter rapide ansteigt, erkennt man schnell, welche Poten- Wir bieten eine breite Palette von Therapieformen und kli-
ziale diese Entwicklung bietet. nischen Dienstleistungen im häuslichen Bereich an – von
der Sauerstofftherapie bis zur Behandlung von Schlafapnoe.
Ist der deutlich ansteigende Anteil der über 65-Jährigen Dabei ist unser oberstes Gebot, ein Höchstmaß an Qualität
ein Phänomen, das sich auf wenige Länder beschränkt? bei der Patientenversorgung zu gewährleisten – denn das
Nein. Wir sehen hier einen weltweiten Trend. In E uropa ist letztlich die Grundlage, um die Marktführerschaft weiter
etwa wird bis 2050 mehr als ein Drittel der Bevölkerung ausbauen zu können.
38H ea lt h c a r e
Wie wichtig ist in diesem Geschäftsfeld die Größe? Wie stellen Sie sich die ideale
Gerade im Homecare-Bereich spielt die Größe eine be- Gesundheitsversorgung vor?
sondere Rolle, denn diese garantiert die Dichte des Ver- Ich denke, es wird zukünftig immer mehr auf das ankom-
sorgungsnetzes und bestimmt, wie kosteneffizient das men, was viele Experten als „Integrated Disease Manage-
Geschäft betrieben werden kann. Wir betreuen derzeit ment“ bezeichnen. Wir wollen durch unsere Produkte,
etwa 1,4 Millionen Patienten weltweit. Das entspricht unseren Service und unsere Therapien auf jeder Stufe der
einem Zuwachs von ungefähr 100.000 im Vergleich zum respiratorischen Behandlung wirklichen Mehrwert bieten:
vergangenen Jahr. vom Wissen über ein Krankheitsbild über die Diagnose
bis hin zur Behandlung der Krankheit in all ihren Aspek-
Wo sehen Sie für Healthcare insgesamt ten. Es geht um eine ganzheitliche Betrachtungsweise
in den kommenden Jahren die größten Chancen? des Themas Erkrankung und Patient, um den gesamten
Im Geschäftsfeld Hospital Care, also bei der Versorgung Menschen. In manchen Fällen muss ein COPD-Patient
von Krankenhäusern mit medizinischen Gasen, medizi- beispielsweise täglich mit Sauerstoff therapiert werden;
nischen Geräten und Serviceangeboten, ist es eindeutig sollte sich sein Zustand aber plötzlich verschlechtern, ist
der Bereich Dienstleistungen, der weiter wachsen wird. gegebenenfalls ein Krankenhausaufenthalt unumgänglich,
Überdurchschnittlich dürfte sich das gesamte Segment dort wird möglicherweise eine Beatmungstherapie not-
Hospital Care zudem in den aufstrebenden Volkswirtschaf- wendig. Anschließend wird er vielleicht in einem unserer
ten entwickeln. Darüber hinaus befinden sich weiterhin REMEO®-Zentren – einer Versorgungseinrichtung für mecha-
die pharmazeutischen Gase – wie beispielsweise ein nisch beatmete Patienten – für einige Zeit betreut, bevor
Lachgas-Sauerstoff-Gemisch – auf dem Wachstumspfad. er wieder in sein eigenes Zuhause zurückkehren kann.
Bei Homecare sehen wir weltweit Entwicklungspotenzial,
weil sich in allen Ländern mehr und mehr die Erkenntnis Sie begleiten Ihre Patienten also durchgängig …
durchsetzt, dass Pflege im häuslichen Bereich nicht nur Ja, das ist unser erklärtes Ziel. Sehen Sie, wir wollen die
das Gesundheitssystem kostenmäßig entlastet, sondern Gesamtbetreuung des Patienten nachhaltig verbessern,
auch den Patienten guttut. die Versorgungsqualität erhöhen – und gleichzeitig die
Gesamtkosten reduzieren.
Woran liegt das?
Der Hauptgrund ist: Die Behandlung von Patienten im Kran- Ein guter Ansatz, um die Marktführerschaft
kenhaus ist teurer als die Betreuung zuhause, auch deshalb im Bereich Healthcare zu festigen …
hat der Homecare-Markt in den vergangenen Jahren einen Nur so kann es gelingen. Es gilt, unsere Patienten, die
enormen Schub erfahren. In Deutschland konnten wir in Ärzte und Kostenträger tagtäglich davon zu überzeugen,
diesem Bereich im vergangenen Jahr übrigens ein Jubi- dass wir eine herausragende Qualität und einen verläss-
läum feiern: 25 Jahre Homecare-Sauerstofftherapie, und lichen Service bieten, und dies zu angemessenen Kosten.
unser erster Homecare-Patient überhaupt war dabei. Er Um dies dauerhaft gewährleisten zu können, entwickeln
berichtete, dass es ihm nicht so gut ginge, wenn er nicht wir uns stetig weiter, in allen Geschäftseinheiten, bei je-
seit 25 Jahren von Linde betreut würde. Das nenne ich dem einzelnen Arbeitsschritt – zum Wohle des Patienten.
eine Erfolgsgeschichte.
Wie wichtig sind die Entwicklungen im Bereich
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Telemedizin für die zukünftige Patientenversorgung?
Telemedizin, oder Telehealth, war bis vor kurzem noch eine
ferne Vision. Heute ist es Realität, und auch wir erkunden
dieses Feld beispielsweise in Spanien. Telehealth bietet für
alle Beteiligten viele Vorteile. So kann etwa ein Patient mit
Atemwegserkrankungen wie COPD individueller und proak-
tiver versorgt werden. Dazu werden täglich verschiedene
Vitalparameter, wie Atemfrequenz, Sauerstoffkonzentra-
tion im Blut, Puls und Blutdruck, gemessen und automatisch
an ein klinisches Callcenter übermittelt. Sollten einer oder
mehrere dieser Werte aus dem festgelegten Rahmen fallen,
wird der zuständige Arzt benachrichtigt, um umgehend
entsprechende Therapiemaßnahmen einzuleiten. Dadurch
können beispielsweise Krankenhauseinweisungen ver-
mieden werden. Telehealth hilft den Patienten im Alltag,
unterstützt den Arzt bei der Therapieoptimierung – und
entlastet letztlich die Gesundheitssysteme, weil die Be-
handlung deutlich effizienter wird.
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