GESUNDHEIT IN BEWEGUNG - HEALTH TECH IM KANTON SCHWYZ - AKOMAG

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GESUNDHEIT IN BEWEGUNG - HEALTH TECH IM KANTON SCHWYZ - AKOMAG
FOKUS DAS KMU - MAGAZIN DER SCHWYZER KANTONALBANK

                                                                                                                           FOKUS NUMMER 9 / MAI 2016
                                                                               FIRMENPORTRAIT

                                                          GESUNDHEIT IN BEWEGUNG –
                                                        HEALTH TECH IM KANTON SCHWYZ

                                                    Fokus-Story Schwyz bringt sich in Stellung Gastbeitrag Grosse Chance
                                                        für Küssnacht Success-Story Seit 20 Jahren ein Zukunftsmodell
GESUNDHEIT IN BEWEGUNG - HEALTH TECH IM KANTON SCHWYZ - AKOMAG
INHALT                                                     EDITORIAL

               IM FOKUS
Cluster machen Unternehmen erfolgreicher

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           FOKUS-STORY
      Schwyz bringt sich in Stellung

                   4
                                                                          Lukas Camenzind
                                                                    Mitglied der Geschäftsleitung
         FIRMENPORTRAIT                                             der Schwyzer Kantonalbank
        Gesundheit in Bewegung

                  12
            GASTBEITRAG
      Grosse Chance für Küssnacht                 CHANCE FÜR KMU
                  18
                                           Diese Ausgabe des KMU-Magazins «FOKUS» ist dem Thema Health Tech
             PROGNOSEN
                                                Cluster Switzerland gewidmet. Der Cluster ist ein Netzwerk von
                  21                       Herstellern, Zulieferern, Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen sowie
                                             Dienstleistern und Investoren im Bereich der Gesundheitstechnologien.
                SERVICE                     Der Cluster führt Unternehmen aus Medizintechnik, Gesundheitswesen,
                                            Biotechnologie, Pharmatechnik und Molekularbiologie gewinnbringend
                  22                                                        zusammen.

         MITARBEITER PRIVAT                    Der Health Tech Cluster Switzerland hat seine Wurzeln im Kanton
                                            Schwyz. Er soll in naher Zukunft aber weit über die Region hinaus seine
                  24                       Wirkung entfalten. Health Tech und der Wirtschaftsstandort Schwyz: Passt
                                             das zusammen? Mit dem Begriff «Health Tech» verbinden wir spontan
            SPONSORING                     weltweit tätige Grossunternehmen wie Roche oder Novartis, Synthes oder
                  25                        Johnson & Johnson, B. Braun Medical und andere. Was also hat Health
                                              Tech mit unserem von KMU dominierten Wirtschaftsstandort zu tun?
                                           Sehr viel, meine ich. Dieser Sektor bietet vor allem für kleine und mittlere
           SUCCESS-STORY
                                                                 Unternehmen grosse Chancen.
                  26
                                                Ein Beispiel dafür ist die Firma Swissbiomechanics in Einsiedeln.
                                             Was einst als Schuhgeschäft mit Spezialisierung auf Massschuhe und
                                            Einlagen begann, ist heute ein führendes Unternehmen in den Bereichen
IMPRESSUM                                       Lauf-, Sitzpositions- sowie Haltungs- und Fussanalysen und in der
Redaktion und Text: AKOMAG Corporate         Herstellung von sportspezifischen Einlagen. Das Unternehmen arbeitet
Communications AG, Stans. Fotos: André          mit renommierten Kliniken in der Schweiz zusammen und ist unter
Herger, Seewen. Redaktionskommission:
                                                           anderem eingebettet in die Sportclinic Zürich.
Norbert Nauer, Leiter Marketing und
Simon Betschart, Marketing, Schwyzer
Kantonalbank. Gestaltung: Büro Nord,       Was braucht es für die Gründung eines erfolgreichen Unternehmens wie
Küssnacht am Rigi. Illustrationen: Alice    Swissbiomechanics? Unternehmergeist, innovative Köpfe, hochstehende
Kolb, Bern, Bianca Litscher, Luzern.         Bildungsinstitutionen, ein gutes Netzwerk sowie verlässliche Partner.
Druck: Druckcenter am Rigi, Küssnacht
                                              Auf uns, die Schwyzer Kantonalbank, können sich KMU verlassen.
am Rigi. Titelbild: Ganganalyse
bei Swissbiomechanics in Einsiedeln.
                                           Wir verstehen uns als echte KMU-Bank und begleiten innovative Unterneh-
Bild: André Herger.                        men individuell und ganz nach dem Motto «Gut beraten, Schwyzer Art».

Erscheinungsdatum FOKUS 10:
November 2016
                                                                  Viel Vergnügen beim Lesen!
GESUNDHEIT IN BEWEGUNG - HEALTH TECH IM KANTON SCHWYZ - AKOMAG
IM FOKUS

                          CLUSTER MACHEN
                           UNTERNEHMEN
                           ERFOLGREICHER
                                                 Autor Damian Freitag, Leiter Firmenkunden

Langfristiges Wirtschaftswachstum hängt                                                      ermöglicht den schnellen und direkten
von zwei Faktoren ab: der Bevölkerungs-                                                      Austausch von Wissen. Eine gute loka-
entwicklung und der Produktivität. Auf-                                                      le Vernetzung trägt dazu bei, global zu
grund der Alterung der Bevölkerung in                                                        bestehen. Natürlich gibt es in fast jedem
den Industrieländern wirkt die Demogra-                                                      Unternehmen Wissen, das der Geheim-
fie derzeit eher bremsend auf das Wachs-                                                     haltung unterliegt. Aber viele Unterneh-

                                                                                                                                            FOKUS NUMMER 9 / MAI 2016
tum. Die Hoffnung auf nachhaltiges oder                                                      men sind sich bewusst, dass sie in einem
gar verstärktes Wachstum in den entwi-                                                       Vakuum nicht überleben werden. Darum
ckelten Ländern stützt sich deshalb in ers-                                                  geben sie Wissen an andere weiter, um
ter Linie auf die Produktivität. Und da die-                                                 dann auch von deren Erfahrungen und
se stark von technologischen Fortschritten                                                   Know-how zu profitieren. Ein Cluster ist
abhängt, stellt Innovation einen Schlüssel-                                                  umso erfolgreicher, je näher die Produkt-
faktor für mehr Wachstum dar.                                                                und Forschungsbereiche miteinander ver-
                                                                                             wandt sind. Der Austausch mit Hochschu-
Hohe Innovationskraft                                                                        len ist für Cluster ebenso wichtig wie jener
Health Tech gehört unbestritten zu den                                                       mit Mentoren, «Business Angels», Kunden
Branchen mit grosser Innovationskraft                                                        und Konkurrenten.
und hoher Wertschöpfung. Ihre Bedeu-           men gerne dort ansiedeln, wo bereits ver-
tung wird in den kommenden Jahren noch         wandte Firmen sind. Im Gürtel Rotkreuz/       Ganze Deutschschweiz
markant steigen. Eine global wachsende         Küssnacht/Brunnen haben sich in den           Der Health Tech Cluster Switzerland soll
Bevölkerung wird mehr Gesundheitsleis-         letzten Jahren Ansätze für einen Health-      seine Wirkung über die Kantonsgrenzen
tungen beanspruchen. Das Wirtschafts-          Tech-Cluster gebildet. Diese Tendenz soll     hinweg entfalten und schliesslich auf die
wachstum, auch in Schwellenländern,            nun verstärkt werden. Die Wirtschaftsför-     gesamte Deutschschweiz ausstrahlen. Die
macht die Welt reicher und erlaubt höhe-       derung und der Kanton haben zusammen          kantonale Wirtschaftsförderung ist so ge-
re Ausgaben für die Gesundheit. Neue           mit dem Technologiezentrum Schwyz             sehen auf der Makroebene tätig. Das
Behandlungen und Verfahren für bislang         (TZS) den Anstoss dazu gegeben mit dem        Technologiezentrum Schwyz hingegen
nicht abgedeckte klinische Bedürfnisse         Health Tech Cluster Switzerland.              konzentriert sich auf die Beziehungen zu
erlauben bessere und schnellere Lösun-                                                       den KMU, die Mikroebene sozusagen.
gen für Patientinnen und Patienten. Kurz:      Austausch von Wissen                          Ein aktives Clustermanagement ist dazu
Health Tech ist eine Branche mit einem         Immer schneller, immer globaler, immer        notwendig und wird den angestrebten Er-
grossen Wachstumspotenzial. Dass der           komplexer – die Innovations- und Produkt-     folg bringen.
Kanton Schwyz auf Health Tech setzt, ist       zyklen beschleunigen sich kontinuierlich.
deshalb ein kluger und richtiger Entscheid.    Der beste Weg, um mitzuhalten, ist der
                                               enge Wissensaustausch innerhalb eines
Forschung, Entwicklung und Produktion          Clusters. Kenntnisse aus einem beschränk-
sind im Health-Tech-Bereich interdiszi-        ten Wissensbereich reichen oft nicht aus,
plinär und stark vernetzt. Es ist deshalb      um in technologieintensiven Branchen ein
naheliegend, dass sich solche Unterneh-        neues Produkt zu entwickeln. Ein Cluster      LINK   www.szkb.ch/firmenkunden

                                                                    3
GESUNDHEIT IN BEWEGUNG - HEALTH TECH IM KANTON SCHWYZ - AKOMAG
FOKUS -STORY

                SCHWYZ
             BRINGT SICH IN
                STELLUNG
Der Kampf um Arbeitsplätze wird nicht nur weltweit, sondern auch
regional geführt. Kantone suchen erfolgversprechende Strategien.
    Schwyz richtet seinen Fokus auf den Health-Tech-Bereich.

Globale Rankings zeigen seit Jahren: Die          reren hundert Arbeitsplätzen im inneren Kan-
Schweiz gehört zu den innovativsten und kon-      tonsteil sowie zahlreichen Firmenhauptsitzen
kurrenzfähigsten Ländern der Welt. Der Kan-       in Ausserschwyz hat der Health-Tech-Bereich
ton Schwyz wie auch weite Teile der Zent-         bereits heute eine hohe Bedeutung im Kanton
ralschweiz zählen unter anderem dank tie-         Schwyz. Das Potenzial sei aber bei weitem
fer Unternehmenssteuern zu den attraktivsten      nicht ausgeschöpft, ist Urs Durrer, Leiter Amt
Standorten der Schweiz. Dennoch ist das kei-      für Wirtschaft des Kantons Schwyz, überzeugt:
ne Garantie für Wachstum und Arbeitsplätze.       «Dieser wertschöpfungsintensiven Wachstums-
Wirkungsvolle Ansiedlungsstrategien sind ge-      branche gehört die Zukunft.» Trotz des interna-
fragt. Schwyz bündelt seine Kräfte auf die Ent-   tionalen Konkurrenzdrucks sei in dieser Bran-
wicklung der Health-Tech-Branche – dabei hel-     che nicht nur Forschung und Entwicklung in der
fen überregionale Partnerschaften.                Schweiz möglich, sondern auch die Produktion
                                                  von Gütern.
Health-Tech hat Potenzial
Die Schweizer Bevölkerung wird immer älter.       Magnetwirkung aus Rotkreuz
So stieg die Lebenserwartung gemäss dem           Dass der Health-Tech-Branche im Kanton
Bundesamt für Statistik von 72,4 Jahren (1981)    Schwyz eine wachsende Bedeutung zukommt,
auf 81 Jahre (2014). Angetrieben durch diese      ist kein Zufall. Ein Grund dafür liegt beim «Hot-
demografische Entwicklung, weist der Health-      spot» Rotkreuz. Der Standort wurde in den
Tech-Sektor seit Jahren ein überdurchschnittli-   letzten Jahren durch den Pharmakonzern Ro-
ches Wachstum auf. «Health-Tech» ist keine tra-   che sukzessive aufgebaut, indem er seine Di-
ditionelle Branchenbezeichnung. Der Begriff       agnostiksparte in der Zuger Gemeinde ansie-
umfasst Unternehmen aus der Medizintechnik,       delte. Roche investierte seit 2006 knapp 450
dem Gesundheitswesen, der Biotechnologie,         Millionen Franken in Rotkreuz. Zwischen 2010
der Pharmatechnik und der Molekularbiologie.      und 2015 schuf das Unternehmen über 1000
Anhand der statistisch gut erfassten Medizin-     Arbeitsplätze. Der Konzern ist mittlerweile der
technikbranche lässt sich exemplarisch die Be-    grösste private Arbeitgeber im Kanton Zug.
deutung von Health-Tech abschätzen. Schweiz-      Der Standort Rotkreuz entwickelte sich zu ei-
weit zählt allein der Med-Tech-Sektor über 52     nem bedeutenden Zentrum der Medizintech-
000 Vollzeitstellen; 10 Prozent davon entfal-     nik und zieht gegenwärtig wie ein Magnet Zu-
len auf Zug und Luzern. Nach Zürich und Bern      lieferer und Dienstleister an. An diesem Punkt
weist die Zentralschweiz die höchste Dichte       komme das Potenzial des Kantons Schwyz
an Medizintechnik-Unternehmen auf. Mit meh-       zum Tragen, erklärt Urs Durrer: «Es existieren

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GESUNDHEIT IN BEWEGUNG - HEALTH TECH IM KANTON SCHWYZ - AKOMAG
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    FOKUS NUMMER 9 / MAI 2016
GESUNDHEIT IN BEWEGUNG - HEALTH TECH IM KANTON SCHWYZ - AKOMAG
FOKUS -STORY

 «Health Tech hat eine hohe
 Bedeutung für den Kanton
  Schwyz. Das Potenzial ist
   bei weitem noch nicht
       ausgeschöpft.»
  Urs Durrer, Leiter Amt für Wirtschaft,
            Kanton Schwyz

viele flexible KMU, die sich als Zulieferer
oder Dienstleister für den Health-Tech-Be-
reich eignen würden. Ich hoffe, dass sie
diese neue Chance nutzen.»

Kanton Schwyz mit fokussierter
Branchenstrategie
Der Kanton Schwyz verfolgt im Bereich
der Wirtschaftsförderung eine Branchen­
strategie. Seit längerem lag der Fo-
kus auf der Finanzbranche. Ein zweites
Standbein, eine zweite Branche, wur-
de gesucht. «Der Aufbau einer komplett
neuen Branche stand nie zur Diskussi-
on», erklärt Urs Durrer, «dem Entscheid
zur Forcierung des Health-Tech-Bereichs       ihm kantonale Grenzen gesetzt. «Wir            Standortbedingungen sei die Region zwi-
ging eine kantonsweite Analyse voraus.»       vernetzen Unternehmen und Institutionen        schen Küssnacht und Brunnen ideal für
Ausschlaggebend waren die positiven           aus der gesamten Wertschöpfungsket-            Firmenansiedlungen. Potenzielle Inves-
Branchenaussichten und das Potenzial          te der Gesundheitstechnologie», erklärt        toren sucht er an Messen wie der «Me-
für die Unternehmen im Kanton Schwyz.         Cluster-Manager Stefan Leuthold. «Unse-        dica» in Düsseldorf oder der «Medtec»
Eine erste Unterstützungsmassnahme war        ren Fokus legen wir auf die Region Zen-        in Stuttgart. Es melden sich aber auch
die Gründung von «Health Tech Cluster         tralschweiz/Zürich/Aargau. Wir suchen          Schweizer Firmen, die auf Wachstums-
Switzerland» im Mai 2014. Der Cluster         aber auch strategische Partner im Aus-         kurs sind und einen neuen Standort su-
ist rechtlich gesehen eine Tochter des        land.» Der Cluster erhielt eine Anschub-       chen. Ein heisser Kandidat sei zurzeit ein
Technologiezentrums Schwyz, dem der           finanzierung durch den Kanton Schwyz.          grosses Unternehmen, das hundert Ar-
Schwyzer Regierungsrat Kurt Zibung als        Zukünftig sollen seine Aktivitäten über Mit-   beitsplätze in Küssnacht am Rigi schaffen
Präsident sowie unter anderem Urs Dur-        gliederbeiträge finanziert werden. Der-        möchte. Mittelfristig sind im inneren Kan-
rer, Leiter Amt für Wirtschaft und Dami-      zeit wächst der Cluster schneller als er-      tonsteil bis zu tausend neue Arbeitsplät-
an Freitag, Leiter Firmenkunden Schwy-        wartet. Monatlich kommen durchschnitt-         ze im Bereich der Gesundheitstechnolo-
zer Kantonalbank, als Vorstandsmitglie-       lich fünf Neumitglieder dazu. «Dank des        gien geplant.
der angehören.                                Clusters kommt die Zentralschweiz öf-
                                              ter als möglicher Firmenstandort ins Ge-       Regionale Entwicklungsgebiete
«Health Tech Cluster Switzerland»             spräch. Denn Unternehmen ziehen an             Neue Unternehmen brauchen Platz. Im
vernetzt Akteure                              Orte mit guten Vernetzungsmöglichkei-          Küssnachter Industriegebiet Fänn und
Der «Health Tech Cluster Switzerland» ist     ten und potenziellen Lieferanten», ist Urs     in Brunnen befinden sich zwei Entwick-
weder ein Ansiedlungsprojekt, noch sind       Durrer überzeugt. Dank ihrer attraktiven       lungsgebiete, die sich für die Ansiedlung

                                                                   6
GESUNDHEIT IN BEWEGUNG - HEALTH TECH IM KANTON SCHWYZ - AKOMAG
WACHSTUM DANK
                                                                                 INNOVATIONEN
                                                                              Neue Technologien wie 3D-
                                                                            Drucker, Titanlegierungen, Mikro-
                                                                            motoren, Smartphone-Apps oder
                                                                             Karbonanwendungen führen in
                                                                             den nächsten Jahren zu einem
                                                                                grossen Innovationsschub
                                                                               in der Health-Tech-Branche.

                                                                                                                                       FOKUS NUMMER 9 / MAI 2016
                                                           Dozentin Dr. Magdalena Herova (2.v.l.)
                                                           im Gespräch mit Studierenden des
                                                           Studiengangs «Bachelor of Science
                                                           in Medizintechnik» an der Hochschule
                                                           Luzern.

von Unternehmen aus der Gesundheits-        Innovation ist ein Branchenmotor              en seien nach längeren Entwicklungs- und
technologie eignen. So entsteht in Küss-    Zur Umsetzung seiner Strategie ist der        Testphasen nun auch in der Medizintech-
nacht auf rund 15 000 m² Land ein «Med-     Kanton Schwyz auf Partnerschaften an-         nik einsatzbereit. «Neue Materialien im
Tech-Park» mit 26 000 m² Nutzfläche. Für    gewiesen. Eine davon besteht im Rahmen        Kunststoffbereich, 3D-Drucker, Titanlegie-
die erste Bauetappe auf einer Fläche von    des Programms «Zentralschweiz innova-         rungen, Mikromotoren, Smartphone-Apps
knapp 9 800 m² liegt seit Anfang März       tiv» mit den Zentralschweizer Kantonen        oder Karbonanwendungen ergeben neue
2016 die Baubewilligung vor. Urs Durrer     und dem Bund mit dem Ziel, branchen-          Möglichkeiten.»
erwartet den Spatenstich in den nächs-      übergreifend Innovationen zu fördern
ten Monaten. Verzögerungen hingegen         und zu unterstützen. Bruno Imhof ist Ge-      So ist es zum Beispiel inzwischen mög-
gibt es beim Projekt «Nova Brunnen» auf     schäftsführer des Vereins mit Sitz in Horw:   lich, Hüftgelenke im 3D-Printing-Verfah-
einer 73 000 m² grossen Industriebra-       «Der Health-Tech-Bereich ist in Sachen In-    ren herzustellen. Noch vor wenigen Jah-
che im Norden Brunnens. «Eine Zonen-        novationen sehr aktiv. Er unterliegt aber     ren war das Zukunftsmusik. Ein weiteres
planänderung wirft das Projekt um meh-      eigenen Gesetzen.» So sei die Entwick-        Beispiel sind Mikromotoren, die Arterien
rere Monate zurück», sagt Urs Durrer.       lungszeit länger, die regulatorischen Be-     reinigen oder, in zeitgemässe Beinprothe-
Dennoch zeigt er sich optimistisch: «Sol-   stimmungen seien strenger und das Unter-      sen eingebaut, Bewegungsabläufe steu-
che Projekte gehen immer zwei Schritte      nehmensrisiko sei dadurch markant höher.      ern können. Die Möglichkeiten sind nahe-
vorwärts und einen zurück.» Neben Küss-     Nichtsdestotrotz, wer dabeibleiben wolle,     zu unbegrenzt. In diesem Umfeld ist Bruno
nacht und Brunnen sollen in den nächsten    müsse in Forschung und Entwicklung in-        Imhof überzeugt, dass erfolgreiche Unter-
Jahren auch das Zeughausareal in See-       vestieren. «Ich erwarte einen grossen In-     nehmen agieren statt reagieren müssen.
wen und das Bahnhofsareal Arth-Goldau       novationsschub in den nächsten Jahren»,       «Zentralschweiz innovativ» bietet dazu
für Ansiedlungen zur Verfügung stehen.      sagt Bruno Imhof. Denn viele Technologi-      allen Unternehmen seine Unterstützung

                                                                7
GESUNDHEIT IN BEWEGUNG - HEALTH TECH IM KANTON SCHWYZ - AKOMAG
GESUNDHEIT IN BEWEGUNG - HEALTH TECH IM KANTON SCHWYZ - AKOMAG
FOKUS -STORY

an, vom Einmannunternehmen bis hin zum Gross-             Herausforderungen
konzern. «Wir klären Finanzierungen, führen Markt-        Die grösste Herausforderung für die Branche sieht
studien durch, unterstützen bei Patentfragen, ana-        Urs Durrer in der zunehmenden Regulierung. Vieles
lysieren die Konkurrenzsituation oder holen eine          kommt aus den USA oder Deutschland. Darauf ha-
Drittmeinung zur Erfolgschance von Entwicklungs-          ben weder der Bund noch die Kantone Einflussmög-
projekten ein.»                                           lichkeiten. «Mit hochstehenden Dienstleistungen ver-
                                                          suchen wir, Unternehmen so weit wie möglich zu
Fachkräfte regional ausbilden                             unterstützen. Dazu gehören schnelle Arbeitsbewil-
Der Bedarf an Fachkräften und Spezialisten steigt:        ligungen und sofortige Hilfestellung bei Problemen
Ingenieure, Techniker und Ärzte sind gefragt. Bereits     und Anfragen.» Laut Urs Durrer hat die Schweiz zu-
jetzt können nicht mehr alle Stellen besetzt werden.      dem Nachholbedarf in der Gesetzgebung. Ande-
Die Auswirkungen der Masseneinwanderungsinitia-           re Länder seien diesbezüglich weiter. «Wir müssen
tive werden den Trend verstärken. Um der wachsen-         die gesetzlichen Grundlagen für die neuen Anwen-
den Med-Tech-Branche genü-                                                           dungen im Health-Tech-Be-
gend qualifizierte Fachkräfte                                                        reich schaffen.» Stichworte
zur Verfügung stellen zu kön-                                                        dazu seien der «digitale Pa-
nen, wurde der Studiengang           «KMU Betriebe stehen in                         tient», Patientenkarten oder
«Bachelor of Science in Medi-
zintechnik» an der Hochschu-
                                   der Fachkräfte-Rekrutierung der                   der Ge­
                                                                                            Datenschutz. Solange
                                                                                             setzgeber keine Klar-
le Luzern ins Leben gerufen.        in direkter Konkurrenz zu                        heit scha­ ffe, würden Unter-

                                                                                                                     FOKUS NUMMER 9 / MAI 2016
Der erste Studienjahrgang                                                            nehmen in der Schweiz in die-
startete im Herbst 2015 mit
                                       Grosskonzernen, die                           sen Bereichen nicht forschen
knapp 30 Studierenden, 75              Talente mit attraktiven                       und gerieten gegenüber der
Prozent davon aus der Zent-                                                          ausländischen Konkurrenz in
ralschweiz. «2013/2014 führ-
                                      Angeboten anlocken.»                           Rückstand. «Ohne Gesetze
ten wir mit Unternehmen und                                                          fehlt den Unternehmen die Si-
Institutionen aus der Branche           Prof. Dr. Franziska Meinecke,                cherheit, was die Innovation
die ersten Gespräche. Das           Studiengangleiterin Medizintechnik,              hemmt.»
Interesse am neuen Studien-                   Hochschule Luzern
gang war von Beginn an sehr                                                         Trotz vieler Herausforderun­
hoch», erklärt Studiengangs-                                                         gen wie des schwachen Euro­-
leiterin Prof. Dr. Franziska                                                         kurses ist Urs Durrer zuver-
Meinecke. Es besteht ein hoher Bedarf an Fachkräf-        sichtlich, was die Schwyzer Unternehmen betrifft.
ten, insbesondere solchen mit Hochschulabschluss.         «Die Betriebe mussten sich auch in der Vergangen-
«Vor allem kleinere und mittlere Betriebe haben es        heit laufend verbessern und mit innovativen Produk-
schwer, Fachkräfte zu rekrutieren. Sie stehen in di-      ten und Dienstleistungen dem Markt voraus sein.»
rekter Konkurrenz zu Grosskonzernen, die Talente          Ständige Innovation sei quasi ein Naturgesetz: «Die
mit attraktiven Angeboten anlocken.» Mittelfristig        Unternehmen werden auch in Zukunft die richtigen
hofft Franziska Meinecke, 40 bis 60 Studierende           Rezepte finden.» Ein Beweis dafür sei die robuste
pro Jahr ausbilden zu können. Es gibt schon Aus-          Schweizer Industrielandschaft, die trotz harter Rück-
und Weiterbildungsangebote in Medizintechnik in           schläge nach wie vor gut dastehe.
der Schweiz. Der Studiengang «Medizintechnik» ist
kein Novum in der Schweiz. Bern und Zürich bieten
beispielsweise bereits etwas an. Das Angebot in Lu-
zern ist aber keine Kopie. «Wir zielen auf eine Ni-
sche», sagt Franziska Meinecke. «Neben Ingenieur-
und Naturwissenschaften setzen wir auf Methoden
und Prozesse. Denn die zunehmende Regulierung
macht der Branche zu schaffen. Kenntnisse über             L I N K www.healthtech.ch

eine CE-Zertifizierung, FDA-Regulierung, Swissme-          L I N K www.hslu.ch

dic-Anforderungen oder das Requirements Enginee-           L I N K www.sz.ch

ring werden immer wichtiger.»                              L I N K www.zentralschweiz-innovativ.ch

                                                        9
GESUNDHEIT IN BEWEGUNG - HEALTH TECH IM KANTON SCHWYZ - AKOMAG
GLOSSAR                                                        FOKUS -INTERVIEW

   In der Rubrik «Glossar»
                                                   HEALTH TECH
                                               CLUSTER SWITZERLAND
erfahren «FOKUS»-Leser, was
     Begriffe zum Thema
   «Health-Tech» bedeuten.

      HEALTH -TECHNOLOGY
Kurz «Health-Tech», bezeichnet den
Einsatz von Wissen und Fähigkeiten
                                       Health Tech Cluster Switzerland (HTCS) ist ein 2014 gegründetes
  in Form von Hilfsmitteln, Medika-
menten, Impfstoffen, Methoden und
                                         Netzwerk von Herstellern, Zulieferern, Forschungs- und Ausbil-
  Systemen. Sie dienen der Lösung      dungseinrichtungen sowie Dienstleistern und Investoren im Bereich
gesundheitlicher Probleme, der Ver-
 besserung der Lebensqualität oder        der Gesundheitstechnologien. Die beiden Cluster-Manager
 der Optimierung von Arbeitsabläu-
 fen. Zur Health-Tech-Branche gehö-     Dr. Patrick Dümmler und Stefan Leuthold geben Einblick in ihre
 ren Unternehmen aus der Medizin-
  technik, dem Gesundheitswesen,
                                             Tätigkeiten und die Zukunftsaussichten der Branche.
  der Biotechnologie, der Pharma-
technik und der Molekularbiologie.

        MEDIZINTECHNIK                   FOKUS: Welches sind die                       Denken Sie nur schon an die Fülle von re-
Anwendung ingenieurwissenschaft-         Haupttätigkeiten von HTCS?                    gulatorischen Bestimmungen. Für viele ist
  licher Prinzipien und Regeln auf       Stefan Leuthold: Über unterschiedliche        diese Situation ungewohnt, da sie mit der
  dem Gebiet der Medizin, Teilbe-
                                         Veranstaltungsreihen fördern wir die Ver-     «Ich-mache-alles-selber»-Mentalität gross
reich von Health-Tech. Die Medizin-
 technik kombiniert Kenntnisse aus
                                         netzung zwischen den Mitgliedern und          wurden.
  dem Bereich der Technik mit der        betreiben aktive Wissensvermittlung. Un-
  medizinischen Sachkenntnis der         ser Moto lautet dabei: individuell – direkt   Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche Ent-
 Ärzte, der Pflegefachleute und an-      – persönlich. Eines der grössten Projekte     wicklung des Health-Tech-Sektors?
derer Berufe. Mittels Medizintechnik
                                         war im September 2015 die Organisation        Stefan Leuthold: Obwohl die Boomjahre
soll die Diagnostik, Therapie, Kran-
  kenpflege, Rehabilitation und Le-
                                         der ersten «Swiss Medtech Expo» (SMTE)        vorbei sind, nehme ich im Markt eine gros-
 bensqualität kranker und gesunder       in Zusammenarbeit mit der Messe Luzern.       se Dynamik und Zuversicht wahr. Es exis-
    Menschen verbessert werden.          Mit 160 Ausstellern war die Messe ein vol-    tieren viele ausgezeichnete Ideen. Ich stel-
                                         ler Erfolg. Die nächste SMTE findet am 19.    le aber auch fest, dass die Umsetzung im-
           BIOMECHANIK
                                         und 20. September 2017 in der Messe Lu-       mer häufiger Schwierigkeiten bereitet. Die
   Die Biomechanik untersucht die
   sportlichen Bewegungsabläufe.
                                         zern statt.                                   Regulatorien werden strenger, Personal-
  Merkmale und Eigenschaften der                                                       und Finanzressourcen sind knapp. Und
  Bewegung werden dabei gemes-           Der Cluster wächst schnell und hat der-       Unternehmen, die neu in den Markt eintre-
  sen, quantitativ beschrieben, mit-     zeit über 145 Mitglieder. Wie erklären        ten, müssen hohe Eintrittshürden meistern.
 einander verglichen und unter An-
                                         Sie sich die hohen Zuwachsraten?
  wendung mechanischer Gesetze
 modelliert mit dem Ziel, die sport-
                                         Stefan Leuthold: Mit der Gründung des         Patrick Dümmler: Die Verschärfung der
liche Leistung aufgrund gesicherter      Clusters rannten wir offene Türen ein. Es     regulatorischen Bestimmungen behindert
Erkenntnisse über ihre wesentlichen      war wenig Überzeugungsarbeit nötig.           die Innovation. Es ist eine Zurückhaltung
    Komponenten zu verbessern.           Das Bedürfnis nach Vernetzung innerhalb       bezüglich Innovationen festzustellen. Der
                                         der Branche war und ist gross. Wir bie-       Health-Tech-Sektor wurde von einer Voll-
                                         ten persönliche Kontakte und kurze Wege       kasko-Mentalität erfasst, die in der Praxis
                                         und bringen so echten Mehrwert für die        kaum bestehen kann. Der Brustimplantate-
                                         Unternehmen.                                  Skandal 2010 in Frankreich hat eine re-
                                                                                       gelrechte Regulationswut ausgelöst. Doch
                                         Patrick Dümmler: Die Zusammenarbeit in        das mittlerweile verurteilte Unternehmen
                                         der Branche wird wichtiger. Die Heraus-       hatte bewusst betrogen; hier hätten auch
                                         forderungen der Zukunft sind alleine kaum     strengere Regeln nichts genützt. Trotz al-
                                         zu meistern. Vor allem unsere KMU sind        lem wird sich die Branche überdurch-
                                         auf Partnerschaften angewiesen. Sie kön-      schnittlich weiterentwickeln.
                                         nen das hochspezialisierte Wissen der
                                         Branche nicht mehr alleine aufbringen.

                                                             10
Dr. Patrick Dümmler (l.)
                                                                                        und Stefan Leuthold (r.)
                                                                                        sind die beiden Cluster
                                                                                        Manager von HTCS.

                                                                                                                   FOKUS NUMMER 9 / MAI 2016
Wie wichtig sind Netzwerke wie HTCS
im Kampf um Firmenansiedlungen?
Stefan Leuthold: Unternehmen fällen einen
Standortentscheid aufgrund unterschied-
lichster Kriterien. Dazu gehören die Ver-
kehrserschliessung, das Steuerklima, die                  DIE INTERVIEWPARTNER
Verfügbarkeit von Arbeitskräften oder
die geografische Lage. Im Health-Tech-
Bereich sind Cluster von zentraler Bedeu-         Stefan Leuthold Kümmert sich in erster Linie um die
tung. Denn neue Unternehmen benötigen
                                                  Betreuung und Vernetzung der Mitglieder und der
spezialisierte Zulieferbetriebe, Forschungs-
und Innovationspartner sowie qualifizier-      strategischen Partner des Clusters. Er verfügt über ein
tes Personal.                                      International Executive MBA sowie zwei weitere
                                               Abschlüsse als Maschinen- und Kunststoffingenieur (FH).
Patrick Dümmler: Ein Blick aufs Silicon Val-
ley zeigt dies exemplarisch. Rund um die
Platzhirsche wie Facebook oder Google               Dr. Patrick Dümmler Unterstützt HTCS in wissen­
sammeln sich unzählige Unternehmen aus
                                                 schaftlicher Hinsicht und mit seinen ausgezeichneten
dem Digital Business. Man sucht Gleichge-
sinnte, profitiert vom gegenseitigen Ideen-     Branchenkenntnissen. Patrick Dümmler studierte Volks-
austausch und holt sich Inspiration. Das ist   wirtschaft an der Universität Zürich und dissertierte über
bei HTCS nicht anders. Wir werden mitt-        die Medtech-Branche an der ETH Zürich. Er arbeitet seit
lerweile überregional wahrgenommen.
                                                  mehr als zehn Jahren in verschiedenen Funktionen
Das zahlt sich in Form von neuen Arbeits-
plätzen aus – früher oder später.                              für die Life-Science-Branche.

                                                    11
Christian Kryenbühl
   im Labor von
Swissbiomechanics
 an der Sportclinic
   Zürich: jeder
 Bewegungsablauf
  wird akribisch
    analysiert.
FIRMENPORTRAIT

    GESUNDHEIT
   IN BEWEGUNG

Schmerzfrei gehen oder trainieren.Viele
  Menschen träumen davon. Die Firma
Swissbiomechanics AG mit Produktions­
standort in Einsiedeln macht es möglich.

Die Achillessehne ist entzündet, die Hüfte oder der Rü-
cken schmerzt, die Schultern sind verspannt – Beschwer-
den des Bewegungsapparates treten häufig auf. Die Ur-
sachen sind meist äusserst komplex und erfordern genaue

                                                             FOKUS NUMMER 9 / MAI 2016
Abklärungen. Swissbiomechanics ist ein Spin-off der ETH
Zürich und in den Bereichen Lauf-, Sitzpositions- sowie
Haltungs- und Fussanalysen und in der Herstellung von
sportspezifischen Einlagen führend. Das Unternehmen ar-
beitet mit renommierten Kliniken in der Schweiz zusam-
men und ist unter anderem eingebettet in die Sportclinic
Zürich. Swissbiomechanics ist mit Ärzten, Orthopäden
und Physiotherapeuten interdisziplinär vernetzt und tätig.

Die innovative Health-Tech-Firma ist eng verbunden mit
dem Namen Kryenbühl – Schuhe, Sport und Orthopä-
die. Das Familienunternehmen mit Hauptsitz in Einsiedeln
hat sich in über 50 Jahren einen klangvollen Namen für
Massschuhe und Einlagen geschaffen. Heute bestimmt
die zweite Generation mit den Gebrüdern Christian, Ed-
win und Florian die Geschicke des Unternehmens. Kryen-
bühl ist seit 2008 in die Firma Swissbiomechanics AG in-
tegriert, der Name besteht aber als Marke weiter.

Zusammenarbeit mit Kliniken
Christian Kryenbühl absolvierte an der ETH Zürich das
Studium der Sport- und Bewegungswissenschaften mit
Schwergewicht auf Biomechanik. Er ist hauptsächlich für
die Bereiche Forschung und Weiterentwicklung der Be-
wegungsanalysen und der Einlagen verantwortlich. An
der Sportclinic Zürich verfügt Swissbiomechanics über
drei Labors mit modernsten Hilfsmitteln für die Analyse
von Beschwerden beim Gehen, Laufen oder Radfahren.

Prominente Sportler
Die Wände im Eingangsbereich sind bedeckt mit A
                                              ­ uto­-
grammkarten von Sportlern und Sportlerinnen. Der

    13
«Wo drückt der Schuh?» –
Christian Kryenbühl wertet
die Messdaten aus.

                                  Jede Schuheinlage ist ein Unikat
                                  – zu einem grossen Teil noch in
                                  Handarbeit gefertigt.

                             14
FIRMENPORTRAIT

     Schweizer Mountainbike-Weltmeister Nino Schurter
     oder die Siebenkämpferin Ellen Sprunger lächeln ge-
     nauso von der Pinwand wie die zweifache Olympia-
     Goldmedaillengewinnerin Sanya Richards-Ross oder
     der Ultra-Radfahrer Dani Wyss. Sie alle haben etwas
     gemeinsam: Sie liessen sich in den Labors von Swissbio-
     mechanics testen und beraten. «Wir wollen den Men-
     schen zu einer gesunden Bewegung verhelfen», sagt
     Christian Kryenbühl. «Schmerzfreiheit ist das Ziel. Fehl-
     stellungen am Bewegungsapparat können zu Schäden
     führen. Hier kann man korrigierend eingreifen. Wichtig
     ist vor allem auch, insbesondere bei Sportlern, dass Fehl-
     haltungen gar nicht erst auftreten und zu Verletzungen
     und Schmerzen führen. Wir sind auch präventiv tätig.»

     Die optimale Sitzposition auf dem Rad beispielswei-
     se ist entscheidend für das Wohlbefinden und den Er-
     folg eines Sportlers. Jeder Hobbyradfahrer weiss, wie
     wichtig etwa die richtige Rahmengrösse und die Sattel-
     höhe sind. Gute Fahrradhändler nehmen sich Zeit, um

                                                                  FOKUS NUMMER 9 / MAI 2016
     dem Käufer das richtige Rad mit den richtigen Einstel-
     lungen zu verkaufen. Trotzdem leiden viele Radler unter
     diversen mehr oder weniger schmerzhaften Beschwer-
     den. Kopf, Nacken, Knie, Hüfte, Füsse und Po sind die
     hauptsächlichen Problemstellen. Um solchen Beschwer-
     den vorzubeugen oder um sie zu beseitigen, genügt ein
     geübter Blick des Fachhändlers nicht mehr. Es erfordert
     genaue Analysen.

     Messungen im Radlabor
     Im Radlabor von Swissbiomechanics wird der Sportler
     mit modernster Technik bis ins feinste Detail ausgeleuch-
     tet. Mit 3D-Kameras, Druckfolien auf dem Sattel, Kraft-
     vergleichen zwischen dem linken und dem rechten Bein,
     Pedalkraftanalysen oder der Vermessung des Körpers
     und von Gelenkwinkeln kommt man Fehlstellungen und
     Beschwerden auf die Spur. Der Sportler erhält so Infor-
     mationen und kann erkennen, wie er seine Sitzposition
     oder seine Trettechnik optimieren kann. Oder er lernt,
     wie er Fehlstellungen durch bessere Einstellungen am
     Rad vermeiden kann. Die Optimierung der persönlichen
     Biomechanik und der Technik fördert nicht nur die Ge-
     sundheit, sondern auch die Leistung.

     Ein wichtiger Mosaikstein im Ganzen ist der passende
     Schuh. Anhand der erhobenen Daten kann Swissbio-
     mechanics passgenaue Einlagen für den Fahrradschuh
     herstellen. Sie ermöglichen einen hohen Komfort, eine
     optimale Kraftübertragung sowie Stabilität in der Knie-
     bewegung. Um höheren Ansprüchen zu genügen, bietet
     Swissbiomechanics auch individuell angepasste Fahr-
     radschuhe an.

15
FIRMENPORTRAIT

3D-Laufanalysen
Der Schuh ist auch ein wesentlicher Bestandteil bei der
Lauf- und Ganganalyse. Auch in diesem Bereich verfügt
Swissbiomechanics über eine ausgeklügelte Technik auf
extrem hohem Niveau. Es beginnt mit dem Fuss. Er wird
gescannt, ausgemessen und analysiert. Mittels Druckfoli-
en gewinnt man weitere Erkenntnisse über Belastungen
und mögliche Fehlstellungen. Es geht weiter mit der Lauf­
analyse auf dem Laufband. Dafür stehen Videokameras
zur Verfügung. Als einziges Labor in der Schweiz setzt
Swissbiomechanics zudem ein Kamerasystem ein, wie es
sonst nur in der Forschung verwendet wird. Acht Kameras
an der Decke liefern zusätzlich 500 bis 600 Bilder pro
Sekunde. Damit lassen sich nicht nur die reinen Laufbe-
wegungen erfassen, sondern beispielsweise auch Rotati-
onsbewegungen des Beckens. Alle Daten zusammen er-
geben ein umfassendes dreidimensionales Bild.

Auch hier gilt wieder die Devise: Beschwerden verhindern
oder vermindern und zusätzlich die Leistung steigern. An-
hand der Video-Auswertungen kann die Lauftechnik ver-
bessert werden oder der Sportler lernt, ökonomischer zu
laufen. Der richtige Schuh hilft, gesund zu gehen und
zu laufen. «Ein guter Schuh ist essenziell», sagt Christian
Kryenbühl. Die Schuhe müssen wie angegossen sitzen.
Die optimale Passform kann man mit Einlagen erreichen
oder natürlich mit einem Massschuh.

Produktion in Einsiedeln
Damit kommt Einsiedeln ins Spiel und das solide Hand-
werk der Schuhmacherei, wie es die Familie Kryenbühl
seit Jahrzehnten pflegt. Hergestellt werden die Einlagen
und Massschuhe nämlich im Klosterdorf. Die Daten der
Laboranalysen werden nach Einsiedeln übermittelt und
dort sowohl vom Bewegungswissenschaftler als auch
vom Orthopäden ausgewertet. Dieser Vorgang an der
Schnittstelle zwischen Analyse und Produktion verlangt
ein hohes Mass an Fachkenntnissen und Erfahrung. Der
Orthopäde bestimmt, wie schliesslich die Schuheinlage
aussieht. Auf seine Empfehlung hin wird mit einer Hoch-
präzisionsfräse die Einlage aus einem Kunststoffblock
ausgefräst. Der Überzug mit einem Deckmaterial sowie
das passgenaue Schleifen der Einlagen erfolgen in Hand-
arbeit. «Jede Einlage sieht anders aus, ist ein massgefer-
tigtes Unikat», erklärt Michael Lienert, Mitglied der Ge-
schäftsleitung von Swissbiomechanics. Nach der Qua-
litätskontrolle gelangen die Einzelanfertigungen zu den
Kunden. Die Daten werden gespeichert. «Wir verbinden
Tradition und Hightech», fasst Michael Lienert die Firmen-
philosophie zusammen. «Die Datenerhebung erfolgt mit
modernsten Mitteln. Die Produktion verlangt nach wie vor
viel handwerkliches Geschick.»

                                                              16
VON KRYENBÜHL ZU
                                            SWISSBIOMECHANICS

                                      Edwin Kryenbühl senior gründete sein Unterneh-
                                      men 1963 in Unteriberg. Nach und nach verla-
                                      gerte sich das Schwergewicht der Tätigkeit nach
                                      Einsiedeln. Dort sind die Administration und die
                                     Produktion sowie das Hauptgeschäft für Beratung
                                     und Verkauf angesiedelt. Heute ist die zweite Ge-
                                     neration mit den Söhnen Christian, Edwin und Flo-
                                      rian am Steuer. Gründer Edwin Kryenbühl seni-

                                                                                           FOKUS NUMMER 9 / MAI 2016
                                     or ist jedoch nach wie vor im Betrieb anzutreffen.
                                     Das Health-Tech-Unternehmen beschäftigt an allen
                                       Standorten zusammen über 30 Mitarbeitende.

                                     Swissbiomechanics, gegründet 2008, wiederum ist
                                      ein Spin-off-Unternehmen der ETH Zürich und an
                                      den Standorten Zürich, Zug, Pfäffikon, Einsiedeln,
                                       Unteriberg und St. Gallen vertreten. Das Unter-
                                      nehmen forscht und entwickelt in Kooperation mit
                                     dem Labor für Biomechanik an der ETH Zürich und
                                      arbeitet eng mit diversen Kliniken und Arztpraxen
                                                          zusammen.

                                      Zum Angebot gehören Lauf-, Fahrrad- und Gang-
                                     analysen, Masseinlagen sowie Massschuhe für alle
                                     Bereiche des Alltags und Sports wie Wanderschu-
                                        he, Skischuhe oder Golf- und Fahrradschuhe.

Edwin Kryenbühl senior ist           LINK   www.swissbiomechanics.ch
immer noch im Geschäft
tätig – hier bei der Anferti-
gung eines Massschuhs.

                                17
GASTBEITRAG

         GROSSE CHANCE
         FÜR KÜSSNACHT
       Die Nachkommen von Georg Schinko wollen sein Werk
       in Küssnacht weiterführen und etappen­weise realisieren.
         Die Baubewilligung liegt vor, wie die MCS-Küssnacht
                 Projektentwicklungs AG informiert.

              Autoren Herbert Saxer, Verwaltungsrat, MCS-Küssnacht Projektentwicklungs AG
                           und Georg Schinko, Mitglied der Eigentümerfamilie

Am 3. Februar 2016 verstarb Georg Schinko.            Baubewilligung liegt vor
Er war Verwaltungsratspräsident der MCS-              Im Frühherbst 2015 informierte die MCS-Küss-
Küssnacht Projektentwicklungs AG und Mitini­          nacht Projektentwicklungs AG (MCS) über die
tiant des Health Tech Cluster Switzerland. Er         Genehmigung des Gestaltungsplanes. Dieser
hatte sich mit grosser Weitsicht und viel En-         ermöglicht die Erstellung von bis zu 26 000
gagement für eine zukunftsträchtige Entwick-          Quadratmeter Gebäudenutzfläche und der
lung im Fänn in Küssnacht eingesetzt. Georg           dazugehörenden Infrastruktur. Im August
Schinko lancierte 2011 gemeinsam mit dem              2015 wurde zur Realisierung der Etappe I die
Amt für Wirtschaft des Kantons Schwyz die             HighTech Küssnacht Immobilien AG (HTKI)
Idee. Er betonte stets, im neuen Netzwerk             gegründet. Für diesen Teil wurde im Oktober
sollten die innovativsten Leute mit den besten        ein Baubewilligungsgesuch für zwei Gebäu-
Unternehmen zusammenkommen. Mitten im                 de mit Industrie- und Dienstleistungsnutzung
Kanton Schwyz solle ein Cluster entstehen,            sowie einem Untergeschoss mit Technik und
der eine internationale Vernetzung garantie-          Parkplätzen eingereicht. Per 3. März 2016
re und auch der Schwyzer Wirtschaft kräf-             erteilten die kantonalen und die Bezirksbe-
tig Schub geben könne. Das Projekt festige            hörden grünes Licht für die Realisierung der
den Charakter und das Image der Region als            ersten Bauetappe mit einer ­Fläche von knapp
Topstandort für Technologie- und Serviceun-           9 800 Quadratmetern. Das Projekt hat damit
ternehmen der Gesundheitsindustrie. Die heu-          einen ersten Meilenstein erreicht und auch die
tigen Eigentümer sind entschlossen, das Werk          Erschliessungsstrasse ist fertig.
von Georg Schinko weiterzuführen und etap-
penweise zu realisieren.

                                                 18
Herbert Saxer, Verwaltungsrat der
MCS-Küssnacht Projektentwicklungs AG,
begutachtet das Grundstück für den
geplanten Geschäfts- und Technologiepark
in Küssnacht.

                                           19
GASTBEITRAG

Wie geht es weiter?
Auf dieser Grundlage kann jetzt die
Planung für zukünftige Nutzerprofile
fortgesetzt werden. Für die spezifizier-
ten Nutzungen sind dann noch die not-
wendigen Technikbewilligungen ein­     -
zuholen. Dieser Meilenstein müsste im
ersten Quartal 2017 zu schaffen sein.
Ebenfalls wird die MCS mit der Nut-
zungsplanung der anderen zwei Drit-
tel des Gesamtgeländes intensiviert
fortfahren. Eine gute Grundlage dafür
ist die richtungsweisende Baugenehmi-
gung der Etappe I.

Massgeschneiderte Angebote
Für die geplanten Räumlichkeiten im
Fänn liegen Anfragen möglicher Mie-                                                          © BSS Architekten
ter vor, die von den Vernetzungsmög-        So soll der Geschäfts- und
lichkeiten sowie den auf die Bedürfnisse    Technologiepark im Fänn
                                            einst aussehen.
von Verwaltungs-, Produktions- und Lo-
gistikaktivitäten zugeschnittenen Räum-
lichkeiten Gebrauch machen möchten.
Die Verhandlungen mit potenziellen          MCS UND HTKI
Mietern laufen. Je nach Fortschritt die-
ser Gespräche kann über den genauen         Die MCS-Küssnacht Projektentwicklungs AG (MCS)
Baubeginn und über die Vermarktung          wurde zur Realisierung eines Geschäfts- und Technolo-
weiterer Etappen entschieden werden.
                                            gieparks als Teil des Clusters Küssnacht-Fänn im April
Ziel der MCS ist, den künftigen Nutzern
innovative Räumlichkeiten und eine gute     2013 gegründet. Die MCS (www.mcs-küssnacht.ch)
Infrastruktur anzubieten. Für Hightech-     ist eine Management- +und Service-Company im
Produktionen, Logistik wie für den Ver-     Immobilienbereich und namentlich zuständig für
waltungsbereich will das MCS-Ma-
                                            die Entwicklung und Ausführung von Bauprojekten.
nagement gemeinsam mit den Mietern
Lösungen erarbeiten, welche für ihre Be-
dürfnisse bei der Raumaufteilung, dem       Für die Etappe I wurde mit dem Partner SFL Technolo-
Innenausbau und der Nutzung wichtig         gies GmbH (SFL) im August 2015 die HealthTech
sind.
                                            Küssnacht Immobilien AG (HTKI) gegründet. Die öster-
                                            reichische SFL mit Sitz in Stallhofen, Steiermark, ist
                                            ein hochinnovatives Technologieunternehmen. Es ist
                                            stark auf Forschung und Entwicklung ausgerichtet –
                                            vom Anlagenbau über E-Mobility bis hin zur Glas-
                                            und Fassadentechnik.

                                               20
PROGNOSEN

                                 SCHWYZ STEIGERT
                                 WARENAUSFUHREN
            Trotz Frankenstärke konnte der Kanton Schwyz 2015 sowohl wert- als auch
                mengenmässig mehr Güter exportieren als 2014. Diese Entwicklung
             war ungleich auf die einzelnen Branchen verteilt. Sowohl im vergangenen
              als auch im laufenden Jahr liegt das Wachstum des Schwyzer BIP leicht
                                 über dem Schweizer Durchschnitt.

Das Jahr 2015 war schweizweit im           Holzgewerbe                                  Investitionsgüterindustrie
Zuge der Aufhebung des Mindestwech-        Die Holzwirtschaft im Kanton Schwyz          Die Wertschöpfung der Schwyzer Inves-
selkurses zum Euro von einbrechenden       hat sich im vergangenen Jahr weniger         titionsgüterindustrie sank 2015. Mit 0,3
Exportzahlen geprägt. Dabei hat sich       dynamisch entwickelt als noch ein Jahr       Prozent fiel der Rückgang jedoch weniger
gezeigt, dass die Schwyzer Expor-          zuvor. Das reale Wertschöpfungswachs-        stark aus als in der Gesamtschweiz. Die

                                                                                                                                     FOKUS NUMMER 9 / MAI 2016
te weniger stark auf die Frankenstär-      tum des Schwyzer Holzgewerbes stieg          übrigen Branchen der Schwyzer Investiti-
ke reagiert haben und entgegen dem         2015 um 1,0 Prozent. Im laufenden Jahr       onsgüterindustrie mussten hingegen zum
Schweizer Trend sogar gewachsen sind       bleibt der Margendruck bestehen, da          Teil deutliche Verluste hinnehmen. Insge-
(+2,1%).                                   der Frankenkurs noch nicht entscheidend      samt rechnet BAKBASEL mit einem Minus
                                           fallen dürfte. Deshalb rechnet BAKBASEL      von 1,6 Prozent für die Investitionsgüter-
Im laufenden Jahr dürfte die Schwy-        für 2016 mit einer Stagnation der Brutto-    industrie des Kantons Schwyz.
zer Wirtschaft dieselben Schwierigkei-     wertschöpfung im Holzgewerbe des Kan-
ten haben wie die Schweiz als Ganzes.      tons Schwyz (0,0%).                          Handel
Durch den weiterhin hoch bewerteten                                                     Im Kanton Schwyz spielt der Handel
Franken bleibt der Margendruck be-         Gastgewerbe                                  mit Fertigwaren und Investitionsgütern
stehen. Positive Impulse könnten dage-     Während die Zahl der Logiernäch-             eine grössere Rolle als in anderen Kanto-
gen vom Handel und dem Baugewerbe          te in der Schweiz im 2015 um 0,7 Pro-        nen. Da insbesondere beim Maschinen-
kommen. Insgesamt rechnet BAKBASEL         zent sank, betrug das Minus im Kanton        bau schweizweit Absatzschwierigkei-
mit einem leicht überdurchschnittlichen    Schwyz im gleichen Zeitraum 0,3 Pro-         ten bestehen, resultiert unter dem Strich
Wachstum des realen Bruttoinlandspro-      zent. Für das laufende Jahr sind die Prog-   eine Wertschöpfungsdynamik, die dem
dukts von 1,0 Prozent.                     nosen wieder etwas optimistischer, wenn      schweizerischen Durchschnitt entspricht.
                                           auch noch keine substanzielle Erholung       Für den gesamten Schwyzer Handel
Bauwirtschaft                              erwartet werden kann. BAKBASEL rech-         lag somit der Wertschöpfungsverlust bei
Die Schweizer Baukonjunktur erlebt         net mit einer Stagnation der Wertschöp-      1,3 Prozent. Im laufenden Jahr hingegen
zurzeit eine Abschwächung. Die Grün-       fung im Schwyzer Gastgewerbe (–0,1%).        kann wieder ein Wertschöpfungswachs-
de hierfür sind die Zweitwohnungsiniti-                                                 tum erwartet werden (+1,2%).
ative, hohe Preise und eine restriktive-   Nahrungs- und
re Hypothekenvergabe durch die Ban-        Genussmittelindustrie
ken. Das Schwyzer Baugewerbe wurde         Die exportorientierten Schwyzer Nah-
nicht so stark von der allgemeinen Ab-     rungs- und Genussmittelproduzenten lit-
schwächung der Baukonjunktur getrof-       ten im Jahr 2015 nicht wie erwartet un-
fen. Ausschlaggebend war im Kanton         ter der Schwäche des Euros. Die positi-
Schwyz der Tiefbau. Deshalb dürfte der     ve Dynamik im Kanton Schwyz dürfte
Bau im laufenden Jahr mit einer hohen      auch 2016 anhalten. So prognostiziert
Dynamik von 2,3 Prozent eine wichtige      BAKBASEL auch für das kommende Jahr
Wachstumsstütze der Schwyzer Volks-        ein überdurchschnittliches Wachstum der
wirtschaft werden.                         Nahrungsmittelindustrie (+1,8%).              LINK   www.szkb.ch/prognosen

                                                              21
SERVICE

                              BEZAHLEN WIRD
                                EINFACHER
                Der Schweizer Zahlungsverkehr übernimmt den neuen internationalen
                Standard. Obwohl das alte System bis Mitte 2018 weiterläuft, sollten
                    sich Firmenkunden bereits jetzt mit der Umstellung befassen.

Seit Mitte August 2014 sind die Zah-          weit als erste von den Änderungen profi-        Software-Anpassung, IBAN-
lungsverkehrssysteme in Europa verein-        tieren können.                                  Pflicht und neue Einzahlungs-
heitlicht. Die Schweiz hat daran aktiv mit-                                                   scheine
gewirkt und setzt die neuen Standards in      Bevor Mario Grätzer Handlungsemp-               Die Schwyzer Kantonalbank hat grosse
den nächsten Jahren Schritt für Schritt um.   fehlungen kommunizieren konnte, muss-           Anstrengungen unternommen, die Um-
Die Vereinheitlichung der Standards führt     te eine beträchtliche Vorarbeit geleistet       stellung für ihre Kunden so einfach wie
zu Vereinfachungen und kann die Kosten        werden: «Wir klärten mit IT-Spezialisten        möglich zu machen. Dennoch: Auch auf
für die Kunden reduzieren.                    die technischen Standards und rüsteten          Kundenseite fallen finanzielle oder per-
                                              unsere Systeme auf. In einem nächsten           sonelle Aufwände an, die frühzeitig bud-
SZKB steht frühzeitig für                     Schritt schulten wir unsere Kundenberater       getiert und geplant werden müssen. Der
ihre Kunden bereit                            und erstellten für sie geeignete Hilfsmittel.   Aufwand ist aber von Unternehmen zu
Vom Harmonisierungsprojekt sind alle Fi-      Gleichzeitig wurden mit der Marketing-          Unternehmen unterschiedlich. Mario
nanzinstitute der Schweiz betroffen. Die      abteilung Merkblätter und Flyer erstellt        Grätzer zählt die wichtigsten Neuerun-
Schwyzer Kantonalbank nimmt als Pilot-        und die Website wurde mit relevanten In-        gen auf: «Kurz gesagt wird der DTA-Stan-
bank eine Vorreiterrolle ein. Für die Um-     halten ergänzt.» Der Aufwand habe sich          dard abgelöst, eine IBAN-Pflicht sowie
setzung des Teils zwischen Kunde und          gelohnt: «Die betroffenen Kunden wer-           neue Einzahlungsscheine werden einge-
Bank ist Mario Grätzer, Senior-Projekt-       den frühzeitig über verschiedene Kom-           führt. Zudem findet bei der E-Rechnung
manager «virtuelle Bank», verantwortlich.     munikationskanäle informiert.»                  und dem Lastschriftverfahren (LSV+) ab
Die Kunden der SZKB werden schweiz-                                                           2019 eine Verschmelzung des Einliefe-
                                                                                              rungskanals statt.»

                                                                                              Nicht alle Änderungen werden gleichzei-
                                                                                              tig umgesetzt. Für alle Bereiche gibt es
                                                                                              Übergangsfristen und Endtermine. «Die
                                                                                              momentan höchste Priorität hat die Um-
                                                                                              stellung der elektronischen Zahlungsauf-
                                                                                              tragseinlieferung», erklärt Mario Grätzer
                                                                                              und führt aus: «Der heute verwendete
                                                                                              DTA-Standard wird durch das XML-For-
                                                                                              mat ersetzt. Diese Neuerung muss bis
                                                                                              am 30. Juni 2018 abgeschlossen sein.
                                                                                              Dies bedeutet, dass die Umstellung bei
                                                                                              einer Firma mit komplexen Softwarelö-
                                                                                              sungen mit Evaluierung, Planung, Um-
                                                                                              stellung und Testing unter Umständen ein
                                                                                              Zeitfenster bis zu 15 Monaten benötigt.»

                                                                  22
2 02 0
                                                                    2019
                                            2018
                                 2017
                          2016                                                                                                      Mario Grätzer,
        n SZKB                                                            L-Format
Zeitpla                                                        neues XM
                                                  terstütz t                                                                        Senior-Projektmanager
                                        SZKB un
          sche                                                                                                                      «virtuelle Bank»
Elektroni
            inlieferung
Auf tragse                                                                                      Einsatz
      , X M  L)                                                                       Code im
 (DTA                                                                       AN/Q R-
                                                                ES mit IB
                                                                                                               FOKUS: Was raten Sie den
             gsschei -
 Einzahlun
 ne (ES)
                                                                                                    Neu        Firmenkunden?
                                                                                                               Alle Unternehmen sollen sich frühzei-
                cht                                                 Neues LS
                                                                               V+ Verfa
                                                                                          hren                 tig mit der Harmonisierung auseinan-
   IBAN -Pfli
                                                                                                               dersetzen. Damit kann der Aufwand
               ten /
    Lastschrif                                                                                                 abgeschätzt und eine eigene Zeit-
               ngen
    E- Rechnu
                                                                                                               planung erstellt werden. Bei dieser
                                                                                                               grossen Neuerung kann eine Firma
                                                                                                               auch die Chance nutzen, die eige-
                                                                                                               nen Prozesse zu überprüfen und für

                                                                                                                                                            FOKUS NUMMER 9 / MAI 2016
                                                                                                               die Zukunft zu vereinfachen.
     Eine zweite wichtige Neuerung ist laut                        Vorteile überwiegen
     Mario Grätzer der neue Einzahlungs-                           Trotz Umstellungsaufwand für die Unter-     Wo können sich die Kunden
     schein mit IBAN und Datencode (QR-                            nehmen werde sich der Aufwand mit der       informieren?
     Code): «Er steht ab dem 1. Juli 2018 zur                      Zeit lohnen. Denn mit der IBAN-Pflicht      Alle relevanten Informationen sowie
     Verfügung und ersetzt die bisherigen ro-                      sind laut Mario Grätzer keine Erfassungs-   konkrete Handlungsempfehlungen
     ten und orangen Scheine.» Dies habe un-                       fehler mehr möglich. «Dies reduziert den    stehen auf der Website der Schwy-
     ter anderem Folgen für die Kreditorenab-                      administrativen Aufwand für unsere Kun-     zer Kantonalbank zur Verfügung:
     teilung: «Wer einen Belegleser verwen-                        den, da Rückfragen von Seiten der Bank      www.szkb.ch/zv-harmonisierung.
     det, muss darauf achten, dass dieser ab                       wegfallen.» Zudem würden die standar-       Ich rate allen Kunden, dieses Thema
     dem 1. Juli 2018 ebenfalls Einzahlungs-                       disierten Auftrags- und Statusmeldungen     mit dem Software-Lieferanten zu be-
     scheine mit QR-Code lesen kann. Kunden,                       die Komplexität reduzieren und damit        sprechen. Für Auskünfte steht auch
     die Einzahlungsscheine mit Referenznum-                       das IT-Budget entlasten. Der neue Ein-      der Kundenberater der SZKB zur
     mer selber bedrucken, benötigen zukünf-                       zahlungsschein ermöglicht ein automati-     Verfügung.
     tig die ESR-IBAN-Nummer. Diese wird                           siertes Einlesen. Zudem sind Zahlungen
     den betroffenen Kunden frühzeitig von                         innerhalb von Europa gleich schnell wie     Wie gross ist der Umstellungsauf-
     der Schwyzer Kantonalbank bekanntge-                          Inlandzahlungen.                            wand für Unternehmen?
     geben.» Ab dem 1. Juli 2020 wird die                                                                      Der finanzielle wie personelle Auf-
     Verwendung der IBAN auch im Inland-                           Die erste Umsetzungsphase steht kurz        wand kann nicht pauschal veran-
     zahlungsverkehr durchgehend Pflicht.                          bevor: Die SZKB bietet ab dem dritten       schlagt werden. Er darf aber kei-
     «Wir empfehlen unseren Kunden, ihre                           Quartal 2016 die neuen Formate für die      nesfalls unterschätzt werden. Vor
     betriebliche Buchhaltungssoftware, Kun-                       ersten Kunden an, die den elektronischen    allem bei Unternehmen mit individu-
     denstammdaten und Kommunikationsvor-                          Datenaustausch nutzen.                      eller Softwarelösung hat die Umstel-
     lagen entsprechend anzupassen.» Für                                                                       lung Projektcharakter. Die Schwyzer
     Auslandzahlungen wird zusätzlich der                                                                      Kantonalbank stellt allen Kunden
     BIC (Business Identifier Code) benötigt.                                                                  eine kostenlose Offline-Zahlungs-
                                                                                                               erfassungssoftware mit den neuen
                                                                                                               Formaten zur Verfügung. Das Pro-
                                                                                                               gramm nennt sich «CLX.NetBanking
                                                                                                               Plus» und kann ab dem dritten Quar-
                                                                                                               tal 2016 auf unserer Website herun-
                                                                                                               tergeladen werden.

                                                                                                          23
MITARBEITER PRIVAT

    MIT LEIDENSCHAFT
    FÜR DEN FUSSBALL

                                                           «LIMEDEX INDEX»
                                                Der international ausgerichtete Konjunkturbaro­
                                                  meter ist ein aktueller und Trendindikator für
                                               die Zulieferer, Hersteller und technischen Dienst-
                                                 leister der Medtech-Industrie. Der Index wird
                                              quartalsweise erhoben und basiert auf qualitativen
                                                Einschätzungen des Managements zur Entwick-
                                                 lung wichtiger mittelfristiger Kennzahlen. An
Seit seiner Lehrzeit auf der Filiale Küss-
nacht am Rigi ist Roland Huwiler (38) für     der Erhebung nehmen über hundert internationale
die Schwyzer Kantonalbank tätig; er ist        Medtech-Manager teil, wovon knapp 30 Prozent
ihr über all die Jahre treu geblieben und      Vertreter global führender Medtech-Unternehmen
gehört sozusagen zum Inventar der Bank.
                                                sind. Die Ergebnisse sind exklusiv und werden
Das hat gute Gründe: Ihm gefällt die
überschaubare Unternehmensgrösse, die          als Report den teilnehmenden Unternehmen und
persönliche Kontakte ermöglicht, und er       Cluster-Partnern zur Verfügung gestellt. Alle Berich-
schätzt die beruflichen und privaten Ent-          te erscheinen ausschliesslich auf Englisch.
wicklungsmöglichkeiten.

Bevor Roland Huwiler vor zwei Jahren mit
der Leitung des Gewerbekundenzentrums
Küssnacht beauftragt wurde, leitete er
die Individualkundenabteilung der Filiale
Küssnacht. Roland Huwiler und sein Team
kennen ihre Gewerbekunden persönlich,
was er als Bereicherung und Vorteil ge-
genüber grösseren Instituten erachtet.

Ganz der Profi ist Roland Huwiler auch
auf dem Fussballplatz. Als Schiedsrich-
ter für nationale Challenge-League-Spiele
stand er bis Ende der letzten Saison un-
ter ständiger Beobachtung von Zuschau-
ern, Spielern und Medien. Die Heraus-
forderung, unauffällig auf dem Platz zu
agieren und das Spiel dennoch mit kla-
rer Linie zu leiten, gefiel ihm. Trotz dem
Ende seiner Aktivkarriere bleibt er dem
Fussball treu. Neu ist er beim Schweize-
rischen Fussballverband (SFV) im Ressort
Nachwuchs für die Talentschiedsrichter
zuständig.

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SPONSORING

                                        BLICK IN DIE
                                         ZUKUNFT
        Seit Anfang 2016 unterstützt die Schwyzer Kantonalbank die Publikation des
      internationalen Konjunkturbarometers «LIMEDex Index» für die Medtech-Branche.
           Sie erzielt dadurch erfolgreich eine «smarte» Positionierung in einer der
                            wichtigsten Schweizer Exportbranchen.

Herausgeber des «LIMEDex Index» (Lea-          Einzigartige Betrachtungsweise                Firmenkundenteam seine interne Medtech-
ding economical Indicator of the MedTech       «Einen solchen branchenrelevanten inter-      Industrie-(und-Healthtech-)Kompetenzen
Industry) ist das Unternehmen ConCeplus        nationalen Index – der es auch KMU er-        in relevanten Zukunftstrends und Wettbe-
GmbH (CC+) aus Weggis LU. Der Indikator        laubt, sich am Index zu messen – gab es       werbsfragen. Dieser partnerschaftliche

                                                                                                                                        FOKUS NUMMER 9 / MAI 2016
gibt Aufschluss über aktuelle Trends, inter-   bisher noch nicht», erklärt Beatus Hofrich-   Wissensaustausch unterstreicht die vor-
nationale Herausforderungen und relevan-       ter, Managing Director von CC+. Das Be-       ausschauende Positionierung der SZKB im
te Kennzahlen für die Medtech-Branche.         sondere an diesem Branchenindex ist sei-      Medtech-Sektor.
Seine Ausrichtung ist international – die      ne zukunftsgerichtete Sichtweise. «Es ist
Mehrheit der Umfrageteilnehmer kommt           uns wichtig, den Medtech-Unternehmern
aus der Schweiz, Deutschland und den           eine aktuelle und zeitnahe Prognose we-
USA.                                           sentlicher Kennzahlen für die zukünftige             CONCEPLUS GMBH
                                               Geschäftsentwicklung zur Verfügung zu
Branchenoptimismus sinkt                       stellen», so meint Hofrichter weiter. Der     Initiator und Autor der «LIMEDex-
Am 22. März 2016 erschien der fünfte           «LIM­EDex Index» widerspiegelt erfolg-        Index»-Reporte ist Beatus Hofrich-
«THINKING AHEAD! LIMEDEX Index Re-             reich die Stimmungslage der Manager
                                                                                             ter, Managing Director von CC+,
port». Obwohl der Gesamtindex weiter-          rund um den SNB-Entscheid vom Januar
hin eine positive Tendenz für die kommen-      2015 oder den Wachstumsrückgang in              einem unabhängigen globalen
den zwölf Monate ausweist, fiel er um 1,8      China im dritten Quartal 2015 und ersten       Think-Tank, und Strategieberater
Punkte auf +2,2 Punkte. Die drei Sub-Inde-     Quartal 2016. Des Weiteren erhebt und         für die Medizintechnik und deren
xe weisen fallende Tendenz auf. So ist un-     erstellt CC+ im Rahmen des «LIMEDex
                                                                                                primäre Stakeholder aus Life-
ter den Medtech-Managern ein allgemei-         Index» auch den «Swiss Medtech Coun-
ner Vertrauensrückgang festzustellen. Ur-      try Report» (2016), der die volks- und          Science-Industrien und Gesund-
sachen dafür sind hoher Konkurrenzdruck,       betriebswirtschaftlichen Ergebnisse der         heitswesen. Das Unternehmen
fallende Auftragseingänge, Preisdruck und      letzten zwei Jahre und die künftige Ge-       beschäftigt sich mit den globalen
neue regulatorische Anforderungen. Im fi-      schäftsentwicklung der Schweizer Med-
                                                                                             Herausforderungen in diesem Sek-
nanziellen Bereich machen sich die Vola-       tech-Unternehmen mit dem Gesamtindex
tilität der Finanzmärkte sowie die geopo-      vergleicht.                                    tor und entwickelt ganz­heitliche,
litischen Turbulenzen bemerkbar. All dies                                                       zukunftsweisende Konzepte,
wirkt sich signifikant auf den Marktzugang     Know-how-Aufbau bei der SZKB                    Strategien und neue Geschäfts­
aus. Trotz der sich eintrübenden Stimmung      Die Schwyzer Kantonalbank unterstützt
                                                                                                          modelle.
will Patrick Dümmler, Partner bei CC+, den     die Publikation dieses sehr wertvollen In-
Teufel nicht an die Wand malen: «Die Bran-     dustriemonitors im Rahmen eines Sponso-
che hat absolute Boomjahre hinter sich und     rings. Im Gegenzug hat die SZKB Zugang
befindet sich in einer Stagnationsphase –      zu aktuellen Trends, Einschätzungen und
gewisse Konsolidierungen sind eine logi-       Fakten der Branche. Durch die enge Zu-
sche Konsequenz.»                              sammenarbeit mit CC+ stärkt das SZKB-         LINK   www.conceplus.ch

                                                                  25
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