Wettingen war eine Reise wert! - EE Zunft zu Schuhmachern

 
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Wettingen war eine Reise wert! - EE Zunft zu Schuhmachern
Mitteilungsbulletin E.E. Zunft zu Schuhmachern Basel                                                      2/2018, Nr. 89

                       Aa rgä u                                                              Zunftausflug 2018

                                                                                                                                   Illustration: Stefan Meier
                    Im                   i Lie b i –
                                sind zwö

                                     Wettingen war eine Reise wert!
Während am Basler SBB-Bahnhof hekti-         aufgrund des Bildes auf der Einladung),    Rundgang durch die Klosterkirche
 sches Getriebe herrscht und die Leute mit   wohin die Reise gehen würde.               Mit unserer geballten Mannschaft füllen
 ihren Rollwägeli kreuz und quer umher       Nach der jeweils etwas hektischen Abga-    wir den kleinen Bahnhof von Wettingen
 eilen, bildet sich an diesem Samstagmor-    be der Namensschilder stürmen die 113      im Nu. Unser Spiel macht sich derweil
 gen des 26. Mai langsam eine Traube aus     schwarzen Männer die Rolltreppen und       bereit für den ersten Marsch durch die
 schwarz gekleideten Herren, die einen       entern die reservierten Wagen. Wie stets   Stadt. (Wettingen möchte zwar ein Dorf
Kreis bilden um unser Banner und seine       bei solchen Gelegenheiten sind die Gip-    bleiben – doch davon später.) Der Weg
Mannschaft. Es werden immer mehr, bis        feli- und Kaffi-Kuriere bald durch die     führt uns durch kleine Strassen und auch
 schliesslich auch die Letzten eintrudeln    Waggons unterwegs und versorgen alle       eine enge Unterführung, wo es unser
 und sich bereit machen für die Fahrt nach   mit einer ersten Labung. Die Stunde bis    Spiel so herrlich chessle lässt. Bald darauf
– irgendwo. Die Abfahrtszeit auf der Ein-    nach Baden vergeht dementsprechend         erreicht unser langer Zug sein Ziel und
 ladung war mit 8.10 Uhr bewusst falsch      schnell und bald warten wir dort auf den   findet sich plötzlich auf dem grossen Vor-
 angegeben, damit nicht ein findiger Kopf    Anschluss für den Katzensprung nach        platz zum ehemaligen Kloster Wettingen,
 etwa die Richtung eruieren konnte ...       Wettingen.                                 in dem heute die Aargauer Kantonsschu-
Trotzdem war dann schnell klar (auch                                                    le untergebracht ist. Für die vorgesehene
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Führung durch das ehemalige Kloster            risch-musische Ausrichtung ist prägend,     haben bald ordentlich zu tun. Natürlich
müssen wir uns in mehrere Gruppen auf-         die verschiedenen Fächer entsprechen        gibt es auch anderes, es ist für alle gesorgt.
teilen. Die kundige Begleiterin unserer        heute aber weitgehend jenen anderer         Das schöne Wetter tut ein Übriges, und
Gruppe ist Frau Suter, die uns mit vielen     Gymnasien.                                   so vergeht eine vergnügliche halbe Stun-
interessanten Infos durch das alte Ge-        Insgesamt 137 Wappen- und Figuren-           de untere Zunftbrüdern, bis es dann wie-
mäuer führt.                                   scheiben sind im Kreuzgang zu besichti-     der «ernst» wird und die ganze Gesell-
Die Geschichte des Zisterzienser-Klosters      gen. Die ältesten stammen von 1280/90       schaft im Saal Platz nimmt für einen
beginnt im Jahr 1227. Viele Krisen muss-       und gehören zu den ältesten Glasma-         weiteren Höhepunkt, den besinnlichen
ten während der Reformationszeit über-         lereien der Schweiz. Die Scheiben zei-      Teil dieses Tages.
wunden werden; der Klosterbrand von            gen Abbildungen von Heiligenlegenden,
1507 war eine der grössten. Stiftungen         Schlachten, Wappen und die Namen der   Kurzweilige Geschichtsstunde
ermöglichten den Wiederaufbau im Ba-           Spender; eine eindrückliche Sammlung   Der Apéro im Garten hat allen gutgetan
rockstil, aber viele Mönche mochten sich                                              und uns eingestimmt auf die folgende
                                               bedeutender Zeitzeugnisse. Dies alles ha-
der strengen Lebensweise nicht mehr un-                                               Stunde, insbesondere die drei, denen an
                                               ben wir in der kurzen zur Verfügung ste-
terwerfen. Erst unter Abt Peter Schmid                                                diesem Morgen eine besondere Ehre zu-
                                               henden Zeit auf kurzweilige Weise erfah-
erlebte das Kloster eine neue Blüte.           ren.                                   teil wird. Aber beginnen wir von vorn.
1841 wurden alle aargauischen Klöster         • Mehr Infos gibts auf www.wettingen.ch.Die Feierstunde wird eröffnet mit der
durch einen grossrätlichen Beschluss auf-                                             Übergabe der goldenen Meisterkette
gelöst. Die Mönche siedelten nach Meh-        Fröhlicher Apéro im Garten              durch Ceremoniar Walti Dettwiler an
rerau über, wo die Gemeinschaft heute         Nach der geistigen Nahrung in den Klos- Meister Stümpi Graf, was so etwas ist wie
noch lebt. Das Kloster auf der Limmat-        termauern wurde es Zeit für eine will- das Startzeichen zu den folgenden Ge-
halbinsel wurde darauf in ein Lehrerse-       kommene Labung in flüssiger Form. Im schehnissen. Nun ist traditionsgemäss
minar umgewandelt; 1976 entstand dar-         grossen Garten ist unter den Bäumen der der Statthalter für den folgenden Ablauf
aus die Kantonsschule Wettingen. Die          Apéro für uns bereit und die hübschen verantwortlich, und so begibt sich Wal-
Angebotspalette ist vielfältig; die bildne-   Damen, die den Bierhahn bedienen, ter Hamberger zum Rednerpult und

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beschert den Anwesenden in seiner be-          Tätigkeit. Die Klöster bildeten bald eine     Wie bereits erwähnt, war die ganze Ge-
kannten humorvollen Art vorerst eine           starke Opposition gegen die Regierung.        gend recht arm. Die Situation verbesserte
Geschichtsstunde über Wettingen, die es        Als Regierungsrat Waller Ordnung schaf-       sich mit der Gründung von Brown Bove-
in sich hat. Einiges über das Kloster ha-      fen wollte, steckte man ihn kurzerhand        ri. Der eigentliche Aufschwung begann
ben wir ja bereits bei der Führung erfah-      ins Klostergefängnis. (Walter Hamberger       nach dem Zweiten Weltkrieg anfangs
ren, aber der Statthalter hat da noch viel     hätte da eine Idee, was man im heutigen       der 50er-Jahre. Grosse Unternehmen wie
mehr auf Lager. So macht er als erstes auf     Basel mit ähnlichen Personen auch ma-         NOK (Alpiq), Motor Columbus und
den Klostergarten aufmerksam, der sich         chen könnte!) 1841 erfolgte der Regie-        Elektrowatt haben wesentlich zu dieser
als besonderes Bijou präsentiert. Dies hat     rungsbeschluss, die beiden Klöster Wet-       Entwicklung beigetragen.
seinen Grund darin, dass alle Schüler der      tingen und Muri aufzuheben, was zu            Mit über 20’000 Einwohnern ist Wettin-
Kantonsschule, die schwänzen, zu spät          einer starken Verarmung der Bevölke-          gen eigentlich eine Stadt, aber die Ein-
kommen oder sonst etwas auf dem Kerb-          rung führte und so weit ging, dass man        wohner beschlossen 2009 in einer Ab-
holz haben, zur Arbeit im Klostergarten        die Einwohner aufforderte, nach Ame-          stimmung, man wolle ein Dorf bleiben,
verdonnert werden; die Absenzenliste           rika auszuwandern ...                         war jedoch trotzdem der grösste Ort des
muss dementsprechend lang sein ...             In die gleiche Zeit fällt die Eröffnung der   Kantons Aargau. Der Hauptstadt Aarau
Zwei Gräber aus der Jungsteinzeit stehen       Bahnlinie Zürich–Baden, bekannt unter         passte dies natürlich nicht, deshalb wur-
am Anfang. Die erste Siedlung stammt           dem Namen «Spanisch-Brötli-Bahn».             de einfach die Nachbargemeinde Rohr
von den Römern, wobei man diesen Ort           Auf der Limmat-Halbinsel befand sich          eingemeindet, und so war man mit
gewählt hat, weil er an der Strasse lag, die   damals auch eine Baumwollspinnerei, die       21’000 Einwohnern wieder die Nummer
von Vindonissa (Brugg) nach Vitodurum          auch die Wasserrechte besass, jedoch          eins. Wettingen wuchs deswegen so stark,
(Winterthur) geführt hat. Die erste ur-        nach 50 Jahren in Konkurs ging. Die           weil Brown Boveri (heute ABB) Wohn-
kundliche Erwähnung von Wettingen              Nachfolgegesellschaft verkaufte 1930          raum brauchte und viele Mitarbeitende
stammt von 1045. Die aargauischen              Land und Wasserrechte an die Stadt Zü-        in Wettingen Wohnsitz nahmen. Deswe-
Klöster hatten als wichtige Aufgabe die        rich.                                         gen geht es Wettingen finanziell besser
Betreuung der Armen und fürsorgerische                                                       als Baden, weil die Kaderleute ihr Ein-

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Statthalter Walti Hamberger

kommen hier versteuern. Zwischen Ba-         Noch vieles gäbe es über Wettingen zu    ankommt. Die beiden Musiker werden
den und Wettingen gibt es eine ähnliche      berichten. Statthalter Walter Hamberger  später nochmals zu hören sein.
Rivalität wie zwischen zwei andern           schliesst mit den Worten: «I hoff, i haigWie stets an unseren Ehrentag soll auch
bekannten Schweizer Städten. Baden           könne e baar Ydrügg vermittle, damit ihr der Zunftbrüder gedacht werden, die uns
möchte eigentlich gerne fusionieren, aber    au e Ahnig händ, wo mir dr hüttig Zunft- für immer verlassen haben. Elmar Hau-
die Wettinger wollen davon nichts wis-       aloss verbringe.»                        ser verstarb am 21. September 2017 im
sen. Dies ist eine längere Geschichte, die                                            84. Altersjahr. Er war Zunftmitglied seit
der Wettinger Gemeindeammann und             Drei neue Zunftbrüder                    1995. – Kurz vor seinem 58. Geburtstag
unser Gast beim Mittagessen, Herr Ro-        Nach diesem interessanten Einblick in ist Stefan Münch am 5. August 2017
land Kuster, sicher erzählen wird.           die Geschichte Wettingens kündigt der unerwartet und viel zu früh verstorben.
Wettingen hat natürlich auch einige pro-     Statthalter die beiden Musiker Gordon Er war zünftig seit 1989 und war von
minente Leute hervorgebracht, so zum         Schultz (Klavier) und Witek Kornacki 1995 bis 2004 Irtenmeister. – Erwin Züst,
Beispiel Alberich Zwyssig, den Kompo-        (Klarinette) an. Die beiden unterrichten einer unserer ältesten Zunftbrüder, ver-
nisten der Schweizer Nationalhymne.          an der Kantonsschule und treten zudem starb am 18. November 2018 im Alter
Oder Jörg Stiel, einst Nationalgoalie der    in verschiedenen Formationen auf. Sie von 90 Jahren. Er war gelernter Schuh-
Schweiz und vor vielen Jahren Schweizer      erfreuen uns mit «Air» von J.S. Bach und macher und zünftig seit 1949. – Fred
Meister mit St. Gallen. Heute ist er übri-   «Street Tango» von Astor Piazolla, dem Streib, ebenfalls einer unserer «Ältesten»,
gens Goalie-Trainer bei den Junioren des     bekannten argentinischen Bandeonisten ist nach kurzer Krankheit am 21. Januar
FCB. Auch Markus Somm, noch Chef-            und Komponisten. Der Applaus beweist, dieses Jahres, kurz nach seinem 89. Ge-
redaktor der Basler Zeitung, wurde in        wie sehr der Vortrag bei den Zuhörern burtstag, von seinen Beschwerden erlöst
Wettingen geboren.                                                                    worden. Auch er war seit 1949 zünftig

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Irtenmeister Frank Nyfeler

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und hat bis fast zuletzt aktiv am Zunft-    Robi Ehret, Zunftpfleger-Obmann, und            meister Frank Nyfeler und die drei
 leben teilgenommen. Sein Sohn Matthi-       Jürg Hammer, Altstatthalter. Heinrich           «Neuen» zum Ort des Geschehens, wobei
 as wird in der Zunft sein Erbe antreten.    Olivieri, ebenfalls Jubilar, ist heute leider   eine gewisse Nervosität in deren Gesich-
– Am 7. März dieses Jahres schliesslich      nicht dabei. Auf 40 Jahre Zunftzugehö-          tern nicht zu übersehen ist – wer trinkt
 hat René Stöckli im 82. Lebensjahr den      rigkeit bringt es René Winkler, seines Zei-     sonst schon am Morgen einen ganzen
Kampf gegen seine Krankheit verloren.        chens «Chef-Bassist» am Sousaphon un-           Becher Weisswein in einem Zug ...? Wie
Zünftig seit 1974, war er ein begeisterter   sererZunftmusik.MeisterundStatthalter           immer ist die Zunft gespannt und ein
Sänger und hat von 1979 bis 2004 unse-       gratulieren den Jubilaren und hoffen auf        bisschen schadenfreudig, denn die haben
ren damaligen Zunftchor geleitet.            viele weitere gemeinsame Stunden.               diese Prozedur ja alle schon hinter sich.
Zu Ehren der verstorbenen Zunftbrüder        Die Pfeifer unseres Zunftspiels stimmen         Nun, es geht alles gut, die drei Herren
 erhebt sich die Zunft in stillem Geden-     die Festgemeinde nun auf den nächsten           meistern die Aufgabe in mehr oder weni-
 ken und die gedämpfte Trommel ertönt        Höhepunkt ein: die Aufnahme der neuen           ger kurzer Zeit und werden entsprechend
 zu einem letzten Gruss.                     Zunftbrüder. Und da auch dies zu den            gefeiert. Über dem Banner geloben sie
Freud und Leid gehören im Leben ja           Aufgaben des Statthalters gehört, wird          schliesslich, treu zur Zunft zu stehen,
 nahe zusammen, und so darf der Statt-       Walter Hamberger die drei Kandidaten            sich für sie und unsere Vaterstadt Basel
 halter nun Erfreuliches vermelden und       demnächst einzeln vorstellen, nämlich           einzusetzen. Die herzliche Gratulation
vier Zunftbrüder für ihre langjährige Zu-    Chao Chen, Sacha Büttler und Matthias           des Meisters und der traditionelle Schuh-
 gehörigkeit feiern. 25 Jahre dabei sind     Streib. Zwei Tambouren begleiten Irten-         macherhammer werden sie immer an

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Meisterrede mit Stümpi Graf

diese besondere Stunde erinnern. Die so kann das Happening beginnen. Von                ist auch der Dank an alle, die das Zunft-
Dankadresse von Matthias Streib been- der Servicebrigade bestens versorgt,              leben bereichern und mitgestalten.
det sodann diese Feierstunde.              nimmt unser Zunftmahl seinen Lauf.          • Die Meisterrede ist wie immer an anderer
                                           Die einzelnen Gänge des Menüs (Kom-         Stelle dieser Ausgabe zur Lektüre empfohlen.
Zunftmahl an historischer Stätte           pliment an die Küche!) werden unterbro-
Nach dem besinnlichen Teil und dem chen von den Grussadressen der Ehren-               Der grosse und lange Applaus war der
tapfer bewältigten Schluck der drei neuen gäste, wobei unsere Zunftmusik jeden         verdiente Lohn für die wie immer poin-
Zunftbrüder ist es fast Mittag geworden von ihnen mit seinen heimatlichen Klän-        tierten (und gereimten) Ausführungen
und man bereitet sich vor auf das nächste gen überrascht.                              unseres Meisters, der sich jedesmal so sei-
Happening dieses Tages, das gemeinsame                                                 ne Gedanken macht über Sachen und
Zunftmahl mit Musik und Ansprachen Die Rede des Meisters                               Ereignisse, die jeder für sich ebenfalls
in festlicher Atmosphäre. Während Erster Höhepunkt des Nachmittags ist                 hinterfragen sollte.
Zunftvorstand und Ehrengäste sich im natürlich die wie immer mit Spannung              Die kulinarischen Grüsse aus der Küche
Garten zum traditionellen Apéro treffen erwartete Rede unseres hochgeachteten          geben den angenehmen Rahmen für die
und bei Smalltalk und einem Glas Wein Herrn Meisters, Stümpi Graf, der auch            weiteren Highlights des Nachmittags.
bis zum Einmarsch die Freundschaft pfle- diesmal kein Blatt vor den Mund nimmt         Unser Spiel beweist einmal mehr mit
gen, nehmen die Zunftbrüder die gedeck- und in einigen «Wunden» stochert. Nach         mehreren Vorträgen, dass wir stolz darauf
ten Tische im grossen Saal in Beschlag der ausführlichen Begrüssung und der            sein dürfen, eine solche Formation in un-
und harren der kulinarischen Überra- Vorstellung der Gäste gibt ihm eine Ver-          seren Reihen zu haben. Das Gleiche gilt
schungen und anderen erbaulichen Bege- treterin der Grünen im Basler Grossen           für die Zunftmusik; auch sie hat an die-
benheiten, die an diesem Nachmittag Rat zu denken, die findet, die Basler De-          sem Zunftmahl wie schon so oft ihr gros-
zu erwarten sind. Unsere Zunftmusik ist legation am Zürcher Sechseläuten sei           ses Können und ihre Vielseitigkeit bewie-
ebenfalls in voller Stärke angetreten, um Geldverschwendung und das Ganze sei          sen. Spiel und Musik haben auch in
unser Fest musikalisch zu begleiten. Das sowieso nicht mehr zeitgemäss. Noch           diesem Jahr unseren Dank und grossen
Stimmengewirr an den vielen Tischen hat mehr zu schaffen macht ihm die heutige         Applaus verdient!
bereits ordentliche Stärke erreicht, der- Tendenz zur Radikalisierung. Die sozia-      Unsere Ehrengäste aus London, Glasgow,
weil dienstbare Geister mit willkomme- len Medien geben jedem die Möglichkeit,         Wettingen und Zürich trugen mit ihren
ner Tranksame umher eilen, um alle im Netz ungestraft über andere herzuzie-            Ausführungen ebenfalls dazu bei, dass
zu versorgen. Man wartet nun gespannt hen; Fanatismus und Intoleranz sind die          neben den kulinarischen auch die geisti-
auf den traditionellen Einmarsch und Folge. Jeder kann sich austoben und eine          gen Genüsse nicht zu kurz kamen. Sie alle
damit auf die offizielle Eröffnung unseres Hetze starten gegen alles, was ihn stört.   haben einige schöne Stunden in unserem
Zunftmahls.                                Der Meister fragt sich, ob unsere Zunft     Kreis sichtlich genossen und werden
Unsere Zunftmusik kündigt es an: ange- dem wohl entgegentreten kann. Und               sicher noch lange an den Tag und den
führt vom Banner betreten die erlauchten zwar indem wir, anstatt am Handy zu           Abschluss im Leuezorn-Garten denken.
Herren den Saal und werden von den chatten, uns mit lebendigen Personen                Und ein besonderes Dankeschön geht
Zunftbrüdern stehend erwartet. «Auf treffen und miteinander reden, statt sich          auch an die Küchen- und Servicemann-
Brüder, auf!», unser Trinklied des ehema- in der Anonymität des «www» zu isolie-       schaft in Wettingen, die bestens und
ligen Meisters Angelo Cesana ertönt wie ren. Immerhin haben die Zünfte auf die-        umsichtig für uns gesorgt hat. Nur
immer aus voller Kehle. Bald ist nun auch se Art Jahrhunderte überstanden. Wich-       allzu schnell ist der Nachmittag vorbei,
der Ehrentisch in der Mitte bevölkert und tiger Teil von Stümpis Grafs Gedanken        und nach einem letzten Kaffee heisst es

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Roland Kuster, Gemeindeammann Wettingen

Patrick Peal, London   Iain Lennox, Glasgow           Sven Zuber, Basel

                                                Felix Huber, Zürich, mit Stümpi Graf

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Abschied nehmen aus dem gemütlichen            lange Zug für den Marsch durch die             Bis in die Nacht wird noch an allen Ti-
«Dorf» Wettingen.                              Stadt, wobei uns die Polizei wie immer         schen gefeiert, und damit es auch so rich-
                                               hilfreich zur Seite steht. Fast sieht es aus   tig schön einfährt, hat ein Wohltäter
Kurzweilige Rückfahrt und                      wie an einem Cliquenbummel, bis wir            (Name der Redaktion bekannt) noch ein
Happening im Leuezorn                          schliesslich nach einigen Umwegen in           paar Pullen Wodka spendiert, die so
Wenn die Zunft auswärts gastiert, erfolgt      den Gemsberg einbiegen und unser Spiel         prima zum Bier passen und dem Abend
die Rückfahrt mit dem Zug meist etwas          mit einem Ständeli den Marsch beendet.         die nötige Würze verleihen. Sogar ein
weniger beschaulich wie am Morgen. Im-         Im Höfli warten wie immer die schönen          Fondue wurde auf einem der Tische ge-
merhin wurde in den Nachmittagsstun-           Stangen auf die durstigen Marschierer,         sichtet! Schliesslich – es war ein langer
den das eine oder andere Glas Reben-           und bald ist der Leuezorn fest in Schuh-       Tag! – sind auch die härtesten Zunft-
oder Gerstensaft konsumiert, was sich          machern-Hand. Es versteht sich von             brüder müde geworden und machen
natürlich auf die allgemeine Stimmung          selbst, dass unser Spiel nochmals die letz-    sich nach und nach, versorgt mit dem
niederschlägt. Jedenfalls sind wir im Nu       ten Reserven abruft, damit es im Höfli         Bhaltis, auf nach Hause. Oder auch hin-
wieder in Basel, wobei vor der Abfahrt         nochmals so richtig chesslet, und auch         über zum Schlummertrunk ins mindere
der Kiosk am Badener Bahnhof noch ein          unser Meister schnallt sich die Trommel        Basel, aber das ist wiederum eine andere
gutes Geschäft gemacht hat ... Trotz al-       zum traditionellen Solo um; bald gehört        Geschichte ...
lem formiert sich in Basel sehr gesittet der   er ja wieder ganz offiziell zum Spiel ...                                Walti Ammann

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D Maischterreed in Wettige
Ych begriess Eych alli häärzlig doo
Worshipful Master of the Company of Cordwainers of the City of London, dear Patrick Peal
in Glascow, dear Iain Lennox
Hochgeachtete Herr Maischter vo de verainigte Zoift zer Gerwe und zer Schuehmacheren in Ziiri,
liebe Felix Huber
Hochgeachteti Herren Altmaischter
Sehr geachteti Herre Statthalter und Altstatthalter, hit speziell als Gascht
– dr Sven Zuber, dr sehr geachtet Herr Statthalter vo dr E. Zunft ze Gärbere in Basel
Sehr geehrti Herre Vorgsetzti und Altvorgsetzti, hit speziell als Gascht
– dr Thomas Huggler, Zunftpfläger vo de verainigte Zoift zer Gerwe und zer Schuehmacheren in Ziiri
Sehr geehrti Herren Ehregescht und Gescht, namentlig das Johr:
– Sehr geehrte Herr Roland Kuster, Gmaindspresidänt vo dr Stadt Wettige
– Sehr geehrte Herr Frey, liebe Paul, perseenlige Gascht vo unserem sehr geachtete Herr Statthalter Walti Hamberger

Und nadyrlig:
Liebi Zunftbrieder von eren Ehrezunft ze Schuehmachere Basel
Ych begriess Eych alli häärzlig doo         came from London and from Glasgow           naimen anderscht het är aane miesse,
nääb’ dr Kirchen uus em Rokoko              – just a very long trip to go –             är losst ys alli häärzlig griesse.
und dr spoote Renaissance.                  to meet us here in this little town!
Y bi immer noon e Bitz in Trance            But both of you, I can calm down,           Ych kumm jetzt ze dääne Gescht,
und beyydruggt vo däm sakrale Bau.          you’ll have a great day with our Guild,     wo aawäsend sin an uns’rem Fescht:
Ych hoff, es gfallt Eych allen au,          and tonight you’ll probably be tilt.        Als erschte Gascht – s isch mer en Ehr –
vor allem in däm scheene Sääli –            Please excuse my German speach,             begriess ych dr Roland Kuster sehr …
dr Laye-Schyyr – an uns’rem Mähli.          but for me, it would be out of reach        häärzlig im Schuehmacher – Grais!
Wo dr Walti – dä uus Bettige –              to speak my whole speach in English,        Mir hän ys gfrait uff die hittig Rais,
mir gsait het: Mer geehn uff Wettige        and I will absolutely not distinguish       uff dää scheen Saal in Ihrer Stadt
isch mir – wohrschynts wie fascht alle –    myself, but I’ll give you my template,      am rächten Ufer vo dr Limmat,
gar nyt ze däm Ort yygfalle.                a member of the Court will translate        fir s Gaschträcht dangg ych uns’rem stramme
Und will y in der Geographie                my speach for you – all what I did say      Wettiger Gemeindeamme!
e Fänschterplatz ha ka – und dr Rhy         is not so very special, anyway.             D Gaschtfrindtligkait dien Si bewyyse
aagluegt ha, statt d Schwyzer-Karte,        Somehow or other – nice that you’re here    in däm si uns dien d Ehr erwyyse.
isch d Geegi halt nit so my Sparte.         enjoy the day and the atmosphere.           Ych nimm e Zunftbächer – e settige
Häts nit e Fuessballmannschaft gäh,                                                     und stoss mit Ihnen aa uff Wettige.
hät y nit emoole gwisst wo dää              Noo däm kurze Begriessigs-Intro             Und im Namme vo alle dääne Herre
scheen Ort ganz genau duet ligge –          wett y jetzt doch gärn ibergoh              nomool merci, dass si uns beehre.
in ere Schriftlige hät y miesse spigge.     und Eych uns’ri Gescht vorstelle
Umso mehr bin y iberrascht,                 s git e Mänggs iber si z verzelle.          Als näggschte Gascht wett ych grad doo
wie em enen interessierte Gascht                                                        uff e Patrick Peal yygoh.
                                            Bevor y start: e Wehrmuets-Dropfe
das Dorf e Huffe biete ka –                                                             Är isch dr ney Worshipful Master
                                            är het nit kenne d Fingge glopfe
lueget nur ihri Homepage aa!                                                            vo de Cordwainers – maischtens raast er
                                            vo dr hohe Stuube, uns’re Ritter.
A propos: isch Wettigen e Stadt?                                                        als Gschäftsfiehrer von eren Instanz,
                                            Dr John fählt hit – isch das nit bitter?
Ych ha nämmlig – y find das glatt –                                                     wo Helikopter als Luft-Ambulanz
                                            Är hets aifach nit kenne richte
lääse kennen im en e Schryybe                                                           bedrybbt – s erinneret mi glatt
                                            das Johr, wäge Familiegschichte.
dass si hän wellen e Derfli blyybe,                                                     an d REGA oder d Air Zermatt –
                                            S näggscht Johr syyg är wieder doo,
wo si – wäge dr Yywohnerzahl –                                                          nur dass sy Association guet
                                            mer leehn im liebi Griess zuekoh!
glatt d Qual hän ka von ere Wahl.                                                       21 Teams umfasse duet.
                                            Dear John – a toast from our gloom
Eb Dorf, eb Stadt, es spielt kai Rolle,                                                 Ingenieur isch är vo Bruef
                                            to our Knight of the High Room!
dass mir derfen an däm Ort e tolle                                                      gfolggt isch är au em e Ruef
Zunftuusflug duurefiehre                    Und vo Schaffhuuse, dr Faccani              als Ehrekommandant vom’ne Team
und unser Zunftmohl zelebriere,             schrybbt: Au das Johr kann y                vo dr Royal Air Force with much steam
das frait ys – und dr Gmaind vo doo         laider nit ko – uus familäre Grind          Dear Patrick, that you are here today
saag y Dangg, dass mir derfe koo,           und är schiggt alle Basler Frind            honours us – a warm welcome we say.
speziell em Preesi, s duet ys ehre –        vyyl Griess an uns’ri Zämmekunft
ihr wärdet scho no vo ihm heere.            vo dr Schaffhuuser Schuehmacherzunft.       Dr dritt Gascht kunnt, ych find das flott
                                                                                        uus Glasgow und isch en ächte Schott
Dear British friends, we welcome you        Au dr Obmaa Voutat, dä vo Bärn              Glasgow liggt eschtlig, saag y dääne schyych
and we are honoured, that you two           blybbt laider uns’rem Ässe färn,            wo vo Gegi kai Ahnig hän, eebe wien ych ...

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Dr Iain Lennox, är isch Deacon vo               gärn e Zigarre pafft bi en e Malz                vo dr ächte Menschligkait aagnoh.
de Cordiners me sait ihm soo                    und s gärn gmietlig het – y hoff, im gfallts …   D Mensche schaffe sich Wohlfühlzoone,
Dr Schottisch Maischter – deert ääne hoggt er   bi uns – doch e Froog loss mir nit näh:          wo si uff’me moralische Hochsitz wohne,
isch en ehemoolig Doggter                       gmäss Homepage bisch gwählt bis 2010             vo deert uus alles jage in’re Wuet,
är het – und das isch kai Änte –                d Froog, wo mi duet jetze quääle:                was s aige Wältbild steere duet.
sehr vyyl z due ka mit Demänte                  hesch Di sythär nimm lo wähle?                   Dääne Wort kann ych zuestimme!
zämmegfasst isch em Iian sy                     Bisch Du emänd – das wär fatal                   Vyyli schaffe sich – dasch s Schlimme –
Spezialideet «die Geriatrie».                   als Statthalter doo - ganz illegal?              unterstizt im Netz vo Twitter
Dear Iain – we are very proud                   Sygs, wie’s will, mer leehn das stoh             Facebook, Tinder und so wyter
you are with us – I say it loud,                scheen bisch hitte zuen ys ko!                   en aig’ni Wält, e virtuelli
I raise my glass and I say: Proscht                                                              und wisse bald nimm, in welli
nice, that you are here, bigoscht.              Zem Schluss begriess y dr Pauli Frey,            sogenannti «line» si geehre.
I take a swallow and say hurray                 dasch em Statthalter sy Conterfey                Bisch «off–line» und duet Di ain steere
to the British friends – enjoy the day.         oder besser gsait sy Noochbersmaa,               gohsch sofort «on», und scho hesch Rueh,
                                                wo laider nit zünftig wärde ka,                  hesch mit andere nyt me z due.
De näggschte Gescht, wo mer zuebroschte,        will är vo Rieche Birger isch                    Du kasch Di ohni Replik im Netz
die kemme diräggt uus em Süd-Oschte.            drum sitz är als Gascht am Tisch,                uustoben und e grossi Hetz
Y han e riiesegrossi Fraid,                     IT vo Bruef, liebt au Alkohol                    geegen alles starte, wo di steert,
dass si ko sin, und denn no z zwait!            in Form vo Wyy uus em Sydtirol                   wo sich Dyner Mainig noo nit gheert,
Mit Applaus und eme Bitz Gegreele               vo dääne Mescht – das sin denn Renner –          kasch ohni Widerspruch vo andere
begriesse mer dr Hueber Fele,                   isch är en absolute Kenner,                      am moralischen Abgrund wandere.
dr Maischter vo dr Zircher Zoift,               Liebe Paul, gniess fescht dää Daag               Du schaffsch Dir Dy Gwisshait soo
wo als Doppel-Zoift in Ziiri loift,             und dass Di s Zunftwääse begaischtere mag.       iber Rächt und Unrächt! – Notysno
Är het hit als Beglaitig sy                                                                      duesch Dy Wärtempfinde eradiere
Zunftpfläger Thomas mit derbyy.                 Jä liebei Frind – à propos Zunftwääse:           und letschtlig radikalisiere.
Liebi Zircher Frind – dr Hammer                 Won y Aafangs Johr ha glääse,
und will’s verbyy isch: Katzegjammer,           dass e Grieni uus em Groosse Root,
                                                                                                 Dr Mensch baut sich syy Wirggligkait
dr Basler Daag am Säggsilytte,                  dezidiert uff d Barrikade goht,
                                                                                                 wenn är sich sälber nimm verdrait!
wo mir veraint das Giggelrytte                  will’s ere gar nit basse duet
                                                                                                 Fyhlt sich ain bedyttigsloos
um e Böög hän derfen erlääbe –                  dass Basel fir’s Säggslytte guet
                                                                                                 und fählt ihm e schitzende Schooss,
dr Böög isch uffrächt blyybe glääbe             e Viertelmillioon uffwärfe duet,
                                                                                                 wird är en aig’ni Wält kreiere
bis dass sy Biiren explodiert,                  um sich in Ziiri z presentiere.
                                                                                                 und s Lääbe virtuell brobiere.
drum hämmer luuthals applaudiert.               Drum duet si e Motioon kreiere,
                                                                                                 Was ych doo alles gsait ha, isch
Nohn em Zmidaag denn Oobedinner,                um das Aasinne z kolportiere:
                                                                                                 wisseschaftlig gseh scho uff em Disch.
Ihr sin scho grosszigigi Spinner,               Dä Aaloss syyg nimm zytgerächt
                                                                                                 Dr Sozialpsycholog Lantermaa
und – als hätt das noonig glänggt –             und fraufindlig, dorum schlächt,
                                                                                                 schnyydet in sym Buech das aa
hänn Ihr ys no d Ibernachtig gschänggt.         will – und das syg ganz fatal –
                                                                                                 Radikalisierti Gsellschaft isch dr Titel
Das Säggsilytte – unvergässlig                  dr Aaloss syg nit gschlächtsneytral,
                                                                                                 do schrybbt är im en e Kapitel,
d Fraid doodriber unermässlig.                  me miess deert gar nit aanfahre
                                                                                                 will s Bedürfnis noh Sicherhait
Liebe Felix, liebe Thomi                        me kennt das Gäld fir Gscheyters spaare.
                                                                                                 Gwisshait und Kontrollierbarkait
gärn in Gedangge schwelge loo mi,               Si losst nit mit sich diskutiere,
                                                                                                 in dr hittig Zyt nimm stimme duet,
mir hän ys wohl gfhylt bi Eych, z Ziiri         muesch es gar nit erscht brobiere
                                                                                                 isch d Iberschaubarkait nit guet.
d Basler und Zircher, die hän ihri              in ihrem Wältbild zellt elai –
Zunftfrindschafte kenne pflääge                 Ihri Aasicht, und s isch ainerlai
ohni s gringschte Drepfli Rääge,                was Du fir Argumänt kenntsch bringe              Wärde die Bedirfnis nimm erfillt,
wär sovyyl Gaschtfrindschaft duet zaige,        e sachlig Gspräch wird Dir nit glinge!           dr Durscht noh dääne Faggtoore nit gschtillt,
vor dääne duen y mi vernaige!                                                                    erläbbt dr Mensch en Unsicherheit …
Y saag nomool häärzlig Danggerscheen            Kai Angscht – y reed nit iber Fraue,             in däm Stadium, won är nit verdrait.
und dass die Frindschafte wytergeehn,           wo luuthals uff e Butz dien haue                 Sy Sälbschtachtig wird esoo bedroht,
Ych heeb mi Glas und frai mi fescht,            und sich fremd dien schampar schämme,            und wenn s Sälbschtwärtgfyhl denn baade goht,
sin Ihr hitten uns’ri Gescht,                   wääge Verain, wo kaini Fraue nämme!              schafft är sich en aigeni Wält,
häärzlig willkumm in uns’re Grais               Au mit e Bitzi Kalk im Grind                     är baut sich en aige Zält
ych dr Felix und dr Thomas haiss.               mir myni Wort hit doch presänt no sind,          und läbbt in syner Wirggligkait,
                                                Y ha vor’ me Johr scho driber gschwätzt,         will är jo anders nimm verdrait.
Denn hämmer au e Gärber hitte                   en anders Brobleem isch’s, wo mi pfätzt!         E Wält, won är beschtimmt, was richtig …
als Ehregascht – das isch soo Sitte,            Das het nyt z due mit Frau oder Maa              oder falsch isch, und was nichtig.
y begriess dr Zuber Sven, Statthalter,          Das foht naimen anderscht aa.                    Byschpyyl: dr militant Veganer
als Vize-Chef vom Streib, do gfallt er …        D Schriftschtellere Verena Hasel                 in syner Wält, do kann er
mir perseenlig zimmlig guet,                    schrybbt in ere Zyttig – nit in Basel –          nur mit däänen ainig go
will är gärn Döfflifahre duet                   Linggs - liberali Aasichte wärde                 wo ze syner Ideologie dien stoh.
und Fan isch vo FCB und Wyy,                    mittlerwyylen uff däären Ärde                    So macht är – s schliesst sich dr Grais –
und au – wie kennts anderscht syy               als ainzig wohri Form – das lenger scho          in den Internetfore Mais

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und verhaggt systematsich jeede,          Au de Vorgsetzte, den and’re siebe,           und wird wieder zem Zunftspiel stosse.
wo nit duet uff sy Mihli reede.           vyyle Dangg – und nit ibertriebe –            Das wird s Niveau schampar heebe,
Oder soon e Fitnesswahnsinnige,           Ihr sin schichtewägg brilliant,               und dur d Gasse goht e Beebe.
mit sym Körperkult, em spinnige,          so schaffe kenne, Hand in Hand,               Zwischezyttlig dangg ych galtt
wo in syner virtuelle                     isch alles and’ri als sälbschtverständlig,    em beschte Zunftspiel vo dr Stadt.
Wält nur no Schrit duet zelle,            fir das dangg ych Eych unändlig.
wo- will vellig Ych-fixiert –                                                           Oh jee – dr Dätti foht a zittere,
nyt me ander’s toleriert,                 Y wett mi härzligscht au bedangge             är duet en Iberschryttig wittere
als sy Kerperkult! – Persee               bi dääne, wo die Gebrächlige und Grangge      vo myne glaare Zytvorgoobe.
dä Vorgang kasch à propos au gseh         bedreye dien dur s ganze Johr,                Doch bevor är afoht toobe,
wenns um political Corectness goht        fir d Zunftbrieder en offen Ohr               duen ych my Maischterreed beände
oder Sexismus zer Debatte stoht.          hän, wenn immer me si bruucht,                und mi nomool an alli wände.
Y ha’s scho gsait, was doo bassiert:      au wenn si d Arbet mänggmool schluucht.       Zerscht saag y allen unsre Gescht,
Dr Mensch het sich radikalisiert!         Nie heersch vo deert e Regglamiere,           wo ys d Ehr erwyysen an uns’rem Fescht:
Bi däären Entwigglig stoht am Schluss     däm Team duen ych gratuliere,                 Häärzlig Danggerscheen, sin Ihr hit ko
Intoleranz und Fanatismus.                Em Ehret drugg y symbolisch d Hand,           um in dr Laye-Schyyre doo
Und wie das ändet mit däne Wääse          saag nomool Dangg, s isch allerhand,          mit uns s Zunftmohl z’zelebriere
kasch in jeeder Zyttig lääse.             was Ihr fir uns‘ri Zunft diend laischte,      und d Zunftfrindschaft so z’demonschtriere,
Am Änd aakoh, lueg ych Eych aa            e Vorbild fir die Allermaischte.
und froog Eych, eb e Zunft ächtscht ka                                                  Dear friends from London and from Glasgow,
däm Brobleem entgääge drätte?             Als näggschts d Muusig – uns’ri Musici        that you came to us, makes us so …
Emänd in däm, dass mir – statt chatte,    wo’s das Johr – wie kennts anderscht syy –    happy, and that yo did this long trip
ys dräffen und mitenander reede,          au wieder souverän hän gschafft               demonstrates a great friendship
und anstatt unentwäggt die bleede         uns z’unterhalte – hammerhaft!                between Great Britain and Switzerland.
Filmli uff em Handy gaffe,                Sygs Blues oder vom Miller Glen               I give you symbolically my hand,
an dr Kommunikatioon dien schaffe.        Tuxedo junction – es git kai wenn             I raise my glass and also most …
Und statt im www go sörfe                 und s git kai aber – Eyre Swing               of you all do so – I speak a toast
am Stamm bim en e Gleesli dörfe           ischt ein unbeschreiblich Ding!               to our British friends and now I mean:
mit lääbige Persone schwätze –            Liebe Frind – esoo ka’s wytergoh,             God bless you all, God bless the Queen.
soo Visioone sin nit die lätze!           es danggt häärzlig Eyre Gigolo.
Immerhii hän d Zimft esoo                                                               Jetzt bin y mit myner Reed am Änd,
Johrhunderti kennen iberstoh.             Nit z’vergässen an dääre Schtell:             ych nimm dr Bächer in myni Händ
Dass mir mitenander kenne reede           uns’re Zunftzyttig-Schryyber-Gsell.           und nimm uff uns’ri Zimft e Schlugg
macht ys ze Mensche – e jeede             Dr Pfriem – editiert vom Ammann Walti –       und schlohn esoo e Bitz e Brugg
vo uns kennt wohrschyns akkurat           fir die bescht Zunftzyttig halt y,            ze unsre liebe Frind und ihri
em Karl Jaspers sy beriehmt Zitat.        das isch e Bitz perseenlig gfärbt,            Zimft in Londe, Glasgow Ziiri,
In däm Sinn: Mir wänn brobiere            aber s Schuehmacherblatt, won är «gärbt»      y stoss aa uff uns’ri Heimat, d Schwyz
indäm mir wyter kommuniziere              – de kasch es draihe, wie de witt –           mit uff em roote Grund em wysse Gryz,
statt im Netz ys z isoliere               isch ebbis vom Beschten und e Hit.            uff Grossbritannie – do z ligge kunnt
Mensche z blyybe uff däären Ärde          Y waiss, dass es and’ri au so gseehn,         au e Gryz, aber root uff blauem Grund.
und nit Fundamentalischte wärde!          liebe Walti häärzlig danggerscheen.           Y stoss aa, wintsch noon e scheene Daag
My Hoffnig an dääre Zämmekunft:                                                         und hoff, dass denn jeede zoobe maag
Ad multos annos mit dääre Zunft!          Zem Schluss kumm y ze dääne Manne,            e Schlummerbächer näh im Garte
Und fir das Besträäbe denn dr Lohn:       wo bim Laufe volli Kanne                      vom Layezorn- deert duen ych warte …
Evolutioon in dr Traditioon.              uff ihri Blaschdyyg-Fäll dien schloh          uff Eych, due aine stemme,
                                          oder vollrohr bloosen in d Piccolo.           y hoff dass ganz e Huffe kemme!
Noh myne philosophische Gedangge          Sygs, wenn si uns am Daag beglaite,           Y nimm e Schlugg, saag alle proscht
wett y ibergoh zem dangge.                oder zwischeduure dien verlaite,              und hoff, är schmegg no guet, dä Moscht,
Als erschts dangg y em Ceremoniar         bim Zunftässen e Vortrag z loose,             und an my Platz gang ych denn brav –
Liebe Walti – es isch wunderbar           wo si uff s Fäll leegen und dien bloose,      s griesst Eyre Maischter Stümpi Graf.
Wettige, s Kloschter, d Laye-Schyyr       oder wenn si nohn em Schlummerbier
y hoff, dä Uusflug wird nit z dyyr        drey Umgäng machen oder vier,
nit dass dr Lugge zer Oobestund           und s in de Gasse jubiliert und gracht
denn non e Maagegschwyr bikunnt.          nohn em Motto «Atemlos durch die Nacht»,
Spass uff Velo, s isch e Knaller          denn schtell ych mit Gwisshait fescht:
und y hoff, dä Daag au alle gfall er,     unser Zunftspiel, das isch aifach s Bescht.
Du hesch Di wieder iberdroffe             Und s näggschte Johr – y gib kain Rueh –
schaad isch Dy Zyt jetzt denn abgloffe,   doo leege mer non e Zagge zue,
Du hesch ys keeniglig bedient!            denn – jetzt mien er guet zueloose –
Das het e grossen Applaus verdient.       schtyggt bi de Drummel-Virtuose
                                          en Altbekannte ney in d Hoose

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Die neuen Zunftbrüder – herzlich willkommen!
                                              Wort Leichtathletik stimmt also offenbar      allem kritisiert er sie auch gern). Er foto-
                                              nicht so ganz ... Später konnte er ins        grafiert gerne und Kochen gehört eben-
                                              Gymnasium wechseln und hat nach der           falls zu seinen Leidenschaften, wobei
                                              Matur Medizin studiert. Nach der Wei-         das millimetergenaue Gemüseschneiden
                                              terbildung in Orthopädie arbeitete er         für ihn das Wichtigste ist. Lesen tut er
                                              noch ein Jahr an der Medizinuniversität       ebenfalls fürs Leben gern, und dies seit
                                              in Shanghai, bevor er 1989 in die Schweiz     frühester Jugend. Neben Romanen inte-
                                              kam. Zuerst arbeitete er in der Uniklinik     ressieren ihn Weltgeschichte und Welt-
                                              Balgrist, dann im Unispital Basel sowie       politik.
                                              den Spitälern von Liestal und Olten. 1997     Auch sportlich ist unser neuer Zunftbru-
Chao Chen                                     wurde er Basler Bürger und konnte das         der: Wandern in den Alpen und in Tibet,
Chao Chen wurde am 18. Januar 1963            Schweizerische Staatsexamen in Medizin        Langlauf und Schwimmen haben es ihm
in Shanghai geboren. Während der Kul-         ablegen. Seit 1991 ist er mit einer Schwei-   angetan. Chao ist auch immer für eine
turrevolution besuchte er den Kindergar-      zerin verheiratet und zusammen haben          Reise oder ein Abenteuer zu haben. Wo-
ten und die Primarschule. Weil beide          sie einen 26-jährigen Sohn und eine           bei wir ja wissen: «Abenteuer sind vor
Eltern vollzeit berufstätig waren, wuchs      24-jährige Tochter. Seit 2000 hat Chao        allem am Abend teuer!»
er bei den Grosseltern auf. Anschliessend     eine eigene Praxis für Orthopädie und         Die Zunftgöttis von Chao sind unser
besuchte er eine Sportschule und musste       Chinesische Medizin.                          hochgeachteter Herr Meister Stümpi
dort sechs Tage pro Woche bis zur Er-         Hobbys hat Chao selbstverständlich            Graf, Ceremoniar Walti Dettwiler und
schöpfung Leichtathletik trainieren. Das      auch: er hört sehr gerne Musik (und vor       Zeugwart Patrick Winkler.

                                              (Eigentlich ein schöner Ausdruck für          hoffen, dass man beim Spiel heute nicht
                                              Kerle, bei denen die Faust grösser und        mehr ganz so streng ist ...
                                              schneller ist als das Hirni.) Glücklicher-    Sachas Zunftgöttis sind Paul Zeier und
                                              weise gibts solche Leute wie Sacha Bütt-      Thomas Grieder.
                                              ler, die sich mit der nötigen Sachkenntnis
                                              intensiv mit so schwierigen Charakteren        Unsere Ehrengäste
                                              abgeben. Sacha sagt von seinen Jungs, sie
                                              seien wie eigene Kinder.
                                                                                             und Gäste
                                              Sachas Hobbys sind die Familie und der         am Zunftanlass 2018
                                              Sport, insbesondere alle Ballsportarten        Patrick Peal, Master of the Company
Sacha Büttler                                 wie Fussball, Handball und Tennis.             of Cordwainers of the City of London
Sacha wurde am 24. Mai 1970 in Basel          Dann trommelt er schon seit seinem             Iain Lennox, Deacon of the Incorpo-
geboren. Seit 1986 ist er Basler Bürger; er   sechsten Lebensjahr bei der VKB und            ration of Cordiners in Glasgow
wohnt in Aesch, ist verheiratet und ist       möchte darum auch bei unserem Spiel            Felix Huber, Meister der Vereinigten
Vater eines Sohnes. Die Schulen besuchte      mitwirken. Dazu noch eine kleine Ge-           Zünfte zur Gerwe und zur Schuh-
er in Basel und machte danach eine Aus-       schichte: Zusammen mit zwei Kollegen           machern in Zürich
bildung zum Chemielaboranten. Weil            hatte er das Gefühl, sie seien saumässig       Sven Zuber, Statthalter E.E. Zunft
ihm die vielen «Gütterli» nicht so zuge-      gut und könnten doch als Gruppe beim           zu Gerbern Basel
sagt haben, kam eine Zweitausbildung          Prysdrummle teilnehmen. Als sie dann           Thomas Huggler, Zunftpfleger der
zum Sozialpädagogen dazu. In einer Kin-       als Test bei Pauli Zeier vortrommelten,        Vereinigten Zünfte zur Gerwe und
dertagesstätte und einem Jugendtreff ver-     brach dieser schon beim ersten Fünferruf       zur Schuhmachern in Zürich
diente er seine Sporen ab und ist seit 2007   die Übung ab mit den Worten: «Ka me            Roland Kuster, Gemeindepräsident
Teamleiter einer Jugendgruppe in der          dä nit zämme drummle? – und denn foot          der Stadt Wettingen
Pfeffinger Waldschule. Er ist verantwort-     e Fimfer piano aa und wird denn zem            Paul Frey, persönlicher Gast von
lich für sieben Jugendliche mit sogenann-     Forte!» So nahm Pauli den drei Jungen          Statthalter Walter Hamberger
ten Verhaltensauffälligkeiten im Alltag.      Streich um Streich auseinander. Ist zu

                                                                                                                                   17
nahm an unzähligen Weiterbildungen            Trotz seines grossen Engagements ist ihm
                                               teil und ist Mitglied in verschiedenen Ver-   auch seine Freizeit wichtig. Skifahren,
                                               bänden und Organisationen. Dazu ist er        Wandern und Hochgebirgstouren stehen
                                               ein Sprachtalent, parliert er doch in Eng-    auf seinem Programm. Eine Tour aufs
                                               lisch, Spanisch, Französisch, Italienisch     Fründenhorn im letzten Jahr hätte beina-
                                               und sogar Baseldytsch. Die berufliche         he fatal geendet: dank einem Schutzengel
                                               Laufbahn begann in der Personalabtei-         entkam er glücklich einer Gletscherspalte.
                                               lung von Novartis. Danach wurde er Ge-        Weniger gefährlich ist für ihn Klavier-
                                               schäftsstellenleiter einer internationalen    spielen; dies betreibt er, weil ihm das
Matthias Streib                                Outplacement-Firma, der DBM. Heute            Trommeln mit zuviel Lärm verbunden
Matthias ist der Sohn unseres kürzlich         ist Matthias selbstständig, das heisst, er    war. Beim Fotografieren sind ihm vor
verstorbenen Zunftbruders Fred Streib;         führt seit acht Jahren die Firma Streib       allem Blumenmotive wichtig. Seine ganz
auch sein Grossvater Karl Streib war bei       Outplacement, die er gegründet hat. Ur-       grosse Leidenschaft ist aber die Ornitho-
uns zünftig und als Zeugwart im Vor-           sprüngliches Berufsziel war die Entwick-      logie, also die Vogelkunde; jeden Herbst
stand tätig. Matthias Streib ist seit seiner   lungszusammenarbeit. Für die FAO, eine        verbringt er eine Woche mit der Berin-
Geburt 1961 Basler Bürger, ist hier aufge-     Unterorganisation der UNO, war er ein         gung von Zugvögeln.
wachsen und hat hier auch die Schulen          Jahr in Pakistan und zwei Jahre in Boli-      Zunftgöttis von Matthias sind unser
besucht. Er wohnt in Basel, lebt mit einer     vien. Nach diesen Erfahrungen haben           hochgeachteter Herr Meister Stümpi
Partnerin zusammen und hat zwei er-            sich aber seine Berufsziele geändert, wo-     Graf – und der verstorbene Altmeister
wachsene Kinder. Nach der Matur stu-           bei ihm das Thema aber immer noch             Angelo Cesana, der bei der Geburt von
dierte er Arbeits- und Organisations-          wichtig ist. Er engagiert sich ehrenamt-      Matthias dessen Eltern diesen Wunsch in
Psychologie und schloss mit einem              lich bei der Entwicklungs-Hilfsorganisa-      einem Brief eröffnet hat – heute ist dies
Lizentiat ab. Dazu kamen noch Betriebs-        tion BASAID und plant in diesem Zu-           Tatsache geworden.
wirtschaft und etwas Jura. Matthias            sammenhang eine Reise nach Guatemala.

Medieninformation, 15. Juni 2018:
Innovation Basel – die Zünfte
und Ehrengesellschaften unterstützen
auch im 2018 nachhaltige Ideen
Sehr geehrte Damen und Herren                                         zehn Finalisten und deren Prämierung finden am 29. Novem-
Die Basler Zünfte und Ehrengesellschaften gehen mit ihrem             ber statt.
Projekt «Innovation Basel» in das dritte Jahr. Das Projektteam        Somit lässt sich nach den zwei Austragungen sagen, dass es den
wurde in seinem Wirken am Netzwerkanlass vom 14. Juni be-             Basler Zünften und Ehrengesellschaften gelungen ist, sich mit
stärkt, bei dem ein reger Austausch zwischen früheren Projekt-        «Innovation Basel» im Sinne der Förderung des aktiven Stadt-
Teilnehmern, Zunftvertretern und Jury-Mitglieder stattgefun-          lebens weiter gegenüber aussen zu öffnen (wie zum Beispiel auch
den hat. Erfreulich ist, dass 15 der 20 Finalisten der letzten zwei   mit der Organisation der jährlichen Jungbürgerfeier). Gleich-
Jahre mit ihrem Vorhaben erfolgreich unterwegs sind. Neu ist,         zeitig werden aber auch nach wie vor Traditionen gepflegt.
dass mit der Christoph Merian Stiftung ein weiterer starker           Weiterführende Informationen entnehmen Sie folgender
Partner für die kommenden drei Jahre engagiert werden konn-           Website: www.innovationbasel.ch
te, ebenso findet eine enge Zusammenarbeit mit der Startup            Jetzt bewerben unter: bewerbung@innovationbasel.ch
Academy Basel statt. Das grösste Start-up-Netzwerk in der
Region unterstützt die Gewinner von «Innovation Basel» mit            Mit freundlichem Gruss
Begleitprogrammen im Wert von CHF 12 000.–.                           René Thoma, Meister E. E. Gesellschaft zur Hären und
Vom 1. Juli bis 30. September 2018 können nun Projekte für            Projektleiter Innovation Basel
die aktuelle Ausschreibung des Wettbewerbs aus den Bereichen          Für Rückfragen: René Thoma, 061 639 99 42 oder
Wissenschaft, Wirtschaft, Dienstleistungen, Soziales, Kultur,         info@innovationbasel.ch
Sport und vielem mehr eingereicht werden – der Fächer
an Themen ist weit geöffnet. Voraussetzung ist, dass die Idee         • Im Pfriem 2/16 wurde das Projekt «Innovation Basel»
einen Bezug zur Region Basel aufweist. Die Präsentationen der         bereits vorgestellt.

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Was unsere Gäste zu sagen hatten                                                          Weil die Mönche nach der Klosterschlies-
                                                                                          sung 1841 nach Bregenz ins dortige Zis-
                                                                                          terzienserkloster zogen, besteht heute
                    Felix M. Huber,           Oder Züri s’schönere Basel                  noch eine enge Verbindung an den Bo-
                    Meister Vereinigte        Schwierigi Fraag, vor allem bim Fuessball! densee. Das Kloster heisst offiziell Zister-
                    Zünfte zur Gerwe                                                      zienserabtei Wettingen Mehrerau.
                    und zur Schuh-            Zum Schluss verteilte er noch verschiede- Herr Kuster bedankte sich für die Einla-
                    machern Zürich            ne Geschenke, wie Zürcher Läckerli, die dung und wünschte allen einen schönen
                                              angeblich nicht so trocken sind wie Basler Zunftanlass.
Nach perfekter Anrede überbringt er die       Läckerli. Auch eine Züri-Ziitig, weil wir
Grüsse des aktiven Zunftmeisters Alex         ja angeblich keine richtige Zeitung mehr
Huber, der nicht an unseren Anlass kom-       haben in Basel, dann eine leere Flasche
men konnte, sowie von der ganzen Zunft        Ueli Bier, weil wir dafür noch 30 Rappen
zu Gerwe und zur Schuhmachern Zürich.         Depot erhalten. Aus Baden erhielten wir                       Patrick Peal, Master
Dann nimmt Meister Huber Rückschau            noch ein besonderes Bier, nämlich ein                         of the Worshipful
auf das Sächsilüüte mit Basel als Gast-       Wildschwein Bier für alle, die so sein wol-                   Company of Cord-
kanton. Er glaubt, dass unsere Frau           len (soviel ich weiss, hat bis heute nie-                     wainers of the City
Ackermann immer noch glaubt, der              mand eines getrunken).                                        of London
Böögg sei eine Frau, zudem sind angeb-        Zum Schluss liess er unsere Freundschaft,
lich noch nicht alle Basler wieder zurück-    die Städte Basel und Zürich sowie alle Die Zunftmusik begrüsst den englischen
gekehrt.                                      Zünfter mit einem dreifachen Hoch Meister traditionell mit der National-
Für die Anlässe auf dem Lindenhof,            hochleben.                                  hymne «God save the Queen».
dem Kinderumzug und den Sächsilüüte-                                                      Auch in diesem Jahr versuchte sich der
Umzug hat sich Zürich mit Piccolo-                                                        englische Meister mit einigen Sätzen auf
und Trommelklängen gefüllt. Einzig die                                                    Deutsch. Die Anrede schaffte er noch
komische, fremde Sprache hat irritiert.                                                   recht gut. Nach dem Dank für die Einla-
Er erwähnt die Teilnahme der Basler                              Herr Roland Kuster, dung und für die Freundschaft sagte er
Gäste, Meister und Statthalter, am Säch-                         Gemeindeammann           dann aber: «Mein Deutsch ist sehr ein-
silüüte-Fest mit Beiträgen zur Unterhal-                         von Wettingen            fach. Wenn es dir nichts ausmacht, werde
tung. Meister Stümpi Graf hielt einmal                                                    ich auf Englisch weiter sprechen.»
mehr eine ausgezeichnete, witzige Rede                           Unsere Zunftmusik be- Er wies dann darauf hin, dass Worshipful
und zusammen haben Meister und Statt-                            grüsst ihn mit dem Company of Cordwainers etwas später
halter als Böögge-Strizzi einen Schnitzel-    Aargauerlied: «Im Aargau sin zwei Liebi». gegründet wurde als unsere Zunft und
bank vorgetragen. Felix Huber zitiert drei    Nach der dritten Wiederholung meint ganze 22 Jahre jünger ist.
Verse von diesem Bank und hält in Vers-       Herr Kuster, das Lied habe mehr Stro- Besonders stolz ist Patrick Peal auf seine
form eine Replik dazu.                        phen als er Stichworte auf seinem Manu- Familiengeschichte in der Zunft. Seit
                                              skript.                                     1791 ist seine Familie (bis 1965 (alles
Zum Beispiel:                                 Er findet es toll, dass eine Basler Zunft Schuhmacher) in der Zunft vertreten und
Die Basler Tschuuted eifach guet,             den Weg nach Wettingen gefunden hat. stellte so viele Meister wie keine andere
da bruched d’Zürcher ächt viel Muet,          Das Gemeinsame von Basel und Wettin- Familie. Er selber ist der 13. Meister. Sei-
doch Tschuute isch jetzt total verbii,        gen sei das ganze Abwasser, das via Lim- ne Vorfahren belieferten folgende Promi-
nur mit Iishockey bisch hüt derbii.           mat, Aare und Rhein bis nach Basel ge- nente mit Schuhen:
                                              lange.                                      Fred Astaire, Humphrey Bogart, Charlie
dann meinte er noch:                          Wettingen will ein Dorf bleiben, sich aber Chaplin, Henri Ford und Jehudi Menu-
Die Basler sind doch glatti Waggis,           trotzdem für verschiedenste Aufgaben hin.
sind z’Züri ganz schön gsii uf ’em Glattiis   mit anderen Gemeinden zusammen- Seit 5 Jahren vergeben die Cordwainers
Danke sind Ihr nach Züri choo,                schliessen. Anstelle einer Fusion mit Ba- jedes Jahr eine Auszeichnung für das bes-
Eure Bsuech verdient «Bravo»!                 den versucht Wettingen, Synergien mit te Schuhdesign im United Kingdom.
Mir händ’s gnosse mit Euch Allne,             anderen Gemeinden im Limmattal zu Nun möchten sie den Wettbewerb geo-
d’Fründschaft vo öis staat über Allem.        schaffen und eine Agglomeration Lim- graphisch ausweiten. In einem ersten
                                              mattal zu errichten, die gemeinsame Auf- Schritt auf Europa, später weltweit. Auch
Bleibt die Frage, die er gestellt hat:        gaben angehen kann.                         eine intensivere Zusammenarbeit zwi-
Isch dänn hüt Basel s’bessere Züri                                                        schen den Cordwainers und Universi-

                                                                                                                                 19
täten und Hochschulen steht auf dem

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Programm. Zum Schluss bedankte sich
Patrick Peal mit den Worten: «Wir sind
Freunde, wir sind eine Familie, wir sind
Schuhmacher».

                                             wa. Eine ganze Anzahl, nämlich zwanzig          Wunderlampe zuerst einmal ins Mittel-
                                             Jahre ist es her, seit dieser Artikel unseres   alter zurückzaubern, wollen wir dieser
                   Iain Lennox,              Altmeisters Heini Winkler über den              Beschenkung auf die Spur kommen. Wir
                   Deacon of the             «Bhaltis» im «Pfriem» erschienen ist. In        wissen, dass die Zünfte dannzumal auch
                   Worshipful Incor-         dieser langen Zeit sind viele neue Zunft-       ihre soziale Zuständigkeit gegenüber
                   poration of Cordi-        brüder dazugekommen und vermutlich              ihren Mitgliedern bzw. deren Angehöri-
                   ners Glasgow              kennen nicht alle den Ursprung und die          gen übernommen hatten. Wir wissen aber
                                             Bedeutung dieses Begriffs. Lassen wir           auch, dass zu jener Zeit das Essen beim
Zur Musik von «Flower of Scotland», der      also Heini Winkler nochmals darüber             einzelnen Meister zuhause eher knapp
halb offiziellen Hymne, betritt der schot-   referieren:                                     bemessen war. Schon vor uns wussten da-
tische Meister das Rednerpult. Auch er       In Rudolf Suters Baseldeutschem Wörter-         mals unsere Zünfte von dieser Sachlage.
liess es sich nicht nehmen, einige Worte     buch steht hinter der Eintragung «Bhal-         Bot sich also eine Gelegenheit, wieder
auf Deutsch zu sagen. Bald sagte er aber:    tis» der Buchstabe «m.» Dieses «m» soll         einmal seinen Bauch so richtig vollzu-
«Bitte verzeih meine schlechte Ausspra-      wie erklärt für «männlich» gelten, also         schlagen, zeichnete sicher ein Zunftanlass
che.» Er meinte dann, wenn es uns nichts     der Bhaltis. Es ergibt sich aber absolut        dafür verantwortlich. Daher kam es denn
ausmache, würde er in Englisch weiter        noch kein Hinweis dafür, dass eben dieser       auch, dass im Mittelalter überborden-
reden. Sollte es uns aber wirklich etwas     Bhaltis unbedingt etwas Zünftiges sein          de Mahlzeitschlemmereien stattgefun-
ausmachen, würde er trotzdem Englisch        muss.                                           den haben. Fast ein wenig mit einem
weiterfahren.                                Könnte man glauben und auch akzeptie-           schlechten Gewissen für die Teilnehmer,
Sein erster Besuch in Basel, vor vielen      ren, so dieses «m» einfach unter Ortho-         wenigstens solange die an diesen Festge-
Jahren, führte ihn an einen Mediziner-       graphie oder Rechtschreibung verstanden         lagen anwesenden Meister noch zu kla-
kongress. Vom Kongress weiss er nichts       sein sollte. Dass aber ein Bhaltis wirklich     rem Denken in der Lage waren. Dieses
mehr, kann sich aber erinnern, dass er am    etwas mit Zunft zu tun hat, ja gar von          schlechte Gewissen und die Erkenntnis
Abend mit einigen Kollegen über der          dieser abstammt, ist mit Sicherheit anzu-       um das Dasein daheim mögen den An-
Grenze im Black Bottom Nachtclub war.        nehmen. Zuerst aber einmal Suters Wort-         stoss, über den eigenen Bedarf zu kochen,
Sein Rückflug am folgenden Morgen um         text: Bhaltis (m) ist: 1. Tüte mit Süssigkei-   gegeben haben. Dieses «Zuviel» wurde
6 Uhr war dann der schlimmste Flug sei-      ten zum Mitnehmen von festlichen                zum eigentlichen Bhaltis. Mit Behältnis-
nes Lebens.                                  Mahlzeiten (z.B. Hochzeits- oder Zunf-          sen durften die Angehörigen solche Über-
Die Cordiners in Glasgow sind 300 Jahre      tessen), Mitbringsel; 2. Kot in der Windel      kapazitäten abholen.
jünger als unsere Zunft. Er sieht aber       oder im Nachttopf (Ks; Ks = Kinder-             Aber auch an Neujahr oder bis zu einer
trotzdem unsere Gemeinsamkeit im Pfle-       sprache, Red.).                                 Woche später gaben sich die Zünfte
gen der alten Traditionen. Dass eine         Bleiben wir aber lieber bei den Süssigkei-      dem Brauch der «Neujahrs-Gallerte»,
Freundschaft über die Grenze entstanden      ten; diese schmecken nicht nur besser,          «Galery» oder «Gallereigen» genannt,
ist, findet er besonders schön und be-       deren Bedeutung liegt auch ganz einfach         hin. Sehen wir nun von den vorgekom-
dankt sich speziell dafür bei unserem        der Zunft näher. Ein Bhaltis besteht im-        menen Übertreibungen ab, so durften
Altmeister Heini Winkler, der die ersten     mer aus etwas Ess- oder Trinkbarem!             zum Teil auch hier wiederum Angehörige
Kontakte hergestellt hat.                    Alles andere sind Geschenke, Andenken           auf den Zunftstuben ihre «Galery»
Mit den besten Grüssen seiner Zunft aus      usw. Ob es sich um Süssigkeiten handeln         abholen.
Glasgow und mit dem Dank für die Ein-        muss oder in anderer Form erfolgen darf,        Wenn Du, lieber Zunftbruder, also beim
ladung beendete er seine humorvolle          z.B. Wurst, Käse usw., ist sicher nicht von     nächsten Mal mit einem Bhaltis beehrt
Rede.                                        Belang. Es gibt ja auch noch die böse Um-       wirst, so kennst Du jetzt seine Geschich-
                                             deutung «Drachenfutter», was, so wir das        te und Tradition. Übersehe dabei auf kei-
                                             erste Doppelwort wegstreichen, immer            nen Fall, dass Du damit nur zum sozialen
                                             noch auf «Futter» hinweist.                     Übermittler berufen wurdest. Daheim
                                             Gut also, viele Zünfte geben bei ihren          wartet man nämlich sehnlich auf Dein
                                             Anlässen einen Bhaltis ab. Woher stammt         Mitbringsel.
                                             nun also diese Sitte? Da muss uns Aladins                                    Heini Winkler

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