WIE CORPORATES DIE MÄRKTE UND DAS MANAGEMENT FÜR PRODUKTIONSNAHE IMMOBILIEN EINSCHÄTZEN - Aurelis-Praxisstudie
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Aurelis-Praxisstudie: WIE CORPORATES DIE MÄRKTE UND DAS MANAGEMENT FÜR PRODUKTIONSNAHE IMMOBILIEN EINSCHÄTZEN – Studie im Auftrag der Aurelis Real Estate GmbH & Co. KG, Eschborn –
Aurelis-Praxisstudie: WIE CORPORATES DIE MÄRKTE UND DAS MANAGEMENT FÜR PRODUKTIONSNAHE IMMOBILIEN EINSCHÄTZEN HERAUSGEBER Aurelis Real Estate GmbH & Co. KG Mergenthalerallee 15-21 65760 Eschborn AUTOREN Prof. Dr. Tobias Just Wissenschaftlicher Leiter / Geschäftsführer Lehrstuhl für Immobilienwirtschaft, Universität Regensburg IREBS Immobilienakademie Prof. Dr. Andreas Pfnür Fachgebietsleiter Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre Technische Universität Darmstadt Christian Braun Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Immobilienwirtschaft Universität Regensburg
Aurelis-Praxisstudie: Wie Corporates die Märkte und das Management für produktionsnahe Immobilien einschätzen INHALTSVERZEICHNIS 1. STEIGENDER WETTBEWERB FÜR INDUSTRIEUNTERNEHMEN 4 2. WAS SIND PRODUKTIONSNAHE IMMOBILIEN? 6 2.1 Definition produktionsnaher Immobilien 6 2.2 Schätzung des Bestands an produktionsnahen Immobilien 8 3. DAS INHALTLICHE KONZEPT UND DER ABLAUF UNSERER BEFRAGUNG 10 4. PRODUKTIONSNAHE IMMOBILIEN AUS SICHT DER NUTZER: 12 SPEZIFITÄT DER FLÄCHEN ÜBERSCHÄTZT 4.1 Veränderung des Flächenbedarfs durch wirtschaftlichen Strukturwandel 12 4.2 Treiber der Flächennachfrage: Digitalisierung und Globalisierung dominieren 12 4.3 Wie spezifisch sind produktionsnahe Immobilien? 13 5. PRODUKTIONSNAHE IMMOBILIEN AUS SICHT DES KAPITALMARKTS: 15 AUF DEM WEG ZU EINER NEUEN ASSETKLASSE? 5.1 Struktur und Zustand produktionsnaher Immobilien 15 5.2 Eigentumsquoten für produktionsnahe Immobilien in Deutschland 16 5.3 Interesse institutioneller Investoren an produktionsnahen Immobilien 17 6. IMMOBILIENMANAGEMENT: MEHR OUTSOURCING VON TÄTIGKEITEN WAGEN 20 6.1 Portfolioflexibilität noch wichtiger als Kostenersparnis 20 6.2 Hürden für das Immobilienmanagement produktionsnaher Immobilien 21 6.3 Das Einsparpotenzial bei produktionsnahen Immobilien liegt bei etwa 10 % 22 6.4 Bereitschaft zum Outsourcing nimmt zu 23 7. ZUSAMMENFASSUNG DER STUDIENERGEBNISSE IN KERNBOTSCHAFTEN 26 NACHWORT 29 3
1. STEIGENDER WETTBEWERB FÜR INDUSTRIEUNTERNEHMEN D ie Industrie ist einem erheblichen strukturellen Wenn also Industrie 4.0 die Fertigung und Logistik von Wandel unterworfen – wieder einmal. Dafür sind Waren revolutioniert, wirft dies die Frage auf, wie die Immo- zwei Trends maßgeblich: Zum einen verändert die bilienwirtschaft diesen Prozess unterstützen kann. Welche Digitalisierung alle Wertschöpfungsstufen, zum anderen Flächen benötigen eine datenbasierte Industrie und deren sind immer mehr Faktor- und Gütermärkte globale Märkte Dienstleister? Und wie lassen sich solche Flächen idealer- geworden, und damit steigt der Wettbewerb. Beide Trends weise managen, um nicht nur Quantitäten, sondern eben sind mit Chancen und Risiken behaftet und verändern auch bestimmte Qualitäten zu gewährleisten? 2 mittelbar auch den Immobilienbedarf. Zunehmende Globalisierung erhöht den Digitalisierung verändert die Wertschöpfungs- Wettbewerbsdruck auf die deutsche Industrie stufen der Industrie Diese technologischen Veränderungen treten neben eine Heute sprechen viele Marktbeobachter von „Industrie zweite Entwicklung, die vor über hundert Jahren begann, 4.0“ oder der vierten industriellen Revolution und meinen aber nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Öffnung damit, dass sich das Verarbeitende Gewerbe die Vorteile Chinas eine neue Dynamik erreicht hat: Die Raumüber- effizienter Datensysteme zunehmend zunutze macht. Dabei windungskosten sind in den letzten Jahrzehnten so stark geht es um eine umfassende Digitalisierung industrieller gesunken, dass die meisten Industriegüter heute auf Welt- Prozesse, von vertikalen und horizontalen Wertschöpfungs- märkten gehandelt werden. Gleichzeitig halten sich Wissen, ketten über neue Produkt- und Serviceangebote. Einige Kapital und häufig auch Arbeitskräfte immer weniger an Marktbeobachter erwarten, dass in fünf Jahren fast 80 % nationale Grenzen. Dies eröffnet Schwellenländern große aller Industrieunternehmen Produkte mit hohem Digita- Wachstumschancen: Laut einer Prognose von „Standard lisierungsgrad in ihrem Portfolio haben werden – heute Chartered“ wird der Anteil dieser schnell wachsenden ist der Anteil erst bei knapp 30 %.1 Märkte am globalen Bruttoinlandsprodukt von 38 % im Jahr 2014 auf 63 % im Jahr 2030 ansteigen.3 Auch bei Diese Entwicklung wird begünstigen, dass mehr Dienst- Forschung und Entwicklung holen Schwellenländer auf. leistungen rund um typische Industriegüter entstehen Unterdessen werden 40 % der globalen F&E-Ausgaben können, denn die stärkere Vernetzung von Produkten, in Asien getätigt; vor fünf Jahren lag dieser Anteil noch Produktionsmitteln, Geschäftspartnern und Kunden hat bei einem Drittel.4 Asiatische Unternehmen treten damit nicht nur zur Folge, dass Prozesse automatisiert werden, zunehmend als Wettbewerber für hochwertige Produktion es entstehen auch neue Datenpakete, die gemanagt wer- auf. Wenn die Wettbewerbsintensität auf traditionellen den müssen. Ein effizientes Datenmanagement befähigt Industriegütermärkten wächst, müssen etablierte Unter- Unternehmen in allen Größenordnungen, maßgeschnei- nehmen in Industrieunternehmen alle Kostenparameter derte Produkte für ihre Kunden herzustellen. Der Preis als auf den Prüfstand stellen und gleichzeitig Strategien für Wettbewerbsparameter bleibt natürlich wichtig, doch neue Märkte entwickeln. Die vierte industrielle Revolution rücken Passgenauigkeit der Produkte, Flexibilität und die ist folglich gleichzeitig durch technologische Neuerungen Lieferzeit stärker in den Mittelpunkt des Wettbewerbs. Für ermöglicht und durch einen Anstieg der Wettbewerbs diese drei Wettbewerbsparameter wird effizientes Daten- intensität erzwungen.5 management zur entscheidenden Stellschraube. Nur wer seine Kundendaten pflegt und angemessen verknüpft, kann Passgenauigkeit gewährleisten, und nur wer die Daten seiner Lieferketten optimiert, kann einen zeitlichen Wettbewerbsvorteil sichern. 1 Strategy&; PwC (2014). 3 Standard Chartered (2013), The super-cycle lives: emerging markets growth is key. 2 Mehr zum Thema Industrie 4.0: Strategy&; PwC (2014), Industrie 4.0 – Chancen und 4 Batelle; R&D (www.rdmag.com) (2014), 2014 Global R&D Funding Forecast. Herausforderungen der vierten industriellen Revolution. 5 Weitere Informationen zum Megatrend Globalisierung: McKinsey Quarterly (August 2015), An executive‘s guide to the Internet of Things. Ernst & Young (2015), Megatrends 2015 – Making sense of a world in motion. 4
1. Steigender Wettbewerb für Industrieunternehmen Der industrielle Immobilienbestand wird sich verändern Besonders die deutsche Industrie – und damit verbunden PERSPEKTIVE 1 der in Deutschland von der Industrie genutzte Immobi- Zunächst werden hierfür die produktionsnahen Immobilien lienbestand – könnte von diesen globalen Strömungen aus der Perspektive der Nutzer untersucht: Was kennzeich- betroffen sein, denn in Deutschland gibt es eine ver- net eine effiziente produktionsnahe Immobilie, insbeson- gleichsweise starke Leichtindustrie. Während der Anteil dere mit Blick auf den Spezifitätsgrad des Objekts? Worauf der Leichtindustrie an der Gesamtbruttowertschöpfung achten Nutzer besonders? Wird es strukturwandelbedingte beispielsweise in den USA oder Frankreich in den letzten 20 Veränderungen bei den zukünftigen Flächenbedarfen Jahren um knapp fünf Prozentpunkte auf ein Niveau von geben? Wird sich der Wettbewerbsdruck in der deutschen rund 10 % gefallen ist, hält sich dieser Anteil in Deutsch- Leichtindustrie erhöhen und welche immobilienbezogenen land seit Jahren bei etwas über 20 %. Auch die Zahl der Folgen wird dies haben? Wird der wirtschaftliche Nutzen Beschäftigten in der Leichtindustrie nahm in Deutschland von Immobilien als Betriebsmittel erkannt oder werden spürbar weniger stark ab als in den USA oder Frankreich. sie in erster Linie als Kostentreiber betrachtet? Nach der Wirtschaftskrise haben sich die Beschäftigten- zahlen in Deutschland sogar wieder deutlich erholt. Doch PERSPEKTIVE 2 dies bedeutet im Umkehrschluss auch, dass Deutschland Aus den gewonnenen Ergebnissen lassen sich dann auch Aufholpotenzial bei industrienahen Dienstleistungen hat Rückschlüsse ziehen, inwiefern produktionsnahe Immo- und dass eine strukturelle Entwicklung zu mehr industri- bilien als Anlageklasse für Investoren interessant sein enahen Dienstleistungen auch die Immobiliennachfrage könnten. Bisher spielen produktionsnahe Immobilien, massiv verändern dürfte.6 Es stellt sich daher die Frage, bezogen auf ihr Volumen am gesamten Immobilienmarkt, ob der produktionsnahe Immobilienbestand und dessen für die meisten Investoren eine untergeordnete Rolle. Die interne oder externe Manager fit für diese Entwicklun- Gründe könnten in mangelnder Erfahrung der Investoren, gen sind und welche organisatorischen Veränderungen mangelnder Markttransparenz sowie Liquidität, aber geboten sind. auch empfundener Komplexität der Objekte liegen. Wir werden mit dieser Studie untersuchen, was die größten Der Auftrag Marktzutrittsbarrieren für Investoren sind und wie sich dies in den nächsten Jahren verändern könnte. Aus diesen Überlegungen heraus wurde im Auftrag der Aurelis Real Estate GmbH & Co. KG das Entwicklungspo- PERSPEKTIVE 3 tenzial produktionsnaher Immobilien von Unternehmen In einem letzten Schritt untersuchen wir Management- (Corporates) in Deutschland untersucht. Hierbei ging es Aspekte im Betrieb produktionsnaher Objekte. In früheren zunächst um eine Einschätzung der Marktgröße, um darauf Studien wurde wiederholt festgestellt, dass in vielen Be- aufbauend mögliche Entwicklungen für die Assetklasse triebsimmobilien Effizienzpotenziale ruhen. Dies wirft die produktionsnaher Immobilien am Kapitalmarkt sowie für Frage auf, warum diese Potenziale bisher nicht gehoben den Markt für immobilienwirtschaftliche Dienstleistungen wurden und ob damit gerechnet werden kann, dass dies abzuleiten. Übergeordnete Frage war, inwiefern produk- nun geschieht. Wir zeigen außerdem, in welchen Bereichen tionsnahe Immobilien ein Wachstumssegment für den Potenziale vermutet werden. Ein besonderes Augenmerk Immobilieninvestment- und den Asset-Management-Markt liegt auf Sourcing-Strategien: Kann ein professionelles darstellen. Zur Untersuchung dieser Themen wurden externes Immobilienmanagement zu einer Effizienzver- zunächst Hypothesen (Propositionen) aus drei verschie- besserung beitragen? Inwiefern wären Unternehmen dazu denen Perspektiven aufgestellt und mittels Befragung bereit, die Fähigkeiten externer Dienstleister in Anspruch überprüft. Grundlegend für alle weiteren Analysen war die zu nehmen? Diese Fragen sind wichtig, denn eine Be- Beobachtung, dass produktionsnahe Immobilien für viele jahung würde das Entstehen professioneller Dienstleister Investoren noch kein fester Bestandteil im Portfoliomix ermöglichen. ■ sind. Im Zentrum steht daher die Frage, warum dies so ist und was die Attraktivität dieser Assetklasse in Zukunft weiter erhöhen könnte. 6 Die Daten dieses Absatzes stammen aus der Datenbank des deutschen Statistischen Bundesamtes sowie der OECD. 5
2. WAS SIND PRODUKTIONSNAHE IMMOBILIEN? 2.1 Definition produktionsnaher Immobilien Im Vergleich zur Schwerindustrie ist die Leichtindustrie weniger von Rohstoffen und Energie und damit folgend der I m Mittelpunkt dieser Studie stehen Immobilien, die für die Fertigungs- und Logistikprozesse der Leichtindustrie benötigt werden. Dabei wird unter Leichtindustrie jener Nähe zu wichtigen Handelswegen abhängig. Die Leicht industrie ist somit standortunabhängiger als die Schwer industrie – und weil der geringere Rohstoff- und Energiever- Teil der industriellen Produktion einer Volkswirtschaft brauch auch mit weniger Umweltschädlichkeit einhergeht, verstanden, der im Unterschied zur Schwerindustrie (Stahl, gibt es weniger Konflikte zwischen Leichtindustrie und Bergbau) weniger investitionsintensiv und folglich stärker Wohnstandorten als mit Schwerindustriestandorten. arbeits- und wissensintensiv ist. Manchmal wird argu- mentiert, die Leichtindustrie sei eher auf die Produktion Welche Objekte nutzt die Leichtindustrie also? Im Anglo von Konsumgütern ausgerichtet, doch dies ist kein kon- amerikanischen hat sich der Begriff „Light Industrial Real stitutives Merkmal der Leichtindustrie, sondern folgt der Estate“ für produktionsnahe Flächen etabliert. Hierzu geringeren Kapital- und damit höheren Arbeitsintensität. zählen nicht nur Immobilien für die Fertigung, sondern Somit kann auch die Herstellung von Industriegütern der auch Lager- und Logistikimmobilien, teilweise Showrooms Leichtindustrie zugerechnet werden (beispielsweise die und natürlich Bürogebäude. Es werden auch Gebäude Herstellung elektronischer Bauteile). Tatsächlich werden für Forschung und Entwicklung hinzugerechnet, wenn wesentliche Teile der deutschen Industrie, wie die Automo- es um fertigungsbezogene Forschung geht. Im Deutschen bil- und Automobilzulieferbranche, viele Maschinenbau- konnte sich der Begriff bisher nicht durchsetzen, vielleicht unternehmen, die Prozessindustrie, Teile der Chemie- und auch weil die Definition für Leichtindustrie nicht ganz Pharmabranchen sowie die Möbel- und Textilindustrie der trennscharf ist. Leichtindustrie zugerechnet. Darüber hinaus verfügen zahlreiche Unternehmen mit gemischter Produktion ne- Was sind Betriebsimmobilien? ben einem Dienstleistungs- oder Schwerindustriebereich über einen Leichtindustrieanteil. Insbesondere die Hidden Im Deutschen werden häufig andere Begriffe verwendet: Champions der deutschen Industrie zählen mit maßgebli- Hierzulande werden die Begriffe Betriebs-, Gewerbe- und chen Anteilen ihrer Produktion zur Leichtindustrie. Unternehmensimmobilie verwendet, um über fertigungs- nahe Immobilien zu sprechen. Eine gängige Definition für Leichtindustrie fertigt wissensintensiv Betriebsimmobilien lautet beispielsweise: Die hohe Arbeitsintensität der Leichtindustrie hatte in Unter dem Begriff Betriebsimmobilien werden [...] den letzten Jahrzehnten zur Folge, dass der zunehmende alle unmittelbar zum Zwecke der betrieblichen globale Wettbewerb zu umfangreichen Produktionsver- Leistungserstellung eingesetzten oder zumindest lagerungen von geringqualifizierter Beschäftigung in zu diesem Zweck von den Nutzern beschafften Niedriglohnländer geführt hatte. In den Industrieländern Immobilien subsumiert. Wohnimmobilien wer- blieben jene Wertschöpfungsstufen der Leichtindustrie, die den von dieser Abgrenzung nicht umfasst, da spezifische Kenntnisse und Fertigkeiten erfordern. Gerade sie bestenfalls mittelbar der Leistungserstellung bei wissensintensiver Fertigung spielen Netzwerkeffekte dienen.7 eine große Rolle; dies hat Unternehmensagglomera tionen in Clusterregionen ermöglicht. Die Konzentration Für diese Studie ist uns diese Definition jedoch zu weit, auf Fertigungsstufen, die hochqualifizierte Beschäftigte letztlich zählen alle hier untersuchten produktionsnahen erfordert, bedeutet im Umkehrschluss, dass der Zugang Immobilien gemäß dieser Definition zu den Betriebs zu qualifizierten Arbeitskräften der zentrale Wettbewerbs- immobilien. Sie bilden jedoch nur eine Teilmenge, da faktor der Leichtindustriebranchen ist. zum Beispiel innerstädtische Büro- und Handelsflächen nicht enthalten sind. 7 Pfnür (2014) 6
2. Was sind produktionsnahe Immobilien? Häufig wird für diese Untergruppe der Begriff „Unter- Die Unterschiedlichkeit produktionsnaher Tätigkeit (For- nehmensimmobilie“ verwendet. Dieser Begriff ist für schung, Management, Verkauf, Lagerhaltung, Fertigung) Nichtbranchenkenner missverständlich, denn semantisch macht dieses Immobiliensegment nicht nur vielschichtig, sind alle Immobilien für Unternehmen auch Unterneh es entstehen oft Mischnutzungen. In der Vergangenheit mensimmobilien – auch Banken und Handelsunterneh- wurde oft angenommen, die Nutzer empfänden ihre Im- men nutzen letztlich „Unternehmensimmobilien“ im mobilien als vergleichsweise spezifisch für den jeweiligen eigentlichen Wortsinn.8 Fertigungszweck. Traditionell waren in der Vergangen- heit produktionsnahe Immobilien so konzipiert, dass sie Ein neuer Begriff: produktionsnahe Immobilien lediglich die eine Nutzung für den Erstmieter zugelas- sen haben. Doch wirtschaftlicher Strukturwandel bricht Wir schlagen daher für jene Immobilien, die in dieser diese Logik auf: Wenn arbeitsintensive Fertigungsstufen Studie im Mittelpunkt stehen werden, den Begriff „pro- ausgelagert werden, entstehen Leerstände. Gleichzeitig duktionsnahe Immobilien“ vor. Wir sprechen dann von wächst der Bedarf an Büro- und Forschungsflächen. Auch produktionsnahen Immobilien, wenn die Nutzung der Im- regionale Marktentwicklungen stellen die gewachsenen mobilien tatsächlich maßgeblich durch Fertigungsprozesse Single-Tenant-Strukturen auf den Prüfstand. bedingt wurde. Das heißt, eine Produktionshalle zählt natürlich dazu, aber auch eine Lagerhalle, ein Showroom Aufgrund des hohen Flächenverbrauchs befinden sich oder ein Bürogebäude, in dem die Prozesse der Fertigung die meisten produktionsnahen Flächen außerhalb der überwacht werden. Die räumliche Nähe zur Fertigung ist typischen deutschen Büro- und Einzelhandelszentren. hiermit häufig verbunden.9 Produktionsnahe Immobilien sind häufig im Umfeld von Groß- und Mittelstädten, da der Zugang zu Arbeitskräften Eine Abgrenzung zu anderen Immobilienklassen erhal- und Absatzmärkten wichtig ist, doch häufig liegen sie ten produktionsnahe Immobilien, wie durch den Begriff nicht innerstädtisch.10 Damit stehen sie nicht im Fokus impliziert, durch ihre direkt oder indirekt an Produktions- großer Immobilieninvestoren. Hinzu kommt, dass sich die prozesse gekoppelte Verwendung (siehe Abbildung 1). Managementintensität produktionsnaher Immobilien als hoch einstufen lässt und ihre Drittverwendungsfähigkeit ohne Redevelopment meistens eingeschränkt scheint (siehe Abbildung 2). Abbildung 1: Abgrenzung produktionsnaher Immobilien zu anderen Assetklassen Quelle: eigene Darstellung 8 Mitunter scheinen die Begriffe „Betriebsimmobilien“ und „Unternehmens- 10 Lediglich sehr alte Industrieareale – oft aus dem vorletzten oder immobilien“ synonym verwendet zu werden. Anfang des letzten Jahrhunderts können noch innerstädtisch liegen. 9 Letztlich wird häufig für genau diese Objekte auch der Begriff „Unternehmens immobilien“ verwendet. Aus den oben genannten Gründen bevorzugen wir hier den konkreteren Terminus. 7
2. Was sind produktionsnahe Immobilien? Abbildung 2: Charakteristika produktionsnaher Immobilien Abgrenzungskriterien Charakteristik Nutzungsarten produktionsnahe Nutzungsarten, oft in Mischnutzung, i.d.R. keine reine Büro- oder Handelsfläche, nicht Logistikzentrum; nicht Hülle für kapital- intensive Massenproduktion Standort i.d.R. nicht Top-7-Städte, zumeist Groß- und Mittelstände oder in deren Umfeld Lage nicht Prime, i.d.R. Stadtrand oder Peripherie, ggf. Stadtteilzentrum Mieterstruktur i.d.R. im Status quo Single-Tenant (nach Redevelopment durchaus Multi-Tenant) Nutzungsflexibilität i.d.R. eingeschränkte Drittverwendungsfähigkeit (ohne Redevelopment) Managementintensität i.d.R. hoch Bisherige marktübliche Wahrnehmung … ... aus Investorensicht So risikobehaftet wahrgenommen, dass kaum investmentfähig ... aus Nutzersicht Als so spezifisches Betriebsmittel wahrgenommen, dass kaum optimierbar ... aus Dienstleistersicht Auftragsfertigung nach Ausschreibung: mit so geringem Wertschöpfungs- potenzial behaftet wahrgenommen, dass kaum attraktiv Produktionsnahe Immobilien werden aus Investorensicht als risikobehaftet, aus Nutzersicht als hochgradig spezifisch und aus Dienstleistersicht als Auftragsfertigung mit geringem Wertschöpfungspotenzial wahrgenommen. Quelle: eigene Darstellung Daher verbinden konservative institutionelle Investo- 2.2 Schätzung des Bestands an produktions- ren mit typischen produktionsnahen Immobilien hohe nahen Immobilien und spezifische Risiken. Dies liegt zum Teil auch daran, weil die Nutzer selbst diese Objekte als hoch spezifisch wahrnehmen und auch Dienstleister oft nur geringe Wert- schöpfungspotenziale vermuten. In dieser Studie geht U nseres Wissens liegen bisher keine belastbaren Stu- dien zur Abschätzung des Wertes produktionsnaher Immobilien in Deutschland vor. Im Folgenden werden wir es also darum zu untersuchen, ob diese Urteile noch auf drei Wegen eine grobe Schätzung vornehmen. belastbar sind. Wir veranschlagen den Wert der produktionsnahen Immo- bilien in Deutschland auf etwa 600 Mrd. Euro. Dieser Wert lässt sich aus dem Wert aller gewerblichen Immobilien ableiten. Dieses Volumen wurde in mehreren Studien auf 3.000 Mrd. Euro beziffert.11 Davon entfällt gut ein Viertel auf Büro- und Verwaltungsgebäude (exakt: 28,8 %), Fabrik- und Werkstättengebäude machen ein gutes Fünftel aus (exakt: 21,9 %), auf Handels- und Lagergebäude entfällt ein Drittel (exakt: 34,6 %), auf Hotels und Gaststätten 4,3 % und auf alle übrigen Nichtwohngebäude ein Zehntel (exakt: 10,4 %).12 11 BSI (2013) 12 Statistisches Bundesamt (2013); Pfnür (2014) 8
2. Was sind produktionsnahe Immobilien? Für die Assetklasse produktionsnaher Immobilien sind die Das wirtschaftliche Gewicht einer Branche korreliert im Fabrik- und Werkstättengebäude sowie die Handels- und Großen und Ganzen mit dem Immobilienbestand, der von Logistikflächen relevant. Gemäß dem Produktionsanteil dieser Branche genutzt wird. Die ermittelten Anteilswerte der Leichtindustrie schätzen wir den Anteil der Fabrik- und passen folglich zu dem Schätzverfahren über die Immobi- Werkstättengebäude, die nicht für Schwerindustrie oder lienklassen.13 Das Volumen der produktionsnahen Immo- Handwerk genutzt werden, auf knapp die Hälfte aller Fa- bilien entspräche damit rd. 70 % des Immobilienbestands brik- und Werkstättengebäude. Dies entspricht rund 10 % in Büro- und Verwaltungsgebäuden. des gesamten gewerblich genutzten Immobilienbestands. Von den Handels- und Logistikflächen schätzen wir, dass Beachten institutionelle Investoren ein ein Drittel aller hierzu gezählten Flächen dem Segment Volumen von 600 Mrd. Euro ausreichend? produktionsnaher Immobilien zugerechnet werden kann, dies entspricht näherungsweise weiteren 10 % des ge- Die Dimension dieser Assetklasse legt die Frage nahe, samten gewerblichen Immobilienbestands. Alle anderen warum institutionelle Investoren so wenig Interesse an Segmente werden nicht herangezogen, weil die Anteile zu dieser Assetklasse haben. Wir haben die Gründe für diese gering sein dürften. Bedeutungslücke auf drei Ebenen untersucht: Sind die Anforderungen der Nutzer und damit die Objekte Bestand in produktionsnahen Immobilien: selbst so spezifisch, dass sich produktionsnahe Immobilien 600 Mrd. Euro nicht für indirekte Investments eignen? Sind die Kenntnisse der Investoren über diese Assetklasse so gering, dass sie Insgesamt lässt sich so näherungsweise das Volumen pro- erst gar nicht zu einer Risikoeinschätzung kommen? Und duktionsnaher Immobilien also mit 20 % von 3.000 Mrd. schließlich: Wie könnten Dienstleister helfen, den Markt zu Euro bzw. 600 Mrd. Euro beziffern (siehe Abbildung 3). erschließen? Im Folgenden skizzieren wir die Befragung, mit der wir diese Fragen untersuchten. ■ Dieser Schätzwert lässt sich durch zwei weitere Herange- hensweisen plausibilisieren: Der Anteil der Leichtindustrie an der gesamten Bruttowertschöpfung beläuft sich auf knapp 17 %, der Anteil der Leichtindustrie an der gesamten Beschäftigung liegt bei 20,5 %. Abbildung 3: Übersicht zur Volumenabschätzung produktionsnaher Immobilien Corporate Real Estate (CRE) in Deutschland 10,4 % 4,3 % 28,8 % 34,6 % 21,9 % Fabrik- und Werkstatt im Sinne einer produktionsnahen Nutzung 10 % (Rest: zu einem Drittel Schwerindustrie und zwei Drittel handwerkliche Nutzungen) 10 % Lagerflächen im Sinne einer produktionsnahen Nutzung (keine modernen Logistikflächen) 20 % von 3.000 Mrd. Euro CRE-Vermögen = 600 Mrd. produktionsnahe Immobilien in D Quelle: Statistisches Bundesamt (2013), Pfnür (2014), eigene Darstellung 13 OECD (2010). 9
3. DAS INHALTLICHE KONZEPT UND DER ABLAUF UNSERER BEFRAGUNG I m Immobilienmanagement unterscheidet man drei Blickwinkel auf die Immobilie: die Sicht der Nutzer, der Eigentümer und die Sicht auf immobilienwirt- Was suchen Investoren? schaftliche Dienstleister in den Leistungsbereichen Pla- nung, Bau, Betrieb und Verwertung. Aus jeder dieser drei Mehrere US-amerikanische Studien konnten zeigen, unterschiedlichen Perspektiven verfolgen die Akteure dass reduzierte Immobilieneigentumsquoten häufig unterschiedliche, oft auch konkurrierende Ziele, die in zu einer verbesserten Aktienperformance führten.15 einem effektiven Immobilienmanagement, insbesondere Offensichtlich werden geringe Eigentumsquoten auf in Bezug auf produktionsnahe Immobilien, zum Ausgleich Seiten der Unternehmen in den USA also durch den gebracht werden müssen. Kapitalmarkt honoriert. Auf dem deutschen Kapi- Aus jedem dieser Blickwinkel haben wir Vermutungen talmarkt ist dies (noch) nicht der Fall. Ohne diesen (Propositionen) zum Entwicklungsstand und zu den Per- Kapitalmarktdruck fehlt ein zentraler externer Anreiz, spektiven des Managements von produktionsnahen Im- Immobilieneigentumsquoten zu senken und das mobilien aufgestellt, die wir mit einer Befragung überprüft Immobilienmanagement zu stärken. haben. Die Propositionen wurden durch intensive Litera turrecherche sowie vorbereitende Experteninterviews entwickelt und mit Branchenvertretern verprobt.14 Die Sind die Märkte für produktionsnahe drei Perspektiven der Marktakteure sind die Nutzersicht, Immobilien hinreichend transparent? die Investorensicht und die Sicht auf den Dienstleister. Immobilien stellen materielle Betriebsmittel dar, ihr tat- sächlicher Nutzen im Zuge der Leistungserstellung wird Was suchen die Nutzer? jedoch von Nutzern gemäß entsprechender Studien und Expertenmeinungen häufig noch nicht realistisch erkannt. Die Digitalisierung wird die Arbeitswelt in vielfacher Eine weitere Vermutung lautete deshalb, dass stattdessen Hinsicht verändern, und dies hat Rückwirkungen auf produktionsnahe Immobilien durch die Nutzer eher als die Flächennachfrage: Die Flächen müssen höher „notwendiges Übel“ angesehen werden. wertig und flexibler werden. Es wird eine Verschie- Wechselt man die Perspektive zur Eigentümersicht, deuten bung von Produktion hin zu Dienstleistungen und viele Studien und Expertenmeinungen darauf hin, dass die somit von Produktionsflächen hin zu Büroflächen Unternehmen sich der finanzwirtschaftlichen Bedeutung geben. Der Bedarf an herkömmlichen Produktions des erheblichen Kapitaleinsatzes in produktionsnahe Im- flächen wird entsprechend abnehmen. Flexible mobilien vermutlich noch nicht hinreichend bewusst sind. Flächen sind tendenziell unspezifische drittver Ihnen fehlt es dabei zum Teil an Kenntnissen hinsichtlich wendungsfähige Flächen. der Art und des Umfangs der produktionsnahen Immobi- lien ihres eigenen Unternehmens; darüber hinaus können sie die Bedeutung des Immobilienmanagements für den Haben Nutzer das richtige Bild von der wirt- Unternehmenserfolg nicht angemessen abschätzen. schaftlichen Bedeutung ihrer Immobilien? Die Eigentumsquoten produktionsnaher Immobilien in Die Vorstudien zur Unternehmensbefragung haben die Deutschland liegen zahlreichen Studien zufolge deutlich Vermutung nahegelegt, dass die Spezifität herkömmlicher über jenen in den USA oder in Asien. Die Gründe dafür lie- produktionsnaher Immobilien durch Nutzer tendenziell gen in der Vergangenheit: Zum einen schaffte die deutsche überschätzt wird. Daher wird der Übergang zu flexibleren HGB-Bilanzierung große Spielräume zur Bildung von stillen Flächen reibungsärmer ablaufen können, als mitunter Reserven, zum anderen sind deutsche Unternehmen im befürchtet. internationalen Vergleich in ihrer Corporate Governance Volkswirtschaftlichen Studien zufolge wird die Wettbe- deutlich weniger durch die Kapitalmärkte beeinflusst werbsintensität bei vielen Nutzern in den nächsten Jahren als in den USA oder in Asien. In diesem Kontext wurden zunehmen. Dies führt dazu, dass der Effizienzdruck in Immobilien unter dem Stichwort „Betongold“ als Wer- allen Unternehmensbereichen wächst. Daraus resultiert treserve für schlechte Zeiten angesehen, bei denen nicht die Vermutung, dass der Druck, Effizienzpotenziale in zwingend aus jedem Euro investierten Kapitals operativer produktionsnahen Immobilien zu heben, zunimmt. Shareholder Value generiert werden musste. 14 Letztlich zählt aber weniger die konkrete Ausformulierung der Propositionen, 15 Weiterführende Literatur zum Thema Immobilieneigentumsquoten und Aktienper- sondern die empirische Analyse. Es galt also, möglichst umfassende Hypothesen- formance: Allen, Rutherford & Springer (1993), The Wealth Effects of Corporate Real sets aufzustellen. Estate Leasing Glascock, Davidson & Sirmans (1991), The Gains from Corporate selloffs: the Case of 10 Real Estate Assets
3. Das inhaltliche Konzept und der Ablauf unserer Befragung Schließlich ist die Besiedlungsdichte in Deutschland Zielgruppe und Durchführung der Befragung im Vergleich zu anderen Ländern sehr hoch, sodass die Verfügbarkeit von Produktionsflächen, von denen bei- Unsere Zielgruppe sind große, mittelständisch geprägte spielsweise Lärm oder starker Verkehr ausgehen darf, Unternehmen in den Wirtschaftszweigen C bis H.16 sehr begrenzt ist. Immobilien bekommen damit einen strategischen und teilweise für die Fortführung der unter Die Fokussierung auf relativ große Unternehmen mit min- nehmerischen Tätigkeit entscheidenden Wert. Im Ergeb- destens 3.000 Mitarbeitern resultiert daraus, dass gerade nis konnten sich Investoren, die ihr Kapital in produk- für diese ein relevantes Effizienzpotenzial im Immobili- tionsnahen Immobilien investierten, nur in kleinen Ni- enbestand vermutet werden kann, denn die Flächenin- schen dieses Immobilieninvestmentmarkts entwickeln. anspruchnahme korreliert mit der Unternehmensgröße. Im Ergebnis fehlt es den Kapitalmarktteilnehmern noch an der Expertise, produktionsnahe Immobilien im Hinblick Die entsprechenden Unternehmen wurden mit Hilfe der auf ihre Chancen und Risiken zu bewerten und dann diese Hoppenstedt-Firmendatenbank recherchiert und um et- Assets effizient zu managen. waige Holdingstrukturen, Konzernverflechtungen sowie um Unternehmen mit geringer Flächeninanspruchnahme bereinigt. Die Umsetzung Die Adressaten unserer Befragung waren die verantwort Ein großer Anteil der produzierenden Unternehmen in lichen Leiter der Corporate-Real-Estate-Abteilungen in den Deutschland hat in der Vergangenheit erst zögerlich großen Konzernen. Dort bündelt sich die größte Expertise damit begonnen, ihre Immobilienexpertise im Kon in der Analyse des Managements von produktionsnahen zern zu bündeln und diesen Bereich als Corporate- Immobilien. In kleineren Unternehmen wird diese Rolle Real-Estate- oder Facility-Management-Abteilung so oft vom Finanzvorstand (Geschäftsführer) übernommen. zu professionalisieren, wie es in diesem Bereich die Um ein einheitliches Bild erzeugen zu können, haben Best-Practice-Unternehmen und Immobiliendienstleis- wir in allen kleineren Unternehmen den Finanzvorstand ter vormachen. Empirische Studien zeigen, dass die bzw. -geschäftsführer um Teilnahme an der Befragung Managementintensität und das Qualitätsniveau der gebeten. deutschen Unternehmen im betrieblichen Immobilien management sehr stark divergieren. Ein Großteil der Kontaktiert wurden 312 Unternehmen. Mit einem Rücklauf Unternehmen ist aufgrund mangelnder Erfahrung und von über 22 Prozent handelt es sich um die größte bisher fehlender Ressourcen nicht in der Lage, Immobilien- in Deutschland durchgeführte Befragung zu diesem The- prozesse sauber zu beschreiben und deren Qualität ma.17 Die Ansprechpartner wurden händisch aus unseren zu überwachen. Entsprechend häufig verfolgen sie bestehenden Adressverzeichnissen und Recherchen per ineffiziente Sourcing-Strategien. Telefon und Internet zusammengetragen. Anschließend wurden sie per Brief von uns um Teilnahme an der Befra- gung gebeten. In dem Brief wurde die Kontaktaufnahme Was bringt Outsourcing? durch ein von uns beauftragtes Marktforschungsinstitut angekündigt. Das auf diese Form der Befragung spezia- Nach den Ergebnissen der Vorstudie ist vor allem die Frage lisierte Marktforschungsunternehmen hat anschließend relevant, wer denn die Leistungen bei Planung, Bau und Telefontermine vereinbart und über einen Zeitraum von Betrieb produktionsnaher Immobilien erbringt und wie zwei Monaten die Interviews durchgeführt. die immobilienwirtschaftliche Wertschöpfung koordiniert werden kann. Experteninterviews nähren die Vermutung, In den folgenden Kapiteln fassen wir die Ergebnisse der dass sich durch Outsourcing von Immobilienmanage- Befragung zusammen. ■ mentaufgaben an externe professionelle Dienstleister umfangreiche Effizienzpotenziale bei produktionsnahen Immobilien heben lassen. Besondere Bedeutung könnte Lösungsangeboten zukommen, wie sie aus der Logistik unter Kontraktlogistik oder der IT-Branche unter dem Begriff „Total-IT-Outsourcing“ bekannt sind. 16 Klassifikation der Wirtschaftszweige gemäß Statistischem Bundesamt (2008) Für diese Gruppe sind die Effizienzpotenziale folglich eher konservativ geschätzt. 17 Tatsächlich ist insbesondere bei den kleineren Unternehmen ein Selektionsbias Eine Unterschätzung scheint uns aber eher tolerabel als eine Überschätzung. nicht auszuschließen; jene Unternehmen, die sich unzureichend mit Corporate-Real- 11 Estate-Themen beschäftigen, dürften häufiger nicht an der Befragung teilgenom- men haben.
4. PRODUKTIONSNAHE IMMOBILIEN AUS SICHT DER NUTZER: SPEZIFITÄT DER FLÄCHEN ÜBERSCHÄTZT 4.1 Veränderung des Flächenbedarfs durch wirtschaftlichen Strukturwandel E ine Reduktion der Flächeninanspruchnahme oder Knapp 40 % der Umfrageteilnehmer stimmten der Ver- das Anwachsen großer Leerstandshalden ist in frü- mutung einer Flächenverlagerung von produktionsnahen heren Studien jenseits anekdotischer Evidenz nicht Immobilien hin zu Büroimmobilien zu (je etwa 20 % voll belegbar. Möglicherweise gibt es Schattenleerstände18 bzw. teilweise). Angesichts des geschätzten Immobili- und Redevelopmentbedarfe in der Leichtindustrie, doch enwertes produktionsnaher Immobilien von etwa 600 Daten existieren hierzu nicht. Auch wenn das Verarbei- Mrd. Euro könnte diese Entwicklung also eine erhebliche tende Gewerbe in Deutschland in den letzten fünf Jahren Neuausrichtung von Immobilien erfordern – oder bei nahezu in etwa so schnell wuchs wie die gesamte Volks- fehlendem Development ein erhebliches Entwerten von wirtschaft, sind weitere Konsolidierungsphasen wie in Immobilienbeständen. den 1990er Jahren oder wie bis zuletzt in den USA und Frankreich nicht auszuschließen. In der Vergangenheit ging der Beschäftigungsanteil der Industrie insbesondere 4.2 Treiber der Flächennachfrage: Digitali- in Abschwungjahren zurück. Diese Rückgänge wurden in sierung und Globalisierung dominieren Aufschwungjahren selten wieder eingeholt. Neben dem Strukturwandel, der das gesamte Verarbei- tende Gewerbe bestimmt, gibt es aber auch kleinteiligere I n der Vergangenheit konnten es sich Unternehmen der deutschen Leichtindustrie aufgrund geringen interna- tionalen Wettbewerbs eher „leisten“, Effizienzreserven Trends; einzelne Branchen können profitieren, andere nicht zu heben als kapitalintensive Großunternehmen – schrumpfen überproportional und dritte verändern ihre zumindest dort, wo hochqualifizierte Beschäftigung maß- gesamte Wertschöpfung. Beispielsweise erlaubt das Inter- geblich war. Dies dürfte sich in den nächsten Jahrzehnten net der Dinge nicht nur neue Branchen in der Beratung, ändern. Die Befragungsteilnehmer sehen in steigendem es werden auch neue Wertschöpfungsketten entstehen. Wettbewerb (Zustimmungsquote: 78,8 %), Globalisierung Branchencluster werden dadurch neu zusammengesetzt, (47,0 %) und Digitalisierung (42,2 %) die wichtigsten Treiber manchmal rücken so klassische Produktionsunternehmen im Strukturwandel und daraus folgend im Flächenbedarf. mit Dienstleistern näher zusammen. Letztlich sind sowohl die Globalisierung als auch die Digitalisierung Wettbewerbsverstärker, da sie räumliche Produktionsflächen zukünftig rückläufig, statt- oder funktionale Marktgrenzen einreißen und somit zu- dessen nehmen Dienstleistungsflächen zu sätzliche Wettbewerber auf etablierte Märkte bringen. Es lohnt daher, vor allem diese beiden Bestimmungsfaktoren Dieses Verschwimmen der Branchengrenzen hängt auch näher zu beleuchten. mit einer stärkeren Serviceorientierung von traditionellen Industrieunternehmen zusammen. Ein hoher Automa- Dabei fällt auf, dass die Bedeutung von Globalisierung tisierungsgrad und starker internationaler Wettbewerb und Digitalisierung von großen und mittelständischen haben die Margen in vielen Branchen erodieren lassen. Unternehmen unterschiedlich wahrgenommen wird; Unternehmen mussten in Branchen mit höheren Margen während Großunternehmen in der Globalisierung den expandieren. Dienstleistungen boten sich hier an. Der wichtigeren Faktor sehen, ist für Mittelständler die Digi- Strukturwandel ist folglich nicht nur ein Rückgang der talisierung entscheidend. Industrieleistung, sondern auch eine starke Akzentverla- gerung von traditionellen Industrieunternehmen. Im Zuge dieses Strukturwandels in eine industrielle Dienstleistungs- wirtschaft könnte es in Deutschland eine Verlagerung des Flächenbedarfs von produktionsnahen Immobilien hin zu Büroflächen geben. 18 Unter Schattenleerstand versteht man ungenutzte Flächen, die offiziell allerdings nicht als solche deklariert werden. 12
4. Produktionsnahe Immobilien aus Sicht der Nutzer: Spezifität der Flächen überschätzt Digitalisierung führt zu mehr Dienstleistungen Bei den Auswirkungen der digitalen Revolution auf die Gleichzeitig erwachsen Ertragschancen dann, wenn Nutzer Flächeninanspruchnahme sind zwei gegenläufige Effekte bereit sind, diese Flexibilität zu honorieren. Für inner- zu beobachten: Zum einen könnte die Digitalisierung die betrieblich genutzte Objekte eröffnet die Drittverwen- Entwicklung von reiner Fertigung in Leichtindustriebran- dungsfähigkeit auch strategische Optionen, nämlich das chen zu stärkerer Dienstleistungsorientierung und folglich kurzfristige Angebot der eigenen Flächen für Dritte. zu größeren Büroflächenbedarfen führen. Dieser These Bisher wurden produktionsnahe Flächen im Vergleich zu stimmen 36,9 % der Befragten explizit zu, weitere 29,2 % standardisierten Büroflächen allerdings als sehr spezifisch halten diese Entwicklung für durchaus möglich. Zum und somit weniger drittverwendungsfähig wahrgenom- anderen wird oft argumentiert, die Digitalisierung könnte men. Doch ist das wirklich so? eine Rückkehr von Fertigungsprozessen, die in Billiglohn- länder verlagert wurden, nach Deutschland ermöglichen. Dieser These stimmen nur 8,2 % der Befragten zu, 27,9 % 4.3 Wie spezifisch sind produktionsnahe halten die Entwicklung freilich für möglich. Während viele Immobilien? Befragte den Strukturwandel hin zu mehr Büroflächen- nachfrage klassischer Industrieunternehmen also für sehr wahrscheinlich einschätzen, dominiert hinsichtlich der regionalen Rückverlagerung von Fertigungsprozessen F ertigungsprozesse sind komplexe Abläufe. Im Zentrum steht der Herstellungsprozess. Immobilien müssen diesen Prozess bestmöglich unterstützen. Je heterogener jedoch Unsicherheit. sich die Branchenlandschaft der Leichtindustrie darstellt, umso spezifischer sind die Fertigungsprozesse und umso Neben der Globalisierung und Digitalisierung wurden spezifischer müssten die Immobilien sein, so die gängige andere Trends als weniger wichtig für die Veränderung Vermutung. Eine Drittverwendungsfähigkeit wäre dann nur der Flächennachfrage wahrgenommen: Beispielsweise eingeschränkt möglich und dies würde es auch erschweren, erkennen nur 28,8 % der Unternehmen in demografischen die Assetklasse der produktionsnahen Immobilien für ins- Entwicklungen einen bedeutsamen Faktor für die Struk- titutionelle Investoren stärker zu öffnen. Die relativ hohen turveränderung der Flächennachfrage. Es ist möglich, dass Eigentumsquoten in Deutschland wären dann eine direkte die starken Zuwanderungsströme aus Süd- und Osteuropa Folge der Spezifität der Immobilien und eine Reduktion seit 2010 den Arbeitskräftebedarf und damit auch die der Eigentumsquote würde kaum Sinn ergeben.19 demografischen Herausforderungen in die zweite Reihe verdrängt haben. Spezifität der eigenen Flächen wird in der Tat überschätzt Wettbewerb erhöht Unsicherheit und damit den Wert flexibler Flächen Mit unseren Befragungsergebnissen können wir nun zeigen, dass für einen großen Anteil der produktionsnahen Flächen Viele Unternehmen erwarten also stärkeren Wettbewerb; keine zugangsverhindernde Spezifität der Objekte vermu gleichzeitig ist die Wirkungsrichtung auf die Flächennach- tet werden muss: Knapp zwei Drittel der Befragten halten frage mit Unsicherheiten behaftet. Anpassungsflexibilität es für wahrscheinlich bis möglich, dass ihr Unternehmen gewinnt somit unzweifelhaft an Bedeutung. 63,6 % der am Markt Objekte für die eigene Nutzung finden kann Befragten gaben an, dass ihr Bedarf an flexibel nutzba- und umgekehrt, dass Objekte aus dem eigenen Bestand ren Flächen ansteigen wird. Dabei geht es erstens um auch für Dritte geeignet sind.20 Dies bedeutet zwar nicht, Flexibilität im Immobilienportfolio, also die Möglichkeit, dass auch tatsächlich zwei Drittel aller produktionsnahen kurzfristig zusätzliche Flächen nutzen zu können oder nicht Immobilien unmittelbar drittverwendungsfähig sind; es mehr benötigte Flächen abzustoßen. Kürzere Mietvertrags- darf aber geschlossen werden, dass ein großer Teil dieses laufzeiten und Flächenoptionen werden dann wertvoller. 600-Mrd.-Euro-Volumens marktfähig ist. Diese Ergebnisse Zweitens wird das Thema Drittverwendungsfähigkeit von deuten darauf hin, dass es andere, nicht objektbezogene Flächen noch bedeutsamer. Lassen sich Flächen zügig für Gründe (also organisatorische oder institutionelle) für die andere Unternehmen oder sogar ganz andere Branchen hohe Eigentumsquote bei produktionsnahen Immobi- umfunktionieren? Für Eigentümer entstehen dadurch lien geben muss und dass niedrigere Eigentumsquoten Herausforderungen, denn kürzere Mietvertragslaufzeiten möglich wären. machen das Asset Management anspruchsvoller. 19 Siehe zur Entwicklung der Eigentumsquote auch die Ergebnisse in Kapitel 5.1., S. 15 20 3 0,2 % der Befragten halten es für wahrscheinlich und zusätzliche 33,3 % für möglich, dass ihre eigenen Immobilien von anderen Unternehmen genutzt werden könnten. 13
4. Produktionsnahe Immobilien aus Sicht der Nutzer: Spezifität der Flächen überschätzt Abbildung 4: Relevante Faktoren bei der Standortwahl produzierender Unternehmen Bedeutung verschiedener Standortfaktoren für Unternehmen 89,2 % 90,0 % 78,5 % 80,0 % 70,0 % 64,6 % 60,0 % 50,0 % 42,9 % 41,0 % 40,0 % 31,3 % 30,0 % 20,0 % 10,0 % 0,0 % Quelle: eigene Darstellung Standortfaktoren der meisten Unternehmen Angesichts des gewaltigen Volumens an produktionsnahen weisen hohe Ähnlichkeiten auf Immobilien würde selbst eine Drittverwendungsquote von 25 % ein Veräußerungspotenzial von 150 Mrd. Euro Dieses Ergebnis wird dadurch untermauert, dass viele Un- bedeuten. ternehmen angaben, sie würden bei der Standortwahl und beim Nutzungskonzept auf sehr ähnliche Faktoren achten, Standorte der Unternehmen austauschbarer beispielsweise Wettbewerber, Zulieferer und industrielle als vermutet und, stärker als bei Büroflächen, Kunden: Je knapp die Hälfte der Unternehmen gab an, in wenigen Regionen konzentriert dass es kaum Unterschiede bei der Immobilienwahl zu ihren Branchenkollegen gibt (56,5 % hinsichtlich Stand- Dass viele Unternehmen die Spezifität ihrer Objekte über- ort – 51,6 % hinsichtlich Nutzungskonzept). Unterschiede schätzen könnten, legt auch mittelbar unser Befragungs- zu anderen Branchen und Zulieferern werden vor allem ergebnis nahe, denn die Unternehmen achten bei der hinsichtlich des Nutzungskonzepts größer, scheinen jedoch Standortwahl überwiegend auf dieselben Auswahlkriterien: keineswegs unüberwindbar (andere Branchen: 47,4 % hin- Die drei Kriterien Verkehrsanbindung (89,2 %), Nähe zu sichtlich Standort – 37,5 % hinsichtlich Nutzungskonzept; qualifizierten Arbeitnehmern (78,5 %) und Kundennähe Zulieferer: 50 % hinsichtlich Standort – 36,2 % hinsichtlich (64,6 %) sind für die meisten Befragten zentral bei der Nutzungskonzept). Standortwahl. Weitere Faktoren spielen untergeordnete Rollen (siehe Abbildung 4). Nun benötigen Unternehmen Eine Randbemerkung ist freilich wichtig: Die Ergebnisse verschiedener Branchen auch verschiedene Qualifika- hinsichtlich der Drittverwendungsfähigkeit streuen sehr tionen der Arbeitskräfte und zielen auch nicht auf die- stark. Insgesamt schätzen größere Unternehmen die Dritt- selben Absatzmärkte. Doch gerade in der Nähe großer verwendungsfähigkeit eigener und fremder Immobilien Ballungsräume dürften diese Unterschiede weitgehend höher ein als kleinere Unternehmen.21 Dies ist plausibel, verschwinden. Ergo sind Standorte sowie Nutzungskon- da sie in einem naturgemäß größeren Portfolio auch mehr zepte austauschbarer, als häufig vermutet. Bewegungsspielraum haben. Außerdem gibt es in größeren Unternehmen auch umfangreichere Verwaltungsflächen. Wenn die Spezifität der Objekte also geringer ist, als ange- Unterschiede treten auch zwischen verschiedenen Bran- nommen, könnte es andere Gründe für die Zurückhaltung chen auf: Technische Dienstleister oder Logistik- und institutioneller Investoren auf dem Markt für produktions- Handelsunternehmen schätzen ihre Objekte weniger spe- nahe Immobilien geben. Diese Gründe könnten auch auf zifisch ein als reine Industrieunternehmen.22 Die Spezifität der Seite der Investoren liegen. Um dies zu untersuchen, der Objekte nimmt wohl mit stärkerer Produktionsnähe haben wir die Umfrageteilnehmer nach ihrer Einschätzung zu, doch es handelt sich eben um eine große Bandbreite zu Kapitalmarktakteuren gefragt. ■ unterschiedlicher Spezifitätsgrade. 21 47 % bzw. 35 % der Großunternehmen schätzen die Drittverwendungsfähigkeit ihrer 22 Knapp die Hälfte bis zwei Drittel der Unternehmen aus den Branchen technische bzw. anderer Immobilien als hoch ein, wohingegen dies lediglich für 24 % bzw. 21 % Dienstleistungen, Logistik und Handel schätzen die Drittverwendungsfähigkeit der mittelständischen Unternehmen gilt. eigener und fremder Immobilien als hoch ein. Demgegenüber liegen die Werte anderer Branchen zwischen 0 % und 25 %. 14
5. PRODUKTIONSNAHE IMMOBILIEN AUS SICHT DES KAPITALMARKTS: AUF DEM WEG ZU EINER NEUEN ASSETKLASSE? I nstitutionelle Investoren müssen ihre Entscheidungen Durch Selbstnutzer toleriert: Produktionsnahe gegenüber den Kapitalgebern vertreten. Die Vergleich- Immobilien nicht selten mit Instandhaltungs- barkeit von Gebäuden ist daher wichtig. Vergleichbarkeit stau erfordert verfügbare Informationen. Je spezifischer ein Objekt ist, je intransparenter ein Markt und schließlich je Gerade risikoaverse institutionelle Investoren suchen spezifischer die nutzende Branche ist, desto schwerer ist häufig Immobilien, die wenig Arbeit bereiten. Die Objekte der Vergleich. In diesem Kapitel untersuchen wir zunächst sollten weitgehend vermietet und in einem guten Zustand die Besonderheiten der Assetklasse produktionsnaher sein. Die Frage nach dem Gebäudezustand ist daher für Immobilien und kennzeichnen dann die resultierenden risikoaverse Investoren zentral. Über alle Flächen, die Eigentumsquoten. Auf dieser Basis wollen wir mögliche den produktionsnahen Immobilien zugeordnet werden, Gründe identifizieren, die institutionelle Investoren in zeigte sich bei diesem Aspekt eine sehr große Streubreite. Bezug auf diese Assetklasse hemmen. Während sich die modernen Logistik- sowie F&E-Flächen der Unternehmen in einem guten baulichen Zustand be- 5.1 Struktur und Zustand produktionsnaher finden, lassen sich in den anderen Bereichen moderate Immobilien bis erhebliche Instandhaltungsrückstände erkennen. Die Befragten gaben an, dass etwa 40 % ihrer Büroflächen W ie in Kapitel 2 beschrieben, setzt sich die Assetklasse der produktionsnahen Immobilien aus unterschied- lichen Nutzungsarten zusammen, deren Gemeinsamkeit zumindest über einen geringen Instandhaltungsstau ver- fügen. Dies trifft ebenfalls auf Verkaufsflächen zu. In den Bereichen Produktion und Lager steigt der Anteil an Flä- es ist, sich um den Kern der industriellen Fertigung an- chen mit geringem Instandhaltungsstau sogar über 50 % gelagert zu haben. an. Hinzu kommen erhebliche Instandhaltungsrückstände bei etwa 7 % der Produktionsflächen und sogar 25 % der Zwei Drittel aller Flächen entfallen gemäß den Angaben Lagerflächen (siehe Abbildung 5). Diese Angaben sind der Befragten auf Produktions-, Büro- und Lagerflächen, naturgemäß subjektive Einschätzungen, wahrscheinlich davon kommen auf die Produktionsflächen nicht mehr zeigen sie aber eher eine konservative Einschätzung. Der als 31 %; Büroflächen machen 26 % aus und Lagerflächen zum Teil nennenswerte Instandhaltungsstau deutet auf 10 %. Die Streubreite insbesondere bei den Produktions- eine fehlende Immobilienstrategie in einigen Bereichen hin und Büroflächen ist angesichts der heterogenen Bran- und mag angesichts des zurzeit gut kapitalisierten Verar chenstruktur groß: Die Anteile der Produktionsflächen beitenden Gewerbes überraschend sein. Diese Unterschie- liegen zwischen 10 % und 50 %. Bei Büroflächen fällt die de im Gebäudezustand dürften gerade die risikoaversen Streubreite mit 10 % und 40 % ebenfalls groß aus. Die Investoren von einigen Segmenten abgehalten haben. restlichen Flächen verteilen sich auf die Bereiche Lager, moderne Logistik, Verkauf, Forschung & Entwicklung sowie Frei- und Technikflächen. 15
5. Produktionsnahe Immobilien aus Sicht des Kapitalmarkts: Auf dem Weg zu einer neuen Assetklasse? Abbildung 5: Gebäudezustand: Median- und relative Medianbetrachtung23 Gebäudezustand – Medianwerte Nur leichter Rückgang der 100 % Eigentumsquoten 90 % 80 % 70 % 37 % Ähnlich wie frühere Studien zeigen auch un- 8% 7% 25 % 60 % sere Befragungsergebnisse, dass die Eigen- 95 % 15 % 43 % 50 % 28 % tumsquoten der Produktionsunternehmen 40 % in Deutschland in den letzten Jahren leicht 50 % 50 % 50 % 30 % 35 % zurückgehen.24 Insbesondere in den noch 20 % 10 % 20 % weniger spezifischen und damit leichter ka- 0% 5% pitalmarktfähigen Segmenten Büro, Einzel- ik ) re o n n n handel und Logistik wurde bereits umfang- ist ern bo Bür he tio he g a äc uk flä c Lo od E/ L sfl od er reich desinvestiert. Bei Produktions- und (m uf Pr ag F& rka L F&E-Flächen liegen die Eigentumsquoten Ve indes weiterhin mit jeweils über 80 % sehr Gebäudezustand – Medianwerte in Relation hoch. Bei Verkaufsflächen liegt der Anteil 100 % bereits heute bei unter 50 %. Für Büro-, La- 11 % 9% 90 % ger- und Logistikflächen werden rund zwei 23 % 31 % 80 % Drittel aller Flächen im Eigentum gehalten. 42 % 70 % 39 % Bemerkenswert ist, dass es bei Büro-, Han- 60 % 50 % 100% 62 % dels- und Lagerflächen offensichtlich un- 77 % terschiedliche Strategien der Unternehmen 40 % 58 % 63 % 30 % gibt – hier sind die Streubreiten der Eigen- 50 % 20 % 29 % tumsquoten sehr hoch. Bei Produktions- und 10 % F&E-Flächen sind die Streubreiten deutlich 0% 6% ik ) re o en on en geringer. In diesem Segment gibt es keine ist ern bo ür h i ch g a B äc kt Strategieunterschiede. Dies deutet an, dass Lo od L sfl od u flä (m E/ uf Pr er F& ka L ag die Marktentwicklung sowohl auf der Ange- r Ve bots- als auch auf der Nachfrageseite stockt. Instandhaltungsstau (größer) Instandhaltungsstau (gering) Neubau/neubauähnlich Dabei erkennen die mittelständischen Un- Quelle: eigene Darstellung ternehmen die Vorteile geringerer Eigen- tumsquoten in Form von höherer Flexibilität der Flächen und geringerer Kapitalbindung 5.2 Eigentumsquoten für produktionsnahe Immobilien sehr wohl. Gerade bei ihnen zeigt sich eine in Deutschland hohe Bereitschaft, die Eigentumsquoten zu senken, und dies betrifft alle Nutzungsarten F rühere Studien zeigten regelmäßig, dass die Immobilieneigen tumsquoten von Produktionsunternehmen in Deutschland hoch sind und dass institutionelle Investoren für diese Assetklasse noch (siehe Abbildung 6). Rückgang der Eigentumsquoten keine große Rolle spielen. Diese Ergebnisse können wir mit unserer um fünf Prozentpunkte für die Befragung bestätigen. nächsten Jahre erwartet Die Eigentumsquoten im Sektor der Produktionsimmobilien liegen Die Befragungsteilnehmer gaben an, dass durchschnittlich bei bis zu 85 %. Knapp 43 % der Unternehmen halten die Eigentumsquoten in den nächsten zehn sogar 100 % der genutzten Immobilien in den eigenen Büchern. Jahren um insgesamt fünf Prozentpunk- te sinken dürften. Hochgerechnet auf den Es scheint auch einen Zusammenhang zwischen gefühlter Spezifität gesamten Bestand an produktionsnahen der Objekte und dem Eigentumsanteil zu geben, dieser ist jedoch nicht Immobilien entspräche dies einem Des eindeutig. Die Ergebnisse im Kapitel 4 haben gezeigt: Die Spezifität der investitionsvolumen von 30 Mrd. Euro oder Objekte scheint in vielen Unternehmen nicht so groß zu sein, als dass 3 Mrd. Euro pro Jahr. eine Eigentumsquote von 85 % zwingend wäre. 23 D er Median einer Auflistung von Zahlenwerten ist der Wert, der an der mittleren Dadurch kann die Summe der Kategorien Instandhaltungsstau (größer), Instandhal- Stelle steht, wenn man die Werte der Größe nach sortiert. Je nach Umfrageteilneh- tungsstau (kleiner) und Neubau/neubauähnlich von 100 % abweichen. Um diesen mer gibt es deutliche Schwankungen hinsichtlich der Instandhaltungsrückstände Effekt auszugleichen, wurden die Medianwerte dieser drei Kategorien in Relation ihrer Immobilien. Um den Zustand der unterschiedlichen Objekte auf Basis ihrer zueinander gesetzt und ihre Summe wurde auf 100 % skaliert (untere Grafik). 16 Nutzungsart vergleichbar zu machen, wurden die Medianwerte der verschiedenen 24 Pfnür & Linnemann (2007); Pfnür & Weiland (2010). Kategorien als Grundlage verwendet (obere Grafik).
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